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Der Film ist sehr liebevoll gemacht und basiert auf einer Märchensammlung aus dem 17. Jahrhundert. Es ging darum, die Volkssage weg von der Disney-Schmonzette und wieder näher an die Wurzeln zu führen - sprich: mehr Brutalität, mehr Sex, Leid etc. Das ist meiner Meinung nach auch sehr gut gelungen und insbesondere durch die hochkarätige Besetzung wie auch die tollen, hauptsächlich handgemachten Effekte. Desplats Musik ist größtenteils eine enttäuschung. Sanftes kling-klang und bemühte, aber schwachbrüstige Streicheraction. Wenn ich mich in diesem Film über etwas geärgert habe, dann war es die Musik, die leider auch noch in dieser völlig sterilen und verflachten ProTools-Klanglichkeit daherkommt. Eine massiv vertante Chance, vom Konzept her aber auch von der Umsetzung.
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Veröffentlichung Soundtracks auf Vinyl: Der LP-Sammelthread
Mephisto antwortete auf Thomas Nofzs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Der ist's also! Den habe ich allerdings auf CD aus der Signature Edition und werde mir daher die LP nicht anschaffen. -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Das mit den Titeln ist mir auch scon aufgefallen. Dann werde ich sie gemäß Deiner Anmerkung einmal umbenennen Ansonsten kann ich Dir nur in allen Punkten voll und ganz zustimmen! Das Originalalbum ist tatsächlich ein Genuss und ich habe den Eindruck, dass die Filmaufnahmen weniger für bestimmte Szenen entstanden sind, sondern als allgemeiner Fundus. Fast kein Stück ist ja so im Film zu hören wie auf der CD. Der Auszug aus Mahlers erster hat mich auch sehr überrascht, zumal die Besetzung ja deutlich reduziert wurde. Man hört ja keine Trompeten, obwohl Rustichelli an den anderen Stücken gemessen offensichtlich zwei Trompeter im Orcheser sitzen hatte...merkwürdig. -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
UN MINUTO PER PREGARE, UN INSTANTE PER MORIRE – Carlo Rustichelli UN MINUTO PER PREGARE, UN INSTANTE PER MORIRE hebt sich erfreulicherweise von der üblichen Dutzendware unzähliger Italowestern ab. Der pessimistisch gestimmte Film erinnert in seiner Botschaft an ähnlich gelagerte und zur selben Zeit entstandene amerikanischen Spätwestern. Gebrochen wird dieser Eindruck einzig durch die spektakulär in Szene gesetzten Schießereien, die zwar genretypisch sind, aber mit der Kernaussage des Films deutlich brechen. Im Zentrum von UN MINUTO PER PREGARE, UN INSTANTE PER MORIRE steht das Motiv der Vergebung. Der gesetzlose Clay McCord hofft auf Begnadigung und versucht deshalb, ein berüchtigtes Banditennest auszuheben. Obwohl er sein Ziel erreicht, scheitert er letzten Endes an den Vorurteilen seiner Mitmenschen – insbesondere der Unkenntnis zweier Kopfgeldjäger, denen er nach seiner Begnadigung begegnet. McCoy ist außerdem kein klassischer (Italo-)Westernheld. Eine frühere Schussverletzung führt zu heftigen Krämpfen in seiner Revolverhand und Lähmungserscheinungen. Selten war ein Protagonist des Italowesterns so eingeschränkt wie dieser, kaum hat man jemanden so verzweifelt auf dem Krankenlager wimmern sehen. Die Musik zu UN MINUTO PER PREGARE, UN INSTANTE PER MORIRE schrieb der Filmmusikveteran Carlo Rustichelli. Hört man sich die Musik losgelöst vom Film an, ahnt man kaum, hier einer Westernmusik zu lauschen, denn Rustichelli schrieb eine durchgehend orchestrale Begleitung, die mehr in der symphonischen Filmmusiktradition steht als in der durch poppige Idiome und ausgefallene Geräuscheffekte geprägten genretypischen. Einzig der Einsatz einer E-Gitarre in den ruhigen Momenten könnte Assoziationen mit dem Western auslösen. Den Kern der Musik bildet das melancholische Hauptthema, das insgesamt eine fallende Bewegung mit einigen Wechselnoten nachzeichnet. Diese erklingt häufig in der weichen E-Gitarre über sanfte Streicherteppiche oder in den Streichern. Rustichelli setzt es jedoch auch in den treibenden Actionmomenten ein. Auch hier wird das Thema hauptsächlich von den Streichern gespielt, dann aber von den Hörnern verstärkt und von den Rhythmen der kleinen Trommel vorangetrieben. Die Suspense-Passagen hingegen fallen recht dröge aus, „Sequenza 7“ besteht aus einem lang anhaltenen Liegeton der Orgel, der von einem Tamtamwirbel schattiert wird. Die über fünf Minuten anhaltende „Sequenza 9“ ist sehr schematisch gearbeitet und wirkt wie ein blasser Aufguss des Beginns von „L'attentato“ aus SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD. Diese drögen Suspense-Passagen halten sich jedoch sehr in Grenzen, vielmehr komponierte Rustichelli eine dramatische und fast rein orchestrale Filmmusik, in deren Laufe er mehrfach durch den versierten Umgang mit dem Hauptthema sein Können unter Beweis stellt. Ein merkwürdiger Aspekt an dieser Musik sind jedoch die offensichtlichen und minutenlangen Anleihen bei Gustav Mahler, insbesondere dem dritten Satz aus der 4. Symphonie. Mahlers Musik erlebte zwar einige Jahre später auch durch die Verwendung des Adagiettos in TOD IN VENEDIG zwar eine Rennaissance, es ist allerdings fraglich, ob diese Musik dem Kinopublikum damals so geläufig war. Machte es Rustichelli sich hier einfach ziemlich bequem oder steckt eine besondere Absicht dahinter? Ich kann es nicht sagen. „Sequenza 17“ ist jedenfalls eine dünn orchestrierte Variante des Beginns des dritten Satzes aus Mahlers 1. Symphonie mit dem berühmten „Bruder-Jakob“-Kanon in Moll, inklusive der anschließenden Kletzmer-Musik. Warum Rustichelli hier einige Instrumente aussparte, die Mahler vorschreibt und die auch er in seinem Orchester zur Verfügung hatte, bleibt der Spekulation überlassen. „Sequenza 18“ ist hingegen ein Zitat des fulminanten Höhepunkts des dritten Satz des 4. Symphonie und „Passioni tumultuoso“ eine, ich sage mal, „Variation“ auf den Beginn desselben Satzes. Rustichelli war also ein bewanderter Komponist und auch er selbst konnte gut mit seinem Orchesterapparat umgehen. Die nicht im Film zu hörende „Sequenza 1“ ist eine fulminante Eröffnung. Sie spart noch das Hauptthema aus, etabliert stattdessen eine bedrohliche Stimmung mit den mäandernden Fagott- und tiefen Streicherlinien, über die sich ein Motiv erstreckt, das allzu deutlich an Wagners Ring-Motiv erinnert. Rustichelli bedient sich eben nur bei den Großen. Allerdings kann er UN MINUTO PER PREGARE, UN INSTANTE PER MORIRE auch seinen persönlichen Stempel aufdrücken. Ich habe keine Ahnung, wie der Aufnahmeprozess ablief. Fast wirkt es so, als hätte Rustichelli die einzelnen Stücke für bestimmte Szenen komponiert und auch aufgenommen, dennoch ist die Musik im Film dermaßen zerstückelt, dass eine genaue Rekonstruktion nicht mehr möglich ist. Stücke werden drastisch gekürzt, erklingen oft mehrfach an verschiedenen Stellen, werden ineinandergeblendet etc. Für eine LP-Veröffentlichung wählte Rustichelli die Höhepunkte seiner Musik aus. Tatsächlich enthält dieses Album alle wichtigen Passagen. Kürzt man aus der Filmversion alle Suspense- und Saloonmusiken weg und eliminiert zusätzlich alle Wiederholungen, so kommt man auf gut 20 Minuten Musik. Interessanterweise hielt Rustichelli an den beiden Kopien von Mahlers 4. Symphonie auch für die Albumversion fest. Ditigmovies veröffentlichte 2010 alle überlebenden Aufnahmen, darunter also auch die nicht verwendete Stücke und die „Bruder-Jakob“-Sequenz. Netterweise wurde der verbliebene Platz mit dem Album-Master aufgefüllt, sodass man sich zwischen (fast) vollständiger Filmmusik und der LP-Präsentation entscheiden kann. Das Album enthält mit „Passioni tumultuoso“ auch ein Stück, das anscheinend nicht mehr aus den Filmaufnahmen überlebt hat. Auch der klangliche Unterschied zwischen beiden Präsentationen ist ein Grund, dem Label für diese Ergänzung dankbar zu sein, denn die Filmaufnahmen klingen mittlerweile sehr dumpf. Die LP-Version erstrahlt hingegen in gutem Stereo und wird nur selten etwas schrill. Insgesamt schrieb Carlo Rustichelli zu UN MINUTO PER PREGARE, UN INSTANTE PER MORIRE eine sehr attraktive Orchestermusik, die fast allen (Italo-)Westernklischees ausweicht. In der originalen Album-Präsentation bildet die Musik ein famoses Hörerlebnis und man muss Digitmovies dankbar sein, uns diesen Schatz nun auch auf CD zugänglich gemacht zu haben. Wer einen ungefähren Eindruck von der Filmpräsentation haben möchte, dem schlage ich folgende Reihenfolge und Tracktitel vor: 03 – Vorspann 02 – Erinnerung an den Tod des Vaters 04 – Clay und Duskin erreichen die Mission/Abschied 29 – Clay findet die toten Goldgräber/Escandido 06 – Clay und Laurinda 05 – Docs Leiche am Galgen I 07 – Rückblende 08 – Saloonklavier (Langfassung) 15 – Saloonklavier (Kurzfassung) 10 – Der Anfall 11 – Begnadigungsfeier 20 – Geiselnahme/Das Feuer 13 – Flucht 14 – Zuflucht/Laurinda pflegt Clay 16 – Laurindas Tod 09 – Clay wird gefoltert/Rettung 18 – Freiheit 12 – Rückblende 21 – Gefecht 19 – Clays Rückkehr 22 – Finale -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Ich störe mich auch weniger am Klang des Instruments allgemein als am Kontext. In der Petrack-Variation des Hauptthemas mit imitierten Pfeifen finde ich den synthetischen Zusatz völlig stimmig, aber wenn das Hauptthema als Liebesthema erklingt, dann gewinnt für mich immer die Soloviolinvariante. Aber wie Du ja auch schreibst: UCCIDI O MUORI ist generell verzichtbar. -
Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Sollte das nicht WARLOCK sein? Gut, dass sie mit den CDs gerade pausieren, dann kann ich noch ein paar Alben nachholen, ohne dass der nächste Pflichtkauf ansteht -
Varèse Sarabande: THE "LP TO CD" SERIES
Mephisto antwortete auf TheRealNeos Thema in Scores & Veröffentlichungen
Stimmt, das bin ich Euch noch schuldig! Ich bin tatsächlich direkt nach APRIL FOOL'S DAY "sauber" aus der Sache rausgekommen. Die Reihe scheint ja bisher auf eine bestimmte Ziel- bzw. Geschmacksgruppe augelegt, zu der ich nicht wirklich gehöre. Daher bin ich auch froh, nicht jeden Monat eine neue 20€-CD zu erhalten und jede neue Ankündigung bestätigt mich in dieser Überzeugung. Dass Ihr Euch über die Handtasche und die CDs freut, ist das Wichtigste und ich hoffe, dass für Euch noch einige Schätzchen gehoben werden. Meins ist es halt nicht... -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
UCCIDI O MUORI – Carlo Rustichelli Bei UCCIDI U MUORI handelt es sich um einen recht überflüssigen Film. Der Rachewestern, der in Deutschland unter dem Titel FÜR EINE HANDVOLL BLEI angelaufen ist, reiht klassische Motive des Westerns aneinander: Verfeindete Familiclans, die schöne Rancherstochter in Not un den schweigsamen Revolverhelden, der noch eine persönliche Rechnung zu begleichen hat. Dieser hört – natürlich – in der deutschen Synchronisation auf den Namen Ringo und wurde für UCCIDI O MUORI mit einem originellen Attribut ausgestattet: Einer Violine, der er zarte Klänge entlockt, bevor er die Bösewichte ins Jenseits befördert. Für die Musik war Carolo Rusichelli verantwortlich, der auch einen obligatorischen Song lieferte, aus dem sich anschließend das thematische Material der Filmmusik speist. Das erste Thema, das das instrumentale Intro des Songs bestreitet, fungiert im weiteren Verlauf der Komposition als Seitenthema, während die Melodie der Gesangspartie das Hauptthema bildet. Dieses sehr sangliche und lange Thema wird auch von Johnny selbst im Film auf der Violine vorgetragen und erklingt zusätzlich im Zusammenhang mit der Liebesgeschichte, auch hier zart von einer Solovioline über sanfte Streicherteppiche intoniert. Für die Freundschaft zwischen Johnny und dem alten Petrack komponierte Rustichelli eine humoristisch angehauchte Version des Themas für synthetischen Pfeifklang üer eine beschwingte Begleitung der Gitarre und des Cembalos. Für den Widersacher Griffith entwarf Rusitchelli ein knappes Motiv, das aus schnarrenden Akkorden der gedämpften Posaunen besteht, die von markigen Paukenschlägen und schrillen Trompetenklängen abgelöst werden. Die Suspense-Musik wird aus ähnlichem Material bestritten, hält sich aber vom zeitlichen Umfang her erfreulicherweise in Grenzen, da der Fokus der Musik eher auf den lyrischen Passagen mit dem cantabilen Hauptthema liegt. Für die musikalische Umsetzung der Komposition stand Rustichelli ein schmal besetztes Orchester zur Verfügung, das auch um Mundharmonika, E-Gitarre, akustische Gitarre und Synthesizer zur Verfügung. Insbesondere der Synthesizer irritiert häufig, da er teilweise für die ruhigen Passagen eingesetzt wird und als Soloinstrument das Haupt- bzw. Liebesthema in einer merkwürdigen Klangfarbe, die sich irgendwo zwischen Sinuston, künstlicher Vokalise und Flötenimitat bewegt. Ob das jemals ästhetisch angenommen wurde, kann ich nicht beantworten, heute ist der Klang des Synthesizers hoffnungslos veraltet und lässt die entsprechenden Passagen leider billig erscheinen. Zu den Pluspunkten der Musik gehört eindeutig das schöne Hauptthema, negativ fällt die Umsetzung – insbesondere durch den Synthsizer – auf sowie die blasse Musik für die Kontrahenten und die fehlende musikalische Abwechslung. Auszüge der Musik zu UCCIDI O MUORI erschienen 1986 zusammen mit Ausschnitten aus DIO PERDONA...IO NO und VAMOS A MATAR, BASTARDO auf einer auf 1000 Stück limiterten LP. 2012 folgte dann die vollständige Veröffentlichung auf CD im Rahmen des GDM Clubs. Wie so häufig wurden die einzelnen Passagen nicht mit Titeln versehen und die Stücke auch nicht in chronologischer Filmreihenfolge angeordnet. Anscheinend hat man alles, was sich auf den Bändern fand, auch auf die CD gepresst, sodass insbesondere vom Song „I Must Go“ unzählige Versionen auf dem Album finden. UCCIDI O MUORI ist defintiv kein Pflichtkauf, da gibt es abwechslungsreichere und interessantere Musik (auch von Rustichelli). Hier noch eine einigermaßen chronologische Sequenzierung des Albums mit neuen Titeln: 24 I must go 28 I must go (instrumental) 15 I must go (instrumental - mono) 17 Spots Harmonika/Angriff auf die Beerdigung/Der Sheriff trifft auf der Ranch ein/Die Postkutsche/Johnny reitet in die Stadt/Nach der Schlägerei/Spot kehrt in die Stadt zurück/Konfrontation/Johnny erreicht die Ranch/Trauer um Spot 12 Johnny spielt Violine 03 Lisa und Johnny I 02 Familie Drumont 04 Lisa und Johnny II 18 Lisa und Johnny III 22 Griffith reitet fort 05 Griffith auf dem Weg 19 Johnny und der Revolverheld/Rettung durch die Großmutter/Chester auf dem Weg 06 Abschied von Lisa 07 Johnny wird gefangengenommen 20 Johnny in der Gewalt von Chester Griffith/Hasenjagd 08 Petrack findet Johnny 09 Auf Petracks Ranch 10 Petrack und Johnny 21 Johnny und der Revolverheld II 13 Hochzeitsfest 11 Johnnys Rückkehr 29 Finale (alternativ I) 30 Finale (alternativ II) 23 Finale (alternativ III) 14 Finale (mono) 26 I must go (stereo) 01 I must go (Finale) 27 I must go (instrumental) 16 I must go (instrumental) 25 I must go (instrumental) -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Ich freue mich ja über jeden Tipp oder jede Anmerkung, eben auch für die interessierten stillen Mitleser. Ich selber habe seit mehreren Monaten inesgesamt über 30 Italomusiken gehört und hier besprochen. Man möge mir nachsehen, dass ich es für dieses Jahr erstmal bleiben lasse, aber Eure Empfehlung habe ich mir notiert, darunter natürlich auch COMIN' AT YOU. Heute Abend beginnt dann Rustichelli mit UCCIDI O MUORI. -
Aber wer sagt denn, dass es wirklich HOME ALONE ist?
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Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Nachdem hier jetzt von meiner Seite etwas Sendepause war, melde ich mich mit einem kurzen Zwischenstand zurück. Danke, Stefan, für die zusätzlichen Empfehlungen und Ralf für die BANDIDOS-Suite. Wenn ich mit allen CDs, die noch hier sind, durch bin, habe ich insgesamt 33 Musiken hier besprochen (sofern ich mich nicht verzählt habe). Es stehen noch dreimal Rustichelli und einmal de Masi an. Danach werde ich Italiwestern erstmal Italowestern sein lassen und mir Eure letzten Empfehlungen für später aufheben. Sami, von Morricone habe ich bereits: C'ERA UNA VOLTA IL WEST DA UOMO A UOMO DUELLO NEL TEXAS GIÙ LA TESTA IL BUONO, IL BRUTTO, IL CATTIVO IL GRANDE SILENZIO IL MIO NOME E NESSUMO IL RITORNO DEL RINGO LA BANDA J. S.: CRONACA CRIMINALE DEL FAR WEST LA RESA DEI CONTI NAVAJO JOE PER QUALCHE DOLLARI UN PIÙ PER UN PUGNO DI DOLLARI THE FIVE MAN ARMY THE HILLS RUN RED UNA PISTOLE PER RINGO UN GENIO, DUE COMPARI, UN POLLO Um die Western-Sammlung komplett zu machen, fehlten mir also: CHE C'ENTRIAMO NOI CON LA RIVOLUZIONE? CI RISIAMO, VERO PROVVIDENZA? FACCIA A FACCIA I CRUDELI IL MERCENARIO LA VITA, AVOLTE, È MOLTO DURA, VERO PROVVIDENZA? LE PISTOLE NON DISCUTONTO SETTE PISTOLE PER I MACGREGOR TEPEPA VAMOS A MATAR, COMPANEROS Bin soweit erstmal zufrieden, habe aber natürlich die Revolutionswestern im Hinterkopf. -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Ich bin halt Original-Fetischist, CD-Rs machen mich auf Dauer nicht glücklich, es sei denn in ganz wenigen Fällen. Daher werde ich IL PISTOLERO DELL'AVE MARIA auch nicht abstoßen, weil die erste Viertelstunde dermaßen gelungen ist, dass ich sie noch des Öfteren hören werde. Schade, dass sonst nichts von der Musik überlebt haben wird, noch zwei, drei Versionen des Hauptthemas hätte ich ohne weiteres verkraftet. Danke auch für die Infos bezüglich der Veröffentlichungen. Ist die GDM-CD also streng genommen ein Bootleg? Weißt Du etwas über die Arbeitsteilung der Komponisten (vielleicht ja auch in diegetisch/nondiegetisch)? So anders die Musik auch ist, neben 100.000 DOLLARI PER RINGO dürfte IL PISTOLERO DELL'AVE MARIA eindeutig zu den großen Überraschungen meiner Odyssee durch die Itelo-Western-Musik gehören. Kann mir jemand hier noch Musik mit ähnlich viel Potential empfehlen? IL PISTOLERO ist ja - zumindest das Hauptthema betreffend - Italowestern in Reinkultur: Solo-Englischhorn, Pfeifen, Röhrenglockenschläge, E-Gitarren, Satte Streicher...macht einfach Spaß! Bin jetzt soweit mich meinen Nicolai-CDs durch und frage mich, ob ich vielleicht noch einmal aufstocken sollte. SHANGHAI JOE lohnt sich meiner Meinung nach nicht wirklich von dem, was ich letztens im Film hören durfte. Ich liebäugel' gerade mit EL CISCO und LAND RAIDERS. -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
IL PISTOLERO DELL'AVE MARIA – Roberto Pregadio & Franco Micalizzi Ferdinando Baldis brutaler Rachewestern hat bis heute kaum etwas von seiner Schlagkraft verloren. IL PISTOLERO DELL'AVE MARIA erzählt von der blutigen Rache des Geschwisterpaares Isabel und Sebastian, das mithilfe eines alten Kinderfreundes Rafael den Mord am Vater rächt, zu dem die Mutter Anna ihren Liebhaber Tomas anstiftete. Baldi präsentiert einen turbulenten Western, dessen Energie sich neben drastisch inszenierten Schießereien auch insbesondere an rauschhaften Volksfesten und der üppig ausgestatteten Empfangsszene im Hause Anna Carrascos speist. Die Musik schrieben Roberto Pregadio und Franco Micalizzi, wobei letzterer nicht im Vorspann des Films erwähnt wird. Auch das Booklet der GDM-CD enthält keine näheren Informationen über die Arbeitsteilung beider Komponisten. IL PISTOLERO DELL'AVE MARIA eröffnet mit einer Vorspannmusik, die keine Wünsche des Italowesternfans offen lässt: Ein vor sich hin mäanderndes Motiv des Englischhorns eröffnet das Album und den Film, bevor es von einem kräftigen Röhrenglockenschlag unterbrochen wird, an den ein Rhythmus der kleinen Trommel anschließt. Über einen Orgelpunkt der Streicher wird eine leicht melancholische Melodie gepfiffen, die sofort von der Trompete intoniert wird. Hier bricht sich nun ein zweites Thema Bahn, das mit seinem triumphalen Durcharakter vom Gestus stark an weitere europäische Westernthemen erinnert. Zum Schluss kehren das Motiv des Englischhorns und das erste Thema noch einmal zurück. Ohne Frage schufen Pregadio und Micalizzi hier ein Hauptthema, das sich keinesfalls hinter den berühmten Melodien eines Morricones verstecken braucht. Auch das Familien-Thema, das ruhig in den Streichern und der Flöte erklingt, gehört zu den starken Aspekten der Musik wie auch das sanft von der Gitarre vorgetragene Thema für Rafael und Isabel. Ein großer Teil der Filmmusik wird jedoch durch diegetische Musik bestritten wie die strahlenden Mariachi-Klänge während des Empfangs des Generals und während des Straßenfestes in der Stadt, die Flamenco-Gitarren in den verrauchten Kantinas und die beschwingten Walzermelodien auf dem Empfang Anna Carrascos. Das Hauptthema selbst tritt auch noch mehrfach im Film auf, meistens leicht gekürzt, aber in der Instrumentation wenig verändert. Die Aufnahme der Vorspannmusik erklingt sogar unverändert noch einmal im Film. Die Suspense-Passagen wurden für den Film häufig auseinandergeschnitten oder ausgeblendet, teilweise nur auf kleine Schnispel reduziert. GDM veröffentlichte 2014 ein Album mit Auszügen aus der Musik, die zuvor laut soundtrackcollector auch schon bei Curci erschienen sind. Die Originalbänder sind anscheinend verschollen, anders kann ich mir nicht erklären, dass GDM, die sonst versuchen, jede Sekunde, derer sie habhaft werden können, auf CD zu pressen, nicht die vollständige Musik veröffentlicht haben. Letzten Endes enthält diese CD alle wichtigen musikalischen Momente, allerdings ist die Sequenzierung nicht sehr gelungen, sie gestaltet sich aber auch bei einem Album, das zu 50% aus diegetischer Musik besteht, als nicht gerade einfach. Somit finden sich auf der ersten Hälfte der CD fast alle nondiegetischen Stücke, die zweite Hälfte wird fast ausschließlich mit der Mariachi-Musik und den Walzern bestritten. Nach einem kräftigen Einstieg voller klassischer Italowesternmusik verflacht das Album angesichts der zwar kompetent gestalteten, aber stereotypischen Soure-Stücke. Entweder hört man somit nur die erste Hälfte, oder man lockert den Hörfluss etwas, indem man das Album nach der Filmreihenfolge programmiert. Insgesamt ist IL PISTOLERO DELL'AVE MARIA somit ein zweischneidiges Schwert: Italowesternfans kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten, ob aber eine Viertelstunde verdammt gute Musik den jeweiligen Preis wert ist, muss jeder für sich ausmachen. 01 – Vorspann 07 – Rafael und Sebastian 09 – Die Rückkehr des Generals 08 – Das Fest I 10 – Das Fest II (Anschlag auf den General) 03 – Der Tod des Generals 05 – Sebastian und Rafael 13 – Auf dem Empfang Anna Carrascos I 14 – Auf dem Empfang Anna Carrascos II 11 – Rafael in der Stadt 06 – In der Kantina 12 – Anna und der Priester 02 – Isabel und Rafael 04 - Hauptthema -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
ALL'OMBRA DI UNA COLT – Nico Fidenco & Gianni Dell'Orso ALL'OMBRA DI UNA COLT gehört zu den frühen Italowestern und lief am 7. Oktober 1966 unter dem Titel PISTOLEROS in Deutschland an. Die einfache Geschichte um einen jungen und einen alten Revolverhelden, die Städte gegen Geld beschützen und sich schließlich entzweien erlaubt die Kombination unterschiedlicher Western-Versatzstücke, die inszenatorisch mit einer typischen Portion Gewalt gewürzt wird. Insbesondere in der letzten Schießerei werden dem Zuschauer unzählige waghalsige Stunts präsentiert. Letzten Endes ist der Film allerdings nicht der Rede wert. 1965 steckte der Italowestern noch in den Kinderschuhen. Dennoch überrascht der musikalische Ansatz von Melodiengeber Nico Fidenco und Arrangeur Gianni Dell'Orso, der weniger an klassischen US-Vorbildern orientiert ist wie beispielsweise Bruno Nicolais vollorchestrale Musik zu 100.000 DOLLARI PER RINGO oder viele Musiken Francesco de Masis. Für die Aufnahmen stand anscheinend ein kleines Ensemble zur Verfügung, hauptsächlich bestehend aus Mundharmonika, Gitarren, E-Bass Perkussion, einem kleinen Chor, einigen Bläsern und einem Kunstpfeifer, wahrscheinlich Alessandro Alessandrini, der der Musik einen typischen Italowestern-Charme verleiht. Fidenco entwarf für die Musik mehrere Themen, unter anderem eine Melodie, die über eine beschwingte Begleitung der Akustik-Gitarre und des E-Basses gepfiffen sowie anschließend von der E-Gitarre intoniert wird und an die Titelmelodie zu FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR erinnert. Dieses Thema erklingt nur zu Beginn und am Schluss der CD und ist leider in beiden Fällen mit einem Voice-Over versehen. Das eigentliche Hauptthema ist eine sehr ruhige Melodie, die oftmals in den Soloinstrumenten wie der Gitarre oder Mundharmonika über eine sanfte Gitarrenbegleitung oder einem Bolero-Rhythmus der kleinen Trommel erklingt, manchmal auch gepfiffen und einmal vom Chor vokalisiert wird. Eine drittes, als „mexikanisches Thema“ bezeichnete Melodie erklingt dreimal in der Trompete über energische Begleitung der Gitarre und des Schlagzeugs inklusive Tamburin und Xylophon. Der Hörfluss wird durch zwei Source-Stücke aufgelockert. Hierzu gehört eine furchtbar gedroschene Saloonklaviermusik, die auch noch auf einem völlig verstimmten Klavier dargeboten wird und – analog zu einem ähnlichen Stück auf dem Album zu JOHN IL BASTARDO – unanhörbar ist. Eine nette Square-Dance-Nummer lässt allerdings unbewusst mit den Füßen wippen. Die Schwachpunkte der Musik sind wie so häufig die Suspense-Passagen, die alleine auf Gianni Dell'Orsos Konto gehen und zu keinem Zeitpunkt über rein funktional-atmosphärische Klangmalerei hinausgehen. Oftmals erklingen lang gehaltene synthetische Töne in hoher und höchster Lage, die von einigen harschen Bongo-Schlägen und Melodiefragmenten des Basses sowie diversen Arpeggien des Cembalos unterbrochen werden. Insgesamt ist ALL'OMBRA DI UNA COLT eine ganz nette und unaufregende Musik zum Nebenbeihören. Wie viele andere Italowesternmusiken krankt auch dieses Album an der Armut an Themenvariation, sodass das balladeske Hauptthema immer wieder in den ewiggleichen Versionen für Pfeifer und Gitarre, Mundharmonika und Gitarre oder Gitarrenensemble zu Gehör gebracht wird. Die äußerst drögen Suspense-Passagen lassen den Hörfluss zusätzlich stocken. Wie auch bei vielen anderen CDs zu diesem Genre empfiehlt sich also eine stark gekürzte Auswahl, auf ungefähr 10 Minuten heruntergekürzt hinterlässt die Musik allerdings einen angenehmen Eindruck. -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
ANDA MUCHACHO, SPARA! - Bruno Nicolai Der deutsche Verleihtitel dieses späteren Italowesterns (1971), KNIE NIEDER UND FRISS STAUB verweist mehr auf den Racheaspekt als der italienische Originaltitel. In diesem kompetent aus tyischen Elementen des Genres zusammengerührten Italowestern will der ausgebrochene Häftling Roy Greenford seinen Mithäftling Emiliano rächen, der ihm kurz vor seinem Tod von einem Schatz in einer Goldgräbersiedlung berichtet. Roy nimmt den Kampf gegen mexikanische Banditen auf, die von dem Großgrundbesitzer Redfield angeführt werden und suxessive die wehrlosen Goldgräber ausrauben, befreit die Unterdrückten und erhält zum Dank die schöne Tochter Emilianos. Der Film ist ordentlich gemacht, hat keine Durchhänger und bedient fast alle Klischees des Italowesterns. Das gilt auch für die Musik, die Bruno Nicolai beigesteuert hat. Der Komponist etablierte sich zur Geburtsstunde des Genres mit einer atemberaubenden Orchestermusik zu 100.000 DOLLARI PER RINGO (weiter oben besprochen) und war ein langjähriger Weggefährte Morricones und Dirigent vieler italienischer Filmmusiken. Als der Druck von seiten der Filmemacher auf die Komponisten wuchs und aus kommerziellen Interessen immer mehr Morricone-Plagiate verlangt wurden, schlug sich Nicolai tapfer. Seine an Morricone angelehnten Musiken beispielsweise zu UN UOMO CHIAMATO APOCALISSE JOE (siehe oben) gehört zu den charmantesten „Morricone-Hommagen“ dieser Zeit. ANDA MUCHACHO, SPARA! gehört ebenfalls zu den Musiken Nicolais, die sich ganz offensichtlich an Morricone orientieren, dabei bleibt offen, inwiefern der Komponist gezwungen war, sich an den Stil des Kollegen anzunähern und inwiefern dies eine eigene Entscheidung Nicolais war. Bereits der Vorspann setzt sich aus klassischen Morricone-Manierismen zusammen. Die einleitende nervöse Klavierfigur, die sich später als Suspense-Motiv durch die ganze Musik ziehen wird, weckt sofort Assoziationen an die Sechzehntelketten zu Beginn der Toccata von Bach, die ebenfalls wie auch bei Nicolai höher sequenziert werden. Auch Morricone spielte gerne immer wieder auf bekannte Werke des klassischen Kanons an. Die direkt anschließende Flötenmelodie mit den immer größer werdenden Intervallsprüngen erinnert stark an die Eröffnung von „Il Triello“ aus ZWEI GLORREICHE HALUNKEN. Nicolai ließ diese Melodie bereits in „Viaggio“ aus CORRI, UOMO, CORRI vom Chor summen. Hier wird sie nun ein fester thematischer Bestandteil. Die anschließende Passage mit treibenden Rhythmen der kleinen Trommel, raschen Sechzehntelfiguren des Klaviers, den breit ausschweifenden Streichern und dem Chor erinnert an ähnliche Passagen in den Titelmelodien zu den ersten beiden DOLLAR-Filmen, bevor das eigentlich Hauptthema pathetisch vom Chor, einer Trompete und den Streichern über einem Beloreo-Rhythmus der kleinen Trommel gesungen wird. Dieses neue Thema gehört zu den schönsten Schöpfungen Nicolais und erklingt im weiteren Verlauf des Films stets im Zusammenhang mit Liebe und Freundschaft. Selten wird dabei so dick aufgetragen wie im Vorspann und der entsprechenden Parallelstelle des Finales, vielmehr erklingt das Thema in „Sequenza 22“ und „Sequenza 24“ solistisch als Sopranvokalise oder im Solocello über verhaltene Streicherakkorde und Gitarrenbegleitung. Am Stärksten bedient sich Nicolai bei seinem Kollegen Morricone jedoch bei der gemächlich dahintrottenden Musik für den kauzigen Postmeister. Hier übernahm er „Farewell to Cheyenne“ fast 1:1, tauschte nur die Melodie auf. Die Begleitung, die Besetzung und die Klangfarben jedoch blieben unverändert. Im Film taucht diese Musik nur zweimal auf: einmal als Saloonmusik „getarnt“ und dann in voller Länge über den Dialog zwischen Roy und dem Postmeister im Telegraphenamt. Nicolais famoser Umang mit seinem thematischen Material lässt sich auch in ANDA MUCHACHO, SPARA! erahnen, wenn eben jenes Postmeister-Thema vom Chor über eine zurückhaltende Begleitung der Gitarren, des Marimbaphons und des Schlagwerks in „Sequenza 28“ und „Sequenza 31“ gesummt wird. Vom trotteligen Postmeister ist hier nichts mehr zu ahnen. Auch der Gangster Redfield wurde mit einem eigenen Thema bedacht, das allerdings erst in der zweiten Filmhälfte zum Tragen kommt und von der kernigen E-Gitarre erklingt. Nicolais Kompetenz zeigt sich auch im Umgang mit dem Instrumentalensemble, denn auf den ersten Hördurchgang scheint die Musik „größer“ als sie ist. Neben einem Streicherapparat, Schlagzeug und dem gemischten Chor, mehreren Gitarren und Tasteninstrumenten standen dem Komponisten nämlich nur einzelne Bläser zur Verfügung. Dennoch hat man teilweise den Eindruck, hier einem großen Orchester zu lauschen. Erst nach und nach fällt auf, dass z. B. Der Flöte eine überraschend große Rolle in der Musik zukommt, so auch dem Fagott, das oft in hoher Lage über eine zarte Gitarrenbegleitung erklingt. Die solistische Trompete und die Posaune werden nur in den groß angelegten Tuttipassagen zur Sättigung des Klangs eingesetzt. Zum Filmstart erschien eine Single, die die letzten beiden Stücke der Musik enthielt. 2003 wurde eine knappe halbe Stunde zusammen mit der Nicolai-Musik DJANGO SPARA PER PRIMO veröffentlicht, bevor GDM 2012 die vollständige Musik veröffentlichte. Wie so oft stellt sich hier die Frage nach dem Nutzen einer solchen Veröffentlichung, da die Musik tatsächlich sehr repetetiv ist und aus vielen kürzeren Stücken besteht, da der Film Nicolai selten die Möglichkeit gab, seine Ideen voll und ganz auszuarbeiten. ANDA MUCHACHO, SPARA! ist somit kein Pflichtkauf, vor allem nicht in der GDM-Fassung. Wer aber der ewigen Morricone-Plagiate niemals überdrüssig wird und nach neuen Melodien verlangt, der wird hier (teilweise) fündig. Die GDM-CD ist überraschenderweise einmal vollständig chronologisch, enthält aber – wie so oft – keine Titelangaben. Folgende Vorschläge habe ich anhand des Films erstellt: 01 – Vorspann 02 – Gesprengte Ketten 03 – Traurige Rückkehr 04 – Die Siedlung (nicht verwendet)/Gold/Ankunft in der Stadt 05 – Schießerei im Badezimmer 06 – Ankunft der Soldaten/Lawrence/Der Goldwagen verlässt die Stadt 07 – Lawrence und Jessica/Redfield am Fenster/Saloonmusik 08 – Überfall auf den Goldtransport 09 – Die Banditen verlassen den Ort des Überfalls (nicht verwendet) 10 – Roy ersticht Vadi 11 – Rückblende/Emilio berichtet Roy vom Gold/Sand! 12 – Schießerei im Saloon 13 – Newman provoziert Lawrence 14 – Jessica und Roy 15 – Lawrence begibt sich zu Jessica 16 – Die Vergewaltigung/Roy entlädt Lawrences Colt 17 – Roy vertauscht die Flaschen/Nachts im Gebirge 18 – Nach dem Überfall 19 – Newman entdeckt den Verrat/Redfield und Jessica 20 – Auf dem Postamt 21 – Roy erschießt Lawrence/Der Goldtransport/Hinterhalt/Die Banditen 22 – Folter 23 – Nicht verwendet 24 – Jessica 25 – Roys Befreiung/Roy und Cosorito 26 – Redfield und die Banditen bei den Goldgräbern 27 – Redfield geht zu Cosoritos Hütte 28 – Cosorito wird gefoltert 29 – Redfield reitet aus der Siedlung 30 – Roy und Cosorito/Redfield und seine Bande reiten 31 – Miguel wird hingerichtet 32 – Onkel und Nichte 33 – Die letzte Herausforderung 34 – Das letzte Gefecht 35 – Ankunft der Postkutsche 36 – Finale -
Also die Doopel-CD von Digitmovies enthielt meines Wissens nach die vollständigen Filmaufnahmen, allerdings könnte es sein, dass acht Minuten des "Battle of the Dam" gar nicht aufgenommen wurden. Bei der Neuaufnahme von NORTH BY NORTHWEST von Varèse gab's dann ja auch ein Stück, das Herrmann zwar komponiert, aber gar nicht eingespielt hat.
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- Prometheus Records
- Tadlow Music
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Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
CORRI, UOMO, CORRI - Bruno Nicolai (/Ennio Morricone?) Italowestern sind häufiger im mexikanischen Lokalkolorit angesiedelt als US-Western, wofür es mehrere Gründe geben dürfte. Die spanische Wüstengegend, die häufig in Italowestern zum Einsatz kam, erinnert mehr an Mittelamerika denn an weite saftige Prärie und auch die häufig italienischen und spanischen Schauspieler gehen leichter als Mexikaner denn als typisch weißer Cowboy durch. Somit bot es sich aan, Filme zu drehen, die zur Zeit der mexikanischen Revolution spielen wie TEPEPA, VAMOS A MATAR oder CHE C'ENTRIAMO NOI CON LA RIVOLUZIONE? und viele andere. Mehrere dieser Revolutions-Western wurden von Ennio Morricone vertont, der neben den bereits genannten drei u. A. auch die Musik zu FIVE MAN ARMY und - zusammen mit seinem langen Weggefährten Bruno Nicolai - IL MERCENARIO beisteuerte. Im Falle von CORRI, UOMO, CORRI ist die Sache nicht ganz eindeutig. Offiziell wird die Musik Nicolai zugeschrieben während Regisseur Sergio Sollima behauptet, Morricone hätte sie komponiert. Die Musik zu CORRI, UOMO, CORRI gehört wie der Film selbst zu den wenigen überdurchschnittlichen Einträgen im umfangreichen Italowesternuniversum, das oft von billig produzierten und schnell heruntergekurbelten Werken geprägt war. Es überrascht natürlich nicht, dass die Partitur einen starken mexikanisch-folkloristischen Anstrich hat, der sich insbesondere in zwei Themen niederschlägt: Das Revolutionslied "Espante En El Corazon" bildet dabei das Hauptthema, welches die Musik wie ein roter Faden durchzieht. Bereits in der ersten vokalen Darbietung durch Hauptdarsteller Thomas Milian entfaltet es kräftiges Ohrwurmpotential und bleibt einem auch nach dem Hören der CD im Ohr. Milian singt das energische Lied mit der charakteristischen, in chromatischen Schritten aufwärts drängenden Triole und den ausgreifenden Intervallsprüngen im zweiten Abschnitt zuerst solo über eine folkloristisch anmutende Gitarrenbegleitung, bevor anschließend der gemischte Chor mit dem ganzen Orchester einstimmt - strahlende Trompeten natürlich inklusive. Später hören wir das Thema instrumental, mal zurückgenommen, mal wuchtig, dann wieder vom Chor gesungen oder über Gitarrenbegleitung gepfiffen. Das Thema an sich wird dabei kaum verändert oder in andere Kompositionen fragmentarisch eingeflochten, lediglich die Instrumentation variiert mehrfach. Das zweite Thema mit deutlich mexikanischem Einschlag schrieb Nicolai für Cuchillos Freundin Dolores. Die lebhafte Melodie ist hauptsächlich sehr folkloristisch instrumentiert, mit Frauenchor, Gitarren, Klatschen etc. Später erklingt das Thema auch in ruhiger Fassung, in der es vom Chor gesummt wird. Der Chor spielt ohnehin eine große Rolle in dieser Musik und wird größtenteils vokalisierend eingesetzt. Neben diesen beiden sehr mexikanischen Elementen komponierte Nicolai auch ein "Americana-Thema", das für das Ziel von Cuchillos Flucht steht: Texas. Mit diesem ruhigen Thema ist dem Komponisten vielleicht eine der schönsten Melodien in seinem Schaffen gelungen. Sanft vom Chor über zarte Gitarrenbegleitung gesummt oder von warmen und hellen Streicherklängen geprägt verbreitet dieses Thema die Sehnsucht und Geborgenheit, die der Protagonist mit dem Land verbindet. Natürlich darf auch eine schicksalhafte Duell-Musik nicht fehlen. Diese erklingt in den Passagen "La Sfida" und "Duello" und wird zu Beginn vom Englischhorn über zurückgenommene Streicher gespielt, bevor sie als kräftige Posaunenmelodie über dem ganzen Orchester erklingt. Insgesamt ist die Musik zu CORRI, UOMO, CORRI sehr eingängig, die Themen sind allesamt sehr charakteristisch und eingängig, das mexikanische Kolorit versprüht eine starke Atmosphäre und auch die Instrumentierung ist absolut gekonnt durchgeführt. Es handelt sich letzten Endes um eine sehr fassliche Musik ohne große Ecken und Kanten, wohltuenderweise hat Nicolai auch darauf verzichtet, die parodistischen Momente des Films musikalisch entsprechend humoristisch zu kommentieren. Abgesehen von den beiden "Ricerca-dell'oro"-Passagen gibt es in der ganzen Musik kaum Suspense-Material, fast jedes Stück ist thematisch gearbeitet. Formal sind alle Titel schlicht gestaltet, das tut dem Hörvergnügen aber keinen Abbruch. Insbesondere die thematischen Passagen überzeugen durch die liedhafte Eingängigkeit des Materials während motivisch geprägte Steigerungspassagen (beispielsweise "Mulini a vento") durch die Dramatik zu fesseln vermögen. Auch die Action kommt in CORRI, UOMO, CORRI nicht zu kurz. Neben einer sehr kurzen, aggressiven Passage für Banditen gibt es mehrere "Rittmusiken", in denen hektische Streicherläufe über treibende Gitarren- und Orchesterbegleitung erklingen. Der einzige Wehrmutstropfen, für den man Nicolai aber nicht verantwortlich machen kann, ist, das die Stücke alle relativ knapp gehalten sind, da der Film der Musik kaum Gelegenheit gibt, sich über längere Strecken zu entfalten wie es bei den Leone-Filmen der Fall war. Stücke wie "Duello" lassen einen etwas unbefriedigt zurück, da man noch auf den ganz großen Knall und den noch breiteren Pinsel wartet, das Stück aber bereits zu Ende ist. Insgesamt kann ich CORRI, UOMO, CORRI jedem empfehlen, der auch eingängige Themen steht und für mexikanisch-folkloristisches Klangkolorit zu haben ist. Mit dieser lebhaften und energischen Musik macht man nichts falsch - im Gegenteil. Für den Film komponierte Nicolai eine knappe Stunde Musik, von der eine glatte halbe Stunde als CAM-LP erschien, die später auch als CD veröffentlicht wurde. 2007 machte Digitmovies im Laufe der Expandierungswelle die vollständige Musik auf CD in chronologischer Reihenfolge zugänglich. Diese Edition war mehrere Jahre erhältlich und ist mittlerweile ausverkauft. Stattdessen wurde das originale LP-Album in einer Sonderedition mit Vinyl und CD neu aufgelegt. Ich habe noch ein Exemplar der kompletten Fassung ergattern können und bin damit sehr glücklich, denke aber, das viele auch mit der kürzeren Version zufrieden sein werden. Ob nun Morricone oder Nicolai: CORRI, UOMO, CORRI macht einfach Spaß! -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Also, Sinn dieses Threads war nicht, dass ich hier eine Ein-Mann-Show zum Thema Spaghetti-Western schmeiße, insofern begrüße ich jeden Diskussionsteilnehmer. Der Begriff "Genre-Musik" ist ja auch sehr breit gefächert, da können neben Peplum und Western ja auch die Polizei oder Giallo-Streifen rein. Wie gesagt: Freue mich über jeden Beitrag hier und ich denke, das geht den anderen Interessierten auch so. Zum weiteren Verlauf: Es kommen noch acht Besprechungen insgesamt. Tatsächlich folgen noch zwei Nicolais, dann liegt hier noch ein Fidenco rum, den ich anschließend zwischenschieben werde, bevor es mir Rustichelli weitergeht (3x) und de Masis SETTE DOLLARI SUL ROSSO dann den Abschluss macht. -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Ich denke wirklich, ihr habt da kurz aneinander vorbei geredet und kann somit Euch beiden zustimmen: SPARA, GRINGO, SPARA werde ich mir beispielsweise kaum bis gar nicht mehr als ganze CD durchhören, das Hauptthema macht als solches allerdings echt Spaß. Es ist ja alleine schon bezeichnend, dass viele Komponisten vollständigen Veröffentlichungen ihrer eigenen Musiken nicht trauen. John Williams erarbeitet sich ja immer sehr sorgfältig seine Albumversionen, Goldsmith hat teilweise ganze CD-Veröffentlichungen verhindert (THE VANISHING) und ich hab' mir sagen lassen, dass auch Morricone eigentlich weniger Musik auf der CD zu IL MIO NOME E NESSUMO haben wollte als letzten endes drauf gelandet ist. 100.000 DOLLARI PER RINGO war für mich bisher ein Ausnahmeerlebnis in diesem Genre. Stefan, gehe ich recht in der Annahme, dass es derartige Musik wohl kaum noch bei anderen Italowestern gibt? Ich habe die Musik nunmal in der anscheinend kompletten Fassung kennengelernt und weiß auch diverse Spannungshalter zu schätzen, die im Vergleich zur alten Ausgabe hinzugekommen sind. Nicolais Themenverarbeitung reicht nämlich weit in derartige Passagen hinein, dass man da noch genug entdecken kann außer Streichertremoli, ein paar frgamentarischen Melodieeinwürfen und Gitarrengeschrammel wie ich es in den letzten Wochen unzählige Male hören durfte. Ich war tatsächlich so wenig an Actionmusik in Italowesternscores gewöhnt, dass ich mir bis jetzt keine "glaubwürdigen" Bilder zu diesen Actionfeuerwerken vorstellen kann. Vielleicht sollte ich mir den Film einfach mal aus Neugierde ansehen. Danke noch einmal für die ganzen Anmerkungen und die ganzen Hilfestellungen, wenn mir mal wieder Schnitzer unterlaufen! -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
100.000 DOLLARI PER RINGO - BRUNO NICOLAI 100.00 DOLLARI PER RINGO war der dritte Film der RINGO-Reihe, die mit diesem Film um einen neuen Hauptdarsteller und einen neuen Komponisten bereichert wurde. Die ersten beiden Teile der Reihe hatte Ennio Morricone vertont, für 100.00 DOLLARI PER RINGO zeichnet sich Bruno Nicolai verantwortlich, ein enger Freund und Mitarbeiter des italienischen Großmeisters Morricone. Mir sind alle drei RINGO-Filme bisher unbekannt, auch die Morricone-Musiken kenne ich nicht. Es fällt mir aber schwer zu glauben, dass dessen Musik Nicolais Komposition noch weithin übertreffen kann, denn 100.00 DOLLARI PER RINGO ist eine absolute Ausnahmemusik was das Italowesterngenre betrifft. Der Film kam bereits 1965 in die Kinos, als der italienische Western noch in den Kinderschuhen steckte und sich offensichtlich zu einem Großteil am amerikanischen Vorbild orientierte, bevor Regisseure wie Leone und Corbucci dem Italowestern seine Eigenheiten verliehen. Somit legte Bruno Nicolai für 100.00 DOLLARI PER RINGO eine ausladende Orchesterpartitur vor, die meiner Erfahrung nach in diesem Genre Ihresgleichen sucht, denn der Komponist schrieb eine ausladende und facetten reiche Musik und stellt mit dem versierten Umgang mit dem Orchesterapparat sein Können unter Beweis. Nicolai entwarf für seine Musik eine Fülle von Themen, die allesamt die zeitlich umfangreiche Musik in verschiedenen Variationen durchziehen. Den Kern der Musik bildet natürlich das Hauptthema für den Titelhelden, das ganz traditionell in Form einer Ballade eingeführt wird: Ein Mundharmonikasolo eröffnet das Stück, bevor der Sänger die erste Strophe, basierend auf dem A-Teil des Ringo-Themas intoniert. Der Refrain stellt somit den B-Teil des Themas da, hier zieht Nicolai auch den Chor hinzu, der mit lang gezogenen Vokaliesen und kurzen „Ringo“-Einwürfen der Musik eine zusätzliche nostalgische und getragene Atmosphäre verleiht. Die Ballade für Ringo erklingt auch im weiteren Verlauf in instrumentaler Form, teilweise wird dann die Gesangspartie von der Gitarre oder den Hörnern übernommen. Bereits im zweiten Stück „Sfida Eroica“ entfesselt Nicolai die ganze Kraft des Orchesters. In diesem furiosen Actionfeuerwerk treten zwei musikalische Elemente in den Vordergrund: Ein Staccato-Motiv der Streicher und Holzbläser, die eine längere Melodielinie im Blech vorantreibt. Nicolais handwerkliches Können offenbart sich nicht zuletzt in der Variation seiner Themen, wenn z.B. das eckige Staccato-Motiv in Nr. 3 „Cadenza Funebre“ zum Schluss getragen in der Solo-Klarinette erklingt oder die kraftvolle Blechbläsermelodie in der ersten Hälfte von Nr. 4 „Repressione Violenta“ sanft vom Horn vorgetragen wird. Ein weiteres wichtiges Motiv in Form einer aufsteigenden Folge von drei Tönen, die anschließend fortgesponnen wird, führt Nicolai in Nr. 5 „Tumulti“ ein. Dieses Motiv entwickelt sich als Gegenstück zum Hauptthema zu einem der wichtigsten musikalischen Bestandteile, so wird es beispielweise in Nr. 16 „Paura di Morire“ und Nr. 22 „Invocazione Drammatica“ direkt dem Ringo-Thema gegenübergestellt. Eine getragene Melodie der Solo-Klarinette etabliert Nicolai in Nr. 11 „Il Volto Nascosto“, die in Nr. 19 „Attesa Inutile“ und Nr. 23 „Il Volto Nascosto (version 2)“ auch in den Streichern erklingt. Das Klavierthema aus Nr. 12 „100.00 $ per Ringo“ erinnert mit seinem klassizistischen Charakter durchaus an ähnliche Einfälle Morricones. Doch nicht nur melodisch-thematisch, auch instrumentatorisch ist 100.00 DOLLARI PER RINGO weit über Durchschnitt gearbeitet, allerdings steht der Tutti-Klang häufig im Fokus. Abgesehen von einigen Takten Flötensolo und den Klarinettensoli in beiden Versionen von „Il Volto Nascosto“ spielen die Holzbläser kaum eine wichtige Rolle, auch die Streicher und das Blech erklingen fast immer in sattem Tutti. Wollte man nun unbedingt ein Haar in der Suppe finden, so könnte man dem Komponisten höchstens vorwerfen, die Actionmusik durch die funktionalen motivischen Ideen sehr anonym gestaltet zu haben, einzig in Nr. 14 „Repressione Violenta (Version 2)“ wird eine Actionmusik hauptsächlich mit dem Ringo-Thema in strahlendem Blech über treibendes Spiel der restlichen Insrumente bestrittten. 100.00 DOLLARI PER RINGO ist so reichhaltig und abwechslungsreich gestaltet, dass die drei verzichtbaren Suspense-Passagen in Nr. 9 „Colt in Aguato“, Nr. 20 „Minaccia di Vendetta“ und Nr. 22 „Minaccia di Vendetta (Version 2)“ absolut zu verschmerzen sind. Die größten Actionfeuerwerke fackelt der Komponist tatsächlich bereits im ersten Drittel ab, in dem auch die meisten Variationen der „Ballade für Ringo“ zu hören sind, bevor anschließend mit den beiden neuen getragenen Melodien in Nr. 11 und Nr. 12 etwas Ruhe einkehrt und motivisch-thematische Suspense mehr Raum einnimmt. Da ich den Film nicht kenne, kann ich nicht beurteilen, ob die CD chronologisch sequenziert ist, die Titel sind – für derartige Alben üblich – sehr anonym gehalten. Teilweise scheinen sie auch nicht wirklich Sinn zu ergeben, so verbirgt sich theoretisch unter Nr. 18 „Incontro di Fuoco“ eine dritte Version von „Sfida Eroica“ (Nr. 2 und Nr. 7), allerdings um ein zweitaktiges, fast kletzmerhaftes Klarinettensolo bereichert, das auch in Nr. 22 „Invocazione Drammatica“ wieder erklingt. Der Titel von Nr. 25 - „Paura di Uccidere (Version 2)“ - irritiert ebenfalls, da es keine Originalversion zu „Paura di Uccidere“ gibt, höchstens Nr. 16 „Paura di Morire“, aber dieses Stück ist mit jenem hörbar nicht verwandt. Abgesehen davon handelt es sich allerdings um ein hervorragendes Album, das anscheinend sämtliche für den Film aufgenommene Musik enthält. Somit ist diese Veröffentlichung um eine halbe Stunde länger als die originale CAM-CD und ich kann mir vorstellen, dass es für einige Hörer ermüdend sein wird, sich alle 70 Minuten am Stück anzuhören. Allerdings habe ich auch nach dem fünften Hördurchgang noch weitere kleine Details entdecken können und sind mir noch so manche Variationen aufgefallen, sodass ich fast kein Stück von dieser CD missen möchte. Zur Not kann man sich den alten Albumschnitt ja auch fast wieder zusammenstellen. Man hört den Aufnahmen natürlich an, das sie mittlerweile 50 Jahre auf dem Buckel haben, allerdings scheint GDM das Beste aus den Bändern herausgeholt zu haben. Die Aufnahmen wurden der damaligen Mode nach mit einer zusätzlichen Portion künstlichen Halls versehen, der das Orchester noch größer und wuchtiger klingen lässt, als es vermutlich war, allerdings verschwimmen dadurch auch einige instrumentatorische Feinheiten. Die Klangqualität variiert zwischen den einzelnen Stücken, es wird aber niemals störend. Leider war 100.00 DOLLARI PER RINGO nur als Ausgabe des GDM Clubs erhältlich, der mittlerweile eingestellt wurde, sodass mit einer Neuauflage auch nicht zu rechnen ist. Die Musik ist in einer japanischen Ausgabe mit identischem Inhalt erhältlich, allerdings sind mit dem Import hohe Kosten verbunden. Die GDM-Ausgabe ist ärgerlicherweise kaum noch über Händler zu beziehen und im Second-Hand-Bereich wurden die Preise für dieses Album spürbar angezogen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass dieser Schatz einmal wieder regulär erhältlich sein wird, denn bei 100.00 DOLLARI PER RINGO kommen nicht nur Italowesternfans voll und ganz auf ihre Kosten! -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Das kann ich mir denken. Hast Du vielleicht dennoch weitere Empfehlungen im Bereich der italienischen Filmmusik (momentan sind wir ja noch beim Western), die hier noch nicht zur Sprache gekommen sind? -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Eine schöne Suite! Hast Du eventuell noch mehr Italowesternmusik, die Du hier mit uns teilen möchtest? Jürgen: Ein sehr interessanter Beitrag, danke dafür! Ich werde das Album im Hinterkopf behalten, auch wenn es, wie Du bereits geschrieben hast, nicht oberste Priorität hat. Ich selbe habe jetzt langsam alle Alben, die mir hier empfohlen wurden, erhalten und setze nachher einmal meine Besprechung fort -
Veröffentlichung Intrada: Jerry Goldsmith - CAPRICORN ONE
Mephisto antwortete auf horner1980s Thema in Scores & Veröffentlichungen
Ich stimme ihm absolut zu, wenn er beklagt, dass die Natürlichkeit verloren geht. Danke für diesen Interviewschatz. Es ist immer wieder bewundernswert, was Du aus Deinem Archiv hervorholst- 22 Antworten
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Veröffentlichung Intrada: Jerry Goldsmith - CAPRICORN ONE
Mephisto antwortete auf horner1980s Thema in Scores & Veröffentlichungen
Das Problem bei diesen Nahaufnahmen ist eben gerade dieser unnatürliche Klang. Insbesondere bei den Streichern macht sich das bemerkbar, die in der Filmaufnahme sehr schrill sind. Noch schlimmer ist das ja bei LOGANS RUN in "A Little Muscle", wo sich die Solostreicher wie E-Violinen anhören. Der Witz bei diesen Aufnahmen war ja, das fast jedes Instrument ein Mikrophon bekommen hat und dann am Mischpult alles nochmal beeinflusst wurde. Das, was Du als "verwischten Konzerthallenklang" bezeichnest, ist nun mal die natürliche Umgebung, für die orchestrale Musik (und da zähle ich jetzt CAPRICORN ONE dazu) schon immer konzipiert und aus dieser auch gewachsen ist. Ich unterstelle Dir jetzt einmal, dass Du selten in Livekonzerte gehst und daher auch durch viele überproduzierte Aufnahmen vom natürlichen Klangcharakter entwöhnt bist. In der Filmaufnahme finde ich die Balance auch nicht so zufriedenstellen wie in der Neuaufnahme. Was aber die meisten an der Neuaufnahme reizt, ist Goldsmith neues Arrangement vieler Stücke. Dieses ewige "Start-Stop" in den Actionsequenzen wurde durch einen viel besseren musikalischen Fluss ersetzt.- 22 Antworten
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CODENAME: U.N.C.L.E. Es wird zwar heutzutage keinen interessieren, da die Originalserie in Vergessenheit geraten ist, dennoch halte ich es für wichtig, diesen Film in Hinblick auf die Vorlage zu betrachten und in dieser Hinsicht ist CODENAME: U.N.C.L.E. eine absolute Katastrophe. Das liegt natürlich auch daran, dass der Film als Prequel zur Serie aufgebaut ist, die Organisation U.N.C.L.E. also erst zwanzig Sekunden vorm Abspann gegründet wird. Dass man damit aber die wichtigsten Faktoren, die die TV-Serie ausgemacht haben, zugunsten einer Marketingstrategie (der zweite Teil scheint schon vorprogrammiert) vollkommen aushebelt, nimmt man dabei in Kauf. Also einmal zurück zur Originalserie: Was ist U.N.C.L.E.? - Eine weltumspannende Organisation, in der Agenten unterschiedlichster Nationen Hand in Hand zusammenarbeiten, um weltweite Stabilität zu garantieren. Dass ausgerechnet ein amerikanischer und ein russischer Agent die Hauptpersonen in dieser Serie waren und zu einem großen Teil den gleichen Anteil an den jeweiligen Abenteuern hatten, ist in Hinblick auf die damalige politische Situation bemerkenswert. Bereits hier verbockt der Film eine ganze Menge! In Anbetracht der heutigen politischen Lage und der Tatsache, dass "der böse Russe" wieder salonfähig ist und insbesondere von den öffentlich rechtlichen Medien als Feindbild propagiert wird, käme eine akkurate Verfilmung des Originalkonzepts nicht ungelegen. Peinlicherweise dichtet CODENAME: U.N.C.L.E. seinen Protagonisten eine völlig überflüssige Vorgeschichte an: der smarte Napoleon Solo wird zum Ex-Kunstdieb, der gezwungenermaßen für den Geheimdienst arbeitet, weil er sonst fünfzehn Jahre im Knast absitzen müsste. Wirklich ärgerlich wird es aber bei seinem russischen Kollegen Ilya Kuryakin. Dem wird nicht nur eine dumme "Mein-Vater-sitzt-im-Gulag"-Geschichte angehängt, er selber wird auch noch zum Psychopathen und aggressiven Choleriker (!!!) gemacht. War es wirklich nötig, diesen entscheidenden Aspekt um 180° zu drehen? Als wenn das nicht reicht: U.N.C.L.E. ist laut des neuen Kinofilms eine Gruppierung von drei Agenten unter einem Chef. Wo bleibt da das globale Ausmaß, die große Organisation, die einem so gefährlichen Gegner wie dem Terrorverband T.H.R.U.S.H. überhaupt gewachsen ist? Es würde mich ja nicht wundern, wenn eine Fortsetzung erscheint, in der T.H.R.U.S.H. aus lauter durchgeknallten Arabern besteht... Auch des Weiteren leistet sich der Kinofilm erheblich Schnitzer und überschreitet insbesondere mit der von Sylvester Groth gespielten Figur des Altnazis Rudi Teller eine Grenze. Eine Geschichte um eine Altnaziorganisation, die eine Atomwaffe in ihren Besitz bringen will, klingt vielversprechen für einen Agentenfilm, der in den 60er Jahren spielt, aber eine solche Szene wie im Folterkeller des Ex-KZ-Doktors Tellers geht meiner Ansicht gar nicht. Nicht nur, dass man hier mit Küchenpsychologie versucht, noch einmal schnell das Phänomen "KZ-Arzt" übers Knie zu brechen (ein Versuch, der nur schief gehen kann), nein, diese Szene wird minutenlang für dumme Lacher ausgenutzt, um anschließend ebenfalls einem perfiden Sadismus zu erliegen - widerlich. Immerhin, der Film bleibt meiner Meinung nach angenehm auf dem Boden. Wenn man sich Ritchies letzte Regiearbeit - SHERLOCK HOLMES 2 - ansieht, war ich sehr erleichtert, dass CODENAME: U.N.C.L.E. nicht dem ewigen "größer-schneller-besser"-Hype erlegen ist (auch in dieser Hinsicht bin ich gegenüber einer möglichen Fortsetzung sehr skeptisch). Stilistisch kann sich der Film nicht entscheiden, ob er ein Film der 60er sein will oder ein Film, der in den 60ern spielt. So pendelt CODENAME: U.N.C.L.E. immer wieder zwischen knallbunten Szenen im 60er-Look (die grandios fotografierte "Scotch-Szene") und verwackelten, graugrünen Abschnitten hin und her. Immerhin kokettiert der Film nicht mit einer plumpen Augenzwinker- und mit-dem-Ellenbogen-anstups-Selbstironie, sondern nimmt sich ernst genug und setzt auch auf eine gewisse Dramatik. Charmante Sprüche und dumme sexuelle Anspielungen gehören natürlich in das Sujet und sind auch meiner Meinung nach gut eingebaut. Dafür scheitert Ritchie mit dem anscheinend ironisch gemeinten Umgang filmischer Stilelemente aus dieser Epoche: Die ganzen Splitscreenmassaker gehen einem recht schnell gehörig auf den Zeiger und diese ewigen Rückblenden, in denen erst fünf Minuten später enttarnt wird, worüber eigentlich gesprochen wurde, verlieren schnell an Reiz und lassen vermuten, der Regisseur traue der Geschichte, die er erzählt, nicht zu, spannend genug zu sein. Schauspielerisch hat der Film keine großen Anforderungen an seine Schauspieler, weshalb fast alle Figuren ziemlich leblos bleiben. Henry Cavill lässt in fast keiner Sekunde den spielerischen Charme durchblitzen, den Robert Vaughan als Napoleon Solo an den Tag legte, über Armie Hammers Rolle habe ich mich bereits geäußert. Einzig Elizabeth Debicki scheint ihre Rolle als strippenziehende Femme Fatal sichtbar Spaß zu machen. Unter dem Strich ist CODENAME: U.N.C.L.E. nicht nur in Hinblick auf die Vorlage sondern allgemein eher eine Enttäuschung und ein insgesamt ärgerlicher Film. Inhaltlich teilweise ziemlich ekelhaft, stilistisch unausgegoren. Für einen Samstagabend oder Sonntagnachmittag gerade noch geeignet, ansonsten möchte ich aber davon abraten, diesen Schmarrn zu unterstützen, auf dass wir vor einer Fortsetzung verschont bleiben.