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Deep Rising - Octalus: Der Tod aus der Tiefe John Finnegan besitzt ein kleines Boot, dass er an dubiose Auftraggeber vermietet und stellt - solange das Geld stimmt - keine weiteren Fragen. Auf dem Boot arbeiten außerdem der Maschinist Joey "Tooch" Pantucci und dessen Freundin Leila. Finnegans aktueller Auftraggeber ist der schweigsame und kühle Gangsterboss Hanover, der mit seiner Bande aus rauen Männern gemeinsame Sache mit Simon Canton, dem Eigner des luxuriösen Kreuzfahrtschiffes "Argonautica" macht. Dieser Kreuzer ist Cantons Lebenswerk, doch die Betriebskosten des Schiffes können mit den Einnahmen nicht ansatzweise gedeckt werden, sodass dieser hofft, sich mit einem Versicherungsbetrug vor dem finanziellen Ruin zu retten. Hanover und seine Männer sollen die "Argonautica" im südchinesischen Meer versenken. Canton ist allerdings nicht die einzige habgierige Person auf dem Luxusschiff, denn auch die schöne Diebin Trillian St. James bereichert sich an den dicken Brieftaschen der reichen Passagiere und verschafft sich sogar Zutritt zum Tresorraum des Schiffes. Hier wird sie allerdings von Canton und dem Kapitän Atherton überrascht und in einen Vorratsraum gesperrt. Einige Minuten später legt Canton in Vorbereitung auf Hanovers Ankunft den Hauptrechner des Schiffes lahm, sodass sämtliche Geräte ausfallen. Kurz darauf wird das Schiff von einer gewaltigen Kollision von einem Objekt unter Wasser erschüttert. Durch diesen Aufprall fällt ein Schnellboot vom Heck des Schiffes, das kurz darauf von Finnegan gerammt wird. Durch den Zusammenstoß entsteht ein heftiger Maschinenschaden und umso erleichterter ist Finnegan, als die "Argonautica" in Sicht kommt. Er hofft, hier Ersatzteile für seinen ramponierten Motor zu bekommen, während Hanover und seine Leute mit ganz anderen Absichten das Schiff entern. Bevor sie den Luxusliner mit den mitgeführten Torpedos versenken wollen, haben sie die Absicht, sich erst am prall gefüllten Tresor des Schiffes zu bereichern. Umso überraschter sind die Männer, als sie an Bord nur blutverschmierte Wände und zerschlagenes Mobiliar vorfinden. Nachdem die Männer mit Canton, Kapitän Atherton und Trillian St. James die einzigen Personen auf dem Schiff angetroffen haben , entdecken sie das grausame Geheimnis der "Argonautica": Ein gewalter Riesenkrake hat sich durch den Kiel zutritt zum Schiff verschafft und alle Passagiere und die Mannschaft getötet. Gemeinsam müssen die Gängster mit Finnegan, seinem Maschinisten, Canton, dem Kapitän und der schönen Diebin um ihr nacktes Überleben kämpfen... Regisseur Stephen Sommers ist ein Garant für große Sommeractionfilme, die mit durch übertriebene und oft augenzwinkernd in Szene gesetzte Action aufwarten. Zu den erfolgreichsten Filmen des Regisseurs dieser Art gehören die "Mumien"-Filme und "Van Helsing". "Deep Rising" von 1998 bildet den ersten Beitrag Sommers' zum Actiongenre und ist in Hinblick auf seine einzelne Elemente noch sehr unausgegoren. So wird das Potential, dass in der Handlung um die Gangster und ihren Auftrag, dem zwielichtigen Charakter des Schiffseigners Cantons oder dem Verhältnis zwischen den skrupellosen Verbrechern und dem Antihelden Finnegan steckt, völlig außer Acht gelassen, da in der 20 Minute nur noch der Kampf ums nackte Überleben zählt. Ab hier leidet der Film dann wiederum darunter, dass das Monster nur unzufriedend realisiert ist. Abgesehen davon, dass die Computeranimation schlecht gealtert ist, hat der Zuschauer zu keinem Zeitpunkt eine Vorstellung davon, wie das Monster letzten Endes aussieht, da sich immer nur einzelne Tentakeln durch das Schiff schlängeln. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn der Schowdown Finnegans mit dem Ungeheuer nicht so kurz und ebenfalls optisch sehr wenig zufiredenstellend geraten wäre. All diese Löcher scheint Regisseur und Drehbuchautor Sommers mit einer Extraportion möglichst blutiger und heftiger Action zu übertünchen, was ihm auch einigermaßen gelingt. Denn auch wenn der Film über ein Budget von 40 Millionen Dollar verfügte, ist "Deep Rising" eine äußerst tempo- und actionreiche Trashgranate geworden. Man muss eine Vorliebe für schwarzen Humor und übertriebene, blutige Action haben, aber dann kann der Film sehr unterhaltsam sein. Besonders, wenn Sommers einige B-Film-Klischees offensichtlich bricht. Als sich z.B. Famke Janssen in Gegenwart der Männer umzieht, schenken ihr weder die Leute noch die Kamera auch nur ein bisschen Aufmerksamkeit. Auch die weiteren Möglichkeiten, die das weiße T-Shirt in einer sehr wässrigen Umgebung bieten, werden konsequent ausgespart. Andere Action-Klischees aber werden oft derart übertrieben, dass es sich nur um bewusste Ironie handeln kann, wie die laut schmatzenden Geräusche, wenn die Protagonisten über den von blutigen Skeletten bedeckten Korridor laufen. Handwerklich ist der Film mehr als solide, besonders der Schnitt, die Kameraführung und die Beleuchtung verleihen dem Film eine dichte Atmosphäre und beweisen, dass Sommers sehr wohl ein filmisches Gespür besitzt. Für die Darsteller bietet der Film wenig Herausforderungen, dementsprechend durchschnittlich sind die Leistungen geworden. Nachdem Harrison Ford die Rolle Finnegans abgelehnt hatte, ging der Part an Treat Williams, der wie die Faust auf's Auge für den 90er-Jahre-Actionhelden passt. "Golden Eye"-Bondgirl Famke Janssen gibt die schöne Diebin Trillian St. James, Wes Study überzeugt als schweigsamer Gangsterboss Hanover und Anthony Heald hat sichtlich Spaß an seiner Rolle als skrupelloser Versicherungsbetrüger. Kevin J. O'Connor hinterlässt als trotteliger Maschinist Joey "Tooch" Pantucci und Una Damon hat einige kurze, aber recht starke Auftritte als dessen Freundin Leila. Insgesamt bietet "Deep Rising" ein filmtechnisch überzeugendes, dramaturgisch löchriges, aber temporeiches Actionspektakel, bei dem Genrefans voll auf ihre Kosten kommen, während Freunde der gehobenen Filmkunst wahrscheinlich mit der Nase rümpfen werden. "Deep Rising" ist die erste von zwei Kollaborationen Stephen Sommers' mit Jerry Goldsmith, der auch im darauf folgenden Jahr "Die Mumie" vertonte. Allerdings schien der Komponist, der im Laufe seiner langen Karriere viele mäßige Filme mit teilweise heraus ragender Musik vertonte, nach "Die Mumie" keine Lust mehr auf auf derartige Actionspektakel, sodass Stephen Sommers ab dem zweiten "Mumien"-Teil nur noch mit Alan Silvestri arbeitete. Goldsmiths sehr begrenzte Begeisterung für Sommers' hirnloses Kraken-Actionspektakel ist auch merklich auf die Musik abgefärbt, denn diese bewegt sich auf dem Niveau wenig aufregende Routine, die zwar ein hohes Maß an kompositorischer Fähigkeit und versierter Technik aufweist, allerdings jede Form von individuellen oder kreativen Einfällen vermissen lässt. Da die Musik sich oft gegen laute Schussgeräusche, Schreie oder andere lärmende Klänge behaupten muss, setzt Goldsmith auf eine vom Blech und Schlagwerk dominierten Besetzung, die von den Streichern meistens ryhthmisch unterstützt wird. Der Musik liegen dabei vier zentrale thematische oder motivische Ideen zu Grunde. Für das riesige Tiefseemonster komponierte Goldsmith eine abfallende Linie im tiefen Blech, das - über dissonante Streicher - die Musik und den Film eröffnet. Für die Protgaonisten, insbesondere Finnegan, steht eine durch eine Aufwärtsbewegung geprägte Hornfanfare, die von schneller synthetischer Perkussion und akustischer Pauke sowie schnellen Akkordbrechungen der Streicher begleitet wird. Über ähnlich prickelnde elektronische Effekte, schnelle synthetische Conga-Rhythmen und treibende Pauken legt sich auf das Hauptthema, das auf dem Album sogar häufiger vertreten ist als im Film. Hierbei handelt es sich um einen sehr schlichten thematischen Einfall, der hauptsächlich in der Harmonisierung vom steten Wechsel zwischen Dur und Moll geprägt ist. Bei dem vierten musikalischen Element handelt es sich zwar nur um ein Intervall, doch dieses wird in der Musik derart häufig verwendet, dass es leitmotivische Funktion erhält: Der Tritonus. Schon vor mehr als 300 Jahren als der "Diabolus in musica" bezeichnet, steht dieses Disonnante Intervall seit jeher für Schrecken, Schmerz, Tod und Verderben. Goldsmith, der derartige Emotionen oft mit sehr filigranen und modernistischen Ideen einfing, schien sich dieses Intervall bis zu diesem Film aufgespart zu haben. Umso häufiger setzt er es nun ein. In fast jedem Stück stampft, hämmert und pocht der Tritonus im lauten Blech, den tiefen Streichern oder den Violinen. Außerdem ist sich der Komponist nie zu schade, möglichst dissonante und heftige Schockakkorde einzusetzen, wenn an der nächsten Ecke wieder einmal ein gehäutetes Skelett liegt. Goldsmiths penetrante und wenig subtile musikalische Herangehensweise wirkt sich stark auf den hohen Trashfaktor des Films aus. Im Film ihre Bestimmung erfüllend und erfolgreich gegen die laute Geräuschkulisse ankämpfend, wirkt die Musik zu "Deep Rising" auf CD äußerst blass und belanglos. Umso interessanter, dass die beste musikalische Passage, während die Männer die "Argonautica" entern, kein Leitmotiv enthält, sondern eine eigens für diese Szene komponierte Hornmelodie, die zwar äußerst routiniert und unaufregend geraten ist, im Vergleich mit der restlichen Musik fast wie eine melodische Offenbahrung klingt. Die Holzbläser sind fast nur durch ein recht kurzes Oboensolo vertreten, ansonsten haben Blechbläser, Schlagwerk und Streicher das Wort. Die Musik zu "Deep Rising" erschien zum Filmstart auf CD und ist mittlerweile vergriffen. Das Album enthält 33 Minuten der Musik, was drei Viertel der vollständigen Komposition abdeckt. Dennoch erscheint die CD selbst bei dieser kurzen Laufzeit redundant und wenig ergiebig. Eine sehr flache und schrille Abmischung trägt ebenfalls zu dem unbefriedigenden Hörgenuss bei. Insgesamt ist diese CD nur etwas für absolute Goldsmith-Enthusiasten, denn der Komponist schrieb für diese Trashgranate eine zwar funktionale, aber wenig aufregende und auf CD blass erscheinende Musik.
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Das Ende ist wirklich sehr sehr ärgerlich. Besonders nach Rays flammender Rede schneidet sich der Film zum Schluss nur noch selbst ins eigene Fleisch. Dass das auf's Studio zurück geht, wusste ich gar nicht. Woher stammt denn das Gerücht? An Babis: die Texte sind wirklich nicht dazu geeignet, gedruckt veröffentlicht zu werden, denn dafür sind sie doch ein bisschen zu "runtergeschrieben", oberflächlich recherchiert und die Musik nicht eingehend genug geschrieben. Wenn die ganze Chose vorbei ist (wahrscheinlich gegen Ende dieses Jahres) werde ich die mal chronologisch nach Entstehungszeit der Musik in einem Extra-Thread zum Nachschlagen zusammen fassen. Momentan bin ich ja eher nach Genre vorgegangen und habe meine Freundin zu den ganzen Dante-Filmen gezwungen, die auf wenig Begeisterung stießen, sodass ihr Euch jetzt auf Unterwasserhorror und Urwald-Abenteuer freuen könnt.
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Und vor Allem ist's Filmmusik ... später dann geworden jedenfalls.
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Da kann man doch auch fast alles von Gabriel Yared empfehlen aus den letzten 20 Jahren - insbesondere "Back to Cold Mountain", "City of Angels" und "Message ina bottle" sowie "The English Patient". Wie findest Du denn eigentlich sowas hier?
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The 'Burbs - Meine teuflischen Nachbarn Mayfield Place in der Umgebung von Hinkley Hills ist eine Vorstadtsiedlung wie aus dem Bilderbuch. Hier lebt Ray Peterson mit seiner Frau Carol und seinem Sohn Dave ein beschauliches ruhiges Leben. Ihm gegenüber hisst der Vietnamveteran Leutnant Mark Rumsfield mit seiner erheblich jüngeren Frau täglich die Flagge und sein Nachbar Art Weingartner ist Rays bester Freund. Am Ende der Straße wohnt der Rentner Walter Seznick, dessen kleiner Hund sein Geschäft stets auf Rumsfields Rasen verrichtet. Eines Tages verschwinden Rays Nachbarn, das alte Ehepaar Knappes, und eine neue Familie, die Klopeks, zieht ein. Den spießbürgerlichen Vorstadtbewohnern sind die neuen Nachbarn absolut nicht geheuer, denn nachts gehen in dem Haus offensichtlich merkwürdige Dinge vor. Lautes Brummen eines Transformators und Gestalten, die nachts im Garten graben, geben den irritierten Nachbarn genug Futter für die abstrusesten Gerüchte. Wirklich einen der Klopeks gesehen hat darüber hinaus noch niemand. Als Ray Peterson eine Woche Urlaub hat, versucht seine Frau ihn zu überreden, die freien Tage im Ferienhaus am See zu verbringen, doch dieser lehnt ab. Er freut sich darauf, eine Woche zu faulenzen, vielleicht die eine oder andere Arbeit am Haus zu verrichten und sonst nichts zu tun. Art Weingartner kommt zu Besuch und überredet Ray, sich den Klopeks einmal vorzustellen und als die beiden auf die Straße treten geschieht das Unfassbare: Einer der Zugezogenen kommt aus dem Haus, um die Zeitung zu holen. Durch die Erscheinung des verstörten Klopeks verunsichert, verpassen Ray und Art unter den Augen sämtlicher Nachbarn die Möglichkeit, ihn anzusprechen und beschließen mit Rumsfield, den merkwürdigen Ereignissen auf den Grund zu gehen. Am nächsten Tag findet Bonnie Rumsfield Walter Seznicks Hündchen schmutzig und zitternd auf ihrem Rasen und als die drei Männer das Haus des Rentners aufsuchen, scheint dieser offensichtlich nicht zu Hause zu sein. Als Rays Hund am Gartenzaun zum Haus der Klopeks einen Oberschenkelknochen ausgräbt, gibt es für Ray, Art und Mark Rumsfield keinen Zweifel mehr: Die Klopeks sind gemeine Mörder und müssen unverzüglich entlarvt werden. Für den Skeptiker Ray wandelt sich der erholsame Urlaub in eine gefährliche Verbrecherjagd... "Meine teuflischen Nachbarn" hat auch nach über 20 Jahren nichts von seinem Charme oder Witz eingebüßt. Regisseur Joe Dantes Satire auf das kleinbürgerliche Spießertum ist durch und durch mit schwarzem Humor gespickt und entlarvt die Abgründe, die sich hinter den sauberen Fassaden und den gehegten Vorgärten der detailverliebten Studiokulisse verbergen. Mit überzogenen Charakteren und wunderbar gestalteten Antagonisten ist die bis in die kleinste Nebenrolle treffend besetzete Komödie durchweg temporeich und witzig. Dante bedient sich dabei mal mehr mal weniger offensichtlich herrlich gebrochener Horrorklischees wie der an den Film "Vier im rasenden Sarg" angelehnten Traumsequenz, dem Frankenstein'schen Blitz, der in den Turm des Hauses einschlägt oder dem düsteren Gebäude selbst. Leider vermag Autor Dana Olson es nicht, seine verzwickten Elemente vernünftig zu lösen, sodass es beim sehr platten Ende in den letzten zehn Minuten rapide bergab geht. Zwar rettet Dantes Regie das Finale vor einer Katastrophe, die Auflösung ist jedoch mehr als ärgerlich und bricht sogar mit der wenige Minuten zuvor von Ray Peterson formulierten Botschaft: Es sind nämlich nicht diejenigen gefährlich, die andersartig sind, sondern diejenigen, die sich in ihrer Normalität bedroht fühlen und ihre falsche Idylle um jeden Preis bewahren und verteidigen. Neben Dantes einfallsreichen Regie lebt "Meine teuflischen Nachbarn" besonders von den Darstellern, allen voran Tom Hanks als Ray Peterson, der den anfänglichen Skeptiker brillant in den fanatischen Kämpfer für das Gesetz mutieren lässt. Bruce Dern gibt einen herrlich komischen Mark Rumsfield, der viele der witzigsten Momente des Films trägt und Rick Ducommuns Art Weingartner ist mit seiner reißerischen und großspurigen Art der eigentliche Verursacher allen Übels. Carrie Fischer als Rays vernünftige Ehefrau und Wendy Schaal in der Rolle der naiven Bonnie Rumsfield bereichern das Enselmble nicht wenig, aber die eigentlichen Stars des Films ist natürlich das Klopek-Trio: Courtney Gains glänzt als verstörter junger Hans, dessen Onkel eindrucksvoll von Theodore Gottlieb gegeben wird. Als Gegensatz zu dem schmutzigen, verwirrten Sohn und dem schweigsamen Bruder fungiert Henry Gibson als eloquenter und weltgefandter Kavalier Dr. Werner Klopek, der auch das Familienoberhaupt zu sein scheint. Dantes Stammschauspieler Dick Miller und Robert Picardo haben einen herrlich komischen Auftritt als Müllmänner und Autor Olson ist kurz als Polizist zu sehen. Dem Stab und den Darstellern von "Meine teuflischen Nachbarn" gelang insgesamt eine furiose und herrlich komische Satire, die leider zum Finale viel von ihrem Witz und ihrer Raffinesse einbüßt. Bei "The 'Burbs" arbeitete Dante das sechste Mal mit Komponist Jerry Goldsmith zusammen, der in den späten 80er Jahre nicht mehr an den Erfolg oder die Qaulität seiner früheren Arbeiten anknüpfen konnte. Für "The 'Burbs jedoch komponierte Goldsmith ein erfrischende und humorvolle Partitur, die neben einigen Bezügen auf die filmischen Anspielungen auch innerhalb der musikalischen Strukturen viele ironische Momente aufweist. Neben einem durchschnittlich besetzten Orchester kommen die für den Komponisten typischen elektronischen Effekte zum Einsatz, die, entsprechend der Entstehungszeit, einen starken Teil der Musik ausmachen. So wird der erste Ausflug von Seznicks Hund auf den Rasen der Rumsfields mit einem künstlichen Hundebellen garniert oder die nächtlichen Spionageakte der Nachbarn von dem elektronischen Meckern einer Ziege kommentiert. Jenseits dieser Spielereien ist die Musik allerdings konventionell durch Leitmotive gegliedert. Das fröhliche Hauptthema, das größtenteils aus fallenden Terzen besteht, fängt in seiner heiteren Instrumentierung für Streicher sowie Glockenspiel und Harfe das beschauliche Leben in der Vorstadtsiedlung ein. Die Klopeks werden nurch klassische Schockakkorde der Orgel und eine markante Posaunenmelodie charakterisiert. Ein besonderer Spaß für Goldsmith-Kenner dürfte der Marsch für Rumsfield sein, der mit den berühmten Trompeten-Echos aus Goldsmiths "Patton"-Vertonung flankiert wird und so den durch und durch militärischen Charakter des Veterans einfängt. Die Unternehmungen der drei Vorstadthelden werden musikalisch oft von einer makaberen Solovioline über gezupfte Celli und Bässe begleitet. Außerdem komponierte Goldsmith für den verhängnisvollen Gang von Ray und Art zu dem Haus der Klopeks zu Beginn des Films ein markantes Westernthema, das von synthetischen perkussiv eingesetzten Schussgeräuschen flankiert wird, doch Dante ersetzte es durch eine Passage von Ennio Morricones "My Name is Nobody". In der Szene für sich sehr wirkungsvoll ist diese Musik jedoch in Goldsmiths Partitur ein Fremdkörper und verhindert zusätzlich im weiteren Verlauf des Films und der Musik, dass dessen eigenes Westernthema Halt bekonnt, da die markanteste Darbietung im Film somit nicht zu hören ist. Mit seinem thematischen Material komponierte Goldsmith eine äußerst abwechslungs- und einfallsreiche Filmmusik, die auch jenseits ihrer thematischen Ideen mit hervorragenden Passagen aufwartet wie die mysteriöse Komposition für Streicher, Harfe und Holzbläöser, als sich die Nachbarn Spukgeschichten erzählen oder die Sopranvokalisen über primitive Trommelrhythmen für Rays Traum. Da zum Filmstart kein Album erschien veröffentlichte Varèse-Sarabande einige Jahre später die wichtigsten Stücke in Form eines 30-minütigen Albums im CD-Club. Diese Ausgabe war lange Zeit sehr rar und wertvoll, bis das Label 2007 eine erweiterte Deluxe Edition - ebenfalls im Club - auf den Markt brachte, die mittlerweile ausverkauft ist. Nun fast doppelt so lang enthält die zweite Ausgabe fast die vollständige Filmmusik in bestechender Klangqualität und einem sehr informativen Begleittext von Robert Townson, allerdings verschweigt der Produzent beharrlich, warum - wie so oft beim Varèse-Club - eine kurze Passage nicht auf der CD zu finden ist und vor allem warum besonders zum Finale zwei alternative Fassungen zu finden sind und nicht die Filmversionen. Die laute Ausbruch der Blechbläser beim Öffnen des Kofferraums sowie ein Arrangement des Westernthemas im 3/4 wurde auf der CD durch alternative Einspielungen ersetzt - definitiv ein Ärgernis. Daher wäre es wünschenswert wenn sich bald ein Label dieser Musik annehmen und eine definitive Veröffentlichung auf den Markt bringen würde, denn Jerry Goldsmith schrieb für "The 'Burbs" eine äußerst witzige und abwechslungsreiche Musik mit einer ordentlichen Portion Ironie, die nicht nur dem Film gerecht wird, sondern auch alleinstehend für großes Vergnügen sorgt.
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Veröffentlichung Prometheus Records: HOUR OF THE GUN von Jerry Goldsmith
Mephisto antwortete auf Bonekings Thema in Scores & Veröffentlichungen
Eigentlich deckt das Album alle wichtigen Passagen ab. Der Rest ist recht ökonomische Suspebse-Musik.- 38 Antworten
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Leider wird auch in der Fachwelt fast nur mit den alten Namen jongliert. Furchtbar, wenn man sich einmal ansieht, wie wenig Musikstudenten, die einmal die kommende Generation der praktizierenden Musiker sein werden, sich für die Neue Musik interessieren. Da gilt bei einigen sogar Hindemith schon als zu modern... Aber um mal wieder die Stimmung zu heben: Wolfgang Rihm, wahrscheinlich der populärste lebende deutsche Komponist, traf einmal eine ältere Dame im Zug und die fragte ihn nach einiger Plauderei: "Was machen sie denn beruflich?" - "Ich bin Komponist." - "Ach, ich dachte, die wären schon alle tot." Ich weiß bis heute nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll.
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Henze dürfte von den modernen Komponisten sehr einfach zu erschließen sein - ebenso wie Ligeti und Penderecki. Andere Komponisten dieser Generation wie Boulez, Stockhausen und Nono verlangen da viel mehr Einhörarbeit (zumal diese Herren Henze als zu traditionell komponierend ansahen). Immerhin hat Henze rund 40 Bühnenwerke geschrieben, die sich zum Einhören anbieten, da man Musik mit Text stets leichter verfoglen kann als rein konzeptionell gestaltete Stücke, aber auch seine Symphonien - insbesondere die späteren - bieten sich sehr gut zum Einstieg an.
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Innerspace - Die Reise ins ich Leutnant Tuck Pendleton von der Kriegsmarine hätte der beste Pilot seiner Streitkraft werden können, doch der Frauenheld mit Hang zur Trinkerei hat ein gehöriges Problem, sich Vorgesetzten unterzuordnen. Sein übermäßiger Alkoholkonsum zerstörte außerdem seine Beziehung zu der Reporterin Lydia Maxwell und als er bei einer Ehrenfeier für seine erfolgreichen Pilotenkollegen betrunken für einen weiteren Skandal sorgt, wird er entlassen. Am Boden zerstört meldet sich Tuck für ein äußerst riskantes Experiment: Der Wissenschaftler Dr. Ozzie Wexler hat ein Verfahren entwickelt, einen Menschen mit Hilfe eines Mikrochips mit einer einem U-Boot ähnlichen Kapsel auf kleinste Größe zu schrumpfen und in eine Spritze zu befördern, von dem aus die Kapsel in ein beliebiges Lebewesen iniziert werden kann. Das Experiment gelingt und Tuck wird ohne Komplikationen geschrumpft und in die Spritze befördert, doch bevor er in das Versuchskaninchen injiziert werden kann, überfällt die Wissenschaftlerin Dr. Margaret Canker das Labor, um den Chip und die Spritze zu rauben. Canker arbeitet für den kriminellen Victor Scrimshaw, den Kopf einer kriminellen Organisation, der den Chip an den "Cowboy" verkaufen will, einen selbstgefälligen Hehler, der neueste Technlogie an den Meistbietenden verkauft. Dr. Ozzy Wexler kann als Einziger entkommen und flüchtet vor einem von Scrimshaws Auftragsmördern mit dem geschrumpften Tuck in ein Einkaufszentrum. Bevor der Wissenschaftler erschossen wird, kann er die Spritze in den Hintern des Supermarktkassierers Jack Putters rammen und die Kapsel mit Tuck in den Mann injizieren. Weder Jack noch Tuck haben etwas von den Ereignissen mitbekommen und so glaubt der ehemalige Marinepilot, er würde sich in dem Kaninchen befinden, bis er sich in Jacks optischen Nerv einklinken kann und merkt, dass er in einen Menschen injiziert wurde. Er nimmt Verbindung zum Gehör des Supermarktkassiers auf, der der inneren Stimmen zuerst nicht traut. Langsam aber werden sich die beiden über ihre jeweilige Situation klar und nun liegt es an Jack, von Tuck geführt, den geraubten Mikrochip ausfindig zu machen, die gefährlichen Kriminellen unschädlich zu machen und die Kapsel zu guter Letzt wieder in ihre normale Größe zu maximieren. Dafür haben die beiden allerdings nur wenig Zeit, denn innerhalb des nächsten Tages ist der Suaerstoffvorrat der Kapsel erschöpft und Tucks Leiche würde für alle Ewgikeit in Jacks Blutkreislauf umher treiben... 1966 entstand mit "Die phantastische Reise" unter Regisseur Richard Fleischer ein Science-Fiction-Klassiker, der von einer Gruppe Mediziner handelt, die in einem U-Boot auf Mikrobengröße geschrumpft und in einen Menschen injiziert werden, um ein Blutgerinsel in dessen Gehirn zu entfernen. "Die Reise ins Ich" von Joe Dante ist jedoch keine bloße Neuverfilmung, denn abseits der Idee des in einer Kapsel geschrumpften Menschen, der in eine andere Person injiziert wird, haben die beiden Filme inhaltlich wenig gemeinsam. Während "Die phantastische Reise" mit der durchweg spannenden Handlung durchaus als Science-Fiction-Thriller bezeichnet werden könnte, inszenierte Dante den Stoff in gewohnt humoristischer Art und Weise. Dabei reicherten die Autoren Jeffrey Boam und Chip Proser die Handlung um viele skurrile Personen an und rückten die sich entwickelnde Männerfreundschaft zwischen Tuck und Jack in den Vordergrund. Theoretisch könnte man "Die Reise ins Ich" auch als Entwicklungsgeschichte Jack Putters sehen, denn der hypochondrisch veranlagte, stets nervöse Supermarktkassierer avanciert durch die Anleitung des draufgängerischen Tuck zum wahren Helden. Joe Dante ist for die Regie natürlich am Besten geeignet und schafft es gewohnt, die mit einigen übernatürlichen Elementen angereicherte Geschichte temporeich zu inszenieren und dabei seinen Charakteren, so klischeehaft sie auch sein mögen, genug Aufmerksamkeit zu widmen. Sehenswert ist "Die Reise ins Ich" zusätzlich wegen der grandiosen 'Innenaufnahmen' von Jacks Körper. Riesige Fettzellen, ein immens pochendes Herz und ätzend brodelnde Magensäure bilden das optisch ausgefallene Umfeld für eine ganz besondere U-Boot-Fahrt. Auch die Szenen mit "verkleinerten" Menschen in der übergroßen Welt sind überraschend gut gealtert, da sie tatsächlich in übergroßen Kulissen gedreht wurden. Wie so oft trifft man auch bei "Die Reise ins Ich" auf altbekannte Gesichter und Dante-Stammschauspieler, doch auch die Protagonisten sind treffend besetzt. Die Chemie zwischen Dennis Quaid als Tuck Pendleton und Martin Short in der Rolle des Jack Putter stimmt durchweg und beide Schauspieler können ihren Figuren einen ganz eigenen Stempel aufdrücken, ohne aneinander vorbei zu spielen. Meg Ryan als niedliche Lydia Maxwell mag zwar neben den beiden Hauptdarstellern etwas verblassen, jedoch entspricht sie vollends der immer engagierten, doch teils etwas zögernd und zweifelnden Journalistin. Kevin McCarthy und Fiona Lewis geben ein fieses Gespann ab, aber besonders Robert Picardo ist in der Rolle des selbstgefälligen Aufschneiders als "Cowboy" ist ein Garant für herrlich überzogene Szenen. Insgesamt schufen Stab und Besetzung von "Die Reise ins Ich" keineswegs einen blassen Aufguss von "Eine fantastische Reise", sondern eine gelungene Neuinterpration des Stoffes in Dantes typisch filmischen und humoristischen Gewand. 1983 arbeiteten Joe Dante und Jerry Goldsmith erstmals in dem Episodenfilm "Twilight Zone: The Movie" zusammen. Diese Kollaboration legte den Grundstein für neun weitere gemeinsame Projekte, von denen "die Reise ins Ich" nach "Gremlins" und "Explorers" der vierte gemeinsame Film ist. 1984 lotete Goldsmith, der schon seit jeher mit elektronischen Elementen in seiner Musik experimentiert hat, die Balance zwischen Synthesizern und traditionellem Orchester neu aus. In den folgenden Jahren sollten synthetische Klänge immer mehr Raum im Schaffen des Komponisten einnehmen und auch "Innerspace" bildet keine Ausnahme. Im Grunde als orchestrale Abenteuermusik konzipiert, reicherte Goldsmith die Möglichkeiten des durchschnittlich besetzten Symphynieorchester für "Innerspace" mit vielen elektronischen Einsprengseln und synthetischen Klangflächen an, sodass die Musik deutliche klangliche Parallelen zu "Explorers" und oder "Baby: Secret of the lost Legend" aufweist. Konzeptionell orientiert sich Goldsmith allerdings an der klassischen Leitmotivtechnik, sodass "Innerspace" durch mehrere Themen und Motive strukturiert ist. Für Tuck schrieb er ein sehr nobles Thema, das zum ersten Mal in der Schrumpfszene von den Bläsern vorgetragen wird und die abenteuerlustige Seite des Protagonisten charakterisiert und entfaltet, vom gesamten Orchester ausgespielt, eine heroisch anmutende Wucht. Goldsmiths versierter Umgang mit seinem Themenmaterial zeigt sich außerdem in den nicht wenigen Actionpassagen der Musik, in denen er das Thema zu einer kurzen Actionfanfare verkürzt, die oftmals über rhythmisch ungerade Ostinati erklingt. Für die Liebesbeziehung zwischen Tuck und Lydia schrieb der Komponist ein recht schlichtes Liebesthema, das meistens vom Saxophon über sanfte Streicherteppiche gespielt und von einigen Keyboardtupfern flankiert wird. Von allen Passagen aus "Innerspace" ist dieses deutlich in den 80ern verhaftete Arrangement am schlechtesten gealtert. Den selbstdarstellerischen Hehler mit dem Spitznamen "Cowboy" versah Goldsmith mit synthetischer Maultrommel und elektronischen Pfeifklängen, die augenzwinkernd zu Ennio Morricone hinüber schielen. Nicht ganz so effektiv wie seine ironische Westernmusik für "The 'Burbs" verfehlt allerdings auch das Material für den Cowboy seine Wirkung weder im Film noch auf CD. Scrimshaws Auftragsmörder mit der tödlichen Handprothese findet sich in der Musik in Form eines Zweiton-Motivs für Holzbläser wieder, das oft von einem elektronischem metallartigen Geräusch begleitet wird. Besonders um das Motiv des Killers und Tucks heroisches Thema sponn Jerry Goldsmith raffiniert atmosphärisch dichte Passagen wie die mystische, von einem elektronischen Herzschlag und elektronischen Zischlauten durchzogene Musik für die Aufnahmen in Jacks Blutbahn oder treibende Actionsequenzen, die - typisch für den Komponisten - auf rhythmisch ungeraden Ostinati basieren, über die sich einzelnen Themenfragmente und Motive legen. Mit den ruhigen Momenten für Dialoge und naiv heroischen Passagen für den abenteuerlichen Aspekt des Films ist die Musik zu "Innerspace" äußerst abwechslungsreich geraten. Von den knapp 80 Minuten der kompletten Musik wurden gerade einmal 25 Minuten auf dem zum Filmstart erschienenen Album veröffentlicht. Die restliche Laufzeit wurde mit den Songs, die im Film vorkommen aufgefüllt. Erst 2009 machte Lalaland Records die Musik zu "Innerspace" in Form einer limitierten Edition vollständig zugänglich und füllte so wichtige Lücken, die auf dem Geffen-Album entstanden sind. Erstmals gab es das Material für den Cowboy, das Liebesthema und mehrere Actionsequenzen in klarer Klangqualität und offiziell auf CD. Für das Label typisch wurden allerdings mehrere einzelne Stücke zu längeren Titeln zusammen gefasst und dadurch teilweise aus der chronologischen Filmreihenfolge gebracht wie die beiden Alptraumpassagen, die nun als ein Stück auf die CD gepresst wurden. Die Lalaland-CD ist mittlerweile ausverkauft und nur noch über 50,- zu haben, sodass sich hoffentlich bald ein anderes Label dieser Musik annimmt, denn Goldsmith komponierte für "Innerspace" ein klassische naive und abwechslungsreiche Sci-Fi-Musik, die nicht nur kompositorisch sehr raffiniert gestaltet ist, sondern für äußerst abwechslungsreiches Hörvergnügen sorgt.
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Da hat Martin vollkommen recht. Mit Hans Werner Henze ist wahrscheinlich der letzte Komponist von uns gegangen, astreinen Expressionismus zu schreiben
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Naja, mit allen? Mit wahnsinnig vielen Filmkomponisten schon, weniger aber mit denen, bei den Williams sich sehr gerne bedient. Das hat nichts mit Neid zu tun, denn die Fakten sprechen einfach klar für sich. Was man ihm jedoch zu Gute halten muss: Handwerklich ist das alles nahezu perfekt und fast immer brillant orchestriert! Auch harmonisch stets sehr evaluiert, sodass es viele Gründe gibt, seiner Musik zu lauschen. Die Aussage, dass John Williams der beste lebende Komponist sei, halte ich allerdings für zweifelhaft, denn diese Feststellung machte er immerhin noch zu Lebzeiten Henzes "Stupid" finde ich persönlich eher diese Komponistenreligionen, in denen man den Komponisten einer Gottheit gleich anbetet und jedes Werk als den neuen heiligen Gral sabbernd entgegen nimmt.
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Veröffentlichung Prometheus Records: HOUR OF THE GUN von Jerry Goldsmith
Mephisto antwortete auf Bonekings Thema in Scores & Veröffentlichungen
Das sind absolut großartige Neuigkeiten, auch wenn "Hour of the Gun" nicht ganz oben auf meiner Prioritätenliste der vollständigen Goldsmith-Scores steht, denn das LP-Album beinhaltete fast alle Darbietungen des thematischen Materials und sparte stattdessen viele Suspense-Stücke aus. Dennoch: Ein großer Schritt, denn jetzt kann man auch auf "Shock Treatment" hoffen!- 38 Antworten
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Small Soldiers - Kleine Soldaten Die Technologiefirma GloboTech, die unter anderem hochkomplexe Geräte für das Militär herstellt, expandiert unter ihrem Chef Gil Mars und beginnt mit der Herstellung verschiedener Haushaltsgeräte, die allerdings mit der fortschittlichen Globotech-Technik ausgestattet sind. Als sich der Industriegigant auch den Spielehersteller Heartland Toy Company einverleibt, beauftragt Mars die beiden Spieleerfinder Larry Benson und Irwin Wayfair mit neuen Ideen. Von Wayfairs Idee der Gorgonites, einer außerirdischen Spezies, die auf der Suche nach ihrem Heimatplaneten ist, scheint der neue Chef allerdings wenig begeistert, denn Wayfair entwickelte die Monsterfiguren, damit die Kinder mit ihnen spielerisch ihren eigenen Planeten erforschen. Larry Benson Acionfiguren der Kommando Elite unter ihrem Kommandanten Chip Hazard sagen dem Unternehemsleiter eher zu. Inspiriert durch die präsentierte TV-Werbung, in der die Soldaten reden und sich selbstständig bewegen, verlangt Gil Mars, dass die Actionfiguren tatsächlich eigenständig handeln können. Für die dafür nötige Technologie können die Spielehersteller auf den gesamten Katalog von Globotech zurückgreifen. Die friedlichen, wenn auch monsterähnlichen Gorgonites erklärt Mars hingegen zu den Feinden der Soldaten. Auch sie sollen mit hochwertigen Mikrochips ausgestattet werden, damit sie sich eigenständig bewegen und sprechen können. Im Gegensatz zu den Soldaten, die erbarmungslos kämpfen und gewinnen sollen die Gorgonites auf's Verstecken und Verlieren programmiert werden. Der dreizehnjährige Alan Abernathy, der schon einmal wegen Brandstiftung von einer Schule verwiesen wurde, muss einige Tage vor dem Verkaufsstart der neuen Soldaten und ihrer Gegner auf den Spielzeugladen seines Vaters aufpassen. Alans Vater ist strikt gegen den Verkauf von Kriegsspielzeug, weswegen das Geschäft wenig einbringt. In dem Glauben, seinem Vater zu helfen, kann Alan den befreundeten Lieferanten Joe überzeugen, ihn je ein Exemplar der Figuren zu überlassen, damit in der Abwesenheit seines Vaters der Verkauf angekurbelt werden kann. Tatsächlich findet er in der hübschen Nachbarstochter Christy Fimple, die ein Geburtstagsgeschenk für ihren Bruder sucht, seine erste Kundin, die eine Figur zurück legen lässt, doch als Alan am nächsten Tag den Laden aufschließt, sind die Figure verschwunden und der Laden zerstört. Spieleerfinder Larry Benson war mit der Technologie, die er in die Spielzeuge einsetzen ließ, etwas zu großzügig, sodass die Figuren mit einem Chip versehen wurde, der eigentlich in Atomsprengköpfen montiert wird. Die Soldaten entwickeln sich zu brutalen Tötungsmaschinen... Zweckentfremdetes Spielzeug hat in der Filmgeschichte schon eine lange Tradition und eignet sich besonders in Horrorfilmen wie "Poltergeist" oder "Dead Silence" immer wieder als wirkungsvolles Schockmittel. Dass es dabei auch lustig zugehen kann, beweist allerdings die äußerst erfolgreiche "Toy Story"-Reihe. "Small Soldiers" ist allerdings weder eine kindlich naive Komödie noch ein brutaler Horrorstreifen, sondern atmet durch und durch den satirischen Geist von Regisseur Joe Dante. Neben einigen Schauspielern, die Dante immer wieder in seinen Filmen einsetzt, finden sich in vielen seiner Werke typische Elemente wie jugendliche Protagonisten, skurrile Typen, übernatürliche Phänomene und überzogene parodistische Genre-Verweise. Der Film ist zu keinem Zeitpunkt subtil und lebt von permanenter Übertreibung. Die offene Kapitalismuskritik wird einem von Anfang bis zum Ende, in der Mars nach der riesigen Schlacht einfach mehrere Schecks an die Geschädigten verteilt, ins Gesicht geschleudert. Bezüge zu anderen Filmen wie in dem Helikopterangriff oder der "Belebungsszene" von Christys Barbiepuppen verfehlen ihre Wirkung nicht. "Small Soldiers" ist vollständig von Dantes Vorliebe für schamlose Übertreibung gezeichnet und mit einer massiven Portion explosiver Action gewürzt. Entsprechend der Entstehungszeit wurde noch nicht vollständig mit computeranimierten Figuren gearbeitet und auf "echte" Kunststoffexemplare zurück gegriffen, wo es nur möglich war. Die Animationen sind überraschend gut gealtert wenn auch nicht auf dem neuen Stand der Technik. Dabei ist die klassische Rollenverteilung der agierenden Figuren genau umgekehrt: Die aus Kunststoff gefertigten muskulösen Prototypen des amerikanischen Soldaten mutieren hier zur wahren Bedrohung während sich die plumpen Monster als gutmütige und lernfähige Wesen entpuppen. Der Kampf der Kleinstadtmenschen und Spielzeug-Monster gegen die aggressiven Spielzeugfiguren wurde von Dante gewohnt temporeich und witzig inszeniert, wobei er seine zwar klischeehaften aber sorgfältig gezeichneten Figuren an keiner Stelle vernachlässigt. Die treffende Besetzung tut ihr Übriges. Der junge Gregory Smith weiß als gutmütiger Alan zu überzeugen, dessen ersuche, zu helfen, oft fehlschlagen und sich für seine nette Nachbarin interessiert. Diese wird von einer jungen Kirsten Dunst gespielt, wobei die Chemie zwischen den beiden jugendlichen Darstellern durchaus stimmig ist. Jay Mohr und David Cross sorgen als ungleiches Paar der Spieleerfinder Larry Benson und Irwin Wayfair für viele unterhaltsame Momente. "Small Soldiers" ist außerdem der letzte Kinofilm mit Phil Hartman, der noch vor Veröffentlichung des Films von seiner Frau im Schlaf erschossen wurde. Seine Darstellung von Christies Vater war ein durchaus würdiger Eintrag in seine Filmographie. Ihm zur Seite steht Dante-Stammschauspielerin Wendy Schaal als deren Mutter mit großem Hang zum Alkoholkonsum. Dick Miller, der ebenfalls in jedem Dante-Film zu sehen ist, hat ihr eine seiner größten Rollen als sympatischer Spielzeuglieferant Joe. Auch Robert Picardo hat wieder eine kleine Nebenrolle - dieses Mal als Entwicklungsleiter Ralph. Insgesamt ist Joe Dante mit "Small Soldiers" eine äußerst bissige und überraschend actionreiche Komödie gelungen, die alle wichtigen Punkte eines klassischen Dante-Films erfüllt und nicht nur seine Anhänger zufrieden stellen dürfte. Für die Musik zeichnet sich erneut Jerry Goldsmith verantwortlich, der zuvor mit Dante an sieben Kinofilmen und einer TV-Episode gearbeitet hat und dessen Filme den Komponisten oft zu überdurchschnittlichen Arbeiten inspirierten. "Samall Soldiers" ist zwar nicht frei von der Routine, die das Spätwerk des Meisters prägte, bietet aber dennoch auf CD ein unterhaltsames Hörvergnügen. Goldsmith, dessen prägnante fanfarenartige Hauptthemen und kräftige militärische Einschläge auch in seinen späten Arbeiten wie "Air Force One" nichts an ihrer Energie eingebüßt haben, legte auch bei diesem Film wenig überraschend den Schwerpunkt auf den militärischen Aspekt. Dabei verzichtete er weitegehend auf offensichtliche Comedy-Elemente und hielt die Musik so seriös wie möglich. Das prägnante Hauptthema, das über den energischen Rhythmus mehrerer Schnarrtrommeln und zackige Streicher gespielt wird, steht Goldsmiths berühmten Titelmelodien der 90er wie "Mulan" oder "Der 13te Krieger" in nichts nach. Die ersten drei Töne des Themas werden im Verlauf des Films häufig von der E-Gitarre angeschlagen, einem von dem Komponisten selten eingesetzten Instrument. Als zweites wesentliches musikalisches Element für die Soldaten fungiert außerdem der traditionelle Marsch "When Johnny comes marching home", der oftmals die E-Gitarre flankiert. Traditionell von der Solo-Flöte vorgetragen und sanft von verhaltenem Schlagwerk und gezupften Streichern begleitet, lies es sich der Komponist nicht nehmen, der Melodie seinen eigenen Stempel aufzudrücken und arrangierte den 12/8-Marsch konsequent im 11/8-Rhythmus. Das melodische Material für den jungen Protagonisten Alan erinnert mit der schlichten Streichermelodie und den geringen elektronischen Einsprengsel stark an ähnlich gelagerte Passagen aus "Matinee". Den Gorgonites verlieh Goldsmith einen noblen und heroischen Anstrich, der mit den weitscheifenden Bögen der Streicher und sanften Blechchorälen teilweise Ähnlichkeiten mit "Der 1. Ritter" oder "Der 13. Krieger" aufweist. Die Szene, in der Archer sich durch das Internetlexikon klickt und das auch inhaltlich an den "13. Krieger" erinnernde Finale gehören zu den melodischen und orchestralen Höhepunkten der Musik. Wie auch der Film selbst enthält die Musik zu "Small Soldiers" mehrere Querverweise wie den Valküren-Ritt für den Helikopterflug, Richard Strauss' Sonnenaufgang aus "Also spräch Zarathustra" oder das röhrende Saxophon für Christys Barbiepuppen. Die Actionmusik von ist äußerst temporeich und schmissig geraten, aufstrebende Trompetenlinien legen sich über treibende Rhythmen der Streicher und das Schlagwerk. Allerdings verlangt der Film eine große Anzahl kürzerer und ruhigerer Suspense-Passagen, die mit der ewigen Wiederholung der drei E-Gitarren-Töne und schlichten Streicherteppichen recht unspektakulär geraten sind. Das bei Varèse zum Filmstart erschienene Score-Album bietet mit 31 Minuten Laufzeit einen sehr gut fließenden Albumschnitt, verzichtet aber leider vollständig auf "When Johnny Comes Marching Home" und lässt auch mehrere Actionmomente vermissen. Im Laufe der Zeit tauchten mehrere Bootleg-CDs auf, die allerdings ebenfalls nicht den kompletten Score bieten und ärgerlicherweise sogar eine der besten Actionsequenzen im explosiven Schlusskampf nicht enthalten. Besonders die 2-CD-Recording-Session entpuppt sich bei genauem Hinhören als absoluter Schwindel: mehrere längere Stücke wurden zweifach auf die CDs gepackt, um zwei CDs zu rechtfertigen. "Small Soldiers" erweist sich somit als schwierig: Das Varèse-Album ist ein bisschen zu kurz geraten, aber die komplette Musik kann als alleiniges Hörerlebnis ebenfalls nicht bestehen. Goldsmith schrieb hier eine unterhaltsame Actionpartitur mit stark militärischem Einschlag, die allerdings ein bisschen unter der zu ökonomischen Orchestrierung und den zahlreichen sehr schlicht gestalteten Suspense-Passagen leidet.
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Ich selber hab's mir zugelegt, aber noch nicht geöffnet. Bei Brilliant kann man aber getrost zugreifen!
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Mephisto antwortete auf TheRealNeos Thema in Filmmusik Diskussion
Vielen Dank, dann werde ich mich morgen wohl zwischen 06:00 und 05:59 ein bisschen mit Max Steiner eindecken! -
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Mephisto antwortete auf TheRealNeos Thema in Filmmusik Diskussion
SAE bietet im Cyber-Monday-Sale einige schöne Sachen an, aber ich frage mich, was ist denn November 26th. 12:00am EST to 11:59pm EST hierzulande? -
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Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
In dem Schweiger-Interview meint Horner, die Produzenten hätten ihn gefragt, ob er sich im Stande sah, diese Aufgabe zu bewältigen. Er hätte immernoch "Nein" sagen können, wenn ihm wirklich so viel daran gelegen hätte, sich ohne schlechtem Gewissen im Spiegel anzusehen. Goldsmith hat "Poltergeist" auch in 12 Tagen geschrieben und "Chinatown" in einer Woche. -
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Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Es ist mir eine Freude, wenn ich mit meinen Texten das Interesse anderer wecke. Umso schöner, wenn sie sich zu einer kurzen, aufrichtigen Zeile des Dankes aufraffen. Daher auch vielen Dank für's Mitlesen! Natürlich ist das ein nebensächliches Thema für die Allgemeinheit. Natürlich kennt kaum eins der vierzehnjährigen Mädels, deretwegen der Film auf FSK 12 zusammen geschnitten wurde, das "War Requiem". Für Horner ist Filmmusik allerdings die Hauptsache und da ich keinen Unterschied zwischen Filmmusik, E- und U-Musik mache, ist für Horner Musik die Hauptsache! Insofern hat er eine Verantwortung natürlich dem Film und dem Produzenten gegenüber, aber auch denjenigen, die nunmal nicht Zeit und Kapazität haben, sich durch das Konzertrepertoire der letzten 400 Jahre zu hören, weil sie bei New Yorker shoppen und rechtzeitig zu "taff" vor'm Fernseher sitzen müssen. Die wollen mit "Troja" nunmal einen netten DVD-Abend verbringen und das kann und ich will ihnen in erster Linie auch überhaupt nicht verübeln. Der Komponist beeinflusst nunmal (hauptsächlich unterbewusst) das Filmpublikum und daher ist es auf der einen Seite ziemlich billig, einfach die Musik so zusammenzuschustern, wie er es bei "Troja" getan hat, auf der anderen Seite aber auch ziemlich schäbig, das Originalmaterial so aus dem Kontext zu reißen und es dem Publikum als musikalische Charakterisierung einer Partei einer riesigen Schlachtplatte unterzujubeln. Natürlich ist es in diesem Fall ein riesiges Armutszeugnis, wenn ein Komponist eine Musik "komponiert", die davon lebt, dass sie von verschiedenen Themen durchzogen ist, aber keines aus seiner Feder stammt. Diese Themen sind nämlich der Kern des Konzepts und bilden die wichtigsten Elemente, die vor der Ausarbeitung sorgfältig entworfen werden müssen. Wie platt Horner da vorgegangen ist, grenzt schon an Verhöhnung des gebildeten und ungebildeten Publikums. Das Strauss-Zitat allerdings lässt schon eine deutliche Portion Zynismus erkennen. Einen interessanten Einblick bieten auch die Recording Sessions mit Tania Tsarovska, in denen Horner die Sängerin anweist, dass sie einfach anfangen soll zu singen und er ihr schon ein Signal gibt, wenn's genug ist. Dabei ist sie "absolutely free to improvise". Welche kompositorische Arbeit leistet Horner denn da eigentlich noch? Er klaut von Yareds "corny" Musik das Konzept und lässt die Interpretin die Musik kreieren? Wenn ich also alles von der Musik abziehe, was nicht von Horner stammt, also konzeptionelle Besonderheiten sowie das Themenmaterial - was bleibt denn da noch? Nichts! Darum frage ich mich, warum Horner dann als Komponist dieses msuikalischen Allerleis bezeichnet wird, denn er hat nichts weiter gemacht, als in bester Stummfilmmanier Versatzstücke aneinander zu reihen. An "Troja" ist nichts originell und schon gar nicht stammt wirklich etwas aus Horners Feder, was nicht reines Füllmaterial ist. -
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Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Damit hat Babis vorweg genommen, was ich auf Deinen Beitrag geantwortet hätte. Vaughan Williams sagte einmal: "It never seems to occur to people that a man might just want to write a piece of music" Das bedeutet, dass er seine Musik größtenteils von außermusikalischen Einflüssen oder Beweggründen freisprach. Insofern ist es auch völlig legitim, diese Musik zu hören, ohne sich mit Hintergründen auseinander zu setzen, aber bei einem Stück wie Brittens "War Requiem" habe ich für eine nur konsumorientierte Herangehensweise wenig Verständnis - zumal ich auch nicht wirklich nachvollziehen kann, dass man sich ein Stück, das rund 90 Minuten dauert und in dem fast durchweg gesungen wird, nicht mit dem Inhalt und Text auseinander setzt. Es gibt - auch von den großen Meistern - genug "Gebrauchsmusik" (im Barock sogar ausschließlich) - wie die Chopin-Walzer oder kleinere Kalvierstücke von Debussy, es gibt auch genug Werke, die für sich selbst stehen wie Ravels "Bolero", aber bei so einem Werk wie dem "War Requiem" ist es einfach nicht genug, sich das mal eben so anzuhören. Das wird dem Stück nicht gerecht, bringt einem aber auch selber nicht so viel wie ein differenzierte und bewusste Rezeption. So oder so war Horner also dreist: Entweder hat auch er Brittens Beweggründe missachtet oder er wusste um die Umstände des Stücks und hat die Ambition mit Füßen getreten. Außerdem hat er sich in einem Interview, das ich bei Zeiten einmal heraussuchen werde, auch äußerst missfällig über Yareds (um Welten bessere) Musik geäußert. Ein Unschuldsengel ist der Mann in keinster Weise. Das hier sagte er zum Beispiel in einem Interview mit Daniel Schweiger: "And I looked at the film, and it was -- I don’t even know how to describe how atrocious the music was. It was like a 1950’s Hercules movie. And it wasn’t because Gabriel’s not a gifted writer, it’s because he just doesn’t have any knowledge of writing film scores. Real film scores like that. And it was like -- It was so corny. It was unbelievable." Wenn die Musik wirklich so corny war, warum bediente sich Horner dann direkt doppelt bei der ach so furchtbaren Musik Yareds? Yared äußerte sich in einem Interview folgendermaßen (Quelle riche ich bei Bedarf nach) "Da hatte ich die Idee, den Bulgarischen Chor und Tania Tzarovska, die ich vorher kennen gelernt habe, zu engagieren. Ich liebte ihre Stimme." Es war also nicht Horners Idee, die Solostimme zu verwenden. Er bediente sich sogar noch an Yareds Solistin! Ein sehr interessanter Ansatz ist die Untermalung des Kampfes zwischen Hektor und Achilles, ein dramatisches und komplexes Schlagwerk-Stück. Was war die Idee hinter dieser Musik? Ich würde sagen, das war für mich das wichtigste Stück im Film, weil es das ist worauf die ganze Welt gewartet hat. Und da habe ich entschieden, kein einziges Thema zu verwenden. Als ich die Bilder gesehen habe, sah ich mehr eine Choreographie als einen Kampf, wie ein Tanz zwischen Hektor und Achilles. Nun, ein Todestanz, aber es war ein Tanz. Alles was ich zur Untermalung wollte waren Percussion uns Streicher, die “col legno” spielen, also nur mit dem Holzteil ihrer Bögen. Ich habe sechs verschiedene ethnische Percussionspieler engagiert und wollte so den gesamten Titel bestreiten. Als dann Hektor verwundet wird, beginnt seine “Stimme des Schicksals” zu sprechen mit dem Chor und Tania. Ich wollte also etwas komplett nicht-thematisches, nur atmosphärische Musik die die Energie und den Tanz dieses Kampfes unterstützte." Auch dieses Konzept übernahm Horner 1:1 (wie man ohne Zweifel hören kann, nur ist seine Synth-Percussion nicht annähernd so elaboriert wie Yareds Originalfassung - ein furioser Schlagzeugwalzer). Wer mit einem Werk an die Öffentlichkeit tritt, muss sich auch mit den Reaktionen des Publikums abfinden. Wenn jemand im stillen Kämmerlein Brittens "War Requiem" unter kriegsverherrlichenden Mist wie "For Valor" legt, kann mir das egal sein. Wer aber ein Millionenpublikum musikalisch beeinflusst, der hat eine Verantwortung! Es reicht nunmal nicht, Filmmusik als eigenes kleines Universum zu betrachten, denn die Einflüsse anderer Epochen, Komponisten und Genres sind zu groß, als dass man darüber hinweg sehen kann. -
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Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Das wage ich zu bezweifeln. Benjamin Britten hat das "War Requiem" zur Eröffnung der neu errichteten Kathedrale in Coventrykomponiert. Dieser Ort gehört zu denen, die während des zweiten Weltkrieges dem Erdboden gleichgemacht wurden und das Festival, dass zur Einweihung der neu aufgebauten Kathedrale stattfand, sollte ein Akt der Versöhnung der einst gespaltenen Völker sein. Daher sollten auch eine russische Sopranistin, ein britischer Tenor und ein deutscher Bariton singen, leider erhielt die Russin Ausreiseverbot, sodass im Konzert zwei Briten und Fischer-Dieskau zu hören waren. Benjamin Britten fügte der lateinischen Totenmesse, die bereits von Mozart, Verdi, Berlioz und anderen Komponisten vertont wurde, Dichtungen des britischen Poeten Wilfried Owens hinzu. Owen selbst fiel im ersten Weltkrieg einige Tage vor Waffenstillstand und seine Texte sind unglaublich erschütternd und verbunden mit Brittens Vertonung gehört das "War Requiem" zu den wertvollsten musikalischen Beiträgen des letzten Jahrhunderts. Nicht nur kompositorisch, sondern insbesondere wegen der pazifistischen Botschaft und dem Aufruf zur Versöhnung. Dass Horner ein Motiv aus dieser Komposition für einen Blockbuster missbraucht, der (zumindest im Director's Cut) mit unglaublich blutigen Schlachtsequenzen aufwartet, in dem Menschen der Schädel mit einem Hammer zerschmettert und Speere in Augen geschleudert werden, zeugt von wenig Fingerspitzengefühl und noch weniger Respekt vor dem Originalwerk. Damit mache ich weniger Petersen einen Vorwurf, denn die "Troja"-Vorlage ist ebenfalls unglaublich brutal. Der Komponist hingegen sollte sich dann aber genau überlegen, was er macht, denn leider ist das "War Requiem" nicht so sehr im allgemeinen Bewusstsein verankert, als dass man Horner noch eine psychologisierende Absicht unterstellen dürfte. Stattdessen ging es ihm einfach darum, schnell ein schillerndes Thema zu finden. Daher ist es meiner Meinung nach unbedingt Aufgabe des Rezensenten, Aufklärung zu betreiben und darauf hinzuweisen, wie dreist Horner hier vorging. Britten kann sich nicht mehr verteidigen, also müssen es die tun, die ihn schätzen und dessen Werk ihr Leben bereichert hat. Wenn eine leitmotivisch entworfene Filmmusik nicht ein einziges Thema enthält, dass vom Komponisten selbst geschrieben wurde, dann ist das ein riesiges Armutszeugnis! -
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Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Man sieht, dass Du Dir sehr viel Mühe gegeben hast. Natürlich ist es jedem Rezensenten überlassen, ob er auch auf die Vorgeschichte und die Ablehnung der Musik Gabriel Yareds eingeht, aber ich hätte mir dennoch eine kritische Herangehensweise an die Ursprünge gewünscht, denn kein im Film zu Gehör gebrachtes Hauptthema stammt aus Horners Feder: "Kriegsmotiv": Anfangsmotiv aus Rachmaninovs 1. Symphonie "Achilles-Thema": Eine Kombination aus dem Thema des ersten Satzes von Mahlers 7. Symphonie und einem Trompetenthema aus Schostakowitschs 5. Symphonie "Achilles und Briseis": "Im Tannanwald" aus Tschaikowskys "Nussknacker". Herannahen der griechischen Armee: "Afustieg" aus Richard Strauss' Alpensymphonie" "Troja-Fanfare": "Sanctus" aus Benjamin Brittens "War Requiem". Traurig, aber wahr... -
Veröffentlichung Colosseum: Marcel Barsotti - JESUS LIEBT MICH
Mephisto antwortete auf horner1980s Thema in Scores & Veröffentlichungen
So Leid es mir tut, aber das "Dies Irae" kann bei mir nicht mal ein Schulterzucken hervorrufen. Es ist einfach zu ausgelutscht. Mir wäre es lieb, wenn die Komponisten einmal die gotischen Texte nach weiteren Dingen absuchen, die mit Tod und Zerstörung zu tun haben, auch, wenn das "Dies Irae" natürlich eine sehr tolle Melodielinie ist, die allerdings bereits von Hector Berlioz und Franz Liszt meisterhaft in symphonisches Gewand gekleidet wurde. Auch Goldsmith hat dem alten Motiv im "Mephisto"-Walzer noch eine erfrischende neue Seite abgewonnen, aber mittlerweile... Ich werde vielleicht mal einen Blindkauf wagen (wäre dann tatsächlich der erste und wahrscheinliche einzige Score 2012, den ich mir zulege), denn der Rest liest sich ganz vielversprechend (wie immer habe ich auf Hörproben verzichtet). In den Film selbst kriegen mich keine zehn Pferde, aber wenigstens an der Musik scheinen sie nicht gespart zu haben -
Veröffentlichung Kritzerland präsentiert Franz Waxmans Career
Mephisto antwortete auf Bastets Thema in Scores & Veröffentlichungen
Ich werde ihn mir natürlich zulegen, aber Neueinsteigern würde ich auch erstmal zu wichtigeren Veröffentlichungen raten. Da ja auch oft das Portomonaie mitspielt, empfehle ich folgende Alben: http://www.amazon.de/WAXMAN-Mr-Skeffington-William-Stromberg/dp/B00001NTPO/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1353358842&sr=8-1 http://www.amazon.de/Waxman-Objective-Burma-Stromberg-William/dp/B0007ACVLE/ref=sr_1_1?s=music&ie=UTF8&qid=1353358910&sr=1-1 Hier kann sich dann auch niemand über die Klangqualität beschweren, denn beide Musiken wurden frisch und vorzüglich eingespielt.- 15 Antworten
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- Kritzerland
- Franz Wachsman
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(und 1 weiterer)
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