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Lone Ranger Es hat doch sehr gut getan, endlich wieder einen richtigen Western auf der Kino-Leinwand zu sehen und Gore Verbinsky tat wirklich viel, um die entsprechende Stimmung aufkommen zu lassen (inklusive mehrerer Reminiszenzen an große Westernklassiker, allen voran interessanterweise "The Wild Bunch"). Der einsame, auf einem Hügel in der sengenden Hitze stehende Indianer, die grob gezimmerten Pionierstädte, schnaubende Dampflokomtiven, eitle Kavallerieoffiziere, versoffene Banditen, einen gemeinen Drahtzieher - all das und noch viel mehr bekommt man in einem knapp dreistündigen Spektakel größtenteils ohne ironische Brechungen serviert. Action und Schießereien sind gut inszeniert und weder verwackelt noch zerschnitten, die Dialoge sind allerdings bemerkenswert klischeefrei. Dennoch hat das neue als Straßenfeger angelegte Epos aus dem Hause Bruckheimer so seine Schwächen. Besonders die Überlänge wirkt sich nachweislich auf die Dramaturgie aus, die einige unnötige Durchhänger hat. Es dauert wirklich lange, bis sämtliche Parteien einmal an einem Punkt sind, um das rasante Finale vollziehen zu können. Der "Lone Ranger" ist seinem Widersacher mehrfach nahe - nur, um ihn dann wieder entwischen zu lassen. Man hätte hier deutlich mehr raffen können - umso bemerkenswerter (das haben wir wohl dem ambitionierten Regisseur zu verdanken), dass der Film allerdings seine (manchmal etwas abknickende) Spannung größtenteils zu halten vermag und nicht langweilig wird. Was viel mehr stört, ist Johnny Debbs Rolle als kauziger Indianer Tonto - und das gleich aus mehreren Gründen! Zum einen wurde hier verkrampft versucht, Humor in den Film zu bringen, sodass Depp wieder in die Kiste des spleenigen Klamauks greifen darf. Derartige Momente sind nicht nur allesamt verzichtbar, sie beißen sich auch mit dem ansonsten recht seriös inszenierten Rest des Films. Dass der Golden-Age-Indianer größtenteils ein schlecht sprechender blutrünstiger Wilder war, mit dem man den erschütternden Massenmord der amerikanischen Ureinwohner von amerikanischer Seite zu rechtfertigen suchte, dürfte heutzutage klar sein. Man sollte den Autoren es aber nicht vorwerfen, wenn sie Tonto meistens im holprigen Indianer-Sprech reden und ihn kaum einen Artikel benutzen lassen oder ihm gar gestatten, ein Wort korrekt zu deklinieren. Es ist aber sehr unglücklich, wenn das Publikum stets zu kichern anfängt, wenn Tonto auch nur irgendetwas unternimmt, was in die Richtung eines indianischen Rituals zu gehen scheint. Hier wäre etwas mehr Respekt von Nöten, man hätte aber auch ganz darauf verzichten können. Ebenso auch auf andere unnötige Spielereien wie die Kannibalen-Kaninchen. Insgesamt ein recht stimmungsvoller Western, der Gott sei Dank auf einen Action-Overkill verzichtet und den man sich gut ansehen kann. Dennoch schadet es vielleicht nicht, dass Bruckheimer mal einen wirklichen harten Flop erleben muss - ich hoffe nur, dass das nicht bedeutet, dass man nun ewig keine Western mehr dreht. Übrigens: Wo ist denn eigentlich das ganze Geld geblieben? Eine Stadt, eine Silbermine, eine Farm auf dem Land, ein historischer Zug...das war doch auch früher um einiges günstiger zu haben. Was genau hat denn den "Lone Ranger" zu einem dermaßen überteuerten Spektakel gemacht? Und zuletzt noch: Die Musik von Hans Zimmer und seinen Helferlein ist - man verzeihe den Ausdruck (ich entschuldige mich auch jetzt schon für alle, die die Musik gerne hören) - komplett für die Tonne! Ich hatte ja wirklich Hoffnungen auf eine schöne und schmissige Zimmermusik, aber was der Mann hier abliefert, ist tatsächlich die Krönung der Belanglosigkeit. In den Actionpassagen legen sich höchstens zwei Blechstimmen über simppelste Streicherfiguren, die ruhigen Momente sind natürlich harmonisch mehr als sch...licht, versagen aber auch vollkommen auf melodischer Linie. Den Todesstoß versetzt dieser Musik jedoch der vollkommen billige Klang - so furchtbar haben sich Zimmerstreicher ja nicht mehr seit "Fluch der Karibik 2" angehört. Grausam! Immerhin: Laut Lars wollte Zimmer eigentlich gar keine CD-Veröffentlichung, ich kann vollkommen verstehen warum.
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Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Wie kommst Du denn ausgerechnet bei "Wild Rovers" auf diese Frage? Das kommt ganz darauf an...Zimmer würde wahrscheinlich ohne Arrangeure ebenfalls so klingen wie mit. Mich wundert bei dem Plastikklang ohnehin, warum man noch echte Musiker bemüht. Auch bei Goldsmith war die Arbeit als Orchestrator oftmals mehr Fleiß- und Schreibarbeit, denn in den mehrstimmigen Particellen standen die ganzen Instrumentenangaben drin. Friedhofer hat von Korngold auch sehr profitiert und nicht umgekehrt (an Friedhofers späteren eigenen Arbeiten erkennt man, wie viel Klangfarben er von Korngold übernahm. Und wie sagte Max Steiner einst so schön?: "Wenn ein Orchestrator eine gute Idee hat, behält er die besser für sich." (Dieses Zitat findet sich in der längeren "Casablanca"-Analyse, die hier mal vom Lindwurm verlinkt wurde.) -
Der große Gruß- und Geburtstagsthread
Mephisto antwortete auf ein Thema in Neuigkeiten / Feedback / Begrüßung
Auch von mir alles gute (mittlerweile) nachträglich! Wir hatten ja nie groß Kontakt außerhalb des Forums, umso mehr freut mich, nach der längeren Funkstille zu lesen, dass es Dir gerade gut geht! -
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Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Souchak? Lese ich da den Neid der Besitzlosen oder ist eine höfliche und persönliche Kommunikation jenseits des drögen "Gefällt mir"-Klickens schon so aus dem sozialen Bewusstsein entschwunden... Darf ich noch mal? Ich denke, Du meinst in "Caribbean Suite" keine Marimbaphone (die habe ich in der Hörprobe nirgends gehört) dafür aber die sehr präsenten Steeldrums. Ich bezweifle aber irgendwie, dass Mancina echte (=akustische) verwendet hat - das klingt dann doch irgendwie ein bisschen zu synthetisch. Wie dem auch sei, wie man sehen kann, ist die Steeldrum verschieden "eingebeult", dadurch kommen unterschiedliche Tonhöhen zustande. Je nach größe des Instruments unterscheidet sich demnach auch der Tonumfang (= mögliche Töne, die ein Instrument spielen kann (Klavier: 88, Tamtam: 1...). -
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Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Deswegen ja auch die musikalische, nicht die ursprüngliche Funktion -
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Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Und ich danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diese lieben Worte zu schreiben. Der Hartmann lohnt sich - besonders auch für Filmmusikfreunde! Im Gegensatz zum "Quantensprung" ist das "Tamtam" aber (wie auch "Pauken und Trompeten) berechtigt - jedenfalls wenn man seine Funtkion in der Musik bedenkt. Soweit ich weiß, wurde das Tamtam in China jedenfalls als Folterinstrument eingesetzt - der Gefangene wurde zwischen zwei Tamtams angekettet und durch den Klang und die nicht zu unterschätzenden Schwingungen der der beiden Metall in den Wahnsinn getrieben... -
Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Der Ausdruck "viel Tamtam um etwas machen" wird auch ohne Frage mit dem Instrument zu tun haben...ebenso wie "die zweite Geige spielen" oder "mit Pauken und Trompeten". die ganze Bandbreite des Tamtams kann man meiner Ansicht nach in Karl Amamdeus Hartmanns "Sinfonia Tragica" erfahren. Hartmann war stark gegen die Nationalsozialisten eingestellt und dieses Werk stellt einen deutlichen Protest gegen das Regime dar. Das kann man daran erkennen, dass sich in dieser Partitur unzählige Zitate jüdischer oder anderweitig diskriminierter Komponisten finden (Mahler, Honegger und viele mehr). Das leise bedrohliche "Rauschen" des Tamtams kann man schön während des gemessen schreitenden Trompetensolos im zweiten Satz (Video I 2:09) im Hintergrund vernehmen. Oder in voller Wucht gleich nach dem Beckenschlag zu Beginn des dritten Satzes (Video II 0:01) http://www.youtube.com/watch?v=oH88UfpKGeE http://www.youtube.com/watch?v=E3KQHkoK1j4 Zum dritten Satz sei noch angemerkt: DAS ist mal echte Actionmusik...wie würde ich mich freuen, wenigstens halb so treibende, elaborierte Klänge mal wieder im Kino zu hören. Sonst natürlich DAS Tamtamstück schlechthin: Karlheinz Stockhausen - Mikrophonie http://www.youtube.com/watch?v=BfRknDawEEg Bei Goldsmith gibt es natürlich immer wieder Tamtam, allerdings fällt mir jetzt auf die Schnelle kein wirkliches "Tamtam"-Paradestück von him ein. Ich werde diesbezüglich nochmal in mich gehen. Die youtube-Videos sind natürlich wieder komplette anti-mp3 128 Argumente, aber zu Lehrzwecken muss es reichen "Drums" ist so völlig nichtssagend - was soll das sein? Das Schlagwerk hat so viele Arten von Trommeln zu bieten - große Trommel, kleine Trommel (Schnarrtrommel, Rührtrommel), Tomtoms etc. Von "Percussions" bevorzuge ich die deutsche Variante "Perkussion", die auch entsprechend gesprochen wird (nicht "perrkaschn"), aber am liebsten Schlagwerk oder Schlagzeug. Dabei muss man im Orchester auch immer bedenken, dass die Pauke ursprünglich zum Blech gehört und man deshalb auch "Schlagzeug und Pauke" sagt - also beide Instrumente trennt. Die Pauke ist das gewichtigste Schlaginstrument in der herkömmlichen Orchesterbesetzung und Pauker in einem Orchester spielen eigentlich nie andere Schlaginstrumente (und verdienen auch mehr als die anderen Schlagzeuger und "Tutti-Schweine"). Die Pauke kann wegen ihrer verstellbaren Tonhöhe als Quasi-Melodieinstrument eingesetzt werden und ist auch sonst sehr vielseitig (hier einmal zwei Beispiele): http://www.youtube.com/watch?v=zczmUfj3kqE http://www.youtube.com/watch?v=YRA_n55lg4s -
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Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Worauf ich hinaus will, ist, dass das Tamtam ein ostasiatisches Musikinstrument ist, das gegen Ende des 19. Jahrhunderts Einzug in das Symphonieorchester gefunden hat. Gustav Mahler z. B. setzte es regelmäßig für den Tod ein. Das Tamtam ist um einiges "gewichtiger" als der bloße Gong und hat eine immense dynamische (Lautstärke) Bandbreite. Da es eigentlich immer mit weichen Schlägeln gespielt wird, kann man es problemlos wirbeln, sodass es im Leisen einen bedrohlichen Teppich bildet, im Lauten mit ohrenbetäubend mächtigen Schlägen das ganze Orchester bei Seite fegen. Wenn ich also lese "mit viel Tamtam und Bläsern" könnte es also sein, dass gemeint ist, jemand setzt neben Bläsern auch kräftig das Tamtam ein...es könnte aber auch sein, dass einfach gemeint ist: "Mit viel brachialer Action, die insbesondere durch die Bläser transportiert wird." Ich gehe mal davon aus, dass Du zweiteres meintest, denn Goldsmith setzt das Tamtam in "Shadow" um einiges weniger präsent ein als andere asiatische Perkussion - insbesondere diverser Bambusinstrumente. Dachte, ich bereichere diesen Thread mal kurz mit ein bisschen Instrumentenkunde - insbesondere in der heutigen Zeit ist es ja wichtig, auf die Vielfalt des Schlagwerks hinzuweisen, dass ja allgemein nur noch als "Drums" (bäh...) bekannt ist. Tamtam.bmp -
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Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Tamtam im Sinne von "Hörgefühl" oder Instrument? die Musik gehört tatsächlich zu den kreativen Geistesblitzen des sonst sehr zahmen Früh-Neunziger-Goldsmiths... Ich fand den Film ja auch sehr schick. Würde mich freuen, wenn sich die Superheldenfilme wieder mehr an dieses Maß von Action und Effekten halten würden (da würden mir auch die ersten beiden Spiderman-Filme von Raimi einfallen), als dass immer gleich ganze Städte in Schutt und Asche gelegt werden. -
Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Das würde ich so glatt unterschreiben -
Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
"Say A, Motherfucker!" - ich muss sagen, dass ich den nicht so "fürchterlich beschissen" fand, aber man merkt dem Film deutlich an, dass man schlichtweg versucht hat, "Alien" nochmal anders zu machen - dieses Mal im Wasser und nicht im Weltraum. Das Monster fand ich aber dennoch schön ekelhaft - auch für heutige Verhältnisse. Die Musik hingegen ist einer meiner eher rar gesähten Spät-Achtziger-Favoriten des Meisters. Die Stücke sind eindricksvoll strukturiert (besonders das sich langsam aufbauende Hauptthema ist ein großer formeller Wurf des späten Goldsmith), ebenso wie die Transformation des erst mysthischen Solo-Trompeten-Themas zur optimismussprühenden Fanfare...naja, kann man ja alles an anderer Stelle nachlesen -
Umfrage der Woche: Top 10 - Tracks zu James Horners 60. Geburtstag
Mephisto antwortete auf Thomas Nofzs Thema in Filmmusik Diskussion
Es gibt aber trotzdem noch den Iso-Score...- 139 Antworten
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- James Horner
- Soundtrack
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(und 1 weiterer)
Markiert mit:
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Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Vielen Dank für diese tolle(n) Empfehlung(en - die beiden Club-CDs habe ich bereits seit einiger Zeit)! Aber der Jeanne-D'Arc-Score war mir neu, obwohl ich erst kürzlich den (äußerst beeindruckenden) Film gesehen habe! -
Umfrage der Woche: Top 10 - Tracks zu James Horners 60. Geburtstag
Mephisto antwortete auf Thomas Nofzs Thema in Filmmusik Diskussion
Es gibt aber den Iso-Score...- 139 Antworten
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- James Horner
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Goldsmith-Umfrage Teil 3 - Das Finale
Mephisto antwortete auf Sebastian Schwittays Thema in Jerry Goldsmith
...und ich keinen Dafür wurden es: - The Sand Pebbles (Golden-Age-Idiome (kräftige Fanfaren, pentatonische "China-Klischees" in knackigem Silver-Age-Gewand) - Planet der Affen (klar!) - Alien (eine der besten Kompositionen des letzten Jahrhunderts) - Star Trek (heroisches Pathos trifft verträumtes Weltraum-Fernweh und atmosphärisch dichte mystische Klanggemälde) - Poltergeist (grandiose Klangfarben, brachiale Action) - Legend (sein letztes großes Meisterwerk) -
Vielleicht hat Sam in Panik auch seine guten Manieren vergessen. Er wäre ja nicht der erste, der in einer Stresssituation nicht mehr alle Höflichkeitsformen wahrt.
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Ein sehr schöner Bericht, alex. Soweit ich weiß, wollte Young sogar auf eigene Kosten Promo-CDs herstellen, aber auch da hätte er an Elfman blechen müssen.
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...und "Cloud Atlas" war immerhin teilweise deutsch.
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Dr. Mabuse: Der große Spieler (Ein Bild der Zeit) - Fritz Lang (1922) Lang wendete sich mit diesem Film vom expressionistischen Stummfilm ab und begründete den neuen filmischen Realismus. Statt stilisierter Dekors und stark expressivem Spiel der Darsteller setzt der Regisseur auf die Botschaft. Die Geschichte um Mabuse, einen einflussreichen Kriminellen, der seine hypnotische Fähigekit ausnutzt, um sich dem Reichtum anderer zu bemächtigen und sie ins Unglück zu stürzen dient als Rahmenhandlung für eine breit ausgelegte Rundumschlagkritik an den aufkommenden goldenen 20er Jahren. Dr. Mabuse nutzt die Möglichkeiten der neuen Technik und stürzt Leute an der Börse in den Ruin oder leitet vom Autotelefon den neuen Mordanschlag in die Wege. Seine Opfer sind von der Dekadenz verwöhnte und gelangweilte Neureiche und Adlige. Lang führt uns durch unzählige Nachtclubs und Hinterhofspielhöllen, in denen die Spieler ihren nötigen Nervenkitzel höchstens durch den riskanten Einsatz all ihres Gutes bekommen. Mabuse schikaniert seine Mordbuben mit dem Kontrollwahn eines Fabrikaufsehers. Die Abhängigkeit des Arbeitnehmers zum Arbeitgeber wird hier ins Absurde verdreht und Lang schafft eine Form der bitteren Tragik, wenn einer von Mabuses Handlangern preisgibt, dass er sich umbringen müsste, würde derihn auf die Straße setzen. Welche Hintergedanken der Film verfolgt, wird spätestens klar wenn nach der ersten Viertelstunde ein ausgelaugter Handlanger verzweifelt klagt: "Ich ertrage dieses 200km Leben nicht. Das ist moderne Menschenfresserei!" und Mabuse den Expressionismus als "Spielerei" abtut. Trotz der Länge von knapp drei Stunden schafft Lang es, durch eine perfekt koordinierte Struktur, den Rezipienten zu keinem Zeitpunkt zu verlieren. Da keine Originalmusik überliefert wurde, existieren diverse neu aufgenommene Musiken. "Dr. Mabuse" ist ein äußerst beeindruckendes Zeitdokument, das die heutzutage verklärten "Goldenen 20er" auf eine gekonnte und wirkungsvolle Art bricht!
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Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Danke für diese Gegenüberstellung! Ich habe bisher nur die SCG, die Varèse wird noch dieses Jahr - spätestens zu Weihnachten nachgeholt! Die Trax fand ich arg matschig - interessanterweise fand ich auch SVG besser als Varèse mono (vielleicht weil ich es so gewohnt bin?). Gewonnen hat für mich allerdings die Stereo-Varèse und über die Neueinspielung breite ich mal höflicherweise den Mantel des Schweigens... Welche Aufstellung hat sich denn bei den anderen ergeben? -
Orlacs Hände - Robert Wiene (1924) Wiene schuf mit dem "Kabinett des Dr. Caligari" einen DER expressionistischen Stummfilme, an dessen Erfolg er vergeblich mit "Genuine", einem Vampirfilm anzuknüpfen versuchte. Drei Jahre später drehte er mit "Raskolnikov" eine hervorragende Verfilmung von Dostojewskis "Schuld und Sühne", bevor er mit "Orlacs Hände" seinen letzten expressionistischem Stummfilm drehte und sich anschließend dem leichteren Unterhaltungsfilm widmete. Die Geschichte über den berühmten Pianisten Paul Orlac, der in einem Zugunglück seine Hände verliert und im Krankenhaus die Hände eines frisch hingerichteten Mörders angenäht bekommt, strotzt vor expressionistischen Elementen. Für den Protagonisten vermischen sich Realität und Fiktion, schon bald läuft Orlac Gefahr, dem Wahn anheim zu fallen. Als schließlich auch noch sein Vater ermordet wird und sich die Fingerabdrücke seiner neuen Hände am Tatort befinden, scheint die Situation ausweglos. Wiene schuf mit "Orlacs Hände" keinen Meilenstein mehr, aber diesen Film kann man sich auch heute noch sehr gut ansehen, da der Regisseur sein Handwerk einfach verstand. Die Schauspieler sind alle treffend besetzt, allen voran Konrad Veidt als Orlac, dessen äußerst expressives Spiel auch heute noch fesselt. Zu kaum einem Wiene-Film wurde eine Originalmusik komponiert, geschweige denn überliefert. 2000 komponierte Ex-RCP-Mitglied Henning Lohner eine neue Musik, die von Lorne Balfe arrangiert wurde. Lohners Musik ist für ein kleines Kernensemble echter Musiker geschrieben und anschließend mit einer ordentlichen Portion mittelmäßiger Samples angedickt worden. Die Konzeption, das Klavier im Vordergrund stehen zu lassen, bietet sich bei dem Stoff förmlich an. Die unheimlichen Spannungsszenen versah Lohner mit rein elektronischen Klangcollagen, die auch nichtmusikalische Geräusche einbinden. Die Musik könnte man größtenteils als "Variation über ein Liebesthema" bezeichnen, allerdings schießt die Musik regelmäßig am Film vorbei. So erklingt das schicke Liebesthema an vielen unpassenden Stellen in beschwingtem Rumba-Arrangement (z.B. wenn Orlacs Vater gesteht, dass er seinen Sohn hasst). Die elektronischen Passagen, die Ensemblemusik und das Soloklavier werden blockhaft aneinandergereiht - und meistens nicht im Rhythmus des Films. Zum Ende hin lässt Lohner die Musik sogar schweigen und Stimmen Texte über den Film sprechen lassen, die aber von keiner Person auf der Leinwand gesprochen werden. Die Verwirrung ist perfekt, wenn man drei Stimmen gleichzeitg hört und einen vierten Text im Film liest. Ingesamt bremst die Tonspur den Film oftmals aus - schade. Den Film selbst kann aber beherzt empfehlen!
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Der Sebastian war ja damals ziemlich hart zum guten Eisenstein Natürlich ist der Film unkritische, unreflektierte Sowjet-Propaganda der härtesten Sorte, aber was erwartet man von einem Propagandawerk aus dem Jahre 1925? Dass Eisenstein ein brillanter Regisseur ist, ziegt sich meines Erachtens nach nicht nur an der (natürlich grandiosen) Treppenszene, sondern allen recht zahlreichen und ausladenden Actionszenen (Meuterei, Treppe), aber insbesondere auch in den Spannungsmomenten (kurz vor dem Erschießung, beim Finale). Insgesamt besticht Eisenstein durch einen sorgfältigen dramaturgischen Aufbau der Szenen. Wie er aus dem anfänglichen Brodeln im ersten Akt eine brutale Konfrontation kreiert ist schon gekonnt. Weshalb ich den Film hier nochmals ausführe: Ich habe ihn in der äußerst interessanten Tonfilmvariante (!) gesehen, die der deutsche Komponist Edmund Meisel 1931 mit einem Orchester und berliner Schauspielern aufzeichnete. Die Musik und die nachgesprochenen Zwischentexte wurden auf Schallplatte gepresst und synchron zum von allen Texttafeln berenigten Film abgespielt. Ein wahrlich interessantes Dokument - auch wenn sich nun offenbahrt, dass im Stummfilm oft viel weniger Text zu lesen als zu sehen war, denn die Texter bei "Potiemkin" hatten offensichtlich an einigen Stellen Sorge, die langen Einstellungen einiger sprechenden Personen mit genug Text auszufüllen. Dennoch, ein faszinierendes Erlebnis, an Hand dieses Beispiels zu beobachten, wie die Bilder nicht nur laufen, sondern später auch sprechen lernten.
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Durchschnittlich alle anderthalb Wochen. Ist aber letztens weniger geworden. Wo war der Film für dich unter dem Durchschnitt?
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- Hans Zimmer
- WaterTower Records
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Niemals, am Abend vor dem besagten Morgen kannst Du Dir als toller Revolverheld noch 'ne flotte Dorfmieze schnappen, die Nacht richtig auskosten, wirst von dem Geruch der Schinkenpfannkuchen und des frisch gebrühten Kaffees geweckt und gehst dann zufrieden, alle Vorteile des irdischen Lebens in den letzten Stunden ausgekostet, die Hauptstraße hinunter, die ganz klare frische Morgenluft in der Nase, zum vielleicht letzten Kampf. Sonst wachst Du auf, weißt, Du musst noch zehn Stunden totschlagen, tigerst nervös durch die Gegend, machst dich verrückt und beißt nach einem reichlich unerfreulichen Tag ins Gras - wenige Stunden von vielleicht einer schönen Nacht entfernt...