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Soundtrack Board

Sebastian Schwittay

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Alle Inhalte von Sebastian Schwittay

  1. Per se natürlich nichts. In den 60ern und 70ern wurde auch inhaltliche Qualität in Filmen untergebracht, aber eben nicht mit dieser "schaut her, wie clever das alles ist"-Attitüde. Wenn ich mir z.b. frühe John-Frankenheimer-Filme wie THE MANCHURIAN CANDIDATE oder SECONDS anschaue, sehe ich da genauso viel Komplexität und inhaltliche Qualität wie bei Nolan oder einer supercleveren modernen TV-Serie, nur eben ohne die große Selbstdarstellung. Außerdem - und das finde ich wie gesagt am schlimmsten - hat der aktuelle Komplexitäts- und Qualitäts-Trend die Zuschauer konditioniert: man schaut heute einen Film immer mehr mit der Sorge, irgendetwas zu verpassen oder nicht zu verstehen und verliert dabei das aus den Augen, was das eigentlich Interessanteste am Film ist: die Feinheiten der Inszenierung, der Atmosphäre und der Farben; die Schauplätze, die Ausstattung, die Musik... also all das, was die Wirkung eines Films am meisten ausmacht. Anstatt z.B. einfach mal in der Stimmung einer Location zu schwelgen oder eine dynamische mise-en-scène zu genießen, wird sich auf Handlungsverläufe und logisches Verhalten von Figuren konzentriert. Der Zuschauer ist zum kleinen Sherlock erzogen worden, ist jetzt quasi selbst Drehbuchspezialist - und statt zu bewundern und sich treiben zu lassen, will er den Filmemachern ihren Job erklären, es am liebsten selber besser und cleverer machen. Und die Studios richten sich mittlerweile auch danach und lesen König Kunde jeden Wunsch von den Lippen ab. Eine komische und mir persönlich sehr unsympathische Entwicklung.
  2. War nur ein Beispiel. Dieser Trend zu komplexen und betont cleveren Erzählstrategien kulminiert bei Nolan, findet sich aber v.a. auch im "Quality TV" (Serien wie THE WIRE, DEXTER, HOUSE OF CARDS oder DAMAGES) und mittlerweile auch überall dort, wo umfangreiche Erzähluniversen unterhalten werden, eben im Bereich der Franchises. Der heutige Zuschauer ist da schon ziemlich auf Linie gebracht.
  3. Das ist nicht herablassend oder arrogant, sondern einfach nur eine kritische Anmerkung zur heutigen Filmrezeption. Und es war auch gar nicht direkt auf dich gemünzt, denn die Kritik am Verhalten der Crew in ALIEN: COVENANT liest man ja wirklich in jedem zweiten Facebook-Posting zum Film.
  4. Ich wusste bis gestern gar nicht, dass der Film so negativ ankommt. Aber ich hätte es mir denken können: wenn der philosophische Anspruch zurückgefahren wird, ist es für den gemeinen Fan heutzutage schon Trash. Dabei finde ich die angebrachten Kritikpunkte meist nur hanebüchen. Die Crew verhält sich dämlich? Ja, und? Wer möchte denn in einem Film nur Buchhaltern zusehen, wie sie in jeder Situation alles richtig machen? Aber so ist der Korinthen-kackende Filmfan unserer Zeit nun mal drauf: gepolt auf Logik und Ratio, immer auf der Jagd nach den bösen kleinen Irritationsmomenten und Unstimmigkeiten, die nicht ins perfekt gestriegelte Filmbild Nolan'scher Prägung passen. Wenn sich am Ende nicht der elaborierteste narrative Zaubertrick vor einem entfaltet, hat der Film versagt. Ziemlich öde, diese Form der Filmrezeption.
  5. Die filmmusikalischen Leckerbissen sucht man sich eben heutzutage besser im Autorenkino oder im Genrekino außerhalb der großen Franchises und Eventmovies. Davon gibt's ja zum Glück auch noch reichlich.
  6. Hoffentlich wird es so gut wie sein tolles Universal-Logo für das PSYCHO-Remake von '98.
  7. Das ist doch nie und nimmer von Elfman. Außerdem ist das kein Logo-Thema, sondern ein Trailer für die Neuvermarktung der alten Universal-Horrorfilme.
  8. Ein ganz wunderbarer Film ist das geworden, hätte ich nicht gedacht. Nach dem übermäßig bedeutungsschwangeren PROMETHEUS mit seinem pseudo-philosophischen Gehabe hat sich Scott hier wieder auf die Tugenden des Genrekinos besonnen und einen fiesen, dunklen und unbequemen Reißer gedreht: mit viel Dreck, strömendem Regen, tiefen Wäldern und dunklen Gemäuern, mit grauenhaft blutigen Ausbrüchen, Sex unter der Dusche und LKWs, die aus Raumschiffhangars purzeln. Nach der seltsamen Sterilität von PROMETHEUS (der als Franchise-Reboot verständlicherweise niemanden verprellen wollte) scheint Scott bei COVENANT wieder einen ALIEN-Film direkt aus dem Bauch heraus gemacht zu haben - find ich gut. Wenn er so unbeschwert weiter macht, freue ich mich auf weitere ALIEN-Filme von ihm.
  9. FIREWALL. Der vielleicht aggressivste Score von Desplat, der auch am ehesten seine Fähigkeiten als Action- und Suspensekomponist unter Beweis stellt.
  10. Immer die gleichen ollen Kamellen. Demnächst dann bitte nochmal FIRST BLOOD.
  11. Genau das ist es, was mich am derzeitigen Hollywood (v.a. im Bereich der Franchises, und da am meisten im Bereich der "Cinematic Universes") ziemlich anödet: es zählt nicht mehr der einzelne Film, sondern nur noch der große epische Bogen, dem sich die Einzelwerke unterordnen müssen. Alle Fäden laufen in einem großen Erzählknäuel zusammen, alles muss gigantisch und weltumspannend sein, am besten in 20- bis 50-teiligen Filmreihen, die - dem kapitalistisch-neoliberalen Zeitgeist entsprechend - von irgendwelchen Marktforschern an der Flipchart für 15 Jahre im Voraus konzipiert werden. Diese Markteroberung führt letztendlich zu einer unglaublichen Monokultur: große Hollywood-Produktionen sind heute zu über 80 % Teil irgendeines (Disney-)Franchises - was anderes hat da gar keinen Platz mehr. Was von vielen naiven Konsumenten als Höhepunkt komplexen Erzählens gefeiert wird, ist in Wirklichkeit nur das Symptom der Marktvereinnahmung durch einen Megakonzern. Serielles Erzählen als Affirmation des kapitalistischen Systems. DC folgt diesem Prinzip der übergeordneten, auf "Nachhaltigkeit" ausgelegten Erzählung übrigens genauso wie Marvel. Man schaue sich nur die ganzen Verweise und Einwürfe in BATMAN V SUPERMAN oder SUICIDE SQUAD an. Der einzelne Filme reicht nicht mehr, es muss alles in riesige Zusammenhänge gestellt werden. Der Film als Rädchen im Getriebe. War für mich nie ein Problem. Es darf albern, kindisch, auf Action und Ballerei zentriert und vollkommen unkünstlerisch sein. Aber es sollte wieder etwas mehr als einzelner Film gedacht sein. Ich hab keinen Bock mehr auf Serien und unendliche story arcs im Kino.
  12. FRENCH CONNECTION II (John Frankenheimer, USA 1975) Ich bin noch ganz baff, obwohl das Filmerlebnis schon über eine Woche her ist. Ich mag Friedkins Original sehr, finde aber Frankenheimers radikale Fortsetzung und Zuspitzung der Gangsterjagd fast noch intensiver und beklemmender als den ersten Teil. Gene Hackman als Heroinfahnder Popeye macht sich auf den Weg nach Marseilles, um dort Drogenboss Charnier, der am Ende des ersten Teils entwischt, doch noch dingfest zu machen. Vor Ort erwartet den Cop nicht nur die totale kulturelle Desorientierung (er spricht kein Wort französisch), sondern er wird von Charniers Handlangern auch noch entführt und mit Heroin vollgepumpt. Der gesamte Mittelteil des Films schildert Popeyes Drogen- und Entzugshölle, bevor er schließlich - deutlich gezeichnet - den Kampf wieder aufnehmen kann. Der Endspurt der Jagd wird zum auszehrenden Kraftakt, an dessen Ende einer der unbefriedigendsten und schmucklosesten Showdowns der 70er steht. Ich schaue mich gerade durch Frankenheimers Filmographie und schließe einige Lücken, und FRENCH CONNECTION II ist bislang eine der großartigsten Neuentdeckungen für mich. Frankenheimer lässt das Konzept des Vorgängers vollkommen eskalieren und wirft Hackmans Figur ins völlige Chaos, bringt sie in existenzielle Bedrängnis. Dabei mutet das europäische Setting - obwohl es uns geographisch näher ist - fremdartiger und bedrohlicher an als die kalten Straßenschluchten New Yorks im ersten Teil. Ein toller Film, wird die nächsten Tage gleich nochmal geschaut.
  13. Ich war auch da, allerdings nur bis Samstag Mittag. KLASSEN FEIND und BABY waren auch meine Favoriten - schön war auch der VULKAN DER HÖLLISCHEN TRIEBE am ersten Abend. MAGDALENA - VOM TEUFEL BESESSEN hätte ich gerne nochmal auf 35mm gesehen, ich mag den Film sehr, aber ich war leider staubedingt zu spät vor Ort. Was ich im Vorführraum noch von der Kopie gesehen habe, sah auch supergut aus - entgegen der Erwartungen kein bisschen rot.
  14. Von Goldsmith vermisse ich noch THE DON IS DEAD (1973) und THE MAN (1972). Beides starke Arbeiten zu tollen Filmen, hoffentlich existiert davon noch irgendwo Bandmaterial. Ansonsten würde ich mich freuen, wenn eine meiner Lieblingsmusiken von Howard Shore endlich den Weg auf Tonträger finden würde: SINGLE WHITE FEMALE von 1992. Und ebenfalls desperately wanted: Gil Mellés effektvoller Horrorscore zu Michael Winners THE SENTINEL (1977).
  15. Bei mir lief der in dem Alter auch rauf und runter. Finde den Score heute sogar fast noch besser als damals: je größer der zeitliche Abstand zu den 90ern wird, desto interessanter und reizvoller finde ich den bunten Exzess dieser Ära.
  16. Das London Contemporary Orchestra macht spannende Sachen... hat u.a. schon mit Jonny Greenwood zusammengearbeitet und spielt Live-Aufführungen von THERE WILL BE BLOOD. Finde ich potenziell interessanter als die übliche 80-Mann-Hollywood-Studio-Symphony-Besetzung.
  17. Finde ich gut. Außerdem frage ich mich, ob das "Musiksuche aus Filmen"-Unterforum weiterhin bestehen bleiben sollte. Da tummeln sich größtenteils nur User-Eintagsfliegen, die nach einmaligem Gesuch schon wieder verschwunden sind. Finde ich ziemlich sinnlos - ganz abgesehen davon, dass wir hier keine Service-Anlaufstelle, sondern ein Diskussionsforum sind.
  18. Sehr schön, dass es nun doch noch weiter geht. Wäre ein herber Verlust für die deutsche Filmmusikszene gewesen. Und toll, dass nun auch alte Stammuser, die länger inaktiv waren, wieder ins Board zurückkehren (hallo Fredie alias @Sayarin ).
  19. Ist das jetzt wirklich ernst gemeint? Falls ja: ich kann die privaten Gründe, d.h. fehlende Zeit und Motivation, absolut nachvollziehen, aber wäre es dann nicht eine bessere Idee, nach einem Nachfolger für die Administration zu suchen? Das Soundtrack-Board ist ein fester Bestandteil, vielleicht sogar eine tragende Säule der Filmmusikkultur im deutschsprachigen Raum und sollte nicht einfach so verschwinden. Diese Abschaltung wäre wirklich ein derber Cut, der unserer eh schon randständigen kulturellen Nische einen ziemlichen Tritt verpassen würde. Lasst uns da doch eine andere Lösung suchen.
  20. Hmpf. Wallfisch hat mich bislang noch kein einziges Mal überzeugt, erst recht nicht im Horrorgenre. Sein LIGHTS OUT war ein biederer JNH-Klon - zum Einschlafen.
  21. Großartig! Den obskuren MAKING LOVE kannte ich sogar noch gar nicht... Solche schönen Erstveröffentlichungen würde ich mir auch im Club mal wieder wünschen.
  22. Sehr schön, werde ich mir auch holen. Bislang ein ziemlich guter Start ins Veröffentlichungsjahr 2017 (siehe aktuell auch der Rosenman bei Intrada).
  23. Wie alle der Zarathustra-Veröffentlichungen gibt es das Album leider nicht auf Spotify, nur als Download bei iTunes. Ich denke nicht, dass die Musik hier große Begeisterungsstürme entfachen würde. Eine zirkushaft-groteske Mischung aus südosteuropäischer Folklore ("Brass Band Bergomask"), den Goldenthal-typischen E-Gitarren und Saxophonen ("The Mechanicals Big Wave") und ätherisch-hypnotischen Klangcollagen, nicht unähnlich den ruhigen Passagen aus THE TEMPEST. Das Ensemble besteht aus einer Jazz- bzw. Brass-Band, einigen Solo-Instrumenten und Synthesizern. Orchester gibt es keins. Besonders befriedigend finde ich das Hörerlebnis nicht. Die Musik kann sich - auch wegen der kurzen Spielzeit - kaum wirklich entfalten, die Elemente stehen recht disparat nebeneinander und entwickeln sich kaum. Schöne musikalische Bögen wie in THE TEMPEST gibt es nicht, es fehlt selbst den einzelnen Stücken an Binnenstruktur. Auffallend ist das insbesondere im Finale ("Oberon's Blessing"): ein wunderbarer, an "Prospera's Coda" aus THE TEMPEST erinnernder Ansatz, bei dem man sich wünschen würde, dass er sich noch ein paar Minuten weiterentwickeln würde. Empfehlenswert ist das insgesamt nur für Liebhaber des "alternativen" Goldenthals à la THE BUTCHER BOY oder THE TEMPEST. Und selbst in dieser Nische ist A MIDSUMMER NIGHT'S DREAM kein essentielles Highlight. Meine Lieblingstracks: "The Mechanicals Big Wave" und das "Lover's Lament" mit seinen schönen Cello-Flageolett-Klängen.
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