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Rio Conchos Sand Pebbles 100 Rifles Planet of the Apes Illustrated Man Mir fällt jetzt doch wieder auf, wie viel Knaller Goldsmith auch schon in den 60ern geschaffen hat. Dennoch sind meine absoluten Favoriten hiermit fast vollständig abgedeckt. "Rio Conchos" ist in meinen Augen so bedeutend, weil Goldsmith hier das erste Mal seinen robusten Actionstil orchestral umgesetzt hat. Zwar gab es in früheren Musiken auch schon immer typische Actionpassagen, aber hier wurden sie zur Blüte gebracht! Gepaart mit einem klasse Thema, tollen Perkussionseinlagen und weiteren herrlichen Stücken ist "Rio Conchos" ein wahres Juwel in Goldsmiths Westernvertonungen. "Sand Pebbles" habe ich gewählt. weil er von vielen von mir bevorzugten Elementen eine Fülle bereithält. Das Golden-Agige Liebesthema, das herrlich exotische chinesische Liebesthema, die kräftigen Fanfaren, die polyphone Actionmusik und der fast unmögliche Spagat zwischen Goldsmiths ökonomischer mit seiner modernistisch entschlackten Denkweise und einer angemessenen Vertonung eines großen Kino-Epos', der hier hervorragend gemeistert wurde, machen diese Musik zu einer ganz großen Partitur! "100 Rifles", schmissig und eingängig, mitreißend, und dennoch komplex, intellektuell und kontrapunktisch hervorragend gemeistert. Wie jeder Melodiefetzen gleichzeitig als Begleitstimme eines anderen Themas fungieren kann, ist meisterhaft, die Melodien in sich sind derart markant und kernig und zeugen von Goldsmiths Begabung für die Komposition von Themen, die die Personen(gruppen), denen sie zugeordnet sind, fast psychoanalytisch analysieren und dem Rezipienten ihr geheimstes Innenleben offenbaren. Dazu kommt der Einfall, sämtliche hohen Streicher aus der Besetzung zu verbannen, um der Musik einen ganz eigenen Charakter zu verleihen! "Planet of the Apes" Natürlich als erste frei atonale Filmmusik ein Meilenstein, aber auch der hervorragende Umgang mit den Instrumenten, die ungewöhnliche Handhabung dieser und einfach grandios komponierte Stücke wie "The Hunt" machen diese Musik zu einem einzigartigen Erlebnis. "The Illustrated Man": Unmögliches wird möglich gemacht: Die Verschmelzung von Tonalität und Atonalität in einem polystilistischen Gewand, umgarnt von folkloristischem Sologesang, kühlen elektronischen Klängen und avantgardistischer Klangkomposition. Einer meiner Goldsmithschen Allzeitfavoriten!
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Darf man fragen, welche Werke diese raren Stimmen erhalten haben und für welche Du gerne noch einige übrig gehabt hättest? Zu "City of Fear": Ein herrlich ungezügelter Goldsmith mit den wohldosiert eingestreuten, unvermeidlichen Film-Noir-Jazz-Sequenzen und schicken Früh-Goldsmith-Manierismen, die sich alle in den folgenden Jahrzehnten in verschiedenen Reinkarnationen wieder finden lassen. Musste allerdings auch bei dem passen, da alle dort lieb gewonnenen Elemente in den späteren von mir gewählten Musiken ebenfalls anzutreffen sind. Willkommen zurück übrigens!
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Es kommt selten vor, dass Goldsmith wirklich "komplett" atonal gearbeitet hat. Ich zitiere mich da einmal selbst (aus meinem "Freud"-Text): "Anstatt wie von Schönberg geplant, die Reihen als „sich selbst begleitende Tongestalten“ seinen Kompositionen zu Grunde zu legen verwendet Goldsmith seine Tonfolgen als eigene Motive, die durch teils harsche und atonale oder auch traditionelle Akkorde harmonisiert und somit einzeln manipuliert werden." Wer ist denn "Diese etwas seltsame italienische Diss"? Die Verfasserin der Doktorarbeit (die ich nicht gelesen habe)?
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Habe ich so auch nicht aufgefasst, aber ich schreibe trotzdem mal etwas dazu! Ich persönlich stehe immer auf der Kippe, Lalaland in den Olymp der von mir bevorzugten Label aufgenommen zu werden. Platz 1 hält definitiv FSM inne, die mit ihren hervorragenden Booklettexten und den ehrlichen Angaben zum Klang ("The Wrong Man") eine sehr kundenfreundliche Politik betrieben haben, durch die Veröffentlichung unzähliger obskurer und Golden-Age-Titeln die Filmmusikarchive bereichert und die Limitierungen nicht zum Marketing-Gag degradiert haben. Ich kann zwar den Ärger einiger Sammler nachvollziehen, wenn sie gerne stolz auf ihr eines von 2000 Exemplaren der "Ben-Hur"-Box sein möchten, aber ist es im Grunde nicht lobenswerter, dass noch mehr auf diese Veröffentlichung zurück greifen können und sie nach wie vor für einen gerechten Preis zu haben ist? Kritzerland hat in den letzten Monaten fast durchgehend Veröffentlichungen rausgebracht, die für mich sehr interessant waren und auch Intrada mit den ganzen abgelehnten Sachen und mehreren außergewöhnlichen Westernscores konnte mich überzeugen. Lalaland hält eine gute Balance zwischen Fan-Favoriten und interessanten, auch aktuellen Veröffentlichungen (ich muss "Hänsel & Gretel" alles andere als mögen, erkenne aber das Bestreben an, aktueller Filmmusik in den Zeiten der rarer werdenden CD-Veröffentlichungen ein properes Album zu widmen, durchaus an). Auch das Bestreben, Veröffentlichungen gut zu "füllen" wie bei "Spaceballs" oder "Airplane" mit den ganzen alternativen Versionen und die oft sehr ausführlichen Booklettexte worgen für Pluspunkte - allerdings wird bei diesem Label viel geschlampt oder auch miskalkuliert, weshalb regelmäßig Veröffentlichungen verramscht werden müssen. Dadurch haftet diesem Label bei mir immer ein schlechter Beigeschmack an. Viele der Goldsmith-Neuveröffentlichungen habe ich mir auch noch nicht angeschafft, bei "The Challenge" juckt es mich da noch am Meisten. Ich bin Komplettist, ich stehe dazu und wenn ich es mir leisten kann, dann kaufe ich mir dieselbe Musik auch gerne auf zwei verschiedenen Alben. Ich selber hatte auch nie etwas gegen "2 Days in the Valey", fand sehr atmosphärisch und charmant, glaube aber auch, dass Du, Souchak, auf gewisse Panikkäufe nach der Ausverkaufsmeldung von Intrada hinweisen wolltest. Ich muss sagen: Ich kann diese Panikkäufe zum Teil aber auch nachvollziehen! Es gibt so viele hervorragende Veröffentlichungen, dass man einfach nicht hinterher kommt. Wenn FSM dann plötzlich wieder Wasserstandsmeldungen verlauten lässt, Lalaland und Kritzerland Sachen veröffentlicht, auf die man seit Ewigkeiten wartet, dann rückt Intrada gerne mal in den Hintergrund, weil man sich unterbewusst in Sicherheit wiegt, dass man ja rechtzeitig vorgewarnt wird. Dadurch erlebt man die eine oder andere böse Überraschung. Bei "Wolfen" und "White Fang" hat's mich z.B. eiskalt erwischt, denn ich hätte nie gedacht, dass diese Alben so schnell von der Bildfläche verschwinden würden. Da befand ich mich dann ebenfalls in der Situation, schnell noch diese CDs ausfindig zu machen und natürlich kann man mir dann vorwerfen, ich würde augenscheinlich nur nach Zimmer-Pop und schrägen Horner-Frühwerken fahnden, weil sie selten sind.
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- Javier Navarrete
- THE HOLE
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Dass sich Bezüge zu der Zweiten Wiener Schule in "Freud" wieder finden, ist klar, sind diese aber wirklich geographischer Natur und auch wenn Goldsmith den Begriff "impressionistic serialism" selbst geprägt hat, habe ich (wie oben erläutert) meine Probleme damit, diesen Begriff ohne einen Verweis auf die sehr "lyrisch" zu interpretierende Originalquelle (der Komponist selbst) zu verwenden. Allerdings befürchte ich auch, dass sich durch mehrere Texte diese Begriffe im Bewusstsein der Goldsmith-Forschung (?) durchgesetzt haben und nicht mehr so schnell wegzubekommen sind. Danke Euch beiden für Eure Ausführungen!
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Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Ist denn die BSX-Neueinspielung eigentlich akustischer oder synthetischer Natur? -
Sehr schöne Ausführungen, Jonas, allerdings habe ich eine Anmerkung bzw. irritiert mich immer wieder der Begriff "Serieller Impressionismus". Ich glaube, hier handelt es sich um einen Übersetzungsfehler, da im englischen Sprachgebrauch "serial" nicht zwangsweise die Koordinierung aller musikalischer Parameter durch ein übergeordnetes System bezeichnet, im Deutschen aber schon. Wenn Goldsmith sich als "serial composer" bezeichnete, meinte er damit weniger seriell im Sinne eines Boulez oder Stockhausen, sondern in Anlehnung an die Arbeit mit Reihen und Systemen an sich. Stravinskys transponierte Hexachordrotationen sind ja nicht "seriell" im Sinne von "Gruppen" oder "Structure Ia", wohl aber "serial". In "The Illustrated Man" verwendet Goldsmith für das Kind in der technisierten Zukunftsvision tatsächlich eine Zwöltonreihe, wirklich lyrisch und impressionistisch ist an den kalten Klänge aber nichts. Der Impressionismus tritt insbesondere während der Badeszene im Vorspann und der letzten Zukunftsvision zu Tage, hier arbeitet Goldsmith aber nicht ansatzweise "serial", denn es kommen weder Reihen, noch andere übergeordnete Strukturen zum Einsatz. Die "serial" Elemente werden mit den lyrisch impressionistischen Passagen nicht gekreuzt, auch wenn es natürlich Stellen gibt, in denen Atonalität und Tonalität eng miteinander verwoben sind. Ich persönlich liebe "The Illustrated Man" obwohl ich mich mit den äußerst primitiven Synthpassagen für die erste Vision schwer tue (hier merkt man, dass Goldsmith kein Fachmann für elektronische Musik war. Da hätte man vielleicht einen Oskar Sala einfliegen können, der gemeinsam mit Goldsmith diese Stücke entwickeln könnte (hätte ich mir auch für "Logan's Run"gewünscht)). Mit dem Ausdruck "lyrischer/impressionistischer Serialismus" lenkt man die Wahrnehmung oder Anforderungen aber in die falsche Richtung. Ziel der seriellen Musik war es ja, eine Musik zu schaffen, die von allen Empfindungen und emotionalen Aspekten befreit war, um sie vor Missbrauch durch faschistische Regime zu schützen. Diesen Ansprüchen werden die Passagen in der ersten Vision auch mit ihrer unterkühlten, skelettartigen und rein elektronischen Vertonung gerecht, für den Rest der Musik gilt das meiner Auffassung nach nicht. Impressionismus und Serialimus grenzen sich meiner Auffassung dadurch schon aus, dass in Ersterem ein klar emotionaler Aspekt impliziert wird. Ähnlich geht es mir mit vielen Besprechungen von "Freud", wo stets auf die Zweite Wiener Schule verwiesen wird, weil Goldsmith mit Reihen arbeitete. Meiner Meinung nach ist das nicht genug, denn "Freud" ist ohne Frage gemäßigt modernistisch (gemessen an der Entstehungszeit und dem, was parallel in der Musik passierte) und zu Freuds Zeiten wäre solch eine Musik die Spitze der Avantgarde, aber dennoch kann ich "Freud" keine Passagen ausfindig machen, in denen Goldsmith sich offensichtlich bewusst an Schönberg, Berg oder Webern anlehnt. Stattdessen atmet sie in jeder Note durch und durch Goldsmith. Eine Klanglichkeit in Bezug auf die Wiener Schule durch den Einsatz einer Reihe auszumachen, finde ich zu weit hergeholt.
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Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Außerdem gibt's (im Gegensatz zu dem klanglich besten aber teurem Intrada-Album) eine superbe Suite in "Goldsmith conducts Goldsmith" -
Sehr schöne Umfrage, danke für die Arbeit, Sebastian! Ich schätze die 60er Jahre in Goldsmiths Schaffen sehr, denn fast alle Musiken dieses Jahrzehnts (die 50er eingenommen) zeichnen sich durch eine gewisse "Frische" aus. Allerdings gibt es im Gegensatz zu den 70er Jahren und der ersten Hälfte der 80er im Vergleich weniger Werke, die zu meinen übergeordneten Favoriten gehören. Zu diesen gehören Freud Rio Conchos The Blue Max The Sand Pebbles Planet of the Apes 100 Rifles The lllustrated Man Diese sieben Kreuze waren schnell gemacht, dann gab es aber noch drei zu verteilen. Hier musste ich zwischen unzähligen charmanten und interessanten Musiken auswählen und entschied mich letzten Endes für: The Prize: Wundervolle Thrillermusik für einen unterhaltsamen Pseudo-Hitchcockfilm, der mit den typischen Jaazidiomen ebenso spielt wie mit Goldsmiths modernistisch harscher Actionvertonung und außerdem durch ein herrliches Hauptthema glänzt! Eine wahre Wundertüte. The Satan Bug: Spannende modernistische Thriller/Actionvertonung, die viel von Goldsmiths späteren Ansätzen vorwegnimmt und die in "Rio Conchos" erstmals voll ausgebildeten Actionmanierismen des Meisters auf ein gegenwärtiges Genre überträgt. The Flim-Flam-Man: Ich hätte zu gerne auch den fast-noch-Golden-Agigen "Stripper" oder den herrlichen "Patch of Blue" angekreuzt, aber als repräsentant für das Drama wurde es dann doch dieser beschwingte, herrlich folkloristische Score!
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Schostakowitsch ist nicht lange genug unter der Erde, um unter das "Public Domain" zu fallen, deswegen wirst Du auf legale Weise um keinen Kauf herum kommen. Die Berliner Bibliotheken müssten aber auch einige Partituren haben, obwohl ein eigenes Exemplar immer was Feines ist. Eine weiteres rojekt wie die IMSLP kenne ich nicht.
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Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Ein abschließendes Wort von meiner Seite: Natürlich hätte ich nichts sagen können, habe Souchaks Beitrag aber so aufgefasst, dass es ihn interessiert, warum hier so wenig Anteilnahme für Desplats Schaffen bekundet wird und als jemand, der fast kaum ein Wort über und zu Desplat in diesem Forum verloren hat, dachte ich, wäre es willkommen, einmal das Wort zu begreifen. Dabei ging es mir lediglich darum, aufzuzeigen, warum ich persönlich mich bisher nicht näher mit Desplat beschäftigt habe (Kontakt mit den "falschen" Werken). Mir hängen auch gewisse filmmusikalische Manierismen (ist aber in der Neuen Musik auch so) zum Hals raus: Neben unnötig gespamelten Orchesterinstrumenten der RCP-Schmiede, dem aufgedunsenen Trailermusikklang (gegen den ich in Trailern meistens auch nichts habe), der heutigen Blockbuster und dem Frauengejammer in Sandalenfilmen habe ich ein gehöriges Problem mit langgezogenen Streicherteppichen und molligen oder dorischen Klaviertupfern, denn hier wird weder das Potential des Klaviers noch das eines Streicherapparats voll ausgeschöpft. (Auch gestern bei "Nachtzug nach Lissabon" - furchtbar öde!) Wie man so etwas richtig macht, haben Ravel und Schostakowitsch in ihren Klavierkonzerten unter Beweis gestellt, in der Filmmusik (und auch bei Desplat) stellt sich bei mir da nur gefplegte Langeweile ein. Auch in "Benjamin Button" oder "Mädchen mit dem Perlenohrring" habe ich keine Musik gehört, die mich mitgenommen hat. Diese Partituren haben mich schlichtweg kalt gelassen. In Christopher Youngs Musik zu "Spideran 3", als sich der Flüchtling in den Sandmann verwandelt hat, gibt es eine der ganz wenigen Stellen, in denen Klavier über Streicherteppich bei mir emotional etwas regt, auch Gabriel Yared kriegt das immer wieder hin, aber das sind Ausnahmen, die die Regel bestätigen. -
Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Jetzt habe ich mich mal an völlig subjektiven Einschätzungen versucht, jetzt ist's auch wieder nicht gut! Ja, meine Verrisse sind übellaunig, denn wie gesagt, der teils fast unambitioniert Gestus der Desplat'schen Musiken, der dudelige Charakter nerven mich förmlich in einigen Filmen ("Argo", "Tamara Drew"). Da das der einzige Eindruck war, den ich bisher von Desplats Musik hatte, habe ich mich auch nicht näher mit dem Mann beschäftigt, bis mir auffiel, dass hier sehr positiv über "Rise of the Guardians" gesprochen wurde und ich einen Versuch gewagt habe, der mich nicht enttäuscht hat. Dann habe ich mich informiert, was in die ähnliche Richtung gehen könnte, bin auf "Golden Compass" gestoßen und habe außerdem noch "The Ghostwriter" positiv in Erinnerung, aber nochmal: Mehr ist zur Zeit nicht drin! Das Goldsmith-Projekt war eine einmalige Sache. Zwar arbeite ich gerade an der Vervollständigung meiner Herrmann-Diskographie (7 CDs noch), habe mir im letzten Jahr alle verfügbaren Konzertwerke von Korngold angeschafft sowie eine vollständige Diskographie des obskuren dänischen Komponisten Rued Langgaard, aber sich derart zu binden, schränkt in vielen Bereichen ein. Grob überschlagen habe ich über 1000 Stunden (mit Musikhören, Filmsehen, Text schreiben) für Goldsmith in den letzten anderthalb Jahren zugebracht (und das rein hobbymäßig). Außerdem warten 38 Britten-CDs und 50 Richard-Strauss-CDs darauf, gehört zu werden sowie mehrere Alban-Berg-Werke zu denen ich auch Analyse-Bände hier liegen habe. Ich habe also genug zu hören, bevor ich mich durch 50 CDs von Desplat höre. Mein Tonfall war nicht nett, das gebe ich zu aber ich habe Deine Einschätzung und die anschließende Frage als nicht rhetorisch aufgefasst und dementsprechend reagiert. Und nochmal zum Goldsmith-Vergleich: Wenn jemand, der 138 Texte über Max Steiner-Musiken geschrieben hat sagt, er hätte in den letzten Monaten "Criminal Law", "Warlock", "Rent-a-cop", "Last Castle", "Alien Nation", "Not without my daughter" und "City Hall" (Wäre jetzt das "Ghostwriter"-Pendant) gehört und hätte aber "Legend" von Goldsmith im Schrank stehen und überlegt sich, "Star Trek" und "Explorers" zu kaufen, dann würde ich ihn darin natürlich bekräftigen und ihm drei bis fünf weitere Scores von Goldsmith empfehlen und ihm weniger vorwerfen, seine Zeit mit Steiner verbracht zu haben anstatt nicht auch noch Goldsmith entdeckt zu haben. Sami: Die Frage, warum ich es "Benjamin Button" und "Intimate Enemys" es nicht in meinen CD-Spieler geschafft haben, lasse ich mir gefallen, weil ich sie ruhigen Gewissens beantworten kann. Seit knapp fünf Jahren habe ich meine Hörerlebnisse in diesem Forum dokumentiert, einer der ersten Beiträge dieser Art war folgender: im "Soundtrack-Tagebuch". Danach ging es dann einmal meine Sammlung durch (im nur noch fragmenthaft überlieferten "Mephisto Movie Music Magazin" und dem "Karl-May-Filmmusiken"-Thread überliefert), bevor ich mich durch mehr oder weniger wichtiges aus den letzten 600 Jahren Musikgeschichte hörte (Zu finden in den ersten Seiten der Nicht-Filmmusik-Alben), um mich anschließend Goldsmith zu widmen (Den Anfang markieren dabei die auf Filmmusikwelt rezensierten "U.N.C.L.E."-Alben). Man kann mir alles mögliche vorwerfen, nur nicht, dass ich faul war Dass dabei auch viele grandiose Komponisten unter den Tisch fielen, die ich jetzt nachzuholen gedenke (eben Britten, Berg, Korngold), ist klar. Dass ich mich aber vor Allem Komponisten annehmen möchte, von deren Schaffen ich bereits durch Konzertbesuche, Operngänge oder Tätigkeit als Musiker überzeugt bin, anstatt mich durch einen Komponisten zu hören, von dem ich bisher nur minimalst begeistert war, während hier unzählige CDs auf ihre "Entjungferung" warten, sollte aus rein menschlicher Sicht immerhin ebenfalls nachvollziehbar sein. -
Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Von Desplat habe ich auf CD bisher nur "Rise of the Guardians" und wahrscheinlich werden sich bald "Golden Compass" und "Ghost Writer" dazu gesellen. Mehr ist aber wirklich nicht drin, denn alles, was ich bisher im Kino vom ihm gehört habe, hat mich wirklich nicht überzeugt. Schwachbrüstig, halbgar und ohne den nötigen "filmmusikalischen Habitus", auch einmal ein bisschen was zu wagen. Der späten Zeit entsprechend einmal kurz und knapp meine Einschätzungen: "Argo": Unendlich seicht und fad. Das altbekannte Ethno-Gejaule der Solo-Sängerin, unzählige Orgelpunkte mit ein paar "arabischen" Einwürfen der Oud und zum Schluss eine halbgare Americana-Hymne. "Der Geschmack von Rost und Knochen": Die fast psychedelisch wirkenden Klangteppiche für die Walszenen wirken mit den Bildern zwar schick, geben aber für ein losgelöstes Hörerlebnis bei Weitem nicht genug her, dass ich mir dafür eine CD kaufen würde. "Moonrise Kingdom": Insbesondere im Vergleich mit Brittens meisterhaften Musik zieht Desplats müdes Getrommel deutlich den kürzeren. Um mit "Play Pizzicato" aus der "Simple Symphony" oder dem "Young Person's Guide to the orchestra" mithalten zu können, hätte man deutlich mehr bieten müssen. "Der Gott des Gemetzels": Weniger Desplats Schuld, aber das bisschen Musik brauche ich ebenfalls nicht auf CD. "Ide of March": Klang stellenweise wie ein müder "Ghostwriter"-Abklatsch. Das Original mochte ich ganz gerne, allerdings fehlte mir auch hier ein bisschen Schmackes, sodass ich diesen Zweitaufguss ebenfalls nicht brauche. "Tree of Life": Von den Bildern wurde man erschlagen, die Musik dümpelte blass vor sich hin - abgesehen von dem Mahler-Einsatz "The King's Speech": Recht simple Klimpermusik, die auch hier wieder gegen einen Meister (Beethoven) den Kürzeren zieht. "Tamara Drew": Fast schon nervig im Film, derart belanglos, unspektakulär und klimperig. Wie die anderen Musiken einfach schwach. Die anderen sind zugegebenermaßen zu lange her, als dass ich da noch ein paar Sinneseindrücke zusammen kramen könnte, aber insgesamt besteht Desplats Musik in meinen Ohren größtenteils aus zeitschinderischer Leere, die selbst im Film oftmals überflüssig ist (Da hätte ich "Argo" am Liebsten ganz ohne Musik gehabt). Umso ärgerlicher, dass er es eigentlich kann und das nötige Handwerk besitzt, wie "Rise of the Guardians" zu Geünge zeigt. Kein schlechter oder talentloser Komponist, aber zu oft ein lustloser oder jemand, der es zu oft zu einfach macht! -
Ein Klassiker ist natürlich auch die Instrumentationslehre von Hector Berlioz, die später von Richard Strauss ergänzt wurde. Ist jedenfalls ein tolles Zeitdokument, aber wahrscheinlich veraltet. Hier spricht dann doch eher der Musikwissenschaftler aus mir http://archive.org/details/instrumentations01berl Man kriegt sie dafür aber auch umsonst
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Okay, also hier mein Werdegang: Ich habe mich schon lange mit Filmmusik und natürlich auch E-Musik beschäftigt, weshalb ich mich auch immer für Komposition interessiert habe. Letzten Endes habe ich mich dann doch für einen instrumentalen Studiengang entschieden und studiere seit 2009 (klassisches) Schlagzeug an der Musikhochschule Lübeck, wo ich diesen Sommer meinen Abschluss machen werde (Bachelor). Nebenbei habe ich den wissenschaftlich/theoretischen Schwerpunkt belegt und werde nach meinem Master auch in die Musikwissenschaft gehen. Ich habe aber auch 'privaten' Kompositionsunterricht bei dem hiesigen Professor für Komposition, Dieter Mack, genommen und viel für die Komponistenklasse gespielt und war regelmäßig bei deren Klassenstunden dabei. Dieses Jahr habe ich meine erste Filmmusik für ein lokales Projekt komponiert und mit einem Ensemble aus Hochschulestudenten eingespielt. Momentan bin ich mit einigen Nachkompositionen beschäftigt, die für die kleine DVD-Auflage gemacht werden müssen, nachdem dem Regisseur doch noch aufgefallen ist, dass er in einigen Szenen unbedingt Musik haben will und ich einen GEMA-pflichtigen Song mit Musik ersetzen muss. Mittlerweile (gut, mit 23 Jahren ist noch nichts entschieden) bin ich sehr froh, kein 'hauptberuflicher' Komponist geworden zu sein, denn was insbesondere in der deutschen Neuen-Musik-Szene passiert, ist wirklich grauenvoll. Das geht mit aber in der Filmmusik ebenso, weshalb ich mich später als Musikwissenschaftler mit unbekannteren Komponisten und Filmmusik beschäftigen möchte. Ich komponiere in unregelmäßigen Abständen, habe das letzte Jahr z.B. fast kaum etwas geschrieben, weil ich möchte, dass das, was ich schreibe, eine künstlerische Daseinsberechtigung hat. Allerdings habe ich momentan der schieren Masse an bereits existierenden Werken kaum etwas zuzufügen, weshalb mich gerade die Arbeit an der Filmmusik so gefreut hat, denn hier wurde das, was ich schreibe, wirklich gebraucht! Anhören kann man sich meine Musik im Netz nicht, denn als Musiker hege ich eine Abneigung gegen all diese Samples und Konservenklänge, die einen organisch erzeugten Klang nicht ansatzweise ersetzen können. Meine Ausführungen in diesem Thread beruhen auf Erfahrungen und Beobachtungen im akademischen Hochschulalltag, aber das ist wirklich von Institution zu Institution unterschiedlich. Ich bin vorletztes Jahr auch mit dem Entwurf eines (zu-)spätromantischen Klavierquintetts zu Dieter Mack gekommen und er hat sich diesen Stückes voll und ganz angenommen, mir wichtige Hinweise auch in Hinblick auf das musikalische Vokabular dieser Epoche gegeben. Insofern ist alles möglich und daher würde ich Dir, MOtega, auf alle Fälle raten, an einer staatlichen Hochschule zu studieren. Robin hat Recht, Kompositionsunterricht findet im Gespräch unter vier Augen statt, daher ist es wichtig, verschiedene Dozenten kennen zu lernen und auf Tuchfühlung zu gehen!
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Ich auch nicht! Neue Musik muss ja nicht immer dissonant sein, ich denke da an sehr viele "leckere" Werke Ligetis, die "Tierkreiszeichen" von Stockhausen oder diverse Stücke von Martin Redel, der an der Musikhochschule Dettmold unterrichtet hat. Ich bin außerdem der Meinung, dass atonale Musik Emotionen teilweise direkter vermitteln kann als tonale Konzepte, das ist vielleicht aber auch persönlich. Schönbergs frei atonale Musik oder die Werke Bergs rufen bei mir unmittelbar Emotionen verschiedenster Art hervor während die hochelaborierte tonale Musik eines Johannes Brahms mich größtenteils kalt lässt, einfach, weil tonale Musik so viel Mathematik und Rechnerei enthält. Außerdem werden wir alle erstmal tonal "trainiert", es gibt ja kaum Neue Musik im Alltag, weshalb ich es auch begrüßen würde, wenn Leute wie David Garret mal nicht nur Beethoven wie Hans Zimmer klingen lässt, sondern vielleicht auch mal moderne Stücke interpretieren würde. Es würden ja zwei, drei pro Konzert reichen. Danke für die Buchempfehlung, ich glaube aber auch, dass das Gehirn schneller mit Musik etwas anfangen kann, die nach bekannten Konzepten funktioniert. Ich gebe an der künstlerisch mäßigen Qualität vieler Großproduktionen aus Hollywood aber auch Deutschland (Für "Rubinrot" oder "Ludwig II." hätte mehr drin sein können, ebenso "Cloud Atlas") auch weniger den Komponisten die Schuld, als denen, für die sie als Dienstleister arbeiten. Im Filmgeschäft haben die Leute leider viel zu wenig Ahnung von Musik, zwischen Komponist und Regisseur kann nicht richtig kommuniziert werden, Produzenten beharren auf breiige Klangteppiche à la Hans Zimmer und der Komponist muss nunmal liefern, sonst tut's ein Anderer.
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Das ist aber auch ein arges Klischee! Natürlich lernt man auch im klassischen Studiengang, tonale Musik zu komponieren. Ich habe ja auch auf alternativen wie die angewandte Theorie aufmerksam gemacht oder man geht gleich den direkten Weg. Ich frage mich aber auch immer wieder, ob es nicht gerade die Filmmusikkomponisten sind, die der Öffentlichkeit die Neue Musik näher bringen können und daher vielleicht auch mal bewusster in eine avantgardistische Richtung gehen sollten. Das hat in den 60er und 70er Jahren auch gut geklappt, bevor sich dann wieder die Spätromantik Bahn brach und die Filmmusik nun seit rund 20 Jahren (zumindest in Hollywood) auf der Stelle tritt.
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Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Noch in der fetten Schmetterlingshülle?` Ich mag diese klobigen Dinger ja sehr gerne, bei dem Volumen und dem Gewicht hat man immer das Gefühl, eine ordentliche Masse an Musik in den Händen zu halten! -
Natürlich kannst Du es auch mit einer fetten Orchesterpartitur versuchen, aber wenn man sich heutzutage für ein Kompositionsstudium bewirbt, sollte man in einem aktuelleren Stil schreiben als Holst, dessen "Planeten" über jeden Zweifel erhaben, aber auch schon knapp 100 Jahre alt sind. In der Neuen Musik schreibt man viel für Ensembles, dabei sind der Freiheit keine Grenzen gesetzt, Du kannst z.B. für Klavier, Schlagzeug (klassisches!)*, Violine, Flöte, Bassklarinette, Horn und E-Gitarre schreiben. Ein Klavierstück ermöglicht einem, sich mit bestimmten Schemata (Reihen, bestimmten festgesetzten Tonfolgen, Akkorde, die Du variierst etc.) auseinander zu setzen. Es sollte auf alle Fälle atonal sein! Als drittes Stück kannst Du ja etwas komponieren, in der Du mit der Tonalität spielst, indem Du versuchst, ihr etwas Neues abzugewinnen, indem Du z.B. Tonale Elemente verwendest, Sie aber in atonalen Kontext setzt. Hier empfehle ich Dir Arnold Schönbergs Streichquartett Nr. 2, welches als eines der ersten Stücke tonale Elemente aus ihrer kadenziellen Befestigung löste. Auch Henze hat so etwas gemacht. Der Mann hat übrigens mehrere Symphonien geschrieben, vielleicht kannst Du ja mit denen etwas anfangen. Kühnl wird dadurch erkennen, dass Du gewillt und interessiert bist, Neue Musik zu schreiben, aber auch gerne mit der Tradition verwurzelt bleibst. Keine Sorge, tonal zu Komponieren lernst Du natürlich auch, aber das mehr im Theorieunterricht. Beim Kompositionsunterricht geht es hauptsächlich darum, dass Du Deinen eigenen Stil findest und entwickelst. Was Du aber dort in Hinblick auf Dramaturgie, Instrumentation etc. lernst, wird Dir bei Deinen tonalen Kompositionen auf alle Fälle helfen! *Marimbaphon, Vibraphon, Pauken, Gongs, Tomtoms, Kleine Trommel, Große Trommel, Röhrenglocken etc.
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Och wieso? Das ist doch sehr sinnlich und lyrisch! Außerdem ist es ja nicht die Aufgabe eines Kompositionslehrers, seine Schüler so klingen zu lassen wie man selbst. Vielmehr wird Herr Kühnl sich Deine Werke ansehen und nach originellen und guten Einfällen suchen und sie gemeinsam mit Dir heraus arbeiten. So werdet ihr nach und nach gemeinsam im Unterricht Deine eigene musikalische Sprache entdecken, verfeinern und fördern. Ich würde Dir raten, Dich gleich für Komposition zu bewerben, setze Dich die nächsten Wochen einmal hin und versuche, moderne Stücke zu schreiben. Höre Dir dazu mal die Komponisten der Gegenwart an, die ich Dir genannt habe. Hans Werner Henzes Musik könnte Dir auch noch gefallen. Überlege, welche Aspekte bei den verschiedenen Werken Dir am besten gefallen haben und versuche vielleicht ein Stück für Klavier (+ ein Soloinstrument) und ein Ensemblestück zu entwerfen. Damit kannst Du dann zu Claus Kühnl gehen und ihr habt ein Fundament, auf dem man Deine zukünftige akademische Karriere diskutieren kann!
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Deswegen würde ich mich einfach nochmal informieren an dem betreffenden Konservatorium und mit den Leuten sprechen! Die freuen sich über Studieninteressierte und geben Dir auch Auskunft - auch in Bezug auf die Prüfung. Die sagen Dir bestimmt, was Du kennen solltest. "Sacre" gehört schonmal auf alle Fälle dazu, wahrscheinlich auch die drei Klavierstücke Opus 3 von Arnold Schönberg oder sein zweites Streichquartett, Stücke von Stockhausen wie "Gruppen", Ligeti und die Opern "Wozzeck" von Alban Berg und "Die Soldaten" von Zimmermann.
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Genau das! Diese "Gotteseingebung" macht diese Werke natürlich besonders, aber wie gesagt: Das ist noch nicht einmal die halbe Miete! Natürlich ist es eine tolle Idee von Richard Wagner, den Beginn seines "Rheingoldes" drei Minuten nur mit einem einzigen Akkord (Es-Dur) zu bestreiten, aber dann geht's an's Handwerk, diese drei Minuten trotz der immergleichen Harmonie atmosphärisch zu gestalten. Genauso wie Richard Strauss' Gedanke, die Abenteuer Don Quichottes als Variationen zu gestalten, in der jede Variation über das "ritterliche Thema" in jeder Episode dem jeweiligen Abenteuer entsprechend variiert wird oder auch der Anfang von Gustav Mahlers erster Symphonie, das "morgendliche Flimmern" mit einem in den Streichern ahctfach oktavierten A zu bestreiten, aber auch da ist es dann letzten Endes eine Frage der Technik, des Handwerks und weniger des Gefühls und der Emotion beim Komponisten selber (zum Zeitpunkt des Komponierens), damit der Rezipient letzten Endes genau dieses morgendliche Flimmern spürt! Solche Einfälle kommen manchmal oder sie kommen nicht, aber wir können trotzdem davon lernen. Wenn Du eine morgendliche Stimmung erzeugen möchtest, dann kannst Du Dir die Partitur zu Mahlers erster Symphonie ansehen und genau nachvollziehen, was das Entscheidende an dieser Stelle ist und versuchen, diese entscheidenden Elemente in Deine eigene musikalische Sprache einzufügen und Sie zu variieren. (Von Mahler also lernen, nicht kopieren!) Aber vieles, bei dem man sicht fragt: "Wie hat er das gemacht." sind weniger die göttlichen Ideen, die oft ein Stück durchweg prägen, sondern einzelne hervorragend gearbeitete Takte und die kann (soll) man auch erforschen, damit man seinen eigenen Horizont erweitert! Also ich würde Dir auf jeden Fall von einer privaten Ausbildung abraten! Es kostet unglaublich viel, Du lernst verhältnismäßig wenig und hast auch keinen staatlich anerkannten Abschluss, mit dem Dir ein weiterführendes Studium auf einem staatlichen Institut helfen würde! Wenn Du an einer staatlichen Institution Komposition studierst, dann bekommst Du neben dem Kompositions- und Instrumentationsunterricht auch Unterricht in Elektronischer Musik, Klavierunterricht, Gesangsunterricht, Vorlesungen in Musikwissenschaft, Werkkunde, Analyse, kannst außerdem Dirigieren lernen oder auch auf Pädagogik umschwenken. Da würde ich niemals knapp 400,- für einmal Unterricht bezahlen! Allerdings hat Nick Recht: an einer Hochschule studierst Du "Neue Musik", das ist wirklich etwas anderes als die Eisträume. Daher habe ich Dir auch geraten, Dich mit Neuer Musik zu beschäftigen wie Ligeti, Rihm, Penderecki, Salonen etc. Wenn Dir atonale Musik und die Komposition davon (kann wirklich sehr spannend und toll sein) nicht zusagen, dann würde ich Dir raten, angewandte Theorie zu studieren. Hier erörterst Du im Einzelunterricht die "Werkzeuge" der Komponisten, wie ich es oben beschrieben habe, fertigst aber auch praktisch Kompositionen an, die nicht zwangsweise neu sein müssen, sondern eben im Stil von Stravinsky, Mahler und Haydn stehen können (/müssen/sollen). Wenn Du mit Kompositionen wie den "Eisträumen" bei einer Aufnahmeprüfung erscheinst, wird man Dir wahrscheinlich von einem Kompositionsstudium abraten. Daher würde ich mich einmal in die "Neue Musik" einhören und zeitgleich einfach mal mit Kompositionsprofessoren sprechen. Auf alle Fälle würde ich Dir raten, wirklich an einer staatlichen Institution zu studieren und immer die Augen nach filmmusikalischen Möglichkeiten offen zu halten, anstatt Dich von Anfang an darauf zu spezialisieren, denn an einer Hochschule erhälst Du so viele Möglichkeiten, dass es danach auch ein Leichtes ist, Filmmusik zu komponieren, zu instrumentieren und zu dirigeren. Und zusätzlich erhälst Du einen Berg von Wissen und weitere Fähigkeiten gratis dazu!
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Ich meine mit dem Spannungsbogen einfach eine Entwicklung. Die muss nicht großartig verzwickt sein, sondern einfach ein bisschen Dramaturgie in das Stück bringen. Wenn ich das jetzt höre merke ich halt: "Aha, Akkord Nr. 1, jetzt kommt Akkord Nr. 2" ohne dass ich eine große Abwechslung verspüre. Wenn Du Dich wirklich für "solche" Musik (orchestral, beschreibend etc.) beschäftigst, dann wird das automatisch kommen dass Du denkst: "Wow, wie hat er das denn gemacht? Welche Instrumente hat er denn da kombiniert?" Und dann guckt man in die Partitur und kann das nachvollziehen. Das hat weniger mit anstrengender Analyseabreit zu tun als mit einer faszinierenden Enteckungsreise. Wenn es verschiedene Melodien gibt, die für Dich alle ungefähr dieselbe Stimmung ausdrücken (z.B. heroisch) dann würde ich mir die alle mal genauer ansehen nach dem Motto: Sind sie grötenteils in Dur oder Moll? Welche Intervalle sind besonders häufig, welche weniger? Bestehen die Melodien aus Dreiklangsbrechungen oder enthalten sie meist Harmoniefremde Töne etc. Wenn Du dann diese Aspekte heraus gefunden hast, würde ich versuchen, selber einmal drei bis fünf Melodien zu schreiben, die alle wichtigen Merkmale enthalten. Das trainiert, macht Spaß und erweitert den Horizont. Wenn Du das geschafft hat, würde ich versuchen, noch einmal Melodien zu schreiben, aber jetzt einmal andere Mittel zu verwenden z.B. schaffe ich es, fröhliche Musik auch in Moll zu schreiben? Kann ich eine strahlende Fanfare auch mit Tritoni und kleinen Sekunden und Nonen komponieren? Das ist dann knifflig, stellt aber noch mehr zufrieden, als wenn man bloße "8015"-Fanfaren oder fröhliche Stücke nur in Dur komponiert hat.
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Natürlich gibt es ihn hin und wieder: Den Geistesblitz, die zündende Idee. Diese aber bestreitet nur 5% eines Werkes. Wenn man sie hat, heißt es arbeiten: Hart arbeiten und dann kommt bei aller anfänglichen Inspiration hauptsächlich die Technik zum Einsatz. Natürlich kann auch rumprobieren und nach Gehör arbeiten. Man muss sich halt immer fragen: Was will ich erreichen? Warum schreibe ich? Du, Janek, schreibst aus Leidenschaft für eine bestimmte Ära, eine vergangene Epoche, an der Du Dich stilistisch orientierst. Allerdings kann ich Dir nach dem Anhören der meisten Deiner Videos bscheinigen: Du hälst Dich vollkommen an Regeln. Vom Hören und Beschäftigen mit Deiner Lieblingsmusik hast Du Dir bestimmte Sachen angeeignet und somit ist Deine Musik sehr konservativ, in gewissem Sinne wenig originell. Damit scheinst Du aber den Kern der Sache zu treffen, nämlich "Easy Listening" zu schreiben. Deine Harmonik bleibt stets sehr eng im konventionell gesteckten Rahmen, Deine Melodik ist ebenfalls sehr herkömmlich und ich glaube, gerade weil Du so unbewusst komponierst. Je mehr man bewusst und nicht ausschließich nach Gehör, sondern auch nach Verstand und manchmal auch gegen denselben arbeitet und komponiert, gelingen einem Ecken und Kanten in der Musik, die einem Stück die gewisse Eigenständigkeit verleihen. Es ist natürlich fraglich, ob das bei "Easy Listening" gefragt ist. Dennoch möchte ich allen Schaffenden einmal raten, sich einmal bewusst mit dem was sie machen, auseinander zu setzen und einmal versuchen, nicht den offensichtlichsten Weg einzuschlagen. MOtega, Deinen Ansatz finde ich sehr interessant, stimme Deiner Eigenkritikin Bezug auf die Melodik zu. Dem Stück fehlt eine gewisse Dramaturgie, ein Spannungsbogen. Deine Harmonien sind schick, wirken aber sehr aneinander gereiht. Ich würde Dir einmal empfehlen, Dir Ralph Vaughan Williams' "Sinfonia Antarctica" anzuhören um einmal nachvollziehen zu können, wie man noch mit Kälte, Erhabenheit und großer Masse arbeiten kann.
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Wenn Dich Filmmusik interessiert, dann würde ich Dir raten, einmal die "Urväter" der Filmmusik zu erforschen: Berlioz' "Symphonie Fantastique" z.B.: oder die Symphonien Gustav Mahlers: und natürlich Stravsinkys große Ballettmusik: sowie Richard Strauss' Symphonische Dichtungen! Berlioz, Stravinsky und Mahler haben außerdem eins gemeinsam: Sie sind absolute Klangkulinariker. Es ist sehr beeindruckend, was diese Meister ihres Fachs stets mit dem Orchesterapparat bewerkstelligen konnte. Außer John Williams und Bernard Herrmann fällt mir im filmmusikalischen Bereich so schnell kein anderer Komponist ein, der auf so hohem Niveau instrumentiert hat. Was Klanglichkeit betrifft, ist natürlich auch Maurice Ravel zu nennen (da gibt's eine sehr gute Komplett-14-CD-Box von DECCA) und was ausgefeilte Harmonik betrifft: Claude Debussy! Außerdem würde ich mich auch über zeitgenössische Komponisten wie Wolfgang Rihm, Krystof Penderecki oder Thomas Ades und Esa Pekka Salonen informieren, denn das sind die wahren "modernen klassischen Komponisten" - im Gegensatz zu Hans Zimmer, denn der ist ausschließlich Filmkomponist.
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