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Alle Inhalte von Sebastian Schwittay
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Wie gesagt: ich schaue einen Actionfilm in genau dem gleichen Modus, in dem ich auch einen Film wie LOVELESS schaue. Es sollte beides Kunst, beides spannend und faszinierend sein. Intellektuell muss gar nicht. Für mich kann auch oberflächliches, rein auf Spannung oder Viszeralität ausgelegtes Kino große Kunst sein. Es muss halt was Spannendes mit seinen künstlerischen Mitteln anstellen. Das ist das A und O. Ob jetzt SUDDEN DEATH, Douglas Sirk, oder expressionistischer Stummfilm - völlig latte.
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Ich konnte mich noch nie berieseln lassen, weder von Musik noch von Filmen. Entweder ganz oder gar nicht. Für mich muss Unterhaltungskino genauso spannend gemacht sein wie ein Kunstfilm. Ich differenziere seit geraumer Zeit auch gar nicht mehr zwischen diesen beiden Sphären. Film ist Film. Die Trennung zwischen "Ohhh, Kunst!" und "Hirn aus" finde ich echt furchtbar beknackt. Die sorgt mit dafür, dass die Verhältnisse so sind, wie sie sind.
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Genau. Da zeigt sich ebenfalls diese Manager/Unternehmens-Mentalität: möglichst alle glücklich machen (und alles Verfänglich-Persönliche eliminieren), und ihnen auch möglichst viel Lauflänge für ihr bezahltes Kinoticket bieten. Kino als reiner Dienstleistungszweig. So extrem wie heute war das noch nie. Ja! Ja! Finde diese Attitüde auch irgendwie nervig, gerade wenn sie - wie so oft - zum reinen Selbstzweck vor sich her getragen wird. Aber ganz ehrlich, siehst du im zeitgenössischen Unterhaltungskino (also in den teuersten und prestigeträchtigsten Produktionen) noch irgendwo echten Stilwillen bei den Regisseuren, oder sowas wie persönliche Visionen? So wie bei Spielberg in den 80ern und 90ern (und eigentlich bis heute), oder bei Cameron und Filmen wie TERMINATOR 2 (bin kein großer Fan seiner Filme, aber dass der eine Vision hat, kann man ihm nicht absprechen)? Oder irgendwelche anderen Regisseure, die die vor 20 Jahren Blockbuster gedreht haben, und eigentlich immer (!) als Künstler erkennbar waren: Ridley Scott, Tony Scott, Peter Hyams, Neil Jordan... Ich sehe das NIRGENDS mehr - weder individuellen Look, noch individuellen Sound. Nur noch im Kunstkino, und selbst da zunehmend in den Special-Interest-Ecken versteckt. THE LAST JEDI war letztes Jahr in der Tat ein interessantes Gegenbeispiel für einen Film, der sich etwas gegen diese Anonymität stellt. Aber bezeichnenderweise hatten extrem viele Leute größte Probleme mit dem Film. Das sagt doch echt was aus über die Kino- und Filmkultur unserer Zeit...
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Man kann es nicht oft genug sagen: Colour Grading macht noch keinen Individualstil! Diesem Irrglauben unterliegen sooo viele Filmemacher heutzutage, von Nolan über Mendes, bishin zu all den Posern und Stylern, die sie nachmachen... (Das ist so die andere Ausprägung der Tristesse heutzutage, neben den glatten Multiplex-Filmen: prätentiöses Poserkino, dem die Leute jeden billigen Taschentrick bereitwillig abkaufen. Geile Neon- oder Düster-Optik? Das muss natürlich große Kunst sein! Stichwort: Noé... )
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Noch ein Zusatz (Zeitfenster zum Editieren überschritten): Neben den noch lebenden, alten Haudegen wie Eastwood, Scorsese oder Spielberg gibt es natürlich noch ein paar leidenschaftliche Vertreter der jungen Generation, die auch heute für spannendes, interessantes Kino sorgen, keine Frage - aber das findet ja leider alles ziemlich außerhalb der Öffentlichkeit statt. Luca Guadagnino z.B., der jüngst ein wirklich faszinierendes SUSPIRIA-Remake gedreht hat, oder jemand wie S. Craig Zahler mit seinem krassen, eruptiven Männerkino, das sich schmerzhaft intensiv mit unserem Zeitgeist beschäftigt. In den 80ern hätte sowas noch den Durchbruch in die breite Öffentlichkeit geschafft (Zahlers 80er-Entsprechung wäre wohl Walter Hill, der dann irgendwann sogar an Blockbuster-Projekte gelassen wurde!), heute dagegen findet solches Kino nur noch in Filterblasen statt. Individueller Stil scheint heutzutage im populären Kino grundsätzlich unerwünscht zu sein, es muss einfach alle durch die Bank glücklich machen - der kleinste gemeinsame Nenner. Und danach sehen Filme wie FANTASTIC BEASTS eben auch aus. Ich sehe da keinen David-Yates-Film (so wie ich in LEGEND z.B. einen Ridley-Scott-Film sehe, um beim Fantasy-Genre zu bleiben), sondern das neueste Release aus den Manager-Büros der Warner-Chefetagen. Jetzt habe ich wieder ausgeholt... man verzeihe es mir.
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Ich beneide dich ja fast darum, dass du da noch so viel drin sehen kannst. Für mich ist dieses ganze Multi-Millionen-Dollar-Blockbusterkino (egal ob Marvel oder die großen Fantasy-Vehikel) auf filmisch/ästhetischer Ebene einfach nur noch bestialisch trist. FANTASTIC BEASTS war da letztes Jahr eine (letzte) Schlüsselerfahrung, seither mache ich Nägel mit Köpfen und meide nun wirklich konsequent alles aus diesem Bereich. Ich sehe da einfach gar nichts mehr für mich... ... was wohl auch mit dem Aussterben der Individualstile zusammenhängt. Man lässt mittlerweile kaum noch Regie-Veteranen an diese Projekte, sondern holt sich Leute, die höchstens innerhalb eines Franchise oder, schlimmstenfalls, nur im TV-Bereich Erfahrung haben. Kein Wunder, dass da kaum noch filmische Traditionen, das Wissen um Inszenierung oder Stilwille durchschimmern. Das Blockbusterkino der 80er, 90er und frühen 2000er wurde noch von Leuten geprägt, die in den 50ern und 60ern mit Film sozialisiert wurden und auch in dieser Zeit ihr Handwerk gelernt haben - die sterben aber mittlerweile aus. Ich denke, wenn die Generation, die heute so langsam ins Rentenalter kommt, mal weggestorben ist, ist auch das Kino tot. Das Blockbusterkino trägt ja schon heute kaum noch Spuren von denen.
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Der beliebteste Kino-Soundtrack 2018 / Nominierungen
Sebastian Schwittay antwortete auf Stempels Thema in 2018
SUSPIRIA, Thom Yorke -
Stimmt, das war auch so ein Problem, das ich mit dem Score hatte... der Charakter des Themas ist mir viel zu archetypisch, klischeehaft. Wie eine Schablone aus der Schublade, wie ein Aromastoff, der sofort Assoziationen triggern soll... ahh, Kirsch! oder: ahh, Dracula! In diesem Sinne eine kalkulierte, fast industriell anmutende Musik... Jetzt kommen die Erinnerungen alle wieder hoch.