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Mephisto

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Alle Inhalte von Mephisto

  1. Habe mir gerade noch einmal REGARDING HENRY an diesem kühlen Herbstvormittag gegönnt und bin doch sehr begeistert. Allen Sensibelchen dieses Forums sei eine warme Empfehlung ausgesprochen. Delerues schwelgerische, aber niemals ausftrumpfende Musik ist genau das Gegenteil von Zimmers (der Delerues Musik anscheinend schätzte) "hippen" Früherwerk, das man nicht unbedingt im CD-Regal braucht. Den Film fand ich ganz nett, aber auch nicht überragend, sodass ausgerechnet die abgelehnte Musik als bleibendes Element dieses vergessenen Dramas überlebt. Der Komponist arbeitet hier mit einem mittelgroßen Streichorchester, das um ein paar Holzbläser aufgestockt wurde. Mehrere gesangliche Themen ziehen sich durch die gut 33 Minuten Musik, eins schöner als das andere. Lässt man sich einmal von den sanften Klängen tragen, gibt es keine Durchhänger, man lechzt förmlich nach einer erneuten Darbietung der Melodien, die man soeben erlauscht hat. Die Klangqualität ist tatsächlich etwas dumpf, das mag dem Alter und der Lagerung des Materials geschuldet sein. Die Sache mit SOMETHING WICKED COMES THIS WAY, dem eigentlich "relevanten" Beitrag, hat sich ja mittlerweile durch Intrada erledigt. Für REGARDING HENRY lohnt sich die Anschaffung dennoch.
  2. Zugegebenermaßen hatte ich die auch selten auf dem Schirm und in Anbetracht neuer Club-CDs und der Lala Land-Aktion habe ich momentan keine Kapazitäten. Nennt mir doch mal, kurz, welche Titel sich besonders lohnen und ich versuche, bis zum Ende des Monats nochmal reinzuhören und eventuell ein Paket zusammenzustellen
  3. Das stimmt, direkt in Nr. 2 "Clerks" hört man eine Dampflok, deren Rhythmus von der Musik aufgenommen und fortgeführt wird. Ich kann mich aber nicht an den szenischen Zusammenhang erinnern. Danke an den edlen Spender für Cover und Musikbeispiel!
  4. Dario Marianelli - ANNA KARENINA Eines der letzten Alben, vielleicht sogar das letzte Album, das ich mir von einer aktuellen Filmmusik auf Grund des Kinobesuchs gekauft habe. Joe Wright lieferte mit seiner Literaturverfilmung eine interessante Interpretation des tragischen Romanstoffes, indem er das rein auf Formalien und Präsentation ausgerichtete Leben der russischen Oberschicht im ausgehenden 19. Jahrhundert im Rahmen offensichtlicher Theaterkulissen inszeniert, in denen die Charaktere wie Figuren eines Gesellschaftsschachs hin- und hergeschoben werden. Auch Marianellis Vertonung des virtuos stilisierten Films nimmt Abstand vom klassischen Filmdramenepos oder russischer musikalischer Schwerenöterei. Stattdessen bringt seine folklorisch angehauchte Musik ein ganz eigenes osteuropäisches Flair in den Film und weiß auch auf CD zu überzeugen. Maranelli entwarf fast durchgehend fromal geschlossene Stücke, die nicht auf einzelne Aspekte der Filmhandlung reagieren. Die farbige Instrumentation ist durch folkloristische Klänge des Akkordeons bereichert, ab und an von einer Solovioline umgarnt. Schnelle Walzer- und andere Tanzrhythmen vereinen sich im Film mit den aufwendig choreographierten Szenen. Ein deutliches Gewicht auf dem Blech für die Begleitstimmen verleiht der Musik einen volkstümlichen Charakter, während in anderen Passagen deutliche Anleihen an Zigeunermusik deutlich werden. Zwei kurze Gesangssoli sorgen für weiteres Lokalkolorit. Wenn sich im Film das persönliche Drama Bahn bricht, schlägt auch die Musik um. Zwar bleibt der Walzertakt auch in späteren Passagen erhalten, nun aber als nervöser Puls oder aggressive Triebkraft. Marianelli legt zudem mehr Gewicht auf die Streichersektion, lässt seine Musik aber niemals in dramatisches Pathos umschlagen, sodass er es zuletzt mit den folkloristischen Klängen vereinen und zu einem beschwingten Abschluss führen kann. Das großzügig bestückte Album macht auf ganzer Linie Spaß und sei jedem ans Herz gelegt, der etwas für künstlerisch überzeugende Folklorismen, farbenfrohen Orchestersatz und eine gesunde Portion Wehmut übrig hat.
  5. Nachdem mich diese Woche John Coriglianos Musik zu THE EDGE OF DARKNESS nachhaltig begeistert hat, habe ich nun der Vollständigkeit halber auch noch einmal Shores Ersatzmusik gehört und fühle das Bedürfnis, mich noch einmal zu meiner Aussage zu positionieren, warum Coriglianos Musik "zu gut für diesen miesen und albernen Film" ist und Shores nicht. Corigliano betont das Vater-Tochter-Verhältnis in eindrucksvoller Weise. Das, was wir von seiner Musik zur Verfügung haben, legt die Annahme nahe, dass nicht die Atmosphäre oder die Action, sondern die zwischenmenschliche Bindung in der musikalischen Konzeption im Vordergrund stehen. Tatsächlich handelt es sich dabei ja auch um die Beweggründe des Protagonisten, seinen blutigen Rachefeldzug durchzuführen. Shores Musik hingegen nimmt kaum spürbaren Bezug auf dieses Verhältnis, sondern konzentriert sich auf die "oberflächlichen" Aspekte wie Spannung und Action. Die paar Klaviertupfer, die er für Emma, die ermordete Tochter, komponierte, bleiben Schablone und bloße Visitenkarte, während Corigliano es schaffte, trotz der vorwiegend dunklen und dezenten Instrumentation dem emotionalen Aspekt eine tiefe Wirkung zu verleihen. Als Thrillerkomposition überzeugt Shores Beitrag dennoch. Seine Musik ist weitaus düsterer, weniger motivisch-thematisch als atmosphärisch angelegt. Es grummelt und rumpelt ordentlich im tiefen Register, schrille Blechcluster und wummerndes Schlagwerk treiben die Action wirkungsvoll voran. Man merkt, dass er nicht in einer Woche schnell 40 Minuten aufs Papier warf. Im Film entfaltet die Musik dann auch ihre volle Wirkung, auf CD ist es zwar eindrucksvoll, es bleibt aber nicht viel hängen. Im Gegensatz zu Coriglianos Beitrag könnte ich dieses Album wahrscheinlich ohne weitere Bedenken aussortieren, wenn da nicht der filmmusikhistorische und archivalische Wert wäre.
  6. UN MINUTO PER PREGARE, UN INSTANTE PER MORIRE – Carlo Rustichelli Eine Westernmusik, die nicht nach Western klingt. Grund hierfür dürftn auch die ganzen "Entlehnungen" aus dem romantischen Kanon - insbesondere Mahlers 4. Symphonie und Tschaikowskys "Manfred"-Symphonie sein, die von Rustichelli nur marginal umarrangiert wurden. Die originale Albumpräsentation, die neben diesen "Bearbeitungen" auch Originalmusik vom Komponisten enthält, ist dennoch ein großer Genuss, auch wenn sich die Orchestermusiker nicht gerade an Höchstleistungen überbieten. Rustichelli komponierte für diesen Film ein schön melancholisches Hauptthema, das einmal getragen in der Gitarre und einmal von den Streichern über treibende Actionryhthmen der kleinen Trommel interpretiert wird. Ditigtmovies veröffentlichte neben den vollständigen Filmaufnahmen in Mono auch den Albumschnitt, der alles Wichtige enthält und Suspensepassagen sowie gedroschene Saloonklaviere unter den (Schneide-)Tisch fallen ließ. Abrupte Schnitte innerhalb zweier Sücke mögen kurz den Hörfluss trüben, aber darüber täuscht die Musik hinweg. Ein schönes Album für einen gemütlichen Abend P.S.: Weitere Angaben finden sich im "Italienische Genrefilmmusik der 50er, 60er und 70er Jahre"-Thread. Danke auch an Stefan Schlegel!
  7. Habe mir die Musik einmal wieder angehört: Absolut großartig! Coriglianos Musik ist wahrlich zu gut für diesen albernen und miesen Film. Der Komponist setzt hier auf eine größtenteils sehr dezente Vertonung, dunkle und warme Klangfarben prägen den Charakter. Die Musik ist durchweg klar instrumentiert und erstickt nicht in ständigem Tuttigedröhne. Ein fünftöniges Motiv zieht sich wie ein roter Faden durch die meisten Stücke und wird meistens von einzelnen Holzbläsern vorgetragen und von den Streichern übernommen. Besonders gelungen ist auch die Transformation dieser motivischen Keimzelle in ein tänzelndes Scherzo, besonders luftig vom Vibraphon und der Solovioline in "Family Shave"vorgetragen. Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Harfe, Vibraphon und Streicher haben vorrangig das Sagen, sodass eine sehr zurückgenommene und intime Vertonung entstand, deren Fokus (zumindest in dieser Präsentation) auf dem Vater-Tochter-Verhältnis liegt. Umso wirkungsvoller sind dann auch die Actionpassagen. Hier hat nun das Blech Vorrang, wobei sich Corigliano nie in Chaos verfängt, sondern die Musik auch trotz aller brutaler Ausbrüche im Blech und Schlagwerk klar zu verfolgen ist. Einzelne, fast clusterartige Akkordgebilde werden rhythmisch gestaucht und streckenweise beschleunigt, was der Musik einen ausweglosen und beklemmenden Charakter verleiht, aus denen einzelne furiose Ausbrüche der Tomtoms und weiteren Schlagwerks hervorbrechen. Zu den Höhepunkten dieser delikaten Musik gehört das Finale, in der erstmals ein Orchestertutti angedeutet wird und eine kurze, fast hymnisch gesteigerte Variante des Fünftonmotivs erklingt. Anschließend präsentiert Corigliano eine ganz eigene Version des Phänomens "Abspannsong", indem er das Hauptmotiv (wie zuvor auch stellenweise in der Musik) zu einer catnablen Melodie erweitert, die von einem Solosopran mit Text vorgetragen wird - herrlich. Insgesamt eine absolut großartige Veröffentlichung einer musikalischen Perle, wie man sie 2011 vielleicht gar nicht mehr erwartet hatte und die ich jedem ans Herz lege.
  8. Vielleicht erwartet man heutzutage gar nicht mehr, dass Leute Musik noch von der CD hören, anstatt sich alles auf den iPod zu ziehen oder vom PC aus zu hören. Ich begrüße ja vollständige Veröffentlichung und wenn ich an solche Stücke wie "That's Real Music" in BASIC INSTINCT denke, dann denke ich schon, dass auch 00:30-Stücke musikalisch etwas bieten können.
  9. Ich bin da zwiegespalten. Von BEN-HUR exisitert mit der FSM-Box eine hervorragende Veröffentlichung der Originalbänder, und aus dem letzten Jahrtausend gibt es bereits unzählige, wenn auch unvollständige Neueinspielungen. Dennoch sei es James Fitzpatrick gegönnt, denn schließlich bildet diese Neueinspielung, wie er bereits betonte, die logische Konsequenz einer Reihe von Rózsa-Neueinspielungen von Tadlow, die in einer eigenen Interpretation dieses Meilensteins einen würdigen Abschluss finden wird. Ich werde sie mir bestimmt anschaffen, um das Label zu unterstützen und weil mich die Einspielung auch interessiert. Natürlich fragt man sich, ob man die Kosten für Chor und Orchester nicht "besser" in eine vollständig verlorene Musik investieren könnte, aber davon hat uns Tadlow mittlerweile so viel beschert, dass sie sich meines Erachtens ruhig mal BEN-HUR gönnen sollen Weiß man denn, ob damit Premieren gemeint sind oder (expandierte) Wiederveröffentlichungen? Wäre es nicht mal Zeit für eine THE-ROCK-Doppel-CD von Lala Land? Ansonsten fallen mir kaum noch Holy Grails ein...
  10. Hans Zimmer - K2 oder "Versuch einer Alpensymphonie" Zurück zu den Wurzeln! Es ist sehr interessant, Zimmer in seiner frühen Phase zu hören, als er noch dezidiert als "europäisch" galt, und viele Ursprünge seiner langen Karriere zu erhaschen. Zimmers Ersatzmusik für das Bergsteigerabenteuer "K2" ist nur in der britischen Version des Films erhalten und ich selber kenne weder den Film noch die Originalmusik. Zimmers Beitrag vermag auf der CD auf unterschiedliche Art und Weise zu unterhalten:Diese Komposition bildete mitunter die Keimzelle für die bombastischen Actionscores der 90er-Jahre und es ist interessant zu erkennen, dass er viele seiner damaligen Maniersimen mittlerweile zu einem großen Teil über Bord geworfen hat. Die heroische Besteigung des K2 fasste Zimmer musikalisch in fette Rockhymnen. Ständig dröhnt, wummert und donnert es aus den Boxen. Das echte Orchester wird in alter (damals noch neuer) Weise mächtig aufgepumpt. Knallige Tomtoms bahnen sich den Weg durch synthetisch angedickte Streichersoßen, unverhältnismäßig viel Hall verwäscht die Rhythmik und auch der strahlende Hornklang wird zusätzlich aufgeblasen. Gekrönt werden diese mächtigen Klänge häufig von einer E-Gitarre, die den erhabenen Hymnen noch einen "sportlichen" und "coolen" Anstrich verleihen soll. In den wenigen dynamisch ruhigreen Momenten haben die Streicher das Wort. Zimmer bemüht hier wieder barock anmutende Harmoniefolgen und greift sogar auf eine Solovioline zurück. Auch die wuchtigen Mollakkorde der Streichersektion für aktionsreichere Szenen finden sich in diesem Frühwerk ebenso wieder wie recht chaotische, von flirrender Elektronik durchzogene Actionpassagen. Wie viele Zimmermusiken kränkelt auch "K2" insbesondere an der Albumpräsentation. Robert Townson entschied sich, die rund 40 Minuten zu zwei langen Suiten zusammenfassen. Leider trägt Zimmers Kompositon einen derartigen Aufbau überhaupt nicht, eine vernünftige Zuordnung einzelner thematischer Elemente fällt besonders schwer, auch gehen andere formbildende Aspekte in dieser Präsentation völlig verloren. Eine bestimmte Formlosigkeit, die auch nicht immer dem Bild geschuldet sein muss, gehört ja fast zu den Markenzeichen der Zimmer'schen Filmvertonung, hier geht der Reiz aber deutlich verloren. In stets getragenem Tempo schleppen sich die titanenhaften Klänge dahin und verklingen zudem noch überaus unbefriedigend. Insgesamt muss man das mögen - die einen lieben diesen aufgeblasenen Bombast, die anderen hassen ihn - ich mag ihn . Hin und wieder ist es doch ganz erfrischend, sich diesen aufgeblasenen und hohlen Bombast zu geben.
  11. Nach über anderthalb Jahren habe ich die CD jetzt einmal wieder hervorgeholt und meinen früheren Ausführungen kaum etwas hinzuzufügen - eine CD für Komplettisten, Fan des Films, Jeff-Healy-Fans o. ä. Man braucht's nicht wirklich. Die Folk-Anklänge sind nett, aber nichts besonderes, die Suspense in Nr. 3,5,6,8,9 und 11 überaus dröge und die Orchesteraction plump, stacksig und ungelenk. Hinzu kommt der trockene und muffige Klang in den Ensemble- und Orchesteraufnahmen. Mittlerweile bin ich auch in den Genuss des (auf seine Art und Weise) großartigen Films gekommen und war umso überraschter, dass die Orchesteraction oft am Bild "vorbeigeht". Es gibt heftige Tutti-Schläge, pirschende Pizzicato-Klänge und auftürmende Passagen, aber nichts davon steht in Bezug auf Faustschläge und Katz-und-Maus-Spiele auf der Leinwand. Immerhin, die Healy-Nummer "Loading Dock Fight" fetzt wirklich, aber ob das eine Intrada Special Collection wert ist? Mein Exemplar verschwindet erstmal wieder im Regal.
  12. Also wer sein "fehlerhaftes" Exemplar an einen devoten Goldsmith-Freund loswerden will, kann sich gerne bei mir melden
  13. Bin jetzt endlich mal dazu gekommen, mich mit Film und Musik auseinanderzusetzen. Daher hier meine recht frischen, aber vielleicht auch vagen Eindrücke. Schmunzeln musste ich bereits bei dem ersten Stück. Hier habt ihr ja sympathischerweise versucht, jegliche Zimmerismen zu vermeiden durch den Einsatz der Solooboe und die bewusst chromatische Melodieführung. Ich finde schade, dass ihr da im Verlauf des Films nichts mehr draus macht, insbesondere bei der Szene auf der theleologischen Fakultät der HU hätte man vielleicht darauf zurückgreifen können. Das Stück impliziert zu Beginn unterschiedliche Assoziationen (jedenfalls bei mir) von Kälte bis zu Einsamkeit und lässt sich nicht klar einordnen, was ich für die Eröffnung des Films sehr gelungen halte. Ich habe aber den Eindruck, dass die Versuche, aus den üblichen harmonischen Bahnen auszubrechen, etwas in den Kinderschuhen steckengeblieben sind. Vielleicht wäre da eine differenziertere Harmonisierung in der Streicherbegleitung hilfreich, um dem Stück noch mehr Kontur zu verleihen. Auch, dass die Musik so schnell abbricht, finde ich schade. Das Eintreten der beiden Polizisten hätte man durchaus vertonen können und die Musik erst zu Beginn des Gesprächs ausklingen lassen. Auf "bedrohliches Polizistenmaterial" hätte man dann ebenfalls bei der Schlussszene zurückgreifen können. Dann zum "Gangster-Rumba"(, den ich jetzt spaßeshalber mal so nennen möchte): Ihr schmeißt da relativ viele unterschiedliche lokale Stereotypen durcheinander. Das Cimbalom ist ein Instrument, das klassischerweise in der Ostmitteleuropäischen Volksmusik eingesetzt wird, der tänzerische Rhythmus und die prominent eingesetzt Gitarre sind eher spanische Idiome. Möchte man überinterpretieren, könnte man sagen, dass hier viele nationale Folkloreklischees aufeinanderprallen, um den transkulturellen Schmelztiegel einer urbanen Ghettokultur musikalisch zu charakterisieren. Ich rechne als Rezipient die Musik aber eher dem Protagonisten zu. Hier nimmt die Musik die Charakterisierung eines sorglosen, leichtfüßigen Charakters vor, lässt aber die kriminelle und brutale Seite unter den Tisch fallen. Typische "italienische" Mafiaklänge kommen interessanterweise gar nicht vor. Ist das Absicht oder kann es sein, dass ihr mit dem Cimbalom die für italienische Musik typische Mandoline gemeint habt? Die Streicherklänge bei der Erschießungsszene sind ja hauptsächlich atmosphärischer Natur, jedenfalls konnte ich sie keinem anderen Material aus der Musik zuordnen. Hier hätte ich einen Vorschlag für eine kleine kompositorische Spielerei: Thematisiert wird "Perfektion". Man könnte hier nun ein musikalisches Element nehmen, das mit Perfektion in Verbindung gebracht wird, z.B. einen schulmäßigen Choralsatz - in diesen aber Fehler einbauen (Septimen nach unten auflösen, Sekunden nach oben etc.) und nach der Exekution, wenn die Perfektion erreicht ist, diese Satzfehler in einer Wiederholung korrigieren. Der Film zeichnet sich durch die meiner Ansicht nach überambitionierte Stilisation aus, die vielen Kurzfilmen zueigen ist. Elaborierte Kamerafahrten, Zeitlupenspielereien etc. und Symbolik wie der Verzehr der Pizza in Nahaufnahme. Dagegen habe ich nichts einzuwenden, problematisch wird es allerdings, wenn diese Ambition allzu deutlich in den Dialogen hörbar wird. Das ganze Gespräch um Perfektion ist ziemlich aufgeblasen und Sätze wie "Sehen Sie, durch Ihre Umstrukturierung haben Sie einen gewissen Anteil an Mehreinnahmen, den Sie mit uns hätten teilen müssen." wirken in dem Kontext des Films einfach nicht. In diesen Fällen ist weniger meistens mehr. So viel dazu von mir
  14. Bei der Veröffentlichung wurde ja der angeblich sehr trockene Klang bemängelt, der anscheinend nicht Donaggios bevorzugter Klangästhetik entspricht. Anscheinend wurden zusammengefügte Stücke wieder unterteilt, mehr Musik scheint aber nicht hinzugekommen zu sein.
  15. So geht's mir. Ich habe die Prometheus und die Intrada, beide mit mehr Musik. Mich würde zwar reizen, die erste Club-CD zu haben, aber mehr als 10,- wäre es mir jetzt nicht wert. Würde zwar den Sammler in mir befiredigen, aber letzten Endes nur Platz wegnehmen.
  16. Danke für den Tip! Hatte noch ein paar Quartet-Titel auf meiner Wunschliste (MUSKETIERE III, BASIC INSTINCT, TOTAL RECALL, KISS THE BOYS...). Alles kommt zu dem, der wartet.
  17. Danke für die Empfehlungen. Von Bacalov habe ich DJANGO, IL GRANDE DUELLO und THE MAN CALLED NOON. Und noch einmal zu dem nachvollziehbaren Kommentar, warum ich schon wieder nur nach Westernmusik gefragt habe: Ich liebe dieses Genre filmisch und musikalisch. Der eigentliche Plan war, ein bisschen in die Italowesternmusik hineinzuschnuppern und dann weiter zu den amerikanischen Western zu gehen, allerdings bin ich dann durch die GDM-Angebote und vor allem Eure tollen Empfehlungen viel länger beim Italowestern "kleben" geblieben als geplant. Deswegen habe ich dann auch die amerikanische Westernmusik, von der sich hier einiges angesammelt hat, verschoben. Bei mir wecheln Filmmusik und die sogenannte E-Musik immer blockhaft. Seit letztem Herbst, also nach den letzten Besprechungen hier, habe ich bis jetzt keine Filmmusik mehr gehört, aber es waren immer noch ein paar Empfehlungen eurerseits offen, die ich gerne in ein paar Wochen nachholen möchte. Bereichert um die neuen Empfehlungen von Stefan, Angus Gunn und Clapton, mit denen ich mich übers Wochenende vielleicht kurz auseinandersetzen kann, werden das wahrscheinlich die letzten Italowesternzugänge zu meiner Sammlung für eine lange Zeit. Ich habe diesen Thread ja nicht umsonst der gesamten italienischen Genrefilmmusik gewidmet und habe ja z.B. auch bei der Collosseum-Collector's-Edition nicht ausschließlich Italowesternmusik bestellt, als sie noch sehr gut sortiert war. Meine Hoffnung, dass hier weitere Freunde italienischer Filmmusik herausragende Beiträge aus dem Peplumgenre oder den Krimis vorstellen, ist ja leider nicht erfüllt worden. Tatsächlich würde ich gerne auch mal eine Peplum-Reihe machen, aber das muss wahrscheinlich bis zum nächsten Jahr warten.
  18. Du warst wohl nach dem Intrada-Frühlings-Ausverkauf (25% auf alles) nicht wieder bei mir, oder? Man kann mir ja immerhin nicht vorwerfen, dass ich mich mit den Sachen, die ich kaufe, auch auseinandersetze, wenn ich sie einmal ausgepackt habe (siehe oben). Nochmal an alle Italowesternmusikkenner: Welche CDs nehmen nicht nur Platz im Regal weg (wie UCCIDEVA A FREDDO), sondern lassen sich auch gut anhören?: Alessandro Alessandroni - SU LE MANI, CADAVERE! SEI IN ARRESTO Gioacchino Angelo - LE MALEDETTE PISTOLE DI DALLAS Gioacchino Angelo - TRE DOLLARI DI PIOMBO Luis Bakalov - LA PIU' GRANDE RAPINA DEL WEST/L'ORO DEI BRAVADOS Fred Bongusto/Berto Pisano - UN DOPO L'ALTRO Gianni Ferrio - DJURADO Gianni Ferrio - MASSACRO AL GRANDE CANYON Benedetto Ghiglia - 4 DOLLARI DI VENDETTA Benedetto Ghiglia - EL ROJO Benedetto Ghiglia - STARBLACK Marcello Giombini - BALLATA PER UN PISTOLERO Vasili Kojucharov - LA COLT ERA IL SUO DIO Michele Lacerenza - 20.000 DOLLARI SPORCHI DI SANGUE Bruno Nicolai - I GIORNI DELLA VIOLENZA Mario Migliardi - MATALO! Piero Piccioni Western Quartet Robby Poitevin - IL SUO NOME GRIDAVA VENDETTA Carlo Rustichelli - UN TRENO PER DURANGO Carlo Savina - JESSE E LESTER DUE FRATELLI IN UN POSTO CHIAMATO TRINITA' Armando Trovajoli - I LUNGHI GIORNI DELLA VENDETTA Piero Umiliani - IL FIGLIO DI DJANGO Die hier würde ich auf Grund meiner eigenen spärlichen Erfahrung schonmal ausschließen: Nico Fidenco - ALL'ULTIMO SANGU Angelo Lavagnino - L'UOMO DALLA PISTOLA D'ORO Angelo Lavagnino - DIO NON PAGA IL SABATO Angelo Lavagnino - VENDETTA PER VENDETTA
  19. Ich kann mich nur ganz dunkel an die Musik im Film erinnern, die mich nicht überzeugt hat. Charmanter Titelsong aber sonst recht dröge Begleitmusik. Kann mich da aber auch irren. In diesem Jahr wollte ich es jedenfalls nochmal mit COMIN AT YA, BANDIDOS, UNA NUVOLA DI POLIERE... UN GRIDO DI MORTE... ARRIVA SARTANA sowie L'IRA DI DIO und IL GIORNO DELL'IRA aufnehmen. Bei GDM kann man ja gerade einige CDs für moderate Preise bekommen, wollte da jedenfalls für L'IRA DI DIO zuschlagen. Welche anderen Western-CDs können mir denn die Experten hier empfehlen, die man noch mitbestellen sollte?: http://www.gdmmusicstore.com/epages/81887.sf/it_IT/?ViewAction=View&ObjectID=1230442&PageSize=36
  20. Habe ja auch nichts dagegen gesagt. Bald habe ich wahrscheinlich 6 CDs in vier Alben* zu DELTA FORCE 1 & 2 in meinem Regal stehen haben, wer bin ich also zu richten? *die Intrada-Ausgabe zum ersten Teil ist mir auf Dauer doch zu monoton, da habe ich die Gelegenheit bei Quartet wahrgenommen, das gut geschnittene Album zu bekommen. Bei DELTA FORCE 2 ist es genau umgekehrt: Unzufrieden mit dem alten Album stocke ich nun mit der Intrada-Version auf. Es wäre doch nett gewesen, man hätte gleich beide Doppel-CD-Alben bekommen können.
  21. Es war ja im Gegensatz zu DELTA FORCE von Silvestri eine wirtschaftliche und keine künstlerische Entscheidung, dass Synthies hier so prominent eingesetzt wurden. Talgorn hatte zwar ein Orchester zur Verfügung, aber eben nur für die Hälfte des Films. Da das - anders als im falle von JAGD AUF ROTER OKTOBER - anscheinend von vornhinein bekannt war, konnte Talgorn sein Konzept auf diesem Umstand einrichten: Die Orchesteranteile sind auf die Söldnertruppe und einige emotionale Szenen beschränkt, die Musik für die Drogenbosse ist rein elektronisch erzeugt. Ich habe mich sehr über dieses Doppel-CD-Set gefreut, obwohl ich das einfache Album besitze, dessen Schnitt mich immer gestört hat. Wer keine Lust auf alte Synthies hat, dem sei dennoch empfohlen, sich nach dem alten Album umzusehen, das es nun vielleicht für weniger Geld geben wird, denn was Talgorn da abliefert, macht einfach Spaß.
  22. Habe den letztes Jahr in einer hervorragenden Projektion im Berliner Zeughauskino in Anwesenheit der Regisseurin gesehen. Sie zeigte sich sympathisch amüsiert ob ihres eigenen Werkes. Derartige Filme sind für mich weder aus "beruflichen" Gründen noch für die private Auseinandersetzung oder gar Unterhaltung von einem besonderen Reiz. Ich habe oft schnell das Gefühl, dass die kommerziellen Formeln, die es mit solchen Filmen zu durchbrechen gab und das Schockhafte oftmals durch ein Austauschen von Plattitüden erreicht wurde: Man tauscht die kommerziellen Plattitüden, die formelhaften "Spannungs"verläufe, die klassischen Protagonisten und Widersacher etc. einfach gegen lose episodenhafte Strukturen, grellen Sex und kaputte Figuren aus. Das mag damals vielleicht neu und aufregend gewesen sein, heute dienen diese Filme für mich hauptsächlich als Zeitdokument, mit denen ich mir ein Bild von einer bestimmten Epoche, ihrer Gesellschaft und ihrer geistigen Haltung machen kann. Der Kinobesuch von VERFÜHRUNG: DIE GRAUSAME FRAU war darum auch kein verschenkter Abend und allemal bereichernder als MADAME X: EINE ABSOLUTE HERRSCHERIN.
  23. Aha! Also kein 3-CD-Set mit einer weiteren Stunde ohne-Chor-Versionen und Synth-Demos, sondern inhaltlich identisch mit der Prometheus, die ja über zehn Jahre erhältlich war. Schön, dass die Musik, wenn auch in kleiner Auflage, nachgewachsenen Sammlern wieder zugänglich ist.
  24. Zugegebenermaßen kannte ich die Musik vor dem Film, daher konnte ich Cherrys Thema "ungestört" genießen und war sehr überrascht, zu Beginn dieses Albums nun eine von sanften Streichern getragene Oboenmelodie zu vernehmen. Den Kalkofe-Verriss kenne ich nicht, aber das hat der Film wirklich nicht verdient. Man mag darüber schmunzeln, dass die gesellschaftskritischen Aspekte in den Kinderschuhen stecken oder nicht ausgereift sind, man kann diesen interessanten Ansatz aber nicht wegwischen, höchstens sich damit auseinandersetzen, dass er nicht gut ausgeführt wurde. Danke für die Blumen So findet sie vielleicht noch weitere drei Leser
  25. Ich halte CHERRY 2000 für eine herrlich bunte Wundertüte. Man kann diesem Film vorwerfen, plump auf der MAD-MAX-Welle mitzureiten oder ihm tiefgründigste Gesellschaftskritik unterstellen und ihn als fortschrittliches Emanzipationskino feiern. Ich kenne kaum einen anderen Film "dieser" Sorte, der so mit Erwartungen, Vorlagen und Möglichkeiten spielt und experimentiert, ohne auseinanderzufallen. Dabei würde ich nicht unterstellen, dass die Handlung derart schwachsinnig ist, sie ist nur zugekleistert mit allerlei skurrilem Unfug und überdrehter Action. Im Kern behandelt der Film die Wandlung eines durch geslleschaftliche Umstände abgestumpften Protagonisten. Sam entdeckt seine Fähigkeit, tiefgreifende menschliche Gefühle zu einer Frau entwickeln zu können ausgerechnet auf der Suche nach einem Ersatzteil für einen bequemen, nahezu perfekten Sexroboter - und verliebt sich letzten Endes in genau die Frau, die das genaue Gegenteil des elektronischen, gängigen Schönheitsklischees entsprechenden elektronischen Heimchens am Herd ist. Die Musik braucht man nicht unbedingt auf CD und ist ausgerechnet in der Action blass. Das verführerische Thema für die Sexmaschine und die ganzen Morricone-Anspielungen machen diese Musik allerdings sehr hörenswert. Ich habe die Prometheus-CD mal von Peter-Anselm über ein Gewinnspiel ergattert und rezensiert:
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