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Sebastian Schwittay

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Alle Inhalte von Sebastian Schwittay

  1. Mir ist ehrlich gesagt schon die ganze Diskussion über "negative Einflüsse" viel zu viel bzw. führt sie in die völlig falsche Richtung. Ich finde es viel wichtiger, dass Film überhaupt als freudige Kultur von Staat und Gesellschaft gefördert wird - keinesfalls sollten die Menschen mit einer Bewahrpädagogik vor Film gerüstet werden. Da schwingt mir viel zu viel Misstrauen gegenüber der Kunstform mit, deutet das Medium von Vornherein als etwas Gefährliches aus, dem man "entgegentreten" muss. Das ist eine typisch deutsche Eigenart, die es z.B. in Frankreich in dieser Form nicht gibt.
  2. Einen Propagandafilm definiere ich in erster Linie als Auftragswerk - dieses entsteht und existiert im direkten Dienst einer politischen Agenda oder sogar Partei. Bay macht keine Propagandafilme, nur weil er Waffen und Militär fetischisiert, und dafür ein paar Helikopter ausgeliehen bekommt. Der Begriff wird generell viel zu inflationär verwendet, geradezu angsterfüllt im Sinne der alten, miefigen Ideologiekritik der 60er, die überall politische Vereinnahmung wittert. Lässt sich aber nicht verhindern. Jedes populäre Medium hat Einfluss auf die Gesellschaft, ohne damit gleich Propaganda zu sein. Generell liegt die Verantwortung auch immer beim Rezipienten - wie er das, was er sieht, in seine eigene Lebensrealität übernimmt oder nicht, bleibt ihm überlassen. Wie gesagt: ich finde dieses detektivische, ideologiekritische Nachspüren ziemlich trist - und auch sehr deutsch. Die Angst, sich dem Fetisch Kino - der Lust am Sehen - völlig hinzugeben... ich kann das für mich kaum nachvollziehen, ehrlich gesagt. Filme schauen und Musik hören waren mein Leben lang die einzigen Dinge, bei denen ich NICHT das Gefühl hatte, eine vorsichtige Hab-Acht-Stellung einnehmen zu müssen...
  3. AUGUST RUSH - Mark Mancina - 12 PHANTOM THREAD - Jonny Greenwood - 12 (+1) OLD BOYFRIENDS - David Shire - 18 LAWRENCE OF ARABIA - Maurice Jarre - 14 HOW TO TRAIN YOUR DRAGON - John Powell - 14 (-1) KRULL - James Horner - 17 THE HOMESMAN - Marco Beltrami - 10 (+1) ALIEN³ - Elliot Goldenthal - 17 Tia, die Bereitschaft, die Wertigkeit oder Originalität einer Musik in die Entscheidung über +/- einzubeziehen, geht halt scheinbar doch vielen ab. Auch wenn er nicht unbedingt zu meinen Beltrami-Favoriten zählt, würde ich THE HOMESMAN niemals ein Minus geben - hat der originell konzipierte und charakterstarke Score schlicht nicht verdient. Aber für die meisten zählt halt einfach nur, ob's unmittelbar gefällt...
  4. Ein Hardliner würde diese Sichtweise wohl auch auf Propagandafilme anwenden. Ich persönlich beschränke es auf Filme, die dem Zuschauer ein fiktionales Universum eröffnen, das primär dem Genuss der filmischen Erfahrung dient.
  5. Muss es ja auch gar nicht. Wenn sich ein Film mit einer "Ich-bin-so-trashig-und-nehm-mich-nicht-ernst"-Attitüde für sein orgiastisches Treiben entschuldigt, kann man ihn erst recht nicht mehr ernst nehmen. Nein: ein Film sollte dann schon ganz offen zu seiner Unerhörtheit stehen. Und dafür respektiere ich Bay (mittlerweile) auch.
  6. Das klingt nun aber wirklich etwas nach Katholischem Filmdienst. Seit wann sind denn humanistische Grundwerte und Errungenschaften ausschlaggebend für's Kino - und gerade für den Genrefilm? Viel mehr war das populäre Kino schon seit jeher Ventil und fiktionaler Spielplatz, auf dem sich moralisch oder gesellschaftlich verfemte Verhaltensmuster manifestieren konnten, ohne dabei eine Sanktionierung fürchten zu müssen (höchstens durch die Zensur vielleicht). Ich mag Bay und seine Zerstörungsorgien auch nicht sonderlich - aber doch vorrangig aus ästhetisch-stilistischen Gründen, nicht wegen eines (vermeintlich) amoralischen Inhalts.
  7. Ich finde ja OLD BOYFRIENDS wirklich toll, vor allem das letzte der insgesamt drei (!) Love Themes, das zugleich auch Hauptthema des Scores ist. (Shire schrieb für jede von Talia Shires "old boyfriends", die sie im Laufe der Handlung besucht, ein eigenes Liebesthema.) Genial dabei: das Haupt-Liebesthema hört man auch im harschen "Main Title" - so stark im Charakter abgewandelt, dass man es kaum noch erkennt. Variationskunst vom Feinsten! Hier das "Main Love Theme" in einer Bearbeitung für Klavier und Cello, vom Sampler "David Shire at the Movies": Und hier der "Main Title" aus dem Film (leider nur als VHS-Rip):
  8. AUGUST RUSH - Mark Mancina - 12 PHANTOM THREAD - Jonny Greenwood - 10 (+1) OLD BOYFRIENDS - David Shire - 17 (+1) LAWRENCE OF ARABIA - Maurice Jarre - 10 HOW TO TRAIN YOUR DRAGON - John Powell - 16 (-1) KRULL - James Horner - 16 THE HOMESMAN - Marco Beltrami - 09 ALIEN³ - Elliot Goldenthal - 15 Auch wenn es mittlerweile weniger anstrengende Anspruchsdebatten gibt als 2011 - damals wurde immerhin noch mehr diskutiert bei dem Spiel, das fand ich irgendwie interessanter als immer nur stumm sein + und - zu setzen...
  9. Giacchinos Instrumentierung ist eben relativ unpersönlich. Er greift oft auf konventionelle und naheliegende Klangfarbenmischungen zurück, hat keine typischen Instrumentierungskniffe, die ihn sofort erkennen lassen (so wie etwa die charakteristische Oboe über geteiltem Streichersatz beim späten Goldsmith, oder das Kontrafagott und die Kontrabass-Klarinette im Orchestersatz bei Goldenthal). Er probiert oft mal knallige perkussive Effekte aus, wie zuletzt in seinen SPIDERMAN-Scores oder auch im dritten APES-Score, aber es klingt halt immer nur nach Gimmick, nie nach einer gewachsenen stilistischen Entwicklung. In Sachen Harmonik ist es - wie Boneking schon schreibt - das lange Verweilen in funktionsharmonischen Zusammenhängen, oder gleich ganz auf einem gebrochenen Moll-Dreiklang (in besonders trister Erinnerung geblieben ist mir diesbzgl. JUPITER ASCENDING - ich glaube es war der dritte Satz der "Sinfonie", mit der das Album beginnt). Diese statische Harmonik engt auch die melodische Bewegung sehr ein, weil sie immer an den Grundakkorden klebt... Ja, egal und einfach unspannend - das trifft es für mich auch. Er stellt musikalisch einfach zu wenig an, bleibt auf einem Grundlagen-Niveau. Deswegen sind seine Themen wohl auch so relativ unprägnant, weil sie oft die wichtigste Zutat eines guten Themas vermissen lassen: eine unerwartete Wendung, die über die basalen Grundlagen (harmonisch, klanglich, figurativ) hinausgeht oder diese auf interessante Weise bricht.
  10. Sehe/höre ich ganz genau so, gerade in Bezug auf RPO und die Marvel-Sachen. Das Idiom ist halt wirklich immer dasselbe, und das motivische Material ähnelt sich auch zu sehr, als dass sich die Scores voneinander abheben könnten. MARWEN war recht passabel - bei Zemeckis kommt er immer etwas weg von seiner Schablonenhaftigkeit.
  11. AUGUST RUSH - Mark Mancina - 13 BASIC INSTINCT - Jerry Goldsmith - 20 (+1) - damit in die Hall of Fame OLD BOYFRIENDS - David Shire - 14 LAWRENCE OF ARABIA - Maurice Jarre - 11 HOW TO TRAIN YOUR DRAGON - John Powell - 15 (-1) KRULL - James Horner - 15 THE HOMESMAN - Marco Beltrami - 09 ALIEN³ - Elliot Goldenthal - 11 (+1) Neu: PHANTOM THREAD (Jonny Greenwood) AUGUST RUSH - Mark Mancina - 13 PHANTOM THREAD - Jonny Greenwood - 10 OLD BOYFRIENDS - David Shire - 14 LAWRENCE OF ARABIA - Maurice Jarre - 11 HOW TO TRAIN YOUR DRAGON - John Powell - 15 KRULL - James Horner - 15 THE HOMESMAN - Marco Beltrami - 09 ALIEN³ - Elliot Goldenthal - 11
  12. Hatten wir das nicht schon oft? Es geht um die Qualität des Orchestersatzes, nicht per se darum, ob überhaupt für Orchester geschrieben wird.
  13. Wer die Rosenman-Scores z.B. noch nicht sein Eigen nennt, könnte das mit diesem Set aufholen. Die lohnen sich neben den beiden Goldsmiths auch sehr.
  14. AUGUST RUSH - Mark Mancina - 13 BASIC INSTINCT - Jerry Goldsmith - 16 ALEXANDER NEWSKI - Sergei Sergejewitsch Prokofjew - 19 (+1) OLD BOYFRIENDS - David Shire - 14 (+1) LAWRENCE OF ARABIA - Maurice Jarre - 11 HOW TO TRAIN YOUR DRAGON - John Powell - 15 (-1) KRULL - James Horner - 14  THE HOMESMAN - Marco Beltrami - 11
  15. Wer OLD BOYFRIENDS nicht kennt: YouTube gibt nicht viel her, aber bei Intrada, die den Score 2015 veröffentlicht haben, findet man längere Soundclips: http://store.intrada.com/s.nl/it.A/id.9583/.f
  16. Habe mir das gerade auch mal zusammen mit den Filmszenen angesehen/angehört. Silvestris abgelehnte Musik fand ich schon immer recht schwach, zusammen mit den Bildern ist es aber echt katastrophal - er ignoriert De Palmas klassische, aber zugleich affektierte und stilisierte Inszenierung völlig, und vertont das Ganze so trist, nüchtern und realistisch, als ob es ein Film der späten 2000er Jahre wäre. Insofern war er seiner Zeit wohl auf besonders trübsinnige Weise voraus. Den typischen 90er-Jahre-Klang, den Lars zu vernehmen meint, höre ich hier auch nirgends.
  17. Wenn es zu stark ins 20. Jahrhundert oder ins Kunstmusikalische tendiert, gibt es hier schon öfter mal Gegenwind, zuletzt 2018 in der Diskussion um Greenwoods PHANTOM THREAD ("fortgeschrittener Katzenjammer"). Hatte schon drüber nachgedacht, den hier mal in die Runde zu werfen, fürchte mich aber ein wenig vor den Konsequenzen... Man muss aber dazu sagen: verglichen mit der Zeit um 2011 sind die Zankereien um musikalischen Anspruch hier schon deutlich zurückgegangen. Was allerdings wohl auch mit der generell schwindenden Aktivität zu tun hat...
  18. Wäre natürlich optimal. Von Goldsmith wäre immerhin auch LOVE FIELD ein Kandidat für eine (sinnvolle) Expandierung. Das alte Album hat ja einen nicht unbedeutenden Charakterzug des Scores, die dissonanteren Suspense-Passagen für die Kennedy-Backstory, völlig unterschlagen.
  19. Klingt ja fast so, als gönnst du es den Labels, dass sie mit ihrem "alten Zeug" auf die Schnauze fliegen.
  20. Wenn ich mich recht erinnere, wurden 2011, bei der "Erstauflage" des Spiels, auch Jonny Greenwoods THERE WILL BE BLOOD und selbst so mancher Goldenthal in die Hall of Shame gewertet. Vor solchen Ausfällen ist man hier leider nicht sicher.
  21. Ist aber noch ganz normal über die Suche rechts oben zu erreichen. Einfach das Feld leerlassen und die Lupe anklicken. Im neuen Fenster dann rechts auf die Spalte "Mitgliedersuche", ebenfalls alles leer lassen und unten auf "Mitglieder suchen". Es folgt eine Auflistung aller Mitglieder, die du auch nach Beitragsanzahl sortieren kannst.
  22. Sehr schöne Einführung in seine Popmusik-Karriere, Alex. Durch Michael Kamen und seine Musiken zu EVENT HORIZON und DIE HARD bin ich zur Filmmusik gekommen, von daher zählt Kamen wohl zu den wichtigsten Komponisten für mich überhaupt - die überschäumende emotionale Begeisterung, das "Feiernde" in seiner Musik (egal, ob nun im Melodischen oder im Dissonanten - bei ihm ist einfach alles ein exzessives Fest) hat meine Wahrnehmung, mein ganzes Verständis von Musik maßgeblich geprägt. Kamen war jemand, der sich völlig kompromisslos und ohne Absicherung in die Musik gestürzt hat. Einer, der das Pompöse, den Kitsch, die Grandezza innig umarmt hat, das Risiko eingehend, für seine Ehrlichkeit gescholten und geringgeschätzt zu werden. In Filmmusik- und Kritikerkreisen wird Kamen ja bis heute von vielen abgelehnt, teils sogar belächelt: zu simpel sei er gewesen, zu banal, zu gefühlig, zu direkt, ohne dabei den Umweg größter Kunstfertigkeit zu nehmen (obwohl er eigentlich ein brillanter Orchestrator war, und die Feinheiten des Orchestersatzes so poetisch durchdrungen hat, wie es viele seiner geschätzteren Kollegen nie hinbekommen haben). Und die Trennung zwischen U- und E-Musik hat ihn eben auch nie interessiert - was ja in seiner späteren Zusammenarbeit mit Pink Floyd und anderen Größen der Pop- und Rockmusik deutlich wird. Verwiesen sei diesbezüglich noch auf seine Anfänge in New York, wo er schon während seiner Studienzeit, Ende der 60er Jahre, zusammen mit Martin Fulterman (aka Mark "The X-Files" Snow) und Dorian Rudnytsky das New York Rock & Roll Ensemble gegründet hat. In dieser Crossover-Band, die in Frack und white tie auftrat und sogar Leonard Bernstein beeindruckte, hat Kamen gesungen, arrangiert und sein studiertes Instrument, die Oboe, gespielt. Hier wurde Kamens Interesse an der Verwischung der Grenzen zwischen E und U schon sehr früh deutlich. Einer der populärsten Songs ihres ersten Albums, "Brandenburg" (eine Variation auf den ersten Satz von Bachs fünftem Brandenburgischem Konzert) wurde schnell zum Aushängeschild für ihren Stil, quasi zu einem Trademark-Song - die Verschränkung von Barock und Rockmusik war 1969 ein ziemliches Novum (auf dem Plattencover ist Kamen übrigens der zweite von rechts): Mein persönlicher Lieblingssong der Gruppe ist allerdings "Beside You" von ihrem vierten Album, "Roll Over" (1971). Die wunderschöne Ballade, die Kamen 1998 als Hauptthema für seine Musik zu WHAT DREAMS MAY COME wiederverwendet hat, zeigt Kamens enormes melodisches Talent. Kamen singt den Song selbst, Mark Snow spielt die Oboe: EDIT: Oh, da haben wir wohl knapp gleichzeitig gepostet. Naja, doppelt hält besser.
  23. TWISTER - Mark Mancina - 18 (+1) BASIC INSTINCT - Jerry Goldsmith - 12 ALEXANDER NEWSKI - Sergei Sergejewitsch Prokofjew - 14 TOMB RAIDER - Graeme Revell - 00 (-1) - damit in die Hall of Shame CAPTAIN NEMO AND THE UNDERWATER CITY - Angela Morley - 07 HOW TO TRAIN YOUR DRAGON - John Powell 13 (-1) KRULL - James Horner - 14 THE HOMESMAN - Marco Beltrami - 11 (Ich habe bei NEWSKI/Prokofjew mal die Schreibweise vereinheitlicht. ) Neu: OLD BOYFRIENDS (David Shire) TWISTER - Mark Mancina - 18 BASIC INSTINCT - Jerry Goldsmith - 12 ALEXANDER NEVSKY - Sergei Serjewitsch Prokofjew - 14 OLD BOYFRIENDS - David Shire - 10 CAPTAIN NEMO AND THE UNDERWATER CITY - Angela Morley - 07 HOW TO TRAIN YOUR DRAGON - John Powell 13 KRULL - James Horner - 14 THE HOMESMAN - Marco Beltrami - 11
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