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Sebastian Schwittay

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Alle Inhalte von Sebastian Schwittay

  1. Niemand zwingt irgendwen, einen bestimmten Job auszuüben. Vom Komponieren für Filme muss demnach gar niemand leben. Ich würde niemals auf die Idee kommen, etwas zu meinem Hauptbroterwerb zu machen, was mir keinen Spaß macht. Und wenn es den Komponisten trotzdem Spaß macht, nur Vorgaben zu erfüllen, dann tragen sie eine Mitschuld an den Zuständen. Ich kenne all die von dir angeführten Aussagen von Komponisten - ich war beim Hollywood Music Workshop und hatte in der Uni Seminare bei bekannten deutschen Filmkomponisten. Aber ich teile die Meinung dieser Leute nicht. Es bringt nichts, die Situation des Filmkomponisten anzuerkennen und dann trotzdem im Hamsterrad weiterzustrampeln. Die Einstellung "Hauptsache, ich kann (Film-)Musik machen, egal nach welchen Maßstäben und unter welchen Bedingungen" führt dazu, dass sich Produzenten und Marketingstrategen immer mehr in ihrer Machtposition bestätigt fühlen. Und diese Einstellungen dann auch noch mittels journalistischer Sprachrohre in die Köpfe des Nachwuchs zu pumpen, finde ich verantwortungslos.
  2. Anne, mir ist schon klar, was ein Filmkomponist heutzutage alles zu berücksichtigen hat - ich bin schließlich selber einer. Und ich kenne auch all die desillusionierenden Versuche, das Bild des Filmkomponisten als reinen Dienstleister zu zeichnen. Aber es ist nun mal bei allen großen Filmkomponisten so, dass sie ihre Sichtweisen und ästhetischen Überzeugungen gegen die Widrigkeiten ihres Arbeitsalltags behauptet haben. Ein John Debney wird sicher nicht als so bedeutend in die Filmgeschichte eingehen wie ein Bernard Herrmann oder Jerry Goldsmith. Und warum nicht? Weil er eine einfach zu handhabende Copycat ist, die es einem macht, wie man will. Und immer mehr jungen Filmkomponisten wird heutzutage mit den ach-so-gut-gemeinten "Ratschlägen aus dem Business" eine Welt vorgeführt, in der die kuschende Komponistennutte zum Ideal erhoben wird. Hauptsache, die Auftragslage stimmt und man kann sich ein cooles Studio zum Protzen leisten. Ich sage: fuck that. Macht geile Musik, auch wenn's euch einen Auftrag kostet. (Und wenn das Geld fehlt, macht es wie Charles Ives: sucht euch einen ordentlichen Job und komponiert (Film-)Musik als Nebenerwerb.)
  3. Bereichert haben sie die Filme sicher, nur gehen eben viele Details unter. Und nach wie vor: trotz aller Action und krachigen Soundeffekte hat Goldenthal die Musik so detailreich gestaltet. Es schadet dem Film nicht, bereitet aufmerksamen Hörern Freude - und es ist Musik, auf die man als Schöpfer stolz sein kann. Spricht also kein einziges Argument dagegen, sich nicht anzustrengen. In meinen Augen sind das Selbstverständlichkeiten, wenn man sich als Künstler, und nicht als kreativen Dienstleister versteht. Und das Ziel sollten sowieso immer die sein, die am genauesten hinhören.
  4. Ein weit verbreiteter Irrtum (auch unter Filmkomponisten), der m.E. mitverantwortlich für den Niedergang der Filmmusikkultur der vergangenen Jahrzehnte ist. Hat Goldenthals DEMOLITION MAN dem Film geschadet? Oder S.W.A.T.? Da geht in den jeweiligen Filmen auch viel unter, und es hat den Komponisten nicht davon abgehalten, eine interessante und gute Musik zu schreiben. Es ist immer die Frage, wie sich ein Filmkomponist sieht. Als Komponist - oder als Dienstleister/Filmunterstützer, der pünktlich zu Dienstschluss Feierabend macht und eben nur genau so viel macht, wie unbedingt benötigt wird.
  5. Ich glaube nicht, dass dir das Album gefallen wird, Csongor. Ist natürlich tolle, hochkomplizierte Musik, aber man muss sich schon richtig drin vertiefen, um dem Ganzen gerecht zu werden.
  6. Hab mich doch auch gar nicht beklagt. Habe nur gesagt, dass ich noch was hätte ändern können, wenn ich es nicht verpennt hätte.
  7. Ein populäres Massenprodukt wie die Musik von Junkie XL kann ein bisschen Gegenwind eher wegstecken als ein fast verschwundener, vergessener Film aus den 60ern, der keine Lobby hat. Wenn Junkie XL in 20 Jahren der Vergessenheit anheim zu fallen droht, werde ich mich auch für ihn einsetzen - auch wenn's musikalisch Schrott ist. Unterstützt, ja. Aber die Musik hat keinerlei eigene Akzente gesetzt. Sie hat einfach nur das Vorwärts-Preschen der Jagd mit simplen, monotonen Rhythmen untermalt, sonst nichts. Primitivismus und Anarchie lassen sich musikalisch so wunderbar facettenreich und interessant umsetzen - wenn man sich mal vor Augen führt, wie Strawinsky ("Le Sacre du Printemps"), oder in der Filmmusik Goldsmith (PLANET OF THE APES) oder Goldenthal (ALIEN³) das Rohe, Urwüchsig-Primitive in Noten eingefangen haben, kann man bei FURY ROAD eigentlich nur mit dem Kopf schütteln. Originell ist in THE FORCE AWAKENS bis auf die modalen Elemente in Reys Thema leider gar nix.
  8. Das Pentatonische in Reys Thema hat mich anfangs durchaus positiv an Goldsmith erinnert - bis dann der stereotype Charakter des Themas (mehr als "erwartungsvoll" und "abenteuerlustig, mit leicht melancholischem Einschlag" sagt das Ganze nicht aus) mir die Freude daran ausgetrieben hat. Wo im Actionmaterial allerdings Goldsmith-Anleihen zu beobachten sind, musst du mal näher erläutern. Mehr ungerade Metrik als üblich bei Williams finde ich hier nicht.
  9. Eigentlich ein Unding, dass so ein Schrott überhaupt in der vorletzten Runde gelandet ist.
  10. Naja, schon: SICARIO und CREED hätte ich noch in die nächste Runde hiefen können. Nun gut, jetzt isses zu spät.
  11. Gehst du gar nicht ins Kino? Nicht mal in SICARIO? Versuch mal Cat´s Eyes, mit ihrem Score zu THE DUKE OF BURGUNDY. Ich würde in Zukunft echt gerne mehr von denen hören. Großartiger Film! Auch unter meinen Favoriten 2015.
  12. Bei mir hat sich da immer noch nix getan - finde den Score nach wie vor zum Davonlaufen kalt und abgezirkelt. "Rey´s Theme" ist ein wunderbares Beispiel für ein kompositorisch mustergültiges Thema, macht aber trotzdem nicht mehr, als ein paar Stereotypen musikalisch zu bebildern. Kylo Rens Motiv nervt mich angesichts seiner billigen into-your-face-Attitüde enorm und der Marsch der Resistance ist ein mitreißendes, kontrapunktisch fein gearbeitetes Schaustück ohne echten Charakter. Könnte auch ein Nazi-Marsch aus irgendeinem Abenteuerfilm à la 1944 oder INDIANA JONES sein. Irgendwie klingt das alles nur nach dem müden Versuch, eine halb vergammelte Leiche an den Esstisch zu holen, um noch mal richtig zu schlemmen - aber eben nicht nach dem lebendigen STAR WARS der Vergangenheit. Ich hoffe sehr, dass sich die Abwesenheit Abrams' (und seiner epigonalen Charakterlosigkeit) bei EPISODE VIII auch in der Musik positiv niederschlagen wird.
  13. Urlaub von der Moral: DIE TEUFLISCHEN VON MYKONOS (Nico Mastorakis, 1975) (Habe das Layout nochmal etwas überarbeitet, dürfte jetzt noch etwas übersichtlicher und angenehmer zu lesen sein.)
  14. Ich verstehe nach wie vor nicht, was du mit "all diesen" Aspekten meinst. Etwas über 20 Minuten Material sind nicht zu wenig, im Film hat die Musik großen Effekt und weder im Film noch in der gekürzten Hörfassung läuft sich irgendwas durch zu viel Wiederholung tot. Was noch? Auf der CD war es schon recht unverbindliches Gesäusel, im Film scheitert Newman m.E. dann völlig. Die Musik kann einfach keine Akzente setzen und stellt der Inszenierung nichts gleichwertiges entgegen. Ich weiß, dass das für dich keine bedeutenden Kriterien sind - in meinen Augen könnte man eine Filmmusik, die einfach nur im Hintergrund für ein bisschen Klangtapete sorgt, aber auch ganz weglassen.
  15. Wenn der Komponist nicht mehr für den Film geschrieben hat, muss man das eben so akzeptieren. Und in meiner 21-Minuten-Zusammenstellung ist alles Wesentliche drin - ich habe eigentlich nur Dopplungen gekürzt. Im Film ist letztlich sogar noch weniger Score, vielleicht insgesamt 15 Minuten (die Stücke aus THE THING nicht eingerechnet).
  16. Wie kann man denn einen Knaller wie "Bestiality" scheiße finden? Die entsprechende Szene in THE HATEFUL EIGHT, in der das Stück das erste Mal eingesetzt wird, haut auch richtig rein. Neben dem tollen Vorspann mein Lieblingsmoment im Film. Elliot Goldenthals THE BUTCHER BOY geht auf CD auch nur knapp über 20 Minuten und ist eine der besten Filmmusiken der 90er Jahre. Die Dauer sagt überhaupt nichts aus.
  17. Meine Stimme bekommen: - CREED (Goransson) - CRIMSON PEAK (Velasquez) - THE DUKE OF BURGUNDY (Cat's Eyes) - IT FOLLOWS (Disasterpeace) - THE HATEFUL EIGHT (Morricone) - SICARIO (Jóhannsson) - TRUMBO (Shapiro)
  18. Kannte bislang auch noch nichts von Shapiro, was mich wirklich begeistert hätte - aber TRUMBO ist eine originelle, coole Musik mit Charakter. Schöne Überraschung, durchaus hörenswert.
  19. Ist ja auch ein Zack-Snyder-Film. Wie sollte man sich auf sowas freuen können?
  20. Ich bitte doch sehr, dem oben vorgestellten DUKE OF BURGUNDY ein halbes Stündchen Aufmerksamkeit zu widmen - eine wunderbare kleine Überraschung, die (im Gegensatz zum aktuellen Tarantino-Morricone) wirklich niemanden überfordern sollte.
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