Stefan Schlegel
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In der Tat hat Sarde dieses wiegende melancholische Stück genau ein Jahr später wiederverwendet, indem er es zum Hauptthema von MORT D´UN POURRI (DER FALL SERRANO) gemacht hat mit Stan Getz als Saxophon-Solist. Und erst dadurch und durch die prominente Art wie es im Delon-Krimi eingesetzt wurde, ist es dann auch wirklich berühmt und bekannt geworden. Es war übrigens der Wunsch von Regisseur Georges Lautner, der beide Filme ja inszeniert hat und ON AURA TOTU VU selbst als mißlungen empfand, daß Sarde dieses Thema nochmals für den weitaus gelungeneren Krimi übernehmen sollte, da es ihm so gut gefiel und er meinte, es sei bei ON AURA TOUT VU einfach nicht voll zur Entfaltung gekommen bzw. sei sein Film dieses Themas eigentlich gar nicht würdig gewesen. Sarde kam sogleich mit dem Vorschlag daher, Getz - aufgrund der Ähnlichkeit seiner Augen mit denen von Alain Delon - für die Solo-Partien anzuheuern und extra nach London zu den Aufnahmen einfliegen zu lassen. Lautner war dann im Endeffekt so begeistert von der Musik für MORT D´UN POURRI, daß er nachdem der Film eigentlich schon fertiggestellt war noch eine kurze Sequenz mit Getz´Schattenbild drehte wie man sie dann im schlußendlichen Titelvorspann des Films auch sehen kann. Wenn ich es noch recht weiß, haben sich doch sogar ein oder zwei Tracks aus ON AURA TOUT VU versehentlich auf die Universal-CD von MORT D´UN POURRI verirrt - die Instrumentierung ist halt ziemlich anders beim Delon-Krimi als bei der Pierre Richard-Komödie, so daß man daran den Unterschied ganz gut festmachen kann.
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Kommt im Oktober und wird eine 16 CD-Schifrin-Box sein - also ähnlich wie letztes Jahr die große Williams-Box. Das komplette Tracklisting ist auf der Amazon Frankreich-Seite bereits zu sehen: https://www.amazon.fr/Sound-Lalo-Schifrin/dp/B0DG654CHH/ref=sr_1_1?__mk_fr_FR=ÅMÅŽÕÑ&crid=GMUCOBD22JC&dib=eyJ2IjoiMSJ9.7GOKAk2xVrRa-hmr0Ny_mX5GHrzHtQT8CKM3hvH-9_boUSZqc8IM-yPAS6nIcuL9QrqOyzfDy0x6corpaDWJeLwQvj2sLnu-9JcvU7fjcZP0seCHP2Jva-reG5-cg2G6WxVayPwJT3hylIsdzSyuMqMRGAz8K9cvbCK8oCdq2S3CLHJZpXP8bpbERvqpIOwt.bkIH_7DB_d3-fSiCRYgpvy-SJzP2jdQ6HXpReaRVGzs&dib_tag=se&keywords=the+sound+of+lalo+schifrin&qid=1726746518&sprefix=the+sound+of+lalo+schifrin%2Caps%2C107&sr=8-1 Alle LP-Tracks von MURDERER´S ROW befinden sich nun auf CD 6. Vom allseits gesuchten CHARLEY VARRICK gibts die zwei Tracks, die auch auf Schifrins eigener 4 CD-Box "My Life in Music"vor Jahren bereits oben waren. Siehe dazu Disc 13.
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Ich weiß nicht genau, wie lange De Gemini der Nazionalmusic-Katalog schon gehört, aber 25 Jahre dürften es auf alle Fälle sein. Er schreibt ja oben auf Italienisch, daß Sachen wie AUSSER RAND UND BAND oder BREMSEN wohl irgendwann schon mal kommen werden auf CD, aber wenn, dann vermutlich nicht komplett, da die Originalbänder ganz schwer wiederaufzufinden sind. Und es wird ein sehr langer Prozess sein bis diese CDs überhaupt kommen.
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Doch, De Gemini hat das vor einer Woche auf der Facebook-Seite von Beat gepostet: "salve, queste sono tutte OST molto difficili da reperire, purtroppo, arriveranno, se arriveranno, lentamente e probabilmente non integrali." "Porgi l'altra guancia potrebbe uscire prima o poi" Ist bei den Kommentaren unter der Ankündigung vom KROKODIL vom 10.9. zu lesen. Du täuschst Dich mit EMI Music Publishing in Italien komplett. Alle möglichen Filmmusik-Label - von GDM bis zu Quartet - haben dort in all den letzten Jahren immer schon Alben lizenziert - und das ganz ohne Probleme. Der ganze General Music-Katalog ist ja etwa seit vielen Jahren im Besitz von EMI Music Publishing. Läuft doch alles über dort ab. Einfach mal im Kleingedruckten nachschauen, bei wie vielen itlaienischen CDs der Musikverlag immer dabeisteht. Du wirst Dich wundern, wie viele das sind.
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Nein, die australische LP von 1981 war nur ein Reissue der italienischen EMI-Platte von 1974. Gleicher Inhalt auf beiden LPs. Die LP auf CD zu bringen wird nicht ganz so schwer sein, da De Gemini das eventuell allein über EMI abwickeln kann. Wenn er jedoch den kompletten Score haben will, steckt da eben noch Laurentiis/Radiofilmusica als Co-Editor mit drin, mit denen zu verhandeln bekanntermaßen alles andere als einfach ist. Bezüglich den beiden anderen Spencer/Hill-Soundtracks BREMSEN und RAND UND BAND hört sich seine Aussage für mich so an als ob zwar Teile der originalen Bänder möglicherweise bei den Brüdern vorhanden sind, aber nicht mehr das vollständige Material. Daher kamen davon bislang auch noch keine CDs.
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Daniele De Gemini hat erst vor ein paar Tagen auf der Facebook-Seite von Beat darauf hingewiesen, daß ZWEI MISSIONARE in recht absehbarer Zeit auf CD erscheinen wird - eventuell aber auch nur die alte LP-Fassung (dann wohl über EMI lizenziert), wenn man nicht an das komplette Material rankommt. Auf den Titel könnt Ihr Euch also wohl vielleicht so um Weihnachten herum einstellen. Sehr schwierig ist es dagegen anscheinend, das Bandmaterial für ZWEI SIND NICHT ZU BREMSEN oder ZWEI AUSSER RAND UND BAND überhaupt zu finden (für die La Bionda-Titel gilt natürlich dasselbe). Was auch immer das heißen mag, aber es klingt bei ihm fast so, als ob die De Angelis-Brüder selbst derzeit keinen Zugriff mehr darauf haben oder es gar verloren ging im Lauf der Jahrzehnte bzw. nur noch teilweise vorhanden ist.
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Schocktober / Hooptober ... aber filmmusikalisch ... Interesse?
Stefan Schlegel antwortete auf TheRealNeos Thema in Filmmusik Diskussion
Ich würde an Deiner Stelle einfach mal kurz reinschauen oder muß ich alles erst erklären? Die meiste Zeit über gehts halt um die US-Blockbuster oder um die ewig gleichen SciFi-Franchises, und wenn um Komponisten dann überwiegend das längst Erprobte von Williams oder Goldsmith, vielleicht noch Mancini, weil zwei Fans von ihm dabei sind. Im Prinzip fast immer nur Mainstream ohne Ende eben, wobei ein wenig ausgefallenere CD-Veröffentlichungen gar nicht erst zur Sprache kommen. Golden Age kommt eigentlich so gut wie gar nicht mehr vor - NIGHT PASSAGE anybody? -, ältere europäische Scores kann man auch fast abhaken. Und an eine Diskussion über Sarde wie die hier vor kurzem zwischen mir und Mephisto braucht man gar nicht erst denken. Längere und detailreiche Diskusssionen über ein Thema funktionieren bei Facebook ja ohnehin nicht - dafür ist es nicht die richtige Plattform. Kurze, schnell eingeworfene Sätzchen über immer dieselben Sachen, das ist wichtig - und da machen dann halt auch viele mit. Jedenfalls nicht mein Ding. -
Schocktober / Hooptober ... aber filmmusikalisch ... Interesse?
Stefan Schlegel antwortete auf TheRealNeos Thema in Filmmusik Diskussion
Da muß man auch gar nicht erst Mitglied sein, da die Filmmusik-Gruppe dort für jeden einsehbar bzw. öffentlich ist. Insofern eh klar, was da so abgeht. Und für mich persönlich ist dort halt kaum was zu holen. -
Schocktober / Hooptober ... aber filmmusikalisch ... Interesse?
Stefan Schlegel antwortete auf TheRealNeos Thema in Filmmusik Diskussion
Wo wohl? In der Stempelschen Facebook-Gruppe natürlich. Wie die meisten, die von hier aus abgewandert sind und dann vielleicht einmal im Jahr auftauchen, um den Soundtrack des Jahres zu wählen. Sind wir doch mal ehrlich: Ist doch eh eigentlich nur noch eine Handvoll hier, die regelmäßig was postet. Ich sehe auch nicht, daß sich das noch groß ändern wird. -
Klar, ich will den ADIEU POULET-Film selbst ja gar nicht schlecht machen und die Musik paßt da auch atmosphärisch ganz gut dazu, aber sie entwickelt darüber hinaus kein großes Eigenleben und klingt wie vieles Andere zu der Zeit, das für solche Krimis eben komponiert wurde. Ein wenig funkig, jazzig und auch ein bißchen popig noch dazu. Das hat man damals oft so oder ähnlich gehört. Ist einfach musikalisch nichts Besonderes und wertet den Film nicht zusätzlich auf. Ich hoffe mal, daß Du auch noch zu Filmen wie MORT D´UN POURRI von 1977 und LE CHOIX DES ARMES von 1981 vordringen wirst - es liegen ja nur noch ein paar wenige Jährchen dazwischen, sofern Du weiter chronologisch vorgehst - und dann ziemlich schnell begreifen wirst, was ich meine. Denn da spielt die Musik eine ganz andere, gewichtigere Rolle, gewinnt ein Eigenleben und hebt den jeweilligen Film nochmals auf eine andere, völlig überraschende Ebene. Das hervorragende Zusammenspiel von Jazz-Solisten mit elegischer Streicher-Sinfonik ist das Besondere an diesen Sarde-Werken, was so überzeugend damals in der Art kaum jemand anders umgesetzt hat. Das funktioniert dann sowohl im Film als auch auf Tonträger gleichermaßen. Bei ADIEU POULET geht es hingegen halt nur darum, den Film ein wenig atmosphärisch zu untermalen. Und auch rein quantitativ gesehen ist ja nicht viel geboten.
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ADIEU POULET mag ich von Sardes Krimi-Scores eigentlich am wenigsten. Das ist mir dann doch zu jazzig, zu abgefahren und zu zeitverhaftet. Schon ein ganzes Stück anders als die Scores, die er innerhalb desselben Genres dann in den folgenden Jahren komponiert hat. Es fehlt der Kontrast mit der becircenden elegischen Streichersektion, die seine Musiken wie MORT D´UN POURRI, LE CHOC oder auch LE CHOIX DES ARMES so großartig macht. Das ist mir - natürlich auch durch den Film selbst bedingt - hier zu einseitig und spricht mich daher nicht besonders an. Daher keine Musik, die ich auf CD haben müßte und die für mich nur innerhalb des recht spannenden Films - der selbstverständlich über die Jahre Kultstatus erlangt hat - zur Untermalung einigermaßen funktioniert. Selbstjustiz wurde Mitte der 70er Jahre ja ständig auf irgendeine Art und Weise in Krimis und Thrillern thematisiert - ob nun aus USA, Frankreich oder Italien. Von daher war das damals im Gefolge von Erfolgsfilmen à la EIN MANN SIEHT ROT oder DIRTY HARRY im Kino eigentlich gar nichts Besonderes mehr. Man sieht das eher aus heutiger Warte wohl ein wenig kritischer.
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Ich habe mal ein paar Ausschnitte von TOUCHE PAS À LA FEMME BLANCHE im Internet angeschaut: Das ist schon ziemlich surrealer Slapstick, recht absurd, aber teilweise überaus witzig. Vor allem, wenn man dann sieht, welche bekannten Darsteller hier in unglaublichen Rollen agieren und dabei aber anscheinend eine Menge Spaß gehabt haben. AFFENTRAUM ist ein weiterer ziemlich verrückter Ferreri-Film, in dem Depardieu in einem fast menschenleeren New York das Baby eines Riesenaffen bei sich aufnimmt und nicht mehr von ihm loskommt. An der Kinokasse spielte der Film hier in Deutschland an 1979 überhaupt keine Rolle und floppte. Außer den 5 Minuten an Musik, die auf dem Sarde/Ferreri-Sampler auftauchen, dürfte im Film selbst kaum große musikalische Untermalung stattfinden. Das ist zudem eine recht spröde Angelegenheit: Zuerst nur Kontrabassflöte - die speziell für die Musikaufnahmen gebaut wurde (vier Meter war die hoch und der Interpret MIchel Sanvoisin benötigte eine Leiter, um überhaupt ranzukommen), um die tiefsten Register, die es gibt, darauf spielen zu können - zu der sich dann in der zweiten Hälfte noch ein wenig Hubert Rostaings Klarinettenspiel hinzugesellt. Ganz nett als Beigabe auf dem CD-Sampler, aber nichts wirklich Herausragendes. Sarde hat wesentlich bedeutendere und wichtigere Scores in dieser Zeit um 1978 herum komponiert.
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Wenn Dir LE CHOC und MORT D´UN POURRI so gut gefallen haben, dann solltest Du Dir unbedingt auch LE CHOIX DES ARMES zulegen, bei dem die beiden Kontrabassisten Ron Carter und Buster Williams als Solisten agieren. Auch hier vermischt Sarde auf seine ganz eigene und erfindungsreiche Art Jazz und Sinfonik. Ein ganz ausgezeichneter Score, der es mir schon Anfang der 80er sehr angetan hatte. Ich habe die LP damals sogar schon gehabt bevor ich dann ein paar Monate später den zugehörigen Film im Kino sah. Der Krimi selbst mit Starbesetzung (Gérard Depardieu, Yves Montand, Catherine Deneuve) ist wirklich auch nicht zu verachten und absolut sehenswert.
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Es war mir gar nicht bewußt, daß von der skurrilen Western-Satire TOUCHE PAS À LA FEMME BLANCHE sogar mal eine deutsche DVD erschienen ist. Der Film kam in den 70ern ja gar nicht erst in die deutschen Kinos und man wußte über viele Jahre hinweg hierzulande überhaupt nicht, was das denn für ein seltsamer Film sein sollte. Auch heutzutage kennt ihn trotz der Starbesetzung kaum ein Mensch hier in Deutschland, da völlig untergegangen. Von der Sarde-Musik gab es an 1974 eine italienische CAM-Single mit zwei Tracks, in Frankreich hingegen nichts. Die beiden Tracks - wohl vom Anfang und Ende des Films genommen - wurden dann auch für die Sarde/Ferreri-CD von Universal übernommen. Die von Dir so benannte Eröffnungscollage nennt sich "Custer et les Indiens", das Finale dagegen "Le théatre". Damit dürfte die Sarde-Musik zum Großteil abgedeckt sein - nur für die beiden Ferreri-Filme LIZA (1972) und LA DERNIÈRE FEMME (1975) hat Sarde jeweils einen etwas umfangreicheren Score komponiert, so daß zu den beiden Musiken dann in den 70ern auch LPs erschienen. Nochmals kurz zu Bresson: Ich würde Dir empfehlen, am besten mal PICKPOCKET anzuschauen. Von dem gibt es ja - im Gegensatz zu vielen anderen Bresson-Werken, von denen merkwürdigerweise bis heute nur französische oder englische DVDs vorliegen - immerhin eine deutsche DVD und das ist eigentlich einer der zugänglichsten, zugleich spannendsten und intensivsten Filme von ihm. Die Symbiose von Inhalt und formaler Gestaltung ist in dieser virtuosen Persönlichkeitsstudie besonders gut geglückt. Ich könnte mir vorstellen, daß Dir der wesentlich besser gefällt als der dagegen doch sehr düstere und auch anstrengendere LANCELOT, zu dem ich als Einstieg bei Bresson nicht unbedingt geraten hätte. Das Wort "Überstilisierung" paßt auf Bresson irgendwie nicht so richtig, denn er versucht ja gerade nicht, alles auszuschmücken, gar zu barockisieren oder ästhetisch vollendete, auf "Kunst" getrrimmte Bilder zu kreieren - gerade bezüglich letzterem hat er sich mit Kameramann Pasqaulino De Santis, der ja etwa auch für Visconti gearbeitet hat, bei LANCELOT schon einigermaßen angelegt. Dagegen herrscht bei ihm ja vielmehr ein nüchterner, dokumentarischer Blick vor, Kargheit, Reduktion, Lakonie und daher der Verzicht auf jegliche spektakuläre Effekte, so daß die Dinge aus sich selbst heraus sprechen sollen und erst der Zuschauer aus der Abfolge von Bildern und Tönen für sich den eigentlichen Sinnzusammenhang erschließt bzw. das, was der Film oft unausgesprochen läßt.
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ALIEN: ROMULUS von Benjamin Wallfisch
Stefan Schlegel antwortete auf neos Thema in Scores & Veröffentlichungen
Von einem großen Erfolg an der Kinokasse kann man kaum sprechen, eher schon von extremer Frontlastigkeit wie es bei durchscnittlichen Blockbustern heutzutage meist üblich ist. Von $42 Mio. am ersten Wochenende in den USA auf nur noch $16 Mio. am zweiten Wochenende runterzusausen sagt natürlich schon alles. Das ist ein Rückgang um 61 Prozent. Und die allgemeinen Zahlen in Deutschland sind noch weitaus schlechter. An diesem Wochenende kommen von Do.-So. wohl nicht mal mehr 100 Zuschauer im Schnitt pro Kino zusammen. Hier in Deutschland gabs von Woche 1 auf 2 bereits einen Rückgang um 40 Prozent, von Woche 2 auf 3 werden weitere 40 Prozent hinzukommen, wenn nicht sogar mehr. Damit ist der Film dann bereits durch. -
Das obige Sarde-Zitat zu DAS GROSSE FRESSEN stammt aus dem Booklet der Sarde/Ferreri-CD von Universal. Der Film selbst hat ja schon bei den Filmfestspielen in Cannes 1973 für einen ordentlichen Skandal gesorgt und auch hier in Deutschland hat man sich teils entrüstet. Aber genau dadurch wurde der Film eben zum großen Kinoerfolg, da die Zuschauer natürlich umso neugieriger warenn , was es denn da alles wohl an Verbotenem zu sehen gab. Ganz ähnlich wie im Jahr zuvor beim LETZTEN TANGO IN PARIS. Die Titelmusik für LANCELOT DU LAC ist wohl eines der Stücke, das Sarde dann in den foglenden Jahrzehnten am häufigsten recycelt hat. Es taucht als Hauptthema bei LE CHOC an 1982 mit den Saxophon-Soli von Wayne Shorter wieder auf, dann erscheint es in André Techiné´s RENDEZVOUS an 1985 als Source Music in einer Jazzversion, im Track "Les nuits de Caylus" aus LE BOSSU an 1997 in einer ähnlichen mittelalterlichen Instrumentierung wie bei LANCELOT, dafür im Tempo langsamer, und an 2009 sogar in der Originalversion in LA FILLE DU RER wiederum von Techiné. Ganz so streng wie Bresson es in seinen "Notes" formulierte hat er es dann in seinen Filme meist aber doch nicht gehandhabt. In den Filmen vor LANCELOT ist meist schon immer ein wenig Klassik zu hören - ob nun Mozart in EIN ZUM TODE VERURTEILTER IST ENTFLOHEN (1956), Lully in PICKPOCKET (1959) oder Schubert in ZUM BEISPIEL BALTHASAR (1965) - letztere Musik ganz wunderbar eingesetzt und einfach unvergeßlich, wenn man die grandiose Kombination mit den Bildern mal erlebt hat. Bresson hat natürlich nie konventionelles kommerziellles Kino gemacht oder sich traditioneller Dramaturgie untergeordnet - es geht auch weniger um Realismus bei ihm als um die Suche nach der Wahrheit, die jedoch oftmals verborgen bleibt. Persönlich schätze ich Bresson schon sehr und halte etwa PICKPOCKET oder BALTHASAR für außergewöhnlich starke Filme, die mich unheimlich beeindruckt haben und mit denen ich beim Anschauen keinerlei Probleme hatte. Bresson verlangt natürlich einen aktiven und mitdenkenden Zuschauer, der sich auf seinen typischen, oft fragmentarischen und elliptischen Stil einläßt, auf seine scheinbare Kühle, und der selbst Bezüge zwischen den Bildern herstellt, wodurch dann aber eine ungeheure Dichte und Intensität entstehen kann. Witzigerweise war LANCELOT DU LAC der erste Bresson-Film, den ich im Alter von 15 Jahren gesehen hatte. Es war sicherlich damals keine einfache Kost für mich, natürlich stilistisch ungewöhnlich, aber durchaus interessant und eindrucksvoll, wenn man sich mal darauf einläßt und die nötige Geduld mitbringt. Ich habe den Film jetzt wirklich seit vielen, vielen Jahren nicht mehr gesehen, würde aber sagen, daß er zu den düstersten und abstraktesten Werken des Regisseurs überhaupt gehört. Anders wie in den Filmen davor ist der Blick hier nicht mehr auf ein Individuum gerichtet, sondern die Ritter sind eigentlich nur mehr Marionetten, daher das Scheppern und Klappern der Rüstungen, das fast bis zur Karikatur ausgereizt wird - es geht hier nur noch um sinnlose Rituale, um Zerstörung und Tod. Um den Film genauer beurteilen zu können, müßte ich ihn nach so langer Zeit mal wieder sehen, aber es ist wohl schon so, daß Bresson hier seine Vorliebe fürs Fragmentarische und die Abstraktion auf die Spitze getrieben hat. In der Literatur wird ja auch immer wieder darauf hingewiesen, daß das brillante "Ballett der Hände" aus PICKPOCKET in dem streng komponierten Ritterturnier dann nochmals eine Art Entsprechung gefunden hat. Übrigens ist Bresson ja nicht der einzige bedeutende Regisseur gewesen, der auf Musik zum Großteil verzichtet hat. Auch bei Luis Bunuel war das so und auch seine Filme funktionieren ganz hervorragend ohne ausführliche Musikuntermalung.
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DAS GROSSE FRESSEN hatte ich mir nie angetan. Als der Film herauskam, war ich viel zu jung, um ihn zu sehen, und später hat er mich auch irgendwie nie groß gereizt. Das Hauptthema für die Quartett-Besetzung Saxophon, Klavier, Okarina, Schlagzeug ist eigentlich keine Swingnummer, sondern eine Rumba, die auch außerhalb des Films dann ein Eigenleben gewann und in Frankreich recht populär wurde. Sarde selbst hat sich zur Entstehung der Komposition recht witzig so geäußert: "My piano was jammed up against the sofa they were sprawling on while they worked on it. I´d found an idea for a very simple tune that had a rumba rhythm. Ferreri asked me to play it over and over again until I dropped. Finally, I´d had enough: "I´m going to tape myself doing this so you can play it in a loop!" "No way", said Marco, "you put different nuances in each time you play it, and they give us ideas. Keep going!" So, while they were squeezing out LA GRANDE BOUFFE, I was the exclusive accompanist for Messrs. Ferreri and Azcona [= Drehbuchautor Rafael Azcona]; their slave on the piano!" (Laughter) The repetition of that little rumba was an effect that made it into a theme of doom; it announced the coming death of four men rushing headlong into suicide."
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Ach so, Du hast die Universal-CD gar nicht. Es ist ganz einfach: Der komplette Main Title (also Générique") und das Finale (mit dem Titel "La visite") waren auf der CAM-Single und sind auch auf der Universal-CD zu finden. Die paar kürzeren Stücke mit nicht mal einer Minute aus dem Film dagegen nicht. Ich habe gerade nochmals nachgeschaut und finde nicht, daß die Musik für die Szene mit den zwei Typen so ganz aus dem Rahmen fällt. Das ist hier nur ein wenig bizarrer instrumentiert, aber wenn Du genau hinhörst, so taucht auch hier wieder in leicht veränderter Form dasselbe Glockenspiel-Thema vom Anfang auf. Es war übrigens Taverniers Wunsch, daß Sarde diese Glockenspiel-Melodie der Kathedrale in irgendeiner Art in seine Musik einfließen lassen sollte: "i made hm listen to the chimes of a clock, the clock in Saint-Jean cathedral, a kind of little Dies Irae: "Could you transpose that in a syncopated way?" And that´s what he did, both for the opening title - a car ablaze in the night - and for the attack on Noiret´s shop. I´ve always pushed him to do these very rhythmical compositions, with collisions, breaks and off-beat rhythms. It´s a kind of research that´s developed over the years."
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Die CAM-Scheibe von HORLOGER DE SAINT-PAUL an 1974 war keine LP, sondern nur eine Single mit gerade mal drei Tracks. Zwei davon sind auf dem Sarde/Tavernier-Sampler ja oben, das dritte ist nur ein "Ragtime"-Stück, das im Film reine Source Music war und in einer Szene aus dem Autoradio erklang. Der Film hat kaum viel Platz für Musik geboten, da er ja sehr viele intime Dialogszenen enthält - deshalb ist natürlich auch nur so wenig Musik drin. Man sollte allerdings wissen, daß Sarde sich bei dem Thema, das gleich im Main Title, dabei untermalt von den treibenden Drums, erklingt, von der Glockenspiel-Melodie der Saint-Paul-Kathedrale in Lyon - wo der Film ja spielt - hat inspirieren lassen und sie leicht abgewandelt hat. Gegen Ende des Films ist dieses Glockenspiel in der Kirche sogar mal zu hören und zu sehen. Ein paar weitere kurze Tracks nehmen ja immer wieder dieses Thema auf- von daher verstehe ich die Frage nicht, ob es sich dabei eventuell gar um recycelte Stücke handele. Selbstverständlich nein, denn die sind natürlich schon speziell für den Uhrmacher-Film komponiert worden. Und dann das zweite sehr schöne, barock angelegte Adagio-Thema eben für den Schluß des Films. All das ergibt meiner Meinung nach doch Sinn.
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Die Filme von Tavernier sind allerdings qualitativ auch sehr unterschiedlich. Ich habe da früher auch schon enttäuschende Pleiten erlebt wie z.B. DIE PASSION DER BEATRICE von 1987, der total mißlungen und furchtbar war. Auch D´ARTAGNANS TOCHTER von 1994, für den Sarde ja auch eine starke Musik komponierte, war als Mantel und Degen-Film einfach nur schwach und langweilig. Für so was hat Tavernier kein Händchen, den Film hätte ja ursprünglich eh der Italiener Riccardo Freda inszenieren sollen, was besser gewesen wäre. Wenn es hingegen um sozialkritische Stoffe geht mit kriminalistischem Anstrich, dann sieht es schon anders aus, denn das ist weitaus eher sein Metier. Zu seinen besten Werken unter denen, die ich kenne, würde ich etwa DER UHRMACHER VON ST. PAUL, DER RICHTER UND DER MÖRDER und auch DER SAUSTALL zählen. Zudem ist EIN SONNTAG AUF DEM LANDE natürlich ein außergewöhnlich schöner und delikater Film, der sich wirklich lohnt. Tavernier mal ganz anders wie sonst und hier eher auf den Spuren von Jean Renoir.
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Ok, alles klar. Das war daher wohl ein leichtes Mißverständnis, da mir der Vergleich mit Golden Age-Sinfonik in dem Zusammenhang oben zuerst nicht so ganz einleuchtete. Selbstverständlich war klassische Filmmusik-Sinfonik wie sie vor allem in den USA in den 40ern und 50ern gepflegt wurde nicht immer "wall to wall" und auch bei weitem nicht immer nur illustrierend, aber der Trend, die Handlung einigermaßen großbögig nachzuzeichnen und jeden emotionalen Höhepunkt auszukosten, war natürlich schon vorhanden. Und meiner Meinung nach bestritt Sarde da eben von Anfang an einen ganz anderen Weg, der sich wenig um tradierte Konventionen scherte, sondern oft andere Möglichkeiten der musikalischen Intervention auslotete. Durchaus mit ungewöhnlicher Vermischung verschiedener Stilebenen, was er ja immer wieder gern gemacht hat und was ihm oft auch erstaunlich gut gelungen ist. Das Chanson oder die Ballade hat ja in der französischen Filmmusik immer schon eine gewichtige Rolle gespielt - gewichtiger als in anderen Ländern. Da befindet sich Sarde von daher schon in ganz guter Gesellschaft. Hochinteressant gerade in dem Zusammenhang etwa die wunderbaren melancholischen Balladen, getextet und gesungen von Jean-Roger Caussimon, die er für Bertrand Taverniers im 19. Jahrhundert spielenden LE JUGE ET L´ASSASSIN (DER RICHTER UND DER MÖRDER) an 1976 geschrieben hat und die die Handlung auf ganz eigene Art kommentieren und unterhöhlen. Unbedingt hörenswert wie im übrigen die komplette, in den instrumetnalen Partien sehr scharfzüngige Musik, und schaue Dir auf alle Fälle auch mal den wirklich sehenswerten und äußerst spannenden Film an. Ganz klar einer von Taverniers besten und beeidnruckendsten. Klar, Popmusik konnte Sarde auch, wenn es der Film damals benötigt hat. Einfach mal in ein paar Tracks der Musik zur 1973er-Georges Lautner-Komödie LA VALISE reinhören - dann findest Du, was Du suchst.
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Die spätromantische Schule aus dem Golden Age hatte doch aber schon Mitte der 60er mehr oder weniger ausgedient gehabt. Nicht nur in den USA war das der Fall, sondern genauso in Europa. Deshalb haben ja auch Komponisten wie Morricone in Italien oder Legrand und Delerue in Frankreich in den 60ern ganz neue Vertonungskonzepte in der Filmmusik eingeführt. Das ist nicht erst mit Sarde erfolgt. Deshalb wundert es mich etwas, warum Du für diese französischen Filme der frühen 70er eventuell gar einen Rückbezug auf die traditionelle Sinfonik erwartest. Das sind schon ganz andere Klänge, die da zu hören sind, und meist haben die frühen Sarde-Musiken ja auch nur eine Spielzeit von rund 20-25 Minuten. Die umfangreicheren, epischer angelegten Kompositionen wie TESS oder FORT SAGANNE kamen dagegen erst einige Jahre später. Der Musikeinsatz ist wohl überlegt, keine "wall to wall"-Musik mehr, die verdoppelt, was eh schon zu sehen ist, stattdessen bevorzugt Sarde oft Distanz und Reflektion, will das mit seiner Musik ausdrücken, was der Film allein über die Bilder nicht zu leisten vermag. Eine zusätzliche Ebene sozusagen, die nochmals neue Akzente setzt. An Popmusik erinnern mich eher die Francis Lai-Musiken der Zeit, während das für mich bei Sarde eher weniger der Fall ist. Ich glaube auch nicht, daß man ihn so leicht einordnen kann - dafür sind all die Musiken aus den 70ern zu vielseitig und nehmen Einflüsse aus ganz diversen musikalischen Genres mit auf, um daraus was Neues zu gestalten. Die elegischen Themen sind ihm natürlich schon immer sehr eigen und man kann ihn daran auch so gut wie immer erkennen. Ebenso sind musikalische Transparenz sowie solistisch eingesetzte Instrumente - und das in manchmal recht ungewöhnlicher Art - typische Merkmale seines ganz individuellen Stils.
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Neue Club-CD´s am 17. November
Stefan Schlegel antwortete auf peter-anselms Thema in Scores & Veröffentlichungen
Du wirst sicher nicht der Einzige sein, der die vielen Bernstein-Titel aus den 90ern gar nicht mehr kennt. Bernstein ist halt erstens nicht mehr wirklich "in" bei einer jüngeren Generation in der Art wie es Goldsmith, Horner oder Williams sind, und zweitens waren bei ihm in der Zeit der 90er so gut wie keine größeren Blockbuster dabei, auch ganz wenig aus dem Action, SciFi oder Fantasy-Bereich. Sobald diese bei den meisten Sammlern so populären Genres nicht mehr mit von der Partie sind, dann wird das auch kaum mehr wahrgenommen. Denn wer würde heute nach rund 30 Jahren schon noch nach dem kleinen, aber doch recht feinen und sehr intimen CEMETERY CLUB-Score von Bernstein fragen? Das ist heutzutage ein Titel wie aus einer längst vergangenen Zeit. Da würde auch keiner nach einer Expandierung schreien, weil allein der Film schon die männliche Sammlerklientel kaum anspricht. -
Neue Club-CD´s am 17. November
Stefan Schlegel antwortete auf peter-anselms Thema in Scores & Veröffentlichungen
Das muß man ein wenig differenzierter sehen. Von Bernstein kamen in den 90ern ja noch etliche Scores heraus, und ähnlich wie bei Goldsmith war da natürlich nicht alles Gold, was glänzt. Wenn er nicht gar zu selbstverliebt das Ondes Martenot in den Vordergrund stellte, kamen da hin und wieder schon noch ein paar Highlights heraus. Vor allem natürlich THE AGE OF INNOCENCE, den ich auch innerhalb des Gesamtwerks zu seinen schönsten und feinfühligsten Arbeiten zählen würde. Aber auch Musiken wie RAMBLING ROSE, THE GOOD SON, HOODLUM oder DEEP END OF THE OCEAN waren doch recht interessant und haben einen CD-Kauf gelohnt. Und ganz am Ende seiner Karriere zog er mit FAR FROM HEAVEN an 2002 noch einmal melodisch inspiriert Bilanz und blickte damit geradezu wehmütig, aber auch elegant, zurück auf seine Melodramen-Scores der 50er und frühen 60er. -
Alhambra: A. F. Lavagnino´s ERCOLE SFIDA SANSONE
Stefan Schlegel antwortete auf Stefan Schlegels Thema in Scores & Veröffentlichungen
Die Chorpassagen scheinen separat aufgenommen worden zu sein. Und dieses Album Master, das vorliegt, ist ja auch im eigentlichen Sinne schon nicht mehr das Originalband, sondern eben ein Album Master mit den Tracks von den Curci-LPs. Und man muß sich darüber im Klaren sein, daß diese Curci-LPs ja nicht gleich an 1957 produziert wurden, sondern erst so ca. 1964. Alles wirklich sehr merkwürdig, für welchen Zweck die überhaupt damals gemacht wurden. Ich weiß es nicht, ob Curci damals an 1964 selbst noch das komplette Material hatte oder ob das Lavagnino für die LPs zur Verfügung stellte - jedenfalls waren die Chorpassagen da eben wohl schon nicht mehr mit dabei. Bei den Originalbändern, die wir ansonsten bislang benutzt haben für unsere CDs, waren Chorpassagen eigentlich immer mit dabei - da hatten wir Glück.