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Mephisto

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  1. Genau das! Diese "Gotteseingebung" macht diese Werke natürlich besonders, aber wie gesagt: Das ist noch nicht einmal die halbe Miete! Natürlich ist es eine tolle Idee von Richard Wagner, den Beginn seines "Rheingoldes" drei Minuten nur mit einem einzigen Akkord (Es-Dur) zu bestreiten, aber dann geht's an's Handwerk, diese drei Minuten trotz der immergleichen Harmonie atmosphärisch zu gestalten. Genauso wie Richard Strauss' Gedanke, die Abenteuer Don Quichottes als Variationen zu gestalten, in der jede Variation über das "ritterliche Thema" in jeder Episode dem jeweiligen Abenteuer entsprechend variiert wird oder auch der Anfang von Gustav Mahlers erster Symphonie, das "morgendliche Flimmern" mit einem in den Streichern ahctfach oktavierten A zu bestreiten, aber auch da ist es dann letzten Endes eine Frage der Technik, des Handwerks und weniger des Gefühls und der Emotion beim Komponisten selber (zum Zeitpunkt des Komponierens), damit der Rezipient letzten Endes genau dieses morgendliche Flimmern spürt! Solche Einfälle kommen manchmal oder sie kommen nicht, aber wir können trotzdem davon lernen. Wenn Du eine morgendliche Stimmung erzeugen möchtest, dann kannst Du Dir die Partitur zu Mahlers erster Symphonie ansehen und genau nachvollziehen, was das Entscheidende an dieser Stelle ist und versuchen, diese entscheidenden Elemente in Deine eigene musikalische Sprache einzufügen und Sie zu variieren. (Von Mahler also lernen, nicht kopieren!) Aber vieles, bei dem man sicht fragt: "Wie hat er das gemacht." sind weniger die göttlichen Ideen, die oft ein Stück durchweg prägen, sondern einzelne hervorragend gearbeitete Takte und die kann (soll) man auch erforschen, damit man seinen eigenen Horizont erweitert! Also ich würde Dir auf jeden Fall von einer privaten Ausbildung abraten! Es kostet unglaublich viel, Du lernst verhältnismäßig wenig und hast auch keinen staatlich anerkannten Abschluss, mit dem Dir ein weiterführendes Studium auf einem staatlichen Institut helfen würde! Wenn Du an einer staatlichen Institution Komposition studierst, dann bekommst Du neben dem Kompositions- und Instrumentationsunterricht auch Unterricht in Elektronischer Musik, Klavierunterricht, Gesangsunterricht, Vorlesungen in Musikwissenschaft, Werkkunde, Analyse, kannst außerdem Dirigieren lernen oder auch auf Pädagogik umschwenken. Da würde ich niemals knapp 400,- für einmal Unterricht bezahlen! Allerdings hat Nick Recht: an einer Hochschule studierst Du "Neue Musik", das ist wirklich etwas anderes als die Eisträume. Daher habe ich Dir auch geraten, Dich mit Neuer Musik zu beschäftigen wie Ligeti, Rihm, Penderecki, Salonen etc. Wenn Dir atonale Musik und die Komposition davon (kann wirklich sehr spannend und toll sein) nicht zusagen, dann würde ich Dir raten, angewandte Theorie zu studieren. Hier erörterst Du im Einzelunterricht die "Werkzeuge" der Komponisten, wie ich es oben beschrieben habe, fertigst aber auch praktisch Kompositionen an, die nicht zwangsweise neu sein müssen, sondern eben im Stil von Stravinsky, Mahler und Haydn stehen können (/müssen/sollen). Wenn Du mit Kompositionen wie den "Eisträumen" bei einer Aufnahmeprüfung erscheinst, wird man Dir wahrscheinlich von einem Kompositionsstudium abraten. Daher würde ich mich einmal in die "Neue Musik" einhören und zeitgleich einfach mal mit Kompositionsprofessoren sprechen. Auf alle Fälle würde ich Dir raten, wirklich an einer staatlichen Institution zu studieren und immer die Augen nach filmmusikalischen Möglichkeiten offen zu halten, anstatt Dich von Anfang an darauf zu spezialisieren, denn an einer Hochschule erhälst Du so viele Möglichkeiten, dass es danach auch ein Leichtes ist, Filmmusik zu komponieren, zu instrumentieren und zu dirigeren. Und zusätzlich erhälst Du einen Berg von Wissen und weitere Fähigkeiten gratis dazu!
  2. Ich meine mit dem Spannungsbogen einfach eine Entwicklung. Die muss nicht großartig verzwickt sein, sondern einfach ein bisschen Dramaturgie in das Stück bringen. Wenn ich das jetzt höre merke ich halt: "Aha, Akkord Nr. 1, jetzt kommt Akkord Nr. 2" ohne dass ich eine große Abwechslung verspüre. Wenn Du Dich wirklich für "solche" Musik (orchestral, beschreibend etc.) beschäftigst, dann wird das automatisch kommen dass Du denkst: "Wow, wie hat er das denn gemacht? Welche Instrumente hat er denn da kombiniert?" Und dann guckt man in die Partitur und kann das nachvollziehen. Das hat weniger mit anstrengender Analyseabreit zu tun als mit einer faszinierenden Enteckungsreise. Wenn es verschiedene Melodien gibt, die für Dich alle ungefähr dieselbe Stimmung ausdrücken (z.B. heroisch) dann würde ich mir die alle mal genauer ansehen nach dem Motto: Sind sie grötenteils in Dur oder Moll? Welche Intervalle sind besonders häufig, welche weniger? Bestehen die Melodien aus Dreiklangsbrechungen oder enthalten sie meist Harmoniefremde Töne etc. Wenn Du dann diese Aspekte heraus gefunden hast, würde ich versuchen, selber einmal drei bis fünf Melodien zu schreiben, die alle wichtigen Merkmale enthalten. Das trainiert, macht Spaß und erweitert den Horizont. Wenn Du das geschafft hat, würde ich versuchen, noch einmal Melodien zu schreiben, aber jetzt einmal andere Mittel zu verwenden z.B. schaffe ich es, fröhliche Musik auch in Moll zu schreiben? Kann ich eine strahlende Fanfare auch mit Tritoni und kleinen Sekunden und Nonen komponieren? Das ist dann knifflig, stellt aber noch mehr zufrieden, als wenn man bloße "8015"-Fanfaren oder fröhliche Stücke nur in Dur komponiert hat.
  3. Natürlich gibt es ihn hin und wieder: Den Geistesblitz, die zündende Idee. Diese aber bestreitet nur 5% eines Werkes. Wenn man sie hat, heißt es arbeiten: Hart arbeiten und dann kommt bei aller anfänglichen Inspiration hauptsächlich die Technik zum Einsatz. Natürlich kann auch rumprobieren und nach Gehör arbeiten. Man muss sich halt immer fragen: Was will ich erreichen? Warum schreibe ich? Du, Janek, schreibst aus Leidenschaft für eine bestimmte Ära, eine vergangene Epoche, an der Du Dich stilistisch orientierst. Allerdings kann ich Dir nach dem Anhören der meisten Deiner Videos bscheinigen: Du hälst Dich vollkommen an Regeln. Vom Hören und Beschäftigen mit Deiner Lieblingsmusik hast Du Dir bestimmte Sachen angeeignet und somit ist Deine Musik sehr konservativ, in gewissem Sinne wenig originell. Damit scheinst Du aber den Kern der Sache zu treffen, nämlich "Easy Listening" zu schreiben. Deine Harmonik bleibt stets sehr eng im konventionell gesteckten Rahmen, Deine Melodik ist ebenfalls sehr herkömmlich und ich glaube, gerade weil Du so unbewusst komponierst. Je mehr man bewusst und nicht ausschließich nach Gehör, sondern auch nach Verstand und manchmal auch gegen denselben arbeitet und komponiert, gelingen einem Ecken und Kanten in der Musik, die einem Stück die gewisse Eigenständigkeit verleihen. Es ist natürlich fraglich, ob das bei "Easy Listening" gefragt ist. Dennoch möchte ich allen Schaffenden einmal raten, sich einmal bewusst mit dem was sie machen, auseinander zu setzen und einmal versuchen, nicht den offensichtlichsten Weg einzuschlagen. MOtega, Deinen Ansatz finde ich sehr interessant, stimme Deiner Eigenkritikin Bezug auf die Melodik zu. Dem Stück fehlt eine gewisse Dramaturgie, ein Spannungsbogen. Deine Harmonien sind schick, wirken aber sehr aneinander gereiht. Ich würde Dir einmal empfehlen, Dir Ralph Vaughan Williams' "Sinfonia Antarctica" anzuhören um einmal nachvollziehen zu können, wie man noch mit Kälte, Erhabenheit und großer Masse arbeiten kann.
  4. Wenn Dich Filmmusik interessiert, dann würde ich Dir raten, einmal die "Urväter" der Filmmusik zu erforschen: Berlioz' "Symphonie Fantastique" z.B.: oder die Symphonien Gustav Mahlers: und natürlich Stravsinkys große Ballettmusik: sowie Richard Strauss' Symphonische Dichtungen! Berlioz, Stravinsky und Mahler haben außerdem eins gemeinsam: Sie sind absolute Klangkulinariker. Es ist sehr beeindruckend, was diese Meister ihres Fachs stets mit dem Orchesterapparat bewerkstelligen konnte. Außer John Williams und Bernard Herrmann fällt mir im filmmusikalischen Bereich so schnell kein anderer Komponist ein, der auf so hohem Niveau instrumentiert hat. Was Klanglichkeit betrifft, ist natürlich auch Maurice Ravel zu nennen (da gibt's eine sehr gute Komplett-14-CD-Box von DECCA) und was ausgefeilte Harmonik betrifft: Claude Debussy! Außerdem würde ich mich auch über zeitgenössische Komponisten wie Wolfgang Rihm, Krystof Penderecki oder Thomas Ades und Esa Pekka Salonen informieren, denn das sind die wahren "modernen klassischen Komponisten" - im Gegensatz zu Hans Zimmer, denn der ist ausschließlich Filmkomponist.
  5. Zum Einschlafen würde ich von Goldsmith eher "Criminal Law" nehmen - vor sich hin wabernde Flächen. Wie man sich von "Star Trek" Schlaf erhoffen kann...spätestens beim Abspann wird man doch wieder aus dem Schlummer gerissen, wenn der Marsch in voller Kraft losdröhnt.
  6. Seit der Geburt ist der Mensch musikalischen Einflüssen ausgesetzt und viele über die Jahrhunderte geprägten Elemente sprechen auch heute unsere Wahrnehmung an wie zu der Zeit, in der die jeweiligen Werke entstanden sind. Die Idee, bestimmte Dinge mit Musik zu charakterisieren, zieht sich durch die vergangene Musikgeschichte. In der Barockzeit gab es dazu die sogenannte "Affektlehre" in der verschiedene Akkorde, Intervalle oder Harmonien aufgelistet waren und bestimmten Situationen und Emotionen zugeordnet waren. Beethoven imitierte in "Wellingtons Sieg" das Schlachtengetümmel mittels Schlagwerk oder stellt in seiner 6. Symphonie ein gewaltiges Gewitter dar. Auf derartige in den letzten drei Jahrhunderten etablierten "Klischees" können wir heutzutage zurück greifen. Daher sollte man sich vor Beginn der Komposition immer eine Frage stellen: Was will ich erreichen und welche Mittel eignen sich dazu am Meisten?" Dass ein Komponist sich hinsetzt, eine göttliche Eingebung hat und ein Werk so eben aus ihm herausfließt bzw. "hervor quellt" (Robert Schumann), ist eine riesige Lüge, die in der Romantik von den Komponisten meistens selbst verbreitet wurde, um dem Geniegedanken gerecht zu werden. In der Barockzeit und der Klassik hingegen war der Komponist ein Handwerker, der genau so wie ein Maler oder Bildhauer sein Handwerkszeug gelernt hat und versucht, mit seinen technischen Mitteln ein möglichst formvollendetes Werk zu schaffen. Komposition ist zu einem großen Teil Technik: Wie gehe ich mit den Tonarten um, wann moduliere ich, wann springe ich direkt in eine andere? Wie gut kennt man die Instrumente und kann sie einsetzen? Wie erarbeite ich eine Balance zwischen den einzelnen Stimmungen, gestalte die Musik interessant und abwechslungsreich? Richard Wagner hat z.B. von einigen Stücken behauptet, sie seien ihm wie im Traum erschienen und er hätte sie sofort niedergeschrieben, obwohl man heute natürlich auf seine Skizzen zugreifen kann und so den Beweis hat, dass er in Wahrheit mehrere Monate an diesen Kompositionen gearbeitet und gefeilt hat. Franz Schubert hat sich noch einem Monat vor seinem Tod für einen Kurs für Kontrapunkt angemeldet, weil er sich bei Weitem noch nicht für vollständig ausgebildet hielt und Anton Bruckner hat ewig studiert und gelernt, bevor er seine erste Symphonie schrieb. Interessanterweise hat sich dieser Geniegedanke aber dennoch beim Publikum durchgesetzt, das ein völlig falsches Bild vom Komponieren und dem Komponisten hat. Leider ist die Verbindung zur Öffentlichkeit mit dem Ende der Spätromantik und dem Beginn der Moderne zu einem großen Teil abgerissen. Bevor man ernsthaft anfängt zu komponieren, sollte man vor Allem viel Musik hören. Von de Machaut bis zu Werken, die dieses Jahr uraufgeführt werden: hören, hören hören. Wolfgang Rihm hat mal so schön gesagt, man kann nur selber originell sein, wenn man selber viel kennt. Hören und Partituren mitlesen sind die besten Möglichkeiten etwas zu lernen. Und vor allem nicht nur ganz große Werke. Maxwell Davis sagte einmal so schön: "Von Meisterwerken können Sie nichts lernen." Wenn ich mich nun also hinsetz und zu komponieren beginne und mir die entsprechenden Fragen beantwortet habe, sollte der Komponist nun genau abwägen, welche Mittel sich am besten eignen. Wenn ich ein trauriges Liebesthema für eine unerfüllte Liebe schreibe: Wie drücke ich das aus? Vielleicht, indem ich am Ende die Kadenz ausspare und das Thema wie auch die entsprechende Beziehung kein zufriedenstellendes (im traditionellen Sinne) Ende findet. Welche Intervalle (kleine Sekunde) drücken Schmerz aus, welche Tonkombination verbinde ich mit einer Bedrohung (Tritonus) und wie füge ich all das zu einem kunstvollen Ganzen zusammen? Es bringt nichts, sich ans Klavier zu setzen, an eine unglückliche Beziehung zu denken und dann ein bisschen zu Improvisieren, man muss akribisch und berechnend vorgehen. Man muss nüchtern überlegen, welche Hebel man in Bewegung setzt, um anschließend beim Hörer die gröstmögliche Emotionale Wirkung zu erzielen! Man sollte es dem Rezipienten auch nicht zu einfach machen. Das Publikum wird gerne überrascht oder auch mal gefordert. Muss ich wirklich immer Dur/Moll-Tonalität für die Helden nehmen und atonale Klänge für den Bösewicht? Warum das Ganze nichtmal umdrehen. Mit Klischees spielen, sie nicht nur bedienen.
  7. Finde ich sehr gut! Ich freu' mich drauf (zumal es momentan die einzige Abstimmung ist, bei der ich guten Gewissens mitmachen kann).
  8. Wie gesagt: Bist Du ein Über-Komplettist? Bei der 5-CD-Box erhälst Du neben vollständigen Filmmusik alle weitere Aufnahmen, die Rozsa gemacht hat PLUS alle drei LP-Neueinspielungen! Die Rhino enthält die vollständige Filmmusik inklusive mehrerer Stücke, die es nicht in den Film geschafft haben. Die Rhino sollte es mindestens sein, die FSM nur, wenn Du eine Überdosis brauchst bzw. Dich nicht satt hören kannst.
  9. Kann mir gut vorstellen, dass da eine gewisse Übersättigung vorherrscht und deswegen vielleicht weniger Exemplare eines Albums verkauft werden. Deswegen wahrscheinlich auch das radikale Aussortieren nicht mehr so stark gefragter Titel (was mich bei "Wolfen" und "White Fang" allerdings sehr erstaunt hat). "Shock Treatment" habe ich mir damals auf DVD-R aus den Staaten kommen lassen. Schade eigentlich, dass der so völlig unbekannt und vergessen ist. Mein Urteil darüber ist ja bekannt: Ein schicker B-Thriller, der weniger trashig ist als man wahrscheinlich denkt!
  10. Dann ist es aber mal höchste Zeit, etwas zu klären. Ich meinte: Dass ich gleich auf einmal so viel Filmmusik aus jüngerer Vergangenheit angeschafft habe, sei vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung! Ich habe ja nie zugestimmt von gestern zu sein, darauf also gar nicht Bezug genommen! Ich sehe es allerdings wie Peter: Nicht alles was Gegenwart ist, glänzt. Früher hatte man die Sklaverei, heute werden immer noch Kinder in fernen Ländern ausgebeutet oder Chinesen in Kellerräume eingesperrt, um unserer Markenkleidung herzustellen. Menschen werden zu niedrigsten Löhnen gehalten, damit wir unsere CDs schnell bekommen, heute sterben zwar nicht mehr 20 000 Soldaten auf dem Schlachtfeld pro Tag, dafür kann eine Bombe gleich Millionen Menschen auslöschen. Für mich persönlich kann ich lediglich festhalten: die Filmmusik frührerer Tage entspricht oftmals mehr meinem Empfinden musikalisch niveauvoller Schöpfungen, die in Hinblick auf das kompositorische Können meinen Erwartungen gerecht werden als da wären Instrumentation, Harmonik, dramaturgisch geschlossene Formen und ein versierterer Umgang mit dem Material. Perlen wie "A Single Man", den ich schon ewig lange vor mir herschiebe, bestätigen, dass es auch heute noch durchaus feinfühlig instrumentierte Filmmusiken gibt, die sich nicht auf den einfachsten Mitteln ausruhen und mit den simpelsten und naheliegendsten Akkorden zufrieden geben, aber der regelmäßige Kinobesuch zeigt mir leider auch, dass solche Werke eher die Ausnahmen sind, die die Regel bestätigen. Dass dafür mehrere Instanzen, Personen und vom System vorgegebene Regeln die Verantwortung tragen, ist klar. Das Ergebnis aber ebenfalls.
  11. Also streng genommen sind die Menschen, die neben aktuell erscheinenden Alben auch Mahler, Strauss oder Beethoven hören, hin und wieder mal die "Citizen Kane"-DVD aus dem Schrank holen oder sich Wagner in der Oper anhören von gestern, obwohl sie ein Mobiltelefon besitzen oder gerne ins Kino gehen, um aktuelle Filme zu sehen? Die Gültigkeit der Feststellung, dass jemand im Gestern lebt, weil er in einem kleinen Bereich des Lebens (nämlich der Filmmusik) sich an den Errungenschaften vergangener Tage freut, halte ich für arg dahingestellt. Ich besitze kein Smartphone, habe keinen Facebook-Account und kleide mich nicht wie ein lächerlicher Hipster. Macht mich das zu einer Person von gestern? Nach einigen Definitionen anscheinend schon, aber dann habe ich auch kein Problem damit (Das heißt noch lange nicht, dass ich darauf stolz bin). Im Übrigen: Gibt es überhaupt eine übergeordnete moralisch/ethische Begründun dafür, dass es konsequent etwas besseres ist, nicht von gestern zu sein?
  12. Vielleicht ja auch ein Schritt in die richtige Richtung
  13. Das liegt glaube ich eher daran, dass die Musik nur sehr schwierig zu bekommen war (Goldsmith at 20th Century Fox) und auch die Quellenlage in Bezug auf den Film (nie auf DVD geschweige denn Blu-Ray erschienen) sehr schlecht ist. Daher sind viele wahrscheinlich für derartige Einordnungen dankbar. Ich finde diese Veröffentlichung großartig und hätte nie zu träumen gewagt, dass es so eine Veröffentlichung in nährerer Zeit geben würde!
  14. Und damit ist der Bestand meiner Sammlung von Filmmusiken, die nach 2007 geschrieben wurden, um das sechsfache angestiegen!
  15. "Shock Treatment/Fate is the Hunter" ist eine absolute Wahnsinnsveröffentlichung! Eine der wenigen Goldsmith-Scheiben, die über müde Expandierungen hinausgehen und wichtige Lücken schließen.
  16. Ich persönlich glaube schon, dass der Autorenfilm in Deutschland viel kaputt gemacht hat und die Wahrnehmung intellektuellen Stoffes arg verzerrt hat. Wie "Warum läuft Herr R. Amok?" - Schlecht gedreht, schlecht gespielt, langweilig, platte Botschaft und die ist auch noch prätentiös - aslo MUSS es doch intellektuell sein! Ich habe das Gefühl, dass da auch heute im Rückblick viel falsch läuft und viele Sachen erhoben werden, die eigentlich nur durch das Feulleton überlebt haben. Wenn es denn wenigstens Trash wäre, aber beim Trash schwingt auch immer eine gewisse Poesie des Scheiterns mit. Letzten Endes ist bei Fassbinder natürlich auch seine Vorgehensweise schuld. Er wollte ja immer den Kritikern mit einem Film voraus sein, drehte zum Teil vier Stück pro Jahr. Dass dabei auch zum großen Teil hastig runtergekurbelter Kram entsteht, verwundert nicht. Ich bin gespannt auf sein späteres Werk und definitiv auf "Fontane: Effi Briest". Film - insbesondere der Kinofilm (und dafür haben nunmal auch Fassbinder und Schlöndorff gedreht) - basiert auf bestimmten Parametern. Wenn die nicht eingehalten werden, dann fällt das ganze schnell zusammen. Auch bei Schlöndorff-Filmen wie "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" wird deutlich, dass diese Filme nicht für die Leinwand geeignet sind (sowieso ist es ziemlich grausam, was Schlöndorff mit seinem dillettantisch ausgeleuchtetem, Gegenlicht-vermurksten Streifen der großartigen Buchvorlage angetan hat). Wie es anders geht hat meiner Meinung nach Werner Herzog gezeigt: Der hat wahrhaft großes Kino gemacht. Das sind Filme, für die gelitten und gekämpft wurde, die sich aber immer im Klaren darüber sind, dass sie dem Medium gerecht werden müsen! Solch herrliche Bilder wie "Aguirre", "Fitzcarraldo", "Nosferatu" oder "Cobra Verde" sie haben, eine so intensive Stimmung und zutiefst tragische Protagonisten und bewegende Schlüsse suchte ich bei Schlöndorff und Fassbinder bisher vergeblich. Aber ich gebe noch lange nicht auf, meine Suche geht weiter.
  17. Ja, ich habe mich in nordischen Gefilden immer wohl gefühlt!
  18. Es geht nichts über "Moin". Ein bisschen herb, aber dennoch sehr sehr herzlich!
  19. Nach anderthalb Jahren war der Vorrat aufgebraucht. Sonst hätte ich ja nicht schon letzte Woche einen Schlusstrich unter das Projekt in Form der Textsammlung gezogen. Und nach den ganzen amerikanischen Studioproduktionen bat meine Freundin um Ausflüge ins Autorenkino. Fassbinder macht den Anfang.
  20. Katzelmacher - Rainer Werner Fassbinder Ein sehr interessantes Frühwerk eines der angesehensten Regisseure der Nachkriegszeit. In die Rahmenhandlung einer ewig gelangweilten Jugendgruppe eines kleinen süddeutschen Ortes bettet Fassbinder Themen wie Rassismus und Prostitution ein, verfolgt den Kreislauf des Geldes oder die Verbreitung eines Gerüchts. Das Faszinierende an diesem Film ist die Tatsache, dass sämtliche Dialoge auf die kleinsten Partikel herunter gebrochen werden. Kein Wort wird verschwendet, kein Satz ausgeschmückt. Wenn sich die Leute nichts zu sagen haben, wird energisch geschwiegen. Fassbinder rpäsentiert uns herkömmliche Abläufe der zwischenmenschlichen Beziehungen in einem entschlackten Dialogskelett und lenkt so den Blick auf das Wesentliche. Die finanziell und technisch äußerst miese Situation des jungen Filmemachers wirkte sich - im Gegensatz zu seinen folgenden Filmen - sogar positiv auf das Werk aus. Wegen der Unkenntnis über die Möglichkeiten des Kameraturms sind sämtliche Szenen völlig fixiert aus einer einzigen starren Einstellung gefilmt, die so den Fokus noch besser zentrieren und die Starre der agierenden Personen treffend einfängt. Warum läuft Herr R. Amok? - Rainer Werner Fassbinder Technisch mangelhaft, dillettantisch geschauspielert, dramaturgisch unzureichend und inhaltlich prätentiös, ja gerade zu dumm! Über 90 Minuten begleiten wir den typischen Durchschnittsmenschen Herrn R., der mit einer attraktiven Frau verheiratet ist und in einem Architektenbüro arbeitet. Fassbinder reiht Szene an Szene aneinander, in der er dem Zuschauer die seiner Ansicht nach anscheinend bornierte bürgerliche Welt vor Augen führen will. Das Büro, in der der Protagonist mit seinen Kollegen emsig Linien zieht, der Elternsprechtag, eine Betriebsfeier, das sonntägliche Kaffeetrinken mit den Eltern etc. Durchschnittlicher Alltag eben und dementsprechend handelt es sich bei "Warum läuft Herr R. Amok?" um einen der unzähligen Fälle, in denen Kunst mit Langeweile verwechselt wurde. Die Moral der Geschichte ist völlig klar: Wer dieses Leben führt, kann ja irgendwann nur austicken (was in völlig unspektakulärer Weise auch passiert). Dabei ist diese Aussage in Bezug auf den Film schlichtweg prätentiös, denn genau so wie hier gezeigt, läuft das Leben unzähliger Menschen ab: Die kleinen Keilereien mit der Schwiegermutter, die Lästereien der Ehefrau, die Gespräche über Arbeitskollegen... Will Fassbinder ernsthaft Leuten den Vorwurf machen, dass sie sich über ihre akuten Situationen und Erlebnisse unterhalten? Will er ernsthaft ankreiden, dass Leute in den Skiurlaub fahren und anschließend darüber reden? Lächerlich! Besonders platt kommt dieser Film daher, weil keine Gegenlösung vorgeschlagen wird. Wäre es denn ernsthaft besser, man würde sich über Umweltverschmutzung, brutale Diktaturen und den Welthunger unterhalten? Wenn Fassbinder wirklich hätte etwas bewegen wollen, dann wäre es besser gewesen, er hätte anstatt diesen Film zu drehen, in Afrika einen Brunnen gebaut. Aber dazu war sich der Herr Rebell dann doch zu bequem: Er, der Wegweiser, muss den Weg anscheinend nicht selber gehen. Filmisch ist dieses Machwerk leider ebenfalls nur zum Weglaufen. Schlecht geschrieben und wahnsinnig amateurhaft gefilmt, geschnitten und gespielt ist "Warum läuft Herr R. Amok" alles andere als ein Kinofilm, noch nicht einmal ein Fernsefilm, sondern schlichtweg dillettantische, prätentiöse Selbstdarstellung eines geltungsbedürftigen Sozialkritikers.
  21. Sooo, endlich kam meine Bestellung an und ich muss sagen: Ich bin enttäuscht. "Epic Choral Action" und "Percussive Action" sind lediglich als CD-Rs angekommen! Habe sofort eine Mail an Imperativa geschrieben, denn es wäre mir neu, dass Immediate einige Alben nicht gepresst veröffentlicht hat.
  22. Super! Wird früher oder später eingetütet
  23. Vielleicht hilft ja ein Blick in den "Goldsmith Musik und Film"-Thread, um sich zumindest auch den Film schmackhafter zu machen.
  24. Der Letzte, dem ich eine Nachpressung verdenken würde, wäre Lukas Kendall. Je mehr seiner großartigen Veröffentlichungen erhältlich sind, umso besser!
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