Zum Inhalt springen
Soundtrack Board

Mephisto

Administratoren
  • Gesamte Inhalte

    4.644
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

Alle Inhalte von Mephisto

  1. Liebe Filmmusiksammler! Heute gab das Label Kritzerland Records die Wiederveröffentlichung von Leigh Harlines "Enemy below" bekannt, die vorher bei Intrada erschien. Ich bin nach wie vor auf der Suche nach der Intrada-CD! Wer also die Musik mag, aber nicht an der Intrada hängt, die Bonus-Stücke nicht braucht oder vor Allem Interesse an der zusätzlich auf die Kritzerland-CD gepressten Musik Harlines zu "The Wayward Bus" hat, möge sich bitte bei mir melden! Ich werde dann eine Kritzerland-Edition bestellen und dem betreffenden zuschicken! Als Gegenleistung erwarte ich eine Intrada-CD von "Enemy below"! Vielen Dank für Euer Interesse!
  2. Träumende Lippen (A Patch of Blue) Die 18-jährige blinde Selina D'Arcey wohnt mit ihrer Mutter Rose-Ann, die als Prostituierte arbeitet und ihrem alkoholsüchtigen Großvater in ärmlichen Verhältnissen. Während letzterer sich meistens in seine eigene Welt des Rausches flüchtet, lässt Rose-Ann ihren Frust über sich selbst an ihrer wehrlosen Tochter aus. Ohne Schulbildung und von der Außenwelt isoliert, kümmert sich die junge Frau um den Haushalt und verdient für die kleine Familie etwas Geld dazu, indem sie Perlenketten für Herrn Faber aufzieht. Dieser nimmt sie eines Tages mit in einen nahe gelegenen Park und die vielen verschiedenen Eindrücke eröffnen Selina eine völlig neue Welt. Ihr gelingt es, ihre Mutter und ihren Großvater zu überreden, am nächsten Tag wieder mit Herrn Faber in den Park gehen zu dürfen. Während sie unter einem Baum sitzt und Perlen auf die Schnüre zieht fällt ihr eine Raupe in den Nacken. Dem vorüber gehenden schwarzen Geschäftsmann Gordon gelingt es, der panischen Selina die Raupe aus dem Blusenkragen zu entfernen und zwischen den beiden entwickelt sich ein Gespräch. Gordon erfährt von dem Unfall, der sie erblinden ließ, und empfindet Mitleid. Wenig später kommt er mit Essen zurück in den Park und schenkt Selina eine Sonnenbrille. Die junge Frau fasst schnell Vertrauen zu dem Unbekannten mit sanfter Stimme und auch dieser empfindet schnell freundschaftliche Gefühle. Von nun an treffen sich die beiden jeden Tag im Park und Gordon lehrt Selina, sich im Alltag zu recht zu finden, über die Straße zu gehen und einzukaufen. Als er sie in seine Wohnung nimmt, eröffnet Selina Gordon, dass sie ihn liebt und möchte sogar mit ihm schlafen. Doch dieser lehnt ab, denn die junge Frau weiß nichts von seiner Hautfarbe, die eine unmögliche Hürde für die Beziehung der beiden darstellt… Die 1965 entstandene Verfilmung von Elizabeth Katayamas erstem Roman „Be Ready With Bells and Drums“ behandelt ein für die damalige Zeit sehr heikles Thema und „A Patch of Blue“ verfügt natürlich über eine gewisse Portion Elendskitsch, der – wenn nicht ausschließlich – auch der Zeit geschuldet ist. „A Patch of Blue“ wird hauptsächlich durch die inhaltlichen und äußeren Gegensätze strukturiert. Es gibt nur Gut und Böse, die Außenseiter gegen die Gesellschaft, Liebe gegen Hass. Sämtliche Charaktere sind hundertprozentige Stereotypen allen voran natürlich die völlig unschuldige und naive Protagonistin und ihre garstige hasserfüllte und frustrierte Mutter. Auch Gordon ist ein klassisches Abziehbild des Gutmenschen, selbstlos und gleichzeitig wegen seiner Hautfarbe ein Verfolgter der Gesellschaft, ein personifizierter Appell, auf innere Werte zu achten und zur Toleranz mahnend. Nicht nur zwischen den Menschen, auch in ihrer Umwelt spiegelt sich der krasse Gegensatz wider: Auf der einen Seite die Natur, der Park gegen das laute urbane Treiben. Während die Wohnung der D’Arceys ein tristes Loch bildet, in dem nur getobt, gezetert und geschrieen wird, ist Gordons geschmackvoll und modern möbliertes Apartment das Spiegelbild. Doch trotz all dieser Klischees, dem unterschwelligen Pathos und der zelebrierten Nächstenliebe vermag der Film – vielleicht gerade deshalb – zu berühren. Regisseur Guy Green erzählt die Geschichte um Gordon und Selina sehr ruhig, konzentriert sich auf die positiven Aspekte der Geschichte und versinkt nicht in einer resignativen Bitterkeit. Der lautstarke Eklat zwischen Rose-Ann und ihrem Vater verliert sich zum Beispiel nicht in anwiderndem Hass sondern schwingt in fast komödiantische Richtung, als sich die Nachbarn erst einmischen, um die beiden Streithähne zu beruhigen, letzten Endes allerdings sich selbst fast an die Hälse springen. Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass der Film in schwarzweiß gedreht wurde und man sich so immerhin zum Teil in die Protagonistin hinein versetzen kann. Als sie mit ihrem Großvater in den Park geht und ihn nach der Farbe der Bäume fragt, kann auch der Zuschauer selbst diese nicht erkennen. Auch die Darsteller tragen einen großen Teil zu der Wirkung des Films bei: Sidney Portier spielt wie gewohnt sehr zurückhaltend und verleiht Gordon etwas Nobles und Würdevolles. Die junge und sehr begabte Elizabeth Hartman bietet als Selina mit ihrem kindlich-naiven Verhalten voller Gutmütigkeit den entsprechenden Gegensatz. Shelley Winters gewann für ihre Leistung als Rose-Ann sogar den Oscar für die beste Nebendarstellerin und schafft sie es, ihre Rolle überzeugend zu spielen, ohne unangenehm zu übertreiben. Auch Wallace Fords Ol’ Pa ist sehr glaubwürdig. Ford verleiht der Rolle etwas Tiefgang, indem er nicht nur den alten Trunkenbold spielt, sondern klar erkennen lässt, dass dieser mit sich selbst überfordert ist. Insgesamt ist „A Patch of Blue“ ein sehr gefühlvoller Film, dessen wertvoller Aufruf zu mehr Toleranz zwar nicht immer einfallsreich umgesetzt, dafür aber berührend und nachvollziehbar wird. Zur Musik: „A Patch of Blue“ brachte Jerry Goldsmith die zweite Oscarnominierung nach „Freud“ (1962) ein und tatsächlich stellt diese Musik im frühen Schaffen des Komponisten ein Juwel dar. Dem Grundton des Films entsprechend wählte er einen sehr ruhigen Ansatz und besetzte ein kleines fast kammermusikalisches Ensemble aus Streichern, Holzbläsern, Harfe, Schlagzeug, Klavier, E-Bass und Mundharmonika. Die Musik geht von einem Thema aus, dem drei Elemente zu Grunde liegen: Zwei Mundharmonika-Akkorde fangen die Rahmenintervalle der Melodie ein und eine fast tänzerisch anmutende repetive Figur im Klavier bildet den Kontrapunkt zu einer zarten Streichermelodie. Dabei spielt der Klavierkontrapunkt eine gleichbedeutende Rolle wie das Hauptthema und erklingt besonders in den dramatischen Höhepunkten als verzweifeltes Motiv kraftvoll in den Kontrabässen oder fungiert in zarter Gestalt als eigene Melodielinie. Im Verlauf der rund halbstündigen Musik variiert und kombiniert Goldsmith seine Elemente und schafft eine äußerst gefühlvolle, intime und zurückhaltende Musik, die sehr im Gegensatz zu den im selben Jahr entstandenen Kriegsfilmmusiken oder modernistischen Beiträgen des Komponisten zum Thrillergenre dieser Zeit steht. Oft erklingt das sangliche Hauptthema in den Holzbläsern über warme Streichakkorde und Harfenarpeggien, umspielt die Mundharmonika die Klavierfigur. Neben den beiden etwas kraftvolleren Passagen für Selinas eigenständig unternommene Läufe durch die Stadt komponierte Goldsmith außerdem eine kurze leicht modernistische Passage für die Schilderung von Selinas Unfall. Ein stets repetierter Ton in der Harfe bildet hier das Fundament für eine leise tröpfelnde Celesta-Linie über der sich ein anschwellendes und plötzlich abreißendes Cluster in den Streichern bildet. Außerdem komponierte Goldsmith zwei gefällige Radio-Source-Musiken für Jazz-Ensemble und Rock’n’Roll-Besetzung. Da die Filmmusik fast eine halbe Stunde dauert wurde sie nahezu vollständig für das zum Filmstart erscheinende LP-Album veröffentlicht, das später zusammen mit der Musik zu „David & Lisa“ von Mark Lawrence und hierzulande bei Tsunami mit der LP-Aufnahme von Goldsmiths „Patton“ auf CD erschien. 1997 veröffentlichte Intrada schließlich die komplette Musik in chronologischer Reihenfolge. Da die Aufnahmen von den originalen Masterbändern abgenommen wurden, ist die Klangqualität für das Alter hervorragend und ein sehr informatives Booklet über Film, Komponist und die Musik rundet die Veröffentlichung ab. Leider ist die CD seit einiger Zeit vergriffen und es ist zu hoffen, dass die Musik zu „A Patch of Blue“ bald wieder erhältlich ist, denn Jerry Goldsmith schrieb hier eine wundervolle zurückhaltende Drama-Musik, deren musikalische Raffinesse und emotionale Wirkung die zu einem der ganz großen Einträge im Schaffen des Komponisten macht.
  3. Nachdem ich mich die letzten Wochen und Tage sehr mit der Musik auseinander gesetzt und auch den Film gesehen habe, möchte ich nun eine abschließende Feststellung machen, die einigen hier vielleicht dienlich sein könnte. Was den Klang angeht, unterscheiden sich die Club-CD und die Intrada deutlich, wobei letztere ein bisschen vielschichtiger und detaillierter daher kommt, dafür aber auch viel schärfer klingt. Die Club-CD vermittelt einen sehr räumlichen Eindruck, wirkt etwas weicher aber auch dumpfer. Es ist so gut wie unmöglich, die Club-CD einfach mit den Bonus-Stücken der Intrada "aufzufüllen", um ein vollständiges Programm mit überwiegend weicherem Klang zu haben, denn dazu sind die Unterschiede einfach zu groß und der Höreindruck ist auf Dauer nicht homogen. Die Intrada-CD enthält im Gegensatz zur Club-CD die vollständige Filmmusik. Hier ist es im Nachhinein wieder mal ärgerlich, dass Varèse einige interessante Stücke unter den Tisch fallen ließ und sich nicht ansatzweise dazu äußerte. Ein einfaches "Es gibt noch mehr Musik, aber wir haben die Bänder nicht gefunden" hätte gereicht. Was "A crushing Affair" betrifft - das erklingt im Film an Stelle von "Death of a coolie", ist sozusagen die "Filmversion". Es ist unverständlich, warum sich im Intrada-Booklet nicht dazu geäußert wird, warum dieses Stück nur mit Effektspur erhalten geblieben ist. Außerdem betreibt die Intrada leichten Etikettenschwindel wenn es um "Restless Months" geht: Auch die alternative Fassung auf CD zwei wurde schon einmal teilweise veröffentlicht - nämlich auf der Club-CD. Da wurden unter dem Titel "State of Siege" der Anfang der alternativen Fassung vor die Filmversion gehängt, weswegen das Stück auch länger als die beiden Fassungen auf der Intrada sind. Insofern ist die alternative Fassung nicht "Previously unreleased" sondern "Contains Music Previously Unreleased". Aber gengu der Erbsenzählerei! Intrada hat eine großartige Veröffentlichung einer ungeheuer wichtigen Goldsmith-Musik produziert, die bei jedem (zum eigenen Wohl) im Regal stehen sollte!
  4. Gern geschehen Was Jerry z. B. bei "Inchon" gelungen ist, schlug bei "Rambo" fehl: Ein gut fließendes, abwechslungsreiches Höralbum zu erstellen. Ich habe mir nach dem Kauf der Varèse-CD den Film angesehen und festgestellt, dass da nichts auf seinem chronologischen Platz ist und das Album auseinander geschnitten und richtig sortiert. Wie groß war dann meine Freude, als ich von der Intrada-Fassung erfuhr, auf der die Musik vollständig und unangetastet veröffentlicht wird - dann noch besserer Klang, was will man mehr? Ich kann mir vorstellen, dass diese Musik für viele, die den Score nur vom Album-Schnitt kennen und nicht so gerne mögen, die Partitur in der Intrada-Version ganz anders wahrnehmen. Wenn dem nicht so sein sollte, kann man immernoch auf CD 2 zurück greifen: eine Win-Win-Situation
  5. Ich finde weniger die fehlenden paar Minuten entscheidend als den stimmigen chronoligschen Ablauf der Stücke, der auf dem Album durcheinander geworfen wurde. Neben der Kombination unterschiedlichster Stücke wurden auch zusammen hängende Passagen über das ganze Album verteilt, wie der brachiale Schlagzeug-Marsch. Ich spreche mich auch deshalb und nicht nur wegen der viel besseren Klang-Qualität für das Intrada-Album aus!
  6. Kanonenboot am Yangtze-Kiang (The Sand Pebbles) Jake Holman ist Maschinist und tritt seinen Dienst auf dem kleinen Kanonenboot – der “San Pablo” – an, da er lieber für sich alleine arbeitet. Auf der Fahrt von Peking zur San Pablo lernt er auf einem Dampfschiff den Missionar Jameson und die junge Shirley Eckart kennen, die als Lehrerin in der Mission des Predigers arbeiten wird und mit ihrem Idealismus das genaue Gegenteil zu dem zynischen und abgeklärten Holman darstellt, der Maschinen der menschlichen Gesellschaft vorzieht. Jameson und Eckart begeben sich zu der Mission in China Light, während Holman auf der „San Pablo“ eintrifft. Schon bald muss er feststellen, dass es dort nicht wie auf anderen Kanonenbooten zugeht: Während chinesische Arbeiter – so genannte „Kulis“ die Arbeit der Matrosen übernehmen, faulenzt die amerikanische Besatzung den ganzen Tag. Holman, der mit Leidenschaft Maschinist ist, sagt dieses Prinzip gar nicht zu und schon am ersten Tag kommt es zu einem Konflikt zwischen ihm und Chien, dem Aufseher der Maschinenkulis. Als Chien bei einer Testfahrt des Schiffs durch einen Fehler der Maschine ums Leben kommt, wird die Mannschaft misstrauisch und um die anderen Kulis nicht zu verärgern muss Holman einen neuen anlernen: Po-Han. Trotzdem ist das Verhältnis zwischen dem Maschinisten und der Mannschaft – bis auf Frenchy, einem Matrosen – gespannt. Frenchy hat eine Beziehung mit Mai-Li, einem Animiermädchen in einer Bar, die vor der Prostitution rettet. Die politische Situation im Land verschärft sich währenddessen und die „San Pablo“ erhält den Befehl, stets neutral zu bleiben und keine Waffen zu gebrauchen, denn die nationalistischen Parteien betrachten die Kolonialmächte als Bedrohung und werden immer gefährlicher. Als eines Tages Po-Han von seinen Landsmännern vor den Augen der Besatzung brutal gefoltert und von Holman schließlich mit einem Schuss erlöst wird, beschließt Kapitän Collins, die Mission zu evakuieren und bringt ihre Bewohner in die Botschaft von Chang-Sha. Bei der Ankunft von Chang-Sha wird die „San Pablo“ gezwungen, den ganzen Winter im Hafen zu verbringen, da rebellische Chinesen das Schiff blockieren. In dieser Zeit treffen sich Jake und Shirley erstmals seit der Dampfschifffahrt wieder und bei beiden wachsen ernsthafte Gefühle, doch Jake macht ihr deutlich, dass ihre Beziehung keine Zukunft hat. Währenddessen heiratet Frenchy Mai-Li, die er im Winter heimlich besucht und sich durch das kalte Hafenwasser den Tod holt. Anshcließend wird Mai-Li tot gefunden und Holman, der am Tag nach Frenchys Tod einen Botengang auf dem Festland erledigen sollte, für den Mord verantwortlich gemacht. Die Situation für die Besatzung scheint aussichtslos… Obwohl Richard McKennas Roman aus dem Jahre 1962 keinen Bezug zu historischen Tatsachen hat und rein fiktiver Natur ist, wurde der Vietnam-Krieg beim Erscheinen des Films 1966 oft erwähnt. McKenna hatte selbst in den 30er Jahren auf einem Patrouillenboot in China gedient. Robert Wise wollte das Buch direkt Verfilmen, doch mehrere Schwierigkeiten wie die Suche nach einem Hauptdarsteller und Zweifel von Seiten der Produzenten bei 20th Century Fox verzögerten die Produktion. In der Zwischenzeit drehte Wise für das Studio „The Sound of Music“ – einen der erfolgreichsten Filme der 60er Jahre, sodass ihm endlich für „The Sand Pebbles“ grünes Licht gegeben wurde. Nach dem Erfolg von „The Great Escape“ bekam Steve McQueen die Rolle Jake Holmans und setzte nach dem Film für zwei Jahre aus, da sich die Dreharbeiten als sehr anstrengend erwiesen. Der Film wurde in Taiwan und Hong Kong gedreht, allerdings erwiesen sich die Dreharbeiten wegen starkem Regen und einem technischen Unfall als sehr schwierig. Steve McQueen wurde nach der Rückreise krank und somit verzögerten sich auch die Dreharbeiten in Hollywood für die Innenaufnahmen. Trotz all dieser Probleme und Hürden, die Stab und Besetzung zu überwinden hatte, ist „The Sand Pebbles“ auch heute noch ein äußerst eindrucksvolles Filmerlebnis. Brillant fotografiert, aufwendig in Szene gesetzt und mit hervorragenden Schauspielern besetzt beleuchtet der Film Einzelschicksale in einer bedrohlich politisch unruhigen Umgebung, wobei durchgehend von Pathos, Vorurteilen, überzeichnetem Nationalismus und Patriotismus wohltuend Abstand gehalten wird. Die handelnden Personen sind allesamt menschlich mit all ihren Schwächen und Stärken, nie Klischees. Der Film spricht sich deutlich für Menschlichkeit und Frieden aus, ist vom Regisseur nüchtern und realistisch in Szene gesetzt und rutscht niemals in geschmacklosen Kitsch ab. Neben der tadellosen Arbeit hinter der Kamera tragen auch die Darsteller viel zu dem Gelingen des Films bei – allen voran Steve McQueen, dem seine Rolle als zynischer Einzelgänger Jake Holman seine einzige Oscarnominierung einbrachte. Die junge Candice Bergen als Shirley Eckart beeindruckt im jungen Alter von 19 Jahren und Richard Attenborough spielt einen wohltuend fröhlichen Fenchy, dem man seine Liebe zu der Chinesin Mai-Li voll und ganz abnimmt. Diese wird übrigens von Emmanuelle Arsan gespielt, die später für ihre „Emanuelle“-Romane und deren Verfilmung berühmt wurde. Richard Crenna, der vorher hauptsächlich in Komödien zu sehen war, scheint die Rolle des militärisch strengen und idealistischen Kapitän Collins geradezu auf den Leib geschrieben zu sein. Seine berühmteste Rolle – Sam Trautman in den „Rambo“-Filmen – scheint hier ihren Ursprung zu haben. „The Sand Pebbles“ ist ein filmisch sowie darstellerisch großartiges Werk, dessen aufwendige Inszenierung mit großen Schauwerten sowie einer wertvollen Botschaft absolut sehenswert ist. Zur Musik: Eigentlich war Alex North als Komponist für den Film vorgesehen, doch störte der sich an der heftigen Gewaltdarstellung, sodass er den Auftrag seinem Schützling Jerry Goldsmith übergab. Dieser hatte sich in den Jahren zuvor bereits einen renommierten Namen als Film- und Fernsehkomponist gemacht und vier Jahre zuvor seinen ersten großen Kinofilm – „Lonely Are the Brave“ – vertont. Von einem modernistischen Stil geprägt, setzt er Musik oft sparsam ein und machte von für jeden Film individuell zusammengestellten Besetzungen Gebrauch, doch „The Sand Pebbles“ benötigte einen anderen Vertonungsansatz. Für den rund 180 Minuten langen Film komponierte Goldsmith 70 Minuten mit einem großen Orchester. Mit der Vertonung von Filmen mit in Asien angesiedelter Handlung war der Komponist durch „The Spiral Road“ vertraut und „The Sand Pebbles“ erweist sich neben „Tora! Tora! Tora!“ als sein bester Umgang mit asiatischen Elementen in seinem Werk, da das musikalische Lokalkolorit niemals platt und klischeehaft daher kommt, sondern stets raffiniert ausgearbeitet und in die westliche leicht modernistische Klangwelt der Partitur eingeflochten ist. Die Musik kommt zudem nie in vollem Tutti daher, stattdessen setzt Goldsmith nach seiner kammermusikalischen Vorliebe die verschiedenen Instrumentengruppen des Orchesters in immer frischen Kombinationen ein, die Musik orientiert sich konzeptionell allerdings an der themenreichen Tradition des Golden Age. Im Mittelpunkt steht eine liebliche Melodie für die Beziehung zwischen Jake und Shirley, die später auch als Song vermarktet wurde. Die ersten vier Töne des Liebesthemas sind ein motivischer Kern, von dem aus der Komponist in zwei verschiedene Richtungen geht, denn auch die „San Pablo“ erhält ein eigenes Thema, dessen erste vier Töne sich mit dem Anfang Liebesthemas decken. Holmans Zuneigung für die junge Lehrerin und seine Hingabe für die Maschinen sind so musikalisch miteinander verknüpft. Für Frenchy und Mai-Li setzte Goldsmith eine eigene, pentatnoisch stark eingefärbte Melodie ein, die ihren Ursprung allerdings in der TV-Musik zu der „Perry Mason“-Folge „The Case of the Blusshing Pearls“ hat, die dort sie die weibliche asiatisch-stämmige Protagonistin charakterisierte. Eine äußerst wichtige Funktion nimmt außerdem das klassische Seufzermotiv der kleinen Sekunde ein, das Goldsmith zu einem viertönigen Motiv ausarbeitete und als musikalische Keimzelle für einen der Höhepunkte seiner Vertonung verwendete: „Death of a Thousand Cuts“. Nachdem Holman seinen Freund Po-Han getötet hat, spiegelt die Musik in der ewigen Wiederholung des Seufzermotivs Holmans Verzweiflung eindrucksvoll wider und mündet in einer fast konzertanten Steigerung in einem dissonanten Aufschrei aus Trauer und Schmerz. Goldsmith setzt dieses viertönige Motiv sonst nur noch zweimal in der ganzen Musik ein. Auch die Actionpassagen klingen voll und ganz nach dem Komponisten, sind raffiniert gefertigt und verlieren sich nie in großorchestralem Bombast oder Chaos. Stattdessen setzt Goldsmith hier schon seine ostinativen Streicherakkorde und grummelnden Klavierläufe ein, die später so bezeichnend für seine Actionmusik werden sollten. Besonders beeindruckend ist auch die Musik zum Showdown, in der der Komponist über 8 Minuten eine streng durchorganisierte und unglaublich dichte von Motivpartikeln durchzogene Klangschichtung über lange Zeit entwickelt und schließlich zum vollen Ausbruch steigert. Zum Erscheinen des Films wurde ein Album mit 35 repräsentativen Auszügen der Originalaufnahmen – dirigiert von Lionel Newman - veröffentlicht. 1997 ergriff Jerry Goldsmith das erste Mal selbst den Taktstock, um eine erweiterte Fassung für Varèse-Sarabande neu einzuspielen. Im Gegensatz zu der für die gleiche Serie entstandene Neueinspielung zu „Patton“ und „Tora! Tora! Tora!“ ist die Aufnahme der „Sand Pebbles“ sehr gelungen und die etwas halligere Akustik tut der Musik keinen Abbruch. Der Varèse-Club veröffentlichte 2002 eine „Deluxe Edition“ mit der fast vollständigen Musik in klarem Stereo und einem sehr ausführlichen Begleittext, der allerdings leider verschweigt, warum diverse kürzere Stücke nicht zu auf der CD enthalten sind. Diese wurden schließlich 2011 von Intrada in einer 2-CD-Edition veröffentlicht mit der vollständigen Filmmusik auf CD 1 und einer zweiten CD mit Album-Schnitten und alternativen Fassungen sowie Source-Musik. Das Klangbild der Intrada ist deutlich schärfer im Gegensatz zu der etwas dumpferen aber weniger schrillen Club-CD. Dabei verliert die 2-CD-Edition definitiv auf dem Gebiet des Begleittextes. Die von Julie Kirgo gefüllten Seiten sind ebenso wie ihre Ausführungen zu „Patton“ größtenteils belanglos und teilweise recht krude. Der anschließende „Tech Talk“, dessen roten Faden der 11. September bildet, schweift ebenfalls stark ab. Nichts desto trotz sei der Kauf der Intrada-Fassung jedem Filmmusik-Hörer ans Herz gelegt, da sie eine vorzügliche Präsentation der Musik bildet. Jerry Goldsmith schuf nämlich für „The Sand Pebbles“ ohne Frage eines seiner besten Werke.
  7. Und wie er sich freut! Was für eine tolle Nachricht! Endlich, endlich, endlich! Kritzerland ist momentan echt eines DER Label für mich...hoffentlich ist die Ausgabe identisch mit der Intrada-CD
  8. Weil bei einer Laufzeit über - ich glaube - 70 Minuten das Presswerk keine Haftung für Fehlpressungen übernimmt, verteilte Lalaland die Originalmusik auf das Set. Vielleicht will Intrada jetzt die vollständige Musik (auf eigene Gefahr) noch einmal auf einer CD veröffentlichen, aber spricht sonst noch etwas dafür, dass es sich dabei um "Masters of the Universe" handelt? Gibt doch bestimmt mehrere Scores, die bereits veröffentlicht waren, oder? Wie wäre es denn mit "Dark Crystal"?
  9. Patton – Rebell in Uniform 1943 treffen alliierte Truppen mit deutschen Verbänden zum ersten Mal in größerem Rahmen am Kasserinpass aufeinander. Zwar kann ein Vorstoß auf das amerikanische Nachschublager in Tebessa abgewendet werden, allerdings ist das II. US-Korps wegen äußerst hoher Verluste stark demoralisiert und der Kommandant Lloyd Fredendall wird durch General George S. Patton ersetzt. Patton ist ein äußerst komplizierter Mensch, tief gläubig und gleichzeitig ein unnachgiebiger Kämpfer, der alleine auf dem Schlachtfeld zu Hause ist. An Reinkarnation glaubend ist er sich sicher, bereits unter den Römern gekämpft zu haben und inszeniert sich gerne als Krieger eines anderen Zeitalters, den es in das ihm verhasste 20. Jahrhundert verschlagen hat. Er kommandiert das II. US-Korps mit strenger Hand, fordert Disziplin in allen Bereichen und geht mit seinen neuen Soldaten Tunesien bei der Schlacht von El Guettar gegen die deutschen Panzer siegreich hervor. Nachdem Nordafrika den Alliierten zufällt befiehlt Patton die amerikanischen Truppen bei der Invasion Siziliens. Allerdings wird sein Landungsplan dem des britischen Generals Montgomery vorgezogen, sodass Patton mit seiner Armee im Südwesten der Insel landen muss. Er fühlt sich bevormundet und ignoriert seine Befehle, indem er erst Palermo und den Hafen von Messina einnimmt und so Montgomery zuvor kommt. Sein aggressives Verhalten löst bei seinen Unteroffizieren Unmut aus und schließlich verliert er sein Kommando, als er in einem Lazarett einen traumatisierten Soldaten schlägt, dem er Feigheit vorwirft. Obwohl er sich anschließend öffentlich entschuldigt erhält Patton in den folgenden Kriegsmonaten kein Kommando. Nachdem er sich allerdings für ein Täuschungsmanöver hingibt erhält er das Kommando über die dritte Armee, mit deren Hilfe er den Vormarsch der alliierten Truppen nach der Landung in Frankreich sichern soll. Voller Tatendrang stürzt sich der General in den Kampf, angetrieben vom Ehrgeiz, mit seinen Panzern bis nach Berlin zu fahren… George C. Patton zählt neben Douglas MacArthur zu den exzentrischsten Offizieren der amerikanischen Militärgeschichte. Von den einen als Idol gesehen, von anderen wiederum als Negativbeispiel herangezogen war der General wenig mit strategischem Talent gesegnet – kämpferisch sowie diplomatisch. Er neigte zu radikalen Frontalangriffen, nahm unnötige Verluste in Kauf und äußerte sich mehrfach unvorteilhaft in der Öffentlichkeit. Bereits seit 1953 bestand der Plan, einen Film über Patton zu drehen, doch die Familie des 1945 bei einem Autounfall verstorbenen Generals wollte keinen Einblick in die Tagebücher gewähren, sodass man sich auf zwei Biografien zurück griff: „Patton: Ordeal and Triumph“ von Ladislas Farago und „A Soldier's Story“ von Omar N. Bradley, der anfangs in Afrika und Sizilien in Pattons Stab diente und ihm anschließend sogar das Kommando über die dritte Armee verschuf. Beide Vorlagen wurde von niemand geringerem als Francis Ford Coppola sowie Edmund H. North zu einem Drehbuch adaptiert und von Regisseur Franklin Schaffner verfilmt. Mit einem Budget von 12 Millionen Dollar und unzähligen verschiedenen Drehorten in Spanien, Marokko, Griechenland, Italien, Großbritannien und Amerika ist der 170 Minuten lange Film auch heute noch ein faszinierendes Erlebnis. Dabei verzichtet „Patton“ wohltuend auf patriotischen Kitsch, Pathos und einer Beweihräucherung des Protagonisten, sondern lässt ihn unkommentiert agieren, sodass jeder Zuschauer sich selbst sein eigenes Bild machen kann. Brillant in Szene gesetzt und hervorragend von Fred J. Koenekamp fotografiert verfügt der Film über viele Schauwerte und grandiose Szenen, doch der Star des Films ist George C. Scott in der Rolle des Generals. Nachdem man Schauspieler wie Rod Steiger, Robert Mitchum oder Lee Marvin in Erwägung gezogen hatte fiel sie letzten Endes George C. Scott zu, der eine absolute Glanzleistung hinlegte. Auch die Nebendarsteller sind durch die Bank treffend besetzt, sodass als Omar N. Bradley Karl Malden, Stephen Young in der Rolle des Captain Hansen und Karl Michael Vogler als Erwin Rommel zu sehen sind, die ebenfalls hervorragend spielen. Insgesamt ist „Patton“ ein absolut sehenswertes Kriegsepos, das sich mit der brillanten Fotografie, der überragenden Regie Schaffners, den grandiosen Darstellern und dem kontroversen Protagonisten von vielen anderen Filmen des Genres abhebt. Zur Musik: Franklin Schaffner arbeitete Jerry Goldsmith hatten bereits bei „The Stripper“ sowie „Planet der Affen“ zusammen, für den der Komponist eine bahnbrechende Musik schrieb, die den ersten atonalen Beitrag in der Filmmusik darstellt. Er wurde auch für „Patton“ engagiert, obwohl er eigentlich für die Vertonung der Fortsetzung „Beneath the Planet of the Apes“ vorgesehen war, die dann Leonard Rosenman übernahm. Für „Patton“ schrieb Goldsmith einen weiteren Meilenstein, der zu seinen besten Werken, wenn nicht zu seiner besten Arbeit überhaupt gezählt wird, denn die Musik ist nicht nur äußerst originell, sondern verknüpft die dramaturgische Ebene mit der in den Szenen vorherrschende Stimmung und fungiert zusätzlich als musikalische Charakterspiegelung des Protagonisten. Dabei bewegt sich der Komponist nicht nur intellektuell sondern auch kompositorisch auf höchstem Niveau. Wie auch zu „Rambo“ oder „The Flim-Flam Man“ komponierte Goldsmith eine Titelmusik, die die verschiedenen Facetten des Protagonisten treffend einfängt. Pattons Glaube an Reinkarnation und seine Überzeugung, schon in vielen Leben als Krieger gekämpft zu haben, wird durch eine kurze Fanfarenfigur der Trompeten wiedergegeben. Dabei setzte Goldsmith eine der neuesten Errungenschaften der Technik dieser Zeit ein: Ein Echoplex, mit dessen Hilfe die einmal live aufgenommene Fanfare als langsam verklingende Schleife wiederholt wird und es so scheint, als wehen einige Schlachtrufe aus der Vergangenheit von längst überwucherten Schlachtfeldern hinüber. Als nächstes erklingt ein feierliches Solo für Orgel, das für Pattons tiefen Glauben steht, bevor ein traditioneller Marsch in der Piccoloflöte mit leichter Streicherunterstützung folgt. Dieser Marsch wird bald vom gesamten Orchester interpretiert, wobei die Posaunenfraktion als Kontrapunkt das Material der Orgel gegen den Marsch spielt und die Musik von den Fanfarenechos gekröhnt wird: Alle drei Charaktereigenschaften des Generals sind hier musikalisch auf den Punkt gebracht und grandios ineinander verzahnt. Wie durchdacht Goldsmith seine einzelnen Themen entwarf, zeigt sich auch an dem „deutschen Marsch“, den er für die Nazi-Truppen während Pattons Feldzug durch Europa einsetzt. Dieser scharf synchopierte Marsch für Orchester mit leichtem Moll-Einschlag lässt sich ebenfalls als Kontrapunkt zum Patton-Marsch einsetzen – vorausgesetzt, dieser steht ebenfalls in Moll. Während einer längeren Montage in Frankreich schichtet Goldsmith eine faszinierende Klangschichtung aus in sich bewegenden Clustern und einer bizarren Mischung aus live eingespielten Fanfaren und den Echoplex-Aufnahmen. Aus dieser brutalen Klangkulisse tut sich anschließend der Patton-Marsch in Moll hervor, gegen den der deutsche Marsch gesetzt ist. Für mehrere Szenen zu Beginn des Films komponierte Goldsmith außerdem einige atmosphärisch dichte Suspense-Passagen, die raffiniert instrumentiert sind. Schwirrende Streicherglissandi bilden hier das Fundament für diverse Glocken und die gedämpfte allgegenwärtige Trompetenfigur, während sich dichte Triller der Holzbläser durch die Register ziehen. Für diese Passagen schrieb der Komponist ein zusätzliches kontrapunktisch verwobenes Thema, das ebenfalls an eine langsame Fanfare erinnert und oft in den Streichern erklingt. Jerry Goldsmith vertonte besonders im Zenit seiner Karriere erstaunlich kurze Filmmusiken für lange oder große Filme, da er der Überzeugung war, dass man Musik nur einsetzen solle, wenn sie einer Szene etwas Zusätzliches abgewinnen könne. Daher entstanden für „Patton“ nur 37 Minuten Musik, von denen eines der längsten Stücke nicht verwendet wurde. Zum Filmstart erschien ein LP-Album, für das der Komponist seine Musik leicht arrangierte und neu einspielte. Insbesondere die Reihenfolge der Musik wurde umgestellt und so die anfänglichen Suspense-Stücke mit den massigen Actionpassagen des letzten Filmdrittels gemischt, um einen ausgewogeneren Hörfluss zu erzielen. Außerdem komponierte er zusätzlich eine Konzertversion des deutschen Marsches, der im Film nur im Zusammenhang mit anderem Material erklingt. Zwei Sprachmitschnitte aus dem Film füllen die Laufzeit auf. 1997 spielte Goldsmith für Varèse fast die vollständige Musik neu ein, doch diese Neueinspielung leidet unter dem starken Hall, in dem viele Details untergehen und auch der Versuch, den Echo-Effekt akustisch mit Ferntrompeten zu lösen, ist nicht vollständig geglückt. FSM machte schließlich die vollständige Filmmusik in den Originalaufnahmen erstmals (zusammen mit Frank DeVols „Flug der Phoenix“) zugänglich, doch die CD war bald vergriffen. Intrada veröffentlichte 2011 ein Doppel-CD-Set mit der LP-Fassung sowie den Filmaufnahmen und schließt somit eine wichtige Lücke in der Goldsmith-Diskographie. Klanglich äußerst frisch ist die Intrada-CD die definitive Veröffentlichung dieser Ausnahme-Musik. Einzig und allein die völlig nichtssagenden Begleittexte Julie Kirgos sind ein großes Ärgernis, hätte man das Booklet doch mit vielen Informationen füllen können und müssen! Ernsthafte musikalische Analysen wie im FSM-Booklet und sogar der Varèse-Neueinspielung sucht man hier vergebens. Dennoch sei absolut jedem (Film)musikliebhaber diese Edition empfohlen, denn Jerry Goldsmith schrieb mit „Patton“ ohne Frage eines seiner wichtigsten Werke überhaupt!
  10. Ja, das ist ein Pressfehler, aber bei meinem Exemplar wurde eine Ersatz-CD zusätzlich zum eingeschweißten CD mitgeschickt. Kontaktiere doch mal den Händler, bei dem Du die CD gekauft hast oder direkt das Label, dann müsstest Du auch ein Ersatz-Exemplar bekommen
  11. Inchon Barbara, die Frau von U.S. Major Frank Hallsworth lebt in einer kleinen Ortschaft nahe des 38° Breitengrades in Südkorea. Ihr Mann Frank befindet sich in der Hafenstadt Inchon, wo er eine Affäre mit der Koreanerin Lim hat, von der er sich allerdings trennen möchte. Im Juni 1950 überschreiten kommunistische nordkoreanische Truppen die Grenzen und fallen in Südkorea ein, sodass Barbara schnell fliehen muss. Auf der Flucht wird erst ihr Fahrer erschossen und wenig später vertraut ein alter Mann ihr seine fünf Enkelkinder an, damit sie sicher aus dem Kriegsgebiet gebracht werden. Zeitgleich macht sich Frank sofort mit seinem Freund Sergeant August Henderson auf, seine Frau zu retten. Schließlich findet Henderson Barbara mit den Kindern auf einer abgelegenen Straße, da sie wegen einer Autopanne nicht weiter können. Währenddessen stellt General Douglas MacArthur in Tokyo fest, dass er der einzige ist, der Südkorea im Moment zu Hilfe eilen kann und entwickelt einen riskanten Plan: Amerikanische Truppen sollen in der Nacht im Hafen von Inchon landen, von dort aus in das Festland vordringen und die Nachschubwege der Nordkoreaner abschneiden. Das Gelingen des Vorhabens, das den Wendepunkt im Verlauf des Krieges markieren könnte, hängt von einem kleinen Leuchtturm ab. Frank Hallsworth soll mit einem Spezialtrupp die Wächter überwältigen und mit Hilfe des Leuchtturms den Schiffen in der Dunkelheit Signale senden, doch beim Eindringen werden sie von den Kommunisten entdeckt… „Inchon“ dürfte zu den obskursten Einträgen in der Geschichte des Kinos zählen: Sun Myung Moon hatte nach eigenen Angaben am Ostersonntag 1935 eine Vision von Jesus, der ihn bat, seine Mission zu vollenden, woraufhin Moon die „Vereinigungskirche“ gründete. Mitglied dieser religiösen Bewegung war Zeitungsherausgeber Mitsu Haru Ishi, der behauptete, Gott habe ihn mit einem Film beauftragt. Nachdem man in Erwägung zog, das Leben Jesu oder Elvis Presleys zu verfilmen, kontaktierte man 1978 den Geist MacArthurs durch die Astrologin Jeanne Dixon, der anscheinend von dem geplanten Filmprojekt angetan war. Sun Myung Moon unterstützte die Produktion mit 30 Millionen Dollar, bestand allerdings darauf, dass sein Name nicht mit der Produktion des Films in Verbindung gebracht werde und erscheint im Vorspann als „Rev. Sun Myung Moon: Special Advisor on Korean Matters“. Die Dreharbeiten zogen sich allerdings lange hin, mehrere Male stockte das Vorhaben und als sämtliche Versuche gescheitert waren, finanzielle Unterstützung von japanischen Banken zu bekommen, wurde „Inchon“ mit Gesamtkosten von 46 Millionen Dollar und weiteren 11 Millionen Werbekosten komplett von der „Vereinigungskirche“ finanziert. An den Kinokassen war „Inchon“ allerdings alles andere als erfolgreich, nahm gerade einmal 2 Millionen Dollar ein und ist somit der größte Flop des Jahres 1982. „Inchon“ erschien weder auf VHS oder DVD und wird nur gelegentlich im amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt. Abgesehen von der äußerst kruden Vorgeschichte, der von Schwierigkeiten jahrelang aufgehaltenen Produktionen entpuppt sich „Inchon“ letzten Endes jedoch nicht als einer der „schlechtesten Filme aller Zeiten“, als der er gerne bezeichnet wird, vielmehr ein in jeder Hinsicht überflüssiger Film mit unzähligen Makeln. Blickt man allerdings nur auf die Namen von Stab und Besetzung scheint das Geld allerdings gut angelegt: Terence Young – hauptsächlich bekannt für seine Regie bei „Thunderball“ und „From Russia with Love“ – wurde von Jeanne Dixon vorgeschlagen, Autor Robin Moore schrieb die Romanvorlage für „French Connection“ und Komponist Jerry Goldsmith war gerade auf der Höhe seines Schaffens angelangt, Laurence Olivier und Toshiro Mifune finden sich auf der Besetzungsliste. Der Film beginnt mit einem Text, der deutlicht macht, dass es sich hierbei nicht um eine Dokumentation des Koreakrieges handelt und man – so man es für angemessen oder nötig hielt – Tatsachen verändert oder Gegebenheiten erfunden hat, um den Film dramatischer zu gestalten. Von diesem Vorsatz macht der Film regen Gebrauch, sodass „Inchon“ eine Aneinanderreihung möglichst explosiver Kriegsszenen, in Massen gemetzelter unschuldiger Südkoreaner und völlig platten Liebesgeschichten bildet, die mit Anachronismen nur so gespickt ist. Hierzu gehören neben der völlig in den 80ern verhafteten Maske Jacqueline Bissets auch digitale Armbanduhren. Völlig unnachvollziehbar ist auch die Funktion einer Journalistengruppe, die hin und wieder auftaucht und in der Dreiecksbeziehung um Frank Hallsworth hat man es sich ebenfalls viel zu leicht gemacht. Bei der Besetzung der Rolle MacArthurs mit Laurence Olivier hat man zusätzlich einen größtmöglichen Fehler gemacht. Olivier, der keinen Hehl daraus machte, dass ausschließlich die Gage von einer Million Dollar für seine Teilnahme an der Produktion verantwortlich war, sieht MacArthur weder ähnlich, noch schafft es, in seiner Rolle als General glaubwürdig zu sein. Teils eher an Shakespeare’sche Helden erinnernde Theatralik mischt sich mit viel zu resignierend sinnenendem Hang zum Selbstzweifel. Das Meiste Geld ist offensichtlich in die immerhin sehr beeindruckende und oft minutenlang ausgekostete Pyrotechnik geflossen, sodass „Inchon“ höchstens noch als Actionfilm funktionieren könnte. Wenn dem Zuschauer allerdings unzählige Male penetrant die Grausamkeit nordkoreanischer Soldaten vorgehalten wird, indem man immer wieder Massenhinrichtungen, attackierte Reisbauern oder blutige Leichen im Straßengraben zu sehen bekommt, wehrt man sich bei dieser offensichtlichen Manipulation schon aus reinem Trotz gegen jede emotionale Regung „Inchon“ gehört zu den Filmen, die sich als viel unspektakulärer und bedeutungsloser entpuppen, als die bizarren Geschichten, die sich um ihre Entstehung ranken und es stellt keinen Verlust dar, sollte der er bis in alle Ewigkeiten unbeachtet in den Archiven der TV-Sender schlummern. Zur Musik: Jerry Goldsmiths Karriere erreichte zwischen den späten 70er und frühen 80er Jahren das Zenit. Neben prägenden Meilensteinen der Filmmusik wie „Capricorn One“, „Alien“ oder „Poltergeist“ entstanden zusätzlich viele Arbeiten auf äußerst hohem Niveau. Hierzu zählen die großorchestrale Partitur zu „Night Crossing“, die raffinierte Actionmusik zu „The Challenge“ und die groß angelegte Komposition zu der TV-Miniserie „Masada“. Auch „Inchon“ gehört zu den handwerklich sauber gefertigten Partituren, die zwar nicht die Bedeutung und Kreativität eines „Star Trek“ erreichen, aber ohne Frage weit über rein routinierte Arbeiten anzusiedeln sind. In den 60er und 70er Jahren schuf Goldsmith insbesondere im Genre des Kriegsfilms modernistische und kompositorisch sowie intellektuell herausragende Werke. Die Musik zu „Inchon“ ist um einiges glatter, konventioneller und oberflächlicher gestrickt, weiß aber dennoch zu unterhalten. Für die Vertonung stand Goldsmith ein durchschnittlich besetztes Symphonieorchester zur Verfügung, dessen Möglichkeiten er voll auskostet. Neben heroischen Melodien für’s Blech, raffinierten Suspense-Passagen und temporeichen Actionmomenten überzeugt „Inchon“ besonders durch die thematische Vielfalt. Zu den prominentesten Einfällen dürfte das noble Hornthema für General MacArthur zählen, das mit der Schlagzeugunterstützung und statischen Streicherteppichen der später entstandenen Titelmusik zu „Air Force One“ sehr nahe steht. Das südkoreanische Volk ist mit zwei melodischen Elementen repräsentiert: Zum einen durch ein Fünf-Noten-Motiv, das mit dem pentatonischen Einfluss klischeehaft asiatisch klingt sowie einer koreanischen Volksmelodie für die fünf Kinder, die mit Barbara fliehen. Diese liebliche Melodie erklingt oftmals in den Holzbläsern und einmal solistisch in der Violine, während Goldsmith das für Lim stehende Fünf-Noten-Motiv deutlich drastischer variiert. Mal als sanfter Holzbläserakkord instrumentiert erklingt das Motiv einige Minuten später als verzweifelte Figur der Blechbläser oder schwelgerische Linie in den Streichern. Goldsmith komponierte sogar ein schwelgerisches Liebesthema, das nur einmal im Film erklingt und von der melodischen Gestaltung an viele später folgende thematische Einfälle der 90er Jahre erinnert und auch der Hafen wurde mit einem Motiv aus sechs Tönen bedacht, das die Musik wie einen roten Faden durchzieht. Goldsmith komponierte eine knappe Stunde Musik für den Film, der allerdings oft umgeschnitten wurde, sodass fast kaum ein Stück in voller Länge erklingt und manchmal auch in völlig anderem Kontext als vom Komponisten vorgesehen eingesetzt wird. Wie die Filmproduktion selbst gestaltete sich die Aufnahme der Musik als schwierig, da Goldsmith als Aufnahmestudio ein Weinkeller in Italien zur Verfügung stand und die Musiker im Orchester oft wechselten. Da ausgiebige Proben somit unmöglich waren und die Musiker nur über durchschnittliche Fertigkeiten verfügten lassen sich neben einer viel zu trockenen Akustik und Nebengeräuschen auch spieltechnische Fehler schnell ausfindig machen. Ein viel größeres Problem ist allerdings die allgemeine Klangqualität ohne jede Tiefe, blechern und viel zu schrill, was besonders bei dem massiven Einsatz von kleiner Trommel immens stört. Es scheint fast, als ob die Aufnahmen mindestens zehn Jahre älter als sie wirklich sind. Trotz des Misserfolges des Films, der mäßig ausreichenden Spielfertigkeit des Orchesters und der dürftigen Akustik konzipierte Goldsmith aus den Filmaufnahmen ein äußerst gelungenes Album von 38 Minuten Laufzeit, das auf LP gepresst wurde. Stücke wurden hier kombiniert, leicht gekürzt oder auch in Filmreihenfolge zu einem sehr gut fließenden für sich stehenden Musikerlebnis zusammengestellt. 1988 erschien bei Intrada eine erweiterte CD-Veröffentlichung der Musik, die jedoch aus der chronologischen Filmreihenfolge gebracht war aber die fast vollständige Musik enthielt, wobei Goldsmith seine leicht umgeschnittenen Album-Versionen übernahm, sodass drei Minuten fehlten. Die definitive Veröffentlichung der Musik erfolgte 2004 in einem Doppel-CD-Set, dass die LP-Fassung auf CD 1 und die komplette Filmmusik auf CD 2 enthält. Man bemühte sich, die fast nicht mehr zu rekonstruierende Filmreihenfolge möglichst beizubehalten und fügte nicht verwendete Stücke dramaturgisch sinnvoll ein, sodass ein guter Hörfluss beibehalten wurde. Ein sehr informatives Booklet rundet das Erlebnis ab. Das Doppel-CD-Set war innerhalb von 24 Stunden ausverkauft und ist mittlerweile zu einem äußerst raren Sammlerobjekt geworden. Es bleibt zu hoffen, dass eine bald Wiederveröffentlichung in Angriff genommen wird, denn für die momentanen Preise lohnt das Set angesichts der klanglichen und spieltechnischen Unterschiede nur für extreme Goldsmith-Verhrer. Die Musik an sich verfügt allerdings über mehrere Vorzüge und sollte daher auch einer interessierten aber nicht sammelwütigen Käuferschaft wieder zugänglich gemacht werden denn neben „Night Crossing“ und „Quatermain“ gehört auch „Inchon“ zu den Werken, die den Grundstein für die orchestralen gradlinigen Abenteuermusiken des Komponisten in den 90er Jahren legten.
  12. Willkommen IlluminatiMCS Dir ist aber auch bewusst, dass sich die Klassik über die Romantik, die Moderne und den Serialismus bis in die Postmoderne weiter entwickelt und gehalten hat, sodass Charts nur einen kleinen Teil der 'heutigen Musik' definieren, oder? Es gibt da wahnsinnig viel zu entdecken wie Werke von Esa Pekka Salonen, Wolfgang Rihm (hier aber eher das Frühwerk bis in die 80er Jahre), Helmut Lachenmann, Thomas Ades und viele viele andere. Zur Frage, was Musik überhaupt ist möchte ich Dir auch John Cage empfehlen, ein äußerst kluger Kopf, der einmal auf die Frage, ob es auch Musik sei, wenn man eine Tür zuschlägt, antwortete: "If you celebrate it: YES!"
  13. Wieso berzeichnet man das denn "fälschlicherweise" als Source-Musik von "Eyes Wide Shut"? Die Jazz-Suite ist doch definitiv am Anfang zu hören, sogar als Vorspannmusik. Außerdem kann man dieses Stück auch als Konzertwerk eines Filmmusikkomponisten bezeichnen
  14. MacArthur – Held des Pazifik Nach dem Angriff auf Pearl Harbor erfolgen weitere Attacken Japans auf militärische Stützpunkte der Amerikaner im Pazifikraum und nach dem Eintritt in den 2. Weltkrieg unterstützen amerikanische Streitkräfte daher Südostasien im Kampf gegen Japan. Die Soldaten auf den Philippinen werden von General Douglas MacArthur befehligt doch seine Streitkraft ist dem Gegner hoffnungslos unterlegen, sodass Präsident Roosevelt den Befehl gibt, Corregidor aufzugeben. MacArthur muss mit seiner Familie auf einem Schnellboot nach Australien ausgeschifft werden und seine Männer somit im Stich lassen, aber er verspricht, zurückzukehren. Tatsächlich gelingen ihm später die Landung in der Bucht von Leyte und die Rückeroberung Corregidors bis der Atomangriff auf Hiroshima und Nagasaki Japan schließlich zur Kapitulation zwingt. MacArthur beteiligt sich am Wiederaufbau des Landes und unternimmt einen Versuch, in die Politik einzusteigen, der allerdings scheitert. Als 5 Jahre nach Kriegsende nordkoreanische Soldaten die Grenze nach Südkorea überschreiten und es zum Krieg kommt, befehligt MacArthur die UNO-Truppen, die Südkorea gegen China und Nordkorea unterstützen. Der neue Präsident Truman sucht nach einer diplomatischen Lösung während MacArthur eine militärische Vorgehensweise für angemessen hält. Die Spannung zwischen dem General und dem Präsidenten spitzt sich durch das eigenmächtige Verhalten MacArthurs immer weiter zu… Douglas MacArthur war der meist dekorierte General in der Geschichte der USA und ein entscheidender Stratege im zweiten Weltkrieg und der Koreakrise. Mit General Patton teilt er sich außerdem den Ruf des exzentrischsten Generalstabsoffiziers in der militärischen Geschichte seines Landes – eine Person also, die sich für eine Verfilmung geradezu anbietet. Insgesamt ist „MacArthur“ ein recht solider Streifen mit einem starken Hauptdarsteller. Die Autoren Hal Barwood und Matthew Robbins waren offensichtlich bemüht, den Protagonisten von verschiedenen Seiten zu beleuchten, sodass man den General neben seinen militärischen Aktionen auch als Familienvater oder während seiner kurzen politischen Laufbahn begleitet. Wenig überraschend konzentriert sich „MacArthur“ jedoch auf die beiden Meilensteine in der militärischen Karriere des Generals: Den 2. Weltkrieg und die Koreakrise, wobei jede Möglichkeit genutzt wird, den Protagonisten in ein positives Licht zu rücken. Als entschlossener Draufgänger von der diplomatisch verbockten Politik ausgebremst oder als Vorbild, das tapfer und loyal kämpft, wird MacArthur zusätzlich beschwichtigend als aufrechter Pazifist dargestellt, der keine Gelegenheit auslässt, die Gräuel des Krieges und seiner Folgen zu betonen. Zwar ist es bei einem derartigen Film zu erwarten, dass dem eigenen Land und seiner Hauptfigur historisch verklärend in die Tasche gespielt wird, dass die Atomangriffe auf Nagasaki und Hiroshima allerdings nur eine kleine Randnotiz bleiben, die von MacArthur nicht wegen ihrer schrecklichen Auswirkungen (die werden nämlich vollkommen verschwiegen) sondern seiner Vorliebe für „ehrlichen“ Kampf in einem Nebensatz halbherzig kritisiert werden, gehört zu den größeren Makeln des Films und ist schlicht und ergreifend ärgerlich. Handwerklich schnörkellos durch Regisseur Joseph Sargent in Szene gesetzt und von Mario Tosi teils ansehnlich fotografiert, ist der Film von einer ruhigen Erzählweise geprägt. Zwar gibt es explosive und für die Entstehungszeit recht blutige Kriegsszenen, doch hauptsächlich erklären einem uniformierte Herren vor großen Landkarten die aktuelle Situation und MacArthurs Rolle darin. Zu den handwerklich positiven Aspekten zählt auch die strenge Anlehnung an historische Fotos, was all zu deutlich bei der Landung in der Bucht von Leyte deutlich wird, die fast identisch mit einer Aufnahme übereinstimmt. Die Darsteller agieren zufriedenstellend und wurden durch mehr oder weniger Eingriffe der Maske treffend an die historischen Persönlichkeiten angeglichen. Der Star des Films ist ohne Frage Gregory Peck in der Rolle des MacArthur, die er entsprechend charismatisch interpretiert und dessen Darstellung den etwas biederen Film größtenteils trägt. Insgesamt ist „MacArthur“ ein verzichtbarer, um einigen Pathos angereicherter Kriegsfilm, der mit seinem ruhigen Tempo und seiner stark einseitigen Auslegung der Hauptfigur deutlich gealtert ist. Zur Musik: Jerry Goldsmith vertonte nur in der ersten Hälfte seiner Karriere – von 1965 – 1982 – Kriegsfilme, von denen sich die letzten beiden um MacArthur ranken: „MacArthur“ und „Inchon“. 1970 hatte der Komponist bereits „Patton“ vertont und verlieh somit beiden exzentrischen amerikanischen Generälen des 2. Weltkriegs eine musikalische Identität. Während „Patton“ allerdings mit einer äußerst raffinierten und vielschichtigen Komposition bedacht wurde, die alle Facetten seines Charakters in einer komplexen und sehr komprimierten Filmmusik einfing, ist der Beitrag für „MacArthur“ deutlich konventioneller geraten. Dabei orientiert sich die Musik deutlich an der oberflächlichen Darstellung des Protagonisten und bildet einen musikalischen Spiegel zu seiner jeweiligen Situation und Empfindung während die Musik zu „Patton“ oder auch „Tora! Tora! Tora!“ als objektiver klingender Kommentar zum Bildgeschehen fungierten. Hierbei ließ Goldsmith die actionreichen Kriegsszenen häufig unvertont sondern setzte Musik hauptsächlich in Dialogszenen oder ruhigen Momenten und Montagen ein, sodass es in „MacArthur“ trotz des Stoffes keine reine Actionmusik zu hören gibt. Für die Vertonung stand ein durchschnittlich besetztes Symphonieorchester zur Verfügung, dessen sich der Komponist in romantischer Klangtradition bedient. Satten Streicherklängen und noblen Blechchorälen wird hier der Vorzug gegenüber den ausgefeilten und durchsichtiger instrumentierten Passagen gegeben, für die Goldsmith so bekannt wurde. Trotzdem handelt es sich um eine ansprechende Partitur, die viele Details enthält und somit deutlich über bloßer Routine anzusiedeln ist. Da die Musik vollständig mit General MacArthur in Verbindung steht ist auch sämtliches thematisch-motivisches Material dem Protagonisten zuzuschreiben. Für den militärischen Aspekt steht ein schmissiger Marsch, der besonders prominent während des Vor- und Abspanns sowie der Landung in der Bucht von Leyte erklingt und mit dem satten Blech, kräftigen Schlagwerk und einem vorwärts strebendem Streicherkontrapunkt voller Optimismus erstrahlt. Elemente dieses Marsches ziehen sich durch die gesamte Partitur. Mal erklingt die Melodie als sanfter Choral im Blech, der Kontrapunkt als aufsteigende Figur in den Hörnern oder schimmert der Marschrhythmus durch. Außerdem schrieb der Komponist eine sanfte und lyrische Melodie, die entweder voll in den Streichern ausgespielt wird oder als sanftes Holzbläsersolo erklingt. Für pessimistische Momente und Situationen kombiniert Goldsmith die tragenden Aspekte beider thematischen Elemente: ein stark punktierter Marschrhythmus, der auf einer Klaviersaite geschlagen wird, wechselt sich mit einer seufzend aufbäumenden Figur der Streicher ab. Ein Großteil der Musik zu „MacArhur“ arbeitet besonders mit der resignativen Passage und dem lyrischen Thema in verschiedener Kombination und Besetzung. Der Marsch erklingt besonders ausladend während einer Trainingsmontage und der Landung. Für die bedrohliche Flucht von den Philippinen durch vermintes Wasser schrieb Goldsmith außerdem eine zurückhaltend modernistische Suspensemusik, die ebenfalls von dem pulsierenden auf der Klaviersaite gehämmerten Marschrhythmus durchsetzt ist. Zu den absoluten Höhepunkten der Komposition zählt außerdem die musikalische Untermalung von MacArthurs Rede nach der Unterzeichnung der Kapitulation, in der einige melodisch-rhythmische Charakteristika aus dem Hauptthema von „Tora! Tora! Tora!“ anklingen und zu einem bedrückend melancholischen Stück für mittlere und tiefe Streicher mit leichter Bläserunterstützung auskomponiert wurden. Zum Filmstart erschien eine LP, die einen gelungenen Querschnitt präsentiert und gleichzeitig einen großen Teil der sparsam eingesetzten Musik enthält. Dabei wurde zu Gunsten eines besseren Hörflusses auf die chronologische Reihenfolge verzichtet und die durchschnittlich kürzeren Stücke oft zu längeren Passagen kombiniert. 1990 wurde der Albumschnitt von Varèse-Sarabande auf CD veröffentlicht, die mittlerweile restlos vergriffen ist. Es bleibt zu hoffen, dass sich ein Label sich der Musik in nächster Zeit annimmt – entweder mit einer simplen Neuauflage des Album-Schnitts oder der vollständigen Musik –, denn „MacArthur“ ist eine zwar glatte aber dennoch ausgefeilte Kriegsfilmmusik, die nicht die Klasse von „Patton“ oder „Tora! Tora! Tora!“ erreicht, aber gut zu unterhalten weiß.
  15. Ich habe beide Ausgaben aber von dieser Ankündigung reizt mich "Rio Lobo". Ich habe seinerzeit die langen Tracks des Prometheus-Albums auseinander geschnitten aber durch die ewigen Überblendungen ging das nicht allzu sauber. Daher würde es mich freuen, jetzt endlich die Stücke in ihrer Filmversion zu haben. In beiden Fällen warte ich erstmal geduldig die Details ab.
  16. Tora! Tora! Tora! Die japanische Regierung sieht sich durch das amerikanische Embargo in den 1940er Jahren stark eingeschränkt und verbündet sich mit Deutschland und Italien. Admiral Isoroku Yamamoto wird zum Oberbefehlshaber der japanischen Flotte befördert. Er sowie sein Vorgänger Zengo Yoshida sind der Meinung, dass ein Krieg mit Amerika zu einer Katastrophe führen würde, doch als sich ein Krieg nicht mehr abwenden lässt, fordert Yamamoto einen Plan für einen Angriff auf Pearl Harbor, in dem die amerikanische Flotte vor Anker liegt. Dem amerikanischen Nachrichtendienst in Washington ist es gelungen, die geheimen Funksprüche der japanischen Regierung an ihre Botschaften zu entschlüsseln, doch die Warnungen Alwin D. Kramers werden weder bei den Militärs noch der amerikanischen Regierung ernst genommen. Währenddessen entwickelt Minoru Genda einen Plan für den Angriff, der aus der Luft erfolgen und von Gendas Kameraden Mitsuo Fuchida geleitet werden soll. Schließlich steht das Datum für die Attacke fest: am 6. Dezember soll die Kriegserklärung Japans in 13 verschlüsselten Teilen an die japanische Botschaft in Washington gesendet werden. Der letzte und entscheidende 14. Abschnitt wird am 7. Dezember gesendet und die Kriegserklärung von dem Botschafter Kichisaburo Nomura um 13:00 übergeben werden. Um 13:30 soll die erste Bombe auf Pearl Harbour fallen. Doch als es soweit ist, entstehen ernste Schwierigkeiten: Da die Kriegserklärung als offizielles Dokument entschlüsselt, übersetzt und maschinell geschrieben erstellt werden muss, gerät die japanische Botschaft unter Zeitdruck, denn die Flieger sind schon in der Luft, als das Dokument noch nicht fertig gestellt ist… „The incredible attack on Pearl Harbor as told from both the American and the Japanese side.” Mit diesem Satz auf dem Filmplakat bewarb 20th Century Fox “Tora! Tora! Tora“ und tatsächlich wurde der Film diesem Vorsatz gerecht. Nicht nur, dass dem eigentlichen Angriff eine akribisch rekonstruierte Dokumentation der politischen und diplomatischen Verwicklungen vorangeht, diese erste Hälfte des Films besteht abwechselnd aus in Amerika und Japan gedrehten Szenen. Für die in Washington und auf Pearl Harbor spielenden Szenen war Regisseur Richard Fleischer verantwortlich, während das in Japan gedrehte Material unter der Regie von Toshio Masuda und Kinji Fukasaku entstanden nachdem Akira Kurosawa ausgeschieden war, obwohl er an der zweijährigen Vorbereitung des Projekts beteiligt war. Produzent Darryl F. Zanuck wollte mit dem Film eine möglichst genau Rekonstruktion der Vorfälle um den Angriff auf Pearl Harbor erstellen und zeigen, was „wirklich passierte“. Tatsächlich sucht „Tora! Tora! Tora!“ im Genre des Kriegsfilms seinesgleichen. Der Film orientiert sich ausschließlich an den historischen Gegebenheiten, handelnde Personen sind hauptsächlich japanische und amerikanische Militärs und Politiker. Nach tragischen Einzelschicksalen und berührenden Liebesgeschichten sucht man hier vergebens. Stattdessen nimmt sich der Film besonders viel Zeit, die einzelnen Entwicklungen offen zu legen und spart besonders in Hinblick auf die amerikanischen Verhaltensweisen wohltuend wenig an Kritik. Die teils selbstgefällige oder einfach desinteressierte Haltung einiger Befehlshaber gepaart mit schlampigen Maßnahmen oder drastischen Fehlentscheidungen, die den Angriff für Japan erst ermöglichen, lassen sich hier überzeugend nachvollziehen. Radarstationen dürfen aus Naturschutzgründen nicht auf dem besten Standpunkt installiert werden, Warnungen werden nicht ernst genommen und alle Flugzeuge wie auf einem Präsentierteller zusammengestellt. Besonders die Szene, in der Alwin D. Kramer vom Nachrichtendienst versucht, einen Vorgesetzten zu erreichen und von einer Hausparty zur anderen eilt, um an die nächste Autorität verwiesen zu werden, während sich japanische Kampfflieger akribisch auf den Angriff vorbereiten gehört zu einem der Höhepunkte des Films. Auch produktionstechnisch wurde ein enorm hoher Aufwand betrieben. So wurde Yamamotos Zerstörer komplett auf dem Festland in der Nähe des Meeres aufgebaut und unzählige Flugzeugattrappen in Lebensgröße hergestellt, um während des Angriffs in Flammen aufzugehen. Der Angriff selbst zählt zu den explosivsten 30 Minuten, die für das Kino gedreht wurden. Noch vollständig handgemacht hat das Bombardement auch heute noch nichts an seiner Wirkung verloren. Fleischer nutzte für diese virtuose Regiearbeit jede Möglichkeit und lies eine tatsächlich während der Dreharbeiten stattfindende Notlandung eines Flugzeuges filmen und später in den Film einarbeiten. Bei einer so großen Produktion überrascht es nicht, dass fast alle Hauptrollen von prominenten Darstellern gespielt werden sodass auf amerikanischer Seite Jason Robards, James Whitmore, E. G. Marshall und Martin Balsam sowie auf japanischer Seite Sō Yamamura, Tatsuya Mihashi und Eijiiro Tono zu sehen sind. Insgesamt ist „Tora! Tora! Tora!“ ein bemerkenswertes Kriegsepos, das mit den ersten beiden dokumentarischen und dem explosiven letztem Drittel die beste Verfilmung des Angriffs auf Pearl Harbor darstellt und dem melodramatischen „Harm’s Way“ oder gefährlich pathetischem „Pearl Harbor“ ohne Frage vorzuziehen ist! Zur Musik: Für die musikalische Untermalung von „Tora! Tora! Tora!“ wurde Jerry Goldsmith verpflichtet. Seine Partitur zu dem Film kann ohne Zweifel zu seinen besten Arbeiten gezählt werden, die im Laufe seiner langen Karriere entstanden sind und ist dem modernistischen Klangidiom und dem kammermusikalischen Denken des Komponisten in seiner mittleren Schaffensphase klar verpflichtet. Neben einem durchschnittlich besetzten Symphonieorchester stand Goldsmiths unter Anderem eine Koto – das japanische Äquivalent zur deutschen Zither - zur Verfügung. Da die Filmhandlung mit der Übernahme des Kommandos durch Yamamoto beginnt, steht auch das den Vorspann unterlegende Hauptthema für die Japaner. Trotzdem spiegelt sich in der Strukturierung dieses Themas der objektive Ansatz des Films wider, da Goldsmith zu keiner Zeit in asiatisch angehauchten Ethno-Kitsch verfällt. Die mit asiatischer Klangvorstellung verbundene Holzblöcke und Koto sind in westlicher Tradition mit dem Orchester verbunden und auch das Hauptthema entbehrt vollkommen der sonst so typischen Pentatonik. Nach einem eröffnenden Ausbruch des ganzen Orchesters inklusive col legno Schlägen der Streicher und Hornglissandi erklingt das leicht melancholisch gestimmte Hauptthema in der Koto über den Rhythmus der Holzblöcke und tiefe Gongschläge. Das schlichte Thema ist durch Taktkürzungen und –wechsel rhythmisch ungleichmäßig gestaltet. Es wird erst von einer Posaune und schließlich von den Streichern übernommen wobei eine massige Steigerung zum vollen Orchestereinsatz entsteht. Hier schichtet Goldsmith teilweise komplexe und dissonante Kontrapunkte gegen das harmonisch schlicht gehaltene Thema und verleiht neben dem massigen Einsatz des Orchesters eine zusätzlich brutale Wirkung. Im Zuge der folgenden Musik kommt das Orchester allerdings selten in solcher Klanggewalt zum Einsatz, stattdessen weicht der große Apparat kleiner gesetzten Klängen. Es fällt zusätzlich auf, dass der actionreiche Angriff und somit die letzte halbe Stunde des Films komplett unvertont bleibt. Stattdessen unterlegt Goldsmith Szenen, in denen die politische Entwicklung vorangetrieben wird mit äußerst aggressiven und ruppigen Klängen wie die Unterzeichnung des Bundes mit Deutschland in Berlin. Hämmerndes Klavier, Schlagzeug und schrille Linien für Streicher und Holzbläser unterlegen den kurzen Abschnitt, in dem die Botschafter ihre Unterschrift auf das Dokument setzen. Auch die Vorbereitungen der japanischen Flieger für den Start sind mit treibenden Klavierostinati, col legno Streichern und Flugzeugmotoren imitierenden Blechbläsern äußerst ruppig geraten. Verschiedene Gespräche zwischen Yamamoto und Politikern unterlegte Goldsmith mit zurückhaltenden Variationen des Hauptthemas und bediente sich zusätzlich elektronischer Klangeffekte was der Musik eine zusätzliche Fremdartigkeit und teils bedrohliche Stimmung verleiht. Ein weiterer exotischer Klang ist dem Einsatz von zwei einen Viertelton auseinander gestimmten Oboen erzielt worden. Zu den unzähligen Höhepunkten zählt außerdem die lange musikalische Sequenz, die Kramers verzweifelte nächtliche Fahrt durch Washington unterlegt, während die Japaner sich auf den Angriff vorbereiten. Hier bilden Holzschlitztrommeln verschiedener Größe und präpariertes Klavier eine pulsierend Grundlage für einzelne Bläsereinwürfe und Anklänge an das Hauptthema. Hier wurden auch einzelne Akkorde des Orchesters mit dem Echoplex eingesetzt und die äußerst raffiniert gestaltete additive Klangschichtung mündet schließlich in ein düsteres Cello-Solo. Insgesamt ist Goldsmith mit „Tora! Tora! Tora!“ eine äußerst raffinierte Partitur gelungen, die besonders nach mehrmaligem Hören viele Details offenbart und ein beeindruckendes Erlebnis garantiert. Jerry Goldsmith spielte selber rund 11 Minuten für Varèse Sarabande neu ein, doch diese Aufnahme leidet stark an der halligen Akustik, in der die besonders die Koto oft untergeht. FSM machte erstmals die vollständigen Filmaufnahmen auf CD zugänglich und füllte die recht kurze Laufzeit mit 20 Minuten Bonusmaterial – hauptsächlich Source-Musik – auf. Trotz des Alters klingt die Musik äußerst frisch, das reich bebilderte Begleitheft bietet nicht nur optische Reize sondern viele Informationen über Musik und Film. Leider wurden kürzere Passagen mit den chronologisch anschließenden Stücken zusammengefasst, was wahrscheinlich dem Hörfluss zu Gute kommen soll. Allerdings unterscheiden sich die jeweiligen Titel oftmals zu stark vom musikalischen Charakter, um eine organische Einheit zu bilden und besonders das letzte Stück – eine Kombination aus drei Passagen, die im Film innerhalb einer halben Stunde erklingen – im Umkehrschluss zu lang geraten. Doch abgesehen von diesem kleinen editorischen Mangel handelte es sich bei dem FSM-Album um eine äußerst lobenswerte Veröffentlichung, die konsequenterweise ausverkauft ist. Glücklicherweise hat Lalaland-Records 2011 das Album neu aufgelegt – leider ohne die einzelnen Stücke zu trennen – sodass es jetzt wieder einer größeren Filmmusikgemeinde zugänglich ist. „Tora! Tora! Tora!“ ist ein Meisterwerk des Komponisten und eine bedeutende Filmkomposition und sollte somit in zumindest einer Ausgabe in jeder Filmmusik-Sammlung vertreten sein.
  17. Doch, doch, ich gab dem guten Herren immer wieder Chancen. "Jackie Brown" fand ich alles andere als schlecht aber letzten Endes relativ belanglos und langweilig. Vielleicht sollte ich mir den aber nochmal ansehen, ist jetzt auch eine Weile her.
  18. Vielleicht leigt's daran, dass ich außer im Falle von "Inglorious Basterds" und "Reservoir Dogs" einfach rein gar nichts mit Tarantino anfangen und "Pulp Fiction" für gnadenlos überschätzt halte
  19. Leider hat den kaum jemand gesehen. Der Film ist weniger ein Tarantino-Verschnitt als man glauben möchte, denn im Gegensatz zum oft für Vergleiche herhaltenden "Pulp Fiction" verläuft die Erzählstruktur in "2 Tage in L.A." chronologisch. Der Film hat zwar schwarzen Humor, aber übermäßig brutal ist er nicht sondern glänzt mehr durch seine Situationskomik. Die DVD ist leider schon lange vergriffen und daher bin ich froh, den im Regal stehen zu haben
  20. Eine interessante These Mich irritiert irgendwie diese Angabe "arr." - soll das heißen, dass das irgendwelche neuen Arrangements sind? Warum muss man denn ein Solostück für Gitarre neu arrangieren? Das gilt auch für "Seven Days in May". Ich kenne die Musik nicht so gut, aber sind das nicht mehrere Stimmen?
  21. Als ich den Film letztens wieder gesehen habe hat's mich auch stark überrascht, wie gut der doch letzten Endes gelungen ist. Die Musik von Goldsmith hat auch einige schöne Momente und daher hoffe ich auf eine baldige Neuveröffentlichung, damit auch Andere in den Genuss dieser mittlerweile äußerst rar gewordenen Musik kommen können.
  22. Erster Sieg (In Harm’s Way) Captain Rockwell W. "Rock" Torrey ist der Kommandant des schweren Kreuzers „Old Swayback“, der sich während des Angriffs der Japaner auf Pearl Harbour im Hafen aufhält und beauftragt wird, den Gegenschlag auszuführen. Doch die „Old Swayback“ wird auf See von einem japanischen U-Boot torpediert und muss umkehren, worauf Captain Torrey das Kommando entzogen wird. Sein bester Freund und erster Offizier Paul Eddington verliert während des Angriffs seine Ehefrau, deren Affären und Alkoholexzesse ein stets Gesprächsthema auf Honolulu waren. Nach der Rückkehr von der „Old Swayback“ gerät Eddington in einer Bar in eine Schlägerei und wird nach seinem Arrest als Aufseher in einem Warenlager eingesetzt während Captain Torrey einen Schreibtischjob erhält. Auf einer Party lernt er die Krankenschwester Maggie Haines kennen, deren Mitbewohner die Freundin von Torreys Sohn Jeremiah ist. Torrey hat seinen Sohn seit der Scheidung von seiner ersten Frau vor über zehn Jahren nicht mehr gesehen und die erste Begegnung im Hafen fällt äußerst kühl und ablehnend aus. Während der Vater ein aufrichtiger Offizier ist, der an die gute Sache und die wichtige Aufgabe der Armee glaubt ist dessen Sohn ausschließlich an einer guten politischen Karriere interessiert und verlässt sich auf die Unterstützung eines Senators. Im Verlauf des Krieges wird Torrey zum Admiral ernannt und erhält den Auftrag, eine von den Japanern besetzte Inselkette zurück zu erobern. Kurz vor Aufbruch vergewaltigt Eddington Jeremiahs Freundin, die daraufhin Selbstmord begeht. Eddington macht sich zu einem Erkundungsflug nach der japanischen Flotte auf, deren Aufenthalt der Marine noch unbekannt ist und wird kann diesen per Funk mitteilen, bevor er von feindlichen Fliegern abgeschossen wird. Die letzte Tat des einstigen Freundes ermöglicht Admiral Torrey nun, zu der entscheidenden Schlacht aufzubrechen… „Erster Sieg“ war John Waynes letzter Schwarzweißfilm und läutet die späten Filme Otto Premingers ein. Abgesehen von den markierenden Wendepunkten hat die Verfilmung des fast gleichnamigen Romans von Wendell Mayes allerdings wenig Aufregendes zu bieten. Die Schuld liegt dabei nicht an Preminger, dessen Regie neben der hervorragenden Fotografie von Loyal Griggs zu den besten handwerklichen Aspekten des Films zieht, vielmehr liegt es an der fast an eine Seifenoper erinnernde Handlung, die von zwei unübersichtlichen Gefechten eingerahmt wird. Nicht nur dass sämtliche agierende Figuren reine Stereotypen sind, auch die unbeholfen vor sich hinstolpernden Romanzen zwischen besagten Charakteren ziehen sich zäh wie Kaugummi über eine Stunde hin. Dabei glänzen die Dialoge weder durch Tiefgang oder Einfallsreichtum stattdessen scheitert das Vorhaben, den Krieg und seine Folgen an Hand berührender Einzelschicksale zu schildern, kläglich an den melodramatischen Plattitüden, die zwischen den Personen ausgetauscht werden sowie einer kruden Mischung aus langweilig vorhersehbaren oder völlig absurden Aktionen. So erscheint einem Paul Eddington als leicht draufgängerischer aber grundsympathischer Typ, dessen Wandel zum brutalen Vergewaltiger völlig ohne Vorwarnung oder sinnvolle Entwicklung vollzogen wird. Dass der für den Selbstmord eines jungen Mädchens Verantwortliche seine abscheuliche Tat mit einem wertvollen Dienst für’s Vaterland und einem somit ehrenvollen Tod auszugeichen versucht hinterlässt dabei einen mehr als bitteren Nachgeschmack. Insgesamt wird Krieg eher als eine romantisch verklärte Möglichkeit dargestellt, sich als aufrichtiger Mann zu beweisen, ein von explodierenden Schlachtschiffen überzogenes Meer wird zum Abenteuerspielplatz degradiert. Ohnehin sind die Gefechte auf dem Wasser äußerst unübersichtlich inszeniert sodass der Zuschauer sehr schnell den Überblick über Amerikaner und Japaner sowie deren einzelne Positionen verliert. Wenn zum Schluss fünf Minuten unzählige Einstellungen von explodierenden Modellschiffen aneinander gereiht werden wünscht man sich fast die berieselnd oberflächlichen Dialoge aus dem mittleren Drittel des Films herbei. Auch die Darsteller liefern allesamt recht blasse und unspektakuläre Darstellungen. John Wayne soll gesundheitlich angeschlagen gewesen sein und ließ sich wenige Monate nach den Dreharbeiten immerhin einen ganzen Lungenflügel und zwei Rippen operativ entfernen. Sein Rockwell Torrey ist das Abziehbild eines kernigen, aufrichtigen und erfahrenen Marineoffiziers, der mit jeder Faser hinter seinen Taten steht. Kirk Douglas spielt den Paul Eddington in der ersten Filmhälfte recht ausgewogen und vermag das Gleichgewicht zwischen dem augenzwinkerndem Draufgänger und dem gebrochenen mehrfach betrogenen Ehemann und Witwer durchaus glaubhaft rüber zu bringen. Sein Wandel zum Vergewaltiger ist allerdings nur fehl am Platz. Der Rest der Besetzung besteht aus ebenfalls sehr prominenten Gesichtern wie Herny Fonda, Burgess Meredith, Stanley Holloway und Patricia Neil als Torreys Freundin Maggie Haines. Allesamt sind mehr oder weniger blass und austauschbar wie die Figuren die sie spielen. Insgesamt ist „In Harm’s Way“ ein deutlich in die Jahre gekommenes Kriegs-Epos, dessen unübersichtliche Seeschlachten, platten Liebesgeschichten und fragwürdige Romantisierung von Krieg und seinen Auswirkungen für den heutigen Zuschauer wenig unterhaltsam sein dürften. Zur Musik: 1965 vertonte Jerry Goldsmith insgesamt drei Kriegsfilme: „In Harm’s Way“, „Morituri“ und „Von Ryans Express“. Während der Komponist für letztere mittels kleinerer Orchesterbesetzungen, modernistischen Action- und Suspsense-Passagen sowie je einem Hauptthema mit entsprechendem Lokalkolorit Musiken schrieb, die seinem frühen kammermusikalischen Denken entsprechen wählte er für „In Harm’s Way“ einen deutlich glatteren und symphonischen Ansatz. Hierfür stand Goldsmith ein normal besetztes Symphonieorchester zur Verfügung damit die Musik dem groß angelegten Film gerecht werden kann. Im Zentrum der Musik steht das Hauptthema, welches größtenteils für Rockwell Torrey, aber auch als Liebesthema für den jungen Offizier William McConnell und dessen Frau steht. Am Filmverlauf orientiert lässt sich die Musik in zwei Abschnitte untergliedern: Für die ersten beiden Dritten des Films komponierte Goldsmith hauptsächlich ruhige Stücke die von warmen Streichern und melodischen Holzbläsersoli getragen werden. Hierzu zählen die verschiedenen Variationen des Hauptthemas als Liebesthema – insbesondere bei der Untermalung der Szenen zwischen Torrey und seiner Freundin Patricia. Das teils unbeholfene Verhalten beider Figuren wird durch fast an Golden Age erinnerndes emotionales Mickey-Mousing mit einigen albernen Klarinetten-Soli musikalisch eingefangen. Zu den starken dramatischen Momenten der Musik gehört außerdem wie Eddington seine verstorbene Frau im Leichenschauhaus identifiziert. Des Weiteren spielen verschiedene Source-Musiken, derer es im Film reichlich zu hören gibt, eine wichtige Rolle sodass neben diversen Bigband-Arrangements auf Marine-Feiern und als Radiomusik außerdem typisch hawaiianische Lap-Steel-Gitarren-Klänge und rustikale Dschungelmusik voller Pentatonik für die Ureinwohner zum Einsatz kommen. Hierbei entspricht die Musik allerdings eher westlicher Klangvorstellung geschuldeter Klischees als authentischer Folklore was ebenfalls für die kürzeren in Suspense-Momente eingebundenen pentatonischen Einsprengsel für die japanischen Soldaten zutrifft. Die feindlichen U-Boote charakterisierte Goldsmith übrigens ganz ähnlich wie das tödliche Virus in „The Satan Bug“ mittels glissandierender Perkussion und zischelnder Elektronik. Wenn der Film sich nach fast stundenlanger vor sich hin dümpelnder Melodramatik wieder auf die kriegerischen Aspekte fokussiert lässt Goldsmith das Hauptthema als ruppigen symphonischen Marsch von hellen Trompeten, schnarrenden Marschtrommeln und synchopischen Attacken der Streicher und tiefen Blechbläser erklingen. Obwohl dieser sehr stereotype Ansatz dem Film insgesamt angemessen ist schafft es der Komponist, dieses Thema in Marschform tatsächlich als 7/4-Takt erklingen zu lassen. Insgesamt lässt sich in der Musik deutlich das frische Talent des jungen Komponisten klar erkennen, kratzt allerdings – wie der Film – klar an der Oberfläche, sodass eine sehr glatte themenorientierte Musik entstand, die allerdings noch nicht über den intellektuellen Tiefgang von „Patton“, die ausladende meisterhafte Orchestrierung von „Blue Max“, die authentischere Exotik aus „The Sand Pebbles“ oder die spannenden Einfällt aus den modernistischen Suspense-Passagen zu „Tora! Tora! Tora!“ verfügt. Von der rund einstündigen Musik zu „In Harm’s Way“ wurde gut die Hälfte der Originalaufnahmen zum Filmstart auf LP gepresst wobei ein deutlicher Anteil von der Source-Musik bestritten wird zwischen die ein repräsentativer Querschnitt durch Goldsmith Themenvariationen, sanften Streicherpassagen und einem Actionstück verteilt wurde. Da die vollständigen Bänder anscheinend verloren sind enthalten sämtliche CD-Neuauflagen ausschließlich den LP-Schnitt. Die letzte Veröffentlichung kam aus dem Hause Intrada im Rahmen der „Special Collection“ und ist mittlerweile vergriffen – ebenso wie die vorherigen limitierten Editionen. Es lohnt sich dennoch, sich auf die Suche nach einer Ausgabe zu machen, da „In Harm’s Way“ ein interessanter Eintrag in Goldsmiths Frühwerk ist, der die Waage zwischen am Golden Age orientierten symphonischen Ansatz und dem eher nüchternen und direkten Personalstil des jungen Komponisten hält.
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir nutzen auf unserer Webseite Cookies, um Ihnen einen optimalen Service zu bieten. Wenn Sie weiter auf unserer Seite surfen, stimmen Sie der Cookie-Verwendung und der Verarbeitung von personenbezogenen Daten über Formulare zu. Zu unserer Datenschutzerklärung: Datenschutzerklärung