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Mephisto

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  1. Unternehmen Capricorn (Capricorn One) 1978: Die NASA startet den ersten bemannten Flug zum Mars, doch kurz dem Abschuss werden die drei Besatzungsmitglieder von einem Agenten durch ein Hintertürchen aus dem Shuttle geführt und vom anwesenden Publikum unbemerkt fortgebracht. Die drei verdutzten Astronauten Colonel Charles Brubaker, Lieutenant Colonel Peter Willis und Commander John Walker staunen nicht schlecht, als ein Flugzeug sie zu einem alten Testgelände der Armee in der Wüste bringt, wo sie Dr. James Kelloway von NASA empfängt und ihnen eröffnet, dass gerade ihr Leben gerettet wurde. Zu spät hatten die Techniker einen Fehler an dem Shuttle bemerkt, der mit Sicherheit zu einem tödlichen Ende der Mission geführt hätte. Einen Abbruch des Unternehmens konnte sich die NASA allerdings nach all den vorherigen Fehlschlägen nicht mehr leisten, sodass die Welt im Glauben belassen wird, Brubaker, Willis und Walker wären gerade gestartet und auf dem Weg zum Mars. Die im Fernsehen live übertragene Marslandung würde man in einem Studio nachspielen und die Rückkehr der drei Astronauten mit einer getürkten Landung inszenieren. Die Astronauten protestieren und sind nicht bereit, auf Kelloways Spiel einzugehen, doch der offenbart ihnen, dass – stimmen sie nicht zu – ihre Familien getötet werden. In einer langen Zeit der Isolierung halten sich die Astronauten in der Militärbasis auf, bis der große Zeitpunkt gekommen ist: Die im Studio inszenierte Marslandung verläuft reibungslos. Nach weiteren sechs Monaten, die der Rückflug benötigen würde, kommt der Moment der Landung, doch etwas verläuft schief, denn der unbemannte Shuttle fängt beim Eintritt in die Erdatmosphäre Feuer und verglüht. Die Astronauten begreifen, dass sie offiziell tot sind und Kelloway nicht riskieren kann, sie am Leben zu lassen. Sie kapern ein Flugzeug und fliehen, doch schon bald sind sie zu einer Bruchlandung in der Wüste gezwungen. Alleine und ohne Verpflegung befinden sie sich nun tatsächlich in der öden und wüsten Umgebung, auf der sie vor sechs Monaten sich zu befinden vorzugeben sie gezwungen waren. Doch nicht nur Durst und Hitze machen ihnen zu schaffen, die tödlichste Bedrohung wartet in Form von mit Killern bemannten Helikoptern, die auf der Jagd nach den drei Astronauten die Wüste durchkämmen… 1978 hatte der so genannte „Verschwörungsthriller“ sein Zenit längst überschritten, doch trotzdem ist Regisseur Peter Hyams ein äußerst spannender Film gelungen, der auch heute noch zu überzeugen vermag. Neben der Regie sorgen vor Allem die Darsteller sowie das durchdachte Drehbuch für einen zu keiner Zeit nachlassenden Thriller. „Capricorn One“ lässt sich in zwei genau gleich lange Hälften unterteilen: Die klar an die Verschwörung um die gestellte Mondlandung angelehnte Handlung und den Überlebenskampf der Astronauten in der Wüste. Besonders die zweite Filmhälfte ist von bitterer Ironie geprägt, da sich die Astronauten nun in einer felsigen heißen Gegend wieder finden, auf der sie einige Zeit zuvor im Studio vorgeben mussten zu landen. Die Darsteller sind allesamt treffend gewählt und überzeugen durch die Bank. James Brolin als abgeklärter Brubaker, O.J. Simpson als lässiger Walker und Sam Waterston als schlitzohriger Willis bilden ein symphatisches Protagonistentrio. Elliott Gould brilliert als rasender Reporter, der der Verschwörung auf die Schliche kommt und Brenda Vaccaro balanciert als Brubakers Frau Kay den von Männern dominierten Film etwas aus. Ein besonderes Lob gilt außerdem Hal Holbrook in der Rolle Dr. Kalloways, der vom um Verständnis bittenden Symphatieträger schnell zum eiskalten berechnenden Strickzieher umschlägt und ebenso warmherzig um die Hilfe der Astronauten bittet wie er später Killer auf seine Helden ansetzt. Diese Auftragsmörder der NASA wurden von Hyams besonders erschreckend in Szene gesetzt, da die Bedrohung durch Berufsmörder in der zweiten Filmhälfte zu Beginn ausschließlich in Form von zwei schwarzen Helikoptern dargestellt wird, die über die Wüste fliegen. Wie riesige Insekten erscheinen die Helikopter, die Hyams sogar teilweise miteinander „kommunizieren“ lässt. Auch später, als die Piloten aussteigen, wirken die Killer mit ihren übergroßen Helmen und dunklen Brillen wie fremdartige Wesen. Zum Finale wartet „Capricorn One“ zusätzlich mit einem actionreichen Finale mit atemberaubenden Flugsequenzen auf, die äußerst kraftvoll in Szene gesetzt wurden. Ingesamt drehte Peter Hyams einen äußerst spannenden und in allen Bereichen überzeugenden Verschwörungsthriller, der auch heute noch sehr spannend und düster wirkt. Zur Musik: 1978 vertonte Jerry Goldsmith neben „Capricorn One“ auch „Coma“, „Magic“, „The Swarm“, „Damien: Omen II“ und „The Boys From Brazil“. Alle sechs Filme haben hauptsächlich Spannungs- oder Actionpassagen zum Inhalt, doch in fast keinem Film brachte Goldsmith seine Elemente für Action so schonungslos auf den Punkt wie in seiner brutalen Musik für “Capricorn One”. Die bereits in TV-Arbeiten der 60er Jahre angedeuteten Ostinati, die vielen Actionpassagen im Schaffen des Komponisten zu Grunde liegen, werden zum zentralen Motiv der gesamten Musik, der Goldsmith – wie so oft – ein sanftes und lyrisches Thema gegenüberstellt: in diesem Falle das Thema für Brubakers Ehefrau Kay. Schon ein Blick auf die Orchesterbesetzung verdeutlicht Goldsmiths harschen und bruateln Ansatz: Bei einer recht großen Streicherbesetzung, vier Klavieren, zwei Harfen und einer Menge Schlagzeug verzichtet der Komponist vollständig auf den Einsatz von Holzbläsern sowie Trompeten und weitet stattdessen die Besetzung der tiefen Blechbläser stark aus. Mit neun Hörnern und vier Posaunen und zwei Tuben verfügt Goldsmith über eine ungewöhnliche große Anzahl Blechbläser, deren Masse er allerdings weniger für brachialen Zusammenklang denn raffinierte Frage-Antwort-Motivik und komplexe Überlagerungen oder Schichtungen einsetzt. Auch rhythmisch wird die Musik hauptsächlich von ungeraden Metren und ruppigen Taktwechseln strukturiert, die der Komponist so liebte. Die Titelmusik stellt das zentrale Motiv – ein Ostinato in 11/8 bzw. ¾+5/8 – vor. Von der Pauke gehämmert und den Klavieren verstärkt legt sich nun eine erste abgehackte melodische Linie über die rhythmische Basis, bevor die Violinen eine freitonale melodische Figur spielen, die von den Blechbläsern gestützt wird. Im folgenden Filmverlauf tritt die Musik allerdings kaum so massig und gewaltig wie in der Vorspannmusik auf, denn Goldsmith zerlegt seine Motive in ihre kleinsten Einzelteile. Besonders die Suspense-Szenen wie die Flucht der Astronauten wird von An/aus-Action untermalt. Kaum ist das Ostinato einmal verhalten ausgespielt worden, bricht es wieder ab. Einen ruhigen Gegenpol bildet zum Einen das Thema für Kay bevor die Musik in der zweiten Filmhälfte wieder etwas griffiger wird, denn nun erklingt das Ostinato stets im Zusammenhang mit den Helikoptern. Außerdem schrieb Goldsmith einige höchst interessante und teils sehr avantgardistische flirrende Passagen für die Wüste. Auch die Szenen, in denen Walker nach Wasser sucht oder Willis’ minutenlanger Aufstieg an einem steilen Abhang sind brillant vertont. Insgesamt schuf Goldsmith eine äußerst konsequente und schonungslose Partitur, die seinen Actionstil für die kommende Dekade – bis „Total Recall“ festlegen sollte. Da die Musik sehr eng mit dem Bild verknüpft ist arrangierte Goldsmith seine Musik für eine LP, die zum Filmstart erschien, um und spielte sie neu ein. Viele abgehackte Suspensepassagen wurden geglättet oder gekürzt, teilweise völlig neu aus einzelnen Stücken zusammen gesetzt und außer Filmreihenfolge gebracht sodass ein völlig neues Hörerlebnis entsteht. Erst 2005 brachte Intrada in der Reihe der „Special Collection“ erstmals die vollständigen Filmaufnahmen heraus. Diese sind um einiges knackiger als die sehr hallig aufgenommene Album-Aufnahme (die zusammen mit „Outland auf“ CD erschien), verfügen aber nicht über einen derart guten Hörfluss, da viele Suspesne-Momente erst an Hand des Films wirklich nachvollziehbar werden. Auf der anderen Seite ist es überaus interessant, Goldsmiths Sezierung seines Materials genau verfolgen zu können, bevor alle Ideen im Abspann voll ausformuliert werden. Leider ist das Intrada-Album schon lange vergriffen, sodass momentan nur die LP-Aufnahme verfügbar ist. Aus Gründen der Vollständigkeit wäre es natürlich äußerst lohnenswert, wenn die komplette Musik wieder aufgelegt wird, aber besonders in diesem Fall sollte man nicht vergessen, dass Goldsmith sich viele Gedanken bei der Konzipierung seiner Albenschnitte gemacht hat und „Capricorn One“ dürfte eines seiner besten LP-Arrangements sein. In welcher Fassung auch immer bildet die Musik jedenfalls einen Meilenstein in Goldsmiths Schaffen und sollte insgesamt in keiner Filmmusiksammlung fehlen.
  2. Klasse wären natürlich einige Herrmann-Konzertwerke, aber da hoffe ich wahrscheinlich vergebens...
  3. ....und "Psycho II", der ja angeblich in minus zwei Monaten kommen soll - ebenfalls von Intrada!
  4. Uns trotzdem kamen "Blue Max", "Link" oder "Explorers" bei Intrada raus. Woran lag's? frage ich mich immer in solchen Fällen. Was "Lilien auf dem Feld" betrifft: Ich habe die Tsunami, aber abgeneigt wäre ich nicht angesichts einer besser klingenden Fassung mit vielleicht mehr Musik? War auf der LP den Originalmusik aus dem Film zu hören oder Neueinspielungen?
  5. Oha! Momentan geht's mir den Super-Veröffentlichungen ja Schlag auf Schlag! Da ich ohnehin sämtliche BYU/SAE-Veröffentlichungen in meine Sammlung eingliedern möchte, ist diese Doppel-CD-Set natürlich Pflicht!
  6. Weitere Infos zu diesem recht schmucken Goldsmith-Kleinod finden sich hier : http://www.soundtrac.../page__st__4960
  7. Die Musik an sich ist jedenfalls äußerst geistreich, insbesondere was den mal mehr mal weniger subtilen Einsatz von Leitmotiven Richard Wagners betrifft, da kann sich so mancher aktueller Hollywood-Komponist eine Scheibe von abschneiden in Hinblick auf den Umgang und die Themenvariation - insebsondere dem sehr subtilen Einsatz der etwas weniger griffigen Figur aus dem Trauermarsch, die sogar im Jazz-Arrangement erklingt oder einigen "Tristan"-Anklängen zu beginn. Dass 98,76% der Zuschauer die Motive nicht (er)kennen ist natürlich ein ganz anderes und leider gängiges Problem...
  8. Wäre schön, wenn X nicht gehen würde, denn dann hätten wir schonmal so eine Person! Es ist allerdings wirklich schade, dass so wenig und selten über Musik an sich geredet wird. Ich kann da allerdings auch momentan nicht so viel machen, weil ich mir keine aktuelle Filmmusik außerhalb des Kinos höre und momentan ohnehin ausschleßlich Goldsmith bei mir läuft...
  9. Immerhin ein verzeihlicher Fehler. Interessant - Action von Isham? Die Veröffentlichung habe ich wirklich bisher nicht mitbekommen, aber ich werde mal ein Ohr riskieren.
  10. Was Newman anbetrifft freue ich mich vor Allem auf seinen Bond-Score. "Freuen" im Sinne von "gespannt sein auf".
  11. Dass sich generell auch Altbekanntem ausgeruht wird, ist doch nicht nur hier im Forum so. Das wundervolle Ereignis, eine Sache neu kennen zu lernen oder sich zu erschließen und auf etwas zu stoßen, was einem zwar unbekannt war, man aber trotzdem das Gefühl hatte, es schon immer gesucht zu haben, wird leider viel zu oft ausgeblendet oder die Gefahr, man könnte seine Zeit mit etwas vertun, das einem nicht gefällt, wird viel zu sehr hochgespielt. Außerdem gibt es nunmal verschiedene Interessengruppen. Bei noch entstehenden Projekten wie "Prometheus" oder "Avengers" kann man noch mitverfolgen, mutmaßen etc. Die Musik zu "Superman" ist längst bekannt, man kennt den Film, man weiß, wie die Musik ist und hat sich seine Meinung gebildet. Ansonsten gäbe es natürlich solche Diskussionen wie "Heute läuft auf Kabel 1 "Warlock" mit der Musik von Leigh Harline, bin schon voll gespannt, wie die Musik wird." "Naja, der Regisseur hat mich bis jetzt nicht überzeugt, aber mal sehen, der Harline kann ja was." "Wahrscheinlich wird's orchestral und ein bisschen westernmäßig." "Das kann gut sein, schließlich wurden in den 60ern Western oft mit Americana vertont." "Vielleicht hat er ja noch tolle Themen drin, man weiß es ja nicht, der Film kommt erst heute Abend." Die Musik zu "Whispers in the Dark" ist bereits aufgenommen und kann gehört werden, man bildet seine Meinung und tut dies kund - oder man lässt es. Wirklich mitfiebern kann man doch bei solchen Veröffentlichungen wenn schon länger bekannt ist, dass da was kommt wie bei "Conan" oder "Hook". Das Rozas "Quo Vadis" aufgenommen wird, wissen wir, dass es komplett wird, auch. Wir kennen die Musik, man kann einfach nicht mehr so hitzig darüber diskutieren, weil sich vieles abgeklärt hat in den letzten 50 Jahren, seit denen diese Musik existiert. Natürlich finde ich ebenfalls schade, dass es kaum Stimmen zu der neuen Stummfilm-Veröffentlichung von Lalaland gibt oder der neuen Excalibur-Einspielung, aber diesen Threads hast Du, Souchak, doch auch nichts geschrieben, oder?
  12. Das sind ja herrliche Zeiten: Neben der neuen Lalaland-Veröffentlichung und dem Victor-Young-Doppeldecker kommt jetzt auch noch eine Rozsa-Neueinspielung! Super! Weiter so!
  13. Wow! Absolut genial! Hammer! Stummfilmmusik neu eingespielt und dann auch noch von Lalaland? Das hätte ich mir ja nie träumen lassen!
  14. Hmm..das klingt ja gar nicht mal so uninteressant, zumal meine Thomas-Newman-Abteilung (im Gegensatz zu Alfred) noch mehr als überschaubar ist... Schade, äußerst schade...
  15. Treffpunkt Todesbrücke (Cassandra Crossing) In dem Gebäude der Internationalen Gesundheitsorganisation in Genf experimentieren die Amerikaner mit einem Lungenpestvirus. Drei schwedische Terroristen brechen ein, um das Gebäude zu sprengen, werden allerdings vom Sicherheitsdienst an dem Vorhaben gehindert. Während zwei der Einbrecher getötet werden, kann der Dritte entkommen, allerdings hat er sich bei dem Schusswechsel mit dem Virus infiziert. U.S. Colonel Stephen Mackenzie wird beauftragt, den Flüchtenden ausfindig zu machen und schon bald kommt heraus, dass sich der mittlerweile gesundheitlich stark angeschlagene Terrorist als blinder Passagier in einem Kontinentalzug von Genf nach Stockholm in die Heimat absetzen will. In dem Zug befinden sich unter den 1000 Passagieren eine Gruppe Hippies, die Frau eines deutschen Waffenhändlers und ihr jugendlicher Liebhaber, der als Koksschmuggler unterwegs ist, ein zwielichtiger Pfarrer, der Lebenskünstler Kaplan, Dr. Jonathan Chamberlain und seine Ex-Frau Jennifer, die ihm hinterher reist. Nach und nach weisen immer mehr Patienten die Symptome einer Erkältung auf – die ersten Anzeichen einer Lungenpestinfektion. Colonel Mackenzie nimmt Kontakt zu Dr. Chamberlain auf, der ihn um ärztliche Verstärkung bittet, die dieser ihm gewährt. In Nürnberg steigen allerdings neben Mitarbeitern des Roten Kreuzes auch bewaffnete Soldaten ein und der Zug wird verplombt. Colonel Mackenzie lässt den Zug nach Polen umleiten und richtet in dem ehemaligen Konzentrationslager Janów eine Quarantänestation ein, doch der Weg nach Janów führt über die Cassandra-Schlucht. Diese Strecke wurde 1948 stillgelegt und die Brücke, die den Zug mit mehreren hundert Menschen tragen soll, ist mehr als baufällig… Der Desasterfilm gehört zu den frühesten Genres des Films, erreichte sein Zenit allerdings in den 70er Jahren. Die Filmtechnik war entsprechend fortgeschritten, sodass sich Desaster wie Erdbeben, Flugzeugabstürze oder einbrechende Gebäude täuschend echt umsetzen ließen. Als weiteres Lockmittel versuchten die Produzenten, so viele bekannte Gesichter wie möglich für ihren Film zu verpflichten, sodass sich auch in „Cassandra Crossing“ unzählige Stars die Klinke in die Hand geben. Neben einer etwas gealterten und pummeligeren Ava Gardner als Nicole Dressler und einem jungen Martin Sheen füllen O.J. Simpson als falscher Prediger und die damalige Gattin des Regisseurs – Ann Turkel – die Riege der Nebendarsteller. Burt Lancaster mimt den sturen Stephen Mackenzie und Richard Harris kann als heroischer Arzt immerhin einen Großteil der Passagiere vor dem Tod bewahren. Ihm zur Seite gestellt wurde Sophia Loren als zweifache Ex-Frau, die er unzweifelhaft nach dem Abenteuer wieder heiraten wird. Insgesamt dienen all diese Handlungsstränge und kruden Romantiken als Füllstoff, bis der Zuschauer endlich in den Genuss der lang ersehnten Katastrophe kommt, denn auch wenn Desasterszenen mittlerweile recht glaubwürdig zu realisieren waren – viel Geld kosteten sie trotzdem. Die Darsteller liefern alle routinierte Arbeit ab, einzig Sophia Loren mag in einigen Momenten über dem Durchschnitt zu spielen und wirklich unter der beklemmenden Situation zu leiden. Was den Film heute allerdings noch sehr sehenswert macht ist die äußerst ästhetische Optik des Films, dessen oft durch die Fluchtpunktperspektive dominierten Kameraeinstellungen auf die Hochglanzästhetik eines Michael Bays der 90er Jahre zu verweisen scheint. Regisseur George Pan Cosmatos und sein Kameramann Ennio Guarnieri nutzen die Macht der Bilder, des Lichts und der Kameraeinstellungen, um eine starke Wirkung zu erzielen. Besonders die endlos erscheinende Szene, in der der Zug verplombt wird ist einer der Höhepunkte des Films. Auch wie die Soldaten in ihren weißen Anzügen und den Atemschutzmasken als Todesengel in Szene gesetzt werden, gehört zu den klaren Stärken des Films. Insgesamt bietet „The Cassandra Crossing“ durchschnittliche Katastrophenunterhaltung, die allerdings durch die beeindruckende Kameraführung und das schockierende Finale einige Zeit in Erinnerung bleibt. Zur Musik: Für die musikalische Untermalung wurde Jerry Goldsmith verpflichtet. Dieser hatte einige Wochen zuvor seine Aufnahmen zu „The Omen“ abgeschlossen, als er in Rom eintraf, um seine Arbeit für „Cassandra Crossing“ zu beginnen. Keineswegs ausgelaugt von seiner vorherigen Komposition, die ihm seinen einzigen Oscar einbringen sollte, schrieb Goldsmith für seinen ersten Desasterfilm eine äußerst spröde und originelle Musik, die er sogar selbst orchestrierte. Den äußerst harschen und modernistischen Konzepten für die Actionmusik wurde ein sehr lyrisches Hauptthema gegenüber gestellt, das sich als roter Faden durch die Musik zieht. Von leicht melancholischem Einschlag von einem Spinett gespielt erklingt dieses Thema bereits während eines Helikopterflugs über Genf und wird von den Streichern üppig weitergeführt. Für den jüdischen Fahrgast Kaplan komponierte Goldsmith ein Thema mit leichtem Klezmer-Einschlag, das meistens von der Flöte oder einer Klarinette vorgetragen wird und manchmal in der mittleren Lage der Streicher erklingt. Das Hauptthema, das auch als Liebesthema für Chamberlain und Jennifer fungiert sowie die Melodie für Kaplan untermalen oft in ruhiger und getragener Stimmung die ausweglose Situation in dem Todes-Zug. Den Zug selbst charakterisiert Goldsmith auf musikalische Weise mit ratternden Rhythmusfiguren der kleinen Trommel, Ambosschlägen und abgehackten Streicherfiguren, die die Musik brutal und maschinell vorantreiben. Die Actionsequenzen wie die finale Schießerei im Zug, den Einbruch zu Beginn des Films oder den fehlgeschlagenen Versuch Robbys, den Zug zu stoppen unterlegt Goldsmith mit fragmentarischen Motiven und stoßhaften Ostinati, über die sich frei- oder atonale Melodielinien in den Streichern legen. Zwar sind diese Elemente in der Actionmusik Jerry Goldsmiths wohlbekannt, jedoch rückte der Meister sie in der eigenhändigen Orchestrierung in ungeahnt sprödes Licht. Der schrille Umgang mit den Holzbläsern, die treibenden Rhythmen der Guiro, der spröde Klang des Spinetts und das expressive Spiel der Streicher verleiht „Cassandra Crossing“ insbesondere während der Actionsequenzen einen äußerst erfrischend charakteristischen Personalklang, der durch den zischend sprudelnden Synthie-Effekt für das Virus zusätzlich bereichert wird. Aus der rund eine dreiviertel Stunde laufenden Musik stellte Goldsmith ein knapp halbstündiges LP-Programm zusammen, das neu eingespielt wurde und auch zu Beginn der 90er Jahre auf CD erhältlich war. 2008 veröffentlichte Prometheus Records zusammen mit dem LP-Schnitt erstmals die vollständigen Filmaufnahmen – allerdings nur in mono, da sich angeblich keine Steroelemente finden ließen, auf einem 2-CD-Set. Die Laufzeit wurde auf CD 1 mit zusätzlichen alternativen Abmischungen einiger Stücke aufgefüllt, sodass je nach dem die Bläser oder die Streicher eher im Vordergrund zu hören sind. Neben dem im Film von Regiegattin Anne Turkel gesungenen Song „I’m Still On My Way“ bereicherte Goldsmith die LP-Fassung auch mit einer leicht kitschigen Pop-Variante seines Hauptthemas, von dem sich ebenfalls neben einem „Vocal Only“-Track und einer Instrumentalversion des Songs eine alternative Fassung in der Bonus-Sektion ausfindig machen lässt. Das Booklet ist äußerst unbefriedigend geraten und ist auch im Vergleich mit anderen Prometheus-Booklets dürftig geraten. Insgesamt bietet das Prometheus-Set allerdings eine nicht nur willkommene sondern auch wichtige Bereicherung zur Goldsmith-Diskographie dar, denn mit „Cassandra Crossing“ schuf Goldsmith eine zwar konzeptionell nicht allzu neue Actionmusik, die jedoch ungeahnt brutal und spröde daher kommt und zusätzlich mit zwei überzeugenden melodischen Einfällen zu beeindrucken weiß.
  16. "Unterwegs nach Cold Mountain" sowie Szenen aus "Barry Lindon" würden mir da einfallen - auch "Fckeln im Sturm" behandelt den Bürgerkrieg als tragisches Ereignis.
  17. Es sollte eigentlich ausschließlich die Bedeutung des "Vorreiters" gelten, denn 'Dissonant und Verschroben' sind in keinster Weise ein Maß für Originalität. Die Zeiten, in denen man mit Dissonanzen schocken konnte sind seit 100 Jahren vorbei - heute ist wichtig, dass man eine eigene musikalische Persönlichkeit entweder postmodern mit dem bisher gewesenem oder eigenen neuen Ansätzen entwickelt.
  18. Definitiv erst die Musik! Ich gehe im Schnitt 1,5 Mal die Woche ins Kino und wahrscheinlich nochmal 1,5 Mal ins Konzert, das Theater oder die Oper. Die "freien" Abende zu Hause sehe ich eigentlich immer einen Film, sodass ich auf 4 - 6 Filme pro Woche komme, aber ich folge da meinen eigenen Mustern. Im Kino habe ich bis auf "John Carter" letztens schon längst keine Musik mehr gehört, die ich als CD im Schrank haben wollte - seien es "Killer Elite", "The Grey", "Fenster zum Sommer", "Glück" oder "Rubbeldiekatz" und "Safe House". Ich habe mir auch früher schon immer die Musik zu Filmen gekauft die ich nicht kannte oder bei denen es zu lange her war, dass ich mich genau an die Musik erinnern konnte. "Klassische" Musik habe ich eigentlich wie Filmmusik immer als musikalische Vorlage für buntes Kopfkino gehört und als mir dann Korngolds "Robin Hood" ins Regal kam, dann dienten diese Klänge meistens zur Untermalung der Abenteuer meiner Playmobilmännchen. "Spiel mir das Lied vom Tod" habe ich mir als 8-Jähriger gekauft, weil ich diese 'lustige Saloonmusik' haben wollte, die ich bei Saturn auf den kurzen Hörproben entdeckt habe - erst beim richtigen Durchhören merkte ich, was für eine Super-Westernmusik auch jenseits des verstimmten Klaviers auf der CD zu finden war. Die rieisgen Jagdszenen, die mir Bruckners Scherzi beschert haben oder die funkelnde Lebensfreude vergangener Tage dank "Singin' in the rain" verdanke ich meiner eigenen Fantasie. Ich will mir gar nicht ausmalen, was ich alles verpasst hätte, wenn ich nur nach Filmen, die ich kannte, gegangen wäre. Zum anderen lernt man auch die Musik als solche außerhalb des Films viel besser kennen. All die verschlungenen leitmotivischen Ideen in Norths "Spartacus", die krassen polystilistischen Elemente von Goldsmiths "Illustrated man" erscheinen einem viel eindrucksvoller, wenn man sie nicht nur halb im Film wahr nimmt. Ich möchte jedem raten, sich Filmmusik wegen "äußerlicher" Anreize zu kaufen und seine eigenen Assoziationen zu entwickeln und auch mal Ausflüge in die "Mutter der Filmmusik" - die Spätromantik und die Moderne - zu unternehmen und sich davon in fremde Gefilde entführen zu lassen weil es den Geist beflügelt, kreativ werden lässt und einfach nur Freude bereitet. Musik sollte nie die bittere Pille sein, die man zu Gunsten des guten Tons hinunterwürgt sondern der Antrieb für Fantasie und Seele. Wenn ich eine Musik dann liebgewonnen habe und sie für mich alleine besteht, "gleiche" ich gerne auch mit dem Film ab, denn als ich nach einiger Zeit wieder einmal "Ben Hur" sah und jetzt die von mir so geschätzten Klänge mit dem Bild verschmolzen wurde meine Betrachtungsmöglichkeit für diese Musik um ein weiteres Stückchen ergänzt. Es ist manchmal schwer, sich aus seiner gewohnten Umgebung zu wagen aber in dem Neuen und Unbekanntem birgt sich IMMER die Möglichkeit, sie sich selbst einzuvernehmen und das Leben zu bereichern. Vielleicht wäre ich glücklich mit meiner damaligen Lieblingssymphonie (Nr.6 von Beethoven) geworden, aber mittlerweile kenne ich so viel mehr, das mir ebenfalls so viel Freude bereitet wie dieses Stück und sogar meine Empfindungen übertreffen konnte und diese Möglichkeit hat jeder!
  19. Nicht zwingendermaßen, denn ich habe ja ausdrücklich darauf hingewiesen, dass "Hook" gerade eine Schwäche darin aufweist, die Anleihen konsequent zu verbinden oder einzuflechten. Bei der fast verschwenderisch üppigen Stilcollage eines Zimmermann, den ironischen Zitaten eines Gustav Mahler oder der stilistischen Vielfalt von Bergs "Wozzeck" finden sich mehrere Elemente nebeneinander, die aber vom "Bruch" leben. "Hook" hingegen soll offensichtlich eine Abenteuermusik sein, lässt aber zu viele Fragen offen und schafft es nicht, einen konsistenten Eindruck zu erwecken (wie gesagt: im Gegensatz zum ebenfalls zusammen gemischten "Star Wars"). Es ist immer die Frage des "warum?". Ich kann vollkommen nachvollziehen, warum Mahler "Bruder Jakob" in moll zitiert, dann Klezmer-Kirmes-Musik golgen lässt und anschließend noch eine Eigenkomposition aus früheren Tagen anschließt. Bei "Hook" merke ich, dass Williams versucht, seine Einflüsse zu verschleiern, kann sie aber nicht zusammen fassen - jedenfalls nur mäßig.
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