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Pathetisch-religiösen Kitsch aus der "Traumfabrik" gibt's doch ohne Unterbrechung. Dass man mal wieder solche 'wahren Begebenheiten' nutzt, um ein schwarzweiß gezeichnetes und bunt gefilmtes Leinwandepos zu machen, wird wohl in Amerika nie ein Ende haben. Wie schon in den Trailern Soldaten der Regierung en masse abgemetzelt werden, als wären das nur Zweite-Klasse-Menschen, die von den Christieros für den guten Zweck niedergemacht werden können, lässt einem ein ungutes Gefühl aufkommen. Man kann davon ausgehen, dass keiner der Macher die Bergpredigt auch nur überflogen hat. Dass man solche Gewaltexzesse dreht ist natürlich eine Sache, aber sie unter dem Deckmäntelchen der christlichen Propaganda verkauft, ist ekelerregend. Du Glücklicher! Alleine, dass einem beim neuen Trailer Rachmaninov unverschämt ins Gesicht springt lässt mir wenig Hoffnungen auf einen kreativen und eigenständigen Score, der sich auch ohne die Krücken der Musikhistorie frei bewegen kann. Wenn er doch wenigstens mal was anderes als Tschaikowsky und Co. zitieren würde...einen Horner trifft Schönberg, Boulez und Stockhausen-Score würde ich mir ja mal gefallen lassen. "Black Gold" habe ich leider hier im Kino verpasst und muss ich mir irgendwann nochmal auf CD besorgen, "Spiderman" wird vielleicht im Kino mitgenommen und bei diesem Schmodder bin ich wirklich unentschlossen. Letzten Endes bin ich aber zuversichtlicher als bei den meisten heutigen Komponisten, dass Horner etwas handwerklich solides und musikalisch ansprechendes komponieren wird. Interessant, dass einer der letzten der alten Garde wieder so gefragt ist (neben Silvestri) und hoffe, dass das auf die zukünftige Filmgeneration positive Auswirkungen haben wird.
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Veröffentlichung La-La Land Records: HOOK - John Williams
Mephisto antwortete auf Wooodys Thema in Scores & Veröffentlichungen
Also die vollständige Filmmusik läuft rund 125 Minuten und ich bin mir sicher, dass die auch vollständig drauf sein wird. Einige der Albumversionen erklingen ja auch identisch im Film. Da könnte es natürlich sein, dass die Albumversionen, die nicht in der chronologischen Musik wie der gekürzte "Ultimate War", die längere "Granny Wendy" etc. im Anhang vertreten sind (wie bei "The Fugitive" oder "Forever young"). Vielleicht mussten sie hier auch nicht das Album beilegen und Spielberg hat da seinen Einfluss geltend gemacht oder Williams hielt es nicht für nötig - wer weiß. Letzten Endes erhalten wir erst Aufschluss, wenn wir die Titelliste haben und so lange ist's ja nun auch nicht mehr hin. -
Veröffentlichung La-La Land Records: THE ROBE 2CD-Set - Alfred Newman
Mephisto antwortete auf Wooodys Thema in Scores & Veröffentlichungen
Ich habe vor einiger Zeit die Varèse-CD erstanden und mir dann noch günstig die Fox-CD gekauft, in die ich aber bisher noch nicht reingehört habe. Soweit ich weiß ist die Einzel-CD vom Klang klarer. Es stimmt schon, dass die Varèse-Club-CD recht dumpf klang - gemessen am Alter finde ich eine derartige Klangqulität verzeihlich aber natürlich würde es mich freuen, wenn Lalaland da noch etwas rausholen konnte. Die Musik auf der Doppel-CD war vollständig und der Rest wurde mit "orchestra only" und "choir only"-Fassungen zweier Stücke aufgefüllt - sehr interessant. Ich hoffe, dass diese Tracks auch auf der Lalaland enthalten sein werden, mache mir da aber ob der Freigiebigkeit MVs in Sachen Bonusmaterial keine Sorgen. Auf der Fox-CD war "Marcellus' Redemption" als "Choir only"-Track drauf, auf der Varése-CD mit Orchester. Vielleicht sind hier nun beide Fassungen enthalten. Interessant ist allerdings, was aus dem beschädigten und schlecht klingendem Stück "Searching for Jesus" geworden ist - vielleicht gibt's da jetzt eine besser klingende Version? Halte ich allerdings für unwahrscheinlich. Die LP-Aufnahmen, die zusätzlich mit der kompletten Musik auf zwei CDs gepasst hätten, scheint auch hier nicht vertreten zu sein und bleibt somit nur über die regulär erhältliche Varèse-CD zugänglich. Zu der kann ich aber auch noch nichts sagen weil noch verschweißt. -
Was für ein Zufall! Ich selbst dabei, meine Korngold-Konzert-Sammlung auszuweiten und Du scheinst Dich ja auch für sein Schaffen außerhalb des Films zu interessieren. Korngold war wahrscheinlich das letzte "wahre" Wunderkind. Hier im Lübecker Stadttheater gibt es gerade "Der Ring des Polykrates". Korngold schrieb diese Oper im Alter von nur 17 Jahren.
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Ich wäre sofort dabei, wenn es ein "L.A. Confidential"-Album gäbe - komplett und chronologisch mit Source-Stücken "Chinatown" wäre ohnehin schön, wenn der endlich mal kommen würde und am Besten natürlich mit Lambros Musik. Schließlich soll die abgelehnte Musik zum Ende im Viertel Chinatown tatsächlich chinesisch angehaucht sein. Schade, dass das Perseverance-Projekt fehlgeschlagen ist. Rechtlich gesehen 'gehört' die Musik zwar Lambro, aber die Aufnahmen nicht (wie Schifrins "Exorzist) und das Label wollte die Musik deshalb neu aufnehmen, lies die Sache aber fallen wegen zu wenig Interesse...
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Chinatown Los Angeles 1937: Jake J. Gittes arbeitete als Polizist in Chinatown und hat sich nun als Privatdetektiv selbstständig gemacht. Eines Tages kommt eine Klientin in sein Büro und bittet ihn, ihren Mann zu observieren und nachzuforschen, ob er eine Affäre hat. Bei dem angeblichen Ehebrecher handelt es sich um Hollis I. Mulwray, dem einst mit seinem Partner Noah Cross die kompletten Wasserwerke Los Angeles’ gehörten und sie gegen den Willen Cross’ an die Stadt verkauft hat. Tatsächlich kann der Privatdetektiv dem Ingenieur eine Affäre mit einer hübschen jungen Blondine nachweisen und am nächsten Tag steht es schon in allen Zeitungen. Dann taucht eine Frau in Gittes’ Büro auf, die sich als wahre Frau Mulwray ausgibt und den Privatermittler in Kenntnis setzt, ihn zu verklagen. Kurze Zeit später wird Hollis I. Mulwray tot aufgefunden, angeblich ist er in einem seiner Wasserkanäle ertrunken. Gittes, vom Eifer angespornt und gleichzeitig in die schöne Witwe verliebt, setzt sich in den Kopf, den Fall aufzuklären, doch je mehr er nachforscht, um so mehr gerät er in Gefahr, denn Gittes ist anscheinend in eine mächtige Verschwörung geraten, die bis zu einem einflussreichsten Männern der Stadt führt: Noah Cross, der außerdem Evelyn Mulwrays Vater ist… Roman Polanskis Hommage an den Film Noir gehört zu den unbestrittenen Klassikern des Kinos. Während die verlockend erscheinende Möglichkeit, auf ein vergangenes Genre zurück blicken zu können, oft pures Epigonentum zur Folge haben kann, ist „Chinatown“ viel mehr als das bloße Abhaken einer Checkliste. Als Vorlage für die Handlung dienen die zwischen 1889 und 1994 ausgetragenen „California Water Wars“. Der Bürgermeister Fred Eaton beauftragte den Chefingenieur und späteren Vorsitzenden des Los Angeles Department of Water and Power – William Mulholland – mit dem Bau eines großen Aquädukts, dass Wasser aus dem benachbarten Owens Valley abführte, sodass das Tal 1926 komplett ausgetrocknet und eine Beackerung nahezu unmöglich war. Die Figur des Hollis I. Mulwray basiert ohne Zweifel auf Mulholland und wird zum Dreh- und Angelpunkt in der Verschwörung rund ums Los Angeles Department of Water and Power sowie die privaten Konflikte der beteiligten Personen. Drehbuchautor Robert Towne spann eine komplexe und von mehreren Wendungen durchzogene Handlung, die als Fundament für einen außerordentlichen Film diente. Neben der detailreichen Ausstattung und den liebevoll gefertigten Kostümen glänzt der Film neben den Schauspielern vor Allem durch Polankis charakteristische Regie. So sind während des Films viele inszenatorische Details ausfindig zu machen, reden Personen realistisch durcheinander oder muten in besonders makabren Situationen unfreiwillig komisch an. Die Figuren sind allesamt klassische Klischees des Film Noirs, die jedoch markant gezeichnet sind und denen sämtliche Schauspieler brillant Leben einhauchen. Jack Nicholson ist die perfekte Wahl für Privatermittler Jake Gittes, der sich zwar elegant gibt, in dem aber nach wie vor der schnoddrige Polizist aus Chinatown steckt und notfalls auch nicht halt vor Gewalt gegen Frauen macht. Faye Dunaway glänzt als mysteriöse Evelyn Cross Mulwray, die – anfangs als Femme Fatale eingeführt – im Verlauf der Handlung immer undurchsichtiger wird. Regiegröße und Schauspielurgestein John Huston interpretiert seinen Noah Cross als grobschlächtig und leicht plump, hält die wahre brutale Natur des ehemaligen Wassermoguls gekonnt bis zum Finale zurück. In einem Cameo-Auftritt ist auch Roman Polanski als skrupelloser Kleingangster zu sehen. „Chinatown“ ist somit ein absoluter Klassiker ohne jeden Makel und filmisch durch absolute Höchstleistung geprägt. Zur Musik: Ursprünglich war der Komponist Philip Lambro mit der Vertonung von „Chinatown“ beauftragt, doch die Musik wurde abgelehnt und Jerry Goldsmith musste innerhalb von zehn Tagen eine neue Musik fertig stellen, die zum absoluten Klassiker avancierte. Goldsmith wählte für seine Musik pro Film oft sehr unterschiedliche und ausgefallene Besetzungen und auch Chinatown überrascht durch instrumentatorische Sonderbarkeit: Streicher, vier Klaviere, vier Harfen, Perkussion und Solo-Trompete bestreiten den knappen aber äußerst wirkungsvollen Score, der sich konzeptionell in zwei Elemente teilen lässt. Um die Atmosphäre der Zeit sowie der Handlung einzufangen schrieb der Komponist ein elegisch-bluesiges Hauptthema für Solo-Trompete, das sich über nahezu sphärische Flageolett-Akkorde der Streicher legt, die sich mit den Harfen mischen. Dieses Thema ist J. J. Gittes zuzuschreiben und ist von einer starken leicht resignierten aber lässig coolen Stimmung durchzogen. Goldsmith soll dem Solo-Trompeter Uan Rasey gesagt haben: „Spiel’ es, als wäre es Sex – aber schlechter Sex.“ Direkt an das Hauptthema knüpft das sinnliche Liebesthema an, das von den Streichern gespielt und oft auch als Weiterführung des Hauptthemas fungiert. Obwohl das Trompetensolo und das Liebesthema zu den Markenzeichen dieser Musik gehören ist der Score zu „Chinatown“ hauptsächlich avantgardistischer Natur, was sich auch in den zahlreichen Suspense-Szenen niederschlägt. Hier schafft Goldsmith mittels des Mischklangs von mehreren tiefen Gongs und Tamtams einen dunkel hallenden Hintergrund für leichte Klaviereinwürfe, gestrichene Becken, und alternative Spieltechniken der Streicher. Ein kleiner Star der Musik allerdings ist die Guiro, die eine Verknüpfung zum spanischen Element der Stadt Los Angeles schafft und sich oft rhythmusgebend als maßgebendes Soloinstrument durch die Musik zieht. Außerdem gibt es noch zwei sehr ruppige und harsche Passagen für Col Legno-Streicher, tiefes stakkatierendes Klavier und kleine Trommel. Zum Filmstart erschien ein rund 30-minütiges LP-Programm der Musik, das von den rund 50 Minuten Score weniger als die Hälfte enthielt und mit zeitgenössischen Source-Stücken des Films aufgefüllt wurde. Man muss zu Gute halten, dass nahezu alle wichtigen Passagen auf der LP enthalten sind und die vollständige Filmmusik sich durch die vielen ähnlichen Suspense-Passagen beim Hören in die Länge streckt. Nichts desto trotz wurden einige äußerst effektvolle und interessante Passagen nicht in das Album aufgenommen. Der LP-Schnitt wurde von Varèse 1:1 auf CD wieder veröffentlicht, die allerdings seit Langem vergriffen ist, sodass man auf eine baldige Neuauflage hoffen muss. Hier würde sich anbieten, die vollständige Filmmusik mit chronologisch eingestreuten Source-Stücken zu veröffentlichen, die den Hörfluss etwas auflockern und die Atmosphäre zusätzlich erweitern würden.
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Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Besten Dank! Ich habe auch ein wenig gegoogelt aber soweit nichts gefunden. Na, das wäre ja aus bekannten Gründen wieder was für mich -
Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Ich habe einfach kombiniert. So bin ich beim Erscheinen von "The Raven" auch günstig an Baxters "Marco Polo" gekommen Was hat es denn mit White Fang bzw. Zimmer und Walker auf sich? Ist der nicht offiziell von Poledouris vertont worden? -
Ich höre gerade folgendes Album (Der musikalische Rest)
Mephisto antwortete auf Mephistos Thema in Der musikalische Rest
Ein typisches Williams-Phänomen -
Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Das sind ja wirklich tolle Nachrichten! Die "Warlock"-CD habe ich zwar schon, aber ich bin bereit, 20,- für die Geisha alleine zu zahlen! Vielleicht gibt's ja "Adventures of Casanova" noch extra drauf? -
Freud Der 30-Jährige Dr. Sigmund Freud gerät während seiner Tätigkeit in dem Wiener Allgemeinem Krankenhaus immer wieder mit seinem Professor Dr. Theodor Meynert aneinander. Meynert vertritt wie fast alle Kollegen die Ansicht, dass Hysterie keine ernst zu nehmende Nervenkrankheit sei. Schließlich gibt Freud auf und reist nach Frankreich, um unter Jean-Martin Charcot zu studieren, der wegweisende Fortschritte auf dem Gebiet der Behandlung neurotischer Patienten mittels Hypnose erzielt hat. Begeistert von Charcots Behandlungsmethoden begibt sich Freud einige Zeit später zurück nach Wien, wo er allerdings von Meynert bei einer Lesung öffentlich bloßgestellt wird. Einzig und allein Dr. Josef Breuer, der ebenfalls Experimente mit Hypnose durchführt, ist dem Referenten zugetan. Er schlägt diesem vor, eine gemeinsame Studie zu verfassen und lässt seinen Kollegen auch bei weiteren Sitzungen anwesend sein. Schließlich überträgt Breuer seine Patienten auf Freud, der sich immer klarer über die Rolle des Unterbewusstseins des Menschen bei dessen Handlungen wird. Seine Methoden und Erkenntnisse stoßen Kollegen und Patienten gleichermaßen vor den Kopf, doch Freud forscht unbeirrt weiter… 1946 gab die amerikanische Regierung den Film „Let There Be Light“ in Auftrag, der die psychiatrische Behandlung u. A. mittels Hypnose von durch Kriegserlebnisse traumatisierten Soldaten zeigt. Gedreht wurde dieser Dokumentarfilm von Filmgröße John Huston, den die Möglichkeiten von Hypnose seit diesem Projekt faszinierten. Huston setzte sich in den Kopf, einen Film über Sigmund Freud zu drehen, der zu den Urvätern der Psychoanalyse gehört, doch erst mehr als eine Dekade später erst konnte das Projekt realisiert werden. Der französische Autor Jean-Paul Sartre wurde beauftragt, das Drehbuch zu verfassen, doch Huston dürfte das entstandene Script gleich doppelt vor den Kopf gestoßen haben. Zum Einen war Sartres Drehbuch viel zu umfangreich und hätte einen über zehn Stunden laufenden Film ergeben, zum Anderen schien Huston als Freud-Begeisterter außer dessen Erfolge im Bereich der hypnotischen Behandlung nicht sehr vertraut mit den Ansichten und Theorien des großen Psychologen gewesen sein, denn Freuds Ansichten zur infantilen Sexualität und die Theorie, dass sich jedes Trauma auf ein sexuell ausgerichtetes Erlebnis zurück führen lässt, dürften den konservativ eingestellten Regisseur stark vor den Kopf gestoßen haben. Sartre weigerte sich, seinen Drehbuchentwurf zu kürzen sodass Charles Kaufmann und Wolfgang Reinhardt sich letzten Endes für das Skript verantwortlich zeichnen. Angeblich wurde Huston erst kurze Zeit vor Drehbeginn zugetragen, dass der Hauptdarsteller Montgomery Clift homosexuell war und die in München stattfindenden Dreharbeiten vor Allem seitens Hustons mit größter Anspannung und in einer insgesamt beklemmenden Atmosphäre vonstatten gingen. Doch vielleicht waren es gerade diese schwierigen Vorraussetzungen, die „Freud“ zu einem auch heute noch sehr sehenswerten Film gemacht haben, denn hier wird eine übermäßige Heroisierung des Protagonisten – wie sonst besonders in Hollywood-Biographien üblich – vermieden. „Freud“ verfügt über ein hohes Maß an Zurückhaltung und Objektivität, das Unverständnis Freuds Umgebung wird glaubwürdig thematisiert und dient nicht nur als rein dramaturgischer Gegenpol, gegen den der Protagonist anzukämpfen hat. Die Beteiligung von durchweg fähigen und begabten Könner ihres Faches macht „Freud“ zudem auch rein filmisch zu einem überdurchschnittlichen Werk. Das einzige Manko des Films ist der Versuch, den Zuschauer nicht mit allzu vielen individuellen Patienten zu verwirren und die Möglichkeit zu bieten, auch zu der von Freud zu behandelnden Person eine emotionale Bindung aufzubauen. Dazu dient der Charakter der Cecily Koertner, die von den Autoren mit nahezu jedem Phänomen gestraft wurde, das Freud in den fünf geschilderten Jahren beobachtete. Schon in der Mitte des Films fragt man sich als Zuschauer, wann dieses arme Wesen doch endlich von den unzähligen Neurosen geheilt sein wird. Neben der detaillierten Ausstattung, den Kostümen und der äußerst gelungenen Schwarzweißfotografie Douglas Soclombes überzeugen besonders die Schauspieler durch die Bank. Montgomery Clift tastet sich mit stechendem Blick durch die Labyrinthe seiner Patienten, während er sein eigenes Trauma bekämpft. Gerade die etwas zweifelnde und zurückhaltende Charakterisierung des großen Denkers stieß bei Freud-Anhägern auf große Unzufriedenheit, da dieser stets als entschlossener und willensstarker Mann beschrieben wurde. Larry Parks als psychiologischer Ziehvater Breuer sowie Ferdinand Ledoux als Charcot verkörpern die historischen Figuren mit absoluter Glaubwürdigkeit und Susannah York liefert als geplagte Cecily Koertner durchweg schauspielerische Höchstleistungen ab. Einen ebenfalls sehr beeindruckenden aber recht kurzen Auftritt hat David McCallum, der später als Agent von „U.N.C.L.E.“ zum Jugendidol wurde. Zur Musik: Die Musik Jerry Goldsmith trägt ebenfalls maßgeblich zu der dichten Atmosphäre des Films bei. Der junge Komponist feierte mit „Freud“ seinen ersten großen Erfolg, brachte ihm dieser seine erste Oscar-Nominierung ein. Wie auch die drei Jahre zuvor entstandene Untermalung von „City of Fear“ ist diese Musik durch und durch modernistisch geprägt. Statt einer walzerseeligen Charakterisierung Wiens um 1880 knüpfte Goldsmith einen anachronistischen aber vollständig einleuchtenden musikalischen Bezugspunkt, indem er sich an der Zweiten Wiener Schule um Arnold Schönberg orientierte, ohne dabei seinen eigenen charakteristischen Umgang mit seriellen Techniken abzulegen. Anstatt wie von Schönberg geplant, die Reihen als „sich selbst begleitende Tongestalten“ seinen Kompositionen zu Grunde zu legen verwendet Goldsmith seine Tonfolgen als eigene Motive, die durch teils harsche und atonale oder auch traditionelle Akkorde harmonisiert und somit einzeln manipuliert werden. Schon gleich zum Vorspann schlängelt sich eine Tonreihe durch das farbige Netz, dass die verschiedenen Klangfarben des Orchesters aufspannen und die den äußerst versierten Umgang des Komponisten mit einer solchen Besetzung unter Beweis stellen. Doch nicht nur Anklänge an die Wiener Schule lassen sich finden, sondern zwei weitere musikalische Vorbilder und Inspirationen Goldsmiths besonders in seiner frühen und mittleren Phase: Bartók und Stravinsky. Besonders die „Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta“ des ersteren lässt sich als Vorbild für einige Passagen in „Freud“ ausmachen. Dieser sehr modernistischen Klangwelt wird ein sehr lyrisches, fast unschuldiges und an ein Kinderlied erinnerndes Thema für Cecily gegenübergestellt, das sanft in der Celesta erklingt und sich wie ein roter Faden durch die Musik zieht. Doch auch in den atonalen Passagen arbeitet Goldsmith überwiegend motivisch und schöpft seine einzelnen kurzen Fragmente stets voll aus, sodass sich der Musik auch ohne tonalen Halt sehr gut folgen lässt. Insgesamt schrieb Goldsmith mit „Freud“ ein frühes Meisterwerk, das einen starken Einblick in das Potential und die Fähigkeiten dieses damals aufstrebenden Komponisten ermöglicht, der einige Zeit später zu den gefragtesten und angesehensten Filmkomponisten Amerikas aufsteigen sollte. Wie so oft setzte Goldsmith auch in „Freud „ Musik nur sehr sparsam ein, um eine größtmögliche Wirkung zu erzielen. Im Film selbst wurde die Musik auch teilweise grob geschnitten, ein- oder ausgeblendet. Von der knappen Dreiviertelstunde musikalischen Materials wurde ein gut halbstündiges LP-Programm für eine kommerzielle Veröffentlichung zusammengestellt, das lange Zeit nur durch eine legale Grauzone über das Tsunami-Label in Deutschland verfügbar war. Da als Quelle für die CD eine LP verwendet wurde ist die Klangqualität denkbar scheppernd und vollständig in mono. Erst 2009 veröffentlichte Varèse-Sarabande die vollständige Filmmusik im Rahmen des Varèse-Clubs auf einer auf 3000 Stück limitierten CD erstmals auch in stereo. Komplettisten werden allerdings auch das Tsunami-Album aufbewahren, da es als einziges Album die Möglichkeit bietet, die Filmversion von „Desperate Case“ zu hören, die es durch den Temp-Track aus Ridley Scotts „Alien“ zu größerer Bekanntheit gebracht hat. Die Klangqualität der Varèse-CD ist erstaunlich frisch und klar, der Begleittext lässt allerdings zu wünschen übrig und unterschlägt wichtige Informationen, z. B. warum auf der CD nur eine alternative Fassung von „Desperate Case“ zu hören ist. Abgesehen von diesem Makel ist das „Freud“-Album allerdings eine vorzügliche Präsentation einer nicht nur historischen sondern auch musikalisch äußerst bedeutenden Leistung, die in keiner Filmmusiksammlung fehlen sollte.
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Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Das wäre wirklich klasse! Vor gerade einer halben Stunde habe ich noch daran gedacht, dass ich gerne "The Barbarian and the Geisha" hätte und jetzt diese Neuigkeit! Wahnsinn! Herrlich! -
Danke, Souchak, war bisher sehr unsicher diesbezüglich und hoffte insgeheim, in der Sneak dazu "gezwungen" zu werden, um "den auch mal gesehen zu haben". Jetzt bin ich sogar leicht gespannt
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Veröffentlichung Michael Giacchino - JOHN CARTER OF MARS
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Wobei Disney sich doch hin und wieder herab lässt, Scores auf CD zu veröffentlichen wie z.B. "Fluch der Karibik". Ich bin ja mals gespannt, wie es sich weiter mit dieser "Limited Edition" verhält und wann die weg sein wird oder ob die sich die nächsten zehn Jahre hält. "Limited" kann ja auch bedeuten, dass es 'nur' 100 000 Stück davon gibt. -
Der Mörder mit der Gartenschere (Shock Treatment) Der Bühnenschauspieler Dale Nelson wird von Harley Manning beauftragt, sich in eine psychiatrische Anstalt als Patient einzuschleusen. Manning misstraut der leitenden Ärztin Dr. Edwina Beighley sowie ihren Methoden und unterstellt ihrem Institut, vorsätzliche Mörder unter dem Deckmantel der psychischen Störung zu schützen. Nelson gelingt es, sich durch die Erregung öffentlichen Ärgernisses in Dr. Beighleys Anstalt einweisen zu lassen und freundet sich zum Schein mit dem Patienten Martin Ashley an. Dieser ist besessen von der Idee, den schönsten Garten der Welt zu züchten und arbeitete als Gärtner für eine reiche Dame, von der er sich allerdings in seiner Tätigkeit unterdrückt fühlte, sodass er sie kurzerhand mit der Gartenschere köpfte und angeblich eine Millionen Dollar in bar im Garten verbrannte. Schon bald wird klar, dass es auch Ärztin Beighley auf das Geld abgesehen hat, das Martin nur zum Schein verbrannt und in Wahrheit versteckt haben soll, um damit später seinen Garten finanzieren zu können. Bei seinen Nachforschungen gerät Nelson schnell in Gefahr, da Beighley ihn bald entlarvt hat und ihn nun zum Schweigen bringen will. Bei dieser Gelegenheit muss der Schauspieler als Versuchskaninchen für mehrere gefährliche Experimente herhalten… Nachdem Regisseure wie Alfred Hitchcock die geistige Krankheit in „Ich kämpfe um Dich“ oder „Psycho“ „salonfähig“ gemacht hat, entstanden unzählige Filmchen, die sich nicht auf den psychologischen Aspekt sondern einzig und allein die möglichst grausamen Äußerungen des gestörten Geistes konzentrierten. Auch die Romanverfilmung „Shock Treatment“ hätte leicht ein solcher Streifen werden können, doch was auf den ersten Blick wie reißerischer Trash aus vergangenen Zeiten anmutet entpuppt sich bei der Filmsichtung allerdings als eine dicht inszenierte und überraschend hervorragend gespielte längst vergessene Perle. Zwar wandelt „Shock Treatment“ auf den Spuren des voyeuristischen Psycho-Reißers, verfügt allerdings über eine sehr differenzierte Darstellung der einzelnen Phänomene. Die Insassen der Anstalt werden nicht als möglichst bekloppte Irre dargestellt und auch wenn zwei oder drei Randfiguren ein bisschen zum Schmunzeln anregen, so werden die Geisteskranken als Menschen mit Problemen, nicht aber sinnlosen Tics charakterisiert. Durch den Handlungskern, nämlich die Verschwörung, die es aufzudecken gilt, folgt der Film einem straff gespannten Leitfaden. Regisseur Denis Sanders hielt dabei perfekt die Balance zwischen Stimmung und Atmosphäre schaffenden Anstaltsszenen und der Geschichte um Nelson. Die drastische Schwarzweiß-Fotografie Sam Leavitts, der auch „Anatomie eines Mordes“ filmte, verleiht dem Film zusätzlich eine sehr kantige Nuance. Auch die Schauspieler tun ihr Übriges, allen voran natürlich Stuart Whitman als falscher Patient sowie Lauren Bacall als seine sadistische und skrupellose Gegenspielerin Dr. Beighley. Roddy McDowalls Darstellung des psychisch labilen Blumenliebhabers Ashley gehört zu den Höhepunkten des Films ebenso wie Carol Lynleys Rolle der Cynthia Lee Albright, die durch ihre schizophrene Sexbesessenheit der unvermeidlichen Filmromanze des Protagonisten eine gewisse Tiefe verleiht. Insgesamt handelt es sich bei „Shock Treatment“ um einen äußerst unterhaltsamen und sehenswerten Thriller, der trotz hervorragend agierender Schauspieler und einer dichten Atmosphäre heute längst in Vergessenheit geraten ist. Zur Musik: Einen bedeutenden Anteil an der beklemmenden Stimmung des Films hat vor Allem die Musik Jerry Goldsmiths, der als junger modernistischer Komponist bei Thrillervertonungen voll in seinem Element war. Seine von Bartók und Schönberg beeinflusste atonale Filmmusik für „Freud“ oder die experimentelle Musik zu „Seven Days in May“ sind äußerst versierte und fortschrittliche Werke eines jungen aufstrebenden Komponisten. Auch „Shock Treatment“ unterlegte Goldsmith mit äußerst harschen Klängen und teilweise drastischen Dissonanzen. Zwar standen wahrscheinlich aus finanzellen Gründen nur ein Streichorchester, Perkussion und Tasteninstrumente (Klavier, Celesta, Orgel) zu Verfügung, trotzdem schuf der Komponist eines faszinierende und abwechslungsreiche Partitur. Besonders markant sticht die finale Actionpassage während Nelsons Flucht aus der Anstalt heraus, die mit den treibenden Schlägen der kleinen Trommel, den dicht aneinander gestauten Trillern der Streicher und den rollenden Girlanden des Klaviers in tiefer Lage deutliche Merkmale Goldsmith’scher Actionvertonungen aufweist. Als Hauptmotiv fungiert eine fast fanfarenartige aufteigende Tonfolge aus fünf Noten, die atonal harmonisiert wird sowie ein schleichendes Suspense-Motiv, das besonders solistisch im Marimbaphon und der Solovioline erklingt. Besonders die Einwürfe der Violine verleihen der Musik einen makabren Anstrich. Ein bisschen klischeehaft und überholt mag der immerhin nur spärliche Einsatz des Teremins auf heutige Hörer wirken, doch insgesamt fügt sich das Instrument gekonnt in den Klangkörper der Streicher ein. Um die Verfügbarkeit der Musik steht es denkbar schlecht, denn die einzige offizielle Veröffentlichung bildet eine rund 20 minütige Suite, die innerhalb der hoffnungslos vergriffenen „Goldsmith at 20th Century Fox“-Box des Varèse-Clubs erschien. Einige Zeit später wurde ein um zehn Minuten längeres Bootleg verfügbar, das zwar vollständiger aber noch nicht komplett ist, da rund fünf Minuten Material auch hier nicht zu finden sind. Ob der kurzen Laufzeit der Musik (rund 35 Minuten) und der hohen Qualität sowie der kompositorischen Raffinesse in jedem einzelnen Stück ist eine komplette Veröffentlichung des Materials mehr als überfällig. Leider sind beide Quellen von antiquierter Klangqualität, sodass einige Details verloren gehen und vielleicht eine vollständige Neuaufnahme dieses charakteristischen Scores die beste Lösung wäre.
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Super zusammenanimiert vielleicht. Da sind einige hübsche Ideen bei, auch wenn besonders die besonders gefährlich sind wie der berühmte "Bombenflug". Besonders die Darstellung der Japaner ist äußerst ekelhaft denn die wahren Hintergründe über den Angriff, die um eine Stunde verspätete Kriegserklärung, werden überhaupt nicht thematisiert. Stattdessen stehen die Generäle mitten auf einer Wiese und nörgeln über die Amis. Dass die Amerikanier von dem geplanten Angriff wussten, ihre Schrottschiffe im Hafen beließen während sämtliche Flugzeugträger außer Reichweite gebracht wurden und die Regierung den Tod unzähliger Menschen in Kauf nahm, um in den Weltkrieg einsteigen zu können, wird natürlich unter den Teppich gekehrt. Stattdessen schwängert man eine Krankenschwester und zieht in den glorreichen Vergelstungskrieg. Durch und durch gefährlich. Wer trotzdem die tragische Bombadierung Pearl Harbours sehen will der möge sich bitte "Tora! Tora! Tora!" anschauen - in jeder Hinsicht wertvoller!
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Eure Errungenschaften im März 2012
Mephisto antwortete auf Thomas Nofzs Thema in Filmmusik Diskussion
Yeah! Glückwunsch! -
Diese limitierten CDs nähern sich dem Ausverkauf...
Mephisto antwortete auf Thomas Nofzs Thema in Filmmusik Diskussion
Na, das sind doch gute Nachrchten für Lalaland. Ich hoffe mal, dass weitere Golden-Age-Alben damit gesichert sind -
Die meisten, für die es reicht, kümmern sich auch nicht drum oder nehmen die Musik gar nicht im Film wahr - eine Eigenschaft, um die ich alle in solchen Fällen beneide. Ich habe nirgends behauptet, dass nur eine komplex gesetzte Musik eine Wirkung erzielen kann, aber man konnte an den Actionsequenzen in "Robin Hood" perfekt erkennen, dass Streitenfeld an seinen brenzten Mitteln gescheitert ist: Er hatte ein Orchester und einen Orchestrator zu Verfügung, in der Musik finden sich einige Details aber insgesamt ist das Konstrukt noch blasser und fahler als wummernde RCP-Stangenware. Also ein klarer Fall von "Versucht und nicht gekonnt" - selbst mit Hilfestellung. Daher unterstelle ich Streitenfeld, dass er einfach keinen vernünftigen Satz schreiben kann und führe darauf hin diese löchrige Stimmführung in "The Grey" zurück. Natürlich kann eine einfach gesetzte oder simpel strukturierte Musik Wirkung erzielen und manchmal liegt genau in der Schnörkellosigkeit ein Reiz, aber man muss sich stets im Klaren sein, warum man so simpel oder so überkomplex schreibt wie man es tut. Gustav Mahler stellte in seinen Symphonien trivial aufgeblasene Militärmärsche volksliedhafter Einfachheit und hochkomplexen Passagen gegenüber. Dadurch, dass jeder Abschnitt von seiner eigenen Komplexität oder gerade Einfachheit geprägt ist, entfaltet er eine zusätzlich sich voneinander abhebende Wirkung. György Ligeti arbeitete oftmals mit den simpelsten Elementen - insbesondere den Klavieretüden - aber die Kombination dieser total kleinen und fast trivialen Keimzellen, der repetiven Rhythmik macht die Musik so faszinierend. Ebenso seine "Atmosphère" - ein vor sich hin waberndes orchestrales Gebilde. Dramaturgisch weniger abwechslungsreich aber von unglaublicher sogwirkung. Minimal Music baut auf simpelsten Keimzellen auf und entwickelt ebenso eine faszinierende Wirkung. Marc Streitenfeld hingegen kann über den Tellerrand seiner abgegriffenen Schemen, Rhythmen und Klängen nicht hinaus und daher noch nicht einmal überzeugend simpel komponieren. Es wäre mir lieb, er würde mal eine Musik nur für Gitarre schreiben müssen. Dann könnte er sich mal vernünftig mit einem einzigen Instrument auseinander setzen, den verschiedenen Spieltechniken, Klängen, Möglichkeiten und Begrenzungen und vielleicht würde dann ein schicker kreativer Score zustande kommen als dass man ihm immer ein Orchester vorsetzt, mit dem er einfach nicht umgehen kann. Aber ein Solo-Gitarren-Score ist nunmal nicht unbedingt die Untermalung für einen Film wie "The Grey" und schon gar nicht "Prometheus". Stravinsky sagte so schön: "Erst feste und klare Grenzen lassen einen Kreativ werden." und das stimmt: Mann muss Begrenzungen haben um mit ihnen zu arbeiten, vielleicht auch kleine Auswege zu suchen und so kreativ zu werden.
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Das ist natürlich klar, dass man darüber spricht, WARUM und WELCHEN Aspekt. und genau diese Laisser-Faire-Politik ist genau das, weshalb uns in den letzten zehn Jahren in den großen Produktionen so viel musikalischer Mist vorgesetzt wurde: Mir egal, das wird schon reichen. Der Witz ist: es reicht nicht! Und wenn der Regisseur keine Ahnung hat dann ist es Aufgabe des Komponisten, Vorschläge zu bringen. Anscheinend haben aber mittlerweile weder Komponist noch Regisseur in Hollywood Ahnung und deswegen sagt der Regisseur: "Hier brauche ich Spannung - mir Latte, wie Du das machst." und der Komponist drückt auf den tiefsten Ton, den sein Keyboard hergibt und macht: "Bruuummmmmmmmmm!" Und genau darauf wollte ich hinaus: Mit meinen mangelhaften Fähigkeiten, meiner nicht vorhandenen Ausbildung und dem schlechte Material wird da nur ein Stück mieses Feuerholz bei rauskommen. Deswegen muss Streitenfeld meiner Meinung nach nicht bluten, sondern einfach mal die Schulbank drücken und sich einen Haufen Partituren und CDs kaufen, sich da durcharbeiten und immer wieder zurecht gestutzt und gleichzeitig geschliffen werden, erst DANACH sollte man ihn an "Prometheus" lassen.
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Nerdige Wertungen sind Wertungen mit Herz!
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Aber der Meister dient doch dazu, einem etwas beizubringen. Der Kunde fordert dann aber wenn der Regisseur sagt: "Mir ist die Harmonik nicht ausgefeilt genug! Da brauchen wir viel mehr Nonakkorde und hier, mach' mal was richtig avantgardistisches und da hätte ich als krassen Gegensatz dann eine wirklich konsequent serielle Passage!" dann wird der Streitenfeld dasitzen und nicht wissen, wie er das hinkriegen soll, weil er nicht semesterlang Kontrapunkte, vierstimmigen Satz etc. machen musste. So etwas braucht Zeit und Erfahrung. Klar musste Goldsmith im Fernsehen unglaublich viel Dreck fressen, bis er mal "The Black Patch" machen durfte, aber der hatte ewig Klavierunterricht, Kontrapunkt und letzten Endes komplett studiert, hat Vorlesungen bei Rozsa beigewohnt. Von nichts kommt nichts. Wenn ich die ganze Zeit aus billigem Holz Stühle baue und damit mein Geld verdiene, obwohl ich nicht mit Holz umgehen kann hilft es mir auch nicht wenn ein Kunde kommt und sagt: Ich brauche einen opulenten Thron mit einer symbiotischen Verschmelzung von Barock und Jugendstil, aber er muss durch und durch bequen sein. Ja, was soll ich denn da machen mit meinem Fuchsschwanz und ein paar Brettern schlechtem Holz? Die Leute stellen sich das anscheinend viel einfacher vor als es ist, aber komponieren ist anstrengende und harte Arbeit, wenn etwas Zufriedenstellendes dabei rauskommen soll. Man MUSS einfach über bestimmtes Wissen verfügen, um vernünftig arbeiten zu können. Ich hatte mal eine schöne Idee für ein Duo mit Pauke und Violine, habe verschiedenste Motive und Linien entwickelt, auf denen das Stück letzten Endes basieren sollte. Zuerst habe ich mich an die Pauken gesetzt und geguckt, ob das alles so funktioniert, wie's auf dem Papier steht und habe schnell gemerkt, dass man hier und da nicht so schnell umstimmen kann wie gehofft. Mein Lehrer zeigte mir dann letzten Endes, das viele Passagen in dem Stück einfach nicht funktionieren, weil die Pauke irgendwann nur noch einen hämmernden Brei spielen würde, durch den sich die Violine nicht vernünftig durchsetzen könnte, sodass ich mehrere Abschnitte komplett überdenken musste. Was auf dem Papier super funktioniert scheitert gerne an der akustischen Umsetzung. Man sitzt vor einem leeren Blatt Papier und soll/will es mit Noten füllen. Man braucht ein Konzept, braucht eine lose dramaturgische Idee, an der man sich orientiert, Klangvorstellungen, Instrumentenkenntnis und muss wissen, WAS man überhaupt bezwecken will. Weder scheint Streitenfeld interessante Konzepte zu haben, noch lässt sich eine wirkliche dramaturgische Spannung in seiner Musik ausmachen, die Instrumentierung ist äußerst platt und banal - alleine die ballernden Perkussionsabschnitte werden den Möglichkeiten des Schlagwerks überhaupt nicht gerecht - und harmonisch wird der Score komplett von der gesamten Stangenware der Popindustrie überboten. Wenn ein fähiger Komponist Zeit und Ruhe hat entsteht meistens eine beeindruckende Musik z.B. Shores ausgefeilte "Herr der Ringe"-Musik oder Gabriel Yareds "Troja" und auch Zimmers "Gladiator" wäre niemals so ausgefallen, wenn er ihn schnell hätte runterschreiben müssen.
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Der Markt für Streitenfeld ist da, aber nicht in solchen Filmen! "Welcome to the Rileys" ist der einzige Streitenfeld-Score, den ich überhaupt nicht kenne, alle anderen sind allerdings äußerst schwach. Regisseure haben oftmals offensichtlich keine Ahnung von Musik oder wie sie verwendet und eingesetzt werden sollte, können teilweise nicht mit dem Komponisten auf Augenhöhe reden und da gehört Ridley Scott an erster Stelle dazu! Daher ist die Tytsache, dass der Streitenfeld für seine Projekte einsetzt noch lange nicht der Beweis, dass der Markt an sich für Streitenfeld da ist. Wie gesagt: Losgelöst vom Film und auf freiwilliger Basis kann jeder machen was er will, aber sobald man für einen Film komponiert, 'hängt man in der ganzen Sache drin' und bleibt nicht zuletzt dem Zuschauer etwas schuldig, genau wie der Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur, Lichtmann, Kameramann und der Musiker, der die Musik einspielt. Wenn seine Musik über die simpelsten Strukturen nicht hinausgeht, sollte er schonmal keine Orchestermusik schreiben, da er die ganzen Stimmen nicht füllen kann - auch wenn sich sein Orchestrator noch so bemüht (kann man in "Robin Hood" hören). Vielleicht wären lockerleichte Liebeskomödien was für ihn, Teniefilme, aber definitiv keine Scott-Produktionen. Ja, auch einem Herrmann oder Goldsmith werfe ich vor und kreide ich an. Ich habe Goldsmith schon öfters für die überladene "Powder"-Musik kritisiert, die handwerklich grundsolide ist, aber den Film in ein falsches Licht rückt und auf einen wesentlichen Aspekt leider nur sporadisch reagiert. Insbesondere in den orchestralen Ausbrüchen wie der Wald-Szene oder der Mobbing-Szene zum Schluss arbeitet Goldsmith handwerklich gut, aber dermaßen unpersönlich und aufgeblasen, dass es dem Film und den Szenen nicht gerecht wird. Miklos Rozsa klingt letzten Endes immer nach Miklos Rozsa. Das raue und herb Ungarische wirkt in solchen archaischen Musiken wie "Ben Hur" natürlich famos, in Westernmusiken ist dafür wenig Platz und auch postapokalyptische Filme wie "The World, The Flesh and the Devil" 'brauchen' eine andere Untermalung. Wenn Handstand schreibt: "Also ich höre da immer "Ben Hur in New York." dann ist da natürlich etwas falsch gelaufen. John Williams arbeitet handwerklich stets perfekt, aber natürlich mache ich ihm zum Vorwurf, dass seine Themen oft auf klassische Originale zurück zu führen sind, seine Leitmotive nur an der Oberfläche kratzen. Handwerk allein ist nicht alles, aber zumindest die halbe Miete und Voraussetzung für eine differenzierte und gekonnte Musik, die somit auch den Hörer erreicht. Schubert hat sich stets Gedanken zu den Liedtexten gemacht, die er vertont hat. Das Verhältnis von Text zu Begleitung ist äußerst detailreich gestaltet, ohne das Ganze aus den Augen zu verlieren, Schumann hingegen arbeitet mit Baukastenmelodien sowie blockhaften und klanglich völlig unausgearbeiteten Klavierbegleitungen. Einzig und allein harmonisch steckt Schumann viele seiner Kollegen in die Tasche. Natürlich reicht das nicht, um den Hörer voll zu treffen oder zu berühren. Es muss nunmal auf allen Gebieten zumindest eine Basis bedient werden! Und genau das macht ja Komponisten wie Herrmann oder Goldsmith mit ihren famosen Musiken so groß: Dass die gestellte Aufgabe mit einer intellektuellen Lösung gelöst wird, die zudem auch noch handwerklich brillant umgesetzt ist! Das ist auch das Problem, was ich mit vielen Hans-Zimmer-Musiken habe: Es stecken brillante und äußerst frische Ideen drin, aber das Gewand, in das sie gekleidet werden, ist der ewig dickliche künstlich aufgeblasene RCP-Kleister, in dem sich die besten Einfälle verlieren und mit dem uninspirierten Gebrummel gleichsetzen.