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Mephisto

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  1. Vielen Dank für die Erläuterung! Also führen die beiden Stücke von der CAM-Scheibe die kurzen Passagen zusammen oder fehlt da noch etwas? Das mit dem Glockenspiel ist eine schöne Anmerkung, das habe ich so beim Filmschauen nicht rausgehört und die Universal-CD habe ich nicht. Nur weil die Musik zur Ankunft der beiden Typen, die die Scheibe einwerfen, so aus dem Rahmen fiel und ich auch das Adagio-Thema für den Schluss ästhetisch nicht mit der Vorspannmusik zusammengebracht habe, habe ich mich gefragt, ob es sich um Originalmusik handelt. Daher nochmal vielen Dank für die Asuführung!
  2. D'ARTAGNANS TOCHTER, den ich vor Jahren mal gesehen habe(meine erste Sarde-CD dank einer Empfehlung von @sami hier), und DIE PASSION DER BEATRICE sind bezeichnenderweise auch nicht in der Box. Ich habe gestern mal mit DER UHRMACHER VON ST. PAUL weitergemacht. Ein schöner ruhiger und kleiner Film über - Überraschung! - einen (alleinerziehenden) Uhrmacher, der im Stadtteil St. Paul von Lyon ein friedliches Dasein verbringt. Eines Tages taucht die Kriminalpolizei bei ihm auf und offenbart ihm, dass sein Sohn mit dessen Freundin den Leiter des Werkschutzes der Fabrik, in der sie gearbeitet hat, umgebracht haben soll. Der Film fokussiert sich auf die verzweifelte Suche des Uhrmachers Decombes nach dem Motiv des Sohnes und die allmählich reifende Erkenntnis, dass sich die beiden offenbar doch nicht so nahe standen, wie er immer dachte. So hat er noch nie die Freundin seines Sohne getroffen, mit der dieser aber dem ehemaligen Kindermädchen schon zwei Besuche abgestattet hatte. Um der Wahrheit näher zu kommen, unterstützt er Inspektor Guilbout bei dessen Untersuchung. Guilbout stellt mit seiner ruhigen und sympathischen Art das Gegenteil des fiesen Komissars in DEUX HOMMES ANDS LA VILLE dar. Insgesamt will sich der Film einen politischen Anstrich geben, indem oftmals über die bevorstehenden Wahlen, die Vereinnahmung des Verbrechens von politischer Seite, Protesten von Sexarbeiterinnen, inkompetente Polizisten, Arbeiterstreiks etc. geredet und diskutiert wird, aber über Plattitüden kommt das Ganze meiner Meinung nach nicht heraus. Es war wahrscheinlich auch ein anderes Erlebnis, diesen Film 1974 in Frankreich zu sehen als 2024 in Deutschland. Darüber hinaus muss man als Zuschauer viel Bereitschaft mitbringen, die Verzweiflung und Hilflosigkeit des Vaters durch eigene Anteilnahme nachzuvollziehen, denn das zurückhaltende Spiel von Philippe Noiret und die unaufgeregte Regie bringen einem die Situation des Vaters nicht unmittelbar nahe. Die Musik von Philippe Sarde besteht aus sieben kurzen Stücken, die für mich im Film über kein verbindendes Element verfügen. Die Vorspannmusik lehnt sich mit dezentem Schlagzeugrhythmus und Saxophonklängen tatsächlich an die zeitgenössische Popmusik an, die spitzen Streicherifugren bei der Ankunft von zwei bezahlten Schlägertypen erinnert ein bisschen an die Gefängnisaufstandmusik aus DEUX HOMMES DANS LA VILLE und auch die anderen kurzen Passagen wirken wie für sich alleinstehende Miniaturen. Vielleicht weiß Stefan ja, ob es sich hier um wiederverwendete Stücke handelt und ob diese auf der kurzen CAM-Scheibe in Gänze zu hören sind. Auf CD sind nur zwei Auszüge dieser ersten Veröffentlichung auf einem Tavernier/Sarde-Sampler Universal France greifbar.
  3. Vielen Dank für Eure Kommentare! Tatsächlich habe ich mir auch die Bertrand-Tavernier-Edition mit 11 Blu-Rays ausgeliehen, da ist DER RICHTER UND DER MÖRDER auch dabei. Von QUAI D'ORSAI war ich ja nicht so begeistert, aber das liegt - glaube ich - auch eher am Stoff.
  4. CEMETARY CLUB und THE FIELD habe ich tatsächlich aus der Zeit (wahrscheinlich damalsbeimgroßen Colosseum-Ausverkauf mitgenommen), bin aber noch nicht dazu gekommen, den zu hören- ebenso FAR FROM HEAVEN.
  5. Wo habe ich denn geschrieben, dass ich spätromantische Symphonik bei Sarde erwarte, wobei ich auch nicht zustimmen würde, dass bis in die 60er hinein musikalisch immer nur die Filmhandlung gedoppelt wurde, aber ich denke, ich verstehe was Du meinst. "Wall to wall" war ja auch im Golden Age eher die Ausnahme, VOM WINDE VERWEHT ist ja auch "nur" zu ca. 65% mit Musik unterlegt. Ich meinte nur, dass bisher bei Sarde die Themen oft sehr melodiös, chansonesk - wenn man so will - sind. Die Stücke sind häufig kurz und formal in sich sehr geschlossen - eben mehr wie ein Lied mit Einleitung-Strophe-Refrain-Strophe-Refrain und eben nicht so frei fließend wie viele Stücke aus der Golden-Age-Sinfonik. Natürlich fehlt da der durchgehende (dezente) Schlagzeugrhythmus und der E-Bass, um das Ganze wirklich "poppig" klingen zu lassen, aber sollte ich demnächst mal die begleitenden Cembalo-Figuren, E-Bass und Drumset bei so einem Sarde-Thema hören (wie in Morricones MADDALENA oder Goldsmith's LAST RUN, dann würde mich das nicht überraschen oder käme es mir auch nicht "unpassend" vor. Das meinte ich nur, wwaum ich bei Sardes Musik bisher (!) oftmals (!) von der Struktur und von einem abstrakten Blickwinkel aus mehr Überschneidungen mit den Poptrends der damaligen Zeit sehe als mit der traditionellen "herkömmlichen" Filmvertonung. War auch nicht wertend, sondern beschreibend gemeint.
  6. Heute mal wieder mit Sarde weitergemacht: DEUX HOMMES DANS LA VILLE. Den Film hatte ich eigentlich schon für Sonntag angesetzt - noch Tage bevor ich die Nachricht vom Tod Alain Delons erhalten habe. Mich hat der Film über einen entlassenen Ex-Sträfling, der in einer anderen Stadt neu anfangen will, sehr gefesselt. Nach einem ersten schweren Schicksalsschlag schafft es Bankräuber Gino, sich ein neues Leben aufzubauen, aber schon bald treiben ihn seine ehemaligen Komplizen, die wieder Kontakt zu ihm suchen, und der ehrgeizige Komissar, der Gino einst hinter Gitter brachte, ihn die Enge. Der Film ist ein ergreifendes Plädoyer gegen die Todesstrafe. Sarde sah seine Aufgabe darin, beim Publikum Sympathie für den ehemaligen Verbrecher zu wecken, und vermeidet daher weitgehest, Spannung oder Action in irgendeiner Form zu unterstreichen, sondern zielt mit seiner elegischen Musik, in der vor allem die Streicher prominent eingesetzt sind, auf das Gefühlsleben der Figuren ab. Was mir bislang auffällt, ist, dass Sardes starke Musiken oft formal sehr geschlossen sind (Sami kritisierte das ja mal als "formstreng") und häufig sehr lyrische und cantabile (=gesangliche) Themen aufweisen. Dadurch haben seine Stücke für mich häufig den Anklang von sehr delikaten, instrumentalen Balladen. Sie erinnern mich viel mehr an elaborierte Popmusik aus dieser Zeit denn an die spätromantische Schule, aus der ja die europäische und amerikanische Filmmusik maßgeblich bis in die 50er- und 60er-Jahre schöpfte.
  7. Stimmt, wie konnte ich AGE OF INNOCENCE nur ausblenden? Es gab in den 90ern ja tatsächlich mehrere "kleine" Dramen in Bernsteins Filmographie. Ich gebe auch frei zu, dass ich bei weitem nicht alles von ihm bisher gehört habe und gerade das Spätwerk bei mir noch ziemlich unterbelichtet ist. RAMBLING ROSE, THE GOOD SON, HOODLUM oder DEEP END OF THE OCEAN kenne ich zum Beispiel weder aus den Filmen, noch habe die ich die CDs hier stehen.
  8. "sowas"? Meinst Du damit Sportfilmmusik oder pathetisch angehauchte Sachen im Allgemeinen?
  9. Oha! Damit habe ich absolut nicht gerechnet. Schöne Komplett-Edition auf alle Fälle, aus der man sich sein eigenes Album basteln kann, wenn man will.
  10. Vielen Dank, @Trekfan, da sind noch einige schöne Empfehlungen bei, die ich bisher nicht auf dem Schirm hatte. Tatsächlich ist die Bernstein-Musik überraschend uninteressant, zumal sie manchmal sogar ein Stück unpassend wirkt, indem sie manchmal nicht auf das Tempo oder die Stimmung einer Szene eingeht, sondern 70er-Stangenware-Funk-Rhythmen gespielt und geslappt werden, ohne dass es wirklich groovig wirkt. Der Film selbst hat ja auch seine Schwächen, wie Du schön ausgeführt hast. Am Anfang war er mir tatsächlich etwas "fremd" und "distanziert". Ich finde, dass nicht nur Elmer Bernstein in der aktuellen Filmmusik-Diskussion "weg vom Fenster" ist, sondern ja auch viele seiner Kollegen - auch der nachfolgenden Generation. Wer spricht noch über Bill Conti, der damals im Varése-Club regelmäßig vertreten war - oder Bruce Broughton, der immerhin noch viele Premieren auf Intrada feiern konnte. Dazu hat sich die Filmmusik einfach zu stark geändert - ebenso das Sehverhalten, aber das hat @Stefan Schlegel ja schon an so mancher Stelle ausgeführt. Ich bin ja erst so richtig zur Filmmusik gekommen, als mit Raksin, Bernstein und Goldsmith drei Größen abgetreten waren, habe also gar nicht mehr die Zeit bewusst erlebt, in der die noch aktuelle Filme vertont haben. Aber wenn ich mir die Rezensionen aus den 90ern so durchlese, scheint es, dass die damaligen Filmmusikfans eher enttäuscht vom jeweiligen Spätwerk waren und Bernstein & Co. ja eher wegen ihrer Arbeiten von 1950-1990 geschätzt waren - oder irre ich mich?
  11. Ich bin in einer Bibliothek über die DVD zu REPORT TO THE COMISSIONER gestolpert und habe mir den Film jetzt mal am Freitagabend gegönnt. Es ist wirklich 70er-Jahre-Kino par excellence mit der entfesselten Kamera, einem rauen urbanen Setting und einer Riege von Antihelden. Im Mittelpunkt steht der Mord an einer Undercoverermittlerin im Drogenmillieu, wobei der Verdacht schnell auf den schüchternen Polizisten Bo Lockley fällt, der mit seiner zurückhaltenden und rücksichtsvollen Art die ruppigen Kollegen, die ihn als "Hippie" ansehen, irritiert hat. Zu Beginn kommt der Film etwas schwer in Fahrt, gewinnt dann aber im wahrsten Sinne des Wortes Tempo. Der Einstieg ist etwas zerfahren, nach dem Vorspann besteht der Film dann erstmal aus Rückblenden, die sich wie Puzzleteile zusammensetzen und sich die Zusammenhänge erst stückweise erschließen. In der Mitte punktet der Film mit zwei rasant inszenierten und ungewöhnlichen Verfolgungsjagden: Ein obdach- und beinloser Vietnamveteran verfolgt auf seinem primitiven Rollbrett ein Taxi undwenig später liefern sich Bo und der Drogenboss "The Stick" eine Verfolgungsjagd zu Fuß durch halb New York. Ich konnte gut verstehen, warum Elmer Bernsteins Musik damals nicht regulär veröffentlicht wurde. Dem Zeitgeist entsprechend lieferte er funky Rhythmen, aber alles wirkt etwas zerfahren und funktional, da gibt es weitaus besseres von seinen Kollegen. Für Komplettisten erschien die Musik ja immerhin vor 16 Jahren auf einer Club-CD, die hier aber auch kein reges Interesse hervorgerufen hat.
  12. Habe mal einen Sprung ins aktuelle Jahrtausend gemacht: QUAI D'ORSAY... Uff... Also, mir ist bekannt, dass es sich bei der Rededes damaligen französischen Außenministervo der UN mit den berühmten Worten "Et c'est un vieux pays, la France, d'un vieux continent comme le mien, l'Europe" beginnt, französisches Kulturgut ist und zu den drei großen französischenReden gehört, die alle in der Schule einmal durchgenommen haben. Insofern mag ich es als Deutscher auch noch schwieriger finden, einen zwei Stunden langen Film um das Entstehen einer drei Minuten langen Rede zu stricken. Letzten Endes habe ich nicht nachvollziehen können, an wen sich dieser Film richtet. Wirklich "die Franzosen"? Schauen die sich echt gerne zwei Stunden lang Anzugträger in opulenten Räumen an, die ein bisschen debattieren? Dafür ist leider keine Figur stark genug gezeichnet (der Sonderberater für Amerika, der eigentlich total antiamerikanisch ist, die Sonderberaterin für Afrika, die halbherzig als Femme fatale eingeführt wird), verschiedene Handlungsstränge verschwinden wieder oder kommen gar nicht erst zum Tragen, sodass man dem Film schnell nur noch gelangweilt und desinteressiert folgt - wenn überhaupt. Es ist überhaupt nicht klar, ob das jetzt eine Komödie sein will oder doch eher eine nationalistische Bauchpinselung mit humoristischem Einschlag. Besonders interessant, dass selbst der Höhepunkt, die Rede, dann am Ende einfach komplett verpufft. Philippes Sardes Musik ist vielleicht das einzig ansprechende an dem Film. Auch hier folgt er einem Konzept, das er in früheren Arbeiten anwendet, indem seine Musik hauptsächlich bei Montagen oder dialogfreien Momenten zu hören ist. Es sind vergnügte kleine Miniaturen, durchsichtig instrumentiert, häufig temporeich und mit Witz. Schöne Musik, den Film dazu brauche ich aber wirklich nicht.
  13. Die ist im aber an anderer Stelle zu hören und zwar zu Beginn von "Jar Jar's Introduction"(Nr. 4)- insofern fand Williams die schon gut genug. Ich mag's als einleitendes Vorspiel sehr gerne und find's auch nicht zu bildbezogen. Es ist halt eine schöne Eröffnung und fällt nicht direktmit der Tür ins Haus.
  14. EPISODE I sprüht musikalisch nur so vor Einfällen. Noch interessanter finde ich das quirlige Holzbläservorspiel zu dem Jar-Jar-Thema. Mittlerweile greife ich, wenn ich mal wieder einen Prequel-Score hören möchte, zu EPISODE II, weil der am wenigsten Themen eingeflochten hat und nicht so nach STAR WARS klingt. Die Aneinanderreihung von Leitmotiven in Episode IV-VI habe ich mitlerweile zu Genüge gehört und EPISODE I war eine meiner ersten CDs, sodass ich die komplett mitsingen kann.
  15. Heute ging es mit LE TRAIN weiter - einem starken Film mit einer starken Sarde-Musik. Nebeneinem absolut überraschenden Schockmoment wartet der Film auch mit einem unglaublich starken Ende auf! Sardes Musik ist für seine Verhältnisse fast schon melodramatisch, das lyrische Thema mit den bewegten Begleitfiguren, die eventuell für die gleichmäßige Bewegung des titelgebenden Zugs stehen können, wird von den Streichern getragen und von Sarde mehrfach voll zur Blüte gebracht. Diesen lyrischen Klängen stehen harsche und rhythmisch dominierte Passagenfür den Zweiten Weltkrieg gegenüber, die überwiegend über historische Aufnahmen von dem deutschen Angriff auf Frankreich begleiten. Ohnehin ist die Einbindung von Archivmaterial, das dann wieder in die Spielhandlung übergeht, sehr gelungen und bereitet eben jenen Schockmoment vor. Die Musik begleitet kaum Dialogszenen, sondern erklingt hauptsächlich während Montagen oder längeren gesprächslosen Momenten und kommt so voll zur Geltung. Zusammen mit LE CHAT handelt es sich bei der (leider mittlerweile vergriffenen) Quartet-CD um einen echten musikalischen Schatz!
  16. Das tut mir wirklich Leid zu lesen. Ich hoffe, der Herbst wird wieder besser.
  17. Ja, Du warst ja auch ein paar Wochen untergetaucht, oder? "Moon River" ist schon ein faszinierendes Beispiel für einen eingängigen Song, der aber harmonisch so ausgefuchst ist - das ist schon faszinierend. Schön, diese ganzen Schattierungen hier einmal so auf einen Blick zu sehen.
  18. Ich habe diesen Sommer mal geschaut, was die Berliner öffentlichen Bibliotheken so an Filmen haben, die von Sarde vertont wurden, und würde fündig. Das interresante ist für mich nicht nur Sardes Musik selbst, sondern auch der Umstand, dass der Mann seit über 50 Jahren überwiegend französisches Kino in verschiedensten Ausprägungen musikalisch betreut hat: Von den Dramen eines Claude Sautets über bekloppte Pierre-Richard-Komödien, Kostümfilmen und zeitgenössischen Dramen ist so ziemlich alles dabei. Ich habe - wie ich es am liebsten tue - chronologisch am Anfang gestartet, also mit CHOSES DE LA VIE, LE CHAT, MAX ET LES FERAILLEURS und CÉSAR ET ROSALIE sowie VINCENT, FRANCOIS, PAUL ET LES AUTRES. An CHOSES DE LA VIE hatte ich ziemlich hohe Erwartungen, die nicht vollständig erfüllt wurden. Wie auch MAX ET LES FEAILLEURS und CÉSAR ET ROSALIE finde ich die Ansätze in der Figurenkonstellation sehr interessant, aber durch Sautets unaufgeregte Inszenierung zieht er die Schraube nie so stark an, wie es seine Stoffe meiner Meinung nach vertragen. Die Beziehungskrise zwischen Pierre und Hélène war für mich nur mäßig interessant und dümpelt zu Beginn zu sehr dahin, als dass die Bedrohung, die der Brief von Pierre schließlich entwickeln könnte, sich nie so richtig entfaltet. Nur für den Kontext: Die Musik von Sarde, in der das Klavier eine prominente Rolle einnimmt, und die von einem balladenhaften Hauptthema getragen wird, klingt für mich sehr "europäisch", vor allem in der weichen, zurückgenommen Instrumentierung. Faszinierend ist aber auch der Vorspann, in dem Pierres Unfall famos mit rückwärts laufenden Einstellungen in Szene gesetzt ist. Hier wechseln sich Melodiefragmente im Klavier mit aufbegehrenden Streichern für die Unfallszenen ab. CÉSAR ET ROSALIE war für mich bisher der schwächste Sautet-Film, auch musikalisch fand ich diesen puslierenden Moog-Synthesizer ziemlich nervig. Den Film habe ich bereits vor ein paar Wochen gesehen und schon fast komplett vergessen. Auch bei MAX ET LES FERAILLEURS hätte ich mir ein bisschen mehr Intensität gewünscht. Lustigerweise ist der deutsche Titel DAS MÄDCHEN UND DER KOMISSAR nicht verkehrt, verschiebt aber den Fokus, denn Max geht es als erfolglosem Polizisten nicht darum, das "Mädchen" rumzubekommen, sondern die Kleinganoven, die nun versuchen, eine Bank auszurauben, auf frischer Tat zu ertappen. Nachdem er erfolglos nach einer Bankräuberbande her war, beschließt Max nun, einen Kleinkriminellen dazu anzuregen, eine Bank zu überfallen. Hierzu baut er eine Beziehung zu dessen Freundin Lili auf, die sich prostituiert.Er gibt sich als Bankier aus und steckt ihr"zufällig" Informationen, die sie wie erwartet an ihren Freund weitergibt, der daraufhin den Raubüberfall plant - nicht ahnend, dass es sich um die Falle eines Polizisten handelt. Tatsächlich ist das Verhältnis zwischen Max und Lili ambivalent und wechselhaft. Sautets gelassene Inszenierung lässt Raum für Interpretation, aber ich hätte es schön gefunden, wenn er diese Ambivalenz noch viel stärker ausgekostet hätte. Sardes Musik fand ich etwas merkwürdig. Mit der gedämpften Trompete bedient er schön ein Noir- und Krimiklischee, aber in der brachialen, fast schützenvereinskapellenähnlichen Variante zum Vorspann wirkt die Musik nur irritierend, hält sich im Film viel stärker zurück und ist auch sparsam eingesetzt. FRANCOIS, PAUL ET LES AUTRES gefiel mir mit MAX ET LES FERAILLEURS als Film von Sautet bisher am Besten. Ich bin zwar (noch) nicht die Zielgruppe (Männer in den Wechseljahren in der Midlife-Crisis), aber mich hat das Motiv des erzwungenen Neuanfangs und des "das Beste daraus machen" abgeholt. Sardes Musik ist typischerweise um ein liedhaftes Hauptthema aufgebaut und bedient mit dem Bandoneon als prominentes Instrument einen leicht "südländisch-folkloristischen" Anstrich. Der erste von Sarde vertonte nicht-Sautet-Film in dieser kleinen Retrospektive war das Ehedrama LE CHAT von Pierre Granier-Deferre. Es ist eine wahre Freude zu sehen, wie sich Jean Gabin und Simone Signoret sich als altes Ehepaar angiften. Auch Sardes melancholische Musik ist toll. Besonders zart besaitete Tierfreunde sollten sich allerdings überlegen, den Film anzusehen, denn offensichtlich hat man die titelgebende Katze, die auch zentrales Objekt in der Auseinandersetzung zwischen dem Paar ist und viel Zeit auf der Leinwand bekommt, für den Film wirklich getötet (wenn auch außerhalb des Bildes). Ich denke nicht, dass man das Tier nur durch Betäubung so leblos und schlaff bekommen hat. Interessanterweise findet man dazu absolut nichts im Internet, wo es ja diverse Listen mit Filmproduktionen gibt, bei denen Tiere verletzt oder getötet wurden.
  19. Das war auch mein Gedanke! Wird natürlich bestellt, wenn auch erst im September, weil noch ein Umzug ansteht. Mag Stefan vielleicht noch erzählen, wie es zu der Veröffentlichung kam und ob diese CD Hoffnung auf weitere Lavagnino-Veröffentlichungen machen darf?
  20. Das ist ohne Frage ein herber Verlust. Normalerweise berühren mich die Todesnachrichten von Stars und Prominenten selten, da ich diese Leute persönlich nicht kenne und höchstens bedauern kann, dass da "jetzt nichts mehr kommt" - wie im Falle von Christopher Lee, zum Beispiel. Diese Nachricht hat mich aber sehr überrascht und auch ein wenig traurig gemacht. Wenn ich hier meinRegal mit der fast vollständigen Intrada Special Collection oder die Reihe der Signature Edition anschaue, dann ist das ein gewaltiges Vermächtnis, dass Fake der Filmmusikwelt hinterlassen hat. Aber es hätte eben noch mehr kommen können! Und es bedeutet auch, dass eine Ära langsam aber sicher zu Ende geht. Nach dem offiziellen Aus von FSM, dem stillen Wegbröckeln von Veröffentlichungen aus dem Hause Kritzerland hat jetzt auch Intrada eine wichtige Stütze verloren. Große Hoffnung auf eine längere Zukunft mache ich mir jedenfalls nicht. Und wenn es anders kommen sollte, ist es mir lieber, ich werde positiv überrascht als dass meine Hoffnungen enttäusch werden.
  21. Ich habe den noch gar nicht und ich muss auch sagen, dass mich diese Suitenform gerade bei Zimmer nicht reizt. Da wird einfach so viel unzusammenhängendes zusammengeklatscht. Das mochte bei THE ROCK noch klappen, aber ich erinnere mich auch noch an einen Artikel in FSM, wo sich die Autoren an diesem Albumkonzept gestört haben. BRACKDRAFT habe ich aus diesem Grund auch immer gemieden.
  22. Immerhin ist die Originaleinspielung auch auf einer längst vergriffenen TWILIGHT-TIME-Blu-Ray erhältlich. Also schön, dass der nochmal richtig auf CD kommt.
  23. Kritzerland hat ja auch schon viel Glasser veröffentlicht, BSX ist mittlerweile bei Volume 5 ihrer Glasser-Reihe und Kronos legt auch immer wieder nach. Dass ausgerechnet von Glasser so viel rumfliegt, ist eine Ironie der Geschichte. Wenn man wenigstens die ganzen Sirk-Sachen von Skinner in dieser Form bekommen könnte, aber das wird ja nichts mehr.
  24. Der Film ist aber auch eher abgespaced, oder?
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