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Mephisto

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Alle Inhalte von Mephisto

  1. Der Schuh des Manitu Der Schuh des Manitu - Ralf Wengenmayr Als 2001 "Der Schuh des Manitu" in die Kinos kam, war der Grundstein für unzählige Parodien bekannter und beliebter Klassiker gelegt. Michael Bully Herbig gelang einer der erfolgreichsten deutschen Filme, sodass auch auf Video und DVD eine erweiterte Fassung erschien und auch in die Kinos kam. Für die Musik wurde der Komponist Ralf Wengenmayr engagiert. Um den Film eine angemessene musikalische Untermalung zu geben stand dem Komponisten ein Orchester sowie ein Chor zur Verfügung. Das Blech war mit einer Trompete, drei Hörnern und einer Posaune ein wenig schmal bessetzt, sodass Wengenmayr hin und wieder elektronische Mittel zu Hilfe nahm, um der Musik eine größere Klangfülle zu verleihen. Außerdem gibt es antülrich diverse Gitarren-Soli sowie Passagen für Mundharmonika. Überraschenderweise nimmt Wengenmayr wenig musikalischen Bezug auf die Filmmusiken der Originalfilme sondern orientiert sich offensichtlich eher an den amerikanischen Westernvorbildern. Die erste Interpretation des Hauptthemas weist deutliche Referenzen zu Bernsteins markant-rhythmischem Emgang mit den Streichern und den Bläsern und auch die süßlichen Momente für Dialogszenen und übertriebene Ausbrüche des Orchesters weisen weniger auf Böttcher denn in Richtung Hollywood. Das Zentrum der Musik ist definitiv die Abahachi-Melodie, die sich wie ein roter Faden durch die nahezu monothematisch angelegte Musik zieht und von Wengenmayr je nach Situation anders arrangiert wurde. So erklingt sie zu Beginn des Films als triumphale Titelmusik, während der Reitszenen als temporeich und rasant und während Abahachis Begegnung mit Dimitri als sanft wiegender Walzer. Auch das Mundharmonikasolo über sanften Streicherteppichen, der entspannte etwas mit Swing angereicherte Schluss und die warme Musik während Rangers Erinnerungen basieren auf dem Hauptthema. Interessanterweise klagte Ralf Siegel, da er diese Melodie einmal für ein Hörspiel geschrieben haben will, sodass die Musik schon als der Film nochmals in die Kinos kam geändert war und das Hauptthema deutlich abgewandelt aber auch blasser erscheint. Natürlich dürfen auch die spanisch-mexikanisch angehauchten Gitarrensoli und die düsteren Streicher und E-Gitarren für die Banditen nicht fehlen. Ebenso die pathetische Hymne während Uschis Rede und die schmetternden Reiterfanfaren während des Ritts der Banditen. Ein besonderes Glanzlicht ist der schwerfällige Marsch für die Schoschonen auf dem Kriegspfad. Wengenmayr ist mit der Musik eine gefällige und hübsche Orchestermusik geworden, die aber im Vergleich zu den folgenden Kompositionen noch etwas plumper daherkomt, was vor Allem an dem häufigen Einsatz der Abahachi-Melodie liegt. Ansonsten ist die Musik durch die fabelhafte Anwendung vieler Western-Klischees sehr unterhaltsam und abwechslungsreich geworden und der Komponist stellt hier schon seinen versierten Umgang mit dem orchestralen Klangkörper unter Beweis. Die CD enthält noch das originale Hauptthema und bei guten 45 Minuten Laufzeit auch die fast komplette Filmmusik. Es fehlt lediglich das düstere Material der Kontrabässe und der Perkussion für die Schoschonen und natürlich die Songs, die auf der Hörspiel-CD zu finden sind. Leider ist die CD schon längst vergriffen und nur noch gebraucht und relativ teuer zu bekommen. Hier kann man aber auch auf die Hörspiel-CD zurück greifen, die einige Titel der Musik rein instrumental enthält. Ob man nämlich über 50 Euro für diese CD ausgeben möchte, sollte man sich genau überlegen, schließlich kann man ja in die späteren drei Werke Wengenmayrs für Herbig investieren.
  2. Lissy und der wilde Kaiser Lissy und der wilde Kaiser - Ralf Wengenmayr Nach den großen Erfolgen des "Schuh des Manitou" und "(T)Raumschiff Surprise" musste natürlich ein dritter Film von Bully Herbig in die Kinos kommen, der auf den kleineren Sketchen seiner Bully-Parade basiert und die drei "Sissy"-Filme auf's Korn nimmt. Doch selbst eingefleischte Bully-Fans halten diesen Streifen für nicht gelungen, zu schnell zusammengeschustert wirke das Ganze, die Witze zu billig und flach und die Animation als ein billiger Umweg um einen großen teuren Ausstattungsfilm. Natürlich schrieb Herbigs Hofkomponist Ralf Wengenmayr auch die Musik zu diesem Streifen und lieferte wie gewohnt eine unterhaltsame und erfrischende Partitur ab. Wieder einmal greift Wengenmayr auf ein Orchester zurück, mit dem er sehr gut umzugehen weiß. Hin und wieder verleiht der Komponist seinem orchestralen Klangkörper allerdings zusätzliches Volumen durch den Einsatz eines künstlichen Chores oder extra gesmapelten Schlagwerks. Neben dem orchestralen Teil der Musik komponierte Wengenmayr dieses Mal auch ungewöhnlich viele Stücke anderer Stilrichtungen für bestimmte Situationen oder Caraktere, wie das verruchte Saxonphonsolo für die Kaiserin, den hektischen Musettewalzer für den Gärtner, entspannte Bossa-Nova-Musik für das abendliche Essen oder swingige Passagen für das Schoklad-Golfen. Allerdings bleiben diese musikalischen Nebenschauplätze etwas blass, da Wengenmayr sie bewusst plakativ einsetzte und auch extra nach den Standarts komponierte, sodass derartige Passagen nett anzuhören, aber gesichtslos bleiben. Der orchestrale Teil der Musik wird natürlich durch üppig-schwelgerische Walzer-Melodien für die beiden Protagonisten bestritten. Wiegende Themen, dick aufgetragene Streicherteppiche, süßes Spiel der Holzbläser, schunkelnde Blechakkorde und zuckeriges Spiel der Solovioline machen derartige Stücke zu einer reinen musikalischen Gaumenfreude. Wenn man sich die Musik genüsslich auf der Zunge zergehen lässt merkt man zudem, wie versiert die Musik hier von Wengenmayr orchestriert ist und wie farbig die verschiedenen Passagen daherkommen. Auch die etwas ruhigeren schmalzigen Passagen, die den Liebeskummer des Kaisers oder das erste Gespräch zwischen Lissy und dem Yeti unterlegen sind überraschend auskomponiert und stimmig instrumentiert. Das zweite wichtige Element ist die Actionmusik für zahlreiche rasante Szenen. Auch hier übertrifft Wengenmayr viele seiner vorherigen Actionmomente in den anderen beiden Filmen. Brachiale Schlagwerkostinati, hetzende Trompetenstimmen und ruppige Motive des übrigen Blechs und der Streicher sowie umherflitzende Holzbläser verleihen der Musik ein rasantes Tempo, während weder dem Komponisten noch dem Orchester merklich die Puste ausgeht. Somit ist "Lissy und der wilde Kaiser" wahrscheinlich die actionreichste und abwechslungsreichste Komposition Wengenmayrs für einen Bully-Film und eine wahre Freude auch für jeden Hörer, der mit den Filmen nichts anfangen kann. Die CD enthält bei einer knappen Stunde Laufzeit die vollständige Musik in sehr differenzierter und sauberer Abmischung. Zu jedem Bully-Film erschien neben der Filmmusik-CD auch die Hörspiel-CD. Bei "Lissy" wurden erstmals beide Alben zusammen als Doppel-CD herausgebracht. Auch das Hörspiel ist für Leute sehr gut verständlich, die den Film nicht gesehen haben. Man nahm wichtige Teile der Filmtonspur (inklusive Wengenmayrs Musik) und Sky Dumont übernimmt die Rolle des Erzählers. Ein nettes Souvenir, aber ich höre die Musik lieber ohne flache Dialoge. Das Booklet enthält die vollständige Titelliste Filmmusik (auf der Rückseite des Albums befindet sich die Titelliste des Hörspiels) und kurze Produktionsangaben zur Musik. Wie auch die anderen beiden CDs sollte dieses Album nicht in der Sammlung von Freunden orchestralker abwechslungsreicher und gut instrumentierter Filmmusik fehlen - und Bully-Fans haben die CDs wahrscheinlich sowieso.
  3. Ich hab' das damals sogar im Kino gesehen, aber mittlerweile überhaupt keine Erinnerung mehr daran. Die Musik habe ich auch schon Jahre nicht mehr gehört, aber jetzt nochmal hervorgeholt und war halt sehr überrascht, obwohl ich mich an fast jedes Thema erinnern konnte. Ich finde viele dieser Filme wie den Wixxer oder auch die Herbig-Filme echt grenzdebil, aber sie haben alle meistens eine ziemlich gute Musik, die sich lohnt. Daher mache ich mich jetzt auch gleich mal an die ersten drei Herbig-Musiken
  4. Ja, Schostakowitsch habe ich auch schon länger im Auge sowie die Strauss-Orchesterwerke. Danke für die Empfehlung der Schosti-Box. Ich habe aber auch mit Brillant Classics bei Grieg und Bruckner gute Erfahrungen gemacht. Mal sehen, vielleicht nehme ich beide. Vorher muss ich mich aber erstmal durch Mahler "arbeiten"
  5. 7 Zwerge 7 Zwerge: Männer allein im Wald - Joja Wendt Für diese Produktion wurde alles versammelt, was hierzulande in der Comedyszene Rang und Namen hat. So lockten Nina Hagen, Christian Tramitz, Atze Schröder, Otto Waalkes, Martin Schneider, Ralf Schmitz und viele andere immerhin mehrere Millionen in die Kinos, sodass auch eine Fortsetzung gedreht wurde. Humor ist Geschmackssache und so freut sich der eine über die völlig albernen und platten Witze während der andere nur Kopf gegen die Rückenlehne des Sessels vor ihm rammte. Für die Musik war Joja Wendt verantwortlich, was auf den ersten Blick sehr überrascht, denn schließlich ist Wendt eher als Jazz- und Boogie-Pianist bekannt denn als Komponist. Doch trotzdem lieferte er eine frische Partitur voller Ideen für den Film ab. Die Musik ist nahezu rein orchestral und schon bei den ersten Minuten der Musik überrascht die filigrane Orchestrierung und die abwechslungsreiche Instrumentierung der Musik. Wendt bediente sich bewusst diverser Klischees, sodass die märchenhafte Welt der Zwerge oft mit quirligen Holzbläsern und tänzelnden gezupften Streichern unterlegt wird, dem brachiale Klänge des Blechs, düsterer Streicher und grummelnden Schlagwerks für die böse Königin und ihr Gefolge entgegen gestellt werden. Auch eine Bernstein-Parodie taucht auf sowie natürlich Griegs "Zug der Zwerge". Nahezu jeder Charakter erhielt sein eigenes Thema oder Motiv, das jeweils vorbildlich in die jeweiligen Situationen eingefügt wurde. Das zentrale Thema ist natürlich die liebliche Melodie für Schneewittchen, aus der auch der Filmsong entstand. Durch den hohen Melodien- und Themengehalt sowie den gekonnten Umgang mit dem Orchester ist die Musik sehr unterhaltsam und abwechslungsreich und garantiert ein schönes Hörerlebnis. Die CD enthält die komplette Musik von 45 Minuten Laufzeit, wobei mehrere Stücke oft zu einem Titel zusammengefügt wurden, ohne aber ineinander über zu gehen. Die Reihentfolge ist nicht vollkommen chronologisch sondern auch nach Themen und Situationen zusammengestellt. Außerdem sind noch rund 20 Minuten Bonustitel und Filmsongs enthalten, wobei "Das Hundelied" von Otto sowie "Die Party" Mitschnitte aus dem Film sind. Außerdem enthäkt die CD noch die Albumversion des Zwergen-Rap, den Spliss-Rap von Hans Werner Olm und die Albumversion des Songs. Das Booklet enthält einen kurzen Text über die Filmhandlung sowie einen Kommentar Wendts zu der Musik. Insgesamt eine schöne Veröffentlichung mit einer überraschend toll gelungenen Musik. Die CD ist mittlerweile vergriffen, aber gebraucht noch zu akzeptablen Preisen erhältlich.
  6. Dann wird's also die letzte Aufnahme sein...naja, ich kann ja immernoch auf die Maazel-Einspielung zurückgreifen. Das ist irgendwie das Problem bei solchen Gesamtwerken, das artet irgendwie schnell in eine gewisse "Völlerei" aus. Ich meine, 60 CDs Brahms und 36 CD Messiaens hört man halt nicht mal so eben durch. Schon die Rozsa-Box von FSM erscheint mir als ein reisige Ladung, die einen vielleicht schnell übersättigt. Was soll's besser zu viel als zu wenig und meine Hörerfahrungen teile ich gerne mit
  7. 1492 1492: Die Entdeckung des Paradieses - Vangelis Papathanasiou Dieser Film ist Ridle Scotts erster Schritt in die Vergangenheit nach seinen Science-Fiction-Erfolgen wie "Alien"und "Blade Runner". Der Film über die Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus beeindruckt durch die stets überbordene Bildegwalt, die ein Markenzeichen des Regiesseurs ist. Stück für Stück wird Clumbus' Entdeckung, seine Rückkehr, der Aufbau der Zivilisation und sein Untergang geschildert, wobei man sich um eine symphatische Darstellung des Protagonisten bemühte und daher auch einige Tricks in Kauf nahm, um sich ein bisschen aus dem festen Griff der historischen Tatsachen zu winden. Der griechische Komponist Vangelis Papathanasiou, mit dem Scott auch schon bei "Blade Runner" gearbeitet hatte, wurde auch hier mit der Aufgabe betreut, die Musik zu schreiben. Auch hier arbeitet der Komponist mit einem gesampelten Orchester, das auch für die heutige Zeit trotz des Alters erstaunlich gut und voll klingt. Stellenweise offenbahren die etwas schrillen, verhallten oder etwas zu künstlichen Klangfarben besonders des Blechs, der Harfe und der Solo-Holzbläser die Herkunft aus dem gewaltigen Tonstudio Vangelis' und nicht der Instrumente. Allerdings wurde der Chor echt aufgenommen und später hinzugemischt, wobei man auch hier den Klang des Chrs etwas verhallte und enrauhte, damit sich die Farbe gut in den polierten elektronischen Orchesterklang mischt. Außerdem sind diverse Soloinstrumente wie die Gitarre und die Mandoline sowie diverse Flöten echt eingespielt worden. Vangelis bemüht sich nicht um einen authentischen Ansatz der Musik, sondern bleibt seinem schwelgerischen und melodiösen Stil treu. Nach einer eineinhalb Minuten langen athmosphärischen Einleitung mit einigen Panflöten- und Shakuhachisoli offenbahrt sich das Herzstück der Musik und somit wahrscheinlich auch die berühmteste Komposition Vangelis': "Conquest of paradise", welches auch Henry Maske als Einzugsmusik benutzte und das in diversen Dokumentationen auch schon seinen Einsatz fand. Über den statischen Rhythmus der Streicher legt sich die bekannte Melodie erst im vokalisierenden Chor, der später auch einen Text in Fantasiesprache singt, bevor das Blech den leuchtenden zweiten Teil schmettert. Allerdings bleibt dieses Stück innerhalb der Musik ein Einzelfall. Wer also beim Kauf der CD eine durchgängig so epische Musik erwartet, wird leider enttäuscht, denn nach dem Stück beruhigt sich die Musik und wird athmosphärischer. Jedes Stück hat dabei oft seine eigene gefällige Melodie. Vangelis bricht niemals mit der traditionellen Harmonik und setzt auch seine gesampelten Instrumente sehr konservativ ein. Auffällig ist auch, dass der Chor is mehr als jedem zweiten Stück vertreten ist. Außerdem verwendet Vangelis für die Charakterisierung des spanischen Eroberers auch einige harte Gitarrenklänge und setzt diesen einige Flötenpassagen für die indianischen Ureinwohner entgegen. Auch einige Marimbasamples sind hin und wieder zu hören. Ein interessantes Stück ist auch "Light and Sadow", das deutlich von Mozarts "Rex tremendae" aus dessen Requiem inspiriert worden sein dürfte. Nach sehr stimmungsvollen Passagen und athmosphärischer Musik verliert die Musik jedoch zum Ende hin etwas den roten Faden. Nocheinmal taucht das "Conquest"-Thema als Klaviersolo über sanfte Streicherteppiche auf, aber besonders die letzten zwölf Minuten plätschern nur noch so dahin. Es ist bereits alles gesagt worden. Die CD enthält bei 55 Minuten Musik ziemlich die Hälfte der im Film zu hörenden Musik, wobei viele Stücke neu arrangiert wurden und die einzelnen Titel ineinander übergehen, um einen besseren Hörfluss zu ermöglichen. Und tatsächlich wirkt die Musik oftmals geschlossener als in der etwas zerhackstückelten Filmversion. Das Booklet enthält zwei Fotos von Vangelis und einen netten Text über den Film und die Musik sowie etliche Bilder aus dem Film und ein Foto von Ridley Scott. Insgesamt mittlerweile eine Standartwerk der Filmmusik und günstig zu bekommen sollte jeder ein Ohr riskieren, dem Vangelis' Musik liegt. Andere sollten sich nicht zu sehr von Nummer zwei täuschen lassen, da die Musik ruhiger und athmosphärischer ist als vielleicht erwartet.
  8. Alexander Alexander - Vangelis Papathanasiou Ridley Scott trat 2000 mit seinem "Gladiator" eine erneute Sandalenwelle los, die Filme wie "King Arthur", "Troja" und eben auch "Alexander" hervorbrachte. Doch wie auch schon die anderen Filme erreichte "Alexander" nicht den Ruhm wie "Gladiator", im Gegenteil, der Film wurde ein Flop. Oliver Stone inszenierte das Leben des großen Alexander zwar bildgewaltig mit Massenszenen, Schlachten und beeindruckenden Aufnahmen, trotzdem fehlte dem Film das gewisse Etwas. Hinzu kommen grobe Fehler wie lateinische Sprache auf den Landkarten der alten Griechen und die unausgegorene Nebenhandlung, die sich mit Alexanders Homosexualität auseinandersetzt. Hier liegt die Schuld auch ein wenig an den angedrohten Klagen, würde man zu sehr auf dieses Thema eingehen, da Griechenland das Ansehen seines Nationalhelden gefährdet sah. Für die auf Hochglanz polierten Bilder bot sich die Musik des griechischen Komponisten Vangelis Papathanasiou an, der ein Pionier auf diversen Gebieten der New-Age-Musik ist und schon Filmmusiken zu "1492" oder "Die Stunde des Siegers" schrieb. Vangelis entwickelte auch hier wieder eine elektronische Musik, die allerdings echte Orchester- und Chorsamples als Grundlage hat und fügt seiner eletrkonischen Klangpalette noch einige Soloinstrumente hinzu wie die Harfe, das Duduk, Violine (gespielt von Vanessa May) und mehrere Vokalstimmen. Somit erreicht Vangelis eine unheimliche Klangfülle durch die gewaltigen Orchestersamples und den zusätzlichen Chor. Durch die akustischen Wurzeln der elektronischen Elemente wirkt die Musik auf den ersten Hördurchgang auch täuschend echt, zumal Vangelis wenig orchesterfremde Klangeffekte einsetzt. Allerdings wirkt die Musik auch etwas zu blank und steril, wie die Bilder des Films auch. Neben dem episch-schwelgerischem Klangbild ist natürlich auch die motivische und thematische Arbeit typisch Vangelis. So baut sich im ersten Stück des Albums langsam das Orchester auf, bevor die Melodie in blühender und leuchtender Pracht erstrahlt. Vangelis gelingen mit Nummer 3 und 14 auch wieder absolute Ohrwurmmomente, wenn sich über den markanten Rhythmus der Streicher und des Schlagwerks das gefällige und eingängige Motiv in den Bläsern und dem Chor legt. Das zentrale Actionstück dürfte die Untermalung der Schlacht bei Gaugamela sein, hier rumpelt ein simples, aber klangvolles Perksussionsostinato durch, über das Vangelis zuerst mehrere Frauenstimmen und dann treibende Motive des Blechs legt. Hier offenbahrt sich besonders, wie simpel, aber immerhin wirkungsvoll Vangelis mit seinem Material umzugehen weiß. Nach den ersten fünf sehr episch angelegten und wuchtigen Orchestermomenten beruhigt sich die Musik zusehends und Vangelis wendet sich einer eher ethno-angehauchten Seite zu. Über orientalische Perkussionssamples spielen die Solovioline, das Duduk oder die Harfe gefällige für Vangelis typische Melodien. Hier klingt die Musik auch deutlich elektronischer und noch polierter als schon zu Beginn. Schließlich kehren nochmal drei brachialere Stücke wider, bevor das Album mit einem ruhigen Harfensolo über Streicherteppiche endet. Die CD enthält bei einer Stunde Laufzeit vielleicht gerade mal die Hälfte der im Film zu hörenden Musik, wobei die letzten drei Minuten ein Bonustitel sind, der auch nicht auf allen Ausgaben enthalten ist. Der Klang ist, bedingt durch die elektronischen Samples hin und wieder recht verwaschen, aber beeindruckend voll. Wie schon in "1492" gehen die Stücke fast unmerklich ineinander über. Das Booklet enthält genauere Angaben zu den einzelnen Soloinstrumente und ansonsten einige hübsche Bilder des Films. Es wäre durchaus interessant, diese Musik mal von einem echten Orchester eingespielt zu hören. Vangelis-Freunde dürften hier voll auf ihre Kosten kommen, ansonsten kann ich diesem Album jedem empfehlen, der auf episch angelegte und melodieöse Musik steht.
  9. Danke für die Bewertungen. Ich hab' jetzt mal zugeschlagen. Bei Bernstein weiß ich nicht, ob's die Aufnahme aus dem ersten oder letzten Zyklus ist. Shostakovich finde ich ebenfalls klasse, hab' da mal bei der Fünften mitgespielt und auch seine Streichquartette liebe ich oder die Jazz-Suite etc. Aber da besteht natürlich noch dring ausbaubedarf. Naja, bei 18 CDs Mahler habe ich ohnehin erstmal genug zu hören
  10. Das Parfum Das Parfum: Die Geschichte eines Mörders - Tom Tykwer, Johnny Klimek & Reinhold Heil Lange sträubte sich Patrick Süßkind gegen die Verfilmung seines ersten und wohl erfolgreichste Romans obwohl Leute wie Ridley Scott und Klaus Kinski ihn verfilmen wollten. Auch jetzt, wo Bernd Eichinger es endlich gelang, zusammen mit Andrew Birkin und Martin Moszkowicz eine Verfilmung unter der Leitung des deutschen Regiesseurs Tom Tykwer zu realisieren, gehen die Meinungen immernoch weit auseinander. Sollte man ein Buch, in dem es hauptsächlich um Düfte geht, überhaupt verfilmen? Schließlich kann man beim Lesen die verschiedenen Gerüche auch nicht riechen. Ist eine so glatte und ästhetisch ansprechende Verfilmung die richtige Umsetzung für eine Vorlage mit so viel Abscheulichkeiten? Wie dem auch sei, die Geschichte um Jean-Baptiste Grenouille, der 25 oder 13 Jungfrauen umbringt um aus ihrer Duftessenz ein Parfum zu kreieren, dass ihn die Menschen lieben, fasziniert immernoch unzählige Leute ob in Buch- oder Schriftform. "Bernard Herrmann ist tot, also muss ich die Musik zu meinen Filmen selber schreiben.", soll Tykwer einst gesagt haben und so schrieb auch er zusammen mit Johnny Klimek und Reinhold Heil die Musik zu seinem Epos. Die drei Komponisten schufen ein klangvolles schwelgerisches Werk, das oftmals den impressionistischen Geist atmet. So spielen die Streicher in der Musik die zentrale Rolle, übernehmen schwelgerische Passagen bei Grenouilles ersten Erkundungen der Düfte in den Straßen Paris', hetzen in rasenden akzentuierten Sechzehntelketten durch die Gassen von Grasse oder schleichen sich mit dem Genie des Geruchs an seine unschuldigen Opfer. Für besonders sphärische Effekte die oftmals mit den Effekten der einzelnen Düfte in Verbindung gebracht werden setzt Tykwer mit seinen Kollegen oft gestrichenes Vibraphon, gestrichene Becken oder auch Flageoletts in den Violinen ein. Außerdem wurde das Orchester für glitzernde und zarte Passagen mit einer Harfe, Klavier und Celesta erweitert. Für besonders mystische und magische Momente wird auch hin und wieder ein Chor, mal a capella, mal in Verbindung mit dem Orchester eingesetzt und die Schönheit Grenouilles Opfer wird oftmals entweder mit dem Frauen (Melanie Mitrano, Chen Reiss) oder dem Knabensopran (Victor de Mazière) eingefangen. Hin und wieder wurden auch elektronische Mittel eingesetzt, doch die beschränken sich meistens auf einen pulsierend pochenden Effekt. Ein wirkiches Hauptthema gibt es in der Musik nicht, allerdings gibt es viele verschiedene Motive, die häufiger wiederkehren. Der Film wird mit einer sanften mystischen Passage eröffnet, der von dem Knabenchor gesummt und von den Streichern fortgeführt wird. Dieses recht neutrale Motiv weicht einer schon bald üppig heranschwillenden Melodie mit sieben Tönen, die während Grenouilles erster Erkundung in den Straßen von Paris erklingt und den überbordenden Reichtum der Duftwelt wiedergibt und weiterhin für die Wirkung von Düften eingesetzt wird, am prägnantesten natürlich während der Schlüsselszene auf dem Hinrichtungsplatz. Das Mirballenmädchen, Grenouilles erstes Opfer, erhält ebenfalls ein kurzes, aber schönes Motiv, das erst vom Frauensopran gesungen wird und später in den Streichern und der Harfe mit dem Chor zur vollen Pracht heranwächst. Die vierminütige Komposition für die Krönung Grenouilles, die junge Laura, ist an Schönheit kaum zu überbieten: Über das Streichorchester sing die Sopranstimme eine wundervoll zarte und zerbrechliche Melodie, während Grenouille der Kutsche nach Grasse folgt und dort das Mädchen beobachtet. Insgesamt schuf Tom Tykwer hier eine wundervoll schwelgerische Musik voller magischer und mystischer Momente, die den Film in seiner Wirkung perfekt unterstützen aber auch für sich ein beeindruckendes und fesselndes Hörerlebnis sind. Die CD enthält bei 70 Minuten Laufzeit alle wichtigen Themen und Motive der Musik in ihrer im Film längsten und voll ausgespielten Fassung und präsentiert gut zwei Drittel der kompletten Filmmusik. Viele Passagen treten im Film öfters in ähnlichen Arrangements auf, wurden aber auf der CD ausgespart, sodass der Eindruck entsteht, fast jedes neue Stück im Film sei durch eine neue Melodie geprägt. Besitzer der CD können sich auf einer exklusiven Seite im Internet weitere drei Minuten Musik herunterladen. Die Klangqaulität ist gut, allerdings klingt das Orchester hin und wieder etwas zu weich und verwaschen, was ein differenziertes Hörerlebnis erschwert, den Charakter der Musik aber perfekt unterstützt. Ich kann dieses atmosphärische Werk wirklich jedem ans Herz legen, der leeren Bombast und seichtes Hintergrundgeplätscher leid ist.
  11. Goodby, Lenin! Goodby, Lenin! - Yann Tiersen Es überrascht ein wenig, dass ein französischer Komponist die Musik zu dieser komplett deutschen Produktion schrieb. Der Film über die engagierte Sozialistin Christiane Kerner, die ins Coma fällt und den Fall der Mauer nicht mitbekommt und ihren Sohn, der der Mutter eine heile DDR vortäuscht, weil jede Aufregung ihr schaden könnte gehört zu den einfühlsamsten Tragikomödien des ersten Jahrzent dieses Jahrtausends der deutschen Filme. Es überrascht weniger, dass Tiersen sich auch hier sehr auf das Klavier konzentriert, das so ziemlich in jedem Titel die zentrale Rolle spielt. Dabei ist die Musik enorm simpel gestrickt was die Harmonik und die mtoivische Arbeit angeht, sodass sich die Begleitfiguren der linken Hand oftmals auf Dreiklangsbrechungen beschränken. Die Motive der rechten Hand bestehen aus vier oder fünf naheliegenden Tönen und werden je nach zeitlichem Bedarf zuerst oktaviert und dann sequenziert. Dabei geht die Harmonik eines jeden Stückes eigentlich nie über drei oder vier Akkorde hinaus, die sich in immer wiederkehrender Reihenfolge abwechseln und die stets einfache Moll- und Dur-Dreiklänge bilden. Septakkorde oder anders mit weiteren Tönen eingefärbte Klänge sucht man vergeblich. Hin und wieder "füllt" Tiersen die einzelnen Töne seiner Motive mit den naheliegensten Dreiklangsbrechungen auf oder verleiht dem Klang mehr Fülle, indem er auf sanfte Streicherteppiche und einige Holzbläser zurückgreift, die nach und nach einsetzen. Aus dem Rahmen fällt eine etwas hektische Passage, die stets bei Vorbereitungen oder chaotischen Szenen gespielt wird und in wechselnder Besetzung auftaucht wie dem Holzbläserensemble, Klavier & Streicher oder der gesamten Besetzung, doch aus diese etwas rasanteren Passagen der Musik basieren abermals nur auf wenigen Akkorden und einem simplen Motiv. Außerdem setzt Tiersen besonders gegen Ende der Musik mehrmals das Vibraphon und einmal auch das Marimbaphon ein. Interessanterweise ist das einzige Stück mit beiden Stabspielinstrumenten auf der CD mit dem dazugehörigen Dialog versehen, der aber ziemlich in den Hintergrund gemischt wurde. Ansonsten gibt es mehrere Veröffentlichungen der Musik. Die erste Ausgabe mit rotem Cover enthält die komplette Filmmusik (43 Minuten) sowie eine Bonus-CD von acht Minuten Laufzeit mit der DDR-Nationalhymne, der Titelmusik zu "Die aktuelle Kamera" etc und ein DDR-Deutsch-Wörtbüchlein. Allerdings ist diese Ausgabe mittlerweile vergriffen und nur noch schwer und teuer zu bekommen. Ob sich eine derartige Investition lohnt, sollte man sehr genau bedenken, da viele Motive und Schemata in der Musik gehäuft vorkommen und so den eintönigen Eindruck verstärken. Die zweite Ausgabe enthält 18 Titel bei 35 Minuten Laufzeit und ist noch regulär erhältlich, allerdings präsentiert sie die Musik nicht in chronologischer Filmreihenfolge. Diese vollkommen minimalistische Komposition erfreut sich bei vielen großer Beliebtheit. Im Film hat die Musik auch ohne Frage ihre Wirkung aber losgelöst wird das Ganze doch recht schnell ziemlich eintönig, zumal Tiersen anscheinend noch nicht einmal versucht, den Hörer zu überraschen oder mal etwas Neues zu kreieren. Somit sollte man auch wirklich in Stimmung für derartige Musik sein und da macht sich eine gesunde Portion Melancholie nicht schlecht. Wer allerdings auch schon Tiersens Album zu "Die fabelhafte Welt der Amelie" mochte, wird an dieser CD seinen absoluten Gefallen finden.
  12. Kriminalfilmmusik III Kriminalfilmmusik III - Peter Thomas Auf dieser CD finden sich mehrere Kompositionen Thomas zu deutschen Kriminalfilmen der Nachkriegszeit zwischen 1961-1966 Der Zinker Für diesen klassischen Wallace-Krimi komponierte Thomas knapp zehn Minuten Musik, die von der furiosen Titelmusik eingeleitet werden, die wie keinen thematischen Bezug zu der folgenden Musik hat. Über einen treibenden Rhythmus der Bongos und schrillen Akkorden der elektrischen Orgel legt sich das fast schon melancholische Thema im Saxophon und wird stets von elektronisch verzerrten Einwürfen abgelöst. Das Thema tritt später in der Musik nicht wieder auf, stattdessen bildet die Komposition Walking Dandy das die zentrale Melodie für die Musik, die in lässigem Swing-Arrangement daherkommt und in der ersten Version- ein Markenzeichen Peter Thomas von mehreren Männerstimmen vokalisiert wird. Außerdem komponierte Thomas noch einige sehr stimmungsvolle Suspensepassagen für Flöte, Vibraphon, Saxophon und Schlagzeug sowie einen strahlenden Blechchoral für die Schlussszene. Zwei der auf der CD enthaltenen Stücke sind im Film übrigens nicht zu hören. Die seltsame Gräfin Auch die seltsame Gräfin bildet einen Glanzpunkt unter den Wallacefilmen, was nicht zuletzt an der grandiosen Darstellung Lil Dagover als die Titelfigur liegt. Peter Thomas Musik ist zwar insgesamt sehr spärlich im Film eingesetzt, aber doch sehr abwechslungsreich gehalten. Gewohnt spröde fällt die Titelmusik aus, wenn der hämmernde E-Bass die Eröffnung einläutet und Thomas mehrere Motive übereinander wirft bevor das Schlagwerk mit einem trottenden Swing-Rhythmus einsetzt und sich die düsteren Melodien der Saxophone über die Begleitung legen. Einzelne Motive erscheinen prägnant oder auch als Ostinato in im Bass wieder während Madams terror auf, das zweite äußert ruppige Stück der Musik. Dem setzt Thomas zwei sehr gefällige Melodien entgegen, einmal die als Radiomusik eingesetzte Melodie Tea with Lizzy und die Szene in der Galerie, die von einer heiter verspielten Streichermelodie unterlegt wird, die Thomas in der zweiten Hälfte um einen verspielten Kontrapunkt des Spinetts erweitert ihr somit einen ironisch-plakativen höfischen Anstrich verleiht. Der Hexer Dieser Film dürfte einer der herausragensten Wallace-Krimis überhaupt sein. Auch die Titelmusik ist absoluter Kult: über ein Riff des E-Basses singt der Männerchor verschiedene vokalisierte Phrasen, während Thomas die ganze Zeit diverse Toneffekte über die Musik legt. So hört man Schüsse, Polizeisirenen, Schreie, Rufe etc. Diese zwei Minuten sind wahrscheinlich die abgedrehteste Wallace-Titelmusik überhaupt. Eine Aufnahme derselben Musik ohne Geräuscheffekte ist ebenfalls auf der CD zu finden, allerdings wurde das Stück im Film nicht verwendet. In Anbetracht der furiosen Titelmusik fällt der Rest der Musik recht beschaulich aus, wird doch bis auf ein schnelleres Swing-Stück mit Trompeten- und Saxonphonsoli während der Flucht des Hexers der Rest mit Source-Musiken bestritten, die allesamt aus langsameren lässigen jazzigen Arrangements mit eingängigen Melodien bestehen. Das Verrätertor Diese in ihrer gesamten Spieldauer längste Komposition ist auch gleichzeitig die eingängigste Musik auf diesem Album. Das Hauptthema, das für die Protagonistin steht, ist für Peter Thomas überraschend entspannt und in der Melodieführung und Instrumentierung recht konstant gehalten. Die gedämpfte Solo-Trompete spielt das Thema mit Ohrwurmqualität über die dezente Begleitung der Jazz-Combo. Das Thema kehrt am Schluss wieder, wobei hier die Solo-Trompete verzerrt wurde und die Begleitung aus einem stark synchopierten Ryhthmus der Tom-toms und des Basses besteht. Ein weiteres Glanzlicht der Musik ist das Stück Aha, das das Thomassche Equivalent zu Martin Böttchers Titelmusik aus Auf Engel schießt man nicht sein könnte. So pfeift der Sänger die lässige Melodie zwischen den Zähnen und wirft hin und wieder ein tiefes A-ha! ein. Neben zwei Bossa-Nova-Source-Musiken bekommt man noch eine lässige Verfolgungsmusik mit einem hübschen Motiv im tiefen Klavier sowie ein Stück, das schon eher nach typischer Thomas-Suspense klingt. Das Geheimnis der weißen Nonne In diesem größtenteils effekthaschendem Spät-Wallace konzentriert sich Peter Thomas in der Titelmusik besonders um das Umfeld der Titelfigur, sodass neben dem vokalisierenden Chor Röhrenglocken und die elektrische Orgel zum Einsatz kommen, bevor das hauptsächlich chromatische Thema in lässiger Swing-Manier vorgetragen wird. Der Rest der Musik ist auffällig motivisch gearbeitet und basiert oft auf durchgehenden Rhythmen, wobei teilweise einige sehr interessante Verschiebungen in den Ostinati auftreten. Ansonsten kommt noch einige Male der Chor zum Einsatz und hier und da leuchten ein paar typische Thomas-Momente auf, bevor die Musik mit einem sehr stimmungsvollen Suspense-Stück schließt. Die weiße Spinne Diese Musik zum einzigen Nicht-Wallace-Krimi auf diesem Album dürfte mit der Komposition zu Das Verrätertor zu den interessantesten Suiten der CD zählen. Nach der eingängigen Titelmusik, die erst von der E-Giatter und später der Flöte über die dezente Begleitung der Combo gespielt wird, folgt das Herzstück der Musik. In einer über dreieinhalb minütigen Musik für die weiße Spinne packt Thomas all sein Suspense-Talent aus mit schleichendem E-Bass, tremolierender Solo-Violine und einigen elektronischen Einsprengelsn und verbreitet somit eine schleichend-kriechende Atmosphäre. Auch die zweite Musik für die Rückkehr der Spinne mit der elektronisch echoisierten Trompete ist fabelhaft gemacht. Besonders beeindrucken dürfte auch das Thema für Karin Dors Charakter der Muriel, das wahrscheinlich zu den lyrischsten Themen überhaupt in Peter Thomas Schaffen gelten kann. Neben diesen sechs vollständig vorliegenden Filmmusiken enthält die CD außerdem noch die Titelmusiken zu Das indische Tuch, Zimmer 13 und Das Rätsel der roten Orchidee. Es ist anzunehmen, dass die Bänder nicht mehr existieren, da die Musiken nur aus digital überarbeiteten Videomitschnitten gewonnen werden konnten und somit keine weitere Musik enthalten, was besonders schade ist, da man so nicht mehr in den Genuss des an romantische Klavierkompositionen angelehnte Arrangements der Titelmelodie aus Das indische Tuch kommt. Trotzdem sind alle Musiken ihrem Alter entsprechend in einwandfreier Klangqualität präsentiert. Wie auch schon bei den anderen Kriminalfilmmusiken-CDs wurden öfters mehrere Stücke in einem Titel allerdings mit deutlichen Zwischenpausen aneinandergereiht um durch diese Suitenform den Hörfluss zu steigern. Das Booklet enthält einen informativen Einleitungstext in Deutsch und Englisch, die kompletten Titellisten mit Zeitangaben sowie Plakate und Fotos der jeweiligen Filme und Stab- und Besetzungslisten. Somit ist auch diese CD eine sorgfältig gearbeitete Kriminalfilmmusik-Erweiterung, die sich nun Böttchers bedeutendem Kollegen Peter Thomas gewidmet hat und eigentlich keine Wünsche offen lässt.
  13. So, das Mahler-Jahr rückt näher und deshalb veröffentlicht die Deutsche Grammophon eine 18-CD-Komplett-Box des Komponisten mit folgenden Aufnahmen: Symphonie I: Siji Ozawa Symphonie II: Zubin Mehta Symphonie III: Bernard Haitink Symphonie VI: Pierre Boulez Symphonie V: Leonard Bernstein Symphonie VI: Claudio Abbado Symphonie VII: Guiseppe Sinopoli Symphonie VIII: George Solti Symphonie IX: Herbert von Karajan Symphonie X: Ricardo Chailly Da ich mich am Meisten für die Symphonien interessiere möchte ich hier einmal in die Runde fragen, wie ihr die jeweiligen Aufnahmen findet und ob ihr sie mir empfehlen könnt, da ich mir ernsthaft überlege, die Box zu bestellen.
  14. Der letzte Mohikaner Der letzte Mohikaner - Peter Thomas In dieser deutsch-italienisch-panischen Co-Produktion lieferte Winnetou-Regiesseur Harald Reinl nun seinen vierten Western ab. Die Romanvorlage Coopers wurde allerdings in vielen Fällen an die derzeitige, duch die Winnetou-Filme inspirierte Mode, angeglichen. So spielt der Film ein ganzes Jahrhundert später. Statt Perücken und Dreispitzen sehen wir wieder die üblichen Blaujacken. Unkas und Falkenauge wirken wie Winnetou und Olds Shatterhand, die Konflikte der Engländer und der Frasnzosen wurden duch den Krieg der Indianer gegen die Weißen ersetzt etc. die verschiedenen Indianerstämme mögen auch nicht so recht in die felsige spanische Landschaft passen und auch die Handlung wurde deutlich abgewandelt. Trotzdem inszenierte Reinl wieder einmal einen für jugendliche Zuschauer beeindruckenden Indianerfilm, der auch heute noch die nostalgische Seite der sich erinnernden Zuschauer ansprechen zu vermag. Für die Musik war Peter Thomas zuständig, der zu dieser für damalige Verhältnisse große Produktion eine überraschend gefällige und melodiöse Arbeit schrieb. Seine noch folgende Arbeit zu "Old Firehand" ist deutlich spröder und krachiger. Thomas arbeitet mit einem orchestral besetztem, aber etwas schmal klingenden Ensemble. Neben den traditionellen Elementen der Streicher, Holz- und Blechbläser erweiterte Thomas sein Instrumentarium mit für die damalige Zeit typischen Instrumenten wie dem E-Bass, der E-Gitarre, dem Banjo, der Mundharmonika, der Harfe und der elektrischen Orgel. Vom Charakter ist die Musik weniger spröde als seine Wallace-Kompositionen, allerdings schimmern oftmals Thomas-typische swingige Elemente hindurch, sodass einem teilweise sogar Bossa-Nova-Rhythmen und dezente Swing-Begleitung begegnen. Die Musik ist reich an thematischem Material, so erklingt gleich zu Anfang schon das noble Hauptthema mit flirrenden Violinen und strahlenden Hörnern und Trompeten. Für den durchtriebenden Banditen Roger und den brutalen Irokesen-Häuptling Magua komponierte Thomas ein markantes Vier-Noten-Motiv, das oft in den Posaunen erklingt und meistens während der Kampfszenen mit treibenden Rhythmen den Schlagwerks unterlegt ist. Für den Major Heyward komponierte Thomas ein sehr nobles Militärthema, das erstmals von der Solo-Trompete über sanfte Streicherbegleitung gespielt wird und während der Fahrt durch die Sandwüste zu voller Pracht heranreift. Außerdem konzipierte Thomas noch viele weitere Themen für bestimmte dramatische Situationen oder Momente wie ein Liebesthema oder eine dramatische Sequenz, die bei der brennenden Brücke oder der brennenden Farm erklingt. Die Musik liegt bei über 53 Minuten hier in ihrer kompletten Fassung vor und reiht sich mit ihrer tollen klangtechnischen Überarbeitung in viele angemessene Veröffentlichungen deutscher Filmmusik aus der Nachkriegszeit ein. Ein Rauschen ist nicht zu hören, allerdings klingen die ohnehin etwas dünn besetzten Violinen teilweise etwas schrill, was aber wahrscheinlich nicht besser zu machen ist. Außerdem sind am Schluss des Albums noch drei Bonustitel enthalten, die vielleicht Testaufnahmen oder LP-Titel sind und noch einmal das Liebesthema, das Militärthema und eine locker-leichte Square-Dance-Melodie enthalten. Das Booklet ist reich bebildert und enthält zu jedem Titel ein Standfoto und eine kurze Handlungsbeschreibung. Insofern ist die CD eine tolle Erweiterung einer jeden Peter-Thomas-Sammlung und übberrascht mit für den Komponisten sehr eingänglichen Titeln.
  15. Asterix & Obelix bei den olympischen Spielen Asterix & Obelix bei den olypmischen Spielen - Frederic Talgorn An den "Asterix"-Realverfilmungen scheiden sich die Geister, doch viele sind sich einige, dass der letzte auch der schlechteste der Reihe ist. Trotz aller Stars und Gastauftritte, des neuen (oder vielleicht auch wegen) Asterix und der aufwendigen Produktion sei der Film ohne Seele und Charme. Doch trotzdem bot dieser Film wie auch schon seine beiden Vorgänger dem jeweiligen Komponisten eine gute Basis für eine tolle Filmmusik. Auch der dritte Film wurde wieder mit einem neuen Komponisten versehen, der allerdings auch von allen vieren, die an den Realverfilmungen bisher gewirkt haben, der Bekannteste ist. Während die Musik Goldmans und Romanelli zum ersten Teil noch sehr keltisch angehaucht war überraschte Chany in dem zweiten Teil mit einer ausgefeilten orhcestralen Musik mit einigen orientalischen Einsprengseln und modernen Elementen wie der E-Gitarre. Frederic Talgorns Musik hingegen ist eine (fast) rein orchestrale Komposition, die besonders durch ihre filigrane Orchestrierung, den durchgängig heiteren Charakter und die Rozsa-Anleihen für die olypmischen Paraden besticht. Schon die ersten fünf Minuten der Musik stellen viele aktuelle Filmmusiken vom kompositorischen Handwerk und der Orchestrierung in den Schatten. Hier wird auch erstmals das Hauptthema vorgestellt. Die heitere Melodie erklingt erst in einer Hornfanfare und fließt dann in den üppig schwelgerischen Streicherklang ein. Harfenglissandi und quirlige Holzbläser unterstreichen die heitere Athmosphäre. Das Hauptthema bestreitet auch die weiteren beiden Stücke, bis sich die Protagonisten auf die Reise machen und schon erste Anklänge der altertümlichen Passagen durch Hörner und Schellenkränze zu hören sind. Die Palastszene stellt erstmals die pompösen Fanfaren und schmetternden Blechpassagen mit den robusten Quinten in den Pauken und Bässen vor. Hier wird deutlich, dass Talgorn zum Urvater der römischen Hollywoodklänge mit einem leichten Augenzwinkern herüberschielt. Ihre volle Kraft entfalten die Toalgorn'schen Triumphmärsche während der furiosen Eröffnungsmusik zu den Spielen. Hier dröhnt das Schlagwerk, schmettern die Fanfaren und werfen die Violinen Motive ein, dass es eine Freude ist. Talgorn dickt seine Musik zusätzlich mit unzähligen filigranen Nebenstimmen an, die die Musik noch wuchtiger und üppiger klingen lassen, ohne dass es sich um leeren Bombast handelt. Neben dem fröhlich gestimmten Hauptthema existieren noch einige Seiten- und Nebenthemen für die römische Welt sowie natürlich ein Liebesthema, dass Talgorn während der Balkonszene in bester Hollywoodmanier ausnutzt. Der absolute Höhepunkt der Musik dürfte die elfminütige Suite zum finalen Wagenrennen sein, in der Talgorn alle wichtigen Themen und Motive noch einmal anreißt und ineinanderwirft. Wuchtig legt sich das Hauptthema über die treibenden Ostinati der Bässe und des Schlagwerks. Die teilweise arg synchopierten Nebenstimmen lassen eine deutliche Inspiration von ähnlich gelagerten Kompositionen John Williams' erkennen, aber auch das fällt hier nicht negativ ins Gewicht. Insgesamt lässt sich die Musik in drei Teile einteilen. Die ersten Stücke sind von schwelgerischer Heiterkeit und basieren oft auf dem Hauptthema, die zweite Abteilung wird sehr von den römischen Triumphmärschen dominiert und zuletzt beeindruckt die Musik mit einer furiosen Actionmusik. Die Musik enthält also alle wichtigen Elemente einer unterhaltsamen Filmmusik und erntet noch einen Haufen Bonuspunkte durch die ausgezeichnete Orchestrierung und die sorgfältige Verarbeitung der Themen. Die CD von Milan enthält bei 65 Minuten Gesamtlaufzeit fast genau 50 Minuten des Scores, die wie im Flug vergehen und eigentlich in chronologischer Reihenfolge enthalten sein dürften. Ob die Musik komplett ist, vermag ich nicht zu sagen. Außerdem gibt es noch vier Songs sowie einen kleinen Mitschnitt aus der Originaltonspur am Ende. Die Titelliste ist komplett französisch gehalten und die Klangqualität brillant, man hört jedes Detail in der Musik. Somit ist diese CD wie auch die anderen Beiden eine dicke Empfehlung wert. Talgorn präsentiert hier eine furiose Filmmusik der Extraklasse.
  16. Legend Legend - Tangerine Dream Ridley Scott war schon immer kein einfacher Regiesseur, wenn es um Filmmusik geht. Zudem kommt, dass er vor seinem Erfolg mit "Glaidator", der ihn relativ unabhängig machte und ihm eine große kreative Kontrolle über die Produktion verlieh, oft den kritischen Meinungen der Produzenten ausgesetzt war und wenig Rückgrad bewies, um seine eigenen Ansätze zu verteidigen oder gar durchzusetzen. Als Scott Jerry Goldsmith den Auftrag für die Musik zu seinem lang ersehnten Projekt "Legend" anbot, war das Verhältnis zwischen den beiden gespannt, da Scott in "Alien" die Musik ganz anders einsetzte als von Goldsmith geplant und diesen dadurch sehr verärgerte. Trotzdem legte sich Goldsmith bei diesem Auftrag sehr ins Zeug und schrieb seine vielleicht letzte wirklich große Musik, die Scott auch gefallen haben soll. Allerdings sahen die Produzenten die Musik als Problem, denen der teure und sehr lange Film mittlerweile ein Dorn im Auge war. So verlangten sie von Scott, er solle den Film um mehr als eine Viertelstunde kürzen. Außerdem solle die Musik durch eine poppigere modernere Klänge ersetzt werden, um dem jüngeren Publikum zu gefallen. Interessanterweise traute man dem europäischen Publikum anscheinend mehr zu, denn hierzulande erschien der (wenn auch immernoch gekürzte Film) wenigstens mit Golsmiths Originalmusik. Die Ersatzmusik für das amerikanische Publikum lieferte die deutsche Formation "Tangerine Dream", die im Bereich der elektronischen Musik weite Schritte getan hat und in den 80ern zu einigen Filmen auch die Filmmusik beisteuerte. Für Ridley Scotts Fantasy-Märchen allerdings ist diese Musik absolut nicht gemacht. Schon wenn am Anfang die Panflötensynthies einsetzen hat man Angst vor den kommdenden Minuten. Und tatsächlcih ergießt sich über dem Rezipienten ein absolut überkitscht klingender Elektrobrei mit weiteren Flötensampeln, künstlichen Harfenklängen und einigen E-Gitarren-Einsprengseln, die sich oftmals viel zu sehr nach Eso-Gesäusel anhören. Die Gruppe greift auf die naheliegendsten Harmonien zurück, nicht einmal wird der Hörer in dieser über eine Dreiviertelstunde dauernden Klangsuppe überrascht. Auch die rasanteren Szenen wurden oft mit sanften Klangteppichen und etwas angezogenen Beats unterlegt. Ein wirkliches Thema gibt es auch nicht,die Musik zieht sich ohne roten Faden dahin und am Ende merkt man, dass fast nichts hängen geblieben ist bis auf den Eindruck, eine absolut billig klingende nur als Hintergrundberieselung zu hörende Musik halb wahrgenommen zu haben. Wenn man bedenkt, wie die Musik hätte klingen können, ist dieser Ersatz gleich eine doppelte Schande. Varèse veröffentlichte rund 45 Minuten Musik auf einer 1995 erschienenen CD, die mittlerweile sehr rar geworden ist. Ich kann allerdings auch nur davon abraten, diese CD zu suchen, stattdessen sollte man in die 78 Minuten langen CD von Silva mit Goldsmiths Originalmusik investieren und sich wirklich in einer zauberhaften Märchenwelt verlieren.
  17. Sehr interessant, Sami. Ich stocke ohnehin gerade meinen Morricone-Western-Bestand meiner Sammlung auf. "Guns for Sebastian" warda auch schon auf meiner Wunschliste, jetzt rückt die CD aber ziemlich schnell in den Einkaufswagen. Ich finde allerdings auch, dass Silvestri mit dem Material gut und respektvoll umgegangen ist, zumal die Anleihe hier Sinn macht und nicht als bloßes Abschreiben bezeichnet werden kann.
  18. Lars, das ist schon richtig, aber ich interessiere mich nunmal für Ridley Scott, der war vor ein paar Jahren mal mein absoluter Lieblingsregiesseur und auch heute noch stehe ich auf seine beeindruckende Optik und rasante Schnittechnik, die mehr ästhetisch als musikclipartig wirkt. Ich freue mich auf dieses Popcornkino sehr und habe mich über all die Vorschauen gefreut. Cate Blanchett war übrigens nicht Scotts erste Wahl. Die erste Marian wurde ja gekickt, weil Scott ihr Verhalten außerhalb des Drehs nicht gefiel, glaube ich. Und da mich der Film interessiert, hoffe ich natürlich auch, dass die Musik entsprechend gut wird und dann äußert man sich halt schon, wenn die Erwartungen so sehr unterboten wurden.
  19. Habe jetzt mal einige Hörproben zu "The mexican" gehört und bin wirklich angetan. Locker, leicht, ironisch mit einigen schmalzigen Elementen...tolle Sache. Werde mir den bei Zeiten mal zulegen müssen, denke ich. Danke, Oliver, für deinen Hinweis!
  20. Also ich habe mich auf den Film gefreut, denn ich mag Scotts Stil sehr gerne, die sorgfältig ausgeleuchteten Bilder, die ästhetischen Zeitlupen, die schnell geschnittenen Schlachten, das spritzende Wasser, der fliegende Dreck. Außerdem freue ich mich auf einen schönen Ritterfilm mit allem Drum und Dran und da ist Scott halt der Richtige für. Allerdings habe ich mit Russel Crowe als Robin Hood ein ziemliches Problem, ich hätte den eher als "Sherriff von Nottingham" oder "Little John" besetzt. Und bei der Musik...sie ist vollkommen gesichtslos und ein totaler Einheitsbrei. Anscheinend immerhin ohne E-Gitarre. Aber wie schon an anderer Stelle gesagt, es ist schon schlimm, dass man mittlerweile dafür dankbar ist, wenn die Musik nicht weiter im Film stört...paradox für einen Filmmusikfreund. Ich glaube, auch hier war wieder mal eine abgelehnte Musik Ursache einer unschönen Entwicklung, denn hätte Dario Marianelli zu "Ein gutes Jahr" seine Musik schreiben dürfen, wäre Scott vielleicht nicht auf Streitenfeld ausgewichen, der ja leider nur einen völlig billig klingenden Klimperscore ablieferte. "American Gangster" und "Body of lies" aren einfach nur athmosphärisches Klanggeschichte und in "Ein gutes Jahr" und "American Gangster" fand ich eigentlich den Soundtrack interessanter als den Score.
  21. Natürlich kann er das, keine Frage. Meine These sollte nur beinhalten, dass die Freude über bestimmte Aspekte "tiefer greift" als die bloße Erkenntnis: "Es gefällt mir." Die These war übrigens auch etwas provokativ gemeint und ist glücklicherweise auch nicht verletzend angekommen.
  22. Eben, und trotzdem scheinst du ja das, was du da hörst, zu genießen. Man könnte jetzt auch einmal die Gegenthese aufstellen, dass die Leute, die etwas tiefer in die jeweilige musikalische Materie eingedrungen sind, mehr von dem Hörgenuss haben als die Anderen, da ihnen Sachen auffallen und sie sich wegen ihrer Fachkenntnisse über Dinge freuen können, die die andere überhören .
  23. Danke, Oliver. Meine Silvestri-Sammlung ist leider zu klein, daher ist "The mexican" (noch) nicht in meinem Besitz. Deine Bemerkung macht mich allerdings sehr neugierig.
  24. Schneller als der Tod Schneller als der Tod - Alan Silvestri Während sich die Neo-Western der 90er mit ernsten Themen beschäftigten und oft um historische Genauigkeit und detailreiche Ausstattung bemühten, präsentiert Sam Raimi hier einen Western voller Klischees, die teilweise bis ins Absurde überzogen werden und einer Handlung, die eher eine Rechtfertigung für all die spektakulär inszenierten Duelle zu sein scheint: Die berüchtigsten Revolverhelden des Westens treffen sich in einem kleinen Kaff, eingeladen von dessen die Einwohner terrorisierenden Bürgermeister John Herod, um sich in einem Wettbewerb zu duellieren und das Preisgeld zu kassieren. Die Motive dabei sind völlig unterschiedlich: Geldsucht, Rache, Egomanie und einer ist nicht freiwillig dabei... Der Film ist natürlich meilenweit an der historischen Wahrheit vorbeigerauscht, aber die spannend inszenierten Duelle, die stets findigen Kameraeinstellungen und -fahrten sowie das Aufgebot an bekannten Schauspielern lassen die Zeit wie im Flug vergehen und wenn nachher die halbe Stadt in die Luft fliegt und sogar Tote wieder auferstehen, um Rache zu üben, dann ist es eine wahre Freude. Alan Silvestri erkannte den ironischen Unterton des Films sofort und unterstrich diesen noch mit seiner Musik. So stützt auch er sich auf viele Klischees, die die Westernmusik im Laufe der Zeit aufgebaut und teilweise fast totgerannt hat. So knallt schon in den ersten Sekunden des Albums die Peitsche zu den rauen Gitarrentönen, während das Hauptthema gepfiffen wird. Trompetensoli legen sich über Gitarrenrhythmen und grummelnde Basstöne während der Spannungsmomente verbreiten eine gewollt plakative Westernathmosphäre, ohne jedoch einen Mangel an Talent oder Umgang mit dem Orchester erkennen zu lassen. Silvestris Musik ist rein akustisch und von mittelgroßem Orchester eingespielt. Für die richtige Westernstimmung sorgen natürlich diverse Trompeten- und Gitarrensoli. Es überrascht schon ein bisschen, dass Silvestri die Mundharmonika gar nicht einsetzt. Die Musik stützt sich auf drei Themen. Zum Einen das schmissige Hauptthema, das jedoch meistens ruhig als Gitarrensolo über ganz leise tromlierende Streicher gespielt wird und an einigen dramatischen Momenten mit voller Orchesterbesetzung hervorbricht. Dann komponierte Silvestri für die Vergangenheit ein nachdenkliches Thema, das besonders während "Court's story" als wundervolles Fagottthema zur Geltung kommt sowie ein bedrohliches Motiv für John Herod, das auch in "Die Mumie kehrt zurück" wieder seine Verwendung finden wird. Außerdem gibt es noch ein herrlich italowesternesques Trompetensolo für den draufgängerischen Kid sowie einige Seiten- und Nebenthemen für die Spannungsmomente oder Kids Sterbeszene. Das Album von Varèse präsentiert die Musik in gewohnt glasklarer Klangqualität, allerdings enttäuscht die recht kurze Laufzeit von 33 Minuten. Schließlich nahm Silvestri rund 50 Minuten mehr Musik für den Film auf. Dafür kommen auf dem Album zwei nicht verwendete Stücke zu Zug (Nummer 6 & 14), die im Film durch die Vorspannmusik ersetzt wurden. Insgesamt ein herrlich ironischer Score mit der Extraportion Augenzwinkern. Obwohl die CD von 1995 ist, kann man sie auch 15 Jahre später noch für einen angemessenen Preis erstehen. Es lohnt sich also für alle Western-Liebhaber, Silvestri-Fans und natürlich für alle Freunde des Films.
  25. Die Mumie kehrt zurück Die Mumie kehrt zurück - Alan Silvestri "Die Mumie" gehörte zu den Filmen gegen Ende der 90er, die ein schon längst für tot erklärtes Genre wieder aufleben lässt, ohne sich dabei allzu ernst zu nehmen. Wie "Die Maske des Zorro", der auf ähnlichem Prinzip basiert, war auch "Die Mumie" derart erfolgreich, dass man sich für eine Fortsetzung entschied. Diese wird dem ersten Teil gerecht und setzt in Sachen Action sogar noch gekonnt einen drauf, ohne zu überladen zu wirken, wie es zum Beispiel bei "Fluch der Karibik III" der Fall war. Außerdem ist die Grundstimmung des Films wohltuend düsterer. Für den ersten Film schrieb Altmeister Jerry Goldsmith eines seiner bombastischsten Spätwerke innerhalb von knapp 14 Tagen. In einem späteren Interview bezeichnete er den Film allerdings als "a piece of crap", sodass man sich hier gar nicht erst an Goldsmith wendete, als man einen Komponisten für die Fortsetzung suchte. So fiel die Wahl auf Alan Silvestri, der schon zu Abenteuerfilmen wie "Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten" vertont hat und auch den großorchestralen Score zu "Van Helsing" und die spritzigen Musiken zu "Zurück in die Zukunft komponierte. Die vorliegende Musik beweist, dass man die richtige Entscheidung getroffen hat. Für seine Musik standen Silvestri ein groß besetztes Orchester und ein Chor zu Verfügung und diesen vollen Klangkörper schöpfte er mit Hilfe seiner drei Orchestratoren wirkunsgvoll aus. Goldsmiths Musik zum ersten Film war von ständig hindurchschimmerndem ägyptisch-arabischen Klangkolorit geprägt. So setzte er häufig den Schellenkranz, diverse Trommeln und vor allem die Oud-Soli prägen den orientalischen Einschlag in Goldsmiths Musik. Silvestris Komposition hingegen ist viel westlicher geprägt. Viele Stücke des Scores sind rein orchestral und nach westlichen Vorstellungen harmonisiert. Auch hier schimmern zwar hin und wieder einige kurze Passagen für die Oud durch und auch das English-Horn spielt einige an Phrasen der Zigeunertonleiter, aber sonst verlässt sich Silvestri auf die gewohnten Strukturen, sodass diese Musik nicht so stark wie Goldsmiths auf den Orient geschneidert wurde. Auch das pompöse Hauptthema klingt sehr westlich, ist aber komplett von abenteuerlichem Einschlag. Die kraftvolle Hornfanfare wird das erste Mal während Evys Entführung voll ausgespielt und reift in "Medjai commanders" zu ihrer ganzen Pracht heran. Natürlich komponierte Silvestri, der übrigens auf keins von Goldsmiths etablierten Themen eingeht, auch eine Liebesthema für die beiden mittlerweile verheirateten Protagonisten. Das sehr zarte Thema wird anfangs als Flötensolo gespielt und gewinnt im Laufe des Films sehr an Fülle. Für Imhotep sowie den Skorpionkönig greift Silvestri auf ein bedrohliches Motiv aus seiner Musik zu "Schneller als der Tod" zurück und auch die tragischen Momente wurden mit einem herzzerreißenden Thema bedacht, das erstmals in "Come back, Evy" erklingt. Ansonsten kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass hin und wieder Silvestris Musik zu "Schatten der Wahrheit" hier und dort hervorschimmert. Wie auch im Film sind in der Musik die Actionmomente überdurchschnittlich vertreten und das nutzt Silvestri, um wieder einmal sein Talent für rasante Orchesterpassagen, donnerndes Schlagwerk, hetzende Streicher und schmetternde Bläser, die sich zu minutenlagen Tour-de-forces vereinen, unter Beweis zu stellen. Schon das chorgeschwängerte Vorspiel um die Legende des Skorpionkönig enthält einige absolut brachiale Momente, die auf mehr hoffen lassen und tatsächlich, in "My first Busride" und später während des Angriff der Pygmäen gehen Silvestri und seine Orchestratoren in die Vollen, werfen sämtliche Themen und Motive ineinander, hat sich der Hörer an einen Rhythmus oder ein bestimmtes Ostinato gewöhnt, folgt schon das Nächste, die Bläser treiben die Musik mit dem Schlagwerk zu unglaublichen klimatischen Entladungen zu und selbst nach fünf Minuten geht Silvestri und seinem Orchester die Puste nicht aus. Etwas derart brachiales aber trotzdem gekonnt komponiertes hat man selten in letzter Zeit gehört. Auffällig ist auch die ständige Klangfülle der rein orchestralen Musik. Auch in den ruhigen Passagen zieht Silvestri mit seinen Helfern alle Register. Wenn zum Beispiel das Liebesthema gespielt wird, arbeiten meistens alle Streicher sämtlicher Register, unterstützt das Blech mit sanften Akkorden und verschönern die Holzbläser das Thema durch solistische Einlagen, während sogar der Chor zeitweise stimmungsvoll vokalisierend einstimmt, sodass sich der Raum stets mit einer brillanten Klangfülle erhellt. Die CD von Decca enthält 70 Minuten des Scores unterschlägt damit noch eine Dreiviertelstunde der kompletten Musik des Films, wozu neben einigen verzichtbaren bloßen Untermalungssequenzen leider auch das komplette Finale nicht auf der CD enthalten ist, wo Silvestri nochmals sämtliche Themen zusammenführt und auch den Chor noch einmal aus den Vollen schöpfen lässt. Dafür schließt die CD mit einer tollen siebenminütigen Suite, die noch einmal alle wichtigen Themen zusammenfasst. Auch der Song zum Abspann ist enthalten. Die Klangqualität ist durchweg perfekt, der Orchesterklang sehr differenziert, aber mit dem nötigen Hall und Wucht versehen. Nach den gesamten 70 Minuten wird dem Hörer klar, dass Silvestri hier einen Abenteuerscore abgeliefert hat, wie er sein soll: Themenreich, gewaltig, beeindruckend und fetzig. Leider wurde die CD seit Deccas Bankrott nicht wieder aufgelegt, ist aber noch zu humanen Preisen erhältlich. Man kann nur hoffen, dass die CD nur vorrübergehend wie Goldsmiths Musik zu ersten Teil oop ist.
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