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Sebastian Schwittay antwortete auf Scorechasers Thema in Film & Fernsehen
Warum sollte der Film dann unbedingt im Konzertbetrieb spielen? Warum ist der Film in der Sache so extrem informiert? Klar liest jeder etwas anderes in einem Film. Ich habe bei vielen Kinoleuten allerdings das Gefühl, dass sie bewusst wenig im Thema des Films lesen, weil es schlicht nicht ihr Gebiet ist, bzw. der Hintergrund fehlt. Der Film gibt das aber her, fordert es regelrecht - die gesamte erste Stunde beschäftigt sich ja fast ausschließlich mit Fachthematik. Habe mich selbst gewundert, dass das Intrigen-, Beziehungs- und menschliche Drama so lange auf Sparflamme kocht. -
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Sebastian Schwittay antwortete auf Scorechasers Thema in Film & Fernsehen
Die Reflektionsebenen betreffen immer auch die Musik. Nicht umsonst wettert sie gegen Goldsmith und Gebrauchsmusik, muss am Ende aber Videospielmusik dirigieren - der sie sich dann überraschenderweise auch mit der gleichen Hingabe widmet. Der Anspruch einerseits, im Umgang mit Musik etwas ganz und gar Eigenes zu versuchen, und die musikalische Realität andererseits, als Komponist ein Spielender zu sein, der mit dem gleichen Material hantiert, mit dem alle hantieren (wie es übrigens auch John Williams in Interviews immer sehr weise formuliert): diese Dichotomie wird im Film ja ständig reflektiert. Und das ist nur einer von vielen Aspekten. -
Der Score zu IM WESTEN NICHTS NEUES ist reichhaltiger als er von Peter dargestellt wird. Es gibt auch einige berührende Passagen für Streichquartett im Film (etwa wenn die Soldaten die Gans verspeisen), aber auch viele interessante, texturelle orchestrale Effekte à la Ligeti. Im Film ist das jedenfalls äußerst wirkungsvoll, und hat sogar größeren Effekt als THE FABELMANS oder THE BANSHEES OF INISHERIN. Nicht zuletzt das signaturhaft eingesetzte Leitmotiv bringt den stumpfen Nationalismus, der alles antreibt, toll auf den Punkt.
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Sebastian Schwittay antwortete auf Scorechasers Thema in Film & Fernsehen
Er macht alles zugleich, und bekommt das auch hin. Das ist das tolle an ihm. Andere Regisseure würden den einfachen Weg wählen, und sich auf einen Aspekt konzentrieren. -
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Sebastian Schwittay antwortete auf Scorechasers Thema in Film & Fernsehen
IM WESTEN NICHTS NEUES (Edward Berger, 2022) Ein Vierteljahrhundert nach SAVING PRIVATE RYAN gelingt den Deutschen auch endlich ein großer, teurer Spektakel-Kriegsfilm. Die Kamera von James Friend filmt um ihr Leben, Volker Bertelmanns brutales Hauptmotiv dröhnt wie ein stumpfer, nationalistischer Schlachtruf durch den Film. Der Schwabe Erzberger (mega/unfassbar: Daniel Brühl) auf verlorenem Posten gegen die Banalität des Gewaltrauschs. Guter Film zur richtigen Zeit. -
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Sebastian Schwittay antwortete auf Scorechasers Thema in Film & Fernsehen
THE FABELMANS (Steven Spielberg, 2022) Lange nicht mehr so unterwältigt gewesen von einem Spielberg-Film. Und beinahe schockiert, wie erwartbar und abgestimmt sich alles an THE FABELMANS anfühlt. Wie ein Katalysator für eine Feuilleton-Textformel, wie man sie gerade von jedem Filmschreiberling liest, der in den 80ern mit E.T. sozialisiert wurde. Analog zur völligen Überraschungsarmut des Films verhält sich das familiäre Drama, das in seiner Betulich- und Harmlosigkeit den Ausdruck „Drama“ kaum verdient (echtes Trauma findet man in THE FABELMANS so wenig wie in kaum einem anderen Film in Spielbergs Karriere): wenn der Sohn beim Schneiden seiner Familienvideos bemerkt, dass die Mutter mit dem Freund der Familie ein paar vertraute, im weitesten Sinne verliebte Gesten austauscht, und er darüber völlig aus der Bahn geworfen wird, möchte man ihm zurufen, dass er doch mal mit Goldie Hawns Figur aus THE SUGARLAND EXPRESS tauschen soll, der eine reaktionäre Gesellschaft (und Familie) am liebsten den Kopf vom Hals schießen würde, oder mit den unzähligen Familien in WAR OF THE WORLDS oder SCHINDLER’S LIST, die monatelang in Kellern oder Bunkern vor sich hin vegetieren, bevor ihnen ein unaussprechlich grausames Ende angetan wird. Spielberg ist großartig darin, Traumata darzustellen – aber eben nur die Traumata anderer Menschen, nicht seine eigenen. Die sind schlicht zu boring. (Die unfassbare Schlussszene möchte ich ausdrücklich ausnehmen: die Besetzung und Performance von David Lynch bringt eine abstrakte Energie in die letzten Minuten des Films, die sich mit allem Vorhergehenden beißt; man sollte diese Sequenz als eigenständigen Kurzfilm genießen.) -
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Sebastian Schwittay antwortete auf Scorechasers Thema in Film & Fernsehen
TÁR (Todd Field, 2022) Ein unfassbar reicher und informierter Film. Todd Field hat das Thema regelrecht gefressen (wahrscheinlich auch dank der Berater-Tätigkeit von John Mauceri). Einem uneingeweihten Publikum macht es der Film damit nicht gerade leicht: mit zunehmender Laufzeit funktioniert TÁR zwar immer unmittelbarer und emotionaler – als eine Art THERE WILL BE BLOOD im Konzertbetrieb – , trotzdem setzt gerade die erste Filmhälfte, mit ihrem anspielungsreichen Gewebe aus musik- und aufführungsästhetischer Reflektion, einiges an Vorkenntnissen voraus. Schön, dass Field trotzdem einen verblüffenden Humor an den Tag legt, mit dem er die Strenge seines thematischen Mikrokosmos einige Male unerwartet schön aufreißt. Das Großartigste an TÁR ist aber sein letzter Akt: trotz all der Kritik am Kulturbetrieb, an Machtstrukturen und Aufführungstraditionen, kommt der Film hier noch einmal ganz zum Unberührten zurück, und zeigt, dass ein Mensch, der einmal der Musik verfallen ist, nie wieder von ihr los kommt, sich ihr mit konstanter Hingabe widmet, auch wenn er selbst bereits irrelevant geworden ist, und die heiligen Hallen der Hochkultur in unerreichbarer Ferne liegen. Ein Kreisschluss zum Prolog des Films: von der Musikethnologie, die Tár völlig jenseits der korrumpierenden Strukturen des klassischen Konzertbetriebs praktiziert, zurück zur Videospiel-Musik, wo die Eitelkeit des Genies so wenig zählt wie in der kollektiven Musikkultur der Indigenen zu Beginn des Films. Vielleicht ist Lydia Tár am Ende tatsächlich wieder im Reinen mit sich selbst. -
Etwas verspätet noch die Siegerehrung nachgereicht: Mit 11 Stimmen hat sich eindeutig Michael Giacchinos THE BATMAN durchgesetzt und ist damit Sieger der Jahresumfrage. Glückwunsch! Der zweite Platz geht an: THE FABELMANS (John Williams) (6 Stimmen) Der dritte Platz geht an: THE LORD OF THE RINGS: THE RINGS OF POWER (Bear McCreary) (5 Stimmen) Danke für eure Teilnahme und bis zum nächsten Jahr!
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Dazu muss man sagen, dass Labels wie Intrada, aber auch FSM oder Varèse Sarabande außerhalb unserer Bubble, auch bei Cinephilen (!), völlig unbekannt sind. Ich sehe das ja in meiner Cine-Blase auf Facebook, in Frankfurter Filmmuseum und bei den cinephilen Festivals in Süddeutschland. Da spielt Filmmusik nicht nur überhaupt keine Rolle, sondern auch die Labels und Vetriebswege von Filmmusik sind terra incognita. Ich versuche das immer einzubringen, halte mittlerweile auch im Deutschen Filmmuseum ganz gezielt filmmusik(-kultur)spezifische Einführungen, aber ich habe Sorge, dass diese ganze Veröffentlichungskultur irgendwann völlig der Vergessenheit anheimfallen wird, sobald die alten Hasen - in diesem Fall Fake, Feigelson und Co. - endgültig ihr Geschäft aufgeben werden. Das ernüchternde Fazit: außerhalb unserer ganz kleinen Blase läuft da einfach gar nichts. Und Labels wie Mondo richten sich ja auch ganz gezielt an ein nicht dezidiert filmmusikinteressiertes Publikum, sondern arbeiten allein über Kultphänomene (Horror, John Carpenter, Kannibalen, Italien und Co.).
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Der beliebteste Soundtrack 2022 / FINALE
Sebastian Schwittay antwortete auf Sebastian Schwittays Thema in 2022
Ich finde Giacchinos thematische Ideen zu rudimentär und zu gezwungen archetypisch - so gezwungen, dass sie freudlos ausgerechnet wirken. Goldenthals und Elfmans BATMAN-Themen spielen auch mit einem Archetyp, aber sprudeln gleichzeitig vor wilder Musikalität. Bei Giacchino bleibt mir das zu leblos und vor allem zu abgezirkelt im Versuch, ein reduziertes, aber zugleich ikonisches Thema zu erschaffen. -
Der beliebteste Soundtrack 2022 / FINALE
Sebastian Schwittay antwortete auf Sebastian Schwittays Thema in 2022
Bei mir entscheidet es sich zwischen EO und NOPE, aber ich gebe Abels den Vorzug. "Jupiter's Claim" ist mein meistgehörtes Stück 2022, der Score ist sehr abwechslungsreich in seinen Italo-/US-Western-, pastoralen und avantgardistischen Elementen - und der Film ist nicht zuletzt mein Lieblingsfilm des Jahrgangs. Auf Platz 3 käme Elfmans WHITE NOISE, auf Platz 4 Williams' THE FABELMANS. Die Arbeiten von McCreary und Giacchino finde ich überschätzt. -
FINALE! Die letzten 6! Ihr habt eine Stimme. Die Finalrunde endet am Donnerstag, den 2. März, 23:59 Uhr. Bis zum nächsten Jahr!
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Invada Records: Blonde (Nick Cave & Warren Ellis)
Sebastian Schwittay antwortete auf Oliver79s Thema in Scores & Veröffentlichungen
Schon spannend, wie stark der JACKIE Temp Track in "Gemini Acoustic" durchkommt. Offensichtlich hat Mica Levi damals doch einen Nerv getroffen mit ihrer Musik, wenn sie jetzt solch einen Einfluss hat. -
Eine Promo ist in meinen Augen noch keine richtig offizielle Sache, daher sehe ich zumindest THE FACULTY hier nun als Erstveröffentlichung. Und es ist ja auch ein sehr bedeutender Score für die Entwicklung von Beltramis modernistischem Stil für die Miramax-Horrorfilmproduktionen 1996-2000.
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Der beliebteste Soundtrack 2022 / Runde 3
Sebastian Schwittay antwortete auf Sebastian Schwittays Thema in 2022
Komme leider erst morgen dazu, die Finalrunde zu eröffnen. -
Der beliebteste Soundtrack 2022 / Runde 3
Sebastian Schwittay antwortete auf Sebastian Schwittays Thema in 2022
Zum Glück gibt es aber immer noch jedes Jahr die handvoll Filmmusiken, die einem neuen Williams in nichts nachstehen. FANNY LYE DELIVER'D war so eine Musik, die sogar Maßstäbe gesetzt hat. Insofern ist dein oben von mir zitierter Satz schon eindeutig übers Ziel hinaus geschossen. Heute Abend endet die dritte Runde! -
Der beliebteste Soundtrack 2022 / Runde 3
Sebastian Schwittay antwortete auf Sebastian Schwittays Thema in 2022
Mal wieder eine Fanboy-Verallgemeinerung par excellence. Ich möchte ehrlich gesagt nicht auf "Jupiter's Claim" aus NOPE, den Main Title aus CRIMES OF THE FUTURE oder "The Great Wide Open (Reprise)" aus BONES AND ALL verzichten. Habe ich alle drei auch schon öfter gehört als THE FABELMANS. -
Der beliebteste Soundtrack 2022 / Runde 3
Sebastian Schwittay antwortete auf Sebastian Schwittays Thema in 2022
Wäre natürlich erfreulich, wenn so kurze/sparsame Scores auch von anderen Komponisten vergleichbar gefeiert und auf Händen getragen würden. Im Falle von THE FABELMANS ist der Williams-Faktor zweifellos ein entscheidender Faktor. -
Der beliebteste Soundtrack 2022 / Runde 3
Sebastian Schwittay antwortete auf Sebastian Schwittays Thema in 2022
Die meisten werden THE FABELMANS noch gar nicht gesehen haben, weil der Film erst Anfang März im Kino startet. -
Ah, TV-Musik, danke.
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Was ist das denn? Kenne ich gar nicht. Meinst du die Musik zum John-Hough-Film von 1987? Die ist von Alan Parker.
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Veröffentlichung: THE OFFERING (Christopher Young)
Sebastian Schwittay antwortete auf Osthunters Thema in Scores & Veröffentlichungen
Mich hat die Musik auch enttäuscht - sein Horror-Sounddesign mit verfremdeten Vokalklängen wird mittlerweile zur Masche. Bei SINISTER war es gruselig und es klang noch wirklich radikal. Das hat sich nun aber abgeschliffen. Man sollte ihm für einen Horrorscore mal wieder ein (kleines) Orchester oder zumindest eine kammermusikalische Besetzung zur Hand geben. Sein Thema für die CABINET OF CURIOSITIES-Episode "The Autopsy" war in meinen Augen jedenfalls das wahre Young-Highlight 2022. -
Der beliebteste Soundtrack 2022 / Runde 3
Sebastian Schwittay antwortete auf Sebastian Schwittays Thema in 2022
CRIMES OF THE FUTURE, Howard Shore EO, Pawel Mykietyn THE FABELMANS, John Williams NOPE, Michael Abels WHITE NOISE, Danny Elfman