Stefan Schlegel
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Von mir wird der Score selbstverständlich schon seit langer Zeit wahrgenommen. Ich habe die recht seltene Mono-LP (mit ganz ähnlichem Cover wie das der aktuellen CD) bereits einige Jahre, kannte die Musik aber auch zuvor schon von einer Überspielung, und gebe Dir in allen Punkten recht: Das ist ein wunderbarer, orientalisch kolorierter Abenteuer-Score vom Feinsten, den ich sehr mag. Hossein schöpft aus allen Quellen – da ist ein bißchen Rimsky-Korsakov, Mussorgsky, Strawinsky und Khachaturian dabei, filmmusikalisch kommt ein wenig OMAR KHAYYAM von Victor Young und auch leicht Herrmanns SINBAD zum Zuge, aber er fügt das sehr geschickt ineinander, so daß was Eigenes daraus entsteht. Ich habe die Disques Cinémusique CD vor rund 10 Tagen auch bestellt, da die Stereo-LP, von der das gezogen wurde, in früheren Zeiten eh so gut wie gar nicht greifbar war. Und die Musik möchte ich nun doch endlich auch auf CD haben. Kleiner Tipp noch für Dich - und ich habs auch bei FSM im Januar angesprochen gehabt: https://www.filmscoremonthly.com/board/posts.cfm?threadID=124419&forumID=1&archive=0&pageID=1&r=190#bottom Fast der ganze Score taucht auch auf der 2006 erschienenen CD zum von Robert Hossein in Frankreich inszenierten Ben Hur-Show-Spektakel auf: https://www.amazon.fr/Ben-Hur-Plus-Grand-L%C3%A9gende/dp/B000FOR9X2/ref=sr_1_1?s=music&ie=UTF8&qid=1517524258&sr=1-1&keywords=ben+hur+hossein Wie das kommt? Nun, André Hossein hatte 1946 eine sogenannte “Symphonie de sable” geschrieben, aus der er die SHEHERAZADE-Filmmusik an 1963 ableitete. Robert Hossein fand an 2006 die lange verschollen geglaubte Originalpartitur dieser Sinfonie seines Vaters wieder, so daß daraus die Musik für das Show-Spektakel adaptiert werden konnte. Eigentlich erscheinen alle Themen, die in der SHEHERAZADE-Filmmusik auftauchen, und zum Teil sogar fast identische Tracks, auch in der Sinfonie und deshalb natürlich auch auf dieser kuriosen Ben Hur-CD auf, die nur wenige Filmmusiksammler kennen. Das Orchestre Philharmonique de Monte Carlo unter Thomas Sondergard spielt recht ordentlich, aber die Dramatik und Leidenschaft vom Original wird nicht hundertprozentig erreicht. Dafür ist die Ben Hur-CD aber um einiges länger als die 38-minütige Filmmusik selbst und natürlich klanglich noch besser. Meiner Meinung nach kann man durchaus zu beiden Aufnahmen greifen. Es schadet nicht. André Hossein hat übrigens auch noch eine sehr schöne pastorale Musik für den Catherine Deneuve/Hardy Krüger-Film LE CHANT DU MONDE (UND DIE WÄLDER WERDEN SCHWEIGEN) an 1966 geschrieben. Davon habe ich die EP und es gibt leider bislang gar nichts daraus auf CD: https://www.discogs.com/Andr%C3%A9-Hossein-Le-Chant-Du-Monde-Un-Film-De-Marcel-Camus/release/10073125 Auch seine französische Western-Musik zu Robert Hosseins UNE CORDE, UN COLT von 1969 ist ganz interessant und eigenwillig und gabs früher auf LP, auch unter dem italienischen Titel CIMITERO SENZA CROCE: https://www.discogs.com/de/Andr%C3%A9-Hossein-Une-Corde-Un-Colt-Bande-Originale/master/971794 https://www.discogs.com/de/Andr%C3%A9-Hossein-Cimitero-Senza-Croce/release/8245000
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ENNEMIS INTIMES macht seine Aufwartung in den Tracks 3, 4, 6 und 7 bei RODIN (wobei aber natürlich nicht das oben erwähnte Zirkus-Thema auftaucht!). Selbstverständlich anders instrumentiert als im Original und auch etwas anders dann verarbeitet. Der ganze Score ist wie oft bei Sarde rein kammermusikalisch angelegt – was ihm in heutigen Sammlerkeisen selbstverständlich keine großen Freunde mehr einbringt - und kommt im Prinzip als Klavierquartett daher in der Besetzung Klavier, Violine und zwei Cellos. Und es sind erstaunlicherweise tatsächlich die alten Recken wieder wie schon vor 30 Jahren dabei: wie immer bei ihm Michael Davis Violine oder Howard Shelley Klavier. Die ganze Musik hebt sich insofern stilistisch völlig ab von allem Anderen, was man sonst heutzutage zu Gehör bekommt, denn es ist jenseits aller Moden nach wie vor die typische Sarde-Klangwelt mit seiner elegischen Melodik wie man sie seit Jahrzehnten von ihm kennt und liebt. Delikat, geschmeidig, subtil und mit nach wie vor – zumindest für mich – entwaffnendem Klangzauber. Natürlich darf man hier nicht allzuviel Neues mehr erwarten – obwohl es immerhin zwei, drei Tracks mit neuem musikalischem Material gibt –, aber wenn es denn auf so bezaubernde Weise einem entgegenkommt, dann kann man sich dem schwer entziehen. Das Hauptthema (gleich im ersten Track zu hören) stammt dieses Mal ja eigentlich ursprünglich aus ALICE ET MARTIN und wie er das mit dem vom Klavier gespielten Begleitryhthmus aus LE TRAIN verbindet und erweitert, das hat für den Kenner hier schon seinen besonderen Reiz. RODIN ist ohnehin der einzige aktuelle Score aus dem letzten Jahr, den ich persönlich mir überhaupt noch auf CD gekauft habe, da mich die allermeisten neuen Soundtracks – und sowieso aus den USA - gar nicht mehr erst großartig ansprechen.
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Hast Du den eigentlich doch ziemlich schönen RODIN aus dem letzten Jahr denn noch nicht gehört oder gekauft, wo er teilweise ja auch Bezug auf ENNEMIS INTIMES nimmt?
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Also die Trompete gleich zu Beginn von MISUNDERSTOOD spielt zunächst nur eine leichte Andeutung vom besagten Thema, dann ab Minute 0:37 kommt das TAXI MAUVE-Thema selbst. Vielleicht noch etwas deutlicher für Dich von der Trompete selbst gespielt dann in Movement 2 (Track 11) ab Minute 1:26. Da ist es in der Tat das Thema mit der irischen Flöte vom älteren Score. Hier wiederum das Thema mit einer richtig großen Streicherbesetzung wie es in Sarde´s LE GRAND MEAULNES von 2006 erscheint: Zum direkten Vergleich vielleicht hier auch nochmals das eigentliche originale TAXI MAUVE-Hauptthema:
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Also HORS-LA-LOI ist schon mal richtig. Das Hauptthema, das zuerst in Ansätzen mit der Trompete und ab 0:32 dann vom Cello richtig ausführlich gespielt wird, stammt aus UN TAXI MAUVE. Bei TAXI MAUVE klingt es wegen den Chieftains und dem irischen Kolorit halt ein wenig anders, aber genau das ist es. Und das dritte Zirkus-ähnliche Thema erscheint 1987 in ENNEMIS INTIMES, wenn Du Dir etwa mal den dortigen Track “Les Clowns” anhörst (sofern Du von ENNEMIS INTIMES LP oder CD hast) Außerdem ist in MISUNDERSTOOD noch das Hauptthema aus LA TENTATION D´ISABELLE von 1985 dabei – das ist das prägnante Gitarrenthema in “Movement 2” und kommt auch in den weiteren Sätzen noch öfters vor. Witzigerweise taucht in “Movement 3” in der zweiten Hälfte zudem sogar schon das “Madeleine”-Liebesthema aus FORT SAGANNE aus dem darauffolgenden Jahr 1984 auf. Für Sarde-Exegeten also eine wahre Fundgrube!
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Besonders faszinierend an MISUNDERSTOOD von 1983 ist eigentlich, daß hier bereits die Ideen/Themen von mindestens vier späteren französischen Sarde-Scores, die zwischen 1984 und 1987 komponiert wurden, zu Gehör kommen. Denn im Fall Sarde ist es an und für sich klar, daß ein “unused score” nicht einfach unverwendet bleiben konnte, sondern in anderen Arbeiten dann irgendwie noch mit aufgegangen ist. Natürlich nicht in derselben Instrumentierung, denn die ist bei MISUNDERSTOOD mit diesen klangfarblichen Konrasten schon wirklich ziemlich originell und ungewöhnlich, aber nichtsdestotrotz sind die Themen an sich natürlich auffällig genug. Und das in fast allen Movements auftauchende Hauptthema stammt ohnehin aus einer französischen Filmmusik von 1977 – wohl eines der absoluten Lieblingsthemen von Sarde, das er meines Wissens fast so oft wie kaum ein anderes wiederverwendet hat. Allein die ersten zwei Minuten von “Movement 1” (also Track 10 auf der Quartet-CD) ergeben schon ein regelrechtes Sarde-Potpourri. Was mich denn doch reizt, Dir, Angus, die Quizfrage zu stellen, ob Du die anderen Scores erkannt hast, in denen diese Themen eigentlich erklingen. Die Themen erscheinen in “Movement 1” in folgender Reihenfolge: - Trompeten-Hauptthema gleich am Anfang (= Film von 1977) - das quirlige Banjo-Thema bei Minute 0:58, das am Anfang von "Movement 7" dann richtig ausführlich noch kommt (= Film von 1985) - das Zirkus-artige Thema ab Minute 1:06 (= Film von 1987)
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Nein, das ist keine neue Einspielung, sondern es ist schon die Originalaufnahme mit Stéphane Grappelli (Violine) und Marcel Azzola (Akkordeon) als Solisten und Orchester (wohl LSO) dirigiert von Carlo Savina. Es sind nur bei zwei oder drei Tracks offenbar alternative Takes verwendet worden gegenüber der LP, wo mal rund 30 Sekunden zwischendrin dann einfach etwas anders ausfallen gegenüber der LP. Es fällt eben nur auf, wenn mal kurz ein Solo-Violinen-Part fehlt, den man an einer bestimmten Stelle von der LP her sonst gewohnt ist zu hören. Zudem ist auf der EGARÉS-CD der dritte Track (also “Un Printemps 1940”) aus LE TRAIN übernommen worden, aber alles andere ist im Prinzip der originale ADOLESCENTE-Score. Die Tracksequenzierung ist natürlich auch wieder ziemlich anders als auf der 1979er-LP. L´ADOLESCENTE erscheint genau deshalb auch nicht regulär auf CD, weil der Score eben bei EGARÉS bereits fast vollständig vorliegt.
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Ja, das von Jeanne Moreau - die ja im späteren LA VIEILLE-Film die Hauptrolle hat, von daher der Rückbezug - gesungene Lied "J´attendrais" ist wunderbar. Es ist das erste Stück auf der A-Seite der ADOLESCENTE-LP. Zählt für mich zu den schönsten und lyrischsten Sarde-Platten überhaupt: https://www.discogs.com/de/Philippe-Sarde-LAdolescente-Bande-Originale-Du-Film/release/2937261 Natürlich gibt es die instrumentalen Tracks mit anderen Titelbezeichnungen fast alle auch auf der LES EGARÉS-CD von Sarde, die 2003 auf Universal France herauskam - nehme mal an, daß Du die möglicherweise hast, oder? - , da das Meiste aus L´ADOLESCENTE dafür stillschweigend wiederverwendet wurde, aber das Chanson war auf dieser CD eben leider doch nicht mit dabei. Vermutlich auch aus rechtlichen Gründen. Ist daher nur auf der alten LP zu finden, die ich absolut empfehlen kann.
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Kleiner Hinweis, wo genau dieses Thema ursprünglich herkommt. Hast Du die ADOLESCENTE-LP auch in Deiner Sammlung?
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Die erste Filmmusik: Symphony of Six Million (1932)
Stefan Schlegel antwortete auf Csongors Thema in Filmmusik Diskussion
Das würde ich so nun auch nicht unbedingt behaupten wollen, denn es gab auch schon vor KARAMASOFF selbstverständlich Tonfilme hier in Europa, die ziemlich viel Musik enthielten. Man muß natürlich bedenken, daß oft ein Film teilwwiee noch stumm und teilweise mit Ton gedreht wurde. Streng genommen müßte man auch René Clair´s SOUS LES TOITS DE PARIS von 1930 hier schon dazu zählen, da das Haupthema immer wieder – gesungen und instrumental – nebst dramaturgischer Hintergrundmusik von Armand Bernard erscheint. Wolfgang Zeller z.B. hatte solche Musik-Dialog-Mischungen schon in LAND DER FRAUEN an 1929 vorgemacht, der auch noch zum Teil als Stummfilm gedreht worden war, aber dann nachsynchronisiert als Tonfilm herauskam. LE SANG D´UN POÈTE (1931) von Jean Cocteau mit der Musik von Georges Auric müßte man dazu zählen, selbstverständlich auch den sehr bekannten EMIL UND DIE DETEKTIVE von 1931 mit Musik von Allan Gray, die auch in den Dialogen vorkommt. Wenn man genau nachforscht, gäbe es schon einiges aufzufinden aus den Jahren 1930 und 1931.- 12 Antworten
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Die erste Filmmusik: Symphony of Six Million (1932)
Stefan Schlegel antwortete auf Csongors Thema in Filmmusik Diskussion
Solche Aussagen sind doch im Prinzip viel zu verallgemeinernd und lassen z.B. das ganze europäische Kino der frühen 30er völlig außen vor, wo längst schon vor Steiner auch Dialogszenen mit Musik untermalt wurden. Nur mal drei Beispiele mit frühen europäischen Tonfilmen, die wirklich sehr umfangreiche, eigens für den jeweiligen Film komponierte Orchestermusik enthalten, die zudem auch in Dialogszenen vorkommt, allesamt von 1931 oder (bei VAMPYR) Anfang 1932: DER MÖRDER DIMITRI KARAMASOFF mit Musik von Karol Rathaus (ein Score, den Bernard Herrmann im übrigen sehr bewunderte!), VAMPYR mit Musik von Wolfgang Zeller oder GOLDENE BERGE mit Musik von Dmitri Schostakowitsch. Wenn man das nicht weiß oder noch nie was davon gehört hat, dann einfach mal reinhören – die beiden ersten Filme sind sogar komplett bei Youtube zu sehen – und sich selbst ein (Hör)-Bild davon machen.- 12 Antworten
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Die CD-Veröffentlichung ist für Zamori dadurch natürlich deutlich günstiger ausgefallen. Insofern konnte er ganz locker hinschreiben “Licensed from Mario Nascimbene” als ob der Komponist selbst die Rechte an allem, was sich auf der CD befindet, gehabt hätte. Bei Nennung der Filme hingegen hätte er ja alles bei Musikverlagen und Studios ordentlich lizenzieren müssen – was er logischerweise so nicht gemacht hat, denn sonst wäre es etwas teurer geworden für ihn. Nomalerweise kann er ja nicht einfach ohne die Gemehmigung von Turner Entertainment (die die Rechte an den alten MGM-Titeln haben) ein paar Tracks aus WHERE THE SPIES ARE offiziell herausbringen. Aber so in der Art versteckt hat ja eben kaum einer was gemerkt. Auch auf den alten Melodie e Ritmi-LPs waren selbstverständlich die Scores bzw. Filme, aus denen die einzelnen Nascimbene-Tracks stammten, gar nicht angegeben. Insofern wußte eigentlich ohnehin kaum jemand, was nun da überhaupt woher stammt.
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Die ganze FOOPTRINTS-CD speist sich aus den vier “Melodie e Ritmi” Library LPs von 1969, vor allem aus Nummer 1 “Jazz Commento” (deren Inhalt entspricht Track 1-17 von der CD) wurde dafür herangezogen. Bei Discogs etwa findet man die Cover der ganzen Melodie-LPs abgebildet und auch deren Tracklisting. Hier noch die Rätselauflösung für die oben nicht identifizierten Tracks. Dies sind die Filme, aus denen die weiteren Stücke ab Track 10 stammen (nur Track 18 “Abbandono” und Track 25 “Slow Blues” konnte ich bislang auch nicht zuordnen): - Track 10-13 "Suite for a Psychological Film": aus MORTE DI UN AMICO (1959) [die vier Tracks sind übrigens alle auch auf der alten CAM-CD aus den frühen 90ern mit MORTE DI UN AMICO enthalten] - Track 14-16 (die ersten drei Tracks dieser "Rhythmic Suite"): aus WHERE THE SPIES ARE (1965) - Track 17 “Blues Finale”: aus LA BANDA CASAROLI (1962) - Track 19 “Blues del tramonto”: wiederum aus MORTE DI UN AMICO (1959) - Track 21 “Classic Beguine”: aus AMERICA PAGANA (aber nicht die Originialaufnahme von 1955, die es auch auf einer seltenen Library-LP mal gab, sondern 1969 neu aufgenommen mit Pregadio als Dirigent für die Melodie e Ritmi-LP) - Track 22 “Il mio amore in Blues”: aus LA GARCONNIÈRE (1960) - Track 23 “Ritmico Swing”: aus TOGLI LE GAMBE DAL PARABREZZA (1969) - Track 24 “Omaggio a Shearing”: aus THE VENGEANCE OF SHE (1966) - Track 26 “Swing in Quartet”: aus TOGLI LE GAMBE DAL PARABREZZA (1969)
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Zum Teil ja. Die Absicht bei FALSTAFF war es, die Highlights - nicht die komplette Musik, weil wir sonst zwei CDs für alles gebraucht hätten - mit rund 20 Minuten auf der CD anzubieten. Von diesen 20 Minuten sind knapp 8 Minuten neu und zuvor nie veröffentlicht worden. Musikalisch besonders interessant sind hierbei die drei Stücke "The King´s Soliloquy", "Attack on the Pilgrims" und ""The King´s Funeral", die nochmals ein paar neue Facetten des Scores aufzeigen, die bislang gar nicht zu hören waren. Gerade diese drei Tracks waren eigentlich noch essentiell und hatten beim alten Album gefehlt. Mehrere Hörclips, darunter auch aus "King´s Soliloquy", gibt es inzwischen auf der SAE-Seite: http://www1.screenarchives.com/title_detail.cfm/ID/34615/THE-ORSON-WELLES-A-F-LAVAGNINO-COLLABORATION-THE-MERCHANT-OF-VENICE-FALSTAFF-OTHELLO-300-EDITION/
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Alhambra: The Orson Welles/A. F. Lavagnino Collaboration
Stefan Schlegel erstellte ein Thema in Scores & Veröffentlichungen
THE ORSON WELLES/A. F. LAVAGNINO COLLABORATION (THE MERCHANT OF VENICE/FALSTAFF/OTHELLO) Music Composed by Angelo Francesco Lavagnino Alhambra A 9043 Das elfte CD-Album in unserer Alhambra-Reihe mit Werken des berühmten italienischen Komponisten Angelo Francesco Lavagnino (1909 – 1987) widmet sich dessen Zusammenarbeit mit dem legendären amerikanischen Regisseur Orson Welles und präsentiert vor allem die Weltpremiere der kompletten Originalmusik in Stereo zu dem unvollendeten und lange verschollen geglaubten TV-Film THE MERCHANT OF VENICE von 1969. Neben der Originalaufnahme bringt die CD zudem die 22-minütige Neueinspielung mit dem Orchestra Classica di Alessandria unter der Leitung von Roberto Granata zu Gehör, die zur Eröffnung der Filmfestspiele in Venedig im September 2015 live gespielt und aufgenommen wurde. Lavagnino schrieb für diesen Film in nur wenigen Tagen eine temperamentvolle und festliche Musik mit Renaissance-Zeitkolorit neben einem melancholischen Liebesthema für Shylocks Tochter Jessica. Auch die beiden früheren Lavagnino-Scores auf dieser CD entstanden für Welles´ Shakespeare-Adaptionen. Aus der Originalmusik zu OTHELLO von 1951 erklingen drei Tracks, die durch ihre ungewöhnliche Vermischung mittelalterlicher und modernistischer Klänge faszinieren. FALSTAFF aus dem Jahre 1965 ist mit rund 20 Minuten repräsentiert, darunter befinden sich auch einige Tracks, die nie zuvor veröffentlicht worden sind. Für diesen Film schrieb der Komponist einen kraftvollen exotischen Marsch und für die berühmte Schlachtszene ein kontrapunktisch eingesetztes musikalisches Requiem für Sopranstimmen. Das Originalband von THE MERCHANT OF VENICE stammt aus dem Nachlass des Komponisten und wurde uns freundlicherweise von dessen Töchtern zur Verfügung gestellt. Für die Verwendung der Neueinspielung dieses Scores möchten wir uns beim Dirigenten Roberto Granata und dem Leiter des Lavagnino-Festivals in Gavi bedanken. Die CD ist ab Ende nächster Woche in Deutschland lieferbar und kann in Kürze bei allen bekannten Soundtrackhändlern vorbestellt werden. Tracklisting: The Merchant of Venice (1969) 01. Jessica‘ s Theme 1:01 02. Tarantella 2:25 03. Carnival of Venice 1:26 04. Jessica‘ s Theme (Lute Version) 1:54 05. The Harpsichord in Antonio‘ s House – Sunset in Venice 2:13 06. The Garden at Night – Jessica‘ s Theme 0:48 07. Acrobats 2:00 The Merchant of Venice (1969) – BONUS TRACKS 08. Percussion Source Music #1 1:06 09. Percussion Source Music #2 1:10 10. Percussion Source Music #3 1:15 The Merchant of Venice (1969 / 2015) 11. “The Merchant of Venice” Suite (new recording) 22:20 Falstaff (1965) 12. Intermezzo Grottesco (Alternate Version) (from “Falstaff”) * 1:05 13. Apertura Festosa (from “Falstaff”) 1:20 14. Intermezzo Agreste (from “Falstaff”) 3:07 15. Ricercare Rusticano (from “Falstaff”) 2:47 16. Falstaff (Attack on the Pilgrims) * 1:34 17. Battaglia e Campo di Morte (from “Falstaff”) 4:45 18. Falstaff (The King´s Soliloquy) * 2:42 19. Falstaff (Antica Cantica D’Amore – Alternate Version) 1:09 20. Falstaff (The King´s Funeral) * 1:40 21. Falstaff (End Cast) * 0:59 * = previously unreleased Othello (1951) 22. Funeral 3:28 23. Main Title 1:08 24. Finale 1:04 Interview Segments with A. F. Lavagnino 25. About the collaboration with Orson Welles 0:50 Randall Larson‘ s interview recorded by Alessandro Panuccio in Rome on June 26, 1984 26. About the first encounter with Orson Welles 3:30 Interview recorded 1980, musicista per film, interview by Enrico Ghezzi/Marco Giusti 27. About the music for the battle sequence in „Falstaff“ 3:53 Interview recorded 1986, interview by Enrico Ghezzi 28. About the music for „Merchant of Venice“ 6:44 Interview recorded 1986, interview by Enrico Ghezzi Auszüge aus der CD sind in diesem Youtube-Video zu hören: -
Ach ja, stimmt, diese NoShame-Zurlini-DVD-Box, die zudem auch noch ESTATE VIOLENTA enthält, gabs ja auch mal vor mehr als 10 Jahren. Nur ist die inzwischen ganz schön teuer geworden: https://www.amazon.de/Valerio-Zurlini-Box-Set-Masterpieces/dp/B000F48DAK Ich dachte jetzt eher an diese normalen US-DVDs (auf Ivy oder Koch), bei denen die Amazon-Kundenrezensionen doch ziemlich abschreckend sind, was den Transfer auf DVD angeht: https://www.amazon.com/Girl-Suitcase-Claudia-Cardinale/dp/B00028G554/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1501519067&sr=8-1&keywords=girl+with+a+suitcase https://www.amazon.de/Girl-with-a-Suitcase/dp/B0001B50EY Ich fand übrigens die 8 Minuten von RAGAZZA CON LA VALIGIA auf der alten CAM-CD immer eine ganz tolle Sache mit zwei der schönsten melodischen Einfälle Nascimbenes überhaupt. Allerdings verliere ich auf der Quartet-CD nach rund der Hälfte der Tracks die Lust an dem Score, weil fast immer wieder dasselbe kommt und es einem dann wirklich zuviel wird. Das Ganze macht somit auf Dauer die Musik für mich eher kaputt, da eine solche Art der Präsentation ja auch nie vorgesehen war und völlig übertrieben ist - wenn wir mal davon ausgehen, daß im Film sicher nicht mehr als die Hälfte der Stücke überhaupt vorkommt. Wenn man so was rausbringt, dann hätte gerade dieser Score wirklich eine richtig gute Gliederung gebraucht - Alternates auf jeden Fall nach hinten platziert, sofern man sie denn haben will! - und nicht von der Sequenzierung her so ein schwaches 08/15-Release, wo einfach alles nur blindlings zusammengewürfelt wurde. Der Booklet-Text ist bezüglich des Films und bezüglich Zurlini ganz gut geraten, zur Musik selbst gibts jedoch außer einem biographischen Nascimbene-Abriss eigentlich gar nichts. Das ist schon auch etwas enttäuschend.
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Angus, bezüglich dem”Deguello”-Track täuschst Du Dich. Damit hat Nascimbene überhaupt nichts zu tun gehabt. Für den Film wurde ganz einfach das Arrangement von Nelson Riddle verwendet, das um 1960 herum auf Single und EP (auch in Italien) veröffentlicht wurde und deshalb ziemlich populär war. Du kannst die Riddle-Version auch bei Youtube mehrfach anhören. Auf der Quartet-CD hat man – möglicherweise aus Unkenntnis des Sachverhalts – Riddle gar nicht angegeben und einfach gar nichts zu dem Track dazu geschrieben. Was mich auf der viel zu langen und damit zu repetitiven CD nervt, ist sowieso das lieblose Aneinanderreihen von kurzen Tracks ohne überhaupt irgendwie zu erwähnen, welches Stück sich denn nun auf welche Szene bezieht. In der Art – Seq. 1 bis Seq. 29 – kann man einem selbstverständlich alles Mögliche unterjubeln, das macht wirklich wenig Sinn und ist ärgerlich. Und 50 Minuten Nascimbene-Musik sind doch im Film garantiert nicht drin, oder? Meines Erachtens ist da bestimmt ein ganzer Haufen von Alternativ-Versionen ziemlich wahllos mit ins normale Score-Programm der CD reingezerrt worden, nur um dann mal wieder mit einer langen Spielzeit prahlen zu können. Ich habe den wunderbaren Film vor rund 15 Jahren gesehen, von daher schon eine Weile her, aber mir sind eher so um die 20-25 Minuten mit reiner Nascimbene-Musik in Erinnerung, zumal der Rest des Films im Kontrast dazu ja auch noch mit vielen zeitgenössischen Schlagern aus der Jukebox oder dem Autoradio gefüllt ist. Hast Du den Film erst kürzlich gesehen und kannst daher vielleicht genauer sagen, wie viele der Nascimbene-Tracks der CD wirklich vorkommen? Leider gibts in Deutschland ja immer noch keine DVD von RAGAZZA CON LA VALIGIA. Ich werde mir deshalb demnächst doch die französische DVD kaufen, die qualitativ wohl die beste ist (ganz im Gegensatz zu den kaum empfehlenswerten US-DVDs). Zu Mascitti noch was: Er hat ja an 2002 das Nascimbene-Festival und den Nascimbene-Award in Orsogna ins Leben gerufen und dort auch immer viel Prominenz eingeladen. Er war 2002 noch ein junger Student und da er sich so für Nascimbene engagierte, hat die Witwe von Nascimbene eben ihm dann auch die ganzen Bänder aus dem Nachlaß übergeben, da sie nicht wußte, was sie nach Nascimbenes Tod denn damit machen sollte. Nur ist es halt so: Mascitti kannte und kennt sich mit diesen Bändern auch nicht aus, und die sind anscheinend bis heute – also nach 15 Jahren - nicht mal katalogisiert. Habe diese Info erst letztes Jahr von einem spanischen Freund erhalten, der absoluter Nascimbene-Fan ist, sich unheimlich gut mit dem Werk auskennt, eine Studie über ihn macht und wirklich alles versucht hat, um mit Mascitti in Kontakt zu kommen. Es war schon ein Wunder, daß er überhaupt kurz eine Antwort erhalten hat, was sonst bislang kaum jemand geschafft hat, und er hat Mascitti angeboten, die Bänder mit ihm zusammen zu ordnen, aber selbst da ist der Kontakt offenbar wieder abgebrochen und es kam seither keinerlei Feedback mehr. Mascitti ist schon eine merkwürdige Person, der sich abschottet und andere halt nicht an die Sachen ranläßt.
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Ehrlich gesagt wird sich diskographisch in Sachen Nascimbene nicht mehr viel tun. Das CAM-Archiv ist nach der jetzigen Veröffentlichung von UN REIETTO DELLE ISOLE hinsichtlich Nascimbene-Scores nahezu ausgeschöpft – im Prinzip kann da nur noch IL DISORDINE von 1962 gebracht werden, der aber wohl von der Spielzeit her eh nicht besonders lang ist. RCA dürfte nichts mehr haben, Beat sowieso nicht, und Cinevox hat halt noch das LP-Master von STORIA DI SAN MICHELE/COMMANDOS, was mit insgesamt 20 Minuten viel zu kurz geraten ist. José Benitez von Quartet wollte COMMANDOS vor ein paar Jahren mal machen, hat dann aber schnell wieder einen Rückzieher gemacht, als er gemerkt hat, daß Cinevox keine kompletten Bänder der Scores hat und nur so wenig Material mit rund 10 Minuten davon dort vorhanden ist Das Problem ist mehr oder wengier, daß der Nascimbene-Nachlaß heutzutage total versperrt ist, daß dessen Verwalter Andrea Mascitti in Orsogna völlig unkooperativ ist und da niemanden mehr ranläßt, nicht einmal selbst ganz genau weiß, was er da eigentlich alles für Schätze hortet. Keines von den ganzen Filmmusik-Labels kann mit ihm zusammenarbeiten und von daher geschieht auch nichts mehr. Das war vor rund 20 Jahren eben noch völlig anders als Nascimbene die Labels wie Beat damals mit seinen eigenen Sachen beliefert hat, die er im Keller in seinem Haus gelagert hatte. Wie man es anhand der CDs ja heraushören kann, haben manche der Bänder wie etwa QUIET AMERICAN, ROOM AT THE TOP oder SONS AND LOVERS die Zeitläufte recht gut überstanden, während anderes wie z.B. FAREWELL TO ARMS recht gehörig in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Gegend, wo Nascimbene gewohnt hat un Rom und vor allem dort unten Im Keller der Wohnung, wo ich selber mal war, als die Bänder gerade ausgeräumt wurden an 2002, ist eine recht feuchte Zone gewesen. Und es kann schon gut sein, daß das den Bändern im Lauf der Jahrzehnte nicht gerade gut getan hat. Wasserschäden sind zudem natürlich auch nicht ausgeschlossen.
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Jüdische Folklore in der Filmmusik
Stefan Schlegel antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Diese Fangemeinde wird natürlich auch immer kleiner angesichts der Tatsache, daß in den Köpfen der jüngeren Generation schon seit vielen Jahren nur noch das US-Kino dominiert und damit natürlich auch die dementsprechenden US-Scores. Diese Sammler haben keinerlei Bezug mehr zu diesen französischen Filmen der 70er/80er. Von daher nicht seltsam, daß es so ist wie es ist. Das war in den 80ern und frühen 90ern eben noch anders. Und da gab es deutlich mehr Sarde-Interessenten unter den europäischen Filmmusik-Sammlern. Hat sich aber alles grundlegend verändert. Hier eines der schönsten Sarde-Themen mit hebräischem Kolorit aus POUR SACHA von 1991: -
veröffentlichung Larghetto: Vladimir Cosma Box-Sets (1-4)
Stefan Schlegel antwortete auf Handstands Thema in Scores & Veröffentlichungen
Für Dich, Ralf, werden von den 17 CDs hauptsächlich diese sinfonischen Scores in Frage kommen, wobei ich Dir einige davon ja schon Ende 90er mal aufgenommen hatte: CD 3 La Chambre des Dames Richelieu CD 4 Le Fils du Français Soleil CD 7 La Trilogie Marseillaise La Femme du Boulanger Le Schpountz CD 9 Les Cœurs Brûlés CD 13 L’Homme de Suez Les Grandes Familles CD 15 Till We meet again Vielleicht dann noch einige Tracks von MONTPARNASSE PONDICHERY (auf CD 6), LA VACHE ET LE PRESIDENT (auf CD 12) und von der CD 10 mit den Jean-Pierre Mocky-Filmen noch ein paar Stücke. Im Großen und Ganzen dann also rund 6-7 CDs von 17. Keine Ahnung, ob Dir das dann einen Kauf wert ist. Das meiste Andere - und ein Großteil der Box ist ja früher bereits auf französischen LPs oder CDs veröffentlicht worden - ist halt typische Easy Listening-Komödienmusik der 70er/80er, die Dir ja sowieso sicher auch nicht zusagen wird. -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Stefan Schlegel antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Es sind ja zwei Scores auf der CD drauf - neben SEDDOK noch die zum Horrorfilm LYCANTHROPUS von 1961. Und da ist schon der Main Title wiederum sehr verwandt mit dem von GIGANTE DI METROPOLIS. Ich habe die CD nur ganz kurz mal hier gehabt, habe aber SEDDOK als die etwas bessere Musik in Erinnerung, obwohl auch das letztlich nicht für mich in Frage kam. Der Main Title mit dem bluesigen North-Zitat fängt nicht schlecht an, es gibt auch noch so vielleicht zwei, drei Tracks wie dann natürlich auch das Finale, die noch in diese Richtung gehen und wo das Thema aufgegriffen wird. Zwischendrin aber ist es dann eher ein Hin und Her zwischen viel klischeehaftem Spannungsgegrummel und Nachtclub-Jazz-Tracks, so daß es für mich zum Durchhören keinen Sinn ergab. Von einem ausdrucksstarken und wirklich klassisch durchkomponierten Horror-Score wie Roman Vlads I VAMPIRI ist das alles doch weit entfernt. Letztlich gewinnt man den Eindruck, daß die vielen monotonen Spannungsmusiken bei diesen ganzen Horror-Geschichten und mit SciFi bzw. Horor gemixten Peplums, die Trovajoli da Anfang 60er - ob notgedrungen oder nicht - zu vertonen hatte, eigentlich absolut austauschbares Füllselmaterial darstellen und als Musik zum autonomen Anhören nicht funktionieren, dafür auch niemals vorgesehen waren. Highlights in seiner Karriere waren das auf keinen Fall oder gar Sachen, die ihm späterhin noch groß am Herzen lagen. In diesen 30 Minuten auf Youtube sind vor allem die Spannungsmusiken aus SEDDOK und LYCANTHROPUS zusammengetragen worden. Da bekommst Du einen Eindruck, was im Endeffekt hier halt doch überwiegt: -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Stefan Schlegel antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Norths STREETCAR-Hauptthema ist übrigens auch schon im Main Title von Trovajoli´s SEDDOK von 1960 (gibts übrigens auch als Digit-CD) kaum zu überhören. Mochte er wohl sehr. -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Stefan Schlegel antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Im Digitmovies-Pressetext wird ja auch auf Nascimbenes ALEXANDER THE GREAT von 1956 hingewiesen, da dort ebenfalls auf die Streicher verzichtet wurde. Bei Nascimbene war das allerdings bei dieser großen Hollywood-Produktion nicht eine Frage des Budgets, sondern in der Tat eine ganz bewußte Entscheidung, um dadurch einen möglichst archaisierenden Klang zu erreichen. Das hat bei Nascimbene selbstverständlich auch eine ganz andere kompositorische Qualität als bei dem dagegen zu vernachlässigenden Canfora-Titel. Nascimbene versuchte wirklich, mit den damaligen Konventionen zu brechen und eine der Antike angemessene musikalische Sprache zu finden, was überaus hörenswert und packend geraten ist. Anders seine Vogehensweise wiederum bei ENEIDE, der vierteiligen TV-Verfilmung von Vergils Äneis von 1971, wo eigentlich nur ein kleines Orchester zum Einsatz kommt. Nascimbene hat dafür eine sehr intensive, elegische Komposition geschrieben, die weniger das äußere dramatische Geschehen paraphrasiert als viel eher die psychologischen Konflikte der Hauptpersonen in archaischen Klangbildern umsetzt, in denen nebst dem fast ständig präsenten Chor lyrische Soli von Viola, Flöte und Kontrabaß bestimmend sind. Im Gegensatz zu anderen rein experimentellen Nascimbene-Arbeiten dieser Zeit eine überwiegend melodische, aber dennoch sehr eigenwillige und subtile sinfonische Musik, die ich allen Italien-Interessierten gerne weiterempfehle. Gerade wenn es um Kammermusik für solch ein Genre gehen soll, dann braucht es eben einen wirklichen musikalischen Könner, um so was richtig gut umzusetzen. Da kann ein Canfora etwa niemals mit einem Giovanni Fusco mithalten. Fusco hat für LA LEGGENDA DI ENEA an 1962 sicherlich eine der ungewöhnlichsten Peplum-Musiken komponiert. Ich zitiere einfach mal aus dem Text, den ich dazu (die erste Scheibe der Doppel-CD enthält ja Fuscos Musik zu LA GUERRA DI TROIA, die dagegen ein deutlich größeres Orchester auffährt) mal vor einigen Jahren verfaßt hatte: “Wiederum verzichtet Fusco fast gänzlich auf Streicher, setzt aber bis auf wenige Fanfaren in der zweiten Hälfte ein eher kleines Orchester ein, so daß man fast von Kammermusik sprechen möchte. Und dabei scheut er keine Dissonanzen, vieles kommt geradezu herb und experimentell daher. Gelungen ist vor allem der wiederholtre Einsatz des solistischen Klaviers mit seinen hämmernden Ostinati. Beeinflusst ist die Musik sehr deutlich vom französischen Neoklassizismus à la Honegger, Strawinsky oder Poulenc. Melodisches erscheint nur in einem bukolischen, aber sehr zurückhaltenden Thema für Äneas und in der Schlussapotheose – der Rest des Scores ist sehr modernistisch gehalten. In Teilen könnte man meinen, daß Fusco bei dieser Arbeit seine bei den Antonioni-Filmen gewonnene Erfahrung der klanglichen Reduzierung und der Tendenz zur Abstraktion auf ein Epos übertragen wollte. Jedenfalls eine sehr ungewöhnliche und hörenswerte Angelegenheit.” -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Stefan Schlegel antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Du willst wirklich eine konträre Meinung dazu hören? Kannste gerne haben. Ich habe die CD mal vor drei Jahren im Tausch aus Italien erhalten, habe sie aber schon längst entsorgt. Das ist für mich so ziemlich die übelste Veröffentlichung in der Peplum-Reihe von Digitmovies gewesen. Der Score ist ziemlich dilettantisch gefertigt, hat keinerlei musikalische Struktur, keinen Zusammenhang und beinhaltet auch keinerlei muskalische Entwicklung. Das ist einfach nur ideen- und konzeptlose Hintergrundmusik, auch mehr kompostiert als komponiert und auf CD eigentlich nicht anhörbar. Ein Vergleich mit Strawinsky erübrigt sich hier für mich völlig und wäre hanebüchen – da liegen ja rein objektiv betrachtet wirklich Welten dazwischen. Offensichtlich hatte Canfora selbst überhaupt keine Lust, für diesen Routinestreifen die Musik zu komponieren. Immerhin hatte er davor an 1958 für den Heinz Rühmann-Film ES GESCHAH AM HELLICHTEN TAG einen ganz interessanten Score geschrieben gehabt. Von der Qualität ist bei REGINA DEI TARTARI allerdings überhaupt nichts zu hören. Hier noch die paar Zeilen, die ich mal vor drei Jahren zur Digit-CD geschrieben hatte: “Um Gottes Willen, das ist ja wirklich über 45 Minuten auf CD unanhörbar, dabei wird man ja zum Elch. Völlig uninspiriert, rein funktional, langweilig und banal, ohne irgendwelche kompositorischen Einfälle, ein ständiges dumpfes Getröte, Gepauke und Getrommel, das nichts einbringt. Außerhalb des Filmzusammenhangs eine totale Niete. Aus musikalischer Sicht gäbe es keinen einzigen Grund, so was überhaupt auf CD zu veröffentlichen. Wird bei mir nicht archiviert, sondern fliegt sofort raus. Das dürfte bislang wohl so ziemlich die schlechteste Peplum-CD von Digit überhaupt sein.” -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Stefan Schlegel antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Trovajoli`s Metier war selbstverständlich Jazz, Swing und Unterhaltungsmusik, was ihn besonders für Komödien geeignet machte. Er hat ja auch genügend Klassiker vertont in dem Genre, die von seinem typischen Sound leben – vor allem in den 60ern und 70ern wie SETTE UOMINI D´ORO, IERI, OGGI, DOMANI, L ´ARCIDIAVOLO, CASANOVA ´70, BRUTTI, SPORCHI E CATTIVI, PROFUMO DI DONNA etc., . Daneben hat er auch Musicals und Songs geschrieben, war auch ein hervorragender Pianist.. Besonders erwähnenswert ist auch sein ganz besonderes Geschick, auf charmant-elegante Weise Barockmusik bei Historienfilmen einzuflechten. Dabei sind ganz wunderbare Sachen wie NELL´ANNO DEL SIGNORE (1969) , LA NUIT DE VARENNES (1982) oder IL VIAGGIO DI CAPITAN FRACASSA (1991) entstanden, die ich persönlich besonders schätze. Auf dem sinfonischen Gebiet hat er herausragende Musiken vor allem für den Kriegsfilm ITALIANI BRAVA GENTE (1963) und das Sophia Loren-Melodram LA CIOCIARA (1960) geschrieben, die zu seinen ambitioniertesten Arbeiten gehören, auch auf Tonträger zu beeindrucken wissen und eben nicht nur atmosphärische Klangkulissen beinhalten.. Seine beste Leistung im Peplum-Genre dürfte wohl SOLO CONTRO ROMA von 1962 sein, aber den Score hat bislang eh noch gar niemand veröffentlicht.