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Mephisto

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Alle Inhalte von Mephisto

  1. Heute vor dem Frühstück: eine meiner ersten CDs überhaupt. Bei Saturn in Hamburg begeistert reingehört, sie dann doch nicht gekauft (stattdessen wahrscheinlich was von Martin Böttcher), beim nächsten Hamburg-Besuch festgestellt, dass die CD weg war, zwei Wochen vor dem dritten folgendem Hamburg-Besuch bei Saturn angerufen und das Album bestellt, anschließend glücklich abgeholt. Jetzt prangt seit Jahren mein Name auf dem 12,99-Preisschild (immerhin schon in Euro) und die CD habe ich damals rauf und runter gehört, sodass ich nach all den Jahren tatsächlich noch jede einzelne Note kannte, obwohl ich diese CD seit über drei Jahren nicht mehr gehört habe. Damals schrieb ich folgende Kurzrezi, die ich hier schichtweg kopiere, denn groß geändert hat sich meine Meinung dazu nicht. Die vier Söhne der Katie Elder - Elmer Bernstein Der Film ist ein absolut klassischer Western mit John Wayne und Dean Martin, die zwei der insgesamt vier Elder-Brüder spielen, die nach langer Zeit wieder in ihre kleine Heimatstadt aus einem traurigen Anlass zurück kehren: Die Beerdigung ihrer Mutter Katie. In der Stadt erfahren sie, dass die letzten Jahre ihre Mutter für die alte Frau alles andere als erfüllt und schön waren, da ihr Vater erschossen und die Witwe von ihrem Heimatland vertrieben wurde. Es ist also an den Brüdern, die Ehre ihres Vaters reinzuwaschen, seinen Mörder zu finden und die Ranch zurück zu bekommen. Unterlegt wurde dieses Technicolor-Spektakel von Western-Experte Elmer Bernstein. Schon die ersten Töne der Musik zum Vorspann lassen auf einen schön rhythmisch-wuchtigen Americana-Score hoffen und man wird tatsächlich nicht enttäuscht. Nach der ersten kraftvollen Darbietung des sehr gelungenen Themas erklingt eine mexikanisch-ruhig angehauchte Variation mit den Holzbläsern und einer Solo-Trompete, bevor das Orchester noch einmal seine volle Kraft entfalten darf. Danach hören wir wuchtiges Action-Scoring, ruhige Momente für Streicher und Holzbläser und auch die Suspense-Passagen lassen kaum Wünsche offen. Der Vorteil an dieser Musik ist auch, dass sie nicht so "ausgelutscht" ist wie beispielsweise "Die glorreichen Sieben" und wegen ihres geringeren Bekanntheitsgrades frischer und neuer daher kommt. Die Musik wurde, wie damals üblich, neu für eine LP eingespielt. So kommt es, dass auch ein Track mit John Waynes Erzählung über Männer in Texas und einen Song von Johnny Cash enthält. Aus Kostengründen wurde auch das Orchester etwas abgespeckt. Die wuchtigen Beckenschläge während des Hauptthemas sucht man hier vergebens. Trotzdem kann das den Charme dieser Musik nicht verringern. Etwas ungelungen ist die Album-Zusammenstellung. So bietet die erste Hälfte nahezu alle Action- und typische westernthematische Passagen, während auf den Song in der Mitte nur noch alle ruhigen Momente folgen und auch dass immer wieder unterbrochene Hauptthema im finalen Titel führt zu keinem wirklich zufriedenstellendem Finale. So kann man nur hoffen, dass die originalen Bänder noch existieren und sich meinethalben der Varèse-Club mal einer angemessenen Veröffentlichung annimmt, die diese bislang eher unbekannte, aber tolle Musik verdient. Nachtrag: Die Bänder existieren anscheinend wirklich nicht mehr, aber dafür hat Lalaland diese Musik in der Albumform wieder zugänglich gemacht. Ich habe noch meine alte Tsunami mit der rosanen Rückseite.
  2. Gabriel Yared oder Abel Korzeniowski...aber das war klar, oder?
  3. Ich habe mir mal erlaubt, die "Planet der Affen"-Diskussion hier hinüber zu retten, bevor der Umfrage-Thread geschlossen wird.
  4. Vielen Dank, Poldi So etwas ist allerdings eine Menge Arbeit - fast schon ein Lebenswerk, wenn man's richtig machen will - am Ende gerät man noch ins Kreuzfeuer wie Peter Moormann mit seiner Dissertation über Williams-Musik zu Spielberg-Filmen. Aber ich freue mich, wenn ich mit Rat und Tat zur Seite stehen kann, wenn es um diesen faszinierenden Komponisten geht.
  5. Das mit dem "schön hören" verstehe ich jetzt nicht so ganz. Ich habe mir die Musik, die vom ersten Hören schon faszinierte, ganz bestimmt nicht schön hören müssen. Das ist ja eher, was Anne vorhat - ein Unterfangen, was ich bei "Planet der Affen" gerne unterstütze. Anne, wir können das gerne mal telefonisch durchgehen. Bis dahin würde ich Dir empfehlen (wenn Du willst), die Musik halt in den Abschnitten durchzuhören, die ich festgemacht habe, oder Du hörst einmal folgende Passagen hintereinander: 00:50 - 01:00 01:15 - 01:32 01:39 - 01:58 Dann müsste Dir auffallen, dass es wirklich genau dieselbe Melodie ist, die da erklingt, nur in anderen Instrumenten mit immer mehr Nebenstimmen. Und dann einmal folgende Passagen: 00:46 - 00:50 01:11 - 01:15 01:35 - 01:39 01:58- 02:03 Hier handelt es sich auch im dieselbe Passage! Diese Musik ist wirklich ganz klar strukturiert. Bin jedenfalls erleichtert, dass Du diesem Text ein bisschen Aufmerksamkeit geschenkt hast, denn gerade für Leute wie Dich, die diese Musik etwas näher erkunden wollen, habe ich ihn geschrieben - ich hoffe, verständlich genug. Und zum leidigen Kopf/Herz-Klischee: Warum nicht beides? Da hat Segno schon völlig riecht, man verpasst nunmal wahnsinnig viel, wenn man sich nur auf eine Sichtweise beschränkt und natürlich fühlt man beim Hören dieser Musik immer etwas - ich selbst spüre da stets das Unbekannte, Geheminisvolle und schrecke noch immer bei den Klavierausbrüchen hoch - aber ich kann kaum beschreiben, wie unheimlich glücklich ich war, als ich beim Hören die Relation zwischen den ersten Tönen des Klavierausbruchs und der Melodie erkannte - das war fast wie ein erster Kuss Da geht einem doch einfach das Herz auf!
  6. "Planet der Affen" ist nicht nur klanglich äußerst faszinierend, sondern auch strukturell. Fast jeder Takt baut auf dem voran gegangenen auf, einzelne Elemente durchziehen ganze Stücke und verknüpfen sie so eng miteinander. Ein Beispiel zum "Main Title": Es beginnt mit einem Soloklavier, das einen Rhythmus vorgibt: Ersteinmal zwei halbe Noten, dann zwei Viertelnoten, anschließend zwei Achtelnoten und dann eine Achteltriole. Goldsmith verkürzt die Abstände zwischen den Noten sukzessive (das kann man sehr gut hören). (Sekunde 00:01 - 00:08). Dann folgt ein kurzes Glissando (anscheinend auf einer Bass-Lotusflöte), flankiert von einem Beckenwirbel. (Sekunde 00:08 - 00:10) Das Klavier wiederholt den Rhythmus 1:1 Sekunde 00:10 - 00:19) Es folgt ein weitaus brachialerer Höhebpunkt, angereichert mit mehreren Schlagzeugeffekten (Bongos, Woodblocks) - hauptsächlich exotische Perkussion! Darüber legt sich ein kräftiger Liegeton. (00:19 - 00:26) Es folgt eine Passage für gezupfte Violen (mit Echoeffekt) und Vibraphon. Beide Instrumente spielen dasselbe (unisono) und zwar folgende Intervalle: kleine Terz (a-c), Quarte (b-es), kleine Terz (h-d), Quarte (cis - gis) und die große Septime (g - fis) (Sekunde 00:26 - 00:46) Danach folgt ein kurzer Ausbruch im Klavier, das folgende Töne spielt: a-c (als ein Klang), b (oktaviert), es, h, cis - Fällt etwas auf? Das sind dieselben ersten sieben Töne in derselben Reihenfolge wie sie auch die Violen gezupft haben! (Sekunde 00:46 - 00:47) Nun kommen drei harte Schläge auf den Tomtoms, abgelöst von einem Tamtam (Anne!), dass mit einem Triangelschlägel am Rand gekratzt wird (Sekunde 00:50) Die Tomtoms schlagen nun einen durchlaufenden Rhythmus, die Streicher zupfen auf die 1 der folgenden Takte jeweils folgende Intervalle: kleine Terz (a-c), Quarte (b-es), kleine Terz (h-d), Quarte (cis - gis) und die große Septime (g - fis) - also genau dieselben Töne, die bereits vorher in den Violen und dem Vibraphon auftauchten, ebenso ein Teil davon im Klavier! Doch damit nicht genug. Die Tomtoms und die gezupften Streicher (wieder mit Echoeffekt) bilden das Fundament für ein rhythmisch sehr frei gestaltetes Flötensolo, das folgende Töne enthält: a-c-b, b-es-d-h-h, h-h-h, h-cis-gis, fis-g-s-e-c. Also ebenfalls genau dieselben Töne in derselben Reihenfolge, wie sie bereits von den Violen mit dem Virbaphon, dem Klavier (immerhin die ersten sieben) und nun parallel auch von den Streichern erklingen! (Sekunde 00:50 - 01:00) Danach verläuft die Flötenmelodie freier (der bisher teablierte Tonvorrat ist ja bereits aufgebraucht). (Sekunde 01:00 - 01:11) Es folgt derselbe Ausbruch wie bei 00:46. (Sekunde (01:11 - 01:15) Nun spielt die Oboe dieselbe Melodie wie die Flöte, flankiert von derselben und dem Fagott. (Sekunde 01:15 - 01:32). Nun schaltet sich die gedämpfte Trompete ein und es kommt erneut zum Ausbruch wie bei 00:46 und 01:11. (Sekunde (01:35 - 01:39). Nun kommen die Klarinetten zum Zug und spielen ebenfalls die Melodie, die bereits die Flöte und die Oboe bereits gespielt haben. Dabei werden sie stets von den anderen Holzbläsern umgarnt und auch die gedämpften Hörner kommen zum Schluss hervor. (01:39 - 01:58) Es folgt erneut der Ausbruch des Klaviers mit anschließendem Schlagzeugecho (01:58- 02:03) Über einen tiefen Liegeton, ganriert mit einem Glockenschlag, beendet dasselbe Instrument das Stück, das es auch eröffnete: Das Klavier pulsiert nun leise in einem gleich bleibendem Rhythmus. (02:03 - 02:15) Was will uns der Dichter (Mephisto) damit sagen? Ganz einfach: Hier spielt niemand, wie er gerade Lust hat. Diese zwei Minuten sind Produkt größter kompositorischer Anstrengung, basierend auf einer einzigen Tonfolge: a,c,b,es,d,h,cis,gis,fis,g Auch formal ist dieses Stück klar gegliedert: Eröffnung im Klavier (2x derselbe Rhythmus mit kurzem Nachspiel), kurzer Ausbruch im Klavier, Melodie (Flöte), kurzer Ausbruch im Klavier, Melodie (Oboe), kurzer Ausbruch im Klavier, Melodie (Klarinette), kurzer Ausbruch im Klavier, Nachspiel (pulsierender Rhythmus des Klaviers). Wenn man den Anfang und das Ende als eine grüne Perle, die Melodie als eine rote und den kurzen Ausbruch als eine schwarze Perle auf eine Schnur ziehen würde, sähe das Stück formal so aus: Grün, schwarz, rot, schwarz, rot, schwarz, rot, schwarz, grün. Also vollkommen symmetrisch. Von Chaos keine Spur. Stattdessen sehr streng - auch was die Wahl der Töne betrifft.
  7. Ich würde dazu raten, erst die Musik zu hören um sie für sich zu erschließen. Nach der Filmsichtung ist vieles auch einfach vorbelastet. Naja, ich habe extra versucht, die Lsiet kurz und knapp zu halten und weiß natürlich nicht, wie hoch Dein Budget ist, aber ich denke mal, das ist ein guter Überblick. Ich habe übrigens versucht, die Liste noch etwas zu beschränken, aber mehr geht echt nicht...bzw. weniger
  8. Also gut, ein neuer Versuch : Science-Fiction: *Star Trek: The Motion Picture: Hier begegnet Goldsmith dem Science-Fiction-Genre mit üppig spätromantischem Gestus, verzichtet jedoch nicht auf seinen modernistischen Ansatz und diverse elektronische Spielereien, allen voran natürlich der Blaster Beam! Hier würde ich definitiv zur Lalaland-Ausgabe raten, da man hier fast zwei unterschiedliche Musiken bekommt. Goldsmith erster, modernistischerer Ansatz ist zum Hören und entdecken teilweise interessanter als die glatt geschliffenere zweite Fassung mit dem Hauotthema, das viele Momente trägt, die in der ersten Fassung noch durch kleinteiligere und klangmalerischere Elemente gebildet wurden. *Alien: Goldsmiths größtes Werk, meiner bescheidenen Meinung nach. Was der Komponist hier mit akustischen Instrumenten erzeugt, ist immer wieder erstaunlich. Die Mammutbesetzung inklusive zwei Serpente, Didgeridoo und dem mehrfach verwendeten Echoplex wird hier voll ausgenutzt. Bis heute ist es schwer, all die verfemdeten Elemente in dieser Musik herauszuhören. Doch auch jenseits der avantgardistischen Klänge überzeugt "Alien" durch brutale Action und ein wundervolles Hauptthema. Auch hier unbedingt zur Intrada-Doppel-CD greifen, um die komplette Musik kennen zulernen, aber auch, um auf den besser durchhörbareren Album-Schnitt zurückgreifen zu können. *"Planet der Affen": Modernistisch wie "Alien", aber um einiges schroffer und archaischer. Krieg: *"Patton": Brillant entworfen vereint die Vorspannmusik sämtliche Eigenschaften Pattons, die später unterschiedlich zur Geltung kommen. Der gegenüber gestellte deutsche Marsch ist von unerhörter Brutalität und Verbitterung, funktioniert obendrein als Kontrapunkt zu Pattons Marsch. Intrada veröffentlichte eine hervorragende Doppel-CD zu diesem Score. "Sand Pebbles": Siehe Oben "Blue Max": Siehe Oben *"Tora! Tora! Tora!": Ein brillantes Werk, das asiatische Klangidiome in ganz anderem Gewand präsentiert. Darüber hinaus faszinierendes Suspense-Material und einige schroffe Actiontracks. Gibt's bei Lalaland. Western: "Lonely Are the Brave": Sehr intimer Westernscore. *"100 Rifles": Siehe oben *"Rio Conchos": Siehe oben Action: Auf eine gewisse Art und Weise natürlich "Rio Conchos" "Capricorn One": Momentan nur als LP-Schnitt zu beschaffen, aber die Quintessenz von Goldsmiths ostinativ geprägten Actionmethoden in ungeahnt durchschlagendem Gewand. Als Ergänzung bietet sich das zuvor entstandene "Cassandra Crossing" an, das noch harscher, aber weniger rhythmisch streng daher kommt. *"First Blood": Hiermit brachte er die in den 70ern etablierten Actionvertonung in das neue Jahrzehnt - etwas flüssiger und stringenter, kammermusikalischer und mehr auf Tempo als auf Gewalt gepolt. Hier auch zur vorbildlichen Intrada-CD greifen! "Total Recall": Großorchestral und mit viel (gut eingesetzter) Elektronik bildet dieses Werk den Ausgangspunkt für Goldsmiths 90er-Action, die im Verlauf des Jahrzehnts um Einiges entschlackter wurde. Gibt's vollständig veröffentlicht bei Varèse. Abenteuer: "The Wind and the Lion": Famose Orient-Abenteuermusik mit breitem Golden-Age-Pinsel geschwungen, aber dennoch modernistisch ausgeführt. Hervorragend von Intrada präsentiert. *"King Solomon's Mines": Goldsmith vollorchesrale Antowrt auf "Indiana Jones". Ein schmissiger Abenteuerscore mit fanfarenlastigem Hauptthema, einem sehr schönem Liebsethema und dem Walkürenritt obendrauf! Komplett bei Prometheus veröffentlicht! "First Knight": Goldsmiths Keimzelle für sein 90er Abenteuer. Thematisch unglaublich reichhaltig, instrumentatorisch leider stellenweise etwas dünn aber dennoch mitreissend. Unbedingt zur Lalaland-Edition greifen, weil die Erstausgabe viele Momente nicht enthält, die den Score so toll machen. Thriller: "Chinatown": Avantgardistische Kammermusik (4 Klaviere, zwei Harfen, Streicher, Perkussion) mit einem jazzigen Hauptthema - ein absoluter Klassiker! *"Coma": Avantgardistische Klangexperimente, Spannung pur. Gibt's komplett bei FSM *"Basic Instinct": Was "Total Recall" für die Action und "First Knight" für's Abenteuer ist, ist diese herrlich kriechende, tröpfelnde, knisternde und teils brachiale Musik für Goldsmiths späte Thrillermusik. "L. A. Confidential": der 90er-Chinatown Drama: "The Stripper": Goldsmiths vielleicht einziger Golden-Age-Score...wenn da nicht die Jazzelemente wären, um die er gebeten wurde. Ein interessantes Dokument, komplett bei FSM *"A Patch of Blue": Wunderschön, einfühlsam und schlicht. Eine seiner Lieblingsmusiken und das zu Recht. Leider momentan schwer zu bekommen. Es lohnt sich aber, die Augen offen zu halten. Komödie: "The 'Burbs": Selbstironisch, postmodern und eine riesige Wundertüte an überraschenden Einfällen. Momentan leider nur zu Mondpreisen erhältlich. Daher kann man aber gut auf "Looney Tunes" zurück greifen. *"Gremlins": Abgefahrene Synthspielereien, ein kitschiges Hauptthema und eine seiner besten Showdownmusiken sind hier vereint! Unbedingt das FSM-Album besorgen! "Dennis the Menace": Orchestrales Mickey Mousing par excellance. Horror: *"Mephisto Waltz": Ausgehend vom mittlelaterlichen Dies Irae und Liszts "Mephisto Walzer" schafft Goldsmith hier eine avantgardistische Horrorfilmmusik der Extraklasse! Pflicht! *"Poltergeist": Was Goldsmith hier mit dem Orchester veranstaltet, ist schlichtweg meisterhaft. Den wundervollen Schlaflied für die junge Protagonistin ist brachiale Gewalt à la "Sacre du Printemps" gegenüber gestellt, doch auch sphärische Chorpassagen kommen nicht zu kurz. Für Einsteiger reicht die hervorragende Rhino-CD "The Omen": Goldsmith einziger Oscar - und schön schauderhafte Musik obendrein. Den archaischen Chören wird ein sanftes Familienthema entgegengesetzt. Varèse veröffentlichte alle Omen-Scores in einer Box, die sich absolut lohnt! "The Final Conflict": Goldsmith probiert sich an Golden-Age-Musik und Bibelkitsch à la Rozsa - und das mit vollem Erfolgt. Eine von Goldsmith üppigsten und fettesten Partituren.
  9. Mit "Rio Conchos" und "100 Rifles" sind bereits zwei Westernmusiken enthalten, die ich für noch wichtiger erachte. "Lonely Are the Brave" hätte ich allerdings fett gemacht, wenn es die CD zu angemessenen Preisen für einen Neueinsteiger gäbe.
  10. Um mal wieder zum allgemeinen Schauplatz überzugehen, erlaube ich mir einmal, die meiner Meinung nach wichtigsten Stationen dieses außergewöhnlichen Filmkomponisten aufzulisten. Aus Zeitgründen erst einmal die 60er. Fett gedruckte Alben sind Pflicht, die anderen aber auch nicht unbedeutend: "Lonely Are the Brave": Goldsmiths allererster A-Film mit Starbesetzung. Ein sehr intimer Westernscore, derallerdings momentan etwas schwer zu beschaffen ist. "Freud": Goldsmiths erste Oscarnominierung und ein sehr stark von Bartók und der strengen Kontrapunktik der Zweiten Wiener Schule beeinflusste Musik, in der der Komponist schillernde Netze zwischen den einzelnen Instrumentengruppen spannt. Als Gegengewicht dient das an ein Schlaflied erinnernde Thema für Celesta für die Protagonistin. Gibt es als teure, aber hervorragende Varèse-Club-Veröffentlichung oder als von der knisternden LP gezogenen Tsunami-CD. "The Prize": Goldsmith kombiniert hier zeitgenössische Jazzklänge und modernistische Thrillermusik. Eine durchweg gelungene Musik mit vielen Facetten. Markenzeichen wie die Spannungshornglissandi haben hier ihren ersten Auftritt. Gibt es auf einer grandiosen FSM-Veröffentlichung "Rio Conchos": Ein brillanter Westernscore, der dem Film entsprechend um einiges schroffer und harscher daher kommt als die Arbeiten von Elmer Bernstein. "Rio Conchos" überzeugt mit einem Thema von wahrer Ohrwurmqualität, ist aber besonders interessant, weil Goldsmith hier seinen Actionstil für Orchester für sich definierte. Die kompletten Originalaufnahmen gab es mal bei FSM. Klanglich etwas angefressen und mittlerweile vergriffen empfiehlt sich für den Neueinsteiger die herovrragende Intrada-Neueinspielung unter dem Meister persönlich. "The Sand Pebbles": Goldsmith bedient sich mehrerer Golden-Age-Idiome wie Orchesterfanfaren oder pentatonischem Asienkitsch, dennoch ist diese Musik durch und durch vom modernistischen Geist des Silver Age geprägt. Die schroffe Actionmusik, das schlichte Liebesthema, hervorragende Suspense-Musik, hier zeigen sich alle Qualitäten Goldsmiths. Empfehlenswert ist die vollständige Veröffentlichung dieser Musik auf einer Intrada-Doppel-CD, denn hier entstehen wahrlich keine Durchhänger. "The Blue Max": Eine von Goldsmiths wenigern sehr spätromantischen Partituren, in denen der Hörer sich selbst auf den Höhenflügen des Protagonisten, einem deutschen Kampfflieger, findet. Eine sehr üppige Partitur, voll von schwelgerischer Heroik aber auch schroffen Kampfmusiken. Die komplette Musik wurde mehrmals - mal klanglich besser, mal weniger überzeugend - veröffentlicht. "Planet der Affen": Diese Musik ist ein Meilenstein der Filmmusikgeschichte und Pflicht für jeden, der sich ernthaft mit Goldsmith beschäftigen möchte. Der Komponist entführt den Hörer hier in unbekannte Klangwelten, spart aber nicht an packenden Rhythmen und fetziger Actionmusik. Die komplette Musik gibt's bei Varèse. "100 Rifles": Eine von Goldsmiths radikalsten Partituren. Komplett auf hohe Streicher verzichtend überwiegen hier die mittleren und tiefen Register. Es ist faszinierend, was sich alles zwischen den mexikanisch angehauchten Passagen in dieser Musik verbirgt und besonders faszinierend, auf's Neue zu entdecken, wie Goldsmith all seine Themen so entwarf, dass sie als jeweiliger Kontrapunkt zueinander fungieren können. Die komplette Musik gibt es in Mono und Stereo auf ein und derselben FSM-CD. "The Illustrated Man": Diese polystilistische Werk ist beispielhaft für Goldsmiths spielerischen Umgang mit Atonalität und Tonalität. Avantgardistische Klangeffekte, sanfte folkloristische Momente wechseln sich mit zwöltönigen Synthspielereien und impressionistischen Passagen ab. Dabei ergibt sich ein faszinierendes Ganzes. Verfügabr in Form einer hervorragenden FSM-CD. Wenn Du Dich weiterhin über Goldsmith informieren möchtest, empfehle ich Dir einen Blick hier hinein mit Informationen zu einem Großteil der von Goldsmith vertonten Filme, der Musik und den jeweiligen Veröffentlichungen: http://www.soundtrack-board.de/topic/12366-jerry-goldsmith-musik-film/
  11. Ähnliches habe ich im John-Debney-Thread gefragt, da gibt's die Übersetzung bereits Wo wir schon dabei sind: Hat Herr Debney schon geantwortet?
  12. Tatsächlich? Ich halte "A Single Man" für mit die beste Filmmusik, die mir in den letzten sechs Jahren untergekommen ist!
  13. Kein Problem! Danke für die Erinnerung, mal wieder Debussy zu hören!
  14. Debussy ist wahrlich ein Meister gewesen. Mir fiele nichts Schlechtes von dem Mann ein. Zum 150. gab's damals von der DGG sowie von Sony zwei fette Boxen zu sehr günstigen Preisen: http://www.amazon.de/Debussy-Collection-Limited-Anniversary-Edition/dp/B006VKKAXU/ref=pd_sim_m_6 http://www.amazon.de/The-Debussy-Edition-Krystian-Zimerman/dp/B00742LLKU/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1377162337&sr=8-2&keywords=claude+debussy+edition Anzumerken wären noch zweierlei: "Claire de Lune" ist kein "Song" (was übersetzt "Lied" bedeuten würde und eigentlich immer durch Gesang und bestimmte Formen gekennzeichnet ist). Außerdem ist die von Google hochgeladene Fassung nicht komplett. Das Klavierstück (so wäre die richtige Bezeichnung) ist in Wirklichkeit doppelt so lang!
  15. Mephisto

    Lustiges aus aller Welt

    http://www.spiegel.de/international/zeitgeist/man-in-underpants-partied-in-german-government-jet-for-angela-merkel-a-917494.html Ohne Worte...
  16. Deswegen schrieb ich ja auch, dass viele Momente mit Tonto unglücklich inszeniert waren oder es auch teilweise zur falschen Zeit in den Mittelpunkt gerückt wurde. Ich hatte kein Problem mit der klischeehaften Synchro, aber schon der erste Gesang Tontos im Zug war mir zu albern, zu überzeichnet. So verhielt es sich dann auch mit den "Tauschgeschäften" an den Gräbern, die ja eine schweriwegende Bedeutung bekommen wenn Tonto nach dem Grund fragt, warum Weiße töten. Auch die Inszenierung der restlichen Indianer weist darauf hin, dass kein böser Hintergedanke vorherrschte, wie hunderte Indianer von der Kavallerie niedergemetzelt werden, ist sogar sehr schonungslos dargestellt und relativ ungewöhnlich für einen derartigen US-Film. Deswegen hat mich der Tonto-Klamauk und die missratenden Indianerrituale so gestört: Die einen waren unnötig, die anderen mussten nicht unbedingt auf die Art und Weise schiefgehen, wie es letzten Endes leider taten. Mich ärgern solche Patzer auch mehr in Filmen, die ich mag, als wenn ich den jeweiligen Film abgeschrieben habe. Dass ich bei Tonto das eine oder andere Mal mit dem Kopf schütteln musste spricht somit nur für den Film Zu Zimmer: Die Lustlosigkeit kann man tatsächlich aus jeder Note heraus hören. So unmotiviert hat der schon lange keine Intervalle mehr hin und her geschoben.
  17. also mit Keaton hat er sich das Ziel sehr hoch gesteckt, aber das fand ich ja auch so ärgerlich an Tonto: Klar wollte man hier "den Indianer und sein tun" etwas näher beleuchten, aber das ganze war dann ungücklicherweise stets so inszeniert oder auch platziert, dass das Publikum das lustig fand - Thema verfehlt!
  18. Lone Ranger Es hat doch sehr gut getan, endlich wieder einen richtigen Western auf der Kino-Leinwand zu sehen und Gore Verbinsky tat wirklich viel, um die entsprechende Stimmung aufkommen zu lassen (inklusive mehrerer Reminiszenzen an große Westernklassiker, allen voran interessanterweise "The Wild Bunch"). Der einsame, auf einem Hügel in der sengenden Hitze stehende Indianer, die grob gezimmerten Pionierstädte, schnaubende Dampflokomtiven, eitle Kavallerieoffiziere, versoffene Banditen, einen gemeinen Drahtzieher - all das und noch viel mehr bekommt man in einem knapp dreistündigen Spektakel größtenteils ohne ironische Brechungen serviert. Action und Schießereien sind gut inszeniert und weder verwackelt noch zerschnitten, die Dialoge sind allerdings bemerkenswert klischeefrei. Dennoch hat das neue als Straßenfeger angelegte Epos aus dem Hause Bruckheimer so seine Schwächen. Besonders die Überlänge wirkt sich nachweislich auf die Dramaturgie aus, die einige unnötige Durchhänger hat. Es dauert wirklich lange, bis sämtliche Parteien einmal an einem Punkt sind, um das rasante Finale vollziehen zu können. Der "Lone Ranger" ist seinem Widersacher mehrfach nahe - nur, um ihn dann wieder entwischen zu lassen. Man hätte hier deutlich mehr raffen können - umso bemerkenswerter (das haben wir wohl dem ambitionierten Regisseur zu verdanken), dass der Film allerdings seine (manchmal etwas abknickende) Spannung größtenteils zu halten vermag und nicht langweilig wird. Was viel mehr stört, ist Johnny Debbs Rolle als kauziger Indianer Tonto - und das gleich aus mehreren Gründen! Zum einen wurde hier verkrampft versucht, Humor in den Film zu bringen, sodass Depp wieder in die Kiste des spleenigen Klamauks greifen darf. Derartige Momente sind nicht nur allesamt verzichtbar, sie beißen sich auch mit dem ansonsten recht seriös inszenierten Rest des Films. Dass der Golden-Age-Indianer größtenteils ein schlecht sprechender blutrünstiger Wilder war, mit dem man den erschütternden Massenmord der amerikanischen Ureinwohner von amerikanischer Seite zu rechtfertigen suchte, dürfte heutzutage klar sein. Man sollte den Autoren es aber nicht vorwerfen, wenn sie Tonto meistens im holprigen Indianer-Sprech reden und ihn kaum einen Artikel benutzen lassen oder ihm gar gestatten, ein Wort korrekt zu deklinieren. Es ist aber sehr unglücklich, wenn das Publikum stets zu kichern anfängt, wenn Tonto auch nur irgendetwas unternimmt, was in die Richtung eines indianischen Rituals zu gehen scheint. Hier wäre etwas mehr Respekt von Nöten, man hätte aber auch ganz darauf verzichten können. Ebenso auch auf andere unnötige Spielereien wie die Kannibalen-Kaninchen. Insgesamt ein recht stimmungsvoller Western, der Gott sei Dank auf einen Action-Overkill verzichtet und den man sich gut ansehen kann. Dennoch schadet es vielleicht nicht, dass Bruckheimer mal einen wirklichen harten Flop erleben muss - ich hoffe nur, dass das nicht bedeutet, dass man nun ewig keine Western mehr dreht. Übrigens: Wo ist denn eigentlich das ganze Geld geblieben? Eine Stadt, eine Silbermine, eine Farm auf dem Land, ein historischer Zug...das war doch auch früher um einiges günstiger zu haben. Was genau hat denn den "Lone Ranger" zu einem dermaßen überteuerten Spektakel gemacht? Und zuletzt noch: Die Musik von Hans Zimmer und seinen Helferlein ist - man verzeihe den Ausdruck (ich entschuldige mich auch jetzt schon für alle, die die Musik gerne hören) - komplett für die Tonne! Ich hatte ja wirklich Hoffnungen auf eine schöne und schmissige Zimmermusik, aber was der Mann hier abliefert, ist tatsächlich die Krönung der Belanglosigkeit. In den Actionpassagen legen sich höchstens zwei Blechstimmen über simppelste Streicherfiguren, die ruhigen Momente sind natürlich harmonisch mehr als sch...licht, versagen aber auch vollkommen auf melodischer Linie. Den Todesstoß versetzt dieser Musik jedoch der vollkommen billige Klang - so furchtbar haben sich Zimmerstreicher ja nicht mehr seit "Fluch der Karibik 2" angehört. Grausam! Immerhin: Laut Lars wollte Zimmer eigentlich gar keine CD-Veröffentlichung, ich kann vollkommen verstehen warum.
  19. Ich hatte vor Jahren mal ein mp3-Gerät und das auch gerne genutzt, aber mittlerweile höre ich nur noch zu Hause Musik. Mich stören die Nebengeräusche und die schlechte Qualität - wer hier im Forum gegen 128 b/s wettert, muss auch konsequent bleiben
  20. Wie kommst Du denn ausgerechnet bei "Wild Rovers" auf diese Frage? Das kommt ganz darauf an...Zimmer würde wahrscheinlich ohne Arrangeure ebenfalls so klingen wie mit. Mich wundert bei dem Plastikklang ohnehin, warum man noch echte Musiker bemüht. Auch bei Goldsmith war die Arbeit als Orchestrator oftmals mehr Fleiß- und Schreibarbeit, denn in den mehrstimmigen Particellen standen die ganzen Instrumentenangaben drin. Friedhofer hat von Korngold auch sehr profitiert und nicht umgekehrt (an Friedhofers späteren eigenen Arbeiten erkennt man, wie viel Klangfarben er von Korngold übernahm. Und wie sagte Max Steiner einst so schön?: "Wenn ein Orchestrator eine gute Idee hat, behält er die besser für sich." (Dieses Zitat findet sich in der längeren "Casablanca"-Analyse, die hier mal vom Lindwurm verlinkt wurde.)
  21. Auch von mir alles gute (mittlerweile) nachträglich! Wir hatten ja nie groß Kontakt außerhalb des Forums, umso mehr freut mich, nach der längeren Funkstille zu lesen, dass es Dir gerade gut geht!
  22. Souchak? Lese ich da den Neid der Besitzlosen oder ist eine höfliche und persönliche Kommunikation jenseits des drögen "Gefällt mir"-Klickens schon so aus dem sozialen Bewusstsein entschwunden... Darf ich noch mal? Ich denke, Du meinst in "Caribbean Suite" keine Marimbaphone (die habe ich in der Hörprobe nirgends gehört) dafür aber die sehr präsenten Steeldrums. Ich bezweifle aber irgendwie, dass Mancina echte (=akustische) verwendet hat - das klingt dann doch irgendwie ein bisschen zu synthetisch. Wie dem auch sei, wie man sehen kann, ist die Steeldrum verschieden "eingebeult", dadurch kommen unterschiedliche Tonhöhen zustande. Je nach größe des Instruments unterscheidet sich demnach auch der Tonumfang (= mögliche Töne, die ein Instrument spielen kann (Klavier: 88, Tamtam: 1...).
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