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Mephisto

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  1. Kann man, muss man aber nicht, es geht in dieser Diskussion eben nicht um Denkmäler, sondern um Stücke eines Korpus. Dieser Korpus sollte nunmal möglichst komplett erhalten bleiben. Sortieren wir nur die (aus heutiger Sicht) Höhepunkte aus, entsteht ein verzerrtes Bild einer Epoche. Um noch einmal den NS-Film zu bemühen*: Bis heute wird immer wieder kolportiert, dass der Film des Dritten Reiches entweder aus faschistischer Hetzpropaganda (JUD SÜSS) oder harmloser Unterhaltung (FEUERZANGENBOWLE) besteht. Das liegt daran, dass man sich immer an den Extremen entlanggehangelt und unzählige anscheinend bedeutungslose Filme immer wieder ignoriert hat. Erst, wenn man sich einen Überblick über alle 1000 erhaltenen Filme dieser Zeit einen Überblick verschafft hat, erkennt man wichtige Zusammenhänge, Veränderungen etc. Mir selbst stehen die Haare zu Berge, dass so etwas wie DIE UMWEGE DES SCHÖNEN KARL (dazu habe ich hier einmal etwas geschrieben: http://www.soundtrack-board.de/topic/1097-was-habt-ihr-zuletzt-gesehen/page-435) von der Murnau-Stiftung ohne jeden Kommentar veröffentlicht und von der FSK mit "ab 6 Jahren" abgesegnet wird. Inwiefern ist es seriös und verantwortungsvoll, einen Film auf Grundschulkinder loszulassen, in dem munter erklärt wird, wie unnütz Demokratie ist, wie die Lügenpresse funktioniert und dass man ruhig mal eben Leute von der Straße abholen darf? Hier scheiden sich - wie bereits gesagt - die Geister: (Geistes-)Wissenschaft fragt nunmal nicht nach Qualität bzw. sollte sie es nicht. Wie es der Nicht-Wissenschaftler in seinem alltäglichen Umgang mit diesen Dingen hält, ist dabei ein andere Frage. Natürlich kann jeder ohne Verlust leben, wenn er niemals einen SCHULMÄDCHEN-REPORT oder DIE UMWEGE DES SCHÖNEN KARL gesehen hat, für die wissenschaftliche Erschließung ist es aber notwendig, auf diese Dokumente zurückgreifen zu können. Eine jeweilige Epoche kann man nicht ohne die in ihr und aus ihr heraus entstandenen Werke verstehen - wer die Bedeutung der Werke nachvollziehen möchte, muss die Zeit verstanden haben. Das mag in der ersten Runde ein ziemlicher Elfenbeinturm sein, ich glaube aber fest daran, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse auch der Allgemeinheit nutzen, sofern die Möglichkeit besteht, wissenschaftlich ein bestimmtes Feld unter guten Voraussetzungen erschließen zu können (dazu gehören nunmal "Mein Kampf" ebenso wie die "Bravo"-Heftchen), wichtige Erkenntisse zu extrahieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. *ich ziehe es heran, weil ich hier fundiertere Kenntnisse habe als in den Sex- und Aufklärungsfilmchen der Nachkriegszeit. Dennoch bitte ich für das offtopic um Verzeihung, aber es geht ja auch um eine Grundsatzdebatte.
  2. Das sehe ich absolut genauso - nichts ist schlimmer als eine kanonisierte Auswahl aus einem Fundus zu treffen und den Rest den ewigen Jagdgründen zu überlassen. Dadurch geht einem die Möglichkeit verloren, eine Kontextualisierung vorzunehmen und vernünftig einordnen zu können. Über die filmischen Qualitäten eines SCHULMÄDCHEN-REPORT lässt sich ohne Frage streiten, dass es sich aber um bedeutende Aspekte einer gesellschaftlichen Entwicklung einer bestimmten Epoche handelt, lässt sich viel weniger abstreiten. Da spricht aus Sebastian und mir aber auch eher der Kulturwissenschaftler als der Filmliebhaber oder der interessierte Laie, dem seine Zeit für so etwas zu schade ist und der lieber ausschließlich auf die Juwelen zurückgreifen möchte. Daher treffen hier zwei Standpunkte aufeinander, die ich beide für legitim erachte, auf einen Nenner kommen werden wir dabei aber niemals - wobei ich Stefan jetzt schon ein gewisses Interesse vor trashigen Filmchen unterstellt hätte. Solche Werke sind nunmal wichtige Zeitdokumente und ich habe bei DER PERSER UND DIE SCHWEDIN das Gefühl, dass es sich um ein zumindest interessantes Projekt handeln könnte, vermute aber - auch insbesondere dank der sehr nebulösen Kritiken ("der Film ist toll, denn er ist toll") - dass er mich wahrscheinlich nicht so vom Hocker reißen würde wie andere Filme. 100€ habe ich dafür momentan nicht übrig und es ist eines jeden guten Recht, dieses Projekt nicht mit Geld zu unterstützen. Die Murnau-Stiftung hat ja einen Spenden-Knopf auf ihrer Seite Jetzt müssen wir aber bedenken, dass diese Produktionen nur in Kooperation mit ARTE möglich sind - einer der ganz wenigen Gründe, für die ich guten Gewissens meine Gebühren überweise (ebenso für die ganzen Rundfunkorchester). Im großen und Ganzen kann man allerdings auch vieles an der Murnau-Stiftung auszusetzen haben. Wir sprechen hier immerhin von einer Stiftung, die seit ihrer Gründung in den Miesen ist, weil sie die Rechte für das Filmerbe von ca. 1890-1945 übertragen bekam, um einen Ausverkauf nach Übersee zu verhindern, ALLERDINGS wurden der Stiftung auch gleich die Kosten für die Rechte übertragen... Ist ein anderes Thema, passt aber dennoch hier hinein: Wirklich keinen Gefallen tat und tut sich die Murnau-Stiftung mit deren Politik hinsichtlich der Filme, die in Deutschland zwischen 1933 und 1945 entstanden sind. Auch hier gilt, wie Sebastian schon sagte: Es ist wichtig, dass die dunklen, aber auch nur halbdunklen oder gar nicht "schlimmen" Einträge in der deutschen Filmographie der NS-Zeit (immerhin über 1000 Spielfilme!) erhalten und bewahrt bleiben, weil sie einen wichtigen Bestandteil des damaligen kulturellen Lebens bildeten, durch dessen starker Einwirkung ein ganzes Land für 12 Jahre mit einer abscheulichen Ideologie verseucht wurde. Es reicht eben nicht, Filme wie JUD SÜSS und HITLERJUNGE QUEX zu digitalisieren und ab und an mal unter Aufsicht einigen Schulklassen, die dafür nach Wiesbaden tingeln, vorzuführen, sondern man muss die Möglichkeit haben, sich mit dem gesamten Fundus zu beschäftigen, um ansatzweise einen Eindruck von der Filmlandschaft dieser Zeit zu erhalten. Das gilt natürlich auch für die Weimarer Republik und die Nachkriegszeit (inklusive SCHULMÄDCHEN-REPORT). Hans Schmid hat da eine wundervolle Artikelreihe auf Telepolis verfasst, in der die ganzen Versagen und Peinlichkeiten der Murnau-Stiftung im "verantwortungsvollen Umgang mit dem deutschen Filmerbe" aufzeigt: http://www.heise.de/tp/artikel/32/32253/1.html Also: Kein Geld von mir für die Schwedin, dennoch halte ich dieses Projekt für lobenswert und notwendig. Dafür bin ich auch nicht beleidigt, wenn niemand spenden will, wenn sich die Murnau-Stiftung doch mal zu einer Digitalisierung von OPFERGANG herablässt und ich der Einzige bin, der dafür das Portomonnaie zückt.
  3. Ein kurzer Nachtrag: auf der Veröffentlichung zu THE LAST HARD MEN finden sich die nicht verwendeten Neueinspielungen diverser Goldsmith-Westerntitel, mit denen Rosenmans Originalmusik ersetzt werden sollte, darunter immerhin 10 Titel aus 100 RIFLES. Ich denke auch, eine Prometheus-Neuaufnahme würde der Musik definitiv helfen, es darf nicht verhallt sein, aber eine trockene und saubere Studioathmo würde der Musik ganz gut tun - zumal Goldsmith selbst diese 60er-Ästhetik ja gehasst hat. TAKE A HARD RIDE ist klanglich auch keine Offenbarung, ließ sich aber immer gut hören. Die Lala Land-CD kommt mir nur in die Tüte, wenn mal wieder verramscht wird. Im Punkt Begleittext kann das neue Album leider nur verlieren.
  4. So massenkonform fand ich das gar nicht - abgesehen von diesen widerlichen Farbfiltern und der grauenvoll kontraproduktiven Musik. Unter Multiplex-Ästhetik verstehe ich mittlerweile eher nur noch blau-graue Färbung, verwackelte Handkamera und völlig zerschnittene Action (siehe EXPENDABLES, TAKEN etc...) - hatte FURY ROAD alles nicht!
  5. Endlich! Das ist eine Neuauflage, die sich wirklich lohnt! Freue mich für alle Nachzügler und die jüngere Generation Filmmusikfreunde, die noch nichts mit CDs am Hut hatten, als FSM vor Ewigkeiten diese Perle veröffentlicht hat. Ich musste mir das Ding bereits vor acht Jahren bei Ebay schießen, weil's die nirgendwo mehr gab.
  6. Einspruch bezüglich "ohne Sinn und Verstand". Ich zitiere mich mal selbst:
  7. Ich bin echt froh, da nicht in einem schwachen Moment abonniert zu haben. Das ist auch echt unglücklich gelöst, warum konnte man nicht den Versand aufsparen und drei Pakete à vier CDs versenden oder so ähnlich? Da warte ich doch lieber vier Monate, wenn ich 40$ sparen kann und Varèse hat schonmal das Geld, um neue Papphüllen zu drucken. Insgesamt eine nette Idee, aber für mich hätt's sich nicht gelohnt. Dennoch...verrückt bist Du nicht! Überleg' mal, wie schnell man dieses Geld in Zigaretten investiert hätte. Die wären schnell weg gewesen und man bekommt Krebs und hässliche Haut. Die CDs hast Du jetzt Dein ganzes Leben, gefährden aber nicht Deine Gesundheit.
  8. Die habe ich mir bei Colosseum für 3,99 gegönnt. Rózsa ist, was Konzertwerke betrifft, sehr gut vertreten. Mich wundert, dass hier noch niemand die Aufnahmen bei Naxos erwähnt hat.
  9. Wenn in diesem Monat noch was vom Club kommt, würde ich den wieder mitbestellen, ansonsten lasse ich den aber ziehen. Drei CDs aus der Reihe habe ich immerhin
  10. Man könnte noch hinzufügen, dass Hermann hier einige schicke Rafinessen versteckt hat - insbesondere die Architektur der Themen für die "beiden" Frauen: Esters Thema ist eine grobe Umkehrung (=Spiegelung*) von Madeleines Leitmotiv. Dadurch werden die Gegensätze der beiden Charaktere hervorgehoben, Madeleines Thema kehrt dann triumphal nach der endgültigen Verwandlung zurück. Die Erwartung von Scottie wird auch in der Musik großartig eingefangen. Sabine Sonntag argumentiert in ihrem Buch "Hört ihr's, Freund? - Wagners Tristan und Isolde im Film", dass Herrmann hier das kompositorische Muster der wellenförmigen Steigerung aus Isoldes Liebestod übernimmt: *geht eine Melodie in ihrer Grundgestalt einen Ton aufwärts, geht die Umkehrung einen Ton abwärts und umgekehrt
  11. "Aktuelle Top 5" lassen sich ja unterschiedlich zusammenstellen. Da ich jedoch häufig (große Teile) eines (auf Tonträger verfügbaren) Gesamtwerk eines jeweiligen Komponisten chronologisch höre, fallen bei mir die unterschiedlichen Kategorien "am meisten gehört", "das, meiner Meinung nach, beste Werk (des jeweiligen Komponisten) und "gefällt mir am besten" zusammen. Dieses Jahr begann mit einer Werkschau Felix von Weingartners (1863-1942), der eher als Dirigent denn als Komponist bekannt war und auch geblieben ist. Durch das hervorragende Label CPO liegen sämtliche Symphonien und weitere Orchesterwerke sowie ein großer Teil der Kammermusik vor. Meine aktuellen Top 5, die also alle von Weingartner komponiert wurden, gliedern sich wie folgt: An der Spitze finden sich 1. Das Gefilde der Seligen, Op. 21 Diese wundervolle Tonschöpfung wurde von einem gleichnamigen Bild des Dekorationsmalers Arnold Böcklin inspiriert. Weingartner spielt hier mit der Form des Rondos, indem er die Couplets nach und nach übereinanderschichtet, sodass interessante polyrhythmische Kombinationen entstehen. Die Komposition überzeugt durch atemberaubend schöne Klangfarben, überall schillert und glänzt es, bevor ein heiterer Reigen im Orchester erwacht. 2. Sextett für Klavier, 2 Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass e-moll op. 33 Mein Favorit des kammermusikalischen Schaffens, der sämtliche spätromantischen Idiome harmonisch und melodisch enthält. Durch die Besetzung kann Weingartner seinem schier unerschöpflichen Themen- und Melodienreichtum in ein angemessenes Gewand kleiden - durch die üppigen Streicherklänge ziehen sich bewegte Flächen des Klaviers. Das Mittelfeld wird besetzt von der 3. Sinfonie Nr. 5 in c-moll op. 71 Eine sehr "fassliche", aber gleichzeitig stimmungsvolle Komposition, deren Fokus eindeutug auf den melodischen Einfällen fußt. Weingartners Hang zum Akademismus, der einem häufig in den "anspruchsvollen" Gattungen (Streichquartette, Symphonien) begegnet, tritt erst im letzten Satz hervor in Form einer massiven Schlussfuge, die das Stück zu einem monumentalen Ende führt. Auch in dem Scherzo sowie dem in sich ruhenden Adagio lassen sich deutliche Einflüsse Bruckners ausfindig machen, obwohl Weingartner sich häufig negativ über den Symphoniker geäußert hat. Mit etwas Abstand folgen dann zwei überzeugende Orchesterkompositionen: 4. Der Sturm, Suite für Orchester entstand als Schauspielmusik und vermag aber auch losgelöst von Shakespeares Bühnenstück zu überzeugen. Weingartner zieht hier alle Register seines kompositorischen Könnens, um furiose und wahrhaft stürmische Passagen über den Hörer hinwegfegen zu lassen, lässt aber umgehend versöhnliche und einschmeichelnde Streicherklänge sowie ein geisterhaftes Scherzo folgen. 5. Lustige Ouvertüre, Op. 53 Ein heiteres, feines Orchesterstück von 10 Minuten dauer, formal geschlossen, sehr abwechslungs- und stimmungsreich sowie melodisch überaus reichhaltig. Ein kurzweiliges, aber intensives Vergnügen.
  12. Nunja, sie stehen alle in d-Moll und beginnen alle mit exakt denselben Intervallen: große Sekunde+kleine Sekunde, also in allen Fällen d-e-f. Als harmonische Basis dient eine d-Moll-Kadenz, die sich durch die Molldominante a-Moll auszeichnet (konventionell wäre es A-Dur), instrumentiert sind alle von Dir genannten Fälle ebenfalls ähnlich: Hörner plus staccato-Streicher. PEACEMAKER und THE ROCK würde ich da auch noch zunehmen.
  13. Du schätzt mich ja auch richtig ein, dass ich nicht zu denen gehöre, die bei derart auf putzig getrimmten Filmchen dahinschmelzen und denen sich das Herz ins unendliche weitet, wenn ich die dazugehörige Musik höre. Im Falle der Weihnachtsfilmmusik, die ich momentan bespreche und noch besprechen werde (zwei kommen noch) habe ich die Alben aus unterschiedlichen Gründen angeschafft. SANTA CLAUS hat mich neugierig gemacht, weil ich mir kaum vorstellen konnte, wie Mancini, von dem ich bisher ein eher stereotypes Bild habe, sich diesem Stoff nähert. So zuckrig der Film ist, so überraschend "schlicht" bleibt die Musik verhältnismmäßig - es sind eher die sehr sanglichen und langen Themen sowie das auf niedlich getrimmten Wichtelmaterial, bei dem man sofort spürt, was für ein Kitsch da auf die Leinwand geballert wird. Die heroischen Flugmomente hingegen sind zwar kraftvoll, aber musikalisch auch "gradlienig" in Szene gesetzt. Nicht so viel silbernes Geklingel wie in anderen Weihnachtsfilmmusiken. Letzten Endes war es pure Neugier und der Versuch, bei diesem frühlingshaften Wetter etwas in Weihnachtsstimmung zu kommen. Die CDs hole ich vielleicht noch einmal hervor, wenn es gegen Heiligabend geht, ansonsten müssen sie mindestens bis zum nächsten Dezember im Regal schlummern. GREMLINS und DIE HARD haben da weitaus bessere Chancen, dieses und nächstes Weihnachten wieder zum Einsatz zu kommen.
  14. Damit ich Deine Frage etwas spezifischer als mit einem einfachen (offensichtlichen) "ja" beantworten kann, benötige ich eine Erläuterung, warum es Doch so verwundert, dass ich so etwas höre.
  15. Die CD ist ironischerweise momentan bei Quartet nicht erhältlich. Mein Exemplar wurde von Tarantula jedoch rechtzeitig geliefert, sodass ich noch ein paar Worte zu dieser Musik verlieren möchte: Eine Erweiterung war in Anbetracht der Albumversion durchaus von Nöten. Mancini hat seine Musik zwar nicht - wie so häufig - komplett umarrangiert und neu eingespielt, dennoch handelt es sich bei dem LP-Album um ein sehr poplastiges Produkt, das auch die Käuferschaft berücksichtigt, die selten symphonische Filmmusik hört. Mit zwei Songs, die im Film diegetisch eingesetzt werden, dem nicht verwendeten Abspannsong und dem zugegebenermaßen sehr schön melancholischen "Its Christmas Again" halten sich Vokalstücke und "reine" Filmmusik die Waage - insbesondere, da auch vom im Film instrumentalen "Making Toys" auf dem Album die Version mit Kinderchor zu hören ist. Die Musik selbst ist dem Film sehr angemessen: orchestral und sehr melodisch. Mancini komponierte mehrere längere cantabile Themen, die häufig sanft in den Streichern oder in den solistischen Holzbläsern erklingen wie das Thema für den gütigen Protagonisten, den Altehrwürdigen, die Kindern etc. Für die Wichtel schrieb Mancini einen heiteren Marsch im hüpfenden 6/8-Takt, der leicht instrumentiert ist und mehr vergnügt als militärisch klingt. Der fiese Spielzeughersteller B.Z. erhält ein bedrohliches Thema in den tiefen Holzbläsern, doch stets bleibt alles sehr fasslich und harmlos. In den aufwändigen Flugsequenzen darf dann das gesamte Orchester ran. Besonders beeindruckend ist Mancini seine "Weihnachtsrhapsodie" gelungen, in der unzählige populäre Weihnachtslieder den ersten Flug von Santas Schlitten in einer kraftvollen Darbietung begleiten. Abgesehen von dieser Passage verzichtet Mancini jedoch auf die Einbindung von präexistenten Melodien in seine Musik. Ich kann mir vorstellen, dass viele Freude an dieser Musik haben werden, dennoch sei darauf hingewiesen, dass Mancinis Orchestrierung stets "kompakt" und in den ruhigen Passagen auffallend schlicht ausfällt. Zu keiner Zeit ist die Musik so dekadent wie Tiomkins IT'S A WONDERFUL LIFE, so schillernd wie Williams' HOME ALONE oder so strahlend wie Broughtons MIRACLE ON 34TH STREET. SANTA CLAUS erinnert vom Umgang mit dem Orchester eher an die Goldsmithmusiken der frühen 80er (ich kenne zu wenig Mancini, um hier Vergleiche mit seinen eigenen Werken durchzuführen). Das 3-CD-Set lässt keine Wünsche offen. Ein reich bebildertes und informatives Booklet gibt gute Einblicke in die Produktion des Films und den Musikeinsatz. Die Extras enthalten hauptsächlich alternative und instrumentale Fassungen der vokalen Stücke. Wer also möchte, kann sich eine vollkommen instrumentale Fassung der Musik erstellen. Als Bonus gibt's dann noch das Originale Album. An der Klangqualität habe ich nichts auszusetzen.
  16. Dieses Album fand bisher anscheinend noch keine Erwähnung in diesem Thread: Die Nr. 1 der Sundance Institute Film Music Serie (gab es überhaupt eine Nr. 2?) enthält eine interessante Sammlung an Golden-Age-Weihnachtesfilmmusik in lebhaften und energischen Neueinspielungen unter David Newman und dem Royal Philharmonic Orchestra. Das Glanzlicht dieser Veröffentlichung ist ohne Frage eine fast vollständige Aufnahme der Originalmusik von Dimitri Tiomkin zu Frank Capras IT'S A WONDERFUL LIFE, die im Film größtenteils nicht zur Verwendung kam und selbst die Passagen, die es in den Film geschafft haben, sind zerstückelt, verschoben etc. Die Quellenlage war außergewöhnlich gut und man konnte neben der kompletten Partitur auch auf Tiomkins Azetate als Referenzen zurückgreifen (Kritzerland veröffentlichte diese Originalaufnahmen schließlich 26 Jahre später). Diese Aufnahme war somit die erste Möglichkeit, Tiomkins Musik in ihrer ursprünglichen Form zu hören und das Unterfangen verdient daher großes Lob. Doch wie ist es mit der Musik selbst? Tiomkin zieht auch hier wie immer alle orchestralen Register und deckt in den knapp 40 Minuten Laufzeit eine unglaublich breite musikalische und emotionale Palette ab. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt allerdings die Tatsache, dass der Komponist kaum eigenes Themenmaterial schrieb, sondern hauptsächlich auf bekannte Volksmelodien zurückgriff. Schon das erste Stück wird mit einer mitreißend-brachialen orchestralen Darbietung von "Buffalo Gals", bevor kurz das Liebesthema eingeführt wird, eines der wenigen Originalthemen der Musik. Dass Tiomkin nicht nur laut kann, beweist er in dem direkt anschließenden Stück "Heaven". Streicher in hoher und höchster Lage, Celesta und vokalisierender Chor vermitteln eine sphärische Stimmung, doch auch hier keine Melodien aus Tiomkins Feder. Der Komponist bearbeitet hier - immerhin höchst wirkungsvoll instrumentiert - "Adeste Fidelis", das Gounot-"Ave-Maria" und "Twinkle, Twinkle, Little Star", bevor erneut die "Buffalo Gals" während der rasanten Schlittenfahrt zitiert werden. So geht es denn auch weiter: Für Georges Vater greift Tiomkin auf die Melodie von "Red River Valley" zurück und sogar in die sehr kurze Passage für die Todesnachricht zwängt der Komponist einige wenige Takte des Chopin'schen Trauermarsches ein. Georges Verzweiflung wird durch eine imposante Darbietung des "Dies Irae" musikalisch verstärkt, der anschließende Triumph äußert sich in einem Zitat von Beethovens "Ode an die Freude"! Was bleibt also? Ein wundervolles Liebesthema und ein kraftvolles Thema für Georges Chef Mr. Potter. Handwerklich ist das natürlich alles großartig gemacht, die Musik wird im Verlauf zunehmend intensiver. Besonders die dröhnenden, von Blech und Schlagwerk dominierten Passagen für den verzweifelten George sowie die sphärischen und geisterhaften Klänge in "The Haunted House" oder beim Friedhofsbesuch verfehlen ihre Wirkung nicht. Insgesamt fehlt der Musik jedoch ein persönlicher und charakteristischer Aspekt. Das schöne Liebesthema und das brutale Potter-Thema kommen gegen die dominierenden Volksmelodien und Klassik-Zitate nicht wirklich an. Tiomkins Hang zum exzessiven Orchestergebrauch, seine elaborierte aber gleichzeitig unstete Harmonik machen es manchmal schwer, dem Verlauf zu folgen. In sich geschlossener ist da die fünfzehnminütige Suite zu Richard Addinsels Komposition aus A CHRISTMAS CAROL. Das kraftvolle Scrooge-Thema, das stampfend im Blech die Musik eröffnet, bildet den Gegenpol zu der zierlichen Flötenmelodie für Tiny Tim. Die Geistererscheinungen werden musikalisch mit vokalisierenden Chören und verhaltenen Streichern charakterisiert, es fehlt nicht an sanften, bedrohlichen und kraftvollen Passagen. Die zitierten Weihnachtslieder - insbesondere "Stille Nacht" und "Hark the Herold Angels Sing" - lockern den Hörfluss auf. Interessanterweise greift auch Addinsel für einen Charakter auf eine Volksmelodie zurück: Tiny Tims Schwester wird durch die Melodie von "Barbara Allen" charakterisiert. Den Abschluss bietet ein relativ kurzer zehnminütiger Auszug aus Cyril J. Mockrigdes Musik zu MIRACLE ON 34TH STREET. Eröffnet wird diese Zusammenstellung von der quirligen Vorspannmusik, die restlichen neun Minuten bilden eine überaus elaborierte Variation über "Jingle Bells", das als Thema für den Protagonisten Kringle dient. Wie auch bei Tiomkins IT'S A WONDERFUL LIFE krankt diese Musik an der Absenz eines griffigen Originalthemas. Das populäre Weihnachtslied ist in die handwerklich tadellosen Stücke eingeflochten und beschließt die CD mit einer furiosen Darbietung. Insgesamt lässt sich über dieses Album sagen, dass es sich um ein sehr wichtiges Projekt zur Erhaltung und Hebung von filmmusikalischen Schätzen aus längst vergangenen Zeiten handelt. Musikalisch sind alle Werke auf höchstem Niveau komponiert, allerdings leiden die Beiträge von Tiomkin und Mockridge an dem exzessiven Gebrauch bereits bekannter und populärer Melodien, die das sie umgebende Material zu handwerklich hervorragend gearbeiteten Überbrückungen degradieren. Hier muss jeder für sich allein entscheiden, ob ihm das den Hörgenuss trübt oder gar verstärkt.
  17. Da ich noch keine Veröffentlichung dieses Scores habe, bin ich gerade am Überlegen. Wo ist denn der Unterschied zwischen der MAF- und der INT-Serie?
  18. Danke für den Überblick. Dann werde ich es erst einmal bei THE GOOD GERMAN bewenden lassen. Jetzt habe ich ihn Also die beiden sind jetzt in meine Sammlung gewandert. Bin schon ein gepannt. ...und jetzt rate mal, warum
  19. So, aus gegebenem Anlass schreibe ich hier eine kurze Einschätzung zu SCROOGED. Die CD ist bei Lala Land Records immer noch erhältlich. Zu Recht? Ich denke schon. Für Danny Elfman war die moderne Adaption des Dickens-Klassikers "Eine Weihnachtsgeschichte" die erste Möglichkeit nach kleineren Independent-Filmen und albernen Komödien hier sein Talent unter Beweis zu stellen und sich für große nachfolgende Produktionen zu qualifizieren. Ohne Frage schrieb Elfman eine Musik mit Niveau, die dem Film vollkommen gerecht wird, doch hier liegt bereits der Hund begraben. So hervorragend die Musik den Film unterstützt, auf CD will sich keine zufriedenstellende Wirkung einstellen. Dies liegt zum einen an den schlecht gealterten synthetischen Elementen wie dem künstlichen Chor, der sehr nach Keyboard klingt oder dem Synth-Klavier für Claires Thema. Des Weiteren bietet die Musik thematisch keine wirklich interessanten Ideen. Das Motiv für den Protagonisten Cross ist viel zu kurzatmig, als dass es an irgendeiner Stelle einmal mehr Raum einnehmen könnte. Auch das sanfte Thema für Claire bleibt letzten Endes stereotyp und blass. Elfmans Musik muss im Film punktgenau auf die Handlung reagieren. Daraus resultieren viele kurze Schnipsel, die man für das Album behutsam versucht hat zusammenzuführen. Man muss den Produzenten zugute halten, dass sie hier nicht auf Gedeih und Verderb nur Dreiminutentracks zusammengekleistert haben. Das gerade einmal halbminütige Stück "A Toast for Alex" ließe sich nicht zufriedenstellend an das vorangegangene oder nachfolgende Stück anfügen, daher bleibt es trotz seiner Kürze als einzelnes Stück bestehen. Bei anderen Passagen ist ein Zusammenfassen möglich, dennoch hat man es auch innerhalb der einzelnen Passagen mit sehr sprunghaften Wechseln in den musikalischen Parametern zu tun, sodass der Stückwerkcharakter bis zum Schluss gewahrt wird. Kein Gedanke kann richtig atmen, motivisch-thematisch bleibt alles zu charakterlos. Instrumentiert ist das Ganze recht ansprechend, das Orchester wirkt nicht all zu groß, aber das kann auch an der recht trockenen Aufnahme liegen. Lala Land Records hat mal wieder alles zusammengekratzt, was die Bänder hergaben. Die vollständige Filmmusik wurde um alternative Fassungen und verworfene Passagen ergänzt, ein Block mit sämtlichen Source-Stücken beschließt das Album. Das Booklet ist sehr informativ, enthält schöne Bilder und eine Track-für-Track-Analyse. Dennoch bleibt dieses Album eine Anschaffung für absolute Fans des Films, die ein Souvenir wollen und Elfmankomplettisten. Für den allgemeinen Filmmusikhörer gibt es weit mehr Weihnachtsfilmmusiken und Elfman-CDs, die zum Anhören reizvoller sind. Würde mich nicht wundern, wenn diese CD kurz vorm Ablauf der Rechte noch einmal verramscht wird.
  20. Notenmaterial, insbesondere Dirigierpartituren - und um so eine handelt es sich hier - kosten nunmal so viel.
  21. Partituren zu Konzertarrangements aus STAR WARS sind relativ leicht zu bekommen. "Yoda's Theme" findest Du in der Zusammenstellung "STAR WARS - A Suite for Orchestra" von Hal Leonard: http://www.halleonard.com/product/viewproduct.action?itemid=4490057&lid=0&keywords=star%20wars%20suite&subsiteid=1& Kannst Du bestimmt auch über Dussmann bestellen
  22. Mephisto

    John Williams

    DIE RACHE DER SITH ja auch, insbesondere wo er Shores HERR DER RINGE + Zimmerklagegesänge beim Angriff auf den Jedi-Tempel imitiert hat oder die "Opernmusik" während des Gesprächs zwischen Anakin und Palpatine.
  23. Danke für die Empfehlungen Was ist denn mit Thomas Newman? Herr Nofz?
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