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Durchs wilde Kurdistan - Raimund Rosenberger Nach dem südamerikanischen Zweiteiler wandte sich Arthur Brauner wieder den Orient-Stoffen des Volksautors zu und produzierte seinen fünften Karl-May-Film: "Durchs wilde Kurdistan", der nach dem Schut als bester May-Orient-Film der 60er-Jahre gilt. Wieder stehen Kara Ben-Nemsi, Marie Versini und Ralf Wolter sowie Dieter Borsche und Chris Howland vor der Kamera um gegen den korrupten Machdrech von Mossul vorzugehen. Es ist Raimund Rosenbergers erste Karl-May-Musik und diese Aufgabe hat er zufriedenstellend gelöst. So ist er neben Erwin Halletz der einzige Komponist, der für einen May-Film auf möglichst authentisches Klangkolorit setzt, so es möglich ist, wobei man Halletz ein kleines bisschen mehr Qualität zusprechen muss. Eine schmetternde Fanfare leitet die Vorspannmusik ein, die vom Hauptthema getragen wird. Die leichte Untermalung der E-Gitarre und des Drumsets erwecken hier wie bei Peter Thomas einen leicht poppigen Charakter. Das Thema selber ist aber nett komponiert und weist sofort in die richtige Richtung und tatsächlich wird Rosenbergers Musik im Film weniger poppig und eher konventionell. Die meisten Stücke sind mit kleinerer Besetzung gespielt. Auffällig ist auch das Gleichgewicht von Blech- und Holzbläsern. Besonders letztere Instrumentengruppe sorgt mit den gut komponierten Themen für eine schöne orientalische Athmosphäre. Neben dem Haupt- und dem intimen Liebesthema gibt es noch eine weitere Perle: Den Lindsay-Marsch. Der britische Lord David Lindsay, der in Begleitung seines Butlers Archie nach der Arche Noah sucht, hat stets ein Grammophon dabei, was diesen Marsch spielt. Ein unglaublich pfiffiges Thema, ironische Besetzung (kleine Marschkapelle) und ein treffendes Arrangement machen diesen Marsch zu einem feinem Stück Musik. Knapp 20 Minuten orientalische Athmosphäre, ein hübsches Liebesthema und eins der pfiffigsten Stücke im musikalischen Karl-May-Universum überhaupt machen diese Komposition zu einem unterhaltsamen Hörvergnügen.
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Also, die ganzen Infos habe ich am Meisten hierher bezogen: Gesammelte Werke: Karl-May-Filmbuch: Stories und Bilder aus der deutschen Traumfabrik: Sonderbd.: Amazon.de: Michael Petzel, Lothar Schmid, Bernhard Schmid: Bücher Das habe ich mal vor ewiger Zeit...naja, vielleicht acht Jahren mal im Urlaub gekauft und regelrecht verschlungen. Zu meiner Karl-May-Geschichte: Mein erstes May-Buch war "Winnetou I" und ich weiß noch den ersten Satz: "Lieber Leser, weißt du, was ein Greenhorn ist?" (Ich schwöre, ich hab's aus dem Gedächtnis geschrieben. Habe das Buch gar nicht hier, vielleicht sieht jemand nach? ) Danach folgten weitere Wildwest-Romane wie die "Surehand"-Reihe usw. Die Orient-Sachen habe ich nie so sehr gemocht, obwohl sie ebenso abenteuerlich und spannend sind wie die Wildwest-Stoffe, die aber ehrlich gesagt, bei mir auch erst an zweiter Stelle stehen. Ich finde, May wird zu oft unterschätzt. Man kennt ihn nur von seinen Abenteuerromanen her. Was mich aber auch als Junge schon fasziniert hat, waren seine Familiensagen. Die erste Reihe war die um die preußische Offiziersfamilie Greifenklau, die in den napoleonischen Kriegen in Frankreich beginnt und auch die folgenden drei Generationen beleuchtet. Band für Band (es sind derer vier) treten neue Figuren auf, werden Familiengeheimnisse gelüftet und der innerhalb der Reihe um 60 Jahre alternde Todfeind der Familie, der Schwager des ersten Greifenklau, bekämpft. Ein wirklich tolles Buch. Dann gibt's auch die ganzen herrlichen Romane, die in Mays Heimat, dem Erzgebirge angesiedelt sind, wie "Der Silberbauer", "Der Peitschenmüller", "Der Wurzelsepp", die eine Trilogie bilden oder halt "Das Waldröschen", wahrscheinlich die vielseitigste Reihe überhaupt (natürlich auch eine vertrakte preußische Familiengeschichte). Karl May war nicht nur ein großartiger Erzähler und Geschichtenausdenker, er war auch als Komponist tätig (wenn man mal in einer Musikhochschule in einer Bibliothek stöbert, müsste man auf ein paar Bücher von May stoßen, die diese Tätigkeiten beleuchten). Beeindruckend war auch, dass er sich all sein Wissen nur angelesen hatte und diese nahezu enzyklopädische Kenntnisse (seine immense Bibliothek zeugt auch heute noch davon) gekonnt in den Romanen verarbeitete. Auf der anderen Seite stehen natürlich seine extremen Selbstzweifel, sodass er sich in seine Romane flüchtete. Die ganzen Wüstenromane und viele Winnetou-Bücher schrieb er aus der Ich-Erzählung heraus. In den Büchern ist das viel offensichtlicher, so nennt sich Old Shatterhand ja immer "Charly" aus Deutschland, der Bücher schreibt. Der Old Shatterhand, der zwar erst ein Greenhorn ist, entwickelt sich aber ziemlich schnell zum absoluten Übermenschen, der den Begriff Heldentum neu prägt (als kindlicher Leser liest man darüber schnell hinweg, wenn ich aber die Bücher Revue passieren lasse, fällt einem auf, dass Winnetou tatsächlich nur "Beiwerk" war. Schließlich gehen die großartigen Heldentaten meistens an Old Shatterhand. So darf er ja schließlich auch Santer, den Mörder Intschu-tschunas und Ntscho-tschis zur Strekce bringen, nachdem Winnetou (als Christ!!!) gestorben war. Und da kommen wir zum nächsten Punkt: Mays absolute Religiösität! Am deutlichsten kommt das wohl in "Old Surehand I" zum Vorschein, wo Old Shatterhand und Old Wabble (der übrigens eine unglaublich beeindruckende Figur war und nicht so ein Clown wie in den Filmen) über Gott diskutieren und natürlich, dass Winnetou zum Katholizismus übergeht (nachdem er übrigens das von May (auch in echt) selbstkomponierte "Ave Maria" in einer Siedlerstadt hörte). May selbst wurde dieser Vorwurf auch schon zu Lebzeiten gemacht und regte sich darüber auf. Schließlich habe er doch auch immens viel über den Islam geschrieben und nun werfe man ihm vor, er würde katholizieren. Den Gipfel fand sein Selbstmitleid übrigens in dem Roman "Ich". Eine extreme Schmonzette voller Selbstverliebtheit und -mitleid. Nichtsdesto trotz konnte Karl May grandiose Romane schreiben und verfügte über ein ziemliches schriftstellerisches Talent. Sein Sprachgebrauch war sehr galant und er verfügte über eine unglaublich flüssige und elegante Sprache. Ja, ich war ein begeisterter Karl-May-Leser und sollte es mich einmal wieder überkommen, werde ich wahrscheinlich auch wieder die schönen grüngoldenen Bände hervorkramen und mich in die "Greifenklau"-Reihe verlieren, die jeder einmal gelesen haben sollte, der wissen möchte, wie der SCHRIFTSTELLER Karl May und nicht der Trivialautor Old Shatterhand gewirkt hat. Mein erster Winnetou-Film war "Winnetou und das Halbblut Apanatschi", sodass ich diesem wirklich mäßigem Streifen einiges verzeihen kann, da der Nostalgie-Faktor hier besonders hoch ist. Auch ich halte Lex Barker für den Old Shatterhand überhaupt (auch, wenn er Karl May nicht im Geringsten ähnlich sieht und, zugegebenermaßen, sah mein persönlicher Old Shatterhand beim Lesen der Bücher auch etwas anders aus.) Barker sieht nämlich deutscher aus als jeder Deutsche - und das muss er auch. Die meisten berühmten Westmänner in Mays Romanen sind nämlich deutscher Abstammung wie zum Beispiel Hobble Frank, der in der Villa "Bärenfett" an der Elbe wohnt und auch sonst sind viele Charaktere deutsch, einfach, weil May es wahrscheinlich geowhnt war, von Deutschen umgeben zu sein Pierre Brice als Winnetou fand ich ebenfalls gelungen besetzt, Ralf Wolter als Sam Hawkins passt wie die Faust auf's Auge und Rik Battaglia, Herbert Lom und Mario Adorf konnten wirklich grandiose Bösewichte darstellen. Besonders beeindruckend fand ich damals auch Harald Leibnitz als den schmierigen Ölprinzen und Sieghard Rupp als den wahrscheinlich härtesten Bandenführer überhaupt. Ach ja, Karin Dor war die erste Schauspielerin meines Lebens, die ich süß fand Zu Grangers Old Surehand...er passt wirklich nicht. Weder spielt er den Old Surehand, wie er in den Büchern vorkommt, noch gehört er in die May-Western. Man siehe: "Unter Geiern" war der erste May-Western (mal den aus dem Rahmen fallenden "Old Shatterhand" ausnehmend) mit Old Surehand und der Anfang der Wende, die die Welle schließlich versickern ließ. Erst Lex Barkers Rückkehr in "Winnetou III" hob den Film wieder an, doch gleich Old Surehand danach ritt es immer weiter rein. Stewart Granger ist der lässige amerikanische John-Wayne-Held, mit zwinkerndem Auge und lässigen Sprüchen - und das ist Old Surehand eben aus den Büchern nicht - das ist überhaupt kein Karl-May-Held. May-Helden sind wie Old Shatterhand ernst, besonnen, mutig, stark, konsequent und haben eine feste Moral. Granger ist amüsiert, draufgängerisch, locker, cool und spaßig - wie ein Dean Martin oder John Wayne und das zerstört die märchenhafte May-Athmosphäre sehr. Mir stieß Grangers Old Surehand auch ein bisschen sauer auf und das romankundige Publikum von damals fand das noch weniger lustig. Besonders schlimm ist der Trottel Old Wabble, dem man einfach einen May-Namen verpasst hat und den man wegen der gemeinsamen Auftritte immer mit Old Surehand und somit Stewart Granger in Verbindung bringt. Da die May-Western so ziemlich die ersten Filme waren, die ich gesehen habe, war das natürlich das absolute Nonplusultra für mich. Diese Massen an Statisten, die beeindruckenden Kämpfe, die Explosionen, diese Landschaft. Heute sieht man sowas natürlich mit etwas anderen Augen. Die Orient-Filme konnten mich allerdings nie so packen, genauso wie "Old Shatterhand", die Brauner-May-Filme sind zwar irgendwo "größer", aber nicht besser. Sie biedern sich an bisschen zu sehr an die amerikanischen Vorbilder an. Erst "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" konnte die originalen Wurzeln einigermaßen treffen, aber da war's zu spät. Trotzdem ist das auch einer meiner Favouriten, wegen der klasse Grand-Canyon-Melodie, der schönen klassischen Schatzsuchehandlung und - natürlich der süßen Karin Dor. Die Martin Böttcher-Musiken waren so ziemlich meine ersten CDs und zu einem Weihnachten überraschten mich meine Eltern mit dem 8-CD-Set mit allem verfügbaren Material der May-Filmmusiken. Ich weiß noch, wie glücklich ich war, endlich die Kampfmusik aus dem finalen Kampf aus "Winnetou I" und die Orchestrion-Saloonmusik aus "Unter Geiern" zu haben. Und diese Box höre ich momentan während meiner großen CD-Sammlungs-Neu-Entdeckungs-Reise nochmal durch.
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Winnetou und sein Freund Old Firehand - Peter Thomas Nach der Pleite von "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" wollte Wendlandt den May-Western in eine neue Richtung lenken. Für frischen Wind sollte ein neuer Westmann sorgen: Old Firehand, gespielt vom alternen Westernstar Rod Cameron. Die Handlung erinnert ein bisschen an die "Sieben Samurai" und basiert auf dem Roman "Donner an der Grenze" und ließ den Film in Mexico spielen, um ein bisschen an den Italo-Western anzuknüpfen. Das zeigt sich auch an den viel härteren Actionszenen und den unzähligen Explosionen, mit denen die krude Handlung und die farblosen Charaktere übertuüncht werden sollen. Kurzum: Dies hat nichts mehr mit Karl May zu tun und bedeutet somit den schlechtesten Winnetou-Film überhaupt und somit auch der Schlusspunkt der Wendlandt'schen Winnetou-Tradition, den auch Arthur Brauner nicht mehr mit "Im Tal der Toten" retten konnte. Auch die Musik sollte einen gewissen Teil zu Neuerung beitragen, sodass dieses Mal nicht Martin Böttcher, sondern Peter Thomas die Musik schrieb. Diese erklingt, passend zum Film und typisch für den Komponisten, um einiges rauer als die Musiken seines Kollegen. Auch die Wurzeln der Tanzmusik schimmern bei Peter Thomas noch viel deutlicher durch, was sich besonders in den Actionmomenten (und derer gibt es viele) bemerkbar macht. Besonders der Einsatz des Drumsets und die Riffs der E-Gitarre verstärken diesen Eindruck immens. Peter Thomas greift auf eine recht volle Besetzung zurück und komponierte eine ansehnliche Anzahl von Themen und Motiven, die allesamt sehr nach Thomas klingen. Das Hauptthema, zwei Liebesthemen, mehrere Kampfmusiken und einige wenige Suspense-Musiken sowie das Highlander-Thema für Victor de Kowas abstrusen Charakter des Ravenhurst tragen die 40 Minuten lange Musik recht gut, allerdings stört besonders in den Kampfmusiken der etwas zu lärmende und chaotische Charakter, der hin und wieder an diverse Edgar-Wallace-Titelmusiken erinnert. Die Musik ist nicht schlecht, macht über große Strecken sogar Spaß zu hören, hat aber wie der Film mit dem ursprünglichen May-Film soviel gemeinsam wie ein Ochsenkarren mit einem Mercedes. Somit bleibt ein völlig aus dem Rahmen fallender Film mit einer treffenden, aber daher ebenfalls völlig aus dem Rahmen fallender Musik.
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Die Pyramide des Sonnengottes - Erwin Halletz Das Prinzip "Wir drehen einen Film und machen zwei draus" gilt nicht erst seit "Zurück in die Zukunft" oder "Fluch der Karibik". Das machte nämlich auch schon Arthur Brauner, der eigentlich einen dreistündigen Film drehte und ihn dann zweiteilte. So endet "Der Schatz der Azteken" auch offen und "Die Pyramide des Sonnengottes" nimmt die Handlung wieder auf. Insofern ist auch Halletz' Musik eine Fortführung der im "Schatz der Azteken" etablierten Musik. Allerdings scheint die Besetzung etwas geschmälert zu sein. Halletz konzentriert sich eher auf die einzelnen Klangolorite wie den südamerikanisch anmutenden "mexikanischen Walzer" oder die festliche Musik zum Empfan bei Juárez. Ob Musik aus dem vorherigen Film in den zweiten Teil eingefügt wurde, vermag ich nicht mehr zu sagen, denkbar ist es. Trotzdem eine schöne Erweiterung der ohnehin tollen Musik zum ersten Teil!
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Der Schatz der Azteken - Erwin Halletz Nachdem Brauner sich also am Wilden Westen ("Old Shatterhand") und im Orient ("Der Schut") versucht hat, wandte er sich vorerst mit dem Zweiteiler "Der Schatz der Azteken" und "Die Pyramide des Sonnengottes" der Romanreihe "Das Waldröschen" zu. Die aus fünf Bänden bestehende Reihe ist mit der "Greifenklau"-Reihe wahrscheinlich die vielseitigste und anspruchsvollste Reihe des Autors. Umso trauriger, dass die Verfilmung der Vorlage nicht ansatzweise gerecht wird. So wurden sämtliche Handlungsstränge, die in Deutschland oder im Orient spielten, gestrichen und die Filme komplett in Südamerika angesiedelt. Doch auch dort blieb ein loser Handlungstorso mit hölzernen Dialogen und farblosen Charakteren. Auch Lex Barker als Karl Sternau und Rik Battaglia natürlich als Bösewicht können dieses Machwerk nicht mehr retten. Umso interessanter, dass dieses Filmduo die wahrscheinlich kompositorisch anspruchvollste Musik aller May-Filme der 60er Jahre enthält. Diese Musik schrieb Erwin Halletz und spielte sie mit dem Graunke Symphonieorchester ein. Dadurch sticht die Musik besonders durch ihren großorchestralen Klang hervor und Halletz konnte mit dem ihm zur Verfügung stehenden Apperat durchaus umgehen. So besticht die Musik zum einen durch gelungene Themen in diversen Variationen und zum anderen einer abwechslungsreichen Satztechnik, die sogar auf die Holzbläser eingeht. Auch das exotische Klangkolorit weist durch den Einsatz von Marimba, Tolotrompete, Gitarre, Castagnetten und Ratsche eine ziemliche Authentizität auf, auch, wenn manchmal auf allzu stereotypische Elemente zurückgegriffen wird. Über 30 Minuten führt Halletz eine ganze Fülle von Themen ein. So zum Beispiel das Hauptthema "Olé Muchachos". ein Thema für den Schatz, einen zackigen Marsch für die französischen Kolonisten, Cembalomusik für festliche Mahlzeiten, Fiesta-Musik für die Bauern, treibende Blechlastige Action und sphärische Passagen für die verführerische Josefa und den See des Vergessens. Die Zeit während dieser recht unbekannten Karl-May-Musik zu einem wenig ruhmreichen Film vergeht wie im Flug. Halletz schrieb eine schöne Orchesterpartitur und nutzt die ihm zur Verfügung stehende Pallette voll aus, sodass wenigstens ein positiver Aspekt dieses Films bestehen bleibt.
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Na dann kommt hier doch gleich ein kleiner Nachschlag . Dieser Beitrag ist Thomas gewidmet : Old Shatterhand - Riz Ortolani Bevor sich Arthur Brauner jedoch an die Produktion seiner Orient-Streifen machte, versuchte er auch mit Winnetou sein Glück, sodass zwischen "Winnetou I" und "Winnetou II" "Old Shatterhand" entstand. Lex Barker für Old Shatterhand zu bekommen, sollte kein Problem sein und auch Pierre Brice konnte am Film teilnehmen, weil man die bei Brauner unter Vertrag stehende Elke Sommer für einen späteren Wendlandt-Film freigab. Für die Humoreinlagen sorgte abermals Ralf Wolter als Sam Hawkins sowie Bill Ramsey, dessen Timpe eine Art Vorreiter des Erhard'schen Kantor Hampels werden sollte. Auch auch für die restlichen Rollen konnte Brauner einige Größen der Zeit verpflichten wie Guy Madison, Daliah Lavi und auch Gojko Mitic hat hier seinen ersten Indianerauftritt. Brauner konnte die Rechte der Amerika-Stoffe umgehen, indem er eine völlig neue Handlung kreieren ließ. Leider merkt man dem Film allergings auch an, dass er nicht mehr mit Karl May zu tun hat, als die Namen der Charaktere (Old Shatterhand mit einfachem Winchester-Gewehr, Winnetou mit Kriegsbemahlung etc.) Da es sich bei "Old Shatterhand" um den teuersten May-Film überhaupt handelt, klingt die Musik auch entsprechend groß. Für die war nicht der für Rialto zuständige Martin Böttcher verantwortlich, sondern der Italiener Riz Ortolani. Die Musik klingt entsprechend konventioneller und nähert sich in einigen Passagen deutlich an den Bernstein'schen Westernklang an, wie alleine schon der synchopierte Rhythmus in der Vorspannmusik zeigt. Auch sonst ist die Musik kompositorisch raffinierter als Böttchers Beiträge. So verfügt die überhaupt längste Winnetou-Musik (über 60 Minuten) über eine ungewöhnliche Themenvielfalt: Es gibt ein zweiteiliges Hauptthema, ein Fort-Grand-Thema für die Soldaten, mehrere Actionthemen und ein Thema für die Siedler. Das Hauptthema kommt natürlich am Meisten vor und begleitet so ziemlich alle Protagonisten in verschiedenem Gewand. Auch die Actionmusik ist viel strukturierter und thematischer als die Musik Böttchers und auch die Besetzung klingt viel orchestraler. Ein Eindruck, der besonders durch das chorgeschwängerte Finale und die Vorspannmusik verstärkt wird. Allerdings fallen beim Hören keine Holzbläser auf. Stattdessen gibt's natürlich das obligatorische Mundharmonikasolo und Harfenklänge. Insgesamt ist das wohl die kompositorisch anspruchsvollste Musik zu einem Winnetou-Streifen, die aber, wie der Film, aus dem Rahmen fällt. Allerdings ist der Nostalgiefaktor auch hier wieder sehr hoch und auch die Themen sind nett anzuhören. Ein kleiner Nachgeschmack, dass man hier einen kleinen Bruder der "Glorreichen Sieben" schaffen wollte, bleibt allerdings.
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Also wie geschrieben, war "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" der letzte Winnetou-Film, für den Böttcher die Musik geschrieben hat. Die Böttcher/Winnetou-Reihe habe ich jetzt also durch. Wenn es euch stören sollte, dass ich den Thread hier zukleistere, meldet euch. Die letzte Karl-May-Filmmusik, die jetzt also noch von Böttcher fehlt, kommt hier: Der Schut - Martin Böttcher Da Wendlandt mit seinen ersten drei May-Filmen einen immensen Erfolg hatte, merkte auch sein Konkurrent Arthur Brauner, wie gut sich Karl May momentan verkaufen ließ und sicherte sich schnell die Rechte an den Orient-Romanen. Mit Lex Barker hatte die CCC-Ton Schacht ohnehin noch einen Vertrag, sodass er natürlich den Kara Ben-Nemsi spielen würde. Ralf Wolter, Chris Howland und Dieter Borsche sorgten für die Blödeleinlagen und Marie Versini konnte für die Rolle der Tschita gewonnen werden. Die Titelfigur spielt Rik Battaglia, der Brauner als Bandit in "Old Shatterhand" schon begeistert hat. Es sollte der Anfang einer beeindruckenden Karriere als Karl-May-Bösewicht werden. Der Schut sollte der ersten von zwei Böttcher-Filmmusiken für einen Karl-May-Film sein, die nicht von der Rialto produziert wurden. Man kann Böttcher an Hand der "Schut"-Musik theoretisch das Gleiche wie Hans Zimmer vorwerfen: Es klingt einfach immer nach Martin Böttcher. Besonders die Tatsache, dass Böttcher auf orientalisches Klangkolorit verzichtet und mit seiner gewohnten Besetzung arbeitet, bestärkt diesen Effekt. Ein bisschen fehl am Platz wirkt auch die Rih-Melodie, die mit der Gitarre und Mundharmonika sowie der überdeutlichen melodischen Verwandschaft mit dem "Chinla-River-Song" (der allerdings später entstand) allzu sehr nach (May-)Western denn Orient klingt. Trotzdem ist die Musik zu "Der Schut" eine kleine Perle im Schaffen Böttchers, da es sich bei diesen gut 20 Minuten um eine der unterhaltsamsten und "frischesten" Partituren in voller Länge handelt. Schon die "Schut-Melodie" ist eines der frischesten und hübschesten Themen Böttchers überhaupt. Natürlich schwingt auch hier der Stil des Komponisten deutlich mit, aber das Thema und die leichten Flötenläufe, die wippenden Posaunen und die schwingende Begleitung: Hier passt so ziemlich alles. Auch die Rittmusiken wie Karas und Tschitas Fluchtversuch, Halefs Ritt, um die Soldaten zu holen, wurden schön schmissig und temporeich ausgearbeitet und die Musik zu Karas Kampf mit den Aladschy ist wahrscheinlich mitunter das Aggressivste, was je aus Böttchers Feder stammt. Auch die naiven, fast schon ironischen Fanfaren für die Soldaten sind köstlich und unterhalten einen schön kurzweiligen Titel. Insgesamt ist Böttchers einzige Ausflug in den Orient auch eine seiner schönsten May-Partituren, die zu hören sich neben Klassikern wie "Winnetou I" oder "Der Schatz im Silbersee" deutlich lohnt!
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Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten - Martin Böttcher Wendlandt sah, dass das bisherige Konzept des Winnetou-Films in Gefahr war, sich totzulaufen und versuchte mit "Winnetou und sein Freund Old Firehand" eine neue Ära einzukäuten, die jedoch ein solcher Tiefschlag war, dass sich der May-Western nicht mehr erholen konnte. Konkurrent Arthur Brauner, der sich bisher mit den Orient-Stoffen des Volksautors begnügen musste, witterte seine Chance und startete einen Wiederbelebungsversuch, der sich zwar sehen lassen kann, aber auch nichts mehr zu retten vermochte. Die Handlung ist frei erfunden und an den "Schatz im Silbersee" angelehnt. Auch die Besetzung weist einige Ähnlichkeiten auf, so hat Karin Dor ihren dritten May-Auftritt und auch das Blödel-Duo Wolter und Arrent treten noch einmal in Aktion. Rik Battaglia gibt abermals den Bösewicht und für den jugendlichen Helden steht für Karl May erstmals Burt Reynolds vor der Kamera. Die Regie übernahm May-Experte Reinl und die Vorliebe für extravagante Ideen Brauners ermöglichte, dass einige Einstellungen im echten Grand Canyon gedreht wurden (mit Doubles, allerdings). Auch Martin Böttcher ist wieder mit von der Partie, schrieb doch zu "Winnetou und sein Freund Old Firehand" sein Kollege Peter Thomas die Musik. Da die Rechte für alle Themen allerdings bei Wendlandts Rialto lagen, hört man weder die Winnetou- noch die Old-Shatterhand-Melodie. Stattdessen komponierte Böttcher gleich einen Schwung neue Themen und Melodien, die in altbekanntem Klanggewand erscheinen. Das Hauptthema, die Grand-Canyon-Melodie, steht für beide Helden gleichermaßen und könnte als eine der schönsten Melodien in Böttchers gesamten Schaffen bezeichnet werden. Die Banditen bekommen ein schön düsteres TZhema verpasst, welches auch wieder für einige Suspense-Passagen verwendet wird. Auch Karin Dors Charakter der Mable bekommt eine Melodie, die sogar recht westernmäßig klingt und durch diesen Hauch von Authentizität aus der Masse der sonst Böttcher-typischen Themen hervorsticht. Außerdem gibt's noch ein, vielleicht recht treffend als "Todesmotiv" zu bezeichnendes Motiv, das oft in Verbindung mit Kämpfen auftaucht und natürlich in während des Finales im "Tal der Toten" voll entfaltet wird. Auch sonst ist die Musik sehr unterhaltsam komponiert. Ein absoluter Höhepunkt sind natürlich die surrenden Streicher, während Old Shatterhand die Banditen in eine Bienenfalle lockt. Alles in Allem zeigt sich hier, dass Böttcher sich von diesem recht den Wurzeln treuen Film zu einer seiner schönsten Karl-May-Kompositionen überhaupt inspieren lassen konnte. Eine schöne und gelungen abwechslungsreiche Partitur für ein recht angemessenes Finale eine unvergleichlichen Filmreihe, die leider, wie so oft im Filmgeschäft, unter Fehlentscheidungen der Produzenten leiden musste.
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Winnetou und das Halbblut Apanatschi - Martin Böttcher In diesem Film ist so ziemlich alles daneben: Old Shatterhand, der zivil und pfeiferauchend auftritt und verkündet, dass man Gewalt mit Gewalt beantworten solle, die ständigen albernen Zaubertricks von Götz George, das vorzeitige Ende des Bösewichts, die miese Handlung und die hölzernen Dialoge, die absolut keinen Hauch von Karl May oder der früheren Filme spüren lassen. Stattdessen kann sich handfeste Action sehen lassen, die zwar hochexplosiv daherkommt und so aufwendig in Szene gesetzt wurde wie in keinem May-Western zuvor, aber halt auch wenig in solch einem Film zu suchen hat. Der Tiefpunkt dei Karl-May-Welle ist erreicht und kann nur noch einmal unterboten werden. Interessanterweise ist die letzte Musik, die Martin Böttcher für einen von Horst Wendlandt produzierten Karl-May-Western, mit 50 Minuten Laufzeit seine wahrscheinlich längste Filmmusik überhaupt. Gleich zu Anfang wird ein neues Motiv für Uschi Glas' hanebüchenen Charakter des Halbbluts vorgestellt, welches wie gewohnt mit sanften Streichern, Bongos, Gitarre und Mundharmonikasolo aufwartet. Zusätzlich gibt es noch ein Gold-Motiv, welches weniger schillernd als bedrohlich klingt und ein Thema für die Banditen, sowie mehrere Kampfthemen. All das musikalische Material wird gewohnt für die verschiedenen Situationen arrangiert, aber eigentlich nie weiter entwickelt, sodass die ewigen Wiederholungen insbesondere des Apanatschi-Themas für einige Durchhänger sorgen. Diverse Verfolgungs- und Fluchtmusiken sind der Urfassung des Banditen-Themas aus "Winnetou III" vom charakter her nicht unähnlich. Natürlich taucht das Goldmotiv auch noch einmal im Gewand einer Saloonmusik und auf dem Akkordeon während Apanatschis Geburtstagsfeier am Anfang des Films auf. Die Musik ist abwechslungsreicher und thematisch um Einiges reichhaltiger als "Old Surehand", ist aber letzten Endes zum Hören vielleicht 10 Minuten zu lang, es sei denn, man kennt den Film auswenig und lässt ihn an Hand der Musik noch einmal Revue passieren.
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Old Surehand I - Martin Böttcher Als Horst Wendlandt bekannt gab, "Winnetou III" zu verfilmen und den Titelhelden wie im Buch sterben zu lassen, waren die Reaktionen unbeschreiblich. Es hagelte Beschwerdebriefe, es kamen Fotos, wo ihm die Augen ausgekratzt waren etc. So gut der Film letztenendes auch aufgenommen wurde, das Publikum war empört. Somit sah sich Wendlandt gezwungen, den Helden auferstehen zu lassen, wie Karl May es ja selber getan hat, und einen weiteren Film mit Pierre Brice als Winnetou zu drehen...und mal ehrlich, ganz ausgemolken war die Kuh ja auch noch nicht. Man entschied sich, den ersten Band der Old-Surehand-Reihe zu verfilmen, sodass abermals Granger an der Seite des Apatschenhäuptlings stand. Als hätte Wendlandt keinen größeren Fehler machen können, dem ohnehin gereiztem Publikum wieder einmal den lässigen Granger vorzusetzen, beschränkt sich Winnetous Anteil am Film auf eine größere Nebenrolle. So tritt er auch erst auf, als ein Drittel des Films schon vergangen ist. Die wahren Nebenrollen werden abermals von Mario Girotti und neuerdings von Laetitia Roman gespielt. Den Bösewicht spielt Larry Penell, dessen "General" allerdings ziemlich blass bleibt. Martin Böttcher steuerte wie gewohnt eine stimmungsvolle Musik ganz im klassischen May-Western-Böttcher-Gewand bei, die natürlich hauptsächlich durch die Old-Surehand-Melodie getragen wird. Außerdem besteht ein überraschend großer Anteil der Musik an Source-Musik für eine längere Jahrmarktssequenz und natürlich existieren wieder einige Suspense-Passagen mit E-Bass und langen Streichertönen sowie mehrere Ritt-Musiken. Jedoch hinterlässt die Musik einen ähnlichen Eindruck wie "Winnetou II", allerdings hier mit dem Nachteil, dass noch nichtmal ein neues Thema existiert - die Banditen haben nämlich keins und die Kampfmusik ist, besonders im Vergleich zum vorangegangenen "Winnetou III" ziemlich blass. Was man allerdings u hören bekommt, sie schöne Arrangements der Haupthemen und die eine oer andere rasante Rittmusiken sowie zwei recht dramatische aber ziemlich kurze Todesmusiken.
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Winnetou III - Martin Böttcher Und so kommen sie nochmal alle zusammen: Lex Barker, Pierre Brice, Rik Battaglia, Ralf Wolter, Mihail Baloh um das Finale einzuläuten und das entstand unter der Regie von Reinl: der beste May-Film seit "Winnetou II". Hier stimmt zwar nicht alles, aber vieles: Old Shatterhand und Winnetou stehen erstmals gleichberechtigt im Rampenlicht, die Humoreinlagen sind wohldosiert, Battaglia ist der Böse wie eh und je und die Kampfszenen können sich echt sehen lassen. Winnetous Tod begleitet von Glockenklängen ist ungemein kitschig, die Rettung der beiden Helden durch Feuerwerk ist ein wenig albern, aber diese Sachen stören in Anebtracht des restlichen Films nicht. Auch Martin Böttcher ließ sich von diesem letzten wirklich gutem Karl-May-Western zu einer netten Musik inspirieren, so komponierte er wieder ein gelungenes Banditen-Thema, welches besonders im B-Teil Referenzen zur Tramp-Melodie aufweist und welches im explosiven Finale in ungeahnter Aggressivität zum Einsatz kommt. Aber auch die treibenden Spannungs- und Actionmomente in der ersten Hälfte der Komposition sind schön ausgearbeitet und fußen ebenfalls größtenteils auf dieser Melodie. Natürlich hat das Banditen-Thema auch wieder einen kleinen Cameo-Auftritt als Saloon-Musik. Ansonsten kommt natürlich die Winnetou-Melodie und besonders die Old-Shatterhan-Melodie zum vollen Einsatz. Es ist interessant, dass Letztere auch den Tod des Apatschen sowie das Finale des Films begleiten. Auch das Liebesthema aus dem ersten Teil lugt einmal kurz hervor. Insgesamt ist diese Musik wieder einmal eine stimmungsvolle Arbeit mit so unglaublich viel Nostalgie-Gehalt, dass eine möglichst objektive Wertung wie schon bei den voran gegangenen Werken absolut unmöglich ist.
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Der Ölprinz - Martin BöttcherWendlandt schien die Empörung über Grangers Darstellung des Old Surehand nicht zu bemerken und schickte ihn im auch gleich ins nächste May-Abenteuer, dieses Mal ist der Gegner der schmierige "Ölprinz", der seine Geschäftspartner betrügt und die Indianer gegen ehrliche Siedler aufwiegelt, um in Besitz des Landes zu kommen. Harald Leibnitz mimt einen völlig neuen Typen von Karl-May-Schurken (vorher waren die Bösewichte meistens Anführer rauher Banditenbanden) perfekt. In Nebenrollen brillieren Antje Weißberger und abermals Mario Girotti, der spätere Terence Hill. Für die Musik sorgte abermals Martin Böttcher, der für diesen Film zwei neue Melodien einführt: Die Ölprinz-Melodie und den Chinla-River-Song für die Siedler. Die Melodie für den Schurken passt sich dem neuen bösen Charakter sehr gut an, wirkt nicht so grobschlächtig wie die Tramp-Melodie, sondern kommt eleganter und leichtfüßiger daher. Böttcher verwendet sie während des Angriffs auf den Siedlertreck auch als blechschwere Actionmusik sowie für Suspense-Passagen und sogar im Saloon erklingt sie einmal vom Orchestrion gespielt. Der Chinla-River-Song ist eine Musik im typischen Böttcher-Gewand mit leichter Bongo-Perkussion, Gitarre, dicken Streichern und der Solomundharmonika. Für die beiden Helden tauchen natürlich auch die Winnetou- und die Old-Surehand-Melodie auf. Alles in Allem eine nette sehr melodisch geprägte Musik, die hin und wieder von ein paar farblosen Suspense-Passagen unterbrochen wird.
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Unter Geiern - Martin Böttcher Mit Stewart Granger als Old Surehand tritt ein neuer Karl-May-Held auf die Leinwand. Wendlandt wollte mit dem Engagement des alternen Stars einen Hauch Hollywood in den Karl-May-Western bringen und Granger wird dem auch voll gerecht. Im Gegensatz zu Lex Barker, der den Old Shatterhand stets bsonnen, nachdenklich, edel und heldenhaft darstellt, mimt Granger ganz den lässigen Amerikaner. In seinem Old Surehand ist keine Spur von Karl May, im Gegenteil, Granger nimmt die Sache und den Stoff sowie seine Kollegen, nicht ernst. Eine Tatsache, die ihm die Karl-May-Freunde übel nehmen. Als Gegenspieler brilliert Sieghard Rupp als Gangsterboss Preston und auch Götz George hat wieder einen Auftritt. An seine breite Brust darf sich am Ende Elke Sommer werfen. Doch nicht nur vor der Kamera wurde eine wichtige Person ausgetauscht, sondern auch dahinter. So wurde die Regie dieses Mal Alfred Vohrer übertragen, der die in "Winnetou II" begonnene Entwicklung weiter verfolgt und aus "Unter Geiern" einen "richtigen" Western macht...vorbei sind nun definitiv die Zeiten des unschuldigen "Schatz im Silbersee". Der Komponist blieb allerdings gleich. Martin Böttcher war auch dieses Mal für die Musik verantwortlich und machte sich gleich mit einer Komposition für den neuen Helden an die Arbeit: Die Old-Surehand-Melodie. Sie erklingt nicht im majestätischem Gewand wie etwa die Winnetou-Melodie, sondern erscheint viel lässiger und schlichter, was auch deutlich zu Grangers Old Surehand passt. Das zweite bedeutende Thema ist die Musik für die Banditenbande "Die Geier", welches stets mit treibendem Rhythmus unterlegt und von den rauen Posaunen gespielt wird. Ein wirklich deutlicher individueller Bestandteil der Musik ist außerdem die Orchestrionmusik aus dem Saloon der Geisterstadt, in der sich die Geier immer aufhalten. Auch sonst scheint die Musik wieder deutlich vom Konzept an die ersten beiden Filmmusiken nagelehnt zu sein. Wenn sich auch in den Filmen einiges geändert haben mag, so ist Böttcher doch seinem Klang glücklicherweise treu geblieben.
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Winnetou II - Martin Böttcher Der zweite Teil der Winnetou-Trilogie unterscheidet sich deutlich von den ersten beiden, in ihrer Atmosphäre ähnlichen May-Western. So wirken die Figuren realistischer, die Filme haben ihre märchenhafte Aura aufgegeben und insgesamt wirkt dieser Film ein bisschen härter. Im Gegensatz zum ersten Teil ist hier Winnetou der absolute Held: Er kämpft gegen Bären, rettet die Häuptlingstocher und bekommt die Qualen einer unglücklichen Liebe zu spüren. Dahingegen fällt der Bösewicht derart ab, dass man Anthony Steel als Bud Forrester einen Unterführer zur Seite stellt, der von niemand anderem gespielt wird als dem jungen Klaus Kinski! Die neuen Wandlungen zeigen sich auch deutlich in Böttchers Musik. Durch die heroische Präsenz der Titelfigur musste ein Thema her, was der Old-Shatterhand-Melodie ebenbürtig ist und so kommt es, dass erstmals die Winnetou-Melodie erklingt. Schon gleich zu Anfang wird sie im typischen Böttcher-May-Arrangement vorgestellt und unterläuft während des Films mehrere Wandlungen, unter anderem auch als Liebesthema. Die Old-Shatterhand-Melodie lugt nur hier und da mal kurz hervor. Abgesehen von dieser markanten Melodie bleibt die Musik im Vergleich zu den beiden Vorgängern ziemlich farblos. Die Komposition ist sehr melodisch gearbeitet und gewohnt sanft orchestriert, aber viele Stücke bestehen aus einzelnen für sich stehenden Motiven, die später nicht mehr auftauchen. Des Weiteren besteht die Filmmusik aus "Winnetou II" aus vielen "Rittsequenzen" von nicht mal einer Minute Länge. Ein Thema für den Bösewicht sucht man vergeblich und die drei Kampfszenen wurden recht schwerfällig und wenig treibend unterlegt. Alles in Allem eine nette Komposition, die aber Einiges vermissen lässt, über ihre kurze Laufzeit von 27 Minuten allerdings zu unterhalten vermag.
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Winnetou I - Martin BöttcherNeben "Der Schatz im Silbersee" wahrscheinlich der gelungenste Karl-May-Film mit der herrlich märchenhaften Atmosphäre, aber auch wenn Winnetou die Titelfigur ist, so ist der Held des Films eindeutig Old Shatterhand: Er befreit den Häuptlingssohn, jagt den Banditensaloon in die Luft, rettet die Freundschaft der beiden Völker und hätte beinahe noch Winnetous Schwester bekommen. Ein weiterer Held dieses Films jedoch ist Martin Böttcher, der den Landschaften ihre Weite, Old Shatterhand sein Heldentum, Santers Bosheit und Ntscho-tschi ihre Stimmen gibt. Wie schon im vorigen Film entfaltet Böttcher aus seinen streicherlastigen Melodien die typische musikalische Luft, die diese Filme zum Atmen brauchen. Wieder steht die Old-Shatterhand-Melodie im Vordergrund, aber auch das "Winnetou-Motiv" kommt öfters vor. Für Santer komponierte Böttcher ein kurzes, sehr rauhes und markantes Motiv, das jedoch der Tramp-Melodie an Ohrwurmqualität nachsteht, besonders wegen der kurzen Laufzeit. Die Kampfszenen wurden mit rasant-melodischer Actionmusik vertont und die Freundschaft der beiden Helden lässt die Old-Shatterhand-Melodie in vollem Glanz erstrahlen. Mein persönlicher Höhepunkt ist jedoch die Musik zum letzten Kampf auf dem Nuggetstil: das pulsierende Schlagwerk, die schweren Bläser und die tragische Streichermelodie sind Böttchers wahrscheinlich gelungenste Kampfmusik überhaupt!
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Der Schatz im Silbersee - Martin Böttcher "Papa, warum verfilmst du nicht mal einen Karl may?" frug der kleine Sohn des großen Produzenten Horst Wendlandt, der nie und nimmer an den Erfolg eines solchen Unternehmens glaubte. Als er allerdings sah, wie die grüngoldenen Bände in den Buchhandlungen weggingen wie warme Semmeln und sogar die Kellnerin seines Stammcafés auf die Frage, ob sie Winnetou und Old Shatterhand kenne, sofort mit "Natürlich." antwortete, stand für ihn fest: Ich produziere einen Karl-May-Film. Die Verfilmung von Karl-May-Romanen reicht schon bis in die 30er Jahre zurück, allerdings nahm man sich bisher nur der Orient-Stoffe an, ein May-Western wurde noch nicht auf Zelluloid gebannt und so übernahm Wendlandt diese Aufgabe. Da die Rechte an den Büchern teuer waren, änderte man die Handlung so weit ab, dass sie nur in den wirklich zentralen Elementen mit der Romanhandlung kongruent sind: Statt Old Firehand gibt's Old Shatterhand, der Plan zum Silbersee wird unter mehreren Leuten aufgeteilt, viele Westmänner wie Tante Droll werden gekürzt, die Eisenbahnhandlung entfällt komplett etc. "Der Schatz im Silbersee" gilt trotzdem als der beste May-Western überhaupt, da er mit seinen grandiosen Landschaftsaufnahmen (des damaligen Jugoslawiens) und einem Staraufgebot deutscher und (finanzierbarer) internationalen Schauspielern aufwartet, die den Charakteren mit Freude an der Sache Leben einhauchen. So gilt Herbert Lohms Darstellung des Cornel Brinkleys als der fieseste Bösewicht neben Mario Adorf als Santer. Einen sehr wichtigen Beitrag allerdings leistet besonders die Musik Martin Böttchers. Als der Komponist Wendlandt die ersten Takte der Old-Shatterhand-Melodie übers Telefon am Klavier vorspielte soll der einfach gesagt haben: "Das isses!" Und tatsächlich: Das ist der Karl-May-Klang! Dicke verträumte Streicherteppiche, kontrapunktierende Hörner, der pulsierende E-Bass und das leichte Rhythmus-Fundament. Interessanterweise konzipierte Böttcher seine berühmte Winnetou-Melodie erst zum dritten Film, im "Schatz im Silbersee" erklingt lediglich das "Winnetou-Motiv", das von der Altflöte vorgetragen wird. Der thematische Kontrapunkt zur Old-Shatterhand-Melodie ist natürlich die grandiose Musik für die Bösewichte: Die Tramp-Melodie. Hier rumpelt das Schlagwerk (insbesondere Marimba, Kongas, Bongos und Tomtoms) und die Bläser tragen die Melodie mit aller Bedrohlichkeit und Schwere vor, während die Violinen ein herrliches Echo spielen. Eine dritte thematische Grundidee ist das "Gold-Motiv" für den Schatz und den Silbersee mit der schillernden Triangel, dem Vibraphon und der Flöte. Natürlich entspricht die Musik nicht dem kompositorischen Anspruch eines Alfred Newman oder Jerry Goldsmith, aber sie passt einfach wie die Faust auf's Auge und lädt zu einem beherzten nostalgischen Ritt in die Kindheit ein. Ihre definitive Veröffentlichung fanden die Karl-May-Musiken in einer 8-CD-Box von Bearfamily-Records. Da bleibt wirklich kein Auge trocken! Also, aufgesessen und ab ins Abenteuer!
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Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Spione wie wir - Elmer Bernstein Filmmusik aus einem vergangenem Jahrtausend...und leider wird sie so auch nicht mehr komponiert. Bernstein fährt hier einen beeindruckenden Apperat auf: Große Themen, verschmitztes Mickey-Mousing, rasante Action, exotische Momente, sphärische Passagen...es nimmt kein Ende. Jeder Titel dieser Musik zeigt eine neue musikalische Facette auf und ist ein weiterer Beweis für Bernsteins Talent, aus dem konventionellen Orchesterapperat eine vielfältige Komposition zu schaffen. Umso interessanter ist es, dass diese Musik für eine absolute Blödelkomödie geschrieben wurde. Bernstein war nämlich ein Komponist mit vielen Gesichtern. In den Anfängen seiner Karriere prägte er dem Western-Klang, wie wir ihn heute kennen. Später steuerte er Musik zu Dramen und danach zu unzähligen Komödien bei. Hierbei war er der erste Komponist, der eine Komödie mit einer seriösen Musik unterlegte ("Airplane") und so zum ironischen Anstrich ds Films beitrug. Ebenso geht er bei "Spione wie wir vor": Großes Ohrenkino, welches seine eigentliche Wurzel nur durch den rasanten Genre-Mix und die teils sehr plakativen Momente offenbahrt. Trotzdem ist diese Musik ein absoluter Genuss! -
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Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Stars'n'bars - Elmer Bernstein Der Film über Michael Day-Lewis über den britischen Kunsthändler, der auf der Suche nach einem Renoir den "Ganz normalen amerikanischen Wahnsinn" erlebt, ist längst von der Bildfläche verschwunden. Das gleiche Schicksal trifft auch Bernstein Musik, die jedoch abgelehnt wurde. Dass die Musik längst vergriffen ist und dass sie im Film nicht zum Einsatz kommen sind in Anbetracht der Musik relativ unschöne Tatsachen. Bernstein greift die britischen Wurzeln des Protagonisten gar nicht, sondern konzentriert sich ganz auf den amerikanischen Aspekt der Handlung. Da reihen sich fröhlich Square-Dance-Einlagen an neckische Westernmotive und das Ganze wird schönen Mickey-Mousing-Passagen und einem schön schmissigen Hauptthema sowie einem ruhigem Liebesthema gekrönt. Bernstein nutzt das volle Pensum seines Orchesters aus. Natürlich kommt auch das geliebte Ondes Martenot für ein paar Takte zum Einsatz und auch ein 100% synthetisches Stück, das für die New Yorker Kunstszene steht, sticht heraus. Nach dem kompletten Hördurchgang bleibt für den Rezipienten kein Wunsch offen und wieder einmal hat uns Bernstein bewiesen, dass er in so ziemlich jedem Genre zu Hause ist und großartig mit dem Klangkörper des Orchesters umzugehen versteht. -
Jerry Goldsmith OUTLAND (FSM)
Mephisto antwortete auf Handstands Thema in Scores & Veröffentlichungen
Das wäre echt schade, aber wir hätten immerhin ein schönes Booklet. -
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Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Die vier Söhne der Katie Elder - Elmer Bernstein Der Film ist ein absolut klassischer Western mit John Wayne und Dean Martin, die zwei der insgesamt vier Elder-Brüder spielen, die nach langer Zeit wieder in ihre kleine Heimatstadt aus einem traurigen Anlass zurück kehren: Die Beerdigung ihrer Mutter Katie. In der Stadt erfahren sie, dass die letzten Jahre ihre Mutter für die alte Frau alles andere als erfüllt und schön waren, da ihr Vater erschossen und die Witwe von ihrem Heimatland vertrieben wurde. Es ist also an den Brüdern, die Ehre ihres Vaters reinzuwaschen, seinen Mörder zu finden und die Ranch zurück zu bekommen. Unterlegt wurde dieses Technicolor-Spektakel von Western-Experte Elmer Bernstein. Schon die ersten Töne der Musik zum Vorspann lassen auf einen schön rhythmisch-wuchtigen Americana-Score hoffen und man wird tatsächlich nicht enttäuscht. Nach der ersten kraftvollen Darbietung des sehr gelungenen Themas erklingt eine mexikanisch-ruhig angehauchte Variation mit den Holzbläsern und einer Solo-Trompete, bevor das Orchester noch einmal seine volle Kraft entfalten darf. Danach hören wir wuchtiges Action-Scoring, ruhige Momente für Streicher und Holzbläser und auch die Suspense-Passagen lassen kaum Wünsche offen. Der Vorteil an dieser Musik ist auch, dass sie nicht so "ausgelutscht" ist wie beispielsweise "Die glorreichen Sieben" und wegen ihres geringeren Bekanntheitsgrades frischer und neuer daher kommt. Die Musik wurde, wie damals üblich, neu für eine LP eingespielt. So kommt es, dass auch ein Track mit John Waynes Erzählung über Männer in Texas und einen Song von Johnny Cash enthält. Aus Kostengründen wurde auch das Orchester etwas abgespeckt. Die wuchtigen Beckenschläge während des Hauptthemas sucht man hier vergebens. Trotzdem kann das den Charme dieser Musik nicht verringern. Etwas ungelungen ist die Album-Zusammenstellung. So bietet die erste Hälfte nahezu alle Action- und typische westernthematische Passagen, während auf den Song in der Mitte nur noch alle ruhigen Momente folgen und auch dass immer wieder unterbrochene Hauptthema im finalen Titel führt zu keinem wirklich zufriedenstellendem Finale. So kann man nur hoffen, dass die originalen Bänder noch existieren und sich meinethalben der Varèse-Club mal einer angemessenen Veröffentlichung annimmt, die diese bislang eher unbekannte, aber tolle Musik verdient. -
Jerry Goldsmith OUTLAND (FSM)
Mephisto antwortete auf Handstands Thema in Scores & Veröffentlichungen
Ist bei mir auch zu lange her. Allerdings würde ich mir um eine erweiterte Veröffentlichung keine Sorgen machen. Kendall packt doch alles auf seine Silberlinge, was er kriegen kann. -
Jerry Goldsmith OUTLAND (FSM)
Mephisto antwortete auf Handstands Thema in Scores & Veröffentlichungen
Ach, die haben auch zusammen an "Outland" gearbeitet? -
Reissue von CAPRICORN ONE durch Collectors Choice Music
Mephisto antwortete auf ein Thema in Scores & Veröffentlichungen
"Outland" wird jetzt ja von FSM nochmal bedient. Hat jemand die "Collector's Choice"-CD und kann sagen, ob die Klangqualität besser als die der Crescendo-CD ist? -
Jerry Goldsmith OUTLAND (FSM)
Mephisto antwortete auf Handstands Thema in Scores & Veröffentlichungen
Sehr schön! Ich persönlich kenne die Musik nur aus dem Film (habe nämlich noch nicht in die Crescendo-CD reingehört) und somit wäre dann wahrscheinlich eine weitere LP-Version um die Filmversion ergänzt. Vielleicht veröffentlicht FSM ja auch die LP- und die Originalversion. Dann wäre meine Crescendo-Ausgabe in Anbetracht der "Collector's Choice Music"-CD ebenfalls überholt. -
Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
I, robot - Marco Beltrami Beltrami schuf zu diesem unterhaltsamen Thriller einen ebenso kurzweiligen Score mit einem schön melancholischem Hauptthema, dass einem mal bombastisch, mal triumphierend, mal in actionreicher Variante oder melancholisch vom Solocello vorgetragen begegnet. Auch sonst ist die Musik konsequent motivisch gehalten und die Actionstücke sind sehr schön strukturiert. Beltrami verlieh dem Score eine relativ kühle Athmosphäre, was besonders dem gekonnten Einsatz der Streicher zu verdanken ist. Natürlich gibt es auch den einen oder anderen elektronischen Einschub, aber derartiges stört mich hier nicht im Geringsten, passt es doch zum Film und der Musik. Das Album von Varèse beinhaltet ungefähr die Hälfte der für den Film komponierten Musik und ist recht abwechslungsreich zusammen gestellt. Dabei musste natürlich der filmchronologische Ablauf der Stücke leiden.