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Soundtrack Board

Stefan Schlegel

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  1. Norths STREETCAR-Hauptthema ist übrigens auch schon im Main Title von Trovajoli´s SEDDOK von 1960 (gibts übrigens auch als Digit-CD) kaum zu überhören. Mochte er wohl sehr.
  2. Im Digitmovies-Pressetext wird ja auch auf Nascimbenes ALEXANDER THE GREAT von 1956 hingewiesen, da dort ebenfalls auf die Streicher verzichtet wurde. Bei Nascimbene war das allerdings bei dieser großen Hollywood-Produktion nicht eine Frage des Budgets, sondern in der Tat eine ganz bewußte Entscheidung, um dadurch einen möglichst archaisierenden Klang zu erreichen. Das hat bei Nascimbene selbstverständlich auch eine ganz andere kompositorische Qualität als bei dem dagegen zu vernachlässigenden Canfora-Titel. Nascimbene versuchte wirklich, mit den damaligen Konventionen zu brechen und eine der Antike angemessene musikalische Sprache zu finden, was überaus hörenswert und packend geraten ist. Anders seine Vogehensweise wiederum bei ENEIDE, der vierteiligen TV-Verfilmung von Vergils Äneis von 1971, wo eigentlich nur ein kleines Orchester zum Einsatz kommt. Nascimbene hat dafür eine sehr intensive, elegische Komposition geschrieben, die weniger das äußere dramatische Geschehen paraphrasiert als viel eher die psychologischen Konflikte der Hauptpersonen in archaischen Klangbildern umsetzt, in denen nebst dem fast ständig präsenten Chor lyrische Soli von Viola, Flöte und Kontrabaß bestimmend sind. Im Gegensatz zu anderen rein experimentellen Nascimbene-Arbeiten dieser Zeit eine überwiegend melodische, aber dennoch sehr eigenwillige und subtile sinfonische Musik, die ich allen Italien-Interessierten gerne weiterempfehle. Gerade wenn es um Kammermusik für solch ein Genre gehen soll, dann braucht es eben einen wirklichen musikalischen Könner, um so was richtig gut umzusetzen. Da kann ein Canfora etwa niemals mit einem Giovanni Fusco mithalten. Fusco hat für LA LEGGENDA DI ENEA an 1962 sicherlich eine der ungewöhnlichsten Peplum-Musiken komponiert. Ich zitiere einfach mal aus dem Text, den ich dazu (die erste Scheibe der Doppel-CD enthält ja Fuscos Musik zu LA GUERRA DI TROIA, die dagegen ein deutlich größeres Orchester auffährt) mal vor einigen Jahren verfaßt hatte: “Wiederum verzichtet Fusco fast gänzlich auf Streicher, setzt aber bis auf wenige Fanfaren in der zweiten Hälfte ein eher kleines Orchester ein, so daß man fast von Kammermusik sprechen möchte. Und dabei scheut er keine Dissonanzen, vieles kommt geradezu herb und experimentell daher. Gelungen ist vor allem der wiederholtre Einsatz des solistischen Klaviers mit seinen hämmernden Ostinati. Beeinflusst ist die Musik sehr deutlich vom französischen Neoklassizismus à la Honegger, Strawinsky oder Poulenc. Melodisches erscheint nur in einem bukolischen, aber sehr zurückhaltenden Thema für Äneas und in der Schlussapotheose – der Rest des Scores ist sehr modernistisch gehalten. In Teilen könnte man meinen, daß Fusco bei dieser Arbeit seine bei den Antonioni-Filmen gewonnene Erfahrung der klanglichen Reduzierung und der Tendenz zur Abstraktion auf ein Epos übertragen wollte. Jedenfalls eine sehr ungewöhnliche und hörenswerte Angelegenheit.”
  3. Du willst wirklich eine konträre Meinung dazu hören? Kannste gerne haben. Ich habe die CD mal vor drei Jahren im Tausch aus Italien erhalten, habe sie aber schon längst entsorgt. Das ist für mich so ziemlich die übelste Veröffentlichung in der Peplum-Reihe von Digitmovies gewesen. Der Score ist ziemlich dilettantisch gefertigt, hat keinerlei musikalische Struktur, keinen Zusammenhang und beinhaltet auch keinerlei muskalische Entwicklung. Das ist einfach nur ideen- und konzeptlose Hintergrundmusik, auch mehr kompostiert als komponiert und auf CD eigentlich nicht anhörbar. Ein Vergleich mit Strawinsky erübrigt sich hier für mich völlig und wäre hanebüchen – da liegen ja rein objektiv betrachtet wirklich Welten dazwischen. Offensichtlich hatte Canfora selbst überhaupt keine Lust, für diesen Routinestreifen die Musik zu komponieren. Immerhin hatte er davor an 1958 für den Heinz Rühmann-Film ES GESCHAH AM HELLICHTEN TAG einen ganz interessanten Score geschrieben gehabt. Von der Qualität ist bei REGINA DEI TARTARI allerdings überhaupt nichts zu hören. Hier noch die paar Zeilen, die ich mal vor drei Jahren zur Digit-CD geschrieben hatte: “Um Gottes Willen, das ist ja wirklich über 45 Minuten auf CD unanhörbar, dabei wird man ja zum Elch. Völlig uninspiriert, rein funktional, langweilig und banal, ohne irgendwelche kompositorischen Einfälle, ein ständiges dumpfes Getröte, Gepauke und Getrommel, das nichts einbringt. Außerhalb des Filmzusammenhangs eine totale Niete. Aus musikalischer Sicht gäbe es keinen einzigen Grund, so was überhaupt auf CD zu veröffentlichen. Wird bei mir nicht archiviert, sondern fliegt sofort raus. Das dürfte bislang wohl so ziemlich die schlechteste Peplum-CD von Digit überhaupt sein.”
  4. Trovajoli`s Metier war selbstverständlich Jazz, Swing und Unterhaltungsmusik, was ihn besonders für Komödien geeignet machte. Er hat ja auch genügend Klassiker vertont in dem Genre, die von seinem typischen Sound leben – vor allem in den 60ern und 70ern wie SETTE UOMINI D´ORO, IERI, OGGI, DOMANI, L ´ARCIDIAVOLO, CASANOVA ´70, BRUTTI, SPORCHI E CATTIVI, PROFUMO DI DONNA etc., . Daneben hat er auch Musicals und Songs geschrieben, war auch ein hervorragender Pianist.. Besonders erwähnenswert ist auch sein ganz besonderes Geschick, auf charmant-elegante Weise Barockmusik bei Historienfilmen einzuflechten. Dabei sind ganz wunderbare Sachen wie NELL´ANNO DEL SIGNORE (1969) , LA NUIT DE VARENNES (1982) oder IL VIAGGIO DI CAPITAN FRACASSA (1991) entstanden, die ich persönlich besonders schätze. Auf dem sinfonischen Gebiet hat er herausragende Musiken vor allem für den Kriegsfilm ITALIANI BRAVA GENTE (1963) und das Sophia Loren-Melodram LA CIOCIARA (1960) geschrieben, die zu seinen ambitioniertesten Arbeiten gehören, auch auf Tonträger zu beeindrucken wissen und eben nicht nur atmosphärische Klangkulissen beinhalten.. Seine beste Leistung im Peplum-Genre dürfte wohl SOLO CONTRO ROMA von 1962 sein, aber den Score hat bislang eh noch gar niemand veröffentlicht.
  5. Das Blechbläser-Hauptthema bei GIGANTE ist jedenfalls genau dasselbe wie bei Trovajoli´s MACISTE L´UOMO PIU`FORTE DEL MONDO - beide Filme sind an 1961 im selben Monat in Italien herausgekommen und die hat er wohl auch parallel betreut. Einige mysteriöse Passagen sind aus dem Horror-Score LYCANTHROPUS übernommen worden - auch der nur ein paar Wochen davor entstanden. Und der Rest scheint mir recht nahe an ERCOLE AL CENTRO DELLA TERRA zu sein. Von daher - und da ich den MACISTE habe, der aber auch nicht so berauschend ist, aber dank einiger heroischer und romantischer Abschnitte wohl noch etwas besser hörbar -, habe ich eine Anschaffung von GIGANTE erst gar nicht in Betracht gezogen. Merkwürdig ist eh, daß man Trovajoli damals Anfang 60er für diese SciF/Horror/Peplum-Genre-Mixturen genommen hat. Ist eigentlich gar nicht recht sein eigentliches musikalisches Metier gewesen.
  6. Das Gruppenfoto war mal auf einer Nascimbene-Seite im Internet zu sehen. Anscheinend existiert die Seite inzwischen wohl nicht mehr. In einem der letzten belgischen Soundtrack-hefte von 2001, als es dort einen Nachruf zu Nascimbene gab, war es auch drin. Die ganzen Interviews von mir (Rustichelli, Piccioni und Cipriani) sind alle damals natürlich im Film Music Journal veröffentlicht worden. Aktuell habe ich - weil ich mich damit gerade beschäftige - noch eine kleine Anekdote zum unvollendeten Orson Welles TV-Film THE MERCHANT OF VENICE von 1969 auf Lager. Fur den 30-minütigen Film hat Lavagnino in zwei Tagen einen Score mit einer knappen Viertelstunde geschrieben und hat das gemacht, ohne dafür irgendwelches Geld haben zu wollen. Das Honorar, das er von Orson Welles bekam, waren von diesem auf der Rücksetie von Havana-Zigarrenschachteln gemalte Shakespeare-Charaktere - insegsamt derer 12. Welles hat diese Zigarren immer geraucht und war ein guter Zeichner. Die hat er dann während der Recording Sessions für Lavagnino gezeichnet. An 2015, als die restaurierte Fassung des Films bei der Biennale in Venedig gezeigt wurde, gab es dort auch eine Ausstellung mit diesen Shakespeare-Zeichnungen, die im Nachlaß der Lavagnino-Familie noch vorhanden sind.
  7. Mit Rustichelli habe ich ja an 2002 ein Interview gemacht, als er schon fast blind war. Es war im Prinzip die letzte Gelegenheit, noch so ein Interview mit ihm zu machen, da er zu dem Zeitpunkt schon 85 war und sein Gedächtnis nicht mehr das beste war. Das mit “streng und verkniffen” stimmt überhaupt nicht, er war ein sehr fröhlicher, äußerst bescheidener und warmherziger Mensch. Für mich war das ein sehr bewegendes Erlebnis. Er hat bei allem, was er einem vorgespielt hat, immer mitgesungen – auch bei den Proben zu seinem Konzert, das es in der Villa Medici gab, hat er immer hinter dem Dirigenten noch mitdirigiert und beim Lied “Sinno me moro” aus UN MALEDETTO IMBROGLIO den ganzen Text mitgesungen. Es war einfach köstlich und unvergeßlich. Die ganze alte Garde in Italien war eng miteinander befreundet – also Lavagnino, Nascimbene und Rustichelli kannten sich sehr gut und trafen sich auch öfters zum Kartenspielen – auch Morricone war da mit dabei. Es gibt da ein schönes Gruppenfoto, wo sie alle – auch Carlo Savina und Franco Ferrara - auf einem Sofa in Nascimbenes Haus bei dessen Geburtstag Mitte der 80er Jahre zusammensitzen. Als ich 2003 Piccioni interviewte, hatte ich nebenbei überraschenderweise auch noch die Gelegenheit, Stelvio Cipriani kurz zu treffen – der natürlich zu einer ganz anderen Generation gehört(e) und aus dem Pop-Metier kam - und habe damals auch ein kleines Interview mit ihm gemacht. Die Geschichte mit dem "dead character", auf die Du oben anspielst, ging so: “In unserem Metier ist es sehr schwierig, miteinander befreundet zu sein. Nur ein Beispiel: Manchmal treffe ich Ennio Morricone oder Armando Trovajoli, da wir zum selben Friseur gehen, und unsere einzige Unterhaltung besteht darin, einander “Hallo” und “Auf Wiedersehen” zu sagen. Ein Dialog findet leider nicht statt, obwohl es mir gefallen würde, mich mit ihnen länger über Musik oder Sport zu unterhalten. Ich glaube einfach, daß ich für sie eben ein “dead character” bin, der es nicht wert ist, daß man mehr als ein paar Worte mit ihm wechselt.” Andererseits hat mir Piccioni, der bei Lavagnino Filmkomposition studiert hatte, diese wunderbare Anekdote erzählt: “Was ich noch vergessen habe zu sagen: Einer der damals besten italienischen Filmkomponisten, nämlich Angelo Francesco Lavagnino, ist mein Kompositionslehrer gewesen. Mein zweiter Lehrer, was Orchesterleitung angeht, war dann Carlo Savina. Lavagnino hat eine hervorragende Musik beispielsweise für Orson Welles’ Falstaff (1966) geschrieben. Er war wirklich ein Engel (“un angelo”) und wir haben ihn immer “Checco” wegen dem “Francesco” genannt. Und meine tropische Musik für Mondo di Notte (Die Welt bei Nacht,1960) verdankt seinem wundervollen Score zu Continente Perduto (Der verlorene Kontinent,1955) unheimlich viel. Lange Jahre hindurch hatte ich nichts mehr von Lavagnino gehört, bis er mir eines Tages im Jahr 1979 anrief und zu mir sagte: “Piero, ich war im Kino und habe den Film Cristo si è Fermato a Eboli gesehen. Ich war so bewegt und ergriffen davon - weil ich ja weiß, daß Du damals noch ein Anfänger warst - zu hören, welche Musik Du für diesen Film geschrieben hast. Es ist ein Meisterwerk und die beste Filmmusik, die ich gehört habe!” Das hat mich sehr berührt. Ich habe dann nie wieder von ihm gehört und er ist gestorben. Dies ist sein letzter Telefonanruf gewesen. Natürlich haben mir alle meine Freunde und Kollegen wie Bacalov, Armando oder Ennio damals gesagt, daß ihnen die Musik gefalle und mir gratuliert, aber der einzige Mensch in ganz Italien, der mir extra angerufen hat, um mir zu sagen, wie sehr er von meiner Musik ergriffen sei, war dieser alte Mann!”
  8. Klar, man kann sich die Savina-Doppel-CD schon zulegen und es ist sicher kein Fehlkauf. 50 Minuten kann man sich durchaus in etwa rausholen. Eine CD mit beiden Scores zusammen wäre somit eine richtig gute Sache gewesen. So nun muß man sich alles erst selbst wieder herausziehen oder beim Durchhören eben einiges überspringen. GLADIATORE INVINCIBILE habe ich mir gar nicht erst gekauft. Damals, als die CD erschien, habe ich bei Youtube auch mal länger reingehört in den Film. Die Musik hat mich überhaupt nicht angesprochen. Da fehlen einfach starke Themen und interessante Instrumentierungen, das ist mir zu grobschächtig und aufgedonnert, zu funktional und ohne wirkliches Eigenleben. Musikalisch für mich kein Zugewinn - eben aus der zweiten Garde kommend. Interessant ist ja, daß Komponist Carlo Franci (Jahrgang 1927) dann ab 1965 mit der Filmmusik aufgehört hat und Operndirigent wurde. Er war dann ab Mitte der 70er Jahre sehr oft Gastdirigent hier in Deutschland an der Oper in Frankfurt: http://www.publicopera.info/opera200506/werther_ffm_makingof.html
  9. SETTE A TEBE ist leider mit rund 60 Minuten viel zu lang geraten. Die erste Viertelstunde der CD ist in der Tat recht kraftvoll und energiegeladen geraten, das ist wirklich vielversprechend und thematisch überzeugend, aber dann im Mittelteil hängt der Score auf einmal völlig durch. Dahinschlierende Streichertapeten, Percussion-Ostinati und grummelige Spannungsmusik lassen die Musik zu einem Großteil stagnieren, man verliert plötzlich das Interesse daran. Ab und an kommt natürlich wieder etwas Bewegung rein, sobald das Hauptthema erscheint, aber das ist dann doch nicht mehr so oft wie zu Beginn vermutet. Und gerade die langen Stücke gegen Ende sind viel zu brüchig, holprig und nicht wirklich kompositorisch überzeugend. Insgesamt bleiben dann am Ende immerhin so rund 30 Minuten übrig, die durchaus hörenswert sind. Das ist so in etwa die Hälfte vom Score. Bei ALL´OMBRA DELLE AQUILE sieht es ähnlich aus, denn nach gutem Beginn versandet die Musik bald in viel stupidem Gepauke und Getrommel, das auf CD nicht viel hergibt. Sie erholt sich ab und an und es gibt schon immer wieder den ein oder anderen interessanten Track, aber die ganze Stunde ist wirklich des Guten absolut zuviel und ermüdet dann doch zu sehr. Eine Reduzierung auf die besten Tracks mit etwa 20 Minuten hätte dem Score gut getan, denn damit wäre eigentlich alles gesagt. Am kompostiorisch gelungensten von den Savina-Peplums, wenn auch klanglich schlechter als SETTE A TEBE und ALL´OMBRA DELLA AQUILE, fand ich dagegen L´IRA DI ACHILLE. Der läßt sich noch eher fast in Gänze anhören und es gibt nicht dieses extreme Auf und Ab wie bei den beiden anderen Musiken auf der Digit-Doppel-CD.
  10. Die CD von BANDIDOS ist im Gegensatz etwa zur klanglich sehr schwachen Morricone-Veröffentlichung mit WHITE DOG/SO FINE (das war die vorhergehende CD Mask 703) kein Bootleg und die Klangqualität ist absolut einwandfrei. Die Rechte am Score liegen beim Cometa-Musikverlag und der ist auch hinten auf dem Back Cover beim Copyright angegeben. Das heißt, das Ganze ist schon völlig legal über Cometa abgewickelt worden, die die Bänder – wie auch Ende der 70er für die LP – im Archiv hatten. Merkwürdig ist nur, warum Cometa die CD nicht wie schon früher die LP auf dem eigenen Label herausgebracht hat, sondern das über Mask ablief. Den Fidenco-Song gab es nur auf einer Parade-Single an 1968. Daran hat Cometa ganz offensichtlich weder die Rechte gehabt noch irgendein Bandmaterial, weshalb der Song auch nicht mit auf der CD ist (auch nicht auf der früheren LP natürlich).
  11. Von den drei verfügbaren Lacerenza-Western-Scores ist L´IRA DI DIO meiner Meinung nach schon der beste und vor allem der, der am meisten hängen bleibt und trotz ein paar Wiederholungen Spaß macht. 20.000 DOLLARI kann man sich mal anhören, aber hat doch deutlich mehr Hänger drin, etwas schwächere Themen und muß man daher nicht unbedingt als CD haben.
  12. Wie kommst Du denn darauf, daß BANDIDOS Macchi´s erste Filmmusik gewesen sein soll? Das stimmt niemals, denn Macchi hat bereits seit 1961 diverse Musiken zu Abenteuerfilmen, aber auch zu Dokumentarfilmen komponiert. Ich habe sogar eine Filmmusik von 1963 mit dem Titel ITALIANI COME NOI als Platte hier – das ist auch ein recht schöner melodischer Score (übrigens dirigiert von Bruno Nicolai und damit wohl eine seiner frühesten Dirigententätigkeiten für den Film), bei der man auch nicht unbedingt den Avantgardekomponisten, der Macchi ja zur selben Zeit durchaus war, erkennen würde. Bei dem von Dir beschriebenen zweiten Melodieteil mit beschwingtem Charakter aus BANDIDOS assoziiere ich übrigens seit Jahren immer wieder den Refrain “Und das Schiff mit acht Segeln...” aus dem Seeräuber-Jenny-Song von Kurt Weill (aus der “Dreigroschenoper”). Der Melodieverlauf ist ziemlich nahe dran, und ich vermute das dürfte beim intellektuell verspielten Macchi nicht mal unbedingt nur ein Zufall gewesen sein.
  13. Es betrifft nur die vier Tracks, die Universal France an 2002 von der isolierten Musikspur der europäischen DVD gezogen hatte: “The Dream” (1:12), “Catching Butterflies” (1:32), “Arrest” (2:09) und “Theme from Papillon (Short Version)" (1:45), wobei letzterer Track auch in der Passage ab Minute 0:52 bis etwa 2:40 beim letzten CD/LP-Track “Survival” ohnehin dann absolut korrekt nochmals erklingt. Also gehts eigentlich vornehmlich um die obigen drei Tracks, die in PAL-Geschwindigkeit (also mit 25 statt 24 Bildern pro Sekunde) abgenommen wurden. Allzuviel schneller ist das bei einem 2-Minuten-Stück gar nicht mal – das macht etwa einen Unterschied von rund 5 Sekunden aus –, aber die Tonhöhe wird auch noch leicht verändert dadurch. Den meisten dürfte es bei der Universal-CD ohnehin nicht aufgefallen sein, nur den hartgesottenen Goldsmith-Freaks. Die paar neuen Tracks auf der Universal-CD waren natürlich auch klanglich etwas schlechter als die bereits bekannten vom alten LP-Programm.
  14. Das ist in Italien immer ganz klar eine Sache der einzelnen Musikverlage, die entweder kooperationsbereit sind oder nicht. Was auf CD bislang herausgebracht wurde an Spencer/Hill-Musiken kam alles über Beat selbst, über Cinevox oder über Universal Music Publishing (= der frühere italienische RCA-Katalog) – und das ging deshalb alles recht einfach ab. Die Rechte von fast allen noch nicht auf CD veröffentlichten Spencer/Hill-Musiken der De Angelis-Brüder liegen hingegen entweder bei Cabum oder gar bei Radiofilmusica (= Laurentiis). Und das sind eben Musikverlage, an die weder Beat noch Digit seit vielen Jahren rankommen. Wie gesagt, entweder nicht kooperationsbereit oder Kosten zu hoch. Cabum gehört heutzutage zur Sud Ovest Records-Gruppe und da scheint einfach nichts zu laufen: http://www.sudovestrecords.com/person/edizioni-musicali-cabum-srl/ Bei den La Bionda-Scores aus den frühen 80ern, die alle rechtlich Nazionalmusic (heutzutage von Beat gemanagt) gehörten, scheinen dagegen laut Daniele De Gemini von Beat tatsächlich nicht mal mehr Originalbänder vorhanden zu sein. Ist aber kein Einzelfall hinsichtlich Nazionalmusic.
  15. Na also, da hat sich der Kauf der CD doch – wie erwartet - gelohnt. Ich möchte noch kurz auf den musikalischen Vorläufer von L´UOMO, L´ORGOGLIO, LA VENDETTA hinweisen, nämlich I CAVALIERI DELLA VENDETTA von 1964, den Kronos auch auf CD herausgebracht hat: http://www.kronosrecords.com/K18.html Zu LP-Zeiten – das war damals eine der teuersten und gesuchtesten Filmmusik-Platten überhaupt – wurde der Film in Sammlerkreisen zwar früher auch oft als Italo-Western gehandelt, er ist aber in Wirklichkeit keiner, sondern es handelt sich dabei um ein im Spanien des frühen 19. Jahrhunderts angesiedeltes Banditenepos mit Lino Ventura in der Hautprolle. Rustichellis Musik besticht dabei durch ganz ähnliches spanisches Kolorit wie bei L´UOMO, L´ORGOGLIO, LA VENDETTA, auch die Instrumentierungen und Melodieverläufe kommen der später entstandenene Musik schon sehr nahe. Vielleicht ist L´UOMO, L´ORGOGLIO dank der starken dramatischen Parts insgesamt noch ein Quentchen stärker, aber CAVALIERI hat auch seine Meriten und ist auf alle Fälle hörenswert.
  16. Die beiden Perspektiven schließen sich ja aber nun keinesfalls aus. Ich würde etwa mal von mir behaupten wollen, daß ich schon als Kind genügend Peplum-Filme gesehen habe, um mir davon ein Bild zu machen bzw. um die Musiken und die Art wie sie normalerweise in bestimmten Sequenzen eingesetzt werden, recht genau zu kennen. Das brauche ich von daher nicht extra erst noch zu studieren. Viel interessanter ist es, beim Sehen der Filme dabei auf die unterschiedlichen musikalischen Stile zu achten und auf die persönlichen Handschriften, sofern es sie gibt. Hat man einige der Filme gesehen, dann wird man sehr schnell einen Nascimbene von einem Rustichelli zu unterscheiden lernen. Und damit gehts meist los: Über bestimmte früher gesehene Filme leitet sich dann ja auch das Interesse an den Scores ab, die man auf Tonträger haben möchte. So jedenfalls ist es bei mir gelaufen. Und dann gehts weiter, daß einem der musikalische Stil eines Komponisten schon geläufig ist, man ihn mag und den auch in anderen Genres etwas abgeändert wiederfindet. Jedenfalls lernt man so die ganz spezifischen Melodieführungen und Instrumentierungen der Komponisten mit der Zeit sehr gut kennen. Und eins muß man auch noch feststellen: Bei den wirklichen Billigproduktionen ist oft die Musik noch das Beste überhaupt am Film, so daß man sich den, wenn man genügend Erfahrung gesammelt hat, in einigen Fällen dann fast schenken kann.
  17. Beim französischen Priceminister ist die CD derzeit für 30 Euro zu bekommen: http://www.priceminister.com/offer/buy/1025707004/i-film-di-ursus-roman-vlad.html
  18. Ja, MACISTE L´EROE PIÙ GRANDE DEL MONDO ist auch recht akzeptabel und hat ganz nette Themen. Allerdings wirkt es manchmal dann auch recht chaotisch und etwas albern, wenn De Masi bei Action-Passagen blecherne Klangmassen einfach übereinander stapelt. An sich kein schlechter Score, aber auch keiner, der je zum Dauerbrenner bei mir geworden wäre. Wie ich ja schon öfters in diesem Thread hier geschrieben habe, verstehe ich auch den Sinn nicht, starr den Blick nur auf ein populäres italienisches Film-Genre zu richten, um dort nach bestimmten prägenden musikalischen Formeln Ausschau zu halten – egal ob das nun Spaghetti-Western oder Peplum ist. Ich weiß auch nicht, was das einbringen soll. Für mich persönlich existieren diese Grenzen nicht und ich würde mich im Leben nicht auf diese zwei, drei Genres festlegen wollen. Die jeweilige Musik und ihre Machart zählt doch und der Stil eines Komponisten – und das Schöne dabei ist ja gerade eben, daß es auch in Italien viele interessante Sachen in der Filmmusik zu entdecken gibt völlig unabhängig von irgendwelchen gefragten Genres. Bei einer Begrenzung auf die paar wenigen Fan-Genres verpaßt man meiner Meinung nach dagegen viel zuviel.
  19. Man muß bedenken: Die Peplum-Filme sind ja fast alle ein paar Jahre vor den Italo-Western entstanden. Zu der Zeit wie natürlich auch in den 50er Jahren war generell noch ein größeres Musikbudget vorhanden bei den italienischen Filmproduktionen. Schon ab Mitte der 60er und als die Popmusik überall ganz stark in die Filmmusik eindrang, wurde natürlich dann in vielen Fällen schon mehr gespart als zuvor, weil man merkte, daß für die Billigproduktionen gerade bei den Spaghetti-Western ja gar nicht mehr vonnöten war. Roman Vlad, der ja eigentlich von der Klassik herkam (er war später künstlerischer Leiter der Mailänder Scala und der römischen Oper und schrieb auch ein Buch über Strawinsky) und insgesamt rund 60 Filmmusiken vertonte, erzählte mir an 2007, als ich ein Interview mit ihm machte, daß in den 40ern und 50ern normalerweise ein rund 50-60 Mann starkes Orchester zur Verfügung stand für die Filmmusik-Aufnahmen in Italien. Vlad als eher seriöser Komponist hat den Trend zur leichten Musik schon sehr früh Mitte 60er zu spüren bekommen (wie ja auch die Golden Age-Komponisten in den USA) und deshalb zu dem Zeitpunkt dann auch fast aufgehört, noch Filmmusiken zu komponieren.
  20. Dann gebe ich Dir gleich mal Tipps zum Basteln für die SALADINO-CD, die ich ein paar anderen im Cinemusic-Forum vor einiger Zeit auch schon mit auf den Weg gegeben habe. Ansonsten wird die CD ein etwas hartes Brot für Dich, da das nämlich leider mehr oder weniger eine editorische Nullnummer darstellt. Also los gehts: "Die LP ist eigentlich eher wie eine Library-LP geschnitten mit der arabischen Folklore und ruhig-elegischen Stücken auf der A-Seite, mehr Dramatischeres dann auf Seite B, aber wenn man den Film kennt ist es schon absolut haarsträubend. Völlig wirr sequenziert wie kaum eine andere CAM-LP der Zeit, so daß musikalische Zusammenhange ziemlich flöten gehen. Es kann ja eigentlich nicht sein, daß der "Main Title", wo das Hauptthema in heroischer Manier vorgestellt wird, erst das drittletzte Stück auf der B-Seite sein soll und das Finale gar nicht erst auftaucht. Ich habe die Kronos-CD seit ein paar Tagen jetzt hier und werde mir das in der Art wie es dort dargeboten ist wohl in Zukunft nicht durchhören. Man muß hier ähnlich wie bei der NACKTEN MAJA selbst einigermaßen Ordnung schaffen, denn sonst kann man den kompletten Score auf der CD mehr oder weniger vergessen. Es gibt nämlich sozusagen drei Blöcke auf der CD: 1) Der alte LP-Schnitt von Track 1-14 2) Die Bonus-Tracks von Track 15-28, wo mit Sicherheit die Cue Sheets von CAM mit den dementsprechenden "M"s Kronos vorlagen, denn diese Stücke sind durchweg ziemlich filmchronologisch sequenziert 3) Der Rest ab Track 29 ist kunterbuntes Durcheinander, wo garantiert keine "M"s zur verfügung standen und man dann nicht wußte wohin noch damit. Klanglich gesehen ist es ein wenig besser als die LP, aber es stellen sich trotzdem in etwa dieselben Probleme ein: räumliche Enge, manchmal kleine Verzerrer, eine Tonschwankung mal da, mal dort und ab und an auch ein bißchen dumpf. Das war ja die erste Musikaufnahme mit größerem Orchester für einen Film in Kairo damals und die besten technischen Voraussetzungen dürften nicht gegeben gewesen sein. Für mich ist das durchaus noch akzeptabel, wer klanglich ganz hohe Ansprüche stellt wird allerdings etwas enttäuscht sein. Die drei arabischen Tänze (Track 1,5 und 6) sind klanglich auffallend besser, wurden sicherlich aber separat aufgenommen und stammen laut Titelvorspann im Film sowieso gar nicht von Lavagnino selbst, sondern von einem gewissen A. Saad Le Pine, der für die orientalische Musik im Film zuständig war. Bei den Bonus Tracks gibt es durchaus einige gewinnbringende Stücke, die den Score noch thematisch ausgereifter erscheinen lassen. Natürlich auch Überflüssiges mit minutenlangem, rein atmosphärischem "On Scene"-Getrommel und Gepauke, das auf CD gar nichts bringt. Ich persönlich würde, wenn ich die arabischen Tänze als Bonus nach hinten stelle und das Essentielle vom orchestralen Score in filmchronologische Ordnung bringe, auf etwas mehr als 50 Minuten kommen. Das ist schon um Einiges mehr als auf der LP war, insofern kommt da schon was zusammen. Zum Film gibt es noch zu sagen: Es kursieren sehr unterschiedliche Fassungen. Ich habe zwei auf Videokassette hier, die ich mal kopiert bekam: Zum Einen die arabische mit englischen Untertiteln mit 145 Minuten (in ziemlich mieser Bildqualität) und die auf 95 Minuten zusammengestauchte italienische (farblich deutlich besser). Die italienische Version macht den Film praktisch zu einem belanglosen Sandalenfilmchen, verzichtet auf viele Dialogszenen und bechränkt sich überwiegend auf viel Schlachtengetümmel. Es gibt aber eine leicht erotisch angehauchte Szene mit dem "Danza nella taverna", die wiederum in der längeren arabischen Fassung fehlt. Letztere enthält zudem noch eine zweiminütige Sequenz vor dem eigentlichen Titelvorspann. Also alles äußerst kurios und unüberschaubar. Die ursprünglich mal 170 Minuten lange Fassung kenne ich persönlich nicht, ich weiß nicht, ob die überhaupt noch irgendwo existiert. In der 145 Minuten-Version tauchen aber nicht alle Musiktracks der CD auf - z.B. fehlt eigenartigerweise das längere "Dolore di Saladino" total -, dafür gibt es aber noch ein paaar weitere Cues, die wiederum nicht auf der CD sind wie z.B. ein ganz reizvolles Cembalo-Thema für das französische Königspaar. Wahrscheilnich war das im CAM-Archiv nicht mehr erhalten. Ich habe mal die meines Erachtens musikalisch wichtigsten Stück dem Film entsprechend unten sequenziert. Wer also nicht nur ein regelrechtes musikalisches Durcheinander haben will, sondern ein bißchen einen thematischen Zusammenhang, der kann sich ja bei dem "Track-Fahrplan" (jeweils unten mit der vorangestellten Tracknummer der CD) so wie er will bedienen. Und wie gesagt ist "Dolore di Saladino" natürlich chronologisch unklar, daher habe ich ihn mal einfach an einer für mich passend erscheinenden Stelle eingesetzt: Tr. 15: Attacco della carovana Tr. 12: La leggenda di Saladino (= Main Title) Tr. 10: Le truppe di Saladino Tr. 2: Santa Sophia Tr. 7. Tragica disfatta Tr. 17: Dopo il massacro Tr. 3: Alba sul fiume Tr. 4: Dolore di Saladino Tr. 18: Attacco notturno Tr. 20: Te deum laudamus Tr. 21: Luisa Tr. 8: Timpani minacciosi Tr. 22: L'incontro Tr. 11: La marcia delle crociate Tr. 31: Cavalcata tonante Tr. 23: L'amore di Luisa Tr. 24: Luisa salva Aissa Tr. 25: Il ritorno di Aissa Tr. 26: Re Ricardo cavalca Tr. 14: La benedizione delle truppe Tr. 13: Il corteo di Re Ricardo Tr. 27: Battaglia di Gerusalemme Tr. 28: Finale Bonus Tracks: Tr. 29: Suite di temi vari Tr. 1: Folklore Arabo Tr. 5: Danza nell'oasi Tr. 6: Danza nella taverna Track 9 "Ossessione drammatica" auf der LP ist übrigens nur eine Alternativ-Version von Track 24 "Luisa salva Aissa" mit dem Unterschied, daß dieses Stück gleich zweimal hintereinander gespielt wird (auf LP/CD) und in der Begleitung bei Nummer 9 Klavier statt Harfe wie bei Track 24 vorkommt. Sonst ist das im Prinzip eigentlich fast identisch."
  21. Digitmovies hat in den letzten zwei Jahren ja doch recht wahllos viel Zweit- und Drittklassiges gebracht, wenn sie denn noch ein paar Sachen aus dem Peplum-Genre veröffentlicht haben. Musikalisch trägt das in den meisten Fällen keine volle CD. Auch der SETTE GLADIATORI von Giombini selbstverständlich nicht. Eine Doppel-CD davon mit jetzt sogar mehr als 80 Minuten wird mit absoluter Sicherheit zur akustischen Tortur und ist vollkommen übertrieben. Ich würde das ganz bestimmt nicht kaufen wollen. Für Genre-Komplettisten ja, aber ansonsten würde ich davon abraten. Der Score hat ein griffiges dahergaloppierndes Hauptthema, das sehr oft vorkommt und noch ganz nett ist, aber auch äußerst viel dahindräuende Spannungsmusik-Leerlauf und eher plumpe Actionpassagen, die abseits vom Film nicht funktionieren werden, weil nicht wirklich kompositorisch großartig durchgestaltet. Typisch durchschnittliche Peplum-Musik, von denen es Dutzende gibt. Wenn man so was auf CD veröffentlichen will, dann würde es eine kurze Suite mit nicht mehr als 10 Minuten voll und ganz tun und das Essentielle wäre damit auch abgedeckt. Du kannst das natürlich kaufen wie Du vieles aus dem Spagehtti-Genre gekauft hast und dann sehr oft eben doch nicht zufriedengestellt wurdest. Die COL FERRO E COL FUOCO-CD habe ich selbst hier und ist zum Teil durchaus interessant. Es ist allerdings schon etwas mühsam anzuhören, da 45 (!) Tracks einfach nur hintereinader gehängt wurden. Somit gibt es viele kurze Tracks, wo sich oft kaum ein musikalischer Gedanke groß entfalten kann, denn dann kommt schon wieder der nächste Cue. Das hätte man schon deutlich besser editieren können. Es gibt einige mitreißende und kraftvolle Stücke und die zwei Hauptthemen von Fusco, die bereits in der Titelmusik von Track 2 vorgestellt werden, haben schon reichlich Verve. Ich dachte auch ursprünglich, Fusco und De Masi hätten sich die kompositorische Arbeit aufgeteilt, aber wenn man De Masis Worten aus einem Video-Interview (auf Youtube zu finden) Glauben schenklen darf, dann war dem doch nicht so: ”In 1962 I made 22 films. I began with a film which originally I should not have done, but for which Giovanni Fusco was scheduled. But Fusco had to go to Paris for another picture. So Venturini, the producer, asked me if I could help Fusco. Fusco was a great musician. I met him and he said. “You sense...” It was an important film, COL FERRO E COL FUOCO, taken from the novel by Sienkiewicz, with John Barrymore. A great cast. Anyway, Fusco left me with two themes and I developed them and then wrote the complete score. When doing the mixing, the producer Venturini said to me: “Your work is very good.” Straight away, he gave me 4 or 5 films, one after the other... An unbelievable series of films.” De Masi macht seine Sache nicht schlecht, es gib einige dramatisch starke Momente in dem Score und man hört öfters mal den Einfluß von Mussorgsky oder auch ein wenig Tschaikoswky heraus. Die CD ist kein absolutes Muß, aber kann man nehmen, wenn man bereit ist, auch einige Abstriche dabei in Kauf zu nehmen. Der Roman von Henryk Sienciewicz wurde an 1999 ja in Polen nochmals verfilmt mit einem ausgesprochen aufwendigen und schönen Score von Krzesimir Debski. Die CD wurde damals ja auch in Deutschland vermarktet unter dem Titel WITH FIRE AND SWORD (OGNIEM I MIECZIEM). Lohnt sich unbedingt und hat vor allem ein tolles Vokalisen-Hauptthema, das einem nicht mehr so leicht aus dem Ohr geht. SOLIMANO IL CONQUISTATORE von De Masi hatte ich auch mal vor vielen Jahren auf LP hier, aber hat mir nie besonders zugesagt und habe ich bald wieder abgegeben. Fand ich auf Dauer doch recht ermüdend und nicht wirklich herausragend von den Themen her. Da Du mit COL FERRO E COL FUOCO nun eh schon im 17. Jahrhundert gelandest bist, kannst Du auch im selben Jahrhundert gleich nach Italien rüberwandern zum Nationalepos I PROMESSI SPOSI von Alessandro Manzoni. Daraus wurde an 1964 auch ein halber Sandalenfilm – als Film nichts wirklich Besonderes – gefertigt, der eine meiner Lieblingsmusiken von Rustichelli enthält, der vor zwei, drei Jahren von Kronos endlich auch auf CD veröffentlicht wurde und dort wohl eher ein Schattendasein fristet, weil viele den Score überhaupt nicht kennen. Diese Musik würde ich selbstverständlich logischerweise noch deutlich mehr empfehlen als den dagegen auf CD-Länge etwas zerfasernden COL FERRO E COL FUOCO. Die Musik ist wirklich leidenschaftlich, schwelgend und zum Teil opernhaft dramatisch angelegt - wobei es natürlich auch charmant Gewitztes oder Nostalgisches gibt - mit einer Vielfalt an melodisch berückenden Themen, ab und an mit Chor angereichert. Gerade die von intensiver Tragik durchwebten Tracks "Peste magnificat" oder "Marcia appestati", die hörbar von der Scarpia-Musik aus dem zweiten Akt von Puccinis "Tosca" beeinfußt sind, kann ich auch nach vielen Jahren und obwohl ich die Musik ja sehr gut kenne immer wieder mit großem Genuß hören. Wenn Du Dir was Gutes antun möchtest, dann kaufe die CD. Was die Bonus Tracks auf der CD gegenüber dem früheren LP-Schnitt anbetrifft: Ein paar davon sind durchaus ganz reizvoll, ein paar Andere mit statischer Spannungsmusik dagegen kein Zugewinn. Klanglich ist es selbst mit etwas Rauschanteil eine Verbesserung gegenüber der LP, da diese ein merkwürdiges Pfeifgeräusch auf beiden Plattenseiten enthielt – und das nicht nur bei meinem Exemplar. Zum Glück ist das auf der CD nun endlich weg.
  22. Ja, VENDETTA DI SPARTACUS hätte ich auch noch in die Liste mit reinnehmen können, denn das ist eigentlich in der Tat der beste Peplum-Score von De Masi. Allerdings sind das halt nur 25 Minuten und dann muß man den viel längeren GLI SCHIAVI PIÙ FORTI DEL MONDO auf der CAM-CD auch noch mitkaufen, der dagegen doch ziemlich langweilig und unausgegoren ausgefallen ist. Bei TERRORE DEI BARBARI fehlt der Chor nur im Main Title, im Finale ist im Film auch keiner zu hören. Es durfte damals nicht im CD-Booklet erwähnt werden, daß das Chor-Overlay fehlt, denn CAM wollte selbstverständlich nicht, daß es dann gar heißt, sie hätten das Material verschlampt. Es ist allerdings schon so, daß bei den ganz alten Sachen aus dem CAM-Katalog um 1960 herum schon ab und an mal was fehlen kann. Bei ESTER E IL RE fehlte auch wohl fast eine halbe Stunde vom Score im CAM-Archiv und konnte daher nicht für die Digitmovies-CD verwendet werden. Im Lavagnino-Nachlaß wäre die komplette Musik dagegen sogar in Stereo und nicht nur in Mono vorhanden. Vielleicht schaffen wir das in Zukunft entweder bei Saimel oder Alhambra, den nochmals richtig rauszubringen. Ist aber nicht so ganz einfach mit Sugar (denen die CAM-Titel heutzutage gehören), wenn man dieses Nachlaß-Material verwenden will. Weiß da momentan eh gerade ein Lied davon zu singen wegen einem anderen Titel. Unglaublich, wie lange es dauert, bis da Entscheidungen gefällt werden im Management.
  23. Ach, SETTE DOLLARI SUL ROSSO und L´UOMO, L´ORGOGLIO, LA VENDETTA hast Du zwischenzeitlich nun doch auch noch erhalten? Und beide gefallen? Die besten Peplum-Komponisten sind eigentlich Rustichelli, Lavagnino und Nascimbene gewesen. Von denen gibt es eine ganze Reihe sehr guter Scores in dem Bereich, die ich empfehlen kann, wobei Nascimbene ja auch Hollywood-Epen vertont hat und ich nicht genau weiß, was Du davon eventuell bereits kennst. Darüber hinaus gibt es noch weitere feine Alben von anderen Komponisten, auf die man nicht unbedingt auf Anhieb kommen würde, wenn man sich in der Materie nicht so auskennt. Ich habe mal unten meine Favoriten in dem Bereich aufgezählt, die ich Dir fast alle ans Herz legen kann: Carlo Rustichelli: - ANNIBALE (1959) Digitmovies (klanglich leider nicht so der Hit, aber damit muß man leben und die großartige Musik wiegt den Mangel auf) - I GIGANTI DELLA TESSAGLIA (1960) Digitmovies - ANTINEA (1961) GDM/Legend - MACISTE ALLA CORTE DELLO ZAR/I PREDONI DELLA STEPPA/IL DOMINATORE DEL DESERTO (1963/1964) Digitmovies Die letztgenannte CD bietet gleich drei hervorragende Musiken auf einen Streich, wo man wirklich gar nichts falsch machen kann. - A. F. Lavagnino: - L´ASSEDIO DI SIRACUSA (1959) Digitmovies - ESTER E IL RE (1960 – gekoppelt mit zwei schwächeren Roberto Nicolosis auf der Doppel-CD) Digitmovies - SAFFO VENERE DI LESBO (1960) Hexacord - PONZIO PILATO (1961 – gekoppelt mit NEL SEGNO DI ROMA von 1959) Digitmovies (GLI ULTIMI GIORNI DI POMPEI ist zwar einer der bekanntesten Peplum-Filme, musikalisch zumindest zu 50% sehr ordentlich und wird immer wieder von Fans hochgelobt, finde ich persönlich aber nicht ganz so stark wie die genannten – gibt es aber auch als CAM oder als expandierte Digitmovies-CD) - Mario Nascimbene: - SOLOMON AND SHEBA (1959 – gekoppelt mit CARTAGINE IN FIAMME von 1959) Legend - BARABBAS (1961) Legend - LE BACCANTI (1961) Digitmovies - Renzo Rossellini: - LE LEGIONI DI CLEOPATRA (1959) Saimel Leider die einzige greifbare Peplum-Musik von Rossellini, der eigentlich Opernkomponist war. Ein sehr schöner Score. (Die 2014 erschienene CD wurde von mir mitproduziert, daher sind auch die Liner Notes von mir ). - Alessandro Cicognini: - ULYSSE (1954) Der Protoyp der italienischen Peplum-Scores. Kraftvoll und dynamisch, sollte man auf alle Fälle kennen. - Giovanni Fusco: - LA GUERRA DI TROIA (1961)/LA LEGGENDA DI ENEA (1962) Digitmovies Sehr ungewöhnliche, zum Teil scharfkantig dissonante, zum Teil neoklassizistische Peplum-Scores, die unbedingt hörenswert sind. - Enzo Masetti: - LE FATICHE DI ERCOLE (1958)/ERCOLE E LA REGINA DI LIDIA (1959) Digitmovies Sehr niveauvolle und gediegene Musik von einem der Pioniere der italienischen Filmmusik. - Teo Usuelli - SAUL E DAVID (1965) CAM Erstaunlich lyrische Musik, aber auch eindrucksvoll in den Action-Passagen - Carlo Savina: - L´IRA DI ACHILLE (1961) Digitmovies Dürfte wohl die beste Savina-Musik in dem Genre sein mit starken Rózsa-Anklängen Nicht so ganz mehr zum Peplum-Genre gehören SALADINO von Lavagnino (Kronos) und I MONGOLI von Nascimbene (Digitmovies), da in späterer Zeit angesiedelt, aber beide sind einen Kauf wert und musikalisch auch im typischen Stil des Genres gehalten.
  24. Hier sollte man vielleicht schon auch drauf hinweisen, daß auf der CD von Digitmovies bei dem Marschthema am Anfang leider der Chor fehlt, der auf einer separaten Spur aufgenommen worden war und deshalb im CAM-Archiv nicht mehr vorlag. Dadurch wirkt der Main Title an der Stelle schon etwas merkwürdig ausgedürrt, weil nur noch die rhythmische Begleitung erklingt. Der Score insgesamt ist in meinen Augen schon ganz ok, handwerklich durchaus kompetent und routiniert ausgeführt, aber ich würde ihn dennoch nur irgendwo im Mittelfeld der Peplum-Scores ansiedeln. Klar gibt es ansonsten deutlich Schlechteres, aber ich vermisse hier einfach eine persönliche Handschrift, einen eigenen Stil, wirklich starke Themen und eine farbenprächtige Instrumentierung. Das ist zwar alles solide gefertigt, aber trotzdem fehlt mir ein wenig das gewisse Etwas und die nötige starke Emotionalität, die ich bei den besten Exemplaren des Genres doch noch mehr heraushöre. Ab und an trötet es mir mit zuviel Orchestertumult dahin oder bleibt in der musikalischen Beliebigkeit hängen, so daß kein durchgängig fesselndes Hörerlebnis entsteht. Immerhin - und das muß man schon sagen - holt aber Franco Ferrara als Dirigent wirklich alles aus der Musik heraus, was nur geht. Übrigens mußte ich auch bei ein paar Passagen vom Liebesthema – nicht nur bei den exotischen Tänzen - ein wenig an Khachaturian und das “Adagio” aus dem Spartacus-Ballett denken.
  25. Den positiven Bezug zum Film kann ich natürlich schon nachvollziehen. Und es gibt ja auch genügend Sammler, die Fans von einem bestimmten Film oder auch nur von einem Genre sind und einen Soundtrack dann allein nur deshalb kaufen. Wenn ich jedoch von mir selbst ausgehe, dann kenne ich diesen absoluten Extremfall, daß ich eine Musik rein als Musik betrachtet im Film recht gut fand und dann auf Tonträger dagegen dann so gut wie überhaupt nicht mehr, eher nicht. Denn irgendwie war es bei mir doch schon immer so, daß beim Anhören der Musik im Film immer gleichzeitig der Gedanke dann mitspielte: Würde ich das jetzt auch autonom noch anhören wollen oder nicht? Und da fällt dann eben schon ziemlich viel gleich völlig raus, wo ich sage: Reicht mir einzig und allein im Film, aber ansonsten könnte ich dem nicht wirklich was abgewinnen. Und genau der Fall trifft für mich auf ERCOLE AL CENTRO DELLA TERRA zu. Was WRONG MAN angeht: Komisch, da hat mir die Musik im Film früher immer ausgesprochen gut gefallen und da hatte ich nie irgendwelche Probleme damit von wegen “sperrig”. Merkwürdig, also das sehe ich in den Fall wiederum ganz anders. Ich kenne höchstens den Fall auch bei Herrmannn, daß mir eine Musik im Film um einiges noch besser gefällt als auf LP oder CD – z.B. bei SISTERS, wo der Score im Film ganz fantastisch wirkt, während es auf Tonträger doch einfach etwas repetitiver wird. Dennoch war die gekaufte LP davon früher nie eine totale Enttäuschung wie es ERCOLE bei mir zu 100% gewesen wäre. Zu GRANDE OLIMPIADE: Wir hatten ursprünglich eine Unmenge an Material auf insgesamt 6 Bändern vorliegen mit mehr als 2 1/2 Stunden. Das konnte man nicht alles auf eine CD bringen und da mußte man doch eine gewisse Ordnung reinbringen – auf der anderen Seite hätte sich für das übrig gebliebene Material mit allerhand kurzen oder längeren Sound Effects auch keine zweite CD mehr gelohnt. Und die erste CD ist sowieso bereits proppenvoll mit fast 80 Minuten. Wir haben von den sehr unterschiedlichen Trovajoli-Tracks schon noch eine runde Viertelstunde draufgemacht. Da wären klar auch noch ein paar reine Jazz-Improvisationen darüber hinaus gewesen (z.B. ein Track, der fast identisch ist mit dem "Swing poliziesco" von der auch Ende 1960 entstandenen Musik zum Krimi CHIAMATE 22 - 22 TENENTE SHERIDAN, den Four Flies vor kurzem ja auf LP gebracht hat) – es war dann eine Entscheidung zu dritt, was wir noch nehmen davon und was nicht. Aber klar war für uns alle: Die reinen Sound Effect-Tracks sind ohne Film eigentlich kaum anhörbar und bringen niemandem groß was, würden das Ganze dann eindeutig runterziehen. Wir haben einen Track in der Art von Lavagnino als Beispiel noch dazu gepackt als Bonus, aber das reicht eigentlich auch wirklich aus. Irgendwo hört der unnötige Komplettismus eben auch auf. Die Stücke sind natürlich schon alle zunächst mal transferiert und digitalisiert worden, aber brauchen wird sie sicher niemand mehr.
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