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Soundtrack Board

Sebastian Schwittay

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  1. Du beantwortest dir die Frage in gewisser Weise ja schon selbst. Die Vielfalt an Stoffen, Budgetklassen, und auch individuellen Zugängen war im Unterhaltungskino der 80er und frühen 90er noch viel größer, es wurde noch viel mehr finanziert und ausprobiert - neben großen 60-Millionen-Kloppern wie BACKDRAFT oder DAYS OF THUNDER gab es genauso noch kleine 10- bis 15-Millionen-Dollar-Filme wie Donners LETHAL WEAPON, Roger Donaldsons NO WAY OUT, manchen Walter Hill, John Carpenter oder Peter Hyams, die von den Studios fast genauso groß vermarktet wurden wie die teuersten Produktionen der Zeit. Dieser reichhaltige Gemischtwarenladen, der Hollywood damals noch war, resultierte in einer ungeheuren Vielfalt der Blicke und Einzel-Kinematographien. Da hat sich noch viel mehr gegenseitig befruchtet, und das Kino war dynamischer. Ein idealer Nährboden für eine Vielzahl an klar abgrenzbaren Individualstilen unter den Regisseuren des Unterhaltungskinos (und auch Grundvoraussetzung für Unfassbarkeiten wie den megateuren, aber super idiosynkratischen DIE HARD 2, für den man sich einen Action-Auteur geholt hat, der vorher strange, kleine Horrorfilme wie PRISON gemacht hat - WTF? ). Diese Strukturen haben sich ja in den letzten 15 Jahren ganz fundamental geändert. Der mittelbudgetierte Film ist beinahe ausgestorben, bzw. zumindest im groß vermarkteten Unterhaltungskino nicht mehr existent. Eine enorme Reduktion des Marktes hat stattgefunden (Franchises), und damit auch eine Reduktion bzw. Gleichschaltung der Stile. Außerdem sehe ich den Unterschied - wie zu Beginn der Diskussion schon erwähnt - im cinephilen Zugang, der mir heute ziemlich ausgestorben scheint. Da möchte ich an den Beitrag von @Howard anschließen, der das Problem - sehr richtig! - auch auf technologischer und gesellschaftlicher Ebene diskutiert wissen will. Die Demokratisierung der Bilder durch Digitalisierung und Social Networking hat den Umgang mit Medien massivst verändert, hin zu seriellen Endlos-Erzählungen, hin zu interaktiver Beteiligung, hin zur Fan- und Referenz-Kultur (Stichwort "Manchild", danke sami) - und weg vom Kino. Auch Materialästhetik und filmischer Look spielen kaum noch eine Rolle. Klar auch, dass die neuen Filmemacher (oder eher: Medienmacher) gar nicht mehr großartig mit Filmhandwerk in Kontakt kommen, und ihre Produkte eher nach den Maßgaben der kleinen (möglichst noch portablen) Screens gestalten... Ein Joss Whedon oder David Yates hat systembedingt einen völligen anderen Background und Bezug zum Kino als ein William Friedkin oder Steven Spielberg. Die Form von Kino, für die die beiden letztgenannten stehen, könnten Whedon oder Yates gar nicht mehr machen, selbst wenn sie es wollten. Bezeichnend wie gesagt, dass man sich damals mit Sequels noch steigern konnte: PREDATOR ist zwar originell und auch formal sehr interessant, aber McTiernan war da quasi noch in der Selbstfindungsphase (erst mit DIE HARD ist er IMO zu künstlerischer Vollendung gelangt) - das richtig heißblütig knurrende, vor Energie und Gewalt fast überkochende Meisterwerk ist dann erst PREDATOR 2.
  2. Wie gesagt: ich schaue einen Actionfilm in genau dem gleichen Modus, in dem ich auch einen Film wie LOVELESS schaue. Es sollte beides Kunst, beides spannend und faszinierend sein. Intellektuell muss gar nicht. Für mich kann auch oberflächliches, rein auf Spannung oder Viszeralität ausgelegtes Kino große Kunst sein. Es muss halt was Spannendes mit seinen künstlerischen Mitteln anstellen. Das ist das A und O. Ob jetzt SUDDEN DEATH, Douglas Sirk, oder expressionistischer Stummfilm - völlig latte.
  3. Könnte man dann echt mal auf der Seite entsprechend kommunizeren... und nicht sowas Missverständliches hier:
  4. Wieso sind die aktuellen Black-Friday-Titel beim Soundtrackcorner eigentlich schon für 27.11. gelistet, die DIE HARD-Box allerdings noch nicht? Kam doch viel früher raus.
  5. Ich konnte mich noch nie berieseln lassen, weder von Musik noch von Filmen. Entweder ganz oder gar nicht. Für mich muss Unterhaltungskino genauso spannend gemacht sein wie ein Kunstfilm. Ich differenziere seit geraumer Zeit auch gar nicht mehr zwischen diesen beiden Sphären. Film ist Film. Die Trennung zwischen "Ohhh, Kunst!" und "Hirn aus" finde ich echt furchtbar beknackt. Die sorgt mit dafür, dass die Verhältnisse so sind, wie sie sind.
  6. Ist alles schön und gut - nur wäre es toll, dass alles auch wieder im Unterhaltungs- und Blockbusterkino zu haben. Wer schaut denn ausschließlich Kunstfilme? Gerade diskutieren wir über den Film (und darüber hinaus).
  7. Genau. Da zeigt sich ebenfalls diese Manager/Unternehmens-Mentalität: möglichst alle glücklich machen (und alles Verfänglich-Persönliche eliminieren), und ihnen auch möglichst viel Lauflänge für ihr bezahltes Kinoticket bieten. Kino als reiner Dienstleistungszweig. So extrem wie heute war das noch nie. Ja! Ja! Finde diese Attitüde auch irgendwie nervig, gerade wenn sie - wie so oft - zum reinen Selbstzweck vor sich her getragen wird. Aber ganz ehrlich, siehst du im zeitgenössischen Unterhaltungskino (also in den teuersten und prestigeträchtigsten Produktionen) noch irgendwo echten Stilwillen bei den Regisseuren, oder sowas wie persönliche Visionen? So wie bei Spielberg in den 80ern und 90ern (und eigentlich bis heute), oder bei Cameron und Filmen wie TERMINATOR 2 (bin kein großer Fan seiner Filme, aber dass der eine Vision hat, kann man ihm nicht absprechen)? Oder irgendwelche anderen Regisseure, die die vor 20 Jahren Blockbuster gedreht haben, und eigentlich immer (!) als Künstler erkennbar waren: Ridley Scott, Tony Scott, Peter Hyams, Neil Jordan... Ich sehe das NIRGENDS mehr - weder individuellen Look, noch individuellen Sound. Nur noch im Kunstkino, und selbst da zunehmend in den Special-Interest-Ecken versteckt. THE LAST JEDI war letztes Jahr in der Tat ein interessantes Gegenbeispiel für einen Film, der sich etwas gegen diese Anonymität stellt. Aber bezeichnenderweise hatten extrem viele Leute größte Probleme mit dem Film. Das sagt doch echt was aus über die Kino- und Filmkultur unserer Zeit...
  8. Man kann es nicht oft genug sagen: Colour Grading macht noch keinen Individualstil! Diesem Irrglauben unterliegen sooo viele Filmemacher heutzutage, von Nolan über Mendes, bishin zu all den Posern und Stylern, die sie nachmachen... (Das ist so die andere Ausprägung der Tristesse heutzutage, neben den glatten Multiplex-Filmen: prätentiöses Poserkino, dem die Leute jeden billigen Taschentrick bereitwillig abkaufen. Geile Neon- oder Düster-Optik? Das muss natürlich große Kunst sein! Stichwort: Noé... )
  9. Noch ein Zusatz (Zeitfenster zum Editieren überschritten): Neben den noch lebenden, alten Haudegen wie Eastwood, Scorsese oder Spielberg gibt es natürlich noch ein paar leidenschaftliche Vertreter der jungen Generation, die auch heute für spannendes, interessantes Kino sorgen, keine Frage - aber das findet ja leider alles ziemlich außerhalb der Öffentlichkeit statt. Luca Guadagnino z.B., der jüngst ein wirklich faszinierendes SUSPIRIA-Remake gedreht hat, oder jemand wie S. Craig Zahler mit seinem krassen, eruptiven Männerkino, das sich schmerzhaft intensiv mit unserem Zeitgeist beschäftigt. In den 80ern hätte sowas noch den Durchbruch in die breite Öffentlichkeit geschafft (Zahlers 80er-Entsprechung wäre wohl Walter Hill, der dann irgendwann sogar an Blockbuster-Projekte gelassen wurde!), heute dagegen findet solches Kino nur noch in Filterblasen statt. Individueller Stil scheint heutzutage im populären Kino grundsätzlich unerwünscht zu sein, es muss einfach alle durch die Bank glücklich machen - der kleinste gemeinsame Nenner. Und danach sehen Filme wie FANTASTIC BEASTS eben auch aus. Ich sehe da keinen David-Yates-Film (so wie ich in LEGEND z.B. einen Ridley-Scott-Film sehe, um beim Fantasy-Genre zu bleiben), sondern das neueste Release aus den Manager-Büros der Warner-Chefetagen. Jetzt habe ich wieder ausgeholt... man verzeihe es mir.
  10. Ich beneide dich ja fast darum, dass du da noch so viel drin sehen kannst. Für mich ist dieses ganze Multi-Millionen-Dollar-Blockbusterkino (egal ob Marvel oder die großen Fantasy-Vehikel) auf filmisch/ästhetischer Ebene einfach nur noch bestialisch trist. FANTASTIC BEASTS war da letztes Jahr eine (letzte) Schlüsselerfahrung, seither mache ich Nägel mit Köpfen und meide nun wirklich konsequent alles aus diesem Bereich. Ich sehe da einfach gar nichts mehr für mich... ... was wohl auch mit dem Aussterben der Individualstile zusammenhängt. Man lässt mittlerweile kaum noch Regie-Veteranen an diese Projekte, sondern holt sich Leute, die höchstens innerhalb eines Franchise oder, schlimmstenfalls, nur im TV-Bereich Erfahrung haben. Kein Wunder, dass da kaum noch filmische Traditionen, das Wissen um Inszenierung oder Stilwille durchschimmern. Das Blockbusterkino der 80er, 90er und frühen 2000er wurde noch von Leuten geprägt, die in den 50ern und 60ern mit Film sozialisiert wurden und auch in dieser Zeit ihr Handwerk gelernt haben - die sterben aber mittlerweile aus. Ich denke, wenn die Generation, die heute so langsam ins Rentenalter kommt, mal weggestorben ist, ist auch das Kino tot. Das Blockbusterkino trägt ja schon heute kaum noch Spuren von denen.
  11. Stimmt natürlich - in dem Score tummelt sich all das, was musikalisch geil ist an der Reihe. Aber wenn es nur ein Track sein sollte, dann eben der.
  12. Das einzige, was mich an diesem Set wirklich interessieren würde, wäre die alternative Version von "Aunt Marge's Waltz" aus AZKABAN. Meiner Meinung nach Williams' beste Komposition für das Franchise, und wenn ich die ganze Serie auf einen einzigen Cue reduzieren müsste - das wäre er.
  13. Ich habe nur den ersten Teil gesehen (gezwungenermaßen, da es bei einem Filmabend mehrheitlich beschlossen wurde) - war für mich der Inbegriff des modernen Fantasy-Multiplex-Kinos: vollkommen kalt, seelenlos und egal. Sowas dreimal hintereinander, und ich wäre zombifiziert.
  14. Das Album ist leider nicht besonders gut geschnitten. Einige schöne Cues (etwa "The Hooks") gibt es außerdem nur mit Sound-Effekten aus dem Film. Ein scheiß Trend ist das...
  15. Was da wohl wieder für auditiv benachteiligte Flaschen in den Pressevorführungen saßen... Im Film ist der Score wahnsinnig atmosphärisch und ausdrucksstark. Auch der Film selbst ist großartig. Viel besser als Argentos doch recht oberflächliche Bilderorgie.
  16. Stimmt, das war auch so ein Problem, das ich mit dem Score hatte... der Charakter des Themas ist mir viel zu archetypisch, klischeehaft. Wie eine Schablone aus der Schublade, wie ein Aromastoff, der sofort Assoziationen triggern soll... ahh, Kirsch! oder: ahh, Dracula! In diesem Sinne eine kalkulierte, fast industriell anmutende Musik... Jetzt kommen die Erinnerungen alle wieder hoch.
  17. Ah, tatsächlich? Das Stück wollte ich schon immer mal auf CD haben. Dann wandert THOUGHT GANG wohl auch mal physisch in meine Sammlung. Oder gibt es das Album nur als LP?
  18. "A Real Indication" und "A Black Dog Runs at Night" gehörten schon auf dem alten TWIN PEAKS: FIRE WALK WITH ME-Soundtrack-Album zu meinen Lieblingstracks. Das THOUGHT GANG-Album werde ich mir entsprechend mal vormerken.
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