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Soundtrack Board

Sebastian Schwittay

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Alle Inhalte von Sebastian Schwittay

  1. Na doch, natürlich... Goldsmith hat seine Musik zu THE CASSANDRA CROSSING komplett selbst orchestriert, Williams wird sicher auch den ein oder anderen Score seiner Karriere allein gestemmt haben, Howard Shore ebenfalls. Bedeuten tut's in der Regel natürlich wenig (bis auf das Beispiel CASSANDRA, das ist die Klangästhetik wirklich eine äußerst spezifische). Auch ein Score, an dem 3, 4 oder 5 Leute mitorchestriert haben, kann von der individuellen Handschrift des Komponisten geprägt sein bzw. kann völlig individuell nach dem jeweiligen Komponisten klingen - siehe Michael Kamen oder Marco Beltrami.
  2. Der PARASITE-Score ist in der Tat gelungen - ich wollte ihn auch noch nominieren, hab es dann aber vergessen... Anspruchsvolles Comedy-Scoring, mit dem klassisch-eleganten Touch, wie er für orchestral konzipierte asiatische Scores typisch ist.
  3. Es ergibt sich als Konsequenz aus seiner Einstellung. Wenn er gegen 'l'art pour l'art' nix hätte, würde er kaum mit Beispielen beweisen wollen, dass sowas gerne auch "nach hinten los geht" bzw. Filme "versaut". (Tut der Beltrami übrigens nicht. Die barocke Opulenz des Films verträgt sich ausnehmend gut mit Beltramis detailreicher Musik.)
  4. Er sagt vor allem, dass alles, was nicht unmittelbar zweckdienlich ist, verzichtbar ist. Der E-musikalische Ausdrucksgehalt vieler Goldenthal-Filmmusiken wäre in Filmen wie BATMAN FOREVER, ALIEN 3 oder auch DEMOLITION MAN nicht unbedingt notwendig gewesen - zum Glück haben wir ihn trotzdem bekommen. Er bereichert den Film, aber natürlich nur für einen kleineren, Musik- und Kunst-sensibilisierten Teil des Publikums. Wenn Lars meint, dass all das "weg kann", nur weil es eben nicht durch alle Publikumsschichten wirkt, dann ist das kultureller Kahlschlag im Stil des sozialistischen Realismus...
  5. Tut mir leid, aber so ein neoliberal-zweckrationaler Pragmatismus ist mir fremd. Substanz und Wert ist nicht an Funktionen gebunden. Kein Wunder, dass Filmmusik immer leb-, profilloser und austauschbarer wird, wenn offensichtlich schon das rezipierende Publikum mit Vorliebe in solchen tristen und kunstfeindlichen Verwertungskategorien denkt.
  6. Schön, dass MIDSOMMAR so gut ankommt. Muss ich ihn gar nicht mehr zusätzlich bewerben (danke, @neo ). Hier drei spannende Tracks aus DANIEL ISN'T REAL, der durchaus noch ein paar Stimmen vertragen könnte:
  7. Es geht wieder los. Die erste Runde der Soundtrack-Board-Jahresumfrage ist eröffnet. Wählt bitte aus den 76 Nominierten eure BIS ZU 30 FAVORITEN. Die erste Runde läuft bis kommenden Samstag, 8. Februar, 23:59 Uhr. Auf vielfachen Wunsch werden die Runden dieses Jahr kürzer gehalten. Jeweils maximal eine Woche, gegen Ende nur noch 4-5 Tage. Nutzt die Zeit trotzdem, um euch Scores anzuhören, die ihr noch nicht kennt. Außerdem: stellt gerne eure Favoriten, oder Scores, die ihr für hörenswert erachtet, in Form von YouTube-, Spotify- oder anderen Links vor! Have fun!
  8. Es wurden 76 Scores nominiert: 1917, Thomas Newman ABOMINABLE, Rupert Gregson-Williams ACE COMBAT 7: SKIES UNKNOWN, Keiki Kobayashi AD ASTRA, Max Richter, Lorne Balfe ADULTS IN THE ROOM, Alexandre Desplat ALADDIN, Alan Menken ALITA: BATTLE ANGEL, Tom Holkenborg ALL IS TRUE, Patrick Doyle ANNA, Eric Serra ANNO 1800, Dynamedion AVENGERS: ENDGAME, Alan Silvestri BOMBSHELL, Theodore Shapiro BUNUEL IN THE LABYRINTH OF THE TURTLES, Arturo Cardelús CAPTAIN MARVEL, Pinar Toprak CHERNOBYL, Hildur Gudnadottir CHILD'S PLAY, Bear McCreary CLIFFS OF FREEDOM, George Kallis DANIEL ISN'T REAL, Clark DEATH STRANDING, Ludvig Forssell DUMBO, Danny Elfman DVESELU PUTENIS (BLIZZARD OF SOULS), Lolita Ritmanis EARTHQUAKE BIRD, Atticus Ross, Leopold Ross, Claudia Sarne THE FAREWELL, Alex Weston FAST & FURIOUS PRESENTS: HOBBS & SHAW, Tyler Bates FINIS TERRAE, Christoph Zirngibl FORD V. FERRARI, Marco Beltrami, Buck Sanders FROZEN II, Christophe Beck GODZILLA: KING OF MONSTERS, Bear McCreary HARRIET, Terence Blanchard A HIDDEN LIFE, James Newton Howard HOW TO TRAIN YOUR DRAGON 3: THE HIDDEN WORLD, John Powell IT: CHAPTER TWO, Benjamin Wallfisch J'ACCUSE, Alexandre Desplat JOJO RABBIT, Michael Giacchino JOKER, Hildur Gudnadottir JUDY, Gabriel Yared JUMANJI: THE NEXT LEVEL, Henry Jackman THE KING, Nicholas Britell LADY AND THE TRAMP, Joseph Trapanese THE LEGEND OF THE WAR HORSE, Anne-Kathrin Dern, Daniel James LIFE IS STRANGE 2, Jonathan Morali THE LIGHTHOUSE, Mark Korven LITTLE WOMEN, Alexandre Desplat LOST IN SPACE SEASON 2, Christopher Lennertz MALEFICENT: MISTRESS OF EVIL, Geoff Zanelli THE MANDALORIAN, Ludwig Göransson MARRIAGE STORY, Randy Newman MASQUERADE HOTEL, Naoki Sato MIDSOMMAR, Bobby Krlic MIMI AND THE MOUNTAIN DRAGON, Rachel Portman MINUSCULE 2: LES MANDIBULES DU BOUT DU MONDE, Mathieu Lamboley MOTHERLESS BROOKLYN, Daniel Pemberton MRS. LOWRY AND SON, Craig Armstrong OUR PLANET, Steven Price PAIN AND GLORY, Alberto Iglesias PENGUINS, Harry Gregson-Williams PET SEMATARY, Christopher Young THE PROFESSOR AND THE MADMAN, Bear McCreary RED DEAD REDEMPTION II, Woody Jackson RIM OF THE WORLD, Bear McCreary ROUBAIX, UNE LUMIÈRE, Grégoire Hetzel A SHAUN THE SHEEP MOVIE: FARMAGEDDON, Tom Howe SHAZAM!, Benjamin Wallfisch SOLE, Nabeel Ansari SORDO, Carlos M. Jara SPIDER-MAN FAR FROM HOME, Michael Giacchino STAR WARS: THE RISE OF SKYWALKER, John Williams TOLKIEN, Thomas Newman TOY STORY 4, Randy Newman TRAUMFABRIK, Philipp Noll US, Michael Abels THE WANDERING EARTH, Roc Chen WEATHERING WITH YOU, Radwimps THE WITCHER, Sonya Belousova, Giona Ostinelli WONDER PARK, Steven Price WORKERS & RESOURCES: SOVIET REPUBLIC, Rotem Hecht --------------------------------------------------------- Die Nominierungsphase ist beendet.
  9. Naja. Nächste Woche läuft der Film hier nochmal im Filmmuseum, vielleicht überzeugt wenigstens die Wirkung im Film. Allein gehört als Musik fand ich es ziemlich unverbindlich und unspektakulär.
  10. Ich weiß gar nicht, ob ich die Frage richtig verstehe - sein "Werkzeug", mit dem er eine konventionelle Funktionalität erreicht bzw. das normale Publikum lenkt, sind eben die Verarbeitungen der Konvention: düsterer Chor für die traditionelle Vorstellung von Vampiren, Streicher-Ostinati mit treibendem Elektronik-Puls zur Spannungserzeugung, ein eher einfaches, emotionales Thema für die menschlichen Protagonisten, viele "epische" Tutti-Passagen. Also all das, was sich sofort oberflächlich erschließt bzw. dem Kinogänger schnell eindeutige Bilder vor das innere Auge projiziert. Das harmonische Konzept, die Tonleitern, der sinfonisch-entwickelnde Anspruch auf der Makro-Ebene, aber auch satztechnische Feinheiten wie die krasse Mehrstimmigkeit im Actionfinale sind dagegen einfach nicht funktional - sondern optionale Ästhetik. Er macht das, weil er ein guter Komponist ist, und es fügt dem Film eine künstlerische Dimension hinzu. Aber es erfüllt keine direkte Zweckmäßigkeit mehr. So wie Kunst generell keine klar verwertbaren "Funktionen" hat, sondern abstrakte Wertkategorie ist.
  11. Dafür bräuchte man wohl empirische Studien - ich glaube, dass für die meisten Zuschauer ein reines Moll-Grummeln für atmosphärische Funktionalität ausreicht (tut es ja auch bei vielen Giacchino- oder Wallfisch-Musiken). Ob der Einsatz von Modalharmonik tatsächlich auf funktional/prä-kognitiver Ebene viel mehr Wirkung in den Film bringt, weiß ich nicht. Für musikalisch sensitive Zuschauer und Fachkundige bestimmt, dem Durchschnittszuschauer dürfte es aber eher nicht auffallen. Damit ist es dann auch nicht mehr dem Bereich Funktionalität zuzuordnen. Funktionalität würde ich in der Filmmusik als obligatorische Grundlagenwirkung definieren - das Triggern bestimmter Emotionen bei einem breiten Publikum durch erprobte (!) musikalische Mittel. Das Funktionale an Gordons Musik würde ich daher eher in der äußeren Beschaffenheit suchen, z.B. in der Instrumentierung (in diesem Fall: der Einsatz des Chors in der Vampirmusik). Das ist etwas, was unmittelbar auf emotionaler Ebene verständlich ist, aufgrund kultureller Konventionen (Dracula, Omen, weiß der Geier, was noch alles...). Die Modalharmonik und das ganze Konzept der harmonischen Aufhellung in Richtung Diatonik dagegen eher nicht. Zu speziell, zu komplex und auch zu weiträumig gedacht für Grundlagenwirkung.
  12. Ein atmosphärischer Ansatz, der in Gordons Musik ja auch drin steckt. Aber er belässt es halt nicht dabei, sondern nutzt das künstlerische Ausdruckspotenzial der Musik im Tiefenstrukturellen (nämlich im Modalharmonischen). Machen in der Tat die wenigsten heutzutage. (Goldsmith hat das auch gemacht, siehe ALIEN.)
  13. Doch, natürlich: die Oktatonik/Diatonik-Gegenüberstellung als klangsinnlichen und intellektuellen Ausdruck der Gegensätzlichkeit von Vampir- und Menschenwelt hätte es für die reine Funktionalität nicht gebraucht. Das ist eine poetisch-ästhetische Entscheidung, die dem Film eine künstlerische Substanz jenseits der Minimalanforderungen gibt.
  14. Funktionalismus ist für mich eine Minimalanforderung an Filmmusik. Sie muss darüber hinaus die Möglichkeiten der Kunstform Musik nutzen, um dem Film wirklich Substanzielles hinzuzufügen. Aber das hatten wir ja alles schon zur Genüge...
  15. Ja. Ist leider ziemliches Hipster-Kino. Bunt und stylish, ein bisschen gewollt anstößig, mit Anflügen ins Fantasy-Hafte (finaler Schwertkampf inklusive). Kann man originell finden, ich fand's alles eher doof.
  16. Du hast doch die 15 Jahre als zeitlichen Rahmen gesetzt. Und nein, das Argument zieht auch gegenwärtig nicht: ich brauche keinen bestenfalls soliden Wallfisch (das bezieht sich auf die aller(!)besten Passagen aus IT), wenn ich zeitgleich einen OUT OF THE SHADOWS oder MIDSOMMAR bekommen kann. Gescheitert sicher nicht. Aber es ist eben nur das Allernötigste, was er in Sachen dramaturgischer und künstlerischer Gestaltung bringt.
  17. Habe leider auch noch keine Infos dazu gefunden. Hier nochmal ein paar Tracks direkt zum Anklicken:
  18. Wie schon oft gesagt (gerade auch im Kontext Wallfisch): man muss sich nicht am Bodensatz orientieren. In den letzten 15 Jahren gab es viele hervorragende musikalische Horrorfilm-Konzepte, angefangen bei Christopher Gordon (DAYBREAKERS, OUT OF THE SHADOWS), über Beltrami (KNOWING, THE SNOWMAN) und Young (SINISTER), bishin zu ganz aktuellen Beispielen aus Hollywoods Indie-Horror-Marktsegment (THE VVITCH, MIDSOMMAR). Das Argument, man "bekäme ja nichts Besseres", ist kein valides.
  19. Möchte hier nochmal auf einen der interessantesten Scores des zurückliegenden Jahrgangs aufmerksam machen (neben RISE OF SKYWALKER und MIDSOMMAR in meiner persönlichen Top 3): die Musik zum Coming-of-Age-/Schizophrenie-Drama DANIEL ISN'T REAL vom britischen Komponisten Chris Clark (kurz: Clark). Wie so viele interessante Filmmusik-Newcomer kommt auch Clark aus der populären Musik (Dance, Electro). DANIEL ISN'T REAL vermischt elektronische Dance/Techno-Elemente und Samples (z.T. stark verfremdet und collagiert) mit harmonisch sehr spannenden Streichersätzen, die an den frühen Howard Shore, teils an David Shires ZODIAC, entfernt auch an Bernard Herrmann erinnern, sowie mit sehr klangschönen, minimalistischen Klavierparts, die von einer sehr differenzierten Aufnahme der Anschlags- und Nebengeräusche leben. Überhaupt gelingt Clark trotz der starken elektronischen Einflüsse ein sehr analog anmutender Klang. Ein bisschen was müsste man aus dem 56-minütigen Album rausnehmen, aber Highlights gibt es genug. Anspieltipps: "Spiral Crackerjack" (Track 2), "You're Pulling My Face Off" (Track 3), "Volatile" (Track 6), "Isolation Theme (Thigpen)" (Track 13). https://open.spotify.com/album/15m3dBrdIYKHwJGlhkXNHp?si=qb0rqLtVT-uhremrPJ3sxw
  20. Die manifestierte Angstvision der Zimmer-Hater. Ich glaube schon, dass das etwas differenzierter und interessanter werden wird.
  21. Ja, wäre dann für's nächste Jahr. Und BIRD BOX hätte man schon für die 2018er-Umfrage nominieren können - Internet-Filmstart war im Dezember 2018, Score kam Anfang Januar 2019 (also vor Ablauf der Nominierungsphase am 31. Januar).
  22. Noch eine Woche, dann endet die Nominierungsphase.
  23. Ich war kurzentschlossen auch noch dabei, sogar auf beiden Konzerten (Csongor und unserem Freund Ming sei Dank - am Sonntag hatte ich völlig überraschend sogar eine Karte in der ersten Kategorie). Und obwohl Williams ja eigentlich nicht unbedingt zu meinen absoluten Favoriten zählt, und auch das Programm bis auf "The Rebellion is Reborn" und CLOSE ENCOUNTERS (in meinen Augen) eher von Standard-Repertoire geprägt war, konnte ich mich der tollen Performance emotional kaum entziehen. Mit welch einem Elan die Wiener Philharmoniker gerade das Sonntagskonzert abfeuerten, war schlicht überwältigend. Mit am schönsten fand ich - neben der Performance von "The Rebellion is Reborn", die in den letzten Takten leicht erweitert war - die Darbietung von "Dartmoor, 1912" aus WAR HORSE. Hier schien Williams am meisten "drin" gewesen zu sein, sein Dirigat war sehr innig - das Pastorale ist ja auch genau sein Ding. Großartig hier: Solo-Flötist Walter Auer, der von Williams nach dem Stück zurecht anerkennende Gesten zugeworfen bekam. Hübsche (Neu-)Entdeckungen für mich waren das Thema aus SABRINA, das ich selten höre, und dessen impressionistische Einleitung mit dem leicht dissonanten Klaviermotiv den Wienern hier so hintergründig und schwebend gelungen ist wie ich es noch nie vorher gehört habe - und "Nice To Be Around" aus CINDERELLA LIBERTY mit seinem herrlich entrückten, durch mehrfache Wiederholung des Schlussakkords sehr gedehnten Ausklang. Ich finde Williams nach wie vor einfach am spannendsten, wenn er in solch moderne Gefilde abgleitet, sei es Modernismus, Impressionismus, Jazz oder Minimalismus. Wirklich eine tolle Erfahrung, nicht zuletzt auch wegen der Treffen mit den Forumsbekanntschaften und den vielen Freunden aus Wien - das ist für mich meist sogar das schönste. Danke, @Csongor, @Stempel, @sami, für schöne Abende und Gespräche.
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