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The Other Die eineiigen Zwillingsbrüder Niles und Holland wachsen auf der familiären Farm auf dem Land auf. 1935 sind die beiden elf Jahre alt und auch wenn sich die beiden Jungs bis auf’s Haar zu gleichen scheinen, so unterscheiden sie sich drastisch von der Wesensart. Niles ist ausgeglichen und zuvorkommend, während Holland eine fast bösartige Natur an den Tag legt. Er quält Tiere und spielt Erwachsenen oft fiese Streiche. Sehr zum Leidwesen des acht Minuten jüngeren Bruders, der oft mit Holland verwechselt und für dessen Taten verantwortlicht gemacht wird. Nachdem der Vater der beiden sich das Genick brach, als die Falltür zum Keller auf seinen Kopf schlug und er die Treppe hinab fiel, ist Alexandra, die Mutter von Niles und Holland depressiv, sodass sich die russisch stämmige Großmutter Ada um die Jungs kümmert. Sie fördert Niles’ telepatische Gabe, sich in seine Mitmenschen hereinzuversetzen und ihre Gedanken und Absichten zu erraten. Holland übergibt seinem jüngeren Bruder eine Zigarrendose mit einem geheimen Gegenstand, der in blaues Wachspapier gewickelt ist und den Ring ihres Vaters, der an Holland als ältesten Sohn weitergegeben wurde. Im Laufe des Sommers tritt Hollands bösartige Natur besonders stark hervor und der Junge wird zu einer tödlichen Gefahr für seine Mitmenschen. So wird Russell, der besserwisserische Cousin der Zwillinge im Stall von einer Mistgabel getötet, die in einem Heuhaufen versteckt war, in den Russel stets zu springen pflegte. An einem anderen Tag verkleidet sich Holland als Zauberer und führt der älteren Nachbarin Mrs. Rowe einen Trick vor, in dem er allerdings kein Kaninchen, sondern eine Ratte aus seinem Zylinder hervor holt. Die leicht zu erschreckende Dame erleidet einen tödlichen Herzanfall. Alexandra entdeckt bald darauf den Ring in Niles’ Versteck und fragt ihn, wie er zu dem Erbstück gekommen sei. Nachdem Niles ihr erklärt, dass Holland ihr den Ring gegeben hätte, ist sie schockiert, doch wenig später taucht Holland auf und fordert den Ring zurück. Es kommt zu einem Handgemenge, woraufhin Alexandra eine Treppe hinabstürzt und von fortan gelähmt ist. Niles ist von dem Verhalten seines Bruders verstört und gesteht seiner Großmutter, dass er Angst vor seinem eigenen Bruder hat. Diese offenbart ihrem Lieblingsenkel ein furchtbares Geheimnis: Holland starb bereits Monate zuvor und alle Taten wurden alleine von Niles vollbracht, der in der Illusion lebte, sein Bruder wäre noch am Leben… „The Other“ war der erste Roman des Schauspielers und Schriftstellers Tom Tyron, der selbst das Drehbuch zu der Verfilmung verfasste. Tyron selbst äußerte sich 1977 in einem Interview sehr betrübt über das Ergebnis. Der Film selbst bekam wenig Aufmerksamkeit und erscheint heute besonders unspektakulär, verfügt aber über einige wirklich gelungene Momente. Die wundervoll pastorale Landschaft um die californische Stadt Angels Camp beschwört das idyllische und friedliche Landleben herauf, das hier als täuschende Kulisse für eine tragische und bedrohliche, aber auch äußerst brutale Geschichte dient. Regisseur Robert Mulligan lässt in der ersten Filmhälfte den Horroraspekt fast völlig außer Acht. Man hat eher das Gefühl, ein ruhiges Drama zu verfolgen als eine Horrorgeschichte. Dadurch werden die kurzen, aber prägnant gesetzten Schockmomente wie Russels Sprung in die Mistgabel umso wirkungsvoller. Auch einige weitere, sehr subtile Szenen lassen dem Zuschauer einen kalten Schauer hinunterlaufen. Wenn z.B. Niles in seiner aufgeweckten und zuvorkommenden Art seiner gelähmten Mutter ein Märchen vorliest und sich erneut seiner friedlichen Illusion hingibt, während die Frau an einen Rollstuhl gefesselt ist und dem eigenen Sohn, der sie die Treppe hinunterwarf, hilflos ausgesetzt ist, dann erschafft Mulligan eine besonders makabre und gleichzeitig tragische Stimmung. Man könnte meinen, dass der Film seinen Höhepunkt bei der Wendung erreicht, in der Hollands Tod verraten wird, doch hier nimmt der Film erst Fahrt auf, um sich im Finale immer weiter zu verdichten. So stark und wirkungsvoll die zweite Hälfte wirkt, umso beschaulicher und unspektakulärer sind die ersten 45 Minuten geraten, die besonders heutzutage bei einigen Zuschauern bewirken könnte, dass er das Interesse frühzeitig verliert. Ein weiteres Problem ist, dass man zu Beginn sehr schwer verfolgen kann, welcher der Jungs nun wer ist. Die Idee Mulligans, die Zwillinge in keiner Einstellung gemeinsam zu zeigen, ist sehr interessant und leuchtet nach dem Wendepunkt ein. Zu Beginn ist es aber sehr verwirrend, zumal Niles und Holland folgerichtig auch stets gleich gekleidet sind. Abgesehen von zwei Kamerafahrten, die die Zwillinge nacheinander zeigt, hätte man den Film auch nur mit einem Kind drehen können. „The Other“ war der einzige Filmauftritt der Zwillinge Chris und Martin Udvanoky, die hervorragend ihre nicht einfachen Rollen bestreiten. Uta Hagen überzeugt als russische Immigrantin und Großmutter Ada, die insbesondere die dramatischen Szenen trägt. Diana Muldaur besticht durch ihre Darstellung Alexandras, der Mutter der beiden Zwillinge. Somit ist „The Other“ ein gut gespielter und stimmungsvoller Film, der Freunde des subtilen und makabren Horrors belohnt, wenn man die erste zähe und weniger interessante Filmhälfte hinter sich hat. Komponist Jerry Goldsmith gewann seinen einzigen Oskar für die Musik zu dem bekannten Horrorfilm „The Omen“. Mit den Musiken zu den beiden Fortsetzungen und Filmen wie „Mephisto Walzer“ schuf Goldsmith mehrere bedeutende Beiträge des Genres. Oftmals von harschem Modernismus, alternativen und experimentellen Spieltechniken geprägt, waren seine Musiken von der zeitgenössischen Avantgarde beeinflusst. Für „The Other“ schrieb er allerdings eine äußerst zurückhaltende und lyrische Musik, die den Zuschauer genau wie prächtigen Aufnahmen der sommerlichen Landschaft trügen sollte. Mit einem kleinem Ensemble aus Streichern, einigen Holzbläsern, Glockenspiel, Harfe, Spinett und Klavier schuf der Komponist eine zurückhaltende Musik, die stark an in derselben Zeit entstandene TV-Musiken erinnert. Dabei war es dem Komponisten wichtig, die kindliche Naivität und die idyllische Umgebung musikalisch einzufangen. Somit ist das Hauptthema eine schlichte und lyrische Melodie, die im Verlauf der monothematisch konzipierten Musik, stets leicht variiert, erklingt. Die prominenteste Besetzung bildet die Flöte als Melodieinstrument über sanfte Begleitungen der Harfe, des Klaviers oder der Streicher. Andere Holzbläser flankieren die Melodie hin und wieder mit sanften Schattierungen. Mal verträumt und mal verspielt über eine rhythmische Figur der Oboe und lebhafte Streicherpizzicati, ist dieses Thema der Kern der Musik und spielt auch im Film selbst eine wichtige Rolle. So wird es mehrmals von Niles/Holland auf der Mundharmonika gespielt oder gepfiffen. In den melancholischen Passagen greift Goldsmith auf zarte Streicherklänge und schlichte Figuren im Klavier zurück, die an ähnliche Momente in „Magic“ erinnern. Harsche, dissonante Passagen wie in seinen anderen Horrorfilmmusiken bleiben in „The Other“ vollkommen aus. Es gibt insgesamt nur wenige kräftige Momente, die dann allerdings ihre volle Wirkung erzielen wie die ruppigen Streicher während Alexandras Sturz. Allerdings bietet der Film Raum für mehrere atmosphärische Passagen, die Goldsmith teilweise mit leisen Röhrenglocken, atonalen Streicherakkorden, Motivfetzen der Altflöte und geheimnisvollen Glockenspieltupfern instrumentierte. Die Postproduktion des Films verlief alles andere als reibungslos, sodass „The Other“ mehrfach umgeschnitten wurde. Auch von Goldsmiths Musik wurden mehrere Passagen nicht in der endgültigen Fassung eingesetzt. Wahrscheinlich gab es während des mäßigen Erfolg des Films keine kommerzielle Veröffentlichung der Musik, sodass eine 22 Minuten lange Suite, die auf dem 1997 erschienenen Album zu der Musik von „Mephisto Waltz“ die einzige Veröffentlichung bildet. Drei Stücke aus dieser Suite finden sich außerdem in der Zusammenstellung „Jerry Goldsmith at 20th Century Fox“. Wie auch bei „Escape From the Planet of the Apes“ ist es unklar, warum Varèse Sarabande einzelne Stücke in einen langen Titel zusammenfassten, ohne dass die Stücke ineinander übergehen oder musikalisch einen besonderen und geschlossenen Hörfluss ergeben. Die Tonqualität ist allerdings sehr gut in Anbetracht des Alters der Aufnahmen. Das Booklet enthält einige knappe Informationen zu Musik und Film, die Behauptung, dass rund 50% der in der Suite enthaltenen Musik nicht im Film zu hören sind, ist allerdings eine glatte Unwahrheit. Zusätzlich sind einige interessante Passagen nicht auf der CD zu finden wie besagte Musik zu Alexandras Sturz. Auch alle anderen kraftvollen Momente finden sich nicht in der Suite, sodass das Material auf die verschiedenen Darbietungen des Hauptthemas und einige mystische Passagen sowie eine unterhaltsame Source-Musik zu einer Zirkusnummer begrenzt ist. Die Veröffentlichung zu „The Other“ ist somit so unspektakulär wie der Film selbst, ein Albumkauf lohnt sich trotzdem vor Allem wegen der brillanten Musik zu „Mephisto Waltz“. „The Other“ selbst bleibt eine Randnotiz in Goldsmith immensem Schaffen und auch seiner Horrorfilmographie.
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Danke danke! Vielleicht kann jemand mal Anne Bescheid sagen, dass es diesen Text gibt? Sie liest ja nach eigener Aussage keine Booklets und hatte mit "Logan's Run" ihre Probleme. Vielleicht kann ihr der eine oder andere abschreckende Aspekt in der Musik durch meine Rezension näher gebracht werden...
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Veröffentlichung Kritzerland: MY GEISHA - Franz Waxman
Mephisto antwortete auf Bastets Thema in Scores & Veröffentlichungen
Wundervoll! Wird sofort bestellt! -
Logan's Run - Flucht ins 23. Jahrhundert Nachdem Krieg und Umweltkatastrophen einen Großteil der menschlichen Bevölkerung dahin rafften, leben die letzten Überlebenden in einer durch riesige Kuppeln von der Natur abgeschlossenen Stadt. Die Bewohner dieses futuristischen Orts genießen das Leben und die technischen Vorzüge ihrer Behausung in vollen Zügen und leben in einer Gesellschaft, deren oberstes Gebot es ist, jedem ein Höchstmaß an Komfort, sexueller Befriedigung und Spaß zu garantieren. Das System verpflichtet allerdings jeden Bewohner, in seinem dreißigsten Lebensjahr an einem Ritual in dem so genannten „Karussell“, einer großen Arena, teilzunehmen. Dieses Ritual, in dem die Teilnehmenden in einem schwerelosen Raum versuchen, die hohe Decke des „Karussells“ zu erreichen und mit Laserstrahlen abgeschossen werden, dient angeblich der Erneuerung. Wer sich dieser Handlung unterzieht, habe die Möglichkeit, wieder geboren zu werden und anschließend als Säugling in einem der Brutkästen wieder aufzuwachen. Logan 5 ist ein „Sandmann“ und gehört zu den wenigen Menschen in der Stadt, die arbeiten. Deshalb genießt er mit seinem Freund und Kollegen Francis 7 allerdings auch einige Vorzüge wie eine größere Wohnung. Die Aufgabe der Sandmänner ist es, Läufer zu fangen und zu eliminieren. Das sind Menschen, die das dreißigste Lebensjahr erreicht haben, sich aber aus Angst weigern, an dem Ritual teilzunehmen. Logan und Francis hinterfragen ihre Arbeit nicht und liefern sich mit einigen Flüchtigen sogar perfide Verfolgungsjagden. Eines Abends begegnet er der jungen Jessica 6 im „Liebeslift“, mit dem man sich zum Sex bereitwillige Stadtbewohner in seine Wohnung telepatieren kann. Doch Jessica ist nicht an körperlichen Freuden interessiert, da einer ihrer Freunde heute ins „Karussell“ gehen musste. Logan versucht ihr, Hoffnung zu machen, doch die junge Frau äußert Zweifel an dem System und bringt auch Logan zum Grübeln. Der wischt seine Bedenken allerdings bei Seite, bis er am nächsten Tag vor den Zentralcomputer bestellt wird. Hier wird ihm mitgeteilt, dass über 1000 Läufer immer noch flüchtig sind und nicht in der Stadt aufgefunden werden konnten. Der Zentralcomputer geht davon aus, dass diese Läufer außerhalb der Stadt eine Zuflucht gegründet haben und Logan soll diese ausfindig machen, ihre Bewohner eliminieren und die Zuflucht zerstören. Damit er sich als Läufer tarnen kann, werden ihm seine restlichen Lebensjahre abgezogen. In dem Sandmann mischen sich Angst mit Vertrauen in das System und so sucht er Jessica erneut auf, die offensichtlich Verbindung zu den Läufern hat. Doch mit der Zeit wachsen seine Gefühle für die attraktive Frau und bald befindet sich Logan zwischen den Fronten… „Flucht ins 23. Jahrhundert“ ist ein Klassiker des Sci-Fi Genres und war in seinem Erscheinungsjahr sehr erfolgreich. Dennoch wurde der Film zu einem großen Teil durch die wenig später folgenden „Star Wars“ und „Star Trek: Der Kinofilm“ aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt. Lose auf der Romanvorlage von William F. Nolan und George Clayton Johnson basierend, hat „Logan’s Run“ auch heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt – im Gegenteil. Die Thematisierung der geistlosen Spaßgesellschaft in Verbindung mit dem ewigen Jugendwahn regt auch zu unserer Zeit stark zum Nachdenken an. Dabei ist insbesondere die Entwicklung des Protagonisten vom unreflektiert handelnden Mörder im Auftrag des Systems, der nach und nach leichte Zweifel hegt, bevor ihn die Möglichkeit einer gemeinsamen Zukunft mit Jessica zum Verrat bewegt. Um seine letzten Lebensjahre kämpfend handelt er treu im Auftrag des Zentralcomputers und setzt sogar das Leben der Rebellen auf’s Spiel, bevor Jessicas Worte ihn von der Falschheit seines Tuns überzeugen können. Stilistisch ist der Film deutlich in den 70er Jahren verankert, was heute einen gewissen Teil seines Charmes ausmacht. Insbesondere Friseuren und von grellen Farben geprägte Kleidung aber auch die Innenausstattung atmen durchweg den Geist der 70er. Während einige Spezialeffekte wie die übergeblendeten Explosionen schlecht gealtert sind, so haben viele Kulissen nichts an ihrer Wirkung eingebüßt. Insbesondere die aufwendigen Modellaufnahmen der futuristischen Stadt, das von Pflanzen überwuchte Washington oder die Eishöhle des Robotermenschen Box vermögen auch heute noch zu beeindrucken. Die Innenaufnahmen für die Stadt entstanden in zwei texanischen Einkauszentren und für die Schlussszene nutzte man die Fort Worth Water Gardens mit der futuristischen Betonarchitektur. Neben all diesen sehr stimmungsvollen Kulissen überzeugt „Flucht ins 23. Jahrhundert“ vor Allem durch die durchweg bestechenden Leistungen der Darsteller. Michael York brilliert als sympathischer Sandmann, dessen leichte Zweifel schließlich in Rebellion umschlagen. Richard Jordan ist treffend als Francis 7 besetzt und meistert die Wandlung des kumpelhaften Kollegen zum fanatischen Jäger sehr überzeugend. Jenny Agutter gibt es eine charmante Jessica 6, wirkt allerdings neben den anderen Darstellern auch wegen der eindimensionaleren Rolle etwas blasser. Peter Ustinov hingegen macht die Rolle des kauzigen alten Mannes sichtlich Spaß Roscoe Lee Brown in seinem kultigen Roboterkostüm gehört zu den skurrilsten Elementen des ganzen Films. Ingesamt ist „Logan’s Run“ also ein gut gespielter, sehr charmanter Science-Fiction-Film, der besonders durch seinen Inhalt nichts an Aktualität eingebüßt hat. Jerry Goldsmith komponierte zu „Logan’s Run“ eine der besten Partituren innerhalb seiner langen Karriere. Die Musik kann als eine polystilistische Tondichtung im Geiste der Postmoderne bezeichnet werden und es ist faszinierend, wie spartanische elektronische Klangschichten neben spätromantischem Orchesterbombast, atonale Kammermusik neben impressionistischen Passagen und ruppige Actionmusik neben exotischer Pentatonik stehen und ein Ganzes ergeben. Für die Verknüpfung dieser musikalischen Elemente dienen dem Komponisten zwei motivisch thematische Keimzellen: Eine chromatisch aufsteigende Figur aus drei Tönen steht für die Stadt, während ein lyrisches, sehr einfach gehaltenes Thema die wachsende Liebesbeziehung zwischen Logan und Jessica beschreibt. Wie die Gefühle zwischen den Protagonisten steigert sich auch das Liebesthema im Verlauf der Musik. Erklingt es bei der ersten Begegnung zwischen dem Sandmann und der Rebellin noch unterkühlt in den Violinen und ist allein Jessica zugeordnet, so gewinnt es an Expressivität und Wärme, bis es in vollster orchestraler Pracht erstrahlt. Wie detailliert Goldsmith mit seinem einfachsten Material umzugehen versteht, lässt sich an Hand des Stadt-Motivs nachvollziehen. Dieses eröffnet Film und Musik im Gewand eines pulsierenden Synthesizers, bis es in sich in den Holzbläsern während des Vorspanns langsam steigert und ein furioser Höhepunkt erreicht wird, der mit den hämmernden Pauken nicht wenig an den Sonnenaufgang in Richard Strauss’ „Also sprach Zarathustra“ erinnert und somit einen Querverweis an Kubricks berühmte „Odyssee im Weltraum“ bildet. Dieses chromatische Dreitonmotiv ist in fast jedem Stück zu hören. Ein besonderer Kniff gelang Goldsmith, es in der diegetischen Musik einzuflechten wie der sanften Wiegenmelodie, die bei den Brutkästen der neuen Stadtbewohner zu hören ist. Diese sanfte Kindermelodie beginnt bereits mit den aufsteigenden drei Stadtnoten und weist damit auf das künftige Leben der Säuglinge hin. Die sorgfältige thematische Arbeit bewegt auch bei der ersten Begegnung zwischen Jessica und Logan auf höchstem Niveau, denn der Komponist verwob beide Hauptthemen miteinander. Während das Liebesthema noch unterkühlt in den Violinen erklingt, pulsiert das Stadtmotiv stets in den Streichern der mittleren Lage. Die beiden Protagonisten sind hier also noch klar als Individuen charakterisiert, bevor das Liebesthema sie verbinden wird. Auch die elektronischen Passagen, die ebenfalls größtenteils als diegetische Musik fungieren, enthalten an allen Ecken und Enden jene drei chromatisch aufstrebenden Töne. Sobald wir nach dem Strauss’schen Höhepunkt die Stadt betreten haben, reduziert Goldsmith seine große Orchesterbesetzung auf ein kleineres Stadt-Ensemble, dass aus Streichern, Klavier und Elektronik besteht. Sämtliche Bläser sowie das Schlagzeug werden also für die erste Filmhälfte ausgeblendet. Einen großen Teil in diesem Abschnitt der Musik nimmt die Elektronik ein, die zwar hin und wieder in Verbindung mit den Violinen erklingt, größtenteils aber puristisch entscheidende Szenen vertont, die mit dem in der futuristischen Stadt vorherrschenden System zu tun haben wie die Verhöre durch den Zentralcomputer oder das dubiose Erneuerungsritual. In Anbetracht der Entstehungszeit der Musik und den technischen Möglichkeiten, die die elektronischen Geräte damals schon bereithielten, bleibt Goldsmith im Umgang mit seinen Synthesizern sehr beschränkt. Da sämtliche instrumentale Passagen hervorragend gearbeitet sind, gibt es zwei Deutungsmöglichkeiten für den fast primitiven Einsatz der Elektronik. Da der traditionell geschulte Komponist größtenteils selbst mit seinen Synthesizern arbeitete, fehlte ihm vielleicht die Ausbildung an den Geräten, um deren klangliche Möglichkeiten voll auszuschöpfen, weshalb die elektronischen Passagen stets aus wenigen, mittlerweile stark antiquiert klingenden Schichten bestehen und deshalb beim Hörer einige Geduld erfordern, oder aber die elektronischen Passagen sind absichtlich so spartanisch gehalten, um weniger als Musik und mehr als Geräuschklang für den Computer und das Ritual zu fungieren. Rein strukturell sind jedoch auch die elektronischen Passagen konsequent in die instrumentale Musik eingearbeitet, enthalten sie viele Variationen des dreitönigen Stadt-Motivs. Während man in der ersten Hälfte grob zwischen kühlen, modernistischen Stücken für Streicher und Klavier sowie rein elektronischen Kompositionen und ausladenden, spätromantischen Orchesterpassagen mit leichtem impressionistischen Einschlag unterscheiden kann, so fügte Goldsmith seiner Stilpalette zwei weitere Elemente hinzu, um individuelle Gruppen und Charaktere zu vertonen. Die in einem verfallenen Quadranten lebenden Rebellenkinder wollen sich nicht in das städtische System einfügen und erhielten eine kantige, an den frühen Strawinsky oder Bartok’sche Klänge erinnernde Musik. Durchweg atonal gehalten gehört dieses Stück mit seinen scharfen Streicherpizzicati, den dissonanten Klavierakkorden und hektischen Violinfiguren zu Goldsmiths kammermusikalischen Glanzstücken. Für die eisige Höhle des merkwürdigen Wesens Box entwarf der Komponist hingegen exotische Klänge. Box ist weder Mensch noch Maschine, seine Höhle gehört weder zur Stadt noch zur Natur und so entschied sich Goldsmith für eine Skala, die weder Dur noch Moll ist: Die Pentatonik! Mit schillernden Klängen der Celesta garniert und auf einem punktierten Rhythmus gebettet spielen die Streicher eine pentatonische, fast mystisch wirkende Melodie, die in der Schwebe zu hängen scheint zwischen den klar definierten musikalischen Schauplätzen Stadt/Streicher, Klavier, Elektronik und Natur/Orchester. Auch die Action kommt nicht zu kurz und basiert wie häufig bei Goldsmith auf rhythmisch ungeraden Ostinati, harschen Attacken und dissonanten Akkorden. Es ist erstaunlich, wie brutal die Action auch innerhalb der Stadt vertont ist, gemessen daran, dass bei der „Stadt-Besetzung“ auf sämtliche Bläser verzichtet wurden. Umso interessanter ist es, hier den Vergleich hören zu können, wenn bei Francis’ und Logans Kampf die Musik brachial im vollen Orchester losbricht. Insbesondere durch den Einsatz der Blechbläser gewinnt die Passage an Schärfen und Kanten. Zum Filmstart wurde eine LP veröffentlicht, die knapp die Hälfte der Musik beinhaltete. Diese Zusammenstellung, die viele elektronischen Passagen und leider auch die Musik für die Rebellen nicht enthielt, wurde identisch auf CD gepresst, bevor FSM die vollständigen Aufnahmen in chronologischer Reihenfolge heraus brachte. Mit einem wie gewohnt hervorragend ausgestattetem Booklet versehen ist diese CD ohne Frage eine der wichtigsten Veröffentlichungen dieses Labels und ermöglicht, sich einen angemessenen Überblick über eine der intellektuell anspruchsvollsten, handwerklich überzeugendsten und gleichzeitig emotional mitreißendsten Musiken Goldsmith zu verschaffen. Diese beispiellose Musik gehört in jede Sammlung. Jerry Goldsmith gelang hier eine reichhaltige polystilistische Partitur, die auf mehreren Ebenen arbeitet und dennoch ihre volle Wirkung in ihrer satten Klanglichkeit entfaltet.
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Für alle, die zu faul zum Suchen sind Mephisto schrieb am 22.2.2012 Fäuste - Du musst für Dein Recht kämpfen (Gladiator) Zum Film: Tommy Riley wuchs mit seinen Eltern in einem angesehenen Stadtteil von Chicago auf, doch als seine Mutter starb begann sein Vater zu trinken und dem Glücksspiel zu verfallen. Als die vielen Spielschulden den Witwer mit dem Sohn ruinieren ziehen sie in eine herunter gekommene Gegend, in der Tommy schnell die Zielscheibe des Spotts seiner schwarzen Mitschüler wird. Tommys Vater bekommt endlich eine Arbeit als Vertreter, muss seinen Sohn allerdings einige Wochen alleine lassen, doch dieser freundet sich mit seiner Mitschülerin Dawn an, die ihm eine Arbeit als Tellerwäscher im Lokal ihrer Mutter verschafft. Doch auch hier ist Tommy nicht sicher vor Attacken von „Shortcut“ und seiner Gang, sodass er sich schließlich vor der Gaststätte mit den Gangmitgliedern zu prügeln beginnt. Dabei kann der ehemalige Amateur-Boxer seine Gegner fast überwältigen, doch da macht der dubiose Pappy Jack dem Kampf ein Ende. Pappy Jack ist der Scout des korrupten Ex-Boxers Jimmy Horn, der illegale Boxkämpfe zwischen den Jugendlichen der Gegend unterhält, die auf das Geld aus sind. Widerwillig nimmt Tommy das Angebot Pappy Jacks für einen Kampf an, um die übrigen Spielschulden seines Vaters zu zahlen. Er gewinnt den Kampf gegen „Black Death“, weigert sich aber, weitere Angebote anzunehmen. Da erfährt Horn von weiteren Spielschulden von Tommys Vater. Er begleicht diese und fordert von dem Jungen, diese Schulden nun bei ihm abzuarbeiten. Tommy, der keinen anderen Ausweg sieht, muss nun Wochenende für Wochenende in der Arena um sein Leben kämpfen… Grob gesehen kann sich das Genre des Sportfilms in zwei Kategorien unterteilen lassen: Die Mannschaftssportfilme, in denen stets das Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund steht und der Glaube, siegen zu können oftmals zum guten Ende führt („Hossiers“) oder Kampfsportfilm, in dem der Individuelle Kämpfer aus verschiedenen Umständen heraus weiter machen muss. Auch in „Gladiator“ steht weniger der Sport an sich im Mittelpunkt als die sozialen Umstände, die die jugendlichen dazu drängen, sich in Jimmy Horns Hände zu begeben. Der Hoffnungs- und Ausweglosigkeit der Jugend, die von jeher mit Gewalt im Alltag konfrontiert wird, wird das schnell verdiente Geld und die damit zu erwerbenden Luxusartikel gegenüber gestellt. Dabei kämpft jeder aus einem anderen Grund. Der harmlose Romano träumt von einer eigenen Wohnung mit Stereoanlage, während Gangführer Abraham Lincoln Haines sein Kind zu ernähren versucht. Doch nicht nur die sozialen Umstände sind Kern des Films, sondern auch Freundschaft. So freundet sich Riley zu Beginn des Films mit Haynes an, sieht sich in seinem letzten Kampf allerdings ihm gegenüber im Ring. Die Gegensätze der Hautfarbe und der Herkunft haben sie überwunden, nicht jedoch die Auswirkungen ihrer gemeinsamen Tätigkeit. Die Schauspieler waren ob des Alters der zu verkörpernden Charaktere recht jung und daher noch unbekannt. James Marshall verkörpert mit muskulösem Oberkörper und verschlossener Mine den Protagonisten Tommy Riley, an dessen Seite Cara Buono als Dawn eine hübsche Figur macht. Der junge Cuba Gooding, Jr. spielt den Anführer und verantwortungsvollen jungen Vater Abraham Lincoln Hayes und als etwas naiver und nicht unsympathischer Romano glänzt Jon Seda. Der schmierigen Pappy Jack wird wirkungsvoll eklig von Robert Loggia verkörpert und auch Brian Dennehy macht als brutaler und skrupelloser Jimmy Horn eine gute Figur. In Szene gesetzt wurde der Film handwerklich rundum solide von Rowdy Herrington. Die Charaktere sind alle sehr einseitig, aber diese Schwarzweißmalerei schadet dem Film nicht, da er genau wegen des Spiels mit dem Klischee so gut funktioniert. Alleine das Ganggehabe der Schwarzen dürfte längst als veraltet angesehen werden und etwas albern anmuten. Der atmet besonders zu Beginn deutlich den Geist der 90er. Insgesamt bietet „Gladiator“ eine durchweg solide Unterhaltung, die nicht nur für Ghettobewohner und Boxweltmeister geeignet ist. Zur Musik: 1992 vertonte Jerry Goldsmith mit „Mr Baseball und „Gladiator“ gleich zwei Sportfilme und „Rudy“ sollte ein paar Monate später ebenfalls folgen. Während er „Mr Baseball“ durchweg heiter mit einer bewusst trashigen Kaugummi-Musik und asiatischen Klischees vertonte, wählte Goldsmith für „Gladiator“ ebenfalls einen sehr zeitgemäßen aber düstereren Ansatz. Durch die gehäufte Einbindung von poppigen Elementen die den elektronischen Schlagzeugrhythmen und den E-Bass-Motiven ist die Musik deutlich ein Kind ihrer Zeit und wirkt heute nicht nur klischeehaft sondern auch billig. Als Hauptthema dient eine etwas melancholische Melodie für E-Piano, die später auch als Liebesthema für Dawn und Tommy fungiert, welches in seiner verhaltenen Melancholie und den leicht jazzigen Akkorden wahrscheinlich zu den besten Einfällen innerhalb dieser Musik zählt. Die Kampfszenen sowie einige Konflikte auf der Straße zwischen Tommy und „Shortcut“ unterlegte Goldsmith stets mit einigen Schlägen des künstlichen Schlagzeugs und einer poppigen Bassfigur. Bei einigen rasanteren Szenen wie Hayes’ und Rileys Flucht vor „Shortcuts“ Gang macht der Komponist mit treibenden Paukenrhythmen und groovenden Xylophonmelodien sogar einen Abstecher in seine Serienmusik der 70er Jahre. Goldsmith-Freunde werden sich bei solchen Stellen sofort an einige Verfolgungsjagden aus „Police Story“ erinnern. Wahrscheinlich traf die Musik mit den Pop-Klischees und den teilweise noch aus den 80ern hinüber geretteten Relikten zu deutlich die Atmosphäre des heute lächerlichen Ganggehabes, den albernen Kopfbedeckungen und der typischen 90er-Atmosphäre als den Produzenten lieb war, denn Goldsmiths Score wurde abgelehnt und durch eine viel zurück haltendere Musik von Brad Fiedel ersetzt, die dem Film nicht schadet, ihn aber auch nicht wirklich unterstützt, da sie meistens viel zu unauffällig im Hintergrund vor sich hin dümpelt. Letzten Endes wurde weder Golsmiths Musik noch die von Brad Fiedel auf CD veröffentlicht, stattdessen hielt das Studio es für strategische klüger, ein Song-Album mit allen im Film angespielten Songs auf den Markt zu bringen. Für Score-Freunde ist diese Hiphop-Zusammenstellung natürlich uninteressant, aber für Freunde der Gruppe 3rd Bass umso historisch wertvoller, markiert doch der „Gladiator“-Soundtrack die letzte Veröffentlichung eines Stücks dieser Band.
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- Intrada
- Jerry Goldsmith
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(und 1 weiterer)
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Veröffentlichung La-La Land Records: John Williams - THE FURY (2 CD)
Mephisto antwortete auf ronin1975s Thema in Scores & Veröffentlichungen
Ist das denn jetzt eine 1:1-Wiederveröffentlichung oder hat die Chance genutzt, das fehlende Stück der Original-Album-CD von Varèse ebenfalls hinzuzufügen? -
Veröffentlichung La-La Land Records: John Williams - THE FURY (2 CD)
Mephisto antwortete auf ronin1975s Thema in Scores & Veröffentlichungen
Für alle, die sich über die Musik informieren wollen http://filmmusikwelt.de/index.php?D=01a5d0c7b6966b537d44a250308fd531&V=file&file=d6a3e54af37aed746e7432cff7e82a35 -
Oli, das ist die richtige Fassung! Dann wurde das 2001 nachgepresst! - Sag' bloß, du hast die noch nicht? Schnell nachholen!
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Planet der Affen Laut einer Theorie vergeht in einem Raumschiff, dass fast mit Lichtgeschwindigkeit reist, innerhalb weniger Sekunden so viel Zeit, wie auf der Erde Jahrzehnte. Um das zu testen, schickt man ein Raumschiff mit vier Astronauten an Bord für sechs Monate auf eine Reise durchs all, um mindestens 2000 Jahre später wieder auf der Erde zu landen. Die vier Freiwilligen, die sich melden sind George Taylor, Landon, Dodge und als einziges weibliche Besatzungsmitglied die Astronautin Stewart. Während Dodge neugierig ist und Landon etwas Besonderes vollbringen will, ist der Misanthrop Taylor von dem kriegerischen Treiben der Gegenwart angewidert. Die vier Weltraumfahrer befinden sich während des computergesteuerten Landeanflugs auf den Heimatplaneten in einem künstlichen Tiefschlaf, aus dem sie durch einen Aufprall aufgeschreckt werden. Anscheinend gab es einen Fehler in der Berechnung, sodass das Schiff seine Besatzung auf einem einsamen Planeten abgesetzt hat. Mit Schrecken müssen die drei Männer kurz bevor das Raumschiff in einem See versinkt feststellen, dass Stewart bereits während des Fluges durch einen Fehler bei der Sauerstoffzufuhr in ihrer Schlafkabine verstorben ist. Völlig orientierungslos machen sich Taylor, Landon und Dodge auf der Suche nach Wasser und anderen Lebensformen. Halb verdurstend gelangen sie an eine Wasserstelle, in der sie ein Bad nehmen. Da werden ihnen ihre Anzüge und die Ausrüstung von primitiven Lebensformen gestohlen. Nachdem die drei Männer die Verfolgung aufnahmen stellen sie verdutzt fest, dass es sich bei den Dieben um primitive Menschen handelt, die in der Wildnis leben und stumm zu sein scheinen. Bevor sich die Bestohlenen allerdings ihre Sachen zurückholen können, fallen berittene Eindringlinge über sie und die anderen Menschen her. Bei diesen Angreifern handelt es sich um berittene Gorillas, die über entwickelte Schusswaffen verfügen und die fliehenden Menschen entweder töten oder einfangen. Während Dodge noch auf dem Feld zu Tode kommt, wird Taylor am Hals verwundet und in die Stadt der Affen gebracht. Hier erfährt er bald, dass dieser Planet von Affen beherrscht wird, die in einer strengen Hierarchie leben. In den Grundsätzen des Zusammenlebens ist die Wissenschaft klar den religiösen Dogmen unterstellt und der Mensch wegen seiner Unfähigkeit zu sprechen, als niedere Wesen angesehen. Wegen seiner Verwundung ist es Taylor im Moment nicht möglich, zu sprechen und so scheint auch ihn dasselbe Schicksal wie seinen Artgenossen zu erwarten… In dem 1963 von Pierre Boulle veröffentlichten Roman „Planet der Affen“ beschreibt die Flaschenpost eines menschlichen Raumfahrers, die im All umherschwebt und von einem Pärchen gefunden wird, wie er auf einen fremden Planeten reiste, wo die Menschen von Affen beherrscht werden. Als er von diesem Planeten in Lichtgeschwindigkeit auf die Erde reist, sind Jahrhunderte vergangen und auf dem Heimatplaneten des Raumfahrers haben sich nun die Zustände auf dieselbe Art und Weise umgestellt. Rod Sterling verfasste ein Drehbuch nach diesem Roman, das später von Michael Wilson umgeschrieben wurde. Statt der umgekehrten Gesellschaft steht in Wilsons Fassung die Tragödie um den Menschen im Mittelpunkt, der durch seine Zerstörungswut selbst die Schuld an der Affenherrschaft trägt. Diese Fassung wurde 1968 von dem Regisseur Franklin Schaffner verfilmt, der mit diesem Meilenstein der Filmgeschichte seinen Durchbruch hatte. Mit seiner extrem pazifistischen Aussage war der Film zur Zeit des kalten Krieges brisant, hat aber auch heute nichts von seiner wertvollen Botschaft eingebüßt. Die umgekehrte Gesellschaft führt dem Zuschauer allegorisch auf erschreckend nachvollziehbare Art und Weise vor Augen, wie brutal der Mensch nicht nur mit seinen Artgenossen, sondern auch seiner Umwelt umgeht. Dabei spiegeln sich die menschlichen Eigenschaften des Intellekts, der Neugierde, der Brutalität und der Liebe in den verschiedenen Affen. Trotz seines Alters hat der „Planet der Affen“ auch nichts von seiner filmischen Kraft verloren. Insbesondere die hervorragend gestalteten Affenmasken John Chambers machen viel von dem Reiz des Films auf. Während der ersten Drehtage dauerte es sechs Stunden, die Masken anzulegen – ein Vorgang, der sich durch die wachsende Routine der Maskenbildner um immerhin die Hälfte der Zeit verkürzen ließ. Durch diese überraschend natürlichen Masken war es den Schauspielern dennoch möglich, mimisch zu agieren und ihre Emotionen filigran zu transportieren. Auch die Darsteller vermögen alle zu überzeugen, auch wenn man bei den meisten nichts von ihren echten Gesichtern sieht. Eine der wenigen Ausnahmen bietet Charlton Heston als George Taylor, der den Wandel vom pessimistischen Misanthrop zum geknechteten und verzweifelten Individuum intensiv darstellt. Maurice Evans’ Charakter des Dr. Zarius entpuppt sich während des Films fast als eine Art tragischer Bösewicht, der durch seine Sabotierungen seine Zivilisation vor dem Schicksal der früheren menschlichen Welt bewahren möchte. Zwischen Roddy McDowell und Kim Hunter als die beiden Forscher Dr. Cornelius und Dr. Zira stimmt die Chemie vollkommen Einzig und allein Linda Harrisons Rolle der Nova wirkt – abgesehen von der optischen Komponente – überflüssig. Spielte die stumme Frau im Roman eine wichtigere Rolle so erfüllen ihre Auftritte im Film keine bestimmte Funktion. Insgesamt ist der „Planet der Affen“ nicht nur ein Meilenstein des Science-Fiction Genres, sondern des Kinofilms allgemein, der auch heute noch wegen seiner filmischen Qualitäten und der wertvollen Botschaft sehenswert ist. Jerry Goldsmith vertonte bereits Schaffners ersten Film „The Stripper“, doch war es der „Planet der Affen“, drei Filme später, mit dem der den Komponisten und der Regisseur den Grundstein für eine überaus fruchtbare kreative Freundschaft legen sollten. Wie filmisch ist „Planet der Affen“ auch musikalisch ein Meilenstein und gehört zu den frühen Meisterwerken Goldsmiths. Dieser hatte seine musikalischen Möglichkeiten in den 60er Jahren in vielen Genres wie Kriegsfilmen, Dramen, Komödien, Thrillern und Actionfilmen ausgebaut und war ein Vertreter der Generation, die mit der spätromantischen Tonsprache des Golden Age brach. „Planet der Affen“ gehört zu den radikalen Neuerungen der Filmmusik, denn der Komponist suchte nach einer Möglichkeit, den fremdartigen Planeten mit seiner merkwürdigen Ordnung auch durch eine musikalisch dem Zuschauer möglichst befremdliche Musik zu charakterisieren. War die Atonalität in akademischen Kreisen längst anerkannt, so war sie nicht nur dem Gelegenheitshörer und Klassikliebhabern, sondern auch anerkannten Filmkomponisten wie Miklos Rozsa oder Dimitri Tiomkin verhasst. Goldsmith, modern geschult, entsprach jedoch der atonale Tonsatz und die von Schönberg begründete Reihentechnik, sodass er mit „Planet der Affen“ die erste völlig atonale Filmmusik der Geschichte des Kinos schrieb. Den roten Faden der Musik bildet eine Reihe, die während des Vorspanns erstmals vollständig von der Flöte gespielt wird. Diese stark rhythmisierte längere Tonfolge, die einen großen Tonvorrat bildet, dient für viele musikalische Passagen als Grundlage. Manchmal erklingen die ersten Töne als lautstarker Ausbruch des Klaviers oder die Reihe wird unterkühlt von den Violinen über atmosphärische Klangschichten gespielt. Neben der sehr streng an der Reihe orientierten Kompositionsweise setzt Goldsmith außerdem auf sehr ausgefeilte und ungewöhnliche Klänge. Neben einem durchschnittlich besetzten Orchester kommen auch mehrere exotische Instrumente wie ein Widderhorn oder die brasilianische Cuíca, die dem norddeutschen „Rubbelpott“ ähnlich funktioniert und sofort Assoziationen mit Affenlauten weckt. Insbesondere das Schlagwerk wurde mit mehreren besonderen Klangerzeugern bereichert. Neben Schlitztrommeln zählt insbesondere der metallene Klang bestimmter Kochtöpfe zu den maßgeblichen spezifischen Klängen, die „Planet der Affen“ so individuell machen. Neben äußerst spärlichem Einsatz eines Synthesizers experimentierte Goldsmith auch hier schon mit dem Echoplex, das in dem nächsten Schaffnerprojekt „Patton“ eine wichtige Rolle spielen sollte. Es ist erstaunlich, wie Goldsmith es schafft, mit seinem fast kammermusikalischen Satz derart vielschichtige und reichhaltige Klangkompositionen zu gestalten. Diese Passagen bestehen meistens aus rhythmisch sehr gerade durchorganisierten Schichten und bei mehrfachem Hören fällt auf, wie rhythmisch konventionell insbesondere mehrere Einwürfe der Perkussion wie Triangelschläge oder einzelne Xylophontöne organisiert sind. Goldsmith blieb also nicht nur seinem durchsichtigen und ökonomischen Umgang mit dem Orchester treu, sondern auch seiner klar definierten Rhythmik, die auch in seinen späteren Actionscores so maßgeblich wurde. Die beiden großen Actionszenen in „Planet der Affen“ wurden von dem Komponisten auf rasante und meisterhafte Weise vertont. Insbesondere die auf kleinen Motiven und Ostinati basierende Musik für den Überfall der berittenen Gorillas auf den Menschenstamm lässt viele Goldsmith-typischen Actionstilismen erkennen. Den Absturz des Raumschiffs wurde mit an „Rio Conchos“ erinnerndem kantigem Wechselspiel zwischen Trompeten und gehetzten Streichern vertont, das mit hämmerndem Schlagwerk durchsetzt ist. Während Taylors Ausbruch aus dem Labor lässt Goldsmith seine Reihe mehrfach kanonisch von den Streichern über den schlendernden Rhythmus einer Guiro zupfen, bevor diese pirschenden Abschnitte von einem weiteren Markenzeichen der goldsmith’schen Actionmusik unterbrochen werden: Hektischen Klavierläufen in mittlerer bis tiefster Lage wie sie auch schon in „Shock Treatment“ zu hören waren. Zum Filmstart erschien ein LP-Album, das knapp die Hälfte der Musik präsentierte. Die erste CD-Veröffentlichung war um mehr als 20 Minuten erweitert, doch die vollständige Musik wurde erst 2001 von Varèse-Sarabande zeitgleich mit der Special Edition-DVD des Films veröffentlicht. In bestmöglicher Tonqualität ist die Musik nun erstmals vollständig zugänglich und der informative Booklettext gibt einen sehr detaillierten Einblick in die Musik. Dieses Album gehört ohne Frage in jede gut sortierte Filmmusiksammlung, denn Jerry Goldsmith gelang hier nicht nur ein Meisterstück in seiner erfolgreichen und langen Karriere, sondern eine drastische Erweiterung der filmmusikalischen Klangsprache.
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Das ist aber alles weniger Hoopers Schuld, denn Schönbergs Musical ist halt durchkomponiert und ohne viel Dialog.
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Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Ich finde, die schrille Aufnahme tut der Musik einfach keinen Gefallen. Dadurch wirkt der ohnehin recht kantige Score noch harscher. Ein bisschen machte die Musik auf mich immer den Eindruck, als hätte Goldsmith einige nicht verwendete Actionstücke aus anderen Filmen hier zu einer neuen Partitur zusammengesetzt. Ein roter Faden bleibt da irgendwie aus - auch durch die fast vollständige aber völlig durcheinander gewürfelte Albumpräsentation. Dennoch, ich habe diese eher selten gehörte CD im letzten Jahr sehr zu schätzen gelernt. -
Damit habe ich gerechnet und ehrlich gesagt auch drauf gehofft, denn des Öfteren merkte ich, wie sich meine Wahrnehmung der Musik mit der anderer Leute rieb. Deswegen schenkte ich "Nemesis" nochmals ein sehr aufmerksames Ohr über anderthalb Wochen, aber leider wollte der Funke nicht überspringen. Als Filmmusik äußerst wrkungsvoll, als reines Höralbum doch etwas blass. Die schmucklosen Actionmomente zu Beginn sind wirklich so sehr entschlackt, dass ein bloßes Skelett aus dem Shinzon-Thema und dem klassischen Goldsmithschen Actionrhythmus übrig bleibt. Die atmosphärischen Synthesizer hat man so auch sehr oft gehört. Natürlich gibt es einige sehr schöne Nuancen und es muss auch bei mir nicht immer das musikalisch-instrumentatorische Lametta sein, aber insbesondere in der Komplettfassung zieht sich das Ganze ziemlich hin. Shinzon finde ich durch das Thema ja auch toll charakterisiert, dennoch hätte ich mir noch mehr Variationen gewünscht. Insgesamt ist die Musik in sich geschlossener und runder, aber leider auch weniger abwechslungsreich als beispielsweise "First Contact". Bei mir ist es allerdings so, dass wenn ich "Star Trek" möchte, ich mir ohnehin den ersten Teil anhöre. Sehen muss ich die alle so schnell nicht nochmal.
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Einer der ganz wenigen Komponisten, vom dem ich jede veröffentlichte Musik mindestens einfach besitze! Ein großartiger Komponist der bewies, dass es nicht immer den fetten Pinsel braucht, um tiefe Emotionen auf der Leinwand zu unterstützen ("The Robe"). Ruhe in Frieden
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Eure Errungenschaften im Februar 2013
Mephisto antwortete auf Aldridges Thema in Filmmusik Diskussion
Aber Zimmers Musik wurde in Amerika ersetzt. -
Star Trek X: Nemesis Da die Situation zwischen der Föderation und dem romulanischen Imperium angespannt ist, entschließen sich die Romulaner zu einem teuflischen Plan: Sie erschaffen einen Klon des besten Raumschiffkapitäns der Flotte - Jean-Luc Picards - um diesen mit dem Klon zu ersetzen und in Picards Namen die Erde anzugreifen. Dadurch würde ein Krieg ausgelöst werden, der das Ende der Föderation bedeutet hätte. Allerdings lässt die romulanische Führung diesen Plan nach einigen Jahren wieder fallen und verbannen den Klon, der noch ein kleiner Junge ist, auf den unwirtlichen Nachbarplaneten Remus, der über hohe Rohstoffvorkommen verfügt und ein reiner Arbeiterplanet ist. Mehrere Jahre nach diesen Ereignissen wird der komplette romulanische Senat mittels eines Giftgasanschlags seitens einer Senatorin, die die einzige Überlebende ist, ausgelöscht und ein junger Mann namens Shinzon übernimmt die Macht. Zeitgleich befindet sich die Enterprise unter Kapitän Picard auf dem Flug nach Deanna Trois Heimatplaneten Betazed, um auch dort die Hochzeit zwischen ihr und Kommandant Riker zu feiern, der anschließend ein Kommando über ein eigenes Raumschiff erhalten würde. Admiral Janeway informiert die Enterprise über die Vorkommnisse auf Romulus und teilt Picard mit, dass Shinzon einen Abgesandten der Föderation sprechen möchte. Da die Enterprise sich von allen Föderationsschiffen am nächsten zu Romulus befindet, ist die Wahl auf Picards Schiff gefallen und sofort macht sich die Enterprise auf dem Weg zu dem Treffen mit Shinzon. Während des Flugs fangen die Sensoren positronische Signale von einem Planeten der neutralen Zone auf, die auf eine ähnliche künstliche Lebensform wie Data hinweisen. Picard hält dieses Ereignis für einen Zwischenhalt wert und tatsächlich finden er und seine Offiziere auf dem kargen Planeten einen zerstückelten Droiden, der auf dem Schiff wieder zusammen gesetzt wird und sich als Datas Prototyp B-4 ausweist. Auf Romulus begegnen Picard und seine Offiziere Shinzon, der offenbart, dass er Picards Klon ist und sein Ebenbild näher kennenlernen und Frieden mit der Föderation schließen will, doch Shinzon hat ganz andere Pläne. Er ist genetisch manipuliert, schneller zu altern, um Picard glaubwürdig ersetzen zu können und benötigt frische Zellen seines Ebenbildes, um weiter am Leben zu bleiben. Darüber hinaus plant er, Picard zu töten, die Erde mit einer igantischen Waffe aufzulöschen und anschließend die Föderation zu erobern um so ein neues, von ihm beherrschtes Reich zu schaffen. Er entführt Picard auf sein Schiff und nun ist es an dessen Mannschaft, erst ihren Kapitän und danach die Welt zu retten... Mit "Star Trek X: Nemesis" nehmen die Helden der neuen Generation um Jean-Luc Picard Abschied von den Zuschauern. Im Gegensatz zu den - recht gegensätzlichen - beiden vorherigen Filmen führt hier nicht mehr Jonathan Frakes Regie. Vielleicht lag es an dem weniger erfolgreichen "Der Aufstand", dass Paramount dem Riker-Darsteller den Posten des Regisseurs noch nicht einmal anbot, sondern gleich auf Stuart Baird zuging, der ein äußerst düsteres und atmosphärisch dichten Finale schuf, dass von der Stimmung her näher an "Der erste Kontakt" gehalten ist als "Der Aufstand". Nachdem der neunte Teil viele inhaltlichen Aspekte der Serie bediente, präsentiert Baird dem Zuschauer in "Nemesis" eine mit Spezialeffekten geladene Schlachtplatte mit opulenter Ausstattung, die mit den Brüchen gegenüber der Serie einigen Star-Trek-Fans sauer aufgestoßen haben dürfte, da der in der TV-Serie behandelte Stoff um eine Versöhnung der Föderation und der Romulaner nur als Aufhänger für die eigentliche Handlung um Picard und Shinzon dient. Während die erste Generation um Kirk in "Star Trek VI: Das unentdeckte Land" sich noch einmal voll einbringen kann, sind in "Nemesis" mehrere Mannschaftsmitglieder auf Statisten reduziert - allen voran Beverly Crusher und auch Deanna Troi und Kommandant Riker räumen den meisten Platz Picard, Shinzon und Data ein. Der nicht mit der Serie vertraute Zuschauer dürfte sich daran jedoch kaum stören, bietet "Nemesis" äußerst dichte und spannende Unterhaltung, obendrein sehr interessant konzipiert ist. So erleben wir gleich zweimal, dass ein Charakter seinem eigenen Spiegelbild gegenübersteht: Picard kämpft gegen und um seinen bösartigen und wahnsinnigen Klon Shinzon, während der fast kindisch anmutende B-4 nicht nachvollziehen kann, wo der Sinn in Datas ewigen Bestreben liegt, sich zu verbessern und den Menschen näher zu kommen. Auch in "Nemesis" bestimmt der Glaube an und der Kampf um das Gute im Wesen den Lauf der Dinge. So gibt Picard Shinzon selbst im Lauf der verzweifelten Raumschlacht nicht auf und hofft, diesen Größenwahnsinnigen noch bekehren zu können, auf dass dieser den guten Kern, der Picard innewohnt, entdeckt und dementsprechend handelt. Inwiefern entwickelt man sich selbstständig und was ist einem angeboren? Wie weit sind die eigenen Wege vorherbestimmt und wieweit kann man sie beeinflussen? Der finale Raumkampf zwischen Shinzons Scimitar und der Enterprise gehört zu den erbittertsten Raumkämpfen in der Star-Trek-Filmgeschichte. Wenn Picard schließlich befiehlt, die Enterprise in die Scimitar zu rammen merkt man, dass die Kämpfenden nur noch auf dem Zahnfleisch gehen. "Nemesis" ist hauptsächlich von dunklen Bildern und bedrohlicher Stimmung geprägt, zu der auch das großartige Spiel der drei Hauptdarsteller beitragen. Patrick Stewart gibt einen herrlich verbissenen und gleichzeitig verzweifelten Picard und Brent Spiner darf seine Droidenrolle gleich doppelt auskosten. Tom Hardy brilliert als bösartiger aber gleichzeitig vom eigenen Verfall getriebener Shinzon. Als einziges Problem könnte man anmerken, dass Hardy mit seinen weichen Gesichtszügen zu keiner Zeit eine optisch glaubwürdige junge Variante des scharfgesichtigen Patrick Stewart darstellt. In den reduzierten Auftritten gibt auch der Rest der Mannschaft ihr bestes, sodass der Film rundum von engagierten Schauspielern getragen wird. An "Star Trek: Nemesis" dürften sich die Geister scheiden, wobei sich die Lager wahrscheinlich in eingefleischte Trek-Fans und Gelegenheitszuschauer teilen. Als alleinstehender Kinofilm hat "Nemesis" jedoch ganz klare Qualitäten wie überzeugende Darsteller, eine dichte Atmosphäre und einen großen Unterhaltungswert. "Star Trek X: Nemesis" war nicht nur ein Abschied der Mannschaft von den Fans, sondern auch ein Abschied des Komponisten Jery Goldsmith, da es sich hierbei um seine letztet vollständig von ihm selbst komponierte Musik handeln sollte, die in einem Film Verwendung fand. Seine im darauf folgenden Jahr entstandene Musik zu "Timeline" wurde im Laufe der Postproduktion durch eine Ersatzmusik Brian Tylers ersetzt und während der Arbeit zu "Looney Tunes: Back in Action" nahm ihm der Tod die Feder aus der Hand. Nachdem Goldsmith 2001 nur die kleineren Thriller "The Last Castle" und "Along Came a spider" vertont hatte, wurde dem Komponisten mit "Nemesis" wieder ein Blockbuster anvertraut. Goldsmith, der 1979 eine hervorragende Musik zum ersten Star-Trk-Kinofilm geschrieben hatte, kehrte für den fünften Teil und schließlich die letzten drei Filme der neuen Generation zu der Serie zurück, sodass sich auch musikalisch der Kreis schloss. Der Komponist hatte mit seinem Sohn eine düster massiv orchestrale Musik für "First Contact" komponiert und anschließend eine routiniert solide, aber ansprechende Musik für "Resurrection" geschrieben. "Nemesis" fügt sich in die Entwicklung ein und bildet den schwächsten musikalischen Beitrag, da Goldsmith leider nicht das Potential des Films ausschöpft und es ihm nicht gelang, der Musik einen eigenständigen Charakter oder ein markantes Thema zu verleihen. Wie auch in "Insurrection" werden kaum etablierte Themen der Reihe aufgegriffen. Selbst das optimistische Marschthema erklingt nur zweimal während zwei kurzer Einstellungen der fliegenden Enterprise. Das mit Kommandant Worf verbundene Klingonen-Motiv wurde vollkommen ausgespart, stattdessen setzt Goldsmith auf das viertönige "Quest"-Motiv aus "Star Trek V: The Final Frontier" zurück, um die Freundschaft zwischen Data und Picard musikalisch einzufangen. Zu Beginn und zum Abschluss des Films erklingt dieses Motiv in erweiterteter Form als Oboensolo über sanfte Streicherteppiche. Im Zentrum der Musik steht ein neues Motiv für Shinzon, das immerhin einen Schatten von Goldsmiths psychologischem Gespür während der Komposition eines Charakter-Themas aufweist, denn die melancholisch anmutende, eine fallende Linie beschreibende Melodie lässt deutlich erkennen, dass es sich bei dem Klon Picards um einen tragischen, von seinem Schicksal und seiner ursprünglichen Bestimmung geknechteten Bösewicht handelt. Im Verlauf der Musik wird dieses Thema verschieden variiert: Mal als unerbittliche Hornfanfare über staccatierte Actionrhythmen und mal als Solo der Holzbläser über Streicherbegleitung für Dialogszenen vermag das Thema die einzelnen Eigenschaften Shinzons musikalisch wider zu spiegeln. Dennoch wirken die einzelnen Variationen schablonenhaft und uninsipriert - eine Eigenschaft, die für die gesamte Musik gilt. Die ruhigen, oft mit den altbekannten brummenden elektronischen Effekten durchsetzen Passagen zu Beginn des Films oder auch die typischen, von ungerader Rhythmik geprägten, hämmernden Actionmomente sind altbekannt und erzielen auch im Film ihre Wirkung, auf CD bleibt das Ganze allerdings blass. Beim Beginn der Raumschlacht etabliert Goldsmith einen militärischen Actionrhythmus der kleinen Trommel und eine noble Hornmelodie, die zwar auch routiniert daher kommt, aber besonders im Film eine starke Wirkung hervorruft. Goldsmith entschied sich allerdings, diese Passage nicht auf die CD zu pressen. Das Album von Varèse Sarabande enthält ungefähr die Hälfte der Musik und lässt mehrere der interessanteren Stücke vermissen. Das Booklet enthält außer einem lobhudelnden Text Robert Townsons kaum weitere Informationen und bleibt so hinter den Produkten GNP Crescendos zurück. Im Zuge der erweiterten Veröffentlichungen der Star-Trek-Musiken ist es allerdings nur eine Frage der Zeit, bis Varèse "Nemesis" als "Deluxe Edition" mit dickem Booklet heraus bringen wird. Der Musik dürfte das allerdings nur bedingt zuträglich sein, denn die vollständigen Bootlegs bestätigen den bereits gefassten Eindruck: Jerry Goldsmith schrieb für "Nemesis" eine routinierte und im Film wirkungsvolle Musik, die allerdings über keinen eigenständigen Stil verfügt und somit eine wichtige Vorraussetzung einer Star-Trek-Musik nicht erfüllt.
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Danke für Eure Rückmeldungen. Ich bin alles andere als ein Trekkie und habe halt versucht, mich dennoch in die Materie einzufühlen. Mir sagt der philosophische Aspekt des des Films sehr zu, aber sehe es ähnlich wie Babis, dass da noch mehr möglich gewesen wäre. Dass es andere Alternativen gegeben hätte, diese Energie zu gewinnen, war mir nicht bewusst (habe ich da etwa nicht aufgepasst?), macht die Sache aber durchaus schlüssiger,
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Star Trek IX: Insurrection - Der Aufstand Die Föderation hat auf unabhängigen Planeten unsichtbare Beobachtungsposten installiert. Zu diesen von der Föderation freien Welten gehört der Heimatplanet der Ba'ku, der sich innerhalb des "Briar Patches" befindet - einer Region des Universums, in dem mehrere merkwürdige kosmische Phänomene auftreten. Die Föderation und Repräsentanten des Volkes der Son'a beobachten hier das friedliche Treiben in der kleinen Dorfgemeinschaft. Die Ba'ku leben in einer äußerst friedfertigen Volksgemeinschaft und leben hauptsächlich von der Agrarkultur, die sie traditionell ohne jede technischen Hilfsmittel betreiben. Während sich die Enterprise unter Kapitän Picard auf einer Erkundungsmission befindet, ist Kommandant Data auf dem Planeten der Ba'ku stationiert. Eines Tages scheint der Droide jedoch an einer Fehlfunktion zu leiden und läuft Amok, bis er schließlich den unsichtbaren Beobachtungsposten der Föderation und der Son'a enttarnt. Der zuständige Admiral der Flotte, Matthew Dougherty fordert von der Enterprise Datas Baupläne an, um den Doiden auszuschalten, doch Picard spürt, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugehen kann und nimmt selbst Kurs auf den Planeten der Ba'ku. Es gelingt dem Kapitän der Enterprise und seinem klingonischen Offizier Worf, den außer Kontrolle geratenen Data einzufangen. Admiral Dougherty, der Picards Alleingang wenig begrüßte, fordert nun von der Enterprise, unverzüglich davon zu fliegen, was den Kapitän noch misstrauischer stimmt. Er beschließt, den Planeten und seine Bewohner zu erkunden und findet in der Ba'ku-Frau Anji eine gütige und interessierte Informantin. Während des Aufenthaltes auf dem Planeten treten bei den Mannschaftsmitgliedern merkwürdige verjüngernde Phänomene auf. Während Kommandant Worf erneut mit pubertären Pickeln zu kämpfen hat, Riker und Deanna Troy ihre Gefühle wieder verstärkt wahrnehmen, merkt Picard, dass seine Gesichtshaut straffer geworden ist. Anji klärt ihn schließlich auf: Die Steine im Planeten-Ring verfügen über eine bestimmte Strahlung, die sich immer wieder verjüngernd auf Menschen ab 20 Jahren auswirkt, sodass die auf dem Planeten lebende Bevölkerung praktisch unsterblich ist. Denn diese Menschen sind Aussiedler, die sich vor über 300 Jahren von der Erde aus auf die Suche nach einer neuen, friedlichen Welt gemacht haben. Allerdings gab es damals in der Gruppe einen Konflikt und mehrere Gemeinschaftsmitglieder wurden ausgestoßen. Dabei handelt es sich um die Son'a, die verzweifelt versuchen, jeden Alterungsprozess künstlich aufzuhalten und mit Admiral Dougherty zusammen arbeiten. Mit einem Raumschiff, dass über ein gewaltiges Holodeck verfügt, sollte den Bewohnern vorgegaukelt werden, sie befänden sich noch immer auf ihrem Heimatplaneten und wären so evakuiert worden. Picard und seine Mannschaft versuchen, die friedlichen Bewohner des Planeten gegen den korrupten Föderationsadmiral und die von Rache zerfressenden Son'a zu beschützen... Es ist nahezu unmöglich, einen echten Star-Trek-Film zu drehen, der auch noch gleichzeitig als Kinofilm bestehen kann. Die philosophischen Fragen, die in der TV-Serie diskutiert werden und als Angelpunkte in der Handlung dienen, die mit Liebe gezeichneten Charaktere, sind eben auf das kleinere Medium abgestimmt und vermögen es trotz der scheinbar großen Schauwerte wie Raumschiffen und fremder Planeten kaum, einen Film für die große Leinwand zu füllen. Demnach sind die meisten Star-Trek-Kinofilme Kompromisse geworden. Bei dem überaus erfolgreichen "Ersten Kontakt" wurde die utopisch anmutende Zukunftsfantasie um Star Trek auf einige kurze Nebensätze herunter gebrochen. Action und Spannung standen definitiv im Vordergrund, während die düstere Atmosphäre auch dem breiten Publikum eine nachvollziehbare Stimmung bieten sollte. Jonathan Frakes, der gleichzeitig Kommandant Riker spielt, führte auch in "Star Trek IX: Der Aufstand" Regie, doch unterscheidet sich dieser Film deutlich von seinem Vorgänger. Man besann sich offenbar wieder auf die Wurzeln der Serie, sodass der Film von einer sehr hoffnungsvollen Atmosphäre geprägt ist und sich durchweg mit einer moralischen Frage auseinander setzt. Dieser Ansatz ist durchaus begrüßenswert, geht er doch mehr auf die Anhänger der Serie ein und zollt auch den ursprünglichen Ideen Respekt, dennoch weist "Der Aufstand" unangenehm viele Lücken und Holperer auf. Das zentrale Problem liegt katastrophalerweise in der Kernfrage des Films: Inwiefern ist es gerechtfertigt, 200 Menschen vin ihrem Heimatplaneten zu evakuieren, damit die gesamte Bevölkerung des Universums von der kosmischen Strahlung des Planetenrings profitiert? Jean-Luc Picard, Kapitän der Enterprise hat darauf eine klare Antwort: Gar nicht! Er beruft sich dabei auf die Geschichte Amerikas, in deren Verlauf die Ureinwohner eines Kontinents ausgerottet und zusammen gepfercht wurden, damit weiße Einwanderer von dem fruchtbaren Land profitieren. Dieser Vergleich hinkt allerdings sehr stark, denn es ist zu keinem Zeitpunkt die Rede davon, die Ba'ku umzubringen. Man würde sie nur evakuieren und könnte alle Krankheiten im gesamten Universum besiegen. Das Gewohnheitsrecht von 200 Menschen, die bereits seit 300 Jahren ewige Gesundheit genießen gegen die Heilung aller Leiden bei Billiarden von Lebewesen? Picard macht es sich hier ein bisschen zu einfach. Allerdings bereitet schon der Einstieg leichtes Stirnrunzeln, denn die einleitende Actionszene, der der unsichtbare Data gegen die Leute des Beobachtungsposten kämpft, ist nett anzusehen, ein bisschen verwirrend ist der plötzlich in der Landschaft rumstehende Bau des Beobachtungspostens dann schon. Auch die übrigen Actionszenen wie der Angriff der Dronen ist wenig reißerisch geraten. Stattdessen wartet "Der Aufstand" mit einigen netten Szenen über die Mannschaftsmitglieder. Ein Mambo tanzender Picard, das turtelnde Pärchen und die nachdenklichen Momente auf dem Planeten waren es, die man im achten Teil etwas vermisst hat. "Der Auftsand" präsentiert sich im Gegensatz zum vorigen Film in einer sehr bodenständigen Aufmachung und schwelgt vor Allem in der hübschen Landschaft des Ba'ku-Planeten, wobei Frakes gerne eine volle Ladung Kitsch draufschlägt. Bunte Vögelchen, ein Zeitlupenkuss, neckische Spielereien zwischen Deanna und Riker sorgen für eine größtenteils positive Stimmung. Während "Der erste Kontakt" mit der großen Raumschlacht zu Beginn, den Borg-Kämpfen und dem Flug der Phoenix glänzte, scheint "Der Aufstand" eher wie eine längere TV-Episode zu wirken, die Optik ist ebenfalls stark in den 90ern verankert. Neben der Stammbesetzung rund um Patrick Steward und Jonathan Frakes, die ihre Sache gewohnt gut über die Bühne bringen, gesellen sich auch in diesem Film einige neue Gesichter hinzu. F. Murray Abraham überzeugt als von Rachegedanken zerfressener Adhar Ru'afo, auch, wenn er hinter der mumienartigen Maske nicht viel Minenspiel einbringen kann. Anthony Zerbes Admiral Dougherty ist mit dem weißen Bärtchen und der korrekt sitzenden Uniform ein sehr gelungenes Gegenstück zu dem hasserfüllten Son'a-Führer. Die Helden der Ba'ku bleiben dagegen leider sehr blass, insbesondere Donna Murphys äußerst monotone Sprechweise beginnt bereits nach wenigen Minuten, dem Zuschauer gehörig auf den Geist zu gehen. Insgesamt steckt in "der Aufstand" mehr Star Trek drin als in einigen anderen Trek-Filmen, weist dabei aber unfreiwillig auf die vielen Stolperfallen hin, die sich auftun, wenn man versucht, das intime TV-Format für die Leinwand zu inszenieren. Star-Trek-Fans dürften hier auf ihre Kosten kommen, für Außenstehende enthält der Film allerdings eine Spur zuviel Logiklöcher und TV-Atmosphäre. Wie auch bei "Der erste Kontakt" stammte die Musik zu "Der Aufstand" von Jerry Goldsmith. Während der Komponist beim achten Film mit seinem Sohn eine äußerst packende vollorchestrale Musik schrieb, war der Meister bei diesem Film wieder alleine am Werk. Goldsmith erkannte sofort, dass "Der Aufstand" mit den vielen intensiven und nachdenklichen Szenen auf dem Ba'ku-Planeten viel mehr auf die zwischenmenschliche Komponente eingeht als der Vorgänger, sodass die Musik oft von für eine Star-Trek-Musik ungewöhnlich lyrischem Charakter geprägt ist. Für die Ba'ku schrieb der Komponist zwei thematische Ideen, von der eine für den Planeten und die Dorfgemeinschaft, der andere für die auf dem Planeten lebenden Menschen selbst steht. Die Musik für den Planeten unterlegt - nach der traditionellen Eröffnung durch die Courage-Fanfare - das friedliche Treiben in der Dorfgemeinschaft. Gebrochene Harfenakkorde in leicht zügigem Tempo bieten das Fundament für eine lyrische Melodie der Oboe, die anschließend von den Violinen und Flöten wiederholt wird. Dieses eher "Rudy" oder der Titelmusik zu "The River Wild" nahe stehende Musik klingt reichlich wenig nach Star Trek, bietet aber einen erfrischenden Gegenklang zu den anderen musikalischen Beiträgen der Serie. Allerdings schafft es dieses Material für den Planeten nicht, im filmischen Verlauf musikdramaturgisch Fuß zu fassen, da es in dieser vollen Darbietung nur noch während des Finales und des Abspanns erklingt. Stattdessen steht die viel weniger gradlinige und schwelgerischere Melodie für die Ba'ku selbst im Vordergrund. Diese sehr ruhige melodische Linie schraubt sich verträumt immer weiter in die Höhe und erklingt zumeist in der Flöte oder den Streichern über sanfte Teppiche der Celli und der Harfe. "Der Aufstand" enthält trotz aller Ruhe und Nachdenklichkeit mehr Actionszenen als "Der erste Kontakt", sodass das zweite wichtige Element in der musikalischen Gestaltung von der Vertonung zahlreicher Actionszenen gebildet wird. Das Ergebnis ist wenig überraschend ausgefallen, denn Goldsmith verlässt sich hier auf seinen typischen Vertonungsansatz mittels rhythmisch ungerader Ostinati, die vom tiefen Klavier und dem Schlagwerk gehämmert werden über die sich ökonomisch instrumentierte Melodielinien legen. Dabei geht der Komponist hier besonders schlicht und gradlinig vor. Neben diesen Hauptmerkmalen der Musik steuerte Goldsmith allerdings auch einige kleinere Passagen bei, deren Erwähnung hier durchaus gerechtfertigt ist wie z.B. die melancholische Melodielinie über fast echoisierende Pizzicati während der Evakuierung der Ba'ku. Natürlich geht es auch in "Der Aufstand" nicht ohne elektronische Einsprengsel, die sich glücklicherweise in Grenzen halten, aber dennoch an einigen Stellen besonders losgelöst vom Film störend erscheinen. Für die mystischen Vorkommnisse auf dem Planeten wählte Goldsmith einen langgezogenen künstlichen Effekt, der manchmal fast einschneidend auf die sanften Streicherteppiche und ruhigen Melodien wirkt. Auch die pochenden und zischelnden Effekte während der Actionmusik scheint manchmal mehr aufgesetzt denn notwendig. Insgesamt macht "der Auftsand" den den üblichen routinierten Eindruck in Goldsmiths Spätwerk und man kommt nicht umhin, eine Minderung des in "der erste Kontakt" klar zu vernehmenden Enthusiasmus' zu vermerken, doch dieser stark routinierte Einschlag wird durch den sehr eigenständigen Charakter wieder ausgeglichen. Die Musik erschien auch wie "Der erste Kontakt" bei GNP Crescendo und wird wahrscheinlich im Laufe der nächsten Monate wie der Vorgänger in erweiterter Fassung aufgelegt werden. Somit wird der Hörer nun auch in den Genuss der bisher unveröffentlichten Passagen kommen, die sich zum Großteil lohnen. Insgesamt schrieb Jerry Goldsmith für "Star Trek IX: Der Aufstand" eine erfrischend andere Musik, die zwar ihren routinierten Charakter zu keinem Zeitpunkt verbirgt, aber das musikalische Trek-Universum um einige lyrische Momente bereichert hat.
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Bitteschön! Irgendwie kann ich den beiden weiblichen Protagonsitinnen in "Der erste Kontakt" und "Der Aufstand" nichts abgewinnen. Die eine mit ihrem Psycho-Blick, die andere mit ihrer einschläfernden Sprechweise. Aber wenn Dir der Blick nicht aufgefallen ist, dann hoffe ich, dass er Dich ab jetzt auch nicht stören wird. Das ist nämlich nicht Sinn des Textes Das mit dem Synth-Beam ist mir neu, aber ein interessanter Gedanke!
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Star Trek VIII: First Contact - Der erste Kontakt Jean-Luc Picard, Kapitän der Enterprise-D, wurde einst von den Borg entführt und assimiliert. Die Königin der Borg beabsichtigte, Picard in ihr eigenes Gegenstück zu verwandeln und ein gleichgestelltes Individuum mit freiem Willen an ihrer Seite zu haben, doch die Mannschaft der Enterprise konnte ihren Kommandanten rechtzeitig befreienen. Durch den Kontakt mit den Borg verfügt Picard über große Kenntnisse über die Borg und ihre Vorgehensweise, gleichzeitig verabscheut er diese Wesen, die ihre organischen Körper mit allerlei technischen Implantaten spicken, um so ihrer Ansicht nach perfekte Wesen zu werden. Sechs Jahre nach Picards temporärer Assimilierung fallen die Borg erneut in das Gebiet der Föderation ein und steuern direkt auf den Planeten Erde zu. Die Sternenflotte hat Bedenken, Picard einer erneuten Konfrontation mit den Borg auszusetzen und beauftragt die Enterprise, die neutrale Zone zu den Romulanern zu überwachen. Über Funk verfolgt die Mannschaft mit ihrem Kapitän den Kampf der Föderationsflotte mit dem Mutterschiff der Borg, bis sich Picard letzten Endes entschließt, seine Befehle zu missachten und am Kampf teilzunehmen. Tatsächlich gelingt es der Flotte mit der Unterstützung der Enterprise nun, das Mutterschiff zu zerstören, eine kleine Kapsel kann sich allerdings vor denr gigantischen Explosion retten und ereugt einen Zeitwirbel. Nachdem die Kapsel verschwunden und der Kampf vorbei ist, stellen die Insrumente der Enterprise allerings fest, dass die Erde nun eine Borgwelt ist. Sofort gibt Picard den Befehl, der borg'schen Rettungskapsel in der Zeit nachzureisen und die in der Vergangenheit geglückte Invasion zu verhindern. Am anderen Ende des Zeitstrudels gelingt es der Enterprise, das kleine Borgschiff zu zerstören, das gerade Montana beschoss. Es ist der 4. April 2063, zehn Jahre nach dem dritten Weltkrieg und einen Tag bevor der Wissenschaftler Dr. Zefram Cochrane den ersten Flug mit einer in ein Raumschiff umgebaute Rakete mit Warp-Antrieb unternimmt und so ein Schiff der Vulkanier auf sich aufmerksam macht, die gerade die Erdumlaufbahn kreuzen. Die weiter entwickelten Vulkanier begeben sich zu der Erde, die sie vorher als primitiv abtaten, um zu erkunden, wer den Warp-Antrieb baute und dieses Treffen wird anschließend zur Gründung der Föderation, Weltfrieden und einer friedlichen Ära. Die Borg versuchten offensichtlich, diesen ersten Kontakt zu verhindern und richteten bereits Schaden an, sodass sich einige Mannschaftsmitglieder auf die Erde begeben, um dem großen späteren Helden Dr. Zefram Cochrane zu helfen, sein später berühmtes Raumschiff rechtzeitig starten zu lassen, doch das Vorhaben erweist sich als schwierig, denn Cochrane ist ein dem Alkohol zugeneigter Wüstling, der nur bedingt Interesse an dem Flug seines Schiffes hat und lieber betrunken zu Rock'n'Roll-Musik in der Kneipe tanzt... Nachdem Patrick Stewart William Shatner als neuen Kommandanten der Enterprise in "Star Trek VII: Treffen der Generationen" abgelöst hat, macht sich die Mannschaft um Picard in "Der erste Kontakt" erstmals alleine auch auf der Kinoleinwand ins Abenteuer. Regisseur Jonathan Frakes gelang dabei der erfolgreichste Star-Trek-Film, bevor die Reihe 2009 mit noch höheren Einspielergebnissen neu gestartet wurde. Dass besonders "Der erste Kontakt" so publikumswirksam und massentauglich geraten ist, drüfte daran liegen, dass die übliche Trek-Philosophie arg zurück geschraubt und auf einige wenige Verheißungen einer unglaublich friedlichen und ehrbaren Zukunft reduziert wurde. Stattdessen stehen Spannung und Action an erster Stelle und wenn Picard mit wütenden Schreien auf dem Holodeck zwei Borgs mit einer Thompson-Maschinenpistole umnietet, Angsverzerrte Gesichter der Mannschaft gezeigt werden oder die Besatzung die Enterprise mit durchgeladenen Waffen nach Borgs durchforstet, so ist von der üblichen Trek-Atmosphäre und der Philosohpie wenig zu spüren. Die düstere postapokalyptische Erdumgebung in finsteren Wäldern mit mangelhaften Wellblechbauten trägt ihr Übriges zu dem bedrohlichen Grundton des Films bei. Zu den besonders reizvollen Aspekten dürfte das Auftreten der Borg zählen, die in der Serie oft im Dunkeln bleiben und nur erwähnt werden, um als dunkle Bedrohung zur Atmosphäre beitragen. Um auch Nicht-Trekkies, die die TV-Serien nicht verfolgen, die halborganischen Maschinengeschöpfe näher zu bringen, etablierte man die Borg-Königin, die die An- und Absichten der Invasoren formulieren darf. Die TV-Mannschaft schlägt sich auf der Kinoleinwand wacker, aber leider bleiben viele Charaktere im Vergleich zu der alten Generation blass, da sie nicht über die so liebenswerten schrulligen Eigenschaften oder charakterliche Ecken und Kanten verfügen wie seinerzeit McCoy, Spock, Scotty oder auch Kirk. Patrick Stwart ist ohne Frage ein würdiger Nachfolger Shatners, da sich sein Picard so maßgebend von dem vorherigen Kapitän unterscheidet und des Öfteren schimmert Stwarts Bühnenerfahrung leicht hervor. Jonathan Frakes gibt einen äußerst sympatischen Kommandanten Riker und Michael Dorn überzeugt als klingonischer Offizier Worf. Die beiden weiblichen Besatzungsmitglieder Gates McFadden und Marina Sirtis in den Rollen der Medizinerin Dr. Beverly Crusher und der Psychologin Deanna Troi bleiben allerdings recht blass. Alice Kridge überzeugt in der Rolle der verführerischen und kühlen Borg-Königin auf ganzer Linie, auch Brent Spiner führt die Funktion, nach Spock in der Rolle des Androiden Data den Menschen den Spiegel vorzuhalten, angemessen weiter. Alfre Woodard als Coachranes Assistentin geht einem mit den ständig aggressiv aufgerissenen Augen mit der Zeit ein wenig auf die Nerven, der eigentliche Star des Films ist allerdings James Cromwell als Dr. Coachroanes, dem die Rolle des heruntergekommenen, trinkenden Wissenschaftlers sichtlich Freude bereitet. Insgesamt ist "Star Trek VIII: Der erste Kontakt" so weit aus den eigentlichen Star-Trek-Gefilden entfernt wie kaum ein anderer Film der Reihe. Handwerklich top und schauspielerisch größtenteils überzeugend gelang Jonathan Frakes hier ein massentauglicher Sci-Fi-Action/Abenteuer-Film, der auch bei Nicht-Trekkies großen Zuspruch gefunden haben dürfte. Nach zwei längeren Pausen kehrte Jerry Goldsmith 1996 mit "Star Trek VIII: Der erste Kontakt" wieder zu der erfolgreichen Filmreihe zurück, für deren ersten Teil er einen Meilenstein der Filmgeschichte geschaffen und 1995 bereits das Thema für die neue TV-Serie "Star Trek: Voyager" komponiert hatte. Unterstützung erhielt er dabei von seinem Sohn Joel, der neben mehreren längeren Passagen sogar eine der Schlüsselszenen - den Flug der Phoenix - vertonen durfte. Nachdem "Star Trek V: The Final Frontier" einer der rar gesäten Höhepunkte Ende der 80er Jahre im Schaffen des Meisters war, entspricht "First Contact" größtenteils dem orchestralen, leicht routinierten Stil, der Goldsmiths Spätwerk hauptsächlich dominiert, wobei "First Contact" ähnlich gelagerten Musiken durchaus überlegen ist. Vielleicht liegt es am Einfluss Joel Goldsmiths, dass die Musik verhältnismäßig detailliert instrumentiert ist, während viele orchestral konzipierte Partituren des Vaters aus diesen Jahren wie "U.S. Marshals" oder sogar "First Knight" durch eine sehr durchsichtige Instrumentation auffallen. Das Potential des Orchester wird in "First Contact" voll ausgeschopft, noble Hornmelodien, weite Bögen der Streicher, Schlagwerkattacken und filigrane Holzbläserfiguren bestimmen das handwerklich detailliert gestaltete Klangbild. Natürlich fehlen auch die atmosphärischen elektronischen Einsprengsel nicht, zu denen hauptsächlich ein langgezogener tiefer Effekt für die Borg zählt. Des Weiteren werden allerdings viele klangliche Effekte erfrischenderweise akustisch erzeugt wie die rumpelnden Klavierseiten, gestrichene Tamtams oder schwebende Flageoletttöne der Violinen. Auch das Schlagwerk kommt häufig mit ungestümen Passagen in Form von donnernder Pauke, hämmernden Tomtoms, klirrendem Metall und gedämpften Beckenschlägen zu Wort. Ebenso abwechslungsreich wie die Instrumentierung gestaltet sich auch die thematische Konzeption der Musik, die von mehreren neuen und alten Ideen, getragen wird. Neben der klassischen Courage-Fanfare und dem Star-Trek-Marsch taucht auch das dreitönige "Quest"-Motiv aus dem fünften Film wieder auf und wurde und auch das bekannte "Klingon-Battle"-Thema erklingt oft in Verbindung mit Offizier Worf. Des Weiteren komponierte Goldsmith ein äußerst nobel anmutendes Hauptthema, das im Vorspann in ganzer Pracht vom Horn vorgetragen und den Streichern fortgeführt wird. Eine robuste, von kleinen Sekunden und Tritoni dominierte Melodielinie dient als Thema für die Borg, das oft schrill vom Blech oder den Streichern über hämmerndes Schlagwerk erklingt. Eine etwas getragen wirkende massive Streichermelodie während des Kampfes gegen das Mutterschiff zu Beginn zieht sich im weiteren Verlauf, oft als Solostimme für Flöte wie ein roter Faden durch die Musik. Joel Goldsmiths längere Kompositionen für die Suche nach den Borg in der Enterprise enthalten zusätzlich eine marschähnliche Melodie im tiefen Blechregister. Zum Filmstart erschien bei GNP Crescendo, die neben rund 40 Minuten Musik auch zwei Songs aus dem Film enthielt. Die CD-Zusammenstellung ist etwas unglücklich geraten, da fast kein Material von Joel Goldsmith enthalten ist, sodass bald mehrere Bootlegs zu zirkulieren begannen. Neben einer gepressten Ausgabe des berüchtigten Berliner Herstellers machte auch ein längeres 2-CD-Bootleg mit mehreren alternativen Aufnahmen die Runde. Die meisten alternativen Fassungen sind allerdings verzichtbar und unterscheiden sich nur minimal von der Filmversion. Im Zuge der erweiterten Star-Trek-Veröffentlichungen legte GNP Crescendo eine auf 10 000 Stück limitierte komplette Fassung auf, die neben der vollständigen Filmmusik auch drei alternative Fassungen enthält und neben einem informativen Booklet auch im Internet eine Track-by-Track-Analyse bereithält. Mit "Star Trek VIII: First Contact" meldete sich Goldsmith im Trek-Universum gebührend zurück und schuf mit seinem Sohn eine äußerst abweschlungsreiche orchestrale Action-Partitur, die endlich in angemessener Form veröffentlicht wurde und somit in keiner Goldsmith- oder Star-Trek-Sammlung fehlen darf!
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Star Trek V: The Final Frontier - Am Rande des Universums Vor Jahrzehnten beschlossen die Regierungen der Romulaner, der Klingonen und der Föderation, den öden Planeten Nimbus III mit Siedlern der verschiedenen Völker zu besiedeln und so einen "Planet des galaktischen Friedens" zu schaffen. Wegen des Desinteresses der zuständigen Politiker und der schlechten Beschaffenheit des Planeten, die eine agraische Nutzung des Bodens unmöglich macht und keinerlei Rohstoffe aufweist, versiegte das Projekt jedoch schnell und außer der schäbigen Hauptstadt "Paradise City", in der sich neben den drei Konsuln verkommene Gestalten aus dem ganzen Universum versammeln, besteht Nimbus III aus Sand, Staub und Dreck. Eines Tages trifft der Vulkanier Sybok auf dem Wüstenplaneten ein und schart die Siedler um sich. Er verspricht dem Gefolge die Beantwortung aller existenziellen Fragen und die Entdeckung der Idee, die in den unterschiedlichen Kulturen durch Gott, dem Paradies und dem Garten Eden repräsentiert wird. Mittels einer hypnotischen Gehirnwäsche erforscht er die tief im Unterbewusstsein vergrabenen Schmerzen seiner Gefolgsleute und gibt ihnen neue Kraft, sodass sich all die Räuber, Gesetzlosen und Ausgestoßenen Syboks Mission anschließen. Mit seinen Leuten dringt der Vulkanier in "Paradise City" ein und nimmt den klingonischen, den romulanischen und den Konsul der Föderation als Geisel. Er hofft, dass die Föderation ein Schiff zur Befreiung der Politiker schicken wird, das er zu entführen gedenkt, um seine Suche fortzusetzen. In der Zwischenzeit überzeugt er auch die drei Konsuln, sich seinen Anhängern anzuschließen. Syboks Plan scheint aufzugehen, denn die Föderation schickt die "USS Enterprise" zur Befreiung der Geiseln. Das Schiff ist in leicht desolatem Zustand und die Offiziere nutzten die Reperaturarbeiten für einen Urlaub im Yosemite-Nationalpark. Umso weniger begeistert sind Kirk, McCoy und Spock, als sie bei der Befreiung in einen Hinterhalt geraten und von Sybok gefangen genommen werden. Nachdem der Vulkanier auch die Mannschaft der Enterprise von ihren inneren Konflikten befreit hat, eröffnet er seine Absicht: Auf dem sagenumwobenen Planeten Sha-Ka-Ree soll die Lösung aller Rätsel verborgen sein, doch dieser befindet sich genau im Zentrum des Universum, einer gefährlichen Zone, aus der noch kein Schiff zurück gekehrt ist. Zu allem Unglück ist der Enterprise auch die klingonische "Bird of Prey" auf den Fersen. Ihr Kommandant Kapitän Klaa hat sich in den Kopf gesetzt, die Enterprise und Kirk zu vernichten, um so der größte Krieger der Galaxie zu werden. Nachdem Spock-Darsteller Leonard Nimoy mit "Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart" 1987 den zweiterfolgreichsten Star-Trek-Film nach dem ersetn Teil in die Kinos brachte, wurde das Regiezepter nun William Shatner übergeben, der sich nach dem unterhaltsamen und oft komödiantisch anmutenden vierten Teil einem eher kritischem Thema zuwandte: Der Suche nach Gott. Man versprach sich viel von Film und tatsächlich gelang es "Star Trek V: Am Rande des Universums", die Einspielergebnisse vom vorigen Film zu schlagen, allerdings sank das Interesse des Publikums in den Wochen danach rapide ab, sodass der Film bereits nach zehn Wochen aus den Kinosälen verschwand - früher als jeder andere Trek-Film. Heutzutage gilt "Am Rande des Universums" als der schlechteste Film der gesamten Reihe, dabei hält dieser Streifen einige äußerst interessante Momente für Trek-Fans bereit. Neben der Geburt von Spock und der klar angedeuteten Zuneigung zwischen Scotty, Nyota Uhura und der Versöhnung der Föderation mit den Klingonen vertiefen besonders die Lagerfeuerszenen im Nationalpark die zwischenmenschliche Beziehung zwischen den drei Protagonisten Kirk, Spock und McCoy. Dennoch weist die Prduktion mehrere Schwächen auf, denn auch wenn das Budget zum Vorgängerfilm um mehrere Millionen aufgestockt wurde, so wirkt "Am Rande des Universum" recht billig. Die Wüstenlandschaft von Nimbus III wirkt wie ein Tatooine-Abklatsch und dass sich "Gott" in einem Hoodoo-Canyon findet, äußerst lächerlich. Auch im Drehbuch finden sich mehrere Löcher und Ungereimtheiten, insbesondere die finale Erklärung des Gott-Phänomens ist nur teilweise nachvollziehbar. Der Film ist sich lange nicht darüber klar, ob die Besetzung von "Paradise City", die Suche nach Gott oder Sybok selbst der zentrale Kern der Handlung sein sollen und mehrere, an den vierten Film erinnernde komödiantische Einlagen wirken aufgesetzt und unnötig, sodass "Am Rande des Universums" neben einer sehr schwankenden Handlung auch eine kongruente Atmosphäre vermissen lässt. Die drei Hauptdarsteller Williams Shatner, Leonard Nimoy und DeForest Kelley scheinen jedoch gut gelaunt bei der Sache zu sein und hauchen ihren wohlvertrauten sympatischen Figuren mit viel Engagement Leben ein. Selbiges gilt auch für die altbekannten Nebendarsteller der Mannschaft. Nachdem Sean Connery und Max von Sydow nicht für die Darstellung des Sybok gewonnen werden konnten, wurde Laurence Luckinbill für die Rolle engagiert, dessen Leistung zu den Höhepunkten des Films gezählt werden kann. David Warner in der Rolle des heruntergekommenen romulanischen Konsuls verdient ebenso eine positive Erwähnung wie Charles Cooper als General Corrd. Insgesamt ist "Star Trek V: Am Rande des Universums" nicht so schlecht wie sein Ruf, bleibt aber wegen Mängeln in der Produktion und dem Drehbuch hinter anderen Trek-Filmen deutlich zurück. Dennoch dürften verschiedene Schlüsselelemente wie die Einblicke in das Seelenleben Spocks und McCoys besonders für eingeschworene Trekkies ihren Reiz haben. Nachdem Komponist Jerry Goldsmith wegen zu niedriger Gage ablehnte, auch „Star Trek II: Der Zorn des Khan“ zu vertonen, übernahm der damalige Neuling James Horner die musikalische Betreuung des zweiten und dritten Films. Als Horner kein Interesse an einem weiteren Star-Trek-Film hatte, holte Regisseur und Hauptdarsteller Leonard Nimoy den befreundeten Komponisten Leonard Rosenman ins Boot, bevor William Shatner für „Star Trek V: Am Rande des Universums wieder Jerry Goldsmith verfplichtete. Der Komponist, der zu „Star Trek: Der Kinofilm“ eins seiner besten Werke schuf uns Ende der 70er großartige Musik wie „Alien“ oder „Logan’s Run“ komponierte, befand sich zehn Jahre später in einer kreativen Krise. Dröges wie „Warlock“ missglückte Synthieexperimente wie „Criminal Law“, einfallsloses wie „Rent-a-cop“ und „Nicht ohne meine Tochter“ markieren den Tiefpunkt einer einst brillanten und beispiellosen künstlerischen Laufbahn. Für „Star Trek V: Am Rande des Universums“ mobilisierte Jerry Goldsmith allerdings noch einmal seine Kräfte. Die Musik ist nicht mehr so avantgardistisch und Klangorientiert wie die zum ersten Film, sondern legt den Schwerpunkt auf große melodische Bögen sowie schlichte Motive und weist damit deutlich in die Richtung von Werken wie „First Knight“, „Air Force One“ oder „Mulan“. Dabei verzichtete er fast vollständig auf die Vertonung der nicht wenigen komödiantischen Momente, sodass die Musik stets ernst bleibt. Im Gegensatz zu vielen anderen Kompositionen aus der Schaffensphase um 1989, in der elektronische Elemente eine tragende Rolle spielen, steht hier wieder das Orchester als Klangkörper im Mittelpunkt. Goldsmith verzichtet jedoch natürlich nicht gänzlich auf elektronische Mittel, die sich jedoch angenehm in den akustischen Klang einfügen. Statt raffiniert gestalteten freitonalen oder gar atonalen Orchesterflächen verfügt die Musik für „Star Trek V: Am Rande des Universums“ mit einer Fülle von Themen, die das Geschehen musikalisch kommentieren. Als Hauptthema fungiert somit zum ersten Mal seit „Star Trek: Der Kinofilm“ der äußerst optimistische und heroische Marsch als Hauptthema eines Trek-Films. Für die Freundschaft zwischen den drei Protagonisten komponierte Goldsmith ein weiteres, sehr schlichtes Thema, das entweder in den Streichern oder als Holzbläsersolo über sanfte Begleitung erklingt. Auch das im ersten Film etablierte Klingonen-Thema spielt in der Musik zum fünften Teil eine sehr wichtige Rolle und tritt stets in Erscheinung mit dem klingonischen Kriegsschiff „The Bird of Prey“ und ihrem Kommandanten auf. Die ruppige Melodie der Blechbläser über dumpfe Schlitztrommel und klickende Perkussion wurde hier öfters mit einem synthetischen Widderhornruf garniert. Als Gegenstück zu diesem elektronischen Hornruf fungiert außerdem ein an eine angeworfene Turbine erinnernder synthetischer Klangeffekt, der den Marsch im Vor- und Abspann einleitet. Schwebende, schillernde und an ein Gemisch aus hohen Streichern und Chorstimmen erinnernde Klangflächen waren ursprünglich für Syboks Hypnosen konzipiert, allerdings wurden die zarten Synthieflächen über Streicher und Holzbläser im Film fast vollständig durch einen künstlichen Herzschlag ersetzt und auch das Ruf-ähnliche Motiv für Sybok erklingt ebenfalls häufig in den Synthesizern. Goldsmith Talent für akribische motivische Arbeit lässt sich in dieser Musik bestens an Hand des „Quest“-Motivs, nachvollziehen. Dieses simple aus drei Tönen bestehende Vier-Noten-Motiv besteht aus einem von der Dur-Terz aus aufgefächerten Durdreiklangs und steht für Syboks Suche. Im Verlauf der Musik häufig angedeutet, nimmt dieses Motiv eine führende Position während der Entdeckung das Planeten Sha-Ka-Ree ein und erklingt im tiefen Blech, das sanft von den Streichern in immer wieder neuen Harmonien beleuchtet und flankiert wird. Als eine der schwierigsten Herausforderungen empfand Jerry Goldsmith die Musik für den Planeten und letzten Endes den vermeintlichen Gott selbst. Diese Musik ist ein äußerst lyrischer Einfall, der anfangs sanft in den flöten- und vokalisenähnlichen Synthesizern erklingt und sanft von den Streichern in hoher Lage und der Harfe beantwortet wird. Schließlich schwillt dieses Thema und mehrfacher Wiederholung immer weiter an, bevor es in voller Pracht von den Violinen vorgetragen wird. Die längeren Actionpassagen für die Eroberung von „Paradise City“ oder die Flucht vom Planeten Sha-Ka-Ree sind in bester Goldsmith-Manier mit rhythmisch ungeraden Ostinati, treibenden Streicherläufen und kräftigen Linien der Blechbläser geraten. Zum Filmstart erschien rund 40-minütiges Album, das zwar alle wichtigen Themen und Motive enthielt, allerdings fast vollständig die Musik aus der ersten Hälfte des Films vernachlässigt. 2010 veröffentlichte Lalaland Records ein auf 5000 limitiertes 2-CD-Set mit der vollständigen Filmmusik auf CD1 und dem Albumschnitt sowie mehreren alternativen Fassungen, Source-Musik und den wichtigsten Synthieelementen auf CD 2. Ein äußerst informatives Booklet mit mehreren Erinnerungen an die Aufnahmesitzungen, detaillierter Notizen über die Entstehung von Musik und Film runden das Hörerlebnis ab. Nachdem das Lalaland-Album nach einigen Monaten ausverkauft war, veröffentlichte Intrada eine inhaltsgleiche Version mit nicht limitierter Auflage und anderem Cover-Motiv. Auch wenn die Musik zum Fünften Star-Trek-Film hinter der zum ersten zurück bleibt, so komponierte Jerry Goldsmith hier dennoch eine äußerst abwechslungsreiche orchestrale Partitur mit gelungenen elektronischen Elementen, die in keiner Goldsmith oder Star-Trek-Sammlung fehlen darf!
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Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Hmmm...wie wäre es denn mit "Bandolero!"? -
Tonalität zeichnet sich dadurch aus, dass die Musik Grundtonbasiert ist d.h. bestimmte Töne (wie die Tonika oder die Dominante) haben mehr Gewicht als andere Töne. Somit wird die Musik immer wieder zu diesen Tönen (und den damit verbundenen Akkorden) "hingezogen". Werden sie ausgespart, geschieht das aus bestimmten Gründen. So hielt Joseph Haydn in seiner "Schöpfung" die finale C-moll-Kadenz bis zum Schluss der Einleitung zurück hielt, um das Chaos darzustellen, das vor der Erschaffung des Universums herrschte. Die Kadenz festigt eine Tonart und steht fast immer am Schluss einer klassischen tonalen Melodie. Manchmal ist sie auch die Basis für eine Melodie selbst. Freitonal bedeutet, dass man mit tonalen Elementen arbeitet, die aber aus ihrer kadenziellen Befestigung gelöst sind. Wenn also auf ein C-Dur-Akkord sofort fis-moll folgt und danach ein B-Dur-Akkord erklingt. Die einzelnen Akkorde lassen sich ohne Frage feststellen, sie stehen aber in keinem klaren Zusammenhang mehr (Schönberg machte das im letzten Satz seines grandiosen 2. Streichquartetts!) Freitonalität ist also der Zwischenschritt zwischen der Tonalität und der Atonalität, die gänzlich von tonalen Elementen befreit ist!
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Die Filmmusik war in ihren Anfängen überwiegend spätromantisch, aber ab den Mitfünfziger Jahren schlug sie so viele Haupt- und Nebenwege ein, dass man auch wegen der poppigen Scores kaum noch von einem definitiven Nachfolger oder Ableger der Neuen Musik sprechen kann. Daher würde ich Filmmusik gesondert betrachten, ohne gleich eine qualitative Unterscheidung zu unternehmen. Es gibt in der E-Musik wie in der Filmmusik Perlen, Katzengold und Mist.
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Auch da trenne ich. Rozsa Streichquartette stehen bei der historischen E-Musik, "Ben Hur" und "King of Kings" in der Filmmusik-Sparte.
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Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Wer mehr über diese Musiken erfahren möchte, kann ja einfach mal auf die letzte Seite des "Letzter Film, den ich gesehen haben",-Thread nachlesen. Bei mir leider wie auch die letzten zweieinhalb Wochen keine Musik, da das Studium mich einfach zu sehr in Beschlag nimmt... also hört kräftig für mich mit!