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Mephisto

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  1. Glückwunsch! Ist's auch die abgebildete schwarze Edition oder doch die neue mit 3-D-Cover?
  2. Absolut! Das unterstreiche ich auch völlig und natürlich ist es faszinierend, dass Goldsmith stets einen neuen Weg gesucht und oft gefunden hat. Mir sind die Unterschiede zwischen funktionaler Filmmusik wie "Chain Reaction" und routinierter aber als Hörerlebnis überzeugender Musik wie "Der Feind in meinem Bett", "The Shadow" oder "The Vanishing" wichtig. Dass da jeder woanders die Grenze absteckt, ist doch völlig klar. Habe ich bei Walter Hill "Executive Decision" geschrieben? :konfused: Natürlich meinte ich "Extreme Prejudice" - habe den gestern erst aufgemacht
  3. Dass Goldsmith mit sehr viel Herz an späten Projekten gearbeitet hat beweist z.B. auch das Booklet zu "Angie". Er hat später halt gerne kleinere Dramen und Komödien vertont. Walter Hill hat im "Extreme Prejudice"-Booklet auch eine kleine Anekdote beschrieben, als er und Goldsmith sich auf einer Hauseinweihungsparty trafen und Goldsmith sein Leid klagte, dass die Filmmusik unter den falschen Entscheidungen von Produzenten und poppigen Einflüssen zu leiden hätte aber dann lächelte, zuckte mit den Schultern und sagte: "Aber ich kämpfe weiter gegen an." Ich persönlich spreche mich nunmal dagegen aus, im Spätwerk Goldsmiths, das nunmal aus viel Routine besteht, alles grau zu zeichnen. Es gibt natürlich Kinder ihrer Zeit, Routine und ähnliches, das aber auch auf musiaklischer Ebene besticht: Der Feind in meinem Bett, Forever Young, City Hall, Angie (z. T.), Powder, Rudy, Love Field etc. Die drei besprochenen Actionfilmmusiken fallen nunmal gegen die vorigen Musiken ab. Eine schön schwungvolle Actionmusik wie aus "Forever Young" oder der "Mumie" hätte denen nämlich nicht geschadet.
  4. Weil ich davon ausgehe, dass es hilft, wenn ich an allgemein nachvollziehbaren Kriterien meine subjektive Meinung begründe. Wenn ich schreibe: "Letztens U.S. Marshals gehört - ein schwacher Score weil ich fühle da nichts*." dann hilft es doch nur denjenigen, die den Score bereits kennen und entweder ihre Meinung bestätigt sehen oder eine Gegenposition einnehmen. Ich bin nun einer derjenigen, der die Leute hier im Forum bittet, ein bisschen zu begründen, warum sie diese und jene Musik (nicht) mögen, also wäre es doch inkonsequent, selbst nicht so zu handeln. Ich schreibe schon seit drei Jahren solche Texte hier - bisher hat's niemanden groß gestört. *grammatikalischer Fehler ist beabsichtigt.
  5. Und genau das finde ich so schlimm: Egal, ob der Zuschauer, Rezipient oder wer auch immer etwas merkt/hört/übersieht: Man muss stets versuchen, einen wirklich guten Job abzuliefern und nicht ein Produkt, was halt "reicht" und funktioniert. Natürlich 'reicht'es, wenn Spannung aufgebaut wird, drei Kontrabässe einen tiefen Ton spielen zu lassen, aber das ist noch keine gute Musik. Und selbstverständlich geht es um mich, meine Ansichten und meine Maßstäbe, die ich bei den Musiken und Filmen anwende, wobei ich versuche, die einzelnen Aspekte wie Instrumentation, Konzepte, thematisches Material, Verarbeitung von Motiven etc. zu bewerten. Ich persönlich mag z.B. "Die Barbaren" oder "Invasion U.S.A." als Filme, wenn ich Haudraufkino sehen möchte, aber das macht diese Streifen zu keinen guten Filmen. Ich versuche, die Texte für jeden nachvollziehbar zu machen. Da schreibe ich halt, dass "Chain Reaction" ein ziemlich müder "Auf-der-Flucht"-Abklatsch ist (filmisch) und wer auf spannendes Action-Katz-und-Maus-Spiel steht, sollte sich auch lieber erstmal "Stirb Langsam" als "Einsame Entscheidung" ansehen. Goldsmith selbst hat in den 70ern den Maßstab nunmal sehr hochgesetzt aber er muss sich dann gefallen lassen, wenn ich sein Spätwerk kritisch beäuge. Umso mehr liebe und ehre ich auch die frühen Sachen.
  6. Mich persönlich ärgert halt immer ein bisschen, wenn ich so etwas wie "U.S. Marshals" höre, dass die Actionmusik recht lahm und das Thema austauschbar ist, obwohl ich weiß, dass Goldsmith es eigentlich viel viel besser konnte. So einen Film wie "Powder" hätte Goldsmith doch in seiner kreativen Zeit von unterschiedlichen Seiten und musikalisch unterschiedlichen Stilistiken beleuchtet ("Illustrated Man"), hier wurde das allerdings ein äußerst süffiger Score, der - sobald er mal nicht das Thema erklingen lässt - vollkommen stereotyp wird. Ich finde es ja durchaus schick, dass Goldsmith in "Chain Reaction" mal 'was Anderes' gemacht hat, aber ich verbinde mit seinem Spätwerk auch immer diese Luslosigkeit, die sich teilweise stark in der Musik wieder spiegelt. Nebenstimmen hört man im Filmmix nicht - warum sich also die Mühe geben? Suiten für den Abspann komponieren? Das macht ja gar keiner mehr, dann lasse ich es halt sein... Wenn dann die Actionmusik nur noch aus Hörnern und Streichern bestehen, die unisono spielen, zeigt sich deutlich, mit welcher Lustlosigkeit der einst so kompromisslose Komponist zu Werke ging. Wenn er schon keinen Bock auf Kontrapunkte hatte hätten doch Arthur Morton oder Alexander Courage die Musik noch ein bisschen würzen können. Abgesehen davon sind einige elektronische Effekte nur noch zwanghaft eingesetzt, wie eben jener perkussive Zischeffekt in "The River Wild" oder "Executive Decision" - rein künstlerisch und ästhetisch sind die völlig fehlplatziert. Es gab ja auch einige Scores in den 90ern, die trotz der Stilglättung und einem recht ökonmoischen Orchestersatz funktionieren. Ich denke da natürlich an "Der 13te Krieger", "Die Mumie", "Mulan", "Air Force One" oder "Der erste Ritter" aber auch "Congo", "Der Feind in meinem Bett" und besonders "City Hall" sind gelungene Routine-Jobs. In "L.A. Confidential" und "Leviathan" hat Goldsmith außerdem atmosphärisch sehr dichte Scores geschrieben und ich finde, es ist nur gerecht, solchen guten Werken gegenüber eher lustlos runtergeschriebenen Sachen wie "U.S. Marshals" oder "Malice" den Vorzug zu geben.
  7. Tommy Lee Jones zeichnet seinen Samuel Gerard sehr glaubwürdig, aber Wesley Snipes bleibt als sein Gegenspieler äußerst blass. Auch John Royce ist doch eher ein Werkzeug der Dramaturgie als eine interessante Figur. Die Handlung ist wegen ihrer Schnörkellosigkeit ganz schick, bis der Protagonist vom Friedhof flieht, der Film sich noch weitere 30 Minuten dehnt und schließlich von einer halblogischen, bemüht herbei gezerrten aber trotzdem den ganzen Film über vorbereiteten Wendung gekrönt wird.
  8. Auf der Jagd Mark Roberts ist gerade mit seinem Abschleppwagen in Chicago auf dem Weg zu einem Unfall, als plötzlich ein Auto entgegen gerast kommt und Roberts rammt, bevor es sich überschlägt und in Flammen aufgeht. Roberts selbst kann verletzt geborgen werden, doch die Polizei wird misstrauisch, als sie in dem Handschuhfach des Wracks eine Schusswaffe entdeckt. Schon bald darauf sieht sich Roberts des Mordes angeklagt, da seine Fingerabdrücke in einem Parkhaus in New York am Tatort eines zweifachen Mordes gefunden wurden und die beiden tot aufgefundenen Agenten mit genau jener Waffe erschossen wurden. Das Flugzeug, das den Gefangenen mit weiteren Häftlingen nach New York transportieren soll stürzt allerdings ab, weil ein Insasse Roberts mit einer an Bord geschmuggelten Schusswaffe angegriffen und verfehlt hat, sodass ein Loch in der Wand entstand. Während das Flugzeug langsam in einem See versinkt gelingt Mark Roberts die Flucht. Ihm auf den Fersen ist Marshal Samual Gerard und sein Team, das schnell entdeckt, das Mark Roberts in Wirklichkeit Sheridan heißt und CIA-Agent war. Um seiner schneller habhaft zu werden, stellt die CSS Gerards Team einen Agenten zur Seite: John Royce. Doch auch mit dem stimmt etwas nicht, da er die Ermittlungen behindert wo er kann und offensichtlich etwas im Schilde führt. Somit hat Gerard nicht nur einen erfahrenen Agenten vor sich, sondern auch im Nacken… Nachdem Harrison Ford in „Auf der Flucht“ 1993 ständig bemüht war, dem Deputy Marshal Samuel Gerard zu entwischen wurde Gerard zum Marshal befördert und macht nun Jagd auf Wesley Snipes. „Auf der Jagd“ wurde von Warner Bros. als halbe Fortsetzung des Publikumserfolges von 1993 angesetzt, fand jedoch wegen dieser offensichtlichen Marketing-Strategie wenig Anklang beim Publikum. Das Drehbuch von Roy Huggins und John Pogue lässt außerdem den menschlichen Aspekt der Vorlage außer Acht und setzt stattdessen auf rasante Action, sodass der Film grob gesehen eine Aneinanderreihung von Verfolgungsjagden ist. Tommy Lee Jones spielt erneut die Rolle des mies gelaunten und beinharten Samuel Gerards, sein Gegenspieler Mark Roberts bleibt jedoch blass und austauschbar, was nicht unbedingt an Wesley Snipes liegt. Robert Downey jr. vermag den Film als zwielichtiger John Royce um einige nette Momente zu erweitern aber auch seine Figur entwickelt keinen tieferen Charakter. Immerhin kann sich die Action sehen lassen, denn zum Glück wurden die meisten Effekte noch „handgemacht“, sodass der minutenlange Flugzeugabsturz mittels großer Modelle auch heute noch Schauwert hat. Auch der Unfall zu Beginn oder Roberts Sprung auf den Zug sind schick von Actionregisseur Stuart Baird („Einsame Entscheidung“) in Szene gesetzt. Mit der Zeit hat man sich allerdings satt gesehen obwohl der Film noch eine halbe Stunde läuft. Umso schädlicher ist es für die Dramaturgie, dass der Bösewicht schon gestellt ist, aber noch drei weitere Verfolgungsjagden sowie eine gezwungen wirkende Wendung den Film unnötig in die Länge zieht. Insgesamt bietet „U.S. Marshals“ teils flotte Unterhaltung und wartet mit einigen beeindruckenden Schauwerten auf, versagt jedoch auf der Handlungs- und Charakterebene. Zur Musik: Jerry Goldsmith vertonte mit „Einsame Entscheidung“ 1996 für Stuart Baird seinen ersten Actionfilm nach „Total Recall“ (1990), allerdings bestand das Ergebnis aus uninspirierter Routine und auch der im selben Jahr folgende „Chain Reaction“, in dem Goldsmith sich am Zeitgeschmack probierte, ist sehr unspektakulär geraten. Auch „U. S. Marshals“ krankt an der „neuen Einfachheit“ in Goldsmiths Vertonungsmuster. Zwar wurde hier der Anteil der elektronischen Elemente auf ein Minimum beschränkt, doch trotzdem vermittelt die orchestrale Musik einen dünnen Eindruck, da fast vollständig auf interessante Nebenstimmen verzichtet wird. Bläser und Streicher spielen oftmals im homophonen Satz und das Schlagwerk hat sehr gradlinige Rhythmen zu bestreiten. Als Hauptthema fungiert ein kurzes Hornmotiv, das allerdings wenig prägnant bleibt und erst im Finale zu einer ganzen Melodie erweitert wird. Diese ist allerdings ebenso stereotyp wie ihre Keimzelle und erreicht daher nicht die Klasse anderer Hauptthemen des Komponisten wie „Air Force One“, „Mulan“ und andere, die in dieser Zeit entstanden. Wie auch auf der melodisch-thematischen Ebene gestaltet sich der Score in den Action- und Suspensepassagen als äußerst unspektakulär. Streicher, Schlagzeug und das Klavier bilden oft ein rhythmisches Fundament in mäßigem Tempo, über die sich ausgedehnte Bläsermotive und das Hauptthema legen. Nur selten erreicht die Musik ein schnelles Tempo und wirkt wegen ihres repetiven Charakters sehr schnell eintönig und ermüdend. Zum Filmstart erschien bei Varèse Sarabande ein Album in der üblichen knappen Länge einer halben Stunde, das alle mehr oder weniger gewichtigen musikalischen Ideen der Musik repräsentiert. Schon in gekürzter Form erweist sich die Musik als zu glatt gebügelt und lahm für einen solch rasanten Film und bietet daher nur mäßiges Hörvergnügen. Von den drei Actionfilmen „Executive Decision“, „Chain Reaction“ und „U.S. Marshals“ erweist sich letztere Musik alledings noch als das kleinste Übel. Erst einige Monate später gelang Goldsmith mit „Air Force One“ wieder ein temporeicher orchestraler Actionscore mit prägnantem Hauptthema.
  9. Gibt Lukas Kendall jetzt regelmäßig Durchmeldungen, wenn FSM-CDs kurz vorm Ausverkauf sind? Zu begrüßen wäre es ja.
  10. Außer Kontrolle Einem Team junger Forscher um Eddi Kasalivich und Dr. Lily Sinclair entwickeln an der University of Chicago unter Paul Shannon ein umweltschonendes Verfahren, mit dem man durch Sonolumineszenz Energie gewinnen kann. Doch in der Nacht nach dem ersten erfolgreichen Test fallen Eindringlinge in das Testgebäude ein, stehlen die geheimen Pläne und sprengen das Gebäude. Eddi, der kurz zuvor noch einmal die Anlage aufsuchte, findet den toten Teamleiter und kann sich selbst gerade rechtzeitig in Sicherheit bringen. Das FBI untersucht den Fall und findet in Eddis Wohnung 250.00 Dollar. Der junge Student wird als Terrorist gebrandmarkt und muss mit seiner Kollegin Lily fliehen. Paul Shannon – selbst ebenfalls vom FBI verfolgt – hilft den beiden, doch seine Rolle in dem Fall wird immer unklarer, denn nicht nur das FBI ist Eddi und Lily auf den Fersen: Eine geheime Organisation arbeitet ebenfalls an dem Sonolumineszenz-Verfahren, benötigt aber eine bestimmte Frequenz, die nur Eddi bekannt ist. Die beiden Unschuldigen sehen sich plötzlich zwischen zwei Fronten und können bald niemanden mehr trauen… 1993 feierte „Auf der Flucht“ mit Harrison Ford einen Riesenerfolg. Der von Andrew Davis gedrehte Actionfilm basierte auf der gleichnamigen Serie aus den 60er Jahren und handelt von einem unschuldig angeklagten Arzt, der stets auf der Flucht vor den staatlichen Behörden ist. Der Film trat damals eine große Lawine los und es entstanden viele filmische Trittbrettfahrer sowie eine halboffizielle Fortsetzung („Auf der Jagd“), in denen Unschuldige Leute vor der Polizei fliehen und gleichzeitig den wahren Täter finden mussten. Allerdings erreichte keiner der Filme die Klasse des Originals und auch „Außer Kontrolle“ bleibt überaus blass. Vielleicht liegt es an der allzu offensichtlichen Funktion des Films als Vehikel Keanu Reeves’ oder auch daran, dass sämtliche Verfolgungsjagden von den Protagonisten hauptsächlich zu Fuß zurückgelegt werden müssen und so kaum Tempo aufkommt. Gegen stereotype Protagonisten ist ja in Actionfilmen grundsätzlich nichts zu sagen, aber in „Außer Kontrolle“ sind die Figuren so blass, dass man sich kaum für sie interessiert. Keanu Reeves und Rachel Weisz sind zwar ein nettes Paar, dem man allerdings nur die Studenten, nicht jedoch die Abenteurer abnimmt. Morgan Freeman absolviert seine Leistung als zwielichter Paul Shannon wie gewohnt souverän, allerdings ist seine Figur nur verwirrend, handelt ohne klare Absichten und wurde offensichtlich nur entwickelt, um dem Film ein bisschen Abwechslung zu verleihen – allerdings vergeblich. Filmisch ist „Außer Kontrolle“ recht solide geraten und verfügt allerdings nur über zwei wirkliche Höhepunkte: Die Verfolgungsjagd auf einem gefrorenen See mit Luftkissenbooten sowie Eddis Flucht vor den Beamten auf über eine große gerade hochfahrende Klappbrücke. Insgesamt reiht sich „Außer Kontrolle“ in die Riege der unspektakulären Filmchen, die von „Auf der Flucht“ mehr als nur inspiriert wurden und wohlverdient langsam aber sicher in Vergessenheit geraten werden. Zur Musik: Jerry Goldsmith war nach einer langen Actionpause mit „Einsame Entscheidung“ zu Beginn des Jahres in sein altgewohntes Metier zurückgekehrt, doch leider entpuppte sich „Einsame Entscheidung“ mit der allzu dünnen Orchestrierung, den einfallslosen Suspensepassagen und dem uninspirierten Themenmaterial als Enttäuschung. In „Chain Reaction“ schlug der Komponist einen anderen Weg ein und näherte seinen Stil weiter dem zeitgenössischen Geschmack an. Hier fällt besonders der markante Einsatz der E-Gitarre auf, die der Musik einen klaren 90er-Touch verleiht und die stets in Verbindung mit dem Protagonisten erklingt. Das eigentliche thematische Material ist allerdings – ähnlich wie in „Executive Decision“ recht blass und austauschbar geraten. Als Hauptthema fungiert eine Trompetenmelodie, die hauptsächlich aus einer pendelnden Quinte besteht und oft mit einem einfachen Rhythmus des Drumcomputers begleitet wird. Auch die E-Gitarre spielt stets ein recht braves Thema für Eddi, das stets über dem Beat des künstlichen Schlagzeugs läuft und kaum variiert wird. Interessanter wird es schon bei der Action, obwohl auch hier wieder der äußerst simple Orchestersatz – hauptsächlich unisono-Spiel mit einigen Zwischenschlägen des Schlagwerks – zu wünschen übrig lässt. Es ist wahrscheinlich auch Goldsmiths Anbiederung mit der damaligen Strömung verschuldet, dass die Actionmusik recht gleichförmig verläuft. Wer die früheren und mittleren Actionpassagen des Altmeisters mit den rhythmisch ungeraden Ostinati, dem grummelnden Klavier und den schrillen Bläsern liebt, sollte „Chain Reaction“ wahrscheinlich lieber ziehen lassen, denn dort bekommt man hauptsächlich gerade Takteinheiten, die vom künstlichen Schlagzeug abgesteckt werden und über die sich einige Streichermotive ausbreiten. Wirklich markant wird es daher hauptsächlich beim Einsatz des zentralen Actionmotivs, das in den Streichern und Hörnern erklingt und von Flatterzungen der Trompeten bereichert wird. Ein sehr eleganter Taktwechsel zwischen ¾ und 4/4-Takt ist einer der wenigen wirklich interessanten Kniffe in dieser Musik. Die Suspensemusik besteht aus einigen wiederholt gezupften Akkorden in den Violinen über tiefe Liegetöne der Bässe und lässt umso mehr Goldsmiths frühe innovative Klangkompositionen zu ähnlich gelagerten Szenen vermissen. Der Komponist schlug bei „Chain Reaction“ immerhin einen neuen Weg ein und komponierte daher einen teils an die Muster der damals immer beliebter werdenden Media-Venture-Musiken angelehnten Score, der in den thematischen Sequenzen recht poppig und während der Actionpassagen wie „Executive Decision“ recht dünn und blass daher kommt. Insgesamt handelt es sich zwar um eine aus dem Rahmen fallende Musik, deren Reiz allerdings gerade nicht in der Exotik liegt. Varèse Sarabande veröffentlichte zum Filmstart ein Album mit der damals üblichen Laufzeit von 30 Minuten, sodass auch eine zentrale Actionsequenz – die Brückenszene – dem Albumschnitt zum Opfer fiel. Unter Fans ist die Nachfrage nach einer erweiterten Fassung recht groß, doch es ist nicht auszuschließen, dass sich nach dem Erscheinen einer solchen große Ernüchterung breit machen würde, denn Goldsmiths recht eintönige Actionmusik, die unoriginellen Suspensepassagen und das halbgar dem Zeitgeist angeglichene thematische Material macht „Chain Reaction“ nicht zu der Perle, für die die Musik gerne gehalten wird.
  11. Neue Klänge, Testosteron, Action - liebend gerne, aber "Executive Decision" ist doch wirklich eine Schmalspurmusik - leider! Meine Beurteilung wird stets auf der längsten "verfügbaren" Quelle basierend gefällt und bevor ich mir den Film nochmal ansah, habe ich mir viermal 85 Minuten "Executive Decision" gegeben und muss sagen, dass besonders da klar wurde wie viel belangloses Spannungsmaterial auf dem Album unterschlagen wurde. Immer wieder dieselben brummelnden halbsynthetischen Bässe und dieser "Wabbelblech"-Effekt, ein paar Sitarakkorde hier und da... Das Haupthema ist wie gesagt viel zu gradlinig orchestriert - da haut "Air Force One" Gott sei Dank in eine ganz andere Kerbe und einigermaßen interessant ist die Musik doch tatsächlich nur ab dem Abflug der Spezialeinheit bis alle (mehr oder weniger) an Bord sind. Die alternative Fassung von "Drill Team" ist wirklich ganz nett. Es ist sowieso interessant, dass einige alternative Versionen musikalische interessanter und farbiger sind als die letztendliche Filmversion wie z. B. auch von "Jaffas Abduction". Klar, ich würde mir auch eine erweiterte Fassung dieser Musik zulegen, aber "Executive Decision" wurde meiner Meinung nach immer zu sehr verklärt und mit dem kurzen Varèse-Album hat man dann den perfekten Sündenbock gefunden.
  12. Yeah! Ist sowas von gekauft! Gibt es die Kantate denn auch noch in einer anderen Einspielung? Für die Neuverfilmung unter Hitchcock selbst hat Herrmann das Stück doch sogar etwas "gestreckt" oder? Welche Fassung wird denn das sein?
  13. Einsame Entscheidung Dem amerikanischen Geheimdienst gelingt es, den gefährlichen terroristischen Anführer El Sayed Jaffa gefangen zu nehmen. Kurze Zeit später stürmt eine Spezialeinheit unter Austin Travis ein Wohnhaus in Trieste, in dem angeblich ein gefährliches Nervengas gelagert sein soll. Bei der Aktion stirbt einer von Travis' Männern - das Gas wird allerdings nicht gefunden. Travis macht für den Tod seines Mannes Dr. David Grant verantwortlich, auf dessen Informationen hin die Aktion durchgeführt wurde. Kurze Zeit später entführen arabische Terroristen unter der Führung Nagi Hassans - Jaffas rechter Hand - eine Boeing 747 auf dem Flug nach Washington und fordert die Freilassung ihres Anführers. Die amerikanische Regierung nimmt den Vorschlag des Ingenieurs Dennis Calhills an mittels eines speziellen Flugzeugs eine Spezialeinheit in die Boeing 747 zu schleusen und die Terroristen so zu überwältigen, bevor die das Festland erreicht haben. Travis, der die Einheit auf dem Flugzeug leiten soll sieht seine Chance, sich an Grant zu rächen und fordert, ihn auf Grund seiner Kenntnisse über Jaffas Verbindung mitzunehmen. Kurze Zeit später findet sich Grant mit Ingenieur Calhill und der Eliteeinheit Travis' auf dem Flug, um unter der Boeing anzudocken und so in das Flugzeug zu gelangen, doch die Aktion geht schief, denn durch Turbulenzen bricht die Verbindung zwischen den Flugzeugen ab, Travis kommt ums Leben und der Bombenexperte des Teams wird schwer verletzt. Doch trotzdem erkundet die zusammengewürfelte Mannschaft das entführte Flugzeug, um zu retten, was noch zu retten ist, denn mittlerweile hat Grant den wahren Hintergrund entdeckt: Das vermisste Nervengas befindet sich an Bord und das Flugzeug soll wie eine riesige Bombe in Washington abstürzen. Was 1995 noch das Szenario für einen soliden Actionfilm sein sollte, wurde sechs Jahre später zur grausamen Wahrheit. Nach dem 11. September fällte schwer, diesen Film zu sehen, ohne über all die Parallelen hinweg zu sehen. Abgesehen davon funktioniert "Einsame Entscheidung" als solider Actionthriller, der über einen stetig angezogenen Spannungsbogen verfügt und den Zuschauer bei Laune hält. Das Gewicht liegt dabei nicht auf möglichst blutigen Schießereien, harten Faustkämpfen oder spekatkulären Explosionen, sondern an kleinen und ruhig inszenierten Szenen, z. B. wenn die Spezialeinheit im ganzen Flugzeug Kameras installiert, um sich einen Überblick zu verschaffen und stets Gefahr läuft, entdeckt zu werden. Das nett inszenierte Katz und Maus Spiel wurde mit passenden Schauspielern besetzt. Allen voran natürlich Kurt Russel als Brille tragender Wissenschaftler und Terrorexperte, der unfreiwillig mit einer Eliteeinheit auf Mission ist, Oliver Platt als schreckhafter Calhill und Halle Berry als Flugbegleiterin Jean, die Grant so manchen Dienst erweist. Auch David Suchet funktioniert in der stereotypischen Rolle des Nagi Hassans ebenso wie Steven Segeal als Travis, der schon sehr früh den Filmtod stirbt. Insgesamt gibt es an "Einsame Entscheidung" nichts auszusetzen, ein bedeutender Meilenstein im Action- oder Thrillergenre ist der Film allerdings nicht - viel eher handwerklich ordentliche Abendunterhaltung. Zur Musik: Nach sechs Jahren vertonte Jerry Goldsmith mit "Executive Decision" wieder einen Actionfilm und wandte sich ab dort für den Rest des Jahrzehnts wieder vermehrt dem Abenteuer- und Actionfilmen zu, hatte er zuvor doch lieber kleinere Dramen und Thriller vertont. Man hätte nach seinem letzten Actionengagement "Total Recall" (1990) hoffen können, dass der Komponist wieder äußerst frisch und motiviert mit vielen neuen Ideen zu Werke geht, doch diese Hoffnung wurde alles andere als erfüllt. Schon zu Beginn der 90er setzte Goldsmith - obwohl er über zwei ausgezeichnete Orchestratoren verfügte, die stets mit ihm zusammen arbeiteten - auf einen sehr ökonomischen und auf Nebenstimmen verzichtenden Orchestersatz vertraut. Von den sehr elektroniklastigen Effekten der vorigen Jahre zeichnen sich auch in "Executive Decision" noch einige längst veraltete Überbleibsel ab, sodass "Executive Decision" ein allzu blasser und inspirationsloser Score geworden ist. Schon alleine das fanfarenartige Hauptthema, das unisono von den Streichern und dem Blech gespielt den Film eröffnet, bietet absolut nichts Neues - vielmehr eine uninspirierte Themenschablone, die weder markant ist noch sich im Gedächtnis großartig festsetzt und zu allem Übel mit elektronischen Perkussionseffekten wie den nervig zischenden "River Wild"-Samples unterstützt wird, die eine kleine Trommel ersetzen sollen. Die arabischen Terroristen werden durch eine Synthieschalmai über brummelnde elektronische Bässe oder der völlig fehlplatzierten Sitar charakerisiert während die Suspensepassagen oftmals von tiefen Liegtönen der Streicher und einem elektronischen Effekt betsritten werden, der sich anhört, als würde man eine große Metallplatte schütteln. Die wenigen Actionszenen sind ebenfalls schablonenhaft und mäßig vertont, sodass die Musik nicht über einen wirklichen Höhepunkt verfügt. Von den rund 80 im Film zu Gehör gebrachten Minuten Musik fand eine knappe halbe Stunde auf der Varèse-CD Platz und repräsentiert alle musikalischen Ideen, täuscht jedoch trotz unchronologischer und dem Hörfluss dienliche Platzierung der Titel nicht über die markanten dramaturgischen und Satztechnischen Mängel der Musik hinweg. Es sollte noch mehrere weitere Gehversuche brauchen ("Chain Reaction", "U.S. Marshals"), bis der Komponist auch in den späten 90ern wieder seinen Ruf als Actionkomponist wieder mit "Air Force One" und entsprechenden Passagen aus dem "13. Krieger" oder "Die Mumie" festigen konnte.
  14. Oh! Jetzt darf ich auch mal: "GESCHMACKSSACHE!"
  15. Hüstel...8. Symphonie Mir ging es jetzt auch eher darum, dass dieses Thema in Mahlers Werk höchstens die Funktion eines Nebenthemas erfüllt, das mit mehreren anderen Motiven wiederum überlagert wird. Darum gibt es von diesem Lied weniger eine "Mahler-Fassung" als von "Bruder Jakob" (aus seiner ersten Symphonie, die wirklich hinreißend ist). Ich wollte nur verhindern, dass Leute, die Mahlers Koloss nicht kennen jetzt nicht davon ausgehen, dass ganze Teile der Symphonie auf diesem Volkslied basieren. Allerdings sehe ich es so wie Babis: Wenn man bereits bekanntes und vorbelastetes Material in eigene Kompositionen einflechtet, dann muss man sich über den Kontext im Klaren sein. Wie gesagt: Brittens "War Requiem" ("Sanctus! Sanctus!") duetlich zu kopieren und als schillernde Fanfare für "Troja" einzusetzen ist absolut unangebracht. Da könnte ich auch Luigi Nonos "Il Canto Suspeso" in einer "lusitgen" Adam-Sandler-Komödie verwursten oder Zimmermanns "Requiem für einen jungen Dichter" mit Bergs "Wozzeck" kombinieren und das in einen Jason-Statham-Knaller packen. Abgesehen davon, dass der Komponist auch die hoffentlich vorhandene musikalische Bildung des Hörers beleidigt und anscheinend bewusst musikalische Unwissenheit voraussetzt. So dreist wie Horner es teilweise tut könnte man sonst ruhigen Gewissens nicht mehr kopieren.
  16. Für Herrmann ist mir Bizet viel zu leichtfüßig. Aber interessant: Wo oder wie hörst Du denn da Herrmann raus? Die "Zorro"-Musiken sind meiner Meinung nach (bin aber auch nicht der Über-Horner-Experte) die besten Musiken bisher im neuen Jahrtausend (kenne "Black Gold" noch nicht): Pfiffig, voller Energie, wohltuend orchestral und toll orchestriert. Bei der "Carmen"-Klauerei bin ich immer etwas zwiegespalten, da es auf der einen Seite nahe liegt, auf der anderen Seite aber so unnötig. Die markante Akkordfolge zu Beginn des Bizet-Stücks z. B. hätte er sich sparen können - selbiges gilt für die äußerst bekannten charakteristischen Streicher- und Bläserfiguren bei 0:47, die er in "Fencing Lesson" lediglich als Füllmaterial einsetzt. Da hätte er sich auch selbst was ausdenken können. Auch die ganze Orchesterbegleitung zu Beginn ist dreist übernommen, das Thema allerdings von Horner selbst. Es wäre schön gewesen, wenn Horner vielleicht den Einfluss aus "Carmen" beibehalten hätte - das würde ihm niemand übelnehmen - aber die Übernahme einiger schon zu sehr mit "Carmen" behafteten Abschnitte macht die Musik teilweise zu einem Flickenteppich.
  17. Die Begeisterung hier lässt mich hoffen. Ich werde die Musik erst im Film hören, auf den ich mich trotz allem freue, denn ein ordentliches Wüstenabenteuer ohne Schnickschnack wie "Prinz von Persien" fehlt mir seit Längerem auf großer Leinwand. In der Vorschau sah auch alles schön "echt" und nicht animiert aus (kann dazu jemand,der den Film schon gesehen hat, was dazu sagen?) Mittlerweile frage ich mich aber schon, ob die Komponisten sich nicht im Klaren darüber sind, das es der Musik wenig dienlich ist, wenn die Themen auf bereits bekanntem Material basieren, das in der Erinnerung des Hörers derart vorbelastet ist wie in diesem Falle Mahlers Achte Symphonie. Immer wenn ich die "Schindlers Liste"-Tonfolge höre, denke ich selbst wieder den Chor hinzu oder wenn ich "Troja" höre, erwarte ich ebenfalls die "Sanctus"-Rufe während der Fanfaren aus Brittens "War Requiem" (dieses tragische Stück zu einer inspirationslosen Fanfare runter zu brechen ist ohnehin eine ketzerische Sünde ohnegleichen). Besonders bei Horner denke ich immer, dass er entweder auf die Dummheit (im Sinne von ungebildet) beim Publikum hofft oder ob er uns einfach nur für blöd verkaufen will. Ähnliches gilt natürlich für Bill Conti und John Williams.
  18. Also eigentlich handelt es sich bei "Zorro" von Horner eher um "Carmen auf Californisch"...
  19. "The illustrated Man" - Jerry Goldsmith (Main Title) "The Prodigal" - Bronislau Kaper (Main Title) "Three Choral Suites" (Miklos Rozsa) "The Robe" - Alfred Newman (Main Title)
  20. Verwendete + Abgelehnte Musik? Ich bin dabei! Die zweite CD sieht ebenfalls sehr schmuck aus, aber an Golden-Age-Trash-Musik habe ich - besonders bei Kritzerland - schon viel in Les Baxter investiert und werde "Invasion, USA" erstmal ziehen lassen.
  21. Für Studienvorbereitung musst Du allerdings nicht Unengen Geld in eine private Lehranstalt stecken, um schließlich nach Holland zu gehen. Auch staatliche Hochschulen bieten derlei Studienvorbereitende Kurse an und geben gerne Beratungsgespräche, denn tatsächlich weiß man noch nicht so genau, wie es später aussehen wird. Ich selbst studiere gerade ein instrumentales Hauptfach an einer Hochschule, werde aber mit Sicherheit noch Musikwissenschaft dranhängen, da mich dieser Bereich viel mehr interessiert, sich mir die Möglichkeiten dieses Fachs allerdings erst in meinem Instrumentalstudium erschlossen haben.
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