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Soundtrack Board

Sebastian Schwittay

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Alle Inhalte von Sebastian Schwittay

  1. Uff, Leute... mir geht's bei meiner Argumentation nicht um die Musik selber (ich mag vieles vom 90er-Goldsmith), sondern um die Veröffentlichungen, die eben wie Teil eines großen, ramschigen Nostalgie-Projektes wirken. Die totale Kommerzialisierung, die so natürlich auch im Rahmen von 60er- und 70er-Filmmusik betrieben wird, nur eben nicht mit solch einer Breitenwirkung (siehe z.B. das Ausschlachten der Morricone-Musiken in Italien).
  2. Muss ich das jetzt wirklich ausführen? In meiner Wahrnehmung bedienen diese ganzen 90er-Expandierungen kein Interesse an individuellen Komponisten, sondern eine allgemeine, verfrühte Nostalgie für ein schmerzlich vermisstes Jahrzehnt. Ob da nun STARSHIP TROOPERS oder CONGO oder was auch immer wiederbelebt wird - es hat alles einen unpersönlichen, kommerziellen Touch, es scheint nur noch um die Wiederbelebung eines nostalgischen Gefühls zu gehen. Deswegen verbuche ich CHAIN REACTION, EXECUTIVE DECISION und Konsorten nicht unter den gleichen Vorzeichen wie einen CABLE HOGUE oder ADRIAN MESSENGER.
  3. Achso, dann meinte er wohl die ganzen unsinnigen 90er-Expandierungen - die laufen bei mir schon gar nicht mehr unter Goldsmith. Der letzte Club-Goldsmith war in meinen Augen THE LIST OF ADRIAN MESSENGER.
  4. Das Problem scheint zu sein, dass Scores wie HOSTAGE und FIREWALL einfach zu unbekannt sind, und sich daher kaum jemand "Desplat in Action" vorstellen kann. Desplats Popularität kam leider erst ab ca. 2007. Ich selbst kann diese Fragen allesamt kaum nachvollziehen. Ich habe Desplat als Suspense- und Actionkomponisten kennengelernt - so merkwürdig das für manche auch klingen mag.
  5. Die ALIEN-Reihe, eins der filmmusikalisch stärksten Franchises der Filmgeschichte, kommt gänzlich ohne stringente rote Linie aus - in jedem Film ein anderer Komponist, ein anderer Stil, anderes thematisch-motivisches Material. Sicher, es ist Horror, wo es eh nicht auf große thematische Ausschweifungen ankommt, aber es ist doch ein schönes Beispiel dafür, wie eine Filmreihe unter individualistischen Gesichtspunkten gestaltet und die mitwirkenden Künstler nicht in eine straighte Linie gezwungen werden.
  6. Ob Desplat sich schon mit guter Actionmusik hervorgetan hat, hat nichts mit "Meinung" zu tun. Die Scores, an denen sich das nachprüfen lässt, sind da - du kennst sie scheinbar nicht, ist auch kein Problem, aber dann stelle bitte auch keine falschen Behauptungen auf wie...
  7. Wenn du offensichtlich so wenig Ahnung hast, dann halte dich doch einfach mal zurück. Desplat hat sich schon früh in seiner Karriere als fähiger Actionkomponist qualifiziert (HOSTAGE, FIREWALL). Im Falle von ROGUE ONE wäre das sicherlich auch was Feineres geworden als die nun drohende Giacchino-Grobmotorik.
  8. Da stimme ich zu. Deswegen gute Musik in den Temp. Nach wie vor finde ich es aber unzielgerichtet, sich allein auf irgendeine Methode einzuschießen und diese für sinkende Qualität verantwortlich zu machen - und dann auch noch so zu tun, als ob das alles ein bedauernswerter Unfall wäre, den ja niemand wollte. Das Problem sind die Menschen und ihre Einstellungen. Bewusste Entscheidungen von Regisseuren und Produzenten, teilweise auch von "versauten" Jung-Komponisten, die von den Irrwegen heutiger Blockbustervertonungen selbst überzeugt sind, weil sie damit aufgewachsen sind. Da sollte angesetzt werden - nicht bei irgendwelchen Methoden oder SOPs, die bestenfalls Symptom, aber niemals Ursache sind.
  9. http://www.schnittberichte.com/news.php?ID=11073
  10. Schlechte Musik hat keine Eigenartigkeit und fällt nicht besonders auf. Das prädestiniert sie für die vorherrschende Ästhetik im Filmemachen, sich eher auf Charaktere und Storytelling zu konzentrieren, und den Zuschauer nicht mit abstrakten Dingen wie Musik abzulenken.
  11. Im Rahmen der heutzutage vorherrschenden Ästhetik würden sie nicht mal reinkommen. Da liegt ja das Problem: die Vorliebe für schlechte Musik, und die Ablehnung guter Musik.
  12. Die Temp-Track-Methode hat nach meinem Dafürhalten auch wenig mit der Austauschbarkeit moderner Blockbuster-Scores zu tun. Temp-Tracks gab es schon immer - ich erinnere an das Vorbild, an das sich Alex North bei der Vertonung des 2001-Vorspanns halten musste. Das Resultat: sein Stück für die Szene ist großartig, auch wenn es klar an Strauss orientiert ist. Wenn gute Musik im Temp liegt, sehe ich überhaupt kein Problem. Aber das ist eben meistens nicht der Fall. Da liegt dann eher was Populäres, Generisches aus den letzten paar Jahren drunter: Jablonsky, Zimmer, Tyler, aktueller James Newton Howard oder was auch immer. Und da liegt das Problem: die bewusst gewählte musikalische Ästhetik. Wenn die Regisseure sich von heute auf morgen nur noch Corigliano, Goldenthal und frühen Goldsmith in den Temp laden würden, wären wir im siebten Himmel.
  13. Das Problem heutzutage sind nicht die fehlenden Themen, sondern die mangelhafte satztechnische Faktur der Mainstream-Scores. Elliot Goldenthal, eins der prominenten Aushängeschilder der "Qualitätsfilmmusik" der 90er, hatte in den meisten seiner Scores auch keine großen, mitsummbaren Themen. Was heuzutage fehlt, ist guter, individueller Orchestersatz und ein gewisser Sinn für orchestrales Spektakel. Themen sind nicht das Problem, die kann jeder schreiben - und es wird auch immer noch gemacht.
  14. [amazon=B003M987W4][/amazon] DER RICHTER UND SEIN HENKER / IL GIUDICE E IL SUO BOIA (Ennio Morricone) Eine meiner liebsten Morricone-Musiken - geschrieben zu Maximilian Schells Dürrenmatt-Verfilmung aus dem Jahr 1975. (Das für die CD verwendete Postermotiv rückt den Film unsinngerweise in die Nähe des Giallo.) Die Musik zum herbstlichen Alpenkrimi schwankt zwischen schwermütiger Melancholie und kauziger Groteske, und präsentiert das eingängige Hauptthema mal mit gespenstischer Frauen-Vokalise, mal in humoristisch-volksmusikalischem Gewand, passend zum Schweizer Setting.
  15. Süffig-romantischer Hollywood-Sound vermischt mit süffig-romantischem Hollywood-Sound ergibt nach meiner Rechnung wieder das gleiche. Anyway: ich hätte mir bei einem Konzertwerk namens "Collage" auch mehr stilistische Kontraste gewünscht, evtl. auch mit Einbrüchen ins Modernistische oder Freitonale. Eben eine Collage. Aber mit der Namensgebung seiner Konzertkreationen hatte es Horner am Ende ja eh nicht mehr so - auch sein großspurig konzipiertes "Doppelkonzert" macht dem Gattungsbegriff wenig Ehre.
  16. Das Schöne an Kunst ist, dass sie für den Zugang des Rezipienten offen ist. Der Autorenbegriff tritt in medien- und kunstwissenschaftlichen Diskursen ja auch immer mehr in den Hintergrund: die berühmte Frage, was uns der Autor damit sagen wollte, ist mittlerweile von weit geringerem Interesse als das, was das Kunstwerk in seiner Eigendynamik beim Publikum und in der Gesellschaft bewirkt. Kurz gesagt: das eigentlich Interessante ist das, was die Menschen in einem Film sehen. Nicht unbedingt immer das, was eigentlich intendiert war. Aber wie gesagt: derbe Komödien müssen nicht zwangsläufig doof sein - wieso soll man die nicht genauso interpretierend lesen können wie einen kunstsinnigen Arthouse-Film?
  17. Ja, die z.T. recht drastischen Effekte sind für die Zeit schon ungewöhnlich (v.a. das Aufsetzen der Maske am Anfang oder der offene Brustkorb der Hexe, bei dem die Organe frei liegen). Alles drumherum empfand ich aber als furchtbar trocken und steif - gediegener Aristokraten-Kostümfilm-Horror, den man in den Hammer-Filmen zu dieser Zeit fast baugleich bekam.
  18. Ich kannte ihn bislang noch nicht, war dann aber doch etwas enttäuscht. Mein mittlerweile dritter Versuch, mit Mario Bava warm zu werden (auch BAY OF BLOOD und SHOCK haben mich nicht so richtig überzeugt). Ich finde Lamberto, seinen Sohn, filmisch einfach viel interessanter. LISA E IL DIAVOLO werde ich noch austesten, bei Gelegenheit vielleicht auch mal OPERAZIONE PAURA, der ja wichtiger Einflussgeber für Lynch gewesen sein soll - aber allzu große Hoffnung habe ich nicht mehr.
  19. LA MASCHERA DEL DEMONIO (Mario Bava, 1960) DIRTY HARRY 1-4 (Don Siegel, Ted Post, James Fargo, Clint Eastwood, Buddy Van Horn, 1971-1988) L'ANTICRISTO (Alberto De Martino, 1974) (Von letzterem allerdings die Ausgabe in der großen Hartbox.)
  20. Gerne. Hier übrigens nochmal das vollständige Programm und weitere Infos zum Italo-Cinema-Festival vom 7. bis 9. Oktober: http://www.italo-cinema.de/sonstiges/filmclub https://www.facebook.com/events/572033249629935/?active_tab=posts
  21. Spaß und Reflexion müssen sich nicht gegenseitig ausschließen, oder? Ja, ganz furchterbar! Schau dir bloß niemals THE EXORCIST an.
  22. Ein gewisser Tom English hat ein Foto seines Exemplars schon vor zwei Tagen gepostet. https://www.facebook.com/groups/35343836731/permalink/10153908899246732/ (Ist allerdings in der geschlossenen "Scores & Soundtracks"-Gruppe, daher weiß ich nicht, ob der Link bei allen funktioniert.)
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