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Wie gesagt, ich finde halt, dass die Kulturpolitik ihrer Aufgabe nicht nachkommt. Dafür kann hier aber niemand was. Ich muss allerdings auch sagen, dass ich mich an der aktuellen Filmmusik etwas übersättigt habe, denn so langsam scheinen sich fast alle Komponisten auf den immergleichen Schemata auszuruhen mit der Ebrgündung, dem (allerdings meistens auch vor 100 Jahren stehen gebliebenen) Zuschauer Emotionen zu vermitteln und daher auf bewusst ausgetretenen Pfaden zu wandeln. Ein Heldenmotiv muss heroisch von den Blechbläsern getragen werden, ein Liebesmotiv muss schön lyrisch von den Streichern und der Harfe gespielt werden...sowas kann man schon in Richard Strauss' Tondichtung "Don Juan" bestens hören. Man sollte wirklich mal Neues ausprobieren, denn man kann die Musik neu erfinden, dazu sind Komponisten da. Wenn ich Musik schreibe, warum sollte ich dann so schreiben wie Haydn, Chopin, Mozart, Beethoven oder Mahler? Wenn ich Musik hören will wie von diesen Komponisten, dann höre ich auch genau diese Komponisten. Wenn ich selber meine eigene Musik schreiben will muss ich einen Stil finden, der natürlich von anderen beeinflusst ist (etwas Anderes ist gar nicht möglich), aber ein eigernständiges musikalisches Material verarbeiten und eine eigene Tonsprache finden und das ist einfach in der heutigen Filmmusik viel zu selten. Rozsa prägte die Musik der römischen Heere, North führte den Jazz in die Filmmusik ein, Martin Böttcher tat das in Deutschland, Peter Thomas ist immer unverkennbar Peter Thomas, Goldsmith hat seine eigene Handschrift, Bernstein entwickelte den Copland-Americana-Stil weiter, Herrmann mühte sich stets um eine individuelle Vertonung jedes einzelnen Films aber was hat man heute? Ich möchte einmal auf Schumann berufen und nach den heutigen "neuen Bahnen" fragen und da sieht's momentan echt düster aus. Und so dumm ist der Zuschauer auch nicht, dass sich sein Unterbewusstsein dem Neuen verschließt, sonst hätte Goldsmith seinen "Planet der Affen" oder "Alien" gar nicht machen können.
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Das Problem ist einfach, dass viele Leute die musikalische Entwicklung der letzten 100 Jahre versäumt haben - daran ist aber die Bildungs- und Kulturpolitik schuld sowie vielleicht auch die konsequente Ausmerzung der als "entartet" geltenden Moderne in den 30er-40er Jahren. Wenn man heute das Radio anschaltet, hört man selten bis gar keine zeitgenössische Komponisten und auch moderne Komponisten wie Schönberg, Berg, Webern, Stravinsky, Hindemith, Ives, Cage oder Varèse sind äußerst rar gesäht. Auch ich habe meine Probleme mit einigen modernen Erscheinungen. Der Serialismus ist für mich einfach nicht mehr zeitgemäß und gehört einer Epoche an, in der man die Mathematisierung der Musik vorantrieb, weil man auf Grund der schrecklichen Kriegserfahrungen Emotionen aus der Musik ausschließen wollte. Trotzdem sollte man sich damit beschäftigen und wissen, woran man ist, wenn man einen serialistischen Komponisten wie den späten Stravinsky, Boulez oder Luigi Nono hört (und auch da gibt es deutliche und entscheidende Unterschiede). Viele Leute kennen einfach fast keine neue Musik, obwohl ja gerade die Musik, die gerade komponiert wird auch die Musik ist, die uns am Meisten etwas angeht und beschäftigen sollte, denn die aufklärerischen Gedanken einer Beethoven-Symphonie sind uns zwar bekannt und bewusst, sie sind aber in einem demokratischen Zeitalter nicht mehr an uns gerichtet. Natürlich sollte man Beethoven hören, er war wichtig, bedeutend und seine Musik ist einfach genial, aber Beethoven ist schon ein (200 Jahre alter Teil) unserer Musikgeschichte. In den letzten 200 Jahren ist noch so viel mehr passiert und das wurde seit Beginn der Freitonalität anscheinend nicht beachtet. Demnach ist der Rezipient mit den heutigen viel weiter fortgeschrittenen Ideen der neuen Musik so überfordert, als hätte man einem im Zeitalter der Klassik lebenden Hörer eine Wagner-Oper vorgespielt. Jetzt muss sich der Interessierte Laie die letzten 100 Jahre mittels privater mühevoller Kleinstarbeit erschließen, weil Schulen und Radiosender es einfach versäumen, die Leute mit der Musik ihrer eigenen Zeit (!) zu konfrontieren.
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Hast du's denn schonmal mit Schönbergs "Verklärter Nacht" versucht? Das ist nämlich absolute Filmmusik. Schönberg komponierte hier auf das gleichnamige Gedicht verschiedene Leitmotive und strukturierte das Stück entsprechend. Unglaublich gefühlvoll spätromantisch - ja, filmmusikalisch, sogar!
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Cathy Berberian - Magnificathy: The many voices of Cathy Berberian Cathy Berberian - Magnificathy: The many voices of Cathy Berberian Cathy Berberian wurde in den USA als Tochter armenischer Einwanderer geboren und war eine außerordentlich vielseitige Sängerin, die unter Anderem Tanz, Schauspiel, Pantomime, Literatur, Kostümbildnerei und Gesang. Mit Ihrer Stimme, die drei Oktaven umfasste sowie ihrem schauspielrischen Talent verstand sie es, dem Publikum viele neue Werke näherzubringen. Zu ihren größten Erfolge dürften die Freundschaften mit John Cage und Igor Srawinsky gehören, die beide Stücke für ihre Stimme schrieben. Neben einem sehr großen Reportoire vor Allem mit neuer Musik befasste sich die äußerst flexible Sängerin auch mit frühbarockenKomponisten wie Claudio Monteverdi und sang unter Nikolaus Harnoncourt, einem der wegbereiter werkgetreuer Interpretation, für Schallplatten ein. Auf diesem Album sind lauter Stücke vertreten, die zu ihrer Zeit einzigartig und neu waren, wie z. B. "La Lettera Amorosa" von Monteverdi ohne strenge Takteinteilung, Debussys Chansons de Bilitis oder Sylvano Bussottis "O" - Atti Vocali in einer von Bussottis genemigten Bearbeitung der Interpretin selbst. Das etwas laszive "Surabaya Johnny" von Kurt Weil findet sich ebenso auf diesem Album wie Gershwins "Summertime". Zu meinen persönlichen Favoriten zählen allerdings John Cages "A Flower; The Wonderful Widow of Eighteen Springs" ohne bestimmten Text, während der Pianist mit den Fingerknöcheln auf präzise angegebene Stellen auf den geschlossenen Flügel trommelt, John Lennons und Paul McCartneys "Ticket to ride" (Berberian nahm sogar eine komplette Platte nur mit "Beatles"-Liedern auf) sowie der Livemitschnitt einer Komposition Berberians selber: Stripsody, eine Kollage aus onomatopoetischen (lautmalerischen) Lauten, die nur aus Comicsprechblasen entnommen wurden. Besonders interessant sind hier auch die mit aufgezeichneten Publikumsreaktionen. Insgesamt ein wirklich gelungener Rundumschlag, der die ganze Bandbreite des Könnens Cathy Berberians offenlegt und dokumentiert. Die sehr schönen Begleitstimmen für Cembalo und Piano wurden von Bruno Canino gespielt. Insgesamt ein sehr abwechslungsreiches Album und ein gelungener Einstieg für Leute, die mit klassischem Gesang bis jetzt so gar nichts anfangen konnten. -
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Edgar Varèse - 4 Werke Edgar Varèse (1885 - 1965) war ursprünglich studierter Mathematiker und Naturwissenschaftler. Später studierte er Komposition und wurde ein erfolgreicher Dirigent. Nachdem er jahrelang konservativ komponiert hatte, zog er 1915 nach Amerika und änderte seinen Stil radikal. Leider wurden alle früheren Werke bei einem Hausbrand in Paris vernichtet, sodass nur der "moderne" Varèse für uns heute zugänglich ist. Varèse selber ließ sich von den damaligen Strömungen der neuen Musik nämlich dem Neoklassizismus und der Dodekaphonie (Zwölftonmusik) nicht beeinflussen und prägte seinen eigenen Stil, auf den sich aber heute viele Klangkomponisten berufen. Eine besondere Stellung hatte bei Varèse das Schlagwerk, so schrieb er das erste Stück nur für Schlagzeug überhaupt. Eine besondere Zuwendung erhielten auch die Blasinstrumente. Die äußerst brutale und dissonante Tonsprache mit hauptsächlich von Schlagwerk und Bläsern besetzten Ensembles wird auch oft als musikalische Wiedergabe des technischen Zeitalters gesehen. Hyperprism ist ein Stück für Flöte. Klarinette, 3 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen sowie für 16 Schlaginstrumente wurde am 4. März 1923 uraufgeführt und offenbahrt die genaue Organisation der Musik Varèses, denn er schreibt für die Bläser eigentlich nur rhythmisch sehr lockere Motive und ordnet dem Schlagwerk eigentlich nur sehr klare Rhythmen und Intervalle zu. Beide Gruppen handhaben eigentlich nur ausschließlich das ihnen zugeorndete Material, teilweise schichtet Varèse beide Elemente jedoch kompromisslos übereinander. Besonders beeindruckend ist auch der Sireneneinsatz an einigen Stellen. Intégrales ist für eine größere Besetzung bestehend aus 2 kleinen Flöten, 2 Klarinetten, Oboe, Horn, 2 Trompeten, 3 Posaunen und 17 Schlaginstrumenten (4 Spieler) geschrieben. Hier fällt besonders der Einsatz der äußerst seltenen Kontrabaßposaune auf. Das Stück wurde am 1. März 1925 unter der Leitung Leopold Stokowskis uraufgeführt (man bemerke: DER Stokowski, der damals die zweifelhaften Bach-Orchestrationen vornahm) und macht deultich, wie Varèse innerhalb von zwei knappen Jahren sein grundsätzliches Vorgehen schon weiter verfeinert hat. Zwar ist die Trennung des Ensembles in zwei Gruppen immernoch sehr deutlich nachzuvollziehen, allerdings scheint Varèse der Umgang mit seinem Material weitaus souveräner zu gelingen. Besonders auffallend ist hier die sofortige Einführung eines melodischn Motivs, das sich durchs gesamte Stück zieht und merhmals seine Gestalt wechselt, ohne jedoch vollkommen verändert zu werden. Das Schlagwerk stellt auch nicht mehr das Material nur für sich vor, sondern greift in das Geschehen ein und verfärbt das Material der Bläser und hilft bei seinen Verwandlungen. "Intégrales" ist bei Weitem nicht mehr so kompromisslos wie "HYperprism". Densité 21,5 beschreibt - und hier offenbahrt sich noch mehr der analytische und naturwissenschaftliche Varèse - die Dichte von Platin und ist somit eine direkte Anspielung auf die Platinflöte George Barrères, der Varèse damit beauftragte, ein Stück zu schreiben, mit dem er sein Instrument "einweihen" konnte. Den Kern des Stücks bildet ein dreitöniges Motiv für melodische Varianten. Varèse setzte hier auch als einer der ersten Komponisten die Geräuscherzeugung mit den Flötenklappen ein. Déserts entstand zwischen 1952 und 1954 für 2 Flöten, 2 Klarinetten, 2 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, 2 Tuben, Klavier und fünf Perkussionisten. Vier Instrumentalpartien werden von einem Tonband mit elektronischen Geräuschen klar voneinander getrennt. So lang das Werk auch ist, so zeigt sich, auf wie wenige wesentliche Punkte man Varèses kompositorische Mittel reduzieren kann. Besonders wichtig war Varèse die Entwicklung eines Raumes, in dem sich die einzelnen melodischen und rhythmischen Motive anstoßen, beschleunigen und abbremsen, sich mischen oder klar getrennt werden. Die elektronische Klangwelt verstärkt den räumlichen Aspekt und führt die Instrumentalpassagen in abstraktere Formen fort. Auf dieser Schallplatte der Electrola Gesellschaft spielten das Ensemble Instrumental de Musique und Contemporaine de Paris unter dem Dirigenten Konstantin Simonovitch. "Densité 21,5" wurde von Michael Deböst gespielt. Ich habe wie so oft kein wirkliches Equivalent auf CD zu dieser Veröffentlichung gefunden, da Varèse aber sehr lange an seinen späteren Stücken gearbeitet hat, gibt es mehrere Gesamtaufnahmen auf Doppel-CDs und ich kann nur empfehlen, sich mal ein Album zu gönnen. -
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Igor Strawinsky - Kammermusik Auf dieser für die Deutsche Grammophon Gesellschaft zusammengestellten Platte finden sich acht Kammermusikstücke Strawinsky, die zwischen den Jahren 1918-1962 entstanden und so einen guten Querschnitt durch Strawinskys von drei Phasen (frühe moderne Phase, Neoklassizismus, Serialismus) hauptsächlich gegliedert wurde. Mehr noch als in den abwechlusngsreichen Werken für Orchester wie seinen beeindruckenden Ballettmusiken oder den Symphonien kann in diesen Stücken für kleinere Besetzungen die unglaubliche Wandlungsfähigkeit dieses einzigartigen Komponisten bewundern, denn durch all die Kompositionen schimmert Strawinskys Handschrift durch, besonders vertreten durch die vertrakten Taktwechsel, die konsequente Weiterführung einzelner Stimmen innerhalb ihrer Harmonik, dass es zu Reibungen kommt und die eher kruzatmigen Motive denn groß ausschweifenden Melodiebögen. In den drei Stücken für Klarinette Solo von 1918 hört man noch ganz deutlich den frühen Strawinsky, besonders die einstimmige Besetzung der Soloklarinette hebt noch einmal Strawinskys Vorliebe für Klahrheit bei aller Komplexität hervor. Das Konzertino für Streichquartett klingt sehr harsch und dissonant, laufen die Stimmen teilweise taktweise um einige dissonante Intervalle konsequent nebeneinander her, aber in den Strukturierung und den einzelnen Bestandteilen der Komposition bleibt das Werk so überschaubar wie Srawinsky sonst auch. Das Konzert "Dumberton Oaks" ist dann wieder ein typisch neoklassizistisches Werk, das an Bachs Brandenburger Konzerte erinnert, doch Strawinsky gelingt es perfekt, durch die langen Töne der Klarinette, die aus dem harmonischen Rahmen fallen, seine eigene Handschrift präsent zu machen. Auch die typischen rhythmischen Wechsel sind wieder einmal typisch Strawinsky, ebenso das zwängen von durch den Takt definierten Formen in andere Taktarten zu zwängen oder zu strecken. Besonders angetan hat es mir allerdings die Elegie für Viola solo, ein Stück von äußerst schwermütigen Charakter und herrlich langgestrecktem Thema mit durchweg tonalen Anklängen. Auch das "Ebony Concerto" für Jazzband ist eine tolle Abwechslung und wahrscheinlich einziemlicher Exot unter der Kammermusik der E-Musik.Das "Epitaphium" für das Grabmal des Prinzen Max Egon zu Fürstenberg ist von ebensolcher bedrückenden Schwere und der im selben Jahr entstandene Doppelcanon für Streichquartett ist ebenso kurz wie melancholisch. Zum Abschluss gibt es noch acht unterhaltsame Miniaturen für 15 Spieler, wobei die einzelnen Besetzungen von Miniatur zu Miniatur variieren. Herrlich, wie eine Miniatur auch in der Verkleidung eines Tangos daherkommt, andere wiederum sehr historisch anmuten. Die Aufnahmen entstanden unter der Leitung des glühenden Strawinsky-Verehrers Pierre Boulez und sind allesamt von top! Eine Zusammenstellung wieder auf dieser Platte habe ich in CD-Form nicht gefunden, stattdessen diese preiswerte Box-Set, welches sich garantiert lohnt in Anbetracht der Tatsache, sechs randvolle CDs Strawinsky unter Boulez zu erhalten. Reinhören lohnt sich! Strawinsky - Kammermusik Zum Abschluss meines Strawinsky-Marathons möchte ich jetzt einmal meine Favoriten auflisten, frei von objektiven Bewertungskriterien sondern nur nach dem subjektiven Hörgenuss geordnet: - Sacre du printemps - Petruschka - Divertimento - Der Feuervogel - Konzert in D - Elegie für Viola solo -
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Konzert in D - Igor Strawinsky Auf der oben genannten Platte findet sich auch eine Einspielung des Konzerts in D für Streichorchester. Strawinsky selbst betonte ja immer seine Vorliebe für die Blasinstrumente, weil ihnen der Patos abgehe und ihr klang eher schön "kühl" und daher "nüchtern" sei. Dieses Werk entstand jedoch für das Basler Kammerorchester unter Paul Sacher. Auch hier finden sich wieder typische Strawinskyismen. Besonders der erste Satz wird von vielen komplexen Taktwechseln durchzogen und erinnert sich von seiner rhythmischen Struktur an "Sacre du printemps". Auch die Klarheit, mit der das gesamte Werk strukturiert wird, ist typisch Strawinsky. So lassen sich möglichst schnell die einzelnen Elemente und Abschnitte ausfindig machen, mit denen der Komponist die drei Sätze jeweils gliedert. Die treibende Eröffnungspassage wird von einer eher lyrisch angehauchten Melodielinie abgelöst, die aber in sich selbst stets etwas abgehackt wird. Beide sehr gegensätzlichen Elemente finden sich auch später wieder. Besonders interessant ist auch der schleichende harmonische Wechsel von D-Dur nach d-moll. Ingsesamt erinnert dieses Stück von seiner Athmosphäre ein bisschen an die rasanten Musiken zu den Golden-Age-Thriller-Eröffnungssequenzen beispielsweise eines Hitchcocks und weckt wieder eine herrlich spannende schwarzweißathmosphäre. Karajan dirigiert dieses Werk mit gewohnt großen Gestus. Vielleicht hätte aber ein etwas nüchterneres Vorgehen das Stück noch etwas abwechslungsreicher erscheinen lassen, da Streicher ja ohnehin einen etwas weichen Klang haben, besonders im Tutti. Durch Karajans Dirigat muten einige Passagen mit sehr ruppigen Charakter noch zu schwammig an. Insgesamt aber ein absolut tolles Werk! -
Glürcklicherweise kann ich jetzt aufhören zu suchen, habe heute ein originalverschweißtes Exemplar aus dem Briefkasten gefischt :applaus:
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Symphonie in C - Igor Strawinsky 1940 feierte das Chicago Symphony Orchestra sein 50-Jähriges Bestehen und Strawinsky zu diesem feierlichen Anlass enstandene Symphonie ist ein neoklassizistisches Werk reinster Güte, denn seit seine "Geschichte des Soldaten" bis hin zu seiner 1951 vollendeten Oper "The Rake's Progress" bestimmte eine Rückbesinnung auf Formen und kompositorische Mittel vergangener Epochen. Strawinskys Zitat: "Je mehr die Kunst kontrolliert, begrenzt und bearbeitet wird, umso freier ist sie." dürfte an diesem Werk bestens nachzuweisen sein, denn tatsächlich besinnt sich Srawinsky hier auf das klassische viersätzige Konzept einer Symphonie mit einem Sonatenhauptsatz an der Spitze, einem weziten langsamen Satz, einem schnelleren tänzerischen dritten Satz und einem Finale. Auch die Themen sind klar voneinander zu unterscheiden und die Orchestrierung größten teils konventionell angelegt. Trotzdem lässt sich natürlich in jedem Takt eindeutig ein Strawinsky der Moderne nachweisen, wie schon zu Beginn, als Strawinsky das erste Thema stets auflaufen lässt, um es dann wieder "abzuwürgen", bis es sich dann schließlich in der Oboe frei entfalten darf. Auf dieses sture rhythmische Verbeißen auf einige kleine Motive wie kurz vor Beginn der Reprise (in der Reprise wird der "Hauptteil" des Satzes nach einem längeren Teil, in dem der Komponist mit seinen Themen "spielt", wieder voll ausgespielt, allerdings mit der Änderung, dass beide Themen des Hauptteils jetzt in derselben Tonart stehen) und auch diese Verichtung in den Streichern bis zum verschärften dissonanten (schrill klingengem) Akkord (Zusammenklang mehrerer Töne) des gesamten Orchesters. Auch der zweite Satz ist sehr komplex gearbeitet und die Themen vielfältig miteinander verstrickt. Der relativ kurze dritte Satz ist sehr tänzerisch und trotz aller harschen Harmonik lyrisch gehalten, bevor das Finale von einem interssanten Blechchoral eröffnet wird und die Symphonie mit demselben auch wieder schließt und so überraschend ruhig ausklingt. Zirkuspolka - Igor Strawinsky Die Zirkuspolka entstand ein Jahr später als die Symphonie für den Ringling Brothers & Barnum & Bailey Circus, die eine Ballettaufführung mit je 50 Ballerinen und Elefanten, die ebenfalls in rosa Tutus steckten. Die Choerographie entwarf George Balanchine, mit dem Strawinsky eng befreundet war und der auch Strawinsky als Komponisten vorschlug. Die knapp 5 Minuten lange Komposition ist durchweg unterhaltsam, das Orchester trottet ein wenig plump daher. Trotz der Angabe, dass es sich hier um eine "Polka" handelt, ist die Kompnosition mit den für Strawinsky typischen steten Taktwechseln durchzogen. Besonders die Bläser (insebsondere Klarinetten und Piccoloflöten) haben hier besonders amüsante Partien zu spielen, bevor sich das Orchester zu einem einheitlichen marschartigen Thema aufrafft. Diese letzten Takte sind allerdings ein Zitat von Robert Schumanns "Militärmarsch", jedoch wurde dies stets von Strawinsky bestritten. Strawinsky selbst schrieb diese Komponistion für Klavier, entwarf zwei Jahre später eine Orchesterfassung. Interessant dürfte für einige hier sein, dass auch David Raksin eine Fassung für Blasorchester und Orgel schrieb. Mittlerweile ist dieses Stück auch oft in Kinderkonzerten zu hören. Für Groß und Klein ein kurzweiliger Spaß. Ich habe die Einspielung beider Werke auf einer Schallplatte der Deutschen Grammophon Gesellschaft der Berliner Philharmoniker unter ihrem damaligen Chefdirigenten Herbert von Karajan gehört. Karajan scheiterte grandios an Strawinskys "Sacre" (Strawinsky zu Karajans Sacre-Einspielung: "Karajan hat meine Musik nicht verstanden.") und versuchte, der brutalen archaischen Musik romantischen Gestus einzuverleiben - lustig aber nicht wirkungsvoll. Mit den neoklassizistischen Werken ist Karajan jedoch in recht gewohnter Umgebung, die typischen Strawinsky-Elemente sind auch gut hervorgearbeitet, fallen aber nicht aus dem Rahmen. Die Zirkuspolka trottet herrlich vor sich hin. Mir ist nicht bekannt, dass diese Aufnahme bereits auf CD erschienen ist. Sie ist aber allemal empfehlenswerter als Karajans "Sacre" (Sebastians und meine Meinung zu der besten Einspielung ist bekannt), denn der kommt genau so lustig daher wie die Zirkuspolka, nur ungewollt. -
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Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Der musikalische Rest
Bitte, unbedingt schreiben, falls Du noch etwas schreiben willst! Ich hab' das ja hier nicht gepachtet! Ich kenne allerdings viele Leute, die die neoklassizistische Phase Strawinskys als Rückschritt sehen und diese Musik "altbackend" finden. Natürlich faszinieren einen auch diese gewaltigen Sachen wie Sacre" sehr, aber trotzdem ist auch in den so "altbackend" daherkommend zu scheinenden Kompositionen oft noch viel zu entdecken. Daher gab's bei mir heute mal: Itzhak Perlman spielt Strawinsky: Divertimento, Duo Concertante Suite Italienne Itzhak Perlman spielt Strawinsky: Divertimento, Duo Concertante Suite Italienne Tatsächlich sah Strawinsky einige Zeit nach seinem überragenden Erfolg der drei frühen Ballette kein wirkliches Ziel mehr in seinem momentanen Stil und berief sich daher immer mehr auf alte Komponisten, deren Kompositionsweisen er sich annahm und auf deren Stile er sich berief. All dies tat er jedoch nie, um historische Stilmitte für seine Zwecke zu entfremden, sondern es scheint eher so, als habe Strawinsky sich in ein Kostüm mit Puderperrücke und Rüschenhemd geworfen, aber sein musikalisches Ich nie komplett abgelegt, sondern mit dem historischen Gewand verschmolzen. 1931 machte Strawinsky die Bekanntschaft mit dem jungen Violisinisten Samuel Dushkin und man bat ihn, etwas für den jungen Instrumentalisten zu komponieren, doch Strawinsky lehnte ab, da er glaubte, der Violine als virtuosem Instrument nicht gerecht werden zu könne. Schließlich konnten die Bemühungen Hindemiths und seines Verlegers Strawinsky jedoch überzeugen und so schrieb er in enger Zusammenarbeit mit Dushkin ("Das Konzert soll nach Violine stinken!") das Violinkonzert, das im Oktober 1931 unter Strawinskys Leitung in Berlin uraufgeführt wird. In den folgenden Spielzeiten reisten der Komponist und der Solist auf Einladungen durch ganz Europa und inzwischen verband die beiden Männer eine fruchtbare Freundschaft. Strawinsky war inzwischen bemüht, weitere Werke für die beiden zu schreiben, um dem Programm etwas eigenständiges zu bieten, allerdings war er von der Kombination von Klavier und Violine absolut nicht angetan, da er den Klangcharakter beider Instrumente für nicht vereinbar hielt. Auf der anderen Seite reizte es ihn, sich dem Problem zu stellen wobei allerdings pragmatische Lösungen hinter den künstlerischen Zielen zurücktreten mussten. Wie auch das Violinkonzert sind die auf diesem Album zu hörenden Werke inmitten Strawinskys neoklassizistischer Phase entstanden und unterscheiden sich deutlich von seinen früheren Werken, wobei nur das Duo concertant die einzige Komposition Strawinskys für Violine und Klavier ist, die auch wirklich für diese Besetzung konzipiert wurde. Hier wurde versucht, sich auf die Form des Hirtenliedes der Antike zu berufen, wobei schon gleich der erste Satz, die "Cantilène" mit den teils harschen Harmonien und dem recht ruppigen Charakter zu beginn wenig auf einen cantablen=liedhaften Charakter deuten. Im zweiten Satz, der ebenfalls in zwei Nummern unterteilt ist, kommen allerdings einige folkloristische Elemente gut zur Geltung, so werden zu Beginn gleich die Basstöne eines Dudelsacks imitiert und dem warmen Charakter des zweiten Abschnitts. Die "Gigue", die auf einem Tanz beruht, ist sehr kraftvoll und der längste Teil der Komposition und passt mit dem recht forschen und rohem Charakter wirklich in die antike Hirtenwelt genau so wie der sehr stimmungsvolle lyrische letzte Satz mit seinen idyllischen und sehr ruhigen Elementen. Das Divertimento ist eine Bearbeitung Strawinskys Musik zu dem 1928 uraifgeführtem Ballett "Der Kuss der Fee" nach einem Märchen von Hans Christian Andersen. Die Premiere war kein großer Erfolg und der Strawinsky hgefiel die Choreographie nicht während der Impressario Diaghilew Strawinsky dafür kritisierte, Themen von Tschaikowsky in seiner Musik verwendet zu haben, da er den Komponisten nicht mochte. 1931 erstellte Strawinsky zu dieser Musik ebenfalls eine Suite und später diese Fassung für Violine und Klavier, wobei der erste Satz fast das komplette erste Bild des Balletts enthält, der zweite große Teile des zweiten Bildes und der dritte Satz eine Kurzfassung des dritten Bildes ist. Der letzte Satz allerdings ist eine Zusammenfassung der Musik Strawinskys zu dem Ballett "Pas de deux". Obwohl es sich hier um zwei verschiedene Werke handelt, ist der Charakter dieses Stücks sehr homogen. Die Musik klingt für Strawinsky sehr gesittet, von harschen Wendungen wie noch im Duo concertant wurde komplett abgesehen und wenn man nicht wüsste, dass es sich hier um den neoklassizistischen Strawinsky handelt, hätte man in diesem Werk auch ein romantisches Stück Kammermusik vermuten können. Beim genauen Hinhören allerdings offenbahrt Strawinsky mit seinen teils rhythmisch sehr markanten Spielereien jedoch sein unveränderliches musikalisches Ich. Die "Suite italienène" ist eine Bearbeitung Strawinskys Musik zu dem 1920 entstandenen Ballett "Pulcinella", welche sich hauptsächlich an klasisschen italienischen Komponisten anlehnt und in dieser Kammermusikfassung ohne die Wucht des Orchesters sehr bieder wirkt. Hier kann man größtenteils die Enttäuschung derjenigen nachvollziehen, die in Strawinsky den bahnbrechenden Komponisten sahen und jetzt kopfschüttelnd seine Hinwendung zu aler Musik verfolgten. Diese Stück ist zwar ganz nett, aber eher so der Strawinsky für Zwischendurch. Insgesamt bekommt man hier auf einem Album drei sehr unterschiedliche Stücke: Das harsche bäuerliche Duo concertant, welches auch noch die einzige originale Komposition für diese Besetzung darstellt, das sehr schöne romantisch angehauchte Divertimento, welches mein persönlciher Favorit des ist und die italienische Suite, die zwar hält, was der Titel verspricht, darüber hinaus aber nicht so interessant und originell wirkt wie die anderen beiden Werke. Das Spiel Itzhak Perlmans und des Pianisten Bruno Canino auf dieser vom Emi produzierten Aufnahme ist über jeden Zweifel erhaben. Das Duo spielt die jeweiligen Stücke in genau dem jeweils entsprechenden Charakter technisch brillant aber auch mit Seele. Der etwas gediegene Strawinsky wäre ein idealer Einsteiger für Leute, die sich mit den frühen schillernden Balletten oder den etwas sperriger erscheinenden Kammermusikwerken schwer tun. Leider ist die CD mittlerweile vergriffen und nur noch gebraucht ab 29,99 zu haben. Sollte man sie aber irgendwo entdecken und auf kleinere und feinere Stücke stehen dann unbedgint mal reinhören! -
Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Die Frage ist nur, was da alles mit Geräuscheffekten versehen ist... -
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Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Der musikalische Rest
Schön, dass sich noch jemand "outet" . Ja, das kann ich ein bisschen nachvollziehen, aber sollte Dich etwas wirklich interessieren, immer nachfragen (zumal ich glaube, dass dir der Sacre mit seinen pulsierenden Rhythmen echt gefallen könnte). Diese Beiträge verfasse ich oft sofort nach dem Hören und schreibe einfach nieder, was mir in Erinnerung geblieben ist oder was ich über die Stücke so weiß (weil in irgendwelchen Booklets geblättert oder im Internet gelesen). Ich versuche aber trotzdem, immer drei Aspekte beizubehalten: 1.) Wieso gibt es dieses Werk und warum hat der Komponist es so komponiert, wie er es komponiert hat (Ballett-Rahmenhandlung etc) 2.) Beschreibung der Musik, wobei ich manchmal auf Fachbegriffe zurückgreife, weil man einige Dinge schwer ohne musikalische Begriffe erklären kann. Ich suche aber eigentlich immer nach zusätzlichen gut beschreibenden Worten wie "mystisch, lyrisch, brachial etc. 3.) Wie ist die jeweils gehörte Aufnahme denn bei den unzähligen verschiedenen Aufnahmen ist es oft ein Problem, die Einspielung zu finden, die einen selber voll und ganz zufrieden stellt wie Gielens "Eroica" oder Boulez' "Sacre". Wen ich dann im Nachhinein mal die Texte überfliege um zu sehen "Was habe ich denn so vor einigen Monaten gehört und wie fand ich das denn so?" merke ich schon, wie diese Texte oft runtergerasselt sind bei den ganzen Flüchtigkeitsfehlern... -
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Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Der musikalische Rest
Vielen Dank! Freut mich, dass meine Beiträge hier auch gelesen werden, denn ich hoffe ich kann den Einen oder Anderen mal für einige dieser Werke interessieren, denn vieles, besonders der Strawinsky dürfte einigen hier gefallen. Ich finde, es ist auch wichtig, einmal die Wurzeln der Musik, die wir hier hauptsächlich im Forum diskutieren, zu kennen und Strawinsky steckt besonders in Williams aber auch Goldsmith drin. Mahler in den ganzen Golden-Agern und all diejenigen, denen es momentan zu wenig große Orchestermusik in der Filmmusik gibt rate ich, sich einmal im historischen Kunstmusikbereich umzusehen. Geht auch bald weiter mit dem guten Igor, er war einfach eine coole Sau unter den Komponisten -
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Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Der musikalische Rest
Igor Strawinsky - Le Sacre du Printemps Igor Strawinsky - Le Sacre du Printemps Mit dem letzten der drei frühen Ballette setzte Strawinsky einen Meilenstein, der sich in Neuartigkeit, Kraft und Gewalt deutlich von den beiden anderen Werken abhebt. Die Reaktionen des Publikums bei der Uraufführung sind bekannt: Man beleidigte sich, prügelte sich, ohrfeigte sich, pfiff, ahmte Tierlaute nach etc. Die Frage ist natürlich, was nach jahrezntelanger Überlieferung nicht alles hinzugedichtet oder nach sofort niedergeschriebenem Bericht gleich erfunden wurde. Fakt ist jedenfalls, dass die Premiere alles andere als ruhig verließ. Mittlerweile gibt man aber der Unwissenheit des Publikums, das schon zu Beginn sofort darauf bedacht war, Blödsinn zu machen, die Schuld als der grandiosen Musik Strawinskys, die mittlerweile öfter Konzertant als mit Choreographie zu hören ist. Die Rahmenhandlung spielt im heidnischen Russland, wo zu Beginn des Frühlings eine Jungfrau, ausgewählt von den alten weisen des Stammes und nach diversen Huldigungsritualen geopfert wird, damit es ein guter Frühling wird. Hierzu wird die Erwählte zuerst verherrlicht und dann tanzt sie sich selber zu Tode. Strawinskys Musik ist durchweg von einer Urwüchsigkeit und mystisch-dunkler Stimmung durchwoben. Schon der Beginn mit dem äußerst hohen Fagottsolo und den immer dichter werdenden weiteren Holzbläsersoli, die alle auf russischen Volksmelodien beruhen, zieht einen in den Bann, danach erklingen sofort die berühmten Stoßhaften Akkorde mit den Stets gegen den Strich gesetzten Akzenten. Danach wird die Musik von mal zu Mal immer kraftvoller, brutaler, von einigen ruhigen Passagen wieder durchsetzt, bis das Orchester selbst unter krampfhaften Zuckungen aufstöhnt und die Musik schließlich erschöpft - wie auch das Mädchen - zusammenbricht. Zwar durchziehen einige Themen und Melodiefragmente, die ebenfalls alle auf traditionellen russischen Melodien beruhen, die Musik, wie die herrliche vierstimmige Trompeten-Passage, die später nochmal in den Violinen erklingt und der Musik einen besonders heidnischen Anstrich verpasst, aber viel bedeutender für die Komposition des Sacre war für Strawinsky die arbeit mit kleinen Motivzellen, die besonders durch ihre markant rhythmische Prägung beeindrucken und auf die sich die Musik immer wieder fest beißt, die blockieren und miteinander verzahnt werden und all das geschieht mit einer solchen Meisterhaftigkeit, dass der Zuhörer für eine halbe Stunde wie gebannt ist. Das Orchester ist sehr üppig besetzt und Strawinsky kitzelt auch die kleinste instrumentatorische Nuance aus seinm gewaltigen Apperat heraus. Solche Gewalt, solche Brutalität ist in der Orchesterliteratur zumindest 1913 einmalig gewesen! Die Einspielung unter dem (mittlerweile) glühenden (frühen) Strawinsky-Verehrer ist bei der Deutschen Grammophon Gesellschaft erschienen und meines Erachtens die beste Aufnahme dieses Werkes. Der Klang ist unglaublich kraftvoll und klar und das Orchester spielt perfekt. Boulez' Dirigat selbst ist unglaublich energisch und kraftvoll. Diese Aufnahme übertrifft sogar die Aufnahme unter Strawinsky selber, denn hier schwimmen die Musiker häufig einmal davon. Wer den "Sacre" einmal mit aller Gewalt durch die Boxen jagen will, sollte es mit dieser CD tun. Es ist natürlich überflüssig zu erwähnen, dass dieses Werk verkappt auch in vielen Filmmusiken von John Williams wie "Star Wars" oder sogar Poledouris' "Conan" zu finden ist. -
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Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Der musikalische Rest
Petruschka - Igor Stravinsky Während seiner Arbeit am "Sacre" biss sich in Strawinskys Gedanken immer mehr das Bild eines Hampelmanns fest, der vor dem Orchester rumturnt und es reizt, bis es ihn mit brutalen Fanfaren bekämpft und die Gliederpuppe schließlich zuzsammenbricht. Erst wollte Strawinsky daraus ein Konzert für Klavier und Orchester schreiben, aber der Ballettdirektor Diaghilew animierte den Komponisten, der für ihn schon "Der Feuervogel" geschrieben hatte, aus diesem Stoff ebenfalls ein Ballett zu machen. So entstand die Geschichte um den klassischen russischen Mitleidshelden, die lebendige Marionette Petruschka, der von einem Gaukler und Scharlatan auf Jahrmärkten zur Schau gestellt wird und sich in eine dumme und naive Tänzerin verliebt, die sich jedoch nicht für den unter seiner Hässlichkeit leidenden Petruschka entscheidet, sondern den den kräftigen Mohren entscheidet. Dieser wirft Petruschka, der sich um die Ballerina bemühte, auch schließlich aus seiner Wohnung, verfolgt ihn und erschlägt den armen Kerl schließlich. Der Gaukler beweist dem Volk auch noch, dass es sich bei Petruschka immernoch nur um eine Puppe handelt. Doch Petruschkas Geist verhöhnt ihn und macht ihm eine lange Nase, sodass der Gaukler flieht. Strawinskys Musik kam bei der Uraufführung gut an, obwohl "Ptruschka" schon schwerere Kost ist als "Der Feuervogel" mit den kantigen dissonanten Klängen und den rhythmisch verschobenen polyphonen Stimmen. Die Musik bedient sich teilweise der Leitmotivtechnik, sodass fast jeder Situation und jedem Charakter ein eigenes Thema mit eigener Instrumentierung und Charakter zugeordnet wird. Schon die Eröffnungsfanfare des Jahrmarkts und das darauf folgende Gewirr von bunt durcheinander geworfenen Volksliedern lässt dem Hörer sofort das wilde Treiben vor Augen steigen. Hier zeigt sich in der Kombination und dem einzelnen Aufbegehren und Abklingen der jeweiligen Elemente Strawinskys gekonnte Komposition. Auch der bedorhliche Auftritt des Gauklers, dessen weitere Passagen von einer mystischen Chromatik untermalt werden und der klagenden äußerst lyrischen Musik Petruschkas, in dem auch teilweise chromatische Elemente auftauchen, um die Verbindung zum dämonischen Puppenspieler herzustellen sind wahrhaft meisterlich komponiert. Selbiges gilt auch für die melodische Trompete für die Ballerina und den unbeholfenen Rhythmus des Mohres sowie deren Tanzversuch, der mit zwei völlig aneinander vorbei laufenden Tänzen untermalt wird - herrlich. Strawinsky überarbeitete seinen "Petruschka" nochmal 1946 und führte einige Kürzungen durch und erweiterte außerdem den Solopart des Klaviers, was seinem ursprünglichen Gedanken entspricht. Besonders für Filmmusikfreunde eignet sich "Petruschka" ideal, denn obwohl Strawinsky diese Fassung für's Konzert erstellte gibt es sehr viel beschreibende Elemente (im Gegensatz zu der gekürzten "Feuervogel"-Suite") und die die Stimmungen sind jeweils genial getroffen. Carlo Maria Giulini spielte diese Suite in einer tollen Fassung mit dem Chicago Symphony Orchestra ein, die auf der oben genannten Box zu finden ist. Ich möchte diese Aufnahme wirklich jedem ans Herz legen - es lohnt sich! -
Da ich mich immer mehr mit älteren Filmmusiken beschäftige und die Werke der letzten fünf Jahre fast unbeachtet an mir vorbeigezogen sind (global, nicht nur in Deutschland) kann ich mich nur für Wengenmayr und Barsottis "Wunder von Bern" begeistern. Riedels "Hui-Buh" fand ich sehr schön zuckrig und hübsch orchestriert, aber es fehlte mir eine gewisse Schwere, da knallt Wengenmayrs Musik zu den Bully-Filmen besser. Mein absoluter Favorit besonders wegen der tollen Kindheitserinnerungen ist und bleibt Martin Böttcher! Danach kommt Peter Thomas, der mit seinen oft experimentellen Sachen sehr charakteristische Filmmusiken schrieb.
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Bis jetzt sind alle vier noch zu haben. Ich schätze, dass "Flesh & blood", vielleicht auch der Golden-Age-Dopller am Schnellsten weggehen. Die "Navy Seals" sind - glaube ich - nicht so begehrt. Ich denke auch, dass der sowie der Golden-Age-Doppelpack hier in Deutschland am längsten zu humanen Preisen zu haben sein werden.
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Stravinsky spielt Stravinsky: Der Feuervogel Zum Komponieren am Klavier äußerte sich Stravinsky folgendermaßen: "Ich halte es für tausendmal besser in direktem Kontakt mit dem physischen Klangmedium zu komponieren als in dem abstrakten Medium der Vorstellungskraft." Doch nicht nur zum Komponieren nutzte der damals noch junge russische Komponist das Klavier. Denn zu Zeiten vor der Schallplatte ermöglichte ihm die Pianorolle der automatischen Klaviere, seine eigene Musik selbst einzuspielen und so festzuhalten, wie er sie auch in Zukunft interpretiert wünschte: "Dieses Mittel ermöglichte es mir, für alle Zukunft die richtigen Tempoverhältnisse und Nuancen meiner Wünsche gemäß festzuhalten." Später konnte Stravinsky seine Werke schließlich mit vollem Orchester einspielen und sie so originalgetreu der Nachwelt hinterlassen, doch trotz des von Strawinsky selbst dirigerten "Feuervogels" ist diese Aufnahme ein wertvolles Juwel, lernen wir von dem großen Komponisten noch eine weitere Seite kennen: Den Virtuosen! Strawinsky meistert die Klavierfassung seines vollständigen "Feuervogels" meisterhaft, doch trotzdem kann man am Klavier die verschiedenen Farben, das märchenhaft flirrende und die wundervollen Nuancen dieser Komposition nur erahnen. Trotzdem, ungemein interessant! -
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Igor Strawinsky - Der Feuervogel 1909 erhielt der als Komponist des "Feuerwerks" bekannte Strawinsky telegraphisch den Auftrag an einer Balettmusik nach russischen Märchenmotiven, die der Choreograph Fokin zu einem Balett zusammengestellt hat: Der jugendliche Held Iwan Zarewitsch gelangt in den Garten des Zauberers Kastschei, der junge Prinzessinnen gefangen hält und alle Gegner und Eindringlinge zu Stein verwandelt. Im Garten gerät Iwan an das exotische Wesen des Feuervogels, den er zwar fängt, aber auf Bitten des Tieres sogleich wieder frei lässt. Zum Dank erhält er eine Feder, die er nur zu schwingen braucht, wenn er Hilfe benötigt, denn sofort würde dann der Feuervogel erscheinen. Das Geschenk des Feuervogels erweist sich als nicht allzu unnütz, als Iwan von Kastschei gefangen genommen wird. Das Balett wurde zu seiner Uraufführung äußerst wohlwollend aufgenommen. Die Musik erregte bei Größen wie Debussy wohlwollende Aufmerksamkeit und auch der Meister der Orchestrierung, Richard Strauss, lud Strawinsky sogar zu sich ein. Die Musik ist von sehr luftigen Charakter, das flirrende Wesen des Feuerzaubers, die jugendliche Unvernunft des Protagonisten und die düstere Bedrohung des Zauberers werden perfekt widergegeben. Insgesamt klingt das Werk sehr impressionistisch und märchenhaft. John Williams bediente sich mehr als ausgiebig für seine "Tinkerbell"-Passagen in "Hook" aus den Feuervogel-Afutritten. Insgesamt enthält die Musik auch sehr viel "Mickey-Mousing", sodass Strawinsky, der stets wollte, dass man seine Werke losgelöst von irgendwelchen anderen Einflüssen hört, zwei Suiten zum "Feuervogel" arrangierte. In der von Guilini aufgenommenen Fassung von 1919 kürzte Strawinsky nahezu alle Erzählmomente der Musik heraus, sodass nur die konzertanten durchkomponierten Stücke des Baletts zu hören sind. Die Aufnahmen der Strawinksy-Suiten mit Guilini wurden mittlerweile in einer Box veröffentlicht. Guilinis Interpretation ist sehr ausbalanciert, die bedrohlichen Momente kommen besonders düster und die Feuervogel-Passagen sehr flirrend und lebendig daher. Für Leute, die einen schönen Einblick in den "Feuervogel" haben möchten bestimmt eine gute Wahl. Feuervogel Suite Hier kann man das komplette Balett in einer der besten Aufnahmen bezüglich Interpretation und Klangqualität. Strawinsky - Feuervogel Diese CD sollte auch wegen der brillanten Einspielung des "Sacre" in keiner Sammlung fehlen. Der "Feuervogel" ist hier komplett in seiner vollständigen Fassung enthalten. Boulez dirigert dieses Werk meisterhaft und mitreißend. Unbedingt anhören, besonders Filmmusik-Liebhaber kommen hier auf ihre Kosten! -
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Leopold Stokowski dirigiert Bach "Was weiß ich, welcher Komponist einmal von grundsätzlicher Bedeutung sein wird! So widme ich mich ihm mit allem Ernst und lasse erst dann von ihm, wenn er Mode geworden ist.", so der experimentierfreudige am 18.4.1881 in Krakau geborene Leopold Antonin Stanislaw Boleslawowicz Stokowski. Für uns ist es kaum vorstellbar, dass der große Thomas-Kantor und Schöpfer der "Matthäus-Passion" lange Zeit ein unbeachtetes Dasein fristete. Erst Felix Mendelssohn-Bartoldy holte den längst vergessenen Komponisten mit der Aufführung eben jener Passion wieder aus der Versenkung und um 1900 bemühten sich Englands große Komponisten wie Elgar um eine Revision des Bach-Bildes und wollten den Komponisten wieder berühmt machen. Auch Stokowski, der "von Bach bis Schönberg alle gleichrangig zu behandeln trachtete" setzte sich auf seine Weise für den Thomas-Kantor ein und arrangierte verschiedene Werke für spätromantisch besetztes Symphonieorchester. Die entstandenen Bearbeitungen verfälschen die Bach'sche Musik natürlich ungemein ins Romantische, Üppige und teilweise sogar ins verklärt Elegische. Doch zu einer Zeit, in der "Werktreue" noch ein Fremdwort war (man höre sich nur Furtwängler-Einspielungen an) und sogar Größen wie Gustav Mahler Bachs Musik völlig verfremdeten tat Stokowski Bach mit der "Modernisierung" einen großen Gefallen. Seine Bearbeitungen, die er später sogar in Disney-Filmen unterbrachte, kamen besonders beim amerikanischen Punlikum an und wurden zum Hit. Auch der große Strawinsky meinte:"Das ist kongenial nachempfunden!" Andere warfen dem Dirigenten eine Bach-Entartung vor, doch dieser rechtfertigte sich, es ginge ihm "von Herzen" darum, "Den größten Komponisten aller Zeiten" für ein "größtmögliches Publikum genießbar zu machen." Ich kann mir vorstellen, dass auch heute noch diese Bearbeitungen beim großen Publikum ankommen könnten, während sich Bach-Kenner natürlich in den Sitzen winden würden. Die Frage ist allerdings, was Bach zu diesen Arrangements gesagt hätte. Ich persönlich hatte meine Freude an den von Decca auf eine Platte gepressten sechs ausgewählten Stücken, konnte mir aber ein fast durchgängiges Schmunzeln nicht verkneifen. Mittlerweile gibt es sämtliche Stokowski-Arrangements auf CDs. -
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Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Der musikalische Rest
Mozart in nordischem Gewand: Klaviersonaten von W. A. Mozart mit frei hinzukomponierten Begleitstimmen eines zweiten Klaviers von Edvard Grieg (Ed. Peters, Leipzig) Wir leben in einer Zeit des objektiven Musizierens. So versucht man, das jeweilige Werk so originalgetreu aufzuführen wie möglich. Anstatt Bach'sche Werke für's Cembalo mit dem Klavier einzuspielen, benutzt man mittlerweile wieder wie selbstverständlich ein Cembalo. Klassische Komponisten werden nicht mehr mit einem spatromantisch besetztem Streichersatz gespielt, wie es noch zu Furtwängler der Fall war und auch bei den Tempi orientiert sich der Interpret oft sehr genau an den vorgegebenen Metronomzahlen und nicht an seiner emotionalen Stimmung. Umso interessanter, dass Noten zu Zeiten Mozarts und Haydns kein eisernes Gesetz darstellten, sondern eher eine Art Spielvorlage und Vorwand, Musik zu machen. Zwar war der Improvisationsgedanke während des Musizierens nicht mehr so präsent wie in der Barockmusik, aber trotzdem waren Leuten wie Beethoven und sogar noch Mahler der Begriff "Werktreue" unbekannt. So ist es auch mit dem nordischen Komponisten Edvard Grieg, der zu einigen Klaviersonaten Mozarts Begleitstimmen für ein zweites Klavier komponierte und so an den alltäglich Usus der damaligen Zeit anknüpfte, als der Klavierlehrer das Spiel des Schülers an inem zweiten Insatrument mitgestaltete und voller werden ließ. Allerdings beschränken sich Griegs Erweiterungen ebenfalls auf einige Repetitionen, Dopplungen und einfache Kontrapunkte, die die Musik etwas "fülliger" erscheinen lassen. In seltenen Fällen erscheint es jedoch, als spielen die beiden Instrumente für sich und nicht miteinander. Griegs Aktion wurde schon zu Zeiten der Erstveröffentlichung sogar von einigen Bekannten kritisiert. So nordisch wie Grieg vorgeworfen wird, klingen die Arrangements allerdings wirklich nicht, dazu sind seine Eingriffe viel zu minimal. Auf alle Fälle sind diese Aufnahmen mit Hans Dieter Bauer (Grieg) und Siegfried Schubert-Weber (Mozart) ein interessantes Zeitdokument und besonders Schubert-Webers schwungvolle Mozart-Interpretationen hätte ich gerne einmal so gehört. Für mich, der ich mit Mozart nicht allzu viel anfangen kann, war diese Platte aus einem weiteren Grund sehr hörenswert: Endlich habe ich auch ein Mozart-Klavierwerk entdeckt, dass mir wirklich (auch ohne Grieg) gefällt: Die Fantasie in c-moll, KV 475. Außerdem werden auf dieser bisher nicht auf CD erschienenen Aufnahme folgende Sonaten zu Gehör gebracht: KV, 545, 283, 457, 533 -
FSM: POLTERGEIST von Jerry Goldsmith
Mephisto antwortete auf Csongors Thema in Scores & Veröffentlichungen
Ja, die ist es: Szene und Musik Habe den Film schon länger nicht mehr gesehen - und die Musik fatalerweise lange nicht mehr gehört Danke euch beiden! -
FSM: POLTERGEIST von Jerry Goldsmith
Mephisto antwortete auf Csongors Thema in Scores & Veröffentlichungen
Also um mal wieder auf die Veröffentlichung an sich zu sprechen zu kommen: Es gibt eine Szene im Film, in der die Mutter, glaube ich, auf irgendein Gebäude zugeht und da ein 20-Sekunden-Stück kommt, das nicht auf der Rhino enthalten ist. Nun vergleiche ich die Laufzeit und die Titel der FSM mit der Rhino-CD und merke, dass auch die FSM-DC dieses kurze Stück anscheinend nicht enthält. Wisst ihr, welches ich meine? Die CD von FSM ist jedenfalls gekauft, aber wenn ich bedenke, dass ich damals als Goldsmith-Verrückter noch 60,- für eine gebrauchte "Poltergeist"-CD oder für "The Edge" oder noch mehr für "Rent-a-cop" bezahlt habe... -
Teil I war eine Beleidigung des Piratengenres, Teil II immernoch unpassend und fürchterlich anzuhören und Teil III plötzlich wirklich Hammer! Einfach toll. Die CD war auch perfekt sequenziert. Wenn das so weitergeht, dann bin ich glücklich. Den Film finde ich auch unnötig, aber was will man machen. Oliver, wo genau hörst Du da Roses Thema? Die Melodiestruktur ist recht gleich, aber trotzdem...wenn er dieses Liebesthema abgekupfert haben sollte, dann eher aus "Rio Lobo". Und Roses Thema ist, soweit ich weiß, ein irisches Volkslied, das kam nämlich mal auf einer Englischlernkassette vor, als es um Irland ging und die ist Vor "Titanic" aufgenommen worden. Vom Cornelsen-Verlag...war damals aber noch nicht so involviert, dass ich es weiter recherchiert habe...