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Mephisto

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  1. Da finde ich auf LINK bezogen den damaligen Kommentar von Sami recht treffend, der ja gerade auf das Konzeot Bezug nimmt: Und da würde mich tatsächlich interessieren, was Du von den beiden letztgenannten hältst. Für mich muss eine Filmmusik aber auf größerer Strecke überzeugen als nur auf der Ebene des Kernkonzepts, sonst wäre ich der größte Zimmerfan aller Zeiten. Der verzerrte Celloton für den Joker, die Verlangsamung von Je ne regrette riens in INCEPTION, die Orgel als Signatur für die menschengemachten Maschinen in INTERSTELLAR - das sind tolle Konzeptideen, die dem jeweiligen Sinngehalt des Films auch musikalisch einen Kommentar verleihen, aber drum herum gibt es dann doch ziemlich viel medioker ausgearbeitetes Pulsieren und Staccatogestreiche. Es gibt zahlreiche Italowestern, deren Hauptthemen ich wahnsinnig schätze, aber die danach nicht über funktional-dröges Spannungsgetrommel und Saloongeklimpere hinauskommen. Da kann ich mich dann auch nicht dazu durchringen "die Musik" toll zu finden - und so geht es mir da auch bei MALICE und anderen Goldsmith-Arbeiten. Bei WARLOCK finde ich ja auch nur die Streicherchoralfassung des themas wirklich packend - und das ist mir dann bei der Musik einfach zu wenig. Übrigens hast Du das ja damals auch anders gesehen, als ich LINK und WARLOCK besprochen habe Der komplette Verlauf ist hier nachzulesen: https://www.soundtrack-board.de/topic/1097-was-habt-ihr-zuletzt-gesehen/page/184/#comment-221436
  2. Ich denke, es kommt darauf an, was man als "gut" oder "schlecht" bewertet. In den vergangenen zehn Jahren hat sich das bei mir auch stark geändert. Früher waren es hauptsächlich handwerkliche Aspekte, auf deren Grundlage ich etwas für "gut" oder "schlecht" befunden habe, also eher, ob etwas "gut gemacht" oder "schlecht gemacht" ist. Mittlerweile orientiere ich mich eher an dem, was mir ein "Werk sein zu wollen" scheint. Wenn man mich zum Beispiel fragt, ob DER MÖNCH MIT DER PEITSCHE ein guter Film ist, würde ich sagen: Der Film löst das Ziel, einen reißerischen Thriller mit möglichst drastischen Schockmomenten und einigem Unterhaltungswert, ein. Er erreicht sein ursprüngliches Ziel. Kommt er handwerklich, dramaturgisch, künstlerisch an PSYCHO ran? Nein, aber das macht ihn nicht automatisch schlechter, weil die Macher eben etwas anderes erreichen wollten und von einem anderen ästhetischen Standpunkt kommen. Daher würde ich sagen, hat Goldsmith mit MR. BASEBALL auch sein Ziel erreicht, eine möglichst spritzige, teils fast schon trashige Musik zu komponieren, weil es eben dem Film mit seiner typischen Amerikanischen Kaugummi-Popcorn-Ästhetik, für die die machomäßige Sportwelt ja zu Beginn steht, gut einfängt und auch der klischeehaften Zeichnung des Films entspricht. Natürlich ist die Kombination der Shakuhachi und der Gitarre für die Liebesbeziehung des amerikanisch-japanischen Paares platt, da hat er in THE CHALLENGE ganz andere Register gezogen, aber MR. BASEBALL verlangte nunmal ein anderes Konzept. Auch bei LINK muss ich mittlerweile sagen, finde ich das Zirkusmusikkonzept im Vorspann auf melodischer Ebene überzeugend, weil Link ja ein ehemaliger Zirkusaffe ist. Allerdings erschließt sich mir nicht, warum dann im Film weiter penetrant dieses Computerdrumset hämmern muss, weil es kaum an traditionelle Zirkuskapellen erinnert und zu weit von Dschungeltrommeln entfernt ist, um da entsprechende Assoziationen zu wecken. Und WARLOCK habe ich mich öfter versucht anzunähern, aber dass gerade das Choralthema so heraussticht - gerade in der süßlichen Streichervariante im Vorspann - und danach kaum mehr etwas vergleichbares kommt, sagt mir aus der Erinnerung, dass die Musik auf Dauer nicht trägt. Zumal die Einspielung auch sehr schnarchig ist. MALICE müsste ich nochmal schauen. Hier noch meine damaligen Einschätzungen
  3. Als Intrada den das erste Mal veröffentlichte, war ich noch in der Oberstufe und habe den bei Christian Krohn telefonisch bestellt. Insofern ist es schon okay, wenn der mal wieder kommt. Ich frage mich ein bisschen, wer da eigentlich die Zielgruppe ist. Wenn man den Beiträgen im anderen Thread glauben darf, dann interessieren sich die jüngeren Filmmusik-Fans ja anscheinend "nur noch für das moderne Blockbuster-Zeug", was ich ihnen - sollte es tatsächlich so sein - nicht verdenken kann. Weder lineares Fernsehen noch die ganzen Streaming-Anbieter machen einen mit dem prä-2000er-Kino vertraut, wie es in den 00er-Jahren nach normal war. Da konnte man ja auf Super-RTL noch Hitchcock-Schwarzweiß-Filme sehen (REBECCA & ICH KÄMPFE UM DICH). Wachsen also überhaupt noch Horner-Fans nach? Guckt die Gen-Z noch TITANIC oder BRAVEHEART? Oder rechnet man einfach mit den eingefleischten Boomer-, Gen-X- und Millenial-Filmmusikhörern, denen man die ganzen Expandierungen noch andrehen will? Intrada und Varèse haben ja auch früher Erweiterungen auf den Markt gebracht, ich glaube, warum uns das heute so trist scheint, liegt daran, dass einfach der gesamte CD-Output der Labels zurückgegangen ist und fast ausschließlich erweiterte Fassungen von bereits verfügbaren, auch bereits erweiterten Fassungen veröffentlicht werden. Intrada hat ja früher immer vier CDs pro Monat veröffentlicht, jede Woche 2. Da fielen die LP-Neuauflagen auf CD und Erweiterungen zwischen den Golden-Age-Western, Dramen und Noirs sowie den ganzen 70er-Sachen nicht so auf... Aber ich frage mich hier wirklich wieder, wer die Zielgruppe von so quirliger 80er-Filmmusik noch ist?
  4. Um hier als "Veteran" auch nochmal meinen Senf dazuzugeben: Ich finde es sehr schade, dass so viele offensichtlich aus dem Fourm hier in die Facebook-Gruppe "umgezogen" sind. Es mag natürlich bequemer sein, da man dort ohnehin mehr Zeit verbringt, als zusätzlich diese Seite anzusteuern. Ich selber habe mich nie bei Facebook angemeldet und wenn ich "von außen" in die Gruppe schaue, muss ich sagen, dass mir das alles zu chaotisch ist. Was die sinkende Beteiligung angeht: Ich habe größten Respekt vor Stefan Schlegel und Jania, ebenso Alexander, Sebastian, Trekfan und anderen, die hier noch regelmäßig schreiben, ohne dass sie auf große Resonanz hoffen können. Ich persönlich muss sagen: Ich habe hier sämtliche Grabenkämpfe ausgefochten: Ist Hans Zimmer ein "guter" Komponist? Sollte man heute noch Golden Age hören? Filmmusik "hören" oder "verstehen" etc. Leider sind einige dieser Threads schon verlorengegangen, aber damals als Schüler und junger Student waren das noch wirkliche Herzensangelegenheiten. Man war halt idealistisch und hatte mehr Zeit - die perfekte Mischung! Ich habe dann nach und nach einmal meine komplette Sammlung durchrezensiert (auch noch meine damalige Klassiksammlung, flankiert von Waldgeist und Konsorten), sogar noch die ganzen italienischen und deutschen Nachträge besprochen. Das heißt aber auch, dass ich mittlerweile nicht mehr viel neues hinzufügen kann und mir meine Zeit ehrlich gesagt zu schade ist, meine Texte nochmal zu paraphrasieren. Manchmal grabe ich ja alte Besprechungen aus, um sie im Thread zum Re-re-re-re-re-release nochmal zu zitieren. Sollte ich mal wieder ein "Projekt" starten wie damals die deutsche oder italienische Filmmusik, dann könnte es sein, dass ich hier wieder mitmische. Aber auf große Resonanz warte und hoffe ich hier weniger - auch wenn gerade von Stefan und Angus tolle Empfehlungen kamen. Als ich hier noch ziemlich aktiv war und mich mit Vergnügen mit Bernd und Anne gestritten habe, habe ich zum Beispiel einmal Ulrich Wünschel gefragt, warum er hier nicht aktiver ist und seine Antwort kann ich mittlerweile gut nachvollziehen. Er meinte nämlich seinerseits, im Cinemusicforum bereits alles ausdiskutiert zu haben. In den letzten Jahren war ich vor allem als Sammler aktiv. Mein Vollzeitjob hat mir weniger Gelegenheit zum Musikhören gegeben, aber ich konnte mir eigentlich alles zulegen, was ich schon immer haben wollte - sogar noch mehr! Gerade über Discogs habe ich unfassbar viel 90er-Zeug ergattert, sodass ich John Scott, Bruce Broughton und andere mittlerweile komplett habe, dann die ganzen Sonderreihen von Varèse (die alte Club-Staffel, Masters of Film Music) und vieles mehr - gerade auch im französischen Bereich z. B. von Sarde oder Delerue. Ich denke auch, dass ich bei Zeiten mal wieder mehr Filmmusik hören werde, aber gerade gibt es in Berlin so viele live-Konzerte und Programmkinovorführungen von alten Schinken, dass ich selten mal zu Hause die Ruhe habe, eine CD aufzulegen. Aber für den Fall dass, bin ich auf alle Fälle gewappnet
  5. Was ich nie ganz verstanden habe: Es gibt doch soundtrackcollector. Warum also das ganze nochmal aufziehen?
  6. Bezüglich Orchesterlibraries: Da hat sich ja in den vergangenen 16 Jahren viel getan. Das komplette Eastwest Hollywood Orchestra kriegt man ja mittlerweile für knapp 400,00€ oder durch die Composer Cloud hat man für ca. 20,00€ im Monat Zugriff auf alle Produkte von Eastwest. Hast Du da in der Zwischenzeit aufgerüstet?
  7. Ist ein schönes Stück, ich kann verstehen, warum Du auch nach so vielen Jahren noch dran arbeitest. Vor allen Dingen mag ich die Einspielung sehr gerne. An einigen Stellen fand ich, dass wenige direkte Wiederholungen dem Fluss etwas besser täten beziehunsgweise es ein wenig "improvisatorisch" auf der Stelle tritt. Auf eine andere Fassung wäre ich definitiv gespannt.
  8. Aber bedeutet dass, dass Twilight Time lediglich die auf der LP veröffentlichten Stücke auf den Film legen konnten, oder waren noch die vollständigen Bänder erhältlich? Disques Cinémusique scheint aber nur einen Download angeboten zu haben. Weder auf soundtrackcollector, noch auf discogs finde ich hier einen Eintrag zu einer CD.
  9. Danke für die Aufklärung, @Stefan Schlegel, dann spare ich mir das Geld für die gebrauchten Blu-Rays und halte nur Ausschau nach PICNIC und COWBOY.
  10. Interessant, ich dachte, auf der Hülle steht nur "Isolated Music Track" und nicht, wie sonst "Music and Effects Track". Weißt Du denn, wie es um die anderen Dunings bei TWILIGHT TIME steht? Also PICNIC und COWBOY? Die sind ja auch mit "Isolated Music Track" gekennzeichnet. Von Effekten steht da nichts.
  11. Zumal "noch besser" bei INCHON über haupt nichts heißen muss - für eine Orchesteraufnahme aus der Zeit klingt das Ding einfach schlecht.
  12. Von Mandel kenne ich noch nicht so viel, bin daher immer dankbar, wenn mal wieder der Fokus auf ihn gerichtet wird. Außerdem ist es wirklich sinnvoll, solche Kommentare zur Veröffentlichung zu schreiben und nicht im "Ich-höre-gerade"-Thread versumpfen zu lassen - habe ich auch oft so gehandhabt. Dann findet man sein Zeug schneller Weißt Du denn, ob es die Originalbänder überhaupt noch gibt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass WB die nicht lizensiert haben, weil sie selbst damit noch den Riesenschotter machen wollen.
  13. Ich habe zu Danken, Stefan! Tatsächlich war ich die letzten Tage unterwegs und hatte keine Zeit, munter mitzuraten - aber es hat sich doch gelohnt, denn ich habe mir noch 4 weitere Alben bestellt: PURPURNE FLÜSSE 1 & 2, YEAR OF THE COMET und ROBIN HOOD (Mann). Bin gespannt auf das nächste Projekt
  14. Hmmm... wie sieht's aus mit Schifrin? Von dessen Horrorscores kenne ich bisher nur die nicht verwendeten Sachen zu THE EXORCIST.
  15. Die Chandos-Reihe ist damals an mir einigermaßen vorbeigegangen - schade, eigentlich, denn es gibt tatsächlich ein paar Einträge, die mich noch interessieren würden. Muss mal schauen, ob ich da in diesem Jahr noch ein bisschen investiere. Mittlerweile bin ich auch diesem Sampler- und Suitenformat weitaus aufgeschlossener als früher, wo ich lieber möglichst vollständige Neueinspielungen à la Tribute Film Classics und Tadlow haben wollte. Der Ausschnitt hört sich wirklich heiter-spritzig an.
  16. Hyams hat ja auch mit Broughton sehr gut zusammengarbeitet. Immerhin hat Broughton für ihn mit NARROW MARGIN seine wahrscheinlich brutalste Actionmusik geschrieben und STAY TUNED macht einfach wahnsinnig viel Spaß. Danke für den Scan, @Stefan Schlegel! Es ist schon eine Freude, durch diese alten Filmmusikmagazine zu blättern - ich merke schon, dass ich diese frühe "Hoch-Zeit" des Fantums damals altersbedingt noch verpasst habe. Die ganzen FSM-CDs, die hier noch frisch rezensiert wurden, sind erst Jahre später in meine Sammlung gewandert. Tatsächlich hat mich Arnolds MUSKETEER, als ich im vergangenen Jahr die 90er-2000er-Lücken in meiner Sammlung geschlossen habe, auch echt mitgerissen. Die Actionpassagen haben ja oft ein festes rhythmisches Gefüge, das aber immer wieder überraschend neu "ausgefüllt" wird durch Motivfetzen, Fanfarenmotive etc. Ich sehe das Jahr 2003 schon als filmmusikästhetisch bedeutendes Jahr, als mit dem Abgang von Silvestri aus FLUCH DER KARIBIK und Yareds Ablehnung für TROJA neue Stilismen Einzug halten sollten, die sich dann ja auch gut 10 Jahre im Mainstreamkino gehalten haben: Klagegesänge für "Antike Stoffe", "popsymphonische" Vertonung von historischen und abenteuerlastigen Stoffen. Dabei wurde das symphonische Scoring eben mit TROJA und - in allem, was wir wissen - FLUCH DER KARIBIK beerdigt. Ich hätte mir ja durchaus für FLUCH DER KARIBIK eine Musik wie THE MUSKETEER oder auch COTTHROAT ISLAND gewünscht. Immerhin merkt man ja in FLUCH DER KARIBIK 3, das Zimmer an interessanteren Ansätzen interessiert war als noch in dem schnell hingeklatschten 1. Teil.
  17. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie ich damals die HERR-DER-RINGE-Musik ein paar Monate, nachdem ich den Film gesehen habe, gekauft habe. Damals fing ich gerade an, Filmmusik-CDs zu kaufen und nach Martin Böttcher und SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD, den ich nur des Covers wegen gekauft habe (und sehr mochte), war ich vor allem an die farbenfrohe Musik von Williams' STAR WARS - EPISODE I gewöhnt. Und zum HERRN DER RINGE habe ich schwer Zugang gefunden, weil es für mich größtenteils "grau in grau" war. Das hat sich dann über DIE ZWEI TÜRME und DIE RÜCKKEHR DES KÖNIGS gelegt, weil es hier einfach noch mehr musikalische Facetten gab, vor allem durch Rohán und Gondor. Es ist schon eine extreme Leistung, die Shore da vollbracht hat, aber vielleicht hätte es der Musik tatsächlich gutgetan, wenn ihm ein versierter Orchestrator zur Seite gestanden hätte. CUTTHROAT ISLAND habe ich als Film immer gemocht, einfach weil er ein herrlich unorigineller, aber dafür sehr actionreicher Abenteuerfilm ist, wie es sie in den 90ern noch mehr gab (QUIGLY, ZORRO, MUMIE...) Da ist nicht alles Gold, was glänzt, aber ich finde, das Handwerk stimmt in diesen Filmen einfach. Und es ist eine Ästhetik, die mir weitaus mehr liegt als das ewige braungrüngrau der handkameraverwackelten 2010er und der kalte digitale Look der 2020er. Ich muss zugeben, dass ich mir bisher weder die Prometheus-CD noch die Lala Land bisher angehört habe und kann die Musik nur aus dem Film beurteilen. Das ständige Haudrauf ist wahrscheinlich auch dem Umstand geschuldet, dass die Musik gegen die ganze Ballerei ankämpfen muss. Debney war für mich immer in einer Kategorie wie Joel McNeely: Sie können gut, mit dem Orchesterapparat umgehen, aber sie fügen der symphonischen filmmusikalischen Sprache nichts neues hinzu, sondern rühren zusammen, was andere links und rechts von ihnen etabliert haben. Da stelle ich zum Beispiel Bruce Broughton in Sachen Eigenständigkeit einige Stufen höher. Wie die Musik sich im Verlauf des Films gegbärdet, kann ich also nicht beurteilen, aber ich muss sagen, dass schon nach der ersten Filmsichtung mir die Vorspannmusik lange im Kopf herumschwirrte. Ich kann auch nicht nachvollziehen, warum einige hier die Themen nicht prägnant genug finden, gerade die eröffnende Fanfare finde ich mit der Verwendung der dorischen Skala schön griffig. Also ich werde mir bestimmt die Partitur von Chris Siddall zulegen und der Musik dann nochmal meine genauere Aufmerksamkeit schenken. Da hier ja einige den David Arnold als besseres Gegenbeispiel genannt haben: Wie ist denn Eure Meinung zu seinem MUSKETEER?
  18. PLAYTIME ist absolut fantastisch, von Tatis SCHÜTZENFEST war ich allerdings weniger begeistert und auch MONSIEUR HULOTS FERIEN konnten mich nur bedingt begeistern. Habe aber immer noch Hoffnung auf MON ONCLE. Bei mir gab's vergangene Woche zwei Raritäten aus dem Golden-Age-Hollywood-Archiv THE KING'S THIEF Es ist genau, was man erwartet: Ein Eastman-Colour-Breitwandspektakel, das kein Klischee des Mantel- und Degen-Films auslässt. Der Film hält tatsächlich gut bei der Stange, auch David Niven - laut Vorschau in "a new role as the plotting scoundrel" - hatte offensichtlich Spaß an der Rolle. Es wird viel gefochten, Kutschen überfallen, Verfolgungsjagden bewältigt - und sogar die Kronjuwelen geklaut. Der extrem lange Ausbruch des Helden aus dem Kerker ist auch heute noch spannend. Neben dem heute kaum mehr erinnerten Edmund Purdom hat ein ganz junger Roger Moore einen Auftritt als bester Freund und Helfer des Helden, der in bester Robin-Hood-Manier die Reichen überfällt. Miklos Rozsas Musik trumpft mit einem heroisch-fanfarenhaften Hauptthema, schmissigen Actionpassagen und angespannten Suspense-Passagen auf, die so auch in seinen Film-Noire-Arbeiten hätten erklingen können. Die Musik gab es damals als "Dreingabe" zu der Vertonung von KNIGHTS OF THE ROUND TABLE von FSM - wie immer hervorragend ediert. Hier ein das offizielle Hörbeispiel zum Hauptthema: https://www.filmscoremonthly.com/store/MP3/0607/2_01_PRELUDE_FORWARD.MP3 THE PRODIGAL Dieser heute vergessene Bibelfilm erwies sich für MGM als ein extrem teures Fiasko: Gleich mehrere Studiohallen wurden mit aufwendigen Kulissen in Beschlag genommen, die Kostüme sollen damals alleine 200.00,00$ gekostet haben, doch kurz nachdem die Dreharbeiten begannen, war anscheinend den meisten beteiligten klar, dass das Resultat kein Meisterwerk darstellen würde. Zu blass die Dialoge, die weder Hauptdarsteller Edmund Purdom noch Lara Turner zu ambitioniertem Spiel motivieren konnten, zu träge das Tempo, zu unmotiviert die ganze Handlung. Man kann sich also an der verschwenderischen Ausstattung ergötzen - und an der Musik. Bronislau Kaper hat sein Bestes gegeben, um diesem Knallfrosch zumindest einen edlen musikalischen Anstrich zu verleihen. Die 75 Minuten Musik, die er für den Schinken komponierte, bieten alles, was man von einem Bibelepos der 50er-Jahre musikalisch erwartet: "Altertümliche" Festmusik, Fanfaren, Rasante Actionpassagen, schmachtvolle Dialogpassagen - und mehr! Durch das Gegenüberstellung der jüdischen Religion mit dem fiktiven heidnischen Glauben konnte Kaper auch einen entsprechenden musikalischen Gegensatz gestalten: Auf der einen Seite kraftvolle Männervokalisen für die jüdische Religion, auf der anderen Seite archaische Frauenchöre für den heidnischen Fruchtbarkeits-(oder was auch immer)-Glauben, der so in der biblischen Vorlage nicht vorkommt. Auch hier hat FSM hervorragende Arbeit geleistet und tatsächlich rund 50 Jahre nach der Premiere des Films erstmals die Musik zugänglich gemacht - und gleich in vollständiger Form. Hier bleibt kein Wunsch offen und kein Auge trocken. Hier das offizielle Hörbeispiel aus dem Vorspann: http://www.filmscoremonthly.com/store/MP3/0509/01_MAIN_TITLE_CHASE.MP3
  19. Ich hatte gestern das Vergnügen, im Berliner Zeughauskino Fury zu sehen - ein wirklich packender, "dreiteiliger" Film über einen jungen Mann, der mit einem frisch gekauften Auto quer durch die USA zu seiner Verlobten fährt, um dann plötzlich als Verdächtiger verhaftet zu werden. Die Behörden werfen ihm vor, an einer Entführung beteiligt zu sein. Schnell verbreitet sich die Nachricht von der Verhaftung und schon bald kochen in der kleinen Stadt die Gerüchte hoch, bis der Mob das Polizeirevier stürmt und in Brand setzt. Anschließend folgt die Gerichtsverhandlung von 22 Angeklagten, die bei der Erstürmung des Polizeireviers beteiligt gewesen sein sollen. Und dann gibt es noch einen dritten Teil, den ich hier nicht spoilern werde Ich hatte ganz vergessen, dass Waxman diesen frühen Lang-Hollywood-Film vertont hatte - und auch, dass er in dieser vor sechs Jahren erschienen Box vertreten ist. Tatsächlich sollte mit 6 Minuten fast alles abgedeckt sein, denn ich habe auch nur wenige musikalische Einsätze wahrgenommen, die aber sehr prägnant waren. Musikalisch waren sie auch packend, aber konnten sich natürlich formal wegen der kurzen Laufzeit der einzelnen Stücke nicht voll entfalten. Die Vorspannsequenz fand ich ziemlich eklektisch mit einer Ankündigungsfanfare, dann einem sich bedrohlich steigernden Marsch für den Mob und einem sanften Liebesthema, das dann in eine "swingende" Variante des Mendelssohn'schen Hochzeitsmarsches übergeht, während das verliebte Paar sich Schlafzimmereinrichtung in einem Schaufenster eines Möbelgeschäfts anschaut - natürlich sind die Betten "for the newly weds" brav von einem Nachttisch getrennt. In Hinblick auf die Handlung ergibt diese vorangestellte Potpurri-Overtüre natürlich Sinn, aber zum Hören ist das dann noch eher "Film-Musik". Den Film kann ich jedenfalls vorbehaltlos empfehlen!
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