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Psycho 2 1982 veröffentlichte Robert Bloch ein Buch mit dem Titel "Psycho II", das die Slasher-Filme Hollywoods darstellt. Universal, die sich anscheinend mehr von dem Roman versprachen, ließen Drehbuchautor Tom Holland eine eigene Version schreiben, in der Norman Bates als geheilt aus der Anstalt entlassen wird und sein Motel wieder eröffnet und die von Regisseur Richard Franklin eigentlich für's Fernsehen gedreht werden sollte. Was nahezu keder gesunde Menschenverstand zuerst als Sakrileg verstehen würde, entpuppt sich allerdings als ein gut funktionierender und spannender Thriller, auf dem jedoch deutlich das Gewicht von Hitchocks "Psycho" lastet und der somit nie frei atmen kann. Auch als Rezipient ist man leider zu voreingenommen. Immerhin zollt Franklin dem Oiginal viel Respekt, sodass man viele Einstellungen und Kamerafahrten aus "Psycho " - dieses Mal allerdings in Farbe - wieder erkennt. Die Handlung zeichnet eine deutliche Spannungskurve, die immer wieter zu einem rasanten und fast chaotischen Showdown zuläuft und sich rasche entlädt, den Zuschauer allerdings etwas zweifelnd zurück lässt, bevor das richtige Ende einsetzt. Als eigenständiger Film hätte da gut was draus werden können, so allerdings verhinderte man dank engagierter Regie und Darstellern eine Katastrophe. Zur Musik: Jerry Goldsmith und Richard Franklin arbeiteten bei "Psycho II" erstmals mit einander ("Link" sollte vier Jahre später folgen). War Bernard Herrmanns Musik für Streichorchester zum Original ein absoluter Meilenstein, dürfte "Psycho II" in keiner Top-Ten-Liste von Goldsmiths Werken auftauchen, trotzdem schrieb er hier eine wirkungsvolle und interessante Musik, die man im oberen Mittel seines Schaffens ansiedeln könnte. Anders als die Vorgängermusik verfügt der Score zu "Psycho II" über ein einprägsames Hauptthema. Diese lyrische Melodie wird von einem flötenähnlichen Synthesizer vorgetragen zu dem das Klavier eine sparsame Akkordbegleitung beisteuert. In den Spannungsmomenten (und derer gibt es reichlich) greift Goldsmith auf klassische Effekte wie Streicherglissand oder nach dem Anschlagen in Wasser getauchte Gongs. Die Musik zum Showdown schließlich ist ein weiteres Beispiel für die Fähigkeit des Komponisten, einer ungezügelten und brutalen Musik trotzdem eine durchgängige Struktur zu verleihen, ohne sie zu bändigen oder gar zu zähmen. Hier wechseln sich kurze Blech- und Schlagwerkattacken mit einer dissonanten Klavierfigur im 5/4-Takt ab über die die Streicher ebenfalls ungerade rhythmisierte freitonale Linien spielen. Varèse Sarabande presste damals rund 31 Minuten der Musik auf LP und veröffentlichte diesen Schnitt auch auf CD, doch dieses Album ist heutzutage hoffnungslos vergriffen und in Hinblick auf rund 1/4 unveröffentlichter Musik wäre eine Neuveröffentlichung mehr als lohnenswert. "Psycho II" ist kein filmmusikalicher Meilenstein wie "Logan's Run", "Alien" oder "The Omen", aber doch eine hervorragend funktionierende und sauber geschriebene Thrillermusik, die Fans des Komponisten und dieses Genres definitiv erfreut.
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Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Stimm, bei solchen wirklich großen Sachen wie "Zurück in die Zukunft" haben sie auch überhaupt nichts geschrieben. Ich vermute hier allerdings, dass sie sich erfreulicherweise zurückhalten, weil die Musiken keine seit ewig gefragten Sachen sind. -
Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Das wäre natürlich klasse, den auch noch zu bekommen. An Goldsmith wird's wahrscheinlich nicht mangeln, solange CDs gepresst werden. Auf der Lalaland-Liste stand sein Name ja auch. Ob da "Powder" und "River Wild" auf uns zukommen? -
Diese Box ist für mich definitiv DIE Veröffentlichung des Jahres! Da kommt absolut nichts mit. Weder "Die Hard", noch "Gremlins" oder "Masada" und all die anderen. Wirklich alles, was Herrmann für dieses Studio aufgenommen hat inklusive Theremin-Spuren, alternativer Fassungen und Probemitschnitte. Dazu noch ein dickes Booklet und eine schicke Aufmachung. Dieses Set scheint sogar die FSM-Box von Rozsa zu überholen, da hier alle Filmmusiken (bis auf den "Egyptian") komplett zu sein scheinen, während die "Rozsa Treasury" etwas fragmentarisch gearbeitet hat/arbeiten musste. Als asboluter Fan habe ich "Ivanhoe" und "King of Kings" in den Rhino-Ausgaben, aber trotzdem schade, dass die nicht in der Box enthalten und nur durch zig alternative Aufnahmen vertreten waren. Bei der "Herrmann" kriegt man alles auf einen Schlag! Super! Es wäre vielleicht nur nett gewesen, auch Newmans "Egyptian"-Stücke und vielleicht einmal die Fox Fanfare in die Box zu packen, denn ohen Newmans Musik ist der "Egyptian" recht unvollständig. Das macht wiederum die Rozsa-Box so löblich, in der auch Stücke anderer Komponisten für denselben Film enthalten sind.
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Veröffentlichung Intrada: THE CORE - Christopher Young
Mephisto antwortete auf Osthunters Thema in Scores & Veröffentlichungen
Hätte mich auch gewundert, wenn man jetzt mehr Musik an Laufzeit bekommt aber dafür weniger als auf der vorherigen kürzeren Veröffentlichung. Ich kann ja verstehen, dass Young seine Musik lieber nochmal bearbeitet als sie wie auf den Film komponiert rauszugeben aber warum müssen denn einige Passagen mehrmals auf der CD zu finden sein? Nur für musikalische Dramaturgie? Hätte man das nicht anders lösen können, zumal 100 Minuten als Höralbum doch deutlich zu lang sind und das CD-Wechseln ohnehin den Hörfluss trübt. Es wäre ein netter Kompromiss gewesen, das bisher unveröffentliche Material, das nicht innerhalb Youngs 100 Minuten untergekommen ist, noch als seperaten Block auf CD 2 zu veröffentlichen, aber so ist das doch weder Fisch noch Fleisch. -
Malice - Eine Intrige Der Vertrauenslehrer Andy (Bill Pullman) ist mit Tracy (Nicole Kidman) verheiratet und begegnet trifft unerwartet seinen alten Schulkollegen Jed (Alec Baldwin) wieder, der bald zur Untermiete bei Andy einzieht. Dieser erzählt Jed, der von Beruf Arzt ist, von den Unterleibsschmerzen seiner Frau und tatsächlich muss Tracy wegen großer Schmerzen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Jed, der die Frau operiert, bleibt nicht viel Zeit und holt sich von Andy die Erlaubnis ein, beide Eierstöcke seiner Frau zu entfernen. Es stellt sich allerdings heraus, dass ein Eierstock nur oberflächlich krank war und schlimmer noch - Tracy war schwanger. Tracy verlässt ihren Ehemann und verklagt Jed auf 20 Millionen Dollar Schmerzensgeld und ist schließlich von der Bildfläche verschwunden. Erst nach und nach merkt Andy, dass etwas an der ganzen Sache faul ist und beginnt, Nachforschungen anzustellen... Mit "Malice" versucht Regisseur Harold Becker an die verzwickten Thriller Afred Hitchcocks anzuknüpfen, doch wenn der Altmeister es schaffte, Spannung durch raffiniert aufgebaute Szenen zu schaffen und zu erhalten, indem er den Zuschauer stets einweihte, was passieren würde, so hatten Becker und seine drei Drehbuchautoren anscheinend die Befürchtung, der Film könne dem Zuschauer langweilig werden. Das wird er ganz sicher nicht, denn "Malice" ist fast überladen mit Nebensträngen, Verwicklungen und Wendungen. So wurde hier der Handlungsstrang um einen Massenvergewaltiger, der "nebenbei" von Andy überführt wird, anscheinend nur für reine Atmosphäre "verheizt". Letzten Endes ist "Malice" ein handwerklich solider Thriller, der ohne Zweifel unterhält, den man aber nicht gesehen haben muss. Der Film ist ohne Frage spannend aber überfordert den Zuschauer zu keinem Zeitpunkt. Die drei Hauptdarsteller (Nicole Kidman mit furchtbarer Frisur) liefern überzeugende Leistungen ab und unter den Nebendarstellern finden sich heute sehr bekannte Gesichter wie eine sehr junge Gwyneth Paltrow und Tobin Bell ("Saw"). Zur Musik: Für Jerry Goldsmith und Harold Becker war es die erste von zwei gemeinsamen Arbeiten ("City Hall" sollte drei Jahre später folgen), musikalisch kann "Malice" allerdings nur im Filmzusammenhang eine teilweise unterstützende Wirkung erreichen, denn Goldsmith schien seine ganze kreative Energie für das Projekt schon in den ersten drei Minuten seiner Komposition aufgebraucht zu haben. Die Vorspannmusik ist allerdings zugegebenermaßen originell: ein elektronisches Keyboard, das auch im Film eine bestimmte Bedeutung hat, spielt eine kinderliedartige Melodie in unbeholfener Darbietung. Langsam schwillt ein Liegeton in den Streichern an, der in einem wundervoll friedlichen und lyrischen Arrangement des Themas mündet. Hier bietet die Harfe mit langsamen Arpeggiofiguren das Fundament für einen schmal besetzten Chor, der das Thema lieblich vokalisiert. Die Musik wird allerdings bald von einem leicht dissonanten Einwurf des Xylophons getrübt und zeigt, dass die oberflächliche Idylle - bezogen auf Andy und Tracy - bald gestört wird. Nach dieser starken Eröffnung wird im folgenden Verlauf der Musik der qualitative Unterschied allerdings noch viel deutlicher, denn Goldsmith war sich auch hier nicht zu schade, seinen einflussreichen und wirkungsvollen "Basic Instinct"-Score noch einmal auszugraben. Doch anstatt wenigstens eine recht stimmungsvolle Variante wie "The Vanishing" zu kreieren ruht sich der Komponist auf den immergleichen Streicherliegetönen, kurzen Klaviereinwürfen und blassen Holzbläserlinien aus, anstatt das vielversprechende Hauptthema ansatzweise aufzugreifen oder gar zu verarbeiten und zu variieren. Die Musik ist ohne Substanz oder Charakter und sogar im Film teilweise überflüssig. Nur einmal gibt es kurz einen heftigen aber organisierten Ausbruch sowie eine recht brauchbare Verfolgungsmusik in der Art von "Night Life" aus "Basic Instinst". Der Showdown wird von zu sehr an den Film gebundene Schlagwerkattacken und uninteressante minutenlange Spannungspassagen bestritten, um auf Tonträger zu überzeugen. Nach einem Hördurchgang des rund 33:00 Minuten langen Albums von Varèse Sarabande wird der Hörer mit starken drei Minuten, einiger routinierter Action und 25 Minuten leerer Spannungsmusik zurückgelassen sowie der Frage, was er eigentlich in der letzten halben Stunde gehört hat.
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Das Russlandhaus Dem britischen Verleger und Russland-Liebhaber Bartholomew Scott Blair (Sean Connery) wird zur Zeit des kalten Krieges ein Manuskript von einem russischen Forscher mit Hilfe der Russin Katya Orlova (Michelle Pfeiffer) zugesandt. "Dante" - so nennt sich der Autor - ist bereit, das Nuklearprogramm der Sowjetunion offen zu legen. Doch Orlova kann Blair nicht erreichen und übergibt die drei Notizbücher einem Kollegen aus Blairs Verlag, der die Bücher sichtet und sofort an die britische Regierung weiterreicht. Diese schaltet den Geheimdienst ein, der auch die Amerikaner kontaktiert und gemeinsam fangen beide Blair in Moskau ab. Hier wird er als Spion ausgebildet und soll Kontakt zu Katya und Dante aufnehmen, doch je mehr er seinem unfreiwilligen Auftrag nachgeht, umso mehr lernt er Katya zu lieben und sieht sich einem immer größer werdenden Gewissenskonflikt ausgesetzt. Fred Schepisi verfilmte hier den Roman John le Carrés mit ruhiger Hand. Der Film nimmt sich erfreulicherweise Zeit und setzt zu keinem Zeitpunkt auf klassische Spionage-Action à la James Bond. Stattdessen wird die Zeichnung der Charaktere in den Vordergrund gerückt: Der liebenswürdige Blair, ein Lebemann, der durch eine pathetische Rede bei einer Schriftstellerzusammenkunft die Aufmerksamkeit Dantes auf sich zieht, die junge Orlova, die einst mit Dante zusammen war und an seine Sache glaubt sowie die differenziert dargestellten Geheimdienst-Leute. Schwarzweiß-Malerei findet in diesem Film ebenso wenig Platz wie propagandistischer Pathos. Die Schauspieler liefern allesamt überzeugende Darstellung und die Kameraarbeit Ian Bakers sollte unbedingt erwähnt werden, da die Bilder Russland - besonders Moskau - in bestechend schönen aber gleichzeitig realistischen einfangen. Regisseur Schepisi setzt den Kniff von kleinen Zeitsprüngen besonders zu Beginn des Films gekonnt ein, sodass innerhalb eines Gesprächs eine Rückblende kommt, die schließlich in den bereits bekannten Beginn des Gesprächs mündet. Beginnt der Film vielleicht etwas spannungsarm, so zieht einen der Gewissenskonflikt Blairs immer tiefer in den Bann und schließlich fiebert man - wenn auch aus anderen Gründen - mit, wenn Orlova Blair bittet, ihm ehrlich zu antworten und fragt, ob er Spion sei... Zur Musik: Die Musik Jerry Goldsmiths für "Das Russlandhaus" wird oft als eines seiner späten Meisterwerke genannt und tasächlich schuf der Komponist hier eine stimmungsvolle Musik für einen atmosphärisch dichten Film. Neben dem Einsatz von russischen Lokalkolorit wie z.B. der Balalaika und dem Duduk setzt Goldsmith jedoch viel stärker auf ein weiteres - im Film nur angedeutetes - musikalisches Element: Den Jazz. Blair ist nämlich leidenschaftlicher Saxophonist und mit Branford Masalis hatte Goldsmith einen absoluten Meister dieses Fachs zur Verfügung. Das Hauptthema ist allerdings nicht neu, denn es wurde Jahre zuvor für das Projekt "Wall Street" vertont, das Goldsmith jedoch früh verlies und so setzte er es in seiner Musik für "Alien Nation" ein, die jedoch abgelehnt wurde. Schlielich fand er für das Thema im "Russland Haus" endlich einen geeigneten Platz. Verspielte jazzige Akkorde im Klaiver und die typischen Goldsmith'schen vibratolosen Streicher bilden das perfekte Fundament für das ausschweifende Saxophonsolo zu Beginn des Films. Für weitere Spannungspassagen komponierte Goldsmith ein weiteres Saxophonthema, das oft unter leicht pochende Synthies und pendelnde Basstöne gelegt wird. Als Gegensütck hierzu gibt es wehmütige Klänge des Duduks über Streicher für Dantes Mission und ein schwelgerisches "russisches" Thema für Katya, in dem der Komponist den Klang von Streichern und der Balalaika einsetzt. Da Goldsmith für den rund 120 Minuten langen Film knapp 55% Musik schrieb wiederholen sich jedoch viele Passagen. Umso überraschender ist es unter Einbeziehung des Erscheinungsjahres, wie lang letzten Endes das Album von MCA geraten ist, da es mit 61 Minuten fast die komplette Musik enthält und wahrscheinlich auch Masalis-Freunde ansprechen sollte. Ein vollständiger Hördurchgang erweist sich bei der Musik etwas anstrengend und ermüdend doch im Film trät Goldsmiths Musik meisterhaft zur Atmosphäre bei.
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Fluch der Karibik von Alan Silvestri?
Mephisto antwortete auf magnum-p.i.s Thema in Filmmusik Diskussion
Tscharovkas Klagegesänge erinnert hart an den Einsatz von Gerrards Stimme "Gladiator". Tatsächlich ist "Troja" ein Mixkur aus allem Möglichen So ist die Idee der rein perkussiven Untermalung für den Kampf zwischen Achilles und Hektor noch aus Yareds Score entnommen (ebenso wie Tscharovka), die Themen sind alle aus Schostakowitschs siebter Symphonie, Tschaikowskys "Nussknacker", Brittens "War Requiem" und Rachmaninovs 1. Symphonie gebastelt. Der Rest ist relativ repetive Motivarbeit. Gegen Yared ein absoluter Griff ins Klo und allgemein leider großer Teilhaber an der heutigen Bewegung, antike Dramen allgemein mit unendlich viel Klagegesang und Gebrummel vollzukleistern. -
Fluch der Karibik von Alan Silvestri?
Mephisto antwortete auf magnum-p.i.s Thema in Filmmusik Diskussion
Das Album hört sich doch auch klangtechnisch scheußlich an. Da übersteuert doch alles, was über mezzoforte hinausgeht und dann diese furchtbaren Schlagwerk-Samples...in Track 14 kann man dann etwas Orchester (immerhin auch eine Klarinette) hören und da merkt man erst recht, wie dünn das besetzt war. Zur Musik sage ich mal nur so viel, als dass es sich um Militär-Actionmusik in einem Piratenfilm handelt - völlig neben der Spur. Erst im dritten Teil schafft Zimmer, halbwegs Mantel-und-Degen-Gefühl in der Musik zu verbreiten. 2003 und 2004 sind immerhin bedeutende Jahre, die den Wendepunkt des Blockbusterkinos von satten orchestralen Klängen hin zu RCP-Klangcollagen und immergleichen Aufgüssen des "The Rock"-Konzepts markieren, wurden mit Alan Silvestri bei "Fluch der Karibik" und Gabriel Yared bei "Troja" zwei begabte Komponisten zu Gunsten RCP-Abklatsche ersetzt. Der Anfang vom Ende. -
Fluch der Karibik von Alan Silvestri?
Mephisto antwortete auf magnum-p.i.s Thema in Filmmusik Diskussion
Also soweit ich weiß, hat Silvestri doch Demos gemacht, die Bruckheimer nicht gefielen und schnell Zimmer rangeholt, der - wie oben richtig geschrieben - aus rechtlichen Gründen seinen Namen nicht nennen konnte. Von ihm stammten allerdings die Themen und acht Helferlein haben das dann auf den Film arrangiert, von denen Badelt (vielleicht hat er ja das Flaschendrehen gewonnen) dann auf dem Cover schien. Die Musik musste innerhalb von knapp zwei Wochenfertig sein und einige Poster waren schon gedruckt. Insofern wurde Silvestri nicht allzu früh aus dem Projekt entlassen und die Musik klingt auch entsprechend zusammengeschustert. -
City Hall An einer Straßenkreuzung in New York kommt es zu einem fatalen Unfall: Der Polizist Eddie Santos liefert sich mit einem kleinen Drogendealer der Stadt und Neffen des New Yorker Mafiabosses Paul Zapatti eine Schießerei, bei der nicht nur der Polizist und der Drogendealer, sondern auch ein sechsjähriger Junge ums Leben kommen. Die Bürger der Stadt sind geschockt und für Bürgermeister John Pappas (Al Pacino), der hofft, bald für das Amt des Präsidenten zu kandidieren, kommt dieser unangenehme Zwischenfall mehr als ungelegen. Pappas’ recht Hand Kevin Calhoun (John Cusack) gibt keine Ruhe und forscht nach, denn der Bewährungsbericht des Dealers ist viel zu sauber. Tatsächlich erfährt er, dass es einen zweiten „echten“ Bericht gibt, nach dem der Drogendealer eigentlich gar nicht hätte frei herumlaufen dürfen. Calhoun legt ein immergrößer werdendes Netz aus Korruption in der Politik frei und beginnt, letzten Endes auch an seinem großen Mentor Pappas zu zweifeln. Regisseur Harold Becker verfilmte hier ein Drehbuch, an dem insgesamt vier Autoren gearbeitet haben, mit renommierten Schauspielern in einer ansprechenden Umgebung und obwohl die Grundvoraussetzungen viel versprechend erscheinen, so wenig nimmt der Film letzten Endes gefangen. Die immerhin rasant inszenierte Scheißerei zu Beginn des Films bietet nicht genug Stoff, um einen ganzen Film durch zu tragen und die Ermordung möglicher Zeugen erscheint wie das Abhaken einer Checkliste. Die Korruption ist spätestens ab der ersten Viertelstunde offensichtlich und in allen Büros Gang und Gebe, sodass der Zuschauer John Cusack während dessen Ermittlungen meilenweit überholen und vorausdenken kann. Die „engagierte“ ins Gospelhafte abschweifende Rede Pappas’ für den kleinen Jungen bringt in den vorhersehbaren und unspektakulären Film auch noch eine gehörige Portion Geschmacklosigkeit. Zur Musik: Jerry Goldsmiths Musik für „City Hall“ lässt sich mit drei Worten charakterisieren: routiniert aber wirkungsvoll. Der thrillererfahrene Komponist setzt für seine musikalische Untermalung auf ein klein besetztes Orchester und hielt sich mit elektronischen Dreingaben sehr zurück. Als markantestes Merkmal dürfte der solistische Einsatz der Pauke gelten, die in vielen Passagen der Musik eine wichtige Stellung einnimmt und als Vorläufer für die ein Jahr später entstehende Musik für „L.A. Confidential“ gesehen werden kann. Die treibenden Ryhthmen der Pauke verleihen der Spannungsmusik einen sehr vitalen und drängenden Charakter. In ruhigen Passagen setzt Goldsmith weiche Streicherteppiche und warme Holzbläser- oder Hornsoli ein, die oft aus noblen Melodielinien bestehen. Die originelle Idee hierbei ist, dass Goldsmith seine hymnischen Melodielinien oft harmonisch mit aus dem Jazz stammenden „Blue Notes“ einfärbt. Das fast genau 30:00 Minuten lange Album von Varèse Sarabande enthält alle wichtigen Passagen der Musik fast in Filmreihenfolge und enthält sogar mindestens eine im Film nicht verwendete Komposition. Stattdessen wurden Wiederholungen oder kurze Spannungspassagen zu Gunsten des Hörflusses weggelassen. Freunde von Goldsmiths etwas gemäßigter 90er-Thrillermusik können bei „City Hall“ ohne Bedenken zuschlagen, wer allerdings schon „Basic Instinct“ und „L.A. Confidential“ in seiner Sammlung hat und sich nicht besonders für die Thrillermusik Goldsmiths aus diesem Jahrzehnt begeistern kann, kommt auch ohne dieses Album aus.
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L.A. Confidential Los Angeles 1953: Der Oberboss des organisierten Verbrechens - Mickey Cohen - wird von der Polizei verhaftet und hinterlässt so einen freien Thron, um den sich viele Interessenten reißen werden. Im Zentrum des Films stehen drei Polizisten unterschiedlicher Art, die locker durch eine Schießerei in einer Kneipe, miteinander verbunden sind: Wendell White (Russel Crowe), der das Herz am rechten Fleck hat, aber auch gerne von seinen starken Fäusten Gebrauch macht, wenn es darum geht, einer Frau bei zu stehen oder ein Geständnis zu bekommen und dessen Partner bei der Schießerei ums Leben kam, Jack Vincennes (Kevin Spacey), der charmante Gentleman, der sich gerne selbst inszeniert, für eine TV-Show berät und auch das eine oder andere Schmiergeld in seine Taschen steckt und der junge austrebende und überaus korrekte Edmund Exley (Guy Pierce), der sich an die Vorschriften und Regeln hält. Bei den Ermittlungen geraten die Polizisten an reiche "Unternehmer", die ihre Prosituierten umoperieren lassen, damit sie Filmstars ähneln, einen findigen aber undurchschaubaren Redkateur eines Boulevard-Magazins und weitere verdächtige oder auch konkret unangenehme Personen. Hegen die drei anfangs eine Abneigung gegenüber der Personen und des Verhaltens ihrer Kollegen beginnen sie langsam, voneinander zu lernen und sich zu helfen. Schließlich geht es darum, den Mord an einem ehemaligen Kollegen zu rächen und zu verhindern, dass ein anderer an Mickey Cohens Stelle tritt. Regisseur Curits Hanson schuf mit "L.A. Confidential" einen großartigen Film Noir der Neuzeit und fängt die Stimmung L.A.s in den 50ern mit authentischen Kostümen, der Ausstattung und einer tollen Beleuchtung gekonnt ein. Die Schauspieler geben offensichtlich ihr Bestes und das spannende Drehbuch Hansons nach dem Roman von James Ellroy trägt viel zur Inspiration bei. Die Gegenübertsellung der schillernden Show-Welt L.A.s und dem Sumpf des organisierten Verbrechens und der Kleinkriminalität schafft eine wirkungsvolle Spannung, die durch die Reibereien der Protagonisten verschärft wird. Hanson setzte viele Elemente des Cop-Buddy-Movies und des Film Noir ein und verschmilzt sie zu einem atmosphärisch dichten und handwerklich durchweg überzeugenden Thriller. Zur Musik: Jerry Goldsmith hatte 1997 schon viele Thriller vertont und mit "Basic Instinct" eine ganze Generation der Thrillermusik geprägt und das Genre um so originelle wie geniale Musiken wie "China Town" oder "Magic" und "The Satan Bug" bereichert. Auch für "L.A. Confidential" legte sich der Komponist, der sich in den vergangenen Jahren gerne selbst auf seiner "Basic Instinct"-Musik in routinierten ("The Vanishing") aber auch gänzlich inspirationslosen ("Malice") Kopien ausruhte, wieder ins Zeug. Für die Besetzung wählte Goldsmith den Streicherapperat eines Orchesters, einfach besetzte Blechbläser, Klavier und Perkussion – auf Holzbläser wurde komplett verzichtet. Stattdessen greift Goldsmith auf ein altbewährtes Solo-Instrument zurück: die Trompete. Diese spielte schon früher in Thrillermusiken wie „2 Days in the Valley“, „Chinatown“ oder „Rent-a-cop“ eine wichtige Rolle und ist in über 50% der Musik vertreten. Als harmonische Grundlage wählte Goldsmith die weder auf Dur oder moll festgesetzte Pentatonik während die Actionpassagen nahezu komplett atonal konzipiert sind. Rhythmisch begegnen einem im Laufe der Musik natürlich die für Goldsmith typischen ungeraden Metren. Durch die Instrumentation erhält „L.A. Confidential“ einen recht düsteren Anstrich und durch die ungeraden Rhythmen einen leicht treibenden Charakter. In den wohl dosiert eingesetzten Actionmomenten wird die Musik sehr harsch und ruppig. Eindrucksvolle Beispiele dürften das Eröffnungsstück „Bloody Christmas“ mit dem brachialen Paukensolo und den äußerst dissonanten ruppigen Streicherlinien sowie die Musik im Vernehmungsraum, als Bud ausrastet sein. Gegen Ende während der finalen Schießerei verliert sich Goldsmith allerdings in den immergleichen krawalligen Schlagwerkattacken und kurzen Orchesterausbrüchen. Die Suspense-Passagen werden oft von dezupften Streichern, dem typischen tiefen Klavierketten und der Solotrompete bestritten. Insgesamt schuf Goldsmith mit „L.A. Confidential“ eine sehr stimmungsvolle Musik für einen atmosphärisch dichten Film, die sich erfrischend aus den leider zu vielen gesichtslosen Musiken des Altmeisters dieses Genre in den 90ern hervorhebt. Auf dem von Varèse veröffentlichten Album wurde die oft aus sehr kurzen Passagen bestehende Musik zu längeren Suiten zusammen gefasst und deckt alle Facetten der Musik zufrieden stellend ab. Es sei hier nicht unerwähnt, dass auch die zeitgenössischen Songs zu der geschlossenen Atmosphäre des Films beitragen und ebenfalls auf CD veröffentlicht wurden.
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Ich habe mir jetzt auch nochmal die aufschlussreiche Analyse durchgelesen (tolle Arbeit, Mink) und habe den Eindruck, dass eine einwandfreie Rekonstruktion des Scores gar möglich ist. Entweder rekonstruiert man die Filmversion mit unzähligen Schnitten und weggelassenen Instrumenten- und Synthspuren oder man packt einfach die Originalaufnahmen auf eine CD. Wie heftig da anscheinend an dem Score für den Film gedoktort wurde, bekommt man die Filmversion ohnehin nur mit inzähligen Schnitten und wer will schon rapide Ein- und Ausblendungen auf CD anhören? Nur nochmal für die Akten: Die Lalaland-Fassung enthält bis auf ein Stück den kompletten Score, wobei aber einige Filmversionen durch alternative Aufnahmen ersetzt wurden?
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Ich habe überhaupt keine Ahnung von "Die Hard" und auf den ersten Blick scheint die Lalaland-Edition doch immerhin fast 20 Minuten mehr Score zu enthalten als die Varèse-Fassung. Derselbe Schnitt kann's also schonmal nicht sein. Mink, wäre es möglich, vielleicht einen genauen Vergleich zu machen oder Deine Analyse nochmal zu posten? Ich kann die nicht mehr finden
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- La-La Land Records
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Zustimmung, Souchak! Ich wollte nur den mahnenden Zeigefinfer erheben, dass es zuviel gibt, worüber man sich freuen kann, als dass man sich ständig über die Veröffentlichungen aufregen sollte, die einem nicht zusagen. Ich halte Gremlins auch für überschätzt und das Ignorieren von Varèse jeder Hinweise bezüglich Produktionsfehler, die Pampigkeit F&Fs oder den Zynismus MVs, wenn er Sachen verbockt hat, aber immerhin wurde in letzter Zeit auch vieles Veröffentlicht, wovon man Jahre nur geträumt hat.
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Ich finde, ihr übertreibt da maßlos! Bedenkt doch solche Veröffentlichungen wie "Fat Man and Little Boy", "Scrooged", "Black Hole", "Wolfen", "The Core" (nicht jeder hier hat die Promo) oder die Herrmann-Boxen, die FSM-CDs wie "Gremlins" oder "Night Watch". Dass da nur Altes wieder neu aufgewärmt oder unnötig erweitert wurde (im Falle vom "Mimic" absolut gerechtfertigt) stimmt in diesen Fällen nicht. Sachen wie "Patton" oder "Tora! Tora! Tora! sollten wie "Star Wars", "Vom Winder verweht" immer verfügbar sein, weil absolute Meilensteine und Meisterwerke nicht nur an Goldsmiths Schaffen allein gemessen. Die Conan-Scores oder "Young Sherlock Holmes" sind nur noch zu horrenden Preisen zu bekommen, warum also keine Neuauflage wenn sogar erweitert und mit besserem Klang und den Seitenhieb gegen Label, die sogar keinen Profit mit ihren Alben machen (Tadlow) und dem Hörer ermöglichen, verlorene Scores wie "Quo Vadis" oder "El Cid" sowie "Taras Bulba" zu hören, finde ich ebenfalls unangemessen. Klar haben sich alle Labels einige unnötige Alben in die Lager gestellt, die sie jetzt verscheuern müssen und natürlich fragt man sich, ob man den längeren "Egyptian" oder eine weitere "Voyage to the bottom of the sea" braucht aber im Großen und Ganzen befinden wir uns wirklich in einer Zeit des CD-Segens mit all den herrlichen Neu- und erweiterten Neuveröffentlichungen. Nicht jeder ist 30 Jahre dabei und wusste halt schon vor sechs Jahren, dass er irgendwann man "Capricorn One" oder "The Fury" und "Home Alone 2" in seiner Sammlung schmerzlich vermissen wird.
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Vielleicht ist das ja der Dezember-Club-Hammer!
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Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
"Wolfen" wäre natürlich super, da ich mir vor Kurzen die Safan-Promo ergattern konnte und somit eine direkte Vergleichsmöglichkeit außerhalb des Films hätte. In Bezug auf die MAF meint er, glaube ich, nur, dass die MAF-Edition dauerhaft erhältlich sein sollte (wie "Tombstone" oder "Silverado", die es ja auch schon ewig gibt), während die andere CD irgendwann aus dem Katalog genommen wird wie "Young Guns II". Dass der in der MAF-Reihe produzierte Score nicht mehr regulär erhältlich sein darf, um rausgebracht zu werden, widerlegt die "Rambo"-Doppel-CD, denn die Einzel-CD ist ebenfalls noch bei Varèse erhältlich. Ich persönlich glaube allerdings ebenfalls nicht an "Great Train Robbery", aber weiß schreibe ich hier...heute nacht wissen wir ohnehin alle mehr. -
Veröffentlichung A Dangerous Method - Howard Shore
Mephisto antwortete auf Lars Potrecks Thema in Scores & Veröffentlichungen
Hier hat Shore halt weniger komponiert als arrangiert, denn die meisten Motive sind Leitmotive aus dem "Ring des Nibelungen" und Tristan". Im Filmkontext sind die Themen manchmal sogar etwas merkwürdig und irritierend eingesetzt - wie das "Schmiedemotiv" oder "Walhall". -
Zwei Neuveröffentlichungen - darunter der erste Norricone des Labels, eine Wiederveröffentlichung eines sehr begehrten Titels und eine Wiederveröffentlichung einer Goldsmith-Musik, die stets erhältlich sein sollte. Ich finde, dass ist eine gute Ausbeute wobei natürlich fraglich ist, wie schnell sich die CDs verkaufen. Ich glaube, am ehesten würde "Stirb Langsam" weggehen, die vielleicht auch den "Predator"- und "Commando"-Effekt haben könnte. 2000 für "Tora! Tora! Tora!" sind ordentlich, aber nicht zu viel und der Morricone und der Elfman werden sich wahrscheinlich noch länger halten. Auf seinen ersten Black-Friday-Veröffentlichungen - "The Fugitive" und "Panic in Year Zero" sitzt MV doch immernoch.
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