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Nein, THE DAY AFTER ist es nicht - der Film ist nochmal ca. ein Jahrzehnt früher entstanden. Frohes Neues euch allen!
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Der Film ist, meiner bescheidenen Meinung nach, einer der besten Filme, die je über ein nationales Trauma gedreht wurden.
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Community Blog zum Thema Filmmusik-Analyse
Sebastian Schwittay antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Das würde ich letztlich auch sagen. Ich bringe mit Musik keinerlei Farben in Verbindung, weder mit Instrumenten noch mit Tönen oder bestimmten Akkorden. Musik nehme ich ganz "pur" auditiv wahr, hatte in dem Bereich noch nie eine synästhetische Verknüpfung. -
Peter hat das ja schon schön zusammengefasst. Nochmal zur Oktatonik: da ist eine Tonskala/Tonleiter, die auf anderen Tonschritten beruht als Dur oder moll. Und zwar auf der Abfolge Halbton-Ganzton-Halbton-Ganzton... usw. Daraus ergibt sich letztlich eine Skala aus 8 Tönen, nicht 7, wie bei Dur und moll. Durch die vielen Halbtonschritte und den Tritonus, der in der Skala auch enthalten ist, klingt die oktatonische Skala beunruhigend, ruhelos. Deshalb wird sie in der Filmmusik oft in Horrorfilmen, oder zur Darstellung von Beklemmung und Ausweglosigkeit genutzt. Prägnante Beispiele: PREDATOR (Alan Silvestri), THE RELIC (John Debney), DAYBREAKERS (Christopher Gordon).
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Community Blog zum Thema Filmmusik-Analyse
Sebastian Schwittay antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Naja, was man allgemein als Klangfarbe bezeichnet, hat eigentlich wenig mit Farben im visuellen Sinne zu tun. Gemeint sind damit spezifische Klanggemische, die die verschiedenen Instrumente beim Anspielen eines Tons produzieren (Mischung aus Grundton, Obertönen, etc.). Auch das sog. "Einschwingverhalten" ist da ganz wichtig: das bezeichnet konkret die ersten Sekundenbruchteile eines angespielten Tons, die ganz charakteristisch für die spezifische Klangfarbe des Instruments sind. Schneidet man z.B. das Anspielen eines Tons von einer Klarinette ab, und hört nur den ausgehaltenen Ton, hat man Schwierigkeiten, die Klarinette als solche zu identifizieren. Farben zuordnen hat eher etwas mit dem Phänomen der Synästhesie zu tun, und da werden Farben auch eher einzelnen Tönen, Tonarten oder Akkorden zugeordnet, nicht Instrumenten. Der russische Komponist Alexander Skrjabin war Farb-Synästhet und hat z.B. eine farbige Klaviatur entwickelt, wo jede Taste (also jeder Ton) die Farbe hat, die Skrjabin beim Hören assoziierte. Auch der französische Komponist Olivier Messiaen war Farb-Synästhet - seine von ihm entwickelten bzw. definierten Tonskalen assoziierte er auch mit speziellen Farbnuancen. Aber wie gesagt: das bezieht sich alles eher auf Töne, Tonskalen und Akkorde, nicht auf Instrumente. Dahingegen finde ich deine Interpretation bzgl. des Streicherapparats durchaus sinnvoll. MINORITY REPORT ist monochrom und relativ "trocken" instrumentiert, mit einer Konzentration auf die Streicher. Holzbläser treten meist im Klanggemisch mit den Streichern auf, oder werden als Effekt instrumentiert (Cluster, etc.). "Anderton´s Great Escape", der aus dem Konzept des Scores irgendwie merkwürdig herausfällt, ist als einer der wenigen Momente des Scores Williams-typisch reichhaltig, schillernd und weniger monochrom instrumentiert. Zähle ich daher auch nicht unbedingt zu den Highlights, wie etwa das über alle Maßen beeindruckende, staubtrocken instrumentierte Agitato "Everybody Runs!". Also, die monochrome Instrumentierung könnte ein Grund dafür sein, wieso Spielberg den Score als "black and white" bezeichnet. Andererseits ist es aber eben auch die Anlehnung an die dissonante, kleinteilige Motivarbeit und den "trockenen" musikalischen Satz Bernard Herrmanns, v.a. in PSYCHO. Das hast du auch durchaus treffend beschrieben. Was aber auch noch möglich wäre: Spielberg projiziert das, was er mit seinem Film macht, einfach auch auf Williams´ Musik. Denn Spielberg hat mit MINORITY REPORT eine Art futuristischen Film noir gedreht bzw. viele Elemente des Film noir ins Sci-Fi-Genre transferiert. Ein Sci-Fi-Noir sozusagen - und der Film noir war eben seit jeher geprägt von Schatten, harschen Kontrasten und damit auch von einer, wenn man so will, "schwarz-weißen" Ästhetik. Viele der klassischen Film noirs der 40er Jahre sind ja auch in schwarz-weiß und konnten auch gerade deswegen so effektiv mit kontrastreicher, verschatteter Bildgestaltung arbeiten. -
Nun ja, wenn man Silvestris PREDATOR-Scores mag, kann man durchaus auch an THE RELIC Gefallen finden. Ich mag diese oktatonischen Skalen-Spielereien und Ostinato-Motive, wie sie eben auch PREDATOR prägen, eigentlich ziemlich gerne. Störfaktor (für mich) ist bei dem Score eigentlich nur, dass viele avantgardistische Klangeffekte (z.B. Bläsercluster) elektronisch realisiert wurden, und man das, obwohl ein Orchester zur Verfügung stand, nicht akustisch mit den echten Bläsern eingespielt hat. Auch einige Streicher-Parts sind leider Samples, wobei das insgesamt noch weniger stört, da sie nur zur klanglichen "Auffüllung" des Satzes verwendet werden. Insgesamt ist das sicher kein Meilenstein, aber eine routinierte, unterhaltsam anzuhörende Arbeit und, wie ich finde, neben END OF DAYS und CUTTHROAT ISLAND eine von Debneys prägnanteren Filmmusiken.
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Nun, bei denen, die weniger schreiben, ist es durchaus anders: Christopher Gordon ist da jetzt sicher ein Extrembeispiel, aber selbst bei jemandem wie Marco Beltrami fällt auf, dass unter den Scores, die er pro Jahr schreibt, prozentual immer noch mehr Substanzreiches übrig bleibt als bei absoluten Workaholics wie Desplat oder Howard. Ich habe mich jetzt auch mal durch RUST AND BONE gehört, und finde das zwar teilweise ganz schön kammermusikalisch-luftig und oft auch originell instrumentiert (Blech-Choräle, E-Gitarren, Akkordeon), aber kompositorisch herrscht in mindestens der Hälfte der Tracks auch wieder ziemlicher Stillstand: ewige Orgelpunkte, mit ein paar Tupfern von Klavier, Gitarre und Harfe zwischendrin, und das minutenlang. Das passiert bei Desplat einfach immer öfter und öfter, schon 2009 hat mich das bei COCO AVANT CHANEL und (zeitweise) CHÉRI auf Dauer ganz schön genervt. Da frage ich mich manchmal, warum man in solchen Fällen nicht einfach ganz auf Musik verzichtet. Oder man macht es, wie ich finde, wirklich interessanter, und verwischt die Grenzen zwischen Sounddesign und Score völlig, wie im Falle von THE HURT LOCKER. Für mich ist letzterer keineswegs in die gleiche Kategorie einzuordnen wie Desplats ZERO DARK THIRTY, weil hier wirklich ein aus vielen Schichten bestehendes Sounddesign erstellt wurde, das im Film gar nicht mehr als extradiegetischer Score wahrgenommen wird. Die Oscarnominierung für diesen ungewöhnlichen Ansatz finde ich hier absolut berechtigt.
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Aber was bringt dieses Argument in der Diskussion um ZERO DARK THIRTY? Die "recht dichte[n] Suspensecollagen" höre ich eigentlich auch nur im ersten Track, der ein wenig wie eine Mischung aus Goldenthal und Zimmers INCEPTION anmutet. Ansonsten erreicht der Score nicht mal ansatzweise die Vielschichtigkeit der Klangcollagen aus Beltramis/Sanders' THE HURT LOCKER. Anyway: je mehr Desplat schreibt, so scheint mir, desto generischer und uninteressanter wird ein Großteil seines Outputs. Gerade zu anspruchsvollen Filmen wie ARGO oder ZERO DARK THIRTY gibt es dann nur ein bisschen vor sich hin dräunendes Suspense-Material und weiter nichts. Wobei ARGO am Ende immerhin noch schöne Americana hatte, die für Desplat recht ungewöhnlich klang - würde den Score demnach auch noch höher einstufen als den Zero-Score ZERO DARK THIRTY. Aus dem Desplat´schen 2012 ließ mich bisher eigentlich nur MOONRISE KINGDOM aufhorchen - RISE OF THE GUARDIANS muss ich mir noch zu Gemüte führen, die Hörbeispiele klangen aber immerhin solide.
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Ich habe mir jetzt mal die (recht langen) iTunes-Ausschnitte angehört (1,5 Minuten pro Track, das dürfte also ziemlich repräsentativ sein) - und frage mich schon, was an diesem musikalischen Minimalaufwand hörenswert sein soll. Nichts gegen subtile Lösungen, aber so etwas auf CD zu veröffentlichen und dann auch noch Geld dafür zu verlangen, das finde ich schon beinahe frech. Minutenlange Synthie-Orgelpunkte und unvariierte, ewig wiederholte Mini-Motive des E-Bass, garniert mit ein paar blassen Orientalismen aus der Retorte. Ist ja schön, wenn Desplat für solche entspannten Jobs ein bisschen Geld einsacken kann, aber als Hörer fühle ich mich da doch schon verarscht und frage mich, ob der Komponist, wenn er das veröffentlicht, überhaupt noch an den Hörer/Musikfreund denkt, geschweige denn ihn überhaupt für voll nimmt. Wenn Desplat auf dieses musikalische Nichts andererseits tatsächlich stolz sein sollte, dann ist die moderne Filmmusik wirklich im Eimer. Fazit: Au weia. Erklär mir doch bitte, sofern das überhaupt möglich ist, was du mit "soweit" meinst. Ach, und überhaupt: welche Filmmusik hast du gehört?
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Eigenartige Score-Bewertungen
Sebastian Schwittay antwortete auf Alexander Grodzinskis Thema in Off Topic
Clemmensen lehnt musikalische Avantgarde leider strikt ab - ist für ihn nur zu ertragen, wenn es einen mindestens genauso starken, oder stärkeren melodischen Gegenpol in der Musik gibt. Sein ALIEN³-Review kann man demnach schwer ernst nehmen. -
Bitte noch zwei Stunden Geduld, heute Abend kommt ein neuer Screenshot.
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Weihnachtsgeschenke 2012
Sebastian Schwittay antwortete auf queenofthefoovulturess Thema in Off Topic
Wünsche ebenfalls gute Genesung! -
Ich finde, gerade in den Tracks, in denen das (irgendwie verschmitzte) Hauptthema des Scores zum Tragen kommt, gibt es immer wieder humoristische Brechungen, die beinahe grotesken Charakter haben. Etwa diese auffallend akzentuierten, abwärts schlitternden motivischen Figuren in "Leaving the Apartment" (1:30) oder "Live Free or Die Hard" (2:11), die es ganz ähnlich auch in Kamens DIE HARD-Scores gibt, etwa in "Gruber´s Arrival" aus dem ersten Score, bei 1:00: http://www.youtube.com/watch?v=nz_0HNGWo20 Sicher, bei Beltrami ist es subtiler, "versteckter" und weniger offensichtlich, aber dennoch ist es da - Beltramis musikalischer Humor ist eben etwas zurückgenommener und akademischer.
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Weihnachtsgeschenke 2012
Sebastian Schwittay antwortete auf queenofthefoovulturess Thema in Off Topic
Bei mir gab es neben einigen DVDs (BADLANDS, COSMOPOLIS, MOONRISE KINGDOM und TINKER TAILOR SOLDIER SPY) LaLaLands erweiterte Ausgabe von DIE HARD WITH A VENGEANCE - außerdem zwei süße Kuscheltiere von meiner Freundin. -
Die Tanzakademie aus Dario Argentos SUSPIRIA.
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Die Neueinspielungen des Materials aus 100 RIFLES, RIO CONCHOS und Co. klingen im Vergleich zu den Originalen zwar etwas bisslos, aber allein wegen des abgelehnten Rosenman-Scores werde ich hier wohl schon zugreifen. Schöne Veröffentlichung zum Jahresende!
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- Intrada
- Leonard Rosenman
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Noch nicht, nein. Sind die denn empfehlenswert?
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Der Nicolas-Cage-gute-alte-Zeiten-Thread
Sebastian Schwittay antwortete auf TheRealNeos Thema in Film & Fernsehen
Hier sollte man wahrlich nur das brillante Original von Robin Hardy ansehen, und alles andere ignorieren. Selbst die Fortsetzung THE WICKER TREE. Was Cage betrifft: von seinen neueren Filmen gefällt mir BAD LIEUTENANT ganz ausgezeichnet, eine großartige Performance. Ansonsten natürlich LORD OF WAR, und einige echt gute Leistungen in den 90ern, darunter v.a. BRINGING OUT THE DEAD, der bislang noch gar nicht genannt wurde. -
Da durfte sich Lubezki wieder austoben... Sieht aber echt gut aus!
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Ich fand THE EXPENDABLES 2 interessanterweise auch weitaus unterhaltsamer als Teil 1. Lag vielleicht daran, dass Stallone nun einem echten Regisseur den Regie-Stuhl überlassen hat. DAS sind doch mal feine Neuigkeiten. Hab mir dieses Jahr die erste Staffel der originalen Serling-Serie als UK-DVD geholt und bin fasziniert. Den Film von Dante/Spielberg/Landis finde ich auch ganz wunderbar. Hatte sich nicht mal Leonardo DiCaprio die Rechte an einer neuen Filmversion der TWILIGHT ZONE gesichert?
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Was habt ihr zuletzt gesehen?
Sebastian Schwittay antwortete auf Scorechasers Thema in Film & Fernsehen
Was bringt es, wenn unbekannte, originelle, wenig massentaugliche Bücher konventionell und massentauglich inszeniert werden? Storytechnisch ambitioniert ist das Ganze ja durchaus, nur bringt das eben die Buchvorlage mit sich. Die Visualisierung, das "Filmkünstlerische" an dem Projekt dagegen wirkt visuell zusammengeklaubt, aus Dutzenden Blockbustern der letzten Dekade. Ist ja schön und gut, dass man sich an Stoffe wagt, die keiner gewinnversprechenden Franchise angehören, aber wenn dann am Ende etwas genauso formelhaftes entsteht, wie man es aus dem Mainstream-Programm gewohnt ist, wurde meiner Meinung nach einfach zu viel Wirbel um nichts gemacht. COSMOPOLIS ist einer der wenigen Filme der letzten Jahre, denen ich eine wirklich avantgardistische Tendenz attestieren würde. Weg von entwickelnder Narration, hin zur versponnenen Metaphysik und zum reflektierenden Stillstand - keiner mochte es (IMDb-Wertung mittlerweile: 5,3), aber das ist symptomatisch für unsere heutige Kino-Landschaft, die von komplexer, intelligenter Narration à la Nolan geprägt ist und eben nicht mehr von avantgardistischen Elementen (Körperlichkeit, Tabubruch, Schock, Kontemplation oder politische Konzepte). COSMOPOLIS schließt, wie ich finde, an die Tradition der Midnight Movies der 70er an - ein subkulturelles Kino, das sich Trends entgegenstellt und vom Mainstream-Publikum völlig abgelehnt wird. Dass er teilweise sogar auch vom Non-Mainstream-Publikum angefeindet wird, hängt wohl damit zusammen, dass es in unserer heutigen Gesellschaft keine wichtigen gegenkulturellen Tendenzen mehr gibt - die 70er sind (leider) vorbei. Um deine Frage zu beantworten: ja, ich finde, COSMOPOLIS ist eher eine Bereicherung, weil er Dinge anders und eigenständiger macht als der Mainstream. (Nolan, Fincher, Bigelow und Co. empfinde ich übrigens auch als Bereicherung - denn sie sind zwar eher einem traditionalistischen, narrativen Kino zuzurechnen, aber stilistisch eigenständig und unverkennbar. So etwas sehe ich bei CLOUD ATLAS leider in keiner Minute.) Cronenbergs frühes Kino (zu dem er mit COSMOPOLIS in gewisser Weise zurückkehrt), gehört in die oben beschriebene Tradition der Midnight Movies und ist als avantgardistisches Konzeptkino zu verstehen, das mit den Bewertungsmaßstäben des narrativen Kinos schwer zu erfassen ist. In VIDEODROME geht es um Schock, Körperlichkeit, sexuelle Perversion und Obsession, sowie um wirre pseudo-politische Konzepte, die bewusst wirr und unzusammenhängend gestaltet sind, um den Zuschauer zu verunsichern und anzugreifen. Das Hauptthema des Films ist, was ein Medium mit der Wahrnehmung eines Menschen anstellt - mit der Wahrnehmung des Protagonisten im Film, als auch mit unserer eigenen Wahrnehmung. Diese Konzentration auf die Wahrnehmung ist das zentrale Merkmal des Avantgarde-Films - elaborierte, sinnhafte und kunstvoll komponierte Erzählung spielt hier keine Rolle. Du kannst nicht sagen, dass sich hier irgendetwas im "Nichts" verliert - denn das, was du "Etwas" nennen würdest (ich nehme an, du meinst ein erzählerisches Etwas), hatte Cronenberg nie vor. Man kann Cronenbergs frühe Filme einfach nicht mit dem Vokabular des Erzählkinos beschreiben bzw. kritisieren.