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Mephisto

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  1. Dein Vorgehen scheint ökonomisch gesehen, was Deine Zeit und Deine Geld betrifft, sinnvoll zu sein. Ich bin da (leider) auf der Komplettistenschiene, da ich gerne einen Gesamtüberblick über einen Bereich habe. Das war bezüglich des Italowesterns natürlich nicht der Plan, da gibt's viel zu viel und viel zu wenig Gutes. Francesco De Masi wollte ich dann aber doch einmal exemplarisch durchhören, Offenbarungen haben sich bis jetzt noch nicht eingestellt, aber es wird immer besser. ARIZONA COLT war mittlerweile in der Post, auf den anderen warte ich noch. LONE WOLF MCQUADE fand ich schon ziemlich cool, ich bin aber gespannt, wie ich den finden werde, wenn ich ihn das nächste Mal nach alle den ganzen "richtigen" Westernmusiken höre.
  2. Dafür kennst Du Dich aber gut aus - im Gegensatz zu mir, weshalb ich auch für einige Patzer um Verzeihung bitten möchte. SETTE DOLLARI SUL ROSSO sind wie ARIZONA COLT auf dem Weg zu mir, aber die Post, die Post... PER UN PUGNO NELL'OCCHIO war eben nach den anderen beiden Musiken recht erfrischend, ich gebe aber zu, da recht wohlwollend gewertet zu haben. Mir kamen nämlich UNA BARA PER LO SCERIFFO und IL RANCH DEGLI SPIEATI doch etwas schwächlich daher, da fand ich diese Musik teilweise energischer. Ich finde es schön, wenn solche raren Titel wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden - auch da vielen Dank für Deine Korrektur, was den Vertrieb der LP betrifft. Ein bisschen De Masi kommt ja auch noch, ich bin recht gespannt. Bisher siegt aber immer noch LONE WOLF MCQUADE. Nach De Masi kommen dann wohl noch ANDA, MUCHACHO, SPARA, 100 000 DOLLARI PER RINGO, L'UOMO, L'ORGOGLIO, LA VENDETTA, und UN MINUTO PER PREGARE, UN INSTANTE PER MORIRE sowie CORRI, UOMO, CORRI und QUATTRO DELL'AVE MARIA. Danach muss dann mal jemand anderes hier weitermachen.
  3. Vielen Dank für die Anmerkung, ich habe es jetzt rausgenommen. Ich muss gestehen, dass es nicht einfach ist, eine wirklich chronologische Reihenfolge beim Hören der Alben zu erstellen, da sich mehrere einschlägige Quellen widersprechen. Heute geht's jedenfalls etwas heiterer weiter: PER UN PUGNO NELL'OCCHIO - Francesco De Masi PER UN PUGNO NELL'OCCHIO entstand direkt als Antwort auf FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR. Für die Vertonung der Geschichte um zwei trottelige Waffenhändler, die sich in einer Grenzstadt das große Geschäft versprechen, aber nur ein schlafloses Nest vorfinden, war erneut Francesco De Masi verantwortlich. Im Film nimmt die Handlung durch die verschiedenen Aktionen der Protagonisten immer mehr Fahrt auf, der Komponist schöpft schon von Beginn an aus den Vollen. Das Album beginnt mit einem Vielversprechenden Auftakt: De Masi gestaltet eine fast collagenartige Eröffnung, in der immer wieder Bruchstücke der noch jungen Italo-Western-Musik-Klischees aufgegriffen werden, die sich durch scharfe musikalische Schnitte rasant abwechseln. Pistolenschüsse, Röhrenglocken und andere kleine Extras verweisen eindeutig auf die kreativen Einfälle Ennio Morricones. Das Hauptthema klingt auch bereits hier schon an, wird aber immer wieder von Peitschenknallen, Orgelclustern oder einer schmetternden Solotrompete unterbrochen. Erst im zweiten Stück kann sich das Thema erstmals voll entfalten. Die "Ciccio E Franco Ballade" kann als Antizipation von "Farewell to Cheyenne" gehört werden. Langsam trottet die Begleitung dahin, während das vergnügte Thema auf der Mundharmonika erklingt. Dieses Thema ist eines der wandlungsfähigsten Elemente der Musik. Im weiteren Verlauf des Albums erklingt es mal kraftvoll im Blech über treibende Streicherbegleitung, wird in Suspense-Passagen eingearbeitet oder in komödiantischer Natur ins Mickey-Mousing verkehrt. Ihm gegenübergestellt sind mehrere andere melodische Elemene, die zum großen Teil lateinamerikanisches Kolorit enthalten. Da ist zum einen das markante Solo für Trompete, das mit seinem pathetischen Ausdruck ein bisschen Morricones HANDVOLL DOLLAR ERINNERT. Ein energischer Tango und ein leicht desolater mexikanischer Walzer machen das Paket komplett. Insgesamt handelt es sich um eine sehr abwechslungsreiche Musik, die insbesondere im Vergleich zu UNA BARA PER LO SCERIFFO und IL RANCH DEGLI SPIETATI mit mehr Witz und Abwechslung überzeugt. De Masi geht hier mehr in die Vollen, um den parodistischen Charakter der Musik zu erzielen. Dabei schießt er aber nie übers Ziel hinaus. Stattdessen erhält die Musik als eigenständiges Hörerlebnis mehr Schlagkraft als die vorherigen genannten Werke. Zum Filmstart wurde sogar eine LP produziert, deren Stückzahl allerdings so gering war, dass sie schon bald vom Markt verschwunden war und Gerüchte umgingen, sie hätte nie existiert. Da die originalen Masterbänder anscheinend verloren sind, griff man bei der Produktion dieser CD auf die Bänder der LP zurück, die immerhin 31 Minuten Musik enthalten. Ob es die komplette Musik ist und ob sie einigermaßen chronologisch ist, kann ich nicht sagen. Die sehr knappe Spielzeit der einzelnen Titel tut dem Vergnügen keinen Abbruch, da der musikalische Charakter der meisten Stücke ohnehin sehr sprunghaft ist. Insgesamt handelt es sich bei diesem Album um kein Muss, aber um eine erfrischende Bereicherung der Italo-Western-Sammlung.
  4. Mephisto

    John Williams

    Tatsächlich. Naja, ich kaufe mir den dann in der Lalaland-3-CD-Fassung in zwei Jahren.
  5. Auch von mir ein herzliches Willkommen! Ich bin froh, dass Du Dich nicht vom Streit hast abschrecken lassen. So etwas ist aber selten hier und wenn es vorkommt, versuchen wir alle, dass bald der Frieden wieder hergestellt wird. Das kann man ja auch an der vorbildlichen Versöhnung diverser Nutzer im entsprechenden Streit-Thread nachvollziehen (trifft leider nicht auf den zu, der den Streit vom Zaun gebrochen hat). Einige wollen es sich halt nicht recht machen lassen, aber denen kann man dann auch nicht helfen. Er hatte aber insofern recht, dass mehr Teilnehmer, die fleißig diskutieren und für Austausch (auch in Nischenbereichen) sorgen, das Forum lebendig halten. Daher freuen wir uns über jedes fleißig diskutierendes Mitglied, insbesondere, wenn es über so große "Vorkenntnisse" verfügt. Ich hoffe, bald von Dir in den anderen Bereichen lesen zu können Was Deine Frage angeht, kommt man wohl um die (umgerechnet) rund 40 Euronen für die Mitgliedschaft nicht vorbei. Ist halt die Frage, ob einem das Wert ist. Oder man müsste sich zusammentun. Da meines Wissens nach keiner hier bereits Nutzer ist, wirst Du in den sauren Apfel beißen müssen, es sei denn, es finden sich weitere Interessierte.
  6. Davon bin ich bisher ausgegangen. Es gab diverse alternative Fassungen, Versionen mit und ohne Chor und sogar Synth-Demos.
  7. IL RANCH DEGLI SPIETATI - Francesco De Masi IL RANCH DEGLI SPIETATI, der auch unter dem Verleihtitel OKLAHOMA JOHN bekannt ist, vermischt anscheinend die klassische Westerngeschichte des Unbekannten, der in einer gesetzlosen Stadt aufräumt, mit dem "Wer-war-es?"-Muster des Kriminalfilm. Ich selber habe diesen längst vergessenen Film nicht gesehen. Die Musik wurde im Rahmen der De-Masi-Serie von Beat Records in wahrscheinlich vollständiger Form veröffentlicht, nachdem sie bereits auf einer CD in Auszügen zusammen mit UNA BARA PER LO SCERIFFO gekoppelt war. Auch IL RANCH DEGLI SPIETATI beginnt mit einem Eröffnungssong, der allerdings vom einem kleinen Chor gesungen wird und nicht von einem Solisten. Die solide Melodie wird im späteren Verlauf der Musik die Rolle des Leitmotivs für den Helden übernehmen. Eine instrumentale Fassung findet sich in "Seq. 4". Neben diesem Hauptthema lassen sich weitere melodische Elemente in der Musik ausfindig machen, denen eine leitmotivische Funktion zukommt wie dem knappen Bedrohungs-/Banditen-Motiv, das häufig in den glücklicherweise seltenen Suspense-Passagen solistisch von einzelnen Instrumenten wie der Gitarre oder der Bassklarinette vorgetragen wird und nur selten kraftvoll im Blech in den Actionpassagen zur Geltung kommt. Das Juwel dieser Musik ist allerdings das Liebesthema. Von der Gitarre in "Seq. 7" eingeführt, blüht es anschließend satt in den Streichern auf, von Harfenglissandi durchströmt. Zwei kurze Passagen schielen etwas in Richtung Morricone, wenn eine mexikanisch-folklorstisch angehauchte Melodie im Englischhorn über eine dezente Gitarrenbegleitung vorgetragen wird. Letzten Endes bleibt die Musik aber unter meinen Erwartungen, da der Komponist auch für dieses Werk wieder ein mittelgroß besetztes Orchester zur Verfügung hatte, dessen Potential er aber leider nicht zufriedenstellend ausschöpft. So bleibt die Musik häufig etwas dünn und kraftlos. Schade eigentlich, denn insbesondere das Hauptthema bietet die Möglichkeit für kraftvolle und kernige Westernmusik, auch das knappe, aber sehr wandlungsfähige Banditen-Motiv verlangt geradezu nach einer symphonischen Verarbeitung in den Actionszenen. Wirklich gelungen sind einzig die Passagen mit dem Liebesthema, das stets sehr üppig, fast wie schon in einer Steiner-Musik daherkommt. IL RANCH DEGLI SPIETATI ist wie UNA BARA PER LO SCERIFFO nicht sonderlich spektakulär. Sollte ich aber einmal die Aufgabe haben, einen Western mit De-Masi-Musik zu unterlegen, so würde ich für die Liebesgeschichte allein auf das schwelgerische und äußerst elaboriert harmonisierte Liebesthema zurückgreifen.
  8. Diese Demo ist neben der vollständigen Einspielung des Sacre du Printemps auch ein echter Klassiker:
  9. Und ich mag Stefan für die persönlichen Eindrücke, die er mit uns teilt Diese Zeilen sollst Du weder umsonst noch vergebens geshrieben haben. Diese Veröffentlichung lasse ich aber getrost ziehen.
  10. Das finde ich jetzt ein bisschen zu lax über's Knie gebrochen. Für mich hat Miller im Vergleich zu den ersten beiden Filmen (den dritten kenne ich noch nicht) Fortschritte wie Rückschritte gemacht. Die Fortschritte: Die Motorradbanden der ersten beiden Teile sind eine wilde Haufen abgefackter Freaks. In mehreren Szenen (wie der nächtlichen Ritualszene) wird aber angedeutet, dass es sich um fast kultische Vereine handelt, letzten endes bleibt es aber bei einer Freakshow. Im Vierten Teil erfüllen all die skurillen Gestalten in der sektenartigen Verbindung eine Funktion, sei es dramaturgisch, sei es filmisch. Der kaputte Metall-Gitarrenspieler ist z.B. ein toll eingesetztes diegetisches Leitmotiv, das die Karawane ankündigt, bevor sie sichtbar ins Bild kommt. Wir haben den Sektenführer, Unterführer, Kanonenfutter etc. Das steigert die Gefährlichkeit dieser Sekte, denn als Zuschauer wird einem bewusst, dass da ein durchorganisiertes, faschistisches System durch die Wüste rast und keine dumme Horde Junkies, die sich einfach ausknipsen lässt. Besonders brisant fand ich die offensichtlichen Parallelen zwischen Fiktion und Realität. Wenn da die Bösewichter auf ihren Gefährten durch die Wüste brettern, kommen einem unwillkürlich die Propaganda-Bilder des IS in den Sinn. Dies wird durch andere Faktoren verstärkt wie die Betonung des "Walhalla"-Rufs, der mit seiner Betonung auf die letzten beiden Silben auch den Ruf "Allah" enthält. Brisant ist die Sache insbesondere deshalb, weil das Drehbuch, in dem diese aufgeputschten, von einem Anführer in den Selbstmord getriebenen Krieger beschrieben wurden, bereits aus den 90ern stammt... FURY ROAD verfügt über viel feinere Nuancen als die ersten Filme. Wir bekommen insbesondere im zweiten Teil einen Haufen Archetypen vor die Kamera gestellt, die aber auch austauschbar und verzichtbar sind. Dies beweist allein die hohe Wahrscheinlichkeit, mit der exponiert herausgestellte Charaktere vor der letzten halben Stunde abserviert werden. Dass man sie aber auch nicht weiter vermisst oder braucht, zeigt, dass sie keine Funktion erfüllen, außer verrückt zu sein (siehe oben). In FURY ROAD erfahren wir nicht viel mehr über die Charaktere, dennoch gelingt es Miller und insbesondere seinen Darstellern, den Figuren mehr Tiefe zu verleihen. Dies geschieht oft nur durch kleine Gesten, kurze Nebensätze. Sie sind aber nötig und so gut platziert, dass wir genug über die Figuren erfahren, dass sie mehr werden als Pappaufsteller in der Wüste, worunter meines Erachtens insbesondere der zweite Teil gelitten hat. Hinsichtlich der Konventionen des Actionkinos finde ich die Darstellung der Frauen bemerkenswert. Ja, wir haben fünf Models in knapper Wüstenkleidung, die sich bereits in der ersten Einstellung mit dem Wasserschlauch abspritzen. Die Insznierung dieser Szene als eine Fatamorgana verleiht einem Bild, das bei De(Face)Palma rein voyeristisch und bei Bay bis zum Erbrechen sexistisch wäre, eine reizvolle Stilisierung. Abgesehen von dieser Szene muss man zugeben, dass die weiblichen Charaktere den männlichen durchaus ebenbürtig sind. Sie sind durchweg aktiv, nie passiv und nehmen dem (männlichen) Protagonisten teilweise massiv die Arbeit ab. FURY ROAD ist äußerst virtuoses Kino. Das betrifft insbesondere die Inszenierung der Actionszenen. Hier würde ich nicht sagen, dass er dem zweiten Teil überlegen ist, der hervorragende Actionszenen hat, aber zumindest ebenbürtig. Wann hat man das letzte Mal so rasant geschnittene Action im Kino erlebt, in der trotzdem stets alles klar war un die Choreographie durchweg Sinn ergab? Ich erinnere mich zugegebenermaßen nicht. Zu den Nachteilen: Die Optik war insgesamt viel zu steril, Schuld waren insbesondere die Farbfilter, die entweder alles knallorange oder kaltblau aussehen ließen. Besonders ärgerlich war das in den Wüstenszenen. Während Dreck und Staub in den Originalen wichtig für die optische Erscheinung sind, wirkt hier alles viel zu glatt. Auch war mir in der ersten großen Actionszene viel zu viel CGI, das bessert sich dann aber Gott sei Dank in den letzten beiden Dritteln des Films. Die Musik gehört zu den größten Katastrophen, die ich je im Kino gehört habe. Die billigen Taiko+Col-Legno-Samples gehen teilweise massiv gegen den Schnittrhythmus und das Tempo der Szenen. Glücklicherweise ist die Action im Film stark genug, um dieser völlig neben der Spur laufenden Ballerei die Stirn bieten zu können. Ärgerlich bleibt's aber trotzdem. Noch schlimmer fast diese ewigen Mollteppiche der Dosenstreicher, die immer ausgepackt werden, wenn's emotional werden soll. Besonders lächerlich diese kurze Englischhornsolo, das einmal kurz aus den Streichersamples hervorlugt, um nochmal richtig auf die Tränendrüse zu drücken. Bäh! Umso schlimmer, wenn man bedenkt, dass ursprünglich Marco Beltrami den Film hätte machen sollen. Beeindruckend in Szene gesetzt wird einem das Totalversagen der Musik, wenn man eine Alternative geboten bekommt wie den kurzen Ausschnitt aus dem "Dies Irae" des Verdi-Requiems. Plötzlich hatte die Szene doppelt so viel Druck, wirkte groß und heftig. Immer wenn Holkenborgs Sample-Maschinerie loslegte, sank der Testosteronspiegel des Films gewaltig ab. Ärgerlich, sehr ärglich. Fazit: Miller schuf einen interessanten Sommerblockbuster und lieferte hochvirtuoses Actionkino. Leider unterlag er bezüglich der Farbgebung des Films und der Musik (mit Ausnahme von 10 Sekunden Verdi) dem aktuellen Blockbuster-Zeitgeist und verschenkte extrem viel Potential an eine zu klinische Digitaloptik und eine totalversagende Musik.
  11. Lohnt sich der denn? "Composed and conducted" ist ja immer gefährlich bei solchen Filmen, die auch einen reinen schwurbelnden Synth-Score haben könnten.
  12. Besten Dank für die Ausführungen! Die CD wird spätestens eingetütet, wenn sie auf der Abschussliste von Intrada steht. Kann ja nicht mehr lang dauern.
  13. Es ging mir ja auch nicht darum, ob und wie man über Hitler lacht. DER GROSSE DIKTATOR halt ich nach wie vor für einen brillanten Film. Nein, es ging mir um das Abschieben Hitlers in die Riege der abstrusen Fantasy-Monster. Dadurch verkommt diese historische Figur zu einem durchgeknallten Freak, der gerne auch mit Superkräften ausgestattet wird. Das hat natürlich so oder so auch rückwirkend Einfluss auf die Wahrnehmung einiger, für die Hitler tatsächlich zu einer drittklassigen Fantasyfigur generiert ist und das halte ich für bedenklich. Man blendet dabei das Menschliche an Hitler und seinen Unternehmungen aus: Machtgier, Kompensierung von Zweifeln etc. Das dritte Reich wird so zu einem Höllenzirkus, an dessen Spitze einige Teufel in Menschengestalt standen. Indem man das Menschliche ausblendet, schiebt man die Gewissheit von sich, dass solche Vorfälle stets nur aus menschlichen Motivationen gespeist werden und mit menschlicher Energie umgesetzt. Ich habe mehrmals erlebt, wie angewidert z.B. Leute von den Bildern aus der letzten Wochenschau sind, wenn Hitler an den Kindersoldaten entlang geht, ihnen auf die Schulter klopft und die Wangen tätschelt. Oder wie sich andere beim Anblick von Filmaufnahmen winden, weil dort Hitler ein Goebbels-Töchterchen auf dem Schoß wippt. Für mich handelt es sich da um eine Abwehrreaktion, mit der man ausblendet, dass da leider Menschen am Werk waren. Filme wie IRON SKY oder KONG FURY tragen dazu maßgeblich bei, diese Komponente aus den historischen Figuren zu extrahieren und eine Hülle übrig zu lassen, die nach belieben mit Fantasy-Klischees aufgefüllt werden kann.
  14. Ich halte diesen Film insofern für bedenklich, da er Teil einer ganzen Bewegung ist, die die historische Figur Adolf Hitlers in eine merkwürdige Fantasy-Welt abschieben. Hitler wird in solchen und vielen anderen Filmen als abstruses Schreckgespenst neben Frankenstein, Dracula und andere gereiht. Allgemein lässt sich ja immer wieder feststellen, dass die Nazi-Riege gerne als abscheuliche Höllenwesen charakterisiert werden, Monster in menschlicher Gestalt, die ein ganzes Volk verführten und eine Welt in die Katastrophe trieben. Damit kann man sich natürlich sehr leicht rein waschen, man vergisst aber leider, dass das, was geschehen ist, alleine von Menschen geschaffen und betrieben wurde. Das Potential für Intoleranz und daraus resultierender Ausgrenzung, die in extremen Fällen zu Massenmorden an bestimmten ethnischen oder Bevölkerungsgruppen führen kann, ist stets gegeben. Es wurde mit den Nazis durch die Industrialisierung des Massenmordes auf die Spitze getrieben, was auch z.T. dem Zeitgeist geschuldet sein kann. Dass der (ideologisch begründete) Genozid aber leider ein überaus menschliches Phänomen ist, wird gerne damit verleugnet, dass die Hauptverantwortlichen doch gar keine Menschen, sondern Monster waren. Dabei stößt mir die Verharmlosung solcher historischen Ereignisse und Personen durch Filme wie KONG FURY oder IRON SKY vielleicht sogar weniger sauer auf als die Art und Weise, wie man sich da konsequent aus der Verantwortung ziehen will...
  15. Sonst kannst Du auch dieses Album mit Neueinspielungen zu THE LOST WEEKEND inklusive zwei weiterer Noir-Musiken erwerben, das zumindest in der Gebraucht-Sektion günstiger ist als das Intrada-Album. Du bekommt da die wichtigsten Auszüge aus der Musik in digitaler Klangqualität und noch zwei weitere Rózsa-Musiken, die Dir zusagen können. http://www.amazon.de/Double-Indemnity-Killers-Lost-Weekend/dp/B000001SJL/ref=sr_1_4?ie=UTF8&qid=1434095004&sr=8-4&keywords=miklos+rozsa+lost+weekend
  16. UNA BARA PER LO SCERIFFO - Francesco De Masi Auch bei der Vertonung dieser filmischen Kreuzung des Rachewesterns nach Motiven aus den ersten beiden DOLLAR-Filmen (ein Unbekannter schaltet eine Banditenbande von Innen heraus aus) bleibt De Masi mehr der klassischen Westernvertonung treu, als auf den modischen Zug unzähliger Morricone-Plagiate aufzuspringen. Laut De Masi verlangten Western nach einer groß angelegten Vertonung, die in den ewigen Weiten der Prärie nicht verlorengehen soll. Die Vergleiche zu Tiomkin und Bernstein sind in diesem Falle aber weiter hergeholt, als wenn man sie zu L'UOMO DELLA VALLE MALEDETTA angebracht hätte. Zwar stand dem Komponisten zumindest für einen Teil der Aufnahmen ein voll besetztes Orchester zur Verfügung, dieses wird aber oftmals zurückhaltend und auf wenige Ensembles reduziert eingesetzt. Eröffnet werden Film und CD von der eingängigen Ballade "A Lonely Man". Die größtenteils orchestrale Begleitung wird von Rhythmusgruppe mit E-Bass und Schlagzeug vorangetrieben und erhält so einen poppigen Anstrich, der sich auch in einigen späteren Passagen Bahn bricht. Die Melodie des Titelsongs wird das Thema des Protagonisten Texas Joe, der sich der Bande des mexikanischen Banidten Rojos anschließt, um seine Frau zu rächen, die einst von einem Bandenmitglied bei einem Postkutschenüberfall vergewaltigt und ermordet wurde. Das Thema für den Rachefeldzug ist von mexikanisch-folkloristischem Charakter und erklingt entweder in der Gitarre oder einer Solotrompete über eine Gitarrenbegleitung. Diesem Thema fehlt allerdings die Griffigkeit ähnlicher Soli eines Morricone. Leider sind auch die Tonspuren mit der Melodiegitarre verlorengegangen, sodass man als "Seq. 3" drei Minuten ausschließlich die Gitarrenbegleitung, aber keine Melodie hört. Rojos Bande hat ein ebenfalls ein Thema in Form einer energisch aufsteigenden Linie, die mal in den Suspensepassagen angedeutet oder kraftvoll in den Posaunen über treibende Rhythmen der Streicher und der Rhythmusgruppe erklingt. Die meisten Passagen auf dem Album, das laut Begleittext jede Sekunde enthält, derer man habhaft werden konnte, werden von dem Hauptthema oder dem Rache-Thema bestritten. Suspensepassagen halten sich glücklicherweise stark in Grenzen, die drei Actionpassagen "Seq. 5", "Seq. 9" und "Seq. 10" sorgen für ordentlich Tempo. Insgesamt handelt es sich bei der Musik zu UNA BARA POR LE SCERIFFO jedoch um leicht verdauliche Kost, der die symphonische Kraft des L'UOMO DELLA VALLE MALEDETTA fehlt. Die Gesangs- und Instrumentalfassung des Titelsongs bleiben am ehsten in Erinnerung, das Rache-Thema und das der Banditen sind doch arg stereotyp konstruiert. Die Musik erschien erstmals mit Auszügen aus OKLAHOMA JIM bei Beat Records. Vor wenigen Jahren wurden alle überlebenden Aufnahmen einzeln auf CD veröffentlicht (auch OKLAHOMA JIM erschien in dieser Reihe in erweiterter Form. Man hätte dennoch beide Musiken immer noch auf eine CD pressen können). An Hand des Films habe ich folgende Titelliste erstellt. Das Album ist offensichtlich nicht nach Filmreihenfolge sequenziert. Das gestaltet sich allerdings als schwierig, da die Musik im Film ohnehin sehr zerhackstückt wurde: 01 Titelsong 08 Instrumentalfassung I 14 Instrumentalfassung II 02 Joe Logan trifft in Richmond ein 06 Lauernde Banditen 10 Überfall auf Richmond 04 Aufnahmeprüfung 07 Das erste Opfer 11 Joe und Nelsy 03 Fahrt der Wilsons/Lauernde Banditen 12 Fahrt der Wilsons/Lauernde Banditen (Verson II) 05 Verfolgungsjagd 09 Feuer 13 Finale 15 Bonus-Track Eine Empfehlung für diese Musik würde ich nicht unbedingt aussprechen. Man kann sie sich auf die wesentlichen Momente gut runterkürzen, aber mit einer Länge von einer guten halben Stunde weiß das Album auch in Gänze zu unterhalten. Dennoch hadelt es sich hier nicht um einen großen melodischen oder anderweitig originellen Wurf.
  17. Zumal viele der Italo-Western-Musiken kaum Actionmusik enthalten, was ich ja weiter oben bemerkte. Wie Stefan schon richtig schrieb, sind es oft die langen vorangehenden Suspense-Passagen, die musikalisch begleitet werden, weniger die ohnehin sehr geräuschlastigen Faustkämpfe und Schusswechsel. Ich wüsste z.B. bei SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD keine musikalische Actionpassage zu bennenen. Auch die teils poppige Veranlagung vieler mittelmäßiger Vertonungen schließt eine solche Vertonung oftmals aus. Schließlich hat Goldsmith bei IN LIKE FLINT ja auch nicht seine harsche Actionmusik à la RIO CONCHOS ausgepackt. Was ich bisher bei Francesco De Masi gehört habe, war auch mehr an die pompösen Westernmusiken eines Bernstein oder Tiomkin angelehnt, eigentlich gar nichts an Goldsmith, der sich aber, wie richtig bemerkt, an Stilmitteln der Italowesternmusik bediente. Nach dem was Du zu suchen scheinst, wirst Du beim Italo-Western viele musikalische und mehrere filmische Enttäuschungen in Kauf nehmen müssen.
  18. Nicht schlecht! Das wäre es in der Tat wert gewesen.
  19. Mal interessehalber: Was hättest Du Dir denn für 30,- signieren lassen wollen?
  20. Ein lobenswertes Vorhaben, allerdings solltest Du Dir keine abwegigen Illusionen machen. Das ist immer noch Rozsa, also immernoch orchestral, nur teilweise um einiges harscher und dissonanter als seine Monumentalmusiken, die hin und wieder noch die alten Schärfen und Kanten aufweisen. Ich finde Rozas Musik sehr faszinierend. Akademisch-deutsche Satz- und Formenlehre treffen hier auf entfesselte ungarisch-ursprüngliche Harmonien und melodische Wendungen. Rozsa klingt deshalb immer etwas schroffer, herber und direkter als Korngold oder Steiner, deren Wiener Schmäh oftmals durch die Stimmen blitzt. Er unterscheidet sich auch von dem russischen Pathos eines Tiomkin. Das muss man nicht mögen, aber ich glaube, man weiß, was man bei Rozsa hat. Wäre sehr gespannt über Deine Eindrücke auch von den Hörproben. Der Pomp seiner Monumentalfilmmusiken ist in seinen Film-Noir-Vertonungen aber nicht dabei. Stattdessen sind es viel mehr Mystizität und schwelgerische Klanggebilde, die nicht selten mit für damals revolutionären Klängen angereichert waren wie dem Teremin. LOST WEEKEND könnte Dir tatsächlich noch eine neue Seite dieses Komponisten eröffnen.
  21. Vielen Dank für die Warnung! Damit sind DYNAMITE JIM und RINGO IL TEXANO endgültig von meiner Wunschliste gestrichen. UNA BARA PER LO SCERIFFO würde ich momentan zwischen ALLA CONQUISTA DELL'ARKANSAS und L'UOMO DELLA VALLE MALEDETTA ansiedeln, zu einem vorläufigen Urteil möchte ich mich nach dem ersten Hördurchgang noch nicht hinreißen lassen. Die expandierte Fassung läuft auch nur eine gute halbe Stunde und sorgt für gute Unterhaltung. Ich müsste mir einmal das originale CD-Programm von der Kopplung zusammenstellen, um das Hörerlebnis genauer vergleichen zu können.
  22. Ihr Beiden, vielen Dank für diese geballte Ladung an Infos! Komplett aburteilen wollte ich die Italo-Western-Musik ja gar nicht, ich habe eben auf gut Glück ein paar Titel ausgewählt und habe da anscheinend ordentlich danebengegriffen. Von Nico Fidenco habe ich auch noch ALL'OMBRA DI UNA COLT, eine ziemlich schwachbrüstige Dollar-Kopie in der Titelmusik und langweilige Suspense-Musik. Wie kommt es eigentlich, dass - zumindest in diesen trashigen Musiken - kaum Action- aber so wahnsinnig viele Suspense-Anteile enthalten sind? Schlägereien und Schießereien gibt es doch in diesen Filmen zu Hauf. Also ich habe mir jetzt alle genannten Titel vorgemerkt und werde sie mir wahrscheinlich nächsten Monat anschaffen. Von Francesco De Masi habe ich fast die ganzen aktuellen Beat-Records-Alben hier, ausgerechnet SETTE DOLLARI SUL ROSSO und ARIZONA COLT sind noch auf dem Weg zu mir, aber ich höre die Sachen eh chronologisch, daher kommt jetzt erstmal UNA BARA PER LO SCERIFFO. Dass es spannender geht als die GOLDSUCHER AUS ARKANSAS war mir klar, das war ja auch keine vollständige De-Masi-Musik. L'UOMO DELLA VALLE MALEDETTA hat mir da aber deutlich mehr Freude bereitet und Lust auf mehr gemacht. Insgesamt kommen jetzt noch über zehn De-Masi-Musiken (zu denen ich hier gerne meine Eindrücke schreiben kann) und dann geht's nochmal zu den Herren Rustichelli und Bruno Nicolai
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