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Mephisto

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  1. Bei mir fast täglich in den letzten anderthalb Monaten: Vaughan Williams Collcectors Edition Vaughan Williams Collcectors Edition Vaughan Williams dürfte einer der einflussreichsten und Komponisten Großbritanniens sein. Dies mag zum einen an der beträchtlichen Zeitspanne seines Wirkens liegen (Williams lebte von 1872 bis 1958), zum anderen weil seine Musik aber durch und durch britisch klingt. Vaughan Williams erste veröffentlichte Stücke waren hauptsächlich Lieder oder kleinere kammermusikalische Werke, bis schließlich die gewaltige Sea-Symphony für großes Orchester, Chor und Gesangssolisten nach Texten des amerikanischen Poeten Walt Whitmans entstand. Vaughan Williams war Zeit seines Lebens Sammler und Liebhaber von englischer Volksmusik und sammelte hunderte von alten Melodien, Tänzen und Volksliedern, von denen viele auch in dem Werk des großen englischen Komponisten zu finden sind und die ihm immer wieder auch zur Inspiration eigener Themen dienten. Man kann das Schaffen Vaughan Williams in drei Phasen unterteilen. So ist der Einfluss von englischer Volksmusik besonders in dem ersten Drittel des Schaffens Vaughan Williams sehr präsent. Zum Ende dieser Schaffensphase wurde die Musik allerdings um einiges harscher, aggressiver und spannungsvoller. Dies kündigt sich z. B. in der Ballettmusik Job oder dem sehr perkussiven Klavierkonzert in C-Dur an und gipfelt schließlich in der vierten Symphony, die das Publikum sowie die Kritik verwirrten. Mit diesem gewaltigen Schlag schien sich die Spannung in Vaughan Williams Werk allerdings zu lösen und es entstanden sehr viele Werke mit lyrischem Einschlag, bevor sich der Komponist nicht nur einem relativ neuem Medium - dem Film - widmete, sondern auch experimentierfreudig in Bezug auf ungewöhnliche Besetzungen war und seine Tonsprache einige wenn auch gemäßigte Modernismen aufwies. Vaughan Williams hinterließ insgesamt neun Symphonien, die sich in Bezug auf kompositorisches Können und orchestrale Vielfalt nicht hinter denen Schostakowitschs verstecken müssen, eine beachtliche Sammlung von Volksliedarrangements, mehrere Filmmusiken, viele geistliche Chorwerke, Solokonzerte, zwei Streichquartette und mehrere Liederzyklen. Hierzulande wird Vaughan Williams leider viel zu wenig beachtet oder aufgeführt und noch lange sind nicht all seine Werke veröffentlicht worden. Trotzdem nahm sich besonders EMI immer wieder dieses vielfältigen und wichtigen Komponisten an und veröffentlichte zu seinem 50. Todestag 2008 die komplette Vaughan Williams Diskographie von EMI allerdings KEIN Gesamtwerk. Auf den ersten CDs finden sich die neun Symphonien in den Einspielungen des Royal Liverpool Orchestras unter Vernon Handley, die an Abwechslungsreichtum kaum zu überbieten und einen der vielseitigsten Symphoniezyklen des 20. Jahrhunderts sein dürften. CD 1 wird komplett von der 1909 fertig gestellten Sea Symphony gefüllt. Dieses Werk hält sich zwar von außen gesehen an die traditionelle Viersätzigkeit der Symphonie, ist aber Werk von solcher großer Energie und Kraft, wie es kaum wieder bei einem Werk Vaughan Williams der Fall sein sollte. Der Texte des gemischten Chors und der beiden Gesangssolisten (Sopran und Bariton) basiert auf Gedichten Walt Whitmans, der in Vaughan Williams Generation sehr beliebt besonders wegen seiner Freiheit in Bezug auf das Versmaß und die Metren war. Es ist unschwer zu erahnen, wie vertraut Vaughan Williams mit den zu vertonenden Texten gewesen sein dürfte, da er die unregelmäßigen Verse fast mühelos in Einklang mit dem schwelgerischen Orchesterklang bringt. Schon der erste Satz eröffnet mit einer kräftigen Fanfare der Trompeten, bevor das gesamte Orchester mit einem gewaltigen Schlag mit einstimmt und die Masse und Weite der Ozeane gekonnt vor das geistige Auge des Rezipienten führt. Wie so oft bei Vaughan Williams singt entweder der vollständige Chor oder er dient als Echo für die zuvor von den Solisten gesungenen Zeilen. Selten legt Vaughan Williams zwei verschiedene Texte übereinander. Die von Whitman vertonten Gedichte wurden dem Sammelband Leaves of Grass entnommen. Für den ersten Satz griff Vaughan Williams auf die beiden Gedichte Song of Exposition und Song for all seas, all ships zurück, sodass hier besonders die mutigen Seemänner geehrt werden und ist auch musikalisch von sehr zuversichtlichem und heroischem Charakter. Vaughan Williams zieht hier alle Register und nutzt seinen großen Orchesterapperat sowie die zahlreichen Chorsänger und die Solostimmen, um die Zuversicht und den Wagemut der besungenen Seeleute entsprechend zu vertonen. Der zweite sehr ruhige, fast schon stellenweise meditative Satz, beruht auf dem Gedicht On the beach at night alone und stellt den Menschen als kleines Element eines riesigen Ganzen dar. Das lyrische Ich gesungen vom Bariton steht abends alleine am Strand und betrachtet das gewaltige Himmelszelt. Besonders häufige Tonrepetition des Gesangs machen die sehr in sich ruhenden Athmosphäre des Satzes aus. Der dritte Satz, ein sehr polyphones und quirliges Scherzo beschreibt die gewaltigen Wassermassen und deren stete Bewegung in riesigen Wellen und schäumender Gischt. Hier singt nur der Chor, um den massigen Effekt zu erhöhen und das Orchester in stets wechselnder Orchestrierung und Klangfarben. Der Text beruht auf Whitmans Gedicht After the seaship und ist das einzige vollkommen ungeänderte Gedicht in dem gesamten Text der Symphonie. Der letzte Satz ist eine Vertonung des Gedichts Passage to India und deckt als längster und abwechslungsreichster Satz die gesamte Spannbreite des Textes von der Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies bis hin zu dem Aufbruch des lyrischen Ichs in die unbekannte Weite der Ozeane. Hier singen vor Allem zum Schluss des Satzes die beiden Solostimmen in einen wundervollen Dialog, bis sich die Musik immer weiter zu entfernen scheint und die hohen und sehr leisen Streicher an entferntes Wellenrauschen erinnern, bevor diese großartige und gewaltige Symphony verklingt. Auf CD 2 folgt zuerst die London Symphony, die als zweite Symphony gilt und auch den Beinamen Symphonie eines Londoners trägt. Fertig gestellt wurde dieses Werk 1913 und weist auch deutlich impressionistische Züge auf. Vaughan Williams verzichtet hier auf die menschliche Stimme und somit stand dem Komponisten kein Leitfaden mehr an Hand eines Textes zur Verfügung. Stattdessen beschreibt Vaughan Williams mit jedem Satz die Stimmung in einem bestimmten Londoner Viertel, sodass einem gleich im ersten Satz von der Harfe Big Ben entgegen klingt, bevor nach einem sehr ruhigen Streicherteil ein gewaltiges aufreibendes Thema erklingt und der erste Satz voll in Fahrt kommt. Der zweite Satz ist ein wundervolles Adagio und beschreibt die Stimmung am Bloomsbury Square an einem Novembernachmittag. Besonders das wundervolle Oboenthema und das herrliche Hornmotiv zählen zu den Höhepunkten dieses gefühlvollen Satzes. Im recht heiteren Scherzo bringt Vaughan Williams seine Eindrücke am Strand der Westminster Abbey zum Ausdruck und das Finale mit dem recht zackigen Marschrhythmus wurde von den letzten Kapiteln des Romans Tono-Bungay von H.G. Wells inspiriert. Wie dem auch sei, Vaughan Williams wies ausdrücklich darauf hin, dass die Symphonie Stimmungsbilder beschriebe, nicht aber einem programmatischen Ablauf folge. Die zweite Hälfte der CD 2 wird dann von der achten Symphonie bestritten, die von 1953-55 entstand und an der besonders die Instrumentierung interessant ist. So wird der erste Satz von dem vollen Orchester bestritten und ist sehr farbenreich instrumentiert. Der zweite Satz ist ein lustiges Scherz, das nur von den Bläsern des Orchesters bedient wird. Besonders hübsch sind hier die langsam trottenden tiefen Bläser während des Trios. Der dritte Satz ist ein sehr ruhiges Adagio, das nur von den Streichern bestritten wird, während in dem recht heroischem Satz wieder das ganze Orchester zum Einsatz kommt, dieses Mal um eine sehr großes Schlagwerksektion bereichert wie Gongs, Vibraphon und Röhrenglocken. CD 3 eröffnet mit der 1921 fertig gestellten Pastoral Symphony und ist im Gegensatz zu den beiden voran gegangenen Symphonien durchgängig von sehr ruhigem Charakter. Besonders interessant ist die sehr lange Trompetenkantilene im zweiten Satz, die Vaughan Williams in Anlehnung an einen Trompeter im ersten Weltkrieg schrieb, der gerade ein Signal übte. Daher soll der Trompeter das Instrument ohne den Einsatz der Ventile spielen, um noch mehr den Signalcharakter hervorzuheben. Die Kantilene selbst wurde also nur für die Naturtöne der Trompete geschrieben und die Septime erinnert an die noch nicht sauber gespielte Oktave eines Übenden. Der letzte Satz greift ein Thema aus dem ersten auf, das dieses Mal nur von einer Sopranistin über einen lang anhaltenden Paukenwirbel vokalisiert wird und durch den sehr pentatonischen Melodieverlauf ebenfalls ein sehr natürliches Gefühl erweckt. Es folgt die von 1931-34 geschriebene vierte Symphonie, die sich von der dritten kaum mehr unterscheiden könnte. In einer guten halben Stunde erleben wir Vaughan Williams so aggressiv, so stürmisch und brutal wie nie zuvor. Vaughan Williams soll die Symphonie komponiert haben, nachdem er die Beschreibung einer typischen modernen Symphonie gelesen habe und entschloss, so ein Werk zu schreiben. Später schrieb er Ich weiß nicht, ob sie mir gefällt oder nicht, es war halt genau das, was ich zu dem Zeitpunkt wollte. Noch später hieß es an einen Brief an einen Freund, dass er das Werk nun nicht mehr möge, allerdings ist die vierte Symphonie die einzige Symphonie, die Vaughan Williams selbst für eine Schallplattenaufnahme dirigiert. CD 4 wird von dem 1944 komponierten Oboenkonzert in a-moll und ist ein durch und durch sehr leicht zu hörendes und zu verfolgendes Stück, dessen Themen hauptsächlich von alten Volksliedern zumindest inspiriert wurden. Es folgt die 1938-1943 entstandene fünfte Symphonie, auf die viele nach der äußerst aggressiven vierten gespannt waren und als das sehr ruhige Stück schließlich seine Uraufführung hatte, ging man davon aus, der Komponist habe seinen künstlerischen Frieden zurück gewonnen. Diese Symphonie ist sehr gekonnt mit geschickt übereinander gelegten an sich recht simplen Motiven gearbeitet. CD 5 beginnt mit der 1944-47 entstandenen sechsten Symphonie, die auch oft als Vaughan Williams Kriegssymphonie bezeichnet wurde. Nach drei äußerst lauten und brutalen Sätzen von einer fast durchgängig aggressiven Tonsprache folgt ein sehr leises Finale, in dem sämtliche Instrumente nur pianissimo spielen. Vom Charakter her sind die ersten drei Sätze der vierten Symphonie sehr ähnlich und viele interpretierten hier den Angriff auf Hiroschima hinein, indem der letzte Satz die tödliche Stille nach den drei Sätze andauerndem atomaren Holocaust darstellt. Vaughan Williams wies derartige Interpretationen erbost zurück und meinte Ich kann nicht verstehen, dass sich niemand vorstellen kann, dass sich jemand hinsetzt und einfach nur ein Stück Musik schreiben will. Es folgt die 1956-57 komponierte neunte Symphonie ein sehr ruhiges Werk, welches von den Kritiken allerdings nicht sehr begeistert aufgenommen wurde, da es sich häufig eines recht kühlen Tonsprache bedient. CD 6 eröffnet mit der Serenade to music, einer gut 13 Minuten langen Serenade für Orchester und 16 Solostimmen, die entweder solistisch oder teilweise auch als kleiner Chor agieren. Der Text basiert auf einem Textauszug aus dem Stück The Merchant of Venice von Williams Shakespeare und beinhaltet eine Diskussion über die Wirkung von Musik. Vaughan Williams schrieb dieses ebenfalls sehr pastorale und stimmungsvolle Stück 1938 für Sir Henry Wood für ein Jubiläumskonzert zum 50. Jahrestag von dessen ersten Konzert. Rachmaninow, der in der ersten Hälfte dieses Konzerts sein zweites Klavierkonzert spielte, soll bei der Serenade to music in Tränen ausgebrochen sein und tatsächlich ist dieses Stück von einer unglaublich gefühlvollen Schönheit und Intensität. Vaughan Williams arrangierte das Stück später noch einmal als Chor- und als instrumentale Orchesterversion, in der eine fast identische Wiederholung einer Strophe gestrichen wurde, da es sich für spätere Aufführungen als schwierig erweisen würde, 16 Solisten zu engagieren. Diese beiden Versionen können auf CD 9 und 11 gehört werden. Als nächstes folgt eine Partita für doppeltes Streichorchester aus dem Jahre 1948 sowie die grandiose Sinfonia Antarctica (1949-53), die auf der Musik zu der Verfilmung zu der gescheiterten Expedition Robert Falcon Scotts in der Eiswüste Scott of the antarctic. Vaughan Williams, der auch in Sachen Filmmusik kein unbeschriebenes Blatt ist, arrangierte hier Teile seiner Filmmusik zu einem beeindruckenden Klanggemälde, das die Unendlichkeit dieser einzigartigen Landschaft direkt vor das Auge des Rezipienten holz. So bäumt sich nach einem relativ langen Vorspiel endlich das erste gewaltige Thema auf und steht für die Naturgewalt an sich aber auch für die große Herausforderung, diese Gegend zu bezwingen. Erbarmungslose Kälte wird durch zart vokalisierende Frauenstimmen, klirrende Metallinstrumente und zarte Celesta- und Glockenspielklänge beschrieben, bevor die Orgel hereinbricht und zwischen gewaltigen Crescendi des gesamten Orchesters majestätisch diese wundervolle Landschaft und die gewaltigen Eismassen charakterisiert. Im kleinen Scherzo ahmt Vaughan Williams mittels der Holzbläser watschelnde Pinguine nach und in dem gefühlvollem vierten Satz werden durch ein sehr einfühlsames Thema die Emotionen der Polarforscher charakterisiert, bevor erneut die erbarmungslose Kälte einsetzt und diese Symphonie still und leise verklingt und den Zuhörer mit einem leichten Schaudern entlässt. CD 7 beginnt mit einer Suite, die Vaughan Williams aus einer ehemaligen Bühnenmusik zu dem Stück The Wasps 1909 arrangierte. Das Stück handelt von Richtern in der Antike, die nach Stunden bezahlt werden und daher endlos belanglose Fälle diskutieren, um mehr Geld zu bekommen. Die Suite zu The Wasps ist ein herrliches Stück. 25 Minuten fährt Vaughan Williams alle möglichen Stilismen auf, um keine einzige Sekunde Langeweile aufkommen zu lassen. So beginnt die Ouvertüre mit einem langen Triller in den Streichern und Hörnern, um die Richter mit ihrem insektenem Equivalent darzustellen, bevor ein äußerst heiteres Thema einsetzt. Sämtliche Themen stammen zwar aus der Feder Vaughan Williams, zeigen aber auch den starken Einfluss der folkloristischen Lieder auf, die der leidenschaftliche Volksmusikliebhaber über Jahre hinweg sammelte. Als Gegensatz zu dem heiteren Hauptthema der Ouvertüre komponierte Vuaghan Williams ein sehr zartes und spätromantisches Thema, bevor wieder das heitere einsetzt und den ersten Satz der Suite zu einem furiosen Finale geleitet. Auch in den folgenden vier kürzeren Sätzen spielt Vaughan Williams mit musikalischer Ironie wie dem erhabenen Pomp des vierten Satzes oder des humoristisch-folkloristischen Anstrichs des dritten Satzes. Insgesamt dürfte besonders die Ouvertüre zu den beliebtesten Orchesterstücken Vaughan Williams zählen, doch auch die anderen Sätze stehen dieser in nichts nach und sollten unbedingt gehört werden. Als kleiner Lückenfüller dient die Kopplung Präludium und Fuge in c-moll für Orchester von 1921, bevor die letzte halbe Stunde dieser CD von dem Klavierkonzert in C-Dur (1926-31) bestritten wird. Hierbei handelt es sich um ein äußerst furioses und interessantes Werk bei dem das Klavier sehr perkussiv eingesetzt wird. Schon gleich zu Beginn stürmen einem gewaltige Akkorde des Klaviers mit schwerer Orchesterunterstützung entgegen, bevor sich ein leicht folkloristisch angehauchtes Thema im Orchester etwas Platz verschafft, aber von einer gewaltigen Kadenz wieder verdrängt wird. Der zweite Satz ist das Kernstück des Konzerts und basiert auf einem Thema des englischen Komponisten Arnold Bax. Hier schimmert auch deutlich Vaughan Williams impressionistische Seite entgegen und man spürt deutlich den Einfluss, den das wenn auch recht kurze Studium bei Ravel auf den Komponisten hatte. Wieder ohne Pause leitet das Blech kräftig das chromatische Thema des dritten Satzes ein, das vom Klavier sofort als Fuge weitergeführt und schließlich auch vom Orchester übernommen wird. Der schonungslose Charakter des Themas wird besonders durch die scharfe Spielweise des Pianisten und die heftig gezupften Streicher hervorgehoben, bis das Thema dann als schwungvoller Walzer erklingt und die Musik plötzlich viel ruhiger wird und das Klavier glöckchenhafte Akkorde spielt, bevor die Musik im Nichts verschwindet. Hindemith sowie Bartok waren von dem Stück sehr angetan und tatsächlich handelt es sich bei dem Klavierkonzert um ein furioses und schonungsloses Stück, das seiner Dicke sehr facettenreich aufgebaut ist und ein unterhaltsames Hörvergnügen garantiert. CD 8 eröffnet nochmals mit dem Klavierkonzert in C-Dur, dieses Mal allerdings in der Fassung für Orchester und zwei Klaviere aus dem Jahre 1946, da wohlmeinende Freunde und Kollegen Vaughan Williams ihm wegen der enormen Herausforderung des Soloparts dazu rieten. Die Form oder den Ablauf des Stücks beeinträchtigte diese Umarbeitung allerdings in keinster Weise, sodass beide Versionen definitiv zu empfehlen sind. In der zweiten Version ist der Klavierpart interessanterweise nicht noch viel dicker als der ohnehin schon fett gesetzte Part der ersten Fassung. Die zweite Hälfte der CD wird von einem weiteren wichtigen Werk dieser Periode bestritten: Job: A Masque for Dancing (1930). Hierbei handelt es sich um eine Ballettmusik zu einer Choreographie basierend auf der biblischen Geschichte um Hiob und um das erste komplett britische Ballett überhaupt. Ursprünglich sollte ja der pariser Impressario Sergei Pavlovich Diaghilev, der auch viel mit Strawinsky zusammen gearbeitet hatte, das Projekt übernehmen, doch der lehnte ab. Allerdings hatte Vaughan Williams die Musik schon für das Pariser Ballett konzipiert, sodass das Orchester viel zu groß für den Orchestergraben des schließlich gewählten Hauses besetzt war, sodass es zu einer konzertanten Uraufführung der Musik kam. Die Musik dauert gut eine Dreiviertelstunde und bildet ein stilistisches Bindeglied zwischen den früheren lyrischen Werken zu der gewaltigen vierten Symphonie, die ja im selben Zeitraum entstand. Besonders interessant sind hier die grotesken Sätze Satans Dance of Triumph mit dem makabren Spiel des Xylophons oder das fanfarenreiche und pompöse Stück Gilliard of the sons of the morning. Insgesamt zeigt sich hier ein sehr vielschichtiges Werk, das von der lyrischen bis zur brutal-grotesken Klangpallette alles enthält und eines der interessantesten und vielseitigsten Orchesterwerke in Vaughan Williams Schaffen überhaupt sein dürfte. CD 9 eröffnet wieder mit der Serenade to Music, dieses Mal in der ursprünglichen Besetzung mit 16 Gesangssolisten. Als weiteres folgt die English Folk Song Suite, wohl eines der bekanntesten Werke Vaughan Williams überhaupt, die 1923 ursprünglich für Blasorchester geschrieben wurde und ein Jahr später orchestriert wurde. Die orchestrale Fassung dürfte auch bekannter sein als die Blasorchesterversion, obwohl allerdings die erste Fassung zum Standartrepertoire eines jeden Blasorchesters zählen dürfte. Der langsamere und pastorale zweite Satz basiert auf dem Song My Sonny Boy und wird von dem heiteren und belebten ersten Satz sowie dem fast schon pompösen Finale, basierend auf diversen Folksongs aus Sommerset, eingerahmt. Ein wirklich tolles Moment in dieser ohnehin sehr nett anzuhörenden Suite ist der zweite Abschnitt des ersten Satzes, als das Blech die Melodie äußerst kräftig intoniert und die Holzbläser und Streicher einen furiosen und wundervollen Kontrapunkt entgegenspielen. Es folgt die Norfolk Rhapsodie Nr.1 von 1906, auf die noch zwei weitere folgen sollten, von denen aber die dritte verschollen ist und die zweite nie aufgenommen wurde. Wie dem auch sei, die erste ist ein sehr tonmalerisches Werk, das dem Zuhörer die pastorale Landschaft Englands vor das geistige Auge ruft. Eröffnet von einem wundervollem und zerbrechlichen Motiv der Violinen und des Holz, gepaart mit den gezupften tiefen Streichern in einem typischen Vaughan Williamschen Gestus kristallisiert sich langsam ein weiteres schwelgerisches Thema hervor, bevor das Orchester einen heiteren folkloristischen Jig anstimmt. Hier fallen alle Instrumente in den schnellen Rhythmus und die belebte Melodie ein, bevor die Musik langsam abklingt und sich wieder das sehr ruhige Anfangsmotiv hervorschält und dieses wundervolle Stück beschließt. Als nächstes folgt die Fantasia on Greensleeves 1934 und wirklich jeder dürfte das Volkslied kennen, auf dem dieses Stück basiert. Vaughan Williams verwendete diese Melodie vorher schon in einer Schlüsselszene in seiner Oper Sir John in Love und theoretisch stellt die hier zu Gehör gebrachte Version eine erweiterte Fassung eines Zwischenspiels dieser Oper dar. Dieses Arrangement ist zwar nichts Besonderes, aber trotzdem schafft Vaughan Williams es, dass uns diese altbekannte Melodie in diesem schwelgerisch-elegischen Gewand voll satter Streicherklänge und sanfter Harfenarpeggien wieder in ihren Bann zieht. Dieses Werk ist ein fantastisches Beipsiel für die Rückbesinnung des Komponisten auf lyrische auf Volksweisen basierende Klänge nach der aufreibenden Periode der vierten Symphonie und des Klavierkonzerts. Es folgt In the Fen Country (1904), ein weiteres frühes und recht unbekanntes Werk, das eben jene Landschaft beschreibt und vom Charakter und Gestus sehr der zwei Jahre später entstandenen Norfolk Rhapsodie ähnelt. Hier eröffnet Vaughan Williams Lieblingsinstrument, die Solo-Viola das Stück und langsam steigen die anderen Instrumente mit ein. Ein sehr fließendes Stück von sehr pastoralem Charakter und 100% früher Vaughan Williams. Den Abschluss bildet ein weiteres recht populäres Werk Vaughan Williams: The Lark Ascending für kleines Orchester und Violine, die mit ihren leicht quirligen und zierlichen Motiven eine auffliegende Lerche beschreibt. Dieses Stück entstand 1914 und zeigt Vaughan Williams wahrscheinlich am deutlichsten von seiner impressionistischen Seite. Die zarten Themen der Violine basieren alle auf pentatonischen Leitern, was den impressionistischen Charakter weiter verstärkt. Hin und wieder schaltet sich die Klarinette mit einigen lyrischen wiederum sehr britisch klingenden Motiven ein, aber insgesamt ist der Charakter des Stücks sehr intim und niemals überschreitet Vaughan Williams hier weder im Orchester, noch in der Violine, die Grenzen eines gesunden Mezzo-Fortes. CD 10 wird von einem weiteren Klassiker eröffnet: Fantasia on a Theme by Thomas Tallis. Dieses Stück entstand 1910 für doppeltes Streichorchester und Streichqaurtett und basiert auf einer Melodie Thomas Tallis (1505-1585). Vaughan Williams war ein großer Liebhaber der englischen Musik der Renaissance und speziell dieses Thema entfaltet in dem lyrisch-romantischem Gewand Vaughan Williams ein ungeahnte Kraft und Schönheit. Ganz zart beginnt der warme Klangteppich des Strichorchester, über den die Celli und Bässe das Thema erst zupfen, bis es dann schließlich voll und warm in den Violen und tiefen Violinen kommt, bis endlich das gesamte Orchester eine ausschweifende Interpretation vorträgt. Nach bereits fünf überwältigenden Minuten beginnt Vaughan Williams, mit dem Material zu spielen und lässt keine Möglichkeit aus, das Material zu variieren. Mal wird das Thema nur angerissen, mal werfen die unterschiedlichen Register es sich wie ein Ping-Pong-Ball zu, bevor das Thema jetzt noch einmal vom Streichquartett vorgetragen wird. Besonders diese wundervolle Melodie einmal in der Solovioline zu hören gleicht einer Offenbahrung, bevor die Musik noch einmal anschwillt und dann voll verklingt. Auszüge dieses Werks sind übrigens in dem Film Master and Commander zu hören. Die darauf folgenden Sea Songs schrieb Vaughan Williams 1923 für Blaskapelle als zweiten Satz der im gleichen Jahr entstandenen English Folksong Suite. Die Sea Songs basieren auf den drei Liedern Princess Royal, Admiral Benbow und Portsmouth und sind im Gegensatz zu der English Folksong Suite zu einem einzigen Satz zusammengefasst, der auch einen deutlicheren Marschcharakter aufweist. 1950 wurde der mittlere Portsmouth von der BBC adaptation von Billy Bunter verwendet und erfreute sich daher in England großer Beliebtheit. Wie die Folksong-Suite wurde auch dieses Werk ein Jahr später vom Komponisten orchestriert. Als weiteres folgt die originale Fassung der English Folksong Suite für Blasorchester und als nächstes hören wir die Vorspannmusik zu dem Film Dawn Patrol. Vaughan Williams komponierte hier einen sehr nobel klingenden und getragenen Satz, während dessen Verlauf die Besetzung immer mehr anschwillt und das Stück schließlich feierlich endet. Besonders der noble Charakter und die farbige Intsrumentierung machen dieses Stück zu einem Leckerbissen und Lust auf die komplette Filmmusik. Die folgenden drei Stücke sind nicht nur im gesamten Schaffen besonders, sondern in der Musikgeschichte allgemein. Da wäre zum ersten das Concerto Grosso aus dem Jahre 1950, in dem das Streichorchester in drei Gruppen aufgeteilt ist: Profis, Fortgeschrittene und Anfänger. Das Stück besteht aus fünf Sätzen, in denen die jeweiligen Gruppen im Fordergrund stehen. Der erste Satz, der auch als Reprise die zweite Hälfte des letzten Satzes bestreitet, ist ein sehr voller und dramatischer Satz, während in dem tänzerischen zweiten Satz das Thema fast nur aus Quarten besteht, die die Anfänger auf den in Quarten gestimmten Instrumenten spielen können, ohne greifen zu müssen, also leere Saiten streichen. Der dritte Satz basiert auf der Tanzform der Sarabande, die im Dreivierteltakt steht und die Betonung nicht wie beim Walzer auf der ersten, sondern der zweiten Zählzeit liegt. Das kurze lyrische Scherzo bildet den kürzesten Satz des Stücks, bevor das Finale vom gleichen Charakter wie der Intrada dieses Werk beschließt. Die Romance ist wahrlich ein Sonderling, denn Vaughan Williams setzte dieses Stück für Streichorchester, Klavier und Mundharmonika! Über die breiten seichten Streicherteppiche intoniert die Mundharmonika fast alle Melodien des Werks und verleiht dem Klang einen gewissen pastoralen, aber auch sehr merkwürdigen und teilweise befremdlichen Charakter. Da das Stück 1951 entstand könnte man meinen, dieses Stück sei das Werk eines alten spleenigen Komponisten, aber tatsächlich bieten diese rund sechs Minuten Musik viel mehr als das. Das Konzert für Tuba und Orchesterist in Hinblick auf die Besetzung mittlerweile längst kein Einzelfall mehr, war wurde aber nach der Entstehung und Uraufführung im Jahre 1954 Vaughan Williams nahezu populärstes Stück der damaligen Zeit und bildet auch heute noch einen wichtigen Bestandteil im Repertoire eines Tubisten. Schon die ersten Takte mit dem markanten Marschrhythmus und der dahintrottenden Tuba sind ein wahrer Ohrenschmaus und auch die restlichen 15 Minuten stehen dem Einfallsreichtum anderer Werke in nichts nach im Gegenteil. Vaughan Williams erweist sich hier als Kenner des Instruments und kitzelt die interessantesten Sachen aus diesem oft für plump gehaltenem Instrument. Ein spaßiges und dennoch unglaublich interessantes Werk. CD 11 eröffnet mit der instrumentalen Fassung der Serenade to music. Dem aufmerksamen Hörer wird wahrscheinlich auffallen, dass Vaughan Williams in der Mitte ungefähr zwei Minuten strich, die ohne den variierenden Text nur orchestral redundant erscheinen könnten. Ansonsten hört man hier eine Karaokeversion der vokalen Fassungen. Als nächstes folgt die recht unterhaltsame Ouvertüre zu der The Poisened Kiss, die bisher noch nicht vollständig aufgenommen wurde, aber die sechsminütige Ouvertüre verspricht immerhin ein recht unterhaltsames Hören mit groß orchestral besetzten leicht folkloristisch angehauchten Themen. Es folgt eine Suite, die Vaughan Williams aus der Ballettmusik zu dem Stück Old King Cole 1923 anfertigte und entsprechend der ersten Schaffensperiode wird man mit reichhaltigem Material englischer Volksweisen in typisch Vaughan Williamschen Gewand bedient. Nicht so fetzig wie die Folksong-Suite oder The Wasps, aber immer noch sehr nett. Es folgen die Five mystical Songsaus den Jahren 1906-1911. Die Texte sind der Sammlung The temple: Sacred Poems von Geroge Herbert aus dem Jahre 1633 entnommen und von spirituellem Inhalt. Vaughan Williams arrangierte mehrere Fassungen, die auf der CD enthaltenen ist die für Bariton, gemischten Chor und Orchester. In den ersten vier Liedern steht die Solostimme im Mittelpunkt und hin und wieder verleiht der Chor mit einigen Wiederholungen der zuletzt gesungenen Worte eine sakrale oder mystische Stimmung. Besonders deutlich wird das im letzten Drittel des sehr meditativen Love bade me wolcome oder I got me flowers. Der Liedzyklus schließt allerdings mit einem triumphalen Finalsatz für Chor und Orchester ohne Solostimme, dessen Text auf dem Lobllied Aniphon basiert. Das Prelude on an old carol tune ist ein nettes Arrangement einer alten weihnachtlichen Weise für volles Orchester. Schon zu Beginn eröffnen die Streicher mit einer satten Interpretation, bevor das ganze Orchester inklusive Paukenwirbel voll einsteigt und die Musik plötzlich ganz zurückfährt und nur die Klarinette mit den gepizzten Bässen das Thema noch einmal spielt. Schließlich beginnt Vaughan Williams, das Material zu variieren und lässt dabei keines seiner typischen Markenzeichen aus: der klare souveräne Stil zieht sich durch alle Stimmen, mal schimmert das Thema hier und dort fragmentarisch durch bevor das Blech die Führung übernimmt und das Stück zu einem noblen Abschluss mit einer vollen Interpretation des Themas leitet. The Running Set schrieb Vaughan Williams 1933 für das 1934 National Folk Dance Festival und verarbeitete hier die Volksweisen Barrack Hill, The Blackthorn Stick, Irish Reel, und Cock o' the North. Insgesamt ist diese Suite ein äußerst unterhaltsames Stück Musik für volles Orchester voller Schwung und Energie. Besonders hervorstechend ist in diesem Volkslied-Arrangement des Komponisten die sehr präsente kleine Trommel, die dem ganzen Stück zusätzlich rhythmische Kraft verleiht. Die Vorspannmusik zu The 49th Parallel ist die erste Filmmusik, die Vaughan Williams schrieb, auf die aber noch weitere folgen sollten, obwohl Vaughan Williams zur Entstehung der Musik im Jahre 1940 bereits 68 Jahre alt war. Der Film war ein Propagandafilm, um auch in Amerika Stimmung gegen die Nazis zu machen und so kommt die Vorspannmusik sehr patritosch und nobel daher, repräsentiert sie doch den heldenhaften Kampf gegen eine durch Kanada fliehende deutsche U-Bootbesatzung. Den Abschluss bilden die Sea Songs, dieses Mal in der Orchesterfassung. CD 12 eröffnet mit den 1957 entstandenen Variations for orchestra, die ursprünglich für Blasorchesterbesetzung gedacht waren und 1960 von Jacob Gorden für volles Symphonieorchester instrumentiert wurden. Insgesamt besteht dieses selten zu Gehör gebrachte Stück aus elf Variationen über ein Thema von Vaughan Williams selbst und bildet gerade in Anbetracht der ursprünglichen Idee ein spannendes Hörerlebnis, da das Thema in der gesamten Bandbreite des Orchester, aber besonders auch der Wandlungsfähigkeit des Komponisten variiert wird. Die 1920 entstandenen Preludes on Welsh Hymn Tunes basieren auf den Melodien zu Bryn Calfaria, Rhosymedre und Hyfrydol und waren eigentlich für die Orgel komponiert, doch hier hört man die letzten beiden Themen in einem Arrangement für Streichorchester. Besonders Rhosymedre dürfte sich ob seines wenn auch glatten aber sehr lieblichen Charakters größerer Beliebtheit bei einem Konzert erfreuen, während Hyfrydol weniger elegisch oder hymnisch denn kräftig und fast brachial daherkommt. Das String Quartet in g-minor entstand 1908 und spiegelt wieder deutlich Ravels Einfluss auf den Komponisten in der damaligen Zeit wider. Trotzdem verliert Vaughan Williams seine britischen Wurzeln nicht, sodass nach dem längeren ersten Satz mit deutlich impressionistischem Anstrich ein zweiter schneller Satz mit an englische Volksweisen angelehnten Themen erklingt. Nach einem sehr getragenen dritten Satz überrascht Vaughan Williams noch einmal mit einem furiosen Finalsatz, in dem er beide Elemente im Gleichgewicht vereint. Besonders interessant hier auch der pulsierende Rhythmus des Cellos über weite Strecken des letzten Satzes. CD 13 enthält die wichtigsten kammermusikalischen Werke des Komponisten und eröffnet mit der Violinsonate in a-moll aus dem Jahre 1954 und sofort erkennt man hier den späten Vaughan Williams, der dem Instrument wirklich alle Stimmungen zu entlocken vermag von furioser Virtuosität im ersten Satz zu elegischer Schönheit im zweiten langsamen Satz bis zum interessant gestalteten Variationssatz, in dem das Klavier das Thema erst in der tiefsten Lage spielt, bevor die Violine es jeweils aufgreift und weiter entwickelt. Ein wirklich spannendes Werk mit dem melodischen Fluss der Romanze. Es folgt das Phantasy Quinett für Streichquartett mit zwei Violen aus der frühen Phase Vaughan Williams nämlich 1912 und auch hier zeigen sich noch wie beim Streichqauertett deutliche impressionistische Enflüsse, die mit denn typisch folkloristischen Elementen gekonnt ausbalanciert wurden. Das Streichquintett gilt als eins der frühen Meisterwerke Vaughan Williams und ist definitiv hörenswert. Es folgen Six Studies in English Folksongs aus dem Jahre 1926 für Cello und Klavier, basierend auf den Melodien zu Lovely on the water, Spurn Point, Van Diemans Land, She borrowed some of her mothers gold, The Lady and the Dragon sowie As I walked over London Bridge. Vaughan Williams wählte diese sechs Lieder aus, weil er wollte, dass sie Mit Liebe behandelt werden und ging bei dem Arrangement immer gleich vor. So hört man zuerst die Melodie in dem Cello bis das Klavier übernimmt und die Weise voll ausspielt und das Cello nun die Melodie sanft umspielt. Ein sehr intimes und recht einfach gehaltenes Stück Musik, aber dennoch ungeheuer wirkungsvoll. Die CD wird beschlossen von dem String Quartet in a-minor, welches in den Jahren 1942-44 entstand und somit genau in die Entstehungszeit der sanften und zurückhaltenden fünften Symphonie fällt. Und tatsächlich dominiert auch in diesem Werk die Überlappung simpler Motive zu komplexen Klangteppichen, allerdings ist dieses Quartett noch von eine ruppigeren Gesuts als die Symphonie, denn hier schwingt noch die Aggressivität der vorherigen Schaffensperiode mit. CD 14 beginnt mit Toward the Unknown Region, basierend auf einem Text von Walt Whitman und ist ein Lied für gemischten Chor und Orchester und tatsächlich hat man es in Anbetracht der Form und des Gestus mit einem überdimensionalen Lied zu tun. Das Entstehungsjahr ist 1906 und liegt somit dicht an der Entstehung der ersten Symphonie, bei der sich Vaughan Williams ja ebenfalls auf Texte aus der Feder Whitmans stützt. Williams lässt Chor und Orchester recht sparsam agieren und stellt so treffend die Ungewissheit des lyrischen Ichs da, das sich in unbekannte Gefilde begibt, wo nichts Stoffliches und Menschliches zu finden sein wird. Erst in der zweiten Hälfte zeigt sich eine gewisse Zuversicht, die sich auch in dem dynamischen Anstieg widerspiegelt. Auch die folgende Kantate Dona Nobis Pacem für Chor, großes Orchester und Sopran- sowie Bariton-Solo basiert unter Anderem auf Texten Whitmans. Dieses Werk entstand 1936 im Angesicht eines weiteren großen Krieges und der Inhalt der halbstündigen Kantate stellt im Großen und Ganzen nichts weiter als einen Schrei nach Frieden dar. Das Werk beginnt mit sanften und zarten Tönen, über die die Sopranistin die letzte Strophe der katholischen Messfeier intoniert, bevor das ganze Orchester gewaltsam zu einem brutalen Marsch aufbricht und der Chor mit dem Gedicht Beat! Beat! Drums!. Der Krieg zieht ein, sein Marsch dringt in jedes Fenster und über jedes Feld, der Friede ist vorerst verloren. Der dritte Satz verwendet ein weiteres Gedicht Walt Whitmans und beschreibt die Trauer um den verlorenen Frieden. Besonders die letzten Minuten, in denen der Chor den Sologesang des Baritons aufgreift und der Sopran hererweichend wieder die katholische Messe intoniert, lassen einem einen kalten Schauer über den Rücken huschen. Als nächstes folgt ein düsterer und schwerer, sehr sparsam orchestrierter Trauermarsch, in dem der Chor einem gefallenem Vater und dessen Sohn das letzte Geleit geben. Fast schon schaurig ist es, wenn Williams bei den Worten dropped together mit einem dumpfen Schlag der großen Trommel den Aufprall der beiden Leichen in ein Doppelgrab beschreibt. Der fünfte Satz beginnt wieder mit dem Bariton, der nun einen Auszug aus der Rede John Brights singt, mit der Bright versuchte, den Krimkrieg abzuwenden. Außerdem enthält der Text Zitate aus dem Buch Jeremias, bevor der Chor und der Sopran wieder mit Dona nobis pacem einstimmen und die Kantate schließlich zu einem triumphalen Finale führen mit vollem Chor und Orchester. Der Text des Finales enthält eine kurze Zusammenfassung des englischen Glorias, bevor das Werk letztendlich wieder mit dem sphärischen Gesang des Soprans leise ausklingt. Dieses Werk wurde von Vaughan Williams selbst als eine seiner besten Arbeit im Bereich der Kantaten bezeichnet und tatsächlich, Dona nobis pacem stellt nicht nur in dieser Box, sondern dem gesamten Schaffen Vaughan Williams einen absoluten Höhepunkt dar! Die Fantasia on the old 104th Psalm tune stammt aus dem Jahre 1949 und stellt das Klavier als Soloinstrument in den Mittelpunkt. Nach einer kurzen Einleitung des Orchesters folgt eine lange rasende Kadenz des Klaviers, die den Zuhörer schnell an das furiose Klavierkonzert in C-Dur denken lässt, bevor sich aus den stampfenden Rhythmen, der ewig oktavierten Akkorde und der teils wirren Stimmen langsam die besagte Melodie herauskristallisiert und das Orchester später sogar noch mit Chor einsteigt, bevor wieder das Klavier, nun mit teilweiser Unterstützung des Orchesters, virtuos diese Melodie variiert und das Werk schließlich nach 14 Minuten mit einer triumphalen pompösen Darbietung der Melodie des Orchesters mit Chor beschließt. Abgeschlossen wird diese CD von dem Magnificat aus dem Jahre 1932 für Altsolo, Frauenchor und Orchester. Besonders interessant ist hier der Einsatz der Flöte als ungreifbare Charakterisierung des heiligen Geistes. Das Werk zeigt deutliche Einflüsse Gustav Holsts, der einige Monate vor Entstehung des Werks gestorben war und dessen Tod Vaughan Williams wahrscheinlich nie ganz überwand, sodass es besonders hier den Anschein hat, als ob Vaughan Williams Holst durch den Einsatz dessen musikalischer Mittel weiter am Leben erhalten. CD 15 wird von der Oxford Elegy aus den Jahren 1947-49 eröffnet und wurde für Chor, Orchester und Sprechstimme, deren Texte auf den zwei Gedichten The Scholar-Gipsy und Thyrsis von Matthew Arnold basieren, die von einem Oxfordstudenten handeln, der sich einer Gruppe Zigeuner anschloss, handeln. Das Orchester untermalt den gelesenen Text superb und ist dabei sehr athmosphärisch-zurückhaltend und keinesfalls aufdringlich. Wichtige Momente werden von dem Chor wie ein Windhauch noch einmal wiederholt. Es folgt die Whitsunday Hymn, die dem Zyklus Three Chorasl Hymns aus dem Jahre 1929 entnommen ist. Hierbei handelt es sich um ein sehr ruhiges atmosphärisches Stück für gemischten Chor und Tenorsolo. Hier geht Vaughan Williams sehr typisch wie schon beispielsweise in den Six Studies on English Folg Songs vor, sodass der Tenor zu Beginn die Strophe singt und der Chor stimmungsvolles Hallelujah einwirft, bevor Vaughan Williams die Rollen vertauscht und in der zweiten Hälfte der Chor die Strophen singt und der Tenor mit einem sanglichen Hallelujah einfällt. Als nächstes folgt Flos Campi aus dem Jahre 1925 für Solo-Viola, Chor und vokalisierenden Chor. Das Stück ist der Entstehungszeit entsprechend von sehr pastoral-lyrischem Charakter. Der lateinische Text bedeutet soviel wie Blumen auf dem Feld und auch die sechs einzelnen Sätze dieser Suite wurden mit lateinischen wurden mit lateinischen Begriffen übertitelt, die wie später in der siebten Symphonie ebenfalls in den Pausen zwischen den Sätzen von einem Sprecher gelesen werden sollten. Das Stück selbst soll allerdings keinem festen Programm folgen. Besonders interessant sind schon die ersten Takte für die Solo-Viola und die Oboe, denn der Dialog dieser beiden Instrumente ist bitonal, das bedeutet, dass die Stimmen der beiden Instrumente in jeweils einer anderen Tonart stehen. Den Abschluss macht das Oratorium Sancta Civitas aus den Jahren 1923-25. Wie in fast allen geistlichen Werken verzichtet Vaughan Williams auch hier auf folkloristische Einsprengsel, sondern setzt auf die Klanggewalt des großen Orchesters mit Orgel, insgesamt drei Chören und Solostimmen (Tenor und Bariton). Vaughan Williams bezeichnete dieses Werk gerne als sein Meisterstück im Bereich der geistlich-choralen Musik und tatsächlich fährt der Komponist hier einen riesigen Apparat auf, um innerhalb einer guten halben Stunde die Zerstörung Babylons durch die himmlischen Heerscharen und die Errichtung der heiligen Stadt zu schildern. Schon der sehr leise Anfang zieht einen sofort in den Bann. Hier singt der Tenor, wie er aus weiter Entfernung Stimmen hört, die den Herren preisen und sofort hört den in der Ferne aufgestellten Chor mit Allelujah einstimmen. Schließlich nimmt der Chorgesang die Überhand und plötzlich bricht das Orchester mit aller Gewalt los, als die himmlischen Heerscharen die Stadt Babylon stürmen. Dann verstummt die Musik fast und der Untergang Babylons wird von den reinen Knabenstimmen verkündet, bevor die Chöre und das Orchester die heilige Stadt schildern und das Oratorium in einem Triumph endet. CD 16 eröffnet mit einem weiterem absoluten Höhepunkt: Five Tudor Portraits! Vaughan Williams schrieb dieses Werk 1936 für das Norwich Festival. Ich denke, die Leute erwarten so etwas wie O Praise the Lord, soll der Komponist gesagt haben, aber ich habe ihnen die Five Tudor Portraits geschickt. Die Texte für dieses Werk wurden Balladen John Skeltons (1460-1529), der ein Hofdichter König Heinrichs des VIII., dessen teils sarkastische und ungeschönten Verse einige Zuhörer verwirrt haben könnten. Die Suite wurde für Orchester, Chor sowie Mezzosopran und Bariton geschrieben und eröffnet mit Ballad: The Tunning of Elinor Rummingeinem, bravurösen Stück voller choraler Kontrapunkte und hüpfender Rhythmen, das die gehobene Stimmung in einem Wirtshaus beschreibt, bevor der Bariton in Pretty Bess seine innigste Liebe für eine hübsche Frau voll zum Ausdruck bringen darf und vom Männerchor voll unterstützt wird. Dieser Satz zeichnet sich durch seine wundervolle Lyrik und Eleganz aus und bildet somit den perfekten Gegensatz zum darauf folgendem Burlesca: Epitaph on John Jaybeard of Diss nur für Chor und Orchester, in dem eine unbeliebte Person geschildert wird. Schließlich folgt das Herzstück der Suite und Vaughan Williams längster einzelner Satz überhaupt. In Jane Scroop (Her Lament for Philip Sparrow) trauert die Mezzosopranistin über ihren Spatz, der von einer Katze gefressen wurde. Hier wendet Vaughan Williams sämtliche orchestrale Raffinessen an, um den Vogel bei der Schmetterlingsjagd, den Schmerz des Mädchens und die tiefe Trauer zu beschreiben. Besonders in den Holzbläsern hört man immer wieder einige Vogelmotive aufblitzen und die letzten fünf Minuten mit dem zurückhaltenden aber vollem Frauenchor, der das Requiem für den Piepmatz beschließt, gehören zu dem gefühlvollsten und ergreifendsten, was Vaughan Williams je geschrieben haben dürfte. Die Suite beschließt mit Jolly Rutterkin, der heiteren und lebensfrohen Beschreibung eines Vagabunden, die von dem gemischten Chor und dem Orchester vorgetragen wird. Insgesamt sind die eben beschriebenen 50 Minuten Musik ein fantastisches Hörerlebnis mit einer sonst ungehörten emotionalen Bandbreite und musikalischen Raffinesse. Leider wird dieses Stück kaum bis nie aufgeführt und ist somit leider sehr unbekannt, da besonders die sehr langen Pausen für Teile des Chors für Laienchöre einfach ungeeignet sein dürften. Gott sei Dank gibt es hier eine Aufnahme, die dieses Meisterstück für uns zugänglich macht. Es folgt Benedicte aus dem Jahre 1929 für Sopran, Chor und Orchester. Dieses Werk reicht zwar nicht an die ganz großen Würfe wie die Sancta Civitas heran, ist aber trotzdem ein weiteres großes Stück Kirchenmusik voller Feierlichkeit und Kraft. Abgeschlossen wird die CD von den Fünf Variationen über Dives and Lazarus für Streichorchester und Harfe, die Vaughan Williams 1939 für die Weltausstellung in New York schrieb. Das Stück basiert auf der Volksweise Dives and Lazarus, die in unterschiedlichen Regionen unter jeweils anderem Titel bekannt ist. Dieses Stück wird oft in einem Atemzug mit der Fantasia on a theme by Thomas Tallis genannt, da es in Hinblick auf den lyrisch-folkloristischen Charakter sowie die weit ausschweifenden Klänge große Ähnlichkeit mit der Fatasia aufweist. CD 17 ist den beiden großen weihnachtlichen Werken des Komponisten gewidmet und eröffnet so mit der Fantasia on Christmas Carols aus dem Jahre 1912 für Bariton, Chor und in diesem Falle Streicher und Orgel. Hier verarbeitet Vaughan Williams die Volksweisen The Truth Sent From Above, On Christmas Night All Christians Sing sowie Come All You Worthy Gentlemen. In dem Orchester wird außerdem noch unter Anderem The First Nowell zitiert. Insgesamt hat dieses Frühwerk einen sehr feierlichen Charakter. In dieser Fassung für Streicher und Orgel wird der Suite auch noch ein sehr geistlicher Anstrich verliehen. Es folgt dem fast einstündigen Oratoirum Hodie A Christmas Kantata aus dem Jahre 1954 für Chor, Knabenchor, Orgel, großes Orchester sowie Solotenor, -bariton, und sopran und ist außerdem das letzte große Werk für Chor und Orchester. In Hodie spiegeln sich nahezu alle charakteristischen Merkmale Vaughan Williams wider mit der ungeschönten Kraft des Chors im Zusammenspiel mit dem Orchester, dem sehr lyrischen und eleganten Einsatz der Solisten und des Knabenchors sowie die trotz des ausladenden Charakters der Besetzung sehr klare und souveräne Stimmführung. Die Texte sind wieder sehr abwechslungsreich gewählt, sodass der Knabenchor die Schilderung des heiligen Bands übernimmt und sich mit den Solisten abwechselt, die die jeweilige Stimmung beschreiben. Hierfür bediente sich Vaughan Williams an Texten Martin Luthers bis hin zu Gedichten John Miltons und auch seine spätere Ehefrau Ursula Wood steuerte einige Zeilen für den Marsch der heiligen drei Könige bei. Insgesamt also ein sehr stimmungsvolles Werk, das einem einen sehr feierlichen und reichhaltigen Überblick über das Schaffen Vaughan Williams ermöglicht. Auf CD 18 schwingt noch etwas Weihnachtsstimmung nach, denn hier ist als Erstes die Fantasia on Christmas Carols in der ursprünglichen Fassung für großes Orchester vertreten und wird von einem weiteren Weihnachtslied untersttützt, dem fröhlichen Yorkshire Wassail-Song in einem heiteren Chorarrangement ganz im Stil der anderen Volksliedarrangements für Vokalensemble. Als nächstes folgt die Suite In Windsor Forest für Chor, Solostimme und Orchester. Hier arrangierte Vaughan Williams 1929 sechs Gesangsnummern aus der sehr solistischen Oper Sir John in Love für gemischten Chor und Orchester. Wer also mit dem klassischen Gesang per se nichts anfangen kann und darum keine Opern hört kann hier einige Auszüge in größerem Gewand genießen. Es folgt der frühe Liedzyklus Songs of Travel aus dem Jahre 1904 in der späteren Fassung für Bariton und Orchester basierend auf Gedichten von Robert Luis Stevenson, die wie der Titel schon sagt aus dem Leben eines Reisenden erzählen. Das rund 20 minütige Werk eröffnet mit den klaren rhythmisch gezupften Bässen, die die Schritte des Vagabunden markieren, der im ersten Lied um nichts weiter bittet als die Straße vor ihm und die Natur um ihn herum. Im zweiten Lied Let beatuy awake lässt Vaughan Williams eben jene in der Natur gespiegelten Schönheit auch in den zarten Klängen der Streicher und der Harfe erklingen und es ist beeindruckend, wie der noch sehr frische Komponist es vermag, solch warme und ergreifende Klänge zu kreieren. In dem dritten Lied The Roadside Fire verspricht das lyrische Ich seiner Geliebten das Blaue vom Himmel und die Musik spiegelt mit flottem Schwung und quirligen Holzbläsern die Zuversicht des Liebenden wider. Das Thema aus The Roadside Fire kehrt im darauf folgenden Lied Youth and Love in einer schwelgerischen Variation für die Streicher zurück, bevor das melancholisch-düstere In Dreams schon fast wie eine britische Antwort auf die Mahlerschen Rückert-Lieder erscheint. Auch die folgenden beiden Lieder The Infinite Dreams und Wither Must I Wander, in dem das lyrische Ich hungrig und obdachlos durch die Welt streift sind noch von dem lyisch-düsternem Gestus der spätromantischen Lieder durchflochten. Bright ist he ring of words ist hingegen von sehr optimistischem Charakter mit der Blechfanfare zu Beginn und der schon fast hymnenartigen Melodie, bevor die zweite Strophe etwas zurückhaltender und nachdenklicher orchestriert wurde. Schließlich erinnert sich der Vagabund in dem abschließenden Lied I Have Trod the Upward and the Downward Slope an die Freuden und Leiden seines abenteuerlichen Lebens und der Liedzyklus endet mit dem sanften Ausklingen der Streicher. Als nächstes folgt der Liedzyklus On Wenlock Edge aus dem Jahre 1909 ebenfalls in der nachträglich orchestrierten Fassung für Bariton Solo und Orchester basierend auf Texten von Alfred Edward Housman. Das erste Lied beschreibt die 15 Meilen lange Kopfsteinstraße Wenlock Edge, die damals von den Römern erbaut wurde. Im ersten Lied Wenlock Edge beschreibt Vaughan Williams den scharfen Wind, der durch die Wälder schneidet, mittels schnell tremolierender Streicher und sogar durch Einsatz einer Windmaschine. Das zweite Lied From far, eve and morning ist von sehr wehmütigem Charakter. Interessant ist auch das dritte Lied Is my team ploughing. Hier hält das längst verstorbene lyrische Ich einen Dialog mit einem alten noch lebenden Freund und fragt, ob seine Felder bestellt werden und seine Witwe sich nicht mehr in den Schlaf weinen muss. Der Freund antwortet zuversichtlich, dass die Felder noch immer gedeihen und die Frau wieder lachen kann. Als das lyrische Ich aber den Freund fragt, ob er selbst wieder ruhig schlafen kann, antwortet dieser, dass er endlich eine Frau gefunden hat. Diese ist allerdings Witwe und das lyrische Ich solle bloß nicht fragen, um wen es sich handelt Das vierte Lied Oh, when I was in love with you dauert nicht mal eine Minute und ist von keckem und verschmitztem Charakter, bevor das Lied Breedon Hill folgt. Mit einer Laufzeit von sieben Minuten ist Breedon Hill das längste der sechs Lieder. Vaughan Williams charakterisiert die entfernten Glockenklänge mittels Akkordschichtungen in den Holzbläsern und der Harfe, bevor die klare Kälte um die Weihnachtszeit durch hohe Streicher- und Celestaklänge beschrieben wird. Das letzte Lied Clun ist wieder von sehr romantisch-schwelgerischem Charakter und beschreibt mehrere Eckpunkte der Straße, bevor das Werk sanft verklingt. CD 19 ist voll und ganz der geistlichen Chormusik gewidmet und wird von der fröhlichen Mottete O Clap Your Hands für Chor aus dem Jahre 1920 eröffnet, deren Text auf vier Versen des 47. Psalms basiert. Das Stück beginnt mit einer markanten Fanfare des Blechs, die sich in Variationen in dem gesamten Orchester über die gesamte Mottete zieht. Die Messe in g-moll wurde ein Jahr später komponiert und ist entstand aus Vaughan Williams Liebe zu der alten englischen Musik, denn sie wurde in der Musiktradition der vorreformatorischen Schule für Chor und vier Solisten komponiert. Hierzu gehören der englische Diskant, eine Aneinanderreihung von Akkorden in der ersten Umkehrung oder die so genannten false relatons, wobei eine Note, die in einer Stimme erklingt, sofort in einer andere abgeändert wird und tatsächlich glaubt man hier eine altertümliche Messe zu hören. Von Vaughan Williams schimmert in diesem Werk allerdings kaum etwas hindurch und so kann man sich streiten, ob es sich hier um eine bloße Stilkopie oder um eine Verneigung eines Bewunderers vor der alten Tradition handelt. Als nächstes folgen zwei Stücke für die Krönung Königin Elizabeths 1929. Zum einen handelt es sich dabei um eine Vertonung des 100. Psalmes All people that on earth do dwell. Das Stück beginnt mit einer pompösen eröffnet der Pauken und Trompeten, bevor die Orgel einsetzt und schließlich das gesamte Orchester einfällt. Nach einer kraftvollen Darbietung der ersten Strophe folgen eine etwas zurückhaltend instrumentierte zwei Strophen. Die dritte Strophe ist schließlich nur noch für den Chor gesetzt, über den die Trompete einen altertümlich anmutenden Kontrapunkt spielt. Die folgende Strophe wird sanft von den Streichern und Hörnern begleitet, bevor die Blechfanfare ein kraftvolles und majestätisches Finale einleitet. Das andere Stück für die Krönungszeremonie überzeugt durch musikalische Schlichtheit und steht somit im krassen Gegensatz zu dem 100. Pslam. Bei O Taste and See handelt es sich um ein wundervolles Arrangement des 46. Psalms, das von der Orgel eröffnet wird. Der Knabensopran singt eine himmlische Melodie in die bald der ganze Chor sanft einfällt und den Sopran a capella bis zum Ende begleitet. Als nächstes folgt das Te Deum aus dem Jahre 1928 für in einer Fassung für Chor und Orgel. Diese eröffnet auch den zuversichtlichen Chorgesang, dessen optimistischer Charakter sich duch das ganze Stück zieht. For all the saints basiert auf den Harmonien des In sine nomine von Williams Walsham How und erklingt hier ebenfalls in einer Version für Chor und Orgel. Es folgen die Three Preludes Found on Welsh Hymn Tunes, dieses Mal in der ursprünglichen Fassung für Orgel. Arrangements der letzten beiden Stücke für Streichorchester kann man auf CD 12 hören. Thre Truth From Above wurde von Vaughan Williams schon in seiner Fantasia on Christmas Carols verwendet, erklingt aber nochmals in einer Fassung für a capella Chor. O Little Town of Bethlehem, Joseph and Mary und All in the morning sind ebenfalls traditionelle Weisen, hier harmonisiert von Vaughan Williams in einem Arrangement für Chor und Orgel. Allelujah, Sing to Jesus basiert auf der walisischen Melodie Hyfrydol. Während Vaughan Williams die Melodie in seinen Three Preludes Found on Welsh Hymn Tunes verwendete, so harmonisierte er nun den Text neu. Als nächstes folgt ein Arrangement des Pfingsthymnus Come Down O Lord, Divine, ebenfalls für Chor und Orgel. Die CD schließt mit einer weiteren Fassung von All People That on Earth Do Dwell, dieses Mal für Blechbläserensemble, Orgel und Chor. Durch die starke schillerne Präsenz des Blechs wird der feierlich-pompöse Charakter des Arrangements weiter verstärkt. CD 20 enthält einen weiteren Teil der Liedzyklen und beginnt mit Four Hymns, mit deren Komposition Vaughan Williams nach Fertigstellung der Five Mystical Songs begann und die er 1914 vollendete. Four Hymns wurde für Tenor, Klavier und Viola gesetzt und basiert auf Texten spirituellen Inhalts. Das erste Lied Lord, Come away wurde von Jeremy Taylor gedichtet und zeichnet sich durch die enge Verbindung des Textes mit den musikalischen Ausdrucksmitteln aus. In Who Is This Fair One? (Isaac Whatts) treten die Viola und die Solostimme in einen Dialog, während das Klavier mit fast glockenhaften Akkorden diesen unterlegt. Come Love, Come Lord (Richard Crashaw) beginnt mit einem ausladendem Vorspiel für die Viola und das Klavier und ist nicht nur das längste, sondern auch das geheimnisvoll-atmosphärischste Lied. Evening Hymn wurde von Robert Bridges aus dem Griechischem übersetzt und enthält zwei gegenübergestellte Themen: Viola und Tenor übernehmen die Melodieführung während das Klavier immer wieder die absteigende Basslinie wiederholt. Für Merciless Beauty, komponiert 1921, verwendete Vaughan Williams drei Rondelle des Poeten Geoffrey Chaucer: Your Eyen Two und So hath your beauty beschreiben die Wirkung, die die überwältigende Schönheit einer Frau auf das lyrische Ich hat, bevor es in Since I From Love der Liebe entkommen konnte und nun seine neu gewonnene Freiheit besingt. Die drei kurzen Lieder sind für Tenor, zwei Violinen und ein Cello komponiert und weisen den typischen Einfluss englischer Folkloristik auf wie fast alle weltlichen Werke Vaughan Williams aus Periode. Die ersten beiden Lieder sind sehr zurückhaltend während das letzte Stück von heiter-fröhlichem Charakter ist. Es folgen zwei Lieder aus dem Zyklus Four Poems by Fredegond Shove aus dem Jahre 1922 für Bariton und Klavier, die unterschiedlicher gar nicht sein könnten. The Water Mill Beschreibt mit seiner rollend-repetiven Figur des Klaviers das sich immer drehende Mühlenrad, während die Melodieführung auf den fröhlichen Text voller Schilderungen rund um die Mühle und den Müller und seine Familie eingeht. So hört man förmlich die im Speicher tollende Katze oder sieht die hübsche Müllerstochter, wie sie erst zögert und sich schließlich für gar keinen Verehrer entscheidet und weiter ihrer Handarbeit nachgeht. The New Ghost beschreibt eine verlorene Seele, die erst als Geist in der Welt umher irrt, bevor Gott sich ihrer annimmt. Auch wenn Vaughan Williams die Grenzen der Tonalität hier nicht überschreitet, so kommt dieses Stück doch sehr schwebend daher und in der leichten sphärischen Klavierbegleitung findet sich der Hörer bis zur Erlösung des Geistes ohne richtigen tonalen Bezugspunkt. Ein sehr schauriges Stück voller Athmosphäre und in sofern ist es schon schade, dass diese CD nur zwei der insgesamt vier Lieder enthält. Die Ten Blake Songs entstammen dem Jahre 1957 und entstanden somit ein Jahr vor dem Tod des mittlerweile 86-jährigen Komponisten. Dementsprechend fällt auch die Besetzung aus, denn Vaughan Williams wählte als Begleitinstrument für die Stimme nur eine Oboe. Die Paarung des Melodieinstruments mit der Stimme ermöglicht keine akkordische Begleitung wie auf dem Klavier oder mit dem Orchester. Daher wählte Vaughan Williams zehn Gedichte des englischen Poeten Williams Blake aus, deren ländlicher und bodenständiger Inhalt besonders geeignet für den lieblichen Klang der Oboe und den Sologesang ist. In Infant Joy bringt das lyrische Ich seine Freude über sein neugeborenes Kind zum Ausdruck, das es folglich auch Joy nennt. Interessant ist, dass zu Beginn des Gedichts der Säugling und der Vater in einen kurzen Dialog treten. Das düstere A Poison Tree schildert den wachsenden Hass des lyrischen Ichs auf einen Feind, der so lange andauert und immer weiter wächst, bis es einen besonders schönen Apfel am Baum seines Gartens vergiftet. Der Feind kann dem Glanz des Apfels nicht widerstehen und stiehlt sich in den Garten, wo er am nächsten Morgen tot neben dem Giftbaum liegt. The Piper handelt von einem übers Land ziehendem Spielmann, der von einem Kind gebeten wird, für ihn zu singen und zu spielen. Dieses Lied dürfte das heiterste des ganzen Zyklus sein und verleiht der Oboe ob des Titels eine wichtige Rolle. London ist wieder von sehr schaurigem Charakter, denn hier wird das Elend in der Hauptstadt geschildert. Hier wird der Text ohne jede Untermalung gesungen und ist so hilflos und alleine wie der seufzende Soldat und der weinende Schornsteinfeger in den verschmutzten londoner Gassen. In The Lamb preist das lyrische Ich die liebliche Natur des Lamms sowie den Namen des Herrn. Das Lied ist dementsprechend zart gehalten. Es folgt The Sheperd, das ebenfalls nur von der Stimme vorgetragen wird und mit seiner sanglich-folkloristischen Melodie die behütete Atmosphäre auf dem Feld beschreibt. Cruelty as the Human Heart beschreibt die Grausamkeit des Menschen, worauf sofort The Divine Image folgt, in dem das lyrische den Frieden besingt. Zuletzt folgt das neckische Eternity, in dem das lyrische Ich feststellt, dass das festgehaltene Glück und die flammende Liebe nur zerstören, denn Betrug und Faulheit sind der Schönheit Kleid. Diese CD schließt mit On Wenlock Edge in der ursprünglichen Version für Stimme, Klavier und Streichquartett. Durch die Solostreicher schneidet der Wind noch schärfer durch die Bäume und die Glocken in Breedon Hill klingen durch das Klavier noch glockenhafter. Trotzdem hat auch die Orchesterversion ihre ganz eigenen Vorteile. CD 21 beginnt mit dem sehr frühen Liedzyklus House of Life aus dem Jahre 1904, basierend auf sechs Sonetten von Dante Gabriel Rossetti. Gemessen an der Entstehungszeit überrascht es keinesfalls, dass alle sechs Lieder durch und durch vom spätromantischen Gestus durchwoben sind. Folkloristische Anspielungen oder auch impressionistische Eindrücke lassen sich weniger festmachen. Schon Love-sight, in dem das lyrische Ich seine Liebe besingt, eröffnet mit einem schwelgerischen Vorspiel des Klaviers und auch die ausladende Begleitung und die ausschweifenden Melodienbögen des Gesangs bringen dem Zuhörer die ungehemmte Leidenschaft des Liebenden nahe, bis das Lied in den letzten Zeilen in einen dramatischen Klimax ausbricht, als das lyrische Ich sich ein Leben ohne die Geliebte vorstellt, in dem nur noch das Rauschen der gefallenen Blätter der Hoffnung und der Flügelschlag des Todes zu hören sind. Silent Noon hingegen ist von sehr intimem Charakter und erweckt die Stimmung einer warmen Sommernacht, in der die Liebenden gemeinsam im Gras liegen. Loves Minstrels ist äußerst zerbrechlich durch die freie Rhythmik und die hohen Klavierarpeggien, die den geflügelten Harfenspieler repräsentieren. Hearts Haven eröffnet zwar mit einem lieblich-naivem Vorpsiel des Klaviers, doch als der Gesang einsetzt, entpuppt sich dieses Lied als das wahrscheinlich gefühlvollste des ganzen Zyklus. In einer wundervollen Melodieführung besingt das lyrische Ich abermals die Liebe zu seiner Geliebten, bevor das Klavier wieder mit dem aufsteigenden Vorspiel schließt. Death in Love beginnt mit einer sehr optimistischen und großen Eröffnung des Klaviers, bevor in den letzten Zeilen die Stimmung umbricht und das Klavier schwere Akkorde unter die Botschaft des Todes legt. Der Zyklus schließt mit Loves Last Gives, einem sehr melancholischen Text, dessen wehmütiger Charakter auch in der sehr gefühlvollen Atmosphäre der Musik widergespiegelt wird. Insgesamt handelt es sich bei House of Life um eine der gefühlvollsten und beeindruckendsten Sammlung an Vokalmusik in Vaughan Williams Schaffen überhaupt. Einer der ganz frühen Meilensteine eines großen Komponisten. Die zweite Hälfte der CD wird von den Songs of Travel bestritten, dieses Mal in der ursprünglichen kammermusikalischen Fassung für Solostimme und Klavier. CD 22 eröffnet mit dem ersten Werk, das überhaupt von Vaughan Williams veröffentlicht wurde: dem 1901 komponierten Lied Linden Lea für Mezzo-Sopran und Klavier basierend auf einem Gedicht von Williams Barnes (1801-1886). Es überrascht kaum, dass Vaughan Williams einen Text über die englische Landschaft wählte, in dem das lyrische Ich frohen Mutes umherwandert. Es folgen zwei Lieder aus dem 1920 entstandenen Zyklus Three Poems by Walt Whitman, einem der beliebtesten Poeten Vaughan Williams. Die Texte entstammen der Sammlung Leaves of Grass, aus denen der Komponist schon Texte für seine erste Symphonie auswählte und auch Joy, Shipmate, Joy! handelt von dem Aufbruch in die Weite Ferne jenseits des blauen Horizonts und steht in seinem fast schon heroischen und kraftvollen Charakter im starken Gegensatz zu A clear midnight. Hier geht es um die Freiheit der Seele, wenn der Körper schläft und wie sich aufschwingt, fern von allen Büchern und der Kunst zu der Natur, der Nacht aber auch dem Tod. Vaughan Williams vertonte den Text sehr in sich gekehrt und teilweise fast schon meditativ. Es folgt das Lied Orpheus with his Lute für Countertenor und Klavier, das wie Linden Lea 1901 entstand und auf einem Auszug aus der ersten Szene des dritten Akts aus Henry VIII von Williams Shakespeare basiert. Das folgende Hands, Eyes and Heart, ist das vierte Lied aus dem Zyklus Four Last Songs, die zwischen 1954 und 1958 entstanden. Der Text ist von Vaughan Williams zweiter Ehefrau Ursula Wood und ist explizit für Frauenstimme geschrieben, da das weibliche lyrische seinen Händen, Augen und dem Herz Befehle gibt, um seine Liebe dem Geliebten auszudrücken. Hier wurde allerdings der Kompromiss eingegangen, dieses Lied ebenfalls wie Orpheus and His Lute von dem Countertenor singen zu lassen. Rest wurde 1902 für Vokalensemble geschrieben und basiert auf einem Gedicht von Christina Rossetti, bei der es wie der Name vermuten lässt um die Schwester Dante Gabriel Rossettis handelt, dessen Gedichte Vaughan Williams zwei Jahre später für House of Life vertonen sollte. Es folgt The Call aus den Five Mystical Songs, hier allerdings in einem Arrangement für Knabenchor mit Solostimme mit Orchester Der Liedabschnitt wird von einem Arrangement von Linden Lea von Julius Harrison für Knabenchor und Orchester beschlossen. Der Rest der CD wird von einigen der schier endlos erscheinenden Folksong-Arrangements bestritten, die Vaughan Williams in seiner gesamten Laufbahn anfertigte. Eröffnet wird dieser Abschnitt von der Suite Five English Folk Songs aus dem Jahre 1913 für Vokalensemble, deren Texte alle unter dem Begriff Seemannsliebe zusammengefasst werden können. So beginnt die Suite mit den ersten und letzten beiden Strophen aus dem Lied The Dar-Eyed Sailor, in dem eine Frau ihren Kummer um ihren vor zwei Jahren auf See verstorbenen Geliebten überwindet und sich in einen anderen Seemann verliebt. Das nächste Arrangement besteht aus den ersten beiden Strophen von Lovely on the Water und ist hier mit Tha Springtime of the Year übertitelt. Der Texte handelt von einem glücklichen Paar (der Mann ist natürlich Seemann) und Vaughan Williams rahmte sein Arrangement hier von einer vokalisiserenden Strophe, in der der Chor ein Tenor-Solo mit der Silbe Ah unterlegt. Just as the Tide was Flowing ist ein fröhliches Lied, in dem das weibliche lyrische Ich berichtet, wie es seinen Geliebten, der zur See fährt, kennen gelernt hat. Es folgen vier Strophen aus Well met, my own true love, die hier mit The Lovers Ghost übertitelt sind. Der Text enthält Versprechungen, die ein angeblicher Kapitän einer Frau macht. Er habe drei Schiffe und 20 Matrosen unter seinem Kommando und alles solle auch ihr gehören, wenn sie mit ihm ginge. Da Vaughan Williams aber die folgenden Strophen kürzte, erfährt der Zuhörer hier nicht die Fortsetzung: Die Frau sagt unter der Bedingung zu, alles zurückzulassen, was sie besitzt und begibt sich mit ihrem neuen Mann auf See. Das Schiff kentert bereits nach zwei Wochen. Insofern handelt es sich hier weder um den Geist eines Geliebten, sondern vielmehr eines Dämons, der ein unschuldiges Opfer in sein Verderben führt. Den Abschluss macht ein Arrangement eines Wassail-Songs. Wassail ist nämlich eine Grußform in England ähnlich unseres Gesundheit. Interessant sind hier die ersten Takte, in denen der Chor versetzt mit dem Wort Wassail in einer Quarte gesungen (typisches Alarm- und Signalintervall) einsetzt und so einen Akkord aufschichtet bevor der Text beginnt. Es folgt Bushes and Briars, in dem das lyrische Ich sich in einer einsamen Minute in der Natur fragt, ob es seinem Geliebten einen lang in sich getragenen Gedanken mitteilen soll, dann aber verneint, denn das würde die Beziehung zerstören. Dieses Arrangement entstand 1908 und ist für gemischten Chor, wobei die Frauenstimmen zart die Strophe singen und die Männerstimmen die reichhaltigen Harmonien aus einigen Wörtern des Textes vokalisieren. Loch Lomond ist mein absoluter Favorit unter den Folksong-Arrangements. Der Text stammt angeblich von einem schottischen Rebellen, der Mitte des 18. Jahrhunderts gehängt wurde und der im Kerker an seinen Freund einen Brief schrieb, den er seiner Frau geben solle. Das lyrische Ich verkündet, dass es eher die wundervolle Landschaft von Loch Lomond sehen wird, da es über low road die Unterwelt - wieder nach Schottland gelangen wird, der Bote als Lebender aber die high road nehmen muss. Neben einer ergreifenden Melodie schrieb Vaughan Williams hier 1928 auch eines der schönsten Arrangements und spart auch an melodisch wundervoll gearbeiteten Kontrapunkten und Vorhalten (Reibetöne, die sich einen Halbtonschritt nach oben oder unten auflösen und so zum finalen Akkord hinleiten) nicht. John Dory wurde ist ein beschwingt-fröhlicher Shantie aus dem Jahre 1609 aus Cornwall. Der Text erzählt von John Dory, einem Helden, dem anscheinend alles gelingt und der in Paris Karriere macht, bis er bei einer Seeschlacht tapfer ums Leben kommt. Die Ohrwurmverdächtige Melodie, die durchweg Optimismus ausstrahlt, wurde von Vaughan Williams 1934 für gemischten Chor arrangiert, wobei besonders die komplexe polyphone sich überlagernde Stimmführung hervorzuheben ist. Greensleeves ist wahrscheinlich eine der bekanntesten Volksweisen überhaupt und sei einer Legende nach sogar von König Heinrich VIII. für dessen Frau Anne Boylen komponiert worden und auch Williams Shakespeare erwähnte diese Melodie in seinen Lustigen Weibern von Windsor. Im Text selbst fleht das lyrische Ich bei seiner Geliebten Lady Greensleeves (Grüner Ärmel) um Gnade, da es sich nach einem Streit zu Unrecht verstoßen fühlt. Das Arrangement von Vaughan Williams für Vokalensemble ist von der Stimmführung her nahezu identisch mit der Fantasia on Greensleeves von 1934. Sogar die Einleitung mit der lyrischen Flötenmelodie wird als Vor- Nach- und Zwischenspiel vom Chor vokalisiert. Ward the Pirate ist eine Ballade um 1680 und handelt von John Ward, der angeblich wirklich um 1600 gelebt hat und Pirat wurde. Um die Karriere selbst ranken sich natürlich viele Legenden und diese Ballade besingt den wagemutigen Kapitän, seine rauen Beutezüge und schildert heroisch, wie Ward sogar das beste Flaggschiff des Königs in die Flucht schlägt. Dieses Arrangement Vaughan Williams für Männerstimmen entstand 1918 und hebt den heroisch-kräftigen Charakter des Stücks dadurch hervor, dass die Stimmen fast nie versetzt erklingen, sodass ein starker gemeinschaftlicher aber auch schlichter Eindruck entsteht. Ca the Yowes ist eine schottische Ballade, die 1922 von Vaughan Williams für gemischtes Vokalensemble arrangiert wurde. Nicht nur wegen der schottischen Herkunft sondern auch wegen des musikalischen Charakters liegt ein Vergleich mit dem ergreifenden Loch Lomond nahe. Ebenso wie dieses wurde Ca the Yowes, das vom Treiben der Schafe durch die englische Landschaft handelt, von Vaughan Williams meisterhaft und kunstvoll gesetzt. Fast kein anderes Folksong-Arrangement bietet mit seiner ruhigen und fast melancholischen Melodie die Basis für ein so kunstvolles Arrangement, das sofort die Stimmung eines warmen Sommerabends erweckt. Jede Stimme und sei es noch der kleinste Kontrapunkt scheint sich an melodischer Eleganz überbieten zu wollen. The Unquiet Grave wurde 1950 für Frauenstimmen arrangiert. Hier hört man deutlich Vaughan Williams teils kühle, teils mystische Tonsprache seines Spätwerks, die perfekt zum vertonten Texte pass: Das lyrische Ich kniet an dem Grab seiner zuvor verstorbenen Liebsten und besingt die unsterbliche Liebe. Das Arrangement von The Seeds of Love entstand 1923 für Männerstimmen und ist eine Ballade mit weit reichenden Melodienbögen in typisch angelsächsisch-folkloristischem Gewand. Der Text wird hauptsächlich vom Bariton in der Melodie mit großem Gestus gesungen, während der Chor das harmonische Fundament liefert. Insgesamt ein sehr stimmungsvolles Arrangement. In Early in the Spring schildert das lyrische Ich, wie es im Frühling durch die Landschaft wandert und eine Nachtigall singen hört. Das Arrangement von 1952 ist nur für Frauenstimmen und strahlt einen heiteren Charakter aus. The Turtle Dove schildert die verlorene Liebe, derer das wandernde lyrische Ich gedenkt und in einer Taube entdeckt, die ebenfalls für ein Männchen zu singen scheint. Die anmutige Melodie wird hauptsächlich von dem Bariton vorgetragen, während der gemischte Chor das harmonische Fundament mittels Vokalisen beisteuert, außer der mittleren Strophe, die alleine vom Chor gesungen wird. In An Acre of Land besingt das lyrische Ich das Stück Land, dass es von seinem Vater geerbt hat und das nun aufs neue bestellt wird. Der sehr optimistische Text wird in der lebhaften Melodie zu Beginn von dem Solosopran vorgetragen, während der Chor hauptsächlich den refrainähnlichen Vers Ivy, sing Ivery wiederholt, bis zum Schluss das ganze Ensemble singt. Es folgt ein weiteres Arrangement von Bushes and Briars für Männerstimmen. Hier arrangierte Vaughan Williams immer besonders die ersten Zeilen anders und dadurch, dass die Stimmen bei einem Männerensemble natürlich dichter beieinander liegen als bei einem gemischten Ensemble kommen hier die reichhaltigen Vorhalte noch besser zum Ausdruck, dafür verliert es durch den kräftigen Klang der Männerstimmen ein bisschen von der lieblichen Atmosphäre, die die Frauenstimmen in dem vorherigen Arrangement beigetragen haben. Die CD schließt mit einem Arrangement des Wassail-Songs nur für Männerstimmen. An der Stimmführung oder dem Satz wurde allerdings nichts geändert. CD 23 widmet sich den Folksong-Arrangements für Solostimme mit Klavierbegleitung und eröffnet mit fünf Volksweisen aus Ostanglien. In The Captains Apprentice erzählt ein Kapitän, wie er einen armen Jungen als Matrosen auf sein Schiff nimmt und dieser in seinen Diensten stirbt. Das sehr melancholisch geprägte Lied wird anfangs nur von der Solostimme vorgetragen, bevor das Klavier einige zarte Arpeggien und blockhafte Akkorde beisteuert. Der Text wurde ursprünglich mit The Cruel Ships Captain übertitelt. Das optimistische As I walked out handelt von einem Geliebten, der seine Geliebte verlässt. Es folgt ein drittes Arrangement von Bushes and Briars, dieses Mal für Solostimme und Klavier. Auch wenn die wundervolle Melodie nichts von ihrer tiefen Innigkeit verloren hat und die Hamronien des Klaviers ihr einen tollen Anstrich geben, so bleiben doch die Vokalensemble in ihrer Wrikung noch ein Stück weit stärker. In Geordie klagt eine Frau um ihren zu Unrecht verurteilten Mann. Also bricht sie auf, um am Hofe des Königs um das Leben ihres Geliebten zu retten, doch sie trifft zu spät ein: Geordie wurde bereits gehenkt. Das letzte Lied handelt von einem jungen Recken, der mit 18 On Board a Ninety-Eight anheuert und viele Abenteuer und Seeschlachten besteht, bis er schließlich selbst 98 Jahre alt ist. Schon bei den ersten Takt wird klar, dass diese traditionelle Melodie Vaughan Williams mehr als nur eine Inspiration für die Melodie von The Roadside Fire aus House of Life war. Es folgen drei Lieder aus Wessex. The Ploughman handelt von einem Pflüger. Das sehr heitere Lied erzählt von dem glücklichen Ackermann und preist das erfüllte Leben des einfachen Landmannes. The Brewer dürfte mit 00:25 das kürzeste Stück in dem Schaffen Vaughan Williams überhuapt sein und erzählt kurz von einem Bierbrauer. Das neckische Rolling in the dew beschreibt den Dialog eines Seemannes mit einem Milchmädchen. Die beiden weihnachtlichen Weisen The Truth from Above sowie Joseph and Mary sind schon aus der geistlichen Chormusik bekannt und sind hier noch einmal für Solostimme und Klavier arrangiert. Als dritte im Bund erklingt The Saviours Love, ebenfalls ein Weihnachtslied. Durch die kammermusikalische Besetzung verlieren die Lieder ihren geistlichen Charakter, der durch den Chor und die Orgel sehr deutlich wurde und bekommen einen bodenständigen und häuslichen Charakter verliehen. Es folgen drei französisch-sprachige Volksweisen: Reveillez-vous, Piccars, Chanson de quête und das geistliche Ballade de Jésus Christ. Besonders das schwungvoll arrangierte Reveillez-vous, Piccars mit der kraftvollen Klavierbegleitung gehört zu meinen absoluten Favouriten aus diesem Genre. Als nächstes folgen vier Volksweisen aus Newfoundland: Shes like the swallow, The Morning Dew, The Maidens Lament und The Cuckoo. Sämtliche Weisen sind von schlichter Natur handeln von unglücklicher Liebe. Vaughan Williams fing den melancholischen Charakter der vier Lieder perfekt ein, in dem er dem Klavier wundervolle zarte und zerbrechliche Begleitungen schrieb, die wie die Gesangsmelodie von schlichter, aber ergreifender Schönheit sind und diese Lieder so zu einem gefüflvollem Hörerlebnis werden lassen. Die folgenden zwei Lieder wurden für Solostimme und Violine geschrieben und erinnern also von der Besetzung ein wenig an die Ten Blake Songs. The Lawyer ist von sehr fröhlichem Charakter und erinnert von der hüpfenden Rhythmik sehr an andere typische irische Volksweisen, wobei die Violine den bäuerlich-volkstümlichen Anstrich hervorhebt. Searching for Lambs handelt von einem jungen Schäfer, der früh morgens zu seiner Weide unterwegs ist und ein hübsches Mädchen trifft, in das er sich verliebt. Das Lied erinnert von der Melodieführung ein bisschen an Bushes and Briars und Ähnliche und ist somit ein klassisches englisches Volkslied von ruhigem pastoralen Character, der von der sehr Violine mit sehr lang anhaltenden schweifenden Melodienbögen unterstrichen wird. How cold the wind doth blow entpuppt sich als neues Arrangement von The Unquiet Grave, dass wir zuvor schon auf CD 22 in einer Version für Frauenchor hörten. Dieses Arrangement für Klavier, Violine und Solostimme betont weniger den mystisch-kühlen Aspekt der geschilderten Situation, sondern betont den tiefen Schmerz des lyrischen Ichs, das am Grabe seiner verstorbenen Geliebten kniet. Den Abschluss macht A Song of Thanksgiving, eine Komposition für Sopran, Sprecher, Orgel, gemischten und Knabenchor sowie ein sehr große Orchester (mit jeweils sechs Trompeten und Klarinetten). Dieses Werk wurde 1944 in Auftrag gegeben und am 13. Mai 1945 gesendet. Ursprünglich sollte das Stück sogar Thanksgiving Victory heißen, da klar war, dass die Deutschen den Krieg definitiv verlieren würden. Vaughan Williams fand es befremdlich, das Stück zu schreiben, während der Krieg noch in vollem Gange war und wählte seine Texte daher sehr sorgfältig. Hierzu wählte er einige Passagen aus der Bibel, einen Auszug aus der achten Szene des vierten Akts von Henry V von Shakespeare sowie Auszüge aus dem Fantasyroman Puck of Pooks Hill von Rudyard Kipling. Das Stück wird von einer kräftigen Trompetenfanfare eröffnet, die vom Solo-Sopran aufgenommen und mit den Worten Blessed art thou, O Lord God of our fathers and to be praised and exalted above all forever. Weiterführt. Noch einmal erklingt die Fanfare und erneut antwortet die Sopranistin, bevor jetzt die Orgel erklingt und der gesamte Chor in den Lobgesang einfällt. Schließlich setzt auch noch das Orchester ein, bevor der Sprecher über die nun etwas zurückhaltende Musik mit dem Chorgesang seine Stimme mit dem Satz The spirit of the Lord is upon me, because the Lord has anointed me to proclaim liberty to the captives and the opening of the prison of them that are bound, to comfort all that mourn; erhebt. Es wird allgemein spekuliert, ob Vaughan Williams mit den Gefangenen auch auf die Häftlinge in den damals noch einer großen Bevölkerungsschicht unbekannten Konzentrations- und Arbeitslagern hindeutet. Schließlich schwillt die Musik wieder an und es folgt eine weitere, von gesprochenen Sätzen durchzogene, Chorpassage mit opulenter Orchesteruntermalung bis schließlich der Knabenchor mit Land of our birth, we pledge to thee our love and toil in the years to be. Den letzten Teil des Werks einläutet: Eine durchweg sehr noble immer mehr anwachsende Hymne mit einem vor Patriotismus triefendem Text, der schließlich auch vom gemischten Chor gesungen wird und das Werk mit Pomp und Gloria beschließt. Mahne Vaughan Williams einige Jahre zuvor schon mit Donna nobis pacem vergebens, so behielt er wenigstens dieses Mal Recht, dass die Unterdrückung enden und der lange Frieden in Europa einziehen sollte. Insgesamt handelt es sich aber um ein Auftragswerk mit propagandistischer Funktion und somit ist dieses Werk trotz der kompositorischen Raffinesse von sehr überladenem und pompösem Charakter. So strahlt A Song of Thanksgiving 15 Minuten puren Optimismus und Patriotismus aus wobei die ganz wichtigen Sätze zum besseren Verständnis nochmals vom Sprecher zitiert werden. Insgesamt sind solche aufgeblasenen Töne für heutige Hörer ein wenig befremdlich aber in Anbetracht der damaligen Situation schrieb Vaughan Williams genau das, was man von ihm erwartete und was er vielleicht auch selbst empfand. Das 1957 entstandene Epithalamion ist eines der jüngsten Werke Vaughan Williams in dieser Sammlung und ist bis heute zu unrecht sehr unbekannt. Epithalamion bedeutet übersetzt soviel wie Brautlied und war in der Antike ein meist chorisch vorgetragenes Gedicht zur Hochzeitsfeier. Dieses Werk basiert allerdings auf einem Epithalamion Edmunds Spensers (1552-1599) und wurde mit Flöte, Klavier, Streichorchester, Bariton und gemischtem Chor besetzt. Vaughan Williams kürzte den gewaltigen Text Spensers an einigen Stellen um ganze Strophen und teilte das Gedicht in elf liedartige Nummern auf, die aber ineinander übergehen, und somit ein einsätziges Stück bilden: The Prologue, Wake now, The Calling of the Bride, The Minstrels, Procession of the Bride, The Temple Gates, The Bell Ringers, The Lover's Song, The Minstrel's Song, Song of the Winged Loves, und Prayer to Juno. Der Text schildert den kompletten Ablauf eines Hochzeitstags von dem Zurechtmachen der Braut über die Zeremonie bis hin zu den nachmittäglichen Festlichkeiten und der lang ersehnten Hochzeitsnacht. Wie in dem antiken Theater übernimmt auch hier der Chor die schildernde und kommentiere Funktion, während der Bariton den Bräutigam repräsentiert. Insgesamt ist das Werk dank seiner sehr weichen Instrumentierung durchweg von heiterem Charakter. Natürlich greift Vaughan Williams während der Tanzszene wieder einmal auf typisch folkloristische Elemente zurück, aber auch das wundervolle Liebeslied des Bräutigams, der Lobgesang des Chores sowie der herrlich lyrische Einsatz der Soloflöte sind einige von vielen wundervollen Momenten, die so dicht bei dicht aufeinander folgen, dass dieses Werk ein wahrhaft erfüllendes Hörerlebnis bildet. Es folgt die einaktige Oper Riders to the sea von 1927, deren Libretto auf dem gleichnamigen Stück des irischen Autors John Millington Synge, dessen Text Vaughan Williams nahezu Wort für Wort übernahm. Die Oper spielt in dem bescheidenen Wohnraum einer Fischerfamilie, in dem Nora und Cathleen, die Schwestern von ehemals sechs Brüdern erfahren, dass eine Leiche an der Küste angeschwemmt wurde. Sofort befürchten sie, dass es sich um Michael, ihren zweitjüngsten Bruder handeln könnte und versuchen, die Kunde vor ihrer Mutter Maurya geheim zu halten. Diese versucht gerade Bartley, ihren jüngsten Sohn davon abzubringen, nach Galway zu reiten und dort Pferde zu verkaufen, da sie die See fürchtet und Bartleys Weg an der Küste entlang läuft. Als sich Bartley im Streit verabschiedet, bitten die Schwestern ihre Mutter, Bartley zu folgen und ihm ihren Segen für die Reise zu geben. Während Maurya außer Haus ist, erhalten Nora und Cathleen die Kleidung des Ertrunkenen und haben nun Gewissheit, dass es sich um Michael handelt. Maurya kehrt zurück und behauptet, sie habe den Geist Michaels auf einem von Bartleys Pferden gesehen. Schließlich erreichen einige Dorfbewohner das Haus und bringen der trauernden Witwe auch noch die Leiche ihres jüngsten Sohnes. Bartely ist nämlich vom Pferd in die See gefallen und ertrunken. Der Vorhang fällt nach Mauryas Klagelied. Da das Stück nur aus einer Szene zu bestehen scheint ist auch die Laufzeit der Oper überdurchschnittlich kurz. So dauert eine Aufführung in der Regel grob 40 Minuten. Vaughan Williams verzichtet bei diesem Werk komplett auf den Einsatz von folkloristischen Elementen, sondern erzeugt durch den ständigen Wechsel von dur-moll-Harmonien eine ständige Unruhe. Außerdem fordert die Partitur eine Mee-Maschine ein, die wie später bei der Sea Symphony die Windmaschine eine bedrohliche Atmosphäre erzeugt. Auch bei der Textvertonung geht Vaughan Williams sehr modern vor, sodass es sich eher um eine Art Sprechgesang im Stile der frühen Straussopern handelt. Nach wirklich melodischen Stellen sucht man hier vergeblich und genau das tut dem tragischen Stück äußerst gut. CD 25 und CD 26 enthalten die Oper Hugh the Drover in zwei Akten nach dem Libretto von Harold Child. Vaughan Williams arbeitete mehrere Jahre vor und nach dem ersten Weltkrieg an dem Stück, bevor es schließlich am 4. Juli 1924 uraufgeführt wurde. Im Gegensatz zu den schaurigen drei Jahre später komponierten Riders to the sea ist dieses Werk ein Musterbeispiel für Vaughan Williams Einsatz von Volksliedern und folkloristischen Themen und Melodien in seiner Musik. Die im Cotswolds des Jahres 1812 angesiedelte Handlung ist schnell erzählt: Die schöne Junge Mary, Tochter eines Wachtmeisters, soll den grobschlächtigen Schlachter John heiraten, doch sie begegnet bei einem Wiesenfest dem Viehtreiber Hugh und verliebt sich sofort in ihn. Schließlich eröffnet ein Schausteller einen Kampf, in dem sich zwei Männer des Dorfes herausfordern sollen. Der Schlachter John meldet sich und auch Hugh stellt sich zum Kampf, allerdings nur, wenn der Gewinner auch die schöne Mary bekommt. John sagt siegessicher zu, aber verliert. Aus Rache bezeichnet er Hugh als einen Spion Napoleon Bonapartes, sodass dieser festgenommen wird. In der Nacht jedoch stiehlt Mary die Schlüssel ihres Vaters, um Hugh aus dem Vorratsspeicher zu befreien. Doch bevor sie fliehen können, hören sie John, der die beiden entdeckt und Mary verstößt. Zu allem Unglück hört Marys Vater den Tumult und enterbt seine Tochter. Da trifft auch schon ein Trupp Soldaten ein, um Hugh abzuholen, doch der Kommandant erkennt den Viehtreiber, der ihm vor einiger Zeit einmal das Leben rettete. Hugh kommt also frei, während John für einen Soldaten gehört und abgeführt wird. Mary und Hugh gestehen besingen ihre gemeinsame Zukunft. Vaughan Williams fing die ländliche Stimmung perfekt ein, indem er besonders im ersten Akt während des Wiesenfestes sehr viele volksliedhafte Themen und Melodien einführt, sodass die Oper auch auf CD leicht zu verfolgen ist. Dieser Effekt wird auch durch sehr viele reine Chorpassagen und den sehr liedhaften Charakter der einzelnen Nummern verstärkt, erst im zweiten Akt in der Nacht wird fast nur noch solistisch gesungen. Insgesamt ein sehr heiteres und absolut zu empfehlendes Werk, wenn man schon den orchestralen ländlichen Vaughan Williams mochte. CD 27 und CD 28 enthalten die von 1924-28 entstandene Oper Sir John in Love, die auf Den lustigen Weibern von Windsor von Williams Shakespeare beruht und auf der schon Verdis Falstaff basierte. Hier geht es um den schelmischen, aber mittellosen Edelmann Sir John Falstaff, der zwei Frauen aus den besten Familien Windsors Liebesbriefe schreibt, um an deren Vermögen zu kommen. Doch die Frauen kommen dahinter und wollen Falstaff eine Falle stellen, indem die eine so tut, als würde sie auf die Affäre eingehen. Doch auch ihr Mann hat unabhängig von Falstaffs Spiel erfahren und misstraut seiner Frau, sodass auch er Falstaff aber auch seine Frau ertappen will. Das führt natürlich zu vielen Verwicklungen, die sich nachher natürlich zum Guten hin auflösen. Auch hier bedient sich Vaughan Williams vieler traditioneller englischer Melodien. Besonders Greensleeves taucht hier in einer Schlüsselfunktion und als Zwischenspiel zwischen dem dritten und vierten Akt. Insgesamt ist diese Oper aber um einiges solistischer und fragmentarischer als der sehr liedhafte und chorlastige Hugh, sodass Vaughan Williams ein Jahr später sechs sehr eingängige Passagen für Chor und Orchester für die Suite In Windsor Forest arrangierte. CD 29 und CD 30 enthalten eines der interessantesten Werke überhaupt: Die Oper The Pilgrims Progress, basierend auf dem gleichnamigen Buch John Bunyans, das als das wichtigste Werk der englischsprachigen religiöser Literatur überhaupt wurde und seit seinem Erscheinungsjahr 1678 nicht bis heute nicht einmal vergriffen war. Vaughan Williams lag sehr viel an diesem Werk und komponierte an dieser Oper von 1909-1951, sodass man hier in einem Werk die größte Bandbreite über Vaughan Williams Schaffen hat, da er auch hier eine sehr frühe Oper The Sheperds schließlich in The Pilgrims Progress einarbeitete und aus seinem mittleren und Spätwerk auch die (gemäßigten) modernen Elemente vertreten sind. Das Werk handelt von einem ratslosen Pilger, der eine schwere Last trägt und dem ein schwerer Weg bevorsteht, doch wenn er diesen beschreitet und mehrere Abenteuer wie einen Kampf gegen Apollon besteht, dann kommt er in die heilige Stadt. The Pilgrims Progress ist in der Tat ein spannendes und interessantes Werk mit vielen interessanten musikalischen Einfällen. Insgesamt kommt die Musik um einiges kühler daher, als man es bei Vaughan Williams gewöhnt ist, aber die jeweilige Stimmung der einzelnen Stationen des Pilgers wird perfekt eingefangen. Natürlich bediente sich Vaughan Williams bei dieser Gelegenheit schon gleich in der Ouvertüre traditionellen Kirchenmelodien, die er in seine meisterhaft abwechslungsreiche Partitur einflocht. Ein besonderer Höhepunkt ist zudem die zweite Hälfte von CD 30, denn hier kann man noch einige Mitschnitte hören, bei denen Sir Adrian Boult während der Proben zu hören ist. Insgesamt stellt sich nach 30CDs und über 34 Stunden Vaughan Williams jedoch letztendlich die unausweichliche Frage: Lohnt sich die Anschaffung dieses Sets? Und hier muss ich nach kurzer Überlegung antworten: Ja, definitiv! Wenn man bedenkt, dass man in Anbetracht der momentanen Preise bei einigen Anbietern weniger als 1,50 Euro pro Scheibe zahlt und viele der in der Box enthaltenen CDs vor über 15 Jahren das letzt Mal auf dem Markt und mittlerweile hoffnungslos vergriffen sind lohnt sich die Anschaffung auf alle Fälle. Für den Vaughan-Williams-Liebhaber gibt es eine Bandbreite an äußerst unbekannten Werken, der Gelegenheitshörer kann bei jedem Hörerlebnis ein neues Werk entdecken, doch allerdings hat diese Set auch seine Schattenseiten und derer gibt es leider mehr als bei vielen anderen Boxen. Da wären zum einen die Klangqualität und die Interpretation diverser Werke. Die Box enthält eine Zusammenstellung aller Vaughan-Williams-Alben, die je unter EMI erschienen sind. Allerdings wurden diese Aufnahmen nur zu ihrem ersten Erscheinen auf CD (teilweise Anfang der 90er) digital überarbeitet, nicht aber für die neue Auflage, sodass besonders viele Chorwerke recht dumpf und teils recht schwammig klingen. Fast alle Aufnahmen leiden unter einem gewissen Grundrauschen, was sich in den von Klavier begleiteten Solostimmen bei den zarten Liedern besonders als störend entpuppt. Außerdem handelt es sich bei den gewählten Aufnahmen nicht immer um die beste Interpretation (anders z.B. als bei der DGG-Mahler-Box, wo man mit Absicht besondere Aufnahmen zusammenstellte), was besonders bei den Symphonien verwundert, denn die Aufnahmen unter Bernard Haitink sind um einiges frischer, dynamischer und wurden auch bei EMI verlegt. Wer also durch diese Box gefallen an den Symphonien gefunden hat, sollte sich unbedingt die Haitink-Aufnahmen zulegen. Des Weiteren wurden hier einfach alle Alben in der urpsrünglichen Zusammenstellung in einer Box verpackt, was zur Folge hat, dass meinetwegen von Bushes and Briars drei verschiedene Fassungen und Aufnahmen enthalten sind. Das ist zwar im direkten Vergleich ganz nett, aber zugegebenermaßen fehlen dafür auch einige sehr wichtige Werke wie z.B. das Frühwerk Willow-Wood für Bariton, Frauenstimmen und Orchester, um das sich Vaughan Williams zu Lebzeiten selbst sehr bemühte, das aber erst von Naxos erstmals veröffentlicht wurde. Wirklich ärgerlich ist jedoch das Booklet. Dass die CDs in Papiertüten daherkommen ist ja mittlerweile schon längst Usus, aber das Booklet ist nicht nur mager und enthält nicht einmal einen Einleitungstext, nein, es geizt auch noch mit wichtigen Informationen! So steht zwar immer der Titel da, der Interpret und auch die Laufzeit, nicht aber das Entstehungs- oder Veröffentlichungsdatum der jeweiligen Werke. Gehe ich also als Unwissender an diese Box heran habe ich keine Ahnung, in welcher Phase Vaughan Williams das jeweilige Werk überhaupt schrieb. Besonders fürchterlich ist auch das ständige Weglassen von Libretti und Texten. Sämtliche Lied-Texte musste ich mir ergoogeln und erlesen. Um The Pilgrims Progress anständig hören zu können, musste ich den Klavierauszug ausleihen und Hugh the drover oder Sir John in Love konnte ich anhand wager Inhaltsbeschreibungen im Internet verfolgen. Ich hätte da lieber ein paar Euronen mehr bezahlt und hätte dafür die Original-Booklet-Texte der alten Ausgaben ebenfalls mit in der Box gefunden als diese bloße Liste von Werktiteln und Interpreten. Insofern ist es schon richtig, dass Emi sich wie fast kein anderes Label um Vaughan Williams bemüht, das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass es sich bei dieser Box mehr oder weniger um ein recht lieblos und schnell zusammengeschustertes Produkt handelt, das auch viele der wichtigsten Werke erst in der zweit- oder sogar nur drittbesten Interpretation enthält. Nichts desto trotz handelt es sich trotz aller Abstriche um eine lobenswerte Veröffentlichung, denn dieser Komponist ist einfach viel zu wenig präsent in den hiesigen Konzerthäusern und CD-Läden. Außerdem liegen wirklich wichtige Werke wie das Epithalamion auch nur in dieser einen Einspielung vor. Ich kann diesen vielseitigen Komponisten nur jedem empfehlen, denn er hat es geschafft, auch nach der Spätromantik eine eigenständige Tonsprache innerhalb der tonalen Grenzen zu finden und dabei auch einen kompletten Nationalstil zu prägen. Meine Empfehlungen für einen Vaughan-Williams-Einsteiger daher: - Sämtliche Symphonien - Songs of Travel (1901-04) - The House of Life (1903) - Norfolk Rhapsody Nr.1 (1906) - The Wasps (1909) - Fantasia on a Theme by Thomas Tallis (1910) - The Lark Ascending (1914) - English Folksong Suite (1923) - Hugh the Drover (1924) - Flos Campi (1925) - Klavierkonzert in C-Dur (1926) - Hiob (1930) - Five Tudor Portraits (1935) - Dona Nobis Pacem (1936) - Serenade to Music (1938) - Five Variants of Dives and Lazarus (1939) - Streichquartett Nr.2 - Fantasia (Quasi Variation) on the Old 104th Psalm Tune (1949) - Romance (1951) - The Pilgrims Progress (1951) - Konzert für Tuba und Orchester (1954) - Epithalamion (1957)
  2. Bei mir fast täglich in den letzten anderthalb Monaten: Vaughan Williams Collcectors Edition Vaughan Williams Collcectors Edition Vaughan Williams dürfte einer der einflussreichsten und Komponisten Großbritanniens sein. Dies mag zum einen an der beträchtlichen Zeitspanne seines Wirkens liegen (Williams lebte von 1872 bis 1958), zum anderen weil seine Musik aber durch und durch britisch klingt. Vaughan Williams erste veröffentlichte Stücke waren hauptsächlich Lieder oder kleinere kammermusikalische Werke, bis schließlich die gewaltige Sea-Symphony für großes Orchester, Chor und Gesangssolisten nach Texten des amerikanischen Poeten Walt Whitmans entstand. Vaughan Williams war Zeit seines Lebens Sammler und Liebhaber von englischer Volksmusik und sammelte hunderte von alten Melodien, Tänzen und Volksliedern, von denen viele auch in dem Werk des großen englischen Komponisten zu finden sind und die ihm immer wieder auch zur Inspiration eigener Themen dienten. Man kann das Schaffen Vaughan Williams in drei Phasen unterteilen. So ist der Einfluss von englischer Volksmusik besonders in dem ersten Drittel des Schaffens Vaughan Williams sehr präsent. Zum Ende dieser Schaffensphase wurde die Musik allerdings um einiges harscher, aggressiver und spannungsvoller. Dies kündigt sich z. B. in der Ballettmusik Job oder dem sehr perkussiven Klavierkonzert in C-Dur an und gipfelt schließlich in der vierten Symphony, die das Publikum sowie die Kritik verwirrten. Mit diesem gewaltigen Schlag schien sich die Spannung in Vaughan Williams Werk allerdings zu lösen und es entstanden sehr viele Werke mit lyrischem Einschlag, bevor sich der Komponist nicht nur einem relativ neuem Medium - dem Film - widmete, sondern auch experimentierfreudig in Bezug auf ungewöhnliche Besetzungen war und seine Tonsprache einige wenn auch gemäßigte Modernismen aufwies. Vaughan Williams hinterließ insgesamt neun Symphonien, die sich in Bezug auf kompositorisches Können und orchestrale Vielfalt nicht hinter denen Schostakowitschs verstecken müssen, eine beachtliche Sammlung von Volksliedarrangements, mehrere Filmmusiken, viele geistliche Chorwerke, Solokonzerte, zwei Streichquartette und mehrere Liederzyklen. Hierzulande wird Vaughan Williams leider viel zu wenig beachtet oder aufgeführt und noch lange sind nicht all seine Werke veröffentlicht worden. Trotzdem nahm sich besonders EMI immer wieder dieses vielfältigen und wichtigen Komponisten an und veröffentlichte zu seinem 50. Todestag 2008 die komplette Vaughan Williams Diskographie von EMI allerdings KEIN Gesamtwerk. Auf den ersten CDs finden sich die neun Symphonien in den Einspielungen des Royal Liverpool Orchestras unter Vernon Handley, die an Abwechslungsreichtum kaum zu überbieten und einen der vielseitigsten Symphoniezyklen des 20. Jahrhunderts sein dürften. CD 1 wird komplett von der 1909 fertig gestellten Sea Symphony gefüllt. Dieses Werk hält sich zwar von außen gesehen an die traditionelle Viersätzigkeit der Symphonie, ist aber Werk von solcher großer Energie und Kraft, wie es kaum wieder bei einem Werk Vaughan Williams der Fall sein sollte. Der Texte des gemischten Chors und der beiden Gesangssolisten (Sopran und Bariton) basiert auf Gedichten Walt Whitmans, der in Vaughan Williams Generation sehr beliebt besonders wegen seiner Freiheit in Bezug auf das Versmaß und die Metren war. Es ist unschwer zu erahnen, wie vertraut Vaughan Williams mit den zu vertonenden Texten gewesen sein dürfte, da er die unregelmäßigen Verse fast mühelos in Einklang mit dem schwelgerischen Orchesterklang bringt. Schon der erste Satz eröffnet mit einer kräftigen Fanfare der Trompeten, bevor das gesamte Orchester mit einem gewaltigen Schlag mit einstimmt und die Masse und Weite der Ozeane gekonnt vor das geistige Auge des Rezipienten führt. Wie so oft bei Vaughan Williams singt entweder der vollständige Chor oder er dient als Echo für die zuvor von den Solisten gesungenen Zeilen. Selten legt Vaughan Williams zwei verschiedene Texte übereinander. Die von Whitman vertonten Gedichte wurden dem Sammelband Leaves of Grass entnommen. Für den ersten Satz griff Vaughan Williams auf die beiden Gedichte Song of Exposition und Song for all seas, all ships zurück, sodass hier besonders die mutigen Seemänner geehrt werden und ist auch musikalisch von sehr zuversichtlichem und heroischem Charakter. Vaughan Williams zieht hier alle Register und nutzt seinen großen Orchesterapperat sowie die zahlreichen Chorsänger und die Solostimmen, um die Zuversicht und den Wagemut der besungenen Seeleute entsprechend zu vertonen. Der zweite sehr ruhige, fast schon stellenweise meditative Satz, beruht auf dem Gedicht On the beach at night alone und stellt den Menschen als kleines Element eines riesigen Ganzen dar. Das lyrische Ich gesungen vom Bariton steht abends alleine am Strand und betrachtet das gewaltige Himmelszelt. Besonders häufige Tonrepetition des Gesangs machen die sehr in sich ruhenden Athmosphäre des Satzes aus. Der dritte Satz, ein sehr polyphones und quirliges Scherzo beschreibt die gewaltigen Wassermassen und deren stete Bewegung in riesigen Wellen und schäumender Gischt. Hier singt nur der Chor, um den massigen Effekt zu erhöhen und das Orchester in stets wechselnder Orchestrierung und Klangfarben. Der Text beruht auf Whitmans Gedicht After the seaship und ist das einzige vollkommen ungeänderte Gedicht in dem gesamten Text der Symphonie. Der letzte Satz ist eine Vertonung des Gedichts Passage to India und deckt als längster und abwechslungsreichster Satz die gesamte Spannbreite des Textes von der Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies bis hin zu dem Aufbruch des lyrischen Ichs in die unbekannte Weite der Ozeane. Hier singen vor Allem zum Schluss des Satzes die beiden Solostimmen in einen wundervollen Dialog, bis sich die Musik immer weiter zu entfernen scheint und die hohen und sehr leisen Streicher an entferntes Wellenrauschen erinnern, bevor diese großartige und gewaltige Symphony verklingt. Auf CD 2 folgt zuerst die London Symphony, die als zweite Symphony gilt und auch den Beinamen Symphonie eines Londoners trägt. Fertig gestellt wurde dieses Werk 1913 und weist auch deutlich impressionistische Züge auf. Vaughan Williams verzichtet hier auf die menschliche Stimme und somit stand dem Komponisten kein Leitfaden mehr an Hand eines Textes zur Verfügung. Stattdessen beschreibt Vaughan Williams mit jedem Satz die Stimmung in einem bestimmten Londoner Viertel, sodass einem gleich im ersten Satz von der Harfe Big Ben entgegen klingt, bevor nach einem sehr ruhigen Streicherteil ein gewaltiges aufreibendes Thema erklingt und der erste Satz voll in Fahrt kommt. Der zweite Satz ist ein wundervolles Adagio und beschreibt die Stimmung am Bloomsbury Square an einem Novembernachmittag. Besonders das wundervolle Oboenthema und das herrliche Hornmotiv zählen zu den Höhepunkten dieses gefühlvollen Satzes. Im recht heiteren Scherzo bringt Vaughan Williams seine Eindrücke am Strand der Westminster Abbey zum Ausdruck und das Finale mit dem recht zackigen Marschrhythmus wurde von den letzten Kapiteln des Romans Tono-Bungay von H.G. Wells inspiriert. Wie dem auch sei, Vaughan Williams wies ausdrücklich darauf hin, dass die Symphonie Stimmungsbilder beschriebe, nicht aber einem programmatischen Ablauf folge. Die zweite Hälfte der CD 2 wird dann von der achten Symphonie bestritten, die von 1953-55 entstand und an der besonders die Instrumentierung interessant ist. So wird der erste Satz von dem vollen Orchester bestritten und ist sehr farbenreich instrumentiert. Der zweite Satz ist ein lustiges Scherz, das nur von den Bläsern des Orchesters bedient wird. Besonders hübsch sind hier die langsam trottenden tiefen Bläser während des Trios. Der dritte Satz ist ein sehr ruhiges Adagio, das nur von den Streichern bestritten wird, während in dem recht heroischem Satz wieder das ganze Orchester zum Einsatz kommt, dieses Mal um eine sehr großes Schlagwerksektion bereichert wie Gongs, Vibraphon und Röhrenglocken. CD 3 eröffnet mit der 1921 fertig gestellten Pastoral Symphony und ist im Gegensatz zu den beiden voran gegangenen Symphonien durchgängig von sehr ruhigem Charakter. Besonders interessant ist die sehr lange Trompetenkantilene im zweiten Satz, die Vaughan Williams in Anlehnung an einen Trompeter im ersten Weltkrieg schrieb, der gerade ein Signal übte. Daher soll der Trompeter das Instrument ohne den Einsatz der Ventile spielen, um noch mehr den Signalcharakter hervorzuheben. Die Kantilene selbst wurde also nur für die Naturtöne der Trompete geschrieben und die Septime erinnert an die noch nicht sauber gespielte Oktave eines Übenden. Der letzte Satz greift ein Thema aus dem ersten auf, das dieses Mal nur von einer Sopranistin über einen lang anhaltenden Paukenwirbel vokalisiert wird und durch den sehr pentatonischen Melodieverlauf ebenfalls ein sehr natürliches Gefühl erweckt. Es folgt die von 1931-34 geschriebene vierte Symphonie, die sich von der dritten kaum mehr unterscheiden könnte. In einer guten halben Stunde erleben wir Vaughan Williams so aggressiv, so stürmisch und brutal wie nie zuvor. Vaughan Williams soll die Symphonie komponiert haben, nachdem er die Beschreibung einer typischen modernen Symphonie gelesen habe und entschloss, so ein Werk zu schreiben. Später schrieb er Ich weiß nicht, ob sie mir gefällt oder nicht, es war halt genau das, was ich zu dem Zeitpunkt wollte. Noch später hieß es an einen Brief an einen Freund, dass er das Werk nun nicht mehr möge, allerdings ist die vierte Symphonie die einzige Symphonie, die Vaughan Williams selbst für eine Schallplattenaufnahme dirigiert. CD 4 wird von dem 1944 komponierten Oboenkonzert in a-moll und ist ein durch und durch sehr leicht zu hörendes und zu verfolgendes Stück, dessen Themen hauptsächlich von alten Volksliedern zumindest inspiriert wurden. Es folgt die 1938-1943 entstandene fünfte Symphonie, auf die viele nach der äußerst aggressiven vierten gespannt waren und als das sehr ruhige Stück schließlich seine Uraufführung hatte, ging man davon aus, der Komponist habe seinen künstlerischen Frieden zurück gewonnen. Diese Symphonie ist sehr gekonnt mit geschickt übereinander gelegten an sich recht simplen Motiven gearbeitet. CD 5 beginnt mit der 1944-47 entstandenen sechsten Symphonie, die auch oft als Vaughan Williams Kriegssymphonie bezeichnet wurde. Nach drei äußerst lauten und brutalen Sätzen von einer fast durchgängig aggressiven Tonsprache folgt ein sehr leises Finale, in dem sämtliche Instrumente nur pianissimo spielen. Vom Charakter her sind die ersten drei Sätze der vierten Symphonie sehr ähnlich und viele interpretierten hier den Angriff auf Hiroschima hinein, indem der letzte Satz die tödliche Stille nach den drei Sätze andauerndem atomaren Holocaust darstellt. Vaughan Williams wies derartige Interpretationen erbost zurück und meinte Ich kann nicht verstehen, dass sich niemand vorstellen kann, dass sich jemand hinsetzt und einfach nur ein Stück Musik schreiben will. Es folgt die 1956-57 komponierte neunte Symphonie ein sehr ruhiges Werk, welches von den Kritiken allerdings nicht sehr begeistert aufgenommen wurde, da es sich häufig eines recht kühlen Tonsprache bedient. CD 6 eröffnet mit der Serenade to music, einer gut 13 Minuten langen Serenade für Orchester und 16 Solostimmen, die entweder solistisch oder teilweise auch als kleiner Chor agieren. Der Text basiert auf einem Textauszug aus dem Stück The Merchant of Venice von Williams Shakespeare und beinhaltet eine Diskussion über die Wirkung von Musik. Vaughan Williams schrieb dieses ebenfalls sehr pastorale und stimmungsvolle Stück 1938 für Sir Henry Wood für ein Jubiläumskonzert zum 50. Jahrestag von dessen ersten Konzert. Rachmaninow, der in der ersten Hälfte dieses Konzerts sein zweites Klavierkonzert spielte, soll bei der Serenade to music in Tränen ausgebrochen sein und tatsächlich ist dieses Stück von einer unglaublich gefühlvollen Schönheit und Intensität. Vaughan Williams arrangierte das Stück später noch einmal als Chor- und als instrumentale Orchesterversion, in der eine fast identische Wiederholung einer Strophe gestrichen wurde, da es sich für spätere Aufführungen als schwierig erweisen würde, 16 Solisten zu engagieren. Diese beiden Versionen können auf CD 9 und 11 gehört werden. Als nächstes folgt eine Partita für doppeltes Streichorchester aus dem Jahre 1948 sowie die grandiose Sinfonia Antarctica (1949-53), die auf der Musik zu der Verfilmung zu der gescheiterten Expedition Robert Falcon Scotts in der Eiswüste Scott of the antarctic. Vaughan Williams, der auch in Sachen Filmmusik kein unbeschriebenes Blatt ist, arrangierte hier Teile seiner Filmmusik zu einem beeindruckenden Klanggemälde, das die Unendlichkeit dieser einzigartigen Landschaft direkt vor das Auge des Rezipienten holz. So bäumt sich nach einem relativ langen Vorspiel endlich das erste gewaltige Thema auf und steht für die Naturgewalt an sich aber auch für die große Herausforderung, diese Gegend zu bezwingen. Erbarmungslose Kälte wird durch zart vokalisierende Frauenstimmen, klirrende Metallinstrumente und zarte Celesta- und Glockenspielklänge beschrieben, bevor die Orgel hereinbricht und zwischen gewaltigen Crescendi des gesamten Orchesters majestätisch diese wundervolle Landschaft und die gewaltigen Eismassen charakterisiert. Im kleinen Scherzo ahmt Vaughan Williams mittels der Holzbläser watschelnde Pinguine nach und in dem gefühlvollem vierten Satz werden durch ein sehr einfühlsames Thema die Emotionen der Polarforscher charakterisiert, bevor erneut die erbarmungslose Kälte einsetzt und diese Symphonie still und leise verklingt und den Zuhörer mit einem leichten Schaudern entlässt. CD 7 beginnt mit einer Suite, die Vaughan Williams aus einer ehemaligen Bühnenmusik zu dem Stück The Wasps 1909 arrangierte. Das Stück handelt von Richtern in der Antike, die nach Stunden bezahlt werden und daher endlos belanglose Fälle diskutieren, um mehr Geld zu bekommen. Die Suite zu The Wasps ist ein herrliches Stück. 25 Minuten fährt Vaughan Williams alle möglichen Stilismen auf, um keine einzige Sekunde Langeweile aufkommen zu lassen. So beginnt die Ouvertüre mit einem langen Triller in den Streichern und Hörnern, um die Richter mit ihrem insektenem Equivalent darzustellen, bevor ein äußerst heiteres Thema einsetzt. Sämtliche Themen stammen zwar aus der Feder Vaughan Williams, zeigen aber auch den starken Einfluss der folkloristischen Lieder auf, die der leidenschaftliche Volksmusikliebhaber über Jahre hinweg sammelte. Als Gegensatz zu dem heiteren Hauptthema der Ouvertüre komponierte Vuaghan Williams ein sehr zartes und spätromantisches Thema, bevor wieder das heitere einsetzt und den ersten Satz der Suite zu einem furiosen Finale geleitet. Auch in den folgenden vier kürzeren Sätzen spielt Vaughan Williams mit musikalischer Ironie wie dem erhabenen Pomp des vierten Satzes oder des humoristisch-folkloristischen Anstrichs des dritten Satzes. Insgesamt dürfte besonders die Ouvertüre zu den beliebtesten Orchesterstücken Vaughan Williams zählen, doch auch die anderen Sätze stehen dieser in nichts nach und sollten unbedingt gehört werden. Als kleiner Lückenfüller dient die Kopplung Präludium und Fuge in c-moll für Orchester von 1921, bevor die letzte halbe Stunde dieser CD von dem Klavierkonzert in C-Dur (1926-31) bestritten wird. Hierbei handelt es sich um ein äußerst furioses und interessantes Werk bei dem das Klavier sehr perkussiv eingesetzt wird. Schon gleich zu Beginn stürmen einem gewaltige Akkorde des Klaviers mit schwerer Orchesterunterstützung entgegen, bevor sich ein leicht folkloristisch angehauchtes Thema im Orchester etwas Platz verschafft, aber von einer gewaltigen Kadenz wieder verdrängt wird. Der zweite Satz ist das Kernstück des Konzerts und basiert auf einem Thema des englischen Komponisten Arnold Bax. Hier schimmert auch deutlich Vaughan Williams impressionistische Seite entgegen und man spürt deutlich den Einfluss, den das wenn auch recht kurze Studium bei Ravel auf den Komponisten hatte. Wieder ohne Pause leitet das Blech kräftig das chromatische Thema des dritten Satzes ein, das vom Klavier sofort als Fuge weitergeführt und schließlich auch vom Orchester übernommen wird. Der schonungslose Charakter des Themas wird besonders durch die scharfe Spielweise des Pianisten und die heftig gezupften Streicher hervorgehoben, bis das Thema dann als schwungvoller Walzer erklingt und die Musik plötzlich viel ruhiger wird und das Klavier glöckchenhafte Akkorde spielt, bevor die Musik im Nichts verschwindet. Hindemith sowie Bartok waren von dem Stück sehr angetan und tatsächlich handelt es sich bei dem Klavierkonzert um ein furioses und schonungsloses Stück, das seiner Dicke sehr facettenreich aufgebaut ist und ein unterhaltsames Hörvergnügen garantiert. CD 8 eröffnet nochmals mit dem Klavierkonzert in C-Dur, dieses Mal allerdings in der Fassung für Orchester und zwei Klaviere aus dem Jahre 1946, da wohlmeinende Freunde und Kollegen Vaughan Williams ihm wegen der enormen Herausforderung des Soloparts dazu rieten. Die Form oder den Ablauf des Stücks beeinträchtigte diese Umarbeitung allerdings in keinster Weise, sodass beide Versionen definitiv zu empfehlen sind. In der zweiten Version ist der Klavierpart interessanterweise nicht noch viel dicker als der ohnehin schon fett gesetzte Part der ersten Fassung. Die zweite Hälfte der CD wird von einem weiteren wichtigen Werk dieser Periode bestritten: Job: A Masque for Dancing (1930). Hierbei handelt es sich um eine Ballettmusik zu einer Choreographie basierend auf der biblischen Geschichte um Hiob und um das erste komplett britische Ballett überhaupt. Ursprünglich sollte ja der pariser Impressario Sergei Pavlovich Diaghilev, der auch viel mit Strawinsky zusammen gearbeitet hatte, das Projekt übernehmen, doch der lehnte ab. Allerdings hatte Vaughan Williams die Musik schon für das Pariser Ballett konzipiert, sodass das Orchester viel zu groß für den Orchestergraben des schließlich gewählten Hauses besetzt war, sodass es zu einer konzertanten Uraufführung der Musik kam. Die Musik dauert gut eine Dreiviertelstunde und bildet ein stilistisches Bindeglied zwischen den früheren lyrischen Werken zu der gewaltigen vierten Symphonie, die ja im selben Zeitraum entstand. Besonders interessant sind hier die grotesken Sätze Satans Dance of Triumph mit dem makabren Spiel des Xylophons oder das fanfarenreiche und pompöse Stück Gilliard of the sons of the morning. Insgesamt zeigt sich hier ein sehr vielschichtiges Werk, das von der lyrischen bis zur brutal-grotesken Klangpallette alles enthält und eines der interessantesten und vielseitigsten Orchesterwerke in Vaughan Williams Schaffen überhaupt sein dürfte. CD 9 eröffnet wieder mit der Serenade to Music, dieses Mal in der ursprünglichen Besetzung mit 16 Gesangssolisten. Als weiteres folgt die English Folk Song Suite, wohl eines der bekanntesten Werke Vaughan Williams überhaupt, die 1923 ursprünglich für Blasorchester geschrieben wurde und ein Jahr später orchestriert wurde. Die orchestrale Fassung dürfte auch bekannter sein als die Blasorchesterversion, obwohl allerdings die erste Fassung zum Standartrepertoire eines jeden Blasorchesters zählen dürfte. Der langsamere und pastorale zweite Satz basiert auf dem Song My Sonny Boy und wird von dem heiteren und belebten ersten Satz sowie dem fast schon pompösen Finale, basierend auf diversen Folksongs aus Sommerset, eingerahmt. Ein wirklich tolles Moment in dieser ohnehin sehr nett anzuhörenden Suite ist der zweite Abschnitt des ersten Satzes, als das Blech die Melodie äußerst kräftig intoniert und die Holzbläser und Streicher einen furiosen und wundervollen Kontrapunkt entgegenspielen. Es folgt die Norfolk Rhapsodie Nr.1 von 1906, auf die noch zwei weitere folgen sollten, von denen aber die dritte verschollen ist und die zweite nie aufgenommen wurde. Wie dem auch sei, die erste ist ein sehr tonmalerisches Werk, das dem Zuhörer die pastorale Landschaft Englands vor das geistige Auge ruft. Eröffnet von einem wundervollem und zerbrechlichen Motiv der Violinen und des Holz, gepaart mit den gezupften tiefen Streichern in einem typischen Vaughan Williamschen Gestus kristallisiert sich langsam ein weiteres schwelgerisches Thema hervor, bevor das Orchester einen heiteren folkloristischen Jig anstimmt. Hier fallen alle Instrumente in den schnellen Rhythmus und die belebte Melodie ein, bevor die Musik langsam abklingt und sich wieder das sehr ruhige Anfangsmotiv hervorschält und dieses wundervolle Stück beschließt. Als nächstes folgt die Fantasia on Greensleeves 1934 und wirklich jeder dürfte das Volkslied kennen, auf dem dieses Stück basiert. Vaughan Williams verwendete diese Melodie vorher schon in einer Schlüsselszene in seiner Oper Sir John in Love und theoretisch stellt die hier zu Gehör gebrachte Version eine erweiterte Fassung eines Zwischenspiels dieser Oper dar. Dieses Arrangement ist zwar nichts Besonderes, aber trotzdem schafft Vaughan Williams es, dass uns diese altbekannte Melodie in diesem schwelgerisch-elegischen Gewand voll satter Streicherklänge und sanfter Harfenarpeggien wieder in ihren Bann zieht. Dieses Werk ist ein fantastisches Beipsiel für die Rückbesinnung des Komponisten auf lyrische auf Volksweisen basierende Klänge nach der aufreibenden Periode der vierten Symphonie und des Klavierkonzerts. Es folgt In the Fen Country (1904), ein weiteres frühes und recht unbekanntes Werk, das eben jene Landschaft beschreibt und vom Charakter und Gestus sehr der zwei Jahre später entstandenen Norfolk Rhapsodie ähnelt. Hier eröffnet Vaughan Williams Lieblingsinstrument, die Solo-Viola das Stück und langsam steigen die anderen Instrumente mit ein. Ein sehr fließendes Stück von sehr pastoralem Charakter und 100% früher Vaughan Williams. Den Abschluss bildet ein weiteres recht populäres Werk Vaughan Williams: The Lark Ascending für kleines Orchester und Violine, die mit ihren leicht quirligen und zierlichen Motiven eine auffliegende Lerche beschreibt. Dieses Stück entstand 1914 und zeigt Vaughan Williams wahrscheinlich am deutlichsten von seiner impressionistischen Seite. Die zarten Themen der Violine basieren alle auf pentatonischen Leitern, was den impressionistischen Charakter weiter verstärkt. Hin und wieder schaltet sich die Klarinette mit einigen lyrischen wiederum sehr britisch klingenden Motiven ein, aber insgesamt ist der Charakter des Stücks sehr intim und niemals überschreitet Vaughan Williams hier weder im Orchester, noch in der Violine, die Grenzen eines gesunden Mezzo-Fortes. CD 10 wird von einem weiteren Klassiker eröffnet: Fantasia on a Theme by Thomas Tallis. Dieses Stück entstand 1910 für doppeltes Streichorchester und Streichqaurtett und basiert auf einer Melodie Thomas Tallis (1505-1585). Vaughan Williams war ein großer Liebhaber der englischen Musik der Renaissance und speziell dieses Thema entfaltet in dem lyrisch-romantischem Gewand Vaughan Williams ein ungeahnte Kraft und Schönheit. Ganz zart beginnt der warme Klangteppich des Strichorchester, über den die Celli und Bässe das Thema erst zupfen, bis es dann schließlich voll und warm in den Violen und tiefen Violinen kommt, bis endlich das gesamte Orchester eine ausschweifende Interpretation vorträgt. Nach bereits fünf überwältigenden Minuten beginnt Vaughan Williams, mit dem Material zu spielen und lässt keine Möglichkeit aus, das Material zu variieren. Mal wird das Thema nur angerissen, mal werfen die unterschiedlichen Register es sich wie ein Ping-Pong-Ball zu, bevor das Thema jetzt noch einmal vom Streichquartett vorgetragen wird. Besonders diese wundervolle Melodie einmal in der Solovioline zu hören gleicht einer Offenbahrung, bevor die Musik noch einmal anschwillt und dann voll verklingt. Auszüge dieses Werks sind übrigens in dem Film Master and Commander zu hören. Die darauf folgenden Sea Songs schrieb Vaughan Williams 1923 für Blaskapelle als zweiten Satz der im gleichen Jahr entstandenen English Folksong Suite. Die Sea Songs basieren auf den drei Liedern Princess Royal, Admiral Benbow und Portsmouth und sind im Gegensatz zu der English Folksong Suite zu einem einzigen Satz zusammengefasst, der auch einen deutlicheren Marschcharakter aufweist. 1950 wurde der mittlere Portsmouth von der BBC adaptation von Billy Bunter verwendet und erfreute sich daher in England großer Beliebtheit. Wie die Folksong-Suite wurde auch dieses Werk ein Jahr später vom Komponisten orchestriert. Als weiteres folgt die originale Fassung der English Folksong Suite für Blasorchester und als nächstes hören wir die Vorspannmusik zu dem Film Dawn Patrol. Vaughan Williams komponierte hier einen sehr nobel klingenden und getragenen Satz, während dessen Verlauf die Besetzung immer mehr anschwillt und das Stück schließlich feierlich endet. Besonders der noble Charakter und die farbige Intsrumentierung machen dieses Stück zu einem Leckerbissen und Lust auf die komplette Filmmusik. Die folgenden drei Stücke sind nicht nur im gesamten Schaffen besonders, sondern in der Musikgeschichte allgemein. Da wäre zum ersten das Concerto Grosso aus dem Jahre 1950, in dem das Streichorchester in drei Gruppen aufgeteilt ist: Profis, Fortgeschrittene und Anfänger. Das Stück besteht aus fünf Sätzen, in denen die jeweiligen Gruppen im Fordergrund stehen. Der erste Satz, der auch als Reprise die zweite Hälfte des letzten Satzes bestreitet, ist ein sehr voller und dramatischer Satz, während in dem tänzerischen zweiten Satz das Thema fast nur aus Quarten besteht, die die Anfänger auf den in Quarten gestimmten Instrumenten spielen können, ohne greifen zu müssen, also leere Saiten streichen. Der dritte Satz basiert auf der Tanzform der Sarabande, die im Dreivierteltakt steht und die Betonung nicht wie beim Walzer auf der ersten, sondern der zweiten Zählzeit liegt. Das kurze lyrische Scherzo bildet den kürzesten Satz des Stücks, bevor das Finale vom gleichen Charakter wie der Intrada dieses Werk beschließt. Die Romance ist wahrlich ein Sonderling, denn Vaughan Williams setzte dieses Stück für Streichorchester, Klavier und Mundharmonika! Über die breiten seichten Streicherteppiche intoniert die Mundharmonika fast alle Melodien des Werks und verleiht dem Klang einen gewissen pastoralen, aber auch sehr merkwürdigen und teilweise befremdlichen Charakter. Da das Stück 1951 entstand könnte man meinen, dieses Stück sei das Werk eines alten spleenigen Komponisten, aber tatsächlich bieten diese rund sechs Minuten Musik viel mehr als das. Das Konzert für Tuba und Orchesterist in Hinblick auf die Besetzung mittlerweile längst kein Einzelfall mehr, war wurde aber nach der Entstehung und Uraufführung im Jahre 1954 Vaughan Williams nahezu populärstes Stück der damaligen Zeit und bildet auch heute noch einen wichtigen Bestandteil im Repertoire eines Tubisten. Schon die ersten Takte mit dem markanten Marschrhythmus und der dahintrottenden Tuba sind ein wahrer Ohrenschmaus und auch die restlichen 15 Minuten stehen dem Einfallsreichtum anderer Werke in nichts nach im Gegenteil. Vaughan Williams erweist sich hier als Kenner des Instruments und kitzelt die interessantesten Sachen aus diesem oft für plump gehaltenem Instrument. Ein spaßiges und dennoch unglaublich interessantes Werk. CD 11 eröffnet mit der instrumentalen Fassung der Serenade to music. Dem aufmerksamen Hörer wird wahrscheinlich auffallen, dass Vaughan Williams in der Mitte ungefähr zwei Minuten strich, die ohne den variierenden Text nur orchestral redundant erscheinen könnten. Ansonsten hört man hier eine Karaokeversion der vokalen Fassungen. Als nächstes folgt die recht unterhaltsame Ouvertüre zu der The Poisened Kiss, die bisher noch nicht vollständig aufgenommen wurde, aber die sechsminütige Ouvertüre verspricht immerhin ein recht unterhaltsames Hören mit groß orchestral besetzten leicht folkloristisch angehauchten Themen. Es folgt eine Suite, die Vaughan Williams aus der Ballettmusik zu dem Stück Old King Cole 1923 anfertigte und entsprechend der ersten Schaffensperiode wird man mit reichhaltigem Material englischer Volksweisen in typisch Vaughan Williamschen Gewand bedient. Nicht so fetzig wie die Folksong-Suite oder The Wasps, aber immer noch sehr nett. Es folgen die Five mystical Songsaus den Jahren 1906-1911. Die Texte sind der Sammlung The temple: Sacred Poems von Geroge Herbert aus dem Jahre 1633 entnommen und von spirituellem Inhalt. Vaughan Williams arrangierte mehrere Fassungen, die auf der CD enthaltenen ist die für Bariton, gemischten Chor und Orchester. In den ersten vier Liedern steht die Solostimme im Mittelpunkt und hin und wieder verleiht der Chor mit einigen Wiederholungen der zuletzt gesungenen Worte eine sakrale oder mystische Stimmung. Besonders deutlich wird das im letzten Drittel des sehr meditativen Love bade me wolcome oder I got me flowers. Der Liedzyklus schließt allerdings mit einem triumphalen Finalsatz für Chor und Orchester ohne Solostimme, dessen Text auf dem Lobllied Aniphon basiert. Das Prelude on an old carol tune ist ein nettes Arrangement einer alten weihnachtlichen Weise für volles Orchester. Schon zu Beginn eröffnen die Streicher mit einer satten Interpretation, bevor das ganze Orchester inklusive Paukenwirbel voll einsteigt und die Musik plötzlich ganz zurückfährt und nur die Klarinette mit den gepizzten Bässen das Thema noch einmal spielt. Schließlich beginnt Vaughan Williams, das Material zu variieren und lässt dabei keines seiner typischen Markenzeichen aus: der klare souveräne Stil zieht sich durch alle Stimmen, mal schimmert das Thema hier und dort fragmentarisch durch bevor das Blech die Führung übernimmt und das Stück zu einem noblen Abschluss mit einer vollen Interpretation des Themas leitet. The Running Set schrieb Vaughan Williams 1933 für das 1934 National Folk Dance Festival und verarbeitete hier die Volksweisen Barrack Hill, The Blackthorn Stick, Irish Reel, und Cock o' the North. Insgesamt ist diese Suite ein äußerst unterhaltsames Stück Musik für volles Orchester voller Schwung und Energie. Besonders hervorstechend ist in diesem Volkslied-Arrangement des Komponisten die sehr präsente kleine Trommel, die dem ganzen Stück zusätzlich rhythmische Kraft verleiht. Die Vorspannmusik zu The 49th Parallel ist die erste Filmmusik, die Vaughan Williams schrieb, auf die aber noch weitere folgen sollten, obwohl Vaughan Williams zur Entstehung der Musik im Jahre 1940 bereits 68 Jahre alt war. Der Film war ein Propagandafilm, um auch in Amerika Stimmung gegen die Nazis zu machen und so kommt die Vorspannmusik sehr patritosch und nobel daher, repräsentiert sie doch den heldenhaften Kampf gegen eine durch Kanada fliehende deutsche U-Bootbesatzung. Den Abschluss bilden die Sea Songs, dieses Mal in der Orchesterfassung. CD 12 eröffnet mit den 1957 entstandenen Variations for orchestra, die ursprünglich für Blasorchesterbesetzung gedacht waren und 1960 von Jacob Gorden für volles Symphonieorchester instrumentiert wurden. Insgesamt besteht dieses selten zu Gehör gebrachte Stück aus elf Variationen über ein Thema von Vaughan Williams selbst und bildet gerade in Anbetracht der ursprünglichen Idee ein spannendes Hörerlebnis, da das Thema in der gesamten Bandbreite des Orchester, aber besonders auch der Wandlungsfähigkeit des Komponisten variiert wird. Die 1920 entstandenen Preludes on Welsh Hymn Tunes basieren auf den Melodien zu Bryn Calfaria, Rhosymedre und Hyfrydol und waren eigentlich für die Orgel komponiert, doch hier hört man die letzten beiden Themen in einem Arrangement für Streichorchester. Besonders Rhosymedre dürfte sich ob seines wenn auch glatten aber sehr lieblichen Charakters größerer Beliebtheit bei einem Konzert erfreuen, während Hyfrydol weniger elegisch oder hymnisch denn kräftig und fast brachial daherkommt. Das String Quartet in g-minor entstand 1908 und spiegelt wieder deutlich Ravels Einfluss auf den Komponisten in der damaligen Zeit wider. Trotzdem verliert Vaughan Williams seine britischen Wurzeln nicht, sodass nach dem längeren ersten Satz mit deutlich impressionistischem Anstrich ein zweiter schneller Satz mit an englische Volksweisen angelehnten Themen erklingt. Nach einem sehr getragenen dritten Satz überrascht Vaughan Williams noch einmal mit einem furiosen Finalsatz, in dem er beide Elemente im Gleichgewicht vereint. Besonders interessant hier auch der pulsierende Rhythmus des Cellos über weite Strecken des letzten Satzes. CD 13 enthält die wichtigsten kammermusikalischen Werke des Komponisten und eröffnet mit der Violinsonate in a-moll aus dem Jahre 1954 und sofort erkennt man hier den späten Vaughan Williams, der dem Instrument wirklich alle Stimmungen zu entlocken vermag von furioser Virtuosität im ersten Satz zu elegischer Schönheit im zweiten langsamen Satz bis zum interessant gestalteten Variationssatz, in dem das Klavier das Thema erst in der tiefsten Lage spielt, bevor die Violine es jeweils aufgreift und weiter entwickelt. Ein wirklich spannendes Werk mit dem melodischen Fluss der Romanze. Es folgt das Phantasy Quinett für Streichquartett mit zwei Violen aus der frühen Phase Vaughan Williams nämlich 1912 und auch hier zeigen sich noch wie beim Streichqauertett deutliche impressionistische Enflüsse, die mit denn typisch folkloristischen Elementen gekonnt ausbalanciert wurden. Das Streichquintett gilt als eins der frühen Meisterwerke Vaughan Williams und ist definitiv hörenswert. Es folgen Six Studies in English Folksongs aus dem Jahre 1926 für Cello und Klavier, basierend auf den Melodien zu Lovely on the water, Spurn Point, Van Diemans Land, She borrowed some of her mothers gold, The Lady and the Dragon sowie As I walked over London Bridge. Vaughan Williams wählte diese sechs Lieder aus, weil er wollte, dass sie Mit Liebe behandelt werden und ging bei dem Arrangement immer gleich vor. So hört man zuerst die Melodie in dem Cello bis das Klavier übernimmt und die Weise voll ausspielt und das Cello nun die Melodie sanft umspielt. Ein sehr intimes und recht einfach gehaltenes Stück Musik, aber dennoch ungeheuer wirkungsvoll. Die CD wird beschlossen von dem String Quartet in a-minor, welches in den Jahren 1942-44 entstand und somit genau in die Entstehungszeit der sanften und zurückhaltenden fünften Symphonie fällt. Und tatsächlich dominiert auch in diesem Werk die Überlappung simpler Motive zu komplexen Klangteppichen, allerdings ist dieses Quartett noch von eine ruppigeren Gesuts als die Symphonie, denn hier schwingt noch die Aggressivität der vorherigen Schaffensperiode mit. CD 14 beginnt mit Toward the Unknown Region, basierend auf einem Text von Walt Whitman und ist ein Lied für gemischten Chor und Orchester und tatsächlich hat man es in Anbetracht der Form und des Gestus mit einem überdimensionalen Lied zu tun. Das Entstehungsjahr ist 1906 und liegt somit dicht an der Entstehung der ersten Symphonie, bei der sich Vaughan Williams ja ebenfalls auf Texte aus der Feder Whitmans stützt. Williams lässt Chor und Orchester recht sparsam agieren und stellt so treffend die Ungewissheit des lyrischen Ichs da, das sich in unbekannte Gefilde begibt, wo nichts Stoffliches und Menschliches zu finden sein wird. Erst in der zweiten Hälfte zeigt sich eine gewisse Zuversicht, die sich auch in dem dynamischen Anstieg widerspiegelt. Auch die folgende Kantate Dona Nobis Pacem für Chor, großes Orchester und Sopran- sowie Bariton-Solo basiert unter Anderem auf Texten Whitmans. Dieses Werk entstand 1936 im Angesicht eines weiteren großen Krieges und der Inhalt der halbstündigen Kantate stellt im Großen und Ganzen nichts weiter als einen Schrei nach Frieden dar. Das Werk beginnt mit sanften und zarten Tönen, über die die Sopranistin die letzte Strophe der katholischen Messfeier intoniert, bevor das ganze Orchester gewaltsam zu einem brutalen Marsch aufbricht und der Chor mit dem Gedicht Beat! Beat! Drums!. Der Krieg zieht ein, sein Marsch dringt in jedes Fenster und über jedes Feld, der Friede ist vorerst verloren. Der dritte Satz verwendet ein weiteres Gedicht Walt Whitmans und beschreibt die Trauer um den verlorenen Frieden. Besonders die letzten Minuten, in denen der Chor den Sologesang des Baritons aufgreift und der Sopran hererweichend wieder die katholische Messe intoniert, lassen einem einen kalten Schauer über den Rücken huschen. Als nächstes folgt ein düsterer und schwerer, sehr sparsam orchestrierter Trauermarsch, in dem der Chor einem gefallenem Vater und dessen Sohn das letzte Geleit geben. Fast schon schaurig ist es, wenn Williams bei den Worten dropped together mit einem dumpfen Schlag der großen Trommel den Aufprall der beiden Leichen in ein Doppelgrab beschreibt. Der fünfte Satz beginnt wieder mit dem Bariton, der nun einen Auszug aus der Rede John Brights singt, mit der Bright versuchte, den Krimkrieg abzuwenden. Außerdem enthält der Text Zitate aus dem Buch Jeremias, bevor der Chor und der Sopran wieder mit Dona nobis pacem einstimmen und die Kantate schließlich zu einem triumphalen Finale führen mit vollem Chor und Orchester. Der Text des Finales enthält eine kurze Zusammenfassung des englischen Glorias, bevor das Werk letztendlich wieder mit dem sphärischen Gesang des Soprans leise ausklingt. Dieses Werk wurde von Vaughan Williams selbst als eine seiner besten Arbeit im Bereich der Kantaten bezeichnet und tatsächlich, Dona nobis pacem stellt nicht nur in dieser Box, sondern dem gesamten Schaffen Vaughan Williams einen absoluten Höhepunkt dar! Die Fantasia on the old 104th Psalm tune stammt aus dem Jahre 1949 und stellt das Klavier als Soloinstrument in den Mittelpunkt. Nach einer kurzen Einleitung des Orchesters folgt eine lange rasende Kadenz des Klaviers, die den Zuhörer schnell an das furiose Klavierkonzert in C-Dur denken lässt, bevor sich aus den stampfenden Rhythmen, der ewig oktavierten Akkorde und der teils wirren Stimmen langsam die besagte Melodie herauskristallisiert und das Orchester später sogar noch mit Chor einsteigt, bevor wieder das Klavier, nun mit teilweiser Unterstützung des Orchesters, virtuos diese Melodie variiert und das Werk schließlich nach 14 Minuten mit einer triumphalen pompösen Darbietung der Melodie des Orchesters mit Chor beschließt. Abgeschlossen wird diese CD von dem Magnificat aus dem Jahre 1932 für Altsolo, Frauenchor und Orchester. Besonders interessant ist hier der Einsatz der Flöte als ungreifbare Charakterisierung des heiligen Geistes. Das Werk zeigt deutliche Einflüsse Gustav Holsts, der einige Monate vor Entstehung des Werks gestorben war und dessen Tod Vaughan Williams wahrscheinlich nie ganz überwand, sodass es besonders hier den Anschein hat, als ob Vaughan Williams Holst durch den Einsatz dessen musikalischer Mittel weiter am Leben erhalten. CD 15 wird von der Oxford Elegy aus den Jahren 1947-49 eröffnet und wurde für Chor, Orchester und Sprechstimme, deren Texte auf den zwei Gedichten The Scholar-Gipsy und Thyrsis von Matthew Arnold basieren, die von einem Oxfordstudenten handeln, der sich einer Gruppe Zigeuner anschloss, handeln. Das Orchester untermalt den gelesenen Text superb und ist dabei sehr athmosphärisch-zurückhaltend und keinesfalls aufdringlich. Wichtige Momente werden von dem Chor wie ein Windhauch noch einmal wiederholt. Es folgt die Whitsunday Hymn, die dem Zyklus Three Chorasl Hymns aus dem Jahre 1929 entnommen ist. Hierbei handelt es sich um ein sehr ruhiges atmosphärisches Stück für gemischten Chor und Tenorsolo. Hier geht Vaughan Williams sehr typisch wie schon beispielsweise in den Six Studies on English Folg Songs vor, sodass der Tenor zu Beginn die Strophe singt und der Chor stimmungsvolles Hallelujah einwirft, bevor Vaughan Williams die Rollen vertauscht und in der zweiten Hälfte der Chor die Strophen singt und der Tenor mit einem sanglichen Hallelujah einfällt. Als nächstes folgt Flos Campi aus dem Jahre 1925 für Solo-Viola, Chor und vokalisierenden Chor. Das Stück ist der Entstehungszeit entsprechend von sehr pastoral-lyrischem Charakter. Der lateinische Text bedeutet soviel wie Blumen auf dem Feld und auch die sechs einzelnen Sätze dieser Suite wurden mit lateinischen wurden mit lateinischen Begriffen übertitelt, die wie später in der siebten Symphonie ebenfalls in den Pausen zwischen den Sätzen von einem Sprecher gelesen werden sollten. Das Stück selbst soll allerdings keinem festen Programm folgen. Besonders interessant sind schon die ersten Takte für die Solo-Viola und die Oboe, denn der Dialog dieser beiden Instrumente ist bitonal, das bedeutet, dass die Stimmen der beiden Instrumente in jeweils einer anderen Tonart stehen. Den Abschluss macht das Oratorium Sancta Civitas aus den Jahren 1923-25. Wie in fast allen geistlichen Werken verzichtet Vaughan Williams auch hier auf folkloristische Einsprengsel, sondern setzt auf die Klanggewalt des großen Orchesters mit Orgel, insgesamt drei Chören und Solostimmen (Tenor und Bariton). Vaughan Williams bezeichnete dieses Werk gerne als sein Meisterstück im Bereich der geistlich-choralen Musik und tatsächlich fährt der Komponist hier einen riesigen Apparat auf, um innerhalb einer guten halben Stunde die Zerstörung Babylons durch die himmlischen Heerscharen und die Errichtung der heiligen Stadt zu schildern. Schon der sehr leise Anfang zieht einen sofort in den Bann. Hier singt der Tenor, wie er aus weiter Entfernung Stimmen hört, die den Herren preisen und sofort hört den in der Ferne aufgestellten Chor mit Allelujah einstimmen. Schließlich nimmt der Chorgesang die Überhand und plötzlich bricht das Orchester mit aller Gewalt los, als die himmlischen Heerscharen die Stadt Babylon stürmen. Dann verstummt die Musik fast und der Untergang Babylons wird von den reinen Knabenstimmen verkündet, bevor die Chöre und das Orchester die heilige Stadt schildern und das Oratorium in einem Triumph endet. CD 16 eröffnet mit einem weiterem absoluten Höhepunkt: Five Tudor Portraits! Vaughan Williams schrieb dieses Werk 1936 für das Norwich Festival. Ich denke, die Leute erwarten so etwas wie O Praise the Lord, soll der Komponist gesagt haben, aber ich habe ihnen die Five Tudor Portraits geschickt. Die Texte für dieses Werk wurden Balladen John Skeltons (1460-1529), der ein Hofdichter König Heinrichs des VIII., dessen teils sarkastische und ungeschönten Verse einige Zuhörer verwirrt haben könnten. Die Suite wurde für Orchester, Chor sowie Mezzosopran und Bariton geschrieben und eröffnet mit Ballad: The Tunning of Elinor Rummingeinem, bravurösen Stück voller choraler Kontrapunkte und hüpfender Rhythmen, das die gehobene Stimmung in einem Wirtshaus beschreibt, bevor der Bariton in Pretty Bess seine innigste Liebe für eine hübsche Frau voll zum Ausdruck bringen darf und vom Männerchor voll unterstützt wird. Dieser Satz zeichnet sich durch seine wundervolle Lyrik und Eleganz aus und bildet somit den perfekten Gegensatz zum darauf folgendem Burlesca: Epitaph on John Jaybeard of Diss nur für Chor und Orchester, in dem eine unbeliebte Person geschildert wird. Schließlich folgt das Herzstück der Suite und Vaughan Williams längster einzelner Satz überhaupt. In Jane Scroop (Her Lament for Philip Sparrow) trauert die Mezzosopranistin über ihren Spatz, der von einer Katze gefressen wurde. Hier wendet Vaughan Williams sämtliche orchestrale Raffinessen an, um den Vogel bei der Schmetterlingsjagd, den Schmerz des Mädchens und die tiefe Trauer zu beschreiben. Besonders in den Holzbläsern hört man immer wieder einige Vogelmotive aufblitzen und die letzten fünf Minuten mit dem zurückhaltenden aber vollem Frauenchor, der das Requiem für den Piepmatz beschließt, gehören zu dem gefühlvollsten und ergreifendsten, was Vaughan Williams je geschrieben haben dürfte. Die Suite beschließt mit Jolly Rutterkin, der heiteren und lebensfrohen Beschreibung eines Vagabunden, die von dem gemischten Chor und dem Orchester vorgetragen wird. Insgesamt sind die eben beschriebenen 50 Minuten Musik ein fantastisches Hörerlebnis mit einer sonst ungehörten emotionalen Bandbreite und musikalischen Raffinesse. Leider wird dieses Stück kaum bis nie aufgeführt und ist somit leider sehr unbekannt, da besonders die sehr langen Pausen für Teile des Chors für Laienchöre einfach ungeeignet sein dürften. Gott sei Dank gibt es hier eine Aufnahme, die dieses Meisterstück für uns zugänglich macht. Es folgt Benedicte aus dem Jahre 1929 für Sopran, Chor und Orchester. Dieses Werk reicht zwar nicht an die ganz großen Würfe wie die Sancta Civitas heran, ist aber trotzdem ein weiteres großes Stück Kirchenmusik voller Feierlichkeit und Kraft. Abgeschlossen wird die CD von den Fünf Variationen über Dives and Lazarus für Streichorchester und Harfe, die Vaughan Williams 1939 für die Weltausstellung in New York schrieb. Das Stück basiert auf der Volksweise Dives and Lazarus, die in unterschiedlichen Regionen unter jeweils anderem Titel bekannt ist. Dieses Stück wird oft in einem Atemzug mit der Fantasia on a theme by Thomas Tallis genannt, da es in Hinblick auf den lyrisch-folkloristischen Charakter sowie die weit ausschweifenden Klänge große Ähnlichkeit mit der Fatasia aufweist. CD 17 ist den beiden großen weihnachtlichen Werken des Komponisten gewidmet und eröffnet so mit der Fantasia on Christmas Carols aus dem Jahre 1912 für Bariton, Chor und in diesem Falle Streicher und Orgel. Hier verarbeitet Vaughan Williams die Volksweisen The Truth Sent From Above, On Christmas Night All Christians Sing sowie Come All You Worthy Gentlemen. In dem Orchester wird außerdem noch unter Anderem The First Nowell zitiert. Insgesamt hat dieses Frühwerk einen sehr feierlichen Charakter. In dieser Fassung für Streicher und Orgel wird der Suite auch noch ein sehr geistlicher Anstrich verliehen. Es folgt dem fast einstündigen Oratoirum Hodie A Christmas Kantata aus dem Jahre 1954 für Chor, Knabenchor, Orgel, großes Orchester sowie Solotenor, -bariton, und sopran und ist außerdem das letzte große Werk für Chor und Orchester. In Hodie spiegeln sich nahezu alle charakteristischen Merkmale Vaughan Williams wider mit der ungeschönten Kraft des Chors im Zusammenspiel mit dem Orchester, dem sehr lyrischen und eleganten Einsatz der Solisten und des Knabenchors sowie die trotz des ausladenden Charakters der Besetzung sehr klare und souveräne Stimmführung. Die Texte sind wieder sehr abwechslungsreich gewählt, sodass der Knabenchor die Schilderung des heiligen Bands übernimmt und sich mit den Solisten abwechselt, die die jeweilige Stimmung beschreiben. Hierfür bediente sich Vaughan Williams an Texten Martin Luthers bis hin zu Gedichten John Miltons und auch seine spätere Ehefrau Ursula Wood steuerte einige Zeilen für den Marsch der heiligen drei Könige bei. Insgesamt also ein sehr stimmungsvolles Werk, das einem einen sehr feierlichen und reichhaltigen Überblick über das Schaffen Vaughan Williams ermöglicht. Auf CD 18 schwingt noch etwas Weihnachtsstimmung nach, denn hier ist als Erstes die Fantasia on Christmas Carols in der ursprünglichen Fassung für großes Orchester vertreten und wird von einem weiteren Weihnachtslied untersttützt, dem fröhlichen Yorkshire Wassail-Song in einem heiteren Chorarrangement ganz im Stil der anderen Volksliedarrangements für Vokalensemble. Als nächstes folgt die Suite In Windsor Forest für Chor, Solostimme und Orchester. Hier arrangierte Vaughan Williams 1929 sechs Gesangsnummern aus der sehr solistischen Oper Sir John in Love für gemischten Chor und Orchester. Wer also mit dem klassischen Gesang per se nichts anfangen kann und darum keine Opern hört kann hier einige Auszüge in größerem Gewand genießen. Es folgt der frühe Liedzyklus Songs of Travel aus dem Jahre 1904 in der späteren Fassung für Bariton und Orchester basierend auf Gedichten von Robert Luis Stevenson, die wie der Titel schon sagt aus dem Leben eines Reisenden erzählen. Das rund 20 minütige Werk eröffnet mit den klaren rhythmisch gezupften Bässen, die die Schritte des Vagabunden markieren, der im ersten Lied um nichts weiter bittet als die Straße vor ihm und die Natur um ihn herum. Im zweiten Lied Let beatuy awake lässt Vaughan Williams eben jene in der Natur gespiegelten Schönheit auch in den zarten Klängen der Streicher und der Harfe erklingen und es ist beeindruckend, wie der noch sehr frische Komponist es vermag, solch warme und ergreifende Klänge zu kreieren. In dem dritten Lied The Roadside Fire verspricht das lyrische Ich seiner Geliebten das Blaue vom Himmel und die Musik spiegelt mit flottem Schwung und quirligen Holzbläsern die Zuversicht des Liebenden wider. Das Thema aus The Roadside Fire kehrt im darauf folgenden Lied Youth and Love in einer schwelgerischen Variation für die Streicher zurück, bevor das melancholisch-düstere In Dreams schon fast wie eine britische Antwort auf die Mahlerschen Rückert-Lieder erscheint. Auch die folgenden beiden Lieder The Infinite Dreams und Wither Must I Wander, in dem das lyrische Ich hungrig und obdachlos durch die Welt streift sind noch von dem lyisch-düsternem Gestus der spätromantischen Lieder durchflochten. Bright ist he ring of words ist hingegen von sehr optimistischem Charakter mit der Blechfanfare zu Beginn und der schon fast hymnenartigen Melodie, bevor die zweite Strophe etwas zurückhaltender und nachdenklicher orchestriert wurde. Schließlich erinnert sich der Vagabund in dem abschließenden Lied I Have Trod the Upward and the Downward Slope an die Freuden und Leiden seines abenteuerlichen Lebens und der Liedzyklus endet mit dem sanften Ausklingen der Streicher. Als nächstes folgt der Liedzyklus On Wenlock Edge aus dem Jahre 1909 ebenfalls in der nachträglich orchestrierten Fassung für Bariton Solo und Orchester basierend auf Texten von Alfred Edward Housman. Das erste Lied beschreibt die 15 Meilen lange Kopfsteinstraße Wenlock Edge, die damals von den Römern erbaut wurde. Im ersten Lied Wenlock Edge beschreibt Vaughan Williams den scharfen Wind, der durch die Wälder schneidet, mittels schnell tremolierender Streicher und sogar durch Einsatz einer Windmaschine. Das zweite Lied From far, eve and morning ist von sehr wehmütigem Charakter. Interessant ist auch das dritte Lied Is my team ploughing. Hier hält das längst verstorbene lyrische Ich einen Dialog mit einem alten noch lebenden Freund und fragt, ob seine Felder bestellt werden und seine Witwe sich nicht mehr in den Schlaf weinen muss. Der Freund antwortet zuversichtlich, dass die Felder noch immer gedeihen und die Frau wieder lachen kann. Als das lyrische Ich aber den Freund fragt, ob er selbst wieder ruhig schlafen kann, antwortet dieser, dass er endlich eine Frau gefunden hat. Diese ist allerdings Witwe und das lyrische Ich solle bloß nicht fragen, um wen es sich handelt Das vierte Lied Oh, when I was in love with you dauert nicht mal eine Minute und ist von keckem und verschmitztem Charakter, bevor das Lied Breedon Hill folgt. Mit einer Laufzeit von sieben Minuten ist Breedon Hill das längste der sechs Lieder. Vaughan Williams charakterisiert die entfernten Glockenklänge mittels Akkordschichtungen in den Holzbläsern und der Harfe, bevor die klare Kälte um die Weihnachtszeit durch hohe Streicher- und Celestaklänge beschrieben wird. Das letzte Lied Clun ist wieder von sehr romantisch-schwelgerischem Charakter und beschreibt mehrere Eckpunkte der Straße, bevor das Werk sanft verklingt. CD 19 ist voll und ganz der geistlichen Chormusik gewidmet und wird von der fröhlichen Mottete O Clap Your Hands für Chor aus dem Jahre 1920 eröffnet, deren Text auf vier Versen des 47. Psalms basiert. Das Stück beginnt mit einer markanten Fanfare des Blechs, die sich in Variationen in dem gesamten Orchester über die gesamte Mottete zieht. Die Messe in g-moll wurde ein Jahr später komponiert und ist entstand aus Vaughan Williams Liebe zu der alten englischen Musik, denn sie wurde in der Musiktradition der vorreformatorischen Schule für Chor und vier Solisten komponiert. Hierzu gehören der englische Diskant, eine Aneinanderreihung von Akkorden in der ersten Umkehrung oder die so genannten false relatons, wobei eine Note, die in einer Stimme erklingt, sofort in einer andere abgeändert wird und tatsächlich glaubt man hier eine altertümliche Messe zu hören. Von Vaughan Williams schimmert in diesem Werk allerdings kaum etwas hindurch und so kann man sich streiten, ob es sich hier um eine bloße Stilkopie oder um eine Verneigung eines Bewunderers vor der alten Tradition handelt. Als nächstes folgen zwei Stücke für die Krönung Königin Elizabeths 1929. Zum einen handelt es sich dabei um eine Vertonung des 100. Psalmes All people that on earth do dwell. Das Stück beginnt mit einer pompösen eröffnet der Pauken und Trompeten, bevor die Orgel einsetzt und schließlich das gesamte Orchester einfällt. Nach einer kraftvollen Darbietung der ersten Strophe folgen eine etwas zurückhaltend instrumentierte zwei Strophen. Die dritte Strophe ist schließlich nur noch für den Chor gesetzt, über den die Trompete einen altertümlich anmutenden Kontrapunkt spielt. Die folgende Strophe wird sanft von den Streichern und Hörnern begleitet, bevor die Blechfanfare ein kraftvolles und majestätisches Finale einleitet. Das andere Stück für die Krönungszeremonie überzeugt durch musikalische Schlichtheit und steht somit im krassen Gegensatz zu dem 100. Pslam. Bei O Taste and See handelt es sich um ein wundervolles Arrangement des 46. Psalms, das von der Orgel eröffnet wird. Der Knabensopran singt eine himmlische Melodie in die bald der ganze Chor sanft einfällt und den Sopran a capella bis zum Ende begleitet. Als nächstes folgt das Te Deum aus dem Jahre 1928 für in einer Fassung für Chor und Orgel. Diese eröffnet auch den zuversichtlichen Chorgesang, dessen optimistischer Charakter sich duch das ganze Stück zieht. For all the saints basiert auf den Harmonien des In sine nomine von Williams Walsham How und erklingt hier ebenfalls in einer Version für Chor und Orgel. Es folgen die Three Preludes Found on Welsh Hymn Tunes, dieses Mal in der ursprünglichen Fassung für Orgel. Arrangements der letzten beiden Stücke für Streichorchester kann man auf CD 12 hören. Thre Truth From Above wurde von Vaughan Williams schon in seiner Fantasia on Christmas Carols verwendet, erklingt aber nochmals in einer Fassung für a capella Chor. O Little Town of Bethlehem, Joseph and Mary und All in the morning sind ebenfalls traditionelle Weisen, hier harmonisiert von Vaughan Williams in einem Arrangement für Chor und Orgel. Allelujah, Sing to Jesus basiert auf der walisischen Melodie Hyfrydol. Während Vaughan Williams die Melodie in seinen Three Preludes Found on Welsh Hymn Tunes verwendete, so harmonisierte er nun den Text neu. Als nächstes folgt ein Arrangement des Pfingsthymnus Come Down O Lord, Divine, ebenfalls für Chor und Orgel. Die CD schließt mit einer weiteren Fassung von All People That on Earth Do Dwell, dieses Mal für Blechbläserensemble, Orgel und Chor. Durch die starke schillerne Präsenz des Blechs wird der feierlich-pompöse Charakter des Arrangements weiter verstärkt. CD 20 enthält einen weiteren Teil der Liedzyklen und beginnt mit Four Hymns, mit deren Komposition Vaughan Williams nach Fertigstellung der Five Mystical Songs begann und die er 1914 vollendete. Four Hymns wurde für Tenor, Klavier und Viola gesetzt und basiert auf Texten spirituellen Inhalts. Das erste Lied Lord, Come away wurde von Jeremy Taylor gedichtet und zeichnet sich durch die enge Verbindung des Textes mit den musikalischen Ausdrucksmitteln aus. In Who Is This Fair One? (Isaac Whatts) treten die Viola und die Solostimme in einen Dialog, während das Klavier mit fast glockenhaften Akkorden diesen unterlegt. Come Love, Come Lord (Richard Crashaw) beginnt mit einem ausladendem Vorspiel für die Viola und das Klavier und ist nicht nur das längste, sondern auch das geheimnisvoll-atmosphärischste Lied. Evening Hymn wurde von Robert Bridges aus dem Griechischem übersetzt und enthält zwei gegenübergestellte Themen: Viola und Tenor übernehmen die Melodieführung während das Klavier immer wieder die absteigende Basslinie wiederholt. Für Merciless Beauty, komponiert 1921, verwendete Vaughan Williams drei Rondelle des Poeten Geoffrey Chaucer: Your Eyen Two und So hath your beauty beschreiben die Wirkung, die die überwältigende Schönheit einer Frau auf das lyrische Ich hat, bevor es in Since I From Love der Liebe entkommen konnte und nun seine neu gewonnene Freiheit besingt. Die drei kurzen Lieder sind für Tenor, zwei Violinen und ein Cello komponiert und weisen den typischen Einfluss englischer Folkloristik auf wie fast alle weltlichen Werke Vaughan Williams aus Periode. Die ersten beiden Lieder sind sehr zurückhaltend während das letzte Stück von heiter-fröhlichem Charakter ist. Es folgen zwei Lieder aus dem Zyklus Four Poems by Fredegond Shove aus dem Jahre 1922 für Bariton und Klavier, die unterschiedlicher gar nicht sein könnten. The Water Mill Beschreibt mit seiner rollend-repetiven Figur des Klaviers das sich immer drehende Mühlenrad, während die Melodieführung auf den fröhlichen Text voller Schilderungen rund um die Mühle und den Müller und seine Familie eingeht. So hört man förmlich die im Speicher tollende Katze oder sieht die hübsche Müllerstochter, wie sie erst zögert und sich schließlich für gar keinen Verehrer entscheidet und weiter ihrer Handarbeit nachgeht. The New Ghost beschreibt eine verlorene Seele, die erst als Geist in der Welt umher irrt, bevor Gott sich ihrer annimmt. Auch wenn Vaughan Williams die Grenzen der Tonalität hier nicht überschreitet, so kommt dieses Stück doch sehr schwebend daher und in der leichten sphärischen Klavierbegleitung findet sich der Hörer bis zur Erlösung des Geistes ohne richtigen tonalen Bezugspunkt. Ein sehr schauriges Stück voller Athmosphäre und in sofern ist es schon schade, dass diese CD nur zwei der insgesamt vier Lieder enthält. Die Ten Blake Songs entstammen dem Jahre 1957 und entstanden somit ein Jahr vor dem Tod des mittlerweile 86-jährigen Komponisten. Dementsprechend fällt auch die Besetzung aus, denn Vaughan Williams wählte als Begleitinstrument für die Stimme nur eine Oboe. Die Paarung des Melodieinstruments mit der Stimme ermöglicht keine akkordische Begleitung wie auf dem Klavier oder mit dem Orchester. Daher wählte Vaughan Williams zehn Gedichte des englischen Poeten Williams Blake aus, deren ländlicher und bodenständiger Inhalt besonders geeignet für den lieblichen Klang der Oboe und den Sologesang ist. In Infant Joy bringt das lyrische Ich seine Freude über sein neugeborenes Kind zum Ausdruck, das es folglich auch Joy nennt. Interessant ist, dass zu Beginn des Gedichts der Säugling und der Vater in einen kurzen Dialog treten. Das düstere A Poison Tree schildert den wachsenden Hass des lyrischen Ichs auf einen Feind, der so lange andauert und immer weiter wächst, bis es einen besonders schönen Apfel am Baum seines Gartens vergiftet. Der Feind kann dem Glanz des Apfels nicht widerstehen und stiehlt sich in den Garten, wo er am nächsten Morgen tot neben dem Giftbaum liegt. The Piper handelt von einem übers Land ziehendem Spielmann, der von einem Kind gebeten wird, für ihn zu singen und zu spielen. Dieses Lied dürfte das heiterste des ganzen Zyklus sein und verleiht der Oboe ob des Titels eine wichtige Rolle. London ist wieder von sehr schaurigem Charakter, denn hier wird das Elend in der Hauptstadt geschildert. Hier wird der Text ohne jede Untermalung gesungen und ist so hilflos und alleine wie der seufzende Soldat und der weinende Schornsteinfeger in den verschmutzten londoner Gassen. In The Lamb preist das lyrische Ich die liebliche Natur des Lamms sowie den Namen des Herrn. Das Lied ist dementsprechend zart gehalten. Es folgt The Sheperd, das ebenfalls nur von der Stimme vorgetragen wird und mit seiner sanglich-folkloristischen Melodie die behütete Atmosphäre auf dem Feld beschreibt. Cruelty as the Human Heart beschreibt die Grausamkeit des Menschen, worauf sofort The Divine Image folgt, in dem das lyrische den Frieden besingt. Zuletzt folgt das neckische Eternity, in dem das lyrische Ich feststellt, dass das festgehaltene Glück und die flammende Liebe nur zerstören, denn Betrug und Faulheit sind der Schönheit Kleid. Diese CD schließt mit On Wenlock Edge in der ursprünglichen Version für Stimme, Klavier und Streichquartett. Durch die Solostreicher schneidet der Wind noch schärfer durch die Bäume und die Glocken in Breedon Hill klingen durch das Klavier noch glockenhafter. Trotzdem hat auch die Orchesterversion ihre ganz eigenen Vorteile. CD 21 beginnt mit dem sehr frühen Liedzyklus House of Life aus dem Jahre 1904, basierend auf sechs Sonetten von Dante Gabriel Rossetti. Gemessen an der Entstehungszeit überrascht es keinesfalls, dass alle sechs Lieder durch und durch vom spätromantischen Gestus durchwoben sind. Folkloristische Anspielungen oder auch impressionistische Eindrücke lassen sich weniger festmachen. Schon Love-sight, in dem das lyrische Ich seine Liebe besingt, eröffnet mit einem schwelgerischen Vorspiel des Klaviers und auch die ausladende Begleitung und die ausschweifenden Melodienbögen des Gesangs bringen dem Zuhörer die ungehemmte Leidenschaft des Liebenden nahe, bis das Lied in den letzten Zeilen in einen dramatischen Klimax ausbricht, als das lyrische Ich sich ein Leben ohne die Geliebte vorstellt, in dem nur noch das Rauschen der gefallenen Blätter der Hoffnung und der Flügelschlag des Todes zu hören sind. Silent Noon hingegen ist von sehr intimem Charakter und erweckt die Stimmung einer warmen Sommernacht, in der die Liebenden gemeinsam im Gras liegen. Loves Minstrels ist äußerst zerbrechlich durch die freie Rhythmik und die hohen Klavierarpeggien, die den geflügelten Harfenspieler repräsentieren. Hearts Haven eröffnet zwar mit einem lieblich-naivem Vorpsiel des Klaviers, doch als der Gesang einsetzt, entpuppt sich dieses Lied als das wahrscheinlich gefühlvollste des ganzen Zyklus. In einer wundervollen Melodieführung besingt das lyrische Ich abermals die Liebe zu seiner Geliebten, bevor das Klavier wieder mit dem aufsteigenden Vorspiel schließt. Death in Love beginnt mit einer sehr optimistischen und großen Eröffnung des Klaviers, bevor in den letzten Zeilen die Stimmung umbricht und das Klavier schwere Akkorde unter die Botschaft des Todes legt. Der Zyklus schließt mit Loves Last Gives, einem sehr melancholischen Text, dessen wehmütiger Charakter auch in der sehr gefühlvollen Atmosphäre der Musik widergespiegelt wird. Insgesamt handelt es sich bei House of Life um eine der gefühlvollsten und beeindruckendsten Sammlung an Vokalmusik in Vaughan Williams Schaffen überhaupt. Einer der ganz frühen Meilensteine eines großen Komponisten. Die zweite Hälfte der CD wird von den Songs of Travel bestritten, dieses Mal in der ursprünglichen kammermusikalischen Fassung für Solostimme und Klavier. CD 22 eröffnet mit dem ersten Werk, das überhaupt von Vaughan Williams veröffentlicht wurde: dem 1901 komponierten Lied Linden Lea für Mezzo-Sopran und Klavier basierend auf einem Gedicht von Williams Barnes (1801-1886). Es überrascht kaum, dass Vaughan Williams einen Text über die englische Landschaft wählte, in dem das lyrische Ich frohen Mutes umherwandert. Es folgen zwei Lieder aus dem 1920 entstandenen Zyklus Three Poems by Walt Whitman, einem der beliebtesten Poeten Vaughan Williams. Die Texte entstammen der Sammlung Leaves of Grass, aus denen der Komponist schon Texte für seine erste Symphonie auswählte und auch Joy, Shipmate, Joy! handelt von dem Aufbruch in die Weite Ferne jenseits des blauen Horizonts und steht in seinem fast schon heroischen und kraftvollen Charakter im starken Gegensatz zu A clear midnight. Hier geht es um die Freiheit der Seele, wenn der Körper schläft und wie sich aufschwingt, fern von allen Büchern und der Kunst zu der Natur, der Nacht aber auch dem Tod. Vaughan Williams vertonte den Text sehr in sich gekehrt und teilweise fast schon meditativ. Es folgt das Lied Orpheus with his Lute für Countertenor und Klavier, das wie Linden Lea 1901 entstand und auf einem Auszug aus der ersten Szene des dritten Akts aus Henry VIII von Williams Shakespeare basiert. Das folgende Hands, Eyes and Heart, ist das vierte Lied aus dem Zyklus Four Last Songs, die zwischen 1954 und 1958 entstanden. Der Text ist von Vaughan Williams zweiter Ehefrau Ursula Wood und ist explizit für Frauenstimme geschrieben, da das weibliche lyrische seinen Händen, Augen und dem Herz Befehle gibt, um seine Liebe dem Geliebten auszudrücken. Hier wurde allerdings der Kompromiss eingegangen, dieses Lied ebenfalls wie Orpheus and His Lute von dem Countertenor singen zu lassen. Rest wurde 1902 für Vokalensemble geschrieben und basiert auf einem Gedicht von Christina Rossetti, bei der es wie der Name vermuten lässt um die Schwester Dante Gabriel Rossettis handelt, dessen Gedichte Vaughan Williams zwei Jahre später für House of Life vertonen sollte. Es folgt The Call aus den Five Mystical Songs, hier allerdings in einem Arrangement für Knabenchor mit Solostimme mit Orchester Der Liedabschnitt wird von einem Arrangement von Linden Lea von Julius Harrison für Knabenchor und Orchester beschlossen. Der Rest der CD wird von einigen der schier endlos erscheinenden Folksong-Arrangements bestritten, die Vaughan Williams in seiner gesamten Laufbahn anfertigte. Eröffnet wird dieser Abschnitt von der Suite Five English Folk Songs aus dem Jahre 1913 für Vokalensemble, deren Texte alle unter dem Begriff Seemannsliebe zusammengefasst werden können. So beginnt die Suite mit den ersten und letzten beiden Strophen aus dem Lied The Dar-Eyed Sailor, in dem eine Frau ihren Kummer um ihren vor zwei Jahren auf See verstorbenen Geliebten überwindet und sich in einen anderen Seemann verliebt. Das nächste Arrangement besteht aus den ersten beiden Strophen von Lovely on the Water und ist hier mit Tha Springtime of the Year übertitelt. Der Texte handelt von einem glücklichen Paar (der Mann ist natürlich Seemann) und Vaughan Williams rahmte sein Arrangement hier von einer vokalisiserenden Strophe, in der der Chor ein Tenor-Solo mit der Silbe Ah unterlegt. Just as the Tide was Flowing ist ein fröhliches Lied, in dem das weibliche lyrische Ich berichtet, wie es seinen Geliebten, der zur See fährt, kennen gelernt hat. Es folgen vier Strophen aus Well met, my own true love, die hier mit The Lovers Ghost übertitelt sind. Der Text enthält Versprechungen, die ein angeblicher Kapitän einer Frau macht. Er habe drei Schiffe und 20 Matrosen unter seinem Kommando und alles solle auch ihr gehören, wenn sie mit ihm ginge. Da Vaughan Williams aber die folgenden Strophen kürzte, erfährt der Zuhörer hier nicht die Fortsetzung: Die Frau sagt unter der Bedingung zu, alles zurückzulassen, was sie besitzt und begibt sich mit ihrem neuen Mann auf See. Das Schiff kentert bereits nach zwei Wochen. Insofern handelt es sich hier weder um den Geist eines Geliebten, sondern vielmehr eines Dämons, der ein unschuldiges Opfer in sein Verderben führt. Den Abschluss macht ein Arrangement eines Wassail-Songs. Wassail ist nämlich eine Grußform in England ähnlich unseres Gesundheit. Interessant sind hier die ersten Takte, in denen der Chor versetzt mit dem Wort Wassail in einer Quarte gesungen (typisches Alarm- und Signalintervall) einsetzt und so einen Akkord aufschichtet bevor der Text beginnt. Es folgt Bushes and Briars, in dem das lyrische Ich sich in einer einsamen Minute in der Natur fragt, ob es seinem Geliebten einen lang in sich getragenen Gedanken mitteilen soll, dann aber verneint, denn das würde die Beziehung zerstören. Dieses Arrangement entstand 1908 und ist für gemischten Chor, wobei die Frauenstimmen zart die Strophe singen und die Männerstimmen die reichhaltigen Harmonien aus einigen Wörtern des Textes vokalisieren. Loch Lomond ist mein absoluter Favorit unter den Folksong-Arrangements. Der Text stammt angeblich von einem schottischen Rebellen, der Mitte des 18. Jahrhunderts gehängt wurde und der im Kerker an seinen Freund einen Brief schrieb, den er seiner Frau geben solle. Das lyrische Ich verkündet, dass es eher die wundervolle Landschaft von Loch Lomond sehen wird, da es über low road die Unterwelt - wieder nach Schottland gelangen wird, der Bote als Lebender aber die high road nehmen muss. Neben einer ergreifenden Melodie schrieb Vaughan Williams hier 1928 auch eines der schönsten Arrangements und spart auch an melodisch wundervoll gearbeiteten Kontrapunkten und Vorhalten (Reibetöne, die sich einen Halbtonschritt nach oben oder unten auflösen und so zum finalen Akkord hinleiten) nicht. John Dory wurde ist ein beschwingt-fröhlicher Shantie aus dem Jahre 1609 aus Cornwall. Der Text erzählt von John Dory, einem Helden, dem anscheinend alles gelingt und der in Paris Karriere macht, bis er bei einer Seeschlacht tapfer ums Leben kommt. Die Ohrwurmverdächtige Melodie, die durchweg Optimismus ausstrahlt, wurde von Vaughan Williams 1934 für gemischten Chor arrangiert, wobei besonders die komplexe polyphone sich überlagernde Stimmführung hervorzuheben ist. Greensleeves ist wahrscheinlich eine der bekanntesten Volksweisen überhaupt und sei einer Legende nach sogar von König Heinrich VIII. für dessen Frau Anne Boylen komponiert worden und auch Williams Shakespeare erwähnte diese Melodie in seinen Lustigen Weibern von Windsor. Im Text selbst fleht das lyrische Ich bei seiner Geliebten Lady Greensleeves (Grüner Ärmel) um Gnade, da es sich nach einem Streit zu Unrecht verstoßen fühlt. Das Arrangement von Vaughan Williams für Vokalensemble ist von der Stimmführung her nahezu identisch mit der Fantasia on Greensleeves von 1934. Sogar die Einleitung mit der lyrischen Flötenmelodie wird als Vor- Nach- und Zwischenspiel vom Chor vokalisiert. Ward the Pirate ist eine Ballade um 1680 und handelt von John Ward, der angeblich wirklich um 1600 gelebt hat und Pirat wurde. Um die Karriere selbst ranken sich natürlich viele Legenden und diese Ballade besingt den wagemutigen Kapitän, seine rauen Beutezüge und schildert heroisch, wie Ward sogar das beste Flaggschiff des Königs in die Flucht schlägt. Dieses Arrangement Vaughan Williams für Männerstimmen entstand 1918 und hebt den heroisch-kräftigen Charakter des Stücks dadurch hervor, dass die Stimmen fast nie versetzt erklingen, sodass ein starker gemeinschaftlicher aber auch schlichter Eindruck entsteht. Ca the Yowes ist eine schottische Ballade, die 1922 von Vaughan Williams für gemischtes Vokalensemble arrangiert wurde. Nicht nur wegen der schottischen Herkunft sondern auch wegen des musikalischen Charakters liegt ein Vergleich mit dem ergreifenden Loch Lomond nahe. Ebenso wie dieses wurde Ca the Yowes, das vom Treiben der Schafe durch die englische Landschaft handelt, von Vaughan Williams meisterhaft und kunstvoll gesetzt. Fast kein anderes Folksong-Arrangement bietet mit seiner ruhigen und fast melancholischen Melodie die Basis für ein so kunstvolles Arrangement, das sofort die Stimmung eines warmen Sommerabends erweckt. Jede Stimme und sei es noch der kleinste Kontrapunkt scheint sich an melodischer Eleganz überbieten zu wollen. The Unquiet Grave wurde 1950 für Frauenstimmen arrangiert. Hier hört man deutlich Vaughan Williams teils kühle, teils mystische Tonsprache seines Spätwerks, die perfekt zum vertonten Texte pass: Das lyrische Ich kniet an dem Grab seiner zuvor verstorbenen Liebsten und besingt die unsterbliche Liebe. Das Arrangement von The Seeds of Love entstand 1923 für Männerstimmen und ist eine Ballade mit weit reichenden Melodienbögen in typisch angelsächsisch-folkloristischem Gewand. Der Text wird hauptsächlich vom Bariton in der Melodie mit großem Gestus gesungen, während der Chor das harmonische Fundament liefert. Insgesamt ein sehr stimmungsvolles Arrangement. In Early in the Spring schildert das lyrische Ich, wie es im Frühling durch die Landschaft wandert und eine Nachtigall singen hört. Das Arrangement von 1952 ist nur für Frauenstimmen und strahlt einen heiteren Charakter aus. The Turtle Dove schildert die verlorene Liebe, derer das wandernde lyrische Ich gedenkt und in einer Taube entdeckt, die ebenfalls für ein Männchen zu singen scheint. Die anmutige Melodie wird hauptsächlich von dem Bariton vorgetragen, während der gemischte Chor das harmonische Fundament mittels Vokalisen beisteuert, außer der mittleren Strophe, die alleine vom Chor gesungen wird. In An Acre of Land besingt das lyrische Ich das Stück Land, dass es von seinem Vater geerbt hat und das nun aufs neue bestellt wird. Der sehr optimistische Text wird in der lebhaften Melodie zu Beginn von dem Solosopran vorgetragen, während der Chor hauptsächlich den refrainähnlichen Vers Ivy, sing Ivery wiederholt, bis zum Schluss das ganze Ensemble singt. Es folgt ein weiteres Arrangement von Bushes and Briars für Männerstimmen. Hier arrangierte Vaughan Williams immer besonders die ersten Zeilen anders und dadurch, dass die Stimmen bei einem Männerensemble natürlich dichter beieinander liegen als bei einem gemischten Ensemble kommen hier die reichhaltigen Vorhalte noch besser zum Ausdruck, dafür verliert es durch den kräftigen Klang der Männerstimmen ein bisschen von der lieblichen Atmosphäre, die die Frauenstimmen in dem vorherigen Arrangement beigetragen haben. Die CD schließt mit einem Arrangement des Wassail-Songs nur für Männerstimmen. An der Stimmführung oder dem Satz wurde allerdings nichts geändert. CD 23 widmet sich den Folksong-Arrangements für Solostimme mit Klavierbegleitung und eröffnet mit fünf Volksweisen aus Ostanglien. In The Captains Apprentice erzählt ein Kapitän, wie er einen armen Jungen als Matrosen auf sein Schiff nimmt und dieser in seinen Diensten stirbt. Das sehr melancholisch geprägte Lied wird anfangs nur von der Solostimme vorgetragen, bevor das Klavier einige zarte Arpeggien und blockhafte Akkorde beisteuert. Der Text wurde ursprünglich mit The Cruel Ships Captain übertitelt. Das optimistische As I walked out handelt von einem Geliebten, der seine Geliebte verlässt. Es folgt ein drittes Arrangement von Bushes and Briars, dieses Mal für Solostimme und Klavier. Auch wenn die wundervolle Melodie nichts von ihrer tiefen Innigkeit verloren hat und die Hamronien des Klaviers ihr einen tollen Anstrich geben, so bleiben doch die Vokalensemble in ihrer Wrikung noch ein Stück weit stärker. In Geordie klagt eine Frau um ihren zu Unrecht verurteilten Mann. Also bricht sie auf, um am Hofe des Königs um das Leben ihres Geliebten zu retten, doch sie trifft zu spät ein: Geordie wurde bereits gehenkt. Das letzte Lied handelt von einem jungen Recken, der mit 18 On Board a Ninety-Eight anheuert und viele Abenteuer und Seeschlachten besteht, bis er schließlich selbst 98 Jahre alt ist. Schon bei den ersten Takt wird klar, dass diese traditionelle Melodie Vaughan Williams mehr als nur eine Inspiration für die Melodie von The Roadside Fire aus House of Life war. Es folgen drei Lieder aus Wessex. The Ploughman handelt von einem Pflüger. Das sehr heitere Lied erzählt von dem glücklichen Ackermann und preist das erfüllte Leben des einfachen Landmannes. The Brewer dürfte mit 00:25 das kürzeste Stück in dem Schaffen Vaughan Williams überhuapt sein und erzählt kurz von einem Bierbrauer. Das neckische Rolling in the dew beschreibt den Dialog eines Seemannes mit einem Milchmädchen. Die beiden weihnachtlichen Weisen The Truth from Above sowie Joseph and Mary sind schon aus der geistlichen Chormusik bekannt und sind hier noch einmal für Solostimme und Klavier arrangiert. Als dritte im Bund erklingt The Saviours Love, ebenfalls ein Weihnachtslied. Durch die kammermusikalische Besetzung verlieren die Lieder ihren geistlichen Charakter, der durch den Chor und die Orgel sehr deutlich wurde und bekommen einen bodenständigen und häuslichen Charakter verliehen. Es folgen drei französisch-sprachige Volksweisen: Reveillez-vous, Piccars, Chanson de quête und das geistliche Ballade de Jésus Christ. Besonders das schwungvoll arrangierte Reveillez-vous, Piccars mit der kraftvollen Klavierbegleitung gehört zu meinen absoluten Favouriten aus diesem Genre. Als nächstes folgen vier Volksweisen aus Newfoundland: Shes like the swallow, The Morning Dew, The Maidens Lament und The Cuckoo. Sämtliche Weisen sind von schlichter Natur handeln von unglücklicher Liebe. Vaughan Williams fing den melancholischen Charakter der vier Lieder perfekt ein, in dem er dem Klavier wundervolle zarte und zerbrechliche Begleitungen schrieb, die wie die Gesangsmelodie von schlichter, aber ergreifender Schönheit sind und diese Lieder so zu einem gefüflvollem Hörerlebnis werden lassen. Die folgenden zwei Lieder wurden für Solostimme und Violine geschrieben und erinnern also von der Besetzung ein wenig an die Ten Blake Songs. The Lawyer ist von sehr fröhlichem Charakter und erinnert von der hüpfenden Rhythmik sehr an andere typische irische Volksweisen, wobei die Violine den bäuerlich-volkstümlichen Anstrich hervorhebt. Searching for Lambs handelt von einem jungen Schäfer, der früh morgens zu seiner Weide unterwegs ist und ein hübsches Mädchen trifft, in das er sich verliebt. Das Lied erinnert von der Melodieführung ein bisschen an Bushes and Briars und Ähnliche und ist somit ein klassisches englisches Volkslied von ruhigem pastoralen Character, der von der sehr Violine mit sehr lang anhaltenden schweifenden Melodienbögen unterstrichen wird. How cold the wind doth blow entpuppt sich als neues Arrangement von The Unquiet Grave, dass wir zuvor schon auf CD 22 in einer Version für Frauenchor hörten. Dieses Arrangement für Klavier, Violine und Solostimme betont weniger den mystisch-kühlen Aspekt der geschilderten Situation, sondern betont den tiefen Schmerz des lyrischen Ichs, das am Grabe seiner verstorbenen Geliebten kniet. Den Abschluss macht A Song of Thanksgiving, eine Komposition für Sopran, Sprecher, Orgel, gemischten und Knabenchor sowie ein sehr große Orchester (mit jeweils sechs Trompeten und Klarinetten). Dieses Werk wurde 1944 in Auftrag gegeben und am 13. Mai 1945 gesendet. Ursprünglich sollte das Stück sogar Thanksgiving Victory heißen, da klar war, dass die Deutschen den Krieg definitiv verlieren würden. Vaughan Williams fand es befremdlich, das Stück zu schreiben, während der Krieg noch in vollem Gange war und wählte seine Texte daher sehr sorgfältig. Hierzu wählte er einige Passagen aus der Bibel, einen Auszug aus der achten Szene des vierten Akts von Henry V von Shakespeare sowie Auszüge aus dem Fantasyroman Puck of Pooks Hill von Rudyard Kipling. Das Stück wird von einer kräftigen Trompetenfanfare eröffnet, die vom Solo-Sopran aufgenommen und mit den Worten Blessed art thou, O Lord God of our fathers and to be praised and exalted above all forever. Weiterführt. Noch einmal erklingt die Fanfare und erneut antwortet die Sopranistin, bevor jetzt die Orgel erklingt und der gesamte Chor in den Lobgesang einfällt. Schließlich setzt auch noch das Orchester ein, bevor der Sprecher über die nun etwas zurückhaltende Musik mit dem Chorgesang seine Stimme mit dem Satz The spirit of the Lord is upon me, because the Lord has anointed me to proclaim liberty to the captives and the opening of the prison of them that are bound, to comfort all that mourn; erhebt. Es wird allgemein spekuliert, ob Vaughan Williams mit den Gefangenen auch auf die Häftlinge in den damals noch einer großen Bevölkerungsschicht unbekannten Konzentrations- und Arbeitslagern hindeutet. Schließlich schwillt die Musik wieder an und es folgt eine weitere, von gesprochenen Sätzen durchzogene, Chorpassage mit opulenter Orchesteruntermalung bis schließlich der Knabenchor mit Land of our birth, we pledge to thee our love and toil in the years to be. Den letzten Teil des Werks einläutet: Eine durchweg sehr noble immer mehr anwachsende Hymne mit einem vor Patriotismus triefendem Text, der schließlich auch vom gemischten Chor gesungen wird und das Werk mit Pomp und Gloria beschließt. Mahne Vaughan Williams einige Jahre zuvor schon mit Donna nobis pacem vergebens, so behielt er wenigstens dieses Mal Recht, dass die Unterdrückung enden und der lange Frieden in Europa einziehen sollte. Insgesamt handelt es sich aber um ein Auftragswerk mit propagandistischer Funktion und somit ist dieses Werk trotz der kompositorischen Raffinesse von sehr überladenem und pompösem Charakter. So strahlt A Song of Thanksgiving 15 Minuten puren Optimismus und Patriotismus aus wobei die ganz wichtigen Sätze zum besseren Verständnis nochmals vom Sprecher zitiert werden. Insgesamt sind solche aufgeblasenen Töne für heutige Hörer ein wenig befremdlich aber in Anbetracht der damaligen Situation schrieb Vaughan Williams genau das, was man von ihm erwartete und was er vielleicht auch selbst empfand. Das 1957 entstandene Epithalamion ist eines der jüngsten Werke Vaughan Williams in dieser Sammlung und ist bis heute zu unrecht sehr unbekannt. Epithalamion bedeutet übersetzt soviel wie Brautlied und war in der Antike ein meist chorisch vorgetragenes Gedicht zur Hochzeitsfeier. Dieses Werk basiert allerdings auf einem Epithalamion Edmunds Spensers (1552-1599) und wurde mit Flöte, Klavier, Streichorchester, Bariton und gemischtem Chor besetzt. Vaughan Williams kürzte den gewaltigen Text Spensers an einigen Stellen um ganze Strophen und teilte das Gedicht in elf liedartige Nummern auf, die aber ineinander übergehen, und somit ein einsätziges Stück bilden: The Prologue, Wake now, The Calling of the Bride, The Minstrels, Procession of the Bride, The Temple Gates, The Bell Ringers, The Lover's Song, The Minstrel's Song, Song of the Winged Loves, und Prayer to Juno. Der Text schildert den kompletten Ablauf eines Hochzeitstags von dem Zurechtmachen der Braut über die Zeremonie bis hin zu den nachmittäglichen Festlichkeiten und der lang ersehnten Hochzeitsnacht. Wie in dem antiken Theater übernimmt auch hier der Chor die schildernde und kommentiere Funktion, während der Bariton den Bräutigam repräsentiert. Insgesamt ist das Werk dank seiner sehr weichen Instrumentierung durchweg von heiterem Charakter. Natürlich greift Vaughan Williams während der Tanzszene wieder einmal auf typisch folkloristische Elemente zurück, aber auch das wundervolle Liebeslied des Bräutigams, der Lobgesang des Chores sowie der herrlich lyrische Einsatz der Soloflöte sind einige von vielen wundervollen Momenten, die so dicht bei dicht aufeinander folgen, dass dieses Werk ein wahrhaft erfüllendes Hörerlebnis bildet. Es folgt die einaktige Oper Riders to the sea von 1927, deren Libretto auf dem gleichnamigen Stück des irischen Autors John Millington Synge, dessen Text Vaughan Williams nahezu Wort für Wort übernahm. Die Oper spielt in dem bescheidenen Wohnraum einer Fischerfamilie, in dem Nora und Cathleen, die Schwestern von ehemals sechs Brüdern erfahren, dass eine Leiche an der Küste angeschwemmt wurde. Sofort befürchten sie, dass es sich um Michael, ihren zweitjüngsten Bruder handeln könnte und versuchen, die Kunde vor ihrer Mutter Maurya geheim zu halten. Diese versucht gerade Bartley, ihren jüngsten Sohn davon abzubringen, nach Galway zu reiten und dort Pferde zu verkaufen, da sie die See fürchtet und Bartleys Weg an der Küste entlang läuft. Als sich Bartley im Streit verabschiedet, bitten die Schwestern ihre Mutter, Bartley zu folgen und ihm ihren Segen für die Reise zu geben. Während Maurya außer Haus ist, erhalten Nora und Cathleen die Kleidung des Ertrunkenen und haben nun Gewissheit, dass es sich um Michael handelt. Maurya kehrt zurück und behauptet, sie habe den Geist Michaels auf einem von Bartleys Pferden gesehen. Schließlich erreichen einige Dorfbewohner das Haus und bringen der trauernden Witwe auch noch die Leiche ihres jüngsten Sohnes. Bartely ist nämlich vom Pferd in die See gefallen und ertrunken. Der Vorhang fällt nach Mauryas Klagelied. Da das Stück nur aus einer Szene zu bestehen scheint ist auch die Laufzeit der Oper überdurchschnittlich kurz. So dauert eine Aufführung in der Regel grob 40 Minuten. Vaughan Williams verzichtet bei diesem Werk komplett auf den Einsatz von folkloristischen Elementen, sondern erzeugt durch den ständigen Wechsel von dur-moll-Harmonien eine ständige Unruhe. Außerdem fordert die Partitur eine Mee-Maschine ein, die wie später bei der Sea Symphony die Windmaschine eine bedrohliche Atmosphäre erzeugt. Auch bei der Textvertonung geht Vaughan Williams sehr modern vor, sodass es sich eher um eine Art Sprechgesang im Stile der frühen Straussopern handelt. Nach wirklich melodischen Stellen sucht man hier vergeblich und genau das tut dem tragischen Stück äußerst gut. CD 25 und CD 26 enthalten die Oper Hugh the Drover in zwei Akten nach dem Libretto von Harold Child. Vaughan Williams arbeitete mehrere Jahre vor und nach dem ersten Weltkrieg an dem Stück, bevor es schließlich am 4. Juli 1924 uraufgeführt wurde. Im Gegensatz zu den schaurigen drei Jahre später komponierten Riders to the sea ist dieses Werk ein Musterbeispiel für Vaughan Williams Einsatz von Volksliedern und folkloristischen Themen und Melodien in seiner Musik. Die im Cotswolds des Jahres 1812 angesiedelte Handlung ist schnell erzählt: Die schöne Junge Mary, Tochter eines Wachtmeisters, soll den grobschlächtigen Schlachter John heiraten, doch sie begegnet bei einem Wiesenfest dem Viehtreiber Hugh und verliebt sich sofort in ihn. Schließlich eröffnet ein Schausteller einen Kampf, in dem sich zwei Männer des Dorfes herausfordern sollen. Der Schlachter John meldet sich und auch Hugh stellt sich zum Kampf, allerdings nur, wenn der Gewinner auch die schöne Mary bekommt. John sagt siegessicher zu, aber verliert. Aus Rache bezeichnet er Hugh als einen Spion Napoleon Bonapartes, sodass dieser festgenommen wird. In der Nacht jedoch stiehlt Mary die Schlüssel ihres Vaters, um Hugh aus dem Vorratsspeicher zu befreien. Doch bevor sie fliehen können, hören sie John, der die beiden entdeckt und Mary verstößt. Zu allem Unglück hört Marys Vater den Tumult und enterbt seine Tochter. Da trifft auch schon ein Trupp Soldaten ein, um Hugh abzuholen, doch der Kommandant erkennt den Viehtreiber, der ihm vor einiger Zeit einmal das Leben rettete. Hugh kommt also frei, während John für einen Soldaten gehört und abgeführt wird. Mary und Hugh gestehen besingen ihre gemeinsame Zukunft. Vaughan Williams fing die ländliche Stimmung perfekt ein, indem er besonders im ersten Akt während des Wiesenfestes sehr viele volksliedhafte Themen und Melodien einführt, sodass die Oper auch auf CD leicht zu verfolgen ist. Dieser Effekt wird auch durch sehr viele reine Chorpassagen und den sehr liedhaften Charakter der einzelnen Nummern verstärkt, erst im zweiten Akt in der Nacht wird fast nur noch solistisch gesungen. Insgesamt ein sehr heiteres und absolut zu empfehlendes Werk, wenn man schon den orchestralen ländlichen Vaughan Williams mochte. CD 27 und CD 28 enthalten die von 1924-28 entstandene Oper Sir John in Love, die auf Den lustigen Weibern von Windsor von Williams Shakespeare beruht und auf der schon Verdis Falstaff basierte. Hier geht es um den schelmischen, aber mittellosen Edelmann Sir John Falstaff, der zwei Frauen aus den besten Familien Windsors Liebesbriefe schreibt, um an deren Vermögen zu kommen. Doch die Frauen kommen dahinter und wollen Falstaff eine Falle stellen, indem die eine so tut, als würde sie auf die Affäre eingehen. Doch auch ihr Mann hat unabhängig von Falstaffs Spiel erfahren und misstraut seiner Frau, sodass auch er Falstaff aber auch seine Frau ertappen will. Das führt natürlich zu vielen Verwicklungen, die sich nachher natürlich zum Guten hin auflösen. Auch hier bedient sich Vaughan Williams vieler traditioneller englischer Melodien. Besonders Greensleeves taucht hier in einer Schlüsselfunktion und als Zwischenspiel zwischen dem dritten und vierten Akt. Insgesamt ist diese Oper aber um einiges solistischer und fragmentarischer als der sehr liedhafte und chorlastige Hugh, sodass Vaughan Williams ein Jahr später sechs sehr eingängige Passagen für Chor und Orchester für die Suite In Windsor Forest arrangierte. CD 29 und CD 30 enthalten eines der interessantesten Werke überhaupt: Die Oper The Pilgrims Progress, basierend auf dem gleichnamigen Buch John Bunyans, das als das wichtigste Werk der englischsprachigen religiöser Literatur überhaupt wurde und seit seinem Erscheinungsjahr 1678 nicht bis heute nicht einmal vergriffen war. Vaughan Williams lag sehr viel an diesem Werk und komponierte an dieser Oper von 1909-1951, sodass man hier in einem Werk die größte Bandbreite über Vaughan Williams Schaffen hat, da er auch hier eine sehr frühe Oper The Sheperds schließlich in The Pilgrims Progress einarbeitete und aus seinem mittleren und Spätwerk auch die (gemäßigten) modernen Elemente vertreten sind. Das Werk handelt von einem ratslosen Pilger, der eine schwere Last trägt und dem ein schwerer Weg bevorsteht, doch wenn er diesen beschreitet und mehrere Abenteuer wie einen Kampf gegen Apollon besteht, dann kommt er in die heilige Stadt. The Pilgrims Progress ist in der Tat ein spannendes und interessantes Werk mit vielen interessanten musikalischen Einfällen. Insgesamt kommt die Musik um einiges kühler daher, als man es bei Vaughan Williams gewöhnt ist, aber die jeweilige Stimmung der einzelnen Stationen des Pilgers wird perfekt eingefangen. Natürlich bediente sich Vaughan Williams bei dieser Gelegenheit schon gleich in der Ouvertüre traditionellen Kirchenmelodien, die er in seine meisterhaft abwechslungsreiche Partitur einflocht. Ein besonderer Höhepunkt ist zudem die zweite Hälfte von CD 30, denn hier kann man noch einige Mitschnitte hören, bei denen Sir Adrian Boult während der Proben zu hören ist. Insgesamt stellt sich nach 30CDs und über 34 Stunden Vaughan Williams jedoch letztendlich die unausweichliche Frage: Lohnt sich die Anschaffung dieses Sets? Und hier muss ich nach kurzer Überlegung antworten: Ja, definitiv! Wenn man bedenkt, dass man in Anbetracht der momentanen Preise bei einigen Anbietern weniger als 1,50 Euro pro Scheibe zahlt und viele der in der Box enthaltenen CDs vor über 15 Jahren das letzt Mal auf dem Markt und mittlerweile hoffnungslos vergriffen sind lohnt sich die Anschaffung auf alle Fälle. Für den Vaughan-Williams-Liebhaber gibt es eine Bandbreite an äußerst unbekannten Werken, der Gelegenheitshörer kann bei jedem Hörerlebnis ein neues Werk entdecken, doch allerdings hat diese Set auch seine Schattenseiten und derer gibt es leider mehr als bei vielen anderen Boxen. Da wären zum einen die Klangqualität und die Interpretation diverser Werke. Die Box enthält eine Zusammenstellung aller Vaughan-Williams-Alben, die je unter EMI erschienen sind. Allerdings wurden diese Aufnahmen nur zu ihrem ersten Erscheinen auf CD (teilweise Anfang der 90er) digital überarbeitet, nicht aber für die neue Auflage, sodass besonders viele Chorwerke recht dumpf und teils recht schwammig klingen. Fast alle Aufnahmen leiden unter einem gewissen Grundrauschen, was sich in den von Klavier begleiteten Solostimmen bei den zarten Liedern besonders als störend entpuppt. Außerdem handelt es sich bei den gewählten Aufnahmen nicht immer um die beste Interpretation (anders z.B. als bei der DGG-Mahler-Box, wo man mit Absicht besondere Aufnahmen zusammenstellte), was besonders bei den Symphonien verwundert, denn die Aufnahmen unter Bernard Haitink sind um einiges frischer, dynamischer und wurden auch bei EMI verlegt. Wer also durch diese Box gefallen an den Symphonien gefunden hat, sollte sich unbedingt die Haitink-Aufnahmen zulegen. Des Weiteren wurden hier einfach alle Alben in der urpsrünglichen Zusammenstellung in einer Box verpackt, was zur Folge hat, dass meinetwegen von Bushes and Briars drei verschiedene Fassungen und Aufnahmen enthalten sind. Das ist zwar im direkten Vergleich ganz nett, aber zugegebenermaßen fehlen dafür auch einige sehr wichtige Werke wie z.B. das Frühwerk Willow-Wood für Bariton, Frauenstimmen und Orchester, um das sich Vaughan Williams zu Lebzeiten selbst sehr bemühte, das aber erst von Naxos erstmals veröffentlicht wurde. Wirklich ärgerlich ist jedoch das Booklet. Dass die CDs in Papiertüten daherkommen ist ja mittlerweile schon längst Usus, aber das Booklet ist nicht nur mager und enthält nicht einmal einen Einleitungstext, nein, es geizt auch noch mit wichtigen Informationen! So steht zwar immer der Titel da, der Interpret und auch die Laufzeit, nicht aber das Entstehungs- oder Veröffentlichungsdatum der jeweiligen Werke. Gehe ich also als Unwissender an diese Box heran habe ich keine Ahnung, in welcher Phase Vaughan Williams das jeweilige Werk überhaupt schrieb. Besonders fürchterlich ist auch das ständige Weglassen von Libretti und Texten. Sämtliche Lied-Texte musste ich mir ergoogeln und erlesen. Um The Pilgrims Progress anständig hören zu können, musste ich den Klavierauszug ausleihen und Hugh the drover oder Sir John in Love konnte ich anhand wager Inhaltsbeschreibungen im Internet verfolgen. Ich hätte da lieber ein paar Euronen mehr bezahlt und hätte dafür die Original-Booklet-Texte der alten Ausgaben ebenfalls mit in der Box gefunden als diese bloße Liste von Werktiteln und Interpreten. Insofern ist es schon richtig, dass Emi sich wie fast kein anderes Label um Vaughan Williams bemüht, das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass es sich bei dieser Box mehr oder weniger um ein recht lieblos und schnell zusammengeschustertes Produkt handelt, das auch viele der wichtigsten Werke erst in der zweit- oder sogar nur drittbesten Interpretation enthält. Nichts desto trotz handelt es sich trotz aller Abstriche um eine lobenswerte Veröffentlichung, denn dieser Komponist ist einfach viel zu wenig präsent in den hiesigen Konzerthäusern und CD-Läden. Außerdem liegen wirklich wichtige Werke wie das Epithalamion auch nur in dieser einen Einspielung vor. Ich kann diesen vielseitigen Komponisten nur jedem empfehlen, denn er hat es geschafft, auch nach der Spätromantik eine eigenständige Tonsprache innerhalb der tonalen Grenzen zu finden und dabei auch einen kompletten Nationalstil zu prägen. Meine Empfehlungen für einen Vaughan-Williams-Einsteiger daher: - Sämtliche Symphonien - Songs of Travel (1901-04) - The House of Life (1903) - Norfolk Rhapsody Nr.1 (1906) - The Wasps (1909) - Fantasia on a Theme by Thomas Tallis (1910) - The Lark Ascending (1914) - English Folksong Suite (1923) - Hugh the Drover (1924) - Flos Campi (1925) - Klavierkonzert in C-Dur (1926) - Hiob (1930) - Five Tudor Portraits (1935) - Dona Nobis Pacem (1936) - Serenade to Music (1938) - Five Variants of Dives and Lazarus (1939) - Streichquartett Nr.2 - Fantasia (Quasi Variation) on the Old 104th Psalm Tune (1949) - Romance (1951) - The Pilgrims Progress (1951) - Konzert für Tuba und Orchester (1954) - Epithalamion (1957)
  3. Ich habe mir gerade mal den Karlin angehört und kann mir schon denken, dass das ganz schön stimmungsvoll im Film ist und vielen das auch gefällt, aber die "aufregendste Actionmusikinnerhalb seiner Karriere" habe ich mir anders vorgestellt. Ich mochte seine Musik zu "Westworld", aber mehr braucht's mir von Karlin auch nicht wirklich. Den Broughton hingegen werde ich weiterhin beobachten, denn der sieht nach einer Menge Spaß aus. Ich schätze, innerhalb der nächsten zwei Tage werde ich da entscheiden müssen .
  4. Zwar keine Filmmusik, aber dennoch von einem europäischen Filmkomponisten der ganz alten Garde: "The Bonnie Banks o' Loch Lomond" in einem wundervollen Arrangement für gemischtes Vokalensemble. ACHTUNG! WER KEINEN KLASSISCHEN GESANG MAG SOLLTE DIESEM LIED TROTZDEM EINE CHANCE GEBEN!!! Der Text geht auf einen schottischen Rebellen zurück, der verhaftet wurde und im Kerker dem Tod entgegen sah. Er schrieb einen Brief, den ein Freund seiner Frau in Schottland übergeben sollte und schreibt, dass er aber vor seinem Freund, dem Boten eintreffen wird, denn als Toter kann er die "Low Road" - den Weg über die Unterwelt der Toten - nehmen, während der Bote die "High Road" nach Schottland nehmen muss. Aber nie wieder wird er seine Frau, noch die wundervolle Landschaft um Loch Lomond sehen. Dieses traditionelle Volkslied wurde von Vaughan Williams mehrfach für Vokalensemble arrangiert. Hier hören wir es in der - meiner Meinung nach - schönsten Fassung. Durch das gemischte (Frauen und Männer) Enselmble wird die Bandbreite der Stimmen um einiges größer d. h. die Stimmen liegen in Bezug auf Höhe und Tiefe weiter auseinander, als wenn nur Männer singen würden. Die Gegenstimmen, die Vaughan Williams zu der ursprünglichen Melodie hinzukomponierte, sind atemberaubend schön und kunstvoll zugleich. Trotzdem wird dem Lied der schlichte volkloristische Charakter nicht genommen. 100% Ralph Vaughan Williams! [ame=http://www.youtube.com/watch?v=GPv4FoCCR-I]YouTube - Ralph Vaughan Williams - Loch Lomond[/ame] Hier nochmal der Text By yon bonnie banks and by yon bonnie braes Where the sun shines bright on Loch Lomond Where me and my true love will ne-er meet again On the bonnie, bonnie banks o’ Loch Lomon'. Chorus: O ye’ll tak’ the high road, and I'll tak' the low (road) And I’ll be in Scotland afore ye For me and my true love will ne-er meet again On the bonnie, bonnie banks o’ Loch Lomon'. ‘Twas there that we parted in yon shady glen On the steep, steep sides o’ Ben Lomon' Where in (soft) purple hue, the hielan hills we view And the moon comin’ out in the gloamin’. Chorus The wee birdies sing and the wild flowers spring And in sunshine the waters are sleeping But the broken heart, it kens nae second spring again Tho’ the waeful may cease frae their greetin'. Chorus
  5. Dafür klaut Williams aber auch einfach zu oft selbst bei den altgedienten Meistern, sodass man hier eher von einer (immerhin gekonnten) Kopie der Kopie sprechen kann. Mittlerweile sind derartig militärisch-patriotische Klänge schon so selbstverständlich, dass man fast von Stereotypen reden kann. Wie dem auch sei, ich find's nicht schlimm - im Gegenteil
  6. Ah, okay, ich hab's nämlich auch nicht verstanden und kann kein Italienisch...moment!!! Soll das hei0en, es gibt eine CD mit ZWEI Musiken zu EINEM Film, so wie etwa bei einer abgelehnten Filmmusik?...
  7. Tatsächlich scheint's jetzt auch endlich die beiden Stücke zu geben, die es vorher auf der Bootleg nicht gegeben hat, nämlich wie Lancelot wegreitet und der Schwenk über Leonesse sowie der Zug der Ritter nach Leonesse (und den sogar in einer alternativen Version!), daher ist "Raid on Leonesse" auch um 42 Sekunden länger als auf dem Album...juchuuu!!! Aber ich werde nicht aufhören, mich darüber aufzuregen: Warum völlig zusammenhangslose Stücke zusammenklatschen?? Zum Beispiel wurden hier "A word with Oswald", "The Ambush" und "Rescued by Lancelot" zu nur einem Titel kombiniert. Das darf ich jetzt alles mühevoll auseinanderschneiden und die Überschneidungen mit den "sauberen" Schlüssen der Bootleg kombinieren. Aber immerhin interessant, dass es eine alternative Version von "The Ambush" und dem Schlusskampf gibt Die Kombination einzelner Titel hätte aber besonders hier nicht sein müssen, da auch die kurzen Stücke gut durchkomponiert und in sich geschlossen sind. Ich glaube fast, MV würde Anton von Weberns Orchesterstücke auch in einem 2:30-Track veröffentlichen, obwohl es eigentlich sechs sind...
  8. Und was ist das hier? I Tre Volti Della Paura (1963), Roberto Nicolosi / Les Baxter (Score-CD) im Soundtrack-Club
  9. Doch, in der Tat fehlten da besonders das zweite Stück im Film, als Lancelot nach dem Schwertkampf mit dem einen gesprochen hat und über's Feld reitet und dann wie König Artus mit seinen Rittern auszieht und die ganzen Echo-Fanfaren zu hören sind. Wenn man jetzt noch die ganze Trommelei während des Spießrutenlaufs mit einrechnet (die allerdings ja auf der Bootleg enthalten waren) kann es sein, dass es knapp wird. Stattdessen gab es dann ja auch eine Konzertsuite, von der ich keine Ahnung hatte, welche Einspielung das war. Alternative Versionen gibt es besonders von der großen Heiratsszene "A new life", da gibt's mindestens zwei weitere Versionen. Wahrscheinlich werden es insgesamt "nur" 95 Minuten auf 2 CDs, aber immerhin haben wir's dann komplett. Da muss ich hier widersprechen, wenn man an Sachen wie "Boys from Brazil oder "The Fury" denkt, ist es sehr wichtig, die Albumaufnahmen mit auf das Album zu packen und da man die ganzen alternativen Titel nicht mit auf eine CD kriegt - warum nicht auch gleich ein paar Albumversionen wiederveröffentlichen? Im Falle von "First Knight" wird das aber wahrscheinlich nicht der Fall sein, denn da wurden ja die Filmeinspielungen 1:1 auf der CD veröffentlicht.
  10. Das stimmt allerdings, Ronin, die Streicher klingen recht blass. Ich hoffe ja auch ein bisschen auf "dickeren" Klang bei dem neuen Album. BigMac, wenn man die kurze Fanfare als Einleitungsstück nimmt, dann hätte man ja locker das über zwei Minuten lange Stück mit der bombastischen Variante des Lancelot-Themas und dann noch das fette Malagand-Thema mit den col legno Streichern draufpacken können. Ich meinte irgendwo mal gelesen zu haben, dass es Goldsmith war, der die beiden Themen nicht auf dem Album haben wollte...naja, das Booklet abwarten.
  11. Ich dachte nur, es gäbe mehr Trekkies als Richard-Gere-Fans da draußen, aber stimmt, wir haben ja auch mal diskutiert, dass für viele Trekkies nicht auch gleich die komplette Musik wichtig ist. Trotzdem - Williams' "Family Plot" hält sich doch auch erstaunlich lange bei Varèse. Letzten Endes wird man es nie wirklich verstehen können und daher freue ich mich jetzt einfach auf das endgeile "Lancelot"-Thema und das herrliche "Malagand"-Thema! Wuuuh huuuuuu!!! P.S.: Schön, dass Du hier wieder schreibst, BigMac! P.P.S.: Warum wollte Goldsmith eigentlich weder Malagant noch Lancelot auf dem Album haben?
  12. Vielleicht war's wirklich wieder eine rechtliche Sache. Ich hab' mir mein Doppel-Western-Exemplar mal gegönnt. Den Small brauche ich (noch) nicht und immerhin: Die letzte "Pink Panther"-CD gibt's ja auch noch zu normalen Preisen bei den hiesigen Händlern.
  13. Episch! Absolut episch! Auf 2 CDs dürfte dann ja wirklich nichts mehr fehlen! Ich habe noch die gepresste "längere" Fassung im Digipack, die auch schon immer ein tolles Hörerlebnis war, aber wenn man Botnicks Bänder zur Verfügung hatte dürfte das bedeuten: Mehr alternative Aufnahmen und eine bessere Klangqualität. Davon 5000 Stück? Super! Die dürften sich auch etwas länger halten als "Star Trek", glaube ich. Aber früher oder später werde ich garantiert zuschlagen
  14. Habe den Film vor Urzeiten mal gesehen und fand den ganz nett. Den Titelsong habe ich auf der "Kabel 1 Western Movie Hits". Naja, dann werden wohl wirklich die Hörproben entscheiden.
  15. Argh, okay! Danke, Hilde. Naja, die Golden Age Scores von Intrada haben mich selten wirklich interessiert, also bin ich auch eher auf den obskuren Score gespannt.
  16. Wer könnte denn ein Komponist SOME REGARD HIGH sein? Damit scheiden ja schonmal Goldsmith, Williams, Horner etc. aus. Also eher ein unbekannter Komponist oder ein umstrittener? Ein Western aus den 60ern mit John Wayne? Doch nicht etwa "True Grit", oder? Das würde zwar von der Zeit passen, aber irgendwie sind mir da 1000 zu wenig.
  17. Hab' ich alle drei. North and South kenne ich bis jetzt nur aus der (fantastischen) Serie und da ich immer alles gerne komplett habe, kann für mich etwas nicht zu lang sein Ich finde die Veröffentlichung sehr lobenswert und seine Lieblingssachen kann sich dann ja jeder selbst zusammenstellen.
  18. Ich habe einen Bekannten, bei dem ist Gergiev in Ungnade gefallen, weil er Mahler 3 zu Beginn "viel zu schnell" dirigiert hat. Ich selbst habe Gergiev mit Mahler 9 live erlebt und habe nichts Negatives zu äußern. Von Ozawa kenne ich auch nur Mahler-Einspielungen, aber auch da keine Beanstandungen. Zwischen den beiden würde ich also ein bisschen mehr zu Ozawa tendieren, aber wirklich Experte bin ich - besonders in Sachen Tschaikowsky-Aufnahmen - nicht.
  19. Danke. Das kam irgendwie für mich halt nicht rüber, ob die Kritzerland "neu arrangiert" oder eben "komplett" ist
  20. Auf dem Soundtrackcollector sind leider keine Laufzeiten gelistet. Weiß denn jemand, wie lange die CD sein wird und ob's noch mehr Musik als auf der Varèse sein wird?
  21. Vielen Dank für die Hilfe. Habe mir jetzt die Tsunami zugelegt (Tsunami-CDs scheinen mittlerweile gerne recht schnell von der Bildfläche zu verschwinden), aber wenn anscheinend dasselbe Grundmaterial vorhanden war frage ich mich, warum dann nicht beide CDs dieselbe Länge haben. Wie dem auch sei, vielleicht kommt ja bald eine legale vollständige Ausgabe raus.
  22. Ich habe bislang keine Veröffentlichung. Film sowie Musik sind bisher an mir vorbei gegangen, aber wie es scheint, ist mit dieser Veröffentlichung auch eine Anschaffung der alten Kritzerland-Scheibe überflüssig, da sich das von denen wiederveröffentlichte LP-Programm ja auf der zweiten CD dieses Sets findet mit dem bisher unveröffentlichten Score auf CD 1. So schnell werde ich mir das wahrscheinlich nicht zulegen, mal gucken. Ich persönlich habe ja nichts gegen Wiederveröffentlichungen. Es gibt momentan einfach so viel zu kaufen, so viel Neues, so vieles, was man immer auf die lange Bank geschoben hat und so Vieles, was verramscht wird. Meinetwegen kann sich diese CD ein paar Monate halten.
  23. Gestern Nacht lief ja auf Arte der Originalfilm "Cape Fear - Ein Köder für die Bestie" mit einer recht interessanten Herrmann-Musik. Der Sondtrack-Collector sagte mir, dass es die Originalaufnahmen (nicht die von Bernstein für die Neuverfilmung umarrangierte Musik) nur eine CD von "Soundstage" - also ein Bootleg wahrscheinlich - gibt sowie auf einer Tsunami-CD. Ein grober Vergleich der jeweiligen Lsufzeiten und Titelnamen zeigte mir, dass die Tsunami-CD anscheinend einige Minuten kürzer läuft als die Soundstage-Ausgabe. Weiß jemand, was bei dem "Cape Fear"-Anteil auf der Tsunami-CD fehlt?
  24. Wie ist das eigentlich? Weiß man, welche Fassung auf der CD-Einspielung ist? Die Originalversion oder die bereits für Koch Media aufgenommene revidierte Fassung inklusive Psycho-Zitaten?
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