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Stefan Schlegel

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  1. Ich habe die Komponisten ja überhaupt nur deshalb aufgezählt, da Du ja wohl der Meinung warst, ich würde mich bei Horner möglicherweise so wenig auskennen wie Du bei Sarde und mir es deshalb so einfach machen mit einem Horner-Vergleich. Dem ist selbstverständlich nicht so. Der Unterschied besteht für mich vielmehr darin, daß Horner eben immer und immer wieder oft sogar dieselben Klassik-Zitate eingeflochten hat in seinen Scores ohne dies irgendwie kenntlich zu machen oder darüber groß zu reden. Diese Art des ständigen Klassik-Zitats gibt es in dieser Form bei Sarde halt nicht. Ich finde es auch müßg, hier jetzt zu spekulieren nach dem Motto “was wäre gewesen wenn.” Das ist ein Streit um des Kaisers Bart, der nicht viel einbringt, zumal ich Horners handwerkliche Fähigkeiten überhaupt nicht in Abrede stellen will, auch wenn mir persönlich Vieles von ihm ab Ende der 90er Jahre dann viel zu zäh und formelhaft erschienen ist. Er hat davor zum Teil sehr gute Sachen komponiert eben auf seine Art. Diese Art, wo oft großes Orchester, Blech und Heroik dominiert, hat aber meist nicht so viel zu tun mit dem, was Sarde gemacht hat. Das sind zwei ganz unterschiedliche musikalische Temperamente, die auch aus einer ganz unterschiedlichen musikalischen Kultur herkommen. Bei Sarde dominiert die klangliche Transparenz der französischen Impressionisten, bei Horner dagegen vor allem der Einfluß der russischen und englischen Sinfonik des frühen 20. Jahrhunderts. Das läßt sich nicht recht auf einen Nenner bringen. Hinzu kommt, daß Horner sich bewußt auf den Hollywood-Betrieb eingelassen hat – er wußte also, was hinsichtlich Standardisierung auf ihn zukommen würde im etwaigen Blockbuster-Bereich. Sarde hätte nach der Oscar-Nominierung für TESS 1980 durchaus Chancen gehabt, sich in Hollywood eventuell zu etablieren, aber: Er wollte es nicht und er wollte Frankreich auch nicht verlassen zum damaligen Zeitpunkt, um nicht in den USA dann in eine Schublade gesteckt zu werden. Rund zehn Jahre später sah er die Situation in den USA sogar als noch schlechter an und betonte in einem Interview, daß er eben, selbst wenn die Arbeitsbedingungen der Filmkomponisten in Frankreich wahrlich nicht die besten seien, er nie im Leben sich darauf einlassen würde, in den USA gar die x-te Fortsetzung von Rambo oder Basic Instinct zu vertonen. Zu den Selbstzitaten hier auch noch zwei ganz interessante Auszüge aus einem Interview mit ihm, die seine Position ein wenig verdeutlichen: "Wie ein Regisseur oder Schriftsteller, der Szenen wiederaufnimmt undsie anderes entwickelt, wie ein klassischer Komponist während seines ganzen Lebens immer die gleichen Themen nur anders weiterentwickelt, so kann doch auch ein Filmkomponist, dessen Metier dasselbe ist - ein Metier der Kreation und der Adaption - dasselbe machen." "Bei PAS DE PROBLÈME war es ein hübsches kleines sentimentales Thema und ich habe mir gesagt: Es ist schade, da steckt was drin, also entwickle ich es weiter. So ist es eines für LE FILS PRÉFERÉ geworde, wo ich es komplett explodieren habe lassen können. Aber jetzt kann ich es nicht mehr verwenden, denn es ist ausgeschöpft." "Es gibt Themen, die vollendet sind, wenn man sie geschrieben hat. Z.B. habe ich das Thema aus LES CHOSES DE LA VIE nie wieder aufgegriffen, weil ich es für vollendet halte und es nicht wieder aufgegriffen werden kann."
  2. Ich verstehe es nicht ganz: Was soll ich mir mit dem Horner-Vergleich einfach machen? Ich habe fast alle Horner-Scores mal gehört. Habe sogar in den 80ern und 90ern - bis etwa TITANIC - recht viele Horners gekauft. Ich mochte ihn vor allem Ende 80er und Anfang 90er eigentlich sehr gern. Da habe ich so Einiges in der Sammlung von ihm. Ich weiß daher schon, von was ich rede und mir ist es genügend bekannt, wo er wie was mal abgekupfert hat - wo mal ein Prokofiev, ein Schostakowitsch, ein Britten oder halt der recht beliebte Khachaturian vorkommt.
  3. Ah ok, alles klar. Ja, auf einem Sampler könnte ich mir das natürlich auch vorstellen. Mal schauen, ob so was von Universal überhaupt noch kommt. Dieses Thema ist in der Tat eines derjenigen, das er am allermeisten wiederverwendet hat. Ganz merkwürdig. Ich kenne natürlich auch die Version von LE BOSSUi.
  4. Sarde ist ganz bestimmt noch nie ein Bill Conti gewesen. Ist ein sehr merkwürdiger Vergleich. Und ich finde es schon ein bißchen schade, wenn man das Werk eines Komponisten somit also fast gar nicht kennt, dann wie oben geschehen recht überheblich mit einem Vorwurf "schuldig auf Verdacht" daherzukommen. Daß Sarde sich immer wieder selbst zitiert und zitiert hat, steht außer Frage. Das ist was Anderes. Und da er ist eben einfach speziell. Das kann man schlecht oder gut finden wie man will. Ganz eigene und originelle Themen hat er auf jeden Fall seit den frühen 70ern wirklich genügend geschrieben - und da ist ein ziemlich großer Fundus vorhanden, aus dem er halt auch schöpft.
  5. Ja aber was soll denn auf einer LANCELOT DU LAC-CD denn alles oben sein? LANCELOT ist ein Film von Robert Bresson, der bekanntlich so gut wie gar keine Musik in seinen Filmen eingesetzt hat. Und der Film hat auch nur Musik für die Kampfszene am Anfang, zu der Sarde Bresson überredet hat - das gleiche Thema übrigens wie später dann für LE CHOC, wo es nur anders instrumentiert ist - und dann noch das rund einminütige Finale. Beides auf der alten Single von Mitte 70er drauf. Mehr habe ich absolut nicht in Erinnerung vom Film her und mehr dürfte es auch kaum geben. Das füllt von daher nie im Leben eine CD, nicht mal eine LP. Dieses Zitat mit derm "in die eigene Küche gehen" habe ich ja oben bereits gebracht. Lies einfach nochmals nach.
  6. Zur Filmmusik geführt hat mich Sarde nicht. Das waren bei mir als Kind zunächst die Karl May-Musiken und danach die Golden Age-Epen von Rozsa oder Korngold, zugleich die Klassiker von Steiner, Newman und Herrmann. Wirklich prägend war für mich der Eindruck, den Sardes großartige Musik zu TESS nach Sehen des Films Ende 1979 im Kino bei mir hinterlassen hatte. Daraufhin gings eigentlich los bei mir mit dem Sammeln von Sarde-Scores. Natürlich war mir der Name schon zuvor begegnet, aber dieses Aha-Erlebnis war schon absolut einmalig. Dadurch begannn ich mich auch für die zuvor komponierten Sardes zu interessieren und so Einiges an ein paar Jahre zuvor veröffentlichten LPs wurde im Lauf der Zeit noch nachgekauft. Gleichzeitig bleib ich bei den akutellen Sarde-Score ab 1980 ständig am Ball und habe versucht, mir immer das neu erschienene Album sofort zuzulegen. Das habe ich in der Zeit bei aktuellen Scores ansonsten nur bei Williams oder Goldsmith gemacht. Mein Interesse an Goldsmith hat aber ab Beginn der Elektronik-Phase Mitte 80er dann sowieso ziemlich rapide nachgelassen, so daß ich da nur noch sporadisch und nur nach vorherigem Reinhören bei Freunden zugegriffen habe. Auch in den 90ern haben mich viele der Goldsmith-Musiken der Zeit aufgrund ihrer gleichförmigen Action-Rhythmik kaum mehr groß angesprochen. Dagegen ist mir Sarde immer wichtig gewesen und ich habe versucht, zumindest jede neue CD zu bekommen – selbst wenn die eine oder andere dann wieder rausgeflogen ist aus der Sammlung, weil sie mir nicht so zugesagt hat. Was mich bei Sarde von Anfang an fasziniert hat, war der transparente Tonsatz, der impressionistische Klangfarbenreichtum, die besonders glanzvoll eingesetzten Streicher, die elegische Melodik und seine ganz spezielle Art, Solo-Instrumente mit einem großen Klangkörper zu verbinden. Darin liegt für mich seine besondere Originalität, auch dieser ganz spezielle französische Touch, wo oft Ravel als Vorbild durchschimmert. Insgesamt mag ich Morricone zwar schon auch, aber doch eigentlich nur einen Ausschnitt seines riesigen Oeuvres. Denn da habe ich fast immer nur die romantischen Filmmusiken gesammelt und bin damit gut gefahren, selbst wenn auch in dem Bereich mal ein Fehlkauf dabei war. Bei Sarde mochte ich dagegen schon auch die stilistische Vielfalt, denn er ist ein Könner sowohl was Kammermusik, Jazziges als auch Sinfonisches und die Vermischung von Stilebenen anbetrifft. Meine Sarde-Favoriten sind etwa TESS, FORT SAGANNE, POUR SACHA, L’ADOLESCENTE, LA TENTATION D’ISABELLE. Daneben auch so was wie MORT D’UN POURRI, LA GUERRE DU FEU oder LE CHOIX DES ARMES. Und selbstverständlich mag ich LE TRAIN auch sehr oder DEUX HOMMES DANS LA VILLE. Man könnte natürlich jede Menge an weiteren Scores hier aufzählen. Hier übrigens noch ein Interview, wo sich Sarde zu Annauds Tschaikowsky-Wunsch bei L'OURS äußert: http://www.cinechronicle.com/2015/08/interview-dans-le-regard-du-compositeur-philippe-sarde-97695/2/ Und ich soll glauben, daß Du sämtliche Sarde-Scores seit 1969 in und auswendig kennst? Wirklich?
  7. Dann warte ich mal auf die lange Liste der Fremdzitate in allen Sarde-Scores. Und nicht nur L'OURS, LORD OF THE FLIES oder PIRATES bringen.
  8. Als "bedingungslosen" Sarde-Fan würde ich mich nun sicher auch nicht bezeichnen, obwohl ich seit Ende 70er schon alle seine aktuellen Scores stets mitverfolgt habe. Sehr vieles davon gekauft, aber ein paar Sachen bei Nicht-Gefallen dann wieder abgegeben. Trotzdem hat mich sein unglaublich vielseitiger Output und seine Originalität über viele Jahre begeistert, denn bei jedem Komponisten gibt es schlußendlich natürlich auch Schwächeres, das man sich nicht unbedingt in die Sammlung stellen muß. Ganz im Gegensatz zu Dir mag ich ALICE ET MARTIN sehr, empfinde das ganz und gar nicht als "seifige Langeweile", sondern als sehr feinfühligen und eleganten Score, der mir Ende 90er sehr nahe gegangen ist. Eigentlich damals für mich auch der letzte richtig starke Sarde-Score, der zudem nicht auf recyceltem Material basierte. Im Gegensatz zu Horner hat Sarde ja oft ausdrücklich betont, daß er "in seine eigene Küche gehen" und somit eigene alte Themen wieder aufgreifen und verarbeiten könne. Da hat er nie einen Hehl draus gemacht. Auch im Gegensatz zu Horner sind die Klassik-rip-offs nur vereinzelt vorhanden. Ist klar, die Leute erwähnen ja immer wieder nur diese beiden altbekannten Geschichten LORD OF THE FLIES (Strawinsky) und L'OURS (Tschaikoswky), weil sie nur die Scores von Sarde halt kennen und die weltweit am populärsten sind, aber wie viele mit rip-offs sinds denn darüber hinaus wirklich? Nicht dermaßen viele würde ich mal sagen. Außerdem wollte Annaud bei L'OURS unbedingt den Tschaikowsky für die Musik haben, obwohl Sarde ihm zunächst ein eigenes Thema vorgeschlagen hatte - da gabs also keine andere Wahl. Und wie mit Polanski auch hat sich Sarde ja dann auch mit Annaud danach völlig zerstritten. Das ist der eine Grund, warum er weitaus weniger Aufträge erhalten hat ab Mitte/Ende 90er denn zuvor, denn er war eben immer schon ein im Umgang schwieriger, oft unnachgiebiger Geselle, mit dem nicht jeder zurecht kam. Zudem sind viele der älteren Regisseure, mit denen er lange Jahre eng zusammengearbeitet hatte, weggestorben oder haben keine Filme mehr gemacht (Sautet, Lautner, Ferreri, Granier-Deferre etc.). Und die jüngeren französischen Regisseure haben natürlich dann ihre eigenen Komponisten gehabt oder sogar gar keinen verwendet. Da kommen folglich mehrere Gründe zusammen, die zu Sardes Verbitterung und Zynismus geführt haben. Auch hat er oft erklärt, wie ihm die neueren französischen Filme nicht mehr gefallen haben und er keine Lust hatte, das überhaupt zu vertonen. Richtig "faul" geworden ist er erst seit Beginn des neuen Jahrtausends. Ab da häufen sich die Recyclings eben schon enorm. Man muß halt auch bedenken, daß Sarde in seiner Hochphase während den 70ern und 80ern einfach schon chamäleonartig so viele Filme vertont hat - rund 10 oder noch mehr pro Jahr waren es damals- , daß ihm wohl mit der Zeit auch ein bißchen die neuen Ideen ausgegangen sind. Da kommt sozusagen eins zum anderen.
  9. Nicht nur, denn teilweise sind es schon Direktübernahmen. Das Klavierstück in Track 3 "Le baiser" ist z.B. schon direkt übernommen - ohne Variante - aus PREMIERS DESIRS (dort vorletztes Stück auf der A-Seite der LP) und auch Track 11 "Le café" kommt eigentlich direkt aus QUI C'EST CE GARCON. Zum besseren Verständnis kopiere ich hier einfach mal meine "Rezension" der CD, die ich im Cinemusic-Forum gepostet hatte, mal hier unten rein, denn auch der zweite Score auf der Quartet-CD E LA CHIAMANO ESTATE hat es in sich. "Es gibt im Grunde drei Möglichkeiten, auf dieses Album zu reagieren: Entweder ärgert oder amüsiert man sich über das dreiste Recycling alter Themen oder man genießt in vollen Zügen die Delikatesse und die Schönheit dieser Musik. Ich habe mich jetzt doch für letzteres entschieden. Es läuft eigentlich wie in einem Sarde-Potpourri ab und man begegnet die ganze Zeit über längst bekannten und liebgewonnenen alten Freunden wieder. Zugleich wirkt es für mich wirklich wie eine Zeitreise um mehr als 30 Jahre zurück in die Sarde-Glanzzeit der frühen 80er, denn so außerhalb jeglicher filmmusikalischer Moden und Klischees wie das hier zelebriert wird, komponiert natürlich heute so gut wie niemand mehr. Es macht unheimlich Spaß, sich in diesen so betörenden und subtilen Klangzauber, den Sarde in beiden Scores natürlich in gewohnter handwerklicher Perfektion ausbreitet, zu vertiefen. Auch wenn man die Themen kennt: Sie sind einfach so stark und geschmeidig, daß man sie doch immer wieder gern in neuen Variationen hören mag und dadurch keine Langeweile aufkommt. Das komplette Album läuft jetzt bei mir bereits zum dritten Mal durch und der französische Charmeur schafft es tatsächlich erneut, mich mit seiner gefülvoll-elegischen Melodik und seiner filigranen Instrumentierung zu fesseln. Dazuhin tolle Akustik bei beiden Scores, vor allem beim ersten, der in einer Kirche in Paris aufgenommen wurde. LES DEUX AMIS ist für ein kleines Ensemble, bestehend aus einem Streichquintett, daneben hauptsächlich noch solistisch eingesetztes Klavier und Klarinette, komponiert, wobei das zweite Hauptthema aus PREMIERS DESIRS von 1983 – warum gibt es diesen herrlichen Score eigentlich immer noch nicht auf CD und nur auf LP? – den luftig-leichten Charakter vorgibt, während das Hauptthema aus LES SEINS DE GLACE die melancholischere Seite wiedergibt. Es gibt jetzt hier sehr feine Klavier-Versionen dieses Themas, die es in der Art an 1974 im Original (wo das für Violine gesetzt war) nicht zu hören gab. Schon deshalb ist das hier jetzt eine schöne Bereicherung. Allein in drei Stücken, die jedes Mal etwas anders gestaltet sind, macht das Thema seine Aufwartung. Auch mit dem Thema aus PREMIERS DESIRS weiß Sarde mannigfaltig zu spielen – nur Track 3 “Les baisers” mit dem Solo-Klavier ist ganz klar eine reinrassige Direktübernahme aus PREMIERS DESIRS. Track 11 “Le café” kommt dann im übrigen wiederum direkt aus QUI C’EST CE GARCON? von 1987. E LA CHIAMANO ESTATE schlägt dagegen einen weitaus üppigeren, sehnsuchtvolleren Ton an, zum Teil in den spannungsreichen und geheimnisvollen Passagen auch stark Richtung Herrmann tendierend, wobei Sarde in gewagter Weise das lange Stück “Le récit de la maison Templar” aus UN TAXI MAUVE mit der Musik aus IL FAUT TUER BIRGIT HAAS in Verbindung bringt bis beide fast miteinander verschmelzen. Das Experiment gelingt tatsächlich und die Übergänge zwischen beiden Scores werden durch diesen Kunstgriff geradezu fließend. Im Gegensatz zu DEUX AMIS, wo eigentlich meist das Klavier im Vordergrund steht, spielen die typischen Sarde-Streicher – hier allerdings ganz ohne Violinen eingesetzt – und die Holzbläser des London Symphony Orchestra die Hauptrolle, was für einen besonders samtigen Klang sorgt. Sarde erweitert die bislang bekannten Stücke aus beiden Scores sozusagen, spinnt sie fort, fügt teilweise auch eine leicht andere Instrumentierung hinzu und schafft ein schwebend-entrücktes Klangbild über 25 Minuten, das durch die Bank durch seine atmosphärische Dichte überzeugt. Sehr gut in Suitenform zusammengestellt und äußerst effektiv, selbst wenn man wie ich die Vorlagen freilich schon gut kennt. Sarde hat übrigens noch auf der letzten Booklet-Seite angemerkt: “Musiques en hommage à Georges Lautner, Laurent Heynemann et Yves Boisset.” Das Album sozusagen als Hommage an die Regisseure von SEINS DE GLACE, TAXI MAUVE und BIRGIT HAAS. David Hamilton hat er aber dabei auf jeden Fall noch vergessen."
  10. Auch mich begeistert natürlich der betörend-subtile Klangzauber und die wunderbare elegische Melodik von LES DEUX AMIS, weshalb es für mich ebenfalls eines der schönsten Hörerlebnisse aus dem letzten Jahr darstellt und mich regelrecht in die frühen 80er zurückbefördert. Allerdings muß man schon sagen, daß Sarde wieder durch die Bank auf alte Themen zurückgegriffen hat. PREMIERS DESIRS, LES SEINS DE GLACE und QUI C'EST CE GARCON geben sich über rund 25 Minuten ein Stelldichein. Auffallen wird das aber heutzutage wohl kaum noch jemand. Und in diesem Forum sicher gleich zweimal nicht, da Sarde-Anhänger so wie ich das sehe hier leider Mangelware darstellen.
  11. Es empfiehlt sich bei dem Titel durchaus mal ein Blick in die IMDB oder auch auf die Soundtrack Collector-Website. http://www.imdb.com/title/tt0304704/?ref_=nm_flmg_com_41 http://www.soundtrackcollector.com/title/57004/Shoujyo
  12. Hörclips unserer SERENGETI-CD sind jetzt bei SAE verfügbar: http://www1.screenarchives.com/title_detail.cfm/ID/30595/SERENGETI-DARF-NICHT-STERBEN/ Viel Vergnügen!
  13. Das mit dem "kennt niemand" würde ich so nicht behaupten wollen, denn immerhin habe ich die LP von dem Score schon beinahe 25 Jahre und die Musik mag ich sehr. Ich glaube aber kaum, daß davon eine Expandierung kommen wird. Im Film ist ja auch kaum mehr Musik als auf der LP/CD von damals. Außerdem sind die meisten früheren Sarde-Musiken immer so bei rund 25 Minuten Länge angesiedelt.
  14. Jetzt gibt es auch Hörclips auf der SAE-Seite: http://www1.screenarchives.com/title_detail.cfm/ID/30034/LA-GRANDE-OLIMPIADE-500-EDITION/
  15. Mit LA GRANDE OLIMPIADE wird nächste Woche die nun bereits sechste CD in unserer Lavagnino-Reihe auf Alhambra erscheinen. Bei dem Film handelt es sich um einen fast 2 1/2-stündigen Dokumentarfilm über die Olympischen Spiele in Rom 1960, der später auch für einen Oscar nominiert wurde. Lavagnino hat dafür eine üppig schwelgende fantastische Musik für großes Orchester und Chor geschrieben, die ein wahres Füllhorn an wunderbaren Themen enthält. Ganz klar eine seiner besten und inspiriertesten Arbeiten für das Kino überhaupt, wobei vor allem weiblicher Chor, hohe Streicher und Harfen in vielen Tracks eine besondere Rolle zukommt. Die 65 Minuten mit rein sinfonischer Lavagnino-Musik in Stereo sind meines Erachtens ein Hochgenuß von vorn bis hinten. Wir hatten eigentlich noch mehr Material auf den Bändern zur Verfügung, aber haben sehr kurze Tracks mit nur 10-15 Sekunden, die eher kurze improvisierte Sound Effects enthalten, weggelassen, denn sonst hätte der Platz auf einer CD gar nicht ausgereicht. Da der Film dermaßen viel Musik erforderte, hat Lavagninos Freund und Kollege Armando Trovajopli auch noch einige eigene Stücke, zumeist Improvisationen für ein kleines Jazz-Ensemble und einen mehrfach variierten Mambo, beigesteuert. Davon gibts am Ende der CD als Bonus noch eine kleine Auswahl mit einer knappen Viertelstunde an Musik. Wer je mal die rare Cinevox-LP von VATICANO II in Mono gehabt hat, der dürfte rund 25 Minuten der OLIMPIADE-Musik recht leicht wiedererkennen, denn an 1963 wurde ein Teil vom OLIMPIADE-Score von derselben Produktionsfirma Istituto Luce für den Dokumentarfilm VATICANO II über das Zweite Vatikanische Konzil wiederverwendet ohne daß dies im Film selbst oder auf der LP in irgendeiner Weise gekkennzeichnet war. Bislang war das ein sehr gut gehütetes Geheimnis, das kaum ein Filmumusik-Sammler wußte. Jedoch kommt ein Großteil von Lavagninos OLIMPIADE-Musik mit rund 40 Minuten jetzt überhaupt zum allerersten Mal - und dazu natürlich noch in Stereo - hier auf dieser CD zu Gehör. Wer Lavagnino erstmals kennenlernen will, der sollte eigentlich zu dieser Scheibe greifen. In Kürze wird es auf der SAE-Seite auch einige Hörclips geben. Das Tracklisting ist dort jetzt schon vorhanden und natürlich auch die CD zum Vorbestellen: http://www1.screenarchives.com/title_detail.cfm/ID/30034/LA-GRANDE-OLIMPIADE-500-EDITION/ In rund 10-14 Tagen sollte die CD dann auch bei den deutschen und eurpäischen Händlern verfügbar sein. Hier das Cover: P.S.: Ich hoffe ja mal, dass sich Mephisto diese CD nicht entgehen läßt, um seine bisherigen Lavagnino-Eindrücke etwas zu revidieren.
  16. Die Musik zu UN MINUTO PER PREGARE ist in der Tat ein echtes Kuriosum - auch in Rustichellis Werkkatalog. Um mal mit der Digitmovies-CD anzufangen, damit wir schlußendlich über dasselbe reden: Bei den Tracks der Albumfassung, die dort am Ende oben sind, wurde ziemlich geschlampt, denn es sind allein drei Tracktitel gegenüber der RCA-LP falsch bezeichnet und es ist somit auch falsch sequenziert worden und ein richtiges Kuddelmuddel entstanden. Der eigentlich letzte Track "Passioni tumultuosi", also "stürmische Leidenschaft", paßt ja gar nicht auf die ruhigen Klänge, die jetzt dort zu hören sind. Also sind folgende Tracks leider vertauscht worden: Erst mal Das allerletzte Stück auf der Digit-CD (Track 29) müßte eigentlich Nummer 2 in der Albumsequenzierung mit dem Titel "Ore placide" sein, paßt zu dem Tracktitel natürlich und kommt auf der RCA-LP an der Stelle auch vor. Dann ist die eigentliche Musik vom vorletzten Track "Atmosfere angoscia" (also "beängstigende Atmosphäre"), das heißt die einzige Spannungsmusik der Albumfassung, nun bei Digit plötzlich in Track 24 "Ore placide" zu hören. Und die Musik mit der "stürmischen Leidenschaft" ist nun im vorletzten Track "Atmosfere angoscia" zu hören, wo es gar nicht hingehört, denn eigentlich müßte das ganz hinten als letztes Stück erscheinen. Also es ist schon ein bißchen zum Haareraufen, was hier bei der Sequenzierung alles falsch gelaufen ist. Jetzt verhält sich die Sache folgendermaßen: Es ist nicht nur Mahler verarbeitet mit dem Adagio aus der 4. Sinfonie - wobei ich bei dem Aufrauschen in "Apoteosi lirismo" bislang auch immer ein wenig an Richard Strauss' "Alpensinfonie" gedacht habe, aber klar, Du hast völlig recht mit dem Schluß vom dritten Satz bei Mahler, denn das ist es - , sondern das erste Stück "Ansia tragica" ist auch eine "Variation" von Tschaikowsky's "Manfred"-Sinfonie. Auch die Musik von "Passioni tumultuosi" kommt eigentlich von dort. Rustichelli hat noch ein paar zusätzliche Schlenker und Verzierungen eingebracht, die ganz seinem eigenem Stil entsprechen, aber die Vorlage ist trotzdem sehr eindeutig. Als ich selbst die LP Mitte 80er gekauft habe, wußte ich das mit "Manfred" auch noch nicht, obwohl mir die Mahler-Nähe dagegen schon gleich klar war. "Manfred" kannte ich zum damaligen Zeitpunkt nicht und habe das erst einige Jahre später gemerkt. Die Frage ist also: Was ist hier passiert, zumal weder Mahler noch Tschaikowsky sonst wirkliche Stilvorbilder in Rustichellis Filmmusiken darstelllen? Normalerweise gehen die sinfonischen Rustichelli-Musiken zum einen mehr in Richtung italienischer Oper und speisen sich zum anderen aus der italienischen Folklore. Natürlich ist der ganz typisch italienische Rustichelli-Touch hier schon auch noch da, aber dass die genannten Klassik-Vorlagen hier so stark einfließen, ist schon äußerst ungewöhnlich. Ich glaube auch sicher nicht, dass es Rustichelli sich hier nur bequem gemacht hat oder dass ihm keine eigenen Themen einfielen, denn er war überhaupt einer der wunderbarsten Melodiker unter den italiensichen Filmkomponisten damals und er hatte immer ein wahres Füllhorn an Themen auf Lager. Man muß sich dazu nur ein bißchen querhören in seinem Schaffen von Ende der 40er bis in die späten 70er hinein. Meine Vermutung ist viel eher: Regisseur Franco Giraldi war ja Klassik-Fan und er wollte wohl ziemlich eindeutig sowohl Mahler wie Tschaikoswky in dem Score zu seinem Film hören. Anders ist für mich die Sache hier absolut nicht erklärbar. Im Booklet steht ja auch "with the wish of Franco Giraldi" - also der hat da schon wohl gehörig Einfluß genommen und gesagt, ich möchte das und das. Und Rustichelli mußte dann Einiges adaptieren, was er aber in der Tat sehr gut gemacht hat, denn an sich ist- vor allem wenn man die Vorlagen nicht kennt - das alte Album ja ein echter Hörgenuß. Für mich ist es hingegen eine Mischung aus Klassik und typischem Rustichelli-Sound, der trotz allem hier noch heraushörbar ist. Als ich die Digitmovies-CD vor ein paar Jahren erhalten habe, war ich eigentlich am meisten ertaunt über die urplötzliche Kopie vom Anfang vom dritten Satz aus Mahlers 1. Sinfonie. Das ist ja nun wirklich fast völlig identisch in "Track 17" eingespielt worden. Im Film, wo ohnehin die meiste Musik nicht richtig vorkommt und wo alles querbeet ist mit nur kurzem Stückwerk - taucht dieser Track ja sowieso nicht auf. Aber ich frage mich auch, was soll die 1. Sinfonie von Mahler an der Stelle und warum haben die das eventuell als Alternativ-Version eingespielt? Vielleicht war der Wunsch von Giraldi da, entweder den langsamen Satz aus Mahlers 1. oder der 4. als Stilmodell zu nehmen. Ich vermute auch, daß bei den ersten 22 Tracks auf der Digit-CD alles Mögliche wild durcheinander vertreten ist, was irgendwie bei den Recording Sessions aufgenommen wurde. Ob wirklich "M"-Ansagen da waren, um das chronologisch aufzubereiten oder ob man es überhaupt wollte, ist wohl auch fraglich. Aber im Endeffekt bringts so oder so nichts, da in den Album-Tracks des Scores ohnehin alles Wesentliche vom Score schön aufbereitet drin ist. Dennoch ist es echt amüsant, den Track 17 zu hören, mit dem ich nun auch niemals gerechnet hätte vor Erscheinen der Digit-CD.
  17. Nein, also Tschaikowski ist meiner Erinnerung nach nicht drin (in THE OUTLAW von Victor Young von 1943 ist dagegen eine Tschaikowski-Sinfonie recht ausfühlrich mitverwendet worden) - und ich habe den Ford-Klassiker in den 70ern und 80ern schon recht oft in dieser deutschen Fassung im Fernsehen gesehen. Aber heutzutage kann ich mir den nur noch im Original anschauien. Die Art und Weise, wie Atlas damals in den 60ern mit Originalmusik umgegangen ist, ist für mich inzwischen unerträglich geworden. Es ist haarsträubend und verfälscht vor allem den eigentlichen Stil des Films total. Da bleibt so gut wie nichts mehr von der Atmosphäre vom Original übrig. Natürlich sind die Synchronsprecher an sich nicht schlecht gewählt, aber ansonsten stimmt vom Sound her eben einfach nichts mehr. Es ist überwiegend platte Archivmusik drin wie man sie damals bei Neusynchronisationen üblicherweise eingesetzt hat, wenn man eben keine IT-Bänder aus den USA mehr mitgeliefert bekam. Außer dass man das Liebesthema, bei dem es sich eigentlich um die Ballade "Jeanie with the Light Brown Hair" von Stephen Foster handelt (der ganze Orignal-Score von 1939 basiert ja im Grunde eh auf amerikanischer Folklore) und das im Original natürlich auch vorkommt, versucht hat, zur Not wenigstens mit kleinem Orchester nochmals neu einzuspielen. Aber sonst ist von der Originalmusik von 1939 da nichts mehr übrig gebleiben.
  18. Die Lösung habe ich zwar auch nicht, aber es dürfte sich hier sicherlich um Library-Musik handeln. Auch wenn ein leichter Italowestern-Touch bestimmend für die Titelmusik ist, die ja nun wirklich rein gar nicht zum Ford-Western paßt, so kann sie kaum aus einem italienischen Western-Score stammen, da die deutsche Atlas-Neusynchronisation von STAGECOACH schon an 1963 gemacht wurde. Zu dem Zeitpunkt gab es ja noch nicht mal den ersten Dollar-Score von Morricone. Ein bißchen weiter helfen dagegen die GEMA-Angaben zur deutschen Fassung von STAGECOACH. Als Komponist wird dafür ein gewisser George S. Chase gannnt. Chase wiederum war vor allem in den 50ern und 60ern ein Library-Komponist, der alle möglichen Library-Cues für Firmen wie etwa Thomas J. Valentino geliefert hat. Es gibt etwa diverse Mood Music-LPs wie z.B. diese hier von 1961, wo so einiges Chase-Material drauf ist: http://www.discogs.com/Ernie-Watson-George-Chase-Mood-Music/release/4593799 Von daher also gar nicht abwegig, wenn die deutsche Synchronfirma die Archivmusik damals vielleicht sogar von so einer LP runtergezogen hat. Das heißt, in der Richtung müßte man wohl weitersuchen, um fündig zu werden.
  19. Bei dem, was Du Synthesizer nennst, handelt es sich um die sogenannte elektronische Thomas Orgel - verwandt mit der Hammondorgel - ,die gerade Mitte und Ende der 60er sehr beliebt war bei italienischen Scores: https://en.wikipedia.org/wiki/Thomas_Organ_Company Rustichelli hat diese elektronische Orgel, meist gespielt von Bruno Nicolai, recht gern eingesetzt damals in den 60ern. Sie taucht z.B. auch im zwei Jahre später dann entstandenen I QUATTRO DELL'AVE MARIA ziemlich oft auf - wiederum dort gespielt von Nicolai. Für heutige Ohren ist der Klang natürlich gewöhnungsbedürftig - vor allem, wenn man noch nicht so viele italienische Scores aus anderen Genres der Zeit intus hat. Mich persönlich stört diese Orgel eigentlich eher weniger bzw. habe ich mich schon lange dran gewöhnt. Auf dem GDM-Album ist der UCCIDI O MUORI-Score selbstverständlich nicht in chronologischer Abfolge oben. Das steht - in Italienischer Sprache - auch im Booklet dabei, warum dem so ist. An 1966 war von CAM zunächst eine LP geplant gewesen - und dieser Albumschnitt ist in den ersten rund 25 Minuten auf der CD (Track 1-15) auch zu hören. Was danach dann erklingt, sind recht wahllos verteilte Bonus Tracks (16-24) und dann noch ein paar Dopplungen von Track 25-30, wo ein Stereo-Mix von zuvor eh bereits gehörten Mono-Tracks gemacht wurde. UCCIDI O MUORI ist im Gesamtwerk von Rustichelli eher Durchschnitt. Kann man nehmen wegen ein paar ganz hübschen Tracks und dem flotten Hauptthema, aber ein Must-Have ist das natürlich keinesfalls.
  20. Das ist ja auch nett. So trifft man sich also wieder. Klar erinere ich mich dran, dass Du mich nach TUAREG vor rund zwei Jahren gefragt hattest. Es war ja schon überraschend, dass der Score dann tatsächlich letztes Jahr doch noch erschien, weil GDM plöllzich Zugang zum Ortolani-Nachlaß erhalten hatten. Sonst wäre das gar nicht möglich gewesen. Die TUAREG-CD ist in der Tat eine nette Sache geworden. Ich habe die auch hier. Leider ist es ja mit den Ortolanis auch schon wieder ganz vorbei, da GDM inzwischen nur noch diese unnötigen Morricone-Doppel-CDs - eben Reissues der Reissues - macht. Demnach scheint auch Ortolanis TUAREG ganz schlecht gelaufen zu sein - vor allem, wenn man bedenkt, dass ja im Prinzip nur 300 Exemplare davon an den Start gingen und nicht mal die abverkauft wurden. Es wäre schön gewesen, wenn da noch mehr Raritäten aus dem Ortolani-Nachlaß gekommen wären, aber GDM hat die Tore wohl dicht gemacht seit Ende letzten Jahres.
  21. "Völlig übergangen" kann nicht so ganz sein. Ich habe weiter oben doch ganz speziell auch auf Savinas sehr empfehlenswerten und überraschend guten COMIN' AT YA schon hingewiesen. Bin da ja eigentlich derselben Meinung: Die Anschaffung dieser CD lohnt sich.
  22. Sicher, wenn man die PISTOLERO-CD eh schon gekauft hat, dann kann man sie natürlich auch behalten, denn zumindest an die 50% davon lohnt sich auf jeden Fall. Nur würde ich meinerseits dafür jetzt nicht nochmals Geld ausgeben wollen, da sonst die CD-Sammlung ausufert und man irgendwo halt eine Grenze ziehen muß. Dafür stehen einfach bereits zu viele andere gute Scores in meiner Sammlung, die mir persönlich noch mehr bedeuten. Nein, die GDM-CD ist kein Bootleg. Das hast Du wohl falsch verstanden. GDM hat den Titel eben über Curci lizenziert bekommen so wie sie viele andere der bereits von Dir weiter oben besprochenen Western-Titel immer über Sugar/CAM erhalten haben. Nur Sachen von General Music und RCA werden von ihnen selbst gemanagt. Genaues über die Arbeitsteilung zwischen Pregadio und Micalizzi ist nicht bekannt. Micalizzi war ja damals noch ein absoluter Newcomer, so dass wohl Pregadio ihm da einige Hilfestellung geboten hat. Es heißt, dass die beiden Walzer am Ende und auch die elegischen Tracks 2,5 und 12 anscheinend von Pregadio stammen sollen. Micalizzi selbst ist ansonsten musikalisch eigentlich kaum mein Fall. Keine seiner späteren Westernmusiken hat mich vom Hauptthema her nochmals so beeindruckt wie die PISTOLERO-Musik. Das ist schon ein Ausnahmefall. Die späteren Sachen von ihm sind eher den 70ern entsprechend popig und funkig - da gibts natürlich eine ganz große Fangruppe dafür, meinen Filmmusik-Geschmack trifft das aber so gut wie gar nicht. SACRAMENTO von ihm z.B. finde ich völlig belanglos und kaum goutierbar. So was würde ich niemals kaufen und nicht mal auf CDR behalten. Selbst der Terence Hill/Bud Spencer-Score LO CHIAMAVANO TRINITÀ ist für mich im Leben kein Pflichtkauf. Irgendwo habe ich den auch noch auf einer CDR in einer Ecke rumliegen, aber groß bedeuten tut mir der nichts. Ist sicherlich recht cool und lässig, wenn man darauf steht, aber mir sagt der Lounge-Stil nicht besonders zu und nach einer Viertelstunde langweilt mich das Vor Sich Hin-Getrotte doch eher. Kann man sicher mal laufen lassen für eine Weile, aber müßte ich nicht haben. Und da unterscheidet sich wohl mein Geschmack von dem von Sami doch wohl auch gehörig. Der von ihm genannte L'ULTIMO MERCENARIO von Nicolai ist übrigens ohnehin gar kein Western, sondern ein Actionfilm von 1968. Würde ich auch niccht kaufen wollen, da auch hier zuviel Pop-Elemente im Arrangement mitspielen. Hatte ich mal gehört, hat aber kaum gezündet bei mir. EL CISCO kann man noch nehmen, hat natürlich aber auch nicht die Klasse von 100.000 DOLLARI PER RINGO. Und auch SHANGHAI JOE ist eher durchwachsen, die Musik wurde übrigens zum Goßteil schon für BUON FUNERALE AMIGOS an 1970 komponiert. Empfehlenwerter sinnd da eher noch DJANGO SPARA PER PRIMO oder INDIO BLACK, beide lohnen sich durchaus und kann man kaufen. Bei der alten CAM-CD mit der Dopplung DJANGO SPARA PER PRIMO und ANDA MUCHAACHO SPARA hatte man natürlich den großen Vorteil, dass man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte. Inzwischen muß man sich die Scores wieder einzeln in noch längeren Fassungen zulegen, was aber dann nicht allzuviel einbringt. Abseits vom Western-Genere gibt es noch einige sehr schöne sinfonische Nicolais, die mir zumindest Einiges bedeuten, aber ich weiß nicht, ob Dich das interessieert. JUSTINE hatte ich ja bereits angesprochen, ebenfalls wunderbar sind ELEONORA, VITA DI MICHELANGELO, L’ALPIN L’E SEMPRE QUEL oder mit ein paar kleinen Abstrichen EL CRISTO DEL OCEANO. LA BATTAGLIA DEL DESERTO z.B. hat auch ein Klasse Thema, das sich durchzieht, hängt aber ab dann ab und an mal ein wenig durch. Das Thema selbst könnte aber auch direkt aus einem Western kommen. Italo-Western-Scores, die im klassischen Stil von PISTOLERO fast durchweg Spaß machen auf CD, gibts schon noch ein paar, auf die man nicht so ohne Weiteres kommt. Ich würde da etwa folgende nennen: - L’IRA DI DIO von Michele Lacerenza (der Trompeten-Solist bei Morricone war, was hier gut zu hören ist) - COMIN’ AT YA von Carlo Savina (ein edles Spätwerk von Savina, das wenige kennen) - BANDIDOS von Egisto Macchi (man denkt bei bestimmten Phrasen vom Thema witzigerweise fast an Kurt Weill, absoluter Ohrwurm-Score) - MINNESOTA CLAY von Piero Piccioni (interessante Mischung aus Italo Western, leicht Jazzigem und etwas Böttcher-Sound) Gibt noch ein paar mehr, aber die fließen nicht immer so gut durch wie z.B. von Ferrio PER POCHI DOLLaRI ANCORA oder QUEI DISPERATI CHE PUZZANO DI SUDORE. Letzterer aber in der alten, kürzeren Album-Fassung doch eine ganz runde und beachtenswerte Sache. Und wie schon oft gesagt: Für mich eines der musikalischen Highlights in dem Genre, aber eben vom Sound her nicht unbedingt typisch, ist Rustichellis L’UOMO, L’ORGOGLIO, LA VENDETTA – selbstverständlich in der alten CAM-Fassung,, denn die Bonus Tracks der neuen Fassung sind eher unnötig. Bei dem Score bin ich noch auf Deine Meinung gespannt.
  23. Hierzu sollte man natürlich wissen, dass der Score in dieser Fassung wie er nun bereits zum dritten Mal aufgelegt wurde bereits an 1970 auf einer Ariete-Library-LP mit dem Titel "Musica per commenti sonori" erschien, wo der Filmtitel gar nicht genannt wurde. Hier das damalige LP-Cover: http://www.discogs.com/Roberto-Pregadio-Franco-Micalizzi-Musica-Per-Commenti-Sonori/release/5555981 Daraus erklärt sich somit auch ein wenig diese Aufteilung in diegetische/nicht-diegetische Tracks für die A- und B-Seite der Library-LP. Curci ist der Musikverlag, der die Rechte an der Musik hatte und auch immer noch hat. Das heißt, GDM hat nicht die Rechte dran, auch wenn sie den auf CD vor ein paar Jahren gebracht haben, und sie können somit auch gar nicht auf irgendwelches zusätzliches Musikmaterial aus dem eigenen General Music-Archiv zurückgreifen. In dem Fall ist das unmöglich. Curci ist ohnehin ein etwas merkwürdiger Musikverlag, wo man meistens davon ausgehen kann, dass, wenn überhaupt, dann nur ihre Album-Master aus den 70ern (meist vom hauseigenen Carosello-Plattenlabel) überlebt haben und kaum was darüber hinaus. Das ist natürlich auch der Grund, warum es von PISTOLERO eben nur noch das LP-Master von damals gibt. Und die Sequenzierung hat man bei der ersten und auch beider zweiten CD-Veröffentlichung jeweils genau so wieder übernommen. Die erste Viertelstunde des Scores finde ich übrigens auch recht gut, vor allem das Hauptthema zündet außerordentlich und macht richtig Spaß. Aber wie Du schreibst, verflacht, die Musik dann auf der B-Seite bzw. in der zweiten Hälfte der CD-Fassung natürlich vollständig. Das ergibt so insgesamt keinen Sinn und ist schon eine arg seltsame Darbietung eines Scores, die gerade beim ersten Anhören reichlich Verwunderung auslöst. Es ist eigentlich nicht die Regel, dass ein Score dermaßen auseinanderdriftet. Deshalb habe ich ihn auch nie gekauft, weil es denn doch insgesamt gesehen ein bißchen zu wenig ist für mich. So was reicht mir dann doch auf CDR.
  24. Ich glaube, daß wir hier zu unterschiedliche Ansichten haben und so sicher auf keinen gemeinsamen Punkt kommen. Denn ich würde mich hüten, hier starre Regeln aufzustellen, weil es bei mir immer um den einzelnen Score geht. Der eine funktioniert für mich sehr gut als komplettes Album, der andere halt nicht. In den vielen Jahren des Sammelns habe ich so viele Überraschungen erlebt gerade bei zuvor völiig unbekannten Scores, die dann plötzlich wunderbar eingeschlagen haben, während Bekannteres dann unter Umständen eher nicht so ankam, daß ich mir keinesfalls von vornherein solche Regeln auferlegen würde, bevor ich nicht selbst erst mal in eine bestimmte Musik reingehört habe. Außerdem habe ich denn doch zu viele schöne Alben mit Einzelscores von Delerue und Morricone in der Sammlung stehen, die mich erfreuen, um dabei von reinen Ausnahmen zu sprechen. Das sind nämlich schon jeweils ein paar Dutzend, bei Morricone vielleicht noch ein paar mehr. Es ist für mich einfach nicht so viel anders wie bei anderen Filmkomponisten, die ich schätze, wo ich aber genauso selektiere, was ich haben will und was nicht und was eben meinem Geschmack entspricht. Und mit METTI, UNA SERA A CENA werden wir auch nicht groß zusammenkommen, denn das ist beileibe keine Musik, die ich haben müßte. Nicht unbedingt mein Fall, da zu popig. Klar kenne ich den kompletten Score natürlich, aber wirklich behalten habe ich nur die Version mit Milva (Dedicato a Milva da Ennio Morricone)
  25. Klar ist die Musik etwa von Delerue oder Morricone ganz anders konzipiert als die der Amerikaner, betont mesit mehr Stimmung und Atmosphäre anstatt einen kontinuerlichen sinfonischen Fluß auszubreiten und einzelne Aktionen zu untermalen. Dennoch würde ich das Ganze viel differenzierter sehen und nicht Alles einfach über einen Kamm scheren wollen. Sicher kommt bei mir persönlich auch noch eine eindeutige Präferenz für die elegische Melodik der Franzosen und Italiener hinzu, aber ich kann vielen ihrer Alben doch so Einiges abgewinnen. Wobei ich aber dazu sagen möchte: Es gibt da sehr große Unterschiede bei mir, denn kommt zuviel reine Spannungmusik in einem Score vor, dann habe ich die LP oder CD meist wieder abgestoßen. Und dennoch ist es so, daß sich so einige Alben der Komponisten bei mir in der Sammlung gehalten haben, die ich dann in der Regel auch komplett - nicht nur ein paar wenige Auszüge davon - durchhöre und auch auf keinen Fall mehr missen möchte. Selbstverständlich gibt es sehr dröge Morricone-Soundtracks, die auf Dauer nur langweilen - ist auch bei seinem riesigen Oeuvre kaum anders möglich -, aber so was habe ich mir entweder von vornherein nicht zugelegt oder bei einem eventuellen Fehlkauf bereits vor vielen Jahren gleich wieder abgestoßen. Wenn die romantischen Stücke auf der anderen Seite mein Gefallen finden und genügend von ihnen vorhanden sind, dann ist das für mich schon eine ziemlich sichere Bank. Und so was kann ich dann genauso gern anhören wie irgendeinen Goldsmith oder Williams. Ist halt eine ganz andere Art und Weise zu komponieren, aber in der Beziehung mag ich wiederum die Vielfalt innerhalb der Filmmusik. Ich muß ja nicht immer nur dramatische Action und heroische Sinfonik hören, sondern auch mal was ganz Anderes. Mir ist es lieber, verschiedene Varianten eines Themas zu hören, das mir wirklich zusagt, als irgendwelchen funktionalen Spannungsleerlauf, der nirgendwo hinführt und den ich bei expandierten Fassungen gerade auch der Amerikaner oft genug zu meinem Leidwesen anhören muß. Es ist durchaus auch die Schönheit diverser Arrangements in sich, die ihren spezifischen Reiz haben kann und wo man sich dann nicht so schnell dran satt hört. Und es ist bei Delerue oder Morricone ja nicht immer nur ein einziges Thema, sondern es gibt durchaus oft mehrere in ihren Scores, die sich bei einem Score durchziehen und in diversen Varianten erscheinen. Wenn dann zwischendrin mal nur ein oder zwei Spannungsstücke noch kommen, stört mich das kaum. Manchmal kann das ein oder andere zudem vielleicht gar nicht so schlecht sein. Aber es gibt wirklich für mich mehrere Delerues und Morricones, wo ich das ganze Album stets an einem Stück durchhören kann und ganz bestimmt nichts missen möchte. Ich nenne nur mal bei Delerue ein paar wenige Beispiele wie LES DEUX ANGLAISES ET LE CONTINENT, OUR MOTHER'S HOUSE, BLACK STALLION RETURNS (in der alten Fassung) oder CHOUANS, bei Morricone IL DESERTO DEI TARTARI, IL PRATO, LA CALIFFA, MARCO POLO (auch die alte Fassung), QUESTA SPECIE D'AMORE, L'EREDITA' FERRAMONTI und noch so einige mehr. In all den Scores sind für mich kaum Hänger drin, die kann ich alle bis auf vielleicht ein oder zwei Tracks jeweils voll durchlaufen lassen - und zumnidest für mich ist es ein Hochgenuß. Oder was für eine melodisch charmante und bezaubernde Musik ist etwa JUSTINE von Nicolai? Das ist ja wunderbar von Anfang bis Ende ohne großen Leerlauf zwischendrin.. Insofern stellt sich für mich die Sache schon deutlich anders dar als für Dich. Man muß aber natürlich vielleicht auch einen besonderen Draht zu der italienischen Melodieführung und zu dieser Art des Komponierens haben, um daran so seinen Spaß zu haben wie es nun mal bei mir der Fall ist.
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