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Mephisto

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Alle Inhalte von Mephisto

  1. 1970 entstand mit ARIZONA SI SCATENÒ... E LI FECE FUORI TUTTI eine Fortsetzung zu dem vier Jahre zuvor gedrehten ARIZONA COLT. Gilt ersterer als einer der gelungensten Beiträge zum Italowestern, erntete die unter DER TOD SAGT AMEN in Deutschland gelaufene Fortsetzung keine guten Kritiken. Erstmals zugänglich wurde die Musik von Bruno Nicolai auf dem letzten Album der dreiteiligen Reihe „The Western Music of Bruno Nicolai“ des spanischen Labels Saimel. Konnte das erste Album mit den Musiken zu UOMO AVVISATO MEZZO AMMAZZATO... PAROLA DI PSIRITO SANTO und I CORVI TI SCAVERANNO LA FISSA noch streckenweise überzeugen, wurde auf der zweiten CD mit NA NUVOLA DI POLVERE... UN GRIDO DI MORTE... ARRIVA SARTANA eine absolut inspirationslose Komposition Nicolais erstveröffentlicht. Auch bei ARIZONA SI SCATENÒ... E LI FECE FUORI TUTTI wird uns kein unterschätztes Meisterwerk dargeboten, sondern eine durch und durch routinierte Arbeit. ARIZONA COLT wurde 1966 von Francesco de Masi vertont. Seine Musik zählt zu den besten Westernvertonungen des Komponisten, wenn nicht zu seinen besten Werken überhaupt. Nicolai nimmt auf die Arbeit seines Kollegen allerdings keinen Bezug, sondern komponierte eine Zahl eigener Themen und Motive. Im Gegensatz zu de Masi konnte er auch nicht auf ein voll besetztes Orchester arbeiten, sondern musste seine Musik für Mundharmonika, Gitarren, E-Bass, Tasteninstrumente, Perkussion, ein Horn und Stimme instrumentieren. Den Kernpunkt bildet das vergnügte Titellied, dargeboten von der Formation „I Cantori Moderni“, dessen Text die Stupidität vieler anderer Italowesternsongs noch zu überbieten vermag: „I guess I gotta get my gun, I guess I gotta shoot someone... Bang! Bang! Hey, Yippie-Yay-Yeah!...“ Dabei steht der Text diametral zu der vergnügten Melodielinie, die tatsächlich einiges an Ohrwurmqualität besitzt. Das Titellied „Arizona Gun“ findet sich denn auch häufiger in der ersten Filmhälfte, die von komödiantischen Szenen doniniert wird. Die obligatorische Varinate, in der die Melodie lediglich gepfiffen wird, darf hier ebensowenig fehlen wie eine Fassung für Mundharmonika und Begleitung. Nicolai komponierte noch ein weiteres vergnügtes Thema, das über sanfte Gitarrenbegleitung gepfiffen wird, aber leider nur einmal zu Gehör gebracht wird („Sequenza Nr. 13“). Ein „seriöseres“ instrumentales Seitenthema wird relativ bald etabliert und löst „Arizona Gun“ schnell als zentrales Thema ab. Es wird häufig vom Horn, einem der wenigen reinen Melodieinstrumente, die Nicolai zur Verfügung standen, intoniert, vermag sich aber niemals so gut im Gedächtnis festzusetzen wie das alberne Titellied. Zu den interessantesten Momenten gehören noch „Sequenza Nr. 9“ und „Sequenza Nr. 24“, in denen das Seitenthema über durchgehende Tomtomrythmen intoniert wird. Als weitere melodische Elemente nehmen ein Suspensemotiv, häufig im tiefen Register von der E-Gitarre und dem Cembalo gespielt, sowie eine mexikanisch-folkloristsche Melodie einen großen Raum in der Partitur ein. Insgesamt schuf Bruno Nicolai für ARIZONA SI SCATENÒ... E LI FECE FUORI TUTTI eine zweckdienliche Partitur, die nicht nur unter der kleinen Besetzung, sondern leider auch an der Uninspiriertheit der melodischen Einfällen leidet. Das vergnügte Thema aus „Sequenza Nr. 13“ wird nicht weiter ausgebaut und einzig das Titellied bleibt von dieser Musik im Gedächtnis. Allerdings fragt man sich, ob es wirklich die schmissige Melodie ist oder doch nur der überaus dumme Text, der diese Musik vor der völligen Belanglosigkeit bewahrt.
  2. Den hat mir Sami damals empfohlen... Naja, morgen gibt's dann den dritten Teil.
  3. UNA NUVOLA DI POLVERE... UN GRIDO DI MORTE... ARRIVA SARTANA - Bruno Nicolai Das zweite Album aus einer dreiteiligen Reihe mit der Westernmusik von Bruno Nicolai ist ausschließlich der Vertonung von UNA NUVOLA DI POLVERE... UN GRIDO DI MORTE... ARRIVA SARTANA gewidmet. SARTANA KOMMT ist der vierte von insgesamt fünf SARTANA-Filmen und der letzte, in dem der trickreiche Meisterschütze in Totengräberkluft von Gianni Garko dargestellt wurde. Bruno Nicolais Musik zu diesem Schießwütigen Epos, in dem vier Abenteurer einer halben Million Dollar hinterherjagen, entpuppt sich leider als äußerst dröge und zähe Angelegenheit. Eine kernige Viertonfigur der E-Gitarre mit anschließendem Einwurf der Okarina dient als musikalisches Signum für den Protagonisten. Hier kommt noch ein bisschen Italowesternflair auf, ebenso wie bei diversen Ritt-Passagen für E-Gitarre und treibende Orchesterbegleitung. Allerdings wirken diese musikalischen Idiome derart abgegriffen wie auch das Hauptthema, das man so ähnlich schon oft gehört hat: In Blech und Streichern legt sich eine uninspirierte, hauptsächlich auf Dreiklangsbrechungen aufbauende Melodie über das rhythmische Fundament des Orchesters. Ein weiteres Manko in der Musik liegt darin, dass Nicolai überhaupt nichts aus seinen dünnen thematischen Einfällen macht, sondern sich für einen Großteil der Komposition auf funktionale Suspensemusik beschränkt, die als Hörerlebnis äußerst unzufriedenstellend daherkommt. Wie auch das Hauptthema wurden die Spannungspassagen aus den typischen Versatzstücken zusammengesetzt und erfüllen im Zusammenhang mit dem Bild ihren Zweck, bleiben darüber hinaus aber vollkommen bedeutungslos. Erst in den letzten zehn Minuten greift der Komponist wieder auf seine zwei melodischen Einfälle – die Ritt-Melodie der E-Gitarre und das Hauptthema – zurück, hat allerdings durch die vorherigen drögen 40 Minuten den Hörer schon derart gelangweilt, der sich nun auch nicht mehr für die variationsarmen Darbietungen des Hauptthemas interessiert. Mit der CD von Saimel wurde zwar eine Lücke geschlossen, da es zuvor - mit Ausnahme der Titelmusik auf dem Album zu IL MIO NOME S SHANGHAI JOE keine Musik zu UNA NUVOLA DI POLVERE... UN GRIDO DI MORTE... ARRIVA SARTANA auf Tonträger gab, in Anbetracht der über 50 Minuten Langeweile fragt man sich aber zu Recht, ob jemals Bedarf bestand, diese Lücke zu schließen. Einzig und allein Komplettisten oder absoluten SARTANA-Fans kann man diese Scheibe empfehlen, die mit einem dünnen Begleitheft ohne Filmbilder und einer Inhaltsangabe auf Spanisch daherkommt. Wie auch bei den anderen drei Nicolai-Westernmusiken, die im Rahmen dieser Reihe veröffentlicht wurden, punktet das Album allerdings durch eine sehr klare Tonqualität, aber was nützt das, wenn die Inspirationslosigkeit in aller klanglichen Sauberkeit aus dem Lautsprecher tröpfelt?...
  4. Wow! Vielen Dank für diesen Beitrag, Angus! Von de Masi habe ich mir vor zwei Jahren die alte Beat-Ausgabe zu THUNDER III gekauft, bin dazu aber noch nicht vorgedrungen. LONE WOLF MCQUADE fand ich sehr unterhaltsam und habe mich davon ausgehend ja auch näher mit de Masis Westernmusiken auseinandergesetzt - mit einigen echt schönen Funden. Allerdings gibt es in seinen Westernmusiken ja relativ wenig "richtige" Action-, sondern eher Suspensemusik. Die wenigen Actionpassagen, die ich von ihm kenne, haben mich bisher nicht so umgehauen wie seine melodisch-thematischen Passagen. Mit knappen melodischen Zellen, die ziemlich generisch sind, zu arbeiten, ist ja an sich kein roblem, aber ich finde, dass de Masi selten die Wucht seiner Besetzung (die ja auch nicht immer groß waren) voll auszunutzen, weil die unterschiedlichen Instrumentegruppen sich die einzelnen Motivzellen abwechselnd zureichen, selten aber tutti musiziert wird. Daher ist es schön zu lesen, dass THUNDER und MAD DOG auch mit ausreichend Americana daherkommen.
  5. Auf dem ersten von insgesamt drei der Westernmusik Bruno Nicolais gewidmeten Alben präsentiert das spanische Label Saimel die Musiken zu UOMO AVVISATO MEZZO AMMAZZATO... PAROLA DI PSIRITO SANTO und I CORVI TI SCAVERANNO LA FISSA. UOMO AVVISATO MEZZO AMMAZZATO... PAROLA DI PSIRITO SANTO wurde in Deutschland unter dem Titel EIN HALLELUJA FÜR SPIRITO SANTO verliehen und führte nach Django, Ringo und Sabata eine neue Figur ein, der eine Reihe von Filmen gewidmet war. Bei Spirito Santo handelt es sich um einen Beschützer der Hilflosen, der fast als Heiliger mit Superkräften inszeniert wird. Stets in weiß gekleidet und von einer Taube begleitet kämpft er im ersten Film gegen die Schergen des General Ubartes, der das mexikanische Volk unterjocht. Für Zeit und Ort der Handlung komponierte Nicolai, durch die Arbeit an anderen Revolutionswestern bereits erfahren, ein äußerst schmissiges Titellied, das vom Chor über die treibende Begleitung des kleinen Orchester und einem besonders prominent vertretenen Cembalos intoniert wird und es ohne Zweifel mit ähnlich gelagerten Liedern aus CORRI, UOMO, CORRI und Konsorten aufnehmen kann. Für Spirito Santo entwarf der Komponist eine lässige, über dezente Begleitung gepfiffene Melodie sowie eine kurze Orgelkadenz. Wird erstere nach der Einführung Spirito Santos kaum mehr aufgegriffen, fungiert im weiteren Verlauf die Orgelkadenz als Signum für den merkwürdigen Protagonisten. Das Revolutionslied „Libertad“ erklingt in abgespeckter Version auch an drei weiteren Stellen im Film und wird es hauptsächlich vom Chor über Gitarren gesungen und erhält so einen besonders „historisch korrekten“ Anstrich. Eine ansprechende ruhigere Variante in „Seuqnza“ präsentiert die Melodie im Cembalo über zurückhaltende Gitarrenbegleitung. Trotz des großen thematischen Potentials in Form von „Libertad“ und dem Pfeifthema für Sprito Santo besteht ein Großteil der Musik aus Suspensepassagen, die allesamt kompetent gemacht sind, den Hörfluss aber auf Dauer hemmen. Flächige Streicher bilden häufig das Fundament für einzelne Motivzellen in der E-Gitarre, die sequenziert und dynamisch gesteigert werden. Im letzten Drittel erklingen zwei äußerst alberne Saloonpiecen, die sich nicht so ganz in den Hörfluss integrieren wollen. I CORVI TI SCAVERANNO LA FISSA ist ebenfalls ein später Beitrag zum Genre. Der durchschnittliche Rachewestern kam im deutschen Sprachraum bisher noch nicht zur Aufführung. Auf CD erweist sich I CORVI TI SCAVERANNO LA FISSA als weitaus konziser denn UOMO AVVISATO MEZZO AMMAZZATO... PAROLA DI PSIRITO SANTO, handelt es sich um mehrere Variationen dreier Themen. Das Hauptthema wird von schattenhaften und verhuschten Tremoli der Streicher und Flatterzungen der Flöte eröffnet, die eine tolle „Nachtatmosphäre“ kreieren, bevor nach einem wuchtigen Glockenschlag die eigentliche Titelmelodie erklingt. Über einen sanften Streicherteppich erklingt der A-Teil des Themas unisono in der Flöte und dem Cembalo, eine leicht poppige synkopische Klavierfigur füllt die Liegetöne der Melodie aus. Der B-Teil weist mit der Solotrpmete über einen Bolerothythmus deutlich mehr Pathos auf. Dreimal erklingt das Hauptthema in dieser Form fast unverändert im weiteren Verlauf des Films, allerdings entwarf Nicolai noch eine ansprechende Variation, in das Thema von einer Orgel gespielt und anschließend von der Solovioline fortgeführt wird. Neben der Titelmelodie schrieb der Komponist zwei weitere Themen: Eine etwas beschwingtere Melodie, die vom Cembalo über eine dezente Begleitung der Rhythmusgruppe gespielt wird und einen leicht mexikaischen Einschlag aufweist sowie ein melancholischeres Thema, das insgesamt zweimal erklingt. Insgesamt mag es ein lobenswertes Unterfangen sein, bisher unzugängliche Westernmusik von Nicolai zu veröffentlichen – der Markt ist ja ohne Frage da. Allerdings kranken auch diese beiden Genrebeiträge unter ständigen Wiederholungen und im Falle von UOMO AVVISATO MEZZO AMMAZZATO... PAROLA DI PSIRITO SANTO unter spannungsarmer Spannungsmusik und albernen Saloonstücken. I CORVI TI SCAVERANNO LA FISSA bildet da das rundere Hörerlebnis, auch wenn es hier ebenfalls nur eine Auswahl der präsentierten Stücke tun würde.
  6. Ein beeindruckender Film, der mit der Musik eine hervorragende Wirkung erzeugt. Vielleicht mein Favorit der Tarkovsky-Filme, die ich kenne. Hatte nie auf dem Schirm, dass es dazu eine Veröffentlichung gab.
  7. Aber ist der nicht deswegen schon lange vergriffen, weil sich kaum jemand dafür interessiert hat und FSM daher die noch ausstehenden 2000 Stück nicht gepresst hat? Hätte den jetzt überhaupt nicht auf dem Schirm, dass der gefragt ist.
  8. I GIORNI DELLA VIOLENZA - Bruno Nicolai Die Musik zu I GIORNI DELLA VIOLENZA stammt von dem bereits im Westerngenre durch 100.000 DOLLARI PER RINGO, EL CISCO und DJANGO SPARA PER PRIMO erfahrene Bruno Nicolai – eine zweistellige Zahl weiterer Westernvertonungen sollte bis 1973 noch folgen. Die Musik zu I GIORNI DELLA VIOLENZA geht - gemessen an Nicolais eigenen Kompositionen und denen seiner Kollegen - nicht über routiniertes Handwerk hinaus, hält allerdings einige Feinheiten für den geneigten Hörer parat. Dem Komponisten stand eine kleinere Besetzung aus Streichern, Schlagzeug, Gitarre, zwei Trompeten und einer Posaune zur Verfügung – eine übliche Besetzung für derartige Produktionen, denn nicht immer konnten Komponisten bei solchen Italowestern mit einem voll besetzten Orchester rechnen. Hauptsächlich fußt die Musik auf zwei melodischen Gedanken: einem Hauptthema und einem Liebesthema. Ersteres besteht aus zwei Teilen, die beide sehr cantabil gestaltet sind könnten auch als Fundament für die Strophe und den Refrain eines Titelsongs herhalten. Die dezente Begleitung des Drumsets (durchlaufende Achtel und Randschlag (rim-klick) auf den unbetonten Zählzeiten) verstärkt diesen poppigen Eindruck. Das Thema selbst wird von der ersten Trompete intoniert, während die zweite, mal mit mal ohne Dämpfer, militärsignalähnliche Figuren einwirft, lange Streicherakkorde füllen den Klang zusätzlich etwas auf. Das Hauptthema erklingt nahezu unverändert auch in diesem Arrangement im Film. Etwas facettenreicher tritt hingegen das Liebesthema in Erscheinung. Eine schön „klassisch“ ausladende Melodie, erklingt es zuerst in der Sologitarre, um später hauptsächlich von den Streichern voll ausgespielt zu werden. Das Liebesthema bestreitet den größten Teil der Musik, die neben ihren zwei Themen auch mit wenig Suspense und Action aufwartet. Letztere Passagen sind aber nicht wirklich der Rede wert, die Suspensepassagen gehen immerhin über die übliche rein funktionsmäßige Spannungsmusik hinaus, da Nicolai hierfür hauptsächlich auf die Streicher zurückgriff, die hier unbehaglich tremolieren, aber auch für die Action stehen dem Komponisten ein Schlagzeuger und Streicher zur Verfügung. Somit erklingt zweimal ein synkopischer Tutti-Rhythmus, der zwar (im Gegensatz zum Hauptthema) einiges Westernfeeling aufkommen lässt, aber nicht wirklich ausgearbeitet und zusätzlich unsauber gespielt wird. Letzten Endes ist die Musik zu I GIORNI DELLA VIOLENZA alles andere als ein Pflichtkauf, aber bei Weitem nicht so uninteressant wie viele andere Italowesternmusiken. Eine 37 Minuten lange Suite wurde erstmals 1997 zusammen mit IL MIO NOME E SHANGHAI JOE auf CD gepaart, bevor GDM 2003 die vollständige Musik im Rahmen des GDM Clubs veröffentlichte. Auch hier genügt es letzten Endes, für die eigene Bibliothek das Hauptthema und eine repräsentative Darbietung des Liebesthemas zu extrahieren, denn auf die Dauer wirkt die Musik etwas zu repetetiv.
  9. Naja, es gibt schon einige Italowesternmusiken, die man sich gut komplett anhören kann: ZWEI GLORREICHE HALUNKEN, 100.000 DOLLARI SUL RINGO, SETTE DOLLARI SUL ROSSO, SPORCA STORIA NEL WEST und auch bei den Erweiterungen aus IL SUO NOME GRIDAVA VENDETTA, UNO DOPO L'ALTRO oder war schon vieles dabei, was es so nicht auf die Album-Versionen geschafft hätte und worüber ich mich jetzt sehr freue, aber klar - das sind eher Ausnahmen die die Regel bestätigen. Was I LUNGHI GIONRI DELLA VENDETTA betrifft, werde ich mir demnächst nochmal die LP-Zusammenstellung programmieren. Ich finde es aber wichtig, hier auf die gesamte Musik einzugehen und auch ihre Wirkung auf CD zu beurteilen. Auch wenn ich dann oft zu dem Urteil komme, dass man sich größtenteils eine eigene Auswahl zusammenstellen sollte, möchte ich mich hier ja umfassend mit den Musiken auseinandersetzen.
  10. Danke für den Tipp - da ich die GDM habe (habe das Cover nicht auf die Schnelle gefunden), werde ich die Liste die Tage einmal ausprobieren. Mich wundert auch, dass die Musik immer wieder in noch längeren Fassungen erhältlich ist, vielleicht auch, weil der Film ganz gut sein soll. Auf welchem Tarantino-Soundtrack ist der denn enthalten? Kann mich gar nicht mehr erinnern, den in einem Film von ihm gehört zu haben und habe auf den Titellisten nichts gefunden. Die mittlerweile ausverkaufte GDM-CD wird ja auch für gutes Geld gehandelt, hier kann dann echt nur noch der Sammlerwert ins Gewicht fallen...
  11. I LUNGHI GIONRI DELLA VENDETTA - Armando Trovaioli Nicht selten basieren Italowestern auf literarischen oder anderen Vorlagen wie zum Beispiel die im Wilden Westen angesiedelte „Hamlet“-Verfilmung QUELLA SPORCA STORIA NEL WEST oder der auf Prosper Mérimées Novelle „Carmen“ basierende Film L'UOMO, L'ORGOGLIA, LA VENDETTA, der in Deutschland als Western MIT DJANGO KAM DER TOD synchronisiert wurde. I LUNGHI GIONRI DELLA VENDETTA gehört zu den ambitionierteren Italowestern und entstand frei nach Motiven aus Alexandre Dumas' Roman „Der Graf von Monte Christo“. Die Musik steuerte Armando Trovaioli bei, dem ein mittelgroßes Ensemble von Streichern, Gitarren, E-Bass, Perkussion, Trompete, Englischhorn und Mundharmonika zur Verfügung stand. Trovaiolis Musik ist fast durchgehend melodisch gearbeitet, als einziges kleines Suspense-Element fungiert eine auf der E-Gitarre oder dem E-Bass schnell aufgeführte Tonrepetition, die in mehreren Passagen auftritt, reines Suspensewerk gibt es aber erstaunlicherweise nicht. Stattdessen entwarf der Komponist gleich eine handvoll Themen. Als erstes ist hier die Titelmelodie zu nennen, die – von der Solotrpmete über die Streicher intoniert – zu Beginn des Films erklingt. Der Ambitus dieser getragenen Linie wird stufenweise erweitert, bevor sie sich pathetisch entlädt. Interessanterweise ist das Thema fast ausschließlich zu Beginn und am Ende des Films in seiner Gänze zu hören, während es im Verlauf des „underscorings“ stets nur angedeutet wird. In solchen Fällen erklingen die Anfangsintervalle meistens in der Gitarre. In „La Prateria“ führt Trovaioli auch ein apartes Ritt-Thema über dem typischen „Galopp-Rhythmus“ der kleinen Trommel und pointierte Streicherfiguren in der Trompete ein, das bald von der E-Gitarre und dem Englischhorn übernommen wird. Dieses wird aber leider schon gegen Ende des ersten Drittels zum letzten Mal erklingen. Einen weiteren wichtigen Bestandteil des thematischen Fundus' bilden zwei „americanaartige“, gesangliche Themen, die häufig von der Mundharmonika, seltener von der E-Gitarre über Akustikgitarrenbegleitung intoniert werden. Leider krankt die Musik trotz oder gerade wegen dieser thematischen Fülle, denn kein melodischer Einfall ist derart originell, dass er wirklich auffällt, insbesondere die Mundharmonika-Themen lassen sich am Anfang schnell verwechseln. Das Titelarrangement des Hauptthemas mag in der verhallten Abmischung und mit den getragenen Streichern noch einige Stimmung zu vermitteln, verfällt die Musik bald in die immergleichen Muster. Kaum ein Einfall wird variiert, es erscheint fast, als wären hier sämtliche Takes ein- und derselben Stücke auf die CD gepresst worden. Daher gestaltet sich ein vollständiger Hördurchgang der kompletten Musik bald als überaus eintönig und spätestens ab dem letzten Drittel sind viel Geduld und Sitzfleisch gefordert, um die x-te uninspirierte Darbietung der beiden Mundharmonikathemen über sich ergehen zu lassen. Interessanterweise scheint die Nachfrage nach oder zumindest das Interesse an der Musik relativ groß zu sein. In Italien erschien 1985 eine LP mit Auszügen aus der Musik, 1997 in Japan die erste CD mit ungefähr der Hälfte der Musik, bevor 2001 GDM eine erste vollständige Veröffentlichung vorlegte, die 2007 mit einer japanischen Ausgabe getoppt wurde, auf der ein weiterer Titel enthalten ist. 2016 erschienen nochmals 500 Exemplare einer limitierten italienischen CD zu I LUNGHI GIONRI DELLA VENDETTA. Klar, die Musik ist ja nicht schlecht und recht stimmungsvoll, wird aber auf die Dauer eine echt zähe Hörangelegenheit, weswegen ich dazu raten würde, deutlich zu sondieren. Fünf oder sechs repräsentative Passagen aus dieser Musik können schließlich richtig Spaß machen, alles darüber hinaus wird überflüssig.
  12. Muss auch mal ein Label wieder auflegen ;). Die Promo ist ja offensichtlich nur zu Mondpreisen erhältlich. Auch 3:10 TO YUMA von Duning wäre mal schön als reguläres Album.
  13. Skinner ist ohnehin furchtbar unterrepräsentiert auf CD, würde mir auch mal gescheite Verröfentlichung seiner Musiken zu den Douglas-Sirk-Filmen wünschen. Wir scheinen ja alle ein bisschen im Western-Fieber zu sein, daher gibt's hier von Jarre: EL CONDOR/VILLA RIDES Diese Veröffentlichung von Universal France vereint zwei Westernmusiken des französischen Komponisten. Den Spätwestern EL CONDOR von BLUE-MAX-Regisseur John Guillermin habe ich bis heute nicht gesehen, scheint aber zu jenen Filmen des Genres zu gehören, die maßgeblich vom Italowestern beeinflusst wurden, der selbst bereits im Sterben lag. Dieser Eindruck wird nicht nur durch die Besetzung der Hauptrolle mit Lee van Cleef bestätigt, sondern auch von der mexikanisch-texanischen Grenzszenerie, in der der Film angesiedelt zu sein scheint und die sich natürlich in den exotischen Einfärbungen der Musik niederschlägt. Typisch für Jarre fällt dem Schlagzeug eine wichtige Rolle zu: Es schleicht sich zu Beginn der Titelmusik heran, ein tänzerisches Mosaik, zusammengesetzt aus kleiner Trommel, großer Trommel, Woodblocks, Vibraslap, Tamburin etc, in das sich auch die Streicher mit archaischen Tremoli einschalten, bevor das Hauptthema in den Bläsern und dem Akkordeon erklingt. Der A-Teil des Hauptthemas erinnert zwar vom Gestus an eine Volksmelodie, scheint sich aber immer wieder gegen das Metrum des Schlagzeugs zu wehren und wirkt daher ein wenig sperrig - typisch für Jarre. Der B-Teil kommt in den Trompeten weitaus leichter, tänzerischer und "mexikanischer" daher. Beide thematischen Elemente werden geschickt variiert (am eingängisten wahrscheinlich in "The Ride" und im weiteren Verlauf kommen noch einige weitere melodische Gedanken hinzu wie die pentatonische Tonfolge in "Luke and Jaroo". Auf die gesamte Dauer gestaltet sich EL CONDOR allerdings als ein hin und wieder mühsamer Ritt, das liegt vor Allem daran, dass es der Musik - vielleicht auch filmbedingt - ein wenig an Schmackes fehlt. Oftmals ziehen sich einzelne melodische Zellen und Themen behäbig über harmonisch angeschärften Ostinatoifiguren wie zu Beginn von "Before the attack" oder erklingen äußerst gedehnt unisono in einigen Instrumenten, durchsetzt von dissonanten Kadenzen wie in "Pure Gold". Dann plötzlich wechselt die Musik unvermittelt in fast komödiantische Varianten des Themenmaterials, indem das Hauptthema vergnügt über die Begleitung des Banjos dahertrottet, nur um wenig später wieder in schleppendes Underscoring zu versinken. In Anbetracht der langen Laufzeit der nur 10 Titel (4 oder 5 Minuten im Durchschnitt) und der raschen atmosphärischen Wechsel gehe ich davon aus, dass viele kürzere Passagen zu längeren Titeln zusammengefasst wurden. Was Filmmusik in ihrer Albumpräsentation manchmal zu Gute kommt, erschwert den Genuss dieser Musik zusätzlich. Weitaus besser "rutscht" die Musik zu VILLA RIDES. Dieser Film spielt ebenfalls in Mexiko, sodass Jarre hier was das Lokalkolorit betrifft, aus den vollen schöpft. Auch hier ist die Titelmusik wieder grandios arrangiert, indem man das Thema erst über Windgeräusche gepfiffen hört, bevor das Orchester einsetzt. Das ebenfalls mexikanisch-folkloristisch anmutende Hauptthema geht weitaus leichter ins Ohr als das zu EL CONDOR und ist auch viel schmissiger in den weiteren Verlauf eingebunden, die mit dem "Waltz in the clouds" oder dem charmanten folkloristischen Liebesthema weitere schöne Einfälle verzeichnet. Auch die Action kommt hier nicht zu kurz, insbesondere in den Titeln "The battle" und "Villistas attacking the train". Mir selbst ist die Musik ja ein bisschen zu "mexikanisch", mit dieser Art von Folklore konnte ich jenseits von Source-Musik in Western wenig anfangen. Wer aber gerne eine satte Portion Mariachi-Klänge zu seinem Chili-Eintopf genießt, kann hier beherzt zulangen! Für alle, die nicht genug bekommen können gibt es die vollständige Musik zu VILLA RIDES auch in einer hervorragenden Neuaufnahme von Tadlow Music, aufgefüllt mit weiteren Titelmusiken aus anderen Jarre-Westernscores.
  14. Habe die 16 Minuten jetzt mal durchgesessen. Eine ziemlich generische Filmmusik aus der RCP-Schmiede, klanglich ist das leider alles wieder ziemlich "grau in grau" - die üblichen Hörner, Streicher und ordentlich Schlagwerk und Chor. Ich vermisse hier die Farbigkeit der Musik zu AM ENDE DER WELT oder so schöne "Gimmicks" wie die Orgel und die Spieluhr für Davy Jones. Während Hans Zimmer mittlerweile ja hauptsächlich an irgendwelchen Klangexperimenten tüftelt, liefert Zanelli hier eine Musik, die vielleicht die Acion des Films gut vorantreibt, darüber hinaus aber kaum Eigenständiges bietet. Die beiden neuen Themen, die mir aufgefallen sind, wirken ebenfalls ziemlich blass. Mal sehen, was das ganze dann im Film kann. Vielleicht hat Hybrid Soldier ja auch einfach die Suite nicht nach meinem Gusto zusammengestellt.
  15. Jerome Moross - THE BIG COUNTRY Diese musikalische Perle wird ja gerne als eine DER Westernmusiken schlechthin bezeichnet, umso erstaunter war ich, als ich der vollständigen Musik den ersten Hördurchgang gab, denn kernige synkopische Tutti-Rhythmen à la Elmer Bernstein, pentatonische Indianermusik oder mexikanisch angehauchte Folklore findet sich hier ebenso wenig wie Anklänge an nordamerikanische Volksmusik. Sicher, das im Vorspann von fulminanten Fanfaren angekündigte Hauptthema scheint das "weite Land" mit musikalisch breitem Pinsel über wogenden Bläsern, Celli und Bässen nachzumalen, doch in jedem Takt schimmert hier Moross' Begeisterung und seine Leidenschaft für den Broadway durch: es jazzt und blust in dieser Westernmusik ordentlich, seien es die lässigen Blechbläser in "05 - Courtin' Time", das hämische Thema für Buck Hannassey oder gar das Liebesthema für McKay und Julie. Fast jede musikalische "Nummer" basiert auf einem der vielen Themen und ist in sich formal geschlossen wie ein Song. Manchmal wechseln sich einzelne Themen ab, geben sich förmlich die Klinke in die Hand, aber wirklich "symphonisch verarbeitet" wird hier kein melodischer Gedanke, nicht einmal variiert: Das Hauptthema ist immer in das helle Licht der Streicher getaucht, das "Cowboy"-Thema erklingt stets in den maskulinen Blechbläsern etc. Daraus resultiert auch die stattliche Zahl von 42 Titeln für insgesamt 74 Minuten Musik. Dem Film tut das keinen Abbruch und auch auf CD lässt sich THE BIG COUNTRY famos durchhören, den Ruhm verdankt diese Komposition wahrscheinlich hauptsächlich der grandiosen Titelmusik und der Berühmtheit des hervorragenden Films. Wirklich Schule gemacht hat Moross' "grooviger" Ansatz nicht - im Gegensatz zu Bernsteins coplanduesqer Herangehensweise seit THE MAGNIFICENT SEVEN. Dennoch klingt THE BIG COUNTRY sehr nach "klassischer" Filmmusik, was vor allem an dem orchestralen Arrangement liegt, das allerdings um einiges "glatter" ausgefallen ist als die sich wuchtig auftürmenden Klangballungen eines Dimitri Tiomkin, dem rauen und kantigen Stil eines Miklós Rózsa oder den klangschwelgerischen Partituren eines Korngold. Moross Opus magnum bietet einiges an Hörvergnügen und kann durchaus als origineller Ansatz gewertet werden. Die vollständige Musik liegt seit den 90er Jahren durch Screen Archives in hochwertiger Sammlerdeition vor, Lala Land Records veröffentlichte zu Beginn dieses Jahrtausends eine verpackungstechnisch "abgespecktere" Variante, die sich recht lange hielt. Schließlich machte das dubiose Label Harkit dieselbe Abtastung noch einmal zu Geld. Diese unspektakulär bebilderte Ausgabe wartet immerhin mit einem sehr informativen Booklet zu Film und Musik auf und ist hier als momentan einzig regulär erhältliches Album dieser Musik als Bild vertreten.
  16. Es wäre zu einfach, sich als Goldsmith-Enthusiast, der ich nunmal bin, mich hier über die Musik zu einer MUMIEN-Neuauflage aufzuregen. Stimmungsvoll mag die Musik sein, atmosphärisch - ja, aber musikalisch einfach nicht interessant. Tyler reiht hier einzelne Phrasen aneinander, mit denen er Steigerungen erzielen kann (so beispielsweise ab 3:17 bis 3:42), das kann im Zusammenhang mit den entsprechenden Bildern recht fesselnd wirken. Ich halte es auch nicht für zwingend, dass das Hauptthema einen (klischeehaften) "orientalen" Einschlag haben muss, aber diese Fünfton-Zelle, die Tyler uns hier als einziges (!) melodisches Element präsentiert (besonders prominent ab 4:32) ist der uninspiriert und floskelhaft, dass es sich kaum von den Motivbausteinen der Steigerungspassagen abhebt. Stattdessen wird dann mal wieder das Duduk herausgekramt, dass ja seit GLADIATOR eine fast zehnjährige Hochphase in der Filmmusik gefeiert hatte. Ein bisschen erinnert mich dieser hohle Bombast an fette Trailermusik, im Film vielleicht ganz nett, aber auf CD brauche ich das nicht. Es ist echt schade, dass Filmmusik (wieder) vermehrt das Urteil gegen sie nährt, sie würde nur im Filmzusammenhang ihre Funktion erfüllen und böte darüber hinaus kein Potential als musikalisches Werk. Die aktuellen Blockbuster-Hitmusiken scheinen auch genau das zu tun. Klar, die Miete muss bezahlt werden, der Film braucht eine "emotionale Komponente", aber dieser (natürlich auch produktionstechnisch bedingte) Weg des geringsten Widerstandes in der (kommerziellen) Filmindustrie - und damit auch der Musik - verhagelt mir seit mehreren Jahren die Lust, am zeitgenössischen Kommerzkino zu partizipieren.
  17. Ja, schon, aber doch nicht in der völlig anderen Abmischung! Das scheint ja echt ein Trend bei Intrada zu sein, jetzt mehrere Abmischungen der gleichen Aufnahmen als Paket zu veröffentlichen... FIRST BLOOD, PART II, ROCKETEER (Album- und Filmversion) und jetzt POLTERGEIST II.
  18. Das war zugegebenermaßen meine erste MMM-CD und ich brauchte auch ein, zwei Hördurchgänge, um die Musik auf ihre Art und Weise voll schätzen zu lernen. Wie gesagt: Es ist handwerklich tiptop, aber eben nichts, was man als Einsteiger "bräuchte". Würde mich jemand fragen, welche Westernmusiken er sich getrost kaufen könne, riete ich ihm eher zu HOW THE WEST WAS WON als zu diesem Set. Wie auch die Filme (laut Booklet) ist die Musik weitaus "naiver", als es die großen Westernproduktionen seit 1950 (WINCHESTER '73) schon sehr schnell am Image des Revolvermannes zu kratzen begannen - besonders eindrucksvoll in SHANE und WARLOCK. Mir hat dieses Album Lust auf mehr bereitet, THE TALL TEXAN von MMM wollte ich mir ohnehin schon länger zulegen und ein bisschen in der Horror-Ecke könnte man da auch noch stöbern. Weniger reizen mich diese ganzen "Swinging-Sixties"-Sachen, da ist mein Bedarf schon länger durch Intrada, FSM und Lala Land (Les Baxter) gedeckt.
  19. Vielen Dank für diese ausführliche Ankündigung. Ich kenne Rustichelli bisher ausschließlich von seinen Westernmusiken und war machnmal sehr, manchmal weniger begeistert, aber Deine Beschreibung macht Lust auf mehr. Die italienischen Label werden wie die amerikanischen Kollegen ja immer großzügiger, was die Laufzeit der neuen Veröffentlichungen angeht, wobei ich oft bei den italienischen Präsentationen nicht durchsteige: Keine Titel, keine Filmreihenfolge und keine Erläuterungen im Begleitheft. Zur Not programmiert man sich halt das alte Album zusammen.
  20. Monstrous Movie Music hat sich mit dieser Sammlung einmal nicht – wie es der Name des Unternehmens vermuten lässt – um Musik zu Science-Fiction- und Horrofilmen der B-Sparte gewidmet, sondern der Musik zu drei (genauer gesagt: zweieinhalb) Westernfilmen, die nicht minder obskur sein dürften als die Titel, mit denen das Liebhaberlabel sonst so seinen Katalog füllt. Zu Gehör gebracht werden hier drei Musiken von Komponisten, die man wahrscheinlich weniger zu den "Meistern" rechnen könnte wie Max Steiner oder Miklós Rózsa, sondern hauptsächlich der Kategorie "Handwerker". Wenngleich sie vielleicht über weniger Originalität und vielleicht auch Talent verfügten als ein Korngold, ein Alfred Newman oder Bernard Herrmann, ist es umso bewundernswerter, welche Ergebnisse sie unter den noch viel widrigeren Bedingungen der zweitklassigen Filmproduktionen zu erzielen im Stande waren, weshalb dieses Doppel-CD-Set auch abseits der filmmusikhistorischen Studie viel Freude bereitet. Es ist beeindruckend, wie alle drei es schaffen, ihren rund 25 Mann starken Orchestern so viel abzuverlangen, dass man das Gefühl hat, einem voll besetzten Orchesterapparat zu lauschen. Den Auftakt macht die wahrscheinlich vollständige Musik zu THE GREAT JESSIE JAMES RAID von Bert Shefter, der wegen ihrer Laufzeit von einer knappen Stunde (inklusive diegetischer Musik) und als Begleitung des einzigen Farbfilms dieser Sammlung die erste CD einberäumt wurde. Shefters im Vorspann noch glorios eingeführtes Thema (inklusive Klipp-Klopp-Holzblöcken) erklingt im Verlauf der Musik häufig sehr aggressiv in tiefer Lage. Neben einigen klischeehaften Actionpassagen gibt es auch charmant-tänzerische Familienatmosphäre zu Beginn und ein "lustiges" Fagottsolo für einen trotteligen Charakter. THE BARON OF ARIZONA ist nur ein "halber Western", handelt es sich sich doch um einen Abenteuerfilm um einen Schwindler, der sich als Besitzer des US-Staats ausgibt. Mehrere Szenen des Films begleiten den Hochstapler Reavis bei der Fälschung seines Stammbaums in Europa, was Paul Dunlap die Gelegenheit bescherte, einige Zigeunerfolklore zu komponieren. Ansonsten gestaltet sich die Musik zu THE BARON OF ARIZONA sehr vieseitig, alle Facetten eines Golden-Age-Abenteuerfilms werden bedient: schmachtende Streicher für die Liebesszenen, ein triumphales Hauptthema (das ein bisschen an Goldsmiths INCHON erinnert bzw. umgekehrt), vom Blech getriebene Actionpassagen und grimmige Suspense. Den Abschluss machen die überlebenden 20 Minuten aus Albert Glassers Musik zu LAST OF THE WILD HORSES. Glasser nutzte den Vorspann nicht, um ein westernhaftes Hauptthema einzuführen, sondern vertonte ihn wie eine Actionsszene oder eine Vorspannmusik zu einem Monsterfilm. Vielleicht wollte der Komponist hier schon einmal die Action liefern, die dem Film fehlt. Auch die Actionpassagen gestalten sich als furioses Orchesterspektakel (und das bei nur etwas mehr als 20 Musikern!). Doch lässt Glasser auch nicht lyrische Passagen und einige Dramatik vermissen. Die Aufnahmen klingen bemerkenswert gut, wenn man bedenkt, dass sie bereits 70 Jahre auf dem Buckel haben. Das Booklet ist sehr informativ gehalten, reich bebildert und ansprechend formuliert. Man erhält viele Hintergrundinformationen über die Produktionen und merkt schnell, dass Liebhaber am Werk waren. Für diese ist das Set offensichtlich auch gedacht. Letzten Endes handelt es sich hier eben um Filmmusik aus den 50ern: kompetent gemacht, aber fast jede musikalische Geste, jeder melodische Einfall, ist Plattitüde oder Floskel. Mit haben diese knapp zwei Stunden Musik in den letzten Wochen viel Freude bereitet. Es ist schön, mal wieder in die (musikalische) Welt der naiven Gut-gegen-böse-Western einzutauchen.
  21. Vielen Dank für diese ausführlichen Erläuterungen, habe ich sehr gerne gelesen. Ich bekenne mich ja zu der Gruppe gehörig, die mit den Marvel-Filmen meistens wenig anfangen kann. AVENGERS I habe ich damals noch gesehen, ebenso die drei IRON-MAN-Teile, aber dann hat's mir ziemlich schnell gereicht mit den Superhelden. Wirklich begeistert war ich damals von den ersten beiden Raimi-SPIDERMAN-Filmen, aber das lag auch an Raimis virtuoser Regie. Mir waren die Marvel-Filme, die ich gesehen habe, einfach zu "glatt" insofern, als dass hier filmisch (vielleicht weniger inhaltlich) eine offentlichtliche Blockbuster-Rezeptur gefahren wurde, um ja keinen Flopp zu riskieren. Wen Superhelden (und Astronauten) nicht reizen und keine Lust auf CGI-Schlachten hat, zieht im aktuellen Kino leider massiv den Kürzeren.
  22. Dazu Doug Fake: "Our newest release hits this coming Tuesday the 16th, on the heels of Jerry Goldsmith’s posthumous and long overdue recognition of his magnificent career this week with a Hollywood “Walk Of Fame” Star. The release brings us full circle with the composer in a 3-CD set that offers a great title oft-presented but ironically never truly complete, until now. Enjoy it all at last, totally remastered and featuring some really cool never-before-heard music. It’s always an honor to be associated with this legendary composer’s influential film scores. It began in 1986 with MGM’s big summer film at the time, and none of us imagined we’d survive the challenges. We did. Interestingly, after that project, I enjoyed meeting soon-to-be Goldsmith producer extraordinaire Robert Townson. Mentioning him feels appropriate since we had similar origin stories. Bob and I got together here in the office, established a channel for expanding Intrada’s sales into Canada and talked about our ambitions to see every one of Goldsmith’s extraordinary works made available on album. For my part, the earliest targets were obtaining the rights to Night Crossing, a particular favorite then-unreleased score from Disney and also premiering on CD the scores for First Blood and The Wind And The Lion. Bob jumped in with Varese Sarabande and tackled the massive score to The Final Conflict. And onwards we went. Anyway, let me focus on Intrada. Dozens and dozens of Goldsmith soundtracks became Intrada releases, many of them world premieres. Fun tidbit: Roger Feigelson came into the Intrada shop early on, snapped up a copy of First Blood and mentioned his dream fulfilled would be an eagerly sought release of Night Crossing. He got his dream fulfilled and eventually just joined up. Funny how things turn out. In any case, with more Goldsmith albums in production now, the list continues to grow. We hope you’ll support our latest effort, a familiar favorite given an all-new look and feel. Thank you." 1986 vertonte Goldsmith drei Filme: HOOSIERS, mittlerweile komplett von Intrada veröffentlicht, LINK, von dem es anscheinend nicht mehr verwendbares gibt als von Varèse, Intrada und Lala Land veröffentlicht, sowie eben POLTERGEIST II. Wird wahrscheinlich letzerer...
  23. Genau weil ich mit seinem seichten Plätscher-Stil nichts anfangen kann, habe ich kaum etwas von Desplat. Allerdings gibt er bei RISE OF THE GUARDIANS ziemlich Gas, wenngleich die Musik durch das Übermickymousing ziemlich zerrissen ist. Dann gäbe es für den militärischen Einschlag wahrscheinlich noch MONUMENTS MEN und GOLDEN COMPASS ist auch eher groß angelegt. Lediglich aus dem Film kenne ich sonst noch GHOSTWRITER und da hat mich Desplat sehr beeindruckt, was Spannungs- und Tempoerzeugung anging.
  24. Lang ist's her... umso mehr freut mit natürlich, dass Dir das Stück immer noch so viel gibt. "Dog in Heaven" hatte ich nie auf dem Schirm, weil die ja nicht offiziell sind. Wenn man bedenkt, dass die schon 2005 rausgekommen sind, haben die entsprechenden "Macher" sich ja nur von den Vol. 1-21 bedienen können, mittlerweile sind da ja noch 50 Alben dazugekommen. Aber brauchen tut man davon das wenigste. Ich erinner' mich da an einen schönen Dialog, den ich mit einem Kumpel hatte, als ich mich einmal abfällig über eine andere Trailerfirma äußerte (weiß nicht mehr, welche) nach dem Motto: "Das hört sich ja so an, als ob die in den Papierkörben von X-Ray-Dog gewühlt hätten, um deren verworfene Sachen doch noch einzuspielen." worauf er antwortete: "Du glaubst ernsthaft, X-Ray-Dog verwerfen Stücke?!?!"
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