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Mephisto

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  1. Winnetou und das Halbblut Apanatschi - Martin Böttcher In diesem Film ist so ziemlich alles daneben: Old Shatterhand, der zivil und pfeiferauchend auftritt und verkündet, dass man Gewalt mit Gewalt beantworten solle, die ständigen albernen Zaubertricks von Götz George, das vorzeitige Ende des Bösewichts, die miese Handlung und die hölzernen Dialoge, die absolut keinen Hauch von Karl May oder der früheren Filme spüren lassen. Stattdessen kann sich handfeste Action sehen lassen, die zwar hochexplosiv daherkommt und so aufwendig in Szene gesetzt wurde wie in keinem May-Western zuvor, aber halt auch wenig in solch einem Film zu suchen hat. Der Tiefpunkt dei Karl-May-Welle ist erreicht und kann nur noch einmal unterboten werden. Interessanterweise ist die letzte Musik, die Martin Böttcher für einen von Horst Wendlandt produzierten Karl-May-Western, mit 50 Minuten Laufzeit seine wahrscheinlich längste Filmmusik überhaupt. Gleich zu Anfang wird ein neues Motiv für Uschi Glas' hanebüchenen Charakter des Halbbluts vorgestellt, welches wie gewohnt mit sanften Streichern, Bongos, Gitarre und Mundharmonikasolo aufwartet. Zusätzlich gibt es noch ein Gold-Motiv, welches weniger schillernd als bedrohlich klingt und ein Thema für die Banditen, sowie mehrere Kampfthemen. All das musikalische Material wird gewohnt für die verschiedenen Situationen arrangiert, aber eigentlich nie weiter entwickelt, sodass die ewigen Wiederholungen insbesondere des Apanatschi-Themas für einige Durchhänger sorgen. Diverse Verfolgungs- und Fluchtmusiken sind der Urfassung des Banditen-Themas aus "Winnetou III" vom charakter her nicht unähnlich. Natürlich taucht das Goldmotiv auch noch einmal im Gewand einer Saloonmusik und auf dem Akkordeon während Apanatschis Geburtstagsfeier am Anfang des Films auf. Die Musik ist abwechslungsreicher und thematisch um Einiges reichhaltiger als "Old Surehand", ist aber letzten Endes zum Hören vielleicht 10 Minuten zu lang, es sei denn, man kennt den Film auswenig und lässt ihn an Hand der Musik noch einmal Revue passieren.
  2. Old Surehand I - Martin Böttcher Als Horst Wendlandt bekannt gab, "Winnetou III" zu verfilmen und den Titelhelden wie im Buch sterben zu lassen, waren die Reaktionen unbeschreiblich. Es hagelte Beschwerdebriefe, es kamen Fotos, wo ihm die Augen ausgekratzt waren etc. So gut der Film letztenendes auch aufgenommen wurde, das Publikum war empört. Somit sah sich Wendlandt gezwungen, den Helden auferstehen zu lassen, wie Karl May es ja selber getan hat, und einen weiteren Film mit Pierre Brice als Winnetou zu drehen...und mal ehrlich, ganz ausgemolken war die Kuh ja auch noch nicht. Man entschied sich, den ersten Band der Old-Surehand-Reihe zu verfilmen, sodass abermals Granger an der Seite des Apatschenhäuptlings stand. Als hätte Wendlandt keinen größeren Fehler machen können, dem ohnehin gereiztem Publikum wieder einmal den lässigen Granger vorzusetzen, beschränkt sich Winnetous Anteil am Film auf eine größere Nebenrolle. So tritt er auch erst auf, als ein Drittel des Films schon vergangen ist. Die wahren Nebenrollen werden abermals von Mario Girotti und neuerdings von Laetitia Roman gespielt. Den Bösewicht spielt Larry Penell, dessen "General" allerdings ziemlich blass bleibt. Martin Böttcher steuerte wie gewohnt eine stimmungsvolle Musik ganz im klassischen May-Western-Böttcher-Gewand bei, die natürlich hauptsächlich durch die Old-Surehand-Melodie getragen wird. Außerdem besteht ein überraschend großer Anteil der Musik an Source-Musik für eine längere Jahrmarktssequenz und natürlich existieren wieder einige Suspense-Passagen mit E-Bass und langen Streichertönen sowie mehrere Ritt-Musiken. Jedoch hinterlässt die Musik einen ähnlichen Eindruck wie "Winnetou II", allerdings hier mit dem Nachteil, dass noch nichtmal ein neues Thema existiert - die Banditen haben nämlich keins und die Kampfmusik ist, besonders im Vergleich zum vorangegangenen "Winnetou III" ziemlich blass. Was man allerdings u hören bekommt, sie schöne Arrangements der Haupthemen und die eine oer andere rasante Rittmusiken sowie zwei recht dramatische aber ziemlich kurze Todesmusiken.
  3. Winnetou III - Martin Böttcher Und so kommen sie nochmal alle zusammen: Lex Barker, Pierre Brice, Rik Battaglia, Ralf Wolter, Mihail Baloh um das Finale einzuläuten und das entstand unter der Regie von Reinl: der beste May-Film seit "Winnetou II". Hier stimmt zwar nicht alles, aber vieles: Old Shatterhand und Winnetou stehen erstmals gleichberechtigt im Rampenlicht, die Humoreinlagen sind wohldosiert, Battaglia ist der Böse wie eh und je und die Kampfszenen können sich echt sehen lassen. Winnetous Tod begleitet von Glockenklängen ist ungemein kitschig, die Rettung der beiden Helden durch Feuerwerk ist ein wenig albern, aber diese Sachen stören in Anebtracht des restlichen Films nicht. Auch Martin Böttcher ließ sich von diesem letzten wirklich gutem Karl-May-Western zu einer netten Musik inspirieren, so komponierte er wieder ein gelungenes Banditen-Thema, welches besonders im B-Teil Referenzen zur Tramp-Melodie aufweist und welches im explosiven Finale in ungeahnter Aggressivität zum Einsatz kommt. Aber auch die treibenden Spannungs- und Actionmomente in der ersten Hälfte der Komposition sind schön ausgearbeitet und fußen ebenfalls größtenteils auf dieser Melodie. Natürlich hat das Banditen-Thema auch wieder einen kleinen Cameo-Auftritt als Saloon-Musik. Ansonsten kommt natürlich die Winnetou-Melodie und besonders die Old-Shatterhan-Melodie zum vollen Einsatz. Es ist interessant, dass Letztere auch den Tod des Apatschen sowie das Finale des Films begleiten. Auch das Liebesthema aus dem ersten Teil lugt einmal kurz hervor. Insgesamt ist diese Musik wieder einmal eine stimmungsvolle Arbeit mit so unglaublich viel Nostalgie-Gehalt, dass eine möglichst objektive Wertung wie schon bei den voran gegangenen Werken absolut unmöglich ist.
  4. Der Ölprinz - Martin BöttcherWendlandt schien die Empörung über Grangers Darstellung des Old Surehand nicht zu bemerken und schickte ihn im auch gleich ins nächste May-Abenteuer, dieses Mal ist der Gegner der schmierige "Ölprinz", der seine Geschäftspartner betrügt und die Indianer gegen ehrliche Siedler aufwiegelt, um in Besitz des Landes zu kommen. Harald Leibnitz mimt einen völlig neuen Typen von Karl-May-Schurken (vorher waren die Bösewichte meistens Anführer rauher Banditenbanden) perfekt. In Nebenrollen brillieren Antje Weißberger und abermals Mario Girotti, der spätere Terence Hill. Für die Musik sorgte abermals Martin Böttcher, der für diesen Film zwei neue Melodien einführt: Die Ölprinz-Melodie und den Chinla-River-Song für die Siedler. Die Melodie für den Schurken passt sich dem neuen bösen Charakter sehr gut an, wirkt nicht so grobschlächtig wie die Tramp-Melodie, sondern kommt eleganter und leichtfüßiger daher. Böttcher verwendet sie während des Angriffs auf den Siedlertreck auch als blechschwere Actionmusik sowie für Suspense-Passagen und sogar im Saloon erklingt sie einmal vom Orchestrion gespielt. Der Chinla-River-Song ist eine Musik im typischen Böttcher-Gewand mit leichter Bongo-Perkussion, Gitarre, dicken Streichern und der Solomundharmonika. Für die beiden Helden tauchen natürlich auch die Winnetou- und die Old-Surehand-Melodie auf. Alles in Allem eine nette sehr melodisch geprägte Musik, die hin und wieder von ein paar farblosen Suspense-Passagen unterbrochen wird.
  5. Unter Geiern - Martin Böttcher Mit Stewart Granger als Old Surehand tritt ein neuer Karl-May-Held auf die Leinwand. Wendlandt wollte mit dem Engagement des alternen Stars einen Hauch Hollywood in den Karl-May-Western bringen und Granger wird dem auch voll gerecht. Im Gegensatz zu Lex Barker, der den Old Shatterhand stets bsonnen, nachdenklich, edel und heldenhaft darstellt, mimt Granger ganz den lässigen Amerikaner. In seinem Old Surehand ist keine Spur von Karl May, im Gegenteil, Granger nimmt die Sache und den Stoff sowie seine Kollegen, nicht ernst. Eine Tatsache, die ihm die Karl-May-Freunde übel nehmen. Als Gegenspieler brilliert Sieghard Rupp als Gangsterboss Preston und auch Götz George hat wieder einen Auftritt. An seine breite Brust darf sich am Ende Elke Sommer werfen. Doch nicht nur vor der Kamera wurde eine wichtige Person ausgetauscht, sondern auch dahinter. So wurde die Regie dieses Mal Alfred Vohrer übertragen, der die in "Winnetou II" begonnene Entwicklung weiter verfolgt und aus "Unter Geiern" einen "richtigen" Western macht...vorbei sind nun definitiv die Zeiten des unschuldigen "Schatz im Silbersee". Der Komponist blieb allerdings gleich. Martin Böttcher war auch dieses Mal für die Musik verantwortlich und machte sich gleich mit einer Komposition für den neuen Helden an die Arbeit: Die Old-Surehand-Melodie. Sie erklingt nicht im majestätischem Gewand wie etwa die Winnetou-Melodie, sondern erscheint viel lässiger und schlichter, was auch deutlich zu Grangers Old Surehand passt. Das zweite bedeutende Thema ist die Musik für die Banditenbande "Die Geier", welches stets mit treibendem Rhythmus unterlegt und von den rauen Posaunen gespielt wird. Ein wirklich deutlicher individueller Bestandteil der Musik ist außerdem die Orchestrionmusik aus dem Saloon der Geisterstadt, in der sich die Geier immer aufhalten. Auch sonst scheint die Musik wieder deutlich vom Konzept an die ersten beiden Filmmusiken nagelehnt zu sein. Wenn sich auch in den Filmen einiges geändert haben mag, so ist Böttcher doch seinem Klang glücklicherweise treu geblieben.
  6. Winnetou II - Martin Böttcher Der zweite Teil der Winnetou-Trilogie unterscheidet sich deutlich von den ersten beiden, in ihrer Atmosphäre ähnlichen May-Western. So wirken die Figuren realistischer, die Filme haben ihre märchenhafte Aura aufgegeben und insgesamt wirkt dieser Film ein bisschen härter. Im Gegensatz zum ersten Teil ist hier Winnetou der absolute Held: Er kämpft gegen Bären, rettet die Häuptlingstocher und bekommt die Qualen einer unglücklichen Liebe zu spüren. Dahingegen fällt der Bösewicht derart ab, dass man Anthony Steel als Bud Forrester einen Unterführer zur Seite stellt, der von niemand anderem gespielt wird als dem jungen Klaus Kinski! Die neuen Wandlungen zeigen sich auch deutlich in Böttchers Musik. Durch die heroische Präsenz der Titelfigur musste ein Thema her, was der Old-Shatterhand-Melodie ebenbürtig ist und so kommt es, dass erstmals die Winnetou-Melodie erklingt. Schon gleich zu Anfang wird sie im typischen Böttcher-May-Arrangement vorgestellt und unterläuft während des Films mehrere Wandlungen, unter anderem auch als Liebesthema. Die Old-Shatterhand-Melodie lugt nur hier und da mal kurz hervor. Abgesehen von dieser markanten Melodie bleibt die Musik im Vergleich zu den beiden Vorgängern ziemlich farblos. Die Komposition ist sehr melodisch gearbeitet und gewohnt sanft orchestriert, aber viele Stücke bestehen aus einzelnen für sich stehenden Motiven, die später nicht mehr auftauchen. Des Weiteren besteht die Filmmusik aus "Winnetou II" aus vielen "Rittsequenzen" von nicht mal einer Minute Länge. Ein Thema für den Bösewicht sucht man vergeblich und die drei Kampfszenen wurden recht schwerfällig und wenig treibend unterlegt. Alles in Allem eine nette Komposition, die aber Einiges vermissen lässt, über ihre kurze Laufzeit von 27 Minuten allerdings zu unterhalten vermag.
  7. Winnetou I - Martin BöttcherNeben "Der Schatz im Silbersee" wahrscheinlich der gelungenste Karl-May-Film mit der herrlich märchenhaften Atmosphäre, aber auch wenn Winnetou die Titelfigur ist, so ist der Held des Films eindeutig Old Shatterhand: Er befreit den Häuptlingssohn, jagt den Banditensaloon in die Luft, rettet die Freundschaft der beiden Völker und hätte beinahe noch Winnetous Schwester bekommen. Ein weiterer Held dieses Films jedoch ist Martin Böttcher, der den Landschaften ihre Weite, Old Shatterhand sein Heldentum, Santers Bosheit und Ntscho-tschi ihre Stimmen gibt. Wie schon im vorigen Film entfaltet Böttcher aus seinen streicherlastigen Melodien die typische musikalische Luft, die diese Filme zum Atmen brauchen. Wieder steht die Old-Shatterhand-Melodie im Vordergrund, aber auch das "Winnetou-Motiv" kommt öfters vor. Für Santer komponierte Böttcher ein kurzes, sehr rauhes und markantes Motiv, das jedoch der Tramp-Melodie an Ohrwurmqualität nachsteht, besonders wegen der kurzen Laufzeit. Die Kampfszenen wurden mit rasant-melodischer Actionmusik vertont und die Freundschaft der beiden Helden lässt die Old-Shatterhand-Melodie in vollem Glanz erstrahlen. Mein persönlicher Höhepunkt ist jedoch die Musik zum letzten Kampf auf dem Nuggetstil: das pulsierende Schlagwerk, die schweren Bläser und die tragische Streichermelodie sind Böttchers wahrscheinlich gelungenste Kampfmusik überhaupt!
  8. Der Schatz im Silbersee - Martin Böttcher "Papa, warum verfilmst du nicht mal einen Karl may?" frug der kleine Sohn des großen Produzenten Horst Wendlandt, der nie und nimmer an den Erfolg eines solchen Unternehmens glaubte. Als er allerdings sah, wie die grüngoldenen Bände in den Buchhandlungen weggingen wie warme Semmeln und sogar die Kellnerin seines Stammcafés auf die Frage, ob sie Winnetou und Old Shatterhand kenne, sofort mit "Natürlich." antwortete, stand für ihn fest: Ich produziere einen Karl-May-Film. Die Verfilmung von Karl-May-Romanen reicht schon bis in die 30er Jahre zurück, allerdings nahm man sich bisher nur der Orient-Stoffe an, ein May-Western wurde noch nicht auf Zelluloid gebannt und so übernahm Wendlandt diese Aufgabe. Da die Rechte an den Büchern teuer waren, änderte man die Handlung so weit ab, dass sie nur in den wirklich zentralen Elementen mit der Romanhandlung kongruent sind: Statt Old Firehand gibt's Old Shatterhand, der Plan zum Silbersee wird unter mehreren Leuten aufgeteilt, viele Westmänner wie Tante Droll werden gekürzt, die Eisenbahnhandlung entfällt komplett etc. "Der Schatz im Silbersee" gilt trotzdem als der beste May-Western überhaupt, da er mit seinen grandiosen Landschaftsaufnahmen (des damaligen Jugoslawiens) und einem Staraufgebot deutscher und (finanzierbarer) internationalen Schauspielern aufwartet, die den Charakteren mit Freude an der Sache Leben einhauchen. So gilt Herbert Lohms Darstellung des Cornel Brinkleys als der fieseste Bösewicht neben Mario Adorf als Santer. Einen sehr wichtigen Beitrag allerdings leistet besonders die Musik Martin Böttchers. Als der Komponist Wendlandt die ersten Takte der Old-Shatterhand-Melodie übers Telefon am Klavier vorspielte soll der einfach gesagt haben: "Das isses!" Und tatsächlich: Das ist der Karl-May-Klang! Dicke verträumte Streicherteppiche, kontrapunktierende Hörner, der pulsierende E-Bass und das leichte Rhythmus-Fundament. Interessanterweise konzipierte Böttcher seine berühmte Winnetou-Melodie erst zum dritten Film, im "Schatz im Silbersee" erklingt lediglich das "Winnetou-Motiv", das von der Altflöte vorgetragen wird. Der thematische Kontrapunkt zur Old-Shatterhand-Melodie ist natürlich die grandiose Musik für die Bösewichte: Die Tramp-Melodie. Hier rumpelt das Schlagwerk (insbesondere Marimba, Kongas, Bongos und Tomtoms) und die Bläser tragen die Melodie mit aller Bedrohlichkeit und Schwere vor, während die Violinen ein herrliches Echo spielen. Eine dritte thematische Grundidee ist das "Gold-Motiv" für den Schatz und den Silbersee mit der schillernden Triangel, dem Vibraphon und der Flöte. Natürlich entspricht die Musik nicht dem kompositorischen Anspruch eines Alfred Newman oder Jerry Goldsmith, aber sie passt einfach wie die Faust auf's Auge und lädt zu einem beherzten nostalgischen Ritt in die Kindheit ein. Ihre definitive Veröffentlichung fanden die Karl-May-Musiken in einer 8-CD-Box von Bearfamily-Records. Da bleibt wirklich kein Auge trocken! Also, aufgesessen und ab ins Abenteuer!
  9. Spione wie wir - Elmer Bernstein Filmmusik aus einem vergangenem Jahrtausend...und leider wird sie so auch nicht mehr komponiert. Bernstein fährt hier einen beeindruckenden Apperat auf: Große Themen, verschmitztes Mickey-Mousing, rasante Action, exotische Momente, sphärische Passagen...es nimmt kein Ende. Jeder Titel dieser Musik zeigt eine neue musikalische Facette auf und ist ein weiterer Beweis für Bernsteins Talent, aus dem konventionellen Orchesterapperat eine vielfältige Komposition zu schaffen. Umso interessanter ist es, dass diese Musik für eine absolute Blödelkomödie geschrieben wurde. Bernstein war nämlich ein Komponist mit vielen Gesichtern. In den Anfängen seiner Karriere prägte er dem Western-Klang, wie wir ihn heute kennen. Später steuerte er Musik zu Dramen und danach zu unzähligen Komödien bei. Hierbei war er der erste Komponist, der eine Komödie mit einer seriösen Musik unterlegte ("Airplane") und so zum ironischen Anstrich ds Films beitrug. Ebenso geht er bei "Spione wie wir vor": Großes Ohrenkino, welches seine eigentliche Wurzel nur durch den rasanten Genre-Mix und die teils sehr plakativen Momente offenbahrt. Trotzdem ist diese Musik ein absoluter Genuss!
  10. Stars'n'bars - Elmer Bernstein Der Film über Michael Day-Lewis über den britischen Kunsthändler, der auf der Suche nach einem Renoir den "Ganz normalen amerikanischen Wahnsinn" erlebt, ist längst von der Bildfläche verschwunden. Das gleiche Schicksal trifft auch Bernstein Musik, die jedoch abgelehnt wurde. Dass die Musik längst vergriffen ist und dass sie im Film nicht zum Einsatz kommen sind in Anbetracht der Musik relativ unschöne Tatsachen. Bernstein greift die britischen Wurzeln des Protagonisten gar nicht, sondern konzentriert sich ganz auf den amerikanischen Aspekt der Handlung. Da reihen sich fröhlich Square-Dance-Einlagen an neckische Westernmotive und das Ganze wird schönen Mickey-Mousing-Passagen und einem schön schmissigen Hauptthema sowie einem ruhigem Liebesthema gekrönt. Bernstein nutzt das volle Pensum seines Orchesters aus. Natürlich kommt auch das geliebte Ondes Martenot für ein paar Takte zum Einsatz und auch ein 100% synthetisches Stück, das für die New Yorker Kunstszene steht, sticht heraus. Nach dem kompletten Hördurchgang bleibt für den Rezipienten kein Wunsch offen und wieder einmal hat uns Bernstein bewiesen, dass er in so ziemlich jedem Genre zu Hause ist und großartig mit dem Klangkörper des Orchesters umzugehen versteht.
  11. Das wäre echt schade, aber wir hätten immerhin ein schönes Booklet.
  12. Die vier Söhne der Katie Elder - Elmer Bernstein Der Film ist ein absolut klassischer Western mit John Wayne und Dean Martin, die zwei der insgesamt vier Elder-Brüder spielen, die nach langer Zeit wieder in ihre kleine Heimatstadt aus einem traurigen Anlass zurück kehren: Die Beerdigung ihrer Mutter Katie. In der Stadt erfahren sie, dass die letzten Jahre ihre Mutter für die alte Frau alles andere als erfüllt und schön waren, da ihr Vater erschossen und die Witwe von ihrem Heimatland vertrieben wurde. Es ist also an den Brüdern, die Ehre ihres Vaters reinzuwaschen, seinen Mörder zu finden und die Ranch zurück zu bekommen. Unterlegt wurde dieses Technicolor-Spektakel von Western-Experte Elmer Bernstein. Schon die ersten Töne der Musik zum Vorspann lassen auf einen schön rhythmisch-wuchtigen Americana-Score hoffen und man wird tatsächlich nicht enttäuscht. Nach der ersten kraftvollen Darbietung des sehr gelungenen Themas erklingt eine mexikanisch-ruhig angehauchte Variation mit den Holzbläsern und einer Solo-Trompete, bevor das Orchester noch einmal seine volle Kraft entfalten darf. Danach hören wir wuchtiges Action-Scoring, ruhige Momente für Streicher und Holzbläser und auch die Suspense-Passagen lassen kaum Wünsche offen. Der Vorteil an dieser Musik ist auch, dass sie nicht so "ausgelutscht" ist wie beispielsweise "Die glorreichen Sieben" und wegen ihres geringeren Bekanntheitsgrades frischer und neuer daher kommt. Die Musik wurde, wie damals üblich, neu für eine LP eingespielt. So kommt es, dass auch ein Track mit John Waynes Erzählung über Männer in Texas und einen Song von Johnny Cash enthält. Aus Kostengründen wurde auch das Orchester etwas abgespeckt. Die wuchtigen Beckenschläge während des Hauptthemas sucht man hier vergebens. Trotzdem kann das den Charme dieser Musik nicht verringern. Etwas ungelungen ist die Album-Zusammenstellung. So bietet die erste Hälfte nahezu alle Action- und typische westernthematische Passagen, während auf den Song in der Mitte nur noch alle ruhigen Momente folgen und auch dass immer wieder unterbrochene Hauptthema im finalen Titel führt zu keinem wirklich zufriedenstellendem Finale. So kann man nur hoffen, dass die originalen Bänder noch existieren und sich meinethalben der Varèse-Club mal einer angemessenen Veröffentlichung annimmt, die diese bislang eher unbekannte, aber tolle Musik verdient.
  13. Ist bei mir auch zu lange her. Allerdings würde ich mir um eine erweiterte Veröffentlichung keine Sorgen machen. Kendall packt doch alles auf seine Silberlinge, was er kriegen kann.
  14. Ach, die haben auch zusammen an "Outland" gearbeitet?
  15. "Outland" wird jetzt ja von FSM nochmal bedient. Hat jemand die "Collector's Choice"-CD und kann sagen, ob die Klangqualität besser als die der Crescendo-CD ist?
  16. Sehr schön! Ich persönlich kenne die Musik nur aus dem Film (habe nämlich noch nicht in die Crescendo-CD reingehört) und somit wäre dann wahrscheinlich eine weitere LP-Version um die Filmversion ergänzt. Vielleicht veröffentlicht FSM ja auch die LP- und die Originalversion. Dann wäre meine Crescendo-Ausgabe in Anbetracht der "Collector's Choice Music"-CD ebenfalls überholt.
  17. I, robot - Marco Beltrami Beltrami schuf zu diesem unterhaltsamen Thriller einen ebenso kurzweiligen Score mit einem schön melancholischem Hauptthema, dass einem mal bombastisch, mal triumphierend, mal in actionreicher Variante oder melancholisch vom Solocello vorgetragen begegnet. Auch sonst ist die Musik konsequent motivisch gehalten und die Actionstücke sind sehr schön strukturiert. Beltrami verlieh dem Score eine relativ kühle Athmosphäre, was besonders dem gekonnten Einsatz der Streicher zu verdanken ist. Natürlich gibt es auch den einen oder anderen elektronischen Einschub, aber derartiges stört mich hier nicht im Geringsten, passt es doch zum Film und der Musik. Das Album von Varèse beinhaltet ungefähr die Hälfte der für den Film komponierten Musik und ist recht abwechslungsreich zusammen gestellt. Dabei musste natürlich der filmchronologische Ablauf der Stücke leiden.
  18. Elektra - Christoph Beck Becks Musik zu einem weiteren Marvel-Flop spiegelt so ziemlich alle Manierismen der heutigen Filmmusik wider: Da wird der orchestrale Klangkörper durch elektronische Effekte weiter verstärkt, das Instrumentarium wird durch die mittlerweile schon als gängig angesehenen Taikotrommeln, die Koto und natürlich das Duduk erweitert. Kühle Klavierpassagen legen sich über Streicherteppiche und ein eher blasses Motiv fungiert als sehr schwaches Hauptthema. Trotzdem lässt Beck sein Können hier und da aufblitzen: Die Actionpassagen fetzen wirklich gut und sind sehr vielschichtig und abwechslungsreich instrumentiert und auch die atmosphärischen Stücke können hin und wieder überzeugen. Außerdem wird "Elektra" auch gerne als gelungenes Beispiel für das Gleichgewicht zwischen orchestralen und elektronischen Elementen aufgeführt. Insgesamt bleibt also eine recht gut anhörbare Populararbeit. Dass Beck es anscheinend wirklich drauf hat, merkt man allerdings durch seinen kürzlich fertig gestellten Score zu "Diebe im Olymp". Das Album von Varèse ist mit 45 Minuten Laufzeit gut zusammengestellt. Ich habe die CD mal als Promo bei einer Bestellung bei Colosseum erhalten und könnte auch gut ohne diese Scheibe leben, aber hin und wieder weiß sie zu unterhalten.
  19. 300 - Tyler Bates Der Film gehört wohl zu den erfolgreichsten Streifen des Jahres 2007. Allerdings darf man dieses Machwerk nicht als Historien- oder Abenteuerfilm sehen, sondern unter dem Blickwinkel der Comicverfilmung und diese ist einigermaßen gelungen und dicht bei der Vorlage (besonders was den Visuellen Teil des Films betrifft). Trotzdem ist dieser Film für mich nur ein widerliches Machwerk voll von ätzendem Pathos, aufgedunsener Pseudo-Ästhetik, unzähliger fragwürdiger Botschaften, rassistischer Klischees und moralisch bedenklichem Inhalt. Wahrscheinlich hätten sich viele junge Komponisten über ein derartiges Angebot gefreut, einen der voraussichtlich erfolgreichsten Filme des Jahres zu vertonen, doch Bates setzt diese Aufgabe gekonnt in den Sand. Schon im zweiten Track fällt uns James Horners "Troja" direkt ins Ohr, daaran reihen sich die berühmten "Titus"-Plagiate, Abkupferungen von Zimmers "Gladiator", Haslingers "Underworld" und viele andere. Da, wo sich die eindeutigen Temptrack-Vorlagen die Klinke in die Hand geben, übertüncht Bates die Schnittstellen mit matschiger Metalsoße. Dieser Film hatte Potential, wie in der Visuellen Aufmachung auch ein musikalisch innovatives Konzept zu entwickeln. Bates hat diese Möglichkeit nicht nur so weit wie möglich weggeschleudert, sondern vielleicht ein Stück weit dazu beigetragen, dass man mittlerweile immer wieder die alten Bekannten für die Vertonung eines neuen Films einsetzt, als jungen Komponisten das Feld zu überlassen (siehe "Henry IV."). Warner Bros. ließ sich davon nicht beirren und schmiss drei verschiedene Ausgaben des Scores auf den Markt inklusive einer nahezu kompletten Fassung (74 min) mit einem riesigem Booklet. Diesem Veröffentlichungswahn wurde jedoch ein schnelles Ende durch die Plagiatsklage bereitet. Wer Interesse an dieser Musik hat wird sie in allen möglichen Varianten noch bekommen. Ich rate aber jedem, das Geld für bessere, interessantere oder die originalen Filmkomponitionen zu investieren...oder einfach mal gemütlich einen trinken gehen.
  20. Das Wunder von Bern - Marcel Barsotti Eine wirklich schöne Arbeit zu einer deutschen Produktion. Barsotti arbeitet mit einem sehr schönem Hauptthema, das von einer Violinsequenz eingeleitet wird und dann in großorchestraler Pracht erstrahlt. Das zweite Thema begleitet die Jungen beim Fußballspielen und erinnert, wie gerne mal bei Barsotti, an die Scores von Thomas Newman, besonders durch die Instrumentierung von Harfe, Celesta und Klavier sowie gezupften Violinen. Das Spiel dann wird mit schön treibenden Rhythmen des Schlagwerks und stakkatierenden Streichern und wuchtigen Bläsern unterlegt, bis die Musik in eine einzige Jubelhymne ausbricht und dann nach 71 Minuten Spielzeit mit dem Hauptthema schließt.
  21. Der mit dem Wolf tanz - John Barry Kevin Costners "Der mit dem Wolf tanzt" gilt als ein Pionier des Neowesterns. Im Gegensatz zu typischen Westernklischees in Sachen Ausstattung und Handlung legt dieser Film besonders viel Wert auf Authentizität und differenzierte Darstellungen. John Barry hat wenig Erfahrung im Vertonen von Western und unterlegte lediglich 1970 zwei Filme dieses Genres. Allerdings legte er auch überhaupt keinen Wert darauf, bekannte musikalische Stilmittel des Westerns aufzugreifen. Auch verzichtete er nahezu komplett auf indianisch klingendes Material sondern konzipierte die Musik rein aus der Sicht des Protagonisten, John Dunbar. Für ihn konzipierte Barry ein für ihn typische schwelgerisches Thema, das meistens von satten Streichern getragen und sanften Holzbläsern sowie dem leichten Spiel der Harfe unterstützt wird. Barry und Costner waren der Meinung, dass dieser große Film auch ine große Musik bräuchte, sodass Barry 95 Orchestermusiker und zwölf Chorsänger zur Verfügung standen. Allerdings wurde die Musik in dem vierstündigen Epos sehr gezielt eingesetzt, sodass von über 100 aufgenommenen Minuten letzlich knapp 70 den Weg in den Film fanden. Dieser Score gilt als Barrys längster und raffinierteste Filmmusik und tatsächlich überrascht diese Komposition besonders durch ihre Themenvielfalt. Da gibt es ein Thema für John Dunbar, eins für den Wolf, ein Liebesthema, mindestens zwei noble Themen für die Indianer, ein hübsches Reisemotiv und leitmotivisches Material für die Pawnees. Die Musik ist insgesamt sehr sanft gehalten, lediglich bei den Angriffen der Pawnee-Indianer weicht die orchestrale Glätte den ruppigen Attacken des Schlagwerks und den dissonanten Streichern. Die Musik wurde 1990 zum Start des Films und in erweiterter Fassung 2004 neu veröffentlicht. Die letzte Variante enthält die komplette Musik in perfekter Klangqualität plus zwei alternativer Albumpassagen. Das Booklet enthält einen informativen Text über die Entstehung der Musik und den Score selbst. Eine absolute Perle unter den Filmmusiken. Große Musik zu einem großen Film!
  22. Hostel Teil II - Nathan Barr Im Gegensatz zu vielen Fortsetzungen ist Eli Roth die Ausarbeitung seines Stoffes zu "Hostel" soweit man das sagen kann, gelungen. Anstatt alles noch größer, blutiger und heftiger erscheinen zu lassen, konzentriert sich der zweite Teil dieses fragwürdigen Filmduos tatsächlich auf die Ausarbeiten verschiedener thematischer Elemente. So erfährt man viel mehr über die eigentliche Organisation und ihre Hintergründe, die Täter und die Vorbereitung der einzelnen "Operationen". Die Opfer werden geschminkt und nach Wunsch der Kunden verkleidet, damit sie sich beispielsweise an ihrer "Frau" rächen können oder eine absolut hilflose "Gespielin" haben. Den perversen Vorzügen der Kunden wird individuell nachgekommen ("Blutbad", "Mahlzeit"). Besonders interessant die Szene, in welcher die Geschäftsleute auf aller Welt die frisch eingetroffenen "Objekte" sehen und für sie bieten können, während sie beim Frühstück mit der Gemahlin sitzen oder dem Enkelkind auf dem Karussel zuwinken. Für die Musik wurde wieder Nathan Barr beauftragt, der, wie der Film, das Vorbild des ersten Teils stilistisch weiterführt, aber Neues aus dem vorgegebenen Material entwickelt. So spielt abermals ein knapp 80 Musiker zählendes Orchester die Musik ein und schon gleich im zweiten Stück begegnet einem ein alter Bekanner: Das Verfolgungsostinato der Celli und Bässe ais dem ersten Teil und natürlich trifft auch wieder auf das eigentliche Hostel-Motiv. Eine wirkliche Bereicherung ist das Thema für Axelle, eine verlockende Schönheit, die ausländische Opfer in die tschechische Republik und somit in die Fänge der Organisation lockt. Da Barr das Thema nicht häufig im Film einsetzen konnte, schrieb er eine Abspannsuite, in der er es voll entwickeln konnte. Diese Suite eröffnet auch das Album. Nach einigen Arpeggien der Harfe erklingt das Thema erst in der Solovioline und dann in der Oboe. Es ist ebenso mysteriös, wie schön und melancholisch zugleich und bietet somit innerhalb der sphärischen, bedrohlichen, ruppigen und dissonanten musikalischen Welt von "Hostel" eine neue Facette. Ansonsten gibt es natürlich wieder kreischende Violinen, rumpelnde Klaviere und hämmernde Perkussion. Trotzdem klingt die Musik etwas verhaltener als im (auch filmisch) plakativeren ersten Teil. Das Album von Varèse enthält die komplette Musik von Nathan Barr inkluisive eines nicht verwendeten Stücks. Leider entfielen die Source-Musiken während des Dorffestes (hübsche Osteuropäische Volksmusik) und das Lied "Synécku", welches eine tragende Rolle im Score spielt und der Szene, die es begleitet, absolute Gänsehautgefühl verleiht. Die Musik ist nett anzuhören, bietet aber bis auf die Passagen mit Axelles Thema nichts Neues im Vergleich zum ersten Teil. Eine ziemlich stereotypische orchestrale Horrorpartitur mit netten Momenten.
  23. Hostel - Nathan Barr An dem Film scheiden sich die Geister. Nahezu zeitgleich mit der "Saw"-Reihe erschienen, löste der Film heftige Diskussionen über Folterszenen und explizite Gewaltdarstellungen in Filmen aus. Die Idee, dass gelangweilte Geschäftsleute mit zu viel Geld auf dem Konto dafür bezahlen, unschuldige Menschen zu quälen und zu Tode zu foltern galt für einige als messerscharfe Gesellschaftskritik, andere hielten diese Idee einfach nur für pevers. Mit einem Budget unter 5$ Dollar konnte Eli Roth sich für seinen Film tatsächlich von den Produzenten einen von einem 75 Musikern starken Orchester genemigen lassen, den Nathan Barr beisteuerten, mit dem Roth auch schon für "Cabin Fever" zusammen gearbeitet hat. Roth wollte seinen Film keinesfalls billig aussehen lassen und war der Meinung, eine großorchestrale Fimmusik könnte dem Film einen gewissen "seriösen Anstrich" verleihen. Und tatsächlich erklingt die Musik zu "Hostel" als ein ziemlich typischer Horrorscore. Da der Film in der tschechischen Republik spielt, berief sich Barr in diversen Landschaftsaufnahmen auf Bedrich Smetanas "Mein Vaterland". Als weitere Inspirationsquellen für den Rest der Musik nennt der Komponist Bernard Herrmann und Georges Delerue, denen diese Musik auch gewidmet ist (Herrmann hätte dazu wahrscheinlich einen ziemlich bissigen Kommentar auf Lager). Für die anfänglich verlockende Versuchungen in Osteuropa komponierte Barr einige Passagen, die von Frauenvokalisen, Celesta und sphärischen Streichern bestritten werden, bevor die Handlung des Films radikal kippt. Hier setzte Barr deutlich auf die Streicher, schrille Violinen für die unglaublichen Schmerzen der Opfer und treibende Celli und Kontrabässe bei Verfolgungsjagden. Für die Organisation, die die ganzen Folterszenarien organisiert, komponierte Barr ein Motiv aus vier Tönen, welches mal bedrohlich und mal brutal erklingt. Insgesamt ist das Gleichgewicht von Action und Suspense musikalisch sehr gut gehalten. Die Musik ist sehr düster aber überraschend konventionell komponiert mit grummelndem Piano und abgehetzten Hlozbläsern und glissandierenden Posaunen und Hörnern. Natürlich gibt es etliche dissonante Passagen, die allerdings hauptsächlich von verminderten Akkorden und Tritoni bestritten werden und auch hier meistens nichts Neues bieten, aber das altbekannte gut miteinander kombinieren. Das Album von Varèse enthält meiner Erinnerung nach den kompletten Score und eröffnet gleich mit der Suite für den Abspann. Danach folgt eine nicht allzu abwechslungsreiche aber doch unterhaltsame Horrorpartitur, die den Platz beim Besten Willen nicht in jede Sammlung finden muss und in einigen Jahren wahrscheinlich komplett vergessen sein wird. Hin und wieder lässt sich allerdings gut anhören.
  24. James Bond: Casino Royale - David Arnold Wie den Film finde ich die Musik großartig. Leider dämpfte der darauf folgende "Ein Quantum Trost" deutlich meine Begeisterung für Daniel Craig als neuen James Bond. Die Musik zum letzten Bond ist mir (noch) nicht außerhalb des Films bekannt. Mit Casino Royale kann Arnold mich jedoch voll und ganz überzeugen. Ich mag diese treibende Art von Actionmusik mit voller und dichter Orchestrierung, perkussionslastigen Ostinati und schwerem Blech. Und da gäbe es natürlich keine bessere Albumerföffnung als die sechsminütige orchestrale Hetzjagd "African Rundown". Wie auch die dazu gehörige Szene lässt einem die Musik absolut keine Zeit zum Luftholen. Die gewaltigen Orchesterattacken drücken einen fest in den Sitz. Hier und da tauchen schon die ersten Motive auf, die später noch voll ihre Kraft entwickeln sollen. Auch "Miami International", der dramaturgisch etwas spannender aufgebaut ist oder "the Switch" sind einfach herrliche Actionmusiken, die einfach Spaß machen. Einen deutlichen Anteil der Musik machen allerdings auch ruhigere athmosphärische Stücke aus, die oftmals die kühlen Räume des britischen Geheimdienstes oder sommerliche Abende in den verträumten Städten untermalen. Arnold wählte für solche Momente oftmals sanfte Streicher und weich gespieltes Horn, über das sich einige Akkorde in der Harfe legen. Ruhige und wirkungsvolle Musik. Die Komposition ist voller neuer Motive und Themen. Da James Bond noch nicht (und ja leider nicht, wie erhofft, nun in "Ein Quantum Trost") der "echte" James Bond ist, verzichtet Arnold nahezu komplett auf das eigentliche Hauptthema und führt ein neues Motiv für Bond ein, welches er ebenfalls sehr stimmungsvoll und passend in die Partitur eingliedert. Auch das Thema für Vesper, Bonds Kollegin, ist sehr schön geraten. Ein unglaublich intimes und reduziertes Thema, meistens vom Klavier gespielt und den Streichern unterlegt, ist nicht nur einfach schön wie die Figur selbst, sondern unterstreicht auch ihre geheimnisvolle und mysteriöse Seite. Die CD ist randgefüllt. Auf den, meiner Meinung nach, recht hübschen Titelsong muss man allerdings verzichten. Die Musik von Arnold ist chronologisch geordnet und mit allen wichtigen und einigen verzichtbaren Momenten vertreten. So hängt der Hörfluss in der Mitte des Albums wegen der athmosphärischen Musik, die das Pokerspiel begleitet, ziemlich durch. Dafür enschädigt dann aber nochmal die starke zweite Albumhälfte mit ordentlich Action-, einem Schuss Verträumten und Vespers Thema, bevor das Album mit einer kraftvolle Darbietung des originalen James-Bond-Themas schließt und eigentlich keine Fragen und Wünsche offen lässt.
  25. Vielen Dank für die Antworten. So viel gibt's dann also nicht mehr, was noch gar nicht den Weg in die CD-Regale gefunden hat. Hat sich nicht Tribute Film Classics die Vervollständigung Herrmanns Diskographie zur Aufgabe gemacht? Und wenn ja, wollen sie dann "nur" die noch nicht komplett veröffentlichten Sachen neu einspielen oder alles nochmal auflegen?
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