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Mephisto

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  1. Soweit ich weiß gab es da auch zeitliche Probleme. Anscheinend haben sich die beiden großen Herren den Film auch nach thematischen Schwerpunkten aufgeteilt.
  2. Fast! Der Varèse-Club lässt ja gerne hin und wieder Stücke weg oder tauscht bestimmte Passagen gegen alternative Fassungen aus wie das Finale in THE 'BURBS. Bezüglich MAGIC fehlt ein sehr sehr kurzes Stück, das eigentlich zwischen Nummer 1 und 3 erklingen müsste. Es kann sein, dass Lala Land das jetzt noch auf die CD packt. Ich würde einiges darauf wetten, dass der Titel dann "We're becoming a star." sein dürfte. Die Chancen stehen aber auch nicht schlecht, dass diese kurze anschwellende Passage fehlt, bei RIO LOBO hat Lala Land Records es ja auch versäumt, trotz Erweiterung jedes fehlende Stück auf die CD zu pressen.
  3. Pah! Als sie mit den Damen die Altkleidersammlung durchwühlt, nimmt sie eine Jeans mit der Begründung mit, dass diese Sammlungen ja auch für arme Kellnerinnen seien, die Schlaghosen mögen. Dennoch rennt sie immer wie eine Presswurst in diesen unvorteilhaften Slimfit-Hosen rum (Igitt! Eine der schlimmsten Moderennaissancen aller Zeiten: Die Karottenhose, die schon in den 80ern ein unberechtigtes Daseinfristete, kommt nun als Nonplusultrabeinvergewaltigung zurück!). Naja, von der "haarigen Überraschung" ist Martin ja noch drei Staffeln entfernt.
  4. Du bekommst für die üblichen 20,- bei deutschen Händlern zwei CDs mit der vollständigen Musik zu beiden Filmen sowie THE BLUE ANGEL. Die Musik wurde von Kritzerland nochmals neu gemischt, ich habe bisher keins der beiden Alben gehört, man kann aber davon ausgehen, dass sich die Kritzerland bei mehr Musik und besserem Klang lohnt! http://www.kritzerland.com/ranchipur.htm
  5. Ist denn der Kritzerland-Doppeldecker von SEVEN CITIES OF GOLD/RAINS OF RACHNIPUR schon weg? Wirklich eine tolle Aktion, wenn man die nicht schon alle hätte....
  6. Vielen Dank für die tolle Ausführung! Das Album steht momentan ganz oben auf meiner Einkaufsliste neben RIO BRAVO. Die Auflistung der einzelnen Aufnahmen im Booklet ist bei Intrada mittlerweile zum (lobenswerten) Standart geworden.
  7. Ich kann auch nachvollziehen, warum "Cindy" nicht auf der CD ist, dennoch finde ich es ein bisschen lächerlich, dass die Frage nach dem Lied nur zum Augenbrauenhochziehen animiert. "Cindy" ist ebenso prominent eingesetzt wie "My Rifle, My Pony And Me" und dürfte vielen Zuschauern wie auch mir in positiver Erinnerung geblieben sein. Naja, es gibt ja noch die CD mit den Ricky-Nelson-Songs, da ist "Cindy" ja enthalten. Von der Musik ist mir nichts Greifbares in Erinnerung geblieben - das muss aber auch nichts heißen, schließlich wurde ja vieles von der Musik im Film nicht verwendet und es handelt sich zu einem großen Teil eben nicht um fetten Americana-Bombast. Meiner Erinnerung nach ist halt viel Suspense-Musik enthalten wie beim ersten Nachtrundgang oder das fette Crecsendo beim Gefangenenaustausch (das aber auch eine tolle Wirkung hat). Was mich an RIO BRAVO immer beendruckt/gefreut hat, ist der Anfang, der für lange Zeit ohne ein Wort auskommt und nur von der Musik kommentiert wird. Hier gibt es dann recht viel Mickey-Mousing, macht die ersten Szenen (Dude kommt in den Saloon, will eine Münze aus dem Spucknapf fischen, Wayne hindert ihn daran etc.) aber sehr intensiv. Weiß denn keiner etwas über die Situation der Bänder und warum die Musik bisher nur in ganz kleinen (neu aufgenommenen) Häppchen verfügbar war?
  8. Danke für den Eindruck! Bin immer noch nicht abgeneigt...
  9. Dieses 2-CD-Set wird sowas von gekauft! Meine Güte, wie lang habe ich auf diese Veröffentlichung gewartet. Den Film kenne ich seit meiner Kindheit, als ich immer "ernsthafter" Filmmusik sammelte, habe ich mich gewundert, warum es keine gescheite Veröffentlichung dieser Musik gibt. Der Bekanntheitsgrad des Films würde so etwas doch über alle Maße rechtfertigen. Und nun endlich... Gibt es einen Grund, warum so lange keine Veröffentlichung der orchestralen Filmmusik vorlag? Bänder verschollen? Rechtliche Probleme? Es gab ja noch nicht einmal eine vernünftige LP-Veröffentlichung damals. FSM, SAE oder BYU wären ja schon seit langem die idealen Label gewesen. Wobei ich mich gerade frage, ob neben "My Rifle, My Pony Ad Me" auch die Darbietung von "Cindy" auf diesem Album zu finden ist. Sieht nicht so aus.
  10. Ich kenne zwar (zu) wenig von Broughton, bin aber der Meinung, dass es sich bei diesem Album um keinen Pflichtkauf handelt. Demnach zu urteilen, was ich von Broughton bisher aus Filmen und von CD her kenne, halte ich ihn für einen überaus versierten, handwerklich gut geschulten Komponisten. Richtige "Gurken" aus seiner Feder sind mir bisher noch nicht begegnet, das mag vielleicht daran liegen, dass er nicht innerhalb von 30 - 40 Jahren rund 150 Filme vertonte und anscheinend der erfolgreichste Abschnitt seiner Karriere glücklicherweise in seine künstlerische Hochphase fiel. Auch THE PRESIDIO ist ein gelungener Thrillerscore mit einigen temporeichen Actionpassagen, der allerdings meiner Meinung nach zu einem bestimmten Teil an dem massiven Elektronikeinsatz krankt. Es ist zwar richtig, dass die Actionpassagen vom musikalischen Material her nicht überfrachtet sind, sie werden aber von den immerselben Synthieeffekten wie den dröhnenden E-Tomtoms und diversen Zischgeräuschen regelrecht zugekleistert, sodass das Orchester, das den eigentlichen Kern dieser Musik bildet und dementsprechend wichtige Linien und Motive intoniert, zugedeckt wird. Viel besser funktioniert die Mischung aus Elektronik und akustischen Instrumenten in den ruhigen Passagen. Man muss den Klang der späten 80er-Keyboards mögen, aber die Balance ist hier gut ausgelotet. Insgesamt würde ich den an anderer Stelle geäußerten Vorwurf, Broughton würde hier ausschließlich versuchen, wie Goldsmith zu schreiben, nicht teilen wollen. THE PRESIDIO enthält zwar archetypische Stilmittel von Action- und Thrillermusiken dieser Zeit, aber die hatte Goldsmith ja nicht alleine gepachtet. Der Vorspann eröffnet mit einer "mysteriösen" Klavierfigur, an die das Hauptthema in der Solo-Trompete anschließt. Trotz der militaristischen Aspekte des Films vermeidet Broughton hier typische Zapfenstreich- und Patriotismus-Allüren. Viel schlichter ist das aus einem Viertonmotiv entwickelte Thema, das über einen Orgelpunkt der Streicher intoniert wird. Die vereinzelten Schläge der Röhrenglocke erweitern das atmosphärische Stück um eine weitere Klangfarbe. Die Actionstücke setzen sich aus einzelnen Motivblöcken zusammen, die sich insbesondere durch treibendes Spiel der tiefen Streicher und gehetzte, spitze und dissonante Achtelketten der Trompeten zusammensetzen. Wie spannend und detailliert Broughtons Actionpassagen tatsächlich ausgearbeitet sind, kann man gut nachvollziehen, wenn sich elektronisch dominierte Abschnitte mit rein akustischen ablösen. Hier fällt besonders auf, wie die Elektronik die Musik viel plumper und grobschlächtiger erscheinen lässt, als diese tatsächlich ist. Intrada hat anscheinend die vollständige Musik veröffentlicht und den verbleibenden Platz auf der CD mit alternativen Fassungen und einem Marsch aufgefüllt. Die Unterschiede zwischen den Alternativ- und den Filmversionen sind zwar nicht weltbewegend, aber ich bin immer froh, wenn ein Label möglichst viel von einer Musik zugänglich macht. Das Booklet ist sehr informativ gehalten. Den Texten zur Entstehung von Film und Musik wurde eine Inhaltsangabe des Films vorangestellt, in der an entsprechenden Stellen auf die einzelnen Stücke auf dem Album verwiesen wird - eine gut zu lesende, reduzierte Version der Track-für-Track-Analysen, die bei Intrada bei Weitem nicht so selbstverständlich sind wie bei FSM. Klanglich gibt es an der CD auch nichts auszusetzen, ich habe allerdings das Gefühl, dass das Grundrauschen etwas stärker ist als bei anderen Filmmusikveröffentlichungen aus dieser Zeit. Insgesamt findet dieses Album sicher mehrere Freunde, in jede Sammlung gehört es meiner Meinung nach jedoch nicht.
  11. Nach der Filmsichtung von ROAD HOUSE möchte ich hier kurz festhalten, dass Intrada ein nehazu bestmögliches Album zusammen gestellt hat. Ich weiß allerdings nicht, wie genau sich die Produzenten mit dem Film auseinander gesetzt haben, denn insgesamt fehlen von den orchestralen Passagen derer drei und nicht nur eins! Das ist allerdings zu verschmerzen, wissen wir doch, dass diese Aufnahmen nicht auffindbar waren (mal sehen, wann La-la Land Records die "endgültige Fassung" rausbringt...). Ich war überrascht, wie viel von der Musik auf der CD im Film nicht zu hören ist. Kamen musste oftmals nur kurze Überleitungen komponieren, die in mehrere der unzähligen im Film (gut) eingesetzten Songs münden. Insgesamt wurden die Stücke von Intrada intelligent zusammen gefügt und hören sich viel weniger nach dem Schnipselwerk an, dass die Musik im Film bildet. Das markanteste Beispiel dürfte der "Loading Dock Fight" sein. Ich habe mich ohnehin gefragt, wie dieses quasi-improvisierte Stück entworfen wurde, da Heely ja selbst kaum das Bildgeschehen auf die Sekunde genau verfolgen konnte. Letzten Endes ist der Kampf im Film auch viel zu kurz für das gesamte Stück, das massiv gekürzt und auseinandergeschnitten wurde, sodass im Film nur noch eine knappe Minute von der sieben Minuten langen Impro zu hören ist. Auch "Dalton's Theme" ist um über die Hälfte gekürzt, "Final Theme" habe ich im Film gar nicht wahrgenommen. Im Film wirkt der Umschlag von klein besetzter Musik zu orchestraler Action stärker als auf dem Album, da die vorherigen Schlägereien mit Songs oder eben der Heely-Impro unterlegt waren. Mit Kamens Orchesterkrawall erhalten sie eine viel bedrohlichere und ernsthaftere Qualität. Dennoch habe ich mich gefragt, wie Kamen diese Stücke formal entwickelt hat. Vom reinen Höreindruck ging ich davon aus, dass Kamen wichtige Synchronpunkte der Kämpfe festlegte und die Musik darauf zuschnitt, im Film wirkt es jedoch so, als würde Kamen manchmal regelrecht "neben der Spur" liegen. Gerade wenn jemand zwischen den Faustkämpfen spricht, schwillt das Orchester zum Fortissimo an und muss runter geregelt werden, ein Tuttischlag des Orchesters liegt genau auf einem Faustschlag Swayzes, der nächste jedoch nicht mehr etc. Besonders irritiert haben mich die Pizzicato-Glockenspiel-Passagen, die während heftiger Schlagabtausche erklungen, um schließlich in massive Tuttiakkorde umzuschlagen, wenn gerade viel weniger passiert. Die kleiner besetzten Stücke zu Beginn des Films nimmt man kaum wahr, insbesondere, weil die Songs so prominent eingesetzt werden. Wie ich auch schon im "Ich höre geade folgendes Album" sagte: Eine CD für Kamen-Komplettisten. Ich werde mit dem Album trotz der editorischen Vorzüge nicht warm, zu uninspiriert die mittelwestlichen Folklore-Klänge, zu zerfasert die Orchesteraction. Lediglich der "Loading Dock Fight" wird mir in guter Erinnerung bleiben, und das ist noch nicht einmal allein Kamens Verdienst...
  12. An dieser Stelle möchte ich einmal eine Lanze für die Intrada-CD brechen: Ich habe das alte Album nicht, aber ich möchte kaum eins der Stücke, die auf der Intrada enthalten sind, missen. Viele der neu hinzu gekommenen Stücke tragen wahnsinnig viel zur Entfaltung der Stimmung und Atmospähre bei. Natürlich ist bei dem Konzept, das Poledouris verfolgte (Orchester+Chor+Elektronik) auch einiges an Synths dazu gekommen, aber diese Schrecksekunde am Anfang von "Putin's Demise" ist doch Absicht. Zugeben, einige Stücke sind etwas moton, insbesondere der von Stefan angesprochene Anfang von "Chopper" oder "Submarine Dive/Necessary Force" oder "Outer Doors". Enorme Probleme hatte ich ebenfalls mit dem radikalen stilistischen Bruch nach "Nuclear Scam", aber da kann, wie bereits gesagt, Poledouris nichts für. Mittlerweile weiß ich ja, was mich in der letzten Viertelstunde erwartet, aber bei den ersten drei Hördurchgängen haben mich die rein elektronischen Stücke tatsächlich völlig rausgeworfen. Letzten Endes bin ich sehr glücklich mit diesem Intrada-Album, das wahrscheinlich noch oft in den nächsten Jahren in meiner Anlage rotieren wird. Eine überaus dichte, stimmungsvolle und atmosphärische Komposition, neben SWITCHBACK vielleicht sogar mein Favourit unter den letzten von mir neu entdeckten Poledouris-Alben.
  13. Bruce Broughton & Steve Bramson - JAG: IM AUFTRAG DER EHRE Diese von Donald Paul Bellisario entworfene Serie soll laut Aussage des Erfinders hervorheben, was das Militär für eine wichtige Arbeit leistet. Für mich mutet JAG jedoch eher wie ein reiner Militär-Porno an. Flugzeugträger, Düsenjets, allerhand technische Spielereien werden zur Schau gestellt, aufrechte und tapfere Amerikaner sind in der ganzen Welt (z. B. laut Schrifteinblendung "Somewhere in the Black Sea") im Einsatz. Es würde mich ernsthaft interessieren, wie die allgemeine Reaktion auf eine ähnliche deutsche Serie wäre, in der die Bundeswehr entsprechend präsentiert werden würde, aber das bleibt wahrscheinlich (hoffentlich) glücklicherweise nur eine Idee. Was die Musik betrifft, wurden kaum Kosten und Mühen gescheut, Bellisario engagierte Bruce Broughton für die Vertonung der Pilotfolge, zu der natürlich auch die Komposition einer Titelmelodie gehörte. Broughton stand ein für eine TV-Serie überdurchschnittlich großes Ensemble zur Verfügung. Um der Musik (der Serie entsprechend) noch mehr Schlagkraft zu Verleihen, verzichtete er mit Ausnahme eines Klarinettisten vollständig auf Holzbläser, Blech, Streicher und Schlagzeug haben das Sagen. Dank Broughtons handwerklicher Fertigkeiten gelingt es dem Komponisten allerdings, dem kleinen Orchester genügend Facetten abzugewinnen, im Vordegrund steht jedoch klar militaristische Action. Den Kern der Musik bildet das Hauptthema, das mit seinem ungetrübten Dur-Optimismus, den kräftigen Marschrhythmen und der fanfarenhaften Melodieführung vor Militarismus und Patriotismus nur so strotzt. Fast könnte es als eine Parodie durchgehen, würde sich die Seire nicht so schrecklich ernst nehmen. Man kann es einem Komponisten nicht verübeln, wenn er die Gelegenheit nutzt, einmal (verhältnismäßig) so aus den vollen zu schöpfen (vgl. Robert Folks Aussage zu POLICE ACADEMY). Die Action wird hauptsächlich von treibenden Schlagzeugrhythmen und staccatierenden Figuren der Streicher bestritten, bevor die Blechbläser in kräftigen Forte die Führung übernehmen. Einige wenige ruhige Momente lockern den Hörfluss wohltuend auf, allerdings hat Intrada auch bei diesem Album nicht darauf verzichtet, in der Serie unzusammenhängende Stücke zusammenzufassen. Warum jetzt das ruhige "Golden Wings & White Dresses", das mit einem ironisierendem Saxophoneinwurf endet, sofort in die wuchtige Synth-Perkussion von "Over Bosnia" geblendet werden muss, bleibt mir ein Rätsel. Neben der Musik zur Pilotfolge findet sich zusätzlich die fast vollständige Musik zu "Cowboys & Cosacks" von JAG-Hauskomponist Steven Bramson auf diesem Album. Zu dieser, ein bisschen von JAGD AUF ROTER OKTOBER inspirierten Folge aus der zweiten Staffel stockte Bramson das Blech auf vier Posaunen auf und komponierte für die russische Seite zwei volkstümliche Themen mit slawischem Einschlag. Die Amerikaner werden natürlich von Broughtons Marschthema repräsentiert. Bramson kombinierte bettet dieses Thema während eines freundschaftlichen Boxkampfes zwischen Sarah MacKenzie und einem russischen Offizier (natürlich gewinnt die Amerikanerin) in typische Copland-Streicher. Auch hier gibt es verhältnismäßig saftige Action, die in einem guten Verhältnis zu den ruhigeren Passagen steht. Für ungefähr vier Jahre war dieses Album bei Intrada im MAF-Katalog erhältlich. Über die Resonanz in der Film- und TV-Musikszene sowie den JAG-Fans ist mir nichts bekannt. Im Gegensatz zu der Serie bereitete mir dieses Album durchaus Freude, wegen der kürzeren Laufzeit beider Musiken (einmal 36 und einmal 26 Minuten) und der kleineren Besetzung bietet dieses Album leichte Actionkost für Zwischendurch. Sicherlich kein Pflichtkauf, aber eine nette Ergänzung der Sammlung. Das Booklet enthält neben einem kurzen Text zur Serie allgemein sogar je einen Text von Broughton und einen von Bramson. Letzterer stellt in seinem Text hauptsächlich eine Track-für-Track-Analyse für seine Musik bereit.
  14. Basil Poledouris - CHERRY 2000/NO MAN'S LAND Hinter dem Titel CHERRY 2000 verbirgt sich eine charmante 80er-Trahsperle, in der sich Sam Treadwell mit der rothaarigen Kopfgeldjägerin Edith Johnson durch eine postapokalyptische Wüstenlandschaft schlägt, um einen Ersatz für sein geliebtes Sexrobotermodell Cherry 2000 zu finden. Basil Poledouris bedachte diesen obskuren Film mit einer überraschend elaborierten Filmmusik für Orchester und Elektronik. Für die verführerische androide Cherry 2000 komponierte Poledouris eines seiner charmantesten Liebesthemen, delikat instrumentiert für Holzbläser und Streicher. Dieses Thema lässt weniger an einen trashigen MAD-MAX-Verschnitt denken, sondern vielmehr an das europäische Kino der 70er Jahre. Doch damit nicht genug! Einen viel deutlicheren Verweis auf die Filmmusik des europäischen Kinos bilden die zahlreichen Morricone-Anleihen für die westernartigen Wüstenepisoden dieses fast postmodern anmutenden Films. Sei es das Englischhorn-Solo über lang gehaltene Streicherakkorde, die melodieführung des heroischen Themas für Edith oder die sich auftürmenden Trompetenfanfaren, die stark an THE GOOD, THE BAD AND THE UGLY erinnern, die Stilismen des italienischen Großmeisters der Filmmusik blitzen überall durch. Würde man annehmen, dass die Action im Vordergrund steht, so überrascht es, dass entsprechende Szenen recht simpel und oft sogar etwas kraftlos vertont wurden. Gleichförmig meandert das Tonika-Dominant-Pendel in den tiefen Streichern über mehrere Takte, bevor eine melodische oder thematische Idee in den anderen Instrumenten hinzutritt. Erst in dem großen Finale nutzt Poledouris hörbar den ganzen Orchesterapparat, lässt das neue Liebesthema für Edith und Sam zu einer kraftvollen Fanfare erklingen, bevor das neue Paar zu Glockenklang und Streichersang in den Sonnenuntergang fliegt. Poledouris komponierte für CHERRY 2000 kein Meisterwerk, die Musik ist durchgängig allzu leichte Kost und durch den Einsatz der mittlerweile stark veralteten Synthsizer (inklusive der für die entsprechende Dekade unverzichtbaren E-Schlagzeug-Effekte) vielleicht nicht für jedermann geeignet. Dennoch sehe ich mich zu einem überwiegend positiven Urteil hingerissen, denn Spaß macht diese anspielungsreiche und sauber gearbeitete Musik dennoch über große Strecken. Das letzte Drittel der CD wird durch die rein elektronische Musik zu NO MAN'S LAND bestritten, einem Thriller um eine Autoschieberbande, die von einem verzogenen Yuppie-Bengel angeführt wird. Poledouris schuf mit seiner ersten rein elektronischen Musik eine fast archetypisch anmutende 80er-Jahre-Thrilleractionmusik. Ewig hallende E-Tomtoms, glockenartige Keyboardornamente und ein poppiges Hauptthema machen diese Musik zu einem nostalgischen Stück Zeitgeschichte. Im Gegensatz zu den übrigen hauptsächlich elektronischen Filmmusiken, die ich in letzter Zeit gehört habe, war NO MAN'S LAND für mich zu keiner Sekunde langweilig. Es gibt kaum brodelnde Suspense-Teppiche, sondern der Fokus liegt unverkennbar auf Action und ein bisschen Melodik. Hatte Schlimmeres erwartet. Das von mir hier rezensierte Album bildet die jeweils erste Reinkarnation beider Filmmusiken, die zuvor beide von Varèse Sarabande veröffentlicht wurden. Während die Präsentation von NO MAN'S LAND fast identisch mit den vorherigen Veröffentlichungen ist ("Porsche Power" und "Drive My Car" wurden hier zu einem Stück zusammengefasst), ist CHERRY 2000 hier das erste Mal in vollständiger Fassung zu hören. Das Booklet enthält eine detaillierte Inhaltsangabe beider Filme, in die fast vollständige Track-by-Track-Analysen eingefügt sind. Ein schönes Album allemal für alle, die 80er-Actionmusik etwas abgewinnen können.
  15. Ich habe die CD leider nur einmal , aber ich wünsche Dir viel Glück! Bist doch ein Spezi in sowas, es dürfte nicht mehr lang dauern, bis Du diese CD Dein Eigen nennen kannst!
  16. Ich möchte einmal kurz meine unüberlegte Aussage von vor einem halben Jahr spezifizieren: SWITCHBACK ist wahrscheinlich in keiner jemals erstellten Top-3-Liste von Poledouris-Werken zu finden und tatsächlich war die CD besonders wegen des "historischen Stellenwertes" so begehrt, dennoch hat Intrada mit dieser Neuauflage eine überaus lohnenswerte Filmmusik wieder zugänglich gemacht. Interessanterweise findet sich in verhältnismäßig vielen Intrada-Pressetexten die besondere Vorhebung, dass eine Musik aus einer kleinen motivischen Keimzelle gewonnen wird, so auch hier: "Poledouris anchors with tiny three-note motif on flute at outset. From this point, score expands in multiple directions with flexible motif involved in each." Das ist in der Tat nur bedingt richtig, vielmehr bringt Poledouris im ersten Stück sein Thema direkt zur vollen Blüte. Zwar erklingt die erste Phrase allein in der Flöte (welcher Komponist würde so etwas heute noch dürfen?), an die dann unisono mit den Streichern die zweite anschließt und den ersten Themenabschnitt vollendet, bevor sofort die zweite Themenhälfte in vollem Orchester folgt. Die rasante Zugfart fängt Poledouris mit einem wuchtig-treibenden Fundament der Perkussion ein, die sehr intelligent akustische und gesampelte Schlagzeugeffekte zu einer rhythmischen Materialschlacht verschmilzt, flankiert von hellen Streicherlinien und Hornkontrapunkten. SWITCHBACK glänzt weniger durch originelle oder gar experimentelle Ansätze, sondern durch sauber gearbeitetes Handwerk, einer guten Balance zwischen wuchtigen, temporeichen Passagen und ruhigeren Momenten. Das Album sei jedem empfohlen, der etwas für gut gearbeitete Orchesterthrillermusik aus den 90ern mag (und ich schätze, davon gibt es einige hier). Allerdings hat Intrada die Neuauflage des Albums leider nicht genutzt, um einen massiven editorischen Schwachpunkt auszugleichen: Den Albumschnitt. Um ein zufriedenstellendes Hörerlebnis zu erzielen, hat sich Intrada nur lose an der Filmreihenfolge der Musik orientiert, einige Stücke komplett außerhalb der chronologischen Anordnung platziert und (wie so oft) kürzere Stücke zusammen gefügt. Dadurch entstand der erste über 45 Minuten lange Block, der aus den orchestralen Passagen besteht und wirklich ein rundum zufriedenstellendes Hörerlebnis bietet. Die sehr synthlastigen Spannungspassagen, die vom Albumschnitt ausgelassen wurden, finden sich im Anschluss in Form einer elfminütigen Suite. Diese Lösung ist überaus ungeschickt, denn wer hat ernsthaft Lust, sich nach 45 Minuten spannungs- und abwechslungsreicher Thriller- und Actionmusik nun dröge elektronische Texturen und Suspensepassagen anzuhören. Vernünftig in das vorangestellte Höralbum lassen sich diese insgesamt fünf ausgelassenen Stücke nun auch nicht, da sie nicht einzeln, sondern als langwierige und somit langweilige Suite nur in einem Stück zu hören sind. Hier wäre es doch besser gewesen, wie auf späteren Alben eine "Extras"-Sektion zu erstellen, in der die fünf Stücke einzeln anwählbar sind und im Booklet die entsprechende Information bereit zu stellen, wie sich die originale Filmreihenfolge herstellen lässt. Daher noch einmal meine Frage: Da ich "leider nur" die Erstausgabe besitze, wüsste ich gerne, wie das Booklet der Neuauflage gestaltet ist. Findet sich dort eine mittlerweile für Intrada typische Auflistung der Einzelstücke oder handelt es sich um einen exakten Nachdruck des früheren sechsseitigen Aufklappblattes aus der ISC Nr. 1?
  17. Basil Poledouris - RED DAWN Ich kenne weder die Neuverfilmung noch Djawadis Musik für dieselbe, allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass es der Neuverfilmung gelungen sein kann, das grottige Original zu unterbieten. Nur noch als obskures Zeitdokument interessant, zieht sich Milius' Propagandastreifen zäh dahin, stolpert durch holprig inszeniertes Gefühlskino, bemühtes Spiel der Jungdarsteller und wartet mit soliden Actionmomenten auf, die allerdings so schon oft genug zu sehen waren. Auch musikalisch bekleckert sich RED DAWN nicht gerade mit Ruhm. Selten ist es mir passiert, dass ich eine Musik im Filmzusammenhang dümmer und plumper fand als auf CD und selbst da schöpft Poledouris das Potential seiner Möglichkeiten nicht voll aus. Zwar gibt es eine Fülle von Leitmotiven, aber Quantität bedeutet auch hier nicht gleich Qualität. Mit gleich zwei heroischen Fanfarenelementen wartet der Komponist hier auf, keines der beiden glänzt jedoch durch prägnante Charakteristika, vielmehr werden hier die naheliegendsten Tonfolgen abgespult, denen höchstens die Rhythmen der kleinen Trommel und Streicher etwas Kraft verleihen. Das Actionmotiv für die Angriffe der bösen Kommunisten erinnert mit der polymetrischen Organisation und die Instrumentation (Klavier in tiefer Lage) ein bisschen an Goldsmith. Eine sanfte Streichermelodie erklingt zweimal in ruhigen und intimen Momenten und gehört noch zu den elaboriertesten melodischen Ideen inerhalb dieser Musik. Ein wirklich schicker Kniff ist allerdings, das sanfte Trompetenthema für die Kleinstadt nach der Imvasion zu einer gequälten Streichlinie zu verformen, um die Auswirkungen des Krieges auf die Stadt und ihre Bürger musikalisch nachzuvollziehen. Abgesehen von den recht stereotypischen Leitmotivien krankt die Musik auch an ihrer uninteressanten Orchesrierung, inbsesondere die Actionpassagen entbehren durch die sehr gradlinige Stimmführung deutlich an Wucht, Rasanz, Tempo und Durchschlagskraft. Die Blechbläser lassen unisono mit den Holzbläsern ihre Fanfarenmotive über rhythmisierte Orgelpunkte der Streicher erklingen, angetrieben von den Rhythmen der kleinen Trommel. Ein zusäzliches Manko bildet auch die plump eingesetzte Elektronik, indem akustische Stimmen mit synthetischen Klangeffekten gedoppelt werden und die originalen Instrumente deutlich billiger klingen. Ein schönes Beispiel ist gleich der Einsatz der Solotrompete zu Beginn des Films, der mit billigem Klingeling des Synthesizers selbst einen plastikhaften Anstrich erhält. Das zieht sich bei den Klavierpassagen der Actionszene durch bis zu den Fanfarenelementen, wenn die Guerilla-Kids zurückschlagen. Einzig und allein interessant ist der "Helikopter-Effekt" zu Beginn der Invasion. Intrada zollte dem verstorbenen Komponisten mit einer vollständigen Veröffentlichung von RED DAWN Tribut, verständlich, wenn man bedenkt, dass es sich hierbei um die erste von diesem Label veröffentlichte Filmmusik handelte (ähnliches gilt für FIRST BLOOD als erste CD-Veröffentlichung von Intrada). Editorisch hervorragend und mit einem vorbildhaften Begleitheft ausgestattet lässt diese CD editorisch keine Wünsche offen und hat aus rein emotionalen Gründen natürlich ihre Daseinsberechtigung. Musikalisch allerdings ist hier weder ein Meilenstein, noch eine Perle oder ein Meisterwerk zutage gefördert worden.
  18. Wahrscheinlich ist dieses Anliegen knapp zwei Jahre später nicht mehr aktuell, dennoch möchte ich an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, all diejenigen zu beruhigen, die die CD haben ziehen lassen.Poledouris' Musik zu diesem Vietnam-Spektakel bleibt leider hinter allen Erwartungen und Möglichkeiten zurück. Der Komponist reiht hier diverse Militäractionklischees aneinander, die jedoch kraftlos und blass bleiben. Dem immergleichen Schema der Marschrhythmen kleiner Trommeln über einen gehaltenen Streicherorgelpunkt fehlen thematische Ideen und motivische Arbeit. In der ersten Hälfte der Musik bilden eine Linie aneinander gerehiter Quinten der Trompeten die einzige melodische Gestalt mit Wiedererkennungswert. In ruhigen oder spannenden Momenten verzichtet Poledouris größtenteils auf melodische Elemente, in Stücken wie "On the Beach" wird einfach eine gedehnte Kadenz in den Streichern ausgespielt und "I get good vibes" ist ein minutenlanger Synthorgelpunkt mit einigen akustischen Einsprengseln. Die Action bleibt ebenfalls sehr schwach, kommt nie wirklich in Fahrt, es fehlt an Tempo und interessanter motivischer Arbeit. Auch hier legen sich Streicherteppiche über Marschryhthmen, hin und wieder klingen die üblichen Blechbläsermotive an, manchmal auch eine - teils "echte", teils gesampelte - Bambusflöte. Wenn Poledouris dann doch nach 30 Minuten einmal ein identitätsloses und plakatives Hymnenthema aus dem Ärmel schüttet, ist es bereits zu spät, den bisher mäßig bei der Stange gehaltenen Hörer abzuholen. Der essayistisch gehaltene Text von Nic Redman, der uns FLIGHT OF THE INTRUDER als eine bedeutungsvolle Musik Poledouris' verkaufen möchte, deren historische Bedeutung uns erst im Rückblick anhand dieser CD-Veröffentlichung bewusst werde soll, wartet zum Ende mit einem verkorkst-poetischen Schlusswort auf, enthält aber keine nennenswerten Infos über die Musik. Immerhin: Die CD ist wieder hervorragend produziert und enthält sogar die Original-Trailermusik von John Beal, die immerhin die temporeichste Action auf dem ganzen Album vorweisen kann. Letzten Endes bleibt zu sagen, dass FLIGHT OF THE INTRUDER die schwächste der mir bisher bekannten Actionfilmmusiken aus Poledouris' Feder ist, da sollte man doch lieber zu einer der zahlreichen Alternativen greifen.
  19. Harry Manfredini: ACES - IRON EAGLE III Wir bleiben in der Luft. Der dritte Teil dieser teils lächerlichen, teils unerträglichen Luftwaffenwerbung ist immerhin unterhaltsam und kurzweilig. Dabei gelang den Drehbuchautoren immerhin, beliebte Motive wie kolumbianische Drogenbanden und Altnazis zu kombinieren! Louis Cameron Gossett, Jr. ballert sich in ACES an der Spitze vierer alten Fliegerasse, die eigentlich nur Flugshows fliegen, einmal nach Peru und wieder zurück. Harry Manfredini war für die musikalische Vertonung verantwortlich und komponierte eine leitmotivisch reiche Filmmusik. Den Kern dieser üppigen Themen- und Motivsammlung bildet der Marsch für die Asse, der deutlich an SUPERMAN angelehnt ist. Die weibliche Protagonistin erhält ein sangliches Thema, das mal in den Streichern, mal von der Gitarre intoniert wird und somit ihre südamerikanische Herkunft repräsentieren soll. Ein kurzes, spitzes Gefahrenmotiv, ein heroisches Thema und die chromatisch hochschlängelnde Bewegung für den deutschen Oberbösewicht machen die Sammlung vollständig. Manfredini entwarf seine Musik offensichtlich symphonisch - und das ist die Crux der Sache: Es waren offensichtlich keine Mittel für ein ganzes Symphonieorchester verfügbar. Darum entschied man sich für einen unzufriedenstellenden Kompromiss: Die Bläser und Teile des Schlagzeugs wurden im Studio eingespielt, die zur damaligen Zeit schon besser reproduzierbaren Streicher kamen aus dem Synthesizer. Verbunden mit der schrillen und halligen Aufnahme, den arg billigen Streicher- und Schlagzeugklängen ist diese - wahrscheinlich in der reinen Partitur erfrischende und gekonnte - Musik ein akustisches Desaster. Der Komponist stellte aus seinen immerhin gut 60 Minuten Musik 50 auf dieser CD zur Verfügung, die parallel zum Filmstart erschien. Einige kürzere Passagen wurden zu längeren Stücken zusammengefasst. Manfredini verfasste sogar selbst die hauptsächlich aus einer Track-für-Track-Analyse bestehenden Begleittexte, aber es hilft alles nichts. Dieses Album bereitet bei allem Potential überhaupt keine Freude! Im Film hört sich die Musik tatsächlich noch billiger an als sie ist, da die elektronischen Elemente noch deutlicher zu hören sind. Vielleicht wäre diese Musik ein Fall für James Fitzpatrick.
  20. David Newman - FIRE BIRDS Der nächste Newman-Actioner, dieses Mal mit Schwerpunkt auf Tempo, Adrenalin und Freude am Kriegsspielzeug für die großen Jungs und Mädchen. Die gewichtigste Vorgabe an den Komponisten dieses Militärpropagandastreifens war, dass die Musik ein heroisches Thema haben sollte, und David Newman äußerte sich, dass er genau das geschrieben hat. Ein Thema würde ich es nun nicht nennen, eher ein Motiv simpelster Beschaffenheit: Ein aufsteigender und ein absteigender Dreiklang bilden den Kern des thematischen Gedankens, je nach Situation und Stimmung mal in Moll, mal in Dur. Von diesem "Thema" kann man halten was man will, zugegebenermaßen wird es mit Wucht direkt in den ersten Minuten eingeführt. Newman nimmt hier schon viel vom späten, für Militäractionfilme typischen (damals noch) MV-Klang vorweg. Aufgeblasene, ewig nachhallende Schlagzeugattacken, massige Streicherorgelpunkte und große Blechklänge unterlegen den Vorspann dieses von mir noch nicht gesehenen Streifens, die thematischen Dreiklangsbrechungen werden einem hier auf einem testosterongeschwängerten Silbertablett serviert. "First Flight" eröffnet mit einer schönen Stereo-Spielerei, bei der die tiefer gestimmten Rühr- und die höher klingenden kleinen Trommeln zackige Marschrhythmen spielen, in die sich verhalten einige leise, rhythmische Posaunenakkorde mischen. Wer nach diesen ersten 8 Minuten nun begonnen hat, sich auf ein einstündiges orchestrales Feuerwerk zu freuen, der wird allerdings enttäuscht. Zum Schluss wechselt "First Flight" plötzlich in eine poppige, fast ausschließlich am Synthesizer entworfene Synthieschlacht, an die sich nun ungefähr vierzig Minuten synthetisch dominierte Musik anschließt. Da gibt es das schlimm gealterte sanfte Glocken-Vibraphon-Keyboard für die Romanze, fast Discoartige Rhythmen für glückliche Militärspielereien und natürlich fehlen weder die üblichen Panflötenartigen Klänge noch die schillernden Synthieglöckchen. Mit "Good Morning" und "Boxing" präsentiert uns Newman noch ein bisschen nachdenkliche Kasernenatmosphäre, in der sich über die leisen Rhythmen der kleinen Trommeln und den Streicherorgelpunkt eine fanfarenartige Passage in zwei Trompeten legt. Langsam findet die Musik mit "Brad and Preston", einem ähnlichen Stück, zurück in die akustische und orchestrale Klangwelt, bis im brachialen Actionfinale "Gates of Hell" tatsächlich die Hölle ausbricht. Newman präsentiert hier ein Orchesterfeuerwerk, das man nach dieser elektronischen 80er-Orgie nicht mehr für nötig gehalten hätte und entlässt uns anschließend mit einer musikalischen Apotheose des Actionfilmfinales dieser Dekade, in der sich triumphale Hörner über fette E-Gitarren und wuchtiges Drumset erheben. Zugegebenermaßen, man muss das mögen. Zu bestimmten Zeiten mag ich so etwas und deswegen bin ich Intrada sehr dankbar, diese Musik nun vollständig in hervorragender Klangqualität mit schönem Begleitheft zugänglich gemacht zu haben. Wer sich durch diverse 80er-Synth-Klischees gehört hat, wird obendrein mit schöner Orchesteraction entlohnt. Die CD ist bei Intrada zwar ausverkauft, aber ohne Probleme über deutsche Händler zu beziehen. Wer eine längere Kostprobe haben möchte, der wartet einfach, bis Tele5 dieses reaktionäre Propagandatheater mal wieder ausstrahlt.
  21. David Newman - MALONE Weiter geht's mit der Erkundung diverser bisher ungehörter Actionmusiken, dieses Mal mit MALONE. Während die vorigen drei CDs erst einmal nicht mit der erwarteten Action aufwarteten, sondern entweder wenig spannend begannen (DISTANT THUNDER, RENEGADES) oder von charmanter Folklore (ROAD HOUSE) die jeweiligen Alben eröffnet wurden, so überraschte auch MALONE. Zugegebenermaßen hat mich auch hier das Cover (das ich übrigens großartig finde) in die Irre geführt. Ein sanftes Harfenostinato, gedämpfte Trompeten (der "Resignationsfanfare" aus FIRST BLOOD nicht unähnlich) und ein kurzes Hornmotiv eröffnen diese Musik, die sich bald in satten Streicherklängen entfaltet. Einen so "schönen", harmonisch reichen und gekonnt gestalteten Streichersatz hätte ich nun am wenigsten erwartet. David Newmans MALONE hält für den voreingenommen Hörer allerdings noch mehrere Überraschungen bereit. Heutzutage wäre zum Beispiel sein stets auftauchendes Suspense-Material mit den fluffigen, fast naturhaften Holzbläserzwitschern und den verhuschten Harfenarpeggien undenkbar, auch die für den Bösewicht ironisch verzerrte Hymne (der im Booklet aufgeführte Vergleich mit Charles Ives leuchtet ein) wäre in einer heutigen Musik wahrscheinlich einem langweiligen Synthieorgelpunkt gewichen. Newmans insgesamt vier Leitmotive sind sehr knapp und schlicht gestaltet, dennoch gelingt es dem Komponisten , ihnen mehrere Facetten abzugewinnen. Die idyllische Streichermelodie, die für die weibliche Hasuptperson gleichermaßen wie für die ländliche Idylle der Kleinstadt steht, in die Malone sich zu flüchten sucht, könnte fast aus einem 70er-Jahre-Goldsmith entlehnt sein. Ihr steht das etwas heitere, nur kurz auftauchende Thema für Malones Beziehung zu seiner ehemaligen Kollegin gegenüber. Malones eigenes Motiv ist eine simple Akkordbrechung, die mal in Moll, mal in Dur erklingt, aber immer wieder geschickt in das musikalische Geschehen eingewoben wird. Action gibt es letzten Endes dann doch noch - und zwar recht reichlich, allerdings immer wieder durchzogen von sorgfältig ausgestalteten ruhigeren Passagen. Die Actionmusik ist dagegen teils etwas grobschlächtig gehalten mit den ewigen Tonrepetitionen der Streicher, angefeuert vom Rhythmus des E-Drumsets, das sich aber glücklicherweise gut in den Gesamtklang einfügt und nicht wie bei EXTREME PREJUDICE wie eine künstliches Raster ÜBER der Musik liegt. Die Action ist in ihrer musikalischen Gleichförmigkeit tatsächlich das am wenigsten interessante Element in dieser von einem explosiven Cover geschmückten CD, die natürlich allen Intrada-Standarts entspricht - inklusive sehr knapper Track-für-Track-Analyse. Gott sei Dank hat man hier darauf verzichtet, kürzere Stücke aneinander zu klatschen, sie wären größtenteils musikalisch nicht dazu geeignet. Insgesamt eine überraschend kunstfertig gestaltete Musik, die sich insbesondere außerhalb der Actionmomenten, die sich doch schneller abnutzen, ihr volles Potential entfaltet.
  22. Michael Kamen - ROAD HOUSE Nach RENEGADES der zweite Kamen-Actioner, den ich nach rund drei Jahren nach seiner Veröffentlichung entfolierte und in die Anlage warf. Ich muss sagen, dass ich keine direkte Vorstellung davon hatte, wie das zu Erwartende denn nun klingen würde. Umso überraschter war ich, als die erste Hälfte des Albums größtenteils von folkig angehauchten Stücken besteht, die mit kleinem Ensemble, unter Anderem bestehend aus Keyboard-Streichern, einigen Solobläsern und Gitarre, eingespielt wurden. Diese Musik könnte so zu einem großen Teil auch aus einem im mittleren Westen spielenden Familiendrama erklingen (Kamens 20 Jahre zu früh komponierte Musik zu AN UNFINISHED LIFE), etwas durchmixt von einigen wenig inspirierten Suspense-Passagen. Dann folgt mit "Loading Dock Fight" der erste Höhepunkt, in dem (der auch im Film zu sehende) blinde Gitarrist Jeff Healy in einem größtenteils improvisierten Actiontrack sein Können zum Besten gibt. Die über eine treibende Drumset-Begleitung (Hauptsächlich Hi-Hat und Bassdrum) improvisierten Gitarrenklänge weisen deutlichen Bluesrock-Charakter auf und schlagen so eine schöne Brücke zu den folkigen Klängen zu Beginn des Albums. Zum Schluss des Films lässt Kamen es sogar noch mit einem Orchester krachen. Die im Booklet gelieferte Erklärung, die ursprünglich ebenfalls mit kleiner Besetzung begleiteten Actionszenen zum Schluss hätten mehr musikalische Wucht benötigt und daher hätte man Kamen noch eine Orchester spendiert, klingt glaubwürdig. An Kraft mangelt es den betreffenden beiden Stücken (ein drittes im Film zu hörendes war nicht mehr auffindbar) nicht, aber an Struktur und motivisch-thematischer Arbeit. Somit hört man hier gesichtslose, schablonenhafte Orchesteraction, die wahrscheinlich erst mit dem Bild komplett Sinn ergibt. Abschließen tut das Stück mit einer erneut sehr folkigen Darbietung des Hauptthemas. Mich überrascht, dass die Musik ob ihrer uterschiedlichen Ansätze und Elemente nicht auseinander fällt. Intrada hat aus den überlieferten Aufnahmen das beste rausgeholt, das Booklet ist wieder sehr informativ, und zweifellos ist diese Musik unterhaltsamer als RENEGADES, aber ich schätze, in erster Linie ist ROAD HOUSE ein Album für Kamen-Freunde. Auch wenn es mir auf mit seinen charmanten Folk-Passagen, dem fetzigen Healy-Solo und den gut gemachten Orchesterattacken durchaus Freude bereiten konnte, so scheinen mir die einzelnen Aspekte zu schablonenhaft - eine Musik mit mehr Klischee als Charakter.
  23. Vielen Dank, Stefan! Auf ein neues: Michael Kamen - RENEGADES (AUF EIGENE FAUST) Zu dieser Variante X des Buddy-Cop-Films, in dem sich ein ungleiches Paar zusammen rauft und später gut Freund wird, steuerte Kamen aus Kostengründen eine größtenteils synthetische Musik bei, die er fast komplett selbst einspielte. Ich muss gestehen, ich hab's mir schlimmer vorgestellt als es ist, der große Wurf ist RENEGADES trotzdem nicht. Die von Kamen eingespielten Gitarrensoli über seine Synthstreicherteppiche und die teils von einem Flötisten gespielten Soli diverser Holzblasinstrumente bewahren die Musik vor einer möglichen Sterilität. Der improvisatorische Charakter tut dem Hörvergnügen nicht gut. Wenn Kamen über fünf Minuten sein nicht viel hergebendes Suspensemotiv stets leicht variiert in die Tasten haut, kommt beim Hörer nur gepflegte Langeweile auf. Es ist interessant, dass die Musik, die immerhin über zwei Drittel des Films zu unterlegen scheint, kaum Actionmomente aufweist und die wenigen, die es gibt, verpuffen schnell oder gehen in den sphärischen Pseudostreicher- und Gitarrenklängen unter. Intrada hat dennoch ganze Arbeit geleistet und anscheinend jede überlebende Minute der Musik auf die CD gepresst. Etwas merkwürdig mutet die alternative Version von "Blazing Bullets, Flaming Lance" an, an die Kamen direkt im Anschluss einen albernen Walzer zu improvisieren scheint, und nach ein paar Takten abbricht. Zu den interessantesten Momenten gehört die Musik zur indianischen Lanze, die von einem Gangsterboss aus einem Museum geklaut wird. Kamen schichtet hier mehrere rhythmischer Schichten (synthetischer) Rahmentrommeln übereinander und garniert das Ganze mit einigen schicken Effekten. Doch abgesehen von diesem Stück und unzähliger besinnlicher Momente für Gitarre und Keyboard hält die CD wenig bereit - und ist dann doch etwas lang mit 77 Minuten. Der Kamen-Süchtige hat diese CD natürlich, der Intrada-Komplettist auch. Jeder andere Filmmusikhörer konnte diese Scheibe jedoch getrost ziehen lassen - und hat es wahrscheinlich auch getan.
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