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Mephisto

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  1. Naja, so schlimm wie der Film ist die Musik nun wirklich nicht und natürlich wären wir heute alle glücklich, so eine toll orchestrierte und (teilweise) harmonisierte Musik im Kino zu Gehör zu bekommen, nur hat "Hook" eben Schwächen, die besonders in der Konzeption und dieser dreisten Stilkopien, die nicht ganz zueinander passen oder finden wollen, nicht zu leugnen sind. Das wurde bei "Star Wars" z.B. besser gelöst. Dass Carsten die Musik so sehr gefällt ist doch etwas Schönes und ich will niemandem die Freude an der Musik per se nehmen. Mir stößt nur immer etwas sauer auf, wenn Verdienste anderer Komponisten immer durch den "Williams"-Filter (gilt auch für Horner) als "Meisterwerk" des jeweiligen Filmkomponisten und postmodernen Verarbeiters gelobt werden, die ursprünglichen Elemente allerdings aus ihrer historischen Bedeutung oder dem kreativen Verdienst der Komponisten von denen das jeweilige Material stammt, unter den Tisch gekehrt werden.
  2. Handwerklich ein großer Wurd ohne Frage, aber kompositorisch? Klar verfügt "Hook" über eine filigrane und detailreiche Orchestrierung, aber kompositorisch ist die Musik durch diesen Stilistik-Mix zerfahren. "Star Wars", "Raiders" oder "The Fury" sind da um einiges "knackiger" aber auch konsequenter und geschlossener. Auch wenn in "Star Wars" Wagner, Mahler, Holst und Stravinsky aufeinandertreffen ergibt sich (zumindest bei den alten Scores) ein stilistisch geschlossenes Gesamtergebnis. In "Hook" fasert die Musik wahnsinnig schnell auseinander. Da stößt die abenteuerhafte Prologmusik sofort auf Kindermusical und Popklänge, ertönt eine äußerst naives Thema für "Wendy" bevor Stravinskys "Feuervogel" daher flattert, mischen sich mystische Fantasyelemente mit Chorpassagen mit Korngold'scher fanfarenschmetternder Festmusik, durchzogen von halbfolkloristik und lose zusammen gehalten von Tschaikowsky-Einflüssen. Dieser Mischmasch ergibt eine handwerklich durchgängig gut gearbeitete Musik, kratzt allerdings sehr an der Oberfläche (insbesondere bei den Leitmotiven) und schafft nicht, all die Einflüsse unter einen Hut zu bringen. Dadurch, dass so viele Fremdkörper in "Hook" aufeinander treffen bleibt insgesamt wenig Platz für Williams selbst, der sich eher zum Diener seiner Einflüsse und Inspirationen macht, mit gekonntem Handwerk all die Flicken lose zusammennäht und sie brillant überpinselt - die Nähte allerdings bleiben lose und die Flicken sind als solche klar auszumachen. Der tadellose Anstrich (Orchestration) bleibt somit Williams' einzig wahre große Leistung bei dieser Musik und das ist mir für einen Komponisten zu wenig. Handwerklich ein großer Wurf, kompositorisch allerdings nicht.
  3. Ich dachte, das wird so eine "Ben Hur"-Box mit "all the recordings" - sprich auch Filmaufnahmen plus sämtliches alternatives Material und die Alben!
  4. Beim "Ersten Ritter" hat's ja auch gereicht. Man kann es - glaube ich - nie genau abschätzen. Zum Einen gibt es wahnsinnig viele Williams-Fans, zum Anderen ist das alte Album für viele auch lang genug.
  5. Vernichtend: Für Marco Polo ja. Für Korngold Gott sei Dank nicht! Schön dass Du "Robin Hood" noch eine Chance gegeben hast und die Sache für Dich auch gut ausging. Soweit ich weiß, wurden einige Stimmen für die Varèse-Einspielung zusammengestrichen wie Klavier und Celesta. Ich habe mit der Tsunami angefange, die die Originalaufnahmen in überraschend guten (für die Zeit) Klangqualität enthält, aber für Korngold braucht man einfach einen guten und detailreichen Klang weil einfach so viel passiert und die Musik unglaublich filigran und verspielt ist. Daher wird Korngold ja nicht umsonst als eine der "ewigen Inspirationsquellen" der Filmmusik genannt, denn besonders in John Williams' Filmmusik schlägt sich sehr viel von Korngold nieder: Insbesondere die strahlenden Fanfaren, die schön schmachtenden Streicher (wie der Mittelteil im "Raider's March") und die schmissige furiose Actionmusik. Dann kam mir ziemlich schnell die Marco Polo ins Haus und mit der bin ich auch heute noch wahnsinnig zufrieden aber das ist nun wirklich eine Frage des Geschmacks über die man nicht diskutieren braucht. Vielleicht kannst Du Dich ja irgendwann noch für die Marco Polo erwärmen. Gibt es zum Beispiel in der Komplettfassungen Stücke, die es nicht auf die Varèse geschafft haben, die Dir gefallen haben? Mein Favorit war ja lange Zeit das Turnier: Die strahlenden Einleitungsfanfaren und dann das unglaublich noble Streicherthema. Klasse fand ich auch die "Knife Fight" Sequenz mit den flirrenden bedrohlichen Streichern zu Beginn und das sehr mahestätische "Banquet" sowie den Kampf im Wald, wo immer zwischen Marian mit Sir Guy und den kämpfenden Rittern hin und her geschnitten wird und zwischen den furiosen Kampfpassagen immer eine unglaublich schmachtende Streicherfigur für Marian erklingt - herrlich! Aber so wie ich das sehe sind die auch alle auf der Varèse drauf. Zur eigentlichen Debatte: Ich liebe den 30er-Flynn-Hood mit seiner charmant naiven Art. Die ganze Optik des Films hat für mich einfach "Robin Hood" geprägt während mir der Costner einfach viel zu 90er ist - alleine dass Robin Hood einen Vokuhila trägt, der Sherriff von Nottingham sich einer Hexe bedient und der dermaßen aufgesetzte Quotenschwarze für eine möglichst große politische Korrektheit machen den Film nicht so zeitlos wie der Golden-Age-Streifen, der natürlich auch den filmischen und inhaltlichen Normen der damaligen Zeit verpflichtet ist, die aber mit einer Abenteuergeschichte meiner Meinung nach weniger stark kollidieren als die ganzen 90er-Aspekte. Ansonsten schätze ich Ridley Scotts Fassung von "Robin Hood" sehr, da dieser Film es geschafft hat, durch seinen völlig neuen Ansatz eine Daseinsberechtigung zu erlangen. Außerdem schafft Scott es verblüffend unauffällig, aktuelle Themen in historische Stoffe einzuarbeiten wie den Krieg, den man nach Hause holt. Die ganze "Shit happens"-Atmosphäre, die den Film umgibt verleiht der Handlung eine ungeschliffenen Anstrich und wenn Scott eines wirklich kann, dann ist es, Monarchen in Szene zu setzen: Der selbstzweifelnde sich selbst aufgebende Richard Löwenherz ist nicht nur an sich sehr wirkungsvoll, er bricht auch absolut mit der Legende, in der Robin Hood ja stets für eben diesen König gekämpft hat.
  6. Alternative Fassungen, Source-Musik etc. Genau wie bei "El Cid" wo auf der dritten CD noch allerhalnd Bonus war. Aber sehr gut zu lesen, dass es komplett wird. Da hat doch nicht etwa der Oli Interesse für Rozsa-Sandalen-Scores entdeckt?...
  7. Von Alfred Newmans "Twelve O'Clock High/Down to the Sea Ships" sind bei SAE selbst nur noch 2 Exemplare übrig. Hier in Deutschland wird's die wohl noch etwas länger geben, aber in Bezug auf diese CDs hat mir Herr Krohn mal versichert: "Also wenn SAE oder BYU CDs weg sind, sind die weg..." Da diese CDs anscheinend keinen Reiz für Spekulanten bieten werden die direkt von Sammlern gekauft, die sie auch nicht wieder loswerden wollen.
  8. Ich bin mal so frei und "klaue" das Bild! Auch von mir besten Dank - allerdings an Scorefun! Super-Zustand, alles top - herrlich, endlich! Außerdem eingetroffen: Captain Blood - Erich Wolfang Korngold in der zumindest etwas legaleren Tsunami-Pressung. Dann kann die Membran-Scheibe unausgepackt ins Archiv! P.S.: Kann es eigentlich sein, dass Tsunami-CDs nie verschweißt sind?
  9. Okay, ihr habt mich allesamt überzeugt: Der nächste Horner wird "Brainstorm" - und das sehr bald! (Olis Urteil über die Musik kann ich wahrscheinlich ebenfalls getrost ausmalen)
  10. Outland – Planet der Verdammten In naher Zukunft hat die Menschheit alternative Energieformen entdeckt und die Technik soweit entwickelt, dass auf fremden Himmelskörpern das dafür nötige Titanium abgebaut werden kann. In diesen Minen schuften Arbeiter unter schweren Bedingungen und leben auf engstem Raum in kargen Wohneinrichtungen. Für die Ordnung in solch einem Minenort sorgen Marshals wie William O’Niel, der seit sieben Jahren mit seiner Familie von Himmelskörper zu Himmelskörper versetzt wird. Als O’Niel mit seiner Familie auf den Jupitermond Io versetzt wird, muss sich der Federal Marshal ungewöhnliche Fälle von Suizid unter Minenarbeitern untersuchen. Zur gleichen Zeit stellt ihn seine Frau vor die Wahl: Da sie das Leben auf den spartanischen Raumstationen nicht mehr erträgt, hat sie drei Flüge auf die Erde gebucht, die ihr Sohn noch niemals betreten hat. In der nahe gelegenen Raumstation will sie auf ihren Mann warten, doch der kann noch nicht zurück. O’Niel hat entdeckt, dass die ungeklärten Selbstmorde – teils verbunden mit Gewalttaten gegen andere Arbeiter – von einer Droge herrühren, die den Minenarbeitern von Shepard - dem Stationsleitenden der Minenkompanie - verabreicht wird, um sie zu mehr Arbeit anzutreiben. Bevor er seine Arbeitsstelle verlässt, will O’Niel mit dem korrupten Shepard abrechnen, doch alle Kollegen wenden sich von ihm ab. Alleine gelassen und in der Hoffnung, sich möglichst bald der Familie anzuschließen erwartet der pflichtbewusste Marshal die zwei besten Killer Shepards, die unweigerlich mit dem nächsten Shuttle eintreffen werden, um den unliebsamen Gesetzeshüter aus dem Weg zu räumen… Der einsame Gesetzeshüter, der den aussichtslosen Kampf gegen den Mächtigen der Stadt aufnimmt und von der Bevölkerung im Stich gelassen wird – das sind Inhalte, die besonders in Western eine große Rolle spielen. „Outland“ könnte durchaus als „High Noon“ im Weltraum bezeichnet werden, doch der britischen Produktion war kein Erfolg beschert und so spielte der Film gerade mal etwas mehr als seine Produktionskosten ein. Diese Aspekte sollten allerdings nicht davon abhalten, sich den Film anzusehen denn „Outland“ ist auch heute noch ein durchaus sehenswerter Film, der sehr gut gealtert ist. Die Miniaturaufnahmen der Minenstation wirken auch heute noch größtenteils echt und durch die erstmals in diesem Film angewandte Frontprojektion konnten Darsteller nun auch hinter Modellen agieren und nicht nur davor. Doch bei all der futuristischen Umgebung und dem technischen Umfeld ist „Outland“ ein Film über alte Werte wie Aufrichtigkeit, Ehrgefühl und Rechtschaffenheit. Regisseur Peter Hyams nutzt die Kulissen und die Effekte als reines Mittel zum Zweck, denn im Zentrum steht der Mensch an sich. Schon nach kurzer Zeit nimmt der Zuschauer die kargen metallischen Einrichtungen der Minenstation als gegeben hin, weil sämtliche Figuren die Technik wie selbstverständlich handhaben, ihre Probleme allerdings genau dieselben wie überall und zu jeder Zeit sind: Familie, Liebe, schwere Arbeit, gewissenhafte Entscheidungen etc. „Outland“ glänzt nicht durch eine sterile Umgebung – im Gegenteil, die abgenutzten Gerüste und grobschlächtigen Anlagen sind rein zweckdienlich. Selbst der Stationsleiter trägt Vollbart und Baseballkappe, denn wer kümmert sich in diesem abgelegenen Winkel noch um ein seriöses Auftreten? Die Schauspieler sind ebenso treffend gewählt wie sie überzeugend spielen. Sean Connery als aufrichtiger Marshal ist die perfekt Besetzung für O’Niel. Ihm zur Seite steht Frances Sternhagen als barsche Medizinerin Marian Lazarus, die allerdings als einzige bereit ist, O’Niel gegen Shepard zur Seite zu stehen. Als gewissenloser Shepard agiert Peter Boyle. Peter Hyams gelang mit „Outland“ ein sehr stimmungsvoller Thriller, in dem der Mensch und seine Probleme, nicht aber das futuristische Umfeld im Mittelpunkt stehen. Mit den überzeugenden Effekten und den fähigen Schauspielern ist der Film auch heute noch sehr sehenswert. Zur Musik: Peter Hyams und Jerry Goldsmith arbeiteten bereits 1978 für „Capricorn One“ miteinander und so wurde der Komponist auch drei Jahre später für „Outland“ engagiert. Für die düstere Umgebung des Jupiermonds Io und die karge Minenstation schuf Goldsmith eine düstere Klangkulisse, indem er besonders die tiefen Instrumente des Orchesters hervorhob und die hin und wieder den orchestralen Klang mit einigen elektronischen Effekten ergänzte. Die lange Kamerafahrt über die Minen zu Beginn des Films unterlegte Goldsmith mit einer brodelnden Klangkulisse, die von tiefen Streichern, Tuba, Kontrafagott und Bassklarinette dominiert wird und ein bisschen an die kurz zuvor entstandenen Klänge für „Alien“ erinnert. Im Gegensatz zu vielen seiner Musiken, die auf einer Grundidee basieren, die im Verlauf des Films variiert werden, baut Goldsmith in „Outland“ nahezu jedes Stück auf einer eigenen Idee auf. Oftmals liegt den einzelnen Stücken ein sehr primitiver Rhythmus zu Grunde, über den sich ein kurzes Motiv legt. Im Verlauf der folgenden Takte folgen die Stücke meistens einem schlichten Spannungsbogen, indem das jeweilige Motiv bis zur Grobschlächtigkeit gesteigert wird. So entwickelt jeder Moment seine eigene Dynamik und Struktur, auch wenn natürlich einzelne Motive in verschiedenen Stücken auftauchen. Neben dem sehr düsteren und klangmalerischen Charakter sind die behutsam eingestreuten Actionpassagen stets sehr brutal gehalten, wobei die Musik durch ihre primitiven und simplen Bausteine den harten Arbeitsalltag widerspiegelt. Für die Szenen innerhalb der Familie O’Niels schrieb Goldsmith einige sehr lyrische Passagen, die wenigstens freitonal, oft aber auch atonal gestaltet sind, ohne ihren warmen Charakter aufzugeben und sich so in die modernistische Partitur ohne Weiteres einfügen, anstatt wie das Liebesthema in „Coma“ oder Kays Thema in „Capricorn One“ abseits des Films in den atonalen Musiken teilweise wie ein Fremdkörper wirken. Musikalisch wurde bei „Outland“ in der Postproduktion viel geändert, sodass Morton Stevens das Finale sogar komplett neu auf Goldsmiths Material basierend neu vertonen musste, weil der Komponist nicht mehr verfügbar war. Auch die elektronischen Source-Musiken Goldsmiths wurden vollständig durch progressivere Stücke von Richard Rudolph und Michael Boddicker ersetzt. Einige Stücke Goldsmiths wurden im Film auch zu Gunsten von Geräuscheffekten oder beklemmender Stille nicht verwendet. Zum Filmstart erschien eine LP mit knapp 40 Minuten, die Goldsmith aus seinem Material eigens auswählte und teilweise umschnitt. Hier hat man Gelegenheit, seine Originalmusiken zum finalen Kampf oder die Club-Szene zu hören sowie die im Film nicht verwendete Musik für die Videobotschaft von O’Niels Frau. 2010 machte Filmscore Monthly das erste Mal die vollständigen Aufnahmen plus den LP-Schnitt (bereits vorher zweimal auf CD erschienen) auf einem luxuriös ausgestatteten 2-CD-Set zugänglich. „Outland“ ist zwar kein filmmusikalischer Meilenstein, aber eine äußerst willkommene Fortführung des in „Alien“ etablierten Klangbilds. Auch wenn Suspense gegenüber der Actionmusik dominiert kommt – zumindest beim LP-Schnitt - keine Langeweile auf, vielmehr ist es faszinierend, wie Goldsmith es wieder einmal schafft, eine derart beklemmende und düster bedrohlich Atmosphäre zu schaffen.
  11. Was lernen wir daraus? Gebe kein Geld mehr für alte Intrada-CDs aus, die kommen alle wieder (von Club-CDs ganz zu schweigen). Es wird niemanden überraschen, dass ich diese Neuveröffentlichung begrüße (auch wenn ich für die Intrada vor zwei Jahren - zusammen mit "The Mechanic" - mehr als 20,- auf den Tisch gelegt habe). Ich bleibe bei meiner Behauptung "Alle zehn Jahre sollten derart rare CDs der neuen Generation wieder zugänglich gemacht werden". Mich interessiert diese CD schon als Peckinpah-Fan sehr und eine Erweiterung der Fielding-Sammlung ist immer eine schöne Sache - insebsondere da es im Gegensatz zu "The Mechanic" einen Schwung Bonus-Material gibt. Sobald erste Wasserstandsmeldungen verlautbar werden wird Herr Krohn von mir lesen.
  12. Besten Dank für den Tip! "Brainstorm" ist immer an mir vorbei gegangen (weil auch OOP), aber ich halte die Augen offen. Es war tatsächlich Ligeti
  13. Goldsmith ging es um viel mehr als den Schockeffekt an sich. Ein Max Steiner ging damals so weit, dass er das Schnarchen von Besoffenen im Saloon musikalisch in "Colorado Kid" musikalisch doppelte. Da ist die Frage: Warum? Wir sehen, dass Betrunkene im Sallon rumhängen! Filmmusik kann und sollte viel mehr sein als eine bloße Bildverdopplung, zu der sie immer gerne degradiert wird. Ein sehr schönes Beispiel aus letzter Zeit ist die extrem verlangsamte Bläserfigur aus "Je ne regrette rien" aus "Inception", die durch diesen Kniff den Unterschied im Zeittempo in den einzelnen Traumebenen widerspiegelt oder - wie schon an anderer Stelle erwähnt - der Dulcimer in Gollums Zwöltonreihe, der seine auenländische Herkunft durchklingen lässt. Jerry Goldsmith hat sich stets (jedenfalls in der Zeit, in der er "Alien" komponiert hat) wahnsinnig viel bei der Komposition seiner Themen und Motive gedacht. Das Dreitonmotiv für die Stadt in "Logan's Run" ist allgegenwärtig - sogar in Kinderliedern in der Säuglingsstation - weil die Stadt ihre Bewohner lenkt und steuert. Die ersten Töne des Haupt - und des Liebesthemas aus "Magic" sind dieselben, um die Verbidnung Corkys mit seiner eventuellen Freundin zu verknüpfen. Das ist genauso wie bei Alex North: Sein "Sklaventhema" und das "Freiheitsthema" in "Spartacus" bestehen aus fast denselben Tönen - nur anders rhythmisiert und das Erste steht in moll sowie das zweite in Dur. Hierdurch merkt man, dass Sklaven und Freiheit bzw. der Wunsch danach eng verbunden sind. Als ein Römer Spartacus' Freundin anbaggert erklingt das "Spartacus"-Motiv in Form einer 'römischen' Source-Musik. Somit ist jede Person dieser eventuellen Dreiecksbeziehung auf der Leinwand präsent: zwei sichtbar, eine durch die Musik. Es gibt unzählige weitere Beispiele für derartigen Einsatz. Jerry Goldsmiths Musik für die getrickste Marslandung in "Capricorn One" ist zu keinem Zeitpunkt patriotisch oder triumphal, sondern sehr verhalten, regelrecht düster um zu zeigen, was die Menschen auf ihren Fernsehern nicht sehen: Es ist nicht echt, sie werden betrogen, die NASA ist alles andere als ein supertoller Verein. Abgesehen davon sollte ein Komponist sich immer bemühen so intellektuell wie nur möglich den Film zu deuten und dadurch das Beste musikalisch aus ihm rausholen zu können. Bloß musikalisch verdoppeln was die Bilder eh schon zeigen, geht nämlich in Wahrheit an der Funktion von Filmmusik vorbei. Wer sich einmal näher mit Goldsmiths "Alien" beschäftigen möchte sollte sich die DVD mit den zwei isolierten Musikspuren kaufen, auf der man gut nachvollziehen kann wie Goldsmiths eigentlich vorgesehener Score funktioniert hätte. Interessant, dass Scott diese Veröffentlichung abgesegnet zu haben schien.
  14. Das stimmt allerdings. Diese "Tinkerbell"-Alternates habe ich nie wirklich als different erhören können. Es würde mich allerdings trotzdem wundern, dass für den Film 'nur' 150 Minuten aufgenommen wurden. Die Aufnahmen von "Star Wars Episode I" oder "Schindlers Liste" füllen ja auch doppelt so viele CDs. Wie dem auch sei, ich brauche von "Hook" natürlich auch nicht mehr als 140 Minuten. Letzten Endes habe ich das Album nicht und kann dann die CD-Rs aus dem Regal verbannen, denn nur Original ist legal. Ob's die Musik in meinen Ohren jedoch eigenständiger macht wage ich zu bezweifeln. So viel Tschaikowsky-Fluff, Korngold-Getümmel und Stravinsky-Quirl lässt einfach wenig Platz für originellen Williams.
  15. Coma Die junge Nancy Greenly wird in das Boston Memorial Krankenhaus eingeliefert, um einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen. Während des Vorgangs treten bei der Patientin Herzrhythmusstörungen auf und Nancy fällt trotz vollständiger Gesundheit in ein Koma. Ihre beste Freundin Dr. Susan Wheeler, die ebenfalls mit ihrem Freund Dr. Mark Bellows im Boston Memorial arbeitet, will der Ursache auf den, doch sie stößt bei der gesamten Belegschaft auf Ablehnung und Unverständnis, da bei einer derart großen Anzahl von durchgeführten Operationen durchaus tödliche Nebenwirkungen in geringer Zahl auftreten können. Bald findet Susan heraus, dass in den letzten zwölf Monaten zehn gesunde junge Menschen während Routineeingriffen ins Koma fielen. Als ein Tag nach der Entdeckung der 34-jährige Sean Murphy nach einer Operation wegen eines Sportunfalls ebenfalls nicht mehr aufwacht und Nancy Greenly verstirbt, ist die Ärztin überzeugt, dass es sich nicht mehr um Zufälle handelt. Sie findet heraus, dass alle mittlerweile zwölf Patienten in demselben Operationssaal ins Koma fielen und in das „Jefferson Institut“ verlegt wurden – eine dubiose Einrichtung, in der Komapatienten so sparsam wie möglich nahezu „gelagert“ und am Leben erhalten werden. Susan begibt sich bei ihren Nachforschungen in immer größere Gefahr, weil sie dabei ist, eine große Verschwörung aufzudecken. Schon bald ist ihr ein gefährlicher Killer auf den Fersen… Michael Crichton war nicht nur als Schriftsteller, Drehbuchautor, Produzent und Regisseur tätig, sondern machte 1969 seinen Doktor der Medizin an der Harvard Medical School. Somit war Crichton die perfekte Besetzung als Drehbuchautor und Regisseur dieses spannenden und kritischen Films, der auch heute noch nichts von seiner Wirkung eingebüßt hat. Die Vorlage für „Coma“ bildet der gleichnamige Roman Robin Cooks aus dem Jahre 1977. Der Film lässt sich in zwei Elemente unterteilen. So bildet die erste knappe Stunde einen fast dokumentarisch gezeichneten Ablauf des Krankenhausalltags während die zwei Stunde sich vermehrt auf den Thriller-Aspekt der Handlung konzentriert. Hier sind vor allem die Szenen im Jefferson Institut zu erwähnen, die in dem futuristischen Bürogebäude der Firma Xerox Lexington gedreht wurden – insbesondere natürlich dem „Pflegeraum“ für die Komapatienten. Über 20 Stuntmen und –frauen wurden hier an Drähten, die an der Decke befestigt sind, aufgehängt und bilden so ein surrealistisches Bild von fast in der Luft schwebenden besinnungslosen Gestalten. Das Bild des Halbgottes in Weis wird schnell außer Kraft gesetzt und insgesamt wählte Crichton einen sehr herben und zynischen Grundton. So begräbt Susan Wheeler den Berufskiller unter einem Berg von Leichen oder diskutieren Pathologen amüsiert und angeregt über die besten Mordmethoden, während die Organe auseinander nehmen. Auch die Schauspieler sind treffend gewählt und spielen tadellos. Die Franko-Kanadierin Geneviève Bujold verkörpert die von Zweifel und Ehrgeiz angetriebene Susan Wheeler absolut glaubwürdig und hält gekonnt die Balance zwischen aktivem Engagement und leichter Skepsis. Ihr Freund wird von einem 35-jährigem Michael Douglas gespielt, der erst zum Ende die Brisanz der Lage erkennt. Elizabeth Ashley als kühle medizinische Leiterin des Jefferson Instituts und Rip Torn als alter Medizinhase, dem es lieb ist, wenn seine Ärzte gute Arbeit verrichten und nicht weiter nachforschen, bilden gekonnt den Gegenpol zum jungen und dynamischen Ärztepaar. Lance LeGeault bildet mit seinem scharfkantigen Gesicht und dem forschen Ausdruck die ideale Besetzung für den Berufskiller Vince. Für die beiden Komapatienten Nancy und Sean wurden absichtlich junge und attraktive Darsteller genommen, um das Publikum die Sinnlosigkeit des Komas besonders wirkungsvoll vor Augen zu führen. So kommt es, dass neben Lois Chiles Tom Selleck zu sehen ist, der zwei Jahre später als „Magnum“ berühmt werden sollte. „Coma“ bildete außerdem das Spielfilmdebüt für Ed Harris, der einen der mordlustigen Pathologen spielt. Zur Musik: Michael Crichton und Jerry Goldsmith verband eine enge Freundschaft, weshalb der Komponist viele Filme des Regisseurs vertonte und dieser auch durchsetzte, dass Goldsmith für spätere Projekte engagiert wurde, an denen Crichton mitwirkte. „Coma“ ist nach dem TV-Film „Pursuit“ erst die zweite Arbeit des Duos und stammt aus einem sehr produktiven Jahr im Schaffen des Komponisten, dessen Zenit er zu dieser Zeit erreicht hatte. Für „Coma“ wählte Jerry Goldsmith eine kühle modernistische Klangsprache und griff auf ein Orchester ohne Blechbläser zurück, das allerdings um frühe Synthesizer und vier teilweise präparierte Klaviere ergänzt wurde. Bis auf das Liebesthema für die beiden Ärzte, das neben einem recht poppigen Engagement für eine Ferien-Collage dient und sonst nur kurz zum Finale angerissen wird, ist die Musik atonal. Trotzdem ist die Musik leitmotivisch strukturiert, wobei zwei thematische Ideen vorherrschen. Als Hauptthema dient eine kühle Streichermelodie, die oftmals um einen oder mehrere Kontrapunkte ergänzt wird und für die sterile Umgebung des Jefferson Instituts sowie die perfiden Machenschaften um die mysteriösen Komafälle steht. Für den Killer Vince entwickelte Goldsmith musikalisches Material aus einem angeschlagenen Akkord eines präparierten Klaviers, der mittels einea Delay-Effekts ähnlich eines mehrfachen Echos nachhallt. In diesen Nachhall mischt sich eine absteigende Skala, die ebenfalls im präparierten Klavier erklingt. Die musikalischen Hauptdarsteller sind in „Coma“ allerdings unbestritten die Streicher. Für die unzähligen Suspense-Passagen schuf Goldsmith hier ausgefeilte Passagen für klappernde Col-Legno-Schläge, dissonante Cluster oder langsam heran schleichende Pizzicati. Besonders in den grandios gefilmten langen Szenen ohne Worte wie Susans Entdeckung im Heizungskeller oder ihr Versteck zwischen in Plastiksäcken aufgehängten Leichen werden von Goldsmiths avantgardistischen Klangkompositionen maßgeblich verstärkt. Ein weiterer Geniestreich ist der vollkommene Verzicht auf Musik in der ersten „dokumentarischen“ nüchternen Filmhälfte bis auf einige Source-Musiken. Erst als der Killer das erste Mal abends an der Straße steht und Susan beobachtet, erklingt sein Motiv im präparierten Klavier. Ab hier vertonte Goldsmith den Film sehr dicht, verstärkt maßgeblich Spannung und Atmosphäre. Rund 36 Minuten der Originalaufnahmen wurden zum Filmstart für ein LP-Album ausgewählt und für einen besseren Hörfluss leicht geschnitten oder kombiniert. Dieser LP-Schnitt erschien zweimal auf CD bevor FSM die vollständige Musik zu „Coma“ im Rahmen eines 2-CD-Sets veröffentlichte, das insgesamt drei Michael-Crichton-Filmmusiken enthält. Hier ist es erstmals möglich, die Musik wie im Film wahrzunehmen, wobei – wie oft üblich – einzelne im Film aufeinander folgende Stücke zu längeren Tracks kombiniert und leicht zusammen gezogen wurde, was dem Hörfluss allerdings nicht schadet, doch in Anbetracht der Länge einiger kombinierter Stücke irritiert, da sie auch gut für sich alleine hätten stehen können. Die drei Source-Musiken sind eine nette Dreingabe ebenso wie eine nicht verwendete Song-Version des Liebesthemas. Die Klangqualität ist sehr gut, wenn auch nicht ganz so klar wie z.B. der im selben Jahr aufgenommene „Magic“-Score und das informative reichhaltig bebilderte Booklet entspricht dem üblichen tadellosen FSM-Standart. Insgesamt ist Jerry Goldsmith eine äußerst atmosphärisch dichte avantgardistische Klangkomposition gelungen, die auch für sich genommen abseits der Bilder völlig besticht und bei 42 Minuten keine Länge aufkommen lässt.
  16. Diese Einstellung gegenüber dem Film ist allerdings auch sehr Hollywood-Bezogen - insbesondere der letzten Jahre. Ich glaube schon, dass Leute wie Selznick auch noch ein anderes Verständnis von dem hatten, was sie da machten. Das schlägt sich ja auch besonders in der Musik nieder. Ein Newman, ein Herrmann, ein Rozsa wollte stets sein bestes geben und nicht nur irgendwie die Bilder unterstützen. Aussagen, dass man das halt nur macht, weil's ein Job ist (die ja heute gerne fallen) gibt es von solchen Leuten nicht. Die ganze Industrie hat sich auch stark gewandelt und natürlich ist in der Blockbustermaschine Hollywood kein Platz für Visionäre mehr - auch ein Peckinpah hatte da seine Schwierigkeiten, aber der hatte - glaube ich - eine ganz andere Intention als ein "konsumierbares Produkt" abzuliefern. Scott kann man nicht absprechen, eine Vorstellung von Musik zu haben - er hat sogar eine ganz klare Vorstellung von dem, was er will, sonst hätte er den "Alien"-Score hingenommen und nicht umgeschnitten. Gregson-Williams "Königreich der Himmel" war nach den groß aufgemachten Musiken eines Vangelis oder Zimmer für solche Breitwandepen die erste "verhaltene" Musik für ein Scott-Projekt dieses Ausmaßes, aber durchaus wirkungs- und stimmungsvoll. Die Germanenschlacht am Anfang von "Gladiator" entwickelt eine große Intensität besonders durch die aufpeitschenden und plötzlich wieder erstickten Motive, die losdonnernde und sofort wieder verstummende Musik. Diese 10 Minuten sind ein Paradebeispiel für intensives und eng zusammenarbeitendes Bild mit der Musik (und umgekehrt). "Body of lies" wird schnell in der Versenkung verschwinden (wenn er's nicht schon ist), aber bei "Robin Hood" war Streitenfelds blasse Musik ein reines Ärgernis. Mir haben aber auch seine plumpen Klänge für "Ein gutes Jahr" nicht gefallen - ein Film, den ich übrigens sehr mag. Es müssen ja nicht immer Schwerter oder Aliens sein Hier hätte ich gerne einmal Marianellis Entwurf gehört. Letzten Endes ist Scott wahrscheinlich froh, dass er Streitenfeld hat, weil dieser nicht widerspricht und immerhin für Scott zufrieden stellende Arbeits abliefert. Aber auch frage mich, wie wohl Scotts Filme mit "so richtig durch und druch" guter und durchdachter Musik wirken würden. Wahrscheinlich viel viel besser!
  17. Stimmt, das wollte ich noch schreiben. Ich habe diesbezüglich keinen Schnittbericht gefunden und mir war auch unverständlich, was man da groß hätte schneiden wollen. Schließlich waren doch die blutigen Momente auch auf der deutschen (mäßig produzierten) DVD...
  18. Dann ist die Musik mit 125 schonmal vollständig - alles andere wäre auch überraschend gewesen, aber ich glaube, dass es weit mehr als 150 Minuten Aufnahmen gab, alleine das 3-CD-Set enthält ja immerhin mehr als eine halbe Stunde alternatives Material. Vielleicht sind die 15 jenseits des kompletten Scores die übrig gebliebenen Albumversionen?
  19. Wie lustig, die war bei mir gestern auch im Briefkasten (zusammen mit "This Earth is Mine"/"Young Lions" von Friedhofer). 73 Minuten Korngold sind bei angeschlagener Gesundheit vielleicht nicht die beste Kost - das gebe ich zu . Zu dieser Einspielung kann ich ebenfalls noch nichts sagen,da noch nicht gehört, aber ich habe auch nur Gutes darüber gelesen. Die Instrumentation soll allerdings ein wenig schmaler sein als bei der kompletten Neueinspielung der Originalpartitur. Wie dem auch sei: Vor allem Gute Besserung!
  20. Prokovieff natürlich auch, Schostakowitsch ebenfalls, aber auch Tschaikowsky lugt doch gerne mal hervor - insbesondere bei "Troja", da hat der gute Piotr doch glatt das Liebesthema beigesteuert. Eben weil Horner Schüler Pendereckis war würde ich ja gerne mal einen avantgardistischen Score DIESES Komponisten hören und die meisterhafte Orchestrierung eines Boulez kann ohnehin nicht schaden. Stockhausen war etwas provokant, das gebe ich zu
  21. Magic: Puppe des Grauens Corky ist ein begabter Zauberer, aber die große Bühne bleibt ihm verwehrt, da seine Schüchternheit ihm bei seinen Kartentricks im Wege steht. Nach einem erneuten deprimierenden Auftritt im einen kleinem Club kommt dem jungen Mann schließlich die rettende Idee: Von nun an tritt er gemeinsam mit der Bauchrednerpuppe Fats auf. Fats scheint das genaue Gegenteil von dem zurückhaltenden Corky zu sein, macht obszöne Witze, ist schlagfertig und schon bald beginnt das Publikum das gegensätzliche Duo zu lieben. Corky erhält einen Vertrag bei dem erfolgreichen Agenten Ben Greene, der sogar einen BBC-Vertrag für den bauchredenden Magier an Land zieht. Für die Show braucht Corky allerdings aus rechtlichen Gründen ein medizinisches Gutachten. Diese allgemeine Klausel empört den jungen Mann, der dem Sender vorwirft, sie würden ihm unterstellen, dass er nicht normal sei und lehnt aus Prinzip ab. Er flieht in seinen Heimatort nahe der Catskill Mountains und mietet eine Hütte nahe einem See. Die Ferienwohnungen stehen zu dieser Jahreszeit leer, doch die Anlage gehört Peggy Ann Snow, einer Schulkameradin Corkys, in der er einst verliebt war. In der einsamen Gegend werden die alten Gefühle zwischen dem Paar wieder wach, denn Peggy ist unglücklich verheiratet. Neben dem frühzeitig zurück kehrenden Ehemann und Greene, der Corky aufspürt tritt allerdings ein viel deutlicheres Problem zu Tage: Corky hat schon lange nicht mehr die Kontrolle über sich selbst und hört Fats auch nach der Show stets mit sich reden. Die Puppe ist eifersüchtig und wird zur tödlichen Gefahr für alle, die sich zwischen Corky und sie stellen, wobei der junge Mann selbst zum Mörder wird… Heute größtenteils in Vergessenheit geraten dürfte dieser Film für viele hauptsächlich wegen des jungen Anthony Hopkins interessant sein, doch auch abseits des Hauptdarstellers ist „Magic“ ein sehenswerter Film, der seine Wirkung nicht verfehlt. Basierend auf seinem gleichnamigen Roman verfasste William Goldman ein gelungenes Drehbuch, das von Richard Attenborough ansprechend verfilmt wurde. Insbesondere die Puppe Fats wurde gekonnt in Szene gesetzt. So ist die mechanisch bewegliche zweite Persönlichkeit Corkys besonders dann Furcht einflößend, wenn dieser ihn nicht bedient. Stumm und lauernd im Halbschatten sitzend hat Fats die Fäden in der Hand – und nicht umgekehrt. Die herbstlich kühle Landschaft in der Gegend der Catskill Hills bietet in ihrer Abgeschiedenheit, den blätterlosen Bäumen und der schneidenden Luft bietet die perfekte Kulisse für die beklemmende Handlung. Doch letzten Endes ist Anthony Hopkins der Star des Films. Seine Darstellung des schüchternen unsicheren Corkys, der sich in seinem zweiten Ego verliert und ihm letzten Endes völlig ergeben ist, geht über die stupide Darstellung eines möglich geistig verwirrten weit hinaus. So erleben wir mimisch, gestisch und emotional unzählige Facetten, der Übergang zum Wahnsinn schleicht verhalten dahin, bis es aus Corky letzten Endes raus bricht. Ann-Margret bleibt gegen den starken Hopkins allerdings recht blass. Zwar gibt ihre Rolle auch nicht sonderlich viel her, aber oft wirkt ihr Spiel überflüssig bemüht oder aufgesetzt. Burgess Meredith als Greene und Ed Lauter als Anns Ehemann Duke liefern solide ab, ohne zu überraschen oder zu enttäuschen. Somit ist „Magic“ ein dicht inszenierter und spannender Thriller, der allerdings besonders von der überzeugenden Regie und dem Hauptdarsteller lebt, neben dem alle anderen Charaktere zu rein funktionalen Nebenfiguren verblassen. Zur Musik: 1978 war für Jerry Goldsmith mit sechs Filmen ein äußerst produktives Jahr. Neben der ersten Fortsetzung von „The Omen“, dem Thriller „Coma“, der großorchestralen Musik zu „The Swarm“, dem walzerseeligen „Boys from Brail“ und dem Paranoia-Thriller „Capricorn One“ steht „Magic“ ein bisschen im Schatten. Nichts desto trotz handelt es sich um eine tadellos gefertigte Partitur mit vielen Stärken, für die sich der Komponist nicht zu schämen braucht, die aus verschiedenen Gründen gegen die anderen Partituren des Jahres leicht abfällt. Zu den inspirierendsten Einflüssen Goldsmith dürfte Bernard Herrmann zählen, was sich auch vom Klang aber insbesondere in der ausgefallenen Besetzung niederschlägt. So instrumentierte der Komponist die Musik zu „Magic“ für Streicherensemble, Klavier und Mundharmonika – dieselber Besetzung, mit der Herrmann auch „Night Digger“ vertonte. Der Ursprung für diese ungewöhnliche Kombination allerdings ist auf den Briten Ralph Vaughan Williams zurück zu führen, der 1951 seine „Romanze in Des-Dur für Harmonika und Orchester“ schrieb. Das Hauptthema für die Streicher mit den leicht eingeworfenen Klaviertupfern ist von mystisch lyrischem Charakter, ein wenig kühl und schleichend, aber zugleich spannungsgeladen und leidenschaftlich. Das Thema gehört mit seiner Tiefe und dem Facettenreichtum einzelner Stimmungen zu den filigransten und gleichzeitig melodischsten Themen aus Goldsmiths Feder. Das Liebesthema ist – wie so oft bei Goldsmith – frei von schwülstiger Leidenschaft und spätromantischem Kitsch. Subtil vom Klavier eröffnet und in der „Appassionata“ von den Streichern fortgeführt teilt es sich die ersten vier Noten mit dem Hauptthema. Eine wichtige Funktion erfüllt die Mundharmonika, deren befremdlicher Klang mit Fats in Verbindung steht. Die Puppe selbst hat kein eigenes Thema, eher ein kurzes Motiv aus einer hin und her schwankenden großen Sekunde bestreitet das hauptsächliche Material des Soloinstruments. Thematisch eine unglaublich starke Musik fällt „Magic“ in den Suspense-Passagen ein wenig ab. Goldsmith wagt hier keine großen avantgardistischen Effektgewitter wie einige Monate zuvor in „Coma“, sondern baut auf Liegetöne und verhaltene Dissonanzen. Den Film selbst unterstützt die Musik zu jeder Zeit, als reines Hörerlebnis hängt die Musik allerdings in der Mitte größten Teils durch und tritt – abgesehen von einigen temporeichen Ausbrüchen wie dem Kampf im Wasser – auf der Stelle. Im Gegensatz zu den anderen Filmmusiken dieses Jahres wurde „Magic“ mit keinem kommerziellen Album bedacht. Erst die legendäre „Tribute to Jerry Goldsmith“-CD des Gala-Dinners von der Society for the Preservation of Film Music zu Ehren des Komponisten enthielt gute Viertelstunde aus dem Score, bevor der Varèse-Club die fast vollständige Musik im Rahmen des CD-Clubs veröffentlichte. In glasklarer Klangqualität bekam man erstmals die Möglichkeit, die Musik abseits des Films zu hören. Allerdings lässt die CD eine kurze Sequenz zwischen „Corkys Retreat“ vermissen – auf das Fehlen dieses Stücks wird leider nicht im Booklet eingegangen. Der Text Tonwsons ist ansonsten recht informativ bezüglich des Films und der Musik. Die Club-CD ist seit längerer Zeit ausverkauft und da man die „Tribute“-CD mit den wichtigsten Passagen günstiger bekommt, wäre es ratsam, erst einmal dort Probe zu hören. So wenig durchwachsen das Hörerlebnis der vollständigen Musik ist, so stark funktioniert sie wiederum im Film selbst und ist ein weiterer Beweis für Goldsmiths ausgezeichnetes Gespür für Filmvertonungen und seine außerordentliche Begabung als Komponist.
  22. Und welchen Anteil haben dann noch die Mexikaner? Außerdem müssen die Amis ja einen Grund haben, da so aktiv beteiligt zu sein. Wäre das ein glorifizierender Film über Alamo wäre der wahrscheinlich nicht so herzlich von den USA unterstützt worden. Abgesehen davon ändert es nichts an der Tatsache, dass dem Trailer nach zu urteilen eine rigorose Schwarzweißmalerei vorliegt. Böse graue Soldaten gegen gute einfach Bauern, die sich am Glauben festhalten. Genau das ist doch was ich kritisiere: Dass von beiden Seiten brutal vorgegangen wurde, allerdings mit zweierlei Maß gemessen wird und der Film noch ein Riesenvehikel für amerikanische "Gute-Christen-machen-Krieg-und-schlachten-Leute-für-den-guten-Zweck-ab-so-wahr-Gott-uns-helfe"-Propaganda bildet. Facebook habe ich nicht, daher bin ich da auch nie
  23. Jeder kann damit anfangen, wann er will und in welchen Fällen er will. Ich werde dieses Set alleine schon unterstützen, damit Lalaland nicht den Glauben an ihre Golden-Age-Veröffentlichungen verliert, die uns immerhin längst vegriffene Aufnahmen wie "Fall of the Roman Empire" oder noch nie auf CD erhältliches wie "55 Days in Peking complete" oder "A certain Smile" beschert haben. Da kann ich eine Wiederveröffentlichung ohne Probleme verschmerzen - insbesonders, wenn es sich um eine derartige Ausnahme-Musik handelt, denn wie "The Robe" klingt kaum eine anderen Sandalenfilmmusik. 1500 waren damals viel zu wenig und ich finde es gut, dass nun 2000 weitere Personen die Möglichkeit haben, diese Musik zu hören oder sie in besserer Qualität zu genießen als vorher. "The Barbarian and the Geisha" rechne ich ebenfalls zu den willkommenen Neuveröffentlichungen. Alle zehn Jahre darf man sowas ruhig machen.
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