-
Gesamte Inhalte
4.418 -
Benutzer seit
-
Letzter Besuch
Alle Inhalte von sami
-
So, jetzt habe ich auch nochmal Zeit gefunden (nicht wirklich, aber für den Pferdebeschwanzten mach ich's dann doch): PAPILLON Hier stimmt die Mixtur aus Lyrik, entrückten Impressionismen und entfesselter Dissonanz einfach (perfekt). Man denke nur, was so ein Film heute an belanglosen Ethnogetrommel, substanzlosem Underscoring-Gedrohne und Allzweckwaffen-Themen (wahrscheinlich) bekäme. Der Film wurde ja oft als hochglanzpoliertes Hollywood-Überlebensmärchen gescholten, mir hat er eigentlich immer gefallen - und Goldsmith schafft dafür den perfekten Musikeinsatz. Komplett still, bis die Gefangenen auf die Teufelsinsel kommen, dann in gesteigerter Intensität, bis im Finale das bis dahin nur schemenhaft angedeutete, zum Teil eher geisterhaft im Hintergrund stehende Musette-Walzer-Thema voll ausgespielt wird (ist ja einer der Klassiker aus des Meisters Melodienschrank, die Idee hatte aber, wie er freimütig einräumte, Schaffner, der ihn quasi dazu drängte). Dazwischen ein Kabinettstück wie BUTTERFLIES, das beweist, dass er Debussy und Ravel schon vor SECRET OF NIMH auf dem Kieker hatte und einige sehr stimmungsvolle und zT brutale Stimmungsbilder, die das Leben der, pardon, armen Schweine auf der Gefangeneninsel zum Teil brutal düster, zum Teil verhalten romantisch hoffend einfangen. WIND AND THE LION War mir zu Anfang meiner Sammelleidenschaft, wo ich eher auf die relative Glätte eines JURASSIC PARK oder auch späterer Goldsmithe abonniert war einen Happen zu chaotisch und harsch in seinen brutalen Percussionattacken - das wahre Genie dieser Melange aus musikalischem Abend- und Morgenland erschließt sich sowieso erst nach dem Studium des eigentlich plumpen, aber spaßigen Milius-Films. In vollendeter musikalischer Formwahrung baut Goldsmith seine archaische Berberfanfare für Raisuli (der 13. Krieger läßt grüßen) auf derselben motivischen Idee auf, wie sein hymnisches Americana-Thema für Roosevelt und spielt mit dieser Ambivalenz, bis in einer versonnenen Montagesequenz am Schluss die beiden Krieger, die trotz aller Unterschiedlichkeit doch nur zwei Seiten einer Medaille sind, musikalisch endgültig vereint werden: während Roosevelt einen Brief Raisulis liest, umschmeicheln sich Exotik und Americana und münden in einem harmonischen Zwiegespräch - musikalische Völkerverständigung at its best! (diese Musik kommt mir immer als erstes in den Sinn, wenn mir Leute von den Qualitäten eines Scores wie GLADIATOR erzählen - Welten dazwischen, sage ich, Welten!) ISLANDS IN THE STREAM Ich mag das Hauptthema eigentlich nicht sonderlich, aber die Mischung aus leicht getupfter Meeresbrise (hier hauptsächlich das Holz), orchestraler Karibikstimmung und set pieces wie der Haiattacke (die Szene ist eher routiniert gefilmt, aber wie Goldsmith hier JAWS meets Karibikrhythmen meets Strawinsky zelebriert, ist schon ein starkes Stück und hebt den Film phasenweise auf die Ebene eines kleinen Kunstwerkes). Auch wie sich im letzten Drittel die musikalischen Stränge verdichten und George C. Scotts letzte fiebrige Erinnerungen im Delirium musikalisch nochmal alle thematischen Ideen kunstvoll aufgreifen, ist eine filmmusikalische Sternstunde, die einen erfolgreicheren und weniger prosaischen Film verdient hätte- CAPRICORN ONE Hier wird es schwierig: diesen Platz hätten sich OMEN, OMEN 2, THE SWARM oder BOYS FROM BRAZIL teilen können, letztendlich ist CAPRICORN ONE übrig geblieben (bei mir wäre es BOYS geworden, die Walzeridee ist dann doch um einiges stärker) und als solches das perfekte Bindeglied zwischen den zum Teil verschrobenen und harten 70ern und den breiter ausgeschwungenen und verschnörkelteren 80ern. Das Hauptthema war mir in jungen Jahren auch noch zu sperrig, bis ich irgendwann erkannte, dass genau die einpeitschend-kompromißlose Konzentration auf Schlagwerk, Klavierhämmern und röhrenden Trompeten/Hörnern der eigentliche Clou ist und das Warten auf den DARTH VADER-Marsch total unsinnig. Dazu braucht es dann aber auch ein Stück Offenheit für Goldsmith und die paranoiden 70er - die alte Warner-Platte (imposante Neueinspielung unter JG) bastelt ja basierend auf dem Hauptthema den Actiontrack OUTBREAK und es verstößt gegen die Genfer Konventionen, dass dieses musikalische Furiosum nie Eingang in den Konzertsaal gefunden hat. STAR TREK Letztlich das Magnum Opus, sowohl im epischen Ansatz, als auch in den musikalischen Stilmitteln - von romantisch verklärten Tondichtungen rund um den Space Marsch bis zur versponnenen Mixtur aus Vaughan-Williams und Avantgardisterei in THE CLOUD und Co. Wenn das alles in einem Vortex aus Windmaschine und mystisch flirrenden Streichern in THE MELD zu einer Einheit findet fragt sich der geneigte Filmmusikfreund, ob er jemals mehr erwarten konnte von dieser Kunstart.
-
Veröffentlichung Tadlow Music: JERRY GOLDSMITH - THE SALAMANDER
sami antwortete auf samis Thema in Scores & Veröffentlichungen
Vielleicht auch eine Altersfrage? -
Heute pfui sind bei mir weniger die genannten Genrefilme, als vielmehr auf gefällig gemachte 0815-Streifen, sagen wir sowas wie GRÜNE TOMATEN oder MISS DAISY UND IHR CHAUFFEUR, denen ich früher die lauten Elogen des Lobs gerne abgenommen habe, mich aber nach (zufälliger) Sichtung im TV gefragt habe, wieso man auf solch transparente Oscarhurerei mal reingefallen ist. (siehe auch: DER MIT DEM WOLF TANZT, wobei mich bei dem hauptsächlich die Barry-Weichspülermucke nervt).
-
Die Musik ist ja noch aus Goldsmiths ökonomischer Phase, dementsprechend ist hier die Orchestrierung noch sehr transparent und luftig, besonders in den Spannungs- oder romantischen Passagen sind oft nur 2 oder 3 Instrumente und viele solistische Sprenkel am werkeln. Ich mag eigentlich nur die peppigen Actiontracks (THE HOSTAGE, NIGHT FLIGHT) und den Haupttitel, der Rest ist mir dann doch zu trocken aufgenommen und funktional am Film dran.
-
Grundsätzlich will ich erwähnen, dass KEINER der aufgeführten Scores fehl am Platze wäre auf einer Best-of-Liste. Es gibt etwas kargere Sachen wie HIGH VELOCITY, die aber dennoch 1a konzipiert sind - selbst THE DON IS DEAD (den haben wir mal zur Sichtung für die alte Goldsmith-Website in der Filmwissenschaft der Freien Universität aufgestöbert). Was die Wahl aber einfach(er) macht, ist, dass Goldsmith zu dieser Zeit noch etliche Klasseproduktionen betreuen durfte. Filme wie PATTON oder PAPILLON waren ja die respektablen ENGLISH PATIENTS der damaligen Zeit, während RANSOM der noch spärlich repräsentierten CHAIN REACTION-Fraktion entstammt, die in den 70ern in Goldsmiths Oeuvre selten vertreten war. Ich empfehle übrigens den geneigten Hörern, sich PETER PROUD und THE OTHER in den Gehörgangen entfalten zu lassen. Zwei spooky Scores aus des Meisters Feder, deren melodische Qualitäten sie aber auch für nicht-Genre-Hörer interessant machen. http://www.youtube.com/watch?v=xq9xSxzAwCQ (PS: wieso erscheinen bei mir immer die Links und keine Einbettungen des Players mehr??)
-
Veröffentlichung Tadlow Music: JERRY GOLDSMITH - THE SALAMANDER
sami erstellte ein Thema in Scores & Veröffentlichungen
Offenbar hat Tadlow als nächste Goldsmith-Neueinspielung, passend zur Umfrage, den lange verschollenen SALAMANDER von1980 mit den Pragern neu aufgenommen (ab 03:55 im Clip gibt es Jerry pur): -
Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
sami antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Hoffentlich nicht so: -
Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
sami antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
-
Als voice-of-reason möchte ich anfügen, dass es auch dringlichere Probleme auf der Welt gibt, als einen Knackser im vierten Track von PREDATOR o. ä. Damit meine ich nicht nur den Hunger in Afrika, ich denke auch in unser aller persönlichem Leben. Ich bin manchmal arg schockiert, um wieviele kleine Fehler ein übermäßig großes Bohei gemacht wird (Stichwort: Lebenszeit) - eingedenk der Tatsache, dass jedes Release sowieso von 40 parallelen flankiert wird.
- 79 Antworten
-
- 4
-
- Javier Navarrete
- THE HOLE
-
(und 2 weitere)
Markiert mit:
-
PATTON WILD ROVERS PAPILLON WIND AND THE LION TAKE A HARD RIDE ISLANDS IN THE STREAM CAPRICORN ONE BOYS FROM BRAZIL GREAT TRAIN ROBBERY STAR TREK Überraschungsfrei, aber aufgrund der ikonischen Statur diverser Einzelwerke haben persönliche favoriten wie LAST RUN oder PETER PROUD hier deutlich weniger Schangsen. Es gäbe Scores wie BREAKHEART PASS, DAMNATION ALLEY, diverse OMENS etc., die alle auch irgendwie famos sind, aber am Ende bleibt der Bauer eben bei dem, was am häufigsten auf der Speisekarte erscheint...
-
RIP
-
Angeblich KÖNNTEN aber auch ein paar Raptoren auf dem Schiff gewesen sein. Oder Spielberg wollte dem Schnitzer mit der mal-da, mal-weg-Klippe hinter dem T-Rex-Gehege aus JP einen würdigen Nachfolger setzen.
-
Ich pointiere: storytechnisch lachhaft dünne B-Movie-Ware, aber mit sagenhaften set pieces zu (fast) großem Kino aufgewertet. Man merkt richtig, wie Spielberg desinteressiert die notwendigen Übel runterkurbelt, um dann bei den Actionszenen wie ein Duracellhase abgeht. Die Raptoren-im-Gras-Szene würde ich persönlich sogar zu den inspiriertesten solcher Szenen in en letzten Jahrzehnten zählen.
-
Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
sami antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Das ist der Übeltäter: -
Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
sami antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Der Synclavier im MAIN TITLE mit der Schunkelbegleitung ist allerdings wirklich nichts für schwache Nerven, also: Respekt.. -
Ich würde mir POTA eventuell nochmal in einer guten Neueinspielung gefallen lassen, ansonsten ist mir das Gehörte in seiner Gänze einfach zu sperrig und mit dem blechigen Klang auch nicht gerade eine Wohltat für die Ohren. Grundsätzlich habe ich auch gelernt, bestimmte Interessen und Desinteressen weitestgehend zu akzeptieren. So finde ich z. B. mehr interessante "Hooks" für die Ohren in SHOCK TREATMENT als in POTA, der für mich mit dem Main Title, Clothes Snatchers, Hunt, und No Escape bestens bedient ist.
-
Der ist aber auch nicht schlecht, "vielleicht superoriginell....aber sonst doch eher Mittelmaß". Ich kann mit POTA als filmMUSIK wenig anfangen. Einige Kernstücke höre ich mir sicher gerne hin und wieder an, in seiner 50-Minuten-Pracht geht mir das Werk eher ab. Der ist unter den wilden, atonalen Scores der wilden 60er sicher Höhe- und Endpunkt (für Goldsmith kam das nächste derartige einschneidende Experiment mit MEPHISTO-WALTZER, dann ALIEN, dann wurde es auch eher duster diesbezüglich), aber aufgrund von Tonqualität und karger Sprache eben perfekt auf den eher trocken-beobachtenden Sci-Fi-Ton des Films angepaßt. Kriegt auf meiner Favoritenliste deshalb keine Stimme...dazu bin ich viel zu verliebt ins Tonale.