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Mephisto

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  1. Aber etwas schonmal Dagewesenes nochmal zu bringen, um einen Menschen auf die gleiche Art und Weise zu berühren wie ihn schon hunderte andere Stücke berührt haben, finde ich genau so schwierig, denn warum sollte sich der Hörer ein neues Stück eines aktuellen Komponisten anhören, das aber nach Spätromantik klingt und seinen Horizont nicht erweitert. Im schlimmsten Fall hört er dann einfach die originale Spätromantik und lässt das neue Stück links liegen, weil es seine Gefühlswelt nicht bereichert. Ein Stück eines Komponisten, der etwas Neues schaffen will, hat die Möglichkeit, auch dem Hörer neue Welten zu öffnen, seinen Horizont zu erweitern und somit geht die Funktion des Stückes weit über den reinen Selbstzweck hinaus. Das ist übrigens ein wundervoller Ansatz, den ich und wahrscheinlich auch Jan und Sebastian teilen, denn ich hoffe, dass Du aus dieser Diskussion etwas mitnehmen kannst und Dich vielleicht für die Stücke eines Xenakis, Varèse oder Ives eher öffnen kannst. Mir selbst hilft dieses Gespräch ungemein, sich einmal mit den eigenen Ansichten auseinander zu setzen und sie wohlformuliert auf den Punkt zu bringen. (Ich hoffe, das gelingt auch einigermaßen)
  2. Ein Symphonieorchester kommt seit Jahrhunderten bestens ohne Verstärker aus, also sollte man es auch so lassen. Wenn ich da an die "Herr-der-Ringe"-Symphonie denke, bei der dann die Violinen rechts und die Bässe links aus den Boxen schepperten, während das Orchester genau anders herum platziert war...war aber dennoch ein tolles Erlebnis!
  3. Wirklich überzeugend liest sich Dein Beitrag nicht - insbesondere weil Du genau so skeptisch schließt, wie Du beginnst. Da wirkt das auch ein bisschen bemüht. Komponieren kann man lernen. Natürlich gibt es immer wieder Menschen, denen das musikalische Gespür einfach in die Wiege gelegt wurde und die in frühestem Alter unglaubliche Werke geschrieben haben. Mir fällt da Erich Wolfgang Korngold als eins der letzten kompositorischen Wunderkinder ein. Aber wenn wir uns einmal Anton Bruckner ansehen, der immer und immer wieder Kontrapunktübungen gemacht hat, bis er einen Zählzwang bekam, Beethoven, der bei vielen Lehrern Unterricht hatte oder auch Franz Schubert, der sich drei Monate vor seinem Tod schwerkrank für einen Kurs für Kontrapunkt und Fuge angemeldet hat. Was zeigt uns das? Auch die ganz Großen unter den Großen haben gelernt, gearbeitet, hart und lange. Stravinsky hat sich mit über 60 Jahren vom Neoklassizismus abgewendet und begonnen, mit Reihen zu arbeiten. Wie gesagt: Mal so eben rausgeflossen ist da selten bis nie etwas. Musik ist eine sehr emotionale Kunstform und deswegen wird ihr auch immer unterstellt, dass sie ausschließlich mit Emotionen komponiert und aufgeführt werden kann, damit sich die Emotionen beim Rezipienten auch einstellen, aber das erweist sich schlichtweg als unwahr. Der Rezipient empfindet zwangsweise etwas beim Hören, egal, wie nüchtern das Gehörte zu Papier gebracht wurde. John Cage sagte einmal: "Everything is expressive!" Auch das schnödeste, sprödeste Stück hat einen Ausdruck: nämlich einen sehr schnöden und spröden und dementsprechend fühlst Du auch, wenn Du das Stück hörst. Die Idee des Künstlers, der eine göttliche Eingebung hat, sich ans Klavier setzt, seine Finger von selbst über die Tasten fliegen und er dann ein Meisterwerk aufschreibt, ist ein altes Ideal aus der romantischen Epoche. Der klassische Komponist hätte darüber wahrscheinlich hauptsächlich den Kopf geschüttelt. Wie meinte Goethe so schön?: Die Klassik ist das Gesunde und die Romantik das Kranke." (gut, dass er den Expressionismus nicht mehr miterlebt hat...) Dabei muss man immer unterscheiden zwischen dem Ideal und der Wahrheit. Ein Beispiel?: Richard Wagners Vorspiel zum "Rheingold" ist einfach genial! Wie der Mann mit nur einem Dreiklang eine immer steigernde Atmpshäre erzeugt, ist nahezu beispiellos in der Musikgeschichte. Wagner schrieb einmal, er wäre nach einer ewig langen Kutschfahrt erschöpft auf dem Sofa eingeschlummert, hörte plötzlich einen brummenden Naturton und fand sich plötzlich im Halbschlaf in einer rieisgen Klangwolke. Er schrak auf, begab sich sofort an den Schreibtisch und schrieb mal eben diese drei Minuten auf. Die Wahrheit? Die Handschriften und Skizzen Wagners belegen, dass er lange, sehr lange über dem Konzept und der letztendlichen Ausführung gesessen hat und hätte er mal eben schnell aus der Idee heraus einen Es-Dur-Dreiklang für drei Minuten orchestriert, wäre das Stück wahrscheinlich nicht so brillant gelungen. Interessanterweise ist dieses Ideal des Künstlers, aus dem es so "herausfließt", über 150 Jahre alt und wir haben seitdem viele andere Künstlerideale erlebt wie das des Expressionisten, der sich dem Geisteskranken nahefühlt oder dem des dritten Reiches, der nur als "Verwalter" der Kunst für das Volk dient oder dem des Serialisten, der sämtliche Emotion aus der Musik verbannt, damit sie niemals wieder für kriegerische Zwecke eingesetzt werden kann. Ich finde es sehr interessant, dass das schwelgerische Romantiker-Ideal aber immer noch so penetrant in den Köpfen der Hörer und auch Musiker verankert ist, obwohl längst bewiesen ist, dass es schon damals nicht der Wahrheit entsprach und auch ein Robert Schumann, Richard Wagner oder Franz Liszt mehr geleistet haben als es mal so eben "rausfließen" zu lassen.
  4. Das kannst Du von Deinen Stücken vielleicht so empfinden, aber selten sind Stücke aus den Komponisten einfach so rausgeflossen. Selbst Viel- und Schnellschreiber wie Bach, Haydn und Mozart haben an ihren großen Werken immer gefeilt. Klar musste Bach jeden Sonntag einen Choral fertig haben, aber an der Kunst der Fuge hat der Mann lange gesessen. Beethoven, der hier öfters genannt wurde, war ein ewiger Frickler, der eigentlich nie mal eben was hingeschrieben hat und auch die äußerst frei klingenden Werke eines Chopin oder Liszt sind nicht "mal eben so" rausgeflossen. Die Frage ist natürlich, was man mit der Musik will, aber ich persönlich hätte keine Lust, dass Leute, nachdem sie meine Musik gehört haben sagen: "Ach ja, der hört sich immer ein bisschen wie Ligeti trifft Brian und Mahler an." Ich will, dass die Leute sagen: "Klar, das ist SEINE musikalische Sprache, so klingt nur er." Wenn es schon mindestens drei herrliche Balladen von Chopin gibt (die erste ist noch sehr bruchstückhaft) oder 9 grandiose Symphonien von Gustav Mahler, warum sollte ich dann noch eine zehnte Pseudo-Mahler-Symphonie schreiben? Ich will doch als Komponist eine eigenständige musikalische Sprache haben und kein bloßer Epigone sein. Die Musik muss nicht neu sein, aber eigenständig und Xenakis, Stockhausen, Rihm und Ades haben es nunmal geschafft.
  5. Tschaikowsky hat übrigens auch eine Ouvertüre zu dem Stoff geschrieben - und von beiden Russen bedient sich Horner sehr gerne bei seinen Kompositionen. Ob das dann auch so dreist wird wie die Bizet-Kopien bei "Zorro" bleibt abzuwarten, aber nicht unwahrscheinlich...
  6. Ich bin der Auffassung, dass sich bestimmte Emotionen erst duch das Mischen anderer Gefühle so äußern, wie sie sich äußern. In etwa so, wie es die drei Grundfarben gibt, aus denen man alles mischt. Ich muss ganz herlich sagen, mir fällt auf Anhieb kein Neues Musik Stück ein, das nach Kreissägen klingt. Vielleicht könntest Du ein Stück posten, das Deiner Auffassung entspricht und wir legen unsereSichtweisen dar.
  7. Zumal die schlichte Dur/Moll-Tonalität auch dem komplexen Gebilde "menschliche Emotion" nicht gerecht werden kann. Ein simpler Dur-Akkord steht vielleicht für leere Fröhlichkeit, ein Moll-Akkord reiner Traurigkeit, aber steht es wirklich so um unsere Emotionen? Kennen wir nun fröhlich oder traurig? Ich hoffe nicht. Liebe ist gespickt mit Freude, Energie, Spannung, Glück während Hass auch von Wut und Trauer durchzogen ist. Arnold Schönberg hat mal so treffend gesagt: "In meiner Musik gibt es keine sterilen Emotionen, denn die gibt es beim Menschen auch nicht!" und da hat er absolut recht. Im Übrigen kann auch ein nach klassischer Auffassung "dissonanter" Akkord wie der Quartenakkord äußerst wohlklingend sein. Von wie vielen Dissonanzen z.B. ist Gustav Mahlers schwelgerisches Adagio seiner 10. Symphonie durchzogen, Stravinskys "Feuervogel" oder Alban Bergs Violinkonzert aber klingt das wirklich schief und krumm? Ich empfehle Dir wirklich "Insommnia" von Esa Pekka Salonen. 15 Minuten Orchester mit einer Vielzahl äußerst vielschichtiger eingefangenen Stimmungen und Emotionen.
  8. Jan hat absout recht: Die Annahme, dass Neue Musik nur noch durch die intellektuelle Brille rezipierbar ist, löst sich schnell in Luft auf, wenn man sich mit der Materie näher, intensiver und vor allem offener auseinander setzt. Der vielgelobte, aber auch oft umstrittene Wolfgang Rihm, beruft sich häufig auf seine Emotionen beim Komponieren, weshalb in seinen Stücken schwerlich ein durchgängiges System auszumachen ist. Auf der anderen Seite arbeiten gerade Komponisten wie James Horner oder Thomas Newman mit viel Bedacht und ohne viele, vielleicht auch ohne jede Emotion beim Komponieren, denn um eine emotional aufwühlende Musik zu schreiben, muss man äußerst nüchtern vorgehen und genau wissen, welche Schalter und Hebel man beim Rezipienten bedienen will. Äußerst bewegende Musik wie Wagners Vorspiele zu "Tristan" oder "Lohengrin" sind mit absolut berechnender Nüchternheit komponiert worden, ebenso die Metamorphosen von Richard Strauss, das "Ilya"-Thema von Goldsmith oder "My Heart Will Go On" - sonst würden sie nicht so wirken, wie sie wirken. Zu den Komponisten der Neuen Musik neben Henze, die ebenfalls sehr emotional berührende Musik schreiben, fallen mir aus der etwas jüngeren Generation noch Esa Pekka Salonen ("Insomnia") oder Thomas Ades ("Darkness Visible") ein. Natürlich ist hier jeder eingeladen, sich die genannten Stücke einmal anzuhören* Was ich mal gelernt habe ist, dass man das Thema in Motive und Motive in Phrasen einteilen kann und somit Phrasen die kleinste musikalische Keimzelle bilden. *ich weiß ich weiß...ist keine Filmmusik und deswegen langweilig und doof, aber man wird ja nochmal davon träumen dürfen, dass es den Menschen unter den Fingern juckt, Neues zu erkunden und sich weiter zu bilden...
  9. WAS? VERDAMMT! Also bleibe ich bei meiner Club-CD und überlasse den Anderen diesen MSM-Schatz
  10. Man wird ja fast erschlagen von der momentanen Young-Welle. Die Varèse-Club-CD von "The Tall Men" gibt es noch bei Colosseum und ist auch vollständig. Der Film ist ein herrlicher Breitwand-Viehtrieb-Western und Youngs schwelgerische Musik den Bildern absolut angemessen, aber letzten Endes ohne den ganz klaren Western-Touch.
  11. Gehört habe ich weder etwas von der Reihe, noch aus der Reihe, ich halte solche Aktionen jedoch für mehr als bedenklich, wenn man sich den Vorsatz dieser Serie einmal durchliest: "überkommene Hörgewohnheiten aufzubrechen"? Diese Musik entstand ebenso aus einer ästhetischen Richtung wie die Musik Max Richters. Wenn ich mit den musikalischen Mitteln solcher Epochen ein Problem habe wie der oft streng an Formen orientierten Klassik, der schlwegerischen Romantik oder der harschen Moderne, dann ist es absolut unsinnig, Werke zu nehmen und sie ihrer musikalischen Identität zu berauben, damit das bornierte Herdenverhalten des ignoranten und unaufgeschlossenen Publikums bedient und eine Auseinandersetzung mit der Kultur um jeden Preis vermieden wird. Hervorragendes Beispiel ist diese grässliche Stück "The 5th" von David Garret, das angeblich auf Beethovens 5. Symphonie basiert, sich jedoch außer dem berühmten Terzenfall und einigen melodischen Anleihen anhört wie schlechter Hans Zimmer mit Solovioline. Die Genialität dieses Werkes (Beethovens 5.) wie der ewige Aufbruch aus dem Dunkel zum Licht, die akribische motivische Arbeit, der geniale Umgang mit der Form kommen in "The 5th" nicht zum Ausdruck, demzufolge hat dieses Stück auch nicht mehr wirklich etwas mit der 5. Symphonie von Beethoven zu tun. Es gibt nur einen Weg, sich mit der historischen Kunstmusik angemessen zu befassen: Sie hören! Und zwar in Aufnahmen, die zumindest versuchen, den Geist des jeweiligen Werkes einzufangen und keine Techno-Beats drüberkleistern oder Symphonien, die eine Stunde dauern, auf 3 Minuten lange Popnummern zu reduzieren. Wenn dann der Funke überspringt, kann man sich ja weitere Aufnahmen, vielleicht die Noten kaufen oder etwas über die Komponisten lesen (wie wir es ja auch hier mit der Filmmusik machen), aber letzten Endes geht bei Musik ums Hören und die damit verbundenen Emotionen. Daher kaufe man sich lieber erst einmal Vivaldis "Vier Jahreszeiten" im Original und wenn einem das zusagt, einfach noch mehr Vivaldi-Werke.
  12. Hat das nicht auch Lukas Kendall mal gesagt? "Moross klingt für mich immer gleich, aber hat Spaß gemacht, seinen "Tom Sawyer"-Score zu verlegen!"
  13. Also wenn sie das mt "Conan the Destroyer" vorhaben, dann sind die in 100 Jahren noch nicht fertig
  14. Die "Battlestar Galactica" werde ich mir aus Gründen der Vollständigkeit anschaffen, der Moross ist Pflicht! Ich bin ja so froh, dass sich im Golden Age-Bereich momentan wieder rege etwas tut ("Shane", die Kritzerland-Veröffentlichungen)
  15. Also wenn's Dir auch ein bisschen um die Musik geht, nimm doch den hier : Der unsichtbare dritte Das sind dieselben Originalaufnahmen, die auch die Intrada enthält.
  16. Besten Dank! Um diese Box habe ich bisher immer einen Bogen gemacht, weil die Rozsa-Musik anscheinend doch nicht isoliert enthalten ist, aber ein weiterer kompletter Stummfilm dürfte da einiges wett machen
  17. "The Sword and the Sorcerer" interessiert mich wirklich, aber bei "Tales of an Ancient Empire" müsste ich dreifach überlegen...Techno, Gitarren. Aber danke für die Info, die wäre sonst komplett an mir vorbei gegangen
  18. Danke für die Antwort! Ich habe diese Musik ebenfalls noch nicht, insofern ist die vorgemerkt
  19. "Missing in Action" ist tatsächlich ein sehr spannungslastiger Film. Solche Szenen aber, in denen Norris in Zeitlupe aus dem Wasser auftaucht und dreckig lachende Vietnamesen abknallt, zeigen jedoch die wahre Intention des Films, die heutzutage allerdings ins Parodistische abgleitet. In anstrengenden Prüfungsphasen gebe ich mir sowas ganz gerne, daher stapeln sich bei mir zu Hause neben diversen angesehenen Filmen auch einige Norris-Streifen und ähnlich gelagerte Cannon-Werke. Gibst Du Dir auch noch Teil 2 und 3?
  20. Da kann ich ja beruhigt aufatmen, denn den Kaplan/Harline-Doppeldecker habe ich bereits...
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