Aldridge

Warum denke ich bloß die ganze Zeit an "Harry Potter"...?

Selber denken ist grundsätzlich schon mal kein schlechter Ansatz. Machen viel zu wenig Menschen. Es geht nicht darum, wie viele meckern, sondern wie laut. Aber ja, natürlich wurde das auch medial aufgeblasen. Mich hat es jedoch gewundert, dass das dem Film nicht sogar genützt hat, da er somit ja eine Menge Aufmerksamkeit bekam. Die ganze Kritik an "Big Brother" & Co. (oder selbst damals an "Die Sünderin") war ja auch immer positiv für die Zuschauerzahlen.

Im Buch vielleicht, im Film nicht. Das war ja auch das Paradoxe an den Protesten von den Verblendeten Christen zum Film: Gegen den Film, der in der Richtung recht harmlos ist, wurde ein Sturm entfesselt. Bei den Büchern, die in der Aussage viel eindeutiger sind, hat es seinerzeit allenfalls einen lauen Wind gegeben..

Ich auch, aber in entgegengesetzter Richtung. Bringt mich drauf, was "Book of Eli" doch für ein toller Film hätte sein KÖNNEN, hätten sie den christlichen Dre... äh, Subtext weggelassen. Ho, Fury, war nur Spaß. Ansonsten, nein, bist du nicht übers Ziel geschossen. Ich habe normalerweise auch etwas gegen Pauschalaussagen, aber ich denke, ich habe es dann ja auch differenziert genug erklärt. Also: No hard feelings, wie der Ami sagt. Da hatte ich wohl Glück. Meine DVDs (waren ja noch DVD-Zeiten ) waren in Ordnung. Ich hätte gerne noch einen zweiten Teil gesehen. Ich fand, die Story hatte Potenzial. Und das Szenario mit seinen Steampunk-Anwandlungen fand ich sehr schön.

Ich denke, JETZT sind wir zum Kern der Sache vorgedrungen. Mehr braucht man da eigentlich nicht sagen.

Frag doch einfach, ob eine handwerklich gute Umsetzung von "Mein Kampf" respektiert werden müsste. Edit: Könnten wir hier mal einen Narnia-Thread aufmachen? Das hat ja alles nichts mehr mit dem goldenen Kompass zu tun...

Ich unterstelle den Machern hier zumindest, nicht mit sonderlich viel Fingerspitzengefühl vorgegangen zu sein. Ob sie dem Geist Lewis´ dabei gerecht werden wollten oder nicht, sei einmal dahin gestellt. Die Botschaft, von wem auch immer sie kommt, dass nur die zum Ziel kommen (und von Gott "gelobt" werden), die blind glauben, ist jedenfalls sehr offensichtlich vorhanden. Genauso wie eine etwas alttestamentarische Auffassung von Recht. Und zwar offensichtlicher als in vielen anderen Werken, die ich kenne. Ich halte es deshalb auch für sehr haltbar, dieses aus den Filmen herauszulesen. Es gibt insbesondere in Teil 2 mehrere Handlungsmotive, die dies untermauern (die ich bereits beschrieben habe). Womit wir zu... ...kommen. Es ist ein Unterschied, ob ein Filmemacher (sei es Spielberg oder meinetwegen sogar Cosmatos) ein archetypisches Motiv verwendet, um eine Heldenfigur stärker zu inszenieren, oder ob er damit auch gleich eine entsprechende Aussage verbindet. Wenn Stallone im Film leidet und endet wie Jesus, dann ist das was anderes, als wenn er dem Zuschauer auch noch eine entsprechende Botschaft ins Gesicht schreit. Insofern kann ich auch nicht von einer "guten Verfilmung" sprechen. Ich erwarte von solch einer Produktion in den aufgeklärten Zeiten, in denen wir in unserem Teil der Welt leben, nun mal etwas mehr, als überkommenen Botschaften 1 zu 1 eine Plattform zu bieten. Erst recht, wenn Ideologie mit Unterhaltung verbunden wird. Wie gesagt: Ich sehe dahinter keine Verschwörung des Vatikans , aber es ist einfach nicht zufriedenstellend, ja geradezu ungenießbar. Und dass es letztlich mit Geschmack zu tun hat, habe ich bereits geschrieben. Genauso wie ich geschrieben habe, dass ich nicht mehr von "Dreck" sprechen werde. Deshalb ist es müßig, darauf herumzureiten. Anscheinend habe ich damit aber irgendwas in dir beleidigt, wie es scheint. Sollte das wirklich so sein, dann entschuldige ich mich dafür. Das ändert nur leider nichts daran, dass ich die Filme recht bedenklich finde.

Ich korrigiere mich in: "...und dann würde es dort ziemlich trist..."

...zumal wir dann alle im Elfenbeinturm enden würden, und dann würde es dort ziemlich eng...

Wie würdest du die Rolle der kleinen Schwester im Kontext mit den Handlungen ihrer Geschwister im zweiten Narnia deuten? Niemand hat etwas von Rekrutierung geschrieben. Aber eine moralische / ideologische Botschaft wird da ganz deutlich transportiert. Ich muss eine Kritik, die über Tolkiens Kritik hinausgeht, nicht "erweisen". Ausschlaggebend ist, wie es bei mir als Zuschauer ankommt.

Stimmt, die Bücher sind - angeblich - schon nicht ohne. War ja auch ein Grund, warum Tolkien das Werk seines Kollegen überhaupt nicht gelungen fand. Und dass hinter Walden Media eine recht konservative Gesellschaft steht, wurde ja auch oft genug diskutiert. Wobei ist Walden jetzt nicht als Rechtsaußen des Katholizismus bezeichnen würde. Die haben auch sehr schöne Filme gemacht wie etwa "Ember City" (der auch geflopt ist). Ich will übrigens nicht diffamieren. Das ist das, was ich aus den Narnia-Filmen herauslese und was es mir unmöglich macht, die Dinger zu genießen. Die christlichen Motive sind zweifellos vorhanden und werden leider mit dem Holzhammer präsentiert.

Ja, ich will auch niemandem vorschreiben, wie er die Filme zu sehen hat. Jeder hat bei jedem Film eine andere Schmerzgrenze, wo er denkt "WTF!?!?". Manche können mit fliegenden Kühlschränken leben, manche nicht. Und manche können mit christlichen (oder überhaupt religiösen) Botschaften leben, manche nicht. Ich fand´s nicht mehr schön... Es gibt im Fantasy-Bereich deutlich besseres Material, das auch besser verfilmt worden ist, es aber leider nicht auf drei Teile gebracht hat.

Das ist ein wahres Wort!

Ich habe nur etwas wider den Stachel gelöckt, sorry. Ich weiß schon, worauf du hinaus willst. Ich werde es auch nicht mehr als "Dreck" bezeichnen, sondern als dogmatischen und ideologisch äußerst fragwürdigen Stoff im verführerischen Gewand eines Fantasy-Films. Narnia 1 fand ich im Vergleich zu dem, was da noch kommen sollte, deutlich subtiler, ja geradezu zurückhaltend. Ok, die Aslan-Figur war auch dort schon penetrant und die Moral rund um die Endschlacht natürlich fragwürdig, aber das ging halt alles noch und war ignorierbar beim Schauen. Narnia 2 hat dann aber echt eine Stufe zugelegt. Da haben wir die Adams-Söhne und Evas-Töchter, die nach ewiger Abwesenheit in "ihr" Land kommen und dort zwischen Tod und Leben richten dürfen (tatsächlich ist die erste Handlung, dass sie eine Fantasy-Kreatur - kein Mensch! - wegschlachten, ohne zu wissen, was da überhaupt passiert), während alle niederen Kreaturen das auch einfach so hinnehmen. Das Konzept des "Glaubens ohne zu hinterfragen" wird dann durch die Rolle der kleinen Schwester total auf die Spitze getrieben inkl. moralischem Zeigefinger. Und irgendwann sehen wir dann wieder Halbwüchsige, die völlig selbstverständlich mit dem Schwert zu Werke gehen. Welche "Message" soll das alles transportieren? Nene... Das wäre ein Traum.

Ich fand das eigentlich noch sehr diplomatisch für das Gebotene (ab Teil 2, Teil 1 ging tatsächlich noch...) Ich will halt auch mal so vom Leder ziehen dürfen wie die Star Wars-"Fans". Stimmt, der Film wirkte insgesamt etwas - Achtung, Wortwitz - sprunghaft. Dann hätte halt Greengrass übernehmen und Liman nur noch produzieren sollen... Ja, der "Push"-Flop war auch sehr schade.

...den ich als zahnlosen "Battle Royale"-Klon für überaus gelungen halte. "Stardust" und "Jumper" sind tatsächlich auch bei mir Wunden, die gerade wieder aufgerissen werden. Wobei eine Fortsetzung zu "Jumper" ja lange im Gespräch war. Ich fand zwar, dass der Schwächen hatte (und damit meine ich NICHT den Hauptdarsteller ), aber in möglichen Fortsetzungen hätte man das super ausbauen können... Schade... Jupp, wobei ich bezweifle, dass da auch die Marketingkosten mit drin waren...

Klar, New Line wollte einen neuen "Herr der Ringe". Der hatte ja auch verhältnismäßig wenig gekostet (genau genommen ein Schnäppchenpreis) und über Gebühr eingespielt. Der "Goldene Kompass" war dann schon recht dreist als direkter Nachfolger angekündigt. Dabei hätte den Beteiligten irgendwann klar werden müssen, dass es zwischen den beiden Geschichten deutliche Unterschiede gibt. Dass ein kleines Studio wie New Line dann kein sonderlich hohes Risiko eingehen will, ist auch verständlich, aber dann sollen sie die Rechte wenigstens auf den Markt schmeißen für günstig Geld.

Umso trauriger, das Ganze... Wenn Hollywood vor dem Bible-Belt kuscht...

Wenn jemand den Narnia-Dreck kauft, kriegt man doch auch den Goldenen Kompass los, oder?

Das meinte ich mit: "Dann verkauft man eben die Rechte."

Der hat doch weltweit gar nicht so schlecht eingespielt. Ok, für die Studios ist das US-Einspiel ausschlaggebend, aber mit DVD- und TV-Auswertung wird New Line Cinema da schon ein Plus gemacht haben. Der Christen-Kappes rund um "Narnia" ist ja inzwischen auch auf drei unerträgliche Streifen angeschwollen, obwohl das US-Einspiel von Teil 2 deutlich unter den Kosten lag. Dann verkauft man eben die Rechte...

Zwischenruf: Wie viele "Jugendbücher" gibt es eigentlich da draußen, die allesamt "Weltbestseller" sind, von denen man aber kaum was gehört hat? Und werden die wirklich nur von "Jugendlichen" gelesen oder in der Mehrheit doch von "Erwachsenen"? Und warum wird "Der goldene Kompass" nicht fortgesetzt?

Die von einem anderen Member erhofften Geistesblitze löst das Teil bei mir keineswegs aus (was natürlich nicht an meinem Brägen liegt, sondern an der Musik ). Mal abgesehen vom tollen Hauptthema ("Persuaders" lassen grüßen) und ein zwei netten Motiven ist das leider nur Spannungsgewabere, das irgendwann sogar nervt. Kommt im Film natürlich sehr gut und funktional, aber als Hörgenuss würde ich das nicht bezeichnen. Anyway, die Alben waren ein gutes Angebot, und dafür gibt es wenigstens ein paar knackige Themen (von jeweils einer Minute Länge... ).

Na, dann hast du jetzt im Winter ja ausreichend Gelegenheit, beinahe täglich ins Kino zu gehen...

Ich versetze gerade meine Kollegen und mich mit "Outgunned" in angenehme Hektik...