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Mephisto

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Alle Inhalte von Mephisto

  1. Da ich in letzter Zeit wieder viel Filmmusik höre, sehe ich nur sporadisch hier rein und lese daher erst jetzt diese erfreuliche Nachricht. Mich würde ja mal interessieren, wie Du die Musik in Gänze nach dieser etwas längeren Zeitspanne findest.
  2. Theoretisch fand ich schon Cronenbergs Film überflüssig: Es geht nunmal nichts über einen Mann in dreitiligem Anzug mit Fliegenkopf aus den 50ern
  3. Das trifft sich ja gut! Ab nächsten Montag beginnen bei mir Proben für Varèses nicht so ganz so verstörendes "Hyperprism"
  4. Na, dann mal schnell "4 Tage im Mai" hinterher sehen und so gleich zwei gute deutsche Filme genießen
  5. Vier Tage im Mai Dieser Film schildert die Begebenheiten auf einem von einem russischen Hauptmann und seinen acht Soldaten besetzten Gut auf einer deutschen Ostseeinsel zum Kriegsende 1945. Als der Krieg für alle Beteiligten schon als vorüber gilt, verlassen die Inselbewohner bis auf die Baronin von Bülow, die mit einigen Dienstmädchen ein Kinderheim auf ihrem Gut eingerichtet hat, die Insel und tatsächlich treffen bald neun russische Soldaten ein, die den Befehl haben, 80 deutsche Soldaten, die zur Kapitulation nach Dänemark übersetzen wollen, gefangen zu nehmen. Als der russische Hauptmann mit seinem Major in einen Streit um eine Frau auf dem Gut gerät und der Major seine Panzerabteilung herbeiruft, eskaliert die Situation. Können die an der Abreise und des Kämpfens müde deutsche Soldaten den Menschen auf dem Gut - inklusive den neun Russen - beistehen? Der Film besticht durch seine differenzierte Darstellung der einzelnen Charaktere und die stete Möglichkeit, alles Handeln und Tun nachvollziehen, wenn aber auch nicht "gutheißen" zu können. Besonders die Zeichnung der deutschen Soldaten als erschöpfte und motivationslose Männer, die doch einfach nur noch übersetzen und zusätzlich weder ihr Leben noch das der Kinder in dem Heim gefährden wollen, ist einer der vielen positiven Aspekte. Böse Nazis, gute Russen gibt es hier Gott sei Dank nicht. Auch das aufkeimende Verständnis der Gutsbewohner und Russen für die jeweilige Gegenpartei ist sehr subtil, nie kitschig, überemotional oder allzu unglaubwürdig herzlich in Szene gesetzt. Die besondere Tragik des letzten Kampfes nach Kriegsende wegen eines betrunkenen Kommandeurs, der weitere Opfer fordert und dem die neun Russen sowie die 80 Deutschen aus dem Weg gehen wollten, wird weder durch Pathos oder übertriebene Gewalt erstickt. Stattdessen wird durchgängig Wert auf Atmosphäre und Stimmung gesetzt, die den ganzen Film über perfekt spürbar sind. Insgesamt ein sehr ruhiger und - gerade deshalb - intensiver und bewegender Film. Vielleicht einer der besten, die ich in den letzten Wochen im Kino gesehen habe und ein weiterer ausgezeichneter deutscher Film! Zur Musik: Nicht der Rede wert. Viel an Potential wurde verschenkt und meistens legen sich minutenlange sphärische halbsynthetische Teppiche über das Bild, obwohl Stimmungen und Szenen wechseln. Die Instrumentation mit Instrumenten wie Zither und Glasharfe, Solo-Violine, Klavier und Ähnlichem ist zwar nett ausgedacht, aber meistens nur für oberflächliche Gefühlsduselei ausgenutzt. Gott sei Dank ist der Film stark genug, dass die Musik hier nicht schadet, helfen tut sie aber auf gar keinen Fall.
  6. Masada Die Legende um 970 jüdische Rebellen, die sich 71 n. Chr. in der Festung auf dem Berg Masada nahe Jerusalem verschanzten, war für das jüdische Volk bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts ein wichtiger Bestandteil des eigenen Bewusstseins. Der immerhin drei Monate anhaltende Kampf der Rebellen gegen 15 000 römische Legionäre galt als "das israelische Alamo". So ist es kein Wunder, als Anfang der 80er Jahre die israelische Regierung zusammen mit der amerikanischen Filmindustrie eine gewaltige TV-Miniserie mit vier Folgen und insgesamt sechs Stunden Laufzeit produzierte. Als Anführer der beiden Parteien agieren Peter O'Toole als Falvius Silva und Peter Strauss als Eleazar. Wenn man bedenkt, von wem und wann die Serie produziert wurde, überrascht es nicht, das "Masada" hauptsächlich ein Propaganda-Werk ist. Schon die ersten fünf Minuten zeigen begeisterte Cola-trinkende Soldaten Israels, die vergnügt Masada erklimmen, um dort vereidigt zu werden, bevor wir knapp 2000 Jahre zurück reisen und die Zerstörung des Tempels und den Brand Jerusalems erleben. Mal abgesehen davon, dass sich Silva und Eleazar wahrscheinlich nie begegnet sind, wurden in der Historie einige mehr als wichtige Aspekte verfälscht, um den millterweile entmystifizierten Mythos für die Propaganda auszuschlachten. Bei den ehemaligen Rebellen handelte es sich um die gewalttätige Vereinigung der Sikarier, Leute, die man heutzutage als Terroristen einstufen würden. Um ihren brutalen Anführer Eleazar allerdings für die Zuschauer symphatisch zu gestalten, machte man aus den Sikariern die Essäer und andere wesentlich friedlichere Gemeinden, Eleazar wird ein gutmütiger Familienvater. Auch weitere Details wie die Lederpanzerungen der Römer (eigentlich aus Metall) wurden oft kritisiert, aber nichts desto trotz trumpft die Serie mit einigen beachtlichen Momenten auf, schildert die Situation wenn auch nicht korrekt, so doch äußerst spannend. Es ist erfreulich, dass man sich bemühte, auch die römischen Motive glaubhaft darzulegen und besonders die römischen Offiziere symphatisch zu gestalten, zu denen der skrupellose Falco - gespielt von David Warner - als Gegenstück brilliert. Insgesamt verläuft die Serie recht ruhig und ist für heutige Verhältnisse in Bezug auf Action recht unspektakulär in Szene gesetzt. Umso mehr wirkt die vermeintlich aussichtslose Situation, als endlich der Angriffsturm fertig ist und die rieisge künstliche Belagerungsrampe heraufgezogen wird. Das anschließende Feuer der Holzwand allerdings ist mehr als plump ins Bild kopiert, was in Anbetracht der sehr realistisch aussehenden und aufwändig erscheinenden Kulisse mehr als schade ist. Man sollte sich halt im Klaren darüber sein, was man hier sieht: ein definitiv mit Israel symphatisierendes Werk aber wenn man über gravierende Ungenauigkeiten und Beschönigungen hinwegsehen kann, dann macht "Masada" richtig Spaß. Zur Musik: Neben "QB VII" war "Masada" das letzte TV-Projekt Jerry Goldsmiths, dem beide Serien angeblich aus persönlichen Gründen a Herzen lagen. Sowohl "QB VII" als auch "Masada" handeln von jüdischen Schicksalen und lassen daher auf Goldsmiths religiöse Verbundenheit und Anteilnahme an den Themen schließen. Für "Masada" komponierte Goldsmith ein sehr schmissiges Hauptthema, das durch seine knackige Orchestrierung und die Verbindung von melodischen Klezmerelementen und Marschbegleitung schnell ins Ohr geht. Auch ein Liebesthema ist vorhanden sowie eine markante römische Fanfare. Alle drei Hauptelemente stoßen in der Vorspannmusik zur zweiten Folge - "The Road to Masada" aufeinander. Die Actionmusik ist oft gewohnt ruppig und markant, aber nie derartig rhythmisch komplex oder instrumentatorisch avantgardistisch wie andere Partituren aus dieser Zeit. Stattdessen reichert Goldsmith seine Partitur mit einigen orientalen Einsprengseln an. Da sich die Produktion der Serie verzögerte musste Goldsmith das Projekt nach zwei Folgen verlassen, da er sich für die Vertonung des obskuren Kriegsfilms "Inchon" verpflichtet hatte. Somit wurde die zweite Hälfte von Morton Stevens vertont, dessen Beitrag oft schlechter bewertet wird als Goldsmiths, was ich nur bedingt nachvollziehen kann. Stevens komponierte zwar keine neuen Themen und geht auch sparsamer mit dem Themenmaterial um als Goldsmith, sodass seine Musik etwas stereotyper wirkt, dennoch verarbeitet er insbesondere das Liebesthema mit äußerster Zartheit und orchestraler Blüte wie in "Silve frees Sheva". Auch die Actionmusik und besonders die schwere ächzende Passage für den Angriffsturm sucht in der TV-Musik ihresgleichen. Goldsmiths Musik macht als Hörerlebnis deutlich durch die brillant verarbeiteten und eingängigen Themen mehr her, aber Stevens' Musik ist ebenfalls mehr als nur solides Handwerk.
  7. Wenn Du schnell antwortest kriegst Du dieses Exemplar vielleicht noch! http://soundtrackcollector.com/forum/displayquestion.php?topicid=15345
  8. Ich hab' mir den noch nicht angehört aber für eine Club-CD ist der echt ick bepackt mit jeder Menge alternativer Versionen. Normalerweise wird da ja auch gerne ein 30 min-Score ohne jeden Bonus auf die CD gepackt. Gibt's eigentlich Neuigkeiten aus der FSM-Sparte?
  9. Wozu Jablonsky auch immer zwei Tuben, sechs Posaunen und acht Hörner braucht...und dann kein einziger Trompeter oder Holzbläser und nicht ein lebendiger Schlagzeuger?
  10. Anton von Webern?...oder diverse Grindcore-Bands. Dann hör' sie mal! Zu "Star Trek": Da gibt's definitiv mehr als 10 Minuten, denn was die meisten Fans (und auch ich) wollen, sind die von Goldsmith komponierten Erstfassungen ohne das Thema. Das ganze alternative Material füllt mit der kompletten Musik immerhin zwei randvolle CDs (die 3CD-Aufteilung ist eine Mogelpackung).
  11. Außer den beiden Immediate-CDs und "Invincible": Gibt es mittlerweile weitere offizielle CD(!!)-Veröffentlichungen solcher Trailermusikfirmen oder ist das alles nur mp3-Zeug? Ich habe da mittlerweile den Überblick verloren.
  12. Ich habe über die Sheamur-CD ja mal an anderer Stelle sehr ausführlich geschrieben:
  13. Naja, Sheamur hat's schon mit der Musik zum ersten Film geschafft. Die rasante Verfolgungsjagd, die Titelmusik mit viel Schmiss und die verführerischen Momente haben die Musik äußerst abwechslungsreich gemacht. Sheamur hat mit einer eigenen Handschrift die Bond-Musiken und Agenten-Klischees parodisiert ohne allzu epigonenhaft zu werden. Die Songs fand ich auch recht passen, insbesondere den Titelsong von Zimmer und die beiden Bond-Stücke. Das Album ist durchweg ein tolles Hörerlebnis.
  14. Das mit "Crossusrrent" habe ich mir bei Dir auch schon gedacht, Sebastian. Finde ebenfalls, dass es eine wirklich beeindruckende und stimmungsvolle Musik ist. Dank der FSM-CD kann man ja Gott sei Dank nicht nur die Musik an sich, sondern auch die konzeptionelle Entwicklung bestens nachvollziehen. Ich bin froh, dass man alle drei Versionen der Zeitlupenverfolgungsjagd veröffentlicht hat. Auch die Idee, eine "typische" Cop-Musik dieser Zeit mit Drumset und E-Bass als Basis für eine atonale Melodielinie und eine pseudo-blusige Pentatonik Basslinie zu nehmen ist ein absoluter Geniestreich. Ich habe die Rhythmik der Titelmusik bis heute nicht entschlüsseln können. Von seinen melodischen Drama-Scores halte ich "A Girl named Sooner" unerreicht. Natürlich hat das Finale und viele Passagen aus "Babe" seinen Reiz, aber "Sooner" hängt wirklich keine Minute ob der feinfühligen Schattierungen des Themas, dem musikalischen und emotionalen Tiefgang durch. Wundervolle intime 30 Minuten ohne Kitsch aber mit viel Wärme. Babe mag ich aber auch sehr, obwohl mir das Thema mindestens 5 mal zu oft im gleichen Gitarren/Harfengewand erklingt.
  15. Scheint eine längere Laufzeit zu haben als Sheamurs Score. Dieses Album schient auch eine reine Score-CD zu sein.
  16. "Casino Royale" fand ich grandios, "Ein Quantum Trost" einfach nur schlimm. Insofern steht's 50/50 bei mir und mit dem nächsten Film steht oder fällt Craig in meiner Bond-Liste.
  17. Ich habe mich in letzter Zeit mit Goldsmiths TV-Musik beschäftigt und frage mich mittlerweile in Anbetracht der Begleittexte für die Alben "The Early Years Volume I" und "Contract on Cherry Street": Haben die bei Prometheus etwas an den Ohren? In "Contract on Cherry Street" spielt doch definitiv eine Posaune dieses jazzige Solo und im Booklet steht da etwas von einer Trompete. Auch wird das Saxophon in der ersten "Playhouse 90" - Folge als Klarinette fehlbezeichnet - oder habe ich mich da zweimal schlichtweg verhört? Außerdem wollte ich in Hinblick auf die tolle "Masada"-Veröffentlichung von Intrada mal fragen, ob Ihr mit einer kompletten Veröffentlichung von Goldsmiths Musik für "QB VII" rechnet oder nicht und wenn ja - warum! Ich halte "QB VII" für Goldsmiths besten und vielschichtigsten groß angelegten TV-Score (noch ein ziemliches Quäntchen interessanter als "Masada") und "Crosscurrent" für seine originellste TV-Arbeit. "Boo!" ist definitiv das Schlechteste, was ich von diesem Komponisten für's Fernsehen gehört habe. Das Material für "Nick Quarry" halte ich für schlichtweg belanglos. Weitere Meinungen zu Goldsmiths TV-Musiken?
  18. Jetzt fehlt doch noch "River Wild" aber dann bitte auch noch mit der dritten abgelehnten Musik und komplett von Lalaland als 3-CD-Set bitte
  19. Also ich habe mich in den letzten beiden Tagen nochmal mit der Musik auseinander gesetzt und kann keinesfalls zustimmen, dass die Delphi-CD ein passabler oder annähernd ausreichender Ersatz für die Intrada-CD ist. Musikalisch eine unglaublich frische und kantige Partitur ist die erste Pressung klanglich äußerst schlecht und wenn man mit den Bändern stundenlang im Tonstudio gesessen hat frage ich mich schon, warum man da nicht gehört hat, dass dieselbe Musik mehrfach auf der CD ist und warum man die CD nicht mit einzelnen Tracks produziert hat? Wie dem auch sei: Die Delphi-CD dürfte nur noch wegen der (ebenfalls furchtbar abgemischten von der LP gezogenen) Suite zu "The General with Cockeyed Id" interessant sein. Leute, holt euch diese herrliche Musik bevor sie doch noch weg ist!
  20. Definitiv Komplettalben, am Besten mit einem Haufen alternativer Aufnahmen und dem abgelehnten Score gleich mit dazu Zu lange habe ich es mitgemacht, dass ich einen Film sah und einige Passagen besonders genossen habe um sie nicht auf der entsprechenden CD zu finden wie die Schlusszene aus "The Last of The Mohicans" oder den letzten Kampf aus "Winnetou I". Ich möchte die Musik wie für den Film hören und jede einzelne musikalische Station passieren, die Entstehung der Musik an Hand von alternativen Fassungen und nicht verwendeten Stücken nachvollziehen und jede kleine Wandlung eines Themas und Motivs verfolgen. "Ben Hur" und "Vom Winde verweht", "Star Wars", "Der Schuh des Manitu" und "The Robe" müssen einfach komplett sein. Wenn der Komponist sich allerdings seine Gedanken zu einem Höralbum gemacht hat und die Musik entsprechend umgestaltet oder anders instrumentiert hat, dann will ich das genau so hören wie die nicht verwendeten Passagen und daher begrüße ich 3-CD-Sets wie zu "Great Escape" oder "The Greatest Story Ever Told" und "Black Cauldron" genau wie Doppel-CD-Alben im Sinne von "Boys From Brazil" oder "Inchon" (da ganz besonders!). Auch ist es mir recht, wenn eine CD randvoll mit sämtlichen Material zu haben ist wie "Wild Rovers" und "Bandolero". Mal ganz im Ersnt: Etwas Besseres als eine Veröffentlichung wie zu "Mutiny of the Bounty" gibt's doch gar nicht! Also KOMPLETT!
  21. Und weiter geht's: Shock Treatment - Jerry Goldsmith Hier in Deutschland unter dem Titel "Der Mörder mit der Gartenschere" verliehen ist dieses 1964 gedrehte anscheinend auf Schauwerte und Schockeffekte zugeschnitte Werk schon längst in der Versenkung verschwunden. Auch Jerry Goldsmiths Musik war lange Zeit unzugänglich, bis der Varèse-Club zum 75. Geburtstag des Komponisten das legendäre "Jerry Goldsmith at 20th century Fox"-Set veröffentlichte, wo sich neben weiteren unveröffentlichten Scores wie "Van Ryan's Express", "The Agony and Ecstasy" sowie "The Vanishing" (hüstel) auch eine Suite aus diesem Frühwerk des Komponisten befand. Es ist natürlich fragwürdig, warum in der Box der ohnehin kurze Score (29 min.) nochmals gekürzt auf CD gepresst wurde, zeugt doch eine Bootleg von der Existenz des kompletten musikalischen Materials. Die Bänder haben allerdings unter ihrem beträchtlichen Alter (50 Jahre zur Zeit der Varèse-Veröffentlichung) deutlich hörbar gelitten. Doch mal abgesehen von der etwas unglücklichen Veröffentlichungslage und der Hoffnung, diese Musik einmal offiziell komplett in guter Tonqualität in den Händen zu halten: Wie klingt denn das Ganze eigentlich? In "Shock Treatment" ging Goldsmith einen ähnlichen musikalischen Weg wie bei "City of Fear" und komponierte eine durchgängig atonale Musik, die sich allerdings durch ihre sehr streicherlastige Instrumentierung und dem Einsatz der elektronischen Orgel deutlich von "City of Fear" abhebt. Goldsmith arbeitete gekonnt mit einigen kurzen Motiven, spinnt diese im Laufe der Musik fort und durchzieht sie mehrmals Transformationen. So hören wir eine fast tonal anmutede Melodielinie der Streicher, die ein Stück später auf ihre Kerntöne reudziert als gezupfte Basis für eine weitere Passage dient. Später erscheint uns das Ausgangsmaterial zu einem kleineren Motiv verkürzt erneut. Auch die anfangs als lange Töne in der Solovioline gehaltenen dissonanten Intervalle erklingen als Motiv aus vier Phrasen zuerst vom Marimbaphon und später wieder von der Solovioline gespielt. Für eine Actionszene greift Goldsmith wieder auf seine typischen Klavierläufe zurück, an die sich hektische Linien der Violinen anschließen, die sich über die gesamte Lage der Streicher bis zu den grummelnden Kontrabässen schlängeln. Hier mischt Goldsmith wieder das Klavier hinzu während sich die hektischen Streicherläufe wie ein Spinnennetz nun in alle Richtungen ausbreiten und schichtet nun die Orgel und das Xylophon mit breiten Triolen hinüber während die Pauke anschließend abwechsseln 3/4 und 6/8 hämmert. Über diesem rhythmischen Fundament finden sich die Streicher wieder zusammen und steigen in einem atonalen Akkord (eine weitere Zelle der Musik) wie ein Aufschrei nach oben. Jedes der 15 Stücke ist aus den kleinsten Moiven faszinierend und spannend gestaltet. "Shock Treatment" ist ein wahrer Schatz in dem Frühwerk dieses Meisters und sollte jedem zugänglich gemacht werden. Wenn sich zum Schluss die Cluster-ähnliche Streicherschicht mit Hilfe der Orgel zu einem Dur-Akkord auflöst, jagt es dem Hörer einen Schauer über den Rücken, denn etwas Erlösendes hat dieser eigentlich gewohnte Klang an dieser Stelle nach all dem musikalischen Horror nicht mehr. Eine faszinierende Musik, die zu wiederholtem Hören einlädt und die ich erst in letzter Zeit so richtig zu schätzen und lieben gelernt habe. Brillant!
  22. Ich weiß auch nicht, was alle gegen "Resurrection" haben. Ich mochte den immer ganz gerne mit den zwar recht simplen aber doch rührenden Flöten/Harfen-Passagen. Star Trek kommt bei mir um einiges später, jetzt erstmal ein Frühwerk: City of Fear - Jerry Goldsmith Dieser Film um einen ausgebrochenen Häftling, der einen Kanister voller atomaren Testmaterials mit sich herumschleppt im Glauben, es handele sich dabei um Heroin, dürfte heute außerhalb des Goldsmith-Fankreises nahezu vollkommen vergessen sein, denn "City of Fear" bildet den erst zweiten Spielfilm, der von dem späteren Meister mit einer äußerst modernistischen und frischen Partitur vertont wurde. Für den ohnehin kurzen Film von 81 Minuten Laufzeit steuerte Goldsmith in gewohnter Manier gerade 29 Minuten Musik bei und unterlegte so gerade 23% des Films. Die vielseitigen musikalischen Ideen und ihre vielschichtigen Entwicklungen weisen auf das außerordentliche Talent des jungen Komponisten hin. Als besonders interessant erweist sich das akustische Merkmal für das atomare Material: Ein Vibraphon wird mit harten Schlägeln angeschlagen und der klirrende metallische dissonante Akkord wird alleine von der Ratsche unterlegt. So entsteht ein sehr helles und "strahlendes" aber gleichzeitig sehr befremdliches Geräusch. Auch kleinere "Blechspielereien" wie die seufzende quasi-kurz-glissando-Effekte in den Hörnern oder dem abwechselnd gedämpften und nicht gedämpften Klang der Posaunen ertönen hier und da. Das stets auf einem oder höchstens zwei Tönen hämmernde Xylophon allerdings scheint mir in diesem Score einzigartig zu sein und habe ich so in weiteren Goldsmith-Kompositionen nicht mehr gehört. Die Goldsmith-typische Actionmusik hingegen zeigt hier ihre Wurzeln in einer agressiven Kombination aus kühlen Bartok-Streichern und Stravinsky'scher Motivzellenverzahnung, die durch Verlürzungen fast zu einer "Verkrampfung" der kurzen Motive führen. Kurze Blechattacken, Hermann'sche Hölzbläsertriller in tiefer Lage und die perlenden leicht dissonant zueinander stehenden Klavierläufe oder auch das grummelnde Actionklavier - alles findet sich hier in äußerst frischer Natur und unverbraucht, aber gleichzeitig hervorragend gearbeitet. Dem Zeitgeist verpflichtet finden sich außerdem einige kurze jazzige Einwürfe, die sich oft auf die swingende Begleitung eines Hi-Hat-Beckens und "walking Bass"-ähnlich gezupfter Kontrabass-Stimme beschränken. Allerdings arbeitet Goldsmith aus diesem Walking Bass eine kleine Quasi-Jazz-Fuge mit Bass, Vibraphon und Flöte hervor. Auch eine urbane Solo-Trompete gibt sich hier und da ein Stelldichein, allerdings wird die lang gezogene Linie oft sofort in die atonalen Klänge der Musik hinübergeleitet und mit einigen Klavierläufen oder Xylophongirlanden garniert. Es ist schade, dass diese Musik wegen der Unbekanntheit des Films und der angeblich nur für Goldsmith-Enthusiasten interessanter Tatsache, die älteste veröffentlichte Goldsmith-Filmmusik zu sein, von anderen Filmmusikfreunden wenig bis gar nicht beachtet wird. Intrada veröffentlichte vor einiger Zeit eine auf 2000 Stück limiterte CD mit der kompletten Filmmusik und macht so die Suite auf der zweifelhaften Delphi-CD überflüssig, die sich dank wiederholt auftretender Stücke, unzureichender Klangqualität und eines grauenvollen Albumschnitts (alle Stücke wurden lediglich aneinander geklatscht, es gibt keine Titel oder Ähnliches) mit 37 Minuten Laufzeit als eine wahre Mogelpackung entpuppt.
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