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Omen III Für Damien Thorn, Satans Sohn lief bisher alles nach Plan. Durch seine höllischen Komplizen gelang es ihm seit frühester Kindheit, jeden aus dem Weg zu räumen, der sich seiner Karriere in den Weg stellen wollte. Von seinem Onkel Richard erbte er die Thorn Enterprises, die er zu einem der mächtigsten Unternehmen der Welt ausbaute und ihn zu einem der einflussreichsten Männer der USA machte. Doch Damien sieht sich einer neuen Bedrohung gegenüber: Eine einmalige Sternenkonstellation steht unmittelbar bevor und deckt sich mit einer Prophezeiung, die die Rückkehr Jesu voraussagt. Zur gleichen Zeit gelangt ein italienischer Mönchsorden wieder in den Besitz der sieben Dolche von Meggido – die einzige Waffe, mit der der Sohn Satans getötet werden kann. Die Dolche wurden bei Bergungsarbeiten aus den Trümmern des Thorn Museums geborgen und gelangten über Umwege nach Italien. Damien Thorn hat keine Ahnung von dieser Bedrohung, sein Ziel ist es, den wiedergeborenen Sohn Gottes sofort zu töten und da alles darauf hindeutet, dass der Erlöser in England zur Welt kommen wird, tritt er in die Fußstapfen seines Vaters und wird durch eine dämonische Fügung der amerikanische Botschafter Großbritanniens. In seinem Geburtsland eingetroffen wird Damien gleich in die höhere Gesellschaft eingeführt und lernt auch die Fernsehmoderatorin Kate Reynolds kennen, der er für ein Interview zusagt. Während der Sendung wird Satans Sohn von einem Mönch mit einem der Dolche angegriffen, doch der Attentäter verfängt sich in einem Kabel, stürzt und löst einen Brand aus, bei dem er selber grausam getötet wird. Damien bleibt unversehrt, aber sein Misstrauen ist geweckt. Somit kann er weiteren Angriffen seitens der Mönche vorbeugen, die ihren Einsatz mit dem Leben bezahlen. Der Druck auf Damien wird dennoch immer größer, denn schließlich ist die Nacht gekommen, in der Jesus in seiner menschlichen Gestalt auf die Erde zurückkehren soll. Der Antichrist schart eine Gruppe höriger Höllendiener um sich, der er einen grausamen Auftrag gibt: Alle männlichen Säuglinge, die in der zwischen 0:00 und 06:00 Uhr am 24. Juni geboren wurden, sollen getötet werden. In den folgenden Tagen häufen sich merkwürdige Begebenheiten, denen unzählige Neugeborene zum Opfer fallen… Der Erfolg der ersten beiden „Omen“-Teile veranlasste Produzent Harvey Bernhard, einen weiteren Teil zu produzieren. Anfangs sollte erneut Richard Donner, der auch bei „The Omen“ auf dem Regiestuhl saß, die Leitung übernehmen, doch seine Auseinandersetzungen bei „Superman II“ hatten zur Folge, dass Donner ebenfalls als Produzent tätig wurde und statt seiner Graham Baker Regie für „Final Conflict“ führte. David Seltzer war nicht mehr für das Drehbuch verantwortlich, doch der neue Autor Andrew Birkin konnte auf eine Menge viel versprechenden Stoff zurückgreifen. Damien war sich ab dem Finale des zweiten Teils über seine Bestimmung und seine Macht völlig im Klaren. Von dem instinktiv handelnden Kind zum an sich selbst zweifelnden pubertären Jugendlichen hatte der Antichrist nun eine Wandlung vollzogen: Er nahm seine Bestimmung an! Damien Thorn ist mit 32 Jahren ein selbstbewusster, erfolgreicher Mann, dem alles zu gelingen scheint. Erneut begleiten wir den bösartigen Protagonisten nun also während seines Feldzugs gegen die Vertreter des christlichen Glaubens und all jene, die sich ihm auf eine erdenkliche Weise in den Weg stellen könnten. Hierbei missachtet der Film sogar einen ganz wichtigen Aspekt der voran gegangenen Teile: Damien kann nur mit allen sieben Dolchen gleichzeitig getötet werden! Das Vorhaben der Mönche, den Antichristen einer nach dem anderen anzugreifen, konfligiert mit Bugenhagens Erläuterungen. Der familiäre Aspekt fällt dabei leider weg, denn von den nahen Angehörigen ist seit dem zweiten Teil keiner mehr am Leben. Auch die fiese Kombination von kindlicher bzw. jugendlicher Unschuld und dem personifizierten Bösen bleibt logischerweise aus. Der erwachsene Damien ist schlicht und ergreifend ein Bösewicht wie viele andere auch. Zwar mit einigen bemerkenswerten Fähigkeiten, aber ein im Großen und Ganzen ein berechnender, starker erwachsener Mann. Er könnte somit also auch vielleicht der Gegenspieler Supermans oder James Bonds sein. Was also bleibt ist die Grundkonstellation in der bemitleidenswerte Gutmenschen, ahnungslose Opfer oder religiöse Fanatiker auf brutale Art und Weise ihr Ende finden. Dieses Konzept war bereits beim zweiten Teil allbekannt und wurde mit einigen brutalen Schockeffekten gewürzt. Ähnlich verhält es sich beim dritten Teil: Hier wurden die Tötungsszenen besonders eindrucksvoll in Szene gesetzt wie der äußerst blutige Kopfschuss, dem der ehemalige US-Botschafter zum Opfer fällt, um Damien Platz zu machen oder der makabre Tod des ersten Mönchs bei der TV-Sendung. Als sei das nicht genug, versuchte man nun den Zuschauer offenbar an einer ganz empfindlichen Stelle zu erwischen: Dem Tod hilfloser Säuglinge. Zwar werden diese Handlungen immer außerhalb der jeweiligen Kameraeinstellung durchgeführt, dennoch muss man sich fragen, ob es nötig ist, über drei Minuten bösartigen Krankenschwestern dabei zuzusehen, wie sie die Sauerstoffversorgung von Brutkästen abdrehen, wie ein Priester einen Säugling bei dessen Taufe erstickt oder eine hypnotisierte Mutter ihren Erstgeborenen mit einem Bügeleisen tötet. Natürlich hinterlassen diese Szenen einen Eindruck, aber ihre Schockwirkung ist nicht durch die fiesen Unfälle, die durch ein Kind herbeigeführt werden, bedingt, sondern durch eine platte Grenzüberschreitung. Letzten Endes tut sich der Film hiermit keinen großen Gefallen und kann auch nicht darüber hinweg täuschen, dass das vorhersehbare Handlungskonzept mittlerweile ziemlich totgeritten wurde. Die darstellerischen Leistungen bewegen sich wie in den vorangegangenen Filmen auf solidem Niveau ohne große Ausbrüche nach oben oder unten. Nachdem man darüber nachdachte, die Hauptrolle mit Marlon Brando oder Gene Hackman zu besetzten, entschied man sich doch für den unbekannten Sam Neill, der seine Sache recht gut macht, manchmal aber ein bisschen zu bemüht rüberkommt. Lisa Harrow muss als Kate Reynolds für das emotionale Gegengewicht sorgen. Eine Aufgabe, die sie soweit es bei ihrer doch kleineren Rolle möglich ist, recht gut meistert Rossano Brazzi als Vater DeCarlo und seine Mönchskollegen gehören mit ihren ganz unterschiedlichen Herangehensweisen zu den interessantesten Gesichtern des Films. Insgesamt ist „The Final Conflict“ ein mittelmäßiger Horrorstreifen, der sogar weit hinter dem zweiten „Omen“-Teil zurück bleibt und kaum über nennenswerte Elemente verfügt, die ihn zu einem würdigen Nachfolger der „Omen“-Reihe machen. Bei einer Filmreihe mit wechselnden Regisseuren und Autoren, in denen entweder alle Hauptpersonen pro Film ums Leben kommen oder in der Fortsetzung von anderen Darstellern gespielt werden und sich von einem Teil zum Anderen Zeitsprünge von mehreren Jahren vollziehen, ist es besonders wichtig, ein Element zu haben, dass alle drei Teile verbindet. Produzent Bernhard wusste somit um die Bedeutung von Jerry Goldsmiths Funktion als Filmkomponist, der er stets einen Teil seiner Aufmerksamkeit einräumte. Goldsmith, der ungerne lange bei einem Projekt verweilte, blieb jedoch „The Omen“ durchweg treu, denn hier konnte er, auch wenn anfangs mit begrenzten Mitteln, seine Konzepte stets umsetzen. Die „Omen“-Reihe spannte dabei den Höhepunkt des Goldsmithschen Schaffens genau ein. Folgten auf „The Omen“ Meilensteine wie „Logan’s Run“, veredelte er 1981 neben „Final Conflict“ auch die TV-Miniserie „Masada“ mit seinen wuchtigen Klezmer-Klängen für Orchester oder den Disney-Spielfilm „Mit dem Wind nach Westen“ mit einer großartigen Abenteuermusik. Standen in der ersten Hälfte seines Schaffens ungewöhnlich modernistische Konzepte und unkonventionelle instrumentale Besetzung im Fokus seiner Kompositionen, so gaben ihm nun die größeren Produktionen die Möglichkeit, mit voll besetzten Orchestern zu arbeiten, die in filmmusikalischen Glanzleistungen wie „Secret of N.I.M.H.“ oder optimistisch kräftiger Kriegsfilmmusik wie „Inchon“ resultierten. Der immer größer werdende Anteil traditioneller Elemente in dem Schaffen des Meisters macht sich auch in dem jeweiligen Ansatz seiner „Omen“-Musiken bemerkbar. Schlug sich der Gegenpol der Elternliebe und der Zerstörungswut des kleinen Satansbraten in dem krassen Gegensatz zwischen lieblicher Melodik und archaischer schwarzen Messen nieder, so wurde der vokale Anteil in der Musik für „Damien: Omen II“ deutlich größer. In fast jedem Stück war nun der Chor zu hören während melodische Anteile stark zurückgingen. „Final Conflict“ entspricht den spätromantisch angehauchten Partituren dieser Zeit und bildet einen deutlichen Bruch zu den beiden voran gegangenen Vertonungen. Es lässt sich streiten, inweifern Goldsmith seine Aufgabe, eine musikalische Klammer um die Filme zu setzen, erfüllt hat. In Bezug auf den Films selbst ist die Musik allerdings über jeden Zweifel erhaben, denn die gewaltigen Klänge verleihen den Bildern erst ihre atmosphärische Dichte und das richtige Tempo. Für „Final Conflict“ stand dem Komponisten nun das erhoffte große Orchester mit einem ebenfalls üppig besetzten Chor zur Verfügung von dem er auch ordentlich Gebrauch machte. „Final Conflict“ gehört zu den pompösesten und ausuferndsten Werken in Goldsmiths gesamten Schaffen. Der oft heran gezogene Vergleich einer Oper trifft hier allerdings weniger zu. Zwar hat das der Musik fast durchweg anhaftende Pathos etwas künstlich-opernhaftes, allerdings entspricht diese Partitur eher einer gewaltigen spätromantischen Chorsymphonie und bewegt sich außerdem sehr nahe an ähnlich gelagerten Kompositionen des Golden Age – insbesondere Erinnerungen an Miklos Rozsa werden beim Hören von „Final Conflict“ unmittelbar wach. Jerry Goldsmith griff für den dritten Film auf kein Material des ersten oder zweiten Films zurück. Zwei neue Themen bestimmen wesentlich die leitmotivisch konzipierte Musik: Ein markantes und kräftiges Thema für Damien und eine sanfte Melodie für Jesus und seine sechs Diener, das während der Wiedergeburt des Heilands zu einer grandiosen Hymne gesteigert wird. Damiens Thema eröffnet Film und Musik in einer forschen Darbietung der Hörner und zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk. Mal in der Flöte und dem Fagott langsam heranschleichend, mal in voller Streicherbesetzung oder gar vom Orchester mit Chor intoniert ist es fast omnipräsent und brennt sich in das Gedächtnis des Hörers ein. Das Thema Jesu ist nicht minder wandlungsfähig und begegnet uns dank Goldsmiths versiertem Umgang mit seinem Material in immer neuen Facetten. Insbesondere die sanfte Darbietung dieses Themas durch die Streicher während Vater DeCarlos Gebet gehört zu den schönsten Ruhepunkten dieser so oft auftrumpfenden Musik. Den Höhepunkt erreicht das Thema während der Wiedergeburt und des Finales, in denen diese Melodie in vollem Streicher- und Chorsatz dargeboten und von Hornkontrapunkten flankiert wird. Derartige heroische Überhöhungen ist man von Goldsmith nicht sonst gewohnt. Das grausame Ableben der einzelnen Mönche versah der Komponist mit eigenem musikalischen Material. Ein pulsierender elektronischer Effekt liefert das Fundament für aufgebrachte Streicher, Xylophon und stoßhaft gerufene Worte des Chors. Die Szenen, in denen Damien einen Dialog mit seinem wahren Vater hält, vertonte Goldsmith leicht modernistisch. Lang gehaltene Töne der tiefen Streicher, frei- und teilweise atonale Melodien der verhaltenen Holzbläser und einzelne Zupfer der Harfe sorgen für eine befremdliche Atmosphäre. Jenseits dieser situationsbezogenen Elemente komponierte Goldsmith auch mehrere in sich geschlossene Stücke, die wichtige Szenen untermalen. Hierzu gehören die rund fünf Minuten Musik während des fast wortlosen Selbstmordes des US-Botschafters zu Beginn, denn Goldsmith meisterhaft unterlegte. Seufzende Chorlaute, sich dehnende Holzbläsermelodien steigern sich zu einem gewaltigen Höhepunkt, bis dem Politiker schließlich der Hinterkopf auseinander platzt. Zu den größten Würfen der Musik gehört auch unzweifelhaft die Vertonung einer englischen Fuchsjagd, an der Damien teilnimmt. Der galoppierende Rhythmus der Pauke und die treibenden tiefen Streicher bilden das Fundament für eine Hetzjagd der Bläser und Violinen, die Damiens Thema, von dem Tamburin voran gepeitscht, durch Hornrufe und Trompetenfanfaren manövrieren. Goldsmiths Spiel mit musikalischen Klischees und Topoi in Kombination mit seinem markanten Themenmaterial führt hier zu einer wahrlichen Ohrenfreude! Angesichts der großartigen Qualität der Musik ist es umso erstaunlicher, dass zum Filmstart kein Album erschien. Erst vier Jahre später rettete Varèse Sarabande die Musik durch ein CD-Album vor dem Vergessen. Dieses frühe digitale Produkt litt stark unter der schlechte Tonqualität, sodass Freunde der Musik dank der 2001 erschienenen „Deluxe Edition“ aufatmen konnten. Diese bestach nicht nur durch eine bessere Tonqualität und ein sehr informatives Booklet, sondern zusätzlich neuer Musik, denn nun konnten auch die Suspense-Passagen für Damiens „Gebete“ erstmals losgelöst vom Film gehört werden. Die filmchronologische Sequenzierung legt allerdings ein Problem der Musik offen: Nach der Montage der Säuglinge geschieht in der Musik nicht mehr viel. Beeindruckte Goldsmith in der ersten Hälfte noch durch immer neue Darbietungen seiner Themen kehrt nun deutlicher Leerlauf ein. Alles ab Track 10 Gehörte ist aus der ersten Album-Hälfte bekannt, wurde oft durch wenig interessante Brückenpassagen gestreckt, sodass die Musik leider in der Mitte durchhängt. Nichts desto trotz handelt es sich bei „Final Conflict“ um ein faszinierendes Werk in Goldsmiths Schaffen. So dicht bewegte sich der Meister kaum in den Sphären der üppigen Spätromantik und bombastischen Golden-Age-Vertonung. Diese Musik hat absolut nichts mit den voran gegangenen Teilen gemein und sollte als eigenständiges Werk betrachtet werden. Dennoch dürften diese bombastischen Klänge bei vielen Freunden der Filmmusik Anklang finden!
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Das Schöne ist ja, dass die 90er-Playmobil-Ritter mit ihren bunten Farben und den Klischeehaften Wappen (Schwan, Turm, Löwe etc) tatsächlich so aussahen wie Technicolor-Golden-Age-Ritter. Was eignet sich für so eine Szene besser als Korngolds "Turnier" aus seinem Robin Hood? Ich selber begrüße die Neuentdeckung Korngolds sehr. Alleine hier in Lübeck haben sie letztes Jahr den "Ring des Polykrates" gegeben und spielen diesen Sommer "Die Tote Stadt" - insofern gibt's mittlerweile mehr Korngold, aber seine Rennaissance vollzieht sich sehr langsam.
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Da ich gerade diese Reihe hinter mir habe, muss ich Oli zustimmen, dass sich die Filme unterscheiden, nicht aber was den Favoriten angeht Nach wie vor halte ich den ersten Teil für den besten, denn hier stimmt einfach alles: Die diabolische Musik, die Diskrepanz zwischen Elternliebe und der Zerstörungswut des Sohnes, der Kombination von kindlicher Unschuld und dämonischer Bösartigkeit sowie wirkungsvoll eingestreute Schockmomente. Der zweite Teil enthält fast alle diese elemente, ist aber in Hinblick auf Damien, der nun selbstständig denken, fühlen und handeln kann, etwas abgeschwächt, zieht aber in Sachen Gewalt stärker an. Die Musik schlägt zwar in eine ähnliche Kerbe wie die des ersten Teils, bildet eine Brücke zu der chorsinfonischen Musik des letzten Films, verfügt aber leider über keine große Eigenständigkeit. Der dritte Film fällt dann stark ab. Statt des erwarteten großen Böse gegen Gut ist Damien ein makellos gekleideter Geschäftsmann, der zum paranoiden Säuglingsmörder degradiert wurde. Goldsmiths Musik hat auch nur noch wenig mit den ersten beiden Teilen zu tun. Stattdessen präsentiert uns der Meister eine herrlich süffige spätromantische Schlachtplatte, die sich deutlicher von den archaischen, primitiven und klaren ersten Musiken nicht hätte unterscheiden können. Dennoch ein wirklich großer Wurf!
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Ich wünschte dem wäre so. Man muss sich aber auch fragen, inwiefern man "Wichtigkeit" bemisst. Wenn man z.B. vom Einfluss her ausgeht, hat Korngold wegen seines ab einem bestimmten Zeitpunkt "überholten" Stils in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts kaum seine Spuren hinterlassen. Auch, dass er zeitgenössische Komponisten geprägt hat (abgehesen von John Williams), wäre mir nicht bekannt. Stattdessen hat er auf famose Weise Einflüsse der Spätromantik und des Impressionismus zu einer eigenen schillernden Klangsprache verarbeitet. Dennoch erhält Konrgold leider viel zu wenig Aufmerksamkeit in der Musikwelt, als Filmkomponist abgestempelt erinnern sich einige vielleicht noch dunkel an sein "Violinkonzert" oder "Die tote Stadt". Bei mir persönlich hält der gute Mann allerdings seit Ewigkeit einen Ehrenplatz, denn außer Martin Böttcher hat insbesondere er die verregneten Sonntagnachmittage meiner Kindheit mit seinen schwungvollen Kompositionen in den Errol-Flynn-Filmen gerettet und mit der Neueinspielung zu "Robin Hood" die Abenteuer meiner Playmobil-Ritter untermalt.
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Dann wirf mal einen Blick in den "Letzten Film, den ich gesehen habe"-Thread
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Damien: Omen II Archäologe Carl Bugenhagen erfährt aus der Zeitung von dem Tod des amerikanischen Botschafters Großbritanniens und dessen Frau. Robert Thorn war wenige Wochen zuvor bei Bugenhagen und offenbarte ihm, dass sein Adoptivsohn Damien der Antichrist sei, woraufhin der Archäologe ihm sieben Dolche übergab, die einzige Waffe, mit der man den Sohn Satans töten könne. Nach dem Tod seiner Eltern wird der junge Damien Thorn von seinem Onkel Richard Thorn, dem reichen Besitzer des Großunternehmens Thorn Industries, aufgenommen, in dessen Familie er nun aufwächst. Alarmiert wendet sich der vom Alter geschwächte Bugenhagen an seinen Freund Michael Morgan, um Richard Thorn persönlich ein mit einer Warnung versehenes Paket zu überbringen, doch Morgan ist skeptisch. Daraufhin nimmt ihn sein Freund zu einer Ausgrabungsstätte an Yigaels Mauer, deren alte Malereien alle Gesichter des Antichristen aufzeigen. Michael Morgan erkennt nun, dass es sich bei einem der Gesichter um den sechsjährigen Jungen handelt, der in der Zeitung abgebildet ist, doch die Erkenntnis kommt zu spät. Wie durch eine überirdische Kraft stürzt die Tempelruine ein und begräbt Morgan und Bugenhagen unter einer Masse von Sand und Schutt. Sieben Jahre später beginnt für Damien und seinen Cousin Mark die Ausbildung auf einer Militärakademie. Während des letzten Abends der beiden Jungs im Hause der Thorn Familie erhebt Richards ältere Schwester Marion schwere Vorwürfe gegen ihn und seine Frau. Sie findet, dass Damien einen schlechten Einfluss auf Mark, den leiblichen Sohn der beiden hat und droht sogar, Richards Anteil an ihrem Erbe zu streichen, sollte dieser Damien nicht verstoßen, doch dieser weigert sich. In der kommenden Nacht verursacht die Erscheinung einer Krähe bei der alten Dame einen Herzanfall, dem sie sofort erliegt. Wenig später wird Richard Thorn von der Journalistin Joan Hart kontaktiert, die mit Keith Jennings befreundet war und selbst die Wand Yigaels gesehen hat. Thorn reagiert erbost auf ihre Fragen und schickt sie fort. Hart macht sich selbst auf die Suche nach Damien in der Militärakademie, doch als sie sein Gesicht erblickt, fährt sie panische davon. Nachdem ihr Wagen auf einer Landstraße liegen blieb, werden ihr von einer Krähe die Augen ausgepickt und – blind umhertaumelnd – wird sie von einem vorbei rasenden LKW erfasst und überfahren. In der Militärakademie stellt sich der neue Ausbilder Unteroffizier Neff den Jungs vor. In einem Gespräch unter vier Augen offenbart er Damien dessen wahre Identität. Damien ist schockiert, doch als er selbst das Teufelsmal unter seinem Haar entdeckt, scheint kein Zweifel möglich… Nachdem immensen, aber auch überraschenden Erfolg von „The Omen“ war Produzent Harvey Bernhard bemüht, möglichst schnell eine Fortsetzung in die Kinos zu bringen. Autor David Seltzer steuerte ein Drehbuch bei, aber Regisseur Richard Donner war verhindert, sodass Don Taylor die Regie übernahm. Auch der restliche Stab bestand fast vollständig aus anderen Leuten und da sämtliche Hauptfiguren im ersten Film gestorben sind, sind fast ausschließlich neue Darsteller in „Damien: Omen II“ zu sehen. Die Fortsetzung folgt insgesamt deutlich dem Konzept des ersten Teils. Wieder einmal versucht ein zuerst zweifelnder Patriarch der Thron-Familie, der eine wichtige Stelle innehat, nach seiner Läuterung seinen Adoptivsohn Damien mit sieben heiligen Dolchen zu töten. Sämtliche Menschen, die sich dem Sohn des Teufels in den Weg stellen, werden dabei durch makabre Unfälle aus dem Weg geräumt. Der zweite Teil bietet somit kaum Überraschungen und scheint die geringe Abwechslung durch ein größeres Maß an Gewalt übertünchen zu wollen. Insbesondere der Tod Joan Harts und Dr. Charles Warren werden möglichst brutal inszeniert. Diese Szenen verfehlen ihre Wirkung nicht, insbesondere die Fahrstuhlszene, in der man irrtümlich meint, der Verunglückte sei gerade noch einmal dem Tod von der Schippe gesprungen. Ein wichtiges Element hat sich dennoch geändert: Damien ist im pubertären Alter. Die makabre Kombination von Niedlichkeit und Bösartigkeit funktioniert nur noch bedingt. Stattdessen ist „Damien: Omen II“ in gewissem Maß eine Geschichte über das Erwachsenwerden und das Finden der eigenen Identität. Es mutet etwas merkwürdig an, dass nach den unzähligen Todesfällen aus dem ersten Film nun anscheinend für sieben Jahre Ruhe einkehrte, bevor die nächste Welle an Unglücksfällen die Familie Thorn erschüttert. Auch Damiens hadern mit seiner Identität schwächt sein diabolisches Potential um einen erheblichen Anteil. Dass die Reinkarnation des Teufels in der Lage ist, den Cousin zu lieben wirkt unpassend, da sich der kleine Damien von solchen Gefühlen nie irritieren ließ. Die darstellerischen Leistungen bewegen sich alle auf mittlerem bis guten Niveau und nehmen sich somit nichts mit dem ersten Teil. Anstelle von Gregory Peck muss nun Adoptivvater William Holden gegen die Machenschaften seines Sohnes kämpfen. Dieser wird nun von Jonathan Scott-Taylor dargestellt, dessen etwas zurückhaltendes Spiel der zögerlichen Rolle sogar entgegen kommt. Auch Lee Grant wirkt in ihrer Rolle als Ann Thorn etwas blass, das garantiert allerdings zum Schluss eine kräftige Schockwirkung. Robert Foxworths Bill Atherton gehört zu den fiesesten Charakteren, scheint der mächtige Satansdiener bei Thorn Enterprises doch alle Fäden in der Hand zu haben und seinem jugendlichen Schützling mit Freuden den Weg freizuräumen. Elizabeth Shepard als Journalistin Joan Hart hat zwar nur einen kurzen Auftritt, überzeugt aber dennoch auf ganzer Linie und über Leo McKerns Auftritt als Carl Bugenhagen dürften sich Freunde des ersten Films gefreut haben. Letzten Endes ist "Damien: Omen II" bei Weitem nicht so wirkungsvoll wie der erste Teil, bildet aber im großen und Ganzen eine angemessene Fortsetzung mit soliden Darstellern und einigen wirkungsvollen Schockeffekten, die allerdings nichts für schwache Nerven sind. Sämtliche Hauptfiguren aus dem ersten Film bis auf Bugenhagen, der allerdings schnell abtritt, sind tot und Damien wird von einem anderen Darsteller gespielt. Auch hinter der Kamera arbeitet ein völlig anderes Team, sodass es an Jerry Goldsmith war, die beiden „Omen“-Teile auch jenseits der Handlung miteinander zu verbinden. In der komfortablen Lage, auf die Filmreihe nachwirkend zurück blicken zu können, stellt „Damien: Omen II“ nicht nur eine musikalische Bindung zum ersten Teil dar, sondern weist deutlich auf den folgenden dritten Teil der Trilogie hin. Die Partitur zum zweiten Teil ist mit einer guten halben Stunde Laufzeit die kürzeste „Omen“-Musik und wurde für durchschnittlich besetztes Orchester, gemischten Chor und Synthesizer instrumentiert. War die Musik zu „The Omen“ noch klar in zwei musikalische Welten gegliedert, die von dem finsteren „Ave Satani“ und dem Liebesthema repräsentiert wurden, so ist die Musik zur Fortsetzung deutlich düsterer geworden. Damiens Macht ist deutlich gewachsen, denn Satans Sohn weiß nun um seine Identität. Daher ist der Chor mit einer Ausnahme in allen Stücken eingesetzt und lässt so schon die gewaltige chorsymphonische Konzeption des dritten Teils voraus ahnen. Dabei lässt sich die Partitur grob in zwei andere Gebiete unterteilen: Action und Suspense. Während der Komponist bei der Vertonung der Gräuelszenen teilweise auf Passagen aus „The Omen“ zurückgriff, komponierte er für die Suspense-Passagen äußerst stimmige Stücke für Streicher mit mysteriösen Chorvokalisen. Wie auch im Film kein aus „The Omen“ bekanntes Gesicht zu sehen ist, so verwendet Goldsmith auch keins der beiden Hauptthemen innerhalb der Musik. Das Liebesthema ist mit dem Tod des Ehepaar Thorn verstummt und das „Ave Satani“ erklingt erst zum Finale, um den Kreis zum ersten Teil zu schließen. Stattdessen arbeitet der Komponist mit mehreren Nebenmotiven aus den choralen Passagen des Originals, die er hier als wichtige Motive einsetzt. Er verzichtete zudem auf die Komposition eines neuen Hauptthemas, sodass „Damien: Omen II“ mehr auf Atmosphäre und Stimmung zu setzen scheint denn auf Wiedererkennungswert. Im Vergleich zu dem ersten Teil mit den zwei Hauptthemen und dem dritten Film, der ebenfalls ein prägnantes Thema bekommen sollte, bleibt „Damien: Omen II“ auf eine gewisse Art und Weise anonym und wirkt eher wie der Nachklang der Musik zu „The Omen“. Der zweite Teil verlangte in der Musik durch die längeren Todesszenen deutlich mehr Tempo, sodass die archaischen und stampfenden Gesten des „Ave Satani“ der Spannung entgegen gewirkt hätten. Schon der Vorspann, der während Bugenhagens rasanter Fahrt läuft, verlangt eine entsprechende Vertonung, die gleichzeitig den Charakter der Filmmusik festlegt: Die pendelnde Bassfigur des originalen „Ave Satani“ erklingt in doppelt schnellem Tempo und ist mit einigen spritzenden Synthieeffekten versehen. Der originale lateinische Text ist zwar beibehalten worden, doch nicht der sprechgesangliche Gestus der Vorlage. Stattdessen komponierte Goldsmith für den Text eine neue, fast seufzende Melodielinie für den Chor und rückt ein Nebenmotiv aus der ersten Musik ins Zentrum. Dieses Thema erklang im ersten Teil oft im Zusammenhang von bedrohlichen Situationen und wurde auch vom Chor intoniert. Statt der Hunde, die in „The Omen“ mit rein elektronischen Mitteln vertont wurden, sind Damiens tierische Knechte nun Krähen, für die Goldsmith avantgardistisches Material entwarf: Eigentümliche Kehllaute der männlichen Choristen mischen sich mit Blitzartigen Synthieeffekten und erschaffen so merkwürdige, fast hässlich zu nennende Klänge. Instrumente sowie die menschliche Stimme werden mehrfach mit alternativen Spieltechniken verfremdet. So gibt es auch wieder mehrere Glissandi des Chors oder durcheinander geflüsterte Worte. Nur einmal, bei der Schneeballschlacht zwischen Damien und Mark gegen Richard lichtet sich die düstere Partiur zu Gunsten von beschwingten Streichern, Harfenklängen und Holzbläsergirlanden. Dies ist auch das einzige Stück ohne Chor in der gesamten Partitur. Auch die Musik für die Nacht, in der Richard den Brief liest, gehört zu den wenigen lyrischen Passagen aus „Damien: Omen II“. Aus Zeitgründen war es nicht möglich, dass Goldsmith die Musik mit den Londoner Philharmonikern einspielte, sodass die Musik in Los Angeles eingespielt wurde. Für ein LP-Album zum Filmstart entstanden neue Aufnahmen der für einen besseren Hörfluss leicht abgeänderten Partitur – dieses Mal in London. Auf Grund der Kürze der Musik enthält das Album fast die komplette Musik mit Ausnahme eines kurzen Segments mit dem Krähen-Material und der vergnügten Musik für die Schneeballschlacht, die anscheinend zu sehr aus dem düsteren Konzept heraus fiel. Diese LP-Aufnahmen wurden zweimal auf CD veröffentlicht, bevor Varèse Sarabande die vollständigen Originalaufnahmen mit der Album-Version in Form einer „Deluxe Edition“ auf den Markt brachte. Was niedlich mutet es an, wenn Townson in dem sehr informativen Booklet betont, dass auf dieser CD JEDE aufgenommene Minute enthalten ist (was auf die anderen beiden Deluxe Editionen der „Omen“-Reihe leider nicht zutrifft.) „Damien: Omen II“ leidet ein wenig an der Abwesenheit eines prägnanten Hauptthemas und Ähnlichkeit zum ersten Teil, besticht aber durch eine dichte Atmosphäre und handwerkliche Qualität, weshalb es letzten Endes dem Einzelnen überlassen ist, sich dieses Album aus Gründen der Vollständigkeit oder der Musik zulegt. Von allen drei Alben ist dieses aber das Schwächste.
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Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Eine wirklich faszinierende Musik, in der Goldsmiths feinfühliger und meisterhafter Umgang mit seinem Material mit seiner fast schon grobschlächtigen Derbheit kollidiert! Auch diese Musik zeichnet sich durch einen schmucklosen, von jeder instrumentatorischer Lametta befreiten Orchestersatz aus, was dem Liebesthema seine Reinheit und der diabolischen Messe ihren primitiven Charakter verleiht. "The Omen" befindet sich nicht auf meiner Top-5-Liste Goldsmiths, hat aber eine Sonderstellung ob seiner unglaublichen brutalen Kraft. Herrlich! -
Naja, das ist doch aber ein klassischer filmmusikalischer Habitus: "Wir brauchen Chorgesang." -"Ja, dann schlag' mal im Stohwasser nach irgendwelchen prägnanten Worten, die wir dann irgendwie zusammen setzen." Einen besonderen Spaß haben mein Kumpel und ich uns mal gemacht, als wir einen "Immediate Music"-Text (Ich glaube "Sonata Immortalae") wörtlich übersetzt haben. "Legiones ab comae" - "Die Haarlegionen"
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Die Prager haben einiges geleistet, was die Filmmusik betrifft, keine Frage, aber wenn ich bedenke, was für hervorragende Orchester es hier in Deutschland gibt, die den Pragern überlegen sind und wie desaströs momentan die Lage für all diese über Jahrhunderte gewachsenen Klangkörper ist (ich erinnere da nur an die katastrophale Fusion der beiden SWR-Orchester), dann ist es jedes Mal ein Schlag ins Gesicht, wenn Komponisten ins Ausland gehen. Ich bezahle meine Gebühren nicht für Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen, ätzende Sonntagvormittag-Musikshows oder volksverdummende Musikantenstadl. Aber ein deutsches Orchester würde ich gerne mit meinem Geld unterstützen. Danke, Oli, das würde mich echt mal interessieren, wie er sich da rechtfertigt! Bei einer Antwort wie "Die Prager sind halt ein supertolles Orchester." wäre ich euch für kritisches Nachhaken sehr dankbar! Denn da gibt's doch im deutschen Raum einige A-Orchester, denen die Prager noch nicht das Wasser reichen können.
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Also doch "Antichristus"?
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Danke für die lieben Worte! Beruflich mache ich das nicht, vielmehr sind diese Texte aus dem rein egoistischen Zweck entstanden, mein Wissen noch einmal zu koordinieren und inhaltlich zu bündeln. Dann dachte ich mir, dass aber auch andere etwas mit den Informationen anfangen könnten und habe das veröffentlicht. Wenn man die Fakten, die man über den Film und die Musik weiß, in einem (hoffentlich) flüssigen Text zusammenfasst, verankern sich die Dinge nochmals im Gedächntnis. Um die persönliche Einschätzung komme ich nicht herum, das habe ich auch gar nicht vor, aber es ist auch deswegen hilfreich, weil man hier manchmal auf Gegenmeinungen stößt ("Star Trek: Nemesis", Goldsmiths später Orchestrierungsstil...) und Diskussionen entstehen, die einem die Möglichkeit geben, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu überdenken (Danke hierbei insbesondere an Jonas, Sami, Sebastian und Souchack). Babis: Mein Latein ist nun auch gut fünf Jahre her, übermorgen kommt ein guter Freund, der auf ein humaistisches Gymnasium gegangen ist und daher Letein und Altgriechisch hatte. Ich werde ihm den Text nochmal vorlegen. Gegen Deinen fundierten Einwand kann ich nämlich momentan nichts sagen... Und natürlich sind's 40 Jahre
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Ich würde es ja auch okay finden, wenn da wenigstens ein bisschen kritisches Gegengewicht herrschen würde. Viele Gespräche mit Filmmusikkomponisten wurden auch von Freunden der Materie geführt und da kommen meistens recht unkritische Fragen bei raus. Der Komponist darf ein bisschen über das, was er gerade macht, plaudern. Geschickte Leute wie Zimmer können mit ihrer sympathischen Art ihr nächstes 2-Stunden-Brummen als superinnovative Neuerung der Filmmusik verkaufen, anstatt sich für die akustische Gleichschaltung und der industriellen Fetigung neuen d-moll-Pathos' rechtfertigen zu müssen. Ich ätte bei Ottman auch gerne gehört, was denn nun überhaupt eine "zeitlose" Filmmusik ausmacht, wie er zu freien Atonalität in dem Zusammenhang steht etc. Da wäre wirklich viel mehr dringewesen. Danke, Thomas!
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The Omen - Das Omen Robert Thorn, der amerikanische Botschafter in Rom und seine Frau wünschen sich sehnlichst ein Kind. Schließlich wird Kathy schwanger und gebiert am 6. Juni morgens um 6 einen Sohn, der allerdings am selben Tag verstirbt. Robert weiß nicht, wie er seiner Frau den Tod des lang erwarteten Kindes beibringen soll, als ein Priester im Korridor des Krankenhauses zu ihm tritt und ihm mitteilt, dass er ein Kind adoptieren könne. Zur selben Zeit bekam nämlich eine andere Mutter in demselben Krankenhaus ein Kind, die allerdings die Geburt nicht überlebte. Der Priester rät Thorn, das Kind als seines anzunehmen und niemandem zu erzählen, dass es sich hierbei nicht um den eigenen Sohn handelt – insbesondere nicht Kathy! Der Botschafter geht nach einigem Zögern auf das Angebot des Geistlichen ein, sodass Robert und Kathy die Eltern des kleinen Damien werden. Das Schicksal scheint der kleinen Familie hold, denn Robert wird zum Botschafter nach London versetzt und bald leben die Thorns in einem großen Anwesen in der Nähe der britischen Hauptstadt. Ab dem fünften Geburtstag Damiens allerdings beginnen tragische Ereignisse das ruhige Leben des Botschafters und seiner Frau zu trüben. Auf der Geburtstagsfeier erhängt sich Damiens Kinderfrau vor den Augen unzähliger Kinder und Eltern. Kurz darauf wird Robert Thorn von einem Geistlichen in seinem Büro aufgesucht, der durch einen Artikel über den Selbstmord der Frau aufmerksam wurde und versucht, dem Botschafter mitzuteilen dass Damien der Antichrist, Satans Sohn sei. Thorn ist entrüstet und lässt den Mann aus dem Gebäude entfernen. Als die Familie des Botschafters einer kirchlichen Hochzeit beiwohnen will, wird Damien von Panikattacken gepeinigt, sobald das Auto über den Kirchhof fährt und auch bei einem späteren Ausflug in einem Safarizoo werden der Sohn und seine Mutter von Pavianen attackiert. Kathys Psyche wird mit der Zeit zunehmend labil und so bittet sie ihren Mann, einen Therapeuten ausfindig zu machen. Kurz darauf wird Thorn wieder von dem Geistlichen kontaktiert, der dem Botschafter mitteilt, dass seine Frau in Gefahr sei. Thorn hält den Unbekannten für einen Psychopaten, trifft sich aber dennoch mit ihm. Vater Brennan zitiert einen alten Vers, der den Aufstieg des Antichristen prophezeit und eröffnet Robert, dass seine Frau wieder schwanger sei, Damien aber niemals zulassen würde, dass sie das Kind bekommt. Erneut schenkt Thorn den Warnungen keinen Glauben. Am nächsten Tag liest er in der Zeitung, dass Vater Brennan auf dem Rückweg von dem Treffen zu Tode gekommen ist und Kathy teilt ihm am Abend mit, dass sie ein neues Kind erwartet… Mit „Das Omen“ gelang Regisseur Richard Donner ein Klassiker des Horrorfilms und der Start einer erfolgreichen Karriere, die „Superman“, die „Lethal Weapon“-Reihe“ oder „Maverick“ hervorbrachte. David Seltzers Drehbuch liefert eine ganz eigene Interpretation der Offenbahrung des Johannes, die unter Anderem den Aufstieg des Satanssohnes auf der Erde beschreibt und deutet den Text so, dass nun die Zeit gekommen ist, in der die Reinkarnation des Satans auf die Welt gekommen sei. Zwar ist der kleine Damien der Dreh- und Angelpunkt des Films, dennoch ist Robert Thorn der Protagonist. Mit ihm fiebert, leidet und fürchtet der Zuschauer. Donners Regie schöpft das Potential des Films voll aus und besonders die Inszenierung Damiens verfehlt ihre Wirkung nicht. Das schweigsame Kleinkind, das mit seiner groben, kindlichen Fahrlässigkeit die eigene Mutter von der Galerie stürzt, von Panikattacken in der Nähe einer Kirche geschüttelt wird oder wissend in die Kamera grinst, gehört zu den bösartigsten Wesen der Kinogeschichte. Dabei bleibt es dem Zuschauer überlassen, ob er einen voll ausgewachsenen bösen Geist in dem Kind erkennt oder aber das Kind als Teufelsinstrument sieht. Die Kombination von Niedlichkeit und unendlicher Bösartigkeit ist immer sehr wirkungsvoll und in „The Omen“ besonders deshalb so reizvoll, weil nie ganz klar wird, inwiefern das Kind weiß, was es da tut und so noch unberechenbarer erscheint. Der Film ist innerhalb der letzten 47 Jahre sehr gut gealtert und vermag trotz seines verhältnismäßig langsamen Erzähltempos zu schockieren. Anstatt einen Schauwert nach dem nächsten zu verpulvern, setzt Donner auf besonders heftige Schockmomente, die zu Beginn in die familiäre Idylle hereinbrechen und gegen Ende die stets wachsende Spannung heftig entladen und schnell wieder anziehen lassen. Insbesondere der Selbstmord des Kindermädchens auf dem Geburtstagsfest ist wegen seiner Plötzlichkeit so grausam. Später bereitet Donner den Zuschauer auf die kommenden Ereignisse wie die Hundeattacke oder Kathys Sturz genau vor, lässt aber eine quälend lange Zeitspanne vergehen, bevor das Unvermeidliche mit größter Brutalität losbricht. „Das Omen“ war wie viele Horrorfilme nur mit einem kleinen Budget ausgestattet, weshalb neben einem gealterten Stars nur mäßig prominente Schauspieler engagiert waren, die zwar alle überzeugende, aber keine herausragenden Leistungen erbrachten. Insbesondere Gregory Peck, der im Golden Age seine größten Erfolge feierte, weist für die Rolle des terrorisierten Robert Thorn viel zu wenig Mimik auf und bleibt so hinter den Möglichkeiten seiner Rolle zurück. Lee Remick überzeugt in ihrer Rolle als Kathy und auch David Warner leistet gute Arbeit. Billie Whitelaw als Damiens neues Kindermädchen scheint die Rolle der Höllengefährtin sichtlich Spaß zu machen und ihr bedrohliches Spiel bleibt auch nach dem Film im Gedächtnis. Ein großes Lob gebührt natürlich auch Harvey Spencer Stephens als Damien, der sich im wahrsten Sinne des Wortes vortrefflich im Casting schlug und das Teufelskind zu der Kultfigur gemacht hat, die es heute ist. Dennoch sind es neben der Musik insbesondere das Drehbuch David Seltzers und die atmosphärische Regie, die „Das Omen“ auch heute noch so sehenswert machen und über die einen oder anderen schauspielerischen Defizite hinwegtäuschen. Jerry Goldsmith war Donners erste Wahl für „Das Omen“ und es gelang dem Regisseur glücklicherweise, das Budget ein wenig aufzustocken, um den Komponisten angemessen bezahlen zu können. Dieser steuerte seit den späten 60er Jahren geradewegs auf den Zenit seiner Karriere zu, die wahrscheinlich von 1976 mit „Logan’s Run und „The Omen“ bis 1982 mit „Poltergeist“ ihre Höhepunkt erreichte. Zwar waren die finanziellen Möglichkeiten nicht die besten, dennoch verfügte Goldsmith neben einem kleinen Orchester auch über einen gemischten Chor, der eine wichtige Funktion einnehmen sollte. Der Musikeinastz in die „The Omen“ zeugt von dem beispiellosen Gespür des Komponisten für Dramaturgie und Musik. Mal bereitet er den Zuschauer auf das baldige Unglück vor, mal bricht die Musik völlig unerwartet herein und verdoppelt die Wirkung der Schockeffekte. Film und Musik beginnen mit dem musikalischen Material für Damien: Einer archaischen Hymne, die von den Sängern über einen primitiven Rhythmus der tiefen Instrumente gesprochen wird: "Sanguis bibimus, corpus edimus, tolle corpus Satani. Ave Satani, Ave Versus Christus“ („Wir trinken Blut, wir essen Fleisch, erheben den Körper des Satans. Heil, Satan, Heil Antichrist“) Wir so oft bei lateinischen Texten in der Filmmusik gibt es auch hier eine grammatikalische Unstimmigkeit, da es „Sanguinem bibimus sowie „Ave Satana“ und „Antichriste“ heißen müsste. Sämtliche Chorarrangements stammten für diese Musik von Orchestrator Arthur Morton, da Goldsmith der Ansicht war, sein Chorsatz sei ein wenig „eingerostet“. Das „Ave Satani“ gehört zwar nicht zu den musikalisch anspruchsvollsten Kompositionen des Meisters, trifft aber den Ton des Films und die Atmosphäre perfekt und vermag einem auch nach knapp 40 Jahren immer noch einen Schauer über den Rücken zu jagen. Wie auch in „Poltergeist“ arbeitet Goldsmith mit zwei konfligierenden musikalischen Elementen. Auf der einen Seite steht das bedrohliche „Ave Satai“, dem ein sehr lyrisches und cantabiles Thema für das Ehepaar Thorn gegenüber gestellt ist. Dieses Thema ist von Goldsmiths Einfachheit geprägt und besticht durch seine melodische Klarheit. Das erste Mal erklingt dieses Thema während der Konservation auf dem Korridor des Krankenhauses und wird in Goldsmiths evaluierter Harmonik anfangs stark verschleiert, bevor es erstmals bei der Ankunft der Familie in England erklingt. Mal von der Flöte oder Oboe über die sanfte Begleitung einer Harfe gespielt, mal in vollem Orchestertutti begleitet dieses Thema das Ehepaar bis zu Kathys Tod, bevor es nur noch geisterhaft erklingt. Wie vielschichtig und sorgfältig mit seinem motivischen und thematischen Material arbeitet zeigt sich an einem dritten Motiv, das eine Klammer um das „Ave Satani“ sowie das Liebesthema bildet. In der Vorspannmusik erklingt eine prägnante Tonfolge in den Violinen, die mit einer fallenden Sexte beginnt. Dieses Motiv fungiert auch als Nebenmelodie zu den zahlreichen Arrangements des Liebesthemas und schlägt so eine Brücke zwischen dem diabolischen, durch Damien repräsentierten Element und der entscheidenden Liebe des Ehepaares Thorns. Ein weiteres, mysteriöses Motiv steht für die Zweifel und Bedenken Roberts, die durch sein Umfeld und seine eigenen Überlegungen geschürt werden. In der Konversation mit seiner Frau nach ihrem Sturz verwebt Goldsmith das Liebesthema, das Seitenmotiv und diese mysteriöse Phrase auf meisterhafte Art und Weise zu einem tief emotionalen Stück. Während also das Liebesthema und die weiche Klänge für die Thorns stehen, kommt stets der Chor, tiefe Streicher und Blechbläser für Machenschaften des Teufels zum Einsatz. Insbesondere die Musik für die Szenen, in denen sich Damiens wahre Herkunft erkennen lässt – bei der Fahrt zur Kirche und im Wildpark – komponierte Goldsmith hervorragende Suspense-Musik. Auf Bitte von Donner arbeitete er mit einem kurzen rhythmischen Motiv, das sich immer weiter steigert. Stoßhafte Akkorde der (elektronischen) Orgel legen das Fundament für stetig anschwellende Orchesterklänge, bevor der Chor mit seinen beschwörerischen Sätzen einsteigt. Goldsmith erwähnte einmal, dass eine der Hauptfunktionen der Filmmusik sei, das Tempo der jeweiligen Szenen zu bestimmen. Diese Möglichkeit nutzt er in den Actionszenen auf beeindruckende Weise. In dem Gewitter nach dem Treffen mit Vater Brennan erinnern die treibenden, abgehackten Akkorde des Orchesters an den „Tanz der jungen Mädchen“ aus Strawinskys „Sacre du Printemps“ während der Chor die Worte „Versus Christus, Ave Satani“ ruft, bevor ein grässlicher Aufschrei des Chores die Musik zum Schweigen bringt. Schreie und andere ungewöhnliche Geräusche werden von Goldsmith auch öfter eingesetzt und insbesondere die Glissandi der Stimmen beim Kampf zwischen Robert Thorn und Damiens neuem Kindermädchen lassen die Bilder der verzerrten Gesichter erst wirkungsvoll werden. Zum Filmstart erschien eine LP mit Auszügen der Originalaufnahmen sowie einem eigens für das Album produzierten Song, für den Goldsmiths Frau Carol einen Text für das Liebesthema schrieb und das Lied auch einsang. Der LP-Schnitt der Musik wurde auch auf CD veröffentlicht, bevor Varèse Sarabande 2001 eine erweiterte Deluxe Edition der Musik auf den Markt brachte. Neben dem informativen Booklet, das von Produzent Townson selbst verfasst wurde, besticht das Album auch durch eine bessere Klangqualität. Da das Orchester allerdings recht klein war und die Aufnahmen über 30 Jahre alt ist der Klang teilweise immer noch schrill und dünn. Wie bei fast jeder „Deluxe Edition“ des Labels ist auch die Musik zu „The Omen“ nicht komplett. Neben den kurzen rein elektronischen Momenten für den Hund fehlen auch interessante Stücke wie die Musik zur ersten Begegnung zwischen Damien und seinem neuen Kindermädchen oder der Suche Thorns und es Fotografen nach dem Priester in dem italienischen Kloster. Auch von der Musik für das Finale ist nur eine alternative Version zu hören, die mit einer treibenden Fassung des „Ave Satani“ aufwartet, während im Film eine Darbietung des Liebesthemas zu hören ist. Die Bänder für die Filmversion sind laut Booklet leider verschollen und so ist auch vielleicht der Verbleib der übrigen Stücke zu erklären. Einige Jahre später allerdings erschien eine Blu-Ray mit einer isolierten Musikspur, die bis heute die vollständigste Veröffentlichung der Musik darstellt.
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Leider wie nahezu alle Filmmusik-Interviews eine ziemliche Speichelleckerei seitens des Befragers: "Boah, das hört sich ja toll an!", "Wow, da hattest Du bestimmt viel zu tun.", "Manmanman was für eine irrsinnig tolle Idee." Alles was ich hier über die Musik lese scheint recht vielversprechend, aber solche Geschichten wie die elend totgeprügelten Taikos sind doch nun wirklich kein "zeitloser" Ansatz sondern eine Krankheit dieses und des letzten Jahrzehnts.
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Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Bei der Intrada kann es sich doch eigentlich nur um einen Steiner handeln... -
Poltergeist 2 Vier Jahre ist es nun her, dass der Poltergeist-Fluch das Haus der Familie Freeling verschluckte. Die Freelings leben nun, mit Ausnahme von Dana, bei Dianes Mutter Diana. Die nervenaufreibenden Ereignisse sind nicht spurlos an der Familie vorbei gegangen – insbesondere Steven hat noch immer mit den psychischen Folgen zu kämpfen. Er gab seine Arbeit auf und verdient nun als Staubsaugervertreter sein karges Gehalt. Am Feierabend sucht der Familienvater immer wieder Trost bei der Flasche. Den Kindern scheint das pastorale und entspannte Leben bei der Großmutter wohl zu tun, die bei der kleinen Carol Anne schnell eine seherische Begabung bemerkt. Neben der Fähigkeit, Gegenstände blind zu erkennen zeichnet das kleine Mädchen immer wieder abstrakte, teils verstörende Bilder. Insbesondere das Bild eines alten Mannes, dessen behütetes Gesicht einer Fratze gleicht, erregt die Aufmerksamkeit der Großmutter, die Diane vergebens auf die Fähigkeiten ihrer Tochter aufmerksam zu machen versucht. Am nächsten Tag bleibt Carol Anne im Einkaufszentrum hinter ihrer Mutter und ihrem Bruder Robbie zurück. Stattdessen stößt sie mit einem alten, unheimlichen Mann zusammen, der wie ein Wanderprediger gekleidet ist und dem Mädchen ein Lied vorsingt, bis seine Mutter auftaucht. In einer darauf folgenden Nacht klingelt das Spielzeugtelefon im Kinderzimmer. Carol Anne nimmt ab und führt einen ähnlichen Dialog wie vier Jahre zuvor mit den unsichtbaren Gestalten im Fernsehen. Am nächsten Tag erfahren die Kinder von ihren Eltern, dass die Großmutter im Schlaf verstorben ist. Auch in der nächsten Nacht läutet das Telefon und wieder nimmt Carol Anne ab, die nun mit ihrer Großmutter zu reden scheint. Zeitgleich hat Diane einen Alptraum, aus dem sie von heftigen Erschütterungen erwacht. Das ganze Haus vibriert, Bilder fallen von den Wänden und heftige Erschütterungen gehen durch die Wände. Vor dem Haus trifft die flüchtende Familie auf den Indianer Taylor, der behauptet, ihnen helfen zu können. Nach einiger Überzeugungsarbeit nehmen die Freelings den Ureinwohner in das Haus auf, der es mit alten indianischen Ritualen von dem Spuk zu reinigen scheint. Dann erscheint allerdings wieder der alte Mann im Predigergewand, der sich als Reverend Kane vorstellt und immer eindringlicher um Einlass bittet. Kane behauptet, dass Taylor die Ursache der merkwürdigen Vorfälle sei. Steven bleibt allerdings stark und weist den unheimlichen Mann ab. In der Nacht scheint das Böse nun allerdings völlig entfesselt und macht erneut Jagd auf die Familie… Nach dem immensen Erfolg von „Poltergeist“ erscheint eine Fortsetzung als eine logische Konsequenz. Während die meisten Hauptdarsteller des ersten Films wieder ihre Rollen aufnahmen, war allerdings weder Autor und Produzent Steven Spielberg noch Regisseur Tobe Hooper erneut beteiligt. Stattdessen zeichneten sich Michael Grais und Mark Victor für die Produktion verantwortlich, die zugleich das Drehbuch verfassten. Auch in der Handlung gibt es mehrere Brüche zum ersten Teil. Insbesondere die mysteriöse, unter den weiblichen Mitgliedern der Freeling-Familie vererbbare seherische Fähigkeit fällt hier besonders aus dem Rahmen. Während in Spielbergs Entwurf die unerschütterliche Liebe einer kleinen Familie im Mittelpunkt stand, versuchte man hier, die Handlung um ein phantastisches Element zu erweitern. Dass dieser Aspekt allerdings im Konflikt mit dem ersten Teil steht und auch keinen weiteren Beitrag zu den Charakteren oder der Handlung bietet, wird schnell deutlich, denn die anfangs häufiger diskutierten Fähigkeiten der kleinen Carol Anne werden plötzlich zur Nebensache. Schließlich erinnern sich die beiden Autoren erfreulicherweise an Spielbergs ursprüngliches Konzept, in dem Telepathie fehl am Platz ist. War das Grauen in „Poltergeist“ anonym und äußerte es sich in einer Vielzahl von Gestalten, so wurde es in „Poltergeist 2“ durch den unheimlichen Reverend Kane personifiziert. Das allerdings ist ein interessanter Gedanke, der auch recht ansprechend umgesetzt ist. Auch die Idee, in Taylor einen menschlichen Gegenpol zu der Fleisch gewordenen Bösartigkeit entgegen zu stellen, bereichert das Poltergeist-Universum um einen wertvollen Aspekt. Immerhin haben Grais und Victor offensichtlich versucht, möglichst viele Aspekte des Originalfilms in die Fortsetzung zu übernehmen. So kontaktiert das Böse erneut die kleine Carol-Anne über einen Alltagsgegenstand, in diesem Fall ein Spielzeugtelefon und auch das Medium Tangina Barrons spielt wieder eine wichtige Rolle. Dennoch bleibt die Fortsetzung im Vergleich zum Original um einiges blasser, die Atmosphäre ist weniger dich als beim ersten Teil und insbesondere das kitschige Ende, in dem uns die Großmutter als Engel in einer Zwischensphäre erscheint, ist schon lächerlich. Die Verantwortung für die teils wenig überzeugende Inszenierung trägt Regisseur Brian Gibson, dessen erste Schnittfassung über zwei Stunden lief. Hier setzten Grais und Victor ordentlich die Schere an, sodass eine knappe Dreiviertelstunde dieser Maßnahme zum Opfer fiel. Hierbei handelte es sich ausschließlich um Dialogszenen, die zum Teil sogar von wichtiger Bedeutung sind und unter Anderem klären, warum Tangina Barrons immer noch so sehr hinter einer Auflösung der Ereignisse her oder Danas Verbleib. Dennoch rettet die immense Kürzungsmaßnahme den Film vor dem finanziellen Fiasko, sodass „Poltergeist 2“ einen erfolgreichen Start hinlegte und sich immerhin sechs Wochen in den Kinos hielt. War „Poltergeist“ schon mit einer Vielzahl aufwändiger visueller Effekte gespickt, so treibt die Fortsetzung diesen Aspekt noch weiter voran. „Poltergeist 2“ ist ohne Frage ein Schaustück des Effektkinos und war bis dahin der Kinofilm mit den meisten visuellen Spezialeffekten. Diese sind bis auf wenige Ausnahmen wenig gealtert und wenn sich Robbies Zahnspange selbstständig macht oder sich ein durch Erbrechen vergrößerndes Monster durch das Schlafzimmer kreucht, dann schafft es der Film auch heute, Schrecken und Ekel beim Rezipienten auszulösen. Die Mitglieder der Freeling-Familie werden wieder von den alten Darstellern gespielt, ebenso hat auch die kleinwüchsige Zelda Rubinstein einen erneuten Auftritt als Medium Tangina Barrons. Zu den drei wichtigen Neuzugängen des Darstellerensembles gehören neben Geraldine Fitzgerald, die die Großmutter spielt, William Sampson als Taylor und Julian Beck als Reverend Henry Kane. Während Sampson den Indianer würdevoll verkörpert, so zieht Beck stets die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf sich. Sein stechender Blick und das fiese Grinsen machen seine Figur zu einem der schauerlichsten Bösewichte des 80er-Kinos. Umso trauriger, dass für das an einen Totenschädel erinnernde Gesicht kaum Maske nötig war, denn Beck war an Krebs erkrankt und verstarb bereits nach Abschluss der Hauptdreharbeiten. Auch William Sampson starb kurz nach der Filmpremiere während einer Herz-OP, sodass sich die Gerüchte um einen Poltergeist-Fluch, verdichteten. Schließlich war Dominique Dunne kurz nach der Premiere des ersten Poltergeist-Films von ihrem Freund umgebracht worden. Insgesamt erreicht „Poltergeist 2“ nicht mehr die Klasse des ersten Films, kann aber im Großen und Ganzen immer noch als eine gelungene Fortsetzung bezeichnet werden. Freunde der handgemachten Spezialeffekte der 80er Jahre kommen hier jedenfalls voll auf ihre Kosten. Jerry Goldsmith schrieb für „Poltergeist“ eine der besten Partituren seiner ganzen Karriere, die den Film um ein großes Maß an Stimmung, Emotion und Spannung bereicherte. Auch für die Fortsetzung sollte der Filmmusikveteran erneut die Musik beisteuern, doch das Ergebnis fiel wie der Film um einiges lasser und weniger intensiv aus als das Original. Natürlich erklingen auch in „Poltergeist 2“ Themen des ersten Films wie das Carol-Anne-Thema oder die mysteriöse „Cuesta-Verde“-Melodie, doch im Zentrum stehen drei neue motivisch thematische Ideen, die den neuen Antagonisten Tayler und Reverend Kane zugeordnet sind. Für den Indianer schrieb Goldsmith eine archaisch angehauchte, an modale Indianermusik erinnernde Melodie, die jedoch stets sehr friedlich oder leicht geheimnisvoll von flötenähnlichen Synthesizern intoniert wird, aber nie in klassisch klischeehaftem Gewand mit Tomtomrhythmen erklingt. Für Henry Kane entwarf der Komponist gleich zwei Elemente. Das Thema für den unheimlichen Reverend ist eine an altertümliche Kirchenlieder erinnernde Orgelmelodie, die die alten geistlichen Hymnen treffend nachempfindet. Das zweite musikalische Element steht für die Bösartigkeit des dämonischen Priesters und besteht aus einem stakkatiert sprechenden Chor, der in für Goldsmith typisch ungeraden Rhythmen dieselben Verse ruft, die Kane selbst auch im Film mehrfach singt: „Go dis in His holy temple. Earthly thoughts be silent now!“ Verbunden mit dem altbewährten Themenmaterial des ersten Films hätte Jerry Goldsmith ohne Frage eine überzeugende Horrormusik kreieren können, doch leider fehlt der Partitur durchgängig mehr als nur der letzte Schliff. Zum Einen gehen der Musik all die raffinierten und detailreichen Variationen der thematischen Elemente ab, zum Anderen verfügt „Poltergeist 2“ an keiner Stelle über die sinnlich entwickelten und sorgfältig hervor gearbeiteten Klangfarben. Während Goldsmith und sein Orchesrator Arthur Morton für den ersten Teil ausschließlich mit akustischen Instrumenten arbeiteten, griff der Komponist bei der Vertonung der Fortsetzung auf ein mehrere Synthesizer zurück während das Orchester teils nur als schablonenhafte Begleitung eingesetzt wird. Das wird besonders bei der Melodie für Reverend Kane deutlich, die in einer elektronischen Orgel erklingt und von dem immer gleichen, harmonisch wenig interessanten Streicherakkord begleitet wird. Diese pulsierende Begleitung der Streicher zieht sich oft auch ohne die dazu gehörige Melodie minutenlang hin, ohne dass musikalisch etwas passiert. Die meisten Klangeffekte wurden bequemerweise einfach auf die Synthesizer ausgelagert. Das funktioniert manchmal ganz gut wie im Falle des künstlichen Stöhngeräusches, das ebenfalls oft im Zusammenhang mit Reverend Kane erklingt oder die sphärischen, an Flöten erinnernde Klänge für Taylor, die sich gelegentlich mit der Es-Klarinette abwechseln. Auch die schrillen elektronischen Effekte während des Sprechchors sind kompositorisch noch zu rechtfertigen, warum man aber auch im Orchester vorhandene Klangfarben elektronisch nachbildet, ist eine Frage, die unbeantwortet bleibt. Insbesondere die Darbietung von Carol-Annes Thema mit einer künstlichen Celesta ist nicht nachvollziehbar. Die Musik leidet größtenteils daran, dass die Elektronik nicht originell eingesetzt wurde und zudem mittlerweile stark veraltet klingt. Die glitzernden synthetischen Klänge aus „Legend“ oder die künstlichen Walgesänge aus „Leviathan“ haben sich ihre Frische fast vollständig bis heute erhalten, in „Poltergeist 2“ klingen fast alle elektronischen Klänge antiquiert. Dieser Nachteil wird jedoch vom Orchester nicht ausgeglichen, sondern durch den uninspirierten Umgang mit den akustischen Instrumenten verstärkt. Jerry Goldsmith komponierte über eine Stunde Musik für die Fortsetzung, von der eine halbe Stunde zum Filmstart auf LP veröffentlicht wurde. Eine erweiterte Fassung der Musik wurde schließlich von Intrada in Form einer limitierten Edition auf CD veröffentlicht, bevor Varèse Sarabande die fast vollständige Musik auf einer „Deluxe Edition“ nachreichte. Diese „Deluxe Editionen“ haben meistens nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, allerdings fehlen auch kaum wichtige Passagen auf diesen CDs und auch „Poltergeist 2“ bildet keine Ausnahme. Es kommen sogar bei einem vollständigen Hördurchlauf mehrere Längen vor, die der teils sehr schablonenhaften Musik geschuldet sind. Immerhin ist die Tonqualität für die Varèse-CD erheblich gebessert worden und auch das Booklet enthält aufschlussreiche Informationen zu Film und Musik. Man muss dem Komponisten immerhin zu Gute halten, dass er mehrere neue Elemente komponierte und nicht einen bloßen Abklatsch des ersten Teils lieferte. Dennoch haben wir aus seiner Arbeit zu „The Omen“ oder auch „Star Trek“ gemerkt, dass er durchaus in der Lage war, ebenbürtige Musiken zu Fortsetzungen zu schreiben, oder die Originale sogar zu übertreffen. Somit bleibt „Poltergeist 2“ trotz einiger interessanter Momente eine Enttäuschung.
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Alhambra Records: 2-CD-Set Majestäten (Enjott Schneider)
Mephisto antwortete auf JuergenHs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Schick schick! Sehr schön, dass sich ein Label so intensiv der heimischen Filmmusik annimmt! Bitte weiter so! -
Also beide Produkte sind auf äußerst hohem Niveau produziert, die Rhino ist merklich günstiger und ist eine Einzel-CD während die FSM-CD die komplette Musik wie auf der Rhino enthält (mit zwei Überblendungen weniger), dann aber noch mit alternativem Material aufgefüllt ist und auf einer zweiten CD auch den von Goldsmith angefertigten LP-Schnitt enthält, der aus umarrangierten Originalaufnahmen besteht - etwas, was dem Höralbenhörer Souchak freuen könnte obwohl ich persönlich der Ansicht bin, dass auch die komplette Musik nirgends durchhängt. Die Booklets sind beide hervorragend, also entscheidet wirklich das Bedürfnis nach mehr Musik bzw. dem LP-Schnitt und der Preis.
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Poltergeist Steve Freeling arbeitet bei einer Immobilienfirma, die Fertighaussiedlungen für Familien baut. Zu solchen Gegenden zählt auch Cuesta Verde in Kalifornien. Hier lebt Steve mit seiner Frau Diane und den drei Kindern Dana, Robbie und Carol Anne. Eines nachts können wird die Familie von der Stimme der fünfjährigen Carol Anne aufgeweckt, die vor dem Fernseher sitzt und anscheinend ein Gespräch mit jemanden führt, der sich in dem nach Sendeschluss rauschendem Gerät zu befinden scheint, das der Vater zuvor vergessen hatte auszuschalten. In der folgenden Nacht das kleine Mädchen vor dem Fernseher im Schlafzimmer der Eltern. Während sie wieder ein Gespräch führt, schießt eine Art Energiewelle aus der Mattscheibe in die gegenüber liegende Schlafzimmerwand und löst eine heftige Erschütterung aus. Den anderen von dem kleinen Erdbeben aufgeweckten Familienmitgliedern teilt Carol Anne bloß mit: "Sie sind hier." Am folgenden Tag ereignen sich diverse merkwürdige Vorfälle. So verbiegt Besteck, zerspringen Gläser und ordnen sich die Stühle im Esszimmer auf dem Tisch an. Außerdem scheint es an der Stelle des Esstisches eine Art magnetisches Zentrum zu geben, das diverse Gegenstände anzieht. Nachdem Diane den ersten Schock überwunden hat, findet sie die Vorkommnisse amüsant, doch aus dem Spiel wird bitterer Ernst, als in der folgenden Nacht der alte Baum vor dem Kinderzimmerfenster zum Leben erwacht und nach Robbie greift. In letzter Sekunde kann Steve seinen Sohn aus den knorrigen Klauen des alten Baums befreien, bevor dieser von einem herannahenden Orkan fortgerissen wird. In der Zwischenzeit öffnet sich in dem Wandschrank des Kinderzimmers ein neues Energiefeld, das alle Gegenstände einsaugt. Carol Anne, die sich noch in dem Zimmer befindet wird mit sämtlichen Mobiliar und Spielzeug ebenfalls in das grelle Licht gesogen, das aus dem Schrank scheint. Verzweifelt suchen die Freelings nach der kleinen Tochter und Schwester, bis Robbie schließlich ihre Stimme aus dem Fernseher zu hören meint. Steve Freeling sucht eine Gruppe Forscher der University of California auf, die sich mit übernatürlichen Phänomenen beschäftigen. Sie können sich schnell von der schlimmen Lage der kleinen Familie überzeugen, durch deren Haus nächtlich geisterhafte Gestalten spuken oder alte Juwelen von der Decke regnen und kommen zu dem Schluss, dass es sich nicht nur um einen bestimmten Geist handelt, der den Freelings das Leben schwer macht. Da erfährt Steven, dass Cuesta Verde direkt auf einem Friedhof erbaut wurde... „Poltergeist“ ist ohne Frage ein Klassiker des Horrorgenres uns schafft es auf faszinierende Art und Weise, neckischen Kinderschreck, phantastische Elemente und brachialen Horror geschickt in eine satirische aber auch idealistische Handlung einzubetten. Obwohl Tobe Hopper, der sich auch für das „Texas Chainsaw Massacres“ verantwortlich zeichnete, alleine als Regisseur aufgeführt wird, trägt der Film dennoch zu großen Teilen Steven Spielbergs Handschrift. Dieser hatte das Drehbuch verfasst und fungierte auch als Produzent, als der er sich seinen Einfluss auf die Produktion gehörig zu nutzen machte. So überwachte er fast täglich die Dreharbeiten und schloss Hopper nach der letzten Klappe von der Postproduktion aus, sodass der eigentliche Regisseur weder beim Schnitt noch der Musik etwas zu melden hatte, obwohl diese Elemente einen wichtigen Beitrag zum Charakter eines Films leisten. Somit kann man „Poltergeist“, ohne Hoopers Arbeit abzuwerten, ohne Frage als Spielberg-Film bezeichnen, denn er enthält alle nötigen wesentlichen Bestandteile. Insbesondere das zentrale Thema das Films, die Liebe zwischen den Familienmitgliedern, die von den bösen Mächten geneidet wird, zieht sch wie ein roter Faden durch Spielbergs Schaffen. Hier ist es alleine die unerschütterliche der Freelings, gegen die die Dämonen machtlos sind. Allerdings fährt „Poltergeist“ nicht die bei einer solchen Thematik erwartete Portion Kitsch auf. Stattdessen hat der Film einen erfrischend satirischen Charakter auf den „American Way of Life“. Neben dem skrupellosen Vorgehen der Geschäftsmänner, die mit den kleinen weißen Vorstadtsiedlungen eines der Markenzeichnen der amerikanischen Wohnkultur produzieren, ist besonders die Ursache des Übels ein neckischer Seitenhieb gegen den amerikanischen Fortschritt. Wenn die Geister aus der Mattscheibe stürmen, sobald die Nationalhymne verklungen ist, handelt es sich nur um eines von vielen ironischen Elementen des Films. Amüsant ist auch die dreiste Schleichwerbung, die Spielberg für seinen Kumpel George Lucas macht, indem er das Kinderzimmer Carol Annes und Robbies mit „Star Wars“-Spielzeug voll stopfte. Die konsequent exponentiell steigende Auswirkung des Spuks im Haus der Freelings, ist ebenso behutsam wie wirkungsvoll gestaltet. Nach kleineren ungewöhnlichen Vorkommnissen, die in der Entführung und Rettung der kleinen Carol Anne gipfeln, lassen Regisseur und Produzent eine fast barock überfüllte Hetzjagd von klassischen Horrorklischees auf den Zuschauer los. Angefangen bei lebendigen Clownspuppen bis zu massenhaft aus den Boden schießenden Skeletten, die aus ihren Gräbern gespült wurden. Insbesondere die Leichen sind derart übertrieben eingeführt und stehen in so krassem Gegensatz zu den anfänglich fast subtil und manchmal schauderhaft schönen Spukerscheinungen, dass auch hier Spielbergs ironischer Ansatz deutlich zur Geltung kommt. Zu der beeindruckenden finalen Achterbahnfahrt, die mit der Implosion des Freeling-Hauses endet, tragen vor Allem die aufwändigen Effekte bei, die auch heute noch zum größten Teil sehr überzeugend sind. Hier verbrachte die Mannschaft um Richard Edlund mit aufwändigen Verfahren eine wahre Meisterleistung. Die Darsteller leisten allesamt hervorragende Arbeit. Besonderes Lob gebührt natürlich der kleinen Heather O’Rourke, deren Darstellung von Carol Anne schon fast beängstigend realistisch rüberkommt. JoBeth Williams und Craig T. Nelson geben ein sehr sympathisches Elternpaar und die von der 1,28 großen Zelda Rubinstein gespielte Tangina Barrons avancierte zu Recht zur Kultfigur. Auch das restliche Ensemble spielt sehr überzeugend, sodass „Poltergeist“ auch 30 Jahre nach seiner Entstehung ein atmosphärisches aber gleichzeitig auch unterhaltsames und spannendes Erlebnis bietet. Seit dem Film „Sugarland Express“ wurden fast alle Spielberg-Filme von John Williams vertont. Da der Produzent die gesamte Postproduktion des Films ohne Tobe Hooper beaufsichtigte, entschied auch er über die Musik und wandte sich in diesem Fall an Jerry Goldsmith, dessen Musik er ebenfalls sehr schätzte, mit dem er als Regisseur jedoch nie zusammen arbeitete. Goldsmith hatte in den frühen 80ern sein Zenit erreicht und seine Musik zu „Poltergeist“ ist ein maßgeblicher Bestandteil dieser Hochphase. Dem Komponisten standen nur zwei knappe Wochen für die Fertigstellung der Partitur zur Verfügung, umso beeindruckender ist letzten Endes das Ergebnis, das ohne Frage zu dessen bedeutendsten Kompositionen gezählt werden muss. Obwohl Goldsmith insbesondere während der späten 70er und den 80er Jahren vermehrt mit Synthesizern arbeitete, verzichtete er vollständig auf den Einsatz elektronischer Klänge und griff stattdessen auf ein voll besetztes Orchester sowie ein 16-köpfiges Gesangsensemble zurück. Die instrumentatorisch und formal filigran gestaltete Partitur wird hauptsächlich von zwei Leitmotiven durchzogen. Das Hauptthema ist eindeutig das Thema für Carol-Anne, eine an ein Kinder- oder Schlaflied erinnernde Flötenmelodie, die mit sanfter Begleitung der Streicher und der Harfe den Vorspann unterlegt. Obwohl die Melodie sehr einfach gehalten ist, ist die Begleitung harmonisch äußerst evaluiert ausgestaltet und setzt eine Vielzahl kleiner Nuancen, die der Melodie insbesondere im Verlauf der Musik immer neue Facetten abgewinnen. Das zweite zentrale melodische Element ist eine modal angehauchte Tonfolge, die stets mit dem Jenseits in Verbindung gebracht wird. Schattenhaft wird es von den Flöten während Carol-Annes erstem Dialog mit den „TV-Menschen“ intoniert und erklingt in der ersten Hälfte des Films oft schattenhaft und versteckt, bevor es sich in vollem Streichersatz entfaltet und bei der Rettung des Mädchens fast hymnisch mit vokalisierendem Chor und vollem Orchester ausgespielt wird. Im Umgang mit diesem Jenseits-Thema stellt Goldsmith sein meisterhaftes Können beeindruckend unter Beweis, indem man bei wiederholtem Hören immer wieder neue Andeutungen an diese Tonfolge in der Musik entdecken kann. Auch Carol Annes Thema wird stets auf’s Neue leicht variiert. Auch für die verwunschene Wohnsiedlung Cuesta Verde schrieb der Komponist ein eigenes Thema in Form einer mysteriösen, zumindest freitonalen Melodielinie, die entweder von der Flöte gespielt oder kühl von den Violinen interpretiert wird. Neben dem vielseitigen Umgang mit dem themaisch-motivischen Material besticht die Musik zu „Poltergeist“ auch mit dem filigranen Umgang des Orchesterapparats. Goldsmith schrieb die Musik in einem mit vielen Anweisungen versehenen Particell mit zwölf Systemen nieder, das dann von Arthur Morton in die vollständige Partitur ausgesetzt wurde. Goldsmith und Morton betrieben bei „Poltergeist“ eine Klangkulinarik, wie sie sonst nur selten bei den Musiken des Komponisten spürbar ist. Schon die einleitenden Minuten vor der Vorspannmusik sind detailliert ausgearbeitet und kombinieren erweiterte Spieltechniken wie gestrichene Crotales und Streicherglissandi mit dem unterkühlten Spiel der Bläser und Violinen zu einem schaurig-schönen Gesamtklang. Auch das unisono-Spiel von Celesta und Harfe während Carol-Annes Thema hat eine seltene glockenhafte Wirkung. Auch der aggressive Einsatz der Ratsche gepaart mit der schrillen Es-Klarinette für die bösartige Clownspuppe gehört zu den Geniestreichen orchestratorischer Raffinesse. Neben fein ausgearbeiteten Suspense-Passagen und den Stücken, die von den Leitmotiven getragen werden, erforderte der Film mehrere Minuten Actionmusik, die Goldsmith auf ebenso hohem Niveau komponierte wie den Rest der Musik. Hier verhehlt der Komponist nicht seine musikalische Nähe zum großen Vorbild Igor Stravinsky, dessen rhythmischen und orchestratorischer Eigenheit sich Goldsmith bedient, ohne plump zu klauen. Rhythmisch ungerade Ostinati stampfen in Schlagzeug und tiefem Blech, während die hohen Bläser schmettern und die Streicher in furiosen Läufen durch die Noten hetzen. Obwohl die Actionpassagen von nackter Gewalt und purem Grauen gezeichnet sind, wurden sie ebenso ausgefeilt instrumentiert wie der Rest der Musik. Zum Filmstart wurde aus der über eine Stunde langen Musik ein sehr repräsentatives LP-Album von Goldsmith sequenziert. Ende der 90er Jahre veröffentliche Rhino schließlich die Vollständige Musik auf einem hervorragend gestalteten CD-Album. In bester Klangqualität und mit einem dicken, sehr informativen Begleitheft ausgestattet bildete dieses Produkt keine Ausnahme von den anderen ähnlich vorbildlich gefertigten Rhino-Alben. Leider wurde diese CD innerhalb der Jahre sehr selten, sodass ausgerechnet eine von Goldsmiths besten Musiken eine Rarität wurde. Das änderte sich 2010 mit der Neuauflage vieler Rhino-Alben, doch nahezu zeitgleich bereicherte das FSM-Team um Lukas Kendall die Goldsmith-Diskographie um eine weitere hochwertige Perle. In noch besserer Klangqualität, mit einem dem Rhino Begleitheft gewachsenen Booklet und vor Allem mehr Musik lässt die FSM-Doppel-CD nun keine Wünsche mehr offen. Neben mehreren alternativen Fassungen enthält dieses Set nämlich auch erstmals den LP-Schnitt auf CD und mit 10 000 Exemplaren dürfte für alle Freunde der Filmmusik erstmal gesorgt sein. Ob die ebenfalls hervorragende Rhino-Ausgabe oder das Luxus-Set von FSM, diese Musik gehört ohne Frage in jede Filmmusiksammlung!
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Mephisto Waltz – Der lebende Tote Myles Clarkson versuchte in jungen Jahren, eine Karriere als Konzertpianist zu starten, doch trotz seines Talents war ihm kein Erfolg beschert. Daher arbeitet er nun als musikjournalist und führt mit seiner hübschen Frau Paula, die einen kleinen Antiquitätenladen betreibt und der jungen Tochter Abby ein ruhiges Leben. Eines Tages erhält Clarkson die Möglichkeit, den Pianisten Duncan Ely zu interviewen, der als lebende Musikerlegende gehandelt wird. Der Virtuose verhält sich dem Journalisten gegenüber sehr barsch, bis ihm dessen Hände auffallen. Clarkson erzählt alles über seine früheren Karriereträume und wird von Ely ermutigt, das Klavierspiel wieder aufzunehmen. Am Tag nach dem Interview kommt Ely mit seiner hübschen Tochter Roxanne in Paulas Laden und rettet diesen mit einem Großeinkauf aus der Misere. In den folgenden Wochen freundet sich Clarkson immer mehr mit dem Klaviervirtuosen und seiner Tochter an, doch Paule wird langsam immer misstrauischer. Sie ist eifersüchtig auf Roxanne, doch ihr Mann kann diese Gefühle nicht nachvollziehen. Er verrät ihr, dass Ely an Leukämie erkrankt ist und bald sterben wird. Tatsächlich erlöscht in einer darauf folgenden Nacht das Lebenslicht des großen Pianisten. Clarkson scheint von dem Tod sichtlich mitgenommen zu sein und wirkt wie ausgewechselt. Er hört plötzlich auf zu rauchen und beginnt, stundenlang Klavier zu spielen. Paula wird misstrauisch, insbesondere weil ihre Hoffnung sich nicht erfüllte, dass Roxanne mit dem Tod ihres Vaters aus dem Leben der kleinen Familie verschwinden würde. Eines Nachts begegnet Ely Paula in einem Traum und gesteht ihr, dass er ihre Tochter Abby töten müsse, das sei „Teil des Geschäfts“. Tatsächlich stirbt Abby an dem darauf folgenden Tag an den Folgen einer plötzlichen Erkrankung. Paula ist verzweifelt und da Myles sich nach dem Tod der Tochter weiter in seine Arbeit vertieft, beginnt sie, Nachforschungen über Roxanne zu betreiben. Sie lernt durch Zufall deren ehemaligen Mann Bill kennen und nach den gemeinsamen Gesprächen bestätigt sich Paulas Verdacht: Duncan Ely und seine vermeintliche Tochter haben nämlich einen Bund mit dem Teufel geschlossen und können mit Hilfe eins alten Ritus’ in fremde Körper übergehen und sich so vor dem Tod schützen. So ist nämlich Elys Frau vor mehreren Jahren in den jüngeren Körper Roxannes gereist und nun hat auch die Seele des alten Pianisten besitz von einem neuen, jungen und talentierten Körper ergriffen… Während in den frühen Horrorfilmen meistens verunstaltete und teils tragische Gestalten wie „Nosferatu“, „Das Phantom der Oper“ oder das Monster aus „Frankeinstein“ ihr Unwesen trieben, machte das experimenteller veranlagte Kino der 70er Jahren Raum für den Okkultkorror, der Meilensteine wie „Das Omen“ oder „Der Exorzist“ hervorbrachte. Hier mussten es die Protagonisten nicht selten mit dem Teufel persönlich aufnehmen, wenn sie ihn nicht auf ihrer Seite und damit ihr ganzes Umfeld gegen sich hatten. „Mephisto Waltz“ gehört zu den frühen Einträgen dieses Genres und ist heute leider völlig vergessen, dennoch gelang Regisseur Paul Wendkos ein äußerst unterhaltsamer Film, der jedoch nach der ersten Filmhälfte ein wenig schwächelt. Von Anfang an wird hier nicht gekleckert, sondern geklotzt. Der hohe Unterhaltungswert von „Mephisto Waltz“ entsteht neben der knalligen Farbregie und der versierten Kameraarbeit von William W. Spencer auch durch Wendkos’ in keinster Weise subtile Herangehensweise an den exzentrischen Stoff. Der Zuschauer wird von obszönen und dekadenten Sylversterfeiern durch psychedelische Traumsequenzen und in Zeitlupe zelebrierten Ritualen gejagt. Dass alle Geschehnisse vor den Augen des Zuschauers stattfinden und sich die vorhersehbarsten Dinge bewahrheiten, tut dem Filmgenuss keinen Abbruch – im Gegenteil! Durch seine teils leicht übertriebene Inszenierung gelingt es Wendkos, eine befremdliche, teils verstörende Atmosphäre aufzubauen. Auch wenn man es in einem Film über Körperwanderung nicht allzu ernst mit logischen Zusammenhängen nehmen sollte, fallen einem jedoch in der zweiten Hälfte des Films einige Reibungen auf. Dafür, dass die Clarksons als eine sympathische und glückliche Familie eingeführt wurden, nimmt Polly den Tod ihrer jungen Tochter ein bisschen zu schnell auf die leichte Schulter. Es ist außerdem unglaubwürdig, dass eine Frau, die ihr einziges Kind verloren und festgestellt hat, dass ihr Mann nicht mehr er selbst ist, eine entspannte Affäre in einer hübschen Villa inklusive Meerblick mit dem Ex der Frau beginnt, die ihr die Familie gestohlen hat. Auch das Ende des Films lässt einige wichtige Fragen und offen und erscheint nicht ganz nachvollziehbar. Die schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller sind alle positiv zu erwähnen. Alan Alda gelingt der Sprung vom fürsorglichen Vater und liebenden Ehemann zum verbissenen Klaviervirtuosen und arroganten Kotzbrocken vortrefflich. Nicht nur dass, die Chemie zwischen ihm und Curd Jürgens in der Rolle Duncan Elys stimmt, Alda schafft es, Jürgens’ Art zu spielen, vortrefflich zu imitieren. Jaqueline Bisset gibt eine entzückende Paula und Barbara Parkins überzeugt voll und ganz als mysteriös anmutende Roxanne. Insgesamt ist „Mephisto Waltz“ ein durchaus sehenswerter und unterhaltender Okkulthorrorfilm, dessen Schwächen im Drehbuch durch die überzeugenden Darsteller, die charakteristische Optik und Farbregie und die hervorragende Musik ausgeglichen werden. Titel und Handlung bestimmten bei „Mephisto Waltz“ klar das Programm und natürlich liegt es nahe, bei einem Okkulthorrorfilm, bei dem ein Pianist im Mittelpunkt steht, auf den romantischen Klaviervirtuosen und Komponist Franz Liszt zurück zu greifen. Liszt hatte sich den italienischen Violinisten Nicolo Paganini zum Vorbild genommen und pflegte insbesondere auf dem Höhepunkt seiner Musikerkarriere die Rolle des von übermenschlicher Fähigkeit ausgestatteten Musikers, dessen Konzerte teils von einer fast dämonischen Aura umgeben waren. Das in diesem Film von Duncan Ely in mehreren Szenen gespielte Stück ist der erste der vier Mephisto-Walzer und wurde von Liszt zwischen 1856 und 1861 geschrieben. Dieses Stück gilt als eines der schwierigsten Werke der Klavierliteratur und verschmilzt die revolutionäre Technik des Virtuosen mit der teils avantgardistischen kompositorischen Seite Liszts, der zum Ende seines Lebens teilweise auf das Gebiet der Atonalität vordrang. Als Inspiration des ersten Mephisto-Walzers diente eine Episode aus Nikolaus Lenaus „Faust. Ein Gedicht.“ Hier betreten Faust und Mephisto eine Dorfschenke, in der der Teufel zum Tanz aufspielt und Faust schließlich mit einer Frau zu tanzen beginnt. Dieser Tanz steigert sich ins Ekstatische und schon bald treibt die Leidenschaft die beiden jungen Menschen hinaus in die dunkle Nacht, während drinnen Mephisto geigt. Neben der diegetischen Klaviermusik des Films enthalt „Mephisto Waltz“ zusätzlich eine Originalmusik, die von Jerry Goldsmith komponiert wurde. Goldsmith entwarf keinerlei eigene Themen, sondern eignete sich die beiden Hauptmotive des Liszt’schen Mephisto-Walzers an und kleidete sie in ein avantgardistisches Klanggewand. Der charakteristische Anfang, in dem Mephisto das Instrument stimmt und Liszt diesen Vorgang in den typischen leeren Quinten musikalisch einfängt, wird nun von einer Solovioline über den pochenden Rhythmus des Orchesters gespielt. Das leidenschaftliche Liebesthema dekonstruiert Goldsmith teilweise zu fragmentarischen Melodiefetzen, die fast schattenhaft in Form von Klaviertupfern in höchster Lage auftauchen oder lässt es vollständig von den Violinen über harmonisch verfremdete Begleitfiguren erklingen. Das dritte thematische Element der Musik stammt ebenfalls nicht aus Goldsmiths Feder. Im Vorspann und während Elys Beerdigung erklingt das „Dies Irae“, jener bekannte altertümliche Hymnus, der bereits von Romantikern wie Berlioz und natürlich auch Liszt in deren Kompositionen eingearbeitet wurde. „Mephisto Waltz“ kann als eins der modernistischsten und avantgardistischsten Werke des Komponisten bezeichnet werden. Instrumentiert für Streichorchester, solistische Holzbläser, Klavier, Schlagzeug und Synthesizer weiß diese Musik auch heute noch nach wiederholtem Hören zu überraschen und einem kalte Schauer den Rücken herunter laufen zu lassen. Die blubbernden und teils stöhnenden elektronischen Klänge gehören mit ihrem dumpfen und wabernden Klang zu den gelungeneren Experimenten Goldsmiths mit Synthesizern, doch natürlich beweist der Komponist insbesondere durch den vielfältigen Umgang des akustischen Instrumentariums sein handwerkliches Können. Dabei greift er auf viele durch zeitgenössische Komponisten wie Penderecki und Lachenmann etablierte alternative Spieltechniken zurück. Da prasseln die Bögen auf die Saiten oder wird auf dem Korpus des Streichinstrumentes geklopft. Auch das von Iannis Xenakis in die Neue Musik eingeführte Glissando wird sehr häufig auf effektvolle von Goldsmith verarbeitet. Dass „Mephisto Waltz“ mehr ist als eine sich an die zeitgenössische Musik anbiedernde Effekthascherei ist, beweisen die mystischen, fast traumwandlerischen Passagen, in denen das Liebesthema als sinnliche Melodielinie auftaucht, die zwar leidenschaftlich, aber von ihren romantischen Wurzeln erklingt. Allerdings musste die Musik zu „Mephisto Waltz“ mehr als drei Jahrzehnte im Dunkel der Fox-Archive zubringen, bis die Bänder endlich von Varèse Sarabande ans Licht gefördert wurden. 1997 erschien somit die erste Veröffentlichung der Musik, die eine wichtige Lücke in Goldsmiths Diskographie schloss. Chronologisch angeordnet handelt es sich allerdings nicht um die vollständige Partitur, es fehlen jedoch keine essentiellen Passagen. Allerdings wäre schon gewesen, auch eine Aufnahme des originalen „Mephisto Walzers“ auf der CD zu hören, denn schließlich wurden die Klavierstücke von Goldsmiths früherem Lehrer Jakob Gimpel eingespielt. Die gut zwanzig Minuten lange beigefügte Suite zu der ganz anders gelagerten Partitur zu „The Other“ ist zwar eine nette Dreingabe, reicht aber nicht an „Mephisto Waltz“ heran. Klanglich ist insbesondere „Mephisto Waltz“ etwas schrill, doch bei einer über vierzig Jahre alten Aufnahme sind derartige klangliche Anomalien zu vernachlässigen. Das immerhin mit einem längeren Text über beide Filme versehene Booklet enthält einige wichtige Hintergrundinfos, die leider nicht näher auf die Musik eingehen. Insgesamt handelt es sich bei der Musik zu „Mephisto Waltz“ um eine faszinierende Verquickung Liszt’scher Spätromantik und avantgardistischem Klanggewitters, die in keiner Goldsmith-Sammlung fehlen darf!
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Ich dachte nur, es wäre ihr möglich, bestimmte Elemente noch einfacher zuzuordnen, bzw. auf Details zu achten, die einem so gar nicht auffallen. Wie dem auch sei! Grüße an sie
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Diese limitierten CDs nähern sich dem Ausverkauf...
Mephisto antwortete auf Thomas Nofzs Thema in Filmmusik Diskussion
Hatten die von der zweiten "Explorers"-Edition nicht 10 000 Stück geplant? Glaube kaum, dass die alle gepresst wurden.