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Soundtrack Board

Roland Mair-Gruber

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    Roland Mair-Gruber

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  1. Ich habe den Vergleich zwischen Geräuschkompositionen und Filmmusik gezogen weil eine semantische Neubesetzung in den Raum geworfen wurde, die "in den Filmen von denen hier die Rede ist - halt mehr Sounddesign, von Charakter und Ausführung her" ist, was meiner Meinung nach diese Soundtrack etwas diffamiert. Es wird nämlich suggeriert, dass die Qualität der Musik verliert, wenn man sich auf "effekthascherische" sounddesigns verlässt, die zwar funktioniert, "[...] aber mit musikalischer Qualität" nichts zu tun haben. Meine Meinung und auch meine These ist aber, dass selbst roher Sounddesign als Geräusch als Teil der Musik angesehen werden kann und auch funktioniert, sollte sie so konzipiert sein. Warum das dann als minderwertig abgetan wird, erschließt sich mir nicht ganz. Das Ticken bzw das sounddesign in Dunkirk ist "nicht originell" aber es erzielt doch genau die Emotion und Wirkung, die konzipiert ist? ISt es damit nicht gelungene Filmmusik? Nochmal konkret zum Geräusch: Ich gebe zu, das war ein etwas harscher Vergleich, aber es passte zu Dark Knight und dem Sounddesign. Denn vor allem bei Geräuschkomposition wird häufig gefragt: "ja aber was hat das mit Musik zu tun? Da sind ja keine Töne, keine Melodien.." und genau das wollte ich aufgreifen. ZB werden ja auch häufig Tieffrequenzwellen zur Spannungserzeugung verwendet. Spannend an dem Vergleich ist übrigens, dass sofort als von Geräuschkompositionen von Ligeti, Berio etc. die Rede war, es ja ganz selbstverständlich "um akademische Ausnahmeexperimente" handelte. Dass in weiterer Folge KLANGKUNST als ganze Strömung und Gattung etablierte, schließt eine "Ausnahme" schon mal aus. Wenn also ein Filmmusikkomponist Sounddesign oder Geräusche implementiert hat es nicht die selbe ästhetische Qualität als bei Ligeti? Vor allem weil bei Ligeti und Cage der Zufall eine wesentliche Rolle spielt, während musikgewordene Geräusche im Film ja strikt im zeitlichen Ablauf geregelt sind, ähnlich wie Schaeffer, der Geräusche auf Tonband aufnimmt und nicht von Perkussionisten live einspielen lässt, wie zB Ligeti in Le Grand Macabre. Dieser Vergleich steht für mich im Zentrum der Überlegung. Besonders effektiv wird es nämlich, wenn Sounddesign und "Musik" eine ästhetische Kohärenz finden. Wie gesagt, das theoretische Konzept dahinter war mir eigentlich wichtiger, aber bei kurzer Überlegung sind mir doch einige Sachen eingefallen, genaue Time Codes kann ich jetzt aber nicht nennen: - Artificial Intelligence (Spielberg, John Williams, 2001): Foley Sound und Musik verschmelzen in einigen Schlüsselmomenten, vor allem weil die Foleysounds nicht nur rhythmisch sondern teilweise auch auf die Tonart des Williams Score abgestimmt wurde, bspw das Summen, brummen der Maschinen. Spontan fällt mir der "Aufstieg" des Mondes ein. - Matrix (Don Davis): Bin mir noch nicht sicher, ob das ein gutes Beispiel ist, müsst ich erst genauer reinsehen. Aber aus der Erinnerung heraus sind alle Action Scenes in Matrix eigentlich ziemlich musikalisch gestrickt, auch ohne die "Musik". Zumindest schreibt Danijela Kulezic-Wilson in "The Music Of Film Silence" (2009, S.4), dass diegetische Sounds als rhythmische Akzentuierungen verwendet werden, was ich auch so in Erinnerung habe. Zb bei der Shootout scene, der Alarm, die schritte etc. - Doom (2016, Mick Gordon): ja ich weiß, Video-Spiel-Musik: trotzdem ein interessantes Beispiel, denn der score besteht zu enormen Teilen aus Altagsgeräuschen, die mittels audio morphing mit synthesizer sounds verschmolzen wurden - im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn man bspw mit einer Kettensäge zugange ist, besteht die Melodik des soundtrack aus einer Mischung aus Kettensäge und e-gitarre und nicht in dem Sinne ich hab 2 Audiospuren, auf einer ist eine Gitarre, auf der anderen eine Kettensäge, sondern die Klänge werden durch structural audio morphing vermischt.Teil der Musik sind Schreie, flüstern, Grunzen, Kettensägen, Kettengerassel etc. Was mir noch spontan einfällt: Michael Haneke, dessen Filme of gar keine Musik enthalten: 71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls (1994) wird in diversen Fachliteraturen als Beispiel für Soundtrack ohne Soundtrack genannt. Die Geräuschkulisse der Tischtennisszene hat zB sicherlich rhythmische Qualitäten. -Arrival (Johannson): ähnlich wie Berio: die Dekonstruktion von alltäglicher Sprache So, erstmal genug für heute, vllt fällt mir morgen noch was besseres ein
  2. Ligeti, Berio und Konsorten haben aber Geräuschkompositionen gemacht, Alltagsgeräusche und Gegenstände in ihre Musik eingebaut. Sounddesign in Filmen ist meiner Meinung nach genauso durchkomponiert, wie die Geräusche in Werken von den oben Genannten, vor allem weil sounddesign durchaus von Komponisten intendiert wird. Und Sounddesign muss nicht gleich ambient sound sein! Wenn das Ticken in Hans Zimmers Score zu Dunkirk und Interstellar kein Teil der Musik ist, was ist dann György Ligetis Poema sinfónico para 100 Metrónomos? Pierre Schaeffer - Etudes de bruits Alle oben genannten Komponisten implementieren Geräusche in ihre Musik oder nehmen Bezug darauf.
  3. Sorry, war blöd formuliert. Meinte natürlich explizit diejenigen, die auf meinen Beitrag geantwortet hatten Werd ich machen. Auch hier hat sich eine Frage ergeben: -) Zwischendominanten -) Polytonalität
  4. Kann sein, aber ich denke bei Filmmusik das Bild immer mit. Und ich kann mir schon vorstellen, dass Zimson das im Kontext des Filmes meint. Dann drehen wir uns aber dahingehend im Kreis, dass es dann wieder die ewige Streiterei gibt was Musik eigentlich ist? Sounddesign, so wie du das hier meinst, kann meiner Meinung nach durchaus Musik sein. Was würden wir sonst mit Werken von György Ligeti und Luciano Berio, Pierre Schaeffer, La Monte Young, Steve Reich, JOhn Cage?
  5. Ja, das ist auch tatsächlich die große Schwäche. Es schwingt trotzdem das patriotische (warum eigentlich?) amerikanische Superheldentum durch. Mir hätte da auch entweder eine tatsächliche Stille, oder eine Konzeption a la Johann Johannson besser gefallen. Den pop-Einfluss wird Zimmer wsl nie mehr los. Aber ist es dann nicht trotzdem "gute" Filmmusik? Ob man sich das dann als CD kauft, oder bei Spotify ohne Bild anhören kann sei dahingestellt. Aber bei einer Filmmusikproduktion geht es ausschließlich um den Effekt MIT Bild.
  6. Mit "einiges" würde ich d'accord gehen, aber "sehr viel"? Mein Channel is voll mit Horrorfilmmusik und original scores, die für kurzfilme entstanden sind, Remakes von Scores, die nicht unbedingt dem Mainstreamblockbuster entsprechen, original Kompositionen für Blasorchester und halt ganz frühen Versuchen überhaupt ein virtuelles Orchester zum Klingen zu bringen Und ja, Superherlden-Sujets sind auch dabei, denn es macht einfach Spaß im Kontrast zu "eerie" Horrormusik auch mal üppige Ochesterblockbuster mit sinnentleerendem Taikogetrommel zu komponieren. Nur die Kritik von Sebastian zielt ja nicht darauf ab, dass ich in meinem kompositorischen Schaffen mal auf das Superheldensujet zurückgreife, sondern darauf, dass ich mich stattdessen mit "wertiger" Musik beschäftigen soll. Eine Thematik, die mir als Musikwissenschaftler besonders aufstößt und nein, ich sitze auch als Musikologe nicht in meinem Büro und denke nur über die "gleichen, inflationär verbreiteten Superhelden-Bildern und Fantasy-Schlachtplatten" nache.
  7. Ich hab die Bücher geliebt, regelrecht verschlungen. Aber der Film war leider weit unter Durchschnitt. Ich hab das Gefühl, dass sich PJ mittlerweile an seinen Buchverfilmungen eher die Finger verbrennt. Zu Tom Holkenborg bin ich gespaltener Meinung, ich finde der score war das beste an Mortal Engines. Bewusst archaisch mit sattem Bläserklang, Anleihen an Wagner und wirklich interessanten (Leit-)Motiven, die die Charaktere nicht nur oberflächlich darstellten. Auch seine Harmonik wird von Film zu Film interessanter. Hier findet man zB polytonale Akkordfolgen im Brass und sogar Zwischendominanten Leider fällt er in der Vertonung der rollenden Städte in seine immergleiche deep percussion Orgie mit extreeeeem langem Hall, die ich in seinen co-composer Filmen mit Hans Zimmer schon extrem plump fand. Was man Tom aber zu gute halten muss - hat jetzt weniger mit Mortal Engines zu tun: Der Mann hat einen Youtube-Kanal! Während Hans Zimmer und Konsorten für ihre "Master Class" Kurse Unmengen an Geld verlangen und diese dann nur aus nichtssagenden Interviews bestehen, lädt Tom Tutorials, Videos und Behind The Scenes Videos hoch, in denen er wirklich detailliert scores, themen, einzelne Motive, Aufnahmetechniken, Porduktionshintergründe etc. erklärt und zeigt. Mein Wunsch wäre, dass dieser Art des Einblicks in einen Soundtrack von mehreren Komponisten gemacht wird. https://www.youtube.com/user/junkiexlofficial
  8. Die "krawall-szenen" mal außen vor, die übrigens fast alle von Tom Holkenborg sind, wie du schon sagtes: Zimmer ist minimalistisch, die Musik extrem flächig und drone-synthesizer-lastig. Das mag jetzt vllt etwas komisch klingen, aber ich finde, dass Zimmers Score deshalb homogener ist, WEIL er "einfach kaum was" macht. Es gibt einen gewissen Kontrast zum Bild, den ich an der Musik sehr schätze (wie gesagt Taiko-Getummel ausgeschlossen), was auch eine gewisse Ruhe ausstrahlt. Der Film an sich war eher mist. Aber einen Kontrast herzustellen, Selbstzweifel etc. zu untermauern und die Frage in den Raum zu stellen: "Bin ich ein Gott? Bin ich unbesiegbar?" ist meiner Meinung nach einfach homogener als eine stereotype Leitmotivik die auf den "american hero" abzielt. Wie bereits andere schon angedeutet haben. Die Darstellung von "Super"-Helden hat sich verändert. Auch wenn @Mephisto die Psychologisierung auf den Keks geht finde ich, dass es das ist, was den 70er/80er/90er Helden gefehlt hat. Kompositorisch schließe ich mich den meisten hier an, Williams ist natürlich interessanter, man darf aber mMn nicht vergessen, dass es sich um FILMmusik handelt und im Kontext des Films hat mich Williams nicht beeindruckt.
  9. Hab ich was verpasst? Also kann ja sein, dass ich den Diskurs bis jetzt nicht mitgekiregt hab, aber ich finde eine nähere Auseinandersetzung mit zwei kontrastierenden Stilen über das gleiche Sujet auf jeden Fall gehaltvoll und vor allem kontextuell spannend. Ohne dir zu nahe treten zu wollen, aber nur weil ich ein Arrangement über Superman gemacht hab und darüber diskutieren will, heißt das nicht, dass ich mich die letzten 10 Jahre ausschließlich damit beschäftigt habe. Ich glaub da hast du ein falsches Bild von mir, warum auch immer..
  10. Ja, wenn man so wie du an die Sache rangeht, braucht man dafür wirklich keine Forumsdiskussion. Das ist meiner Meinung nach aber extrem kurzsichtig gedacht. Denn 1.) jemanden, der tatsächlich eine konkrete Frage hätte, mit "google doch selber" abzuspeisen, ist nicht gerade pädagogisch wertvoll. Wie bereits angedeutet, ist es oft besser etwas direkt erklärt zu bekommen, auch wenn es hier schriftlich stattfindet. 2.) Was wenn jemand eine Erklärung nicht versteht, oder Rückfragen hat? Dann ist ein Thread genau der richtige Platz. Wen soll derjenige Fragen, wenn er was im Wiki Artikel nicht versteht? 3.) ist das hier ein Soundtrack-Forum. Den Wiki-Artikel des Orgelpunktes in Ehren, aber hier könnte man die Theorie im Kontext der Filmmusik, auch mit konkreten Beispielen erklären. Da einer bereits gesagt hat, dass er sich für Orgelpunkt interessiert, werde ich das machen. Schade ist, dass die ganzen Thematik offenbar nicht "ernstgenommen" wird. Hier gebe es die chance ein kleines aber feines Lexikon zu erarbeiten, das etwas Rücksicht auf filmmusikalische Themen nehmen könnte.
  11. Na siehste .. Vllt kommt man selbstständig ja nicht auf Begriffe, die man erklärt bekommen möchte, sonder entdeckt sie erst durch das Musiklexikon hier?
  12. Na gut, dann warte ich auf konkrete Fragen und denk mir nicht etwas eigenständiges aus, das vllt filmmusikalische Relevanz hat. Ad Temp Track. Da kann man den Schwerpunkt noch etwas tiefer setzen als: Temp Track = temporäre Beispielmusik für Szenen.
  13. Themen, die meiner Meinung nach sinnvoll wären und mir spontan einfallen: -) Orgelpunkt -) Temp Tracks
  14. Sehr gut! Ist momentan noch ein weiterer Beitrag in Planung? Nicht, dass ich jemanden etwas weg schnappe
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