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Intrada: THE COLLECTOR (Maurice Jarre) / DAVID & LISA (Mark Lawrence) Ich habe jetzt 10 Minuten nach dem Eintrag gesucht. Entweder ich habe ihn übersehen, oder diese Veröffentlichung ist tatsächlich bisher übergangen worden. Diese Scores kannte ich bisher beide nicht, bin aber gerade sehr angetan und bereits beim zweiten Hördurchgang. Viele Komponisten haben einen mehr oder weniger unverwechselbaren Personalstil, der sie auch für einen musikalischen Laien wie mich klar identifizierbar macht. Aber auf Jarre trifft das in besonderem Maße zu. Seine eigenwilligen Instrumentierungen und Melodien wirken auf mich vollkommen originär und einzigartig. COLLECTOR ist ganz und gar in diesem so speziellen Stil gehalten und läßt sich mit nichts sonst vergleichen, außer halt mit anderen Jarre-Scores. Wüßte ich nicht, dass es sich bei dem Film um ein Psycho-Horror-Drama handelt, würde ich anhand der Musik auch nicht darauf kommen. Ein ganz bemerkenswerter Ansatz, den Jarre hier gewählt hat. Eine tolle Musik, eingängig, originell und hörenswert. Zu erwähnen ist auch die außerordentlich gute Klangqualität, die wirklich jede Nuance im Ensemble fein säuberlich zu tage fördert. DAVID & LISA scheint die einzige Filmmusik von Mark Lawrence zu sein. Ebenfalls eine interessante Musik mit experimentellen Ansätzen zu einem seinerzeit erfolgreichen Psychatrie-Drama. Aufgrund der Kürze dieses Scores wurden für die B-Seite der LP drei Jazz-Stücke eingespielt, die auf den Filmthemen beruhen und für sich genommen auch ihren Reiz haben. Tolle Kopplung zweier Mainstream-LPs, und für mich eine bereichernde Entdeckung.
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Der amerikanische FILM NOIR von 1941 - 1958
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Musik: Sol Kaplan Der Film beginnt mit einem Kameraschwenk aus der Vogelperspektive über eine Stadt. "Das ist San Francisco, wie man es vom Telegraph Hill aus sieht. Und das ist das Haus auf dem Telegraph Hill, in dem ich einst Frieden und Ausgeglichenheit zu finden glaubte." Das Haus ist ein viktorianischer Bau, ähnlich dem berühmten Domizil von Norman Bates in Hitchcocks Psycho. In diesem Haus findet die Polin Victoria eine Heimat, nachdem sie ein deutsches Konzentrationslager überlebt und nach Kriegsende die Identität einer verstorbenen Mitgefangenen angenommen hat. Ebenfalls plötzlich verstorben ist Tante Sophie, die Besitzerin des Anwesens, was Viktoria nun zur Alleinerbin macht. Doch damit steht sie den Plänen ihres frisch angetrauten Ehemannes im Wege. Der Plot mit dem Identitätstausch weißt natürlich eine gewisse Parallele zu NO MAN OF HER OWN auf. Und weil Robert Wise ein stets verläßlicher Regisseur mit ausgeprägtem, filmdramaturgischem Geschick ist, weiß er die Geschichte auch entsprechend interessant umzusetzen. Einige Szenen, etwa diejenige, in der Viktoria eine riesige Bruchstelle in der Rückwand einer Gartenlaube entdeckt, hinter der es eine steil abfallende Klippe heruntergeht, und vor allem die Sequenz, in der Alan Viktoria ein vergiftetes Getränk aufdrängen will, erzielen einen Suspense, der vor allem auf der psychologischen Ebene funktioniert, und der sich hinter Hitchcock nicht zu verstecken braucht. Seinen Anteil daran hat auch Sol Kaplan, dessen Score mit einem starken, dramatisch-stampfenden MAIN TITLE beginnt, der an Bernard Herrmann erinnert. Die dort eingesetzten Snare Drums setzen sich in den folgenden Stücken POLAND und KARIN fort und verweisen auf Viktorias Kriegserlebnisse. Sie selbst bekommt ein unschuldiges, fragil wirkendes Thema an die Seite gestellt, das sich besonders charmant in ANNOYANCE äußert. Der gesamte Score ist bis auf die hier und da auftretenden dramatischen Spitzen eher zurückhaltend, eigentümlich beklemmend, von schwer zu beschreibender Schönheit. Höhepunkte aus meiner Sicht sind die Tracks STAY AWAKE und das anschließende FINALE mit ihren hohen Klavierakkorden und Glöckchen- oder Triangel-Klängen, mit denen Kaplan eine geradezu traumverlorene, einlullende Wirkung erzielt. "... what particularly distinguishes Kaplan´s music for HOUSE ON TELEGRAPH HILL is it´s fine-tuned strangeness - it´s tone of taut yet almost other-worldly eeriness." -
Ja, der Film enthält auch irgendwo Musikschnipsel von Williams und andere Sachen. War ja durchaus nicht unüblich damals in Fernost. Wenn ich das also richtig verstehe, dann enthält der Film im Höchstfall irgendwo Library-Musik von Scott. Dann könnte das ja mal jemand in der Imdb korrigieren.
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Als der Film NINJA-KOMMANDO in den 80er Jahren mal im Fernsehen ausgestrahlt wurde, hat mich seinerzeit vor allem der ultracoole Titelsong LEGEND OF THE NINJA begeistert. Der spukte mir noch lange im Kopf herum. Und heute, über 30 Jahre später, entdecke ich zu meiner größten Verblüffung, dass John Scott für dieses Thema verantwortlich ist. Der Mann ist auch in den obskursten Gefilden anzutreffen, aber das macht ihn auch so interessant. Tolle Sache für die 80er-Jugend:
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Der amerikanische FILM NOIR von 1941 - 1958
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Vielen Dank für die Ergänzungen und Tipps! Walking Dead habe ich mir jetzt mal auf DVD bestellt, da ich den bisher nur in der deutschen Fassung vom TV her kenne. Mit Kaun habe ich mich bisher noch garnicht beschäftigt, daher bin ich da ganz offen für Anregungen. Er gehörte wohl eher zu den unsichtbaren Filmmusikern, da er offenbar selten irgendwo erwähnt wurde, aber im Hintergrund ungeheuer produktiv war. Ist zumindest mein Eindruck, wenn ich mir seine Filmographie ansehe. Ich meine, mal irgendwo aufgeschnappt zu haben, dass die Frankenstein-Musik ebenfalls ein Archiv-Track war. Kann das sein? -
Der amerikanische FILM NOIR von 1941 - 1958
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Musik: Bernhard Kaun, W. Franke Harling, Howard Jackson Ausnahmsweise muss ich hier mal den von mir selber gesetzten Zeitrahmen verlassen, denn BLACK LEGION stammt aus dem Jahr 1937, vereint aber schon einige Stilmittel des Film Noir in sich, war ein wichtiger Karriereschritt für den zum damaligen Zeitpunkt noch nicht zu Starruhm aufgestiegenen Humphrey Bogart und ist mir auch durch seinen guten Score aufgefallen. Die "Schwarze Legion" treibt ihr Unwesen in Form von Terrorakten in einer amerikanischen Kleinstadt und deren ländlicher Umgebung. Neue Mitglieder findet die Organisation in Personen, die mit den sozialen und politischen Verhältnissen unzufrieden sind. Dies trifft auch auf Frank Taylor zu, der um seinen Lebensstandard fürchtet, als er den ihm in Aussicht gestellten Vorarbeiterposten in der Fabrik an einen polnischen Kollegen verliert. Frank schließt sich der Legion an und nimmt fortan an deren Überfällen teil. Er erlebt zwar einen sozialen Aufstieg, doch als er im Affekt seinen eigenen Freund tötet, begreift er, welch fatalen Weg er eingeschlagen hat. Aber ein Ausstieg aus der Legion ist nicht vorgesehen. Ein bemerkenswerter Film, der gegen faschistische Ideologien klar Stellung bezieht und als solcher von zeitloser Aktualität ist. Darüber hinaus ist er in seiner straffen, präzisen Erzählweise äußerst kurzweilig, spannend und mit seinem Verzicht auf ein konventionelles Happy End überraschend konsequent. Auch die Musik ist nicht zu verachten. Vor allem das dramatisch wogende Eröffnungsstück von Bernhard Kaun hat es in sich. Laut IMDB wurde außerdem Musik von Franke Harling und Howard Jackson verwendet. Keiner der Komponisten wird in den Credits genannt. Mutmaßlich stammt das alles aus dem Archiv, ist aber nichtsdestotrotz sehr gut und effektiv eingesetzt. Die deutsche Synchronfassung verwendet größtenteils denselben Score, bastelt ihn allerdings um die Dialoge herum, setzt dialogfreie Musikpassagen an anderen Stellen ein, oder läßt den Score auch mal ganz weg, um nicht mit dem Dialog in Konflikt zu geraten (letzteres ist z.B. bei Franks Aufnahmezeremonie der Fall). Die deutsche DVD bietet zwar keine Extras präsentiert den Film aber in vorbildlicher Qualität und sei an dieser Stelle wärmstens empfohlen. -
Der amerikanische FILM NOIR von 1941 - 1958
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
MOONTIDE / NACHT IM HAFEN (1942) Musik: Cyril J. Mockridge, David Buttolph Der Hafenarbeiter Bobo ( Jean Gabin) hat eine turbulente Nacht in der Taverne hinter sich. Am nächsten Tag kommt er in der Kate eines Fischers unter, kann sich aber nicht mehr an die Vorfälle der letzten Nacht erinnern. Er erfährt, dass es einen Zwischenfall gegeben hat und ein alter Seemann namens Pop Kelly dabei getötet wurde. Bobo ist erschüttert, da er sich nicht sicher ist, ob er etwas damit zu tun hat. Soweit die Ausgangslage. Der Film ändert seinen Tonfall danach und schlägt in eine melodramatische Liebesgeschichte um, als die Kellnerin Anna (Ida Lupino) ins Spiel kommt, die von Bobo bei einem Selbstmordversuch aus dem Meer gefischt wird. Bis vor wenigen Tagen war ich mir gar nicht bewußt, dass Jean Gabin auch mal ein kurzes Intermezzo in Hollywood hatte. Umso erfreuter war ich, eine von mir bisher unentdeckte US-Produktion mit ihm nun begutachten zu dürfen. Und es hat sich gelohnt. Zwar soll der Film gegenüber der Vorlage von Willard Robertson wesentlich geglättet worden sein, und der melodramatische Anteil nimmt in der Tat etwas zuviel Raum rein, gelangweilt habe ich mich dennoch keine Sekunde. Dies liegt in erster Linie an dem begnadeten Jean Gabin, der seine Rolle auf so charismatische wie unnachahmliche Weise mit Leben füllt. Aber auch das übrige Ensemble agiert hervorragend. Ida Lupino ist sicherlich eine der nuanciertesten Aktricen im amerikanischen Noir-Kosmos und der chronische Nebendarsteller Thomas Mitchell kann hier in der Rolle des bulligen Tiny so richtig zeigen, was in ihm steckt. Absolut großartig ist die Szene in der er und Lupino in der Fischerhütte aufeinandertreffen. MOONTIDE ist nur in Teilen ein Noir. Dann aber richtig. Die Sets sind fast ausnahmlos im Studio entstanden, was man ihnen auch ansieht. Doch sind sie so schön arrangiert und so stilvoll fotografiert, dass dieser Umstand nicht ins Gewicht fällt. Der Score von Mockridge und Buttolph ist mir sehr positiv aufgefallen. Weitgehend zurückhaltend und dezent, ohne erkennbares Leitmotiv, fängt er mit großem Fingerspitzengefühl Stimmungen und Emotionen ein, ohne dass mir auch nur eine aufdringliche Note aufgefallen wäre. Aber in ein paar wenigen dramatischen Szenen schwingt sich das Orchester dann auch zu aufwühlenden Höhepunkten empor. Ganz besonders eindrucksvoll, filmisch wie musikalisch, ist die finale Konfrontation auf der nächtlichen, nebelumwaberten Kaimauer gelungen. Hier eine von mir zusammengestellte Mini-Suite, bestehend aus Titel- und Schlußmusik, sowie aus dem besagten Kaimauer-Finale (etwas gekürzt und, um Spoiler zu vermeiden, mit Standbildern versehen): -
Zumindest den bekommst Du noch problemlos auf CD. Guckst Du hier: http://www.soundtrackcorner.de/nati-con-la-camicia-p1536.htm Bisher nur als Vinyl-Single bzw. auf Compilations. Und die La Biondas werden halt nicht mehr kommen, wie es ja oben schon geschrieben steht. Aber vom Supercop gab´s immerhin eine LP und vom Ganovenschreck eine Single. Da hat der Sammler was zu jagen .
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DER KNABE AUF DEM DELPHIN (1957) Zwischen einem wohlhabenden Antiquitätensammler (Clifton Webb) und dem Archäologen Calder (Alan Ladd) entstehen Rivalitäten um eine wertvolle Statue, die die Schwammtaucherin Phaedra (Loren) vor der Küste von Hydra im Meer gefunden hat. Phaedra, aus ärmlichen Verhältnissen stammend, ist in erster Linie am Geld interessiert und gibt zunächst vor, sich nicht an den Fundort erinnern zu können, um zu verhindern dass Calder die Statue dem griechischen Volk übergibt. Bis sie sich in ihn verliebt. Das klingt nach einer romantischen Schmonzette, und im Grunde ist das auch nicht verkehrt. Aber der Film ist so hinreißend fotografiert, die Bildkompositionen so stimmig, dass er den Zuschauer schon in den ersten Minuten mit unwiederstehlichem Traumfabrik-Charme einzulullen vermag. Hugo Friedhofers Musik gehört sicher zu den schönsten Filmkompositionen überhaupt und war für mich der Grund mir endlich auch mal diesen Film zu Gemüte zu führen. Schon der Titelsong (der auf einem griechischen Lied basiert) ist einfach entwaffnend, und auch die Tauchszenen verdanken ihren märchenhaft-entrückten Charakter zu einem erheblichen Teil der Filmmusik. Klassisches, optisch anmutiges Hollywood-Kino. Und noch ein wichtiger Hinweis zur Fassung: Es ist nicht egal, welche Veröffentlichung man sich besorgt. Mein erster Versuch vor ein paar Wochen war die deutsche DVD von KSM, und ich mußte nach 15 Minuten abbrechen. Zwar im richtigen Format, aber dunkel, unscharf und in den Farben ausgebleicht. DeLuxe Color war das nicht. Also habe ich mir die amerikanische BD geholt, und erst hier erstrahlt der Film so, wie er sein sollte. Also Finger weg von der KSM-DVD, die zur Zeit aber sowieso vergriffen ist.
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Rizzo-Abenteuer Nummer 3, und es bleibt beim bewährten Konzept. Von Neapel geht´s diesmal nach Südafrika, wo unter der Führung des schmierigen Spiros (Werner Pochath) ein florierender Diamanten- und Drogenschmuggel sattfindet. Mit von der Partie ist wiederum ein kleiner einheimischer Junge. Und an dieser Stelle sei auch mal Enzo Cannavale erwähnt, der in allen vier Teilen den schusseligen Sidekick Caputo gibt. Auch dieser Film nimmt die Kriminalhandlung zum Anlaß, möglichst viel Prügel-Klamauk einzubauen, wobei die Kamera die südafrikanischen Schauplätze sehr attrakiv anbietet. Die Action stimmt, und im Hauptquartier des Schurken kommt sogar etwas James-Bond-Stimmung auf. Viel Abwechslung und tolle Arrangements erwarten den Hörer auf dieser CD. Rizzo kommt allmählich ins Disco-Zeitalter, wie man anhand des umgestalteten Piedone-Themas hört, das aber diesmal tatsächlich nur ein einziges Mal in Erscheinung tritt. Die Actionthemen "African Adventure" und "Chase" sind mitreißend und funkig. "Diamonds" beschreibt mit eingängiger Melodie die sinistren Machenschaften rund um den Diamantenplot. Zusammengehalten wird das ganze von dem tollen Song "Freedom", sowohl in gesungener Form wie auch in mannigfaltigen Instrumentalfassungen, bei denen De Angelis immer wieder mit entwaffnenden Instrumentierungsideen begeistern. Mein Lieblingsscore von den drei bisher erschienenen. In Jugendtagen hatte ich verzweifelt nach der Langspielplatte gesucht, aber nur eine Single gefunden. Dass es hierzu nie eine LP gegeben hat, erfuhr ich erst sehr viel später und es dauerte dann ja auch noch bis 2005, ehe der Score in ganzer Pracht erscheinen sollte.
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In seinem zweiten Leinwandeinsatz gegen den organisierten Drogenhandel führt Kommissar Rizzo die Spur nach Bangkok und Hongkong. Ihm zur Seite steht der Amerikaner Barella (Al Lettieri) und ein kleiner Waisenjunge namens Yoko, dessen Mutter vom Kartell getötet wurde. Obwohl die Story eigentlich ganz brauchbar ist und mit dem Jungen Yoko auch eine anrührende Nebenhandlung erzählt wird, ist der Nachfolger (und das gilt auch für die folgenden Teile) längst nicht mehr so stimmig wie es der Origianlfilm war. Zu bemüht auf Prügelklamauk ist die Inszenierung ausgerichtet, die aber immerhin nette exotische Schauplätze bietet. Eingerahmt wird der Score natürlich wieder vom entspannten Piedone-Thema. Das urbane Getümmel exotischer Großstädte findet seine Entsprechung im orchestral-funkigen "Piedone a Hongkong" und in "Silkin Street". Dazwischen tummeln sich Tracks mit exotischem Einschlag, vor allem der mit fernöstlichem Istrumentarium eingespielte "Antichi Templi" mit seinem mystischen Flair weiß zu gefallen. Ansonsten gibt es jede Menge handfester Action- und Suspense-Krimimusik, vom gemächlichen "Appostamento" bis zum wilden "Inseguimento". Klasse Score, der auch wieder wenig Hinweise gibt, dass es sich hierbei um eine Komödie handelt. Seltsam, dass hierzu (wie auch zu den nachfolgenden Teilen) damals keine Langspielplatte angeboten wurde, sondern lediglich eine Single. Material wäre genügend vorhanden gewesen.
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Kommissar Rizzo ist ein alter Hase bei der neapolitanischen Polizei. Er hält wenig von Schußwaffengebrauch, drückt bei kleinen Gaunereien gerne ein Auge zu und bekommt aufgrund seiner eigenwilligen Methoden stets Ärger mit seinem Vorgesetzten, der ihn vorübergehend sogar vom Dienst suspendiert. Trotzdem ermittelt er gegen eine skrupellos agierende Rauschgiftbande. SIE NANNTEN IHN PLATTFUß ist eine komödiantische Variante des "Poliziotteschi", des italienischen Polizeifilms der 70er Jahre, ironischerweise inszeniert von Stefano Vanzina, der dem Genre nur ein Jahr zuvor mit "Das Syndikat" maßgeblich den Weg geebnet hat. Auch PIEDONE LO SBIRRO hält sich mit Klamauk noch weitgehend zurück und erzählt seine im Grunde ernsthafte, zum Teil sogar recht brutale Handlung um Drogenhandel in Neapel mit gut inszenierten Actionszenen und erlaubt seinem Hauptdarsteller auch Emotionen zu zeigen. Für mich Bud Spencers bester Alleingang. Viel Freude macht auch die Filmmusik-CD, die mit den Tracks 1-10 zunächst das ursprüngliche Album präsentiert. Das Piedone-Thema ist natürlich auf den Rizzo-Charakter zugeschnitten und fließt wunderbar sanft durchs Ohr. Es taucht später noch in einer wehmütigen Variante mit Flöte und Gitarre auf ("Piedone is sad"), die in den emotional berührenden Szenen eingesetzt wird. Daneben sind es vor allem die groovigen Source-Music-Tracks, die einen Großteil des Albums ausmachen. Von diesen hat vor allem das eingängige "Piedone e Ferramonti" einen starken Score-Charakter und könnte glatt als eigenständiges Poliziotteschi-Hauptthema durchgehen. Die angehängten Bonus-Tracks (11-20) bieten alternative Versionen, eine hübsche Modifikation des Hauptthemas mit Akkordeon und vor allem mehr vom suspensebezogenen Score. Was auf der CD aus rechtlichen Gründen fehlt ist die eigentliche Titelmusik, bei der das Piedone-Thema von Santo & Johnny auf der Steel Guitar interpretiert wird, ein seinerzeit sehr populäres Künster-Duo. Diese Aufnahme findet sich nach wie vor nur auf einer 1973 erschienen Single, während auf der LP (und somit auch auf der CD) die von De Angelis mit Akustikgitarre eingespielte LP-Version zu finden ist.
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Jeder bescheißt jeden in diesem rustikalen, prügelfreudigen Western-Klamauk um echte und falsche Goldminen. Ob das alles nun auch lustig ist, kann jeder für sich selbst entscheiden. In einem gut besetzten Kino der 70er Jahre war das sicherlich eine vergnügliche Sache, zumal das Handwerkliche, wie immer bei Regisseur Castellari, stimmt. Das Titelstück SOUNDS AND VOICES setzt sich mit seinem Gitarren- und Schlagzeugrhythmus, der weiblichen Vokal-Begleitung und der attraktiven Melodie unmittelbar im Gehörgang fest. Von diesem Thema folgen nicht weniger pfiffige Varianten mit Banjo, Mundharmonika oder Klavier. In den SQUARE-DANCE-Tracks spiegelt sich der Klamauk-Anteil wieder, mal als beschwingter Saloon-Tanz, mal mit kindisch-kalauernden Motiven, bei denen man sich ein breites Grinsen kaum verkneifen kann. Highlight ist aber WENDY, ein wirklich hübsches, verspielt-romantisches Thema für das weibliche Gauner-Duo, bei dem dann auch mal die Streicher einsetzen. Auch wenn der Titeltrack mehrmals in unterschiedlicher Länge wiederholt wird, ein größtenteils amüsantes, originelles Album, das alleine schon wegen WENDY ins Regal gehört.
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Zwei Komödien aus den Jahren 1977 bzw. 1979 deren gemeinsames Merkmal unter anderem der Schauspieler Renato Pozzetto ist, in der Commedia Italiano zu der Zeit ein oft gesehenes Gesicht. TRE TIGRI CONTRO TRE TIGRI besticht mit einem außerordentlich unterhaltsamen Score mit orchestral ausgebauten Folklore-Themen. Schon der Eröffnungstrack erfreut mit Saxophon, Tango-Rhythmus und einem mittendrin drauflosknödelnden Operettentenor. Es folgen beschwingte Stücke mit ansteckend vergnügter Akkordeon-Begleitung, ein episch angehauchter Track mit Streichern über Trommelrythmen, skurrilen Suspense, eine hektische Verfolgungsjagd bei der vor allem das Schlagwerk gefordert ist und auch mal ein kurzes melancholisches Zwischenspiel. In AGENZIA RICCARDO FINZI PRATICAMENTE DETECTIVE wird dem Titelhelden ein wiederum sehr einprägsames, zum Mitpfeifen animierendes Thema von augenzwinkernder Lässigkeit an die Seite gestellt. So gehört sich das für einen Comedy-Detektiv-Charakter. Selbiges Thema durchzieht als roter Faden die 11 Tracks, wobei mir vor allem die langsamere Blues-Version in Track 15 gefällt. Die Suspense-Anteile könnten dagegen auch einem ernsthaften Poliziotteschi jener Tage entsprungen sein. So begegnet uns mehrmals ein simples Spannungsmotiv, das vor allem in Track 20 zum mitreißend-funkigen Actionthema hochkocht. Für De-Angelis-Fans eine prächtige CD ohne nennenswerte Schwächen.
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Ja, an diese Reihe hatte ich auch gedacht, und daran auch damals gewisse Hoffnungen bezüglich Eichhorn geknüpft. Wirklich ein Jammer.
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Bernhard Eichhorn: SCHLOSS HUBERTUS Mal wieder Zeit für einen unveröffentlichten Score aus deutschen Landen. So kitschig und zugegebenermaßen auch langweilig die Ganghofer-Verfilmung SCHLOSS HUBERTUS auch sein mag - die Musik von Bernhard Eichhorn ist grandios, dynamisch, mitreißend. Ich weiß nicht, warum es niemals einen Musik-Querschnitt durch das Schaffen dieses Komponisten gegeben hat. Eichhorn hat bis in die 70er Jahre hinein so viel gemacht, vor allem für Käutner. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es dazu nichts mehr in den Archiven gibt.
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THE FOG war bei mir auch in der engeren Wahl. REEL 9 mag sicher das "horribelste" Stück des Albums sein, aber ich finde auch alle anderen wirklich schön und atmosphärisch perfekt auf dem Punkt. Gerade die Abspannmusik hat mir seinerzeit sehr gefallen. Dieses geheimnisvolle, aber auch melancholische Thema mit dem unablässig-klopfenden (Klangholz)-Takt. Als ich mir damals als Jugendlicher die Schallplatte gekauft hatte, habe ich sie rauf- und runtergespielt, auch wenn ich zuerst etwas irritiert war wegen der kleinen Änderungen. Damals hatte ich noch keine Ahnung von Film- und Albumversion. Auch die Abspannmusik hätte ich gerne in der gleichen Schlichtheit gehabt, wie sie mir vom Film her vertraut war. Statt dessen war sie etwas mehr herausgeputzt und auch noch als TITELMUSIK auf der Schallplatte ausgewiesen (es war die deutsche Colosseum-Pressung), was mich noch jahrelang verwirrt hat. Sehr treffend finde ich die Formulierung im Silva-Booklet: "The music for THE FOG is cloaked in an aura of beauty." So sehe ich das auch.
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Der amerikanische FILM NOIR von 1941 - 1958
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Hugo Friedhofer: THE HARDER THEY FALL Nicht jeder Schauspielerlegende ist eine würdevolle Abschiedsvorstellung von der Leinwand (und aus dem Leben) vergönnt. Im Fall von Humphrey Bogart besteht in dieser Hinsicht aber kein Grund zur Klage, handelt es sich bei SCHMUTZIGER LORBEER doch um ein durch und durch starkes, von Mark Robson straff und kompetent inszeniertes Milieu-Drama, das allerdings trotz seiner hohen Qualität wenig beachtet zu werden scheint. Es geht um den naiven Amateur-Boxer Toro Moreno, der zwar eine beeindruckende Statur hat, aber als Boxer wenig Talent besitzt. Sein Manager ist der skrupellose Ned Benko (Rod Steiger), der sein Vermögen mit fingierten Boxkämpfen gemacht hat, und der auch Toro auf diese Weise zum umjubelten Champion aufbaut. Sportreporter Eddie Willis (Bogart) kämpft mit seinem Gewissen, als er bemerkt, dass Toro eiskalt ausgenutzt und um seinen Anteil betrogen werden soll. Ein wahrlich unglamouröser, ernüchternder Blick hinter die Kulissen, mit einem wie immer großartig aufspielenden Rod Steiger, dem als gewissenloser Benko keine Methode zu brutal ist, seinen Sportlern ihren persönlichen Ehrgeiz auszutreiben. Unglamourös ist auch die Musik von Hugo Friedhofer, die einen für ihn nicht ungewöhnlichen, unterkühlten Charakter hat. Da sie bisher nirgendwo veröffentlicht worden ist, habe ich die Musik der ersten vier Minuten mal hochgeladen. Man beachte auch das prägnante Trompetenmotiv (etwa bei 2.20), als Bogart erstmals auf der Bildfläche erscheint und dass seinen Charakter auf sehr subtile Weise hervorhebt. -
Für mich wäre es EYE OF THE DEVIL von Gary McFarland. Harfensolo, gespenstische Chöre, Jagdhornmotive, voll ausgeschöpftes Orchester und ein ganz eigenwilliges Flair. Melancholisch, schaurig, beklemmend, bisweilen aggressiv. Dramatische Höhepunkte sind Track 9 (The Grave in the Forest) als Deborah Kerr im Wald von Kuttenträgern umzingelt wird, und natürlich der finale Opfergang David Nivens (Track 14, 15, 16) bei dem sich auch der Score mit einem unablässig sich im Kreis drehenden Motiv orgiastisch steigert. Ist aber eine schwere Wahl, und, wie schon jemand angemerkt hat, auch ein Stück weit tagesabhängig.
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Ist das der mit der Kletterei auf der Autokinoleinwand? Den habe ich mal gesehen, ist aber schon 20 Jahre her. Bei Boisset klaffen bei mir sowieso noch riesige Lücken, aber es fehlt ja auch noch eine Menge von ihm auf dem DVD-Markt.
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Das ist mir auch aufgefallen. Ich habe hier die alte DVD, die nur die deutsche Kinofassung enthält. Bei dieser Verfolgungsjagd gibt es auch ein paar Sekunden vorher schon einen sehr merkwürdigen Schnitt. Ich denke aber, das sind keine beabsichtigten Kürzung, sondern Filmrisse. Da fehlen einfach ein paar Sekunden in der Kopie. Das sieht man auch an den Verschmutzungen rund um die Schnittstellen und die holprigen Tonsprünge. Ich finde dieses authentische Zelluloid-Flair allerdings gerade bei solchen Filmen sehr angenehm. Und die deutschen Vorspanntitel haben auch ihr ganz eigenes Flair, selbst wenn es in diesem Fall der Titel einer späteren Wiederaufführung ist (Buddy fängt nur große Fische).
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Der amerikanische FILM NOIR von 1941 - 1958
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Eben. Und daran hapert es bei mir leider. Hatte zwar mal zwei Jahre französisch in der Schule, aber ich glaube, heute könnte ich nichtmal mehr in Frankreich eine Currywurst bestellen. David Raksin: FALLEN ANGEL Den abgebrannten Presseagenten Eric Stanton (Dana Andrews) verschlägt es in eine kleine Küstenstadt. In einem Diner bestellt er sich von seinem letzten Geld einen Imbiss. Umschwärmte Attraktion in diesem Lokal ist die Kellnerin Stella (Linda Darnell). Um an Geld zu kommen, übernimmt Eric ein wenig PR-Arbeit für die Bühnenshow von Professor Madley, der in der Stadt als Wahrsager auftritt. Dabei lernt er die aus wohlhabendem Hause stammende June Mills (Alice Faye) kennen, die sich sofort für ihn interessiert. Eric ist seinerseits hinter Stella her, doch die stellt finanzielle Ansprüche, bevor sie sich mit ihm einläßt. Daraufhin wendet er sich wieder June zu, in der Absicht sie nach der Hochzeit um ihr Erbe zu prellen. Doch seine Pläne zerfasern, als Stella ermordet wird. Premingers zweiter Noir mit Dana Andrews ist wiedermal ein Meisterwerk. Linda Darnell kommt die Rolle der Femme Fatale zu, obwohl sie zwar moralisch fragwürdig, aber nicht vorsätzlich böse handelt. Alice Fayes Charakter ist hier der unschuldige, tugendhafte Gegenpol inmitten der sie umgebenden Verkommenheit. Und in diesem Zusammenhang ist auch die Filmmusik interessant. Raksin ignoriert nämlich fast völlig die Dramatik, die in dieser fatalen Dreiecksbeziehung liegt. Er beginnt mit einer packenden, aber neutralen Overtüre und begleitet die folgende Tragödie dann mit dem bluesigen "Slowly", das mal instrumental und mal in gesungener Form aus den Lautsprechern des Diners kommt. Score im eigentlichen Sinne gibt es sehr wenig, und wenn, dann als säuselndes Liebesthema für die Beziehung zwischen Eric und June. Und genau so läßt Raksin den Film auch ausklingen, mit den sämigen Schußakkorden seines "Slowly"-Songs, obwohl das Ende eigentlich ein Ende mit sehr bitterem Beigeschmack ist. Doch das spiegelt sich nicht in der Musik wieder, die sich wie ein sarkastischer Kommentar auf ein vergiftetes Happy-End ausnimmt. Sehr wirkungsvoll. Der Score ist erstmals auf dem PREMINGER-AT-FOX-Set (meiner Meinung nach eine von Kritzerlands Großtaten) erschienen und enthält auch eine im Film nicht verwendete, von Alice Faye gesungene Version von "Slowly". There is nothing quite like Raksin in noir mode and FALLEN ANGEL is a Raksin classic. -
Der amerikanische FILM NOIR von 1941 - 1958
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Nach dem französischen Film habe ich mich vor einiger Zeit schonmal umgesehen. Aber der ist wohl nach wie vor nicht zu beschaffen. Eine japanische Version brauche ich weniger, und in einer Romantic-Comedy-Fassung möchte ich die Geschichte eigentlich auch nicht erleben. -
Französischer Pantoffelkino-Abend: DER MAULWURF (1982) In einer Straßenbahn mitten in Zürich wird ein Mann von Terrorsiten erschossen. Es stellt sich heraus, dass dieser Mann für einen französischen Spionagering gearbeitet hat. Spionage-Vergangenheit hat auch Sebastien Grenier (Lino Ventura), der sich aus dem Geschäft zurückgezogen hat und nun als Anlageberater arbeitet. Er wird von einem jovial auftretenden, aber nebulösen Staatsbeamten (Michel Piccoli) kontaktiert, der ihn auffordert, die Arbeit des Getöteten fortzusetzen. Außerdem habe Greniers Lebensgefährtin Kontakte zu linksradikalen Kreisen. Weitere Anschläge folgen, und Grenier gerät in ein undurchsichtiges Spionage-Komplott. Französische Filme haben oft einen auffallend naturalistischen Anstrich und eine ganz eigene Atmosphäre. So auch hier. Trotz seiner relativen Aktionsarmut fesselt DER MAULWURF mit einer interessanten Geschichte, glaubwürdigen Charakteren, starken Dialogen und einer sicheren Regie (Yves Boisset) mit Sinn fürs richtige Timing. Actionszenen gibt es wenige, und wenn, dann sind sie kurz, impulsiv und niemals selbstzweckhaft. Dass Greniers Ermittlungen irgendwann in eine rein persönliche Angelegenheit umschlagen, ist eigentlich nur eine Frage der Zeit. So kommt es dann auch. Aber es ist kein Hollywood-Kino, und das Ausleben privater Rachegedanken könnte eventuell ein bitteres Ende nehmen. Starker Film! Den melancholisch-düsteren Morricone-Score mit dem stampfenden Marsch mochte ich immer schon sehr gerne. DER ERBARMUNGSLOSE (1970) Im Gegensatz zum "Maulwurf" besitzt LA HORSE eine denkbar übersichtliche Handlung. Gutsbesitzer Maroilleur (Jean Gabin) führt ein strenges Regiment auf dem Familien-Bauernhof. Ausgerechnet hier deponieren Rauschgifthändler ihr Heroin-Paket. Das läßt sich "der Alte", wie er überall genannt wird, nicht gefallen. Er sieht rot, schüttet das Heroin (Slang-Ausdruck: Horse) weg und legt sich mit der Bande an. Mal abgesehen von seinen formalen Qualitäten tut sich der Film durch seine eindeutige Stellungnahme hervor. Das Leben ist sicherlich nicht leicht unter der Fuchtel des verknöcherten, stockkonservativen, aber bedingungslos prinzipientreuen Maroilleur. Doch wenn es darauf ankommt, ist auf ihn Verlaß. Familie und Besitz verteidigt er bis aufs Blut gegen den Feind von Außen, wozu sein Anhang kaum fähig zu sein scheint. Insbesondere sein Enkel Henri ist als verweichlichter 68er-Spross gezeichnet, dem man nichtmal die Verantwortung über den Gartenteich zutrauen würde. Eine simple Geschichte, die aber ihre Aktualität nicht verliert, und die auch und gerade heute auf die politische Situation angewandt werden kann und zur Diskussion herausfordert. Interessant und stimmig umgesetzt.