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Soundtrack Board

Sebastian Schwittay

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Alle Inhalte von Sebastian Schwittay

  1. Bei Carpenter sind ja immer wieder solche subversiven Ideen zu finden. Habe in den letzten Monaten einige seiner Filme erneut gesehen, u.a. inspiriert von unserer Kommkino-Carpenter-Nacht in Nürnberg, und bin wirklich ganz erstaunt gewesen, wieviel Unorthodoxes und Hollywood-Konventionen unterlaufende Elemente da tatsächlich drin sind. Werde ich in nächster Zeit noch weiterverfolgen und evtl. auch nochmal was dazu im Carpenter-Thread schreiben.
  2. Du verwechselst hier Transparenz und Klarheit des Ausdrucks mit bildbezogenem, nicht mehr wirklich sinfonisch durchkomponiertem Underscoring, wie es gerade in den vielen Passagen der zweiten Albumhälfte durchgehend zu hören ist ("The Abduction", "On the Inside", "Torn Apart", "The Ways of the Force"). Bei dem ganzen musikalischen "Stop-and-Go" und den ständigen Spannungsmomenten, die sich gänzlich dem Filmschnitt unterordnen, hat man kaum mehr den Eindruck eines bedacht konzipierten Albumschnitts, als viel mehr den eines Complete Scores, wo einfach uneditierte Filmversionen direkt aufs Album genommen wurden. Bin ich so von Williams nicht gewohnt, und höre ich auf den Albumschnitten wirklich starker Williams-Scores auch nirgends. Na, dann stimmst du mir ja zu. Wenn man fast die Hälfte eines STAR WARS-Scores herauskürzen kann, ohne dass dadurch Wesentliches verloren geht, ist das schlussendlich nicht besser als bspw. ein Beltrami, aus dem man genauso viel redundantes Material herausnehmen kann. Nur wird THE FORCE AWAKENS als Großtat gefeiert, THE SNOWMAN jedoch nicht. Verzerrte Verhältnisse - und mein Hauptkritikpunkt in der ganzen Debatte.
  3. In 10, 15 Jahren werde ich vielleicht auch mal die Lust darauf verspüren, mich retrospektiv in die CAPTAIN AMERICA- und AVENGERS-Reihen zu versenken, möglicherweise gibt es da tatsächlich ein paar Schätzchen zu bewundern... Über den zweiten CA habe ich ja zumindest schon einige interessante Einschätzungen gelesen. Bis dahin reicht mir ANT-MAN als positive Überraschung - nach der ich auch nicht suchen musste, sondern die @Csongor ganz unvorbereitet über mich gebracht hat. Warum "müssten"? Dieser funktionalistische Imperativ ist doch gerade Schuld daran, dass heutige Blockbuster-Produktionen so abgezirkelt und leblos daherkommen.
  4. Kurze Ostinato-Strukturen und kleinteilige, à la Strawinsky baukastenmäßig ineinandergesetzte rhythmische Figuren, häufig in ungerader Metrik. Beispielhaft zu hören in "Escape from the City" aus WOTW.
  5. Ihr immer mit euren Vorstellungen, wie und auf welche Weise genau ein Film funktionieren muss. Ist doch überhaupt kein Problem, wenn eine Nebenfigur zum heimlichen Star wird. Inwiefern schränkt das die Freude am Film ein?
  6. Sehe ich genauso. Neben TRUE LIES ist TITANIC rhythmisch und dramaturgisch vielleicht Camerons einziger, wirklich perfekter Film. Liebesbeziehungen zwischen Bubis und reifen Damen funktionieren für dich nicht? Dann wirst du aber an einem ganzen Haufen schöner Filme keinen Gefallen finden.
  7. Das ist ja gerade das schöne an diesem Marvel-Film, dass er auch als unterhaltsamer Einzelfilm funktioniert und nicht unbedingt zur siebenteiligen, weltumspannenden Menschheitsschlacht ausgebaut werden muss.
  8. Zusätzliche Anmerkung: ein STAR WARS-Score, aus dem man 30-40 Minuten herauskürzen muss, damit er sich als sinfonisch rundes Hörerlebnis rezipieren lässt, ist für mich keine allzu erfreuliche Sache mehr - gerade noch "gut" womöglich, aber sicher nicht in irgendeiner Weise besser als aktuelle Beltrami-Schneemänner oder ähnliche, vermeintlich "nicht zündende" Filmmusiken, über die sich im Gegensatz zu *STAR WARS* und *John Williams*gerne und konsequent ausgeschwiegen wird. Angesichts eurer Hörpräferenzen verständlich, passt sich Williams hier doch dem eher unauffälligen, kleinteiligen Schreibstil seiner Zeitgenossen an - im Vergleich mit MINORITY REPORT oder WAR OF THE WORLDS aber doch weitaus facettenärmer, und im Vergleich mit allen anderen STAR WARS-Scores schon nahezu unscheinbar.
  9. Der Grund, wieso ihr das nicht nachvollziehen könnt, ist ganz offensichtlich, dass ihr euch auf die (unbestreitbar vorhandenen) Highlights der Musik konzentriert, die inhaltlich aber auch von der Konzertsuite abgedeckt werden. Ich bitte euch nun einfach mal, folgenden, über 30-minütigen (!) Albumschnitt anzuhören, den ich gerade nach erneutem Durchhören des Scores zusammengestellt habe, und der wohl abschließend ganz gut deutlich machen sollte, was ich meine: The Attack on the Jakku Village Rey Meets BB-8 Maz's Counsel Kylo Ren Arrives at the Battle The Abduction Han and Leia Snoke On the Inside Torn Apart The Ways of the Force Wenn nach Genuss dieser halben Stunde immer noch nicht deutlich geworden ist, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil dieses Williams-Scores aus bildbezogenem Geplänkel und immer wieder von filmbedingten Leerstellen durchzogenem Underscoring mit gelegentlich pflichtschuldig eingestreuten Signatur-Themen besteht, das dem mittelmäßigen EPISODE III keineswegs überlegen ist, dann zweifle ich an der Aufmerksamkeit eurer Hördurchgänge. (Die dramaturgischen Leerläufe in "The Scavenger", "The Rathtars!", der Einleitung von "Follow Me" und im Mittelteil von "Farewell and the Trip" habe ich übrigens unberücksichtigt gelassen.) Thanks for considering.
  10. Am Donnerstag endet die Voting-Periode für die Globes (Nominierungen am 11. Dezember) und diese Woche wurden schon die ersten Gewinner der Filmkritikverbände bekanntgegeben. Zeit für unseren jährlichen Award-Spekulations-Thread. In der Score-Kategorie sehe ich dieses Jahr drei safe bets: THE SHAPE OF WATER (Desplat) DARKEST HOUR (Marianelli) THE POST (Williams) Sofern Zimmers DUNKIRK nicht disqualifiziert wird, wäre das die Nummer 4. Auf den verbleibenden Platz ist vor einigen Tagen Greenwoods PHANTOM THREAD als neuer Favorit aufgestiegen - ich könnte mir allerdings genauso gut Academy-Liebling Thomas Newman für VICTORIA & ABDUL vorstellen, ebenso Michael Giacchino für COCO. Pixar-Animationsfilme werden ja gerne auch für die Musik nominiert, und COCO passt mit seiner Musikergeschichte auch thematisch ganz wunderbar. Eher auszuschließen ist in meinen Augen Carter Burwell (THREE BILLBOARDS ist sehr kurz und WONDERSTRUCK als Film total untergegangen), sowie Williams mit STAR WARS. Die Williams-Nominierung wird mit größter Sicherheit an THE POST gehen, und zwei mal Williams halte ich für unwahrscheinlich.
  11. Ich empfehle, sich dazu jeweils die erste Runde der Soundtrack-Board-Awards anzuschauen, da ist zumindest seit 2013 alles Wesentliche dabei. 2013: https://www.soundtrack-board.de/topic/13431-das-board-nominiert-die-scores-für-die-oscar-verleihung-2014-teil-1/ (Ausnahme bei diesem Jahrgang: Martin hat hier nur die qualifizierten Oscar-Scores aufgelistet, es gab noch keine Board-eigene Nominierungsliste. Es fehlen hier einige wichtige Scores des Jahres, u.a. A GOOD DAY TO DIE HARD (Beltrami), ADORE (Gordon) und SNOWPIERCER (Beltrami). Ergänzend hilft da ein Blick in den Best-of-2013-Thread.) 2014: https://www.soundtrack-board.de/topic/14488-der-beliebteste-kino-soundtrack-2014-die-abstimmung-runde1/ 2015: https://www.soundtrack-board.de/topic/15151-der-beliebteste-kino-soundtrack-2015-runde-1/ 2016: https://www.soundtrack-board.de/topic/15735-der-beliebteste-kino-soundtrack-2016-runde-1/ Für die Jahre 2010 bis 2012 studierst du die Best-of-Threads (etwas mehr Arbeit): https://www.soundtrack-board.de/topic/9508-best-of-2010-eure-soundtrack-board-awards/ https://www.soundtrack-board.de/topic/10876-best-of-2011-die-soundtrack-board-awards/ https://www.soundtrack-board.de/topic/11956-best-of-2012/
  12. Bester Score bei den L.A. Film Critics. Bei den Oscar Predictions von AwardsCircuit ist der Score mittlerweile auf Platz 1. http://www.awardscircuit.com/best-original-score-2/
  13. Das ist sie bei vielen großartigen Filmen. Aber ist zum Glück auch völlig irrelevant für die Frage nach der Qualität.
  14. Das Argument ist jetzt aber nicht sonderlich sinnvoll. In seinen Konzertwerken gibt er sich ja immer noch sichtlich (mehr) Mühe. Am Alter kann's demnach nicht liegen. Die Zeit wird es wohl nicht gewesen sein. Dann wohl eher der wenig inspirierende Film. Seine Lust, den nächsten Teil zu vertonen, hielt sich ja scheinbar auch in Grenzen.
  15. Ja, blöderweise kenne ich "The Escape" nach diesem Posting auswendig. Ich fühle mich verschwendet.
  16. Ich verweise wieder auf mein Credo "Ästhetik über Funktionalität". Man hätte es musikalisch sicher noch ein wenig abwechslungsreicher gestalten können - hypnotische Wirkungen lassen sich ja z.B. allein schon durch rhythmische Bewegungen erzeugen, die man in den darüber liegenden Harmonien oder melodischen Linien dann "geschäftiger" ausgestalten kann. Als Beispiel: Jonny Greenwood hat das in "Alethia" aus THE MASTER ziemlich klasse hinbekommen. In den ersten fünf Minuten hält die Musik ja nur eine Spannung aufrecht - handwerklich solide, aber doch ziemlich bildbezogene Überbrückungsmusik, die im Film ihren Zweck erfüllt, sich aber dramatisch in keine Richtung bewegt, eher auf der Stelle steht. Als Komponist hätte ich eine solche Passage niemals auf den Albumschnitt genommen, da es abseits der Funktionalität im Film wenig bis kaum ästhetischen Mehrwert hat. Der ausgedehnte, actionreichere Teil ab 4:56 bietet auf instrumentatorischer Ebene ein paar nette Effekte, hat aber auch wieder diesen abwartenden "Puls-Charakter", der auf das schlussendliche "Go!" in der Action wartet (siehe 5:56 oder 7:11), inklusive bildbezogener Unterbrechungen (8:13) und ständiger Wechselakkorde. Für mich letztlich ein filmdienlicher Track, ohne eigene, vom Film unabhängige dramaturgische Struktur. Oder auch: Underscoring.
  17. Das hintergründige, gedämpfte "Unterwasser"-Hauptthema ist wirklich schön, v.a. die Instrumentierung mit dem Theremin-ähnlichen Pfeifen, was gewisse 50er-Monsterfilm-Assoziationen weckt, und der Glasharmonika. Was mich allerdings wieder stört, ist der extrem durchgezogene Minimalismus: viele Passagen, selbst die Konzertversionen der beiden Themen, bleiben minutenlang statisch auf einem Wechsel zwischen zwei Akkorden stehen. Ganz auffallend in "Elisa's Theme", aber auch schon im ersten Track. Im Film mag das die passende, hypnotische Wirkung entfalten, als Hörerlebnis wird mir das aber schnell zu eintönig. Gegen Ende nimmt die Musik an Fahrt auf, mit drei oder vier dramatischen Tracks, die die Musik ein wenig aus ihrem Trott reißen, aber für einen Best-Score-Oscarkandidaten finde ich es insgesamt zu gleichförmig - zumal auch das thematische Material in den vielen Reprisen wenig verarbeitet und meistens einfach in Reinform wiederholt wird. Letztlich eine solide Desplat-Musik unter vielen, mir genügen daraus aber vier bis fünf Tracks, darunter "The Shape of Water", "Elisa and Zelda" und "Overflow of Love".
  18. Wer die Musik noch nicht kennt, und gerne noch ausführlicher reinhören würde, hier meine 2010 gebastelte Suite aus dem Material der Goldsmith-at-Fox-Box: Verwendete Tracks: "A New Passenger", "The Landmasters", "Valley of Death", "Don't Bug Me", "A Different World", "End Title" (z.T. aber editiert und nicht in voller Länge)
  19. Gut, dann hat Williams bei der Vertonung des letzten Filmdrittels aber wirklich gepennt. Abgesehen von den konzertant auskomponierten Stücken (Scherzo, Marsch) ist ab Track 13 echt das Licht aus.
  20. Tatsächlich nur 34 Minuten. Hatte immer das Gefühl, dass mehr Musik im Film ist.
  21. Du lässt mich aber auch ständig auflaufen, Martin... Nein, dass durch diese beiden Figuren eine ziemlich klare Fokussierung auf die menschliche Welt vorgenommen wird. Ich fand überhaupt nicht, dass der Mensch in MAN OF STEEL so klein geschrumpft ist, wie du es beschrieben hast.
  22. Hm, zumindest ist mir seit einiger Zeit keine so medienwirksame Reduktion eines Williams-Scores mehr aufgefallen. Die Suite war ja kurz nach Kinostart schon nahezu omnipräsent. Wirkte auf mich fast, als wollte man vom Soundtrack-Album ablenken.
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