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Mephisto

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Alle Inhalte von Mephisto

  1. Angelo Francesco Lavagnino – L’ASSEDIO DI SIRACUSA In ARCHIMEDES, DER LÖWE VON SYRACUS schildert HERKULES-Regisseur Pietro Francisci die Belagerung von Syrakus während des zweiten punischen Krieges, die mit Sieg der Römer endete. Der mit relativ geringem Budget produzierte Film orientiert sich dabei sehr frei an den geschichtlichen Überlieferungen und wartet zum Schluss immerhin mit einer Seeschlacht auf. Die Filmmusik ARCHIMEDES, DER LÖWE VON SYRACUS stammt von Angelo Francesco Lavagnino, der zu diesem Projekt eine überdurchschnittliche Partitur vorlegte. Nach dem grummelnden Prolog, der fast ausschließlich vom Schlagzeug bestritten wird, bricht die Titelmusik in ihrer ganzen Kraft herein. Die wuchtigen Klangmassen des Orchesters über stoischen Schlägen der Pauke erinnern ein wenig an DIE LETZTEN TAGE VON POMPEJI, aber dann bricht sich das eigentliche Hauptthema Bahn, das zu den schönsten Einfällen des Komponisten gezählt werden kann. Von den Violinen vorgetragen und dem Chor verstärkt, lässt sich jede Note unverkennbar als einen Lavagnino-Einfall identifizieren: Lyrisch, fast rauschhaft romantisch breitet sich die Melodie aus, die das erste Drittel der Musik dominieren wird. Sie erfüllt alle Kriterien eines Liebesthemas und findet als solches auch ausgiebig Verwendung im weiteren Verlauf des Films, bis es vorerst mit Dianas Verhaftung verstummt und erst wieder aufblühen kann, wenn sie im letzten Drittel ihr Gedächtnis wiedererlangt. Im mittleren Drittel kommt dafür das Seitenthema zur Geltung, das sich mit demjenigen aus LA GRANDE OLIMPIADE immerhin die ersten fünf Noten teilt. Während das Liebesthema oft von den Violinen vorgetragen wird, erklingt das Seitenthema häufig solistisch, und läuft dem eingängigen Hauptthema im zweiten Drittel der Musik schnell den Rang ab. Zart als Holzbläsersolo oder in solistischen Streichern arrangiert, schöpft der Komponist die Möglichkeiten seines nicht minder poetischen Einfalls voll aus. Genrebedingt gibt es auch einige zeremonielle Abschnitte für Blechbläser und Pauken, die aber äußerst rar gesät sind und zusätzlich all die Kraft und Noblesse besitzen, die ähnlich gelagerten Passagen in IM ZEICHEN ROMS abgingen. Auch einige exotisch anmutende Tanznummern dürfen ebenso wenig fehlen wie leichte „antike“ Klänge für Flöte, Harfe und Zimbeln, aber auch diese diegetischen Passagen sind wohl dosiert. Der Fokus liegt im ersten Drittel ganz auf dem rauschhaften Hauptthema, während das Mittelstück der Partitur weitaus intimer gestaltet ist. Im letzten Drittel halten dann einige Spannungs- und Actionpassagen Einzug, die in ihrer Wirkung nicht ganz an die vorangegangenen Passagen heranreichen. Zu den Höhepunkten gehört auf alle Fälle die dramatische Darbietung des Haupt- bzw. Liebesthemas während Clios Flucht. Die Vertonung der finalen Seeschlacht bleibt allerdings ein wenig durchwachsen. Zu lange reichen die Blechbläser untereinander signalhafte Rufmotive hin und her oder durchschimmern einige Harfenglissandi nervöse Streichertremoli. In einer Passage (Track 23) greift Lavagnino sogar auf die sich auftürmenden und drängenden Blechbläser aus DIE LETZTEN TAGE VON POMPEJI zurück. Zum Ende hin vermag die Musik aber auch in ihren Actionpassagen mitzureißen, wenn Lavagnino beispielsweise massive, klagend abfallende Streicherlinien gegen das kraftvolle Spiel der Blechbläser schichtet. Insgesamt schuf Lavagnino eine betont lyrische Partitur, die erstmals in vollständiger Form als Teil 14 der Peplum-Serie von Digitmovies mit stolzen 73 Minuten Laufzeit zugänglich gemacht wurde. Leider hört man den Aufnahmen ihr Alter deutlich an. Das Schlagwerk bleibt häufig dumpf, während die Streicher schnell schrill werden. Wer aber die Patina überhört, der bekommt eine fast erstklassige Musik präsentiert, deren Hauptthema noch lange im Ohr bleiben wird.
  2. @Stefan Schlegel, die Italowesternmusiken waren für mich ein guter Einstieg und ich bin einfach Fan dieses Genres und des Genrekinos allgemein. Ich habe tatsächlich auch vor - mittlerweile 15 Jahren - meinen FSM-Bestand recht "strategisch" über Komponisten und Genres gedeckt. Also tatsächlich von Bernstein erstmal die Western- und von Rózsa erstmal die Historienmusiken. Das hat sich mittlerweile auch stark geändert und ich kann verstehen, dass Du da anders herangegangen bist. Damals habe ich Musik auch noch viel mehr als Befeuerung meines Kopfkinos gehört und da lag es dann nahe, sich bestimmten Genres zu widmen. Jeder und jede hat da wahrscheinlich einen anderen "Einstiegspunkt" und daher finde ich auch, ist es wertvoll, verschiedene Anreize zu haben. Das motiviert mich ja vor allem, diese Beiträge hier zu verfassen - und natürlich, weil mich interessiert, wie ich bestimmte Musiken vor einigen Jahren wahrgenommen habe und das hier auch eine Art "persönliche Dokumentation" ist. Ich bin allerdings nie der Spencer/Hill-Begeisterung erlegen, sodass mich auch jetzt die neuen Veröffentlichungen kaum tangieren, aber ich danke sehr für die Empfehlungen!
  3. Von Rustichellis Westernmusik kenne ich bisher nur UN MINUTE PER PREGARE, L´UOMO, L´ORGOGLIO, LA VENDETTA und ANDA, MUCHACHO, SPARA! und die bereiten mir große Freude, wobei UN MINUTE PER PREGARE ja ein ziemliches Klassik-Pastiche ist. Anscheinend sollte ich es auch bei dieser feinen Auswahl belassen ANTINEA kommt natürlich auch noch...
  4. Es ist natürlich großartig, dass dieser Schatz vollständig gehoben werden konnte. Hast Du denn noch eine Aufstellung zum Albumschnitt, @Stefan Schlegel? Mich würde mal interessieren, was Rustichelli selber gern veröffentlicht haben wollte. Discogs habe ich manchmal nicht auf dem Schirm, ich habe die CD noch vor einiger Zeit über Ebay ergattern können, aber keiner der "üblichen Verdächtigen" hatte die noch. Das mit der Orgel ist natürlich reine Geschmackssache und ich hoffe, das auch deutlich gemacht zu haben. Insgesamt finde ich die Musik abwechslungsreicher als ANNIBALE, aber ich denke, Rustichelli wird nicht mein Lieblings-Peplum-Komponist. Umso begeisterter bin ich da von seinen Westernmusiken.
  5. Das ist für mich wirklich eins der beeindruckendsten Themen aus Goldsmiths Gesamtschaffen - mit schön viel Schmackes instrumentiert. Insgesamt bevorzuge ich hier die elegant arrangierte Neueinspielung mit kräftigerem Orchester, auch, wenn ich die Intrada-Veröffentlichung sehr schätze. Zum Fehler in der Basic-Instinct-Partitur: Es kann natürlich sein, dass Goldsmith das ursprünglich so notiert und später abgewandelt hat und das von Omni nicht mehr "gegengehört" wurde.
  6. Carlo Rustichelli – IL GIGANTI DELLA TESSAGLIA Zu dem in Deutschland unter dem Titel DAS SCHWERT DES ROTEN GIGANTEN verliehenen Peplum-Film IL GIGANTI DI TESSAGLIA komponierte der renommierte Carlo Rustichelli eine ansprechende Musik für Chor und Orchester. Dreh- und Angelpunkt der Partitur ist das stark pentatonisch gefärbte Hauptthema, das zum Vorspann über kraftvolle Schläge und Glockenklänge vom Orchester mit Unterstützung des Männerchores dargeboten wird. Es zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Musik, wobei es häufig kraftvoll und archaisch in einer der Titelmusik ähnlichen Variante interpretiert oder beispielsweise solistisch vom Horn vor einer aufgespannten Klangfläche der Streicher intoniert wird. Dem Hauptthema ist ein lyrisches Liebesthema gegenübergestellt, für das wiederum der Frauenchor zuständig ist. Interessanterweise wird der Chor nie gemischt eingesetzt, sondern ist klar den beiden thematischen Elementen zugeordnet. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Peplum-Filmmusiken, in denen der Chor lediglich bei der Titelmusik und im Finale zum Einsatz kommt, spielt er bei DAS SCHWERT DES ROTEN GIGANTEN insgesamt eine tragende Rolle. Schon früh wird einem mit der aktionsreichen Sturm-Passage für Orchester und Chor eins der Juwelen dieser Partitur kredenzt, wobei insbesondere der Einsatz des Chores überraschend originell ist. Die stets auf „Ah“ gesungenen Vokalisen wechseln zwischen dramatisch über dem treibenden Spiel des Orchesters vorgetragenen Melodielinien und kraftvollen, stark glissandierenden Ausrufen. Fast hat man das Gefühl, die Sänger würden durch die Interpretation dieser Rufe Schnappatmung bekommen. Weitere Actionpassagen sind in der Musik recht rar gesät und basieren hauptsächlich auf einer ostinaten Bassfigur, die im Kampf gegen die Hexe als nervöse Schläge des Klaviers eingeführt wird. Darüber schichten sich in der Regel rhythmisch drängende, leicht dissonante Bläserakkorde. Der Chor schweigt hingegen in allen übrigen Actionpassagen. Neben den beiden zentralen thematischen Elementen und dem Actionmaterial komponierte Rustichelli noch einige weitere Themen wie ein sehr lyrisches und stets weich orchestriertes Thema für die Seefahrt oder eine weitere sentimentale Melodie, die von der Solovioline vorgetragen wird. Gewöhnungsbedürftig – und hier ist DAS SCHWERT DES ROTEN GIGANTEN unter den Peplum-Musiken nicht allein – ist der häufige Einsatz der elektronischen Orgel, die nicht nur in vielen Tuttipassagen durchschimmert, sondern über weite Strecken als Soloinstrument eingesetzt wird. Dieser für mich stark in der Popmusik der 50er und 60er Jahre verhaftete Klang wirkt auf mich immer wie ein Fremdkörper im chorsinfonischen Kontext. Besonders in den ruhigen Passagen macht Rustichelli ausgiebig Gebrauch von diesem Instrument. Im Rahmen seiner Peplum-Serie veröffentlichte das italienische Label Digitmovies die vollständige Musik mit rund 70 Minuten Laufzeit, die um zwei Bonustitel ergänzt wurden: Eine alternative des Finales, in dem der Chor später einsetzt als in der Filmversion sowie eine Stereoversion der Musik zum Kampf gegen Polyphemus. Rustichelli schichtet hier die Klangmassen des Orchesters und wabernde Orgeleffekte übereinander, die ursprünglich auf getrennten Spuren aufgenommen wurden. Die Stereoversion ermöglicht es somit, durch das Ausblenden des Orgel-Kanals die reine Orchesterkakophonie zu hören. Das Album ist mittlerweile vergriffen und schwer zu bekommen. Ich kann es jedem empfehlen, der sich einmal mit chorsinfonischen Klängen für in der Antike angesiedelte Filme jenseits von Rózsa interessiert, denn Rustichelli hat hier eine sehr eigene Herangehensweise – insbesondere was den Choreinsatz angeht. Wer einfach mal in die Peplum-Musik hineinhören will und sich am Einsatz elektrischer Orgeln in diesem Kontext stört, der sollte sich nicht auf die etwas schwierige und eventuell kostspielige Suche begeben, sondern lieber anderen rein orchestralen oder chorsinfonischen Musik den Vorzug geben.
  7. Ist der CONAN nicht "nur" "out of stock"?
  8. Mario Nascimbene – CARTAGINE IN FIAMME/SOLOMON UND SHEBA Die berühmteste Musik von Mario Nascimbene dürfte wahrscheinlich seine orchestrale Vertonung des Kirk-Douglas-Vehikels VIKINGS sein, derer sich Tadlow vor einigen Jahren noch mit einer Neueinspielung angenommen hat. Nascimbene gehörte wahrscheinlich zu den experimentierfreudigsten Angehörigen seiner Zunft und konnte sich mit ungewöhnlichen Vertonungsansätzen in Italien einen Namen machen, bevor auch Hollywood auf ihn aufmerksam wurde, wo er mehrere Aufträge – insbesondere für Dramen und Historienfilme – erhielt. Im Gegensatz zu den italienischen Filmmusiken, in denen er häufig alltägliche Geräusche einband oder mit Möglichkeiten der elektronischen Musik experimentierte, orientierte er sich bei den amerikanischen Produktionen am konventionellen orchestralen Idiom – ohne sich im Epigonentum zu verlieren. Das Label Legend hat 2007 zwei Kompositionen von Nascimbene zu großen Monumentalfilmen auf CD gepresst: CARTAGINE IN FIAMME war eine der aufwendigsten italienischen Historienproduktionen, während SALOMON UND SHEBA einen opulenten Beitrag zum Hollywoodkino bildet. Für beide Filme drosselte Nascimbene seinen experimentellen Geist und komponierte zwei hervorragende Abenteuermusik für Orchester und Chor. Dabei vermochte er ebenso dramatische Passagen zu komponieren wie mitreißende Kampfmusik, leidenschaftliche Liebesthemen und zurückhaltende Spannungspassagen. Die Titelmusik CARTAGINE IN FIAMME bedient alle Erwartungen an eine Golden-Age-Monumentalfilmmusik. Nascimbene türmt hier mit dem Chor und dem Orchester gewaltige Klangmassen auf. Ein fallendes Thema der Streicher, das von Chorvokalisen flankiert und massigen Blechbläsern gestützt wird, bildet hier das Zentrum. Im dritten Titel „Hiram on the Sails“ stellt der Komponist ein markantes Thema in den Hörnern vor, das das Cello sanft in der darauffolgenden Sequenz über sphärisch-tremolierende Streicher vorträgt. Nascimbene lässt seine Themen immer wieder in einem anderen Licht erscheinen. So erscheint auch das dramatische Thema aus dem Vorspann in „Dramatic Death“ im klagenden Englischhornsolo oder steigert sich zum Ende in „Wild Fight“ zu einem gewaltigen Marsch, der über einem hämmernden Paukenrhythmus erklingt. Besonders beeindruckend ist, dass es Nascimbene an einigen Stellen gelingt, die Themen miteinander zu verknüpfen und sie sogar parallel von unterschiedlichen Instrumentengruppen spielen zu lassen. In den Kampfszenen entfesselt Nascimbene die ganze Kraft seines Orchesters. Schroff hämmernde Streicher, stechende Blechfanfaren und schrille Holzbläser bieten eine hervorragende Vertonung des Schlachtengetümmels, an anderer Stelle bilden aufwendig geschichtete Schlagzeugrhythmen das Fundament für massive Figuren der Blechbläser. Insgesamt deckt der Komponist von heroischen-markanten Passagen, leidenschaftlichen Momente, actionreicher Schlachtenmusik und sanfter Liebesszenen das gesamte Spektrum einer klassischen Abenteuerfilmfilmmusik. Auch in SALOMON UND SHEBA kleckert Nascimbene nicht, sondern klotzt. Auch hier setzt er gleich zu Beginn Chor und Orchester ein, allerdings ist die Musik weniger dramatisch als im Falle von CARTAGINE IN FIAMME, sondern vielmehr erhaben. Gemeinsam intonieren Chor und Bläser, von schweren Schlägen der Pauke und des Tamtams eine getragene Melodie, die später im Bläserarrangement, als Salomon den Tempel betritt. Anschließend intoniert der Chor über dem breiten Klangbett des Orchesters das Hauptthema, gestützt von den Violinen und von einer Bläserlinie durchzogen. Im Gegensatz zu CARTAGINE IN FIAMME, wo der Chor hauptsächlich im Vor- und Abspann zur Geltung kommt, setzt Nascimbene den Chor auch häufig im weiteren Verlauf der Musik ein. So schaffen sanfte Chorvokalisen in „Aftermath“ Einen bedeutenden Anteil nehmen in der Musik zu SALOMON UND SHEBA die Passagen für rituelle Tänze ein, für die der Komponist ein treibendes Schlagzeugostinato entwarf, dem der Einsatz einer Ratsche eine besondere Färbung verleiht. Über dieses rhythmische Fundament singt der Chor eine kreisende Melodielinie, während die Holzbläser das Liebesthema anstimmen. Sich abwärts schraubende Streicherfiguren ein markantes Thema der Blechbläser bilden das Material für einen weiteren Abschnitt der Tanzmusik, auf die Nascimbene interessanterweise auch während der Schlachtenmusiken zurückgreift. Dahinter kann natürlich ökonomisches Kalkül stecken, aber der Komponist verknüpft hier die wilden orgiastischen Tanzdarbietungen mit den „Todestänzen“ der Krieger auf dem Schlachtfeld. Zwischen diesen monumentalen und dramatischen Passagen bilden sanft zurückhaltende Arrangements für Dialog- und Liebesszenen einen willkommenen Ruhepunkt. Wie auch bei CARTAGINE IN FIAMME lässt Nascimbene sein (Liebes-)thema von einem Soloinstrument über den Klangteppich der Streicher intonieren und anschließend dramatisch steigern. Ein besonders eindrucksvoller Moment bildet die auf dem Liebesthema basierende und über der Harfe vorgetragene Sopranvokalise in „Finale Part One“. Die zurückhaltenden Vertonungen für die Sterbeszenen von David und Abishag bereichern mit dem Fokus auf Holzbläser um eine weitere Facette. Insgesamt sind auf diesem Album zwei hervorragende Abenteuermusiken von Mario Nascimbene vertreten, die sich hinter keiner Hollywoodmusik des Golden Age verstecken müssen – im Gegenteil! Eine von ihnen ist ja sogar eine waschechte Hollywood-Golden-Age-Musik. CARTAGINE IN FIAMME war bereits auf LP veröffentlicht und wurde in der Albenzusammenstellung veröffentlicht. Der Klang ist leider sehr hallig, aber ansonsten gibt es an der Aufnahme nichts auszusetzen. SALOMON UND SHEBA klingt für das Alter hervorragend klar und durchsichtig. Gegenüber der ursprünglichen LP-Veröffentlichung ist die Musik bei Legend sogar maßgeblich erweitert, was in diesem Falle durchaus eine Bereicherung darstellt. Vollständig dürften die Musiken jedoch beide nicht sein. Stattdessen bietet das Legend-Album zwei hervorragende Abenteuermusiken in bestmöglicher Präsentation.
  9. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass Du das noch einmal hier schreibst, denn das motiviert, hier auch weiter zu posten. Insofern hoffe ich, dass die hier vorgestellten CDs auch bei einigen unserer stillen Mitleserinnen und -lesern Interesse wecken können.
  10. Ich habe das Album natürlich hier, weil abgelehnte Filmmusik einer meiner Sammelbereiche ist. Allerdings bin ich noch nicht dazu gekommen, mich mal gescheit mit der Musik auseinanderzusetzen. An den Film habe ich noch sehr gute Erinnerungen. Bei 90er-Jahre-Thrillern macht man ohnehin wenig falsch, habe ich das Gefühl.
  11. Es ist und bleibt eine von Goldsmiths wichtigsten Kompositionen und daher freut es mich sehr, dass die Doppel-CD wieder verfügbar sein wird.
  12. Das freut mich wirklich ungemein, dass Dir die Musik gefällt - und Stefan wahrscheinlich auch! Wenn Du solche Musik magst und Dir die etwas patinierte Klangqualität keine Probleme bereitet, empfehle ich Dir auch ULYSSE, die ist ebenfalls sehr filigran und abwechslungsreich gearbeitet. Mal schauen, ob ich heute noch eine weitere CD besprochen kriege.
  13. Habe mich mal durch die Beispiele gehört. Torpak scheint sich hier wirklich Mühe gegeben zu haben und vor 15 Jahren hätte ich mir das wahrscheinlich noch begeistert als schöne Abenteuermusik für's Kopfkino gekauft. Mittlerweile stören mich diese repetitiven Rhythmen, die der Musik oft die "Breite" nehmen, die so ein "Abenteuerthema" wie im 1. Beispiel "The Lost City of D" einfach braucht. Aber sonst echt sehr schön gemacht. Mal sehen, ob ich mir die CD mal zulege, den Film schenke ich mir sicher.
  14. Das war wirklich ein lohnenswertes Projekt, auch, wenn man hier wieder die patinierte Klangqualität inkaufnehmen muss. Jedenfalls schätze ich die CD sehr und habe Euer Unternehmen gerne mit dem Text hier unterstützt. Weitere Peplum-Texte folgen...
  15. LE LEGIONI DI CLEOPATRA - Renzo Rosselini Renzo Rossellini schrieb für DIE LEGIONEN DER CÄSAREN eine reiche und kunstfertig gearbeitete Partitur. Die Musik ist meisterhaft orchestriert und sehr abwechslungsreich. Nach den geheimnisvollen Klängen während des Vorspanns spannt der Komponist innerhalb weniger Stücke ein ganzes Portfolio an verschiedenen Idiomen auf. Neben robust-zeremoniellen Klängen für Blechbläser und Schlagzeug stechen zu Beginn besonders die schunkelnde Musik zum Kampf in der Taverne mit ihren weit gespannten Holzbläsertrillern oder die kaleidoskopartig instrumentierte Musik für den Zwerg. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Peplum-Musiken beginnt DIE LEGIONEN DER CÄSAREN nicht mit einer auftrumpfenden Ouvertüre, sondern einem verhaltenen Schlagzeugrhythmus, über den sich wenig später das Hauptthema legt. Dieses wird lediglich von einer Soloflöte über die dezente Begleitung des Orchesters intoniert, und weist mit einigen Orientalismen einen exotischen Einschlag auf. Aus seinen zahlreichen Ornamenten wird Rossellini bald eine verhuschte Figur für Flöten ableiten, die stets über sanft tremolierende Streicher dargeboten wird, und für Cleopatras zweite Identität der Tänzerin Berenice steht. In dieser Rolle kann die Königin sich unbemerkt im Volk bewegen. Als Sie von Curridio enttarnt wird, verstummt das kaum greifbare Flötenmotiv für immer. Während das Hauptthema und einige andere melodische Komponenten der Musik immer leicht orientalisch gefärbt sind, offenbaren sich bei den prominentesten Themen Rossellinis Wurzeln in der italienischen Operntradition. Das wunderschöne cantabile Thema für Marianne erklingt leider nur zwei Mal, während das Thema für die unglückliche Liebe zwischen Marcus Antonius und Cleopatra erst im letzten Drittel der Musik eingeführt und zur Blüte gebracht wird. Marcus Antonius erhält selbst ein Motiv, das bei seiner Ankunft und bei den Schlachtvorbereitungen zu hören ist. Natürlich dürfen auch diverse exotisch angehauchte Tanznummern nicht fehlen. Auch diese sind weitestgehend so zurückhaltend instrumentiert mit tappenden Schlagzeugrhythmen, Streicherpizziccati und solistischen Holzbläsern. Ist die Musik in der ersten Hälfte überwiegend geheimnisvoll und exotisch, entfesselt der Komponist für die aktionsreichere zweite Hälfte des Films die ganze Kraft seines Orchesterapparats. Drängende Bewegungen der Streicher, durchzuckt von einzelnen Läufen der Holzbläser, kaskadenhafte, sich überlappende Linien oder sich festbeißende dissonante Akkorde der Blechbläser bilden eine angemessene Vertonung des Schlachtgetümmels. Auch die leidenschaftliche Version des Liebesthemas während Celopatras Wagenfahrt gehört zu den zahlreichen Höhepunkten der Partitur. Die Veröffentlichung zu DIE LEGIONEN DER CÄSAREN war die erste CD-Veröffentlichung einer Rossellini-Komposition überhaupt, und es ist den Bemühungen des Labels Saimel und Forum-Kollege Stefan Schlegel zu verdanken, dass diese hörenswerte Partitur vollständig zugänglich ist. Leider hat der Zahn der Zeit an den Aufnahmen genagt, was insbesondere der größer orchestrierten zweiten Hälfte schadet. Dafür wirken die zurückhaltenden Passagen aus der ersten Hälfte in der etwas verhangenen Klangqualität fast noch mystischer und geheimnisvoller. Als Bonus gibt es noch zwei Demo-Versionen der zentralen Tanznummern mit dem Komponisten am Klavier! Wer sich nicht von etwas beeinträchtigter Klangqualität abschrecken lässt, erhält mit DIE LEGIONEN DER CÄSAREN eine absolut meisterhafte und abwechslungsreiche Partitur, die von dem Können des Komponisten zeugt, und hinsichtlich der Vertonung eines Ägypten-Historienfilms keine Wünsche offenlässt.
  16. Absolut! Nochmal vielen Dank für Deine ganzen Hintergrundinformationen. Heute geht's mit einem schwächeren Lavagnino weiter. Angelo Francesco Lavagnino – NEL SEGNO DI ROMA/PONTIO PILATO Als Album Nr. 11 veröffentlichte das italienische Label Digitmovies im Rahmen seiner Peplum-Reihe sämtliche erhaltene Aufnahmen zu drei Genre-Beiträgen von Angelo Francesco Lavagnino. Den Löwenanteil bildet die vollständige Filmmusik zu IM ZEICHEN ROMS, einer überwiegend soliden und funktionalen Musik. Zwar stand dem Komponisten ein mittelgroß besetztes Orchester zur Verfügung, das er mit einer elektrischen Orgel für sphärisch-wabernde Klänge ergänzte, allerdings setzt er sein Ensemble selten im Tutti in. Auch fehlt es fast durchgehend an prägnanten melodischen Einfällen. Fast scheint es, dass Lavagninos Interesse für diese Arbeit schon mit der Komposition seines lyrischen Liebesthemas aufgebraucht wurde. Dieses keimt zart bei einer ersten Begegnung des Liebespaares zu Beginn auf und wird schließlich in der Halbzeit zur vollen Blüte getrieben. Um diese wunderschönen Passagen gruppiert sich hauptsächlich funktionale Spannungsmusik, die üblichen diegetischen Tanz- und Palastmusiken sowie eine ordentliche Portion schmetternder Blechfanfaren über primitive Paukenrhythmen. Auch das Hauptthema besteht aus einem stereotypischen Bläsersatz über einen archaisch anmutenden Rhythmus der Pauke. Im Vorspann kann Lavagnino immerhin auf einen Chor zurückgreifen, allerdings fehlt es dem ganzen Arrangement an Breite und Wucht. Erst beim chorsymphonischen Finale spürt man, was alles möglich gewesen wäre, hätte der Komponist sein gut besetztes Ensemble angemessen in Anspruch genommen. So bleiben auch die Actionpassagen blass und kraftlos, wenn ein Hornmotiv über tremolierenden Violinen immer wieder von kurzen Blechakkorden flankiert wird, die tiefen Streicher immer wieder halbherzig aufbegehren oder die Flöten ein paar schnelle Läufe einwerfen. Hier fällt die Musik als eine Summe einzelner Gesten auseinander, von denen sie kaum getragen werden kann. Als wahrer Höhepunkt des Albums entpuppt sich somit die wundervolle Musik zu PONTIOS PILUTS – DER STATTHALTER DES GRAUENS. Lavagninos teils schwelgerische, teils martialische, mal mächtige, mal intime Musik liefert in knapp 13 Minuten all das nach, was IM ZEICHEN ROMS über 54 Minuten vermissen ließ. Leider sind nur einige Stücke erhalten geblieben, sodass bereits die stürmisch auftrumpfende Vorspannmusik auf dem Album fehlt – ein echter Jammer. Immerhin kann man sie sich (leider stark verhallt) von der DVD ziehen. Nach einem furiosen Ausbruch des ganzen Orchesters stellt Lavagnino sein erhabenes Thema vor, das den Albumblock in einer chorsymphonischen Variante eröffnet. Klangvoll und harmonisch stark sakral angehaucht, versprüht es eine weihevolle und erhabene Atmosphäre. Der markante, für Pauke, kleine Trommel und Blechbläser gesetzte Marsch der Legionen lässt die gestählten Krieger am geistigen Auge vorbeimarschieren und übertrifft das funktionale Getrommel und Getröte aus IM ZEICHEN ROMS mühelos. Lavagninos Meisterschaft kommt natürlich auch hier besonders in den lyrischen Passagen zu Geltung. Die klaren und kühlen, von einigen Harfenakkorden durchwobenen Streicherlinien in „Il Suo Nome E Gesu Di Nazareth“ oder das wundervolle Flötensolo aus „Idillo Pastorale“ bilden wahrscheinlich die schönsten Minuten des ganzen Albums. Hier ist wirklich jedes Stück ein Treffer! Den Abschluss macht eine vier Minuten lange Suite, die Lavagninos Arbeit zu IL COLOSSO DI ROMA abdecken. Der Film wurde überwiegend mit bereits bestehender Musik aus anderen Peplum-Produktionen vertont. Daher stand dem Komponisten lediglich ein kleines Ensemble aus Pauke, Virbaphon, Becken, Harfe, Klavier, elektrischer Orgel, Solo-Horn und Solo-Violine zur Verfügung. Die Musik geht denn über funktionale Gesten kaum hinaus. Verhaltene Rhythmen der Pauke, kurze Signale des Horns, ein sich gewaltig steigerndes Violinsolo und einige bedrohliche Crescendi vermögen kaum derart zu fesseln, dass man gerne zu diesem Hörerlebnis zurückkehren möchte. Es ist natürlich lobenswert, dass Digitmovies den Platz der CD bestmöglich ausgereizt hat und auch eine völlig obskure Arbeit Lavagninos zu Studienzwecken der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Insgesamt muss jeder selbst entscheiden, ob ihm das Geld für dieses Album die großartigen 13 Minuten aus PONTIO PILATO Wert sind. Sie dürften zum Schönsten gehören, was Lavagnino in seiner langen Schaffenszeit geschrieben hat, und es ist nur zu wünschen, dass irgendwann einmal die vollständigen Aufnahmen auftauchen.
  17. Vielen Dank für die Empfehlung, ich kenne von Masetti sonst bisher noch gar nichts. Angelo Francesco Lavagnino – SAFFO VENERE DI LESBO SAPPHO, VENUS VON LESBOS ist heute ebenso in Vergessenheit geraten wie viele andere Peplum-Filme. Zu Recht – wenn mich meine Erinnerung an eine viele Jahre zurückliegende Sichtung nicht täuscht, die sich hauptsächlich aus einem Kampf gegen einen Löwen, knapp bekleideten Schönheiten in einem paradiesischen Garten und finales Schlachtengetümmel zusammensetzt. Einzig Angelo Francesco Lavagninos Musik bereitet auch heute noch – und vor allem losgelöst vom Film – einige Freude. Lavagninos Stärke waren vor allem lyrische und gesangliche Melodienbögen sowie eine filigrane Instrumentierung. Diese seine Trümpfe konnte der Komponist bei der Arbeit an der VENUS VON LESBOS voll ausspielen. Das sich lang ausbreitende Hauptthema gehört zu den schönsten Würfen des Maestros, der seinen Einfall zuerst von einer Oboe vorstellen lässt, bevor die Hörner übernehmen und schließlich die Streicher das Thema zur Blüte bringen. Lavagnino lässt sein Orchester selten im Tutti spielen, sondern schenkt seine Aufmerksamkeit vielen hübschen Details. So veredelt er zum Beispiel die Schellen des Tambourins oft mit einem glitzernden Triangelschlag oder verleiht der Harfe mit den schimmernden Klängen eines Vibraphons mehr Volumen. Harfe und Streicher spielen in dieser Musik die Hauptrolle, wodurch ihre weiche und lyrische Grundstimmung entsteht. Wie so oft verstärkt Lavagnino diesen Eindruck durch den Einsatz eines vokalisierenden Chors, der die Streichermelodien um eine phantastische Aura bereichert. Neben dem Hauptthema entwarf der Komponist eine signalhafte Floskel, die gleich zu Beginn in den Flöten erklingt, sowie ein schmachtendes Thema, das die Paradiesbewohnerinnen sanft zur Harfen mit leichter Schlagwerkunterstützung durch Tambourin und Triangel säuseln. Gleich mit dem zweiten Stück auf dem Album beschert uns Lavagnino zusätzlich ein pastorales Scherzo, das den Fokus vor allem auf die Holzbläser und (gezupfte) Streicher legt. Auch hier sorgt ein Glockenspiel für eine Extraportion Glanz. Die Spannungs- und Actionpassagen fallen gegen die sorgefältig gearbeiteten lyrischen Stücke ab und verharren oft in flächigen und unheilsschwangeren Streicherteppichen mit einigen Schlagzeugzutaten. Wenig markante Hronrufe und ein paar Trompetensignale verbreiten das nötige Peplum-Flair, ohne dass diese Motive im Ohr haften blieben. Erst in Sequenza 19 vermag Lavagnino sein Orchester zu einer kraftvollem Schlachtenmusik zu entfesseln, aber diese Passage ist zu kurz, um das Ruder noch herumreißen zu können. Immerhin ist die Musik mit 32 Minuten genau richtig bemessen, sodass man weder der sphärisch-säuselnden Chrogesänge überdrüssig wird, noch, dass die Spannungsmusiken, derer es ohnehin nicht viele gibt, sich soweit ausbreiten könnten, um zu langweilen. Einige Stücke sind sogar ganz ohne spürbare Veränderung zu hören, vor allem die Sequenzen 1, 11 und 21 oder 4 und 10. Daher gehe ich davon aus, dass alles verfügbare Material auf der CD zu finden ist. Ich wollte mir aber weder die Mühe einer Spektralanalyse machen noch die Musik mit dem Film abgleichen, weshalb ich für diese Vermutung nicht die Hand ins Feuer legen würde. Insgesamt ist Angelo Francesco Lavagnino hier eine sehr schöne Musik gelungen, die vielleicht etwas Biss und Detail in den wenigen Spannungsmusiken vermissen lässt, deren starke melodischen Passagen in einer filigranen Instrumentierung über diesen Mangel aber jederzeit hinwegzutäuschen vermögen.
  18. Da war mal wieder ein Fachmann am Werk Hier geht's nun weiter mit "scheppernder Musik" zu Enzo Masetti - DIE UNGLAUBLICHEN ABENTEUER DES HERKULES Die HERKULES-Filme können als Mutter der Sandalenfilme betrachtet werden. DIE UNGLAUBLICHEN ABENTEUER DES HERKULES machte seinen Hauptdarsteller Steve Reeves zum Star, zog noch eine Fortsetzung nach sich, und trat eine wahre Welle von italienischen Produktionen los, die in der griechischen oder römischen Antike angesiedelt sind oder sich der Mythologie bedienen. Die Musik zu beiden Herkules-Abenteuern komponierte Enzo Masetti. Seine Partitur zu DIE UNGLAUBLICHEN ABENTEUER DES HERKULES zeichnet sich durch thematischen Reichtum und eine sehr differenzierte Behandlung des Orchesters aus. Auf melodischer Ebene sehr zugänglich, zeichnet sie sich durch einen leichtfüßigen und optimistischen Grundton aus. Mit mehreren vergnügten Passagen für die reisenden Abenteurer, zarten Klängen für ihre Liebschaften oder einem strahlenden Marsch für athletische Kämpfer versprüht die Musik ihren abenteuerlustigen Geist. Doch auch an lebhaften und aktionsreichen Passagen fehlt es dieser Musik nicht. Hier sind besonders die furiose Musik zu Ioles Wagenfahrt zu Beginn des Films oder die von raschen Streicherläufen, schweren Blechmotiven und gewichtigen Chorakkorden geprägte Musik für eine Sturmsequenz. Die kurzen illustrativen Passagen halten sich stets in Grenzen und schaffen hin und wieder eine spritzige Abwechslung zu den größtenteils melodisch komponierten Stücken, die der Komponist mit seinen zahlreichen Themen bestreitet. Für den Protagonisten komponierte Masetti ein markantes, signalhaftes Motiv, das mit einer Ausnahme (in "Ercole recuperara i suio compagni" erklingt es düster in den tiefen Streichern) häufig von den Hörnern geschmettert wird und sich besonders in Actionpassagen, z. B. beim Kampf gegen Leone und Rabbia, immer wieder aufbäumt. Es tritt aber verhältnismäßig selten in Erscheinung und tritt somit hinter dem schmachtenden Liebesthema für Herkules und Iole zurück. Dieses wird entweder als intimes Holzbläsersolo über zurückgenommener Orchesterbegleitung interpretiert oder in ganzer Pracht von den Violinen vorgetragen und sanft von den Celli umschmeichelt, bevor es in elegante Linien zerfließt und in „IOLE DOPO LA VITTORIA NEL DISCO“ sogar vom Frauenchor gekrönt wird. Das Liebesthema ist in der ersten Hälfte des Films stets präsent, wird aber bis zum Finale verstummen, sobald Herkules auf der Amazoneninsel strandet. Hier nähert sich Masettis Musik hörbar dem französischen Impressionismus. Ein wunderschönes, ein wenig an Ravel erinnerndes Thema keimt hier parallel zur Liebe zwischen Jason und der Amazonenkönigin auf. Der Komponist stellt hier sein ganzes Können unter Beweis, wenn er die exotische Welt der Amazonen in seinen prächtigen orchestralen Klängen einfängt, die streckenweise von sphärisch anmutenden Frauenstimmen durchzogen werden. Einen besonders gelungenen Einfall bildet außerdem der Einsatz einer singenden Säge für den Gesang der Amazonen. Neben dem Herkules-Motiv und den beiden Liebesthemen entwarf Masetti noch mehrere weitere melodische Elemente, mit denen er seine Musik abwechslungsreich gestalten konnte. In Verbindung mit Pelias, Ioles Vater, und dem goldenen Vlies steht eine von kurzen Holzbläsereinwürfen flankierte, von Halbtonschritten geprägte Linie der tiefen Streicher. Das wunderschöne melancholische Thema, das bei Cheirons Tod erklingt, gehört zu den Höhepunkten der Partitur, die bei den lebhaften Gesängen der Seemänner sogar ins Opernhafte umschlägt. Masettis Musik zur Fortsetzung HERKULES UND DIE KÖNIGIN VON LYDIEN steht der Partitur zum ersten Teil handwerklich in Nichts nach. Sie bildet eine willkommene Ergänzung bzw. Erweiterung der Musik zu DIE UNGLAUBLICHEN ABENTEUER DES HERKULES. Masetti greift natürlich auf thematisches Material aus dem ersten Teil zurück, auf die gesamte Laufzeit der Musik bezogen nimmt es allerdings nur einen geringen Stellenwert ein. Das Liebesthema wird bis auf zwei kurze Ausnahmen ausschließlich im Vor- und im Abspann eingesetzt – hier allerdings sehr prominent, indem es sich jeweils prächtig im Orchester mit zusätzlicher Unterstützung des Chors entfaltet. Für die neue Figur der Königin von Lydien und ihr exotisches Reich entwarf der Komponist gleich eine Handvoll musikalischer Elemente. Die Königin selbst wird mit einer leidenschaftlich, halb klagenden, halb attackierenden Fallenden Melodielinie charakterisiert, während Lydien selbst mit einem exotisch anmutenden pentatonischen Thema bedacht wird. Während impressionistischer Klangzauber im ersten Teil die Welt der Amazonen musikalisch einfing, ergänzt Masetti seine Palette nun um diverse Orientalismen. Insgesamt wirkt die Musik zu HERKULES UND DIE KÖNIGIN VON LYDIEN düsterer und teilweise auch brutaler als die Partitur zum Vorgänger. Insbesondere das Finale des Films gab Masetti die Gelegenheit, einige furiose Actionpassagen zu komponieren. Eine Aufgabe, die der Komponist mit Bravour meisterte. Treibende Streicherläufe, schrille Holzbläser und massige Motive im Blech begleiten das Kampfgetümmel. Auch für diese Passagen entwarf Masetti mehrere motivisch-thematische Elemente, mit denen er seine abwechslungsreich orchestrierten Actionpassagen strukturiert. Im Vergleich zum ersten Teil ist auch der Anteil an atmosphärischen und illustrierenden Passagen größer, nimmt aber keine störende Überhand. Die Musik zu HERKULES UND DIE KÖNIGIN VON LYDIEN lässt sich ebenso gut anhören wie die zum ersten Teil. Insgesamt schuf Enzo Masetti also zwei abwechslungsreiche und überaus ansprechende Abenteuerpartituren, die über ihre gesamte Länge zu unterhalten vermögen. 1984 erschien eine auf 1000 Stück limitierte LP mit rund zwei Dritteln der Musik, bevor Digitmovies die vollständigen erhaltenen Aufnahmen zu beiden HERKULES-FILMEN in chronologischer Reihenfolge auf einer Doppel-CD als Auftakt ihrer mittlerweile umfangreichen Peplum-Reihe veröffentlichten. Diese Ausgabe ist somit auch die einzige Veröffentlichung der überaus hörenswerten Musik zum zweiten Teil. Als Bonus erhält man von einigen Stücken auch eine „ohne-Chor“-Fassung. Das Begleitheft enthält einen knappen Einführungstext und mehrere Fotos. Leider ist das Album seit einiger Zeit vergriffen. Es wäre absolut wünschenswert, wenn Masettis abenteuerlustigen HERKULES-Musiken auch einer kommenden Generation von Filmmusikfreundinnen und –freunden wieder verfügbar gemacht werden!
  19. Alessandro Cicognini - ULYSSES DIE ABENTEUER DES ODYSSEUS gehört theoretisch zu den frühen Beiträgen zum Peplum-Genre: in Italien produzierten „Monumentalfilmen“, die in der griechischen oder römischen Antike angesiedelt sind. Allerdings kann ULYSSE, unter anderem wegen der Verpflichtung des Hollywoodstars Kirk Douglas (er sollte einige Jahre später immerhin die Hauptrolle in SPARTACUS spielen) noch als seriöse Angelegenheit betrachtet werden, während viele spätere Peplum-Filme einiges an Trash-Potential vorweisen. Als Komponist wurde der Italiener Alessandro Cicognini verpflichtet, der zu ULYSSES eine kraftvolle und reichhaltige Orchesterpartitur komponierte. Nicht nur der orchestralen Besetzung wegen, sondern auch bezüglich des Umgangs mit dem musikalischen Material kann diese Musik als „symphonisch“ bezeichnet werden. Cicogninis Partitur ist hörbar in der Symphonik des frühen und mittleren 20. Jahrhunderts verwurzelt, man könnte sie zum Teil durchaus als „sperrig“ bezeichnen, selbst die wenigen diegetischen Stücke für Palast- und Badehausszenen sind viel raffinierter gestaltet als das übliche „Source“-Geklimper aus derartigen Historienfilmen. Statt glatter filmmusikalischer Klischees und bildunterstützendem Leerlauf präsentiert uns der Komponist eine großartig durchgearbeitete Partitur, mitreißend, stimmungsvoll, und immer in Aktion. Schon zu Beginn der Ouvertüre ziehen einen die aufbrausenden Streicherläufe und massigen Blechfanfaren in den Bann, bevor Cicognini sein Hauptthema präsentiert. Dieses geht nicht so leicht ins Ohr wie andere, weitaus heroischere Themen, ist aber dafür auch vor zu schnellen Abnutzungserscheinungen gefeit. Als kräftige Hornfanfare wird es bei Odysseus’ Flucht von der Insel des Zyklopen Polyphemus wieder erklingen, um sofort weiter im Orchester verarbeitet zu werden. Polyphemus selbst erhält mit einer hauptsächlich chromatisch absteigenden Linie in den tiefen Blechbläsern ein eigenes Thema, ebenso bekommt Circe eine sich lasziv windende, oft in schwüle Klangwolken aus Streichern und Vibraphon gekleidete Melodie zugeordnet. Cicognini ruht sich niemals auf seinen Einfällen aus, sondern hält sie in ständiger Entwicklung und gewinnt ihnen immer neue Facetten ab, sodass die Musik immer „Musik“ bleibt und keine „Dienerin des Bildes“ wird. Dabei bewegt sich die Orchestrierung auf dem gleichen hohen Niveau wie sein Umgang mit dem thematischen, melodischen und harmonischen Material, vom kräftigsten Orchestertutti bis zum alleinstehenden Holzbläsersolo nutzt er alle Möglichkeiten seines gut bestückten Apparats. Einzig gewöhnungsbedürftig ist der Einsatz einer elektrischen Orgel für das Thema der Circe, das im Vergleich zum akustischen Klangkörper etwas isoliert und weniger schmachtend als kühl wirkt. Neben den versiert thematisch durchgearbeiteten Abschnitten der Partitur regte der Film Cicognini zu vielen musikalischen Höhepunkten an, allen voran die furiose Sturmsequenz mit ihren sich auftürmenden Blechakkorden und an Regen erinnernden fallenden Streichertremoli. Oder das großartige, fast jazzig anmutende „groovige“ Scherzo für den betrunkenen Polyphemus, das sich zu einem grotesken und rauschhaft-furiosen Orchestertanz steigert. Auch die elektronisch verfremdeten akustischen Klänge und Gesangsstimmen für die Sirenen fangen die Bedrohung durch die schönen Sängerinnen perfekt ein. Ansonsten setzt Cicognini die menschliche Stimme in Form eines gemischten Chors nur noch in „The Hades, Meeting Achilles, Agamemmnon and Ajax“ sowie beim Finale ein. Die aktuell erhältliche Fassung von ULYSSE enthält gut 66 Minuten Musik in guter Klangqualität. Natürlich weisen die Aufnahmen die typischen Artefakte auf, aber darüber tröstet der Reichtum dieser Musik schnell hinweg. Das Begleitheft enthält einen kurzen Einführungstext sowie zahlreiche Bilder und Plakatmotive. Ich kann diese Musik nur jedem ans Herz legen, der gute, durchkomponierte symphonische Filmmusik zu schätzen weiß. Diese Musik ist aufgrund ihres hohen kompositorischen Anspruchs vielleicht keine leichte Kost, aber sie ermöglicht es einem, auch beim mehrfachen Hören immer wieder neue faszinierende Details zu entdecken.
  20. CD habe ich seit einiger Zeit hier und schon gehört. Werde ich hier bestimmt vorstellen.
  21. Vielen Dank für die Ergänzung! Tatsächlich ist die Musik im Film zum Teil wieder so auseinandergeschnitten oder in den Hintergrund gemischt, sodass ich kein minutiöses Protokoll erstellt habe. Ich bin natürlich froh über diese Veröffentlichung, aber meine Top-Peplum-Musik wird ANNIBALE wahrscheinlich nicht - mir erscheint die Musik etwas grobschlächtig, aber es kann auch sein, dass einem durch die "archivarische" Klangqualität Details entgehen.
  22. Carlo Rustichelli - Annibale HANNIBAL dürfte heute vor allem noch bekannt sein, weil hier erstmals Bud Spencer (Carlo Pedersoli) als auch Terence Hill (Mario Girotti) gemeinsam in einem Film auftraten – wenn auch nicht in einer Szene! Bei dem italienischen Schlachtengemälde mit Victor Mature in der Hauptrolle handelt es sich um einen verhältnismäßig aufwendig inszenierten und ausgestatteten „Sandalenfilm“, der handwerklich solide Abenteuerunterhaltung bietet. Dabei bemühte man sich, die Schauwerte möglichst eindrucksvoll in Szene zu setzen, sodass sich der Marsch über die Alpen im Film fast so lange zieht wie er wahrscheinlich auch in echt gedauert hat. Für die Musik zeichnet Carlo Rustichelli verantwortlich. Der Komponist befand sich in der glücklichen Lage, dass die zahlreichen Panoramaaufnahmen seiner Musik genügend Raum gaben. Entsprechend der filmmusikalischen Tradition stand dem Komponisten ein voll bestücktes Orchester zu Verfügung, dass teilweise auch um einen Männerchor bereichert wurde. Das Zentrum der Partitur bildet ein aggressives und verbissenes dreitöniges Hannibal-Motiv, das oftmals im Blech über einer gleichförmig stampfenden Begleitung zu einem Marsch ausgebaut wird. In einer treibenden Variante eröffnet der Marsch den Film, begleitet schleppend und ergrimmt den Marsch von Hannibals Heer über die Alpen und blitzt immer wieder in den temporeichen Actionpassagen auf. Das Gegenstück zum Hannbial-Motiv bildet ein sanftes Liebesthema für Hannibal und die Senatorentochter Silvia, mit dem Rustichelli eine sehr schöne und lyrische Melodie gelungen ist. Ein bisschen irritierend wirkt das Triumphthema, das in seinem strahlenden Heroismus ein wenig an die italienische Oper wurzelt und fast schon ins Volksliedhafte umschlägt. Es kann sich daher nicht so ganz in den Rest der Partitur einfügen. Vor allem der Choreinsatz wirkt in diesem Zusammenhang befremdlich, wenn die kräftigen Männerstimmen mit leierndem Vibrato die pathetische Melodie über die triumphale Begleitung des Orchesters vortragen. Auch exotische Tänze dürfen nicht fehlen, wobei Rustichelli hierfür eine schmissige Variante des Liebesthemas für Saxophon über rhythmische Begleitung arrangiert hat. Damit erhält die Partitur eine weitere Facette, aber ebenso wie das Triumphthema fallen diese Passagen ein bisschen aus dem Gesamteindruck heraus. Insgesamt handelt es sich nämlich um eine klassisch-symphonische Filmpartitur, die sich kompetent an der europäischen Filmmusiktradition und dem „Golden Age“ von Hollywood orientiert. Darüber hinaus wartet die Musik mit zahlreichen Fanfaren- und Marschpassagen auf, um das militärische Sujet angemessen zu vertonen. Auch in den anonymeren Underscore-Passagen stellt Rustichelli sein handwerkliches Können unter Beweis und arbeitet bevorzugt mit knappen Motiven, die variiert und von rhythmischen Einwürfen flankiert werden. Fanfarenmotive und Holzbläserläufe legen sich über spannungsreiche Streichertremoli, Hornrufe hallen über verhaltene Paukenwirbel und kurze Linien der Holzbläser durchweben die Streicherharmonien. An einigen Stellen schafft der Komponist auch einen „archaischen“ und „altertümlichen“ Eindruck, wenn er ein Oboensolo nur von einer Harfe begleiten lässt oder die Bläser in typischen Quintklängen schichtet. Vor allem zum Ende hin, wenn das ganze (musikalische) Schlachtengetümmel überstanden ist, punktet die Musik noch einmal mit dramatischen und leidenschaftlichen Passagen, als sich für Silvia das Schicksalsblatt wendet. Ein trockener und monotoner Hinrichtungsmarsch bildet ein resignatives Finale, bevor noch einmal die Hannibal-Motivik den Film beschließt. Die für den europäischen und amerikanischen Markt erstellten Schnittfassungen unterscheiden sich stark im Schnitt und in der Musikbehandlung. So enthält die längere englische Fassung mehr Material, aber weniger Musik, sodass davon auszugehen ist, dass Rustichelli seine Partitur an Hand der italienischen Fassung komponierte. Über die Gesamtlaufzeit von stolzen 72 Minuten stellt sich hin und wieder Leerlauf ein, weil Rustichelli seinen Hannibal-Marsch nicht allzu oft zu variieren vermag und sich die Themen recht häufig wiederholen. Schön gearbeitete pastorale Einwürfe, Fanfaren und Actionmusiken vermögen die Partitur aber immer wieder aufzulockern, sodass die schlechte Klangqualität einen viel größeren Wermutstropfen bildet. Das Orchester klingt so, als wären die Mikrofone in dicke Wolldecken eingewickelt worden. Es natürlich trotzdem sehr löblich, dass Digitmovies die Musik vollständig veröffentlicht und so eine wichtige Lücke im Peplum-Katalog geschlossen hat. Eingefleischte Peplum- und Rustichelli-Fans dürften daher an der Scheibe ihre gehörige Freude haben. Allen anderen würde ich allerdings zur Vorsicht raten, denn auch wenn der Komponist hier eine schmissige Historienfilmmusik geliefert hat, ist sie teilweise doch etwas grobschlächtig geraten und die schlechte Klangqualität kann den Hörgenuss zusätzlich trüben.
  23. Danke, Mike, für Deine Besprechungen. Ich habe schon mindestens zwei neue Anregungen für kommende Filmabende gefunden
  24. Schön, dass es ein paar Rückmeldungen gab. Ich finde, man muss für diese Musiken echt in Stimmung sein, dann kann man sehr gut in diese angespannten, von einigen mysteriösen und lyrischen Passagen durchzogene Musiken sehr genießen, an anderen Tagen finde ich es dann wieder etwas charakterlos. Dabei halte ich Young insgesamt für einen sehr guten Komponisten und schätze vor allem seine wuchtigen und vollorchestralen Musiken. Ich habe aber immer ein bisschen das Gefühl, dass er das Handwerk hervorragend beherrscht, seinen Musiken aber das gewisse Etwas fehlt, das sie über dieses Handwerk hinaushebt. So auch bei GHOSTRIDER. Der wartet ja mit mexikanischem Flair, Rockelementen und großen Chor- und Orchesterpoassagen auf, aber nichts davon will mir in Erinnerung bleiben. SPIDERMAN 3 müsste ich mal wieder hören. Das Sandmann-Thema fand ich wirklich schön.
  25. Christopher Young - UNFORGETTABLE Auch hier höre ich die Musik in der alten Promofassung von Intrada. Mittlerweile ist ja eine kommerzielle Fassung bei Perseverance erschienen, die meines Wissens nach immer noch erhältlich ist. Für die Veröffentlichung bei Perseverance stellte Young die Musik noch einmal neu zusammen, ließ einige Passagen weg und ergänzte andere, nicht auf der Intrada-CD erhaltene Momente. Groß fallen die Unterschiede meines Wissens nach aber nicht aus. Nach seiner Musik zu JENNIFER 8 wurde Young für zahlreiche Thriller gebucht, für die er größtenteils orchestrale Partituren schrieb. Auch die Musik zum mir unbekannten UNFORGETTABLE bildet keine Ausnahme. Mit einer großen Streicherbesetzung, Hörnern, Harfe, Klavier, Schlagwerk und zumindest einer Flöte als Vertreterin der Holzblasinstrumente ist die Musik durchweg von einem orchestralen Klangbild geprägt, auch wenn die wirklich wuchtigen Momente ausbleiben. Die Vorspannmusik gestaltete Young ebenso stereotyp wie atmosphärisch dicht, wenn die Violinen eine eisige Melodielinie über die nervös tremolierten Akkordbrechungen der Streicher in mittlerer Lage intonieren. Abgerundet wird das Klangbild vo einem dräuenden Puls der Pauke, verstärkt von den tiefen Streichern, gedämpften Hörnern und lang ausgespannten Akkordbrechungen der Harfe. Auch im weiteren Verlauf behalten die Streicher das Ruder in der Hand. Young setzt mit kühlen Flageolettklängen der Violinen, verhägnisvollen Tremoli oder spannungsgeladenen Glissandi erprobte Stilmittel der Thrillermusik ein. Gelegentlich fühlt man sich an ähnlich gelagerte Musiken von Goldsmith aus derselben Zeit erinnert. Die Musik bleibt leider zu oft in ihren stereotypen Mustern stecken, nur selten gelingt es Young, Passagen zu kreieren, die auch im Gedächtnis bleiben, so zum Beispiel das melancholische Thema "Desire", das vom Klavier über das weiche Klangbett des Orchestersters gespielt wird. An den kompetent gestalteten Thrillerpassagen hat man sich nach dem Vorspann und dem zweiten Titel schon etwas satt gehört, sodass insbesondere der Mittelteil des Albums einiges an Sitzfleisch erfordert. Die Akzente der schraddeligen E-Gitarre zu Beginn von "Crucifixum Cerebellum" lassen zwar kurz aufhorchen, aber zu schnell ergeht sich das Stück im weiteren Verlauf in den üblichen Strickmustern. Erst die dissonanten und gehackten Streicherakkorde in "Fireball" vermögen wirklich zu fesseln und mit den letzten beiden Nummern stimmt das Album wieder versöhnlich, denn wie schon in "Desrire" glänzt die Musik vor allem in den emotional starken Passagen. So kehrt das "Desire"-Thema im Finale auch als Flötensolo zurück, die dunklen Wolken zerreißen und beschließen ein Album, das leider nicht so unvergesslich ist, wie der Titel es vermuten lässt.
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