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...nicht aber eines Bäckers oder Tischlers.
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Willkommen Lostheaven! Zuerst einmal sollte man sich natürlich mit den späteren Problemen des musischen Berufes auseinander setzen, aber mittlerweile sind viele Bereiche unsicher geworden. Zur Zeit rät man teilweise schon Leuten ab, Jura zu studieren, weil es einfach zu viele Juristen gibt. Ich rate allerdings dringend davon ab, auf derartige Privatinstitute zu gehen, denn da wird einem für laue Ausbildung ziemlich das Geld aus den Taschen gezogen. Für viele, die sich nicht an einen instrumentalen Studiengang wagen, ist es eine Option, Musikwissenschaft an einer Universität zu studieren in der Hoffnung, später in Rundfunkanstalten und Ähnlichem unterzukommen. Filmmusik - besonders wie Du sie Dir wahrscheinlich vorstellst - ist recht schwer. In Berlin kann man das staatlich studieren, muss allerdings erstmal einen abgeschlossenen Studiengang in Komposition haben. Wie steht es denn um Deine musiktheoretischen Kenntnisse und instrumentale Fertigkeiten? Wie sieht's mit Beschäftigung der Alten Musik (1300-1600) aus und wie sehr hast Du Dich schon mit der Neuen Musik (ab Boulez, Ligeti, Stockhausen, Zimmermann) auseinander gesetzt?
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Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
So brutal war's gar nicht gemeint Es gab nur mal von Peter-Anselm den Hinweis, dass, wenn man mehr "Broken Arrow" möchte, doch einfach die CD neu programmieren kann. Sami verwies bei "Star Trek" auf minderwertige Bootlegs, da sei ja alles drauf, was man haben wolle. Dabei lebt doch besonders "Mutiny" in der FSM-Präsentation von all den alternativen Fassungen, denen Du ja in Hinblick auf "Star Trek" ganz gerne jeden Nährwert absprichst. -
Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Da schwenkt der größte Vertreter der "Höralben"-Ecke mal wieder sein Fähnchen. Ich persönlich habe wenig Lust, mich mit halbgaren Veröffentlichungen der 90er zufrieden zu geben, weil's damals nicht besser ging (zu teuer oder Komponisten waren dagegen). Wenn ich also bestimmte Musik haben möchte, soll mich also mit illegalen schlecht klingenden Bootlegs zufrieden geben und wenn ich eine längere CD haben will, einfach doppelt programmieren. Schön und gut, aber das "Lancelot"-Thema habe ich so nicht bekommen... Interessant, "Hook" auf 3 CDs ist also ein Overkill, "Meuterei auf der Bounty" wird im üppigen (brillanten) FSM-Album alle Wochen wieder gelobt und auch die "Fugitive"-Doppel-CD beklatscht. Außerdem freut man sich doch über Goldsmith-Veröffentlichungen wie "Sand Pebbles", obwohl's eigentlich nur miese Halsabschneider-2-CD-Sets sind. Mir wird ein bisschen zu oft in der "Höralben"-Frage mit zweierlei Maß gemessen und interessanterweise war es in letzter Zeit doch immer die "Wer braucht denn das auf 2 CDs?"-Fraktion, die immer wieder von Neuem aufbegehrte, schicke Neuveröffentlichungen wie dreimal Kamen, "Thr Wrong Box" von Barry und ähnliche Veröffentlichungen in dieser Diskussion gerne verschweigt. Ich gebe zu, 3 CDs mit dem Affenplaneten brauche ich selbst auch nicht unbedingt, werde allerdings zuschlagen, weil ich kein Album von der Musik habe. Aber 3 CDs mit "Breakdown" oder "Golden Child" sind definitiv lobenswerte Unterfangen. -
L'ARTISTE (THE ARTIST) - Ludovic Bource
Mephisto antwortete auf Soundtrack Composers Thema in Scores & Veröffentlichungen
Das liegt aber auch daran, dass mittlerweile niemand mehr den wirklich großartigen "Vertigo" kennt, in dem Hitchcock sogar eine neue Kameratechnik eingeführt hat - wo wir wieder beim alten Thema wären... -
Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
So wie Kevin Spacey in "American Beauty"?... -
Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Im Doppelpack mit "Sexcalibur"! :lol2: -
Danke für die Info. Dann warte ich einmal darauf, dass er hier läuft und werde mal vergleichen
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Da gibt's ja zwei Veröffentlichungen von. Weiß Du, ob es auch eine wirklich vollständige gibt? 73 Minuten erscheinen schon recht lang, aber den ganzen Film decken sie wahrscheinlich nicht ab, oder?
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Ein schön zu lesender und nachvollziehbarer Text, Oli. Ich glaube aber auch, dass genau der Reiz an dem Corigliano in der Gegenüberstellung der modernistisch harschen Klangsprache und dem traditionellen Teil ist, denn wenn man sich erstmal durch den Anfang durchgekämpft hat erscheint die zweite Hälfte wie eine Bank zum Ausruhen auf einer anstrengenden aber spannenden Wanderung. Wahrscheinlich hätte dieser Abschnitt nicht die "erlösende" Wirkung, wenn man es getrennt gehört hätte.
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Klar kann man's gut finden, aber dementsprechend sollte man's auch nicht gut finden dürfen
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Das Leben - Ein Sechserpack (Six Degrees of Seperation) Ouisa und Flan Kittredge leben das perfekte Leben: Das gebildete und intellektuelle Paar hat eine große Wohnung direkt am Central Park, die mittlerweile erwachsenen Kinder studieren in Harvard und sein priveligiertes Leben finanziert sich das Ehepaar durch Kunsthandel, bei dem es sein eigenes Geld fast nie auf's Spiel setzen. Damit sie ein wertvolles Gemälde aufkaufen können, lädt sich das Ehepaar einen alten Freund - Geoffrey Miller - ein, um ihn für das Geschäft zu gewinnen, doch plötzlich klopft ein ungeladener Gast an die Tür: Paul wurde im Central Park von Gaunern mit einem Messer verletzt und seines Geldes sowie eines Aufsatzes beraubt. Schnell gelingt es dem charmanten jungen Mann, die Gesellschaft in seinen Bann zu ziehen und als er auch noch behauptet, der Sohn des berühmten Sidney Portiers zu sein und die beiden Herren eine Statistenrolle in dessen neuestem Projekt wittern, gewinnt Paul die reichen Leute vollends für sich. Geoffrey, durch einen wundervollen und unterhaltsamen Abend willens, das Geld für das Gemälde vorzuschießen, verlässt die Runde während Paul im ehemaligen Kinderzimmer übernachtet. Früh morgens hört Ouisa merkwürdige Geräusche und entdeckt Paul mit einem Stricher im Bett ihres Sohnes. Schockiert jagen sie und Flan Paul und seine "Gesellschaft" nach draußen. Das Ereignis wird zu einer Anekdote auf Hochzeitsfeiern, bis ein befreundetes Paar ebenfalls behauptet, Sidney Portiers Sohn sei vor ihrer Wohnung überfallen und ausgeraubt worden. Halb aus Abenteuerlust, halb aus Langeweile beginnt eine immer größer werdende Gruppe reicher New Yorker, dem Rätsel auf den Grund zu gehen... John Guares erfolgreiches Theaterstück wurde 1993 von Regisseur Fred Schepisi auf kunstvolle Weise verfilmt. "Six Degrees of Seperation" schafft es, dem Bühnenstück gerecht zu werden ohne dass ein abgefilmtes Kammerspiel entsteht. Stattdessen bedient sich Schepisi wie zwei Jahre zuvor im "Russlandhaus" geschickt eingesetzter Rückblenden, Montagen und parallel verlaufenden Ebenen. So beoachtet man zum Beispiel Ouisa und Flan auf Vernissagen, Opernbesuchen, Feiern und Restaurantbesuchen stets die weiteren Geschehnisse um Paul zum Besten zu geben, sodass die Rahmenhandlung der eigentlichen Handlung stets voraus eilt. Die vorzüglichen Darsteller hauchen ihren liebenswerten Figuren glaubhaft Leben ein. Besonders Stockhard Channing, die bereits auf der Bühne in der Rolle der Ouisa zu sehen war sowie Donald Sutherlands Interpretation des Flans geben perfekt das priveligierte aber symphatische Ehepaar der New Yorker Oberschicht wider, das niemals in überhebliche oder arrogante Eigenschaften abrutsch, jedoch stets etwas auf sich hält. Besonders beeindruckend sind natürlich auch die jungen Darsteller - allen voran Will Smith in einer seiner ersten Kinorollen als Paul, aber auch die junge Heather Graham und Eric Thal als junges Päarchen, das vergeblich versucht, in New York Fuß zu fassen, überzeugen durch die Bank. Insgesamt ist "Six Degrees of Seperation" ein äußerst charmanter und liebenswerter Film, der mit seiner intelligenten Montage, den wundervollen Dia- und Monologen sowie talentierten und engagierten Darstellern überzeugt. Zur Musik: Fred Schepisi und Jerry Goldsmith arbeiteten bereits zuvor gemeinsam an "Das Russlandhaus" sowie "Mr. Baseball". Die Musik zu "Six Degrees of Seperation" ist in Goldsmiths Schaffen jedoch einzigartig und besonders in den routinierten und teils sehr uninspirierten 90er Jahren eine willkommene Abwechslung, denn der Score ist nicht nur von einem kleinen Kammerensemble eingespielt, sondern sehr sparsam eingestreut und erinnert so an Schauspielmusik, die im Theater in einigen wichtigen Momenten, kaum aber während des Sprechens, eingesetzt wird. Für das Hauptthema schrieb Goldsmith eine elegante Tangomelodie, die von einer Solovioline vorgetragen und von Fagott, Klavier, Harfe und Schlagzeug unterstützt wird und die Atmosphäre des Films sowie das Lebensgefühl der Oberschicht in New York perfekt einfängt. Im Verlauf des Films sind die einzelnen musikalischen Passagen stets recht kurz, besonders hervorzuheben wären hier das elegische leicht dissonante Streicherspiel während Ouisas Traum sowie ein weiteres melancholisches Thema für Soloviolne und eine vom Kontrabass über leicht dissonante Harfenfiguren gezupfte Linie. Goldsmiths Musik ist durchgehend elegant und sparsam und fügt sich so in die effektiv eingesetzte Source-Musik wie z.B. dem Streichqaurtett Claude Debussys und einigen Jazznummern ein. In der heutigen Zeit der limitierten Sammler-Stücke, auf denen kurze Musiken oft kombiniert werden wäre eine reine Scoreveröffentlichung wahrscheinlich leichter zu realisieren als 1993, doch trotzdem wollte das Studio die Musik veröffentlichen. Da Goldsmiths Musik allerdings gerade einmal 15 Minuten läuft wurde die CD neben einigen Source-Musiken auch mit Dialogen aus dem Film aufgefüllt. So gelungen die Dialoge des Films auch sind, auf CD ergibt sich dadurch ein recht unausgegorenes Hörerlebnis, auch könnte für einige Hörer die kurze Laufzeit vieler Score-Stücke den Hörgenuss trüben. Goldsmith selbst soll mit der CD angeblich auch nicht glücklich gewesen zu sein, aber da die Musik immerhin komplett vertreten ist und eine abwechslungsreiche Ergänzung zur Sammlung des Komponisten hinzufügt, sollte man nicht nachtragend sein. Die CD ist leider mittlerweile sehr rar geworden, aber Fans sollten sich stets bereit halten, zuzuschlagen, denn "Six Degrees of Seperation" ist einer der ungewöhnlichsten und originellsten Scores Goldsmiths, der durch sein charmant beschwingtes Hauptthema und viele weitere eindrucksvolle Passagen einen wundervollen kammermusikalischen Score in die recht austauschbare Stangenware der letzten Schaffensphase des Komponisten aufnimmt.
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Powder Als ein alter Farmer stirbt, macht die Polizei im Keller eine interessante Entdeckung: Hier lebt Jeremy Reed, der Enkel. Kurz vor Jeremys Geburt wurde seine Mutter von einem Blitz getroffen, sodass er als Albino, ohne Farbpigmente, extrem lichtempfindlich und ohne jede Körperbehaarung geboren wurde. Als die Mutter die Geburt nicht überlebt, erkennt der Vater den Sohn nicht an und von nun an lebt Jeremy - genannt "Powder" - bei seinen Großeltern, wo er auf der Farm hilft und die Welt nur an Hand einer Menge Büchern kenne lernt. Powder ist der festen Überzeugung, dass Mensch und Natur in fester Verbindung zueinander stehen. Er selbst ist durch den Blitzeinschlag theoretisch "lebendige Energie" geworden, sodass er nicht mit elektrischen Quellen in Berührung kommen kann, ohne dass die Geräte entweder kaputt gehen oder sich blaue Blitze zwischen seinem Körper und der Quelle bilden. Seine unglaubliche Intelligenz ermöglicht es ihm außerdem, die Gedanken seiner Mitmenschen zu lesen und Verbidung zu im Koma liegenden Menschen oder Tieren aufzunehmen. Als die Polizei Jeremy im Keller seiner Großeltern entdeckt, zieht sie die Psychologin Jessie Caldwell zu Rate, die ihm einen Platz in einem Waisenheim sucht. Hier hat es Powder allerdings überhaupt nicht leicht. Seine Erscheinung, seine Fähigkeiten verunsichern die anderen Jungs und auch in der Ortschaft begegnet man dem Albino mit mehr als Misstrauen... Victor Savlas neue Interpretation der Kaspar-Hauser-Geschichte ist ein origineller und zum Nachdenken anregender Film. Die Geschichte um einen außergewöhnlichen Jugendlichen, der in seinem Umfeld nicht zurecht kommt, wurde schon etliche Male verfilmt - vielleicht, weil es sich gut verkauft, vielleicht aber, weil einige Regisseure sich darin wieder erkennen. "Powder" jedoch umschifft glücklicherweise die klassische rein auf Mitleid aufbauende Sentimentalität, indem der Protagonist mit einer unglaublichen Intelligenz ausgestattet wird, sodass er für die durchschnittlich geistig bemittelten Jungs im Heim fast unantastbar wird. Der Fantasy-Aspekt um seinen "elektrisierenden Körper" verleiht der Geschichte einen weiteren interessanten Aspekt und anstatt Powder von einer fiesen Hänselei in den nächsten Streich zu schicken gibt es stets optimistische Momente und verständnisvolle Charaktere. Die Darsteller - allen voran natürlich Sean Patrick Flanery als Jeremy und Mary Steenburgen als Psychologin Caldell - überzeugen auf ganzer Linie und sind erfrischend wenig bekannt und unverbraucht. Obwohl Savla mit "Powder" ein beeindruckender und berührender Film auf eigenem Drehbuch basierend gelungen ist, ist der Film leider stets mit Salvas Vergangenheit in Verbidnung gebracht worden. Der Regisseur saß einige Jahre im Gefängnis, weil er den miderjährigen Hauptdarsteller seines ersten Films zu sexuellen Handlungen zwang und zur Zeit der "Powder"-Produktion wurden viele Stimmen laut, die gegen Disney und Salvas Rückkehr zum Film protestierten. Auch "Powder" verfügt über einige merkwürdige und fast verkrampft eingesetzte Szenen mit homosexzuellen Anspielungen zwischen den minderjährigen Heimbewohnern, die nicht nur überflüssig sind, sondern auch irritieren. Letzten Endes handelt es sich dabei nur um kurze Momente, denn bei dem Film an sich handelt es sich um ein tiefgehendes, originelles Drama, das einem altbekannten Stoff neue Seiten abgewinnt. Zur Musik: Mitte der 90er Jahre begann Jerry Goldsmith, der die letzten fünf Jahre fast nur kleinere Komödien, Dramen und einige Thriller vertont hat, sich wieder auf das Gebiet des Abenteuerfilms ("First Knight", "Congo") und des Thrillers ("City Hall") zu wagen. "Powder" war somit neben "The Last Castle" der letze Dramenscore des Komponisten. Die 90er Jahre bedeuten in dem Schaffen des Komponisten eine Hinwendung zu größeren, orchestraleren und weniger elektronischen Klängen sowie konventionelle Vertonungsmuster, die aus einer durchgehend routinierten Arbeitsweise hervorgehen. Die letzten großen Neuerungen in der Filmmusik - "Basic Instincts" (1992) und "Toal Recall" (1990) - sollten die letzten großen Meilensteine Goldsmiths bleiben. Auch "Powder" erhielt eine sehr konventionelle und routinierte Musik die allerdings zu ähnlich gelagerten Scores wie "Rudy" oder "Der Feind in meinem Bett" um einiges pathetischer daher kommt. Das liegt zum Einen an dem sehr zarten und ergreifendem Thema, das Powders melancholischen Charakter, seine Einsamkeit und tiefes Mitgefühl ausdrückt, zum anderen aber an dem Einsatz eines mittelgroß besetzten Orchesters sowie der Tatsache, dass in dem Film rund 80 Minuten Musik zu hören sind. Hier kleckert Goldsmith eher weniger als dass er klotzt und besonders bei dem ausschweifenden Finale, in dem das ganze Orchester eine fast hymnische Darbietung des Hauptthemas präsentiert, bleibt kein Auge trocken. Jedoch ist die Musik oft viel zu glatt, das Thema in seinen ewigen Wiederholungen von dem Englischhorn über sanfte Streicherteppiche vorgetragen, recht ermüdend. Die Musik konzentriert sich fast ausschließlich auf den emotional-sentimentalen Aspekt, nicht aber um das Fantasy-Element um Powders Fähigeiten. Die Magie derer fängt Goldsmith - wie so oft zu der Zeit - lediglich mit einigen Synthieglockenstimmen ein, die bereits aus "Angie" oder "Der Feind in meinem Bett" bekannt sind. Auf der anderen Seite sind allerdings alle Stücke, die nicht auf dem Hauptthema basieren äußerst stereotyp und austauschbar wie z.B. die dramatisch ergreifenden Passagen in "Freak Show" oder "Nightmare" in the Forest", einzig und allein das optimistische Reise-Motiv sowie die avantgardistischen Vibraphon-Effekte für Powders Löffel-Trick bringen ein wenig abwechslung in Goldsmiths handwerklich soliden, aber wenig originellen Score. Wenn man bedenkt, mit was für Musik der Meister vor einigen Jahrzehnten ähnliche Stoffe wie "The Reincarnation of Peter Proud" oder "The illustrated Man" unterlegt hat, besiegelt ein derart koventioneller und abwechslungsarmer Score wie "Powder" Goldsmiths letzte von sauberer Routine geprägte Schaffensperiode. Auf 35 Minuten gestutzt bietet die Musik auf dem zum Filmstart erschienen Album allerdings ein recht angenehmes Hörerlebnis. Die bei Hollywood Records verlegte CD ist allerdings seit langer Zeit vergriffen, allerdings lässt die Neuauflage von Goldsmith-Musik aus dieser Zeit bei Lalaland-Records auch dieses Jahr die Hoffnung auf ein ansprechendes - vielleicht längeres - Album wieder wachsen. Liebhaber von großflächiger und emotionaler Dramenmusik kommen hier nämlich auf ihre Kosten, Fans der frühen Jahre des Komponisten, die ein ausgeklügeltes Konzept und musikalischen Ideenreichtum erwarten, werden allerdings enttäuscht sein.
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Was mich gerade interessiert: Kann man von Immediate Music eigentlich irgendwo einmal deren Diskographie einsehen. Bei den Alben, die die die ganze Zeit auf den Markt schmeißen müssen die doch seit Anfang der 90er an die 200 CDs rausgebracht haben. Haben die eigtnlich schon immer orchestral und choral gearbeitet oder gibt es da auch recht peinliche erste Gehversuche, die mit dem heutigen Immediate-Music-Prinzip nichts zu tun haben?
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Dann mache ich auch mal mit: Ich suche einen französischen Film, der zwischen 2007-2009 entstanden sein muss. Er beginnt mit einem Mann, der in den 50ern mit einem Flammenwerfer im Bett angezündet wird. Danach dreht es sich um ein Paar der bürgerlichen Mittelschicht, zwischen dem es leicht kriselt. Schließlich erhält der Mann einen Anruf von einem Unbekannten der mitteilt, er hätte die Asche seines Vaters. Irgendwo ist noch eine Begegnung mit einem blonden Mädchen auf einer Raststätte (sie hat eine Zahnlücke, glaube ich). Kann damit irgendwer etwas anfangen?
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Für immer jung 1938: Dem Erfinder Harry Finlay gelingt es, ein Huhn lebendig in einer speziellen Vorrichtung einzufrieren und später wieder ins Leben zurück zu holen. Um sein Experimrnt weiterhin zu testen braucht er eine menschliche Versuchsperson. Das kommt Harrys Freund Daniel McCormick sehr gelegen, denn der für das Militär arbeitende Testpilot wollte gerade seiner Freundin einen Heiratsantrag machen, als diese von einem Auto angefahren wurde und ins Koma fiel. McCormick lässt sich also einfrieren, doch es kommt einige Tage später zu einem Laborbrand, in dem Harry umkommt und Daniel ebenfalls für tot erklärt und die Kühlvorrichtung in ein Militärlager gestellt wird. Dort vergessen schlummert er knapp 50 Jahre in eisiger Kälte, bevor zwei spielende Kinder ihn aus versehen befreien. 50 Jahre in der Zukunft gelandet ist das Leben für Daniel recht kompliziert, doch die beiden Jungs und besonders die Mutter des einen machen ihm sein neues Leben leicht. Dann erfährt Daniel, dass seine Verlobte noch am Leben ist, doch er muss sich beeilen, denn sein Körper beginnt unheimlich schnell zu altern und mittlerweile ist auch das FBI an dem Sonderfall interessiert... J.J. Abrahms' sentmentales und von Steve Miner hübsch in Szene gesetzes moderne Filmmärchen bietet leichte und unterhaltsame Kost. Ohne Frage als Vehikel für Mel Gibson geplant lehnte dieser allerdings ab, Regie zu führen und übernahm lediglich die Rolle Daniel McCormicks. Ihm zur Seite stehen Jamie Lee Curtis als Claire Cooper und Mutter des jungen Nats, der von einem elfjährigen Elijah Wood gespielt wird. Daniels leichte Unbeholfenheit und seine Schwierigkeiten, mit dem Alltag der 90er Jahre zurecht zu kommen, sorgen für einige erfrischend komische Szenen, während die aufkeimende Romanze zwischen Jamie Lee Curtis und Mel Gibson sehr zurückhaltend und wohldosiert inszeniert ist. Die eindimensionalen Charaktere sind nicht schwierig zu spielen und so gelingt es jedem Darsteller, vollkommen zu überzeugen. Insgesamt weiß "Forever Young" genau, was er ist und was will und das schafft er dank einer guten handwerklichen und darstellerischen Umsetzung, der netten Idee und einiger wirklich schicken Einfälle zweifellos. Zur Musik: Jerry Goldsmith und Steve Miner arbeiteten gemeinsam bereits vier Jahre zuvor an "Warlock", für den jedoch eine der schwächsten Arbeiten im gesamten Schaffen des Komponisten entstand. 1992 war mit vier von Goldsmith vertonten ein recht arbeitsreiches Jahr und der zu dieser Zeit entstandene Score zu "Basic Instincts" markierte einen deutlichen qualitativen Anstieg in der Karriere des einst so innovativen und originellen Filmkomponisten, der mittlerweile größtenteils uninspirierte Routine zu mittelmäßigen Filmen beisteuerte. Zu Beginn der 90er widmete er sich allerdings verstärkt leichten Dramen und Komödien und wandte sich von Actionfilmen bis 1995 komplett ab. Für "Forever Young" schrieb Goldsmith einen mit mittelgroß bsetzten Orchester und einigen elektronischen Einsprengseln versehenen Score, der bis heute recht frisch und unterhaltsam klingt. Dabei konzentriert sich die Musik allerdings sehr stark auf die romantischen Aspekte des Films, für die Goldsmith ein lyrisches und warmes Thema schrieb und für McCormicks Suche nach seiner Liebe steht. Für die Testflugszenen greift der Komponist allerdings auf die volle Besetzung zurück, imitiert mittels leicht dissonanter Posaunen das Röhren von Flugzeugmotoren, lässt Schlagwerk und Col Legno Streicher unisono hämmern und legt so das Fundament für ein ausschweifendes abenteuerliches Hornthema, mit dem die Freiheit des Fliegens, McCromicks Heldenmut und Abenteuerlust charakterisiert werden. Den Fantasie-Aspekt der Handlung findet sich allerdings überhaupt nicht in der Musik. Hier wurde definitiv eine Chance verpasst. Sattdessen wurden einige zu sanfte Passagen sogar aus dem Film gestrichen und einige Stücke nur teilweise verwendet - ein Indiz, dass Goldsmiths sehr sentimentales musikalisches Konzept nicht gut genug griff. Auf CD bietet die Musik allerdings ein recht erfrischendes Hörerlebnis. Die zum Starttermin erschienene CD von "Big Screen Records" ist mittlerweile vergriffen, sodass Lalaland Records eine randvoll gefüllte Neuauflage mit allen bisher unveröffentlichten Filmversionen, den Albumversionen, alternativen Fassungen und nicht verwendeten Elementen heraus brachte. Wer einen größtenteils orchestralen und lyrisch-melodischen Goldsmith-Score aus seiner zwar routinierten aber unterhaltsamen Phase hören möchte sollte "Forever Young" nicht erneut ziehen lassen, Freunde von intelligenter Dramenmusik des Komponisten wie "The Stripper" könnten diese Musik allerdings zu routiniert und lediglich "sauber gearbeitet" empfinden.
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Also ein direkt historisches Werk kommt mir da auch nicht in den Sinn. Auch kein Stil eines klassischen oder romantischen Komponisten. Ein bisschen scheint's, als hätte man das zentrale Actionthema aus "The Rock" noch weiter reduziert, die Harmoniefolge beibehalten und das Ganze unglaublich verhallt. Wie gesagt: Unser Tonsystem umfasst zwölf Töne und seit gut 50 Jahren sind wir bei der völligen Erschöpfung des Fundus' angelangt. Merkmale häufen sich - besonders in simplen Strukturen - einfach immer und immer wieder. Auch hier ist die melodische Linie unglaublich blass und austauschbar und ich gehe stark davon aus, dass es Anne gefällt, weil es klingt wie es klingt, denn das Arrangement reißt einiges von der kaum vorhandenen Melodie wieder heraus.
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Kommentar: Die Subjektivität der Objektivität
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Neuigkeiten / Feedback / Begrüßung
Absolut nicht, denn allein, dass das von Dir geschilderte Verhalten kindischen Ursprungs ist zeigt es doch, dass Trotzigkeit zum Ur-Wesen des Menschen gehört. Ich frage mich allerdings allgemein, woher immer der Wunsch kommt, möglichst "seltsam", "völlig irre", "duchgedreht" oder sogar "verrückt" erscheinen zu wollen. Sollte man sich denn nicht glücklich schätzen, genau das nicht zu sein? Der Wahnsinn sitzt in der Anstalt und sabbert. Wir alle sollten uns hier freuen, eben nicht in dieser Verfassung zu sein. Es gibt so unglaublich viel "echte" Chormusik - warum sich also weiter die Zeit vertreiben mit halbgarem Zeug? In der Film- sowie in der E-Musik gibt es so viel Gutes mit echten Sängern, Schlagwerk und Bläsern. Wenn die "wimmernde Posaune im Hintergrund Kopfschmerzen bereitet" sollte man sich das dann aber auch bei billiger Musik aus der Dose anerkennen. Es gibt natürlich auch Fälle, wo der sterile elektronische Klang gefordert und gewünscht wird und die Musik sogar ästhetisch wirkungsvoller gestaltet, aber das dürfte dann auch keine Kopfschmerzen bereiten. Das mit den Filmen kenne ich auch und wenn ein Film gut gemacht ist, der Schnitt super in der Zeit ist, die Musik treffend ist und die Schauspieler überzeugen, die Kameraeinstellungen gut gewählt sind, dann verdient das auch die Anerkennung des Rezipienten. Trotzdem kann ein Film dabei noch unterhalten. Gegen Ende des letzten Jahres hatte ich so ein Erlebnis bei "Stirb Langsam" - ein so verdammt guter Actionfilm bei dem wirklich alles stimmt - kein hingerotztes Machwerk wie die "Killer Elite". Doch so sehr ich mich auch über Rickmans brillanten Bösewicht, die herrlichen Einzeiler von Willis, Kamens Musik, den temporeichen Schnitt etc. gefreut habe, so sehr genoss ich auch das riesige Spekatkel, dass da veranstaltet wurde. Das Eine schließt das Andere nicht aus - es ergänzt sich nur perfekt. Wenn ein Werk also künstlerisch super gestaltet ist, sollte man sich nicht dafür schämen, das auch wahrzunehmen. Stumpf berieseln lassen kann man sich von den runtergekurbelten "Twilight"-Filmen, "Briefe an Julia" und Ähnlichen Konsorten. Sich hinzusetzen und eine Mahler-Symphonie, die Musik zu "Psycho", "Spartacus" oder "Logan's Run" nur zur Berieselung zu hören wird der Sache, der Musik, den Komponisten nicht gerecht. Wenn man zu schätzen weiß, was da passiert, dann lernt auch das Wunder viel mehr zu schätzen als davor zu sitzen, Anspielungen nicht zu verstehen, Themen nicht wieder zu erkennen und so über die Hälfte des Werks an sich vorbei rauschen zu lassen. Musik wie "Logan's Run", die Orchesterstücke von Schönberg, "Wozzeck" von Alban Berg, die Musik Luigi Nonos und Ligetis, Herrmanns, Norths und Goldsmiths Filmmusiken haben nunmal einen Anspruch an sich selbst und den Hörer. Es geht ja nicht darum, sofort alle Reihen bei Zwölftonkompositionen rauszuhören oder nur noch verkrampft rumzusitzen, aber die gewisse Prise bewusstes und fachliches Hören erschließt einem völlig neue Welten und öffnet die Tür zu mehr Musik. Dass wenn ich von einer Feier oder einem langen Konzert nach Hause komme und nachts um 2:00 meine Gehörgänge schnell mit drei bis fünf Stücken von "Immediate Music" durchpuste und ich einfach in dem Bombast schwelge, schließt sich doch mit dem aufgeschlossenen und dem bewussten Hören sowie der natürlich IMMER beim Hören präsenten Emotion niemals aus. -
Kommentar: Die Subjektivität der Objektivität
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Neuigkeiten / Feedback / Begrüßung
Und aktuell ist leider, den alten Teebeutel für drei weitere Aufgüsse in der Kanne zu lassen. Dass ich dann dafür bin, sich den damals frischen und neuen Ideen zu widmen, mache ich in einem Film- und Musikforum natürlich klar. Wir befinden uns in einer Zeit, in der es anscheinend selbstverständlich ist, Filme wie "Psycho", "Giganten", "Das Boot", "Ben Hur", "Metropolis" etc. NICHT gesehen zu haben. Da aber all diese Klassiker Grundlage für unser heutiges Kino sind und entsprechende Maßstäbe gesetzt hat sollte man diese Werke auch im Hinterkopf haben, wenn man sich aktuelle Filme ansieht. Deswegen mache ich häufig auf alte Klassiker aufmerksam. Weder bist Du naiv noch dumm, aber Du befindest Dich wie unglaublich viele Menschen im Irrtum - inwiefern nimmt das Wissen, was eine Sonatenhauptsatzform, was ein Leitmotiv, ein Vorhalt ist oder wie man Tonleitern bildet, die Magie und den Zauber aus der Musik? Musik wäre ein bloßer Pyroeffekt oder Sylvesterknaller, wenn ihre Wirkung verpuffen würde, nur weil man sich mit der Materie auseinander setzt. Auf der anderen Seite nimmst Du dann gerne "Musik auseinander", vergleichst, hörst Instrumente raus und so weiter. Wie passt das zusammen? Dasselbe gilt natürlich auch für den Tisch. Man muss wissen: Sind die Beine aus stabilem Material oder nur Gummi? Sind die Beine gut mit der Platte verbunden und nicht wacklig, damit der Tisch nicht wackelt, wenn man Fleisch darauf schneidet und die Getränke nicht überschwappen? Sollte doch Flüssigkeit auskippen: Wie gut ist der Lack? Schützt er das Holz? Könnte ich gegen Stoffe in der Farbe oder dem Material allergisch sein? Ist die Gestaltung originell und das Holz teuer genug, dass ich auch wirklich so viel dafür bezahlen muss wie dran steht? Außerdem befinden wir uns ja in einem Musikforum, in dem wir die Materie besprechen. In einem Tischlerforum müsste man sich auch mit Begriffen wie "Beizen" oder den verschiedenen Stärken von Schmirgelpapier auskennen. Um die Materie vernünftig zu besprechen muss ein gewisses Maß Fachwissen vorhanden sein. Wie gerne hätte ich das mit der modernen Musik oben ausgeführt, aber weißt Du, was "tonal" und "atonal" bedeutet? Kannst Du mit dem Begriff Neoklassizismus etwas anfangen? Ich habe schon immer bedenken (nicht nur Deinetwegen, Anne) hier den Begriff "spätromantisch" zu verwenden, denn wie viele hier wissen nicht, um was für eine Epoche es sich handelt und in welche Jahrzehnte man sie eingrenzt. Welche Komponisten dort gewirkt haben und wie "spätromantik" grob gesagt "klingt"? Damit wird die Möglichkeit der Diskussion, die Aspekte, die man besprechen möchte, auf einen kleinen Rahmen abgesteckt, der dann immer mit dem "Gefühl" erweitert werden soll, das aber unzureichend geschieht, weil sich Gefühl von Mensch zu Mensch unterscheidet. Der Vergleich mit dem Kleiderschrank hinkt etwas, denn wie man sich kleidet, entscheiden viele Aspekte: Was möchte ich an meiner Figur betonen, was nicht? Welche Situationen erlebe ich heute und wie sollte ich dafür angezogen sein? Inwiefern will ich meinen Stil erfüllen, inwiefern der Freundin gefallen? Natürlich ziehe ich auch hin und wieder andere Quellen bei Musik, Literatur oder Filmen heran, um mir ein Bild machen zu können,, wie das Werk zu seiner Zeit gewirkt und Maßstäbe gesetzt hat. Ich kann z.B. mit "Pulp Fiction" überhaupt nichts anfangen, aber der Kniff, die Geschichte durcheinander zu wrüfeln wie es später öfter wie in "Amores Perros" oder "41 Gramm" gemacht wurde, war damals halt neu. Das muss ich dem Film lassen. Die Dialoge sind trotzdem völlig belanglos und die Kameraeinstellungen äußerst uninspiriert, teilwesei nichtmal gut gewählt. Die Tatsache, dass der Film eine Neuerung gebracht hat, lässt ihn mich allerdings mit anderen Augen sehen. Genau so bei Mozart: Vom reinen Anhören sagt mir seine Musik überhaupt nicht zu. Blicke ich aber in die Noten, bin ich immer wieder fasziniert, was Mozart da alles verpackt hat, wie er mit den Formen spielt. Hier schafft meine Kenntnis über musikalische Elemente erst den Zauber, den ich beim bloßen Hören niemals entdecke. Natürlich höre ich somit Mozarts Opern und Sonaten mit ganz anderen Ohren, rein ästhetisch ziehe ich aber einen virtuosen Liszt, einen verträumten Debussy oder einen melancholischen Ravel dem "Geklimpere" Mozarts in jeder Situation vor. Natürlich kann jeder entscheiden, was ihm gefällt, ob einen die Sachen trotzdem kalt lassen ist eine andere Frage. Wenn sich jemand weigert, sich Fachwissen anzueignen, dann aber heraus nimmt, Stücke wie das Liebesthema aus "Spartacus" aus einem Bauchgefühl heraus den 'offiziellen' und für alle Welt einsehbaren Titel "Shame"-Kandidat gibt, finde ich das schon egoistisch. Ich halte den Goldsmith-Titel, der damals zur Auswahl stand, nicht "sehr gut" (wie Oli es Ausdrückte), aber da mir mein Gefühl, meinen Lieblingskomponisten auch nicht direkt abwerten zu wollen, da es wesentlich schlimmere Sachen als "I.Q." aus seiner Feder gibt, habe ich mich enthalten. Das North-Thema ist ein wirklich herrlich gemachtes Stück - für Dich aber langweilig. Warum dann nicht einfach enthalten? -
Kommentar: Die Subjektivität der Objektivität
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Neuigkeiten / Feedback / Begrüßung
Das stimmt so aber gar nicht. Ich würde es ja berüßen, wenn der Film und die Filmmusik endlich einmal (wieder) modern werden würden! Als die Filmmusik Dank Goldsmith und North noch modern war, schrieb man die 70er Jahre, bis John Williams spätromantisch angelegte "Star Wars"-Musik die Weichen in die Golden-Age-Vergangenheit zurück stellte. Seitdem dümpelt die Filmmusik auf ewig ausgetretenen tonalen Pfaden, kommt allerdings nicht wieder in die Gänge, sich neu zu erfinden oder endlich konsequent Schritte nach vorne zu lenken. Vor 100 Jahren hat man in der E-Musik erkannt: "So kann's nicht weitergehen", die Filmmusik wird durch ewiges Repetieren alter Muster immer blasser vorhersehbarer und langweiliger. Immerhin hat sich die "filmische Spätromantik" (Golden Age) bis zur Postmoderne druchgewuselt, indem man keinen Weg mehr mit Neuerungen, sondern Versatzstücken zu gehen pflegt - hier würde mir "Inception" oder natürlich "Cowboys und Aliens" einfallen. Ansonsten ist auch der Film mittlerweile am Ende seines Lateins angekommen, "Spiderman Reboots", "Fluch der Karibik 5", "Mission: Impossible 4", "Men in Black III" etc. zeugen davon. Wenn jemand ein altes Konzept neu wiederbelebt muss er sich von mir gefallen lassen, dass ich seinen Film oder Musik auch an dem alten Vorbild messe. Natürlich ist klar, dass einige Dinge eine Erneuerung brauchen ("The Mechanic" war im Original bis auf die ersten 12 genialen Minuten absolut nicht prickelnd"), aber wer "The Wild Bunch" neu verfilmt lässt vollkommen außer Acht, warum dieser Film damals so wirkungsvoll war und wieso er heute nicht mehr den Effekt auslösen kann, den er damals auslöste. Ebenso verhält es sich mit neuen Aufgüssen alter Geschichten: "Avatar" verliert nunmal gegen "Der mit dem Wolf tanzt" - filmisches Lametta hin oder her. Daher spreche ich mich ausdrücklich für die Aufarbeitung der filmischen und musikalischen Vergangenheit in diesem Forum aus, denn wer "Hook" als innovativ bezeichnet (hat ja Gott sei Dank keiner gemacht), der sollte sich darüber im Klaren sein, dass all die dort zu hörenden musikalischen Elemente alles andere als neu und teilweise dreist übernommen wurden. Da wir auf rund 400 Jahre Musikgeschichte und ungefähr 100 Jahre Filmgeschichte zurück blicken, fand nunmal in der Vergangenheit sehr viel statt. Mal eine ganz einfache Frage: Du willst von Komposition keine Ahnung haben? Bedeutet das, du hast kein Interesse oder du willst einfach nicht? Und: Ja, deine Einstellung ist überaus egositisch, fast schon dreist. Wenn Du auf der einen Seite behauptet, Du wolltest nichts über musikalische Hintergründe erfahren, auf der anderen Seite nimmst Du Dir heraus zu beurteilen, was gut ist, was berührt, was bedeutend in dem Werk eines Komponisten ist, was langweilig ist... Ich maße mir niemals die absolute Meinung an. Dieser Eindruck kommt allerdings sehr von der Popmusik, in dem es schließlich Gang und Gebe ist, Songs aus dem Ursprung der persönlichen Emotion zu verfassen (z. B. Liebeskummer, Aggression, Frohsinn etc.). Tatsächlich ist das bei der E-Musik nicht so: Hier wird tatsächlich sehr überlegt vorgegangen. Wenn man etwas hochemotionales schaffen möchte, muss man bei der Schöpfung dieses Werkes absolut nüchtern vorgehen und sich im Klaren darüber sein, wie und wann man welche Schalter und Hebel umlegt, um bei dem Rezipienten den gewünschten Effekt zu erzielen. In romantisch-emotionalem Überschwang ein paar Noten auf's Papier kleistern funktioniert da überhaupt nicht. Bernard Herrmann" war wahrscheinlich sehr nüchtern und klar bei der Sache als er die Musik zu "Vertigo" schrieb und hat sich nicht auf eine Leiter gestellt, sich dann von einer hübschen Blondine küssen lassen und ist dann schnell zum Klavier gerannt, um seine Finger von Schwindelgefühl und Liebesglück in die Tasten zu hämmern. Und gerade Filmkomponisten müssen äußerst sachlich und klar zu Werke gehen, wenn es dazu kommt, die Noten zu Papier zu bringen. -
Liebe ohne Grenzen Lurene Hallett fristet das typische Dasein der amerikanischen Hausfrau zu Beginn der 60er Jahre. Ihren Ehemann Ray kennt sie seit ihrer Kindheit und mittlerweile haben sich die beiden nichts mehr zu sagen, sodass sich Lurene jede freie Sekunde zurückzieht um für ihr Idol - Jaqueline Kennedy - zu schwärmen, mit der sie sich sehr verbunden fühlt. Umso mehr bricht eine Welt zusammen, als John F. Kennedy am 22.11.1963 in Dallas erschossen wird. Lurene macht sich sofort auf den Weg nach Washington, um ihrem Idol zu dieser schweren Zeit beizustehen. Da ihr Mann sich stets weigerte, ihr ein eigenes Auto zu kaufen, reist Lurene per Bus und lernt während der Fahrt den schwarzen Paul Cater und dessen Tochter kennen, die kein Wort spricht. Der engagierten Lurene kommt das Verhalten des Mädchens verdächtig vor und sie verständigt das FBI, nur um Sekunden später zu erkennen, einen fatalen Fehler gemacht zu haben. Cater erklärt, dass er tatsächlich der Vater des Mädchens ist und sich seiner nach dem dem Tod der Mutter angenommen hat. Zu dritt reist das ungewöhnliche Trio quer durch's Land, damit Lurene rechtzeitig bei der Beerdigung und Cater dem FBI aus dem Weg gehen kann. Unerwartete Verwicklungen und gemeinsam durchzustehende schwierige Situationen lassen mit der Zeit eine ungewöhnliche Freundschaft wachsen... Jonathan Kaplans "Love Field" ist ein Film über zwischenmenschliche Beziehungen, Rassismus und der Beeinträchtigung das Leben einzelner durch politisch einschneidende Ereignisse. Offensichtlich bemühte man sich um ein realistisches Bild der Zeit und der sehr gegensätzlichen Gesellschaft, die in dem schwarzen Paul Cater und der weißen Lurene Hallett repräsentiert wird. Lurene erlebt auf ihrer Reise, wie schwer es Schwarze im Alltag tätsachlich haben, Paul ist stets misstrauisch. Der Film lebt von einzelnen Szenen sowie den auf hohem Niveau agierenden Schauspielern. Hier sei besonders Michelle Pfeiffers Darstellung der Lurene erwähnt, denn sie verkörpert die ewig schnatternde und äußerst naive Hausfrau aus der Kleinstadt perfekt. Dennis Haysberts zurückhaltende Interpretation Paul Caters passt ebenfalls wie die Faust auf's Auge und auch alle Nebenrollen sind stets treffend gesetzt und überzeugend gespielt. "Love Field" vermeidet Kitsch um jeden Preis, bleibt dabei stets auf dem Boden, vernachlässigt allerdings auch die Emotionen nicht. Es war Kaplan und Autor Don Roos nicht gelegen, eine kitschige Schnulze oder ein spannendes Road-Movie zu drehen, darüber sollte man sich im Klaren sein, bevor man den Film startet. Dann überzeugt "Love Field" mit den superben Schauspielern und der realistischen Atmosphäre auf ganzer Linie. Zur Musik: Jerry Goldsmith wandte sich nach seiner groß angelegten Actionmusik "Total Recall" wieder vermehrt kleineren Dramen und Komödien zu. Seine Musik zu "Love Field" scheint wie selten eine andere Musik in seinem Schaffen einen Bogen von den kleineren Dramen-Scores der 70er zu den schlichten Dramenmusiken der 90er und den treibenden mit elektronischen Elementen versehenen Thrillern zu schlagen. Als Basis dient ein sehr gefühlvolles und lyrisches Thema, dass - wie auch in "Der Feind in meinem Bett", "Rudy", "River Wild" oder "Nicht ohne meine Tochter" - von der Flöte über luftigen Streichteppichen gespielt wird. Charakteristisch für "Love Field" sind allerdings die bluesigen Einwürfe des Klaviers, sodass in der Musik gleich der aus dem schwarzen Umfeld stammenden Cater und der naiven und Anteil nehmenden Lurene zu finden sind. In den zurückhaltenden und friedlichen Momenten erinnert Goldsmith Gebrauch der Holzbläser und Streicher teilweise an ähnlich gelagerte kleinere Musiken aus seiner früheren Zeit wie z. B. "A Girl named Sooner". Die spannenden Passagen wie z.B. die Flucht aus dem Motel unterlegte Goldsmith mit treibenden ungeraden Rhythmen des Schlagwerks und nach vorne drängenden Melodien der Streicher. Diese Elemente sind in unzähligen Thrillerscores der 90er Jahre wieder zu finden, sodass das Stück "The Motel" als Prototyp gelten kann. Auch einige weitere Passagen mit dem künstlichen und rau klingen Synthieklavier erinnern an später entstandene Werke. Trotz dieser verschiedenen Stilrichtungen ist Goldsmiths Musik zu "Love Field" kein Stückwerk - eher ein Resumee, wobei jedoch das originelle und mit einem Schuss schwarzer Musik versehen Hauptthema den eigentlichen Kern der Musik bildet. Alles hat man natürlich schon woanders bei Goldsmith gehört, aber vielleicht gerade weil diese Musik nicht so bekannt und berühmt ist hat sie über 20 Jahre ihre Frische bewahrt. Zur Zeit des Filmstarts 1993 veröffentlicht enthält das Varèse-Album lediglich 28 Minuten Musik - umso mehr dürfte überraschen, dass auf der CD mehr Musik als letzten Endes im Film zu hören ist. Goldsmiths Musik wurde nämlich zu einem großen Teil umgeschnitten, gestrichen oder durch die Klavierkompositionen von Bill Payne ersetzt, von denen sich kein Stück auf der CD befindet. Im Film fällt der Komponistenwechsel nicht sonderlich auf und auch zwischen Goldsmith und Kaplan scheint das Vorkommnis kein allzu großes Zerwürfnis zur Folge gehabt haben, schließlich arbeiteten die beiden im folgenden Jahr für "Bad Girls" wieder zusammen.
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Es müssen ja nicht sofort 5000 Stück sein (obwohl ich als Nicht-Geschäftsmann und Liebhaber natürlich glücklicher mit dem Gedanken lebe, dass 5000 Menschen die Chance haben, die großartige Musik zu "Spartacus" in einem opulenten Box-Set zu genießen als dass viele Herrmann-Enthusiasten das Geld innerhalb der kurzen Zeit nicht auftreiben konnten und leer ausgehen), aber wahrscheinlich wären 2000 - 25000 in Ordnung gewesen. Dass die Box zu solch horrenden Preisen unversiegelt bei Ebay weggeht, zeigt, dass es momentan viele vorschnelle "Panikkäufe" gibt - wie bei "Goldsmith at 20th Century Fox" wird sich das wahrscheinlich bald eingependelt haben.