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Mephisto

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Alle Inhalte von Mephisto

  1. Nevada Smith - Alfred Newman Selten habe ich ein so abwechslungsreich konzipiertes LP-Programm gehört und für einen Western ist diese Musik zusätzlich ungewöhnlich vielfältig. Alfred Newman war halt nicht umsonst der "Big Al". Hier mischen sich großorchestrale Americana-Themen, Western-Reise-Musik, gefühlvolle, bedrohliche, Gospel-Ragtime-Jazz-ähnliche Elemente zu einem kunterbunten musikalischem Gemisch ohne eine Sekunde Durchhänger oder Leerlauf.
  2. The Robe - Alfred Newman Majestätisch, kraftvoll, intim, erhaben, emotional, großorchestral, choral...alles, was das Herz begehrt auf zwei CDs ausgestattet mit einem äußerst informativen Booklet und für das Alter gutem Klang.
  3. König der Könige - Miklos Rozsa Das einzige Mal, dass MGM einen Film über die komplette Lebensgeschichte Jesu drehte - und das auch zu Zeiten der auslaufenden goldenen Kino-Ära. Miklos Rozsa schuf hier gewissermaßen den kleinen Bruder zu "Ben Hur". Auch hier haben wir die Fanfaren, die römische Festmusik, die hebräischen Melodien und die ausschweifende Leitmotivtechnik. Allerdings fehlt dieser Kompositions die Rafinesse, mit der Rozsa bei "Ben Hur" zu Werke geht. Die Leimtotive werden teilweise regelrecht plakativ angewandt und weniger miteinander verwoben. Zudem strotzen einige Passagen nur so vor Kitsch. Während bei "Ben Hur" das fette "Hallelujah" am Ende teilweise etwas kitschig anmutet, so zieht Rozsa durch immensen Chorgebrauch und Röhrenglockenklänge sämtliche Kitschregister. Allerdings bietet der Film auch genug Potential für eine derartige Musiksprache, obwohl einige Kameraeinstellungen schon die moderne Ästhetik voraussagen. Ein Vorteil ist, dass dieser recht unbekannte und nicht so oft erwähnte oder gehörte Score etwas "neuer" und daher "frischer" klingt, da man "Ben Hur" mindestens zur Hälfte im Ohr hat. Das Rhino-Doppelalbum lässt eigentlich keine Wünsche offen und die FSM-Box hält noch ungehörtes alternatives Material plus die damalige Neueinspielung für die LP bereit.
  4. Mich wundert auch, dass "The Andromeda Strain" noch nicht ausverkauft ist. Die streng limitierten Scheiben mit unbekannter aber kultiger Musik gehen doch ganz gerne mal wegen der Spekulanten schnell weg. "Vamp" wäre da auch so ein Fall" oder "Delta Force".
  5. Herrlich...ich wollte nur kurz anmerken, dass ich meine Beiträge hier definitiv aus Neid verfasst habe. Vielmehr ist es einfach eine Art...Voyerismus. Ich selbst habe schon unglaubliche Summen für bestimmte Alben hingelegt. Da wäre zum Beispiel "Rent a cop" und dann bringt den Intrada ein Jahr später noch vollständiger raus. Oder die beiden "Night Crossing"-Alben..."Commando" von James Horner. Es ist einfach so, dass es manchmal etwas merkwürdig anmutet, dass Leute viel Geld für eine CD zahlen, auf der nur mäßige Musik drauf ist. Ich habe zum Beispiel 54 Euronen für "Delta Force" hingelegt, was für heutige Verhältnisse doch recht günstig ist. Für eine absolut verzichtbare B-Filmmusik wie "Hercules" wollen Leute 100 Euro haben, da fragt man sich einfach: "Wie kommt man da hin?" Bei mir ist es auch so, dass ich einfach nach dem möglichst klngschönstem und vollständigstem Album suche. Wenn ich einen vollständigen "Inchon" plus das LP-Programm haben kann, dann suche ich nicht nach dem alten Intrada Album und bleche auch ganz gerne was für die Doppel-CD. Daher ist es für mich nur in Maßen nachzuvollziehen, wenn Leute für "The heart is a lonely hunter" tatsächlich über hundert Euro ausgeben, wenn FSM die CD für 20$ Dollar und einer viel längeren Laufzeit anbietet. Das war der einzige Grund, warum ich das hier reingestellt habe.
  6. The Heart Is A Lonely Hunter - Dave Grusin - soundtrack (CD) Na? Wer hat Lust...besonders in Hinblick auf die ausführliche FSM-Veröffentlichung letztes Jahr...
  7. Robin Hood - König der Vagabunden - Erich Wolfgang Korngold Man muss nichts weiter schreiben. Diese Musik spricht für sich. Mit welchem Enthusiasmus die Musik gearbeitet ist, wie die Themen miteinander kombiniert werden - DAS ist Filmmusik! Ein weiterer Pluspunkt die deutlich hörbare Spielfreude der Moskauer Symphoniker und das äußerst informative Booklet.
  8. Garden of evil - Bernard Herrmann Herrlich subtiler Western-Score in brillanter Aufnahme des Marco-Polo-Teams.
  9. Also ich muss sagen, ich steige da gerade nicht ganz durch: Die "Trailerhead"-CD ist also ein Album mit "richtiger" Trailermusik, oder? Während die "Excelsius" eine CD ist, die WIE Trailermusik klingt. Was aber ist die "Epicon"-CD? Auch ein "richtiges" Trailermusik-Album?
  10. Master and Commander: Bis ans Ende der Welt - Iva Davies, Christopher Gordon & Richard Tognetti Ich bleibe mal auf der großen weiten See mit dieser eher ungewöhnlichen Musik für einen derartigen Film. Statt großartigen Bombasts oder klassischer Mantel-und-Degen-Mentalität in Korngold'scher Tradition erwarten einen hier eher kühle und moderne Klänge. Schon zu Anfang dröhnt das Schlagwerk, welches sich nach einer Masse von Bodhrans und großen Basstrommeln anhört. Darüber legen sich schwelgende Streicher, türmen sich die tiefen Bläser auf und tragen die Gischt, bestehend aus Beckenwirbeln aus den Boxen direkt in den Raum. Für den Nebel und die unbekannten Gegenden des Meeres türmen sich schrille und undurchsichtige Streichercluster auf, um wieder im dröhnenden Schlagwerk zu münden. Auch die finale Schlacht wird nicht mit wummernder Perkussion oder fanfarenartigen Bläsern unterlegt, sondern folgt viel mehr der Tradition der 90er, Kämpfe mit "ungewohnter" Musik zu unterlegen und somit einen besonderen Konterpunkt zu setzen. Bestes Beispiel: Der blutige Schlusskampf aus "Der letzte Mohikaner", der mit Dougie McLeans irischer Melodie "The Gael" unterlegt wurde. Hier rasseln die Schellen, trommeln die Bodhrans und erklingen die Tin-Whistles, die dem Ganzen eine gespenstische Athmosphäre verleihen. Ein interessantes Hörerlebnis entgegen vieler Erwartungen. Wie im Film selbst besteht die Hälfte der Musik des fast genau eine Stune laufenden Albums aus Source-Musik zeitgenössischer Kompositionen ("zeitgeössisch bezogen auf die Filmhandlung). So erklingen hier Bach, Mozart, Bochherini und Corelli sowie alte Jigs und folkloristische Tänze. Etwas fehl am Platze wirkt Vuaghan Williams' Fantasie über eine Thema von Thomas Tallis für Streichorchester, welches schon im Film den Eindruck eines Temp-Tracks hinterließ, der einem späteren Musikstück vorgezogen wurde. Aber schön ist es ja und daher hört man sich's gerne nochmal an. Ein insgesamt etwas Stückwerkhaftes Album (besonders wegen der vielen Source-Stücke), welches aber ein beeindruckendes Hörerlebnis bereit hält, wenn man sich darauf einlässt.
  11. Absolut! Habe mir gerade nochmal die "Ben-Hur"-Doppel-CD angehört und kann jedes Wort nur unterstreichen. Absolut brillante Klangqualität für das Alter, von jeder Aufnahme wurde die längste verfügbare Version gemacht, auch viele Minuten im Film nicht verwendeter Musik sind chronologisch wieder eingefügt und die Musik selbst ist natürlich über nahezu jeden Zweifel in Hinblick auf Rozsas Schaffen und Filmmusik allgemein erhaben. Wenn man sich diese Riesenwerk einmal von vorne bis hinten anhört merkt man, wie viel dort drin steckt und wie filigran der Komponist hier zu Werke ging. Dagegen klingt "Ivanhoe" doch schon recht plump und auch mit "König der Könige" konnte Rozsa diese Qualität nicht mehr erreichen. Werden jetzt nur diese bedeutenden Werke wieder aufgelegt, oder sind jetzt auch die limiterten CDs wie "Ivanhoe" und "Der Schatz der Sierra Madre" in nicht limitierter Auflage verfügbar? Wie sieht's aus mit "How the West was won", "Singin' in the rain" und "König der Könige"?
  12. Gerade verklang die letzte Sekunde des 2 1/2-stündigen Doppel-Albums von "Vom Winde verweht" (dürfte ewig her sein, dass ich die mal komplett gehört habe). Natürlich ist das ein ganz bemerkenswertes Album zu einer ganz großen Musik, allerdings gibt's natürlich auch hier Durststrecken, die hin und wieder von lichten Momenten unterbrochen werden (Besonders die 45 min. seit Rhetts Abschied von Scarlett nach der Flucht aus Atlanta bis zum Reitunfall des Mister O'Hara). Zum ersten Mal fiel mir nun auch die wundervolle Variation über Melanies Thema in "Melanie's Death" auf, aber leider leider sind ja sehr starke Geräuscheffekte wie Türenschlagen etc. zu hören. Wenn es sich um simple Neuveröffentlichungen der Rhino-CDs handelt, dann wird dieser Fehler auch auf den neuen CDs sein...schade.
  13. Bedeutet das eigentlich, dass jetzt der gesamte Rhino-Katalog neuveröffentlicht wird?
  14. Super! Besonders die "Ben Hur", "Vom Winde verweht" und "Poltergeist"-CDs sollsten jedem Sammler gegönnt sein.
  15. Ich habe ihn zweimal gesehen und ich fand's grausam...einfach nur furchtbar. Habe schon als Kind solche Filme gehasst. Diese blöden Bonbonfarben, das übertriebene Spiel, die pappigen Kulissen und dann diese ätzenden Kinder, nicht fähig, vernünftig zu artikulieren (was soll eigentlich so süß daran sein, Kinder mit einem Biss- oder Sprachfehler auszustatten, damit sie ja schön lispeln?). Mich haben minderjährige Heldenfiguren schon immer genervt und daher konnte ich auch nichts mit Astrid Lindgren, Harry Potter oder den fünf Freunden anfangen. Zur Musik: Bin ich der Einzige, der diese Musik nicht mag? Die Musik zur Vorschau sollen ja laut Williams-Fans mitunter die besten Minuten in Williams' Schaffen sein. Also gut, diese hüpfende Streicherfigur mit der Harfe sagt mir auch zu, aber eigentlich beginnen mich schon die Chimes gaaanz am Anfang zu stören, die dem Einstieg der Musik wohl einen träumerischen Charakter bescheren sollen. Das Thema finde ich allerdings wieder recht ansprechend, auch der versetzte Paukenschlag, der den Einsatz der Kontrabässe eröffnet, aber wenn dann wieder die schillernden Trompetenfanfaren einsetzen...typisch Williams, schon so oft gehört und nie mit warm geworden. Einfach ein bisschen zu golden, zu filigran, zu konzertant. Der Einsatz der Streicher ist wieder ganz nett und führt das Thema angenehm weiter, rutscht dann aber zu sehr wieder in die Fanfaren ab und ein knackiger Schluss hätte dem Stück wahrscheinlich besser gefallen, als die leicht an der Tonika vorbei rutschenden Flöten-Streicherfiguren. Williams beherrscht sein Handwerk allerdings perfekt, die oben aufgezählten Punkte sind eine reine Geschmacksfrage. So haben wir es hier mit einer unegemein filigranen Orchestrierung zu tun, das Orchester wird voll ausgeschöpft und es gibt viele Nebenstimmen und Kontrapunkte, die sehr gut gesetzt und auskomponiert wurden und auch harmonisch steckt wieder viel mehr drin, als auf den ersten Hördurchgang vermuten lässt (wie schon bei Anakins Thema), aaaber trotzt allen Handwerks und der brillanten Interpretation und der knackigen Aufnahme finde ich die Musik zimlich uninspiriert. Vielleicht liegt es schon daran, dass ich diesen süßlichen Klang nicht abkann, den Williams so oft und besonders bei Spielberg-Filmen (dessen Filme im Stile von "Kevin" und "Hook" auch absolut nichts abgewinnen kann und der für mich auch eher ein sehr gut berechnender Produzent von teilweise solidem Popkornkino ist, denn ein wahres filmerisches Genie (das sind für mich eher Hitchcock, Peckinpah oder auch Lang)) einsetzt.* Dieses sähmig süßliche, was sich dann über die knallbunten pdseudo-phantasievollen Bilder ergießt, spricht mich absolut nicht an. Hinzu kommt Williams' große Leidenschaft, sich von der Romantik "inspirieren" zu lassen. Er macht es nicht so deutlich wie Horner, aber das "Macht-Motiv" ist eindeutig eine Abwandlung Wagners "Siegfreid-Themas". Der "Imperial March" wurde deutlich von einem Motiv aus Mahlers Fünfter inspiriert, in E.T. (ich glaube, der war's) findet man Motive aus Raffs zweiter Symphonie etc. Schlimmer finde ich aber noch, dass Williams komplette Stimmungen und Klangcharakter für seine Filme offensichtlich klaut. Über die massive Ausschlachtung der "Planeten" bei "Star Wars" herrscht Unklarheit, da Lucas von Williams ja forderte, sich von diesem Werk inspirieren zu lassen. Für diese Spielberg-Kinderfilme übernimmt Williams 1:1 die Klangsprache der Tschaikowsky-Balette und macht ihn noch süßlicher und noch kitschiger, ohne sich aber die geringste Mühe zu geben, diesen Fakt ein bisschen zu kaschieren. Die Orchestration etc. entsprechen ziemlich dicht dem es Nussknackers. Umso irritierender ist es, wenn einem im Laufe der Musik plötzlich weitere unzählige Klauereien kleinen mittleren und größeren Ausmahes entgegenfallen und somit das Gesamtkonzept und den Fluss der Musik einfach stören. Besonders stark fällt natürlich die "Anleihe" aus Strawinskys "Feuervogel" für Tinkerbell auf. Diese flirrende Strawinsky-Stil wird allerdings nicht wirklich warm mit dem dominierenden Tschaikowsky-Stil. Außerdem meine ich gehört zu haben, dass Williams Stellen aus "Kevin allein zu Haus" nahezu 1:1 wieder in "Hook" verwendet hat. Absolut dreist und überflüssig finde ich dann aber die Klauerei aus dem Golden-Age, wie die fast Note für Note übernommene "Sea Hawk"-Adaption im Endkampf sowie die völlig fehl am Platze eingesetzten "Rozsa"-Fanfaren, während die Piraten mit Eiern beschossen werden (schon alleine diese Tatsache lässt den Film vor meinen ugen nochmals deutlich sinken). Ich persönlich bin auch absolut kein Williams-Freund. Der größte musikalische Geschichtenerzähler ist für mich auch immer noch Riachard Wagner und daran wid sich so schnell wohl nichts ändern. Auch Mahlers Geschichten sind für mich deutlich intensiver, interessanter und abwechslungsreicher erzählt als Williams' Spielberg-Sirup, von dem bis auf die unerträgliche Süße besonders die unschönen Klauereien auffallen. *Ausnahmen bestätigen die Regel: "Schindlers Liste" ist ein wirklich wertvoller Film!
  16. Ist der wirklich so gut? Mit Williams bin ich irgendwie noch nicht so richtig warm geworden, allerdings wollte ich mich daher auch mal mit seinen früheren Werken (also Alles vor 1980) beschäftigen.
  17. 20.1.2010 Garden of evil (Der Garten des Bösen) - Bernard Herrmann Es gibt Western und Western. So zieht im Italo-Western meistens der wortkarge Protagonist einsam über die Leinwand, steht seinem Gegner meistens zwei Minuten gegenüber, bevor er ihn, ohne mit einer Wimper zu zucken, eiskalt wegpustet. Dann gibt es die Männerfreundschaften, die jede Prüfung überstehen wie die zusammengewürfelte Sherriff-Mannschaft in "Rio Bravo" oder die zerstrittenen Brüder, die sich zusammen raufen, wie sie es in "Die vier Söhne der Katie Elder" oder "Bandolero" tun. Lässt man die vielfältige Gattung des Neo-Westerns einmal aus, so drehen sich die meisten Western-Streifen um den tapferen Pionier, den aufrechten Marshal oder harten Abenteurer. Die Protagonisten sind strahlende Männerbilder, wie sie gerne als Vorbild genommen werden: Gerecht, tapfer, mutig, gerissen und mit einem weichen Kern unter der harten Schale. Umso interessanter ist es, wenn ein Autor oder Regiesseur die typischen Handlungen eines Westerns nutzt, um einmal die Psyche solcher Leute zu untersuchen, wenn sie wirklich in einsamer Wildnis auf Goldsuche sind oder merken, dass sie nicht mehr gebraucht werden und die Zeiten sich geändert haben, wie es "The Wild Bunch" im gleichnamigen Film von Sam Peckinpah tun muss. Doch auch vor Peckinpah gab es einige wenige Regiesseure, die dem Western einen gewissen Film-Noir-Anstrich gaben. Hier stehen negative Helden mit nur allzu menschlichen Motiven wie Gier, Habsucht oder Verlorenheit im Mittelpunkt, deren wahres Wesen durch die harten äußeren Umstände erweckt wird. Ein Beispiel für diese Gattung wäre "Der Schatz der Sierra Madre", indem eine Gruppe Goldsucher an ihren eigenen Motiven sowie der Umwelt scheitern oder auch "Der Garten des Bösen". Hier wollen drei Goldsucher ihr beschädigtes Boot in einem kleinen mexikanischem Kaff reparieren lassen und treffen auf Leah, deren Mann nach einem Unfall in seiner Mine halb begraben liegt. Leider liegt die Mine innerhalb des Indianer-Territoriums, den die Eingeborenen "Garten des Bösen" nennen. Die drei sagen zu und so beginnt eine Reise in eine nahezu urwald-ähnliche Gegend, die für einige von ihnen das Letzte sein wird, was sie gesehen haben. Von Henry Hathaway teilweise brutal und durchgehend eindrucksvoll inszeniert kämpfen sich Gary Cooper, Richard Widmark und Cameron Mitchell an der Seite von Susan Hayward bis zu Hugh Marlowe durch die Natur und die Indianer. Unterstützt wurden die tadellosen Darsteller und die beeindruckenden Naturaufnahmen von niemand Geringerem als Bernard Herrmann, den man eher mit dem Thriller-Genre denn mit dem Western in Verbindung bringt und tatsächlich ist "Der Garten des Bösen" neben "King of Khyber Rifles" und einigen Library-Aufnahmen Herrmanns einziger Ausflug in den Wilden Westen. Doch muss man sagen, dass dieser Film auch Herrmanns Vorlieben für psychische Stoffe vollkommen bedient und so überrascht es auch nicht, wenn man statt satten Americana-Klängen eine ausgefeilte transparente Partitur zu hören bekommt, die eine ungeahnte Bandbreite an Stimmungen Klangfarben präsentiert. Herrmann wählte für seine Vertonung eine mittelgroße Orchesterbesetzung, sodass alle Instrumentengruppen ausreichend vertreten sind. Einen besonders großen Anteil an der Musik haben, wie so oft bei Herrmann, die Streicher und die Holzbläser. Außerdem fällt der beeindruckend hohe Anteil an Schlagwerk auf (meistens Pauke, große Trommel und kleine Trommel, hin und wieder Tamburin), das ebenfalls in vielen Titeln erklingt. Das Blech hat ebenfalls eine bedeutende Rolle und ist meistens für knallige Passagen zuständig, nimmt aber eher eine akzentsetzende denn tragende Rolle ein. Neben einigen Seitenmotiven komponierte Herrmann zwei Hauptthemen: Zum einen ein markantes Motiv für die Indianer, welches den Film und somit die Msik eröffnet sowie eine sehr lyrische Melodie für Leah, die erstmals im gleichnamigen Titel erklingt und solistisch von einem Englischhorn über sanften Streicherteppichen und Harfenspiel dargeboten wird. Auch sonst setzt Herrmann die Holzbläser oft solistisch ein, sie wechseln sich einander ab oder fließen ineinander, besonders bei Musik zu ruhigen Szenen wie nächtlichen Gesprächen. In den Spannungspassagen sorgen meistens die Klarinetten inklusive der Bassklarinette für bedrohliche Stimmung, während die Streicher ihre iegnen Motive beisteuern. In den Kampfszenen knattert das Blech und dröhnt das Schlagwerk, meistens in unglaublich synchopischen und treibenden Rhythmen, die ein sehr präzises Spiel voraussetzen. Auch in den von der Landschaft geprägten Szenen wie "The Cliffs" oder der finale Ritt ins Abendrot wird von schweren Motiven in den Trompeten und Hörnern untermalt. Allerdings gibt es nahezu keine Passsage, die heroisch und triumphierend klingt. Zu düster ist die Stimmung des Films, zu nah die Bedrohung und zu wenig heldenhaft die Protagonisten. Typisch für Herrmann sind natürlich auch die schwelgerisch-sphärischen Passagen, mit denen er schon in "Mysterious Island" die merkwürdige neue Welt unterlegte oder die mysteriöse Schönheit von Madeleine Elster betonte. Hier gelten derartige von Streichern, Glockenspiel und Harfe interpretierten Passagen natürlich der unübersichtlichen Landschaft des Urwaldes und seiner heidnisch-faszinierenden Stimmung. Außerdem komponierte Herrmann für "The wild party" einen herrlich makabren Tanz, der ein bisschen an indianische Trommelei erinnert. Ansonsten hält sich die Komposition komplett von Klischees der Western-Musik wie copland'scher Americana oder pseudo-indianischem Kolorit fern und konzentriert sich auf das Innenleben der Protagonisten. Dadurch drückt Herrmann der Musik auch durch und durch seinen eigenen Stempel auf und sie klingt komplett nach Herrmann, wie man es kennt und schätzt. Natürlich ist auch dieses Werk eine Musik, die man nach dem ersten Mal hören nicht komplett behält und alleine das Indianer-Motiv hat wirklichen Ohrwurmcharakter. Die wirklichen Vorteile dieser Komposition liegen, wie so oft bei diesem Komponisten in dem filigranen Umgang mit dem Orchester, der beeindruckenden Bandbreite an Stimmungen und Klangfarben sowei dem kompositorischen Handwerk allgemein. Mittlerweile liegt die Musik zweimal auf CD vor: Einmal auszugsweise von den Originalbändern auf dem Varèse-Album "Bernard Herrmann at Fox Vol. 2" sowie als vollständige Neueinspielung beim Marco Polo-Label (mittlerweile leider vergriffen und nur noch zum Runterladen oder als CD-R bei Amazon erhältlich). Außerdem enthält die amerikanische DVD-Ausgabe eine isolierte Tonspur mit der kompletten Musik. Mir ist allerdings nur die Neueinspielung bekannt und damit bin ich voll und ganz zufrieden. Die Moskauer Symphoniker bewältigen diese anspruchsvolle und von John Morgan brillant rekonstruierte Partitur mit Bravour. Die Aufnahmetechnik tut ihr Übriges, um dem Rezipienten einen absoluten Hochgenuss zu präsentieren. Das Spiel und der Klang werden der Komposition absolut gerecht und man hört jedes Detail. Während der rund 52Minuten kommt kein bisschen Langeweile auf, längere Titel wurden nochmals unterteilt und sind somit einzeln anwählbar, sodass man auf eine Gesamtsumme von 39 Titeln zu "Der Garten des Bösen" kommt ("König der Schauspieler" ist mit acht Titeln vertreten). Das Booklet ist wie immer sehr umfangreich und informativ gehalten, sodass ich für dieses Album, sollte es einem Mal über den Weg laufen, eine uneingeschränkte Kaufempfehlung geben kann. Musik, Album und Einspielung sind ein absoluter Genuss.
  18. Außerdem wurde die Qualität der Hörproben wahrscheinlich deutlich veringert, damit man sie besser hochladen konnte. Wenn man eine solche Datei komprimiert, damit sie weniger Speicher in Anspruch nimmt, leidet natürlich auch die Qualität. Das ist wie mit einem digitalen Video, wenn du das komprimierst, wird's pixeliger und unschärfer. Das lässt aber noch lange nicht auf die Qualität des Originals schließen, genauso wie du den finalen Klang der CD nicht an Hand der im Internet umgehenden Hörproben beurteilen kannst.
  19. 17.1.2010 Prince of players (König der Schauspieler) - Bernard Herrmann 1955 war die goldene Ära des Kinos zwar dem Ende entgegen geneigt, aber trotzdem produzierte man eifrig weiterhin aufwendige opulente Ausstattungsfilme, um den "kleinen Bruder" Fernsehen in die Schranken zu weisen. Solchen Monumentalfilme waren vor Allem das Staraufgebot sowie das Cinemascopeverfahren zuträglich, welches mit einer speziellen Linse und einer leicht gekrümmten Leinwand für einen räumlicheren Eindruck sorgen sollte (Weswegen Säulen in den Sandalenfilmen, die in CinemaScope aufgenommen wurden, bei heuten DVD-Fassungen und Fernsehausstrahlungen leichte Biegungen aufweisen). Nahezu alle dieser Großprosuktionen waren ein voller Erfolg und so gleicht es doch einer Ironie des Schicksals, dass ein CinemaScope-Streifen mit Richard Burton in der Hauptrolle ein finanzieller Flop wurde, obwohl er zudem auch noch begeistert von den Kritikern aufgenommen wurde. "König der Schauspieler" ist die Biographie des Theaterdarstellers Edwin Booth, dessen Bruder das Attentat auf Lincoln verübte. Regie führte hier Philip Dunne, der das Drehbuch zu "The Ghost and Mrs. Muir" (Ein Gespenst auf Freiersfüßen) verfasste und somit schon einmal Herrmann begegnet war, der die Musik zu diesem Film schrieb. Herrmann selber war ein passionierter Freund des Theaters und der englischen Literatur und schrieb selbst zwei Musicals, die allerdings keine Erfolge feierten und hatte nun Gelegenheit, seine Leidenschaft für's Theater musikalisch auszuleben. Somit ist es ein absoluter Glücksfall, dass Burton seine Idee, den Film komplett ohne musikalische Untermalung zu lassen, nicht durchsetzen konnte. Bernard Herrmann, der eher für seine psychologisch tiefgründigen und düsteren Stoffe bekannt ist, die er oft sehr filigran mit kleineren Besetzungen und schroffer moderner Klangsprache musikalisch unterlegte, konnte allerdings auch sehr virtuos mit einem großen Orchesterapperat umgehen, wie diverse Kompositionen im Abenteuerbereich belegen. Auch für "König der Schauspieler" griff Herrmann auf ein üppig besetztes Orchester zurück und auch die Tonsprache ist für Herrmann ungewohnt harmonisch. So eröffnet die Musik mit heiter-flirrendem Unisono-Spiel der Violinen und Flöten, während die Hörner und schwere Posaunenklänge der Musik eine klare harmonische Basis bieten, bevor das Stück in einer majestätischen Passage mündet. Immer weiter schraubt sich die Musik hoch, bestehend aus schmetternden Trompeten und dichten Streicherteppichen, dann setzen noch die Pauken ein und schließlich eröffnet der Beckenschlag das eigentliche Thema der Komposition: Einen sanften Marsch der Streicher, der von den Pauken und den Posaunen unterstützt und vom Holz verstärkt wird. Die Wiederholung wird erneut um Fanfarenklänge bereichert, bevor das Stück wieder in die heitere Eröffnungspassage wechselt und majestätisch abschließt. Einer der ganz seltenen Fälle, in denen Herrmann "echte" Golden-Age-Musik schrieb. Im weiteren Verlauf der Musik macht Herrmann besonders Gebrauch von den Streichern und den Holzbläsern. Ein besonderer Höhepunkt der Komposition ist das knapp vier Minuten andauernde Stück "Idyll", welches an Schönheit kaum zu überbieten ist: Harfe und Streicher bilden das instrumentarische Fundament des Stücks während sich die hauptsächlich solistisch eingesetzten Holzbläser mit sanften Melodien abwechseln. Natürlich gibt es auch wieder die typischen Herrmann-Fanfaren, wie sie oft am Anfang eines Films zu hören sind wie z. B. das Fanfarenmotiv aus "Mysterious Island" und auch schroffe, vom Blech bestrittene Passagen kommen hier zu Gehör, doch klingen sie bei aller Herrmann'schen Klarheit und Brutalität stets sehr an die Romantik angelehnt, während seine Werke zu Thrillern ja oftmals in die moderne Richtung schielen. Von der Musik zu "König der Schauspieler" existieren zwei Versionen, die allerdings beide nicht vollständig sind: Einmal eine Suite mit dem wichtigsten Material restauriert von John Morgan und unter der Leitung von Morgan Stromberg von den Moskauern Symphonikern eingespielt sowie Auszüge aus den Originalaufnahmen auf dem Varèse-Album "Bernard Herrman at 20th century Fox Volume 2", die mir nicht bekannt ist. Zu der von mir heute erstmals gehörten Neueinspielung kann ich allerdings sagen, dass es sich hierbei um eine superbe Neueinspielung handelt, die der Komposition in Hinblick der Qualität der Aufnahmetechnik sowie der Interpretation mehr als gerecht wird. Es ist eine wahre Freude, einmal wieder einen ungewohnten Herrmann zu hören, der einem als Filmmusiksammler und -hörer ja stets als ein sehr komplexer und schwer zugänglicher Komponist bekannt ist. Die Suite ist mit rund elf Minuten leider sehr kurz, da der Film wahrscheinlich noch einiges mehr an Musik zu bieten hat und Platz wäre ebenfalls noch gewesen, da sich die Suite ein Album mit der kompletten Neueinspielung Herrmanns Komposition zu "Garden of evil" teilt. Allerdings ist das vorliegende Material natürlich immer noch besser als Nichts und ein wahrer kurzweiliger Genuss. Leider wird die CD nicht mehr gepresst und ist noch nicht im Katalog von Naxos aufgetaucht, die ja mittlerweile die Marco-Polo-Alben verlegen. Ich rate davon ab, dieses Album direkt bei Amazon zu bestellen, da es dort nur noch als CD-R zu erwerben ist und man somit auf das gewohnt sehr informative Booklet (besonders in Hinblick auf "Garden of evil") verzichten muss. Als: hoffen und beten...
  20. Danke für die Blumen . Ist halt eine typische Rozsa-Ritter-Musik und für Freunde dieser Klänge absolut empfehlenswert. Ich kann aber auch verstehen, wenn sich einige daran stoßen. Ich für meinen Teil freue mich jedenfalls auf die 15-CD-Box, da kann ich dann mal eine andere Facette des Meisters kennen lernen (hoffe ich zumindest).
  21. Ich freue mich schon über die CD! Habe auch die Excalibur-CD (noch ungehört) sowie die Filmversion, allerdings auf einer mehr schlecht als rechten "Promo" und freue mich daher, diese Musik im Original und in gepresster Form in meine Sammlung zu integrieren.
  22. 14.1.2010 Ivanhoe - Miklos RozsaSchon immer versuchten die Studios und einzelne Filmproduzenten Hollywoods, ihre wichtige Stellung innerhalb der Filmlandschaft durch beeindruckend aufwendig inszenierte Projekte zu unterstreichen. Im goldenen Zeitalter des Kinos (1930-1960) suchten viele Produzenten daher nach Stoffen, die sich sehr üppig und sichtbar teuer in Szene setzen ließen und wurden oft in Geschichten und Sagen vergangenener Zeiten fündig. Viele Ende des 19ten Jahrhunderts entstandene Abenteuerromane wie der das Christentum propagierende Wälzer "Ben Hur" von Lew Wallace oder der von Margaret Mitchell verfasste Schinken "Vom Winde verweht" wurden so aufwendig für die Leinwand adaptiert und inszeniert, dass die daraus entstandenen Monumentalfilme bis heute überdauert haben. Zu einer solchen Produktion zählt auch der 1952 entstandene "Ivanhoe - Der schwarze Ritter", der auf dem gleichnamigen Roman von Sir Walter Scott basiert. Pandro S. Bergman, der für die Produktion für MGM verantwortlich war, wählte die Besten der Besten für dieses Projekt aus, sodass sich unter der Regie von Richard Thorpe ("Das war der Wilde Westen", "Erpressung durch Scorpio") absolute Leinwandgrößen wie Robert Taylor, Elizabeth Taylor und Joan Fontaine versammelten. Bergman war der Überzeugung, dass sich der Film nur "realistisch" inszenieren ließe, wenn man ihn an den Original-Schauplätzen fotografiere, sodass die Dreharbeiten, die eine überdurchschnittliche Anzahl von Außenaufnahmen verlangten, in England stattfanden. Trotz witterungsbedingter Verzögerungen der Dreharbeiten konnte das ohnehin schon große Budget relativ wenig überschritten werden und auch sonst verliefen die Dreharbeiten dank des Organisationstalent Thorpes, der mit Bergman und Taylor noch zwei weitere Ritterfilme drehen sollte, ohne größere Probleme. Doch nicht nur vor der Kamera befanden sich die Größen der damaligen Kinowelt, auch in der Produktion hinter der Kamera standen Thorpe absolute Könner zur Verfügung. So schrieb Noel Langley das Drehbuch, sorgte Frank Clarke für einen sauberen Schnitt und für die Musik stand niemand Geringerer als Miklos Rozsa zur Verfügung, der schon seit einigen Jahren für MGM tätig war und auch an anderen Grßproduktionen wie "Quo Vadis" und "Ben Hur" mitarbeitete. Gewohnt üppig präsentiert sich die Musik zu dem kunterbunten Technicolor-Spektakel rund um Ivanhoe und seine Bemühungen, Richard Löwenherz aus dem Kerker zu befreien. Rozsa greift wie in vielen anderen ähnlich gelagerten Musiken auf eine große an die Spätromantik angelehnte Orchesterbesetzung zurück. Der Vorspann wird durch kraftvolle und pompöse Fanfaren eröffnet, wie man sie auch schon z. B. aus "Ben Hur" gewohnt ist. Danach erklingt das Hauptthema im Blech, welches gewohnt markant von den Streichern unterlegt wird, die später mit einer sehr typischen Frage-Antwort-Passage die Führung übernehmen. Um einen möglichst altertümlichen Klang zu bekommen setzte Rozsa die Instrumente relativ plump aus, reine Quinten und Quarten bestimmen die Begleitung und den Stimmsatz. Durch den üppigen Orchesterklang hört sich dieses Ergebnis allerdings ein wenig befremdlich an, da der Eindruck entsteht, Rozsa hätte die ganzen verschiedenen Instrumente nicht in einem polyphonem Satz unterbringen können und daher auf derartiges unisono-Spiel zurückgegriffen. Wirklich filigran geht der Komponist erst bei den hauptsächlich von den Streichern, die ohnehin in diesem Score die dominanteste Instrumentengruppe sind, interpretierten Stücken vor wie z. B. "Lady Rowena" vor. Auch in diversen Spannungspassagen wird die Tonalität niemals gesprengt und auch die teilweise wirklich langen Actionpassagen bleiben stets sehr melodisch und strukturiert. Daher entsteht eher der Eindruck einer völlig thematisch auskomponierten Orchesterkomposition, obwohl sich die Musik dicht am Filmgeschehen orientiert, sodass die Musik auch außerhalb der großen Bilder für sich zu überzeugen weiß und es innerhalb einer sehr knappen Stunde Laufzeit kaum Leerlauf oder Durchhänger gibt. Die thematische Vielfalt ist wie in vielen Golden-Age-Kompositionen und besonders Rozsa-Werken wie immer sehr reich an Motiven und Themen für die einzelnen Haupt- und Nebencharaktere, wobei sich Rozsa oftmals an altertümlicher Musik als Vorlage für die endgültigen Themen orientierte. Schon nach der Eröffnungssequenz unterlegt die Melodie einer Ballade von Löwenherz selbst das aus dem Off gesprochene Vorwort. Das Material für die Normannen basiert auf einem lateinischem Hymnus des Troubadurs Guireaut de Bornth. Das Liebesthema ist die Melodie eines alten französischen Liedes und die Melodie für Rebecca, die Tochter des jüdischen Händlers Isaac von York ist von mehreren altertümlichen jiddischen Melodien inspiriert. Allerdings wurden diese teils authentischen Quellen letzten Endes mehr mit der Satztechnik der Rennaisance denn mit wirklich mittelalterlichen Harmonien unterlegt (ein häufiger Irrtum, wenn Komponisten versuchen, "mittelalterliche" Musik zu schreiben) und durch den ausufernden Orchesterklang bleibt in vielen Fällen der authentisch-mittelalterliche Geist der Musik auf der Strecke. Die 2002 bei Rhino erschienene auf 2500 Stück limitierte CD ist die erstmalige Präsentation der kompletten Musik und wurde von den originalen Matserbändern abgemischt. Die Klangqualität hat den typischen "alten" Charme der Golden-Age-Musiken, ist aber ungewohnt detailreich und rauscharm. Die Aufmachung des Albums ist wie immer bei Rhino auf höchstem Niveau und das Booklet enthält viele interessante Informationen zu den Dreharbeiten und der Musik. Die Standbilder aus dem Film sind allerdings alle ausnahmslos schwarzweiß, obwohl das Booklet in Farbe gedruckt ist. Da dieses Album mittlerweile ausverkauft und unter 35 Euro gebraucht nicht mehr zu bekommen ist, können skeptische Sammler auch auf die nahezu vollständige Neuaufnahme von Intrada unter dem Dirigat von Bruce Broughton greifen, welches nicht limitiert in der "Excalibur Collection" erschienen ist. Insgesamt bekommt man mit Rozas "Ivanhoe" ein Stück typische Rittermusik aus dem goldenen Zeitalter des Kinos: Ein markantes Hauptthema, ein schmalziges Liebesthema und üppige aber melodische Action und all das im großen spätromantisch besetztem Orchestergewand. Wie auch unter den allzu farbenfrohen Kostümen und der idealisierten Darstellung der Epoche auf der Leinwand leidet auch die in der Musik durch die oben beschriebenen Merkmale die Authentizittät, ein Vorwurf, den sich die Filmmusik stets gefallen lassen muss. Allerdings hält Rozsa auch hier sein gewohnt überdurchschnittliches kompositorisches Niveau, auch wenn streckenweise einmal die "vorzeitige" Plumpheit einsetzt. Wer aber den typischen Rozsa-Mittelalter-Klang und seine spätromantische Tonsprache mag, sollte "Ivanhoe", zumindest in der (mir (noch) nicht bekannten) Neuaufnahme nicht an sich vorbei gehen lassen.
  23. Und wie interessant das für mich zu lesen war! Danke für deine detaillierten Beschreibungen. Da ich mich in letzter Zeit wieder mehr um die Filmmusik gekümmert habe, ist meine Mahler-Sammlung in der Zwischenzeit nicht weiter gewachsen, aber ich habe mir vorgenommen, dieses Jahr weiter auszubauen. Dazu sind deine Rezensionen der perfekte Wegweiser. Danke dafür! Meine Favouritenliste: 2,8,5,9,4,1,6,7,3 ... momentan und absolut nach Gefallen. Ich mag den Mahler'schen Pathos einfach, aber die Zweite punktet unglaublich durch ihre Dramaturgie. Die Fünfte war nach der Ersten, die wir schulbedingt behandelten, die erste Mahler-Symphonie, die ich alleine für mich entdeckte, die Vier ist so schön flüssig und sanft, als ob man an einem riesigen See läge und während des vorletzten Satzes langsam ans andere Ufer rudert, die Neun ruht so schön in sich, die Eins ist klasse, habe ich aber schon so oft und intensiv gehört, die Sechs ist so schön brutal, aber teilweise ein bisschen zuuu resignativ und bei der Sieben und der Drei verliere ich leider allzu gerne mal den Faden.
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