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Soundtrack Board

Aquarius

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Alle Inhalte von Aquarius

  1. Will mal hoffen, dass uns John Williams noch recht lange als aktiver Komponist erhalten bleibt, hat er doch mit Arbeiten wie beispielsweise AI bewiesen, dass er als Wegweiser eine ganz wichtige Rolle spielt.
  2. In unserem Kreis sind ja auch einige Komponisten. Hier mal einfach eine Idee von einem Nichtmusiker: Neuer symphonischer Musik neben der Filmmusik könnte man mit folgender lockerer Form ein hohes Mass an kompositorischer Freiheit geben: Als Dreisätzer: Vorspiel (Prelude, Intro), Handlung (Agitato, Programm, Themenvariationen usw), Finale mit Ringschluss. Haben doch fast alle Komponisten das ehemalige Haydn-Schema ( Schnell, Langsam, Tänzerisch schnell, Finale: Schnell ) schon sehr früh verlassen. Beethoven und viele seiner Zeitgenossen bzw Nachfolgenden beispielsweise vertauschte sehr schnell den 2. mit dem 3. Satz, womit natürlich eine höhere Spannung in einer Symphonie ausgelöst wird. Es gibt bereits ein Werk, welches in etwa die obenstehende eigentlich schon fast organisch logische dreisätzige Form hat: Das Oratorium "Fire Water Paper" von Elliot Goldenthal. Hierbei handelt es sich ja in Wirklichkeit um eine Programmsymphonie, deren Handlung mit einem Cello-Thema vorbereitet wird, über den sehr komplexen restlichen ersten Satz, dem harten Scherzo ( zusammenfassend der Mittelteil ) ausgelebt wird und letztendlich mit dem elegischen Finale versöhnt wird. Auch die 3. von Gorecki folgt in etwa diesem Schema...
  3. Habe mir kürzlich Serinity von David Newman gekauft. Obwohl ich sehr gerne aktuelle Filmmusik höre, komme ich mit diesem Werk überhaupt nicht klar. Ich finde es einfach irritierend, wie auf hoffnungsvolle Orchesterpassagen dann wieder fast popartige Klänge dazwischenfunken. Muss zugeben, dass ich erst meinen ersten Hördurchgang hatte und den habe ich erstmal nach dem 5. Track sogar entnervt abgebrochen. Vielleicht könnt ihr mir helfen, wie ich Zugang zu dieser Musik finden kann, denn irgentwie spüre ich es: Dieser Komponist hat eine ganz besondere eigene Art uns zu zeigen, wohin sich die Filmmusik mal weiterentwickeln könnte - nur kann ich es bei Serenity zunächst nur ahnen, aber eben emotional nicht nachempfinden.
  4. Der erste Track von John Williams Empire of the sun, ergreifend, wie die unschuldige Stimme da auf die Hilflosigkeit der vom Japan/China Konflikt-Thema des Films emotional einstimmt. Etwas Exotisches: Das Intro zu Björk Gudmundsdottirs Dancer In The Dark: Sehr dynamischer Blechbläserchor mit einer unglaublichen, fast schon feierlichen Steigerung. Der Rest von diesem Score ist leider nur mittelmässig.
  5. Die bisherigen Ergebnisse der Themen Off Topic/Eine neue symphonische Richtung und Score Diskussion/Was ist eurer Meinung nach das beste Soundtrackjahrzehnt haben mich auf die Idee gebracht hier nachzufragen, wie wohl die Filmmusik in 10 +... Jahren klingen wird
  6. Samuel Barbers Adagio for Strings. Und dann fällt mir spontan noch Alan Silvestris Cast Away ein.
  7. Eine Vorhersage von mir, was herauskommt, wenn genügend Leute voten: Es wird sich dann eine zweigipflige Verteilungskurve herausbilden: Ein - sehr kleiner und breitgeschmierter Gipfel - zwischen 1930 und 1970 mit einem relativen Maximum bei 1950. Der zweite Gipfel hingegen wird ziemlich scharf zwischen 1970 und 1990 liegen, ganz einfach schon mal deshalb, weil die meisten, der hier stimmenden Leute in einer Altersgruppe liegen, für die die 1980 er Jahre besonders intensiv erlebt wurden. Das relative Maximum dieses Gipfels ist dann 1980 ( ist ja jetzt schon so ), was dann auch gleichzeitig das absolute Maximum der gesamten Verteilung ist.
  8. Aus der Liste von ganz oben: Elliot Goldenthal
  9. Ich glaube mittlerweile, dass es hier sozusagen grundsätzlich, trotz der sich um die 80 er Jahre organisierende Glockenkurvenform der Geschmacksverteilung mindestens 2 grundverschiedene Betrachtungsweisen zur Beurteilung, welches nun das beste Soundtrackjahrzehnt sei, zu geben scheint: Die Eine wird vertreten von Leuten, die - vielleicht beruflich oder einfach Interessehalber - sehr viel von theoretischen Musikwissen haben und dieses dann einfach auf die Beurteilung von Scores anwenden. Diese - so denke ich - werden freilich eher bei den Soundtracks vor 1980, ja eigentlich vor 1970 so richtig fündig werden... Dann gibt es aber - und dazu gehören wohl wahrscheinlich nicht wenige - diejenigen, die sich - nicht abwertend gemeint - als Musikgeniesser verstehen, denen es weniger darum geht, dass "diese Note beispielsweise nun aufgrund von dieser musiktheoretischen Regel so klingt und nicht anders" sondern die die Musik gerne einfach nur auf sich einwirken lassen wollen und dabei Freude erfahren wollen. Bei denen - so glaube ich - fällt dann eher die Wahl auf Scores ab 1980! Vielleicht ist es ja auch einfach noch zu früh, so mitten in der Entstehungsphase einer neuen in erster Linie emotionalen bisweilen mystischen, ehrlich globalen und einer besseren Zukunft zugewandten Musik diese Frage zu stellen.
  10. Ich möchte mal noch einen Komponisten nachschieben, der bereits im letzten Jahrhundert stark von der sogenannten "Moderne" inspirierte und damit sogar zwölftonlastige Symphonien komponiert hat, die aber so geschickt mit wiedererkennbaren Themen und Strukturen gemacht wurden, dass sie durchaus auch für Nichtavantgardisten interessant klingen: MIKIS THEODORAKIS. Dieser, sogar mit einem Score ( Alexis Zorbas ) weltweit bekannt gewordene Komponist hat um die Jahrtausendwende ein Stück geschrieben, was mich dazu veranlasst behaupten zu können, dass auch dieser, leider schon sehr betagte Mann auch noch Impulse für eine neue Symphonik geben kann. Das Stück heisst übrigens Adagio for the victims of the Bosnian war. Es ist pure emotionale Gänsehautmusik, die durchaus ähnlich, wie die aktuelle Filmmusik klingt.
  11. @thegeigergroup Ich finde es Anderen gegenüber unfair für sie möglicherweise nicht so interessante grössere Dispute, wie den Unseren über Scores vor 1980, in einem Thema auszufechten, das höchstens Auslöser dafür war. Eben wie gesagt. Es liegt schon mal eine Antwort bereit in: ... siehe oben. Dieser Disput ist für mich einfach zu produktiv, um ihn - nur wegen der wirklich sinnvollen Verlegung abzubrechen. Übrigens das "Bohlen / Zimmer Ding" war nun doch für mein Begriff ziemlich polemisch. Hör Dir mal, bevor Du vielleicht doch - ausnahmsweise, der Diskussion zuliebe - Off Topic gehst, von Da Vinci Code das Stück Chevaliers De Sangreal an und lasse es einfach mal unvoreingenommen auf Dich wirken...
  12. Allerdings, es ist in der Tat bedenklich Hans Zimmer in einem Atemzug mit Dieter Bohlen zu nennen. Denn während Dieter Bohlen ausschliesslich rein kommerzielle Hitmusik mit extrem kurzer Haltbarkeit geschrieben hat, gehört Hans Zimmer eben genau zu den Künstlern, die meineserachtens massgeblich neben James Horner, James Newton Howard, hoffentlich bald auch wieder Eliot Goldenthal, John Williams und so weiter am Entstehen einer neuen Symphonik beteiligt sind.
  13. ... Verlegung aus Score Diskussionen / Was ist das beste Soundtrackjahrzehnt: Disput über Scores vor 1980: ... @the geiger group: Chevaliers De Sangreal ( Musik: Hans Zimmer ): Im Film sind es die Gralsritter, aber für mich ist es eine Gruppe von weisen Männern und Frauen, die allesamt in doppelreihigen blütenweissen Rüschenhemden mit prächtigen spitzebesetzten Volantärmeln und mit hinten zu einem Schopf zusammengebundenen langen Haaren seit dem frühen Mittelalter mit dem festen Ziel uns in eine neue bessere Zeit zu führen, feierlich schreitend auf jedem zukommen und anbieten sich ihnen anzuschliessen. Wie dem auch sei, es ist nicht aufzuhalten: Auch bei der Musik wird letztendlich immer dafür gesorgt und wird auch in der Zukunft immer dafür gesorgt werden, dass jede Kultur die für sie wirklich erbaulichen Werke sorgfältig konservieren und als Grundlage für neue Werke nutzen. Dabei steht aktuell auch die friedliche Vereinigung der Kulturen hinsichtlich ihrer Musik ganz oben mit auf der Agenda. Als bisheriges Ergebnis dieses Prozesses können wir alle auf eine prächtige Sammlung von immergrünen Werken zurückschauen, die vor allen Dingen eines gemeinsam haben: Sie besitzen die Eigenschaft aufgrund ihrer geschickt komponierten gewissen Eingängigkeit jedem, der zum ersten Mal damit in Berührung kommt aufs Neue sofort zu faszinieren und dabei auch die Aufmerksamkeit auf die jeweilig neuen tonsetzerischen Rafinessen zu lenken. Schliess Dich doch einfach mit an!
  14. --> habe den Disput über Scores vor 1980 in den Thread Off Topic / Eine neue symphonische Richtung ? verlegt und werde in Kürze dort antworten. Zum Thema Frauen als Komponistin: Ich konnte auch mit Freuden feststellen, dass in letzter Zeit auch beachtliche Scores von Frauen erscheinen. Ich möchte dabei ganz besonders Rachel Portman ( Chocolat ) hervorheben. Auch die Musik zu Spielbergs 10 Teiler "Taken" ist von einer Frau ( Name fällt mir derzeitig nicht ein ). Feine Sache!
  15. Um was für eine Art von Musik handelt es sich bei der oben Zitierten von Hindemith? Die beschriebene symphonische Idee finde ich zumindest interessant. Musik mit dem Anspruch "immergrün" sein zu wollen muss auch bei der Filmmusik letztendlich möglichst Vielen gefallen, sollte demnach nicht zu „schräg“ sein. Avantgarde wird es und soll es auch in der Musik immer geben. Nur kann sie nicht den Anspruch erheben etwas Besseres zu sein. Sie ist es und wird es immer bleiben: Eine ganz spezielle Richtung für eine kleine Minderheit von vorher eingeweihten Personen. Immerhin kann die Avantgarde aber für sich in Anspruch nehmen, dass von ihr ständig unverzichtbare evolutionsfördernde Impulse für die Allgemeinheit abgehen. Avantgarde ist demnach auch hier das Salz in der Suppe... Kann sich die laufende Musikentwicklung denn wirklich so irren? Es ist doch wirklich unübersehbar, dass dieser Prozess eindeutig zu Gunsten der schönen, harmonischen und dem jeweiligen Programm verpflichtend wohlklingenden Werke abläuft. Das hat bei den symphonischen Scores meineserachtens nur bedingt mit Kommerz zu tun. Dies gilt deshalb, da die kommerzielle Nutzbarkeit von immergrüner Musik aufgrund ihrer Langlebigkeit ohnehin garantiert ist, beide Interessen, also musikalischer Qualitätsanspruch und Vermarktbarkeit, am gleichen Strang ziehen. Wirklich vorwerfen kann man eine gewisse Kommerzialität aber dem Lager der filmbegleitenden in der Regel nur wenig aussagekräftigen Popmusik-CDs, wie sie in letzter Zeit immer mehr - oftmals parallel zu dem Score! - auf den Markt geschwemmt werden. Finde es übrigens klasse, dass man auf diesem Board an wirklich schwer erreichbare Infos ( Grendel von Goldenthal ) herankommt...
  16. derb - die Sache mit den Hormonen, konnte herzhaft darüber lachen, danke so viels Spass muss auch bei uns mal sein! Nee nee, mit "Druck" meinte ich hier, dass ich zwar nicht mehr jugendlich bin, dennoch aber durchaus jugendlichen Gedankengängen folgen kann, sie teilweise selber noch habe und manchmal einfach nicht aufhören kann noch richtig Kind zu sein. So freue ich mich über jeden neuen Score, der mir gefällt eben wie ein kleines Kind.
  17. Goldenthal: Dieser Komponist stellt auch für mich eine ganz wesentliche Grösse der Filmmusik der 1990 er Jahre dar. Kennengelernt habe ich ihn aber mit einem Nichtsoundtrack: Der grossartigen 3 sätzigen Programmsymphonie "Fire Paper Water" - Vietnamoratorium. In diesem Werk ( einer Auftragskomposition, die EG aufgrund seiner beiden Soundtracks Alien 3 und Interview mit einem Vampir bekommen hat ) breitet Goldenthal sein gesamtes Kaleidoskop von mahlerianisch bis zu coplandesken Klängen geprägten Klanggebäuden aus. Diese Musik ist - neben dem Score Time To Kill - vorbehaltlos jedem zu empfehlen. Übrigens ist die Musik Goldenthals ein hervorragendes Beispiel, wie harmonische und disharmonische Klänge friedlich nebeneinander dazu beitragen grosse Musik zu ergeben. Schade nur, dass EG in letzter Zeit nur sehr wenig von sich hören lässt. Er soll ja an einer grossen Oper arbeiten. Hoffentlich kann man diese bald hören!
  18. Sicherlich wurde auch in den 1970 ern ( wie oben im Forum schon angeführt: Williams, Goldsmith u.a. ), ja sogar schon davor ( Schostakowitsch, Copland, L. Bernstein ) hervorragende orchestrale Filmmusik geschrieben. Aber der symphonische Gedanke war in all diesen Scores – anders als ab eben den 1980 er Jahren – höchstens über die Dauer eines Tracks wirklich beständig. So waren die Scores der 1970 er Jahre eben überwiegend Suiten bestehend aus 1 bis mehreren symphonisch nachvollziehbaren aber untereinander meist unabhängigen Main Titles mit hohem Wiedererkennungswert ( Supermann-Thema, Vader, Luke, Leia Thema bei Star Wars und so weiter ) und ansonsten mehr oder weniger in erster Linie aus reinen Funktionsmusikstücken, deren Zweck ursprünglich einzig und allein die Untermalung des Filmes und nicht eine zusätzlich bewusst so komponierte Eigenständigkeit war. Ich möchte diese Thematik mal an insgesamt 4 Beispiele von John Williams, jedes davon aus einem anderen Jahrzehnt, etwas verdeutlichen: 1970 er Jahre: John Williams: Close Encounters Ot The Third Kind (Unheimliche Begegnung der Dritten Art): Wirklich wieder erkennen kann man bei diesem – zugegebenermassen sehr guten Score – nur das 5 tönige Begrüssungsthema der ( freundlichen ) Aliens. Auch wenn in diesem Soundtrack kein richtiger Main Title ausgewiesen ist: Das Finale stellt Diesen in gewisser Hinsicht dar: Dort schält sich das 5-Ton-Thema auf gekonnte Art und Weise immer strahlender aus einer eher spröde und unübersichtlichen Geräuschartigen Anfangsmusik heraus, bis es dann vom ganzen Orchester unisono vorgetragen wird. Das hat natürlich einen hohen Wiedererkennungswert, während der Rest des Scores eben mehr reine Funktionsmusik darstellt. 1980 er Jahre: John Williams: Empire Of The Sun: Auch, wenn dieser Score in sich etwas inhomogen ist: Hier ist eine symphonisch zusammenhaltende Idee, die eindeutig nicht so unbedingt von der Filmhandlung gefordert wird unverkennbar vorhanden: Beginnen tut das Werk mit einem subtilen Knabensopran. Diese Musik ist kein Main Title, sondern soll beim Hörer eine gewisse emotionale Grundeinstellung zur Thematik des Films wecken. Ich möchte dieses Stück somit fast als musikdramatisch eingesetztes Mini-Vorspiel werten. Die darauf – teilweise mit Chopin-Zitaten versetzte - handlungsunterstützende Musik arbeitet ansonsten mit richtigen Melodien. Nach dem Mini-Vorspiel gibt es insgesamt 2 Blöcke melodischer handlungstragender Musik, wobei zwischen dem 1. und 2. Block ein kurzer lateinisch gesungener Chor steht, DER DANN AM ENDE DES WERKES IN GANZER SCHÖNHEIT STRAHLEND WIEDERHOLT WIRD. Dieser Aufbau: Vorspiel/Handlungsmusik 1/Chor 1/Handlungsmusik 2 und letztenlich Chor 2 ( als grossartige Wiederholung von Chor 1 ) hat eindeutig ein ausserfilmisches symphonisches musikalische Spannung aufbauendes Konzept. Es wird sogar ein symphonischer Ringschluss über die stimmungsmässige Verwandschaft zwischen dem Vorspiel und dem Finalchor angedeutet. Damit kann man diese Musik auch ohne jemals den Film gesehen haben zu müssen einfach nur so auf sich wirken lassen. 1990 er Jahre: John Williams: Jurassic Park 1: Dieser Score besitzt vor allen Dingen 2 grossartige musikalische Themen, wobei man hierbei nicht an kurze nur Sekunden währende Tonsequenzen denken darf, sondern in diesem Werk mit sehr langen richtigen Melodien beglückt wird. Ganz besonders hervorheben muss man dabei den Track „Journey to the Island“. Diese ca 10 min lange (!) quasi symphonische Dichtung verarbeitet eben genau die beiden Hauptthemen auf geniale Art und Weise. „Journey to the Island“ weist damit schon ganz deutlich auf die heutige Filmmusik hin: Über lange Strecken einen – auch ausserfilmisch bewusst komponierten – symphonischen Gedanken in sich stimmig über das gesamte Werk zu verarbeiten und am Ende sorgfältig abzuschliessen. 2000 er Jahre: John Williams: AI: Bei diesem Soundtrack verlässt John Williams fast vollständig den auch noch in den 1990 Jahren des Öfteren gehörten symphonisch inhomogenen Suitencharakter von Filmmusik. Was hier erklingt ist eine im hohen Masse mystische sehr komplexe und äusserst emotionale Musik aus einem Guss mit hohem ausserfilmischen symphonischen Anspruch. Hier perlen wunderschöne mit Pattern ausgestattete Ostinati neben elegischen Vokalisengesängen. Sicher gibt es gerade in der letzten Zeit auch vermehrt popularmusikalische Scores. Diese stellen jedoch eine eigene Sparte dar. Die orchestralen Soundtracks haben demnach eine sehr positive Entwicklung hinsichtlich der Eigenständigkeit und ausserfilmischen Programmatik durchgemacht. Diese Entwicklung begründet meine Aussage, dass die Filmmusik sich meiner Meinung nach erst in den 1980 er Jahren so richtig als eine eigene Sparte der symphonischen Musik etabliert hat.
  19. Ich bin derzeitig wohl der Methusalem in dieser Runde: 42 Jahre jung. Mal sehen, wie lange ich diese Position noch inne haben werde. Auf jedem Fall habe ich noch richtig Druck.
  20. In den 1980 er Jahren ist die Filmmusik wohl endgültig zu einer ernstzunehmenden Sparte der symphonischen Musik geworden. In den 1990 er Jahren hat sie sich von ihrem bis dahin überwiegend spätromantischen Klang weiterentwickelt zu darauf aufbauenden subtileren, mystischeren und auch vor ethnischen Sounds nicht haltmachenden bewusst neben dem Film existenzberechtigten Werken. In den 2000 er Jahren letztendlich wird dieser Prozess weiter verfeinert. Wir befinden uns in der wunderbaren Zeit Zeuge von dem sein zu dürfen, was man getrost als Geburt einer wirklich globalen neuen Musik nennen kann. Und die Filmmusik spielt dabei als Programmusik eine ganz entscheidende Rolle.
  21. Aquarius

    Reine Geschmackssache

    MUSIKGESCHMACK - ja das ist wirklich ein sehr subjektives Thema. Es ist schwierig ja fast unmöglich anderen Menschen den eigenen Musikgeschmack zu beschreiben, ohne dabei nicht vielleicht, und wenn es auch nur ein ganz kleines bisschen ist, die Anderen davon zu überzeugen. Das mag daran liegen, dass man in dem Moment, wo man von seiner Musikwelt schwärmt davon total befangen ist. Nun in diesem Forum kann man zunächst davon ausgehen, dass alle Beteiligten auf die unterschiedlichste Art und Weise Filmmusik schätzen gelernt haben. Damit lässt sich eine Gemeinsamkeit hinsichtlich des Musikgeschmackes recht neutral definieren: Wir mögen beschreibende Musik mit einem Programm. Das Programm der Filmmusik ist der primäre Grund, warum sie existiert: Der Film selbst. Wie nun jeder Einzelne letztendlich gelernt hat Scores auch ohne Film geniessen und mögen zu können darüber gibt es die verschiedensten Erfahrungen. Hier nun ein kurzer Abriss darüber, wie es bei mir ablief: Aufgewachsen bin ich mit Abba und Beatles. Damit wurde ich bereits sehr früh an einerseits 100 % melodischer und populärer Musik ( Abba ) und andererseits an progressiv experimentellen Klängen ( die späten Beatles ) gewöhnt. Irgendwie habe ich aber von Anfang an immer die eher ruhigen Stücke bevorzugt. Bei Abba war Arrival mein absolutes Lieblingsstück und bei den Beatles fand ich in erster Linie die von Paul gesungenen Balladen sehr faszinierend. Leider wurde in meinem Elternhaus keine klassische Musik gespielt. Daher kam ich damit erst in meiner Schulzeit so richtig in Kontakt. Damit war der Virus bei mir vollends ausgebrochen. Denn natürlich hatte ich beim wissentlichen Erstkontakt damit sehr viele Wiedererkennungserlebnisse von beispielsweise zufällig im Radio gehörten und bewunderten Stücken. Allzuoft dachte ich mir: "Man endlich weiss ich wie dieses Stück heisst und WIE ICH ES IMMER WIEDER HÖREN KANN". Ich werde es nie vergessen, wie Ausschnitte aus Bizet`s "Carmen" auf einer - natürlich deswegen andauernd von mir gerne gespielten - Hörspielplatte im Musikuntericht plötzlich einen Namen bekammen. Fasziniert bin ich nach der ersten Musikstunde mit dem Thema "Carmen" zum Musiklehrer gegangen und habe ihn um eine Überspielung gebeten. Damit begann bei mir eine Reise, die nachdem ich irgendwann den Schwerpunkt auf symphonische Musik gelegt hatte, letztendlich in meine Überzeugung mündete, dass es sich bei der Filmmusik um eine ganz wesentliche Triebkraft für die Weiterentwicklung solcher Musik handelt. Nichtsdestotrotz habe ich einen unumstösslichen Lieblingskomponisten: Ludwig van Beethoven. Seine neunte Symphonie ist meiner Meinung schlichtweg VOLLKOMMENE MUSIK. Da kommt für mich kein Bach, Mozart, Wagner, Mahler, Williams, Goldenthal, Newton Howard, Sakamoto, Horner ... heran. Insbesondere im idyllischen frühromatischen "Adagio molto e cantabile" und in der gigantischen "Ode an die Freude" aus der Neunten findet man die klangliche Ursubstanz aus der alle nachfolgenden Tonsetzer ihre unvergesslichen Werke geschaffen haben und weiterhin schaffen. Mozart sagte einmal: " Leute achtet auf diesen jungen Mann ( gemeint ist hier der ganz junge Beethoven, der als Pianist anfing, ehe er zu komponieren begann )... ER WIRD DIE MUSIKWELT NACHHALTIG BEEINFLUSSEN." Dem kann ich nichts mehr hinzufügen! Heute ist es so, dass meine Neuerwerbungen zu 95 % aus Filmmusiken bestehen. Vielleicht ist es eben auch beim Musikgeschmack ein ganzer persönlicher Prozess, den jeder für sich ganz allein durchlaufen muss, bis er sich über meistens viele auf einander aufbauende Zwischenstadien sich immer mehr auf einen ganz speziellen Sound ( ... irische Klänge bei dem Einen... / ... feierliche Blechbläser, Orgel, Chöre bei mir ... ) von Erfahrungen getragen festlegen wird. So kann man dann im Laufe der Zeit immer genauer definieren, was man hören muss, um das persönlich ultimative Musikerlebnis immer wieder erleben zu können. Anderen mitteilen kann man dabei lediglich den in der Vergangenheit liegenden "Musikhörerlebenslauf" und das letztendliche momentane Resultat: Den derzeitigen persönlichen ganz speziellen Musikgeschmack. Alles andere ist auch bei der Entwicklung dieses persönlichen Musikgeschmackes ein rein esoterischer Weg. Und diesen Weg selbst kann man eben keinem Anderen erklären. Ich fände es sehr interessant, wenn im Rahmen dieses Themas auch Andere ihren "Musikhörerlebenslauf" und ihren daraus resultierenden derzeitigen Musikgeschmack beschreiben würden.
  22. Sicher haben Henze und Boulez einen sehr grossen Einfluss auf die moderne Musik. Ich habe es mit beiden Komponisten probiert - ich habe sogar die neunte Symphonie von Henze ( der Titel von diesem Werk fällt mir jetzt nicht ein, es geht darin jedenfalls um eine Verarbeitung der Holocaust-Thematik ) - in meiner Sammlung. Ist beeindruckend, wie gekonnt der Tonsetzer da dieses Schreckensszenario klanglich umsetzt. Aber ich vermisse darin trotzdem einfach irgendwelche Klangstrukturen, woran ich mich musikalisch orientieren kann. Nun ich bin eben kein Musiker, der den streng mathematischen Charakter von Zwölftonmusik wirklich durchschaut und versteht. Ohne dieses Fachverständnis kann sich meineserachtens für allgemeine MUSIKGENIESSER solche Musik niemals wirklich offenbaren. Deshalb bleibe ich dabei: Solche Musik ist nicht für jedermann gemacht. Sie setzt etwas voraus, was nicht alle verstehen können und wollen. Um auf das Beispiel einer Vertonung der Holocaust-Thematik zurückzukommen: Es geht auch anders: Ist es nicht hinreissend, wie Henryk Gorecki in seiner 3. Symphonie "Sorrowful Songs" von einem Alt herzzerreissende Klagelieder intonieren lässt. Allein schon die elegische rein instrumentale Streicherpassaglia im ersten Satz dieser Symphonie stellt für mich Henzes Neunte total in den Schatten. Das ist wirklich NEUE KONSUMIERBARE symphonische Musik neben der Filmmusik, die ihr Thema ( s.o. ) absolut und mit einer unerbittlichen Intensität dem Hörer nahebringt. Man kann ihn nahezu spüren, den Schmerz der Mutter, die ihren im KZ totgefolterten Sohn auf diese Art und Weise so grausam verloren hat. Dabei ist dieses Werk schon ca 30 Jahre alt. Und wurde somit zu einer Zeit geschrieben, wo die Filmmusik noch überwiegend spätromantisch klang. In seiner Dritten hat Gorecki sicherlich nicht den symphonischen Stein der Weisen erfunden. Diese Musik aber hat aber – vielleicht sogar deshalb - eben das, worauf es meineserachtens bei Musik IMMER ankommt: Sie bringt ihr Programm auf in jeder Hinsicht KONSUMIERBARE Art und Weise JEDEM, der SOLCHE MUSIK MAG nahe. Das Wort Symphonie ist griechischem Ursprungs und bedeutet sinngemäss "Zusammenklang". Die Wortwurzel "sym" ( sanskritisch "sam" ) bedeutet „zusammen“ - philosophisch gesehen aber in erster Linie anwendbar auf wirklich harmonisch vereinbare Elemente. Ist Zwölftonmusik ein harmonischer Zusammenklang im natürlichen Sinne? Nein! Sie ist sicherlich von hohem musiktheoretischen Interesse, deren „Sound“ taugt aber - vom Standpunkt des ALLGEMEINVERSTÄNDNIS her gesehen - nur aber wirklich nur ganz ganz niedrig dosiert zum Vermitteln von disharmonischen Stimmungen in der Musik, sofern programmatisch begründet. Letztendlich ist sie in diesem Sinne lediglich eine Bereicherung des Klangkosmos, nicht mehr und nicht weniger. Desweiteren möchte ich an dieser Stelle noch einen weiteren Komponisten nennen, der sehr bemerkenswerte eindeutig auf unsere Zeit hinweisende Symphonik geschrieben hat: ALAN HOVHANNES: Dieser Mann armenischer Abstammung hat beispielsweise die Symphonien „Mysterious Mountain“ und „The Celestrial Gate“ komponiert. Und dafür könnte ich ihn umarmen: Insbesondere das einsätzige „The Celestrial Gate“ ist von unglaublicher mystischer Ausstrahlung. Übrigens habe ich diesen Komponisten über eine John Williams-CD ( seinFlötenkonzert glaube ich ) kennengelernt. Dort dirigiert John Williams einen Satz aus Hovhannes` „Mysterious Mountain“ als Zugabe... Lieber Jan Selzer, bitte bitte bitte höre Dir die Dritte von Henryk Gorecki mal an und lass uns mal wissen, welche Wirkung diese Musik auf Dich hat.
  23. Jan Selzer: O. Messiaen: Oh ja, dieser sehr individuelle Komponist hat es tatsächlich geschafft insbesondere mit seinem frühen Orgelwerk teilweise auch atonale Klänge konsumierbar zu verpacken. Sein Banquet celestre oder - noch beeindruckender sein L `Apparacion de l `Eglise eternelle gehören für mich mit zu wichtigen Orgelstandards. Auch seine Turangalila Symphonie gefällt. Hoffentlich gehören zu den frühen Symphonien Mahlers nicht auch seine geniale Auferstehungs-Symphonie ( Nr. 2 )... Sicherlich ist der kompositorische Anspruch der späten Streicherquartette von Beethoven konzentrierter. Aber diese einmalige Kombination von Rafinesse und Popularität ist ihm - weltweit anerkannt - in seiner Neunten am überzeugendsten gelungen. Die Rafinesse von James Newton Howards Signs liegt in der Metamorphose der anfänglich fahrigen, zum Ende hin dann lieblich bis zart klingenden Klangmuster ganz im Sinne der Handlung des Films. Philip Glass hat auf jedem Fall einen wichtigen Einfluss. Hat er doch die für Minimalmusik typischen Klangmuster ( Pattern ) in die zeitgenössische Symphonik und Filmmusik mehr oder weniger eingeführt. Auf mich wirken aber die Werke von Philip Glass zumindest nach längerer Hörzeit etwas ermüdend. Dennoch schätze ich beispielsweise Satyagraha, Echnaton, Songs from liquid days, Low Symphonie sehr. Was mich sehr neugierig macht: Wenn es wirklich eine bedeutende neue Symphonik neben der Filmmusik geben soll, wer und welche Werke ( ausser Philip Glass ) sind da wirklich konsumierbar. Oder handelt es sich dabei um so spezielle Musik, die nicht für die Ohren von Musikgeniessern im Allgemeinen gemacht wurde. Bin gespannt auf eine Auflistung von Beispielen! Bis dann.
  24. Ist es nicht auch die von jedem fast sofort auf einem Keyboard irgendwie hinklimperbare Hauptmelodie der genialsten Musik für immer, der 9. Symphonie von Beethoven bei der gerade diese gewisse Eingängigkeit erst den Zuhörer packt und Lust darauf macht auch kompliziertere Strukturen ( Fuge, Doppelfuge usw. ) in dieser Musik zu entdecken und lieben zu lernen. Musik muss in erster Linie gefallen. Ansonsten hört keiner hin. Es gab einmal von Anfang bis Mitte letzten Jahrhunderts den Wahn möglichst atonale Kompositionen als kunstmusikalisches Ziel zu definieren. Es gibt ja sicherlich einige Spezialisten, die beispielsweise mit dem Zwölftonwerk Schönbergs oder Anton Webern wirklich etwas anfangen können, aber mit Musik im sprachlichen Sinn hat das aber nur sehr wenig zu tun. Atonale Klänge sind sicherlich sehr wichtig, um ganz bestimmte ( disharmonische ) Stimmungen in der Musik perfekt ausdrücken zu können. Nur wurde meineserachtens gerade in den frühen Anfängen der Filmmusik viel zu viel davon verwendet. Sicherlich litt der eingendliche Zweck dieser Musik nicht, wohl aber irritiert das viele Hörer solche Soundtracks als Symphonie zu sehen. Ich möchte mal eine Beispielskette geben: ALIEN: Der Soundtrack zum ersten Alien Teil ist von Jerry Goldsmith und ist für mich vom Film lösgelöst einfach nicht zu geniessen. Wenn ich mir aber den Soundtrack von ALIEN III ( Elliot Goldenthal ) symphonisch zu Gemüte ziehe kann ich durchaus eine absolute Wirkung und sogar melodisches Gefallen dabei empfinden. Das ist eben ein Unterschied: Die zeitgenössische Filmmusik setzt atonale Klänge eher sparsam und nur da ein, wo sie wirklich sowohl filmisch als auch symphonisch Sinn machen. Desweiteren wird der bis ca 1990 dominierende spätromantische Orchesterklang durch die Einführung von sogenannten Pattern, kammermusikalischen Passagen, sowie mystischen Sounds dahingehend erweitert, dass das Ergebnis dann deutlich mehr Leute anspricht als vorher. Leuten wie Dunge_Onmaster empfehle ich folgende Werke zur nochmaligen Verinnerlichung dieses erweiterten neuen Sounds: Elliot Goldenthal: "Hymn" aus "Fire Paper Water" ( Vietnam-Oratorium ), James Newton Howard: Signs, The Village John Williams: Ai Alan Silvestri: Cast Away James Horner: The New Way Keines dieser Werke kann technisch gesehen als einfache Musik bezeichnet werden. zum Gegenüberstellen: Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 9 ( insbesondere den 3. und 4. Satz ) Bis dann
  25. Aquarius

    Hans Zimmer

    Tears of the sun - eine sehr gelungene und kompositorisch nicht zu unterschätzende Arbeit von HZ. Hier werden gekonnt traditionelle europäisch/amerikanische Orchestersounds untrennbar mit teilweise ethnisch klingenden Orientalismen verknüpft - hinreissende Musik, aber anscheinend nicht jedermanns Sache. Auf jedem Fall keine Langeweile! Bin schon gespannt auf die Musik von Davinci Code --> soll ja auch von HZ sein.
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